Index für Inklusion für Kindertageseinrichtungen

Lernen, Partizipation und Spiel in der inklusiven Kindertageseinrichtung entwickeln

Alle Jahre wieder weisen wir auf den Index für Inklusion für Kindertageseinrichtungen hin. Er ist eine Hilfestellung und Handreichung zur inklusiven Entwicklung. Er hilft bei der Planung und Umsetzung. Für den deutschsprachigen Raum hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) den Index übersetzen lassen und  herausgegeben. Die ältere Fassung steht als pdf frei zugänglich im Netz.

Mittel, um Partizipation zu erhöhen

Das Centre for Studies in Inclusive Education (CSIE) in Bristol in England hat den „Index for Inclusion – developing learning, participation and play in early years and childcare“ entwickelt.  Die GEW hat ihn unter dem Titel „Index für Inklusion (Tageseinrichtungen für Kinder)“ hierzulande herausgegeben. Er ist eine Hilfestellung und Handreichung zur Unterstützung der inklusiven Entwicklung in allen institutionellen Formen von Tageseinrichtungen für Kinder einschließlich Krippen, Spielplätze, Familienzentren, Krabbelstuben, Babysitten, Tagespflege, Kinderläden und Kinderhäuser. Der Indexist ein umfassendes Werk, das allen in diesen Einrichtungen helfen kann, ihre eigenen „nächsten Schritte“ zu finden, um die Partizipation der Kinder und Jugendlichen an Spiel und Lernen zu erhöhen.

Anregung zur Entwicklung

Die Materialien sind so konzipiert, dass sie auf dem Wissen und der Erfahrung der ErzieherInnen aufbauen und die Entwicklung jeder beliebigen Einrichtung anregen und unterstützen, unabhängig davon, wie „inklusiv“ die Einrichtung auch immer im Moment eingeschätzt wird. Und er ist ein Ansatz, sich mehr mit Erziehung, Bildung und Betreuung nach inklusiven Maßstäben zu befassen.

Dank der GEW steht der ältere Index von 2005 für alle frei zugänglich im Internet. Hier der Link.

Die Neuausgabe gibt es im Shop der GEW zum Einzelpreis von 16 €. Für größere Mengen gibt es ordentliche Rabatte. Hier der Link.




Praktische Hilfen, Downloads, Ideen und Konzepte zur Integration

Das Internetangebot des Bundesfamilienministeriums „Frühe Chancen“ informiert pädagogische Fachkräfte umfangreich

www.fruehe-chancen.de ist ein Internetangebot der Internetredaktion des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Unter dem Stichwort „Integration“ finden sich Informationen zum Thema. In der Rubrik „Auf einen Blick“ gibt es zahlreiche Links. Downloads sowie weitere Informationen. Mit dabei sind zum Beispiel eine Fülle von Antworten auf häufig gestellte Fragen. Ein eigener Bereich ist den rechtlichen Rahmenbedingungen gewidmet.

Handreichungen und Broschüren

Unter „Links & Downloads finden sich etliche Handreichungen und Praxismaterialien zur Betreuung von Kindern mit Fluchthintergrund. Dazu gehören Informationen zum Thema Flucht und Kindertagesbetreuung, Handreichungen und Broschüren zum Download und zum Bestellen, Praxismaterialien, Filme, Initiativen und Modellprogramme, Links und Downloads in den Bundesländern, Fachpublikationen sowie Informationen für Eltern.

Einfach praktisch

Die Rubrik „Willkommen in der Kindertagesbetreuung“ wendet sich direkt an pädagogische Fachkräfte und enthält Informationen und praktische Anregungen für den Fall, dass Kinder mit Fluchthintergrund in die Kita kommen. Eine Übersicht spezifischer Fort- und Weiterbildungen für Fachkräfte ist hier ebenfalls zu finden.

Und noch mehr Praxis

Wer praktische Anregungen, Interviews bis hin zu Konzepten sucht, findet diese unter dem Button „Aus der Praxis“. Eine Übersicht über verschiedene Initiativen und Programme, mit denen das Bundesfamilienministerium die Integration von Kindern fördert, ist unter „Was Politik leistet“ zu entdekcn..




Neuer, kostenloser Online-Kurs „Sonne, Mond und Sterne“

Von der Fortbildung zur Entdeckungsreise durchs All mit Kindern in Kita und Grundschule

Kann man auf dem Mond leben? Was genau sind eigentlich Sterne? Wohin geht die Sonne, wenn sie abends untergeht? Kinder haben etwa so viele Fragen zum Universum wie Sterne am Himmel stehen. Antworten darauf und Tipps für eine Entdeckungsreise durchs All mit Kita- und Grundschulkindern gibt es im neuen Online-Kurs „Sonne, Mond und Sterne“ der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ – kostenlos, kompakt und praxisnah auf campus.haus-der-kleinen-forscher.de.

Online-Kurs für Fachkräfte

Etwa ein bis zwei Stunden dauert der offene Online-Kurs auf der Lernplattform Campus und richtet sich an pädagogische Fach- und Lehrkräfte in Kita, Hort und Grundschule. Sie können das Format jederzeit starten und in ihrem eigenen Tempo absolvieren, auch mit Unterbrechungen. Dabei erfahren sie unter anderem, wie sich Sterne, Planeten und Monde voneinander unterscheiden, wie der Wechsel der Jahreszeiten entsteht und was es mit den Sternzeichen auf sich hat. Dazu gibt es bei „Sonne, Mond und Sterne“ viele praktische Anregungen, die Pädagoginnen und Pädagogen sofort in ihre Arbeit mit Kindern einbauen können: den Bau einer Sonnenuhr beispielsweise, das Gestalten eigener Planetenmodelle und die Himmelsbeobachtung.

Genug praktische Anregungen zum Loslegen

„Die vielen Fragen von Mädchen und Jungen zu unterschiedlichen Themen können auch für Erzieherinnen und Erzieher sowie Grundschullehrkräfte herausfordernd sein“, sagt Michael Fritz, Vorstandsvorsitzender der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“. „Sie sind aber auch eine Chance, um beispielsweise gemeinsam mit den Kindern das All zu entdecken und zu erforschen. Zum Einstieg braucht es gar nicht unbedingt eine große Fortbildung. Konzentrierte und qualitativ hochwertige Online-Kurse wie ‚Sonne, Mond und Sterne‘ bieten genug praktische Anregungen, um gleich loszulegen.“

Einmalig registrieren und gleich starten

Hier geht es direkt zum offenen Online-Kurs „Sonne, Mond und Sterne“. Für die kostenlose Teilnahme müssen sich Pädagoginnen und Pädagogen auf der Lernplattform einmalig registrieren und können sofort mit dem Kurs loslegen. Darüber hinaus gibt es auf der Lernplattform „Campus“ weitere kostenlose Webinare sowie offene und moderierte Online-Kurse zu vielen Themen rund um das Entdecken und Forschen mit Kindern.




GEW warnt vor System-Burnout in Kitas

Bildungsgewerkschaft sieht Situation in Kindertagesstätten am Kipppunkt

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnt die Bundesregierung, die Empfehlungen des Robert Koch-Institutes für die Kindertagesstätten (Kita) schnell umzusetzen. Zudem seien die Kommunen sowie freie und konfessionelle Kita-Träger mit den notwendigen Ressourcen auszustatten, damit diese ihre Beschäftigten schützen können und so das Vertrauen in die Arbeitgeber wieder gestärkt wird. „Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) muss jetzt handeln“, sagte Doreen Siebernik, GEW-Vorstandsmitglied Jugendhilfe und Sozialarbeit, mit Blick auf den heute tagenden Corona-Kita-Rat. „Die Situation in der frühkindlichen Bildung ist bundesweit dramatisch. Es darf kein Tag mehr verschenkt werden, sonst droht ein System-Burnout.“

Kaum Schutz für pädagogische Fahckräfte

Laut Siebernik sei die Erschöpfung der Kita-Teams, der Fachkräfte und Leitungen groß und lege sich wie ein bleierner Nebelschleier über den Alltag in den Einrichtungen. Viele Kolleginnen und Kollegen hätten ein Gefühl des „Ausgeliefertseins“. Nach wie vor könnten sich Erzieherinnen und Erzieher wegen des engen Kontakts zu den Kindern weder durch Abstandhalten noch mit Masken schützen. Gleichzeitig gebe es vielfach negative Rückmeldungen, weil die Lolli-Tests nicht verlässlich genug seien. „Die Situation, dass die Eltern nicht nur mit falsch positiven Ergebnissen umgehen müssen, sondern zunehmend auch mit falsch negativen, ist für alle frustrierend“, sagt Siebernik. „Nur wenn die Rahmenbedingungen der Beschäftigten in den Einrichtungen stimmen, kann qualitativ gute Arbeit geleistet werden und die Kinder fühlen sich wohl und geborgen wie in einer kleinen Familie.“

Hintergrund

Der Corona-Kita-Rat wurde als Fachgremium während der Pandemie eingerichtet. Er soll die Arbeit in den Kindertageseinrichtungen begleiten und die bundesweite Situation bewerten. Auf dieser Grundlage berät er die Bundesregierung.




Ich will mein Haupthaar zurück!

Jörg Mühle: Als Papas Haare Ferien machten

Möglichst stark und üppig soll sie sein, die Haarpracht des Mannes. Jedenfalls erzählen uns Fußballer und Models ungefragt in der Werbung, dass sie ihr Haupthaar unbedingt behalten wollen und deshalb eben genau dieses Shampoo… Bodyshaming ist bei den Männern angekommen. Und auch bei Papa. Denn der steht im Badezimmer und bürstet und föhnt.

Bis die Haare keinen Bock mehr auf diese Behandlung haben. Und einfach abhauen! Was dann passiert, ist so skurril und witzig geschrieben und gezeichnet, dass ich unvermittelt in lautes Lachen ausbrach. Papa rennt seinen Haaren hinterher, lauert ihnen mit dem Kescher hinter dem Baum auf, sucht im Restaurant, im Blumenladen, sogar im Zoo. Obwohl das im Gehege von Bär und Nilpferd nicht ganz ungefährlich ist.

Dann gibt Papa auf. Und seine Haare machen Ferien. Sie schreiben ihm – wie im Urlaub üblich – Postkarten aus aller Welt, schicken E-Mails und machen Selfies. Aus der Sahaara. Und Norhaarmerika. Nun ja, auch Coiffeur-Werkstätten sind ja heutzutage crehaartief in ihrer Namensfindung. Und ich finde, mit Glatze sieht Papa gar nicht so schlecht aus. Und er hat auch keine schlechte Laune mehr. Er hat seinen Kahlkopf akzeptiert.

Doch was passiert dann, an einem stürmischen Herbsttag? Ein haarsträubender Regenguss setzt ein…

Immer wieder wird behauptet, dass Jungen Lesemuffel seien. Dabei geben sie – auch in Studien – durchaus Antwort auf die Frage, was für Bücher sie gerne lesen würden: Spannend sollen sie sein. Und witzig. Am besten beides. Mit diesem haarfreundlichen Abenteuer werden Leseanfänger jede Menge Spaß haben. Und ihre Eltern auch. Denn die wollen ja irgendwann wissen, warum die Kinder so vergnügt lachen.

Ralf Ruhl

Mühle, Jörg
Als Papas Haare Ferien machten
Hardcover 72 Seiten, 21,6 cm x 15,4 cm x 1,2 cm
ab 7 Jahren
Moritz Verlag
ISBN 978-3-89565-427-572
9,95 Euro




Herzlichen Glückwunsch zum 50. Deutsches Kinderhilfswerk!

Heute feiert das Deutsche Kinderhilfswerk seinen 50. Geburtstag

Das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW) feiert heute seinen 50. Geburtstag. Am 17. Februar 1972 wurde der Verein in München gegründet. Vom ersten Tag an hatten die Gründer das klare Ziel vor Augen, Kinder in Deutschland zu unterstützen und ihnen gerechte Chancen zu ermöglichen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Heute befindet sich das Kinderhilfswerk in Berlin.

Neben vielem anderen schätzen wir von spielen-und-lernen-Seite das unermüdliche Engagement des Kinderhilfswerks für die Rechte der Kinder und gegen die noch immer weit verbreitete Kinderarmut. Zudem halten wir die Unterstützung und Begleitung des DKHW von Kindern und Jugendlichen, die ihre Rechte einfordern und konstruktiv in dieser Gesellschaft mitwirken möchten, für einen unschätzbaren Beitrag für unsere Demokratie und unsere Zukunft.

Unser besonderer Dank gilt Thomas Krüger, langjähriger Präsident des DKHW, Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des DKHW und Uwe Kamp, dem Pressesprecher des Hilfswerks. Und noch ein ganz besonderer Dank geht an Heiderose Brückner, die frühere Geschäftsführerin des DKHW, mit der wir seinerzeit eng zusammengearbeitet haben und doch einiges bewirken durften.

Wir gratulieren dem Deutschen Kinderhilfswerk ganz herzlich zum Geburtstag und wünschen ihm, in unser aller Sinne, weiter viel Erfolg in seinem Wirken!

Mehr zum Deutschen Kinderhilfswerk unter https://www.dkhw.de

Gernot Körner (Chefredaktion spielen und lernen)




Nachhaltigkeit im Arbeitsalltag? Leichter getan als gedacht!

Danke Mügge

Den Arbeitsalltag nachhaltig zu gestalten ist in der Tat einfacher als gedacht. Unser Nachhaltigkeitsvorbild, Müge macht es uns vor. Ob der Verzicht auf Fleisch, der Konsum von Bio-Produkten aus der Region oder die Nutzung von Spielzeugen aus nachwachsenden Rohstoffen aus dem KIRCHENShop – dies sind nur wenige Beispiele, wie man in kleinen Schritten Gutes für unser Morgen tun kann. Gerade in der Arbeit mit der jüngsten Generation, können die Weichen in Richtung Umwelt- und Tierschutz früh gestellt werden. Wir durften Müge bei ihrer Arbeit mit den Kindern begleiten und freuen uns, dass wir gemeinsam mit Pädiko an der Mission „Für unser Morgen“ arbeiten.

Nachhaltigkeit – Unsere Verantwortung als Onlineshop

Als KIRCHENShop helfen wir Ihnen dabei, Ihren täglichen Bedarf an nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen zu decken. Sie können sich sicher sein, dass bei uns nicht nur Nachhaltigkeit draufsteht, sondern auch tatsächlich drinsteckt. Hierfür verpflichten wir unsere Lieferunternehmen vorab über entsprechende Auskünfte zu ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeitskriterien. Entsprechen die Kriterien unseren Nachhaltigkeitsansprüchen, müssen Sie als Kund*in nichts weiter tun als im Sortiment den sog. Nachhaltigkeitsfilter zu aktivieren. Dort finden Sie eine stetig wachsende Auswahl von derzeit 25.000 geprüft nachhaltigen Produkten in den Bereichen Hygiene, Büro- und KiTabedarf.

Wir als nachhaltiger Onlineshop stehen in der Verantwortung, durch unser Angebot den klimatischen und gesellschaftlichen Wandel positiv zu verändern. Deshalb legen wir großen Wert auf zertifiziert natürliche Materialien, Bio- und Fairtrade Produkte sowie recycelte Kopierpapiere. Wir stehen in der Verantwortung die Artenvielfalt und die natürlichen Ressourcen zu schützen und die CO2 Emissionen zu reduzieren. Somit können unsere Kund*innen guten Gewissens bei uns einkaufen und tun gleichzeitig etwas für unser Morgen.

Möchten auch Sie etwas für unser Morgen tun?

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Jeder Zweite hält Deutschland für KEIN kinderfreundliches Land

Repräsentative Umfrage des Deutschen Kinderhilfswerkes offenbart enorme Defizite

Eine repräsentative Umfrage zum 50. Geburtstag des Deutschen Kinderhilfswerkes zeigt einen deutlichen Handlungsauftrag für Politik und Gesellschaft. Das fängt bei der Kinderfreundlichkeit an: Lediglich 48 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Deutschland ein kinderfreundliches Land ist. Das sind acht Prozentpunkte weniger als noch vor vier Jahren und zehn Prozentpunkte weniger als vor sieben Jahren.

92 Prozent der Befragten sehen es als sehr wichtig oder wichtig an, dass die Interessen von Kindern auch in Krisenzeiten, wie zum Beispiel während der Corona-Pandemie, berücksichtigt werden. Dass dies tatsächlich erfüllt wird, meinen hingegen nur 17 Prozent. Sehr große Diskrepanzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit gibt es auch bei der Frage der Bekämpfung der Kinderarmut in Deutschland und beim Schutz der Kinder vor Gewalt. Außerdem sehen fast die Hälfte der Befragten Probleme bei der Umsetzung des Anspruchs auf ausreichend Spiel- und Freizeitmöglichkeiten für Kinder.

„Die Ergebnisse der Umfrage zeigen die gewaltige Aufgabe, vor der unsere Gesellschaft steht. Nicht einmal die Hälfte der Befragten hält Deutschland für ein kinderfreundliches Land. Die Zweifel an der Kinderfreundlichkeit der deutschen Gesellschaft beruhen darauf, dass alle Bereiche, die für eine kinderfreundliche Gesellschaft als wichtig erachtet werden, als defizitär eingeschätzt werden. Für eine kinderfreundlichere Gesellschaft wird vor allem mehr Aufmerksamkeit für die Interessen von Kindern auch in Krisenzeiten gefordert. Die Meinungen, was ein kinderfreundliches Deutschland ausmachen sollte und inwieweit das in der Gesellschaft erfüllt wird, gehen hier am stärksten auseinander. Zudem werden bei der Bekämpfung der Kinderarmut und beim Schutz der Kinder vor Gewalt die größten Defizite konstatiert. Hier muss die neue Bundesregierung gemeinsam mit Ländern und Kommunen die Rechte von Kindern konsequenter in den Blick nehmen. Das wäre vor allem für die Kinder in Deutschland eine längst überfällige gute Nachricht und für das Deutsche Kinderhilfswerk ein schönes Geburtstagsgeschenk“, betont Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes.

„Für eine kindgerechte Gesellschaft ist neben der Politik aber immer auch die soziale Gemeinschaft verantwortlich. Denn Kinderfreundlichkeit beginnt im Alltag, beim direkten und respektvollen Umgang mit Kindern. Dieser Respekt ist in unserer Gesellschaft leider an vielen Stellen nur unzureichend vorhanden. Wir brauchen aber die gesamte Gesellschaft, damit Deutschland ein kinderfreundliches Land wird. Das Übergehen der Kinderinteressen, die Schließung von Spielstraßen, die Verwahrlosung oder der Rückbau von Kinderspielplätzen, Klagen gegen Kinderlärm oder Restaurants und Hotels, in denen Kinder keinen Zutritt haben, sind Anzeichen einer kinderentwöhnten und an manchen Stellen sogar kinderfeindlichen Gesellschaft“, so Krüger weiter.

Die Umfrageergebnisse im Einzelnen

Wichtigkeit verschiedener Aspekte für eine kinderfreundliche Gesellschaft

Fast alle Befragten (99 Prozent) sind der Meinung, dass der Schutz von Kindern vor Gewalt für eine kinderfreundliche Gesellschaft sehr wichtig oder wichtig ist. 95 Prozent betrachten ausreichende Spiel- und Freizeitmöglichkeiten für Kinder als sehr wichtig oder wichtig für eine kinderfreundliche Gesellschaft. Dass die Interessen von Kindern auch in Krisenzeiten, wie zum Beispiel in der Corona-Krise, berücksichtigt werden, halten 92 Prozent für (sehr) wichtig, 90 Prozent finden die Unterstützung von Familien mit Kindern (z.B. finanziell oder durch eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie) (sehr) wichtig. Für 86 Prozent ist es sehr wichtig oder wichtig, dass sich Politiker genügend um die Bekämpfung von Kinderarmut kümmern, für ebenfalls 86 Prozent ist selbstbestimmte Zeit und ausreichend Erholung für Kinder (sehr) wichtig.

83 Prozent sagen dies über die Berücksichtigung der Bedürfnisse von Kindern im Alltag (zum Beispiel in der Öffentlichkeit, im Restaurant, in der Nachbarschaft etc.). 74 Prozent der Befragten halten es für eine kinderfreundliche Gesellschaft für (sehr) wichtig, dass man sich in Deutschland gut um Kinder aus Flüchtlingsfamilien kümmert. Dass Kinder bei Angelegenheiten mitbestimmen dürfen, die sie selbst betreffen, finden 62 Prozent der Befragten (sehr) wichtig.

Umsetzungsgrad verschiedener Aspekte für eine kinderfreundliche Gesellschaft

Vergleichsweise am häufigsten sehen die Befragten ausreichende Spiel- und Freizeitmöglichkeiten für Kinder (46 Prozent), selbstbestimmte Zeit und ausreichend Erholung für Kinder (40 Prozent) sowie die Berücksichtigung der Bedürfnisse von Kindern im Alltag (38 Prozent) als sehr gut oder gut erfüllt an.

Lediglich rund ein Drittel der Befragten hält die Punkte Unterstützung von Familien mit Kindern (36 Prozent) und das Kümmern um Kinder aus Flüchtlingsfamilien (34 Prozent) in Deutschland für (sehr) gut erfüllt.

Nur jeweils etwa ein Viertel meint, dass die Punkte Schutz der Kinder vor Gewalt (28 Prozent) sowie Mitbestimmung von Kindern (25 Prozent) sehr gut oder gut erfüllt sind. Dass Kinderinteressen auch in Krisenzeiten wie zum Beispiel in der Corona-Krise berücksichtigt werden, meinen nur 17 Prozent der Befragten und nur 15 Prozent sind der Ansicht, dass Politiker sich genügend um die Bekämpfung von Kinderarmut kümmern.

Diskrepanzen zwischen „Soll“- und „Ist“-Zustand

Alle abgefragten Aspekte werden von der großen Mehrheit der Befragten als (sehr) wichtig für eine kinderfreundliche Gesellschaft erachtet – dass sie gegenwärtig in Deutschland auch (sehr) gut erfüllt sind, meint hingegen weniger als die Hälfte der Befragten.

Die größten Diskrepanzen zwischen der Bedeutung der Aspekte für ein kinderfreundliches Land und ihrem wahrgenommenen Erfüllungsgrad zeigen sich hinsichtlich der Berücksichtigung der Kinderinteressen in Krisenzeiten (minus 75 Prozentpunkte), der Bekämpfung von Kinderarmut (minus 71 Prozentpunkte), dem Schutz der Kinder vor Gewalt (minus 71 Prozentpunkte) sowie der Unterstützung von Familien mit Kindern (minus 54 Prozentpunkte).

Große Diskrepanzen zwischen der Bedeutung der Aspekte für ein kinderfreundliches Land und ihrem wahrgenommenen Erfüllungsgrad zeigen sich aber auch bei den Fragen hinsichtlich ausreichender Spiel- und Freizeitmöglichkeiten für Kinder (Diskrepanz von 49 Prozentpunkten), hinsichtlich selbstbestimmter Zeit und ausreichender Erholung für Kinder (Diskrepanz von 46 Prozentpunkten) und der Berücksichtigung der Kinderbedürfnisse im Alltag (Diskrepanz 45 Prozentpunkte). Das gilt auch bei der Frage, ob man sich in Deutschland gut um Kinder aus Flüchtlingsfamilien kümmert (Diskrepanz von 40 Prozentpunkten) und bei der Mitbestimmung von Kindern, wenn es um Angelegenheiten geht, die sie betreffen (Diskrepanz von 37 Prozentpunkten).

Ist Deutschland ein kinderfreundliches Land?

Mit nur 48 Prozent sind weniger als die Hälfte der Befragten der Meinung, dass Deutschland ein kinderfreundliches Land ist. Nach dem Urteil von 43 Prozent ist Deutschland alles in allem kein kinderfreundliches Land. Damit fällt der Anteil derjenigen, die Deutschland als kinderfreundliches Land einschätzen, geringer aus als 2015 und 2018. Damals waren noch 58 Prozent bzw. 56 Prozent der Meinung, dass Deutschland ein kinderfreundliches Land ist.

Jüngere meinen wesentlich häufiger als Ältere (76 Prozent der 18- bis 29-Jährigen zu 26 Prozent der über 60-Jährigen), Westdeutsche häufiger als Ostdeutsche (50 Prozent zu 38 Prozent) und Männer häufiger als Frauen (53 Prozent zu 43 Prozent), dass Deutschland alles in allem ein kinderfreundliches Land ist.

Auch entlang der Parteipräferenzen zeigen sich statistisch signifikante Auffälligkeiten. So halten 77 Prozent der Anhängerinnen und Anhänger der Unionsparteien und 61 Prozent der FDP- Anhängerinnen und Anhänger Deutschland für ein kinderfreundliches Land. Deutlich geringere Zustimmungswerte sind im Lager der SPD (44 Prozent), der AfD (40 Prozent) sowie der Linken (39 Prozent) und der Grünen (38 Prozent) zu verzeichnen.

Für die repräsentative Umfrage zur Kinderfreundlichkeit in Deutschland wurden vom Politik- und Sozialforschungsinstitut Forsa im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerkes im Januar 2022 deutschlandweit 1.004 wahlberechtigte Personen ab 18 Jahren befragt. Die statistische Fehlertoleranz liegt zwischen bei +/- drei Prozentpunkten.

Weitere Ergebnisse der Umfrage und Grafiken können unter https://dkhw.de/Umfrage-Kinderfreundlichkeit-2022 heruntergeladen werden.