Höherer Mindestunterhalt für minderjährige Kinder

Neue Bemessungsgrundlage für Jugendämter und Gerichte

Der Mindestunterhalt ist der Barbetrag, den ein minderjähriges Kind zum Leben benötigt. Er bildet die Berechnungsgrundlage für die Höhe der Unterhaltsvorschussleistungen der Jugendämter. Ausgehend von ihm wird auch die zur Berechnung des Kindesunterhalts in der Praxis gebräuchliche Düsseldorfer Tabelle berechnet. Der Mindestunterhalt ist somit auch maßgeblich für den Anspruch, den ein minderjähriges Kind an den Elternteil stellen kann, mit dem es nicht in einem Haushalt lebt. Die Höhe des Mindestunterhalts wird nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch alle zwei Jahre vom Bundesministerium der Justiz durch Rechtsverordnung festgelegt. Bezugsgröße hierfür bildet das steuerfrei zu stellende sächliche Existenzminimum. Dieses wiederum wird alle zwei Jahre in einem Bericht der Bundesregierung ausgewiesen, zuletzt durch den 13. Existenzminimumbericht aus dem Jahre 2020 (Bundestagsdrucksache 19/22800).

Ein paar Euro mehr

Durch die Vierte Verordnung zur Änderung der Mindestunterhaltsverordnung wird der Mindestunterhalt für die Jahre 2022 und 2023 festgelegt. Mit der Verordnung wird der Mindestbetrag wie folgt angehoben. In der ersten Altersstufe (Kinder bis zur Vollendung des sechsten Lebensjahrs) steigt der Mindestunterhalt zum 1. Januar 2022 von derzeit 393 auf 396 Euro an; ab dem 1. Januar 2023 wird er 404 Euro betragen. In der zweiten Altersstufe (Kinder vom siebten bis zur Vollendung des zwölften Lebensjahrs) steigt der Mindestunterhalt zum 1. Januar 2022 von 451 auf 455 Euro an; ab dem 1. Januar 2023 beträgt er 464 Euro. In der dritten Altersstufe (minderjährige Kinder vom 13. Lebensjahr an) steigt der Mindestunterhalt zum 1. Januar 2022 von 528 auf 533 Euro an; ab dem 1. Januar 2023 beträgt er 543 Euro.

Quelle: Pressemitteilung des Bundesministeriums der Justiz




„Wir brauchen Spiel und Bewegung – draußen und gemeinsam“

Das Deutsche Kinderhilfswerk stellt das Motto des Weltspieltages 2022 vor

Unter dem Motto „Wir brauchen Spiel und Bewegung – draußen und gemeinsam“ will das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW) gemeinsam mit seinen Partnern im „Bündnis Recht auf Spiel“ und dem diesjährigen Kooperationspartner „Kinderfreundliche Kommunen e.V.“ darauf aufmerksam machen, dass vielfältige Outdoor-Bewegungs- und Spielgelegenheiten eine zentrale Rolle bei einer ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung und dem gesunden Aufwachsen von Kindern spielen.

Insbesondere angesichts der weiterhin vielerorts geltenden Einschränkungen für Kinder durch die Corona-Pandemie sei es wichtig, die Aufmerksamkeit für das Thema Spiel- und Bewegungsförderung zu erhöhen und die Bedingungen für das Draußenspiel von Kindern zu verbessern, so das DKHW in einer Mitteilung. Gleichzeitig sei das Motto ein Aufruf an die Eltern, ihren Kindern dafür den nötigen Freiraum zu geben und sie zum bewegten Draußenspiel zu ermuntern. Kommunen, Vereine, Initiativen und Bildungseinrichtungen sind aufgerufen, mit einer Aktion am Weltspieltag 2022 teilzunehmen und darüber hinaus für eine grundsätzliche Verbesserung der Rahmenbedingungen zu sorgen.

Plädoyer für das Draußenspiel

„Für Kinder ist gemeinsames Spielen draußen an der frischen Luft die natürlichste Sache der Welt. Doch vielfach konnten sie dem schon vor der Corona-Pandemie nur unzureichend nachkommen. Inzwischen besteht die Gefahr, dass sich das Spiel- und Bewegungsverhalten von Kindern grundsätzlich nachteilig verändert, die Kindheit hat sich zunehmend in Innenräume verlagert. Denn wenn sie selten gemeinsam draußen herumtollen und sich dadurch nur wenig bewegen, kann das bis ins Erwachsenenalter negativen Einfluss haben. Die Bedingungen für das gemeinsame Draußenspiel haben sich in den letzten Jahren drastisch verschlechtert, auch durch die zunehmende Verdichtung und Versiegelung unserer Städte, durch die immer mehr Freiflächen und Spielmöglichkeiten für Kinder verloren gehen“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des DKHW.

Kinderfreundliche Kommunen stellen Kinderrechte in den Mittelpunkt

„Kinderfreundliche Kommunen stellen die Rechte von Kindern und Jugendlichen in den Mittelpunkt. Dazu gehört es, Bewegungs- und Spielflächen für Kinder und Jugendliche zu erhalten und neu mit ihnen zu entwickeln. Mit unserer mittlerweile zehnjährigen Erfahrung haben die Kinderfreundlichen Kommunen in den Zeiten der Corona-Pandemie den Kindern und Jugendliche Angebote draußen geschaffen, um die Einschränkungen zu kompensieren und ihnen Spiel und Bewegung zu ermöglichen. Die Kinderrechte spielten in den Krisenstäben eine wichtige Rolle. Wir hoffen, dass diese Erfahrungen in anderen Kommunen Schule machen“, sagt Dominik Bär, Geschäftsführer des Vereins Kinderfreundliche Kommunen e.V.

Aufruf an Initiativen, Vereine und öffentliche Einrichtungen

Der Weltspieltag 2022 wird deutschlandweit zum 15. Mal ausgerichtet. Zum Weltspieltag sind Schulen und Kindergärten, öffentliche Einrichtungen, Vereine und Nachbarschaftsinitiativen aufgerufen, in ihrer Stadt oder Gemeinde eine beispielgebende oder öffentlichkeitswirksame Aktion durchzuführen – egal ob Spiel-, Beteiligungs- oder Protestaktion. Denn der Aktionstag dient ebenso der Lobbyarbeit für das Recht auf Spiel. Die Partner sind vor Ort für die Durchführung ihrer Veranstaltung selbst verantwortlich. Das Deutsche Kinderhilfswerk stellt umfangreiche Aktionsmaterialien zum Bewerben des Weltspieltages zur Verfügung. Weitere Informationen unter www.weltspieltag.de.




Baby Paul ist ein kleiner Schreihals

Maja Gerke, Wiltrud Wagner: Wein doch nicht, Paul!

Die kleinformatige und äußerst kostengünstige Buchreihe hat Greta, ihren Vater und ihre Mutter bereits durch die Schwangerschaft begleitet. Und dabei gut erklärt, was da alles passiert; freundlich, altersgerecht, praktisch ausgerichtet. Was Eltern und Großeltern, die mit „Wieso-Weshalb-Warum“-Fragen konfrontiert sind, besonders freut.

Jetzt ist Paul da – und er schreit. Nicht nur oft, sondern auch laut. Greta hält sich die Ohren zu. Und fragt „habe ich auch so viel geschrien?“ Die Antwort ist ein klares „nein“, gefolgt von „jedes Kind ist anders“. Das bleibt jedoch nicht nur Phrase. Denn es wird gezeigt, was Paul aufregt: Veränderung, Lautstärke, Bewegung im Zimmer, starke Helligkeit. Das ist einer der unangenehmsten, aber wichtigsten Jobs der Eltern in der ersten Zeit nach der Geburt: Herausfinden, was das Baby braucht.

Und so ist es auch sehr unterschiedlich, was hilft. Manchmal will Paul getragen werden – oft ein Job für Papa. Manchmal hilft der Zufall: Papa kommt mit dem Staubsauger – und dem Kleinen fallen die Augen zu. Manchmal hilft ein Bad, manchmal festes Einwickeln.

Sehr schön: Es ist ganz selbstverständlich, dass Papa sich genauso mit Paul beschäftigt wie Mama. Und genauso Greta erklärt, was gerade los ist. Nicht ganz realistisch ist jedoch, dass von Oma bis Hebamme, von Schwester bis Eltern alle immer ganz gelassen und freundlich bleiben. So wird die Chance vertan, dem großen Geschwister auch Ärger und Wut zu erlauben. Denn solche Gefühle sind da, die lassen sich nicht weglächeln. Und gleichzeitig kann gezeigt werden, dass es überhaupt nicht geht, diese Gefühle nicht am Baby auszulassen.

Eine schöne, kleinformatige Buchreihe, die auch zum Mitbringen beim ersten Besuch beim neuen Erdenbewohner geeignet ist.

Ralf Ruhl

Bibliographie

Maja Gerke, Wiltrud Wagner:
Wein doch nicht, Paul!
Mabuse 2021
Minibuch, Paperback, 27 Seiten
ab 4 Jahre
www.mabuse-verlag.de
ISBN: 978-3-86321-552-1
1,40 Euro




Selbstreflexion als Schlüssel zu innerer Stärke

Ein spannender, abenteuerlicher und bereichernder Weg zu uns selbst

Durch die Selbstreflexion kommt man sich selbst sehr viel näher und gewinnt dadurch einen Überblick über das eigene Leben. Es erfüllt mich heute mit einer großen Dankbarkeit, dass ich mich auf die Selbsterfahrungsseminare und die damit verbundene Selbstreflexion eingelassen habe. Dadurch habe ich an Selbstvertrauen gewonnen und konnte meine Fähigkeiten, Ressourcen und Potenziale erweitern und meine Standpunkte festigen.

Schmerzvoll und bereichernd zugleich

Die Auseinandersetzung mit sich selbst, vor allen Dingen auch in der Gruppe, ist sehr intensiv, oft auch schmerzvoll, ernst, anstrengend und schon gar nicht immer einfach. Dafür macht man aber auch immer wieder viele wertvolle Erfahrungen mit unerwarteten, erstaunlichen und bereichernden Erkenntnissen über die eigenen Persönlichkeitsmerkmale, Standpunkte und Fähigkeiten.

Innere Türen öffnen

Eine ganz besondere Möglichkeit, die uns die Selbsterfahrung schenkt, ist es, zu entdecken, dass wir selbst eine Tür aufmachen können – es ist die Tür zu uns selbst! Die Tür zu unserer inneren und ureigensten Wahrheit. Ein wichtiger Schritt nach vorne, der zu einer klärenden Zeitreise werden kann, die den Mut und das Abenteuer in sich birgt, auch noch weitere Türen zu öffnen, um sein verborgenes Selbst hinter jeder verschlossenen Tür ein bisschen mehr aufzuspüren, zu reflektieren und zu integrieren.

Das Leben ist ein Labyrinth

Als meine Tochter Carlotta acht Jahre alt war und wir über das Leben und den Tod gesprochen haben, sagte sie: „Das Leben ist wie ein Labyrinth, nach jedem Lebensjahr geht eine neue Tür auf, und wenn keine Tür mehr aufgeht, ist das Leben zu Ende.“ Eine kluge Vorstellung eines achtjährigen Mädchens.

Verloren, verdrängt, verachtet, verboten, verschlossen und verborgen

Nun bleibt die Frage, an was aus diesen Lebensjahren können wir uns noch erinnern? Sind es nur die schönen Erlebnisse oder auch die Erlebnisse, die uns Kummer und Sorgen gemacht haben und uns zum Zweifeln und Grübeln gebracht haben. Handelt es sich um Wut, Angst, Trauer, Enttäuschung, Ärger, Neid, Schmerz etc.? Warum ist vieles wie weggepustet und nicht mehr in unserem Bewusstsein vorhanden? Verloren, verdrängt, verachtet, verboten, verschlossen – verborgen in unserem Inneren, hinter den noch nicht geöffneten Türen.

Erkenne dich selbst! … heißt ganz einfach: Gib einigermaßen acht auf dich selbst, nimm Notiz von dir selbst, damit du gewahr werdest, wie du zu deinesgleichen und der Welt zu stehen kommst!

Johann Wolfgang von Goethe

Schattenseiten

Oft sind es eben die weniger schönen Erlebnisse, an die wir uns nicht erinnern möchten. Es sind unsere Schattenseiten, unsere inneren abgespeicherten Muster, die auch wenn sie im Verborgenen liegen, zu uns gehören und im täglichen Alltag in uns weiter wirken (ob wir es wollen oder nicht) und Einfluss auf unsere gegenwärtigen Gedanken, Gefühle und unser gegenwärtiges Verhalten haben.

Welche Muster in uns wirken

Um unsere Fähigkeiten und Ressourcen aufbauen zu können, ist es nötig, manche „Lebensjahrtüren“ noch einmal zu öffnen, damit wir erkennen, welche Muster aufgrund längst vergangener Lebenserfahrungen noch in uns wirken und welche davon wir verwandeln und ablegen möchten. Dabei geht es nicht darum, die Lebenserfahrungen und Verhaltensmerkmale aus der Vergangenheit zu verurteilen, sondern vielmehr darum, sie als sinnvolle Lebensaufgaben und Herausforderungen zu verstehen, um mit der eigenen Lebensgeschichte zu wachsen. Dafür braucht jeder Mensch seinen eigenen individuellen Zeitraum.

Je nachdem welche Steine wann auf unserem Weg liegen, können die Lebensabschnitte von Menschen sehr unterschiedlich verlaufen. Steine stehen symbolisch für unsere Probleme.

Welche Steine liegen auf unserem Weg?

Da gibt es winzige, kleine, mittlere und riesige Steine, ganze Steinhaufen, sogar richtige Felsbrocken oder ganze Berge zu überwinden. Mal geht es leicht voran, mal ist es schwer und anstrengend, mal geht es eine lange Zeit nicht weiter, weil wir die Steine nicht sehen, oder wenn wir sie sehen, umgehen wir die Steine oder suchen uns einen anderen Weg. Mal kommen sie unverhofft und manchmal blockiert ein riesiger Berg das Weiterkommen. Selbst dann gibt es Möglichkeiten, die schwer auf uns lastenden Probleme und Ängste zu überwinden (ggf. mit Hilfe) und mit neuem Mut das eigene Leben zu gestalten. 

Übung: Das eigene Leben klären

Du brauchst etwas zu schreiben und Papier oder dein persönliches Tagebuch.

  1. Lies die oben aufgeführten Punkte noch einmal sorgfältig durch, beziehe sie auf dein Leben heute und lausche in dich hinein, welche Aussagen dabei mit dir in Resonanz gehen. Welche Aussagen dich berühren, dich treffen und betreffen.
  2. Brainstorming: mein Leben heute! Halte unter dieser Überschrift die ersten Gedanken, die dir dazu in den Sinn kommen, stichpunktartig auf einem Blatt Papier fest. Bearbeite nach und nach möglichst viele Punkte auf diese Weise. Sei möglichst ehrlich und aufrichtig mit dir selbst.
  3. Die Bestandsaufnahme wird dazu beitragen, einen Überblick und eine Klarheit über die eigene Lebenssituation zu bekommen.

Diesen Beitrag haben wir folgendem Buch entnommen:

Kathrin Nuerge
Starke Erzieher – starke Kinder
Eigene Ressourcen entdecken und einsetzen

Burckhardthaus-Laetare
ISBN: 9783944548241
240 Seiten, 20,00 €




Sozialer Stress in der Schule wirkt sich negativ auf die Hirnentwicklung aus

Studie unterstreicht die Bedeutung eines integrativen Schulklimas, das durch ein geringes Maß an sozialer Ausgrenzung gekennzeichnet ist

Soziale Ausgrenzung in der Klasse hat schädliche und langfristige Auswirkungen auf die Entwicklung eines Kindes. Sie beeinflusst die strukturelle Entwicklung der grauen Substanz der linken Inselrinde (Teil der Großhirnrinde) von Schülerinnen und schülern. Dies ist eine der wesentlichen Erkenntnisse einer Studie zur Frage, inwieweit das Gefühl der sozialen Zugehörigkeit und Ausgrenzung in der Schule bei Jugendlichen mit ihrer strukturellen Gehirnentwicklung zusammenhängt. Die Studie wurde in der internationalen Fachzeitschrift „Child Development“ veröffentlicht (http://dx.doi.org/10.1111/cdev.13613).

Zusammenhang zwischen sozialem Stress und Gehirnentwicklung

Bislang haben nur wenige Längsschnittstudien den Zusammenhang zwischen sozialen Stressfaktoren (zum Beispiel Viktimisierung durch Gleichaltrige) und der strukturellen Gehirnentwicklung bei Jugendlichen untersucht. Dabei ist es möglich, mit Hilfe von strukturellen Magnetresonanztomographie-Daten (MRT) und -Analysen wichtige Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie sich soziale Faktoren auf die Gehirnentwicklung auswirken. Mehrere funktionelle Hirnentwicklungsstudien haben bereits gezeigt, dass schulische Zugehörigkeit und soziale Ausgrenzung mit der Hirnaktivität in Bereichen des sogenannten Social Brains zusammenhängen, das mit der Navigation in komplexen sozialen Umgebungen verbunden ist und die Interaktion und Kooperation mit anderen erleichtert. Erziehungswissenschaftler und Neurowissenschaftler der Universität Greifswald haben jetzt gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der Charité Berlin Gehirn- und Fragebogendaten von 71 Sekundarschülerinnen und -schülern untersucht.

Spezifische Hirnregionen des Scoial Brains

Dabei wurden spezifische Hirnregionen des Social Brains identifiziert. Diese sind für soziale Akzeptanz und Ausgrenzung relevant. Die Ergebnisse wurden mit Daten aus begleitenden Befragungen kombiniert. Im Einzelnen wurde der Einfluss von Schulzugehörigkeit, sozialer Ausgrenzung in der Schule unter Berücksichtigung des Pubertätsstatus im Hinblick auf Veränderungen in verschiedenen Hirnregionen analysiert. Es zeigte sich ein Zusammenhang zwischen sozialer Ausgrenzung (und nicht Zugehörigkeit) und dem Volumen der grauen Substanz in der linken Inselrinde.

Wie wichtig ein integratives Schulsystem wäre

Von Mitte der neunten. bis Mitte der zehnten. Klasse war die Abnahme der grauen Substanz umso geringer, je mehr soziale Ausgrenzung die Schülerinnen wahrnahmen. Die normale Hirnentwicklung bei Jugendlichen ist durch eine Abnahme der grauen Substanz und Ausdünnung charakterisiert, was zu einer effizienteren Funktion beiträgt. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass ungünstige soziale Faktoren die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigen können, und unterstreichen die Bedeutung eines integrativen Schulklimas, das durch qualitativ hochwertige Beziehungen und ein geringes Maß an sozialer Ausgrenzung gekennzeichnet ist.

Zusammenfassung

Zusammenfassend zeigt die vorliegende Studie, dass soziale Ausgrenzung in der Schule die strukturelle Entwicklung der grauen Substanz der linken Inselrinde von Schülerinnen und Schülern beeinflusst. Lehrkräfte und ErzieherInnen sollten sich bewusst sein, dass soziale Ausgrenzung in der Klasse schädliche und langfristige Auswirkungen auf die Entwicklung eines Kindes hat. Sie kann die Reifung des sozialen Gehirns so beeinträchtigen, dass sie die Interaktion und Kooperation eines Schülers mit anderen behindert. Diese Studie trägt somit zum Verständnis der Reifung des Gehirns in Bezug auf die sozialen Funktionen bei. Sie gibt Aufschluss darüber, wie die Entwicklung des sozialen Gehirns unterstützt werden und wie folglich die soziale Kompetenz in der Schule gefördert werden kann.

Die Studie wurde mit 800.000 Euro von der VolkswagenStiftung im Rahmen des Forschungsprojektes SELF (Sozio-Emotionale LernFaktoren) unter Leitung von Diana Raufelder finanziert.

Weitere Informationen

Die Studie wurde in der international hochrangigen Zeitschrift Child Development veröffentlicht:
http://dx.doi.org/10.1111/cdev.13613
Um Näheres über die Studie zu erfahren, können Interessierte direkt Prof. Dr. Dr. Diana Raufelder anschreiben.

Ansprechpartnerin an der Universität Greifswald

Prof. Dr. Dr. Diana Raufelder
Institut für Erziehungswissenschaft | LS Schulpädagogik
Ernst-Lohmeyer-Platz 3, 17489 Greifswald
Telefon +49 3834 420 3710
diana.raufelder@uni-greifswald.de

Quelle: Universität Greifswald




Zeit für ein kindgerechtes Deutschland

30 Jahre UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland – 50 Jahre Deutsches Kinderhilfswerk

Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert zum Jahresbeginn Bund, Länder und Kommunen auf, anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des Inkrafttretens der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland die Kinderrechte in diesem Jahr stärker in den Fokus zu nehmen. Dazu muss Kinderpolitik in Deutschland verstärkt als Querschnittsaufgabe verankert werden. Gerade in Fragen der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen werden Kinderrechte in Deutschland vielfach missachtet. Das gilt angesichts der anhaltend hohen Kinderarmutsquote auch für den Bereich der sozialen Sicherheit.

Gesetzliche Rahmenbedingungen schaffen

„Die praktische Durchsetzung von Kinderrechten ist eine Frage von gesetzlichen Rahmenbedingungen, aber ebenso abhängig von einer Grundhaltung unserer Gesellschaft Kindern gegenüber. Wir brauchen die gesamte Gesellschaft, damit Deutschland ein kinderfreundliches Land wird. Zwischen der Zielsetzung der UN-Kinderrechtskonvention und ihrer Verwirklichung klafft eine zu große Lücke. Der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung sieht eine Reihe von Maßnahmen vor, die die Situation von Kindern und ihren Familien verbessern können. Dazu zählen vor allem die Einführung einer Kindergrundsicherung, die Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz und die Absenkung des Wahlalters bei Bundestags- und Europawahlen auf 16 Jahre. Jetzt gilt es, diese Vorhaben möglichst schnell auf den Weg zu bringen“, betont Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes.

Kinder sind eigenständige Persönlichkeiten mit eigenen Rechten

Die Arbeit des Deutschen Kinderhilfswerkes zeigt, dass in der öffentlichen Wahrnehmung Kinder noch nicht durchgängig als eigenständige Persönlichkeiten mit eigenen Rechten wahrgenommen werden. Aber auch im Alltag von Familien sowie in der täglichen Praxis von Schulen, Verwaltungen und Politik muss der Bewusstseinswandel schneller voranschreiten. Schon die Diskussion in den letzten Jahren um eine Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz hat gezeigt, wie wichtig es ist, die allgemeine Öffentlichkeit mit den Kinderrechten vertrauter zu machen.

Aktiver Einsatz für die Belange der Kinder

„Wir sollten uns aktiv für die Belange und Bedürfnisse von Kindern einsetzen und so die Basis für eine gesellschaftliche Entwicklung Deutschlands schaffen, die dem demografischen Wandel Rechnung trägt und die Rechte von Kindern konsequent in den Blick nimmt. Denn Kinder sind nicht einfach nur unsere Zukunft, sondern vor allem sind sie ein existenzieller Bestandteil des Hier und Jetzt. Auch wenn seit Inkrafttreten der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland vor fast 30 Jahren eine Reihe von Verbesserungen erreicht werden konnten, müssen wir in der Gesamtschau der deutschen Gesellschaft eine anhaltende Ausblendung und Verdrängung von Kinderinteressen attestieren. Gerade die vergangenen Pandemie-Monate haben gezeigt, welch geringen Stellenwert die Belange junger Menschen an vielen Stellen hierzulande haben“, so Krüger weiter.

Zwei Jubiläen mit einem Ziel

„Umso wichtiger ist es nun den Blick auf die Kinderrechte zu richten. Und das mit zwei runden Jubiläen. Wir werden in diesem Jahr nicht nur den 30. Jahrestag des Inkrafttretens der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland feiern, sondern auch den 50. Geburtstag des Deutschen Kinderhilfswerkes. Dazu sind unter dem Motto „Für ein kindgerechtes Deutschland” zahlreiche Aktionen und Maßnahmen geplant, beispielsweise ein Kinder- und Jugendgipfel in Berlin, ein neues Gesprächsformat unter dem Titel „Jugend trifft Politik“, eine Studie zur Kinderfreundlichkeit in Deutschland oder der Kinderreport des Deutschen Kinderhilfswerkes zum Thema Generationengerechtigkeit. Aber natürlich werden auch der Weltspieltag, der Weltkindertag und der Internationale Tag der Kinderrechte wichtige Wegmarken in diesem Jahr setzen“, sagt Thomas Krüger.

Weitere Infos unter  www.dkhw.de.




Die Psyche der Mutter ist für die Entwicklung des Kindes wichtig

Internationale Studie belegt: Bei Problemen im Elternhaus wirken bereits geringe Veränderungen

Laut Studienleiter Gustaf Gredebäck von der Uppsala University http://uu.se/en und dem Uppsala Child and Baby Lab http://bit.ly/30LlcmU reichen bereits sehr geringe Veränderungen aus, um diese Wechselwirkung zu durchbrechen, damit Kinder zur normalen Entwicklungsstufe zurückkehren.

Bhutan, Türkei, Schweden

Von vielen Menschen umgeben zu sein und in einer Gemeinschaft zu leben, sind in allen drei Ländern die wichtigsten Faktoren für Hilfe an Kindern. Gredebäck nach gewinnt ein Kind statistisch ein ganzes Jahr seiner kognitiven Entwicklung, wenn sich die psychische Gesundheit der Mutter um vier Prozent verbessert. Die Forschung wurde mittels Interviews und experimenteller Studien vor Ort in Bhutan, der Türkei und Schweden durchgeführt.

In Schweden und Bhutan nahmen 120 Familien mit neun bis zehn Monate alten Säuglingen daran teil. In der Türkei gehörten 100 Familien, die aus Aleppo in Syrien geflohen waren, zu den Studienteilnehmern. Sie hatten Kinder zwischen sechs und 18 Jahren. In Schweden waren Familien mit kleinen Kindern die primären Teilnehmer der vom Uppsala Child and Baby Lab durchgeführten Forschungsarbeit. In Bhutan wurden die Daten in Zusammenarbeit mit der Faculty of Nursing and Public Health und der Khesar Gyalpo University of Medical Sciences of Bhutan gesammelt. In der Türkei wurden die Untersuchungen mit Unterstützung von Forschern des Department of Peace and Conflict Research der Uppsala University durchgeführt.

Intelligenz nicht beeinträchtigt

Ein gemeinsames Ergebnis für die Familien in allen drei Ländern war, dass mehrere der kognitiven Fähigkeiten der Kinder durch die psychische Gesundheit der Mütter beeinflusst wurden. Dabei spielte es keine Rolle, ob es sich um eine Flüchtlingsfamilie in Syrien oder eine Familie in einem sicheren Umfeld in Schweden handelte. Die Kindesintelligenz blieb gleich.

Vielmehr waren die Aufmerksamkeit, das soziale Verständnis und die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, beeinträchtigt. Die individuellen Rahmenbedingungen der Mutter können die Lage noch verschlechtern. Die Auswirkungen auf das Kind sind größer, wenn die Mutter über ein geringes Bildungsniveau verfügt, die soziale Unterstützung gering ist, wenn sich die Mutter sich diskriminiert fühlt und der soziale Status gesunken war.

Bessere Unterstützung gefordert

Es gibt jedoch klare Maßnahmen, die eine Gesellschaft ergreifen kann, um die Situation einer Mutter und ihr Wohlbefinden zu verbessern und so die Auswirkungen auf das Kind zu verringern, heißt es. Unterstützung durch den Partner, eine große Familie oder ein großes soziales Netzwerk und dass die Gesellschaft sich zusammentut und die Mutter unterstützt.

„Alle diese Kulturen verfügen über Aspekte, die positiv sind. In Schweden gibt es individualistische Umfelder. Wir verfügen zum Beispiel über mehr Geschlechtergerechtigkeit. Die Möglichkeit einer Elternzeit kann erleichternd sein. Gleichzeitig haben wir nur wenige natürliche Versammlungsorte für Verwandte und soziale Situationen. Das ist in den Gruppen in den anderen Ländern viel stärker. In Bhutan hilft zum Beispiel das aktive religiöse Leben ziemlich viel. Dort gibt es eine starke Verbindung zur Religion und viele Menschen nehmen mehrmals in der Woche an religiösen Treffen teil. Das bringt eine Routine für regelmäßige Treffen mit anderen Menschen und eine umfangreiche soziale Unterstützung“, so Gredebäck. Die Forschungsergebnisse wurden in „Developmental Science“ veröffentlicht.

Moritz Bergmann/pressetext.com




Auf gute Nachbarschaft!

Rocio Bonilla: Das Glück wohnt gegenüber – Wie ich meine Nachbarn kennenlernte

Einsamkeit und Vereinzelung gehören zu den großen Problemen unserer Zeit. Um es ein wenig zu überspitzen: Der ein oder andere lernt seinen Nachbarn erst dann kennen, wenn es unangenehm aus der Wohnung riecht und die Feuerwehr die Tür aufbrechen muss. Dass das nicht wünschenswert sein kann, dürfte doch jedem klar sein.

Aber, was ist, wenn die Nachbarn scheinbar unangenehme Eigenschaften haben? Oftmals weiß man doch gar nichts über sie. Rocio Bonilla nimmt sich in ihrem neuen Bilderbuch „Das Glück wohnt gegenüber – Wie ich meine Nachbarn kennenlernte“ des Themas an. In ihrem mittlerweile gewohnt witzig-charmanten Illustrationsstil erzählt sie die Geschichte von den Tieren, die in einer Straße leben, aber jeder eben für sich. Sie erzählt von den haltlosen Vorurteilen, die die Einwohner mangels Wissen voreinander haben. Sie berichtet von den begründeten Ängsten, die etwa die Maus Felix vor dem Nachbarskater Rolf hat oder Henne Frieda vor dem Fuchs Herr von Lang.

Als aber das Internet bei Frau Eule Morgengrau ausfällt, ändert sich alles, und irgendwie lernt nun jeder jeden kennen.

Bonillas Buch ist eine liebe Geschichte mit sehr ansprechenden Illustrationen. Sie ist aber auch ein klares, eindrückliches Plädoyer für mehr Gemeinsamkeit und den Sinn von Nachbarschaft. Buch und Illustrationen sind für Kinder im Alter ab vier Jahren gut verständlich, da Bonilla bekannte Tierarten und einen Riesen in den Mittelpunkt ihrer Geschichte rückt. Und die Probleme mit dem Internet sind nun wohl allen Kindern allzu gut bekannt. Im Buch findet sich noch ein Spielebogen mit Spielfiguren zum Ausschneiden, der mit einem Klebepunkt befestigt ist. Und nicht zuletzt überzeugt auch die schöne Ausstattung mit gutem, schweren Papier, das auch einen etwas gröberen Umgang gut verkraftet. Ein wunderschönes Buch zum Vorlesen und ein tolles Bilderbuch zum Anschauen.

Gernot Körner

Bibliographie:

Rocio Bonilla
Das Glück wohnt gegenüber – Wie ich meine Nachbarn kennenlernte
Jumbo
Hardcover, 40 Seiten
Ab 4 Jahren
ISBN: 978-3-8337-4373-3
15 €