„Kinderrechte müssen immer und überall Maßstab sein“

Deutsches Kinderhilfswerk stellt massive Defizite in vielen Einrichtungen fest:

Das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW) beklagt deutliche Defizite in der Verankerung von Kinderrechten in den rechtlichen und programmatischen Rahmengebungen für den schulischen Hort- und Ganztagsbereich. Das betrifft aus Sicht der Kinderrechtsorganisation auch weitere zentrale Aspekte ganzheitlicher Demokratiebildung, wie Partizipation, Inklusion und Schutz vor Diskriminierung.

Eine dazu vorgelegte Analyse des DKHW der Schul- und Kitagesetze sowie Bildungs- und Rahmenlehrpläne zeigt auf, dass es im Bundesländervergleich eine große Heterogenität insbesondere hinsichtlich des Stellenwerts von Kinderrechten und Demokratiebildung gibt. So fehlen einheitliche Vorgaben und ein verbindlicher Orientierungsrahmen für die pädagogische Praxis in Hort und Ganztag. Ein besonders großer Bedarf zeigt sich an der Schnittstelle zwischen Schulen und Kindertageseinrichtungen. Hier ist vor allem die Kultusministerkonferenz gefordert, gemeinsam mit dem Bundesfamilienministerium und in Zusammenarbeit mit den in diesem Bereich tätigen Organisationen und Verbänden stimmige Konzepte zur Beseitigung der Defizite vorzulegen.

Kinderrechte nach Gutdünken zugestanden

„Kinderrechte dürfen nicht nach Gutdünken zugestanden werden, sondern müssen immer und überall der Maßstab sein, wenn es um die Interessen von Kindern und Jugendlichen geht. Das gilt sowohl für den schulischen Bereich als auch für außerschulische Angebote. Deshalb brauchen wir eine verbindliche und wirksame Festschreibung der Kinderrechte in allen gesetzlichen und programmatischen Vorgaben. Der bisherige Flickenteppich in diesem Bereich muss durch eine einheitliche Rahmengebung beendet werden. Der 16. Kinder- und Jugendbericht bezeichnet den Hort- und Ganztagsbereich im Hinblick auf demokratische Bildung als, unterschätzten Raum‘. Diesen Raum gilt es für eine ganzheitliche Demokratiebildung vor allem mit Kinderrechten zu füllen. Demokratieförderung darf nicht erst dann beginnen, wenn Kinder und Jugendliche kurz vor der Teilnahme an ihren ersten Wahlen stehen. Demokratie muss als Alltag für Kinder erlebbar sein, schon für die Kleinsten. Wir dürfen aber auch nicht alles, was die Schulen selbst nicht schaffen, auf den Hortbereich abwälzen. Hier gilt es eine vernünftige Balance zu finden“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des DKHW.

Verankerung der UN-Kinderrechtskonvention gefordert

Das DKHW fordert deshalb die Verankerung der in der UN-Kinderrechtskonvention normierten Kinderrechte in den rechtlichen Rahmengebungen für Hort und Ganztag in allen Bundesländern. Hier braucht es kinderrechtebasierte und bundeseinheitlich verbindliche Qualitätsstandards für den Hort und Ganztagsbereich. Zudem ist eine flächendeckende Verankerung von Kinderrechte- und Demokratiebildung in der Aus- und Weiterbildung pädagogischer Fachkräfte notwendig.

Außerdem plädiert das Deutsche Kinderhilfswerk für die Entwicklung von auf den Hort- und Ganztagsbereich zugeschnittenen Konzepten, Methoden und Materialien zur Verankerung und Umsetzung ganzheitlicher Demokratie- und Kinderrechtebildung sowie für die Bereitstellung von fachlicher Information, Beratung, Fortbildung und Vernetzung.

Informationen zur Unterstützung von Demokratiebildung

Umfangreiche Informationen zur Unterstützung der Demokratiebildung in Kita, Hort und Ganztag bietet die Website www.kompetenznetzwerk-deki.de. Auf dieser Seite präsentiert das im Bundesprogramm „Demokratie leben!“ geförderte Kompetenznetzwerk „Demokratiebildung im Kindesalter“ sich und seine Arbeit im Online-Bereich. Auf der Website finden die Besucherinnen und Besucher umfangreiche Informationen, Empfehlungen und praxisbezogene Tipps rund um das Thema Demokratiebildung im frühkindlichen und Primarbildungsbereich. Verantwortlich für die Website sind das Deutsche Kinderhilfswerk und das Institut für den Situationsansatz (ISTA) als Träger des Kompetenznetzwerkes. Dieses wird unter dem offiziellen Fördertitel „Kompetenznetzwerk Frühkindliche Bildung und Bildung in der Primarstufe“ durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.

Die Analyse des Deutschen Kinderhilfswerkes zu den rechtlichen und programmatischen Rahmengebungen im schulischen Hort- und Ganztagsbereich findet sich unter www.kompetenznetzwerk-deki.de/feldanalyse.




Öko-Spätzle-Test gratis: Tierleid und Kükentöten sind große Probleme

Jetzt kostenlos Testergebnisse zu 20 Produkten abrufen!

Spätzle sind schnell zubereitet und viele Kinder lieben sie. Nun hat das Öko-Test Magazin 20 Produkte aus dem Kühlregal getestet. In 17 Produkten sind Eier von Hühnern aus wenig artgerechter Bodenhaltung enthalten. Auch Verunreinigungen durch Mineralöl und Pestizidrückstände haben die Tester entdeckt. Das Fazit von Öko-Test:

  • Wer Ansprüche ans Tierwohl stellt, sollte Spätzle derzeit besser selber machen. In der Hühnerzucht für die Eier aller getesteten Produkte wurden noch männliche Küken getötet. Außerdem landen meistens Eier aus Bodenhaltung in den Nudeln.
  • Wenn Freiland-Eier deklariert sind und bei Bio-Produkten, gelten immerhin vergleichsweise bessere Standards für die Haltung der Hennen.
  • Fünf mal hat das von Labor Verunreinigungen mit Mineralöl nachgewiesen. In drei Spätzle stecken bedenkliche Pestizide.

Hier geht es zum kompletten Test




Online-Seminar zur Einführung in die Reggio-Pädagogik

Einführungsseminar am 27. Mai 2021 – „100 Sprachen hat das Kind“

Das Forum Reggio-Pädagogik in Österreich hat auf Grund der Corona Krise die Lehrgänge auf Online Workshops umgestellt. Durch die Online Version ist eine Vernetzung auch über die Grenzen möglich und soll auch künftig Austausch national und international ermöglichen. Aktuell bietet das Forum ein Einführungsseminar an. Es bietet einen Einblick in die wesentlichen Grundelemente und Grundprinzipien der Reggio-Pädagogik. Referentin ist Monika Seyrl.

Bildungsinhalte

  • Grundelemente und Grundprinzipien der Reggio-Pädagogik
  • Soziokulturelle Hintergründe und sozioökonomische Rahmenbedingungen im Reggio Ansatz 
  • Pädagogische Prinzipien vom Kind aus und gesellschaftlich bedingte Prinzipien – 100 Sprachen
  • Das Atelier und der Ateliergedanke in der Reggio-Pädagogik
  • Interdispziplinäre Projekte von Bildungseinrichtungen im Kulturbereich

Unterrichtssprache:  Deutsch – Material auch in Englisch, Italienisch

Termin: Donnerstag, 27. Mai 2021
 Zeiten: 18:00 – 19:30 Uhr
Kurskosten: € 15,00 + Skriptum Dieser Teil wird auch für den Grundlehrgang Reggio-Pädagogik angerechnet.

Hier geht es zur Anmeldung




Eine Vision von Liebe und Vertrauen

Oliver Jeffers: Was wir bauen. Pläne für unsere Zukunft

Was braucht man zum Bauen? Klare Sache: Hammer, Säge, Nägel. Und einen Papa! Der weiß, wie man den Werkzeugkasten öffnet und schief eingeschlagene Nägel wieder aus dem Holz bekommt. So weit, so bekannt und echt nix Neues. Denn Väter und Werkzeug, das war schon vor 40 Jahren im Kindergarten der Renner.

Aber dieser Papa zeigt nicht nur, wie das mit Schraubenzieher und Pinsel funktioniert. Er hat eine Vision. Und die teilt er mit seiner Tochter. Da sprudelt die Fantasie nur so aus ihnen heraus. Sie reimen sich sozusagen gegenseitig an. Schaffen kleine Gedichte und damit Bilder. Eben ihre Vision der Welt. Die bauen sie gemeinsam. Die Welt, die Zukunft.

Und beileibe nicht nur rosarot. Da gibt es auch das Böse. Das gehört dazu, denn auch die bösen Menschen gehören dazu. Wie Hexe, Wikinger und Pirat. Und sie werden hineingelassen. Dann sitzen alle an einem Tisch. Sagen „Entschuldigung“ und bauen gemeinsam weiter an der Welt. Mit der Vision von Liebe und einem Papa, der sein Kind in den Schlaf singt und mit ihm Vertrauen in die Welt baut.

Der Text ist altersgerecht illustriert, die Bilder schaffen ein Gefühl von Weite wie von Nähe, von Zugehörigkeit und Wärme. Und die erleben Papas mit ihren Kindern jeden Tag. Beim Bauen und beim Vorlesen.

Ralf Ruhl

Oliver Jeffers
Was wir bauen. Pläne für unsere Zukunft
Übersetzt von Anna Schaub
Durchgehend farbig illustriert
Hardcover, 24 x 28 cm, 48 Seiten
ab 4 Jahren
ISBN: 978-3-314-10563-0
D 16,00 € / A 16,50 € / CHF 20.90 CHF




Spielen und lernen: Formen des Kinderspiels

Spielformen und ihre Bedeutung für die Entwicklung der individualen und sozialen Identität (Teil 3)

Wendet man sich nun den unterschiedlichen Spielformen zu, so ist festzustellen, dass es vielfältige Versuche und Ansätze gibt, das „Phänomen Spiel“ im Allgemeinen und im Besonderen zu klassifizieren. Dabei stellt sich immer die Frage, nach welchen Kriterien bzw. Einteilungsprinzipien eine solche Spieleinordnung vorgenommen werden kann bzw. sollte, ist es doch sehr schwer, das „Spiel“ in seiner ganzheitlichen Vielfalt zu erfassen.

So hat Prof. Dr. Hans Scheuerl Folgendes zum Ausdruck gebracht:

„Spiel enthielt und enthält offenbar allezeit paradoxe Züge: es umreißt Brutalität wie sensibelsten Feinsinn; es reicht vom Ästhetischen bis ins Obszöne, von der unmittelbaren Kraftäußerung, die sich selbst genießt, bis zur listigen Zurückhaltung und Verstellung, die ihre Augenblicksbedürfnisse mit kühlem Pokergesicht um des späteren Triumphes willen aufspart; es reicht vom elementaren Sich-Austoben bis zur gekonnten, beherrschten, manchmal lange trainierten Artistik.“

(Scheuerl 1985, S. 15)

Die in der spielpädagogischen Forschung bekannten Klassifikationsmodelle erstrecken sich dabei vom Entwicklungsmodell (1) über das Spiel-Modell (2), das Sozialform-Modell (3), das Spielinhaltsmodell (4), das Funktionsmodell (5), das Spielort-Modell (6) und das Spielmaterialmodell (7).

In der ersten Klassifizierung ist der Ausgangspunkt der spielende Mensch, der einen jeweiligen Entwicklungsstand erreicht haben muss, um diese Spielform zu realisieren und in die nächste Spielform kommen zu können. Im Spiel-Modell ist das Spiel selbst der Ausgangspunkt (vom Wettkampfspiel zum rauschhaften Spiel), im Sozialform-Modell ist es die Art der Zusammenstellung der Mitspieler/innen (vom Solospiel zum Großgruppenspiel), im Spielinhalts-Modell ist es die Spieldidaktik und seine jeweilige besondere Bedeutung, im Funktions-Modell ist neben der besonderen Spieltätigkeit auch der Spielzweck entscheidend, im Spielort-Modell geht es primär um den Ort der Spielhandlungen (Spiele für drinnen oder draußen, Wasser-, Wald- oder Wiesenspiele …) und im Spielmaterial-Modell ist das Spielmaterial selbst der Ausgangspunkt (Ball-, Würfel-, Brett-, Kartenspiele etc.). Schaut man sich alle Klassifikationsmodelle an ergeben sich unweigerlich Fragen, weil einige Gliederungsschemata sehr allgemein und andere wiederum sehr eng gehalten sind, weil sie nur sehr wenige Kategorien enthalten. Doch darf diese Betrachtung nicht zu dem Schluss führen, auf jegliche Kategorisierung zu verzichten, auch wenn dies schon vor vielen Jahren z.B. die Spieleforscher Buytendijk und Bally gefordert haben. Eine Spielpädagogik kann und wird ohne eine Klassifizierung nicht auskommen können, weil ein Ordnungsschema gerade für die vielfältige Praxis hilfreich und für die Besonderheiten der unterschiedlichen Spielformen im Hinblick auf die Entwicklungsunterstützung bei Kindern von einem besonderen Wert ist. Auch wenn jeder Klassifizierungsversuch seine Schwächen besitzt, scheint dabei am besten ein Ordnungssystem zu sein, das sich entwicklungspsychologisch in der Reihenfolge der aufeinander aufbauenden Spielformen und durch ihre Auftretenshäufigkeit ergibt.

  • Das „Sensumotorische Spiel“: Diese Spielform, die früher auch als „Funktionsspiel“ bezeichnet wurde, umfasst vor allem die Spielaktivitäten der ein- und zweijährigen Kinder. Ihre Freude an Körperbewegungen, das Spiel mit eigenen Körperteilen und einigen, wenigen Gegenständen. Die mehrfachen Spielwiederholungen und das lebhafte Interesse am Erlebnis von „Spannung und Entspannung“ motiviert Kinder immer wieder, Bewegungshandlungen auszuprobieren, Gegenstände in Bewegung zu bringen und Spielrituale zu wiederholen.
  • „Entdeckungs- und Wahrnehmungsspiele“, auch „Informations- und Explorationsspiele“ genannt, beziehen sich darauf, Gegenstände und Zusammenhänge zu erkunden, Geräusche zu erfassen, Spielabläufe mit verschiedenen Materialien zu beobachten, die Beschaffenheit der Materialien zu „begreifen“, Neues an/in den Materialien zu erkunden und mit allen interessanten Dingen zu hantieren.
  • Das „Bauspiel“ mit (Holz)Bausteinen, Alltags- oder Naturmaterialien kann auch als ein „werkschaffendes Spiel“ bezeichnet werden. Hier steht das Bedürfnis des Kindes im Vordergrund, etwas aufeinander, voreinander, hintereinander zu legen, um beispielsweise hohe Türme, Häuser, Berge, Burgen, Wegbegrenzungen o.Ä. zu erbauen. Treibender Motor ist dabei die kindeigene Schaffensfreude, bei der das Kind die Erfahrung macht, ein „wirksamer Baumeister“ sein zu können.
  • „Produktionsspiele zum Gestalten“ gehen über ein eher eingegrenztes Material wie beim Bauspiel hinaus. Hier nutzen Kinder die unterschiedlichsten Dinge und Gegenstände wie Verpackungsmaterialien, Holzteile, Seile, Kartons, Papier, Kleber, Dosen etc., um alleine oder mit anderen Kindern ein bestimmtes Produkt zu erstellen. Die Vielfalt der Materialien und ihre unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten geben den Ausschlag dafür, dass vor allem die Fantasie der Kinder angeregt und ihre Handlungsimpulse immer wieder aufs Neue aktiviert werden.
  • Das „Konstruktionsspiel“ bezieht sich nun wieder mehr auf ganz bestimmte Spielmaterialien, die miteinander verknüpft werden können und eine Einheit bilden. Das wohl bekannteste Konstruktionsspiel ist Lego. Neben der Freude und dem Interesse des Kindes, bestimmte Zielobjekte in freier Assoziation oder nach einer Vorgabe herzustellen, sind hier vor allem ganz bestimmte kognitive Leistungen gefragt wie beispielsweise Abstraktionsvermögen, perspektivisches und logisches Denken. Im Konstruktionsspiel müssen vor allem drei Aspekte zusammen kommen: das Kind mit seinen genauen Konstruktionsvorstellungen, das vorhandene Material, das die Konstruktionserstellung zulässt und das notwendige Werkzeug, das bei der Konstruktionserstellung unerlässlich ist (z.B. Schraubendreher).
  • „Bewegungsspiele“ drücken sich von einfachen Fangspielen, Such- und Versteckspielen bis hin zu komplizierteren Hüpf- und Ballspielen oder auch freien Bewegungsimprovisationen aus. Auch wenn hier zunächst ein „Wettkampfgedanke“ ins Spiel kommt, so darf in keinem Fall vergessen werden, dass Bewegungsspiele zuallererst eine geregelte Möglichkeit sind, motorisch geprägte Aktivitätsbedürfnisse auszuleben, Bewegungseinschränkungen auszugleichen und Gefühle über Motorik zu kompensieren. Das Zusammenspiel von Bewegung, der Kooperation mit anderen und der erlebten Beziehungsnähe zu den Mitspielern macht den besonderen Reiz der unterschiedlichen Bewegungsspiele aus. Gleichzeitig bieten Bewegungsaktivitäten aber auch eine wichtige Möglichkeit, um aufgestaute Gefühle wie Ärger oder Wut, Belastungsstress, Frustrationen, erlebte Isolationsmomente, erfahrene und quälende Einschränkungen, unbefriedigte Grundbedürfnisse oder Einsamkeit und Entfremdung zu kompensieren. Dabei stellt die Spielform „Bewegungsspiele“ eine weitere Ausdrucksform zur Verfügung: die „Aggressionsspiele zum Austoben“. Darunter werden wilde Rauf- und Kampfspiele verstanden, die unter Beachtung fester Spielregeln (ohne bedeutsame Verletzungsgefahr) den Beteiligten dabei helfen, aggressive Stimmungen und aufgestauten Stress abzubauen.
  • „Musikspiele“ bieten durch den spielerischen Umgang mit Instrumenten und der eigenen Stimme vielfältige Möglichkeiten, Musik und Sprache (Gesang) aktiv zu erleben und nicht nur den „Unterhaltungswert aus der Konserve“ zu nutzen. Gerade durch eigene, selbst initiierte und selbst gestaltete Musikerlebnisse, bei denen die Kinder ihre musikalischen Ressourcen entdecken und zu nutzen in der Lage sind, ergeben sich viele Spielaktionen, die Kinder dazu führen, eigene Stimmungslagen mit dem Ausdrucksmittel „Musikgestaltung“ zu verbinden. Musikwissenschaftler sprechen hier von der Begegnung bzw. der Deckungsidentität von „inneren und äußeren Tönen“. Für die unterschiedlichen Musikspiele können einerseits vorhandene Musikinstrumente genutzt aber auch selbstgebaute Musikinstrumente eingesetzt werden. Sicherlich kann dieser Spielform auch das „Tanzspiel“ zugeordnet werden, weil Tanz- und Musikspiele häufig ineinander übergehen. Tanzspiele bestehen nicht nur aus traditionellen Tänzen – vielmehr erleben Kinder viel Freude an einer rhythmischen Bewegung nach Musik, an Körperkontakt mit anderen Mittänzern und an veränderbaren Beziehungen während des Tanzspiels. Dabei kann es sein, dass die Bewegungsgestaltung während des Tanzspiels frei assoziiert oder auch vorgegeben ist. Entscheidend allerdings bleibt immer das Zusammenspiel von Musik, ihrer Ausdruckskraft, der Melodie, dem Rhythmus und der eigenen Tanzgestaltung.
  • Im „Finger- und Handpuppenspiel“, dem sogenannten „kleinen Theaterspiel“, können sich Kinder mit den unterschiedlichen Personen identifizieren, sich in ihnen selbst entdecken oder von ihnen abgrenzen, je nachdem welche Verhaltensweisen und Persönlichkeitsmerkmale die dargestellten Charaktere präsentieren. Mit der Fingerpuppe bis zur Handpuppe können Spielszenen aufgeführt werden, um Kinder damit in eine Selbstbetrachtung zu führen oder Stellungnahmen bzw. Einschätzungen vorzunehmen, um über sich oder andere Menschen, Handlungsaspekte oder Handlungsfolgen nachzudenken. Die Faszination dieser Spielform hat bis heute bei Kindern trotz der medialen Welt nicht nachgelassen. Das besondere an dieser Spielform ist der Umstand, dass die Spielakteure in einer beziehungsnahen Kommunikation mit den Kindern stehen und jederzeit situationsorientiert in eine neue, aktuelle Interaktion mit Kindern treten können.
  • Das „Marionetten-, Stockpuppen-, Stabpuppen- und Figurenspiel“ kann als eine Fortsetzung der zuvor genannten Spielform bezeichnet werden. Dabei findet das Spielszenario auf einem fest umrissenen Raum statt mit mehr oder weniger vielen Elementen (Bühnenbilder, Licht, Geräuschen, benutzbaren Gegenstände, szenische Gestaltung der „Bühne“…). Dabei erwecken die Spieler die Holz-/Papierfiguren zum Leben und bauen häufig direkte Lebenssituationen der Kinder in ihre Spielhandlungen ein. Je älter die Kinder sind, desto mehr ist es auch möglich, sie in die aktiven Spielhandlungen mit aufzunehmen und zum gestaltenden Akteur werden zu lassen.
  • Das „Symbol- oder Fiktionsspiel“ ist ein so genanntes „als-ob-Spiel“ und wird von vielen Spieleforschern als die hauptsächliche und eigentliche Spielform von Kindern bezeichnet. So geben Kinder sowohl den ausgewählten Spielgegenständen als auch der ausgewählten Spielhandlung ein „eigenes Gesicht“. Dabei werden Puppen zu Kindern, Stühle zu Schiffen, Tische zu Höhlen, Kartons zu Schatzkisten, Holzstangen zu Gewehren oder beispielsweise bunte Stifte zu Zauberstäben. Auf der einen Seite können Symbol- und Fiktionsspiele als Solospiele, auf der anderen Seite aber auch als parallel- oder kommunikationsverbindende Spiele durchgeführt werden. Diese Spielform wird zwar häufig auch als „Rollenspiel“ bezeichnet, ist aber unter genauerer Betrachtung noch kein wirkliches Rollenspiel.
  • Das „Rollenspiel“ ist ein festes, von Kindern thematisch geleitetes Zusammenspiel von mindestens zwei Personen, die sich in fiktive Rollen begeben (haben). Meist sind es Darstellungen von Personen und Situationen, die Kinder erlebt haben oder in ihrer Vorstellung so erleben wollen. Im Rollenspiel erproben Kinder ihre eigenen Verhaltensweisen oder nutzen es zur Verarbeitung von erlebten Konfliktsituationen aus ihrem Alltag. Je jünger die Kinder sind, desto einfacher sind diese Rollenspiele und mit zunehmendem Alter werden sie immer differenzierter und umfassender bis sie in einem so genannten „sozialen Rollenspiel“ enden. Hierbei werden die Rollen exakt verteilt und spielerisch immer differenzierter ausgefüllt, die benutzten Requisiten ähneln immer stärker den Gegenständen ihrer Realität und die Ansprüche an soziale, emotionale und kognitive Kompetenzen steigen mit der Zunahme an der Rollenspielkomplexität. Durch das Rollenspiel versuchen Kinder unbewusst, die von ihnen dargestellten Situationen besser zu verstehen, neu wahrzunehmen und differenzierter zu durchschauen, ihre Lebenssituation zu stabilisieren und durch die spielerische Darstellung ihre erlebten Gefühle auszudrücken. Sofern das Rollenspiel als Verarbeitungshilfe dienen soll, kann es ihnen helfen, einen neuen Abstand zur erlebten oder in der Zukunft anstehenden Situation zu gewinnen, auch um mögliche Handlungsalternativen zu finden und ausprobieren zu können.
  • Das „Schattenspiel“, das auch als Schemenspiel oder Figurenschattenspiel bezeichnet wird, übt aus unterschiedlichen Gründen einen besonderen Reiz auf Kinder aus. So ist es vor allem die Zweidimensionalität, die Körperlosigkeit, das Phantastische und Unfassbare, das häufig lautlos dargestellte Spiel und die manches Mal grotesk wirkende Darstellung, die Kinder in seinen Bann zieht. Neben den (selbst hergestellten) Figuren können aber auch Personen ein „Menschenschattenspiel“ durchführen, bei dem dann vielfältigste „Tricks“ angewandt werden können – beispielsweise ist es nicht schwer, größere Gegenstände zu verschlucken, mit übernatürlich groß wirkenden Drachen zu kämpfen, plötzlich zu verschwinden oder zu fliegen. Hier können sowohl „phantastische Geschichten“ als auch „belastende Lebenssituationen“ zum Thema werden  – es können Ängste aktualisiert und im Nachhinein aufgegriffen und bearbeitet werden.
  • Der Begriff „Freispiel“ (auch Freies Spielen genannt) ist eigentlich eine so genannte Tautologie, zumal jedes Spiel für Kinder frei sein sollte. In ihm wählen die Kinder aus, was sie in welcher Zeit an welchem Ort mit wem spielen möchten. Dabei liegt die Betonung zunächst weniger auf dem Aspekt der Freiheit als vielmehr auf dem Begriff des Spiels. Das heißt, dass ein Freispiel durch sehr unterschiedliche Spielhandlungen der Kinder charakterisiert ist. Voraussetzung für ein freies Spielen ist demnach die Existenz einer Spielfähigkeit der Kinder, weil andererseits Spielhandlungen sonst nicht zustande kommen können. Kinder, die keine oder nur eine sehr eingeschränkte Spielfähigkeit besitzen, erleben eine Freispielzeit als Überforderung und wissen mit dieser ungeplanten Zeit wenig bis gar nichts anzufangen. Häufig fühlen sich Kinder dadurch veranlasst, motorisch aktiv zu sein (um der Aktivität willen) oder anderen Kindern mit unsozialen Verhaltensweisen gegenüber zu treten. Dies geschieht nicht aus einem eigenen Wollen heraus sondern vielmehr aus dem Bedürfnis nach Stressreduktion. Spielfähige Kinder hingegen nehmen eine Freispielzeit gerne in Anspruch, um eigenen Spielideen nachzukommen, selbstständige Spielhandlungen aufzubauen, ausgewählte Spielmaterialien in ihren Spielablauf aufzunehmen und Spielerlebnisse damit zu genießen. Entscheidend ist also beim Freispiel die Ausgangssituation der Kinder. Das Freispiel darf daher weder zu einem starren Zeitfenster im Tagesverlauf von Kindern werden noch darf es dazu „missbraucht“ werden, anzunehmen, Kinder lernen im Freispiel Selbstständigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Diese weit verbreiteten Vorstellungen haben beispielsweise über Jahrzehnte hinweg die Kindergartenpädagogik geprägt und letztlich auch dazu beigetragen, dass der Bildungsauftrag nur eingeschränkt umgesetzt werden konnte. Zum Schluss dieser Spielform sei angemerkt, dass Eltern und Fachkräfte selbstverständlich die Möglichkeit und eine damit verbundene Aufgabe haben, dann neue Spielimpulse in ein Freispiel der Kinder hineinzusetzen, wenn der Ideenreichtum der Kinder ausgeschöpft zu sein scheint.
  • „Interaktionsspiele“ sind zumeist eher kurze Spielhandlungen, die von einem Spielleiter initiiert, begleitet und gesteuert werden, wobei die Abläufe und Gestaltungsmöglichkeiten der ursprünglichen Spielstrukturen auch verändert werden können. Ursprünglich stammt diese Spielform aus der therapeutischen und damit gruppendynamischen Arbeit, bei der es um Selbsterfahrung und Sensibilisierung für andere Menschen geht. Interaktionsspiele kennen weder die Kategorien „richtig & falsch“ bzw. „Sieger & Verlierer“ noch geht es darum, dass sich einzelne Mitspieler in den Interaktionsspielen besonders hervortun. Sie dienen vielmehr der Erweiterung der eigenen Wahrnehmungsfähigkeit, der Verbesserung der Wahrnehmungsoffenheit für andere Menschen und bestimmte Situationen, der Erweiterung eigener Handlungsmöglichkeiten, der Verbesserung der Kommunikations- und Konfliktfähigkeit, der Erweiterung eines Kooperationsverhaltens und der Veränderung eigener stereotyper Denk- und Verhaltensmuster. Trotz dieser Schwerpunkte erfassen die Interaktionsspiele immer die ganze Person, die sich in bestimmten Interaktionssituationen erfahren kann und damit in die Lage versetzt wird, über sich und das bisherige Kommunikationsverhalten, über Einstellungen und Sichtweisen, konstruktive oder destruktive Handlungsmomente zu reflektieren.
  • Die umfangreichste „Spielesammlung“ in der gesamten Spielliteratur entstammt der Spielform der „Sozialen Regelspiele“(auch Gemeinschaftsspiele genannt). Auch wenn alle anderen Spielformen ebenfalls mehr oder weniger immer irgendwelche Regeln in sich tragen, so hat diese Bezeichnung dennoch ihren Sinn: Soziale Regelspiele sind in den meisten Fällen so aufgebaut, dass sie einen Wettkampfcharakter mit sich bringen und die Konkurrenz der Mitspieler eher provozieren; sie bestehen in ihrer Struktur aus einem festgelegten Ablauf und verlangen von allen Mitspielern, die bekannten Regeln bis zum Ende des Spiels zu beachten und auch einzuhalten. Es gibt viele Kinder, die einen Leistungsvergleich mit den Mitspielern suchen um möglichst selbst der/die Bessere zu sein. Allerdings muss an dieser Stelle deutlich darauf hingewiesen werden, dass für diese Spielform eine Vielzahl spezifischer Verhaltensweisen notwendig ist (beispielsweise ein Grundmaß an Belastbarkeit; Frustrationstoleranz, Empathie und Anstrengungsbereitschaft). Alle beteiligten Mitspieler müssen in der Lage sein, sich mehr auf den Spielgegenstand selbst, die Spielaufgabe und den -verlauf einzulassen und damit weniger die subjektive, persönliche Wertigkeit in den Mittelpunkt des Sozialen Regelspiels zu stellen. Kinder, deren seelische Grundbedürfnisse eher unbefriedigt geblieben sind, haben weitaus größere Schwierigkeiten, sich auf diese anspruchsvolle Spielform einzulassen als Kinder, die durch eine Grundbedürfnisbefriedigung zu ihrer Selbstkompetenz finden konnten. Gleichzeitig ist bekannt, dass der Auf- und Ausbau eines sozialen Regelbewusstseins bei Kindern ein Lernprozess ist, der einen Zeitraum von ca. 10 Jahren umfasst. So ist verständlich, dass Kinder ihre eigenen Regeln entwickeln, um sich an ihnen selbst messen zu können. Sollte ein Mitspieler also die Regeln missachten oder innerhalb des Spielablaufes verändern, so würde damit entweder das ganze Spiel als beendet erklärt oder die anderen Mitspieler einigen sich darauf, diesen Regel verletzenden Spieler vom weiteren Spielverlauf auszuschließen. Diese Konsequenz kann und darf aber nicht dem Kind selbst angelastet werden, weil es offensichtlich „in seiner Sozialentwicklung noch nicht soweit ist“. Schon hier wird sicherlich deutlich: das Soziale Regelspiel wird häufig viel zu früh in die Pädagogik eingeführt und mit Kindern erlebt (Beobachtungen dokumentieren, dass Soziale Regelspiele mit Kindern zwischen dem dritten und vierten Lebensjahr nicht unüblich sind anstatt diese Spielform erst bei Kindern ab dem fünften, sechsten Lebensjahr verstärkt zu nutzen). Daher steht diese Spielform – aus entwicklungspsychologischer Sicht betrachtet – in der Reihe der Spielformen erst im Abschlussbereich.
  • Zum Schluss der Spielformen kann der große Bereich des „Theaterspiels“ genannt werden. Darunter fallen zunächst viele andere Begriffe wie beispielsweise das „Pantomimische Spiel“, das „Märchenspiel“, das Maskenspiel“, „Schwarzes Theater“ und schließlich als die anspruchvollste Spielform das „Planspiel“. Um jedoch auch hier dem Spielgedanken treu zu bleiben sei angemerkt, dass jede Form des Theaterspiels nur dann als SPIEL bezeichnet werden kann, wenn alle Akteure gemeinsam das Stück aussuchen und bestimmen, die Texte auf ihren Bedeutungsgehalt für alle Mitspieler hin überprüfen und ggf. modifizieren (umschreiben), die Rollen selbst verteilen und ggf. neue Rollen hinzufügen oder vorhandene Rollen aus dem festgelegten Stück verbannen können. Theaterspiele leben aus den Einfällen der Mitspieler, sind offen für Erweiterungen und bieten Platz, interessante Ideen und Einfälle zu integrieren. Theaterspiele werden von Kindern dann besonders gerne angenommen, wenn sie auch bei der gesamten Bühnengestaltung aktiv einbezogen werden, so dass das Ganze zu einem einzigen, großen Spiel wird, in dem Handwerk und Konstruktion, Bewegung und Musik, Tanz und Produktion sinnverbunden miteinander vernetzt sind.

Jede Spielform hat demnach ihren besonderen und einzigartigen Wert im Hinblick auf die Entwicklung von Kindern.

Vielleicht mögen sich manche Fachkräfte am Schluss dieser Ausführungen fragen, wo die sogenannten „Denk- und Lernspiele“ bleiben. Sind denn nicht auch die „Denksportaufgaben für kluge Köpfe“, die „Logeleien“ und „Kopfnüsse zum Knacken“, die„mathematischen Lernspiele“, die „Denkspiele mit Pfiff“ und „Strategiespiele für den klugen Denker“, die „Spiele mit lehrhaftem Charakter“ und die „Sprachlernspiele für kleine Genies“ eine eigene Spielform? Sogenannte „Denk- und Lernspiele“ sind im Gegensatz zu den vorher benannten sechzehn Spielformen im eigentlichen Sinne keine Spiele. Hier handelt es sich vielmehr um „Lern- und Übungsformen“, die einerseits nur den kognitiven Bereich von Kindern trainieren sollen und damit andererseits nur bestimmte Teilfunktionen des Menschen ansprechen. Sie sollen Wissen vermitteln, kognitive Lernprozesse stimulieren und können ohne Schwierigkeiten bestimmten richtlinienorientierten Lernzielen zugeordnet werden. Jedem aufmerksamen Betrachter wird damit klar, dass bei diesen „Übungen“ ein „Spiele-Charakter“ nicht mehr zu erkennen ist. Daher kann an dieser Stelle auch nicht auf diese „Spielform“, die keine ist, eingegangen werden.

krenz elementarpaedagogik

Diesen Artikel haben wir aus folgendem Buch entnommen:
Entwicklungsorientierte Elementarpädagogik
Kinder sehen, verstehen und entwicklungsunterstützend handeln

Krenz, Armin
Burckhardthaus-Laetare
ISBN: 9783944548029
200 Seiten, 24,95 €
Mehr dazu auf www.oberstebrink.de

Literatur:

Auerbach, S. (2001): Spielerische Intelligenz. München: Beust

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Beins, H.J./Cox, S. (2001): „Die spielen ja nur!?“ Psychomotorik in der Kindergartenpraxis. Dortmund: borgmann

Caillois, R. (1958): Die Spiele und die Menschen. Maske und Rausch. Stuttgart: Kohlhammer

Chateau, G. (1969): Das Spiel des Kindes. Natur und Disziplin des Spielens nach dem dritten Lebensjahr. Paderborn: Schöningh

Einsiedler, W. (1991): Das Spiel der Kinder. Zur Pädagogik und Psychologie des Kinderspiels. Bad Heilbrunn: Klinkhardt

Flitner, A. (1977): Spielen – Lernen. Praxis und Deutung des Kinderspiels. München: Piper

Friedrich, G./Friedrich, R./Galgoczy, V. de (2008): Mit Kindern Gefühle entdecken. Ein Vorlese-, Spiel- und Mitsingbuch. Weinheim: Beltz

Flor, D./Petillon, H. (1997): Abschlussbericht Spiel- und Lernschule. Saarburg: Staatliches Institut für Lehrerfort- und -weiterbildung

Fritz, J. (1991): Theorie und Pädagogik des Spiels. Eine praxisorientierte Einführung. Weinheim/München: Juventa

Gebauer, K. (2007): Klug wird niemand von allein. Düsseldorf: Patmos

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Huizinga, J. (1956): Homo ludens. Reinbek: Rowohlt, 2. Aufl.

Kathke, P. ( 2001): Sinn und Eigensinn des Materials. Band 1 und 2. Neuwied/Berlin: Luchterhand

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Treeck, M. -J.G. van (1990): Spielend fördern. Integriertes Lernen durch Spiel. Dortmund: borgmann

Weber, C. (2004): Spielen und Lernen mit 0-3-Jährigen. Weinheim: Beltz

Wege, B. vom/Wessel, M. (2004): Spielen im Beruf. Spieltheoretische Grundlagen für pädagogische Berufe. Troisdorf: Bildungsverlag EINS

Weinberger, S. (2001): Kindern spielend helfen. Eine personzentrierte Lern- und Praxisanleitung. Weinheim: Beltz




Sachsens Kinder in der Krise?

Immer mehr junge Menschen mit seelischen Überlastungserscheinungen

Reaktionen auf schwere Belastungen, Angststörungen und Depressionen, sind eigentlich keine Erkrankungen, die wir auf den ersten Blick mit jungen Menschen in Verbindung bringen. Und doch leiden immer mehr Kinder und Jugendliche in Sachsen so sehr darunter, dass sie psychotherapeutisch behandelt werden müssen.

Zahl der jungen Patienten hat sich mehr als verdoppelt

Innerhalb von elf Jahren hat sich die Zahl der jungen Patientinnen und Patienten im Freistaat mehr als verdoppelt. Das geht aus dem aktuellen Barmer Arztreport hervor. Demnach benötigten im Jahr 2019 rund 36.000 sächsische Kinder und Jugendliche psychotherapeutische Hilfe, 143 Prozent mehr als im Jahr 2009.

„Sozialer Stress und wachsende Leistungsanforderungen können Gründe sein, weshalb sich junge Menschen häufiger unter Druck gesetzt fühlen, was ihnen buchstäblich auf die Seele schlägt“, sagt Dr. Fabian Magerl, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen.

Corona-Pandemie verschärft die Situation

Die Corona-Pandemie samt strikter Kontaktbeschränkungen dürfte dabei die Situation noch ein Stück weit verschärfen. Allein im ersten Halbjahr 2020 stieg die Zahl der sächsischen Heranwachsenden bis einschließlich 24 Jahren mit Psychotherapie gegenüber 2019 um fast sechs Prozent. Psychische Probleme können für Kinder und Jugendliche ernste Folgen haben.

„Aus kranken Kindern werden nicht selten kranke Erwachsene. Es ist wichtig, frühzeitig auf die Alarmsignale zu achten. Aufklärung, Wissensvermittlung sowie bekannte und gut erreichbare Hilfsangebote für die Heranwachsenden selbst, Ihre Eltern, Freunde, aber auch pädagogische Fachkräfte spielen eine entscheidende Rolle“, so Dr. Magerl.

Frühzeitige professionelle Hilfe, um jahrelanges Leid zu vermeiden

Psychische Probleme haben heute zwar einen höheren Stellenwert als früher, dennoch dauert es oft noch zu lange bis Betroffene professionelle Hilfe erhalten. Viele junge Menschen leiden den Ergebnissen des Reports zufolge über Jahre an psychischen Störungen. Dies belegt eine Langzeitbetrachtung von Kindern und Jugendlichen, die im Jahr 2014 erstmals eine Psychotherapie erhalten haben.

So wurde bei mehr als jedem oder jeder dritten Betroffenen bereits fünf Jahre vor Start einer klassischen Psychotherapie zumindest eine psychische Störung dokumentiert. Bei 40,7 Prozent beschränkten sich die Psychotherapiesitzungen auf maximal ein Jahr.

36,4 Prozent erhielten auch mehr als zwei Jahre nach Start der Behandlung noch Psychotherapien. „Haben sich psychische Probleme erst einmal chronifiziert, wird die Behandlung oft schwieriger und langwieriger“, sagt Dr. Magerl. So seien laut Report zum Beispiel bei 62,5 Prozent aller Betroffenen auch noch fünf Jahre nach Start der Psychotherapie psychische Störungen diagnostiziert worden.

Gute Noten für die Psychotherapeutische Sprechstunde

Die Reform der Psychotherapie-Richtlinie im Jahr 2017 hat den Zugang zur psychotherapeutischen Betreuung erleichtert. Therapeuten bieten seitdem neben der klassischen Psychotherapie, bestehend aus Kurz- und/oder Langzeittherapie, auch Psychotherapeutische Sprechstunden und Akutsprechstunden an. Diese dienen einer frühzeitigen Abklärung, ob und welche psychotherapeutische Behandlung notwendig ist. Auch überbrücken sie professionell Wartezeiten bis zum Beginn einer erforderlichen Psychotherapie. Parallel dazu ist die Anzahl der Psychotherapeuten, die speziell Heranwachsende betreuen, gestiegen.

2013 kümmerten sich in Sachsen etwa 940 Therapeuten um die psychische Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, 2019 waren es bereits rund 1.270. Damit wurde für mehr als 36.000 Heranwachsende ein Zugang zu therapeutischer Betreuung möglich, 2016 waren es noch rund 21.300.

Eltern und alle weiteren Bezugspersonen sollten genau hinschauen

„Entwicklungsbedingt kommt es bei Kindern häufig zu Veränderungen im Erleben und Verhalten“, schildert Cornelia Metge, niedergelassene Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin aus Zschopau und Vorsitzende des Ausschusses für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie der Ostdeutschen Psychotherapeutenkammer. „Wenn Eltern diese Veränderungen jedoch als sehr dramatisch wahrnehmen oder plötzlich feststellen, sollten sie hellhörig werden.

Verstärkter Rückzug, Schlafstörungen, plötzlich auftretendes trotziges oder aggressives Verhalten oder ein veränderter Antrieb können Warnsignale sein. Auch neu auftretende Ängste und Sorgen, ein veränderter Schlafrhythmus, auch starke Wandlungen im Essverhalten können Hinweise auf das Vorliegen einer psychischen Erkrankung sein. Allerdings muss auch nicht jedes Symptom eine Erkrankung als Hintergrund haben. Auf jeden Fall ist es ratsam, bei etwaigen Auffälligkeiten den fachlichen Rat eines Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten einzuholen“, empfiehlt Cornelia Metge.

Im Zweifelsfall ist professionelle Hilfe wichtig, abgefedert durch Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter, soziale Beratungsstellen sowie therapeutische und medizinische Fachkräfte. Nicht jede individuelle Situation erfordert eine Psychotherapie. Mitunter können Gespräche oder bereits wenige Sitzungen bei Therapeuten, in Form von Psychotherapeutischen oder Akutsprechstunden dabei helfen, Lösungswege aufzuzeigen oder die weiteren Schritte zu strukturieren.

„Eltern, Bezugspersonen, Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte sowie ärztliche und psychologische Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten müssen im Sinne der Betroffenen stets eng zusammenarbeiten. Es ist wichtig, dass die Alarmsignale der Kinder und Jugendlichen ernst genommen werden. Je früher, desto besser“, fordert Dr.-Doktor Magerl. Die Corona-Pandemie stelle dabei eine Ausnahmesituation dar. Eine enge Kooperation sei jetzt wichtiger denn je.

Prävention und gezielte Hilfen für betroffene Kinder

Die Ursachen für psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen sind, wie auch bei Erwachsenen, äußerst vielfältig. Den Ergebnissen des Arztreports zufolge zählten im Jahr 2019 Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen zu den häufigsten Diagnosen. Darunter fallen Trauererlebnisse genauso wie Mobbing. Zweithäufigster Anlass für den Beginn einer Therapie waren Depressionen, gefolgt von emotionalen Störungen im Kindesalter. „Prävention kann viel dazu beitragen, dass psychische Probleme erst gar nicht entstehen, sich nicht verstetigen und zu einer psychischen Störung führen.

Es ist wichtig, dass Hilfsangebote von den Betroffenen, ihren Freunden und Angehörigen unkompliziert nutzbar sind“, sagt Prof. Dr.Susanne Knappe, Technische Universität Dresden, Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie und Psychologische Psychotherapeutin. Sie leitet ein Präventionsprogramm des Netzwerk für Suizidprävention in Dresden (NeSuD) für Schülerinnen und Schüler von 12 bis 18 Jahren.

Hier geht es zum Barmer Arztreport

Quelle: Barmer




ZFF fordert ungerechte Arbeitsteilung aktiv anzugehen!

Corona-Teilzeit mit Lohnausgleich oder Familienarbeitszeit könnten wichtige Impulse setzen

Familien leisten gerade in Krisenzeiten viel: ob in der Übernahme privater Fürsorgeverantwortung durch Kinderbetreuung oder bei der Pflege von Angehörigen, ob durch Homeschooling, Homeoffice oder die solidarische Nachbarschaftshilfe. So tragen sie einen großen Anteil zum Zusammenhalt der Gesellschaft bei. Mit der Aufstockung der Kinderkrankentage hat die Bundesregierung die Familien etwas entlastet. Damit Familien etwas entspannter in die Zukunft blicken können, fordert das Zukunftsforum Familie (ZFF) längerfristige Unterstützungsangebote.

Weitere 10 Kinderkrankentage beschlossen

Im Rahmen der aktuellen Ergänzung des Infektionsschutzgesetzes hat die Bundesregierung eine weitere Ausweitung der Kinderkrankentage zur Unterstützung von Eltern während der Corona-Pandemie beschlossen. Nachdem die Anzahl der Kinderkrankentage bereits Anfang des Jahres erhöht wurde, ist nun angesichts des verschärften Lockdowns gab es nun eine erneute Aufstockung um zehn Tage .

Im Jahr 2021 stehen jedem Elternteil damit jeweils 30 Tage zu, Alleinerziehenden insgesamt 60 Tage. Bei mehreren Kindern erhöht sich die Anzahl weiter. Die Höhe des Krankengeldes beträgt 90 Prozent des ausgefallenen Nettoarbeitsentgelts. Der Anspruch besteht unabhängig davon, ob Erwerbstätigkeit auch im Homeoffice geleistet werden kann oder die Schulen und Kitas geschlossen oder nur eingeschränkt nutzbar sind. Die Regelung gilt für Kinder bis zum zwölften Lebensjahr.

Eine Musterbescheinigung zur Beantragung von Kinderkrankentagegeld können Sie hier herunterladen.

Fall in überkommene Rollenmuster

Die Vorsitzende des JFF, Britta Altenkamp, weist aber auch deutlich auf den Rückfall in überkommene Rollenmuster in der Krise hin (wir berichteten). „Frauen sind in dieser Krise weiter fast selbstverständlich für die Sorgearbeit zuständig und übernehmen zusätzliche Betreuungs- und Erziehungsarbeit in deutlich größerem Umfang als Männer. Angesichts dieser besorgniserregenden Entwicklung fordern wir die Politik dazu auf, die Auswirkungen auf die Geschlechter bei den Maßnahmen zu berücksichtigen und die ungerechte Arbeitsteilung endlich aktiv anzugehen. Eine Corona-Teilzeit mit Lohnausgleich oder eine Familienarbeitszeit wären hier die richtigen Impulse, um die gleichberechtigte Übernahme von Sorgearbeit zu unterstützen.“

Das ZFF-Positionspapier „Familien auch in Krisenzeiten gut absichern! Positionspapier des Zukunftsforums Familie e.V. (ZFF) zur Situation von Kindern, Jugendlichen und Familien in der Corona-Pandemie“ finden Sie hier.

Quelle: Zukunftsforum Familie




Forschen. Wissen. Schützen. | Die Corona-KiTa-Studie

Auch Kitas und Kindertagespflegestellen können die Studie unterstützen

Seit Juni 2020 widmen sich Wissenschaftler/innen des Deutschen Jugendinstituts (DJI) und des Robert Koch-Instituts (RKI) dem Pandemie- und Infektionsgeschehen in der Kindertagesbetreuung. Im Fokus der Studie stehen fünf Forschungsfragen:

  1. Unter welchen Bedingungen findet die Kindertagesbetreuung während der Coronapandemie statt?
  2. Welche Herausforderungen ergeben sich für Kindertagespflegestellen, Kindertageseinrichtungen und Familien?
  3. Wie lassen sich schrittweise und kontrollierte Öffnungen umsetzen?
  4. Wie hoch sind die Risiken einer SARS-CoV-2-Infektion für alle Beteiligten?
  5. Welche Rolle spielt die Gestaltung der schrittweisen Öffnung für die weitere Verbreitung von SARS-CoV-2 und welchen Einfluss haben dabei Kinder?

Diese Fragen werden in insgesamt vier Modulen beantwortet: Modul I und II werden vom DJI betreut, die Module III und IV vom RKI. 

Aufbau der Studie: Worum geht´s?

Für Modul I Corona KiTa Surveys (CoKiss) werden Kita-Leitungen, pädagogische Fachkräfte, Tagespflegepersonen und Eltern danach befragt, wie der Alltag in der Kindertagesbetreuung und den Familien während der Pandemie aussieht, wie Familien und Einrichtungen zusammenarbeiten, vor welchen Herausforderungen sie stehen und welche Lösungen sie entwickelt haben. Seit September 2020 werden alle drei Monate die Leitungen von etwa 3.000 Kitas befragt. In 600 dieser Einrichtungen finden seit November 2020 vertiefte Befragungen von Fachkräften und Eltern statt. Die Erfahrungen von Tagespflegepersonen werden auf ähnliche Weise erfasst.

Modul II umfasst das KiTa-Register, an dessen Teilnahme alle in Deutschland gemeldeten Kitas und Tagespflegepersonen aufgerufen sind. Hierbei finden wöchentlich Online-Befragungen statt, um das Pandemiegeschehen aktuell und regional darstellen zu können. Die Teilnehmenden werden dabei u. a. nach Betreuungskapazitäten, der Umsetzung von Schutz- und Hygienemaßnahmen, zu COVID-19-Verdachts- und Infektionsfällen sowie zu pandemiebedingten Schließungen befragt. Das KiTa-Register enthält als erstes und einziges Register eine bundesweite Übersicht zur wöchentlichen Auslastung, zu Gruppenkonzepten und zu derzeitigen Beschäftigungszahlen (mittelbar, unmittelbar) aller gemeldeten Kindertagesbetreuungsstellen. Die Auswertung der Ergebnisse des KiTa-Registers erscheint wöchentlich auf dem Dashboard der Corona-KiTa-Studie.

Modul III trägt die Bezeichnung Corona KiTa Surveillance (CATS) und wird vom Robert Koch-Institut geführt. Anhand von Meldedaten der Gesundheitsämter zu COVID-19 sowie der Syndromischen Surveillance, zu der das GrippeWeb-Portal gehört, wird untersucht, wie häufig Kita-Kinder an COVID-19 erkranken, wie empfänglich sie für das Virus sind und wie schwer ihre Krankheitsverläufe sind. Ergänzt werden diese Daten durch Angaben zur Gesamtzahl an Arztkonsultationen sowie zur Anzahl an Patientinnen und Patienten mit akuten respiratorischen Erkrankungen von etwa 520 repräsentativ über Deutschland verteilten Haus- und Kinderarztpraxen. Zudem übermittelt eine Stichprobe von 74 Laboren in Deutschland Daten zu SARS-CoV-2-Testungen an das RKI.

Im Rahmen von Modul IV Corona – Anlassbezogene Untersuchungen in Kitas (COALA) geht das RKI den Fragen nach, welche Rolle Kita-Kindern bei der Virusübertragung zukommt und welche Symptome infizierte Kinder über welchen Zeitraum hinweg zeigen. In Zusammenarbeit mit den zuständigen Gesundheitsämtern werden bundesweit rund 30 Kitas ausgewählt, in denen es einen oder mehrere akute SARS-CoV-2-Fälle gibt. Neben einer Befragung der Einrichtungsleitung besucht ein Team des RKI teilnehmende Familien zu Hause. Dort nimmt das Wissenschaftsteam Mund-/Nasenabstriche (keine tiefen Rachenabstriche), Speichelproben sowie eine kleine Blutprobe aus der Fingerkuppe. Die Ergebnisse von COALA sollen dazu beitragen, die Risiken einer SARS-CoV-2-Übertragung im Kita-Umfeld besser einschätzen zu können.

Um an COALA teilzunehmen, sollten Kitas zeitnah dem COALA-Team am RKI das Auftreten eines SARS-CoV-2-positiven Falls mitteilen. Das COALA-Team bespricht dann mit der Kita-Leitung, ob der Ausbruch für die Studie in Frage kommt. Im Falle einer Teilnahme an der COALA-Studie würde das COALA-Team interessierte Eltern telefonisch über die Studie aufklären. Die Teilnahme an der Studie ist selbstverständlich freiwillig. Die teilnehmenden Familien erhalten eine Aufwandsentschädigung.

Ergebniskommunikation

Neben dem bereits erwähnten Dashboard werden die Ergebnisse der Corona-KiTa-Studie regelmäßig in den Monats- und Quartalsberichten publiziert. Darüber hinaus erscheint auf der Studienseite in der Rubrik Aktuelles wöchentlich eine Kurzusammenfassung eines ausgewählten Themas des jeweils aktuellen Berichts. Über den Twitter-Kanal der Corona-KiTa-Studie halten wir unsere Follower zusätzlich über Ergebnisse und Veröffentlichungen auf dem Laufenden.

Anhand der wöchentlichen Umfrageergebnisse zeigte sich, dass Kitas schnell Gruppentrennungen umgesetzt haben, um Einrichtungsschließungen zu vermeiden und um die Kindertagesbetreuung weiter zu gewährleisten. Zu den wichtigsten Erkenntnissen zählte, dass das Infektionsgeschehen in der Kindertagesbetreuung dem allgemeinen Geschehen folgt und nicht vorangeht. Dennoch macht auch die dritte Welle nicht vor ihnen halt. Zuletzt stieg die Zahl der infektionsbedingten Gruppenschließungen erneut an. Bis zum 19.03.2021 kam es in insgesamt 233 Einrichtungen zu Gruppenschließungen. Vier Wochen vorher waren noch 112 Kitas von Gruppenschließungen betroffen.

Mitmachen erwünscht

Sie möchten mit Ihrer Kita oder Kindertagespflegestelle die Studie ebenfalls unterstützen? Sehr gerne! Hier können Sie sich gleich im KiTa-Register anmelden. Weitere Informationen zur Studie finden Sie auf unserer Homepage sowie in unseren FAQs. Die Corona-KiTa-Studie läuft bis zum 31.12.2021.