Manch einer betreibt Zahnpflege mit aggressivem Tensid und flüssigem Plastik

Öko-Test nimmt 60 Zahncremes und drei Zahnputztabletten unter die Lupe

Regelmäßiges, ordentliches Zähneputzen hält Zahnfleisch und Zähne gesund. So haben wir das gelernt und so bringen wir es auch unseren Kindern bei. Drogerien, Supermärkte und Apotheken bieten eine Fülle von Zahnpasten und mittlerweile auch -tabletten an. Alle verheißen gesund zu sein.

Fast immer genug Fluorid

Das Öko-Test-Team hat nun 60 Zahnpasten unter die Lupe genommen. Die gute Nachricht. In fast allen Zahncremes steckt die von zahnärztlichen Fachgesellschaften empfohlene Menge Fluorid für bleibende Zähne: zwischen 1.000 und 1.500 ppm. Das steht für „parts per million“, also Milligramm pro Kilogramm. Nur die Hydrophil Zahncreme Pure Mint mit Fluoridist mit 500 ppm aus Sicht der Tester zu schwach dosiert.

38 x „sehr gut“

38 von 60 Zahnpasten bestanden den Test sind mit „sehr gut“. Sie verzichten auf Problemstoffe und deklarieren die wichtigsten Infos. Mit „mangelhaft“ oder „ungenügend“ fallen 13 Zahncremes durch. Das aggressive Tensid Natriumlaurylsulfat und flüssiges Plastik sind Inhaltsstoffe, die Öko-Test in einigen Zahnpasten negativ aufgefallen sind. Ebenfalls unerwünscht: PEG-Verbindungen, die die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können. Zahnputztabletten sind aus Sicht der Tester kein gleichwertiger Ersatz für Zahnpasta.

Der gesamte Test ist hier gratis abrufbar.




Mehr als 100 Organisationen fordern „Kinderrechte ins Grundgesetz! – aber richtig!“

Gemeinsamer Appell an die Bundestagsfraktionen und die Bundesländer

Ein breites Bündnis von mehr als 100 Organisationen fordert in einem gemeinsamen Appell die Bundestagsfraktionen und die Bundesländer auf, sich bis zur Sommerpause auf ein Gesetz zur Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz zu einigen, das den Ansprüchen der UN-Kinderrechtskonvention gerecht wird.

Aktueller Gesetzentwurf stärkt die Kinderrechte nicht

Der Aufruf „Kinderrechte ins Grundgesetz – aber richtig!“, der anlässlich der für morgen angesetzten 1. Lesung im Bundesrat veröffentlicht wurde, kritisiert den von der Bundesregierung vorgelegten Gesetzentwurf als unzureichend, da er keine Stärkung der Kinderrechte bedeute. Den Appell haben unter anderem die Deutsche Liga für das Kind, der Kinderschutzbund, das Deutsche Kinderhilfswerk, UNICEF Deutschland und die National Coalition – Netzwerk zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland unterzeichnet.

Nationales Gesetz sollte nicht hinter UN-Grundrechtecharta zurückbleiben

Wörtlich heißt es im Appell: „Eine Grundgesetzänderung muss zu einer Verbesserung der Rechtsposition von Kindern in Deutschland beitragen. Sie darf in keinem Fall hinter die UN-KRK, Art. 24 der Europäischen Grundrechtecharta und die geltende Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes zurückfallen, die spezifische Kinderrechte gegenüber dem Staat anerkennt. Dabei kommt es auf die Aufnahme von ausdrücklichen Kinderrechten in das Grundgesetz in einem eigenen Absatz an, da diese dem Kind bei allem staatlichen Handeln unabhängig zustehen. Eine unmittelbare Verknüpfung mit den Elternrechten würde zu einem vermeidbaren Konflikt zwischen Eltern- und Kinderrechten führen. (…) Wir fordern nun eine zügige Einigung unter Einbezug der Zivilgesellschaft einschließlich von Kindern und Jugendlichen, die diesen Eckpunkten Rechnung trägt. Denn Kinderrechte gehören ins Grundgesetz – aber richtig!“

„Kindeswohl muss vorrangig sein“

„In Ergänzung zu den Eltern trägt der Staat besondere Verantwortung für das Wohlergehen der Kinder. Das Kindeswohl muss daher bei allem staatlichen Handeln, das Kinder betrifft, ein Gesichtspunkt sein, der vorrangig berücksichtigt wird. Nur eine klare Formulierung der Kinderrechte kann dies gewährleisten“, sagt Prof. Dr. Sabine Walper, Präsidentin der Deutschen Liga für das Kind. 

Formulierungen

Die Organisationen fordern, dass folgende Elemente in der Formulierung zur Aufnahme der Kinderrechte im Grundgesetz enthalten sein sollten:

Das Recht des Kindes auf Anerkennung als eigenständige Persönlichkeit;

Die Berücksichtigung des Kindeswohls als ein vorrangiger Gesichtspunkt bei allen Entscheidungen, die Kinder betreffen;

Das Recht des Kindes auf Beteiligung, insbesondere die Berücksichtigung seiner Meinung entsprechend Alter und Reifegrad;

Das Recht des Kindes auf Entwicklung und Entfaltung;

Das Recht des Kindes auf Schutz, Förderung und einen angemessenen Lebensstandard;

Die Verpflichtung des Staates, für kindgerechte Lebensbedingungen Sorge zu tragen.

Großer Schritt gefordert

„Bundestag und Bundesrat müssen jetzt bereit sein, bei der Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz einen großen Schritt für eine kinderfreundlichere Gesellschaft zu machen. Es muss rechtlich normiert werden, dass das Kindeswohl vorrangig zu beachten ist, dass Kinder das Recht auf Entwicklung, auf Schutz, auf Förderung und das Recht auf Beteiligung haben. Wichtig ist auch, dass man versteht, dass Beteiligung nicht nur das rechtliche Gehör des Artikels 103 des Grundgesetzes ist, sondern dass die Beteiligung von Kindern an der Gestaltung unseres gesellschaftlichen Lebens ins Grundgesetz gehört. Deshalb braucht es noch deutlich Korrekturen am Gesetzentwurf der Bundesregierung“, sagt Anne Lütkes, Vizepräsidentin des Deutschen Kinderhilfswerkes.

Der gemeinsame Appell „Kinderrechte ins Grundgesetz – aber richtig!“ mit einer Liste aller Organisationen kann unter www.dkhw.de/KinderrechteAberRichtig heruntergeladen werden.

Quellen: DKHW und Deutsche Ligafür das Kind




Jugendliche fühlen sich durch Corona stark belastet

Junge Menschen klagen in der Corona-Zeit über psychische Probleme:

Die Corona-Pandemie stellt die jungen Menschen in Deutschland vor große Herausforderungen. 61 Prozent von ihnen geben an, sich teilweise oder dauerhaft einsam zu fühlen. 64 Prozent stimmen zum Teil oder voll zu, psychisch belastet zu sein. 69 Prozent sind, und sei es nur teilweise, von Zukunftsängsten geplagt. Zudem gibt ein Drittel der Jugendlichen (34 Prozent) an, finanzielle Sorgen zu haben; vor Corona lag ihr Anteil noch bei etwa einem Viertel.

Auffällig ist zudem, dass Jugendliche mit Geldsorgen öfter Zukunftsängste äußern und sich häufiger psychisch belastet und einsam fühlen als andere junge Menschen. Das geht aus den beiden Befragungen „Jugend und Corona“ hervor, die von den Universitäten Hildesheim und Frankfurt/Main durchgeführt und in Kooperation mit der Bertelsmann Stiftung vertiefend ausgewertet worden sind.

Mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung nötig

Angesichts der großen Belastungen wären Aufmerksamkeit und Unterstützung für die jungen Menschen besonders wichtig. Doch genau diese vermissen sie. 65 Prozent der befragten Jugendlichen gaben während des zweiten Lockdowns im November 2020 an, dass ihre Sorgen eher nicht oder gar nicht gehört werden. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zur Befragung vom April und Mai 2020, bei der bereits 45 Prozent diesen Eindruck äußerten.

Anders als in der öffentlichen Debatte, möchten die Jugendlichen nicht auf ihre Rolle als SchülerInnen, Auszubildende oder Studierende in der Corona-Zeit reduziert werden. Dass sie in der Pandemie auf Vieles verzichten müssen – Kontakte zu FreundInnen und Gleichaltrigen, organisierte Freizeitaktivitäten, Möglichkeiten zur Selbstentfaltung – wird ihrer Meinung nach kaum thematisiert, geschweige denn anerkannt.

In die Politik setzen sie nur wenig Hoffnung auf Besserung: 58 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Situation der Jugendlichen den PolitikerInnen nicht wichtig sei. Mit 57,5 Prozent gehen fast genauso viele gar nicht erst davon aus, dass junge Menschen ihre Ideen in die Politik einbringen können.

Breite und kontinuierliche Jugendbeteiligung auf allen Ebenen

„Corona hat die Probleme vieler junger Menschen verstärkt. Die Pandemie zeigt wie unter einem Brennglas die schon länger bestehenden Defizite in der Kinder- und Jugendpolitik. Es ist jetzt dringend nötig, die Sorgen der Jugendlichen ernst zu nehmen und zu adressieren“, sagt Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung.

„Die negativen Auswirkungen der Pandemie auf ihre Lebensumstände zeigen: Junge Menschen brauchen Möglichkeiten für eine breite und kontinuierliche Beteiligung in allen sie betreffenden Bereichen“, betont Tanja Rusack von der Universität Hildesheim. Bereits 2019 hatte die Bertelsmann Stiftung in der Studie „Children’s Worlds+“ dargelegt, dass sich ein großer Teil der jungen Menschen nicht ernst genommen und unzureichend beteiligt fühlt.

Das Jugendhearing des Bundesfamilienministeriums oder ein bereits geforderter Kindergipfel seien richtige Signale aus der Politik, so Jörg Dräger, aber: „Bei der Beteiligung von Jugendlichen darf es keine Alibi-Formate geben. Vielmehr müssen den Gesprächen Angebote folgen, wo und wie junge Menschen konkret mitentscheiden und Verantwortung übernehmen können.“

Konzepte gegen Kinderarmut endlich umsetzen

Um die Belange der jungen Generation systematisch stärker zu berücksichtigen, sollte die Politik so schnell wie möglich eine repräsentative, umfassende und regelmäßige Bedarfserhebung für und mit Kindern und Jugendlichen einführen und finanzieren. Der aktuelle Zeitpunkt ist günstig, um die durch Corona verursachten und verschärften Probleme zu identifizieren und geeignete Lösungen zu erarbeiten. „Eine solche Bedarfserhebung muss mit jungen Menschen entwickelt und durchgeführt werden und dabei besonders die Kinder und Jugendlichen in prekären Lebensverhältnissen erreichen“, sagt Johanna Wilmes von der Goethe Universität Frankfurt.

Wie wichtig gezielte Maßnahmen sind, um die materielle Situation von jungen Menschen aus benachteiligtem Umfeld zu verbessern, unterstrich das im Juli 2020 veröffentlichte Factsheet Kinderarmut der Bertelsmann Stiftung. Diesem zufolge waren in Deutschland schon vor Beginn der Corona-Krise mehr als ein Fünftel aller Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren von Armut bedroht. Infolge der Pandemie dürfte sich diese Notlage weiter zugespitzt haben. Die Bertelsmann Stiftung fordert daher, vorliegende Konzepte zur Bekämpfung der Kinderarmut endlich umzusetzen. Dazu zählt insbesondere eine Kindergrundsicherung, wie das von der Bertelsmann Stiftung entworfene Modell eines Teilhabegelds, das bestehende staatliche Leistungen für Kinder bündelt und allen jungen Menschen bis 25 Jahren zugutekommen soll. 

Hintergrund

Die beiden Jugendbefragungen „Jugend und Corona“ (JuCo I und II) wurden von einem Forschungsverbund der Universitäten Hildesheim und Frankfurt/Main durchgeführt. An JuCo I (15.04.-03.05.2020) nahmen 5.520 Jugendliche teil, an JuCo II (09.-22.11.2020) beteiligten sich mehr als 7.000 junge Menschen. Die Ergebnisse wurden zusammen mit Jugendlichen eines ExpertInnen-Teams in mehreren Online-Workshops von September 2020 bis Januar 2021 diskutiert und reflektiert.

Die Jugendlichen haben ihre Erfahrungen und Forderungen in einer eigenen Broschüre „Fragt uns 2.0 – Corona Edition“ festgehalten. Die für die JuCo-Studien zusammengetragenen Erkenntnisse basieren auf jahrelanger wissenschaftlicher Arbeit der Kindheits- und JugendforscherInnen zur Lebenswirklichkeit von jungen Menschen in Deutschland. Einzelne Daten aus beiden Befragungen sind bereits veröffentlicht worden.




Gerecht verteilen: An welchen Kriterien orientieren sich Kinder und Jugendliche?

Stehen Bedürftigkeit oder Leistung im Vordergrund?

Gerechtigkeit ist ein Menschheitsthema und spielt auch in der Schule eine große Rolle. Die Psychologin Prof. Dr. Jutta Kienbaum erforscht zusammen mit ihren Studierenden an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe, wie sich Verteilungsgerechtigkeit bei Kindern und Jugendlichen entwickelt. Entscheiden sie nach Bedürftigkeit oder nach Leistung?

Gerechtigkeit ist ein zentrales Thema

Woran orientieren sich Kinder und Jugendliche intuitiv, wenn sie etwas gerecht verteilen sollen? Daran, wer bedürftiger ist? Daran, wer mehr geleistet hat? Oder berücksichtigen sie beide Kriterien? Und entscheiden jüngere Kinder anders als ältere? „Gerechtigkeit ist ein Menschheitsthema und spielt auch in der Schule eine große Rolle“, sagt die Entwicklungspsychologin Prof. Dr. Jutta Kienbaum, Leiterin des Instituts für Psychologie der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe.

Forschungsseminar zum Thema „Verteilungsgerechtigkeit“

Ihr empirisches Forschungsseminar zur Frage, wie sich Verteilungsgerechtigkeit bei Kindern und Jugendlichen entwickelt, ist deshalb bei Lehramtsstudierenden auch im zehnten Jahr sehr gefragt. Im Rahmen dieses Seminars führen Studierende mit Schulkindern ein Experiment durch, das sich um eine Pausenhofgeschichte dreht. Dabei sollen die Schülerinnen und Schüler entscheiden, welche Protagonisten – dargestellt durch Playmobilfiguren – fürs Müllsammeln symbolisch mit wie viel Süßigkeiten belohnt werden. Sollen diejenigen mehr bekommen, die sich beim Müllsammeln angestrengt haben? Oder diejenigen, die zu Hause gar keine oder nur wenig Süßigkeiten haben?

Kriterien wandeln sich mit dem Alter

Mehr als 60 Abschlussarbeiten sind bereits aus dem Seminar heraus entstanden. Außerdem sind die Ergebnisse der Studierenden in eine Längsschnittstudie eingeflossen, die in Karlsruhe durchgeführt wurde. „Unsere Studie hat gezeigt, dass Kinder in der Grundschulzeit denjenigen mehr geben, die bedürftiger sind, oder Bedürftigkeit und Anstrengung gleichzeitig berücksichtigen“, berichtet Prof. Dr. Kienbaum. Jugendliche hingegen integrieren ganz überwiegend beide Kriterien und Erwachsene geben entweder der Person mehr, die sich mehr angestrengt hat, oder berücksichtigen beide Kriterien. „Die Bedürftigkeit als alleiniges Verteilungskriterium scheint also im Laufe des Lebens zu verschwinden“, so Kienbaum. Dieses Ergebnismuster bestätigten auch ihre in der Schweiz und Südtirol erhobenen Daten.

Kinder entscheiden mit großer Sorgfalt

„In meinem Forschungsseminar zur Verteilungsgerechtigkeit lernen die Studierenden wissenschaftlich zu arbeiten, auch experimentell “, sagt die Psychologin und unterstreicht: „Es ist wichtig und schön, den Forschergeist der Studierenden zu wecken.“ Marie Sommer beispielsweise geht gerade in ihrer Bachelorarbeit der Frage nach, ob Kinder an einer Montessori-Schule genauso verteilen wie an einer staatlichen Regelschule. Dazu hat die Lehramtsstudentin, die später in einer Grundschule unterrichten möchte, im Januar und Februar Schülerinnen und Schüler in der Notbetreuung in Rheinland-Pfalz befragt. „Besonders beeindruckt hat mich, wie wichtig Gerechtigkeit für Kinder ist, und mit wie viel Sorgfalt sie entscheiden“, erzählt die 23-Jährige.

Und Alexandra Wilmsen, die Lehramt für die Sekundarstufe I studiert, sagt: „Durch das Seminar zum Thema Verteilungsgerechtigkeit habe ich mehr Verständnis für Schülerinnen und Schüler entwickelt. Gerade in der Sekundarstufe machen Kinder einen wichtigen Entwicklungsschritt. Hier sind Gelassenheit und Geduld gefragt.“ Es sei sehr spannend gewesen, die Forschungs- und Auswertungsmethoden der Psychologie kennenzulernen, so die 25-jährige Studentin. Und der Mehrwert, den das Seminar für ihren späteren Beruf als Lehrerin habe, sei „nicht von der Hand zu weisen“.

Über die Pädagogische Hochschule Karlsruhe

Als bildungswissenschaftliche Hochschule mit Promotions- und Habilitationsrecht forscht und lehrt die Pädagogische Hochschule Karlsruhe zu schulischen und außerschulischen Bildungsprozessen. Ihr unverwechselbares Profil prägen der Fokus auf MINT, mehrsprachliche Bildung und Heterogenität sowie eine aktive Lehr-Lern-Kultur. Das Studienangebot umfasst Lehramtsstudiengänge für Grundschule und Sekundarstufe I, Bachelor- und Masterstudiengänge für andere Bildungsfelder sowie professionelle Weiterbildungsangebote. Rund 220 in der Wissenschaft Tätige betreuen rund 3.600 Studierende. https://www.ph-karlsruhe.de

Regina Schneider M. A., Pressesprecherin Pädagogische Hochschule Karlsruhe




Angebote und Elternabende online umsetzen

Eltern-Kind-Gruppen gehen online: Arbeitshilfe und Videofilme erschienen:

Das Netzwerk Evangelischer und Katholischer Eltern-Kind-Gruppen in Deutschland (NEKED) hat die Arbeitshilfe „Eltern-Kind-Gruppen gehen online – Wie geht das?“ veröffentlicht. Die Broschüre zeigt Wege auf, wie digitale Angebote für Eltern mit Kindern bis drei Jahren und digitale Elternabende konzipiert und umgesetzt werden können.

Beratung jetzt online

Denn derzeit können Eltern und Kindern keine Angebote vor Ort gemacht werden, obwohl junge Familien doch gerade jetzt Beratung und Begleitung benötigen: Wen kann ich fragen? Mit wem kann ich mich austauschen? Wo erfahre ich Unterstützung? Die eaf als Teil des NEKED-Netzwerks möchte die LeiterInnen in der Eltern-Kind-Arbeit und die Familien ermutigen, neue Wege zu gehen und online-Formate zu nutzen.

KursleiterInnen und Eltern profitieren

„Vor einem Jahr schien es für viele noch unvorstellbar, eine Eltern-Kind-Gruppe online durchzuführen. Aber die Praxis in unseren vielen Familienbildungsstätten hat gezeigt: Es geht, und zwar sehr gut. Ich freue mich sehr, dass die Erfahrungen und das Fachwissen aus dem Netzwerk nun als Arbeitshilfe auch einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden kann. Davon werden sicherlich viele KursleiterInnen und mit ihnen viele Familien profitieren,“ so Dr. Martin Bujard, Präsident der eaf.

Herzstück der Familienbildung

Eltern-Kind-Gruppen als Herzstück der Familienbildung sind ein geeigneter Ort zur Stärkung der Elternkompetenzen und Eltern-Kind-Bindung. Sie bieten Begleitung, Bildung, Orientierung, Impulse zur religiösen Sozialisation und dienen der Entwicklungsförderung, sowie der Gesundheitsprävention. Die Eltern profitieren von dem Informations- und Erfahrungsaustausch, dem Gemeinschaftserlebnis und der Netzwerkbildung. Sie erfahren Entlastung und Selbstvergewisserung für den Familienalltag.

Download Arbeitshilfe „Eltern-Kind-Gruppen gehen online – Wie geht das?“. Viele Anregungen und praktische Beispiele stehen auch als Video auf dem YouTube-Kanal des Forums Familienbildung zur Verfügung.

Quelle: Pressemitteilung der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft Familie (eaf)




Den Weg zum Glück sollten wir nicht alleine gehen

Oder, was Glück mit Schopenhauers Stachelschweinen zu tun hat:

Der 20. März 2021 ist nicht nur Frühlingsanfang, sondern auch der internationale Tag des Glücks. Darunter verstehen viele Menschen ganz unterschiedliche Dinge. Wir haben uns das Thema von ganz unterschiedlichen Seiten angesehen und lassen verschiedene Expertinnen zu Wort kommen.

Eine Kleine Parabel

Wissen Sie, was Stachelschweine und Glück miteinander verbindet? Artur Schopenhauer, seines Zeichens Philosoph, hat vor über 160 Jahren eine kleine Parabel verfasst. In dieser drängen sich an einem kalten Wintertag Stachelschweine eng zusammen, um nicht zu erfrieren. Da pieksen sie aber die Stacheln der anderen. So suchen sie eine mäßige Entfernung voneinander, bei der sie die Wärme ihrer Artgenossen spüren aber nicht deren Stacheln.

Auch wenn der alte Philosoph in seiner Geschichte damals etwas anderes sah, könnte Sie heute doch eine Parabel zum Thema Glück sein. Der bekannte Neurobiologe Gerald Hüther hat etwa unlängst verkündet: „Glücklich sind die Menschen immer dann, wenn sie die Gelegenheit bekommen, ihre beiden Grundbedürfnisse nach Verbundenheit und Nähe einerseits und Wachstum, Autonomie und Freiheit andererseits stillen zu können.“

Das Stachelschwein: ziemlich stachelig und dennoch kuschelbedürftig

Gebunden und doch frei

Wie die Stachelschweine brauchen wir die Nähe der anderen, ohne uns dabei jedoch eingeengt zu fühlen. Schließlich wollen wir unsere Freiheit, um uns zu entwickeln.

Besonders deutlich offenbart sich das bei unseren Kindern. Wenn Sie Ihr Kind ruhig beobachten, wenn es völlig versonnen ins Spiel abgetaucht ist, oder wenn es sich völlig ausgetobt hat und nun zufrieden in Ihren Armen liegt, haben Sie Momente reinen Glücks miterlebt. Dabei sind wir Eltern immer als wärmende und sichere Ausgangsbasis für alle Abenteuer gefordert. Wir sind jene, die ihren Nachwuchs liebevoll und motivierend in seiner Entwicklung begleiten. Wenn wir dabei aber unsere Kinder in ihren Unternehmungen zu sehr einschränken, kommt ganz schnell das kleine Stachelschwein zum Vorschein und sticht zu.

Von Eltern zu „Entwicklungsassistenten“

Die Verhaltensbiologin Gabriele Haug-Schnabel sieht in Eltern deshalb „Entwicklungsassistenten“, die sich nicht als die großen Macher verstehen, sondern ihr Kind individuell und mit Liebe ermuntern, es aber selbst ausprobieren lassen und erst dann Unterstützung bieten, wenn es sie braucht. „Durch die zunehmende Selbstständigkeit und Wissenserweiterung entsteht ein Gefühl von Eigenkompetenz, das in immer neuen Situationen gestärkt und durch neue Erfahrungen erweitert wird“, schreibt sie in ihrem unlängst erschienenen Buch „Stark von Anfang an“.

Aber reicht das für das Glück? Die Antwort könnte lauten. Grundsätzlich ja! Zudem brauchen die Kinder noch unsere Liebe, ein ausreichend ausgestattetes Umfeld, in dem kein wirklicher Mangel herrscht und Möglichkeiten vorhanden sind, Gesundheit und … glückliche Eltern.

„Glückliche Eltern = glückliche Kinder“

„Glückliche Eltern = glückliche Kinder“ lautet eine der vielen Glücksformeln. Damit steht es zwar nicht allzu schlecht, aber dennoch bedenklich. Seit 2011 beobachtet die OECD das Glücksempfinden der Menschen in ihren Mitgliedsstaaten. Das Maß ist der Better-Life-Index, der sich auf einer Skala von Null bis Zehn ausdrücken lässt. Die Deutschen landen dabei auf den hinteren Plätzen. Rund ein Drittel der Befragten geben hierzulande sechs oder weniger Punkte an. Das hat zum einen objektive Gründe, zum anderen aber vor allem subjektive. Zu den objektiven Gründen gehören neben gesundheitlichen Beeinträchtigungen vor allem finanzielle. Denn Geld allein mag zwar nicht glücklich machen, ein Mangel daran fördert jedoch das Unglück. Wer also in  den unteren Einkommenskategorien darben muss, keinen Einfluss auf den Verlauf seines Lebens hat, keine Wertschätzung erfährt und für seine Kinder keine Möglichkeit sieht, aus dieser Lage zu entfliehen, ist sehr wahrscheinlich unglücklich. Für Deutschland fordert die OECD deshalb Bildungsgerechtigkeit, anständige Löhne und Steuergerechtigkeit.

Vom Glück im Unglück

Dennoch fühlen sich nicht alle, die in einer solch misslichen Lage leben, unglücklich. Und nicht alle, die finanziell abgesichert leben und gesund sind, fühlen sich glücklich. Denn unser Glücks- oder besser Wohlbefinden ist subjektiv. Es kann also in jedem Menschen stecken oder eben nicht.

Philosophen, Soziologen, Psychologen, Pädagogen und Ökonomen haben sich wissenschaftlich mit dem Thema „Glück“ auseinandergesetzt. Der Soziologe Gerhard Schulze kennt zwei Arten von Glück. 1. Die Freiheit von Leid und Mangel. 2. Das schöne Leben. Hier baut das eine auf das andere auf. Dabei unterscheiden Glücksforscher wie der Nürnberger Professor Karlheinz Ruckriegel das Zufallsglück „luck“ vom persönlichen Glück „happiness“. Letzteres lässt sich als subjektives Wohlbefinden bezeichnen und ist Gegenstand der Forschung. Wohlbefinden beinhaltet zwei Elemente oder Ebenen: Das emotionale Wohlbefinden, also das Verhältnis zwischen positiven und negativen Gefühlen, und das kognitive Wohlbefinden.

3 x positiv bei 1 x negativ

Laut Ruckriegel sollte das Verhältnis zwischen positiven und negativen Empfindungen im Tagesdurchschnitt mindestens bei drei zu eins liegen. Unter kognitivem Wohlbefinden versteht die Forschung den Grad der Zufriedenheit mit dem eigenen Leben.

Und so formuliert Ruckriegel die Frage nach den Glück: „Wie zufrieden bin ich mit meinem Leben vor dem Hintergrund der Ziele, Wünsche und Erwartungen?“

Vom Glück im Märchen

Die extremen Typen erleben wir in den Hausmärchen der Gebrüder Grimm. Da ist zum einen die Frau des Fischers, die noch nicht einmal glücklich und zufrieden sein kann, als sie Papst ist. Oder „Hans im Glück“, der auch noch glücklich ist, als er gar nichts mehr hat. Hans macht sich frei von allem Habenwollen und allen Erwartungen. Deshalb ist er glücklich und deshalb gehören gerade die kleinen Kinder zu den glücklichsten Menschen in unserer Gesellschaft. Wenn sie genügend Geborgenheit spüren, trüben keine Sorgen den Augenblick. Sie Leben im Hier und Jetzt, staunen über die Welt, über Blätter, Käfer und Seifenblasen. Sie freuen sich über sich und über andere Menschen und Tiere, mit denen sie ausgiebig spielen und kuscheln können. „Ich freue mich. Das ist des Lebens Sinn. Ich freue mich vor allem, dass ich bin“, schrieb Mascha Kaléko einst in ihrem Gedicht „Sozusagen grundlos vergnügt“.

Der Sog des Habenwollens

Leider erleben auch unsere Kinder im Laufe der Zeit viele Schattenseiten im Leben. So verlieren sie ihre Sorglosigkeit und kommen selbst in den Sog des Habenwollens und -müssens. In der Schule und später im Arbeitsleben sehen wir uns vielen Anforderungen ausgesetzt, die wir erfüllen sollen. Das bedeutet aber noch lange nicht Unglück. Solange wir noch das Gefühl haben, das eigene Leben gestalten zu können, sind wir meist noch glücklich.

Das Unglück kommt erst mit der Überforderung. Laut einer Studie der Techniker Krankenkasse (TK) „…zur Stresslage der Nation“ aus dem Jahr 2013 fühlt sich jeder Dritte in Deutschland ausgebrannt. Rund 60 Prozent fühlen sich gestresst, jeder Fünfte steht sogar unter Dauerdruck. Am meisten davon betroffen ist die heutige Elterngeneration. „In der Rushhour ihres Lebens reiben sie sich auf zwischen Kind, Haushalt und Karriere und den eigenen Eltern, die auch immer mehr Hilfe brauchen.“ Hier sind rund 80 Prozent gestresst. Dabei stehen Frauen noch mehr unter Druck als Männer. Je höher Bildungsabschluss und Einkommen sind, desto höher ist auch der Belastungsgrad. Die „Stress-Hochburgen“ sind dabei die Metropolen – vor allem im Süden der Republik.

Stressig und immer stressiger

Dabei glauben viele, dass ihr Leben in den vergangenen Jahren noch stressiger geworden ist. Sobald drei und mehr Personen in einem Haushalt leben, steigt der Stresslevel enorm. „Ganz nüchtern betrachtet:“, heißt es in der Studie, „Beruf, Privatleben und Kinder – da steigt einfach der Nervfaktor. So sind 71 Prozent der Eltern im Stress – nur 29 Prozent gelingt es, gelassen zu bleiben. „Wobei die Kinder selbst gar nicht als größte Belastung empfunden werden. Die hauptsächlichen Stressfaktoren für Eltern sind der Reihenfolge nach: die Arbeit, private Konflikte, die Betreuung der Kinder, hohe Ansprüche an sich selbst sowie finanzielle Sorgen.“ Wieder sind es die Frauen, die am meisten unter dem familiären Stress leiden.

Glücklich trotz Stress

Unsere Stachelschweinherde wären bei so viel Stress wohl längst weggelaufen oder hätten den Kopf in den Sand gesteckt. Laut TK-Studie ist das aber der falsche Weg. Wer den Kopf in den Sand steckt, wird schneller krank. Am besten ist es wohl, die Dinge anzupacken und die Herausforderungen anzunehmen.

Trotz Stress sind knapp die Hälfte der Befragten zufrieden mit ihrem bisherigen Leben. Frauen sind sogar zufriedener als Männer. „Der Schlüssel zum Glück sind für die allermeisten Familie und Freunde. Für 91 Prozent der Menschen sind sie ein starker Rückhalt. Sieben von zehn Befragten ziehen Energie aus ihrem privaten Umfeld und 58 Prozent finden einen Ausgleich im Engagement in ihrer Freizeit.“

Heilmittel Familie

Glück trotz Überforderung und Stress? Und als Heilmittel Familie und soziale Beziehungen? Genau das hat auch die Glücksforschung erkannt. Laut Ruckriegel stehen an erster Stelle soziale Beziehungen, dann psychische und physische Gesundheit, eine befriedigende Tätigkeit und das Gefühl, das eigene Leben gestalten zu können. Gleiches hat auch Maike van den Boom bei den Recherchen für ihr Buch „Wo geht’s denn hier zum Glück?“ Sie hat Menschen in den so genannten glücklichsten Ländern dieser Welt befragt und kommt zu dem Schluss: Das Glück basiert

  • auf gelebten Werten,
  • auf Solidarität,
  • Verantwortung für sich selbst und die Menschen,
  • auf der Erfahrung von Freiheit, sein Leben gestalten zu können,
  • auf Humor und
  • Gelassenheit.

„Sich zu entscheiden und zu handeln im Sinn des Glücks, das macht die Bewohner der Glücksländer zu glücklichen Menschen“, stellt sie fest. In Deutschland dagegen, strebten die Menschen nach Geld, Status, Besitz und Macht – und hofften, dass sich das Glück schon irgendwann einstelle. Dass das so nicht funktioniert, wissen wir ja schon.

Dabei sind Glück und Zufriedenheit sicher nicht dasselbe. Denn Glück ist viel mehr Freude, Bewegung, Überschwang im Geist. Ungetrübte Lebensfreude also.




Kinder sehen täglich 15 Werbungen für ungesundes Essen

Kinderärzte, Wissenschaftler und AOK fordern Verbot von Kindermarketing für Junk-Food:

Schaut ein Kind TV oder nutzt es Internetmedien, sieht es in Deutschland durchschnittlich pro Tag 15,48 Werbespots oder -anzeigen für ungesunde Lebensmittel. Davon entfallen 5,14 auf das Internet und 10,34 auf das Fernsehen. Zugleich ist die Zahl der TV-Spots pro Stunde um 29 Prozent gestiegen. Das ist das Ergebnis einer Studie der Universität Hamburg, basierend auf Daten noch vor der Corona-Krise.

92 % der Lebensmittelwerbung für Kinder bezieht sich auf ungesundes Essen

Durchschnittlich 92 Prozent der Lebensmittelwerbung, die Kinder in Internet und TV wahrnehmen, bezogen sich auf ungesunde Produkte wie Fast Food, Snacks oder Süßigkeiten (Fernsehen 89 Prozent, Internet 98 Prozent). Ein Bündnis aus Wissenschaftlern, Kinderärzten und dem AOK-Bundesverband erneuert angesichts dieser Zahlen die Forderung, Kindermarketing für ungesunde Produkte in allen Medienarten zu untersagen – wie es in vielen Ländern bereits Standard ist. Auch Kinderzeitschriften sind seit vielen Jahren längst frei von dieser Art von Werbung.

Studie mit Kindern von drei bis 13 Jahren

Die Studie von Wirtschaftswissenschaftler Dr. Tobias Effertz analysiert die Werbekontakte von Kindern von drei bis 13 Jahren für den Zeitraum März 2019 bis Februar 2020 für Internet und von Juni bis September 2019 für TV. Grundlagen waren neben eigenen Erhebungen unter anderem Daten von Nielsen Media Research zum Internetsurfverhalten von Kindern und zur Reichweite von Webseiten sowie Daten über rezipierte Werbung. Die Bewertung der Produkte als gesund oder ungesund erfolgte nach dem Nutrition Profile Model der Weltgesundheitsorganisation (WHO), das eigens für den Bereich Kinder entwickelt wurde. Die Auswertung bezog sich auf die Kinder, die Internet bzw. TV nutzen.

„89 Prozent aller Werbespots werben für ungesunde Produkte“

70 Prozent der untersuchten Lebensmittelwerbespots im Fernsehen richten sich durch ihre Aufmachung oder Sendeumfeld speziell an Kinder. 89 Prozent aller TV-Spots werben für ungesunde Produkte. Die Zahl, der von Kindern gesehenen Spots pro Tag, ist zwar seit 2007 etwa gleichgeblieben, aber Kinder sehen heute 30 Minuten weniger fern. Pro Stunde werden also 29 Prozent mehr ungesunde Spots ausgestrahlt als früher. „Die Unternehmen haben den Werbedruck auf Kinder bewusst erhöht“, kritisiert Dr. med. Sigrid Peter, Kinderärztin in Berlin und stellvertretende Vorsitzende des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVJK). „Die schädlichen gesundheitlichen Folgen davon sehen wir täglich in unseren Praxen. Wir müssen endlich die Ursachen angehen für Übergewicht bei Kindern – und Werbung ist dabei ein wichtiger Faktor.“

Werbepostings im Netz meist über Facebook

Im Internet werden Kinder vor allem über Facebook mit Werbepostings zu ungesunden Produkten erreicht – über zehn Milliarden Mal pro Jahr in Deutschland. Zudem locken die Unternehmen Kinder gezielt auf ihre Webseiten zu ungesunden Produkten und versuchen sie dort durch Spiele oder ähnliches lange zu halten. Auf YouTube erfolgt die Werbung für Ungesundes mit Kindermarketing zu zwei Dritteln durch Influencer.

Animation zu mehr Zucker

„Über 15 mal am Tag werden unsere Kinder von der Industrie dazu animiert, mehr Zucker, Salz und Fett zu essen“, kritisiert Professor Dr. Hans Hauner, Leiter des Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin der TU München und Vorsitzender der Deutschen Diabetes Stiftung (DDS). „Das macht alle Bemühungen um eine Erziehung zur gesunden Ernährung zunichte und darf nicht weiter toleriert werden. Diese Werbeaktivitäten in den digitalen Medien nehmen rasch zu und sind besonders wirksam.“ Zumal es Nachweise gebe, dass Werbung sogar stärker wirken kann als ein gutes Vorbild der Eltern.

„Keine Übernahme von Verantwortung seitens der Industrie“

„Die Studie zeigt erneut, dass seitens der Lebensmittelindustrie offenkundig keine Übernahme von Verantwortung oder Unterstützung zu erwarten ist“, sagt Dr. Kai Kolpatzik, Leiter der Abteilung Prävention beim AOK-Bundesverband. „Es wird daher höchste Zeit, diese Branche in die Pflicht zu nehmen. Denn freiwillige Selbstverpflichtungen, ganz egal ob im Rahmen der Nationalen Reduktionsstrategie oder beim Werbeverbot für Kinderlebensmittel, liefen bisher ins Leere.“ Ein gesetzlich verankertes Werbeverbot fordert auch das Wissenschaftsbündnis Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK): „Ernährungsbedingte Krankheiten haben sich auch bei Covid-19 als verhängnisvolle Risikofaktoren für schwere Verläufe und Versterben gezeigt“, sagt DANK-Sprecherin Barbara Bitzer. „Viele Todesfälle hätten verhindert werden können, wenn die Politik früher Maßnahmen gegen Übergewicht ergriffen hätte. Deshalb ist ein Werbeverbot jetzt mehr als überfällig.“

Gemeinsame Studie von DANK und AOK

Die Studie wurde von der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK), dem AOK-Bundesverband sowie sechs medizinischen Fachgesellschaften und Organisationen finanziert.

Die Kurzfassung der Studie finden Sie auf der Website der DANK oder des AOK-Bundesverbandes: https://www.dank-allianz.de.

Die Langfassung finden Sie unter https://www.bwl.uni-hamburg.de/irdw/forschung.html.

Datengrundlage

Für die Internetanalyse wurden Paneldaten des Marktforschungsunternehmens Nielsen Media Research zum Internetsurfverhalten von Kindern und der Reichweite bestimmter Webseiten bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in Deutschland von 3 bis 13 Jahren für den Zeitraum 1. März 2019 bis 29. Februar 2020 genutzt. Zusätzlich lagen Daten über rezipierte Werbung aus demselben Zeitraum vor. Diese beinhalteten die Anzahl der wahrgenommenen Werbungen auf Internetseiten, so genannte Ad-Impressions. Der Zeitraum wurde bewusst gewählt, um Einflüsse der Coronakrise auf das Medien- nutzungsverhalten auszuschließen. In einem weiteren Datensatz wurden 1.585 einzelne Produkte samt ihrer Marketingkampagne erfasst. Für Youtube wurde eine Stichprobe von 315 Videos zu 33 Produkten prominenter Marken im Lebensmittelbereich analysiert.

7.804 Werbespots analysiert

Das Werbegeschehen im TV wurde wesentlich mit einem Datensatz der Universität Hamburg dokumentierter TV-Werbung aus dem Zeitraum Juni bis September 2019 analysiert. Dieser Datensatz beinhaltete 7.804 Werbespots auf den fünf wichtigsten Fernsehsendern für Kinder (Disney Channel, Nickelodeon, Pro7, RTL und Super RTL)1. Hinzu kamen weitere Datenquellen aus früheren Erhebungen zu Internet und Fernsehen für eine kurze zeitliche Skizzierung der Entwicklung des Kindermarketings so- wie weitere ergänzende Statistiken.

Die Bewertung der Lebensmittel als gesund oder ungesund erfolgte anhand des Nutrient Profile Model (NPM) der WHO, das eigens für den Bereich Kinder entwickelt wurde. Es legt für die einzelnen Inhaltsstoffe Grenzwerte für Kinderprodukte fest, bei deren überschreiten keine Vermarktung an Kinder erfolgen soll.

Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK)

Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) ist ein Zusammenschluss von 24 medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften, Verbänden und Forschungseinrichtungen, der sich für Maßnahmen zur Verhinderung von Krankheiten wie Adipositas, Diabetes, Krebs und Herz-Kreislaufkrankheiten einsetzt. www.dank-allianz.de.

Christina Seddig IDW Presse- und Öffentlichkeitsarbeit




Ein Buch über das Liebhaben und Füreinander-da-sein

Margarita del Mazo: Kleiner Bär, großer Bär und ich:

Bärenstark, dieses Bilderbuch! Wegen der Geschichte. Und natürlich wegen der Bären. Von denen gibt es zwei. Einen kleinen, kuscheligen, der immer getragen wird oder hinterhergezogen. Manchmal auch durch den Schnee oder den Matsch. Der ist richtig niedlich, hat süße Knopfaugen und sagt nicht viel. Eigentlich gar nix. Weil er ein Kuschelteddy ist. Aber: total wichtig!

Vor allem, um Freunde zu finden. Da sitzt er mit seinem Frauchen, dem kleinen Mädchen mit der roten Jacke und der grünen Bommelmütze, im Schnee. Zwei Vögel auf seinem Kopf. Und der Fuchs kommt und leckt ihm übers Gesicht. Das sind die Freunde. Wichtig natürlich auch zum Kuscheln. Wenn es kalt ist. Oder müde. Oder so.

Der große Bär ist richtig groß. Mindestens doppelt so groß wie das Mädchen. Klar, weiß man von Anfang an, das ist sein Papa. Schwarze Mütze, rote Handschuhe, blaue Stiefel. Der guckt mit dem Mädchen die Fische an. Die gucken aus dem Eisloch und spucken. Dabei passt der große Bär auf, dass nichts passiert. Also zum Beispiel reinfallen oder so. Und beim Schlittensausen (fahren wäre ja viel zu langweilig) passt er auch auf. Natürlich hat er auch seinen Spaß. Aber das Wichtigste: Er ist immer da und gibt genau die Sicherheit, die Kindergartenkinder von ihren Vätern brauchen! Ach ja: Kuscheln kann man auch mit ihm. Jedenfalls am Ende eines Tages und eines Bilderbuchs.

Eine Bärenmama wird nicht erwähnt. Das ist gut so. Denn es gibt auch ein Kinderleben ohne Mama! Nur mit Papa! Und es hilft, nicht gleich „Geschlechterklischee“ zu rufen, wenn der Papa stark und groß ist. Denn das passiert sofort, wenn die Bärenmama warmen Kakao serviert, sobald alle nach Hause kommen. Diese Klippe umschifft dieses richtig nette Bilderbuch bravourös. Oder besser: bärenstark!

Ralf Ruhl

Bibliographie:

Margarita del Mazo
Kleiner Bär, großer Bär und ich
annette betz 2019
36 Seiten, ab 4 Jahren
ISBN: 978-3-219-11812-4
14,95 Euro