Wie Empathie und situatives Begleiten im Betreuungsalltag entstehen

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Das Sein der pädagogischen Fachkraft ist das erste Wirkende:

Es mag sich etwas kompliziert anhören: Aber das Erkennen des Grundsätzlichen ist die beste Basis des Handelns. So ist die simple Existenz der ErzieherIn das Erste, was auf ein Kind wirkt. Hier entsteht die Beziehungssituation, die unwillkürlich mit dem diagnostischen Handeln verbunden ist. Kaum jemand kann das so gut erklären wie Prof. Dr. Ferdinand Klein, dessen Beitrag wir seinem Buch „Inklusive Erziehung in Krippe, Kita und Grundschule“ entnommen haben.

Die „Liliputs im Lande der Riesen“ geben Rätsel auf

In seiner jahrzehntelangen medizinisch-pädagogischen Praxis erkennt Janusz Korczak ein „wunderbares Geheimnis“: Das Sein des Kindes hier und heute, seine Entwicklung, sein eigentümliches Fühlen, Denken und Wollen. Die „Liliputs im Lande der Riesen“ geben aber dem Riesen schier unlösbare Rätsel auf: „Schmerzliche Augenblicke erlebt der Erzieher, wenn er in der Ratlosigkeit des Kindes seine eigene Ohnmacht wahrnimmt.“ (Korczak 1978, S. 103) Wie kann die pädagogische Fachkraft sich in die gemeinsame Situation so einbringen, dass das Kind sie als gleichwertig empfindet und um Hilfe bittet? Das erinnert an Maria Montessoris Erziehungsgrundsatz: „Hilf mir, es selbst zu tun!“

Korczak ist in der dialogischen Handlungssituation bemüht, die Individualität des Kindes wahrzunehmen und sich von diesem Wahrnehmen leiten zu lassen. Er fühlt sich zuständig für das Sein des Kindes hier und heute, für das Recht des Kindes auf die „Erfüllung des Augenblicks“. Seine authentische und empathische Haltung kann mit neueren Forschungen vertieft gesehen werden, die das Sein der handelnden Erzieherin ins Zentrum stellen: Neurobiologische Lernforschung, geisteswissenschaftliche Einsichten und pädagogische Erfahrungen weisen mit Nachdruck darauf hin, dass eben das Sein der ErzieherIn das Erste ist, das seine Wirkung entfaltet; ihr Tun folgt an zweiter Stelle und schließlich kommt erst das, was sie sagt.

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Diesen Artikel haben wir aus folgendem Buch entnommen:
Inklusive Erziehung in Krippe, Kita und Grundschule
Heilpädagogische Grundlagen und praktische Tipps im Geiste Janusz Korczaks
Prof. Dr. phil Ferdinand Klein
Oberstebrink
ISBN: 9783963046018
19,95 €
Mehr dazu auf www.oberstebrink.de

Spiegelneurone, eine fundamentale Beziehungsbasis

Der Neurobiologe Giacomo Rizzolatti und der Wissenschaftsphilosoph Corrado Sinigaglia (Rizzolatti/Sinigaglia 2012) entdeckten im Hirnbereich Nervenzellen, die nicht nur Handlungen, sondern auch Gefühle spiegeln, und nannten sie Spiegelneurone (mirror neurons). Es zeigte sich, dass das Gehirn nicht nur beobachtete Handlungen spiegelt, sondern auch Gefühle. Dadurch erhält der ganze Bereich der Empathie und Sympathie eine ganz neue Bedeutung. Neurone gestatten unserem Gehirn, die beobachteten Bewegungen und wahrgenommenen Gefühle mit unseren eigenen in Beziehung zu setzen und dadurch deren Bedeutung zu erkennen. Beobachtet ein Kind einen Vorgang, dann werden bei ihm Nervenzellen aktiv, und zwar so, als wenn es selbst aktiv wäre. Nervenzellen werden spiegelbildlich aktiv.

Einige Forscher sehen in den Spiegelneuronen den Ursprung für die Entwicklung von Empathie und die Bildung von Sozial- und Sprachkompetenz. Sogar Autismus, eine starke Störung der Beziehung, wird damit erklärt, dass Kinder keine Spiegelneurone entwickeln konnten und sich deshalb nicht in einen anderen Menschen hineinversetzen und kein Verständnis für seine Gefühle und Interessen entwickeln können.

Neurone sind also dann aktiv, wenn eine Handlung bei einer Person erlebt wird. Die erlebte Handlung wird innerlich so nachvollzogen, als ob der Beobachter sie selbst ausführt. Das Kind kann sich in die Gefühle anderer Menschen so hineinversetzen, dass es den zugrundeliegenden Hirnprozess des jeweils anderen spiegelt.

Beobachtet die Erzieherin das Kind oder das Kind die Erzieherin, dann wird im Gehirn derselbe Bereich aktiv, der auch beim Beobachteten aktiv ist. Das bedeutet: Das Kind spürt und empfindet den Schmerz oder das Leid, die Freude oder die Zufriedenheit der Erzieherin, und umgekehrt spürt und empfindet die empathisch wirkende Erzieherin den Schmerz und die Freude des Kindes. Sieht man beide Aspekte als zwei Seiten der Medaille, dann kann man sagen: Das Kind ist mit dem vom Erziehenden oder von den Erziehenden gestalteten Erziehungsraum leiblich und emotional verbunden. In diesem Raum begegnen sich Menschen als gleichwertige Partner auf gleicher Augenhöhe – ohne negative Zuschreibungen, ohne distanzierte Beschreibungen und Bewertungen.

Die Empathie der Erzieherin darf aber nicht zur Identifikation mit dem Kind führen. Dies würde ja bedeuten, dass sie ihre Aufgabe als situative Begleiterin nicht mehr ausfüllt, das Kind für sich vereinnahmt und dadurch seine Entwicklung behindert.

Spiegelneurone ermöglichen jedem Menschen schon ganz früh, die äußeren Bewegungen und die inneren Beweggründe der begleitenden Person im Gehirn auf neuronaler Ebene zu imitieren. Der Vorgang der Spiegelung ereignet sich simultan, intuitiv und ohne jedes Nachdenken. Von der wahrgenommenen Handlung wird eine interne neuronale Kopie hergestellt, die es dem jeweils anderen ermöglicht, die Handlung auf seine Art und Weise nachzuahmen. (Klein 2012, S. 48 f.)

Beobachten, wahrnehmen, deuten und verstehen

Sobald die pädagogische Fachkraft in der Beziehungssituation handelt, beobachtet sie unwillkürlich das Verhalten des Kindes ebenso wie das Verhalten der Gruppe. Ihr Handeln ist also mit diagnostischem Handeln eng verwoben. Sie ist bemüht, auf „fehlerhaftes“ Verhalten des Kindes möglichst passend zu reagieren. Um aber wirklich passend reagieren zu können, muss sie zunächst versuchen, das Verhalten des Kindes einigermaßen zu verstehen. Und das ist schwierig, denn sie kann nur Vermutungen anstellen, wenn beispielsweise ein Kind, das sich gerade gewaschen hat, plötzlich anfängt zu weinen.

Die pädagogische Fachkraft wird zunächst darum bemüht sein zu fragen, was im Kind, in seinem Denken, Fühlen und Wollen wirklich vor sich geht.

Sie kann fragen:

  • Was will das Kind mit seinem Verhalten ausdrücken?
  • Was will es mir mit diesem Verhalten sagen?
  • Welche Botschaft will es mir vermitteln?
  • Was bewegt es gerade zu diesem Verhalten?
  • Wie kann ich es mit seinen Problemen wirklich erkennen?

Um auf diese Fragen eine befriedigende Antwort zu finden, ist eine Gliederung des diagnostischen Nachdenkens in Phasen des

  • Beobachtens,
  • Wahrnehmens,
  • Deutens und
  • Verstehens

hilfreich. Die Phasen laufen nicht nacheinander ab. Sie gehen ineinander über und ergänzen einander.

Schon beim Beobachten wird deutlich, dass die (Heil-)Erzieherin nicht alles zur gleichen Zeit beachten kann: die Mimik und Gestik, die Bewegungsabläufe, die Stimme, Sprache und Atmung des Kindes. Sie trifft eine willkürliche oder auch eine unwillkürliche Auswahl. Dabei kann sie Wichtiges übersehen und Nebensächliches hervorheben. Oder sie kann eine Bestätigung ihrer Annahme suchen und finden.

Und beim Wahrnehmen wird sie dessen gewahr, was sie eben beobachtet hat. Auf dem Hintergrund ihrer Lebens- und Berufserfahrungen, ihrer Kenntnisse, ihres Denkens und Empfindens gibt sie dem beobachteten Verhalten einen Sinn.

Doch wie soll sie das wahrgenommene Verhalten deuten? Es kann mehrere Bedeutungen haben, und die Erzieherin kann zu unzutreffenden oder widersprüchlichen Schlussfolgerungen kommen. Sie wird deshalb versuchen, das beobachtete Verhalten vor ihrem „inneren Auge“ wiederholt ablaufen zu lassen und noch einmal zu überlegen, welchen Sinn das Verhalten nun wirklich haben könnte. Vielleicht kommt sie dann zu einer Deutung, die der tatsächlichen Situation des Kindes nahekommt.

Schließlich versucht sie das gedeutete Verhalten zu verstehen. Sie wird hier nach den psychischen Bedingungen, aber auch nach den körperlichen und sozialen Bedingungen des ungewöhnlichen Verhaltens fragen. Und sie wird immer wieder noch einmal zurückgehen und noch einmal beobachten, wahrnehmen und deuten, um zu einem „angemessenen und möglichst zutreffenden Verstehen zu kommen.“ (Sautter 2000, S. 86)

Diese erziehungsdiagnostische Aufgabe ist insbesondere auch bei Kindern mit primär psychosozial bedingten Entwicklungsgefährdungen geboten. Sie stellen die pädagogische Fachkraft vor neue Anforderungen, weil die belastenden Lebens- und Entwicklungsbedingungen häufig erst bei der Aufnahme in die Bildungseinrichtung erkannt werden.

Zwischenergebnis

  • Das erziehungsbegleitende diagnostische Handeln ist ein persönlicher Prozess, der sich in jeder pädagogischen Situation neu abspielt und zu keinen eindeutigen und sicheren Erkenntnissen führt.
  • Diese pädagogisch-psychologische Diagnostik kann mit dem Arzt Dr. Karl König als „wahre heilpädagogische Diagnostik“ bezeichnet werden, die der Erzieherin immer wieder eine neue Aufgabe stellt.
  • Da kein Mensch in der Lage ist, von sich abzusehen und den anderen Menschen objektiv (unvoreingenommen, unparteiisch) zu beurteilen, müssen die Beobachtungen mit anderen (heilpädagogisch-therapeutischen Fachkräften, Eltern, Ärzten) kommuniziert und reflektiert werden, um dadurch die Beobachtungs- und Beurteilungsfehler zu reduzieren.
  • Und schließlich: Da ein Kind sein Verhalten nach seiner Logik – und nicht nach der Logik des Erwachsenen – bewertet, ist es geboten, mit ihm ins Gespräch zu kommen und mit ihm nach den Ursachen und Gründen für seine Verhaltensbesonderheit zu suchen. Das trifft besonders für hyperaktive Kinder und für Kinder aus sozialen Brennpunkten und in erschwerten Lebenslagen zu.

Literaturliste:

Korczak, Janusz: Wie man ein Kind lieben soll, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1978.
Rizzolatti, Giacomo/Sinigaglia Corrado: Empathie und Spiegelneurone. Die biologische Basis es Mitgefühls, 4. Auflage, Suhrkamp, Frankfurt 2012.
Sautter, Hartmut: Pädagogisch-psychologische Diagnostik und Intuition, In: Buchka M., Intuition als individuelle Erkenntnis- und Handlungsfähigkeit in er Pädagogik, Edition SZH, Luzern 2000, S. 83 bis 95.




Keine einheitliche Linie bei der Öffnung von Schulen und Kitas

Bundesländer handeln nach eigenem Ermessen – GEW kritisiert mangelhafte Planung

Der Föderalismus macht es möglich: Jedes Bundesland bestimmt selbst, wann und wie es seine Kitas und Schulen wieder öffnet. Einige hatten ohnehin nie wirklich geschlossen. Sachsen startet offiziell am 15. Februar, andere ziehen eine Woche später nach. Kanzlerin Angela Merkel hätte sich den Start Anfang März gewünscht, konnte sich aber nicht durchsetzen.

Wer, was, wann, wie?

Welches Bundesland nun wann seine Einrichtungen öffnet, ist noch nicht endgültig klar. Das macht die Planung für alle Betroffenen schwer. Länder wie Baden-Württemberg oder Mecklenburg-Vorpommern wollen die Grundschulen am 22. Februar wieder öffnen. Sie machen das aber von den Inzidenzwerten abhängig. Bremen und Nordrhein-Westfalen hatten ohnehin nie wirklich geschlossen. Im Corona-Hotspot Sachsen plant die Regierung eine flächendeckende Öffnung von Kitas und Schulen schon am 15. Februar. Hamburg lässt sich dagegen wohl bis zum 7. März Zeit.

Merkel konnte sich nicht durchsetzen

Noch uneinheitlicher gestalten sich die Vorgaben und Konzepte für die verschiedenen Einrichtungen und Schultypen. Einen wirklichen Überblick über die verschiedenen Situationen in den Ländern zu schaffen, ist schon deshalb kaum möglich, weil viele zwar so schnell wie möglich öffnen möchten, sich aber noch selbst nicht klar über ihre Konzepte sind. Merkel erklärte nach der Sitzung mit den Verantwortlichen für die Bundesländer, dass sie eine Öffnung am 1. März vorgezogen hätte. „Ich konnte mich aber nicht so durchsetzen, als hätte ich ein Veto-Recht.“

Eigentor

Das kritisiert Malis Tepe, die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW): „Den Ländern freie Hand zu geben, ist ein Eigentor: Die Akzeptanz und Unterstützung der Maßnahmen der Länder wird bei Lehrkräften, Erzieherinnen, Erziehern, den Lernenden und deren Eltern weiter sinken. Der Grund: Weder Kultusministerkonferenz (KMK) noch Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) haben bis heute eine klare Strategie und einen bundesweit einheitlichen, verlässlichen Stufenplan zur schrittweisen Öffnung von Schulen und Kitas vorgelegt. Dieser müsste deutlich machen, bei welchen Inzidenzwerten welche Maßnahmen greifen.“

Teststrategie gefordert

Dabei sorgt sich die GEW vor allem um die Gesundheit von Kindern, Eltern und den Mitarbeitern in den Einrichtungen und Schulen. Deshalb fordert sie in erster Linie, eine alltagstaugliche Teststrategie zu entwickeln und die Impfstrategie für Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher zu verbessern.

„Die GEW hält es weiterhin für richtig, ab einem Inzidenzwert von über 50 Neuinfektionen auf 100.000 Menschen in einer Woche in einer Kommune in der Schule auf Wechselunterricht, ab über 100 auf Fernunterricht umzustellen. Liegt der Inzidenzwert unter 50 Neuinfektionen sollen sich die Schulen auf Grundlage der Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI) wieder auf die Öffnung vorbereiten. Dafür ist der Wechselunterricht ein zentrales Instrument, für die Umsetzung brauchen die Schulen Zeit. Das klappt nicht von Freitag auf Montag. Das Modell Wechselunterricht ermöglicht, Gesundheitsschutz und Recht auf Bildung miteinander zu verknüpfen. Entscheidend ist, dass feste Gruppen gebildet werden, die Zahl der Schülerinnen und Schüler in den Klassen halbiert und ein Schulweg, auf dem Abstände eingehalten werden können, gesichert wird.“

Machbarkeit gefragt

Dabei könnten Lehrkräfte aber nicht morgens im Präsenz- und nachmittags im Fernunterricht arbeiten. Das sei nicht zu stemmen, so Tepe. Lehrkräfte, aber auch die durch Homeschooling geforderten Eltern, müssten entlastet werden. „Auch dadurch, dass Stoff und Leistungsprüfungen reduziert werden und sich an den neuen Erfahrungen und Kompetenzen orientieren, die die Schülerinnen und Schüler während der Corona-Pandemie erworben haben.“

Vorzeitige Impfungen?

Die GEW begrüßt aber ausdrücklich, dass auf Initiative von Merkel geprüft werden soll, ErzieherInnen und Grundschulkräfte, die kaum einen Möglichkeit haben, Abstände zu wahren, vorzeitig zu impfen. Angesichts des Mangels an Impfstoffen und der großen Zahl an Alten, Kranken, Bevölkerungs- und Berufsgruppen wie Gesundheitsdienst und Polizei dürften nach Ansicht zahlreicher ExpertInnen viele noch lange auf ihre Impfung warten.




Besserer Schutz für chronisch kranke Kinder in der Pandemie nötig

Pädiater und Organisationen warnen vor Folgen für „Risikokinder“:

Wenn derzeit von Risikogruppen die Rede ist, denken die meisten an alte oder chronisch kranke ältere Menschen. Dass offenbar weit über zehn Millionen chronisch kranke Kinder- und Jugendliche fast ebenso betroffen sind, ist in der öffentlichen Diskussion kein Thema. Dabei ist gerade diese Gruppe besonders stark gefährdet.

Kontakte sind nur schwer zu begrenzen

Kitas und Schulen sollen möglichst bald wieder öffnen. In den Einrichtungen oder durch Erwerbsarbeit haben Kinder und deren Familien typischerweise eine Vielzahl von Außenkontakten, die nur schwer zu begrenzen sind. Allein durch den Schulweg, der oftmals mit öffentlichen Verkehrsmitteln stattfindet, ist ein Mindestabstand kaum möglich. Kindergartenkindern sind Hygieneregeln und Mindestabstand nur schwer vermittelbar. In diesen Situationen sind chronische kranke Kinder stark gefährdet.

Darauf weisen das Aktionsbündnis Angeborene Herzfehler, Mukoviszidose e.V., Deutsche Kinderkrebsstiftung, Kindernetzwerk und Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin e.V. in einer gemeinsamen Pressemitteilung hin. Selbstverständlich stehe weiterhin der Schutz der älteren Menschen im Vordergrund der Anstrengungen von Bund und Ländern, heißt es hier. Pädiater und Patientenorganisationen beobachteten jedoch mit Sorge, dass in den vergangenen Monaten der Corona-Krise die Situation der chronisch kranken Kinder, Jugendlichen und deren Familien in der öffentlichen Diskussion nur unzureichend berücksichtigt werde.

„Furcht vor Infektionen groß“

„Bei Familien mit chronisch kranken Kindern ist die Furcht vor einer Coronavirus-Infektion und einer Gefährdung durch schwere Komplikationen oder gar Tod besonders groß. Nach elf Monaten Pandemie bleiben viele Fragen zum Schutz dieser Kinder und ihrer Familien offen und damit verbundene psychosoziale und sozialrechtliche Aspekte seitens der Politik ungeklärt. Diese Menschen fühlen sich in ihrer Situation allein gelassen“, betont Kai Rüenbrink, Sprecher des Aktionsbündnisses Angeborene Herzfehler (ABAHF).

Potenziell betreffe dies in Deutschland rund elf Prozent aller Mädchen und 16 Prozent aller Jungen unter 17 Jahren, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) in KiGGS 2017, der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland gezeigt habe. Hierzu zählen unter anderem Kinder und Jugendliche mit neurologischen und onkologischen Krankheiten oder auch solche mit Herzfehlern.

Kaum Aussicht auf Impfung

Ob und wann diese Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren ebenfalls eine Impfung erhalten ist bisher nicht geklärt. „Diese Gruppe von rund 13,5 Mio. Menschen scheint vergessen, denn in der Kommunikation der Regierung über die Impfversorgung Deutschlands kommen sie bislang kaum vor. Da derzeit keine Zulassung der Impfstoffe für Kinder in Sicht ist, könnte die Pandemie für vorerkrankte Kinder noch sehr lange dauern!“, so die Verbände. Forschung und Zulassungsstudien für kindgerechte COVID-19-Impfstoffe müssten daher dringend vorangetrieben werden. Solange keine Impfungen für Kinder zur Verfügung stehen, bleibe zum Schutz gefährdeter Kinder nur die breite Impfung der Eltern und Betreuungspersonen.

Ärztliche Bescheinigungen oft nicht anerkannt

Eine vergleichbare Regelung gibt es bereits für die Kontaktpersonen von Schwangeren. Hier sei eine Anpassung der aktuellen Corona-Impfverordnung entsprechend der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) unumgänglich. Denn auch ärztliche Bescheinigungen würden derzeit in den Impfzentren nicht immer anerkannt. „Impfstoffe, die bereits ab dem Alter von 16 Jahren zugelassen sind, sollten sofort an alle Jugendlichen ab 16 mit schweren chronischen Erkrankungen verimpft werden“, fordert Dr. med. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ). „Wenn Kinder und Jugendliche, gerade chronisch kranke, nicht geimpft werden, ist ihre Teilhabe auf allen gesellschaftlichen Ebenen und auf nicht absehbare Zeit massiv beeinträchtigt.“

Weitere Maßnahmen

Bis alle Kinder durch eine flächendeckende Impfoption ausreichend geschützt sind, bedürfe es unterstützender Maßnahmen für die betroffenen Familien. Um das zu erreichen, fordern die Verbände folgendes:

Die Eltern müssen frei von Zwängen gemeinsam mit ihren behandelnden Ärzten den Weg ihrer Familien durch die Pandemie definieren – zwischen konsequentem Infektionsschutz mit allen psychosozialen Folgen und dem Risiko einer COVID-19-Infektion.

Verbindliche Vorgaben seitens der Kultusministerkonferenz (KMK) zur sicheren Teilhabe chronisch kranker Kinder und gegebenenfalls auch deren Geschwistern am Schulunterricht (Präsenz und online) sind umzusetzen. Dazu zählen die Ausweitung raumluftverbessernder Maßnahmen Stoßlüften, Spuckschutz und eventuell Luftfilteranlagen), Versorgung mit für Kinder geeigneten Schutzmasken, Öffnung der Coronavirus-Schutzmasken-Verordnung für Einzelfallentscheidungen und eine klare Regelung zur Online-Beschulung.

Um Existenzängste in Zeiten der Pandemie zu verringern, bedarf es einer Neuregelung von Schutzpaketen für berufstätige Eltern chronisch kranker Kinder, die auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf abzielen. Der Zugang zu existenzsichernden Leistungen muss erleichtert werden.

Ferner ist auch auf die Lebensqualität der jungen Menschen aus Risikogruppen hinzuweisen. Um eine risikoarme Teilhabe für Menschen mit Vorerkrankungen zu ermöglichen, ist die sozialverträgliche Verfügbarkeit von für den Laien sicher handhabbaren Schnelltests für Kontaktpersonen unerlässlich. Deren Zulassung muss schnellstmöglich auf den Weg gebracht werden.




Programme Kita-Einstieg und Sprach-Kitas sind wichtige Schlüssel für Integration

Bundesfamilienministerium stellt 420 Millionen Euro zur Verfügung:

420 Millionen Euro stellt das Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) für die Bundesprogramme „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ und „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ bis Ende 2022 zur Verfügung. Das Programm richtet sich an Familien, die nicht oder nur unzureichend von der institutionellen Kinderbetreuung

Das Programm „Kita-Einstieg“

Das Bundesprogramm „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ richtet sich an Kinder und Familien, die bisher nicht oder nur unzureichend von der institutionellen Kindertagesbetreuung erreicht werden. Zum Programm gehören niedrigschwellige Angebote, die den Einstieg von Kindern in das System der frühkindlichen Bildung vorbereiten und begleiten.

Das sind etwa Informationsangebote für Eltern, Spielgruppen für Kinder und Kennlernprojekte mit Kitas. Auch in 2021 und 2022 finden dazu an 126 Standorten vielfältige Anregungen, Aktionen und Wege statt. Sie vermitteln erste Einblicke in das System der Kindertagesbetreuung und informieren die Familien zum Beispiel über die Möglichkeiten der frühen Bildung in Deutschland.

Das Programm „Sprach-Kitas“

Mit dem Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ fördert das BMFSFJ seit 2016 die sprachliche Bildung als Teil der Qualitätsentwicklung in der Kindertagesbetreuung. Das Bundesprogramm richtet sich vorwiegend an Kitas, die überdurchschnittlich viele Kinder mit sprachlichem Förderbedarf besuchten.

Es verbindet drei inhaltliche Schwerpunkte: alltagsintegrierte sprachliche Bildung, inklusive Pädagogik und die Zusammenarbeit mit Familien. Für jede Sprach-Kita stellt das Programm eine zusätzliche Fachkraft zur Verfügung. Einer externe Fachberatung begleitet die zusätzlichen Fachkräfte. In 2020 wurden aus Mitteln des Bundesprogramms 6.360 zusätzliche Fachkräfte in Sprach-Kitas und 503 begleitende Fachberatungen jeweils im Umfang von einer halben Stelle gefördert. Damit ist bundesweit etwa jede zehnte Kita eine Sprach-Kita. Davon profitieren fast 500.000 Kinder und ihre Familien.

Neuer Fokus

Ab 2021 legt das Bundesprogramm Sprach-Kitas einen neuen Fokus auf den Einsatz digitaler Medien und die Integration medienpädagogischer Fragestellungen in die sprachliche Bildung. Digitale Medien gehören heute in vielen Familien zum Alltag und damit zum Sprachumfeld von Kindern aller Altersgruppen. Deshalb greift das Programm digitale Medien bei der sprachlichen Bildung auf.

Der neue Schwerpunkt Digitalisierung dient dazu, medienpädagogische Ansätze in der sprachlichen Bildung zu stärken sowie digitale Bildungs- und Austauschformate für die Fachkräftequalifizierung und die Programmabläufe besser nutzbar zu machen.

Weitere Informationen

Über das Bundesprogramm „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“

Über das Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“

Quelle: Bundesfamilienministerium




GEW: „Medienkompetenz der Kinder und Jugendlichen stärken!“

Bildungsgewerkschaft will Schulunterricht auch besser vor Hackerattacken schützen:

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert, die Medienkompetenz der Kinder und Jugendlichen in der Schule zu stärken. Gleichzeitig gilt es. den Datenschutz sowie den Kinder- und Jugendschutz zu verbessern.

Sichere Lernwelten!

„Die virtuelle Lernwelt der Schülerinnen und Schüler muss sicherer werden“, sagt Ansgar Klinger, GEW-Vorstandsmitglied Berufliche Bildung und Weiterbildung, mit Blick auf die jüngsten Hackerangriffe auf Clouds und Videokonferenzsysteme in Schulen in mehreren Bundesländern. „Safer Internet: Das muss auch für das Fernlernen gelten. Die Hackerangriffe haben gravierende Sicherheitslücken offenbart. Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte müssen besser geschützt werden. Der virtuelle Klassenraum ist offener für Übergriffe als das Klassenzimmer im Schulgebäude.“

Gewalt und Fake News im Netz

Ilka Hoffmann, GEW-Vorstandsmitglied Schule, ergänzt: „Schülerinnen und Schüler können sich über das Netz Werbung und Fake News, Gewalt und Pornographie ins Wohnzimmer holen. Kinderrechte müssen jedoch auch in virtuellen Räumen gelten. In einem realen Setting würde man die Mädchen und Jungen vor Gewaltszenen und Pornographie schützen. Es ist unsere gesellschaftliche und politische Verantwortung, dies genauso selbstverständlich in einem virtuellen Setting zu tun. Viel zu häufig haben die Kinder aber freien Zugang zu jugendgefährdenden Inhalten und Clips in Dauerschleife. Sie dürfen in der virtuellen Welt nicht alleine gelassen werden.“

Medienkompetenz mit Unterricht fördern

Bessere Medienkompetenz ermögliche Kindern schon ab dem Grundschulalter, selbstbestimmt, kreativ und mündig in der virtuellen Welt zu navigieren. Hierzu gehöre, etwa Fake News erkennen zu können und mit der Informationsflut umzugehen. Die Geräte zu bedienen, sei bei der Stärkung der Medienkompetenz der kleinste Schritt.

Klare Regeln für Datenerhebung und -verarbeitung

Die GEW mahnt beispielsweise in ihren „Anforderungen an Cloudsysteme im Bereich Schule“, den Datenschutz sicher zu stellen. Es dürfe beispielsweise, so Hoffmann, keinen Zugriff auf die Clouds von außen geben. Die Verantwortung liege bei den Ländern als Arbeitgeber im Bereich Schule. Zudem seien für die Datenerhebung und -verarbeitung dringend klare Regeln erforderlich. Für die Lehrkräfte müsse Sicherheit beim Lehren gewährleistet sein.

Hintergrund

In den vergangenen Wochen hatten Hacker in Videokonferenzsysteme von Schulen eingegriffen, um den Unterricht zu unterbrechen. Videos über gestörte Fernunterrichtskonferenzen auf TikTok und YouTube hochzuladen, ist regelrecht zu einem Sport geworden. Noch gravierender waren die Eingriffe in mehreren Bundesländern, darunter Berlin, Hessen und Bayern: Hier hatten Hacker Lehrkräfte-Accounts gekapert und Kindern pornografische und teilweise rechte Inhalte gezeigt.




Kita: Ampel muss an Inzidenzwert gekoppelt sein!

VBE fordert Stufenkonzept aus Basis der Inzidenzwerte und Prüfung der Impfrangfolge

„Der von Bundesfamilienministerin Giffey formulierte Apell, für Kitas und Schulen, ein auf klaren Kriterien basierendes Stufenkonzept zu fixieren, das regelt, wann welche Maßnahmen und Regelungen greifen, ist eine Forderung, die der Verband Bildung und Erziehung bereits seit Monaten stellt. Die Faktoren, die nun aber laut Vorschlag der Ministerin darüber entscheiden sollen, ob eine Ampel auf Grün, Gelb oder Rot schaltet, greifen deutlich zu kurz“, kommentiert der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann.

„Zum einen ist es für mich nicht ersichtlich, welche wissenschaftliche Basis den vorgeschlagenen Grenzwerten an Infizierten und in Quarantäne befindlichen Personen zugrunde liegt, die über die Farbe der Ampel entscheiden sollen. Noch entscheidender ist aber: Das vorgeschlagene Modell entkoppelt die zu treffenden Regelungen und Maßnahmen unterhalb einer Inzidenz von 200 vollständig vom tatsächlichen Infektionsgeschehen in einer Region. Wer es mit dem Schutz der Gesundheit ernst meint, darf dies aber nicht ausblenden“, fordert Beckmann. „Wir brauchen ein bundesweit transparentes und klar strukturiertes Stufenmodell, das auf Grundlage des regionalen Infektionsgeschehens die Betreuungsregelungen bzw. -möglichkeiten in verschiedenen Phasen definiert. Einheitliche Quarantäneregelungen, die von allen Gesundheitsämtern angewandt und konsequent eingehalten werden, sollten additiver Teil eines solchen Gesamtkonzeptes sein. Ich erwarte, dass diese Aspekte in den Beratungen mit den Ländern einbezogen werden“, so Beckmann weiter.  

„Darüber hinaus muss der Gesundheitsschutz für Kitas alle präventiven Möglichkeiten ausschöpfen. Eine Bereitstellung von FFP2 Schutzmasken und das Angebot regelmäßiger, freiwilliger und kostenfreier Corona-Tests durch medizinische Fachkräfte muss etwa obligatorisch sein. Angesichts der Datenlage, die zeigt, dass das fachpädagogische Personal in Kitas einem enormen Infektionsrisiko ausgesetzt ist, muss auch eine ehrliche Überprüfung der Impfrangfolgen stattfinden“, so Beckmann.

Quelle: Pressemitteilung VBE




Das Wesentliche ist für die kindliche Entwicklung das Beste

Zum 70. Geburtstag des Kinderbuchautors Helmut Spanner:

Helmut Spanner ist einer der erfolgreichsten Kinderbuchautoren. Der Mann, der wie kein anderer das Pappbilderbuch geprägt hat, feiert heute seinen 70. Geburtstag. Sein Erfolg lässt sich vor allem auch damit erklären, dass er ganz genau weiß, was er tut, wenn er seine Bilder für kleine Kinder zeichnet.

Im Gegensatz zu vielen anderen Kinderbuchautoren hat sich Helmut Spanner mit der Entwicklungspsychologie des Kindes intensiv auseinandergesetzt. 1977 fasste er diese Erkenntnisse erstmals in seiner Examensarbeit an der Kunstakademie München zusammen. Über 40 Jahre später erschien die Arbeit mit dem Titel „Rund ums Pappbilderbuch“ im Verlag Burckhardthaus-Laetare. Einer der zentralen Sätze, der zugleich auf die Problematik vieler aktueller Pappbilderbücher hinweist, darin ist: „Wichtig ist, woran ein Kind Spaß haben könnte und nicht, was ein Erwachsener unter Spaß versteht.“

Spanner untersuchte in seiner Abschlussarbeit, warum Kleinkinder viele Pappbilderbücher nicht verstehen. Dazu hatte er an 50 Kindergartenkindern die Zeichnungen von Dick Bruna getestet. Auf die Erkenntnisse dieser Arbeit baute er sein gesamtes Werk auf. Noch im gleichen Jahr erschien im Ravensburger Verlag sein erstes Buch „Meine ersten Sachen“.

Keiner hat das Genre des Pappbilderbuchs so sehr geprägt wie Helmut Spanner. Heute feiert er seinen 70. Geburtstag. Im foldengen Beitrag erklärt er seinen Arbeit.

In einem Interview mit dem Literaturmagazin Literatur Garage erklärte er seine Arbeit: „Ich glaube, dass meine Bücher die Kinder genau da abholen, wo sie stehen. Die Kinder kommen von der Greiferfahrung. Sie kommen über die Hände. Die visuelle Wahrnehmung ist am Ende des ersten Lebensjahres erst führend. Das heißt, die taktile Wahrnehmung, die Greiferfahrung, ist wichtig, ist eine Vorstufe der rein abstrakten visuellen Wahrnehmung. So lernen die Kinder durch Greifen Wahrnehmung – sie begreifen.

Was früher etwa eine Tasse war, in die das Kind reingreifen konnte, taucht jetzt im Buch auf. Hier kann es aber nicht mehr reingreifen. Es kann die Tasse auch nicht mehr umfassen. Es ist eine platte Welt. Die reale Tasse ist Natur und das Buch ist Kultur. Für einen Erwachsenen ist das alles völlig normal. Ein Kind steht aber vor einer völlig unbekannten Welt.

Die ganzen Kriterien, die sich das Kind durch Greifen und Fühlen erarbeitet hat, gelten plötzlich nicht mehr. Das heißt, es muss das Bildzeichen völlig neu lernen. Das versuche ich, den Kindern zu erleichtern, indem ich die Räumlichkeiten darstelle. Indem ich im Grunde möglichst nah am Sehbild bleibe und nicht am Gedankenbild.

Wenn ich den Gegenstand auf Linie und Fläche reduziere, dann weiß ein Erwachsener zwar, was das sein soll. Es ist aber letztlich ein Gedankenbild. Es hat wenig mit der Seherfahrung zu tun. Die Kinder sehen das Gleiche wie wir. Der Unterscheid ist, wir haben unser Sehbild durch millionenfache Erfahrungen ausgeprägt. Wir wissen genau, das ist ein Stuhl, das ist eine Heizung … Die Begriffe sind da. Beim Kind ist die Software noch weitgehend unbeleckt. Der Gehirncomputer ist hervorragend, saugt auf wie ein Schwamm. Aber alles muss zunächst erlernt werden.

Je weiter die Bilder aus dem Greifbereich hinausgehen, desto schwieriger sind sie zu erkennen, desto abstrakter sind sie. Deshalb müssen sich Pappbilderbücher für kleine Kinder möglichst nahe an die Realität halten. Meine Sachen sind nicht vom Erscheinungsbild her, sondern geistig reduziert. Das heißt etwa, dass ich eine Tasse ohne irgendwelche Muster zeichne. Weil ein Kind sonst die Muster mit der Tasse mitlernen würde. Das führt dann später im schlimmsten Fall zu Vorhängen mit Blumenmuster.

Allerdings muss alles, was funktional zur Tasse gehört, da sein – die Wandung, man muss sehen, dass es reingeht, also dass man etwas reintun kann und der Henkel ist wichtig von der Funktion her, dass man sich die Finger nicht verbrennt. Das ist geistig das Wichtige an der Tasse. Alles andere ist austauschbar.

So versuche ich das Wesentliche an den Gegenständen zu betonen und was nicht nötig ist und keine Funktion hat, lasse ich weg.“

Seit 1977 hat Spanner echte Klassiker geschaffen, die nach wie vor aktuell sind. Dazu zählen etwa „Ich bin die kleine Katze“, „Erste Bilder – Erste Wörter“ oder „Erste Wörter – Erste Sätze“. Uns seit es diese Bücher gibt, betonen ExpertInnen immer wieder, wie wichtig sie für die Entwicklung von die Geist, Sprache und das Lesen sind.

Das werden sie auch weiter sein. Wir wünschen Helmut Spanner, der sich mittlerweile mehr auf seine Musik konzentriert, einen schönen Geburtstag und alles erdenklich Gute.

Vor kurzem hat er seine Website neu aufgesetzt. Hier geht es zu https://www.helmut-spanner.de.




„Kinderrechte jetzt!“ – Motto des Weltkindertags

UNICEF und Deutsches Kinderhilfswerk fordern ein kinderfreundlicheres Deutschland

Das Motto des diesjährigen Weltkindertags am 20. September lautet „Kinderrechte jetzt!“. UNICEF Deutschland und das Deutsche Kinderhilfswerk unterstreichen damit im Wahljahr, dass es dringend an der Zeit ist, die Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern und damit die Weichen für ein kinderfreundlicheres Deutschland zu stellen.

„Kinder werden kaum gehört“

Gerade während der Covid-19-Pandemie wurde deutlich, dass Kinder kaum gehört und ihre Belange häufig hintenangestellt würden, so die Kinderhilfsorganisationen. Das Bundeskabinett habe im Januar einen Formulierungsvorschlag für eine Ergänzung im Grundgesetz verabschiedet, der in den kommenden Monaten diskutiert werde. Dieser sei aus der Sicht von UNICEF und dem DKHW jedoch noch unzureichend. Hier brauche es auch eine breite Beteiligung der Zivilgesellschaft, damit die in den letzten Jahren erarbeiteten fachlichen Standards angemessen Berücksichtigung finden, so die Mitteilung.

Kinderrechte: Chancen für kinderfreundlicheres Land

„Die Aufnahme der Kinderrechte in unsere Verfassung wäre eine echte Chance, die Grundlagen für ein kinderfreundlicheres Land zu schaffen“, sagt Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „Die Politik sollte diese Chance nutzen und sich auf eine kluge Formulierung verständigen. Denn ein Land, das die Rechte und die Interessen von Kindern stets besonders berücksichtigt und damit auch alle Familien stärkt, ist ein Land, in dem Kinder stark gemacht werden für die Herausforderungen der Gegenwart und für die Welt von morgen. Das ist nicht nur im Interesse unserer Kinder und ihrer Eltern, sondern auch im Interesse unserer ganzen Gesellschaft.“

Eindeutiges Bekenntnis zu Kinderrechten

„Die Corona-Krise zeigt uns, Kinder brauchen mehr als jemals zuvor ein eindeutiges Bekenntnis zur umfassenden Verwirklichung ihrer Rechte – über alle Parteigrenzen hinweg“, erklärt Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes. „Es liegt nun in den Händen von Bundestag und Bundesrat, entscheidende Weichen für das Aufwachsen der jungen Menschen und künftigen Generationen in unserem Land zu stellen. Ob Kinder und ihre Familien im September zum Weltkindertag die Aufnahme der Kinderrechte in das Grundgesetz als einen tatsächlichen Fortschritt oder nur als Alibi-Erklärung empfinden werden, hängt davon ab, ob Bund und Länder ihrer Verantwortung gegenüber Kindern und Jugendlichen nachkommen.“

Zahlreiche Initiativen bundesweit

Zum Weltkindertag am 20. September 2021 machen bundesweit zahlreiche Initiativen mit lokalen Demonstrationen, Festen und anderen Veranstaltungen auf die Situation der Kinder aufmerksam. In Berlin und Köln sind für Sonntag, den 19. September 2021, die beiden zentralen Aktionen geplant.