Mathematik verstehen – Zahlen begreifen mit Farben, Bildern und Spiel

Ein kreativer Mitmach-Nachmittag für Kinder, Familien und Interessierte in Halle (Saale)

Wie sieht eigentlich 0,1 % aus? Und was, wenn man abstrakte Zahlen sichtbar machen könnte – mit Farben, Symbolen oder durch eigenes Ausprobieren? Unter dem Motto „Was wäre, wenn man Zahlen sehen könnte?“ lädt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina in Halle (Saale) zu einem besonderen Mathematik-Nachmittag ein. Am Freitag, den 20. Juni 2025 von 14 bis 17 Uhr erwarten Besucher spannende Mitmach-Stationen, anschauliche Erklärungen und kindgerechte Entdeckungen rund um Zahlen, Wahrscheinlichkeiten und Prozente.

Für Kinder ab 4 Jahren und neugierige Erwachsene

Organisiert wird der Nachmittag von Studierenden der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg unter der Leitung von Dr. Kerstin Bräuning. Kinder ab vier Jahren können spielerisch die Welt der Mathematik entdecken. Gleichzeitig kommen auch Erwachsene auf ihre Kosten – in zwei verständlichen Kurzvorträgen von Prof. Dr. Karin Binder (Universität Paderborn):

  • 14:15 – 14:45 Uhr: Verwirrende Prozente. Wie Sie sich vor Manipulationen schützen können
  • 15:00 – 15:30 Uhr: „Mein Test ist positiv, und jetzt?“ Wie man Wahrscheinlichkeiten richtig versteht

Eintritt frei – ohne Anmeldung

Der Mathematik-Nachmittag findet im Hauptgebäude der Leopoldina, Jägerberg 1, 06108 Halle (Saale) statt.
Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

👉 Mehr Informationen zur Veranstaltung:
www.leopoldina.org/veranstaltungen/veranstaltung/event/3262




Jahreszeitliches Lernen im Garten: Natur erleben und gestalten

gartenwerkstatt

Sabine Lohf: Die große Gartenwerkstatt

Immer weniger Kinder haben einen engen Bezug zur Natur – mit spürbaren Folgen: Wo Naturverbundenheit fehlt, sinkt oft auch die Bereitschaft, sich für Umwelt- und Naturschutz zu engagieren. Dabei lieben viele Kinder den Umgang mit Pflanzen, Tieren und natürlichen Materialien. Und auch wenn es heißt: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung“, sind unsere Jüngsten doch am liebsten draußen, wenn die Sonne scheint und es angenehm warm ist. Insofern ist jetzt die beste Gartenzeit!

Ein Buch voller Ideen

Passend zur Gartensaison hat der Gerstenberg Verlag den fünften Band seiner Kreativwerkstatt mit Sabine Lohf veröffentlicht. In „Die große Gartenwerkstatt“ wird der eigene Garten zum Ausgangspunkt für über 150 kreative und praktische Ideen. Die erfahrene Fotografin, Autorin und Illustratorin hat die Projekte übersichtlich den vier Jahreszeiten zugeordnet – mit einem bunten Mix aus praktischen Gartenarbeiten, spannenden Entdeckungen und fantasievollen Bastelaktionen.

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Mit Kindern draußen aktiv werden – das ganze Jahr über

Das Buch spricht die Kinder direkt an. Viele der Anregungen eignen sich aber auch für Kindergartenkinder, die noch nicht lesen können. Neben Klassikern wie dem Anpflanzen von Gartenkresse in verschiedenen Varianten finden sich auch anspruchsvollere Projekte, die das räumliche Denken und die Vorstellungskraft fördern – etwa durch den Bau kleiner Gartenmodelle oder die Planung eigener Beete.

Gartenprojekte mit Mehrwert: Lernen durch Tun

Projekte wie ein selbstgebautes Insektenhotel oder ein Mini-Teich im Waschzuber bringen Kindern ökologische Zusammenhänge näher. Das handlungsorientierte Lernen macht Natur erlebbar – und stärkt gleichzeitig die Selbstwirksamkeit der Kinder.

gartenbuch

Kreativ durch den Jahreskreis

Sabine Lohfs neues Buch ist eine schöne Sammlung von Gartenideen und -aktivitäten für Familien, Kitas und Grundschulen. Es lädt dazu ein, Naturerlebnisse zu fördern, Umweltbewusstsein zu stärken und gemeinsam aktiv zu werden. „Die große Gartenwerkstatt“ bietet über das ganze Jahr hinweg vielseitige Anregungen – für eine Kindheit mit Erde unter den Fingernägeln und leuchtenden Augen im Garten.

Gernot Körner

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Sabine Lohf: Die große Gartenwerkstatt

Über 150 kreative Ideen
260 mm x 200 mm x 13 mm
durchgehend farbig
144 Seiten, Softcover
ab 6 Jahren
1.Auflage 2025
ISBN 978-3-8369-6286-5
22,00 € *

Gerstenberg Verlag




Mathematik am Samstag: Spannendes Angebot für Grundschulkinder in Halle

Martin-Luther-Universität lädt Kinder zum Rätseln, Tüfteln und Staunen ein – parallel zur beliebten Physikvorlesung an der MLU

Wie viel Mathe steckt eigentlich in der Medizin? Und warum macht Rechnen plötzlich richtig Spaß, wenn es um spannende Rätsel und echte Alltagsfragen geht? Bei „Mathematik am Samstag“ können Grundschulkinder genau das herausfinden – in einem kindgerechten und spielerischen Angebot der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Während im Hörsaal nebenan ältere Kinder und Erwachsene lernen, wie Physik Leben retten kann, lösen die Jüngsten knifflige Aufgaben, tüfteln gemeinsam und entdecken, wie faszinierend Mathematik sein kann.

Mitmachen, knobeln, verstehen – Mathe für Grundschüler

Das Format richtet sich speziell an Grundschülerinnen und Grundschüler und findet am Samstag, 21. Juni 2025, von 10.15 bis 11.45 Uhr im Seminarraum neben dem Gustav-Mie-Hörsaal auf dem Weinberg Campus in Halle (Saale) statt. Unter dem Motto „Math meets Medicine!“ erleben die Kinder, wie Mathematik in der Medizin steckt – mit Rätseln, kleinen Experimenten und viel Spaß.

Parallel für ältere Kinder: Physik trifft Medizin

Für alle ab Klasse 5 und die interessierte Öffentlichkeit läuft zeitgleich die Vorlesung „Physik trifft Medizin: Von Röntgenstrahlen bis zur Protonentherapie“ im Rahmen der beliebten Reihe „Alles Physik – Physik für alle“. Hier erklärt Prof. Dr. Detlef Reichert, wie moderne physikalische Verfahren in der Medizin zum Einsatz kommen.

Ort und Anmeldung

📍 Theodor-Lieser-Straße 9, Gustav-Mie-Hörsaal & Seminarraum (1. OG), 06120 Halle (Saale)
📅 Samstag, 21. Juni 2025, 10.15 – 11.45 Uhr
🔗 Kostenfreie Teilnahme nach Anmeldung: https://www.physik.uni-halle.de/pas/anmeldung




Hitzeschutz für Kinder: So bleiben Kinder bei Sommerhitze gesund

Wie Familien, Kitas und Schulen Kinder vor hohen Temperaturen und UV-Strahlung schützen können

Wenn draußen die Temperaturen steigen, brauchen Kinder besonderen Schutz. Denn ihr Körper kann Hitze weniger gut ausgleichen als der von Erwachsenen. Das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit gibt Tipps, wie Kinder trotz Hitzewelle gesund durch den Sommer kommen – mit vielen praktischen Empfehlungen und kostenlosen Materialien für Familien, Kitas und Schulen.

Kinder besonders gefährdet bei Hitze und UV-Strahlung

Die Sommer werden immer heißer – und das spüren auch die Kleinsten. Gerade Kinder reagieren empfindlich auf hohe Temperaturen und intensive UV-Strahlung. Mögliche Symptome bei Hitzebelastung sind Kopfschmerzen, Erschöpfung, Schwindel oder Kreislaufprobleme. Schon wenige Minuten in der prallen Sonne können einen Sonnenstich oder Sonnenbrand verursachen – beides kann ernsthafte gesundheitliche Folgen haben.

Auch die empfindliche Kinderhaut ist durch stärkere UV-Strahlung besonders gefährdet. Ohne ausreichenden Schutz steigt das Risiko für Sonnenbrand und langfristige Hautschäden. Wichtig ist deshalb: rechtzeitig vorsorgen – nicht erst, wenn die Sonne brennt!

Hitze? Diese Schutzmaßnahmen helfen Kindern besonders gut

Damit Kinder auch an heißen Tagen gesund bleiben, empfiehlt das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit folgende Maßnahmen:

  • 💧 Viel trinken: Kinder sollten regelmäßig Wasser oder ungesüßte Tees trinken – auch ohne Durstgefühl
  • 🧢 Kopf schützen: Ein Sonnenhut oder eine Kappe sind ein Muss in der Sonne
  • 🧴 Sonnenschutz auftragen: Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor (mind. LSF 30), regelmäßig nachcremen!
  • 😎 Augen schützen: Sonnenbrillen mit UV-Schutz bewahren Kinderaugen vor langfristigen Schäden
  • 👕 Leichte Kleidung: Helle, lockere Kleidung schützt vor Überhitzung und Sonnenstrahlen
  • 🏠 Schatten und kühle Räume nutzen: Zwischen 11 und 17 Uhr möglichst im Schatten oder drinnen bleiben
  • 🍉 Frische Snacks: Obst, Gemüse und leichte Mahlzeiten stärken den Kreislauf
  • 🪟 Wohnräume kühl halten: Frühmorgens und abends lüften, tagsüber abdunkeln

Gut vorbereitet: Tipps & Materialien für Familien und Einrichtungen

Ob zu Hause, in der Kita oder in der Schule – Hitzeschutz braucht Vorbereitung. Auf der Website des Bundesinstituts finden sich viele hilfreiche Informationen:

Quelle: Pressemitteilung Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit




Weltspieltag 2025: Mehr Zeit für Spiel, Kultur und Bewegung für Kinder

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Forsa-Umfrage verdeutlicht die herausragende Bedeutung kreativer, spielerischer und sportlicher Aktivitäten für Kinder

Sehr große Teile der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland schätzen laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerks zum Weltspieltag 2025 die Bedeutung kreativer, spielerischer und sportlicher Aktivitäten für Kinder im Kita- und Grundschulalter als wichtig ein. Zugleich glaubt nur etwa die Hälfte der Befragten, dass Kinder außerhalb von Kita und Schule ausreichend Zeit und Möglichkeiten haben, solchen Aktivitäten nachzugehen.

Digitale Medien als größtes Hindernis

Als Hauptgrund für diese Einschränkungen nennen die Befragten die ständige Verfügbarkeit digitaler Medien. Diese erschwere es Kindern, sich für analoge kreative Tätigkeiten zu begeistern. Ein Großteil sieht zudem Defizite in der Unterstützung durch Eltern: Viele würden ihre Kinder zu wenig fördern oder ihnen keine Freude an kreativem Tun vermitteln. Auch finanzielle Einschränkungen der Familien werden häufig als Hürde genannt.

Die große Mehrheit aller Befragten wünscht sich deshalb, dass insbesondere im Ganztagsbereich der Grundschulen mehr Raum und Zeit für freie und kreative Aktivitäten geschaffen wird.


Spiel ist kein Luxus – sondern Grundlage kindlicher Entwicklung

In vielen Kitas verliert das freie Spiel zunehmend an Raum – verdrängt von Lernprogrammen, Förderdruck und Bürokratie. Dabei ist das Spiel für Kinder der zentrale Weg, sich selbst und die Welt zu entdecken.

Dieses Buch ist ein fachlich fundiertes Plädoyer für eine lebendige Spielpädagogik – und für eine Kita-Praxis, die Kindern wieder gibt, was sie wirklich brauchen: Zeit, Raum und Freude am Spielen.

Armin Krenz, Spiel und Selbstbildung, 14,8 x 21 cm, 176 Seiten, ISBN 9783963046162, 22 €


Lasst uns spielen – mit allen Sinnen!

Der diesjährige Weltspieltag am 11. Juni 2025 steht unter dem Motto: „Lasst uns spielen – mit allen Sinnen!“ Damit möchten das Deutsche Kinderhilfswerk und seine Partner im „Bündnis Recht auf Spiel“ die Verbindung von Spiel und kultureller Teilhabe in den Fokus rücken.

Botschafter des Weltspieltags 2025 ist der Fernsehmoderator und Autor Ralph Caspers. Die Schirmherrschaft hat der Ausschuss für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend des Deutschen Bundestages übernommen. Zum 18. Mal wird der Weltspieltag deutschlandweit gefeiert – in diesem Jahr erstmals am 11. Juni, nachdem die Vereinten Nationen den Tag offiziell in die Liste der internationalen Gedenktage aufgenommen haben.

Recht auf Spiel – Anspruch und Auftrag zugleich

„Kinder kommen von Beginn an über ihre Sinne in Kontakt mit der Welt und wollen diese auf spielerische Weise mitgestalten“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerks. „Das sollte nicht nur im Sinne ihrer Selbstwirksamkeit und Entwicklung gefördert werden – sie haben auch ein Recht darauf.“ Artikel 31 der UN-Kinderrechtskonvention garantiert das Recht auf freies Spiel und kulturelle Teilhabe.

„Wir Erwachsenen müssen dafür sorgen, dass Kinder Zeit und Raum für Spiel, kreative Prozesse und künstlerischen Ausdruck erhalten – frei von Zwängen und Vorgaben.“

Kulturelle Teilhabe stärkt Resilienz

Für eine ganzheitliche Entwicklung sei es wichtig, dass Kinder früh mit unterschiedlichen Formen von Kunst, Kultur, Spiel und auch Medien in Berührung kommen, so Hofmann weiter: „Wenn Kinder selbst Choreografien erfinden, Handpuppen basteln oder gemeinsam musizieren, haben sie nicht nur Spaß – sie stärken ihre kognitiven Fähigkeiten, erleben Gemeinschaft und entwickeln Selbstwirksamkeit.“ Besonders für Kinder aus einkommensschwachen Familien sei kulturelle Teilhabe ein wichtiger Baustein für Resilienz.

Ergebnisse der Umfrage im Überblick

Wichtigkeit von Aktivitäten in der Freizeit:

  • Sportliche Aktivitäten: 97 % bewerten sie als „sehr wichtig“ oder „eher wichtig“
  • Kreative Tätigkeiten (z. B. Malen, Basteln, Theaterspielen, Musik): 96 % bewerten sie als wichtig
  • Freies Spiel: 95 % sehen dessen Bedeutung als hoch an

Verfügbare Zeit und Möglichkeiten:

  • Nur 51 % glauben, dass Kinder außerhalb von Kita und Schule genügend Zeit und Möglichkeiten für kreative Aktivitäten haben
  • 41 % sehen das nicht so

Gründe für fehlende kreative Freiräume:

  • 81 % nennen digitale Medien als Hauptursache
  • 75 % bemängeln mangelnde Unterstützung durch Eltern
  • 61 % verweisen auf finanzielle Einschränkungen
  • 45 % sehen die Belastung durch lange Kita- und Schultage als Ursache
  • 38 % nennen fehlende attraktive und erreichbare Angebote

Wunsch nach mehr kreativen Freiräumen in der Grundschule:

  • 89 % der Befragten fänden es sehr gut oder eher gut, wenn der Ganztag mehr Raum für freie kreative Aktivitäten bieten würde. Nur 8 % lehnen das ab

Zur Erhebung

Die repräsentative Befragung wurde im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerks von der Forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH durchgeführt. Vom 14. bis 16. April 2025 wurden 1.001 zufällig ausgewählte deutschsprachige Personen ab 18 Jahren telefonisch befragt. Die Ergebnisse sind mit einer statistischen Fehlertoleranz von ±3 Prozentpunkten auf die Gesamtbevölkerung übertragbar.

Quelle: Pressemitteilung Deutsches Kinderhilfswerk

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Kurzvideos im Unterricht: Schnell geschaut – schlecht behalten

Zwei Studien der TU Braunschweig zeigen: TikTok & Co. erschweren tiefes Lernen und fördern oberflächliches Denken. Textbasierte Lernformen schneiden besser ab

Kurz, bunt und unterhaltsam – Kurzvideos auf TikTok, Instagram oder YouTube Shorts gehören für viele junge Menschen zum Alltag. Doch wenn es ums Lernen geht, zeigen sich klare Schwächen: Lerninhalte, die per Kurzvideo vermittelt werden, werden schlechter behalten. Wer häufig solche Clips konsumiert, denkt zudem weniger rational. Das zeigen zwei aktuelle Studien der Technischen Universität Braunschweig, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Computers & Education.

Das zentrale Ergebnis: Kurzvideos eignen sich weniger für nachhaltige Wissensvermittlung als klassische Textformate. Bereits wenige Minuten TikTok & Co. reichen aus, um Lernende in einen Modus oberflächlichen Lernens zu versetzen – mit spürbaren Auswirkungen auf die Leistung in anschließenden Wissenstests.

Schnelle Clips – seichtes Lernen

In der ersten Studie befragte Thorsten Otto, Doktorand am Institut für Pädagogische Psychologie, rund 170 Erwachsene im Alter von 18 bis 52 Jahren zu ihrem Nutzungsverhalten und überprüfte ihre Fähigkeit zum rationalen Denken. Das Ergebnis: Wer viele Kurzvideos konsumiert, schnitt beim Test für analytisches Denken signifikant schlechter ab.

In einem zweiten Experiment mit rund 120 Teilnehmenden wurde der Lerneffekt unmittelbar gemessen. Eine Gruppe konsumierte vorab unterhaltende Kurzvideos, danach wurden Inhalte entweder per Text oder Kurzvideo vermittelt – mit identischem Inhalt. Das Resultat war eindeutig: Die Gruppe mit Kurzvideo-Lernmaterial schnitt im anschließenden Quiz deutlich schlechter ab als jene, die mit Texten gearbeitet hatte. Außerdem zeigte sich: Wer vor dem Lernen Unterhaltungsclips geschaut hatte, neigte zu einem oberflächlicheren Lernstil – mit Fokus auf reines Auswendiglernen statt Verstehen.

Multimedialer Reiz – kognitive Überlastung

Kurzvideos entfalten ihre Sogwirkung durch eine Vielzahl gleichzeitiger Reize: schneller Schnitt, Musik, Untertitel, Emojis. Doch genau das birgt eine Gefahr: kognitive Überlastung. Laut der „Cognitive Theory of Multimedia Learning“ behindern zu viele gleichzeitige Reize die effektive Verarbeitung von Informationen – das Lernen wird ineffizient. „Kurzvideos sind kein Ersatz für tiefgehende Lernprozesse“, sagt Thorsten Otto. Ihr Vorteil liegt in der Aufmerksamkeitsbindung, nicht in der Tiefe der Wissensvermittlung. Wenn sie im Unterricht eingesetzt werden, dann gezielt – mit Bedacht auf Tempo, Gestaltung und Ablenkungselemente.

Mehr Medienkompetenz statt Medienverzicht

Trotz kritischer Ergebnisse sieht Otto Kurzvideos nicht grundsätzlich als bildungsfern. Vielmehr betont er: „Wenn es gelingt, soziale Medien verantwortungsvoll und punktuell in den Unterricht zu integrieren, können sie das Engagement junger Menschen fördern.“ Entscheidend sei, Lernende zugleich für die Grenzen dieser Formate zu sensibilisieren.

Sein Rat für alle, die lernen oder lehren:

  • Beim Lernen auf unterhaltende Kurzvideos verzichten.
  • Im Unterricht problematisieren, wie Social-Media-Formate wirken.
  • Kurzvideos didaktisch sinnvoll einsetzen – etwa als Einstieg, nicht als Ersatz für vertiefende Auseinandersetzung.
  • Push-Benachrichtigungen abschalten, Graustufenmodus aktivieren – um den Reiz des endlosen Scrollens zu brechen.

Kein TikTok-Bashing, aber klare Grenzen

Die Ergebnisse der TU Braunschweig zeigen: Wer effizient und nachhaltig lernen will, sollte Textformaten Vorrang geben – zumindest bei komplexen Inhalten. Kurzvideos können ergänzen, aber nicht ersetzen. Der verantwortungsvolle Umgang mit Social Media muss deshalb Teil moderner Bildung sein – und das gilt für Lernende genauso wie für Lehrkräfte.

Originalstudien

Otto, T. (2025). Should educators be concerned? The impact of short videos on rational thinking and learning: A comparative analysis. In: Computers & Education, Volume 234.

Von Gernot Körner, nach einer Studie von Thorsten Otto, Technische Universität Braunschweig




Bio & regional: Nachhaltige Ernährung in Kitas und Schulmensen fördern

Wie Kitas und Schulen mit bioregionaler Verpflegung zu mehr Nachhaltigkeit und Bildungsqualität beitragen können

Immer mehr Kinder essen täglich in Kitas oder Schulmensen. Gerade dort, wo junge Menschen viele Jahre verbringen, liegt ein großer Hebel für gesunde, nachhaltige und bewusste Ernährung. Eine aktuelle Studie der Universität Hohenheim und des Beratungsunternehmens ÖKONSULT zeigt: Bioregionale Lebensmittel könnten deutlich häufiger auf den Tisch kommen – wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.

Ziel der Studie war es, konkrete Wege aufzuzeigen, wie mehr regionale und ökologische Produkte in die Gemeinschaftsverpflegung gelangen können. Denn obwohl es viele gute Beispiele gibt, ist die Umsetzung im Kita- und Schulalltag noch ausbaufähig. Zehn praxisnahe Handlungsempfehlungen helfen nun dabei, nachhaltige Ernährung besser zu verankern – auch und gerade in Einrichtungen für Kinder und Jugendliche.

Warum bioregional in Kita und Schule?

Etwa 15 bis 18 Millionen Menschen essen in Deutschland täglich in Einrichtungen mit Gemeinschaftsverpflegung – darunter Millionen Kinder. Die tägliche Verpflegung bietet damit eine riesige Chance für die nachhaltige Transformation unseres Ernährungssystems. Ziel des Landes Baden-Württemberg ist es zum Beispiel, den Anteil an bioregionalen Lebensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung bis 2030 auf 30 bis 40 Prozent zu steigern.

Für Kitas und Schulen bedeutet das nicht nur ökologisch sinnvoll zu handeln, sondern auch Bildungsarbeit zu leisten. Kinder lernen durch tägliches Erleben, was gesunde Ernährung bedeutet, woher Lebensmittel kommen und warum regionale Kreisläufe wichtig sind.

Zehn Impulse für die Praxis

Das Projekt „BioRegioKantine“ hat auf Grundlage von wissenschaftlicher Literatur und Expert:inneninterviews folgende Empfehlungen formuliert, die auch für Kitas und Schulen relevant sind:

  1. Klare Ziele setzen
    Kommunen oder Träger können verbindliche Vorgaben beschließen, etwa einen bestimmten Bio-Anteil im Speiseplan – das schafft Orientierung für Küchen, Caterer und Einrichtungsleitungen.
  2. Nachhaltigkeit in Ausschreibungen verankern
    Bei der Vergabe von Verpflegungsleistungen sollten ökologische Kriterien wie Bio-Qualität ausdrücklich berücksichtigt werden. Für die Regionalität gibt es kreative Spielräume, etwa über Anforderungen an Frische oder saisonale Produkte.
  3. Frischeküchen stärken
    Einrichtungen mit eigenen Küchen oder in kommunaler Trägerschaft haben mehr Einfluss auf die Herkunft der Produkte und die Gestaltung der Speisepläne.
  4. Koordination und Vernetzung ermöglichen
    Regelmäßiger Austausch zwischen Küchenpersonal, Trägern und regionalen Erzeuger:innen hilft, Herausforderungen zu lösen und Synergien zu nutzen. Dafür braucht es Koordinierungsstellen vor Ort.
  5. Lieferstrukturen verbessern
    Für kleinere Einrichtungen ist es oft schwierig, regelmäßig regionale Produkte zu beziehen. Bündelungslösungen, z. B. über zentrale Lieferdienste, können hier Abhilfe schaffen.
  6. Digitale Plattformen nutzen
    Online-Angebote, die Produzent:innen mit Küchen vernetzen, vereinfachen die Bestellung und machen das regionale Angebot sichtbarer.
  7. Verarbeitung regionaler Produkte fördern
    Viele Kitas und Schulen sind auf vorverarbeitete Lebensmittel angewiesen. Dafür braucht es lokale Betriebe, die z. B. Gemüse waschen, schneiden und portionieren – auch hier kann kommunale Förderung ansetzen.
  8. Fortbildungen für Küchen und Pädagogik
    Schulungen für Küchenpersonal und pädagogisches Fachpersonal schaffen Wissen und Motivation – von der nachhaltigen Speiseplanung bis zur Ernährungsbildung mit Kindern.
  9. Küchenberufe aufwerten
    Gute Arbeitsbedingungen, faire Bezahlung und Wertschätzung sind nötig, um qualifiziertes Personal für Kita- und Schulverpflegung zu gewinnen und zu halten.
  10. Kinder aktiv einbinden
    Neue Gerichte und Konzepte stoßen eher auf Akzeptanz, wenn Kinder mitgestalten dürfen – etwa über Umfragen, Geschmackstests oder gemeinsame Projekte zur Herkunft von Lebensmitteln.

Ernährung als Bildungschance nutzen

Nachhaltige Ernährung in Kitas und Schulen ist mehr als eine Frage des Speiseplans – sie ist Teil der Bildungsarbeit. Eine durchdachte Gestaltung der „Ernährungsumgebung“, also etwa der Speiseräume, der Kommunikation über Gerichte und die Einbindung der Kinder, fördert das Verständnis für eine bewusste, zukunftsfähige Ernährung.

Einrichtungen, die diesen Weg gehen möchten, können sich an den Handlungsempfehlungen orientieren. Die vollständige Studie und weitere Materialien stehen unter folgendem Link zur Verfügung:
👉 https://sta.uni-hohenheim.de/BioregioKantine

Gernot Körner




Der Wohlstand hinterlässt seine Spuren im Erbgut

Kinder aus einkommensstarken Familien altern auf zellulärer Ebene langsamer: Was die Telomerlänge über soziale Ungleichheit verrät

Kinder aus finanziell benachteiligten Familien zeigen bereits im Grundschulalter biologische Unterschiede, die mit einer beschleunigten Zellalterung in Verbindung stehen. Das belegt eine europaweite Studie unter Leitung der Imperial School of Public Health, veröffentlicht im Fachjournal „The Lancet Regional Health – Europe“. Demnach hatten Kinder aus wohlhabenderen Haushalten im Schnitt etwa fünf Prozent längere Telomere – jene Schutzkappen an den Enden der Chromosomen, die als Biomarker für den Alterungsprozess gelten.

Biologische Ungleichheit beginnt im Kindesalter

Die Telomerlänge gilt in der medizinischen Forschung als Indikator für das biologische Alter einer Zelle. Kürzere Telomere sind mit einem erhöhten Risiko für chronische Erkrankungen und einer verkürzten Lebenserwartung verbunden. Die neuen Studienergebnisse legen nahe, dass sich die sozioökonomische Ausgangslage von Kindern bereits auf zellulärer Ebene widerspiegeln kann – lange bevor sich gesundheitliche Ungleichheiten im klinischen Bild zeigen.

„Unsere Daten zeigen, dass sich soziale Unterschiede auf biologischer Ebene manifestieren – und das bereits in jungen Jahren“, sagt Studienleiter Dr. Oliver Robinson. Er weist darauf hin, dass Kinder aus weniger wohlhabenden Verhältnissen durch ihre Umweltbedingungen biologisch schneller altern könnten. Diese Entwicklung entspreche auf zellulärer Ebene einem Unterschied von bis zu zehn Jahren.

Telomeres are protective caps on the end of chromosomes. Cell, chromosome and DNA vector illustration

Stresshormon Cortisol: Indikator, aber kein Vermittler

Parallel zur Telomermessung wurde auch das Stresshormon Cortisol im Urin der Kinder erfasst. Kinder aus Haushalten mit mittlerem und hohem Wohlstand wiesen im Schnitt 15 bis 23 Prozent niedrigere Cortisolwerte auf als Kinder mit geringem familiären Wohlstand. Dies deutet auf eine geringere Belastung durch psychosozialen Stress hin.

Ein direkter Zusammenhang zwischen dem Cortisolspiegel und der Telomerlänge ließ sich in den Analysen jedoch nicht nachweisen. Die Cortisolproduktion erwies sich nicht als statistisch signifikanter Vermittler des Zusammenhangs zwischen Wohlstand und Zellalterung. Kendal Marston, Erstautorin der Studie, betont: „Unsere Daten sprechen dennoch für eine stärkere psychosoziale Belastung in sozioökonomisch benachteiligten Haushalten – etwa durch geteilte Schlafräume oder begrenzten Zugang zu digitalen Lernressourcen.“

Länderübergreifende Datenerhebung aus sechs EU-Staaten

Die Datengrundlage stammt aus dem „Human Early-Life Exposome Project“ (HELIX), einer paneuropäischen Kohortenstudie. Untersucht wurden 1.160 Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren aus Großbritannien, Frankreich, Spanien, Norwegen, Litauen und Griechenland. Die sozioökonomische Einteilung erfolgte anhand der „Family Affluence Scale“ (FAS), die kultursensibel materielle Lebensumstände erfasst, etwa Urlaubsreisen, eigener Computerzugang oder Fahrzeugbesitz.

Die Telomerlänge wurde mittels qPCR aus weißen Blutkörperchen bestimmt. Die Cortisolproduktion wurde durch Flüssigchromatographie-Tandem-Massenspektrometrie (LC-MS/MS) aus Urinproben berechnet. Die Analyse erfolgte unter Berücksichtigung zahlreicher Einflussfaktoren – etwa Ernährung, körperlicher Aktivität, Umweltbelastung oder dem Bildungsstand der Eltern.

Keine vorschnellen Schlüsse – aber klare Hinweise

Die Forschenden betonen, dass ihre Studie keine Aussagen über genetische Qualität oder deterministische Zusammenhänge treffen kann. Vielmehr sei der biologische Zustand ein sensibler Spiegel früher Lebensbedingungen. Die beobachteten Unterschiede lassen sich weder allein durch das elterliche Bildungsniveau noch durch Sozialkapital erklären. Vielmehr legt die Studie nahe, dass der materielle Wohlstand der Familie eigenständig mit biologischen Stressmarkern in Verbindung steht.

Quellen:

Marston, K. et al. (2024): Associations between family affluence, cortisol production, and telomere length in European children. The Lancet Regional Health – Europe.
Pressemitteilung der Imperial College London School of Public Health
HELIX Project, EU Grant 308333
UK Research and Innovation (Förderkennzeichen: MR/S03532X/1)

Gernot Körner