Das Kind hat Fieber – was tun?

Die Stiftung Kindergesundheit informiert über Vor- und Nachteile von Hausmitteln und Medikamenten zur Behandlung erhöhter Temperaturen

Über die Bedeutung des Fiebers bei Kindern gehen die Ansichten von Ärzten, Ärztinnen und Eltern manchmal stark auseinander. Während Medizinerinnen und Mediziner in den vergangenen Jahrzehnten die heilsame Wirkung des Fiebers in der Bekämpfung von Bakterien und Viren schätzen gelernt haben, sind viele Eltern nach wie vor überzeugt, gestiegene Temperaturen bei ihrem Kind sofort und energisch bekämpfen zu müssen. Doch ein vorschneller Einsatz von fiebersenkenden Medikamenten kann dem Kind mehr schaden als nutzen, betont die Stiftung Kindergesundheit in ihrer aktuellen Stellungnahme: Fieber ist lediglich ein Symptom der beginnenden Erkrankung, ein Warnzeichen, das jedoch für sich allein genommen nicht gefährlich ist. Eine bewährte Faustregel von erfahrenen Kinder- und Jugendärzt*innen lautet deshalb: „Die Krankheit behandeln, nicht das Thermometer“.

Ab wann ein Kind Fieber hat

Deutlich erhöhte Temperaturen sind der häufigste Grund für die Vorstellung von Kindern in der Kinder- oder Hausarztpraxis.  Doch wann spricht man tatsächlich von Fieber? Je nach Tageszeit kann die Körpertemperatur schwanken, so ist diese z.B. abends meist etwas höher als morgens.

36,5°C bis 37,5°C: normale Körpertemperatur eines gesunden Kindes
37,6°C bis 38,4°C: erhöhte Temperatur
Ab 38,5°C: Fieber
Ab 39°C: hohes Fieber
Achtung: Bei Neugeborenen/jungen Säuglingen (0 bis 3 Monate) spricht man ab 38,0°C von Fieber!

Fühlt sich das Kind heiß an und erscheint es krank, so sollte die Körpertemperatur gemessen werden. Dies wird am besten im Po/After (rektal) mit einem digitalen Thermometer durchgeführt. Dabei sollten Eltern auf einen vorsichtigen Umgang mit dem Thermometer achten, damit die Messung schmerzfrei erfolgt. Eine Messung mit einem Infrarotthermometer im Ohr ist ebenfalls möglich, dies erfordert eine gewissenhafte Handhabung, um Fehlermeldungen oder Verfälschungen durch z.B. Ohrenschmalz zu verhindern. Auf eine Messung mit Stirnthermometern sollte verzichtet werden, da diese nicht sehr genau und zuverlässig sind.

Fieber steigert die Immunkräfte des Körpers

Die Notwendigkeit der Fieberbekämpfung mit Medikamenten wird von vielen Eltern als selbstverständlich vorausgesetzt. Diese weit verbreitete Annahme führt jedoch laut Stiftung Kindergesundheit häufig zu einer unverhältnismäßigen oder sogar schädlichen Anwendung von fiebersenkenden Medikamenten.

Fieber ist jedoch ein wichtiges Mittel des Organismus, sich selbst zu heilen, unterstreicht die Stiftung Kindergesundheit. Es treibt die Immunkräfte zu Hochleistungen an, um Krankheitserreger zu bekämpfen. Vor allem gegen Virus-Infektionen ist Fieber besonders wirksam. Die Ausbreitung zahlreicher Viren wird bei Temperaturen über 38,5 Grad deutlich gebremst. Da Kinder noch für viele Viren anfällig sind, gegen die Erwachsene längst eine Immunität entwickelt haben, setzt ihr Körper das Abwehrmittel Fieber häufig ein.

Eine Chance für die Selbstheilung

„Bei harmlosen Beschwerden wie leicht erhöhten Temperaturen sollten Eltern nicht sofort zu Fieberzäpfchen, Säften oder Tropfen greifen, sondern der Selbstheilung des kindlichen Organismus eine Chance geben und auch bewährte Hausmittel wie Wadenwickel oder ein Abkühlbad erwägen“, empfiehlt Kinder- und Jugendarzt Prof. Dr. Dr. Berthold Koletzko, Vorsitzender der in München ansässigen Stiftung Kindergesundheit.

Bei Kindern, die trotz erhöhter Temperatur munter sind und normal essen und trinken, müssen noch keine Maßnahmen ergriffen werden, betont der Stoffwechselexperte der Haunerschen Kinderklinik der Universität München. Steigt die Temperatur aber über 38,5 Grad an, kann der Allgemeinzustand eines Kindes beeinträchtigt werden: Es fühlt sich schlecht, hat Muskel- und Gliederschmerzen, ist appetitlos und quengelig. „Wenn ein Kind so offensichtlich leidet, ist es sinnvoll, das Fieber zu senken“, so Prof. Berthold Koletzko.

Solange sich ein Kind wohl fühlt, ist keine Fieberbehandlung nötig

Deshalb gilt: Solange sich das Kind nicht zu krank fühlt und auch sonst einen guten Allgemeineindruck macht, muss man gegen das Fieber nicht angehen. Nicht das Fieber macht das Kind krank, sondern der Erreger, der hinter der Infektion oder der Entzündung steckt. Die Suche nach der Ursache des Fiebers ist wichtiger als seine Senkung.

Kleine Kinder ertragen hohe Temperaturen oft besser

Kleine Kinder ertragen hohe Temperaturen überdies in aller Regel viel besser als Jugendliche oder Erwachsene. Selbst hohes Fieber über 40 Grad macht ihnen oft nichts aus. Nur dann, wenn das Kind durch das Fieber leidet, unruhig und quengelig ist, Trinken und Essen verweigert, nicht schlafen kann, verwirrt ist oder wenn es schon einmal einen Fieberkrampf hatte, sind Gegenmaßnahmen nötig. Für Neugeborene und Säuglinge gilt dies selbstverständlich nicht. Sie sollten immer von einer Kinderärztin oder einem Kinderarzt untersucht werden.

Ärztlichen Rat zum Einsatz von Fiebermedikamenten für Kinder einholen!

Obwohl Medikamente zur Fiebersenkung zu den am häufigsten angewandten Arzneimitteln der Welt gehören und auch in Deutschland schon lange ohne Rezept erhältlich sind, sollten Eltern sich wegen ihrer möglichen Nebenwirkungen zu ihrem Einsatz bei Kindern ärztlich beraten lassen, unterstreicht die Stiftung Kindergesundheit. Sie nennt die Gründe für eine vorsichtige und gezielte Verwendung:

Am häufigsten wurde bisher die Substanz Paracetamol eingesetzt, vorzugsweise in Form von Zäpfchen. Wird sie zu lange oder zu häufig mit insgesamt zu hoher Dosis angewendet, besteht die Gefahr von schweren Leberschäden. Aktuelle Studien weisen zudem auf die Möglichkeit nachteiliger Wirkungen auf Funktionen und Strukturen des Gehirns und die Entwicklung einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) hin.

In der Wirksamkeit gegen Fieber ist die Substanz Ibuprofen dem Paracetamol gleichwertig und zur gleichzeitigen Linderung von Schmerzen sogar besser geeignet. Sie hat sich so auch bei der Behandlung von Mittelohrentzündungen bewährt. Mögliche Nebenwirkungen sind jedoch Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung sowie Blutungen in Magen und Darm. Auch Störungen der Nierenfunktionen sind möglich.

Acetylsalizylsäure („Aspirin“), sollte wegen des sehr seltenen, aber gefährlichen Risikos eines „Reye-Syndroms“ (mit der Gefahr einer schweren Leber- und Gehirnschädigung) bei Kindern unter zwölf Jahren nicht verwendet werden.

Welche Hausmittel helfen am besten?

Kinder mit Fieber brauchen viel Flüssigkeit, um das durch Schwitzen verlorene Wasser zu ersetzen. Solange das Kind zu Beginn des Fieberanstiegs fröstelt, sollten die Eltern – am besten mit einer Wolldecke oder einer Wärmflasche – für Erwärmung sorgen. Abkühlungsmaßnahmen empfehlen sich erst dann, wenn sich nicht nur Gesicht und Stirn, sondern auch die Beine und der übrige Körper des Kindes warm anfühlen.

Die meisten Kinder baden gern, deshalb empfinden sie ein fiebersenkendes Abkühlungsbad als angenehm. Die ebenfalls bewährten Wadenwickel müssen nicht kalt sein: Es reicht völlig, wenn der Temperaturunterschied zehn Grad beträgt. Verwendet man zimmerwarmes (22 Grad) oder sogar bis zu 30 Grad warmes Wasser, vermeidet man überdies das Erschrecken des Kindes.

Auch das Abwaschen des nackten Körpers mit lauwarmem oder kühlem Wasser wird von vielen Kindern als angenehm empfunden. Eine „Erkältung“ ist dabei nicht zu befürchten: Die Ursachen des Fiebers sind nicht die Temperaturen, sondern die Krankheitserreger.

Wann soll im Zusammenhang mit Fieber ärztlicher Rat eingeholt werden?

  • Wenn ein Neugeborenes/junger Säugling (0 bis 3 Monate) eine Temperatur von 38°C und mehr hat bzw. bereits bei einer geringeren Körpertemperatur, wenn das Baby nicht trinkt, schlapp ist und/oder Hautveränderungen auftreten
  • Bei Kindern unter zwei Jahren: Wenn das Fieber länger als einen Tag andauert
  • Bei Kindern über zwei Jahren: Wenn das Fieber länger als drei Tage andauert 
  • Wenn das Fieber trotz fiebersenkender Mittel nicht sinkt
  • Wenn weitere Krankheitssymptome wie etwa Kopfschmerzen, Durchfall, Erbrechen, Berührungsempfindlichkeit, Hautausschlag, „Nackensteife“, Teilnahmslosigkeit o.ä. auftreten
  • Wenn ein Kind trotz fiebersenkender Maßnahmen immer noch deutlich beeinträchtigt ist
  • Wenn das Kind bei Fieber nicht trinken will
  • Wenn die Eltern unsicher sind und nicht genau wissen, was Ihrem Kind fehlt

Weitere Informationen zum Thema Kindergesundheit und zur Stiftung finden Sie hier: www.kindergesundheit.de

Quelle: Stiftung Kindergesundheit  




Die Krisen der vergangenen Jahre treffen Familien besonders stark

Zum internationalen Tag der Familie am 15. Mai veröffentlicht das Familienministerium den Familienreport 2024

Familiäre Beziehungen geben Halt. Eltern wünschen sich eine partnerschaftliche Aufgabenteilung bei Familie und Beruf. Trotz Krisen blicken Eltern mit minderjährigen Kindern zuversichtlich in die Zukunft. Das sind drei zentrale Ergebnisse, die der Familienreport 2024 beinhaltet.

Auf der Basis amtlicher Statistiken, wissenschaftlicher Studien und repräsentativer Bevölkerungsumfragen beschreibt der Familienreport die vielfältigen Lebenslagen von Familien in Deutschland. Die mittlerweile 8. Ausgabe des Familienreports bietet eine Bestandsaufnahme, sie greift aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen auf und informiert über familienpolitische Maßnahmen und Programme der Bundesregierung. 

Zentrale Ergebnisse des Familienreports 2024: 

  • Die Krisen der vergangenen Jahre treffen Familien besonders stark. Trotz dieser Belastungen schauen Eltern mit minderjährigen Kindern vergleichsweise zuversichtlich in die Zukunft. 46 % freuen sich auf die Zukunft, im Vergleich zu 42 % im Bevölkerungsdurchschnitt.
  • Familiäre Beziehungen geben Halt in Zeiten des Umbruchs. Im Bevölkerungsdurchschnitt geben 82 % an, dass sie in schwierigen Zeiten Hilfe in der Familie finden. Personen mit Kindern im Haushalt sind zudem insgesamt zufriedener als Personen ohne eigene Kinder.
  • Familienpolitische Vorhaben der Bundesregierung erfahren hohe Zustimmungswerte – in der Gesamtbevölkerung und unter Eltern. 92 % der Eltern finden die Erhöhung des Kindergelds gut. 70 % begrüßen die Einführung einer Kindergrundsicherung, 77 % die Einführung einer Familienstartzeit.
  • Familie steht für die meisten Menschen für etwas Positives und wird zugleich ganz unterschiedlich gelebt. Auch das Leben von Familien in Ost- und Westdeutschland unterscheidet sich nach wie vor. So leben in Ostdeutschland mehr Alleinerziehende (25 % vs. 19 %) und mehr nicht verheiratete Eltern (21 % vs. 10 %) als in Westdeutschland. 
  • Die Betreuungsquote der unter Dreijährigen in Kindertagesbetreuungen ist wieder gestiegen (36,4 % im Jahr 2023) – im Vergleich zum Jahr 2006 hat sich die Betreuungsquote fast verdreifacht.
  • Eltern verbringen mehr Zeit mit ihren Kindern als noch vor 10 Jahren (Väter +28 Min/Tag; Mütter: +33 Min/Tag). Trotz der zunehmenden Bereitschaft der Väter Verantwortung zu übernehmen, schultern Mütter weiterhin den Großteil der Kinderbetreuung. 
  • Viele Eltern wünschen sich eine partnerschaftliche Aufgabenteilung bei Familie und Beruf. Es gelingt ihnen aber häufig nicht, dies in die Realität umzusetzen. 75 % der Mütter in Paarfamilien übernehmen den Großteil der Kinderbetreuung, aber nur 48 % finden das ideal.
  • Elternpaare, die Sorge- und Erwerbsarbeit partnerschaftlich aufteilen, berichten deutlich häufiger über ein gutes Familienklima, enge Beziehungen zwischen Eltern und Kindern und gegenseitige Unterstützung.
  • Väter sind heute seltener Alleinverdiener als früher. Der Anteil der Familien mit einem Alleinverdienermodell ist von 33 % 2008 auf 26 % 2022 zurückgegangen. Der Anteil der erwerbstätigen Mütter ist im selben Zeitraum von 63 % auf 69 % gestiegen.

Hintergrund zum Familienreport:

Der Familienreport wird vom Bundesfamilienministerium herausgegeben und erscheint seit 2009. Bis 2014 erschien er jährlich, seitdem alle zwei bis drei Jahre. Zuletzt erschien der Familienreport im Dezember 2020. 

Der Familienreport 2024 ist auf der Website des BMFSFJ zu finden: www.bmfsfj.de/familienreport2024

Quelle: Pressemitteilung Bundesfamilienministerium




Ein liebevolles Mutmachbuch, das die Fantasie beflügelt

wal

Susanna Isern und Rocio Bonilla: Was ist, wenn mich ein Wal verschluckt?

Als ein Schulausflug in den Wald bevorsteht, macht sich Noah, wie so oft, Sorgen. Viele Fragen, die mit „Was, wenn…?“ beginnen, wirbeln in seinem Kopf durcheinander. Gut, dass seine Mutter Maria seine Ängste ernst nimmt und sie mit ihm bespricht: Was wäre denn, wenn Noah von einem fallenden Baum getroffen, von einem Wal verschluckt oder auf dem Mars landen würde? Maria beschreibt ihm aufregende, fantastische Abenteuer, hilfsbereite Tiere und freundliche Wesen. Schließlich hat Noah nur noch eine Frage: „Aber was ist, wenn das alles nicht passiert?“

Dieses Bilderbuch greift witzig absurde Gedankensprünge und verrückte Ideen auf, wie sie Kinder in Noahs Alter eben manchmal haben. Dabei wird deutlich, dass Noah vor allem Angst hat, sich zu verletzen, verloren zu gehen oder nicht mehr nach Hause zu können.

Gleichzeitig ist er aber voll Abenteuerlust. Die Szenen und Erlebnisse, die Maria ihm ausmalt, machen ihm nicht nur Mut, sondern regen auch die Fantasie der Leserinnen und Leser an. Da ist es passend, dass die liebevollen Illustrationen von Rocio Bonilla gar nicht alles abbilden, wovon die kurzen Texte auf jeder Seite erzählen.

Aber es gibt auch lustige Details auf den Bildern zu entdecken, die im Text gar nicht vorkommen: die Katze, die im Rucksack feststeckt oder im Garten auf eine Schnecke trifft; die Herzchen-Unterhose, die beim Bären auf der Wäscheleine hängt oder die Zahnspange der Meerjungfrau…

Ein paar Details lassen den Illustrationsstil allerdings auch etwas befremdlich wirken: Noah und die anderen Kinder sind mit überproportional großen Augen und Köpfen und gezeichnet. Und einer der Seeräuber hat einen unglaublich langen, dicken Hals. Der Baum, auf dem der Bär sein Haus hat, ist keine Kiefer, wie es im Text heißt. Auf einer solchen ließe sich allerdings auch kein Baumhaus bauen.

Insgesamt ist „Was ist, wenn mich ein Wal verschluckt?“ ein sympathisches Bilderbuch, das Ängste von Kindern ernst nimmt und hilft, sie zu überwinden. Noah kommt schließlich zu der Erkenntnis:

„Es ist wohl besser, sich nicht so viele Gedanken über alles Schlimme zu machen. Lieber erleben, was es zu erleben gibt. Oder?“

Lena Schwarz

Deutschsprachige Erstausgabe: JUMBO Verlag 2024,
Autorin: Susanna Isern,
Illustratorin: Rocio Bonilla,
aus dem Spanischen übersetzt von: Ulrich Maske,
Umfang: 40 S.,
Maße: 240 x 300 mm,
Hardcover,
ISBN: 978-3-8337-4621-5, Preis: 17,00 €




Mit Ultraschallkontrolle Fehlgeburt bei Ringelröteln verhindern

Kindergartenkinder infizieren sich häufig mit dem hochansteckenden Parvovirus B 19 – für sie verläuft die Krankheit harmlos, für Föten ist das Virus gefährlich

Derzeit häufen sich die Fälle von Ringelrötel-Infektionen. Vor allem Kinder im Kindergartenalter infizieren sich mit dem hochansteckenden Parvovirus B 19. In der Regel verläuft die Krankheit harmlos. Gefährlich wird es, wenn sich Schwangere anstecken. Vor allem in der ersten Schwangerschaftshälfte kann eine Ringelrötel-Infektion beim Ungeborenen zu Blutarmut und damit zum Versterben des Fötus führen. Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) weist darauf hin, dass mit Hilfe der Ultraschalldiagnostik die Blutarmut früh erkannt wird und somit eine Fehlgeburt verhindert werden kann. Zudem ist eine Behandlung des Ungeborenen meist ohne Folgeschäden möglich.

Aktuell Frühjahrswelle mit Ringelröteln

Ringelröteln treten häufig saisonal auf, meist im Frühjahr und Frühsommer. In diesem Jahr ist eine deutliche Welle zu beobachten. „Wir haben derzeit auffällig viele Fälle“, berichtet auch Professor Karl Oliver Kagan, Leiter der Pränatalen Medizin am Universitätsklinikum Tübingen und DEGUM-Experte. Typische Anzeichen sind Kopfschmerzen, Fieber und ein Hautausschlag, der sich aber erst nach ein bis zwei Wochen entwickelt.

Insgesamt stellen die Ringelröteln in den meisten Fällen keine schwerwiegende Erkrankung dar. Bei bestimmten Risikogruppen, insbesondere bei Schwangeren und Menschen mit geschwächtem Immunsystem, kann es jedoch zu Komplikationen kommen. Eine Infektion mit Ringelröteln während der Schwangerschaft kann schwerwiegende Folgen haben. Vor allem, wenn sich eine Frau vor der 20. Schwangerschaftswoche infiziert, besteht ein erhöhtes Risiko für Fehl- und Totgeburten.

Bei Föten kann die die Blutbildung im Knochenmark des Kindes unterdrückt werden

„Die Ursache liegt in der Regel nicht in der Infektion selbst, sondern darin, dass als Folge davon die Blutbildung im Knochenmark des Kindes unterdrückt wird“, erklärt Kagan. Die Konsequenz ist eine Blutarmut des Fötus. „Diese Anämie lässt sich mit Hilfe einer Doppler-Ultraschalluntersuchung nachweisen“, so der DEGUM-Sektionsleiter Gynäkologie und Geburtshilfe. Dabei wird die Fließgeschwindigkeit des Blutes in einer Hirnarterie gemessen und so festgestellt, ob das Kind an Blutarmut leidet. Ist dies der Fall, besteht die Therapie darin, dem Ungeborenen über die Nabelschnur mit einer Nadel Blut von außen zuzuführen. „So gleichen wir die Blutarmut des Kindes aus und behandeln das Ungeborene, das ansonsten nicht selten verstirbt “, sagt Kagan.

Nach Kontakt am besten sofort zum Frauenarzt

Wenn eine schwangere Frau Kontakt zu einer infizierten Person hatte, sollte sie zunächst ihren Frauenarzt oder Frauenärztin aufsuchen. Dort wird abgeklärt, ob sie bereits Antikörper gegen das Virus hat, denn mit Ringelröteln kann man sich nur einmal im Leben anstecken. Danach ist man immun. Ist dies nicht der Fall, kann man in den folgenden Tagen kontrollieren, ob es zu einer Infektion gekommen ist. „Falls ja, ist es sinnvoll, dass ein Pränatalmediziner mitinvolviert wird“, empfiehlt Kagan.

In den folgenden zehn Wochen wird dann wöchentlich mittels Doppler-Ultraschall die Durchblutung der Hirnarterie des Fötus kontrolliert. „Sobald wir eine Anämie feststellen, wird transfundiert“, sagt Kagan. Aufgrund der aktuellen Infektionswelle wird diese Therapie in Tübingen derzeit etwa zweimal wöchentlich durchgeführt. Wird die Anämie frühzeitig erkannt, kann das Ungeborene durch die Bluttransfusion vollständig und ohne Folgeschäden geheilt und eine Fehlgeburt verhindert werden. Nur wenn der Hämoglobinwert sehr stark absinkt, kann es zu neurologischen Folgeschäden kommen. Die Wahrscheinlichkeit liegt aber unter 5 Prozent und kann durch eine engmaschige Ultraschallkontrolle über 10 Wochen noch deutlich reduziert werden.

Katharina Weber, Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)




Bildungschancen sind in den Bundesländern unterschiedlich verteilt

Laut Ifo-Studie wirkt sich ein ungünstiger familiärer Hintergrund für Kinder in Berlin und Brandenburg am wenigsten negativ aus

Die Bildungschancen der Kinder und Jugendlichen in Deutschland unterscheiden sich deutlich zwischen den Bundesländern. Das ist das Ergebnis einer neuen ifo-Studie. Am wenigsten negativ wirkt sich ein ungünstiger familiärer Hintergrund für Kinder in Berlin und Brandenburg aus: Es ist etwa halb so wahrscheinlich (Berlin: 53,8 Prozent; Brandenburg: 52,8 Prozent), dass Kinder aus benachteiligten Verhältnissen ein Gymnasium besuchen wie Kinder aus günstigen Verhältnissen. Bundesweit beträgt der Wert 44,6 Prozent.

Am unteren Ende liegen Sachsen mit 40,1 und Bayern mit 38,1 Prozent. Chancengleichheit wäre bei 100 Prozent erreicht. „Bildung und Einkommen der Eltern sind entscheidende Faktoren für die Bildungschancen von Kindern in Deutschland. Aber dies gilt in den Bundesländern in unterschiedlichem Ausmaß“, sagt Ludger Wößmann, Leiter des ifo Zentrums für Bildungsökonomik.

26,7 Prozent der Kinder aus benachteiligten Verhältnissen ein Gymnasium

Die Studie vergleicht die Wahrscheinlichkeit eines Gymnasialbesuchs für Kinder aus benachteiligten Verhältnissen (weder ein Elternteil mit Abitur noch oberes Viertel der Haushaltseinkommen) mit der für Kinder aus günstigen Verhältnissen (mindestens ein Elternteil mit Abitur und/oder oberes Viertel der Haushaltseinkommen). Deutschlandweit besuchen 26,7 Prozent der Kinder aus benachteiligten Verhältnissen ein Gymnasium, aus günstigen Verhältnissen sind es 59,8 Prozent. 

Alternativ kann auch der absolute Abstand zwischen den beiden Werten berechnet werden. Hier liegt Mecklenburg-Vorpommern vorn mit 26,4 Prozentpunkten vor Rheinland-Pfalz mit 28,4 Prozentpunkten. Am Ende liegen Sachsen-Anhalt mit 38,1 und Sachsen mit 40,1 Prozentpunkten Abstand. Chancengleichheit würde hier bei null Abstand erreicht. Die Unterschiede sind statistisch, bildungspolitisch und wirtschaftlich bedeutsam. Tatsächlich verdienen Menschen mit Abitur im Durchschnitt monatlich netto 42 Prozent mehr als Menschen ohne Abitur. 

Sprachförderung sowie Mentoring-Programme

„Das große Ausmaß der Ungleichheit der Bildungschancen ist zum Glück nicht unumstößlich. Politische Maßnahmen könnten Kinder aus benachteiligten Verhältnissen gezielt fördern, am besten schon im frühkindlichen Alter“, sagt Florian Schoner, Mitautor der Studie. Wichtige Ansatzpunkte seien eine gezielte Unterstützung von Eltern und Schulen in herausfordernden Lagen, eine datenbasierte Sprachförderung sowie Mentoring-Programme. Schließlich könnte auch eine spätere schulische Aufteilung etwas an der ungleichen Chancenverteilung ändern. „Interessanterweise sind Berlin und Brandenburg die einzigen Länder, in denen die Kinder erst ab der 7. Klasse auf das Gymnasium wechseln“, fügt Wößmann an. 

Die Datenbasis ist der Mikrozensus 2018 und 2019. Für eine Stichprobe von 102.005 Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 18 Jahren liefert er Informationen über den Gymnasialbesuch und den familiären Hintergrund. Die Fallzahlen reichen von 947 Kindern in Bremen bis 23.022 in Nordrhein-Westfalen.

Quelle: Pressemitteilung Ifo-Institut




Ohne Smartphone werden viele Teenager ängstlich

Pew Research Center hat Jugendliche und deren Eltern zu deren digitalen Gewohnheiten befragt

44 Prozent der US-Jugendlichen haben Angstgefühle, wenn sie ihr Smartphone nicht dabei haben, zeigt eine Umfrage des Pew Research Center. Andererseits genießen 72 Prozent der jungen Leute vorübergehend den Frieden, den das Fehlen des Smartphones beschert. Befragt worden sind 1.453 US-amerikanische Teenager im Alter von 13 bis 17 Jahren und deren Eltern.

Social Skills bleiben außen vor

Für 69 Prozent der Jugendlichen erleichtern Smartphones ihren Alltag in Bezug auf Hobbys und Interessen. Aber nur 30 Prozent glauben, dass sie ihnen helfen, gute soziale Fähigkeiten zu erlernen. Etwa vier von zehn Jugendlichen sind der Meinung, dass Smartphones die Entwicklung guter Freundschaften erleichtern, während jeweils 31 Prozent sagen, dass sie es schwieriger oder weder einfacher noch schwieriger machen.

Die Hälfte der Eltern gab an, dass sie schon einmal das Telefon ihrer Teenager überprüft haben. Etwa vier von zehn Eltern und Jugendlichen berichten, dass sie sich regelmäßig über die Zeit streiten, die sie mit ihrem Handy verbringen. Fast die Hälfte der Jugendlichen (46 Prozent) gibt an, dass ihre Eltern zumindest manchmal durch ihre Telefone abgelenkt sind, wenn sie versuchen, mit ihnen zu sprechen.

40 Prozent durchaus selbstkritisch

95 Prozent der Jugendlichen haben Zugang zu einem Smartphone, und etwa sechs von zehn geben an, dass sie TikTok, Snapchat oder Instagram nutzen. Rund 40 Prozent sind durchaus selbstkritisch und sagen, dass sie zu viel Zeit mit ihren Telefonen verbringen. Etwa ein Viertel meint, dass sie zu lange in den sozialen Medien unterwegs sind. Mädchen sind in diesem Punkt einsichtiger als Jungen.

Die meisten Jugendlichen finden laut der aktuellen Pew-Untersuchung jedoch, dass die Zeit, die sie mit ihrem Smartphone (51 Prozent) oder mit sozialen Medien (64 Prozent) verbringen, in etwa richtig ist. Verschwindend wenige sagen hingegen, dass sie ihre Smartphones zu selten nutzen.

Wolfgang Kempgens/pressetext




Elternschaft verleiht dem Gehirn Superkräfte

Dr. Julia Zwank, Professorin für Business Psychology und Expertin für Entwicklungspsychologie: „Die Natur baut unser Gehirn buchstäblich um, um uns auf unsere Rolle als Fürsorgende für ein schutzbedürftiges Wesen vorzubereiten“

„Mamaaaaa?? Hast du den Musiktest unterschrieben, die Brotzeit eingepackt, Maria gefragt, ob sie zum Spielen kommen kann und WO ist eigentlich mein Dings???“ Wer zum Henker soll all diese Dinge und noch 20.000 weitere auf dem Schirm haben und dazu solch unspezifische Fragen kompetent beantworten? Überraschung: Mama kann! Weil Mama gefühlt mehrere Personen in einer ist, ein Hirn hat wie ein Elefant und überhaupt die Beste ist. Genau wie Papa. Der ist ja sowieso Superman. Oder?

Pünktlich zum Vatertag und dem anstehenden Muttertag gehen wir mit Dr. Julia Zwank, Professorin für Business Psychology und Expertin für Entwicklungspsychologie, spannenden Fragen zur Elternschaft auf den Grund.

Man sagt, Mütter haben einfach alles im Kopf. Ist das ein Vorurteil oder stimmt das?

„Wenn wir das Gehirn einer Mutter und das Gehirn einer kinderlosen Frau im Gehirnscan ansehen, können wir recht gut erkennen, wer von beiden wer ist. Ist das nicht faszinierend? Die Veränderungen im Gehirn, die mit der Elternschaft einhergehen, sind die bedeutendsten im gesamten Erwachsenenleben und können mit den Veränderungen während der Pubertät verglichen werden.

Die Natur baut unser Gehirn buchstäblich um, um uns auf unsere Rolle als Fürsorgende für ein schutzbedürftiges Wesen vorzubereiten. Schon in der Schwangerschaft sehen wir zum Beispiel, dass die graue Hirnsubstanz in bestimmten Arealen ab- und in anderen Arealen zunimmt, was sich nach der Geburt weiter fortsetzt. Eltern haben im Vergleich zu Nicht-Eltern stärkere neuronale Netzwerke, die zum Beispiel mit einer erhöhten Wachsamkeit für Bedrohungen verbunden sind. Diese Veränderungen im Gehirn sind so deutlich, dass ein Computeralgorithmus anhand der neuroanatomischen Veränderungen sogar treffsicher voraussagen kann, ob eine Frau Mutter ist oder nicht.

Diese intensiven Veränderungen finden während eines relativ kurzen Zeitraums statt. Mit der Geburt eines Kindes wird auch eine Mutter geboren, die danach eine andere Frau ist als zuvor – mit einem neu verdrahteten Gehirn.“

Wann beginnt die Anpassung des Gehirns auf den Elternschafts-Modus?

„Der Prozess beginnt während der Schwangerschaft und setzt sich über die Geburt hinaus fort. Studien zeigen, dass sich in Momenten der Nähe zwischen Babys und ihren Eltern ihre körperlichen Funktionen synchronisieren. Dies geschieht immer dann, wenn wir gemeinsam glücklich sind, wenn wir einander in die Augen sehen und gemeinsame Freude empfinden. Ein Beispiel hierfür ist die Mutter, die liebevoll das Baby auf dem Wickeltisch anlächelt oder der Vater, der mit dem Baby auf dem Arm tanzt oder begeistert „Kuckuck“ spielt – immer und immer wieder.

Diese Synchronisation unterstützt nicht nur die Entwicklung des Gehirns, sondern lässt auch die körperlichen Funktionen reifen. Zwischen Eltern und Kind existieren verschiedene Ebenen der Koordination: Die Herzrhythmen von Mutter oder Vater und Kind passen sich zum Beispiel in Millisekunden an, was auf eine tiefe körperliche Verbundenheit hinweist und die Entwicklung des Organismus des Kindes sowie seiner körperlichen Funktionen unterstützt. In diesen Momenten schlagen die Herzen wahrhaftig „im gleichen Takt“. Eltern und Babys weisen einen ähnlichen Spiegel von Oxytocin, dem „Liebeshormon“, auf, was ihre Bindung weiter stärkt. Sogar die Gehirnwellen scheinen sich in diesen Momenten der Nähe anzugleichen.

Diese Synchronität unterstützt dann die kindliche Entwicklung grundlegend und hilft dem Stresssystem, nach und nach zu reifen. Wenn wir nun weiterdenken, beeinflusst sie auch die Fähigkeit des Kindes, eines Tages selbst zu liebevollen und einfühlsamen Eltern für die nächste Generation zu werden. Das zeigt, wie wichtig echte Nähe für die Gehirnentwicklung des Kindes ist – und für die der Eltern.“

Haben das alle Mütter? Und wie ist es um Väter bestellt? Verändern sich auch Männerhirne während Schwangerschaften oder mit der Ankunft des neuen Erdenbürgers?

„Den Anstoß für diesen Umbau des Gehirns gibt die Schwangerschaft mit ihren hormonellen Feuerwerken. Doch Gehirnveränderungen treten nicht nur bei Müttern auf. Wir sehen sie auch bei Vätern, bei Adoptiveltern und bei engsten Bezugspersonen. Hier kommt es auf die Qualität der Interaktion an. Denn die Verhaltensweisen, die diese Synchronisierung zwischen Erwachsenem und Kind und damit die Gehirnentwicklung bei Eltern und Kind fördern, haben alle eines gemeinsam: Sie treten bei Verbindung und in positiven sozialen Interaktionen auf. Nähe, Augenkontakt und sanfte Berührungen. Eltern, die ihre Babys halten, tragen, für sie singen und mit ihnen kuscheln. Eltern, die sensibel und aufmerksam auf das Weinen ihrer Babys reagieren. Eltern, die die innere Welt ihrer Babys mit Neugier beobachten. Es sind diese liebevollen und achtsamen Interaktionen, die nicht nur die Bindung zwischen Eltern und Kind stärken, sondern auch die Grundlage für eine gesunde Entwicklung des kindlichen und elterlichen Gehirns bilden.“

Was können jene Eltern mit neuem Gehirn denn dann besser als andere?

„Es entwickelt sich dadurch eine Art Netzwerk im Gehirn, das manche Forschende sogar als „globales Elternnetzwerk“ bezeichnen. Das sorgt dafür, dass Eltern sich auf ihre Babys einstellen können und ihre Bedürfnisse lesen lernen. Viele Eltern beginnen, plötzlich alle potenziellen Gefahren im Alltag zu sehen – die scharfe Kante, das hohe Gerüst, die zu große Traube, die das Kind verschlucken könnte. Das ist die Wachsamkeit und die Sensibilität, die in einem Elternhirn erhöht ist. Oder denken wir an Mamas und Papas, die die unterschiedlichen Laute ihres Kindes unterscheiden können, wissen, wann es Hunger hat, müde ist oder auf den Arm genommen werden will. Oder Eltern, die nachts um 2 Uhr stundenlang ihr Neugeborenes schaukeln, auch wenn sie selbst völlig übermüdet sind. Das Elterngehirn ist wie eine Art Superkraft, mit der uns die Natur ausstattet. Mit der wir das Überleben eines kleinen, hilflosen Wesens sichern können.“

Wir sind also eine gewisse Zeit lang aufmerksamer, leistungsfähiger, ausdauernder und kommen zudem mit weniger Schlaf aus. Begibt sich das Hirn irgendwann wieder auf Werkseinstellung oder bleibt es ein Leben lang ein Eltern-Hirn?

„Aktuelle Langzeituntersuchungen weisen darauf hin, dass diese strukturellen und funktionalen Veränderungen bestehen bleiben.“

Welche Rolle spielen die Papas?

„Lange wurde geglaubt, ein Kind bräuchte „nur eine liebevolle Mutter“. Doch das ist weit gefehlt. Der Einfluss des Vaters ist größer, als viele denken. Kinder, die mit liebevollen Vätern aufwachsen, brechen deutlich seltener die Schule ab oder landen im Gefängnis als Kinder, deren Vater abwesend ist und die kein anderes männliches Vorbild haben. Wenn Kinder enge Beziehungen zu Vaterfiguren haben, sind sie seltener in riskante Verhaltensweisen involviert und in der Pubertät deutlich weniger aggressiv oder kriminell. Als Erwachsene haben sie deutlich häufiger gut bezahlte Jobs und gesunde, stabile Beziehungen. Außerdem haben sie schon im Alter von drei Jahren tendenziell höhere IQ-Testergebnisse und leiden im Laufe ihres Lebens weniger an psychischen Problemen.

Nachdenklich macht mich jedoch immer wieder der Einfluss eines Vaters, wenn er zurückweisend ist. Eine groß angelegte Studie in mehreren Ländern hat gezeigt, dass Kinder, die von ihrem Vater zurückgewiesen werden, signifikant ängstlicher, unsicherer, aggressiver gegenüber anderen und feindseliger sind als Kinder, die einen liebevollen Vater erfahren. Ganz spannend ist, dass ein zurückweisender Vater einen viel größeren negativen Einfluss hat als eine zurückweisende Mutter.“

Was heißt denn „liebevoll“? Und ab wann ist ein Vater ein aktiver Vater?

Hier geht es vor allem um gemeinsam verbrachte Zeit, wobei die Qualität der Zeit jedoch wichtiger ist als die Quantität. Gemeinsames Fernsehen hilft hier zum Beispiel noch nicht viel. Es zählen gemeinsame Erfahrungen, Erlebnisse, bei denen positive Emotionen entstehen. Studien zeigen, dass Väter, die mit ihren Kindern zusammenleben und an wichtigen Ereignissen teilnehmen, einen weitaus größeren positiven Einfluss als Väter haben, die viel unterwegs sind oder woanders wohnen.

Kann ein Vater auch erst später entscheiden, aktiv am Leben der Kinder teilzunehmen und dann immer noch für den positiven Effekt sorgen oder ist der Zug ab einem bestimmten Kindesalter irgendwann abgefahren?

„Die ersten Lebensjahre sind durchaus die prägendsten. Doch selbst, wenn der Zug schon losgefahren ist, können wir immer noch hinterhersprinten und einsteigen. Zu spät ist es nie. Unser Gehirn ist plastisch, sprich: Es verändert sich, je nachdem, welche Erfahrungen wir machen. In egal welcher Familienkonstellation profitieren die Kinder von zugewandten und engagierten Erwachsenen – und Erwachsene ja auch von ihren Kindern, die ihre Gehirne zu Höchstleistungen antreiben und ihnen ganz erstaunliche Extra-Skills verleihen, von denen diese wiederum ihr ganzes Leben profitieren. Mit der Geburt wird nicht nur ein Baby geboren, sondern auch zwei Elternteile.“

Wir halten fest: Mama und Papa SIND Superhelden. Müssen sie sein, weil sie wissenschaftlich nachweisbare Superkräfte haben. Und je engagierter sie in ihrer Rolle sind, desto ausgeprägter die Superkraft. In diesem Sinne: Einen schönen Vater- bzw. Muttertag, den habt ihr euch verdient, ihr Superheld:innen!

Katja Narkprasert, SRH Fernhochschule




Väter leisten immer mehr Familienarbeit

Laut einer Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft verbringen Väter zunehmend Zeit mit Kinderbetreuung und Hausarbeit

Kochen, Waschen, Putzen und Kinder betreuen: Früher haben vor allem Mütter diese Aufgaben übernommen. Diese traditionelle Rollenverteilung hat sich jedoch in den vergangenen Jahren stark verändert. Das IW hat den Anteil der Care-Arbeit von Vätern mit Kindern unter sechs Jahren in den Jahren 2001 und 2021 ausgewertet.

Väter kümmern sich täglich zwei Stunden mehr um ihre Kinder als 2001

Die Ergebnisse zeigen, dass Väter sich zunehmend um ihre Kinder kümmern: Durchschnittlich haben sie im Jahr 2021 4,7 Stunden am Tag ihre Kinder betreut, 2001 waren es noch 2,8 Stunden. Während 2001 kaum Väter mehr als sechs Stunden Zeit mit ihren Kindern verbracht haben, waren es 2021 etwa 21 Prozent. Die meisten Väter kümmerten sich etwa zwei bis vier Stunden am Tag um ihren Nachwuchs.

Auch an der Hausarbeit beteiligen sich immer mehr Väter: 2001 halfen 34 Prozent der Väter mit Kindern unter sechs Jahren überhaupt nicht im Haushalt, 2021 waren es nur noch 7,5 Prozent. Fast 85 Prozent der Väter gaben 2021 an, täglich bis zu zwei Stunden Hausarbeit zu erledigen, verglichen mit 61 Prozent 2001.

Mehr Kitaplätze

„Da die geburtenstarken Babyboomer aus dem Erwerbsleben ausscheiden, wird Deutschland in den kommenden Jahren verstärkt auf die Arbeitskraft von Müttern angewiesen sein, um Wachstum und Wohlstand zu sichern“, sagt IW-Experte Wido Geis-Thöne. Dass sich Väter stärken an Betreuungsaufgaben und der Hausarbeit beteiligten, sei daher eine erfreuliche Entwicklung. Mütter hätten damit mehr Möglichkeiten, ihre Arbeitskraft dem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stellen. Um Beruf und Familie vereinbaren zu können, müsste jedoch das Angebot an Betreuungsplätze deutlich erweitert werden. Für Kinder unter drei Jahren fehlen über 340.000 Kitaplätze in Deutschland.

Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft