Wege ohne Kinder – Was eine Studie über Nicht-Eltern verrät

Eine US-Längsschnittstudie zeigt, warum Menschen keine Kinder haben – und was das für Bildung, Betreuung und Gesellschaft bedeutet

Die demografischen Entwicklungen in den USA zeigen einen deutlichen Trend: Immer mehr Erwachsene leben ohne Kinder – freiwillig, unfreiwillig oder unentschlossen. Doch „keine Kinder zu haben“ ist nicht gleichbedeutend mit „kinderlos sein“. Eine neue Studie von Jennifer L. Neal und Zachary P. Neal, Soziolog:innen an der Michigan State University, zeigt: Es gibt ganz unterschiedliche Formen der Nicht-Elternschaft. Mit einem fein austarierten Klassifizierungsmodell haben sie sechs Typen von Erwachsenen ohne Kinder identifiziert. Ihre Forschung liefert wichtige Erkenntnisse über gesellschaftliche Entwicklungen und bietet Impulse für Bildung, Erziehung und Sozialpolitik.

Sechs Typen, ein neues Bild der Elternschaft

Die Forscher:innen haben mit Hilfe der National Survey of Family Growth (NSFG) über zwei Jahrzehnte hinweg mehr als 80.000 Erwachsene unter 45 Jahren befragt. Dabei haben sie das sogenannte ABC-Rahmenmodell (Attitudes, Behavior, Circumstances) angewendet, um sechs differenzierte Typen von Nicht-Eltern zu unterscheiden:

  1. Noch keine Eltern: Personen, die Kinder wollen und keine bekannten Hindernisse sehen.
  2. Kinderfrei: Personen, die bewusst keine Kinder wollen.
  3. Biologisch kinderlos: Personen, die Kinder wollen, aber unfruchtbar sind.
  4. Sozial kinderlos: Personen, die Kinder wollen, aber soziale oder wirtschaftliche Hindernisse erleben.
  5. Unentschlossen: Personen, die nicht wissen, ob sie Kinder wollen, aber keine Hindernisse sehen.
  6. Ambivalent: Personen, die unentschieden sind und zudem durch Umstände gehindert werden.

Relevanz für Bildung und Betreuung

Für Lehrkräfte, Erzieher:innen und Eltern ist es zentral, gesellschaftliche Entwicklungen zu verstehen, um Kinder und Jugendliche im Kontext aktueller Lebensentwürfe begleiten zu können. Die Vielfalt der Nicht-Elternschaft betrifft auch junge Menschen:

  • Berufsorientierung: Jugendliche planen zunehmend Lebensläufe ohne Familie im traditionellen Sinn.
  • Bild von Familie: Die Vorstellung, was „Familie“ bedeutet, wird breiter und individueller.
  • Soziale Erwartungen: Schule und Kita können junge Menschen darin stärken, eigene Vorstellungen zu entwickeln und gesellschaftliche Erwartungen zu reflektieren.

Dynamik in Zahlen

Zwischen 2002 und 2023 hat sich die Zusammensetzung der Nicht-Eltern in den USA deutlich verschoben:

  • Der Anteil derer, die noch keine Eltern sind, sank von 78,6 % auf 58,7 %.
  • Der Anteil der kinderfreien Erwachsenen verdoppelte sich nahezu von 13,8 % auf 29,4 %.
  • Unentschlossene und ambivalente Personen nahmen ebenfalls leicht zu.

Abbildung: Entwicklung der Nicht-Eltern-Typen (2002 vs. 2022–2023) (spielen und lernen 2025)

Pädagogische Impulse

Das ABC-Modell zeigt, dass Familienplanung heute nicht nur eine biologische, sondern auch eine soziale, wirtschaftliche und kulturelle Entscheidung ist. Für die Praxis bedeutet das:

  • In Bildungsplänen können alternative Lebensentwürfe berücksichtigt werden.
  • In Elterngesprächen kann die Vielfalt heutiger Lebensmodelle stärker thematisiert werden.
  • In der Sexual- und Lebensplanung können junge Menschen dazu ermutigt werden, ihren eigenen Weg zu finden.

Perspektive

Die Ergebnisse von Neal & Neal zeigen eindrücklich, wie sich unsere Gesellschaft differenziert – nicht in „Eltern“ und „Nicht-Eltern“, sondern in vielfältige Lebensrealitäten. Das ist eine Chance für mehr Selbstbestimmung, mehr Offenheit und mehr Anerkennung unterschiedlicher Lebensentwürfe. Wer Kinder hat, ist nicht automatisch erfüllter. Wer keine hat, lebt nicht automatisch unvollständig. Diese Erkenntnis kann helfen, junge Menschen auf ein Leben vorzubereiten, das zu ihnen passt – egal wie es aussieht.

Hier geht es zur Studie: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jomf.13097

Gernot Körner




Bildschirm aus, raus ins Licht: So bleiben Kinderaugen gesund

Warum zu viel Bildschirmzeit Kinder kurzsichtig macht – und was Professor Pfeiffer von der Stiftung Auge Eltern rät

Digitale Medien gehören längst zum Alltag – auch für Kinder. Doch die zunehmende Naharbeit am Smartphone, Tablet oder Laptop bleibt nicht ohne Folgen für die Augen. Das verdeutlichte Professor Dr. med. Norbert Pfeiffer, Direktor der Augenklinik der Universitätsmedizin Mainz und Vorstandsmitglied der Stiftung Auge, bei einer Pressekonferenz am 14. Mai 2025.

Das Auge will in die Ferne schauen

Unser Sehsystem, so Pfeiffer, sei evolutionär für das Leben in der Natur gemacht – mit besonderer Stärke beim Sehen in die Ferne. Beim Sehen in der Nähe muss das Auge hingegen arbeiten: Muskeln spannen sich an, um die Linse zu verformen und scharf zu stellen. Wird dieser Zustand dauerhaft durch Bildschirmnutzung gefordert, reagiert das Auge – es wächst. Die Folge: Kurzsichtigkeit (Myopie).

Kurzsichtigkeit ist keine Bagatelle

Während sich diese mit Brille oder Kontaktlinsen zwar ausgleichen lässt, warnt Pfeiffer vor den langfristigen Risiken: „Kurzsichtigkeit ist keine harmlose Befindlichkeit“, betont er. Sie erhöht das Risiko für schwerwiegende Augenerkrankungen wie Glaukom, Netzhautablösungen und altersbedingte Makuladegeneration – Erkrankungen, die bis zur Erblindung führen können.

Wie viel Bildschirmzeit ist noch unbedenklich?

Eine aktuelle Metaanalyse (JAMA Network Open, 2025) kommt zu dem Schluss, dass bis zu einer Stunde tägliche Bildschirmzeit weitgehend unbedenklich sei. Doch bereits bei zwei Stunden steigt das Risiko für Kurzsichtigkeit um über 20 Prozent – vor allem, wenn Displays in sehr geringem Abstand betrachtet werden, wie es bei Smartphones häufig der Fall ist. Auch die Gutenberg Health Study zeigt: Mit höherem Bildungsgrad – und damit mehr Naharbeit – nimmt auch die Kurzsichtigkeit signifikant zu.

Tageslicht als natürliche Schutzmaßnahme

Doch es gibt eine wirkungsvolle Gegenmaßnahme: Tageslicht. Studien deuten darauf hin, dass zwei Stunden Aufenthalt im Freien pro Tag das Risiko, kurzsichtig zu werden, deutlich senken können. Die Stiftung Auge empfiehlt deshalb, Bildschirmzeiten altersgerecht zu begrenzen und möglichst viel Zeit im Tageslicht zu verbringen – beim Spielen, Toben oder Sport draußen.

Ein gesundes Gleichgewicht ist möglich

So lässt sich die Balance finden zwischen digitalem Lernen und gesunder Sehentwicklung – und Kinderaugen werden nicht nur klüger, sondern auch langfristig gesünder.




Entdecken, Forschen, Mitgestalten: SommerKinderCollege in Karlsruhe

Ferienfreude mit Mehrwert: Zwei kreative Wochen für Kinder zwischen sieben und 14 Jahren

Auch in diesem Jahr öffnet die DHBW Karlsruhe ihre Türen für junge Entdeckerinnen und Entdecker: Vom 25. August bis 5. September 2025 findet erneut das beliebte SommerKinderCollege statt – ein spannendes Ferienangebot für Kinder zwischen sieben und 14 Jahren. In einem abwechslungsreichen Programm erwartet die Teilnehmenden ein kreativer Mix aus Wissen, Technik, Umwelt und Gesellschaft.

Das Creativ-LAB 2025 bietet täglich von 10:00 bis 13:00 Uhr interaktive Workshops, die nicht nur Spaß machen, sondern auch zum Nachdenken, Ausprobieren und Mitmachen einladen.

Highlights aus dem Programm:

  • Künstliche Intelligenz vs. Menschliches Lernen: Können Maschinen wirklich besser lernen als wir?
  • Vulkanausbruch im Hörsaal: Wie funktioniert ein Vulkan – und was passiert, bevor er ausbricht?
  • Recht & Gerechtigkeit: Was regelt unser Zusammenleben – und wie arbeiten Richter und Anwälte?
  • Krieg im Kleinen?: Eine Geschichte über zwei Nachbarinnen regt zum Nachdenken über Konflikt, Gewalt und Frieden an.
  • App-Entwicklung live erleben: Kinder schlüpfen in die Rolle von Start-up-Teams, entwickeln eine eigene App und stellen ihre Ideen vor.
  • Gesund bleiben mit Köpfchen: Was können wir selbst für unsere Gesundheit tun? Eine Apothekerin gibt spannende Einblicke.
  • Roboter in der Industrie: Sind Roboter die besseren Arbeiter – oder nur Helfer?
  • Journaling & Comiczeichnen: Erlebnisse kreativ aufs Papier bringen – mit Bild, Text und Fantasie.

Teilnahme & Anmeldung

Die Teilnahme ist kostenpflichtig:

  • 18 € pro Tag und Person (inkl. Material)
  • 80 € Wochenpauschale pro Person

Zielgruppe: Schülerinnen und Schüler ab sieben Jahren

Mehr Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung gibt es unter:
🔗 www.karlsruhe.dhbw.de/kindercollege.html

📍 Veranstaltungsort:
Duale Hochschule Baden-Württemberg Karlsruhe
Erzbergerstraße 121
76131 Karlsruhe

📧 Kontakt: c.keller.seminare@web.de




Brennpunktschulen im Blick: große Hürden, große Pläne

Studie „Schule im Brennpunkt 2025“: Große Herausforderungen, vorsichtiger Optimismus bei Schulleitungen

Die Herausforderungen an Schulen mit hohem Anteil sozial benachteiligter Kinder und Jugendlicher sind groß – das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Befragung „Schule im Brennpunkt 2025“ der Wübben Stiftung Bildung, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. 226 Schulleitungen aus vier Bundesländern gaben dabei Einblick in ihre tägliche Arbeit. Die Erkenntnis: Mangelnde Sprachkenntnisse, fehlende Unterstützung im Elternhaus und unpassende Lehrmaterialien prägen den Schulalltag – und erschweren das Lernen erheblich.

Hoher Unterstützungsbedarf schon zu Schulbeginn

Besonders alarmierend: Rund 70 Prozent der befragten Schulleitungen berichten, dass viele Kinder bereits bei Schuleintritt über zu geringe Sprach-, Fach- und sozial-emotionale Kompetenzen verfügen. Fast ein Viertel der Schülerinnen und Schüler bleibt länger als vorgesehen in der Grundschule. Dazu kommen strukturelle Probleme: Lehrpläne und Lehrwerke passen nach Einschätzung von über 70 Prozent der Befragten nicht zur Lebenswelt ihrer Schülerschaft.

Die Rolle der Eltern ist ebenfalls ein kritischer Faktor. 96,5 Prozent der Schulleitungen sehen fehlende elterliche Unterstützung als gravierendes Hindernis für den Lernerfolg der Kinder – sei es durch sprachliche Barrieren, fehlende Zeit oder mangelnde Bildungserfahrung im Elternhaus.

Große Erwartungen an das Startchancen-Programm

Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen blicken viele Schulleitungen mit Hoffnung auf das neue Startchancen-Programm von Bund und Ländern. Ziel des Programms ist es, gezielt Schulen in schwieriger Lage mit finanziellen und personellen Ressourcen zu unterstützen. Laut Befragung sehen die Schulleitungen den größten Bedarf in der individuellen Förderung von Schülerinnen und Schülern (87,3 Prozent), in der Weiterentwicklung von Unterricht und Schule (88,8 Prozent) sowie in der Professionalisierung des pädagogischen Personals (73,5 Prozent).

Ermutigend: Eine Mehrheit der Befragten ist zuversichtlich, dass zentrale Ziele des Programms in den nächsten zehn Jahren erreicht werden können – etwa die Halbierung der Zahl jener Kinder, die die Mindeststandards in Deutsch und Mathematik verfehlen (64,9 Prozent), und eine spürbare Stärkung der sozial-emotionalen Kompetenzen (90,1 Prozent).

„Es kommt jetzt auf die Umsetzung an“

„Unsere Befragung verdeutlicht, dass die Schulleitungen große Hoffnungen mit dem Startchancen-Programm verbinden und mit Blick auf die Erreichung der Programmziele sehr zuversichtlich sind“, sagt Dr. Markus Warnke, Geschäftsführer der Wübben Stiftung Bildung. Entscheidend sei nun, dass die Länder das Programm so gestalten, „dass sich die Bildungschancen der Kinder und Jugendlichen dadurch tatsächlich verbessern und die Unterstützung für die Schulen nicht verpufft.“

Hintergrund: Wer wurde befragt?

Für die Studie wurden ausschließlich Schulen berücksichtigt, an denen mindestens die Hälfte der Schülerinnen und Schüler entweder eine andere Herkunftssprache als Deutsch spricht oder aus Familien stammt, die Leistungen nach dem zweiten Sozialgesetzbuch erhalten. Damit bildet die Befragung gezielt die Situation an sogenannten Brennpunktschulen ab. Über 90 Prozent der teilnehmenden Schulen sollen am Startchancen-Programm beteiligt sein. Die Studie wurde vom impaktlab, der wissenschaftlichen Einheit der Wübben Stiftung Bildung, durchgeführt.

Engagierte Schulleitungen vor strukturellen Herausforderungen

Die Ergebnisse der Befragung „Schule im Brennpunkt 2025“ liefern ein differenziertes Bild: Auf der einen Seite stehen massive strukturelle Herausforderungen – auf der anderen Seite zeigt sich eine engagierte Schulleitungslandschaft, die bereit ist, Veränderungen aktiv mitzugestalten. Jetzt kommt es darauf an, ob und wie das Startchancen-Programm tatsächlich als Hebel für mehr Bildungsgerechtigkeit genutzt werden kann.

Zur Studie:
Schule im Brennpunkt 2025. Eine Befragung des impaktlab der Wübben Stiftung Bildung
PDF-Link zur Studie

Quelle: Pressemitteilung von Marisa Klasen, Wübben Stiftung Bildung




Zuckerfalle im Glas: Warum süße Getränke für Kinder ein Risiko sind

Wie gezuckerte Limonaden, Tees und Säfte das Risiko für Übergewicht und Krankheiten bei Kindern erhöhen – und was Eltern dagegen tun können

Immer mehr Kinder in Deutschland kämpfen mit Übergewicht – eine Entwicklung, die nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch die langfristige Gesundheit bedroht. In einer aktuellen Pressemitteilung warnt die Stiftung Kindergesundheit eindringlich vor dem hohen Zuckerkonsum durch süße Getränke, der eine zentrale Rolle bei dieser Entwicklung spielt.

Jedes sechste Kind in Deutschland ist übergewichtig

Nach Angaben der Stiftung bringt fast jedes sechste Kind hierzulande zu viel auf die Waage. Rund 5,9 Prozent der Kinder und Jugendlichen gelten sogar als adipös – also krankhaft fettleibig. Eine der Hauptursachen: zuckerhaltige Getränke wie Limonade, Cola, gesüßter Tee, Fruchtsäfte und Schorlen.

Laut einer Marktstudie von Foodwatch, auf die sich die Stiftung bezieht, konsumiert in Deutschland fast jedes sechste Kind ein- bis dreimal täglich ein zuckerhaltiges Getränk. Vier Prozent trinken sogar viermal täglich Limo, Cola oder andere gezuckerte Flüssigkeiten.

Zucker in flüssiger Form – ein unterschätztes Risiko

Die Stiftung Kindergesundheit macht deutlich: Der Zusammenhang zwischen dem Konsum süßer Getränke und der Gewichtszunahme ist wissenschaftlich belegt. „Eine Analyse von elf internationalen Studien kommt zu dem Ergebnis, dass ein regelmäßiger Konsum zuckerhaltiger Getränke für etwa ein Fünftel des Risikos der Fettleibigkeit im Kindes– und Jugendalter verantwortlich ist“, betont Professor Dr. Dr. Berthold Koletzko, Kinder- und Jugendarzt sowie Vorsitzender der Stiftung.

Auch der durchschnittliche Zuckergehalt der Getränke spricht für sich: 7,3 Prozent Zucker pro 250 ml – das entspricht etwa sechs Würfeln Zucker pro Glas. Zucker wirkt dabei nicht nur auf das Gewicht, sondern erhöht auch das Risiko für Typ-2-Diabetes und Karies.

Appell an die Politik: Zuckersteuer auch in Deutschland?

Angesichts der hohen Gesundheitskosten – rund 1,8 Milliarden Euro jährlich für übergewichtige Kinder und Jugendliche in Deutschland – fordert die Stiftung ein stärkeres politisches Engagement. Eine Sonderabgabe auf gezuckerte Getränke, wie sie international bereits erprobt wird, könnte auch hierzulande Anreize für eine gesündere Getränkeauswahl schaffen.

„Wir hoffen sehr auf die Bereitschaft der Politik zu konsequenten Maßnahmen“, so Professor Koletzko. „Die Lasten des kindlichen Übergewichts sind enorm – medizinisch, sozial und wirtschaftlich.“

Was Eltern tun können: Wasser fördern, Regeln setzen

Neben politischen Maßnahmen sieht die Stiftung aber auch Eltern in der Verantwortung. In ihrer Mitteilung gibt sie praktische Tipps für den Alltag:

  • Kinder sollten regelmäßig Wasser trinken – fünf bis sechs Gläser täglich.
  • Wasser sollte jederzeit verfügbar sein, etwa in einer eigenen Flasche oder Karaffe.
  • Mit Zitronenscheiben, Minze oder gefrorenen Beeren lässt sich Wasser geschmacklich aufwerten.
  • Zu jeder Mahlzeit gehört ein zuckerfreies Getränk – idealerweise Wasser.

Gezuckerte Getränke hingegen sollten Ausnahmen bleiben. In Kitas und Schulen empfiehlt die Stiftung, komplett auf süße Getränke zu verzichten.

Umgang mit Süßem: Maß und Vorbildwirkung

Auch beim Thema Süßigkeiten empfiehlt die Stiftung klare Regeln: keine Belohnung mit Schokolade, keine Vorratshaltung und keine offenen Süßigkeiten im Haus. Kinder sollten früh erfahren, dass Zucker die Zähne angreift – und dass Zähneputzen nach dem Naschen Pflicht ist.

Eltern sollten dabei mit gutem Beispiel vorangehen: Wer selbst ständig nascht, sendet widersprüchliche Signale.

Die Pressemitteilung der Stiftung Kindergesundheit ist ein Weckruf: Zuckerhaltige Getränke sind keine harmlosen Durstlöscher, sondern ein ernstzunehmender Risikofaktor für Übergewicht und Folgeerkrankungen bei Kindern. Ein Umdenken in Familien, Bildungseinrichtungen und der Politik ist dringend erforderlich.

Quelle: Giulia Roggenkamp, Pressemitteilung Stiftung Kindergesundheit




Wie Smartphones die frühkindliche Entwicklung stören können

Studie zeigt: Elterliche Handynutzung in Gegenwart von Kleinkindern kann deren Verhalten und Bindung beeinträchtigen

Eine aktuelle Metaanalyse zeigt: Wenn Eltern im Beisein ihres Kleinkindes regelmäßig digitale Medien nutzen, wirkt sich das negativ auf die Entwicklung des Kindes aus. Die sogenannte „Technoferenz“ – also die Ablenkung durch Smartphones oder Tablets – steht in Zusammenhang mit schwächeren kognitiven Fähigkeiten, häufigerem problematischem Verhalten, weniger prosozialem Handeln und einer geringeren emotionalen Bindung zwischen Eltern und Kind.

Digitale Ablenkung hat messbare Folgen

Analysiert wurden 21 Studien mit insgesamt fast 15.000 Familien aus zehn Ländern. Die Ergebnisse belegen, dass die elterliche Nutzung digitaler Geräte mit emotionalen und sozialen Auffälligkeiten bei Kindern unter fünf Jahren korreliert. Gleichzeitig verbringen diese Kinder selbst mehr Zeit vor Bildschirmen. Zwar sind die Effekte statistisch gesehen eher klein, doch angesichts der frühkindlichen Sensibilität können sie langfristig große Auswirkungen haben.

Handlungsbedarf in Familien und Kitas

Für pädagogische Fachkräfte ergibt sich daraus ein klarer Auftrag: Eltern sollten für die Auswirkungen ihrer eigenen Mediennutzung sensibilisiert werden. Frühkindliche Bildungsangebote können hier unterstützend wirken – durch Beratung, Aufklärung und praktische Anregungen für einen achtsamen Medienumgang im Familienalltag.

Quelle: https://jamanetwork.com/journals/jamapediatrics/article-abstract/2833506

Medienkompetenz beginnt bei den Erwachsenen

Kinder kommen heute früh mit digitalen Medien in Kontakt – zu Hause, im Kindergarten und in der Freizeit. Diese Alltagspräsenz weckt Interesse und Neugier, stellt aber auch pädagogische Fragen. Medienkompetenz zählt heute zu den Schlüsselkompetenzen und sollte altersgerecht entwickelt werden.

Dabei geht es nicht nur um das Ob, sondern um das Wie: Welche Inhalte sind geeignet, wie lange ist die Nutzung sinnvoll, und welche Rolle spielen Alter und Kontext? Diese Überlegungen betreffen bereits die Jüngsten – vom Krippen- bis ins Grundschulalter.

Wenn digitale Medien zum Thema in der frühen Bildung werden, ist eine sorgfältige Auseinandersetzung nötig. Diese Streitschrift fordert dazu auf, Nutzung und Wirkung differenziert zu betrachten.

Broschüre, 28 Seiten, ISBN: 9783963046193, 5 €




Schnuller und Daumen: Wann Kinder sich entwöhnen sollten

Viele Eltern haben laut einer Umfrage das Gefühl, den richtigen Zeitpunkt zum Abgewöhnen verpasst zu haben

Schnuller und Daumenlutschen können Babys beruhigen und ihnen helfen, besser einzuschlafen – das wissen viele Eltern aus eigener Erfahrung. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt, sich von diesen Gewohnheiten zu verabschieden? Eine landesweite Umfrage des C.S. Mott Children’s Hospital an der University of Michigan (USA) gibt Einblicke in die Erfahrungen und Unsicherheiten vieler US-amerikanischer Familien.

Häufiger als gedacht – und manchmal länger als gut ist

Fast jedes zweite Elternteil berichtet, dass das eigene Kind einen Schnuller genutzt hat oder nutzt. Ein Viertel der Kinder lutscht oder lutschte am Daumen oder an den Fingern. Dabei war das Verhalten vor allem mit Einschlafsituationen, Mittagsschlaf oder emotionalem Stress verbunden – einige Kinder griffen aber auch beim Fernsehen oder in anderen Alltagssituationen regelmäßig darauf zurück. Etwa jedes fünfte Kind nutzte den Schnuller nahezu durchgängig.

Viele Eltern gaben an, im Nachhinein das Gefühl gehabt zu haben, den richtigen Zeitpunkt zum Abgewöhnen verpasst zu haben. Und das kann Folgen haben: Ein zu langes Beibehalten der Gewohnheit kann die Zahnentwicklung stören – und möglicherweise auch die Sprachentwicklung.

Kuscheltier oder Handschuhe? Wie Eltern versuchen, das Verhalten zu beenden

Über die Hälfte der befragten Eltern ist der Meinung, dass Kinder spätestens vor dem zweiten Geburtstag mit dem Schnuller oder Daumenlutschen aufhören sollten. Manche Kinder hören von selbst damit auf, doch nicht immer geht der Abschied reibungslos. Eltern berichten von verschiedenen Strategien: Einige schnitten ein Loch in den Sauger, um ihn unattraktiver zu machen, andere setzten auf Ersatz wie ein Kuscheltier. In seltenen Fällen kamen sogar abschreckende Mittel wie scharfe Sauce oder Vaseline zum Einsatz, was sicher nicht zur Nachahmung empfohlen werden sollte. Die Eltern sind jedenfalls gefragt, ihr Kind achtsam und liebevoll beim Loslassen dieser frühen Trostspender zu begleiten.

Laut Susan Woolford, Co-Direktorin des Mott Polls, sind Schnuller und Daumenlutschen in der frühen Kindheit ein normales Beruhigungsverhalten. Wenn es aber über die Kleinkindzeit hinaus bestehen bleibt oder das tägliche Leben beeinträchtigt, könne es ein Hinweis darauf sein, dass dem Kind alternative Strategien zur Stressbewältigung fehlen.

Hier geht es zur Originalfassung des Berichts: https://mottpoll.org/

Quelle: Pressetext.com/Ann Arbor




Lillys Welt: Wenn Fantasie Flügel verleiht

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Sara O’Leary/Julie Morstad: Das ist Lilly

Realität wahrzunehmen ist etwas, das wir erst lernen müssen. Zugegeben, manch einem gelingt das ein Leben lang nicht, und andere mögen sich fragen, ob es überhaupt erstrebenswert ist. Die Wissenschaft ist sich jedoch weitgehend einig: Das Realitätsverständnis entwickelt sich im Grundschulalter. Zuvor lernen Kinder, zwischen Fiktion und Wirklichkeit zu unterscheiden – in jener Zeit durchleben sie die sogenannte „magische Phase“. Diese beginnt etwa mit drei Jahren und endet meist erst mit dem Schuleintritt. In dieser Phase ist in ihrer Vorstellungswelt alles möglich.

In genau dieser magischen Phase lebt die kleine Lilly. Mal ist ihre Schachtel ein riesiges Boot, viele ihrer Freunde wohnen zwischen den Seiten von Büchern. Sie war schon eine Meerjungfrau, ein Junge, der von Wölfen aufgezogen wurde, erlebte Abenteuer im Wunderland oder behauptete sich heldenhaft in der Märchenwelt. Langeweile kennt Lilly in ihrer Fantasiewelt nicht. Es gibt so viel zu machen, zu erleben – und zu sein.

Für das neue Bilderbuch „Das ist Lilly“ haben sich zwei erfahrene kanadische Künstlerinnen zusammengetan. Autorin Sara O’Leary, bekannt für zahlreiche Kindergeschichten, und Julie Morstad, deren Illustrationen ebenso zahlreich wie einfühlsam sind. O’Leary entwirft mit Lillys Fantasiewelt ein tiefes Porträt kindlicher Vorstellungskraft. Das ist oft witzig, manchmal spannend – und immer faszinierend. Kinder werden Lilly gut verstehen, weil sie ihrer eigenen inneren Welt sehr nahekommt. Das Buch lädt nicht nur zum Träumen, sondern auch zur Reflexion und zum gemeinsamen Austausch ein.

Eines ist dabei sicher: „Lillys Flügel tragen sie überallhin. Und bringen sie immer wieder nach Hause.“ Ein wunderschönes Bild – das wir uns doch alle für jedes Kind wünschen würden. Diesen poetischen Ton transportiert auch die äußerst gelungene Übersetzung von Diana Steinbrede hervorragend ins Deutsche.

Julie Morstad hat die Geschichte in hellen, freundlichen Farben illustriert. Jede Zeichnung bietet einen tiefen Einblick in Lillys Seelenlandschaft. Und es gibt viel zu entdecken: Ein Buch wird zum Pool, in den Lilly eintaucht; als kleine Meerjungfrau schwimmt sie durch eine geheimnisvolle Welt aus Meeresalgen oder sitzt versteckt in einem Baum, um mit den Vögeln zu plaudern.

O’Learys und Morstads neues Bilderbuch ist rundum gelungen. Vor allem aber bietet es Kindern die Möglichkeit, sich in ihrer eigenen Fantasiewelt wiederzuerkennen – und dadurch sich selbst ein Stück näherzukommen.

Gernot Körner

O’Leary, Sara
Das ist Lilly

Bilderbuch
Übersetzung: Steinbrede, Diana
Gebunden, 1. Auflage, Von Hacht (2025)
ISBN: 978-3-96826-052-5
18,00 €