„Extreme Candy“: foodwatch warnt vor gesundheitsgefährdenden Süßigkeiten

candy

Marktcheck: Import-Produkte mit riskanten Zusatzstoffen und fehlenden Warnhinweisen über TikTok an Kinder vermarktet

Die Verbraucherorganisation foodwatch hat vor gesundheitsgefährdenden Süßigkeiten aus dem Ausland gewarnt. Viele Produkte, die wegen ihres extremen Geschmacks, ihrer knallbunten Farben oder wegen aufsehenerregenden Posts in den sozialen Medien besonders bei Kindern und Jugendlichen beliebt seien, enthielten nicht nur viel Zucker sondern auch gefährliche Zusatzstoffe. Darunter sind Azofarbstoffe oder das potentiell krebserregende Tert-Butylhydrochinon (TBHQ), so foodwatch.

Produkte sind nicht immer gesetzeskonform gekennzeichnet

Ein Marktcheck der Verbraucherorganisation zeigt: Weder online noch in den vielen Candy-Shops vor Ort sind die Produkte immer gesetzeskonform gekennzeichnet. So fehlten in vielen Fällen Nährwertangaben, Zutatenlisten und gesundheitsrelevante Warnhinweise. foodwatch forderte stärkere Lebensmittelkontrollen durch die Behörden, ein Verbot besonders riskanter Zusatzstoffe und eine effektive Beschränkung der Junkfood-Werbung.

„Knallbunt, extrem süß oder sauer, aber vollgestopft mit teils gefährlichen Zusatzstoffen – der Candy-Trend ist schon lange kein lustiges Jugendphänomen mehr, sondern eine ernsthafte Gefahr für Minderjährige. Die Süßigkeiten und Snacks, die über Tiktok & Co.völlig legal an ein junges Millionenpublikum vermarktet werden und dabei oft gesundheitsgefährdende Substanzen enthalten, müssen von deutschen Behörden lückenloser kontrolliert und notfalls vom Markt genommen werden“, forderte Luise Molling von foodwatch.

Vermarktung an Kinder und Jugendliche über soziale Medien

Knallbunte und oft extrem schmeckende Süßigkeiten, Getränke und Snacks aus dem Ausland werden vor allem über soziale Medien vermarktet. Kinder und Jugendlichen sammeln diese wie Statussymbole und präsentieren sie untereinander. Zu kaufen gibt es die Produkte sowohl online als auch offline in Candy-Shops. Diese gibt es inzwischen in jeder größeren Innenstadt. Auch Supermärkte haben den Trend erkannt und bieten erste Produkte an.

Die Ergebnisse des foodwatch-Marktchecks:

Gesundheitsgefährdende Inhaltsstoffe:

Viele der Süßigkeiten und Snacks sind die reinsten Zusatzstoffcocktails. Zutatenlisten mit bis zu zwanzig E-Nummern sind keine Seltenheit. Einige dieser Zusatzstoffe sind zwar sicher, andere hingegen bergen mögliche gesundheitliche Risiken. Darunter die Azofarbstoffe mit den Nummern E102, E104, E110, E122, E124 und E129. Diese stecken in vielen Süßwaren und auch einigen salzige Snacks insbesondere aus den USA. Azofarbstoffe können Pseudoallergien auslösen und stehen unter Verdacht, bei Kindern Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörungen auszulösen.

Der seit 2010 in der EU vorgeschriebene Warnhinweis hat dazu geführt, dass Azofarbstoffe fast vollständig aus den hiesigen Supermarktregalen verschwunden sind. Mit den importierten Süßwaren kehren sie nun wieder zurück. Weitere kritische Zusatzstoffe sind Tert-Butylhydrochinon/TBHQ (E319) und Butylhydroxytoluol/BHT (E321): Für TBHQ gibt es unter anderem den Verdacht auf eine krebserregende Wirkung und eine Beeinträchtigung der Immunabwehr. Für den Konservierungsstoff BHT besteht unter anderem der Verdacht, dass der Hormonhaushalt durch den Konsum gestört werden kann. Da BHT in großen Mengen zur Blausucht und sogar zum Erstickungstod führen kann, ist es für Säuglings- und Folgenahrung nicht zugelassen. Produkte wie Airheads, Dr. Sour oder Toxic Waste enthalten zudem hohe Anteile an Zitronensäure (E330), teils aber auch Apfelsäure, Milchsäure oder Fumarsäure. Der hohe Säuregehalt greift insbesondere den empfindlichen Zahnschmelz von Kinderzähnen an.Säurehaltige flüssige Sprays bergen bei unsachgemäßem Gebrauch zudem die Gefahr der schweren Reizung von Augen und Haut.

Mangelhafte Kennzeichnung:

Sowohl online als auch offline halten Hersteller und Händler die Kennzeichnungsregeln nicht ein:

Mal gibt es keine Zutatenlisten, mal keine Nährwertangaben. Oft sind die Zusatzstoffe nicht ordnungsgemäß bezeichnet oder die Übersetzungen fehlerhaft oder unvollständig. Darüber hinaus fehlt bei etlichen Produkten mit Azofarbstoffen der vorgeschriebene Warnhinweis „Kann Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen“. Auf den Verpackungen selbst ist zudem die Beschriftung etlicher Produkte so klein, dass sie mit dem bloßen Auge kaum zu entziffern ist.

Marketing über soziale Medien:

Die Hersteller und die Candy-Shops, in denen ihre Produkte verkauft werden, nutzen insbesondere Instagram und TikTok, um ihre Produkte an das oft sehr junge Zielpublikum zu bringen. Dabei bedienen sie sich verschiedener Strategien: „Challenges“, also die Aufforderung an junge Menschen, ihren „Mut“ unter Beweis stellen, indem sie extrem saure oder eklige Süßigkeiten essen und ihre Reaktion darauf filmen. „Boxing-Videos“, in denen besonders große Bestellungen von Kund:innen erwähnt werden, inklusive deren Vornamen. Eines dieser Videos, in dem tatsächlich einfach nur die bestellten Produkte in einen Karton gepackt werden, wurde über fünf Millionen mal angesehen und hat über eine halbe Million Likes.

Zuletzt gibt es Unternehmen, die gezielt Influencer:innen einsetzen, um das Vertrauen der jungen Zielgruppe zu gewinnen: Unter den „Candyfluencern“ sind eine junge Frau und ein junger Mann, die im Namen der „Sugargang“ Social-Media-Marketing betreiben. Die Sugargang werden auf Live-Events von eindeutig minderjährigen Kindern wie die größten Idole gefeiert. Das jüngste in einem Video erscheinende Kind ist vier Jahre alt und bekommt überzuckerte amerikanische Frühstücksflocken mit Azofarbstoffen geschenkt.

foodwatch fordert Maßnahmen der Politik

Angesichts des gefährlichen Candy-Trends forderte foodwatch wirksame Maßnahmen der Politik:

  • Erstens brauche es eine effektive Überwachung von Online-Shops durch die Lebensmittelüberwachungsbehörden.
  • Die Zuständigkeiten müssten gebündelt und von den Landkreisen auf den Bund übertragen und personell besser ausgestattet werden.
  • Besonders kritische Zusatzstoffe müssten bei Zweifeln an der Sicherheit im Sinne des EU-Vorsorgeprinzips verboten werden,
  • Mindestschriftgrößen müssen erhöht werden, damit Inhaltsstoffe immer gut lesbar sind.
  • Schließlich müsse es umfassende Werbebeschränkungen auf allen Kanälen geben.

Werbung für Ungesundes, dazu zähle auch „extreme Candy“, habe einen negativen Einfluss auf die Ernährungsgewohnheiten von Kindern, die ohnehin schon bereits doppelt so viele Süßwaren und Snacks zu sich nehmen wie empfohlen, so foodwatch.

Quellen und weiterführende Informationen:

Quelle: Pressemitteilung foodwatch e.V.




Gewinnspiel: Wir verlosen Pakete aus 5 x 5 Wieso? Weshalb? Warum? Büchern

komm tiere

Komm mit, wir entdecken Tiere

Was summt da? Wer hüpft durchs Gras? Und warum vergessen Eichhörnchen ihre Nüsse? Tiere faszinieren Kinder und bieten unzählige Möglichkeiten für spielerisches Lernen und Entdecken. Die neue, kostenfreie Kita-Handreichung „Komm mit, wir entdecken Tiere“ von Ravensburger und dem Deutschen Kitaverband lädt pädagogische Fachkräfte dazu ein, gemeinsam mit den Kindern die Tierwelt zu erkunden – und dabei Einfühlungsvermögen, Wissen und Verantwortung zu fördern.

Die Ideensammlung umfasst praxisnahe Projekte zu heimischen und exotischen Tieren, Insekten, Tierkindern, gefährlichen Arten und tiergestützter Pädagogik. Ob Fühlkästen mit Waldmaterialien, Bewegungsspiele à la Pinguinwatscheln oder das Basteln eines Insektenhotels – die kindgerechten Anregungen lassen sich leicht in den Kita-Alltag integrieren und regen zum Mitmachen an.

Ergänzt wird das Material durch fundierte Hintergrundinformationen von Wissenschaftsjournalist Birk Grüling sowie ein Interview mit „Anna und die wilden Tiere“-Moderatorin Annika Preil.

Die Inhalte basieren auf der beliebten Kindersachbuch-Reihe „Wieso? Weshalb? Warum?“, die Kinderfragen auf Augenhöhe begegnet. Diese Bücher laden kleine Tierforscher und -schützerinnen zum Entdecken der faszinierenden Welt der Tiere ein:

  • Wieso? Weshalb? Warum? junior, Bd. 77: Tiere im Wald vermittelt erstes Wissen über Reh, Specht & Co. – ideal für kleine Naturentdecker.
  • Wieso? Weshalb? Warum? Sonderband: Mein großes junior-Lexikon bietet einen umfassenden Überblick über Tiere weltweit – perfekt zum Nachschlagen und Staunen.
  • Wieso? Weshalb? Warum? Meine Vorlesegeschichten, Bd. 2: Was passiert in Wald und Wiese? erzählt spannende Alltagsgeschichten aus der Tierwelt – zum Zuhören und Weitererzählen.
  • Wieso? Weshalb? Warum? Bd. 71: Wir entdecken heimische Tiere lädt zu Streifzügen durch unsere heimischen Lebensräume ein.
  • Wieso? Weshalb? Warum? Bd. 42: Wir schützen die Tiere sensibilisiert für Artenschutz und zeigt kindgerecht, was jeder Einzelne tun kann.

Die Handreichung und alle Materialien stehen kostenlos unter www.wiesoweshalbwarum.com/Tiere zum Download bereit.

Die Handreichung „Komm mit, wir entdecken Tiere“ ist bereits die vierte Ideensammlung, die Ravensburger in Kooperation mit dem Deutschen Kitaverband kostenlos zum Einsatz in Kindergärten und Kindertagesstätten für Erzieherinnen und Erzieher entwickelt hat. Aus den vergangenen Jahren sind bereits Ideensammlungen zu den Themen Umweltschutz, Weltraum sowie Mut, Selbstbewusstsein und Toleranz unter www.wiesoweshalbwarum.com/KitaHandreichungen frei erhältlich.

Gewinnspiel: Wir verlosen Pakete aus 5 x 5 Wieso? Weshalb? Warum? Büchern rund um Tiere und Tierschutz

www.wiesoweshalbwarum.de

Gewinnprodukte:

• Wieso? Weshalb? Warum? junior: Tiere im Wald
• Wieso? Weshalb? Warum? Mein großes junior-Lexikon
• Wieso? Weshalb? Warum? Meine Vorlesegeschichten: Was passiert in Wald und Wiese?
• Wieso? Weshalb? Warum? Wir entdecken heimische Tiere
• Wieso? Weshalb? Warum? Wir schützen die Tiere

Das Stichwort ist: wiesoweshalbwarum, das Gewinnspiel endete am 21.5.2025




Erforschen, erleben, entdecken am Bodensee

explore-scienece

Explore Science feiert Friedrichshafen-Premiere

Friedrichshafen wird zum Erlebnisort für Naturwissenschaften: Von Donnerstag, 8. bis Samstag, 10. Mai 2025 findet Explore Science erstmals an der Uferpromenade statt. Die naturwissenschaftlichen Erlebnistage der Klaus Tschira Stiftung laden in Kooperation mit der Stadt Friedrichshafen Kinder und Jugendliche drei Tage lang zum Mitmachen, Staunen und Forschen ein – unter freiem Himmel, direkt am See.

Zahlreiche Mitmachstationen zum Experimentieren

Rund 20 interaktive Mitmachstationen stehen im Zentrum der Veranstaltung, die größtenteils von Bildungs- und Forschungseinrichtungen aus der Region betreut werden. An diesen Stationen können die Besuchenden naturwissenschaftliche Phänomene hautnah erleben und selbst experimentieren. Der thematische Schwerpunkt liegt auf „Zukunft MINT“ – also auf Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik und ihrer Bedeutung für unsere Welt von morgen.

Ob Solarenergie, Robotik oder biologische Vielfalt – das Angebot ist so vielfältig wie die Interessen der jungen Entdeckerinnen und Entdecker. Ziel ist es, Naturwissenschaften verständlich und leicht zugänglich zu machen.

Wissenschaft auf der Bühne

Ein unterhaltsames Bühnenangebot begleitet das Programm. Neben Wissenschaftsshows und naturwissenschaftlichem Kindertheater bietet die Universität Konstanz einen Vortrag an.

Ein besonderes Highlight erwartet die Gäste am Freitagabend, den 9. Mai 2025 um 17:30 Uhr: Musiker, Autor und Biologe Dominik Eulberg präsentiert „Science Notes“, eine audiovisuelle Reise in die Tierwelt rund um den Bodensee – eine eindrucksvolle Verbindung von Wissenschaft, Klang und Naturerleben.

Kreative Wettbewerbe, vielfältige Eindrücke

Auch die beliebten Explore Science-Wettbewerbe sind Teil des Programms in Friedrichshafen. Schulklassen und Jugendgruppen, die sich vorab angemeldet haben, präsentieren hier ihre kreativen Lösungen zu naturwissenschaftlichen Herausforderungen. Ob Maschinenbau, Kristallzucht oder spielerische Programmieraufgaben – die Ergebnisse zeigen, wie vielfältig und ideenreich Kinder und Jugendliche mit MINT-Themen umgehen.

Offenes Angebot für alle – kostenfrei und ohne Anmeldung

Explore Science ist bewusst offen gestaltet: Für den Besuch der Mitmachstationen und des Bühnenprogramms ist keine Anmeldung notwendig. Alle Programmpunkte sind kostenfrei zugänglich. Interessierte können jederzeit vorbeikommen, ausprobieren, Fragen stellen oder einfach nur zusehen – ganz nach Interesse und Alter.

Explore Science in Friedrichshafen auf einen Blick:

Ort: Uferpromenade Friedrichshafen
Datum: 8.–10. Mai 2025
Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag 9-16 Uhr | Samstag 10-17 Uhr
Eintritt: frei
Weitere Infos: explore-science.de/friedrichshafen




Neugierde: ein ursprüngliches Prinzip, das große Forscher*innen schafft

Kinder brauchen auf ihrem Weg des Entdeckens und Verstehens keine „Antleiter*innen“, sondern Menschen, die sie begleiten – aufmerksam, vertrauensvoll und mit offenem Herzen

Was ist eigentlich eine Wissenschaftler*in? Der berühmte französische Meeresforscher Jacques-Yves Cousteau beschrieb es treffend: „Es ist ein neugieriger Mensch, der durch ein Schlüsselloch blickt – das Schlüsselloch der Natur –, um zu erkennen, was dahinter geschieht.“ Wer schon einmal in die staunenden Augen von Kindern geblickt hat, erkennt schnell: Hier stehen viele kleine Wissenschaftler*innen vor uns. Denn jedes Kind tritt neugierig und forschend in die Welt – ein innerer Drang, der tief in unserer Natur verankert ist. Wir müssen Neugier nicht erst lernen, doch wir können sie im Laufe unseres Lebens verlieren. Dabei ist sie der Motor, der Kinder antreibt, die Welt zu erkunden – und im Spiel mit allen Sinnen zu begreifen. So wird die Neugier zur treibenden Kraft von Entwicklung, Erkenntnis und Fortschritt.

Jedes Kind ist eine Forscher*in

Jedes Kind ist von Anfang an Forscher*in. Wenn es Glück hat, trifft es auf Erwachsene, die ihm Sicherheit und Raum geben, um seinen eigenen Weg zu gehen. Hat es Pech, wird ihm früh alles erklärt – und das Interesse versiegt. Konfuzius brachte es auf den Punkt: „Was du mich tun lässt, das verstehe ich.“ Erst durch eigenes Handeln entsteht echtes Verständnis und Selbstwirksamkeit. Und daraus wiederum wächst die Motivation, weiterzuforschen – ein Prinzip, das schon die größten Wissenschaftlerinnen prägte. Albert Einstein schrieb über sich: „Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.“ Diese Leidenschaft lässt sich bei Kindern wunderbar beobachten: Der kleinste Stein, ein Strohhalm im Wind oder winzige Lebewesen können Staunen und Entdeckerlust entfachen.

Mit allen Sinnen begreifen

Kinder wollen die Welt selbst erkunden – mit allen Sinnen, möglichst eigenständig. Ihr Bedürfnis nach Autonomie ist ebenso stark wie das der Erwachsenen. Doch ihr Lernen funktioniert anders: Für sie ist vieles neu, und genau deshalb sind sie so neugierig. Sie wollen nicht belehrt, sondern eingeladen werden – zum Staunen, Fragen und Ausprobieren.

Noch immer hält sich das Vorurteil, man müsse Kindern möglichst viel erklären, um sie auf das Leben vorzubereiten. Doch schon Friedrich Wilhelm Fröbel erkannte im 19. Jahrhundert: „Bei der Erziehung muss man etwas aus dem Menschen herausbringen und nicht in ihn hinein.“ Sein revolutionärer Gedanke vom Kindergarten basierte auf dieser Überzeugung. Im Gegensatz zu bloßen „Kinderbewahranstalten“ verstand Fröbel den Kindergarten als Ort, an dem das kindliche Spiel und das eigenständige Erforschen von Erwachsenen begleitet – nicht gesteuert – werden sollte.

Interesse und Möglichkeiten

Maria Montessori schrieb: „Das Interesse des Kindes hängt von der Möglichkeit ab, eigene Entdeckungen zu machen.“ Die moderne Neurobiologie bestätigt: Kinder lernen dann am besten, wenn sie selbst aktiv sind. Dafür braucht es keine Hightech-Labore – Naturräume und eine durchdachte, anregende Umgebung genügen. Entscheidend ist aber vor allem: Kinder brauchen Erwachsene mit Einfühlungsvermögen, Geduld und Vertrauen. Pädagogische Fachkräfte, die nicht sofort Lösungen vorgeben, sondern Kindern die Freiheit lassen, eigene Wege und manchmal ganz eigene Antworten zu finden.

Für uns Erwachsene ist das oft nicht leicht. Unsere Erfahrungen, Vorstellungen und Urteile stehen dem kindlichen Forschergeist nicht selten im Weg. Doch wie Wilhelm Busch sagte: „Wer in den Fußstapfen eines anderen wandelt, hinterlässt keine eigenen Spuren.“

Im richtigen Moment Impulse setzen

Natürlich heißt Begleitung nicht, Kinder sich selbst zu überlassen. Es braucht pädagogische Professionalität mit Fingerspitzengefühl für den richtigen Moment, um Impulse zu geben, Orientierung zu bieten und weiterführende Fragen zu stellen. Jean-Jacques Rousseau brachte es weise auf den Punkt: „Kindererziehung ist ein Beruf, wo man Zeit zu verlieren verstehen muss, um Zeit zu gewinnen.“

Echte Erkenntnis braucht Zeit – und sie braucht das eigene Tempo. Kinder haben ein Recht darauf, in ihrer Geschwindigkeit zu lernen. Sie zu drängen oder einseitig zu fördern, führt meist in die Irre. Lernen lässt sich nicht beschleunigen oder „downloaden“ – dafür ist es zu sinnlich, zu lebendig, zu menschlich.

Experimentieren und forschen im Spiel

Für Kinder bedeutet Forschen nicht Bücherwälzen oder Laborarbeit. Ihr Spiel ist ihre Wissenschaft. Und wer ihnen dabei aufmerksam zusieht, erkennt: Mit welcher Ernsthaftigkeit, Ausdauer und Freude sie sich jeder Herausforderung stellen, ist beeindruckend – und lehrreich.

Denn: Die Welt braucht Menschen, die mutig unbekannte Wege beschreiten, kreative Lösungen finden und mit Engagement auf Neues zugehen – neugierig, forschend und selbstwirksam. So beginnt Forschung. So beginnt Bildung. So beginnt Zukunft.

Gernot Körner




Von Brise bis Sturm – entdecke wie Wind entsteht!

wind

Kostenfreier Online-Kurs zum Thema Wind und Wettervorhersagen

Im kostenfreien Online-Kurs der Stiftung Kinder forschen „Von Brise bis Sturm – entdecke den Wind!“ erfahren Sie, wie Wind entsteht und wie wir Menschen ihn nutzen. Sie lernen unterschiedliche Windstärken zu beobachten und beschäftigen sich mit Windvorhersagen und Windenergie als erneuerbare Energiequelle.

Inhaltliche Schwerpunkte:

  • Wind erkunden und sinnlich wahrnehmen
  • Grundlagen der Windentstehung
  • Lokale Windphänomene und ihre Ursachen
  • Beaufort-Skala: Stärke des Windes einschätzen
  • Informationen zum Wind in Wettervorhersagen
  • Windenergie als erneuerbare Energiequelle

Lernziele:

  • Sie können erklären, wie Wind durch Temperatur- und Druckunterschiede in der Luft entsteht.
  • Sie kennen die Beaufort-Skala zur Bestimmung der Windstärke.
  • Sie kennen mehrere Begriffe, die in den Vorhersagen zum Wind genutzt werden.
  • Sie kennen Beispiele, wie sich der Mensch den Wind zunutze macht.

Online-Kurs Naturwissenschaften, Sie können sofort loslegen, Dauer 1-2 Stunden, ohne Moderation, mit Teilnahmebescheinigung

Weitere Informationen und Anmeldung

Quelle: Stiftung Kinder forschen




Klatschspiele und Sprechzeichnen für 4- bis 8-Jährige

Doering, Sabine: Klatschspiele und Sprechzeichnen für 4- bis 8-Jährige. Spaßgedichte für Sprachförderung, Rhythmus

Fingerspiele, Klatschspiele und Reime gehören zu den ersten Spielformen, die mit Kindern gemeinsam erlebt werden können. Diese Spielform zeichnet in erster Linie >Bewegung im Rhythmus< aus und damit erfüllen diese Spielaktivitäten neben der Freude am Reimen, an der Sprache, am Sprechen, an der Interaktionsnähe zum Erwachsenen und der motorischen Aktivität vor allem das Gefühl der Sicherheit und Annahme. Beide Aspekte bilden unter anderem die Grundlage für eine beziehungsorientierte Kommunikation und bindungssichere Selbstbildungsimpulse im Kind. Gleichzeitig ergibt sich – das zeigen wissenschaftliche Untersuchungen – aus einem intensiven Erleben von Finger- und Klatschspielen sowie aus motorisch umgesetzten Reimen (Reimspielen) bei Kindern der Wunsch, weiterhin neugierig sich selbst und die Welt um sie herum entdecken zu wollen. Damit ist auch der Grundstein für den Aufbau einer entstehenden Spielfähigkeit gewährleistet. Praxisbeobachtungen in Krippen und Kindertagesstätten offenbaren allerdings recht häufig, dass dieser übergreifenden Spielform zu wenig Beachtung geschenkt wird.

Insofern ist es sehr zu begrüßen, dass die Autorin – Logopädin und Legasthenie-Therapeutin – ein Buch veröffentlicht hat, das 66 Spielverse zum Klatschen, Bewegen und Sprechzeichnen herausgebracht hat. Diese Veröffentlichung ist so aufgebaut, dass nach einem kurz gehaltenen Vorwort ein paar wenige Erläuterungen zu den Themen ‚Sprechsilben und Spracherwerb‘, ‚Klatschspiele‘ ‚Sprechzeichnen‘ sowie ‚Reimwörter und Gegensätze‘ vorgenommen werden und die theoretischen Aspekte mit einer Erklärung der Klatschmuster enden.

Der Praxisteil besteht dann aus:

  • vielerlei Klatschspielen (Teil 1),
  • Klatschspielen mit einem Jahreszeitenbezug (Teil 2),
  • Silben-Klatschspielen (Teil 3),
  • dem rhythmischen Sprechzeichnen (Teil 4)
  • sowie den ‚Reimwörtern und Gegensätzen‘ (Teil 5).

Gerade der letzte Schwerpunkt bietet sich für >Deutsch als Zweitsprache< (DaZ) sehr gut an. Als Zusatzmaterial können interessierte Leser*innen einige Reime und Verse mit Bildern downloaden.

Wie aus wissenschaftlichen Untersuchungen (aus dem Feld der Spiel{e]forschung) bekannt ist, erleben Kinder Reim- und Klatschspiele, die sowohl den motorischen, emotionalen, kognitiven und sozialen Kompetenzbereich von Kindern ansprechen, als ein überaus motivierendes Element, auch weitere Spielformen entdecken, erkunden und umsetzen zu wollen. Wird hingegen dieser ersten Spielform zu wenig Beachtung geschenkt, ist damit auch in vielen Fällen das Spielinteresse nicht mehr so überaus stark ausgeprägt, dann das Bauspiel, das Konstruktionsspiel, das Gestaltungsspiel mit Fundmaterialen, Musik- und Tanzspiele sowie das Rollenspiel in ganzer Erfahrungstiefe zu entdecken.

Insofern ist diese Veröffentlichung sehr zu begrüßen. Sie sollte daher in Krippen, Kindertagesstätten, bei Tagesmüttern und -vätern sowie in den ersten zwei Klassen einer Grundschule eine große Beachtung finden.

Armin Krenz

Doering, Sabine: Klatschspiele und Sprechzeichnen für 4- bis 8-Jährige.

Spaßgedichte für Sprachförderung, Rhythmus, Motorik und DaZ.

Verlag an der Ruhr, Mülheim 2024.
ISBN: 978-3-8346-6706-9.
96 Seiten, 18,99 €




Wo die Suche nach einer Kita am schwierigsten ist

Untersuchung der Kita-Situation in den 54 größten Städten Deutschlands offenbart große Unterschiede

Schon seit zehn Jahren haben Kinder ab dem ersten Lebensjahr rechtlichen Anspruch auf einen Kitaplatz. Viele Eltern haben dennoch Schwierigkeiten, eine Kita für die eigenen Kinder zu finden. Eine neue IW-Studie zeigt: Die Versorgung unterscheidet sich stark je nach Stadt. Für 54 der größten Städte Deutschlands haben die Forscher mithilfe von Geo-Daten nicht nur die Kita-Zahl untersucht, sondern auch, wie viele tatsächlich erreichbar sind und berücksichtigt, ob die Kitas in kinderreichen oder kinderarmen Stadtteilen liegen.

Am besten schneidet Heidelberg ab. Hier kommen im Stadtdurchschnitt (gewichtet nach Zahl der Kinder im Quartier) auf eine erreichbare Kita rund 61 Kinder im Alter bis sechs Jahren. In der zweitplatzierten Kommune Ulm sind es schon 71 Kinder, in Frankfurt am Main 72. Besonders schlecht versorgt sind neben Krefeld (166 Kinder) die Ruhrgebietsstädte Gelsenkirchen (165), Duisburg (159), Essen (154) und Oberhausen (133).

Besonders schlechte Versorgung in sozialschwachen Stadtteilen

Auch innerhalb der Städte sind die Unterschiede groß: In wohlhabenden Vierteln ist das Kita-Angebot spürbar besser. Dort gibt es etwa ein Drittel mehr Einrichtungen als in prekären Stadtteilen. Auffällig: Öffentliche Kitas sind in beiden Bereichen ähnlich häufig vertreten. Die Unterschiede entstehen durch (öffentlich-geförderte) Kitas in freier Trägerschaft. Von Kitas mit konfessionellen Trägern werden wohlsituierte Stadtteile rund 20 Prozent besser versorgt als der Stadtdurchschnitt, während die sozialschwächsten Viertel 13 Prozent schlechter versorgt sind. Auch andere gemeinnützige Anbieter konzentrieren sich stärker auf besser gestellte Wohngebiete.

Bildungschancen hängen vom Wohnort ab

In Westdeutschland wäre die Ungleichheit sogar noch größer, wenn öffentliche Kitas nicht häufiger in ärmeren Stadtteilen angesiedelt wären. Trotzdem seien die Ergebnisse besorgniserregend: „Dort, wo frühkindliche Bildung am dringendsten gebraucht wird und am meisten hilft, ist sie am rarsten“, sagt IW-Ökonomin Melinda Fremerey. „Die enorme Ausweitung an Kita-Betreuungsinfrastruktur hat uns dem Versprechen gleicher Bildungschancen nicht nähergebracht“, fügt Studienautor Matthias Diermeier hinzu. Dazu müsste der Kita-Ausbau besonders in prekären Stadtteilen forciert werden. Helfen könnten zudem eine bessere Steuerung freier Träger sowie eine Unterstützung von Elterninitiativen in sozial schwächeren Stadtteilen. 

Zur Methodik: Die Autoren haben Geo-Daten von 66.355 Kitas deutschlandweit erhoben und für 54 Großstädte ausgewertet. Erfasst wurden öffentliche, konfessionelle und sonstige gemeinnützige Träger. Die Erreichbarkeit wurde auf Basis der Fahrtzeit per Pkw innerhalb von fünf Minuten vom jeweiligen Stadtteilmittelpunkt berechnet. Für alle Ergebnisse wurden die Quartiere anhand der Anzahl dort gemeldeter Kinder gewichtet.

Pressemitteilung: Dr. Matthias Diermmeier/Dr. Melinda Fremerey/Jan Felix Engler – Institut der Deutschen Wirtschaft




Den eigenen Körper wahrnehmen – schon Babys spüren Herzschlag und Atmung

baby-am-pc

Körpersignale spielen bereits im Säuglingsalter eine Rolle in der Entwicklung

Körpersignale wie Herzschlag und Atmung begleiten uns ständig, oft unbewusst als Hintergrundrauschen unserer Wahrnehmung. Bereits in den ersten Lebensjahren sind diese Signale wichtig, da sie etwa zur Entwicklung des Selbstgefühls und der eigenen Identität beitragen. Bislang ist jedoch kaum erforscht, ob und wie Babys ihre eigenen Körpersignale wahrnehmen können. Eine aktuelle Studie der Wiener Kinderstudien der Universität Wien zeigt erstmals, dass bereits drei Monate alte Babys ihren Herzschlag wahrnehmen. Darüber hinaus untersuchte das leitende Team der Universität Wien gemeinsam mit Kolleg*innen der Universität Potsdam und der Royal Holloway University of London erstmals auch die Wahrnehmung der eigenen Atmung bei Säuglingen und zeigt, dass sich diese in den ersten zwei Lebensjahren entwickelt. Die Ergebnisse erscheinen aktuell im renommierten Fachjournal eLife.

Die Wahrnehmung körpereigener Signale hängt eng mit der Emotionswahrnehmung, psychischen Gesundheit und Selbstwahrnehmung zusammen. In den ersten Lebensjahren könnte die Wahrnehmung der eigenen Körpersignale besonders wichtig sein, da sie oft die Basis für Interaktionen mit der Bezugsperson bildet – Babys sind auf ihre Bezugsperson angewiesen, um beispielsweise auf ihre Hungersignale oder Unwohlsein angemessen zu reagieren. Zudem baut die Entwicklung des Selbstgefühls und der eigenen Identität unter anderem auf der Wahrnehmung und Erfahrung des eigenen Körpers auf.

Die Studie zeigt, dass bereits 3 Monate alte Babys den eigenen Herzschlag wahrnehmen und, dass diese Fähigkeit in den ersten 2 Lebensjahren relativ stabil bleibt. Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse, dass sich die Wahrnehmung der Atmung im 2. Lebensjahr stark verbessert. Interessanterweise hängen die Wahrnehmung von Herzschlag und Atmung nicht zusammen – ähnlich wie bei Erwachsenen.

Die Messung der Körperwahrnehmung bei Babys ist eine Herausforderung, da man sie – anders als Erwachsene – nicht einfach fragen kann. Daher nutzte das Forschungsteam innovative Methoden, bei denen Augenbewegungen der Säuglinge aufgezeichnet wurden, während sie kinderfreundliche Figuren beobachteten. Diese Figuren bewegten sich entweder synchron mit Herzschlag oder Atmung des Kindes, oder sie waren zeitlich versetzt. Es zeigte sich, dass Babys bereits früh die Übereinstimmung zwischen eigenem Herzschlag bzw. Atemrhythmus und den animierten Figuren erkennen. Sie schauten länger zum Bildschirm bei den synchronen als bei den zeitlich versetzten Figuren. „Die Babys müssen erkannt haben, dass sich die Figuren zeitgleich zu ihrem Herzschlag oder der Atmung bewegten und wurden dann aufmerksamer“, sagt der Leiter der Studie, Markus Tünte von der Universität Wien.

Diese Forschungsergebnisse eröffnen spannende Perspektiven für zukünftige entwicklungspsychologische Forschung. Besonders relevant ist die Frage, wie die frühe Körperwahrnehmung mit der Entwicklung emotionaler und sozialer Fähigkeiten zusammenhängt, und welche Rolle Eltern in der Entwicklung frühkindlicher Körperwahrnehmung spielen. Langfristig können solche Forschungsergebnisse genutzt werden, um eine gesunde Körperwahrnehmung, und damit auch die psychische Gesundheit von Kindern zu fördern.

Originalpublikation:

Respiratory and Cardiac Interoceptive Sensitivity in the First Two Years of Life. Markus R. Tünte, Stefanie Hoehl, Moritz Wunderwald, Johannes Bullinger, Asena Boyadziheva, Lara Maister, Birgit Elsner, Manos Tsakiris, Ezgi Kayhan. In eLife.

DOI: 10.7554/eLife.91579

Quelle: Pressemitteilung Universität Wien