Warum Bildung für Nachhaltige Entwicklung bereits im Kindergartenalter wichtig ist

Ein Interview mit Ingrid Dreier und Prof. Markus Rehm von der Forscherstation über Bildung für Nachhaltige Entwicklung

Wie kann man das Thema Bildung für Nachhaltige Entwicklung in wenigen Sätzen erklären?

Dreier: Es geht um ein Bildungskonzept, das nachhaltige Entwicklung befördert. Das heißt, Menschen sollen durch Bildung, aber auch durch den Aufbau von Werten und Kompetenzen befähigt werden, den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen und ins Handeln zu kommen. Dabei richten wir in der Forscherstation das Augenmerk vor allem auf die vier Dimensionen nachhaltiger Entwicklung ökonomisch, ökologisch, sozial und kulturell.

Rehm: Eine Grundlage waren und sind die 17 „Sustainable Development Goals“ der UNESCO, also die Ziele für nachhaltige Entwicklung.

Warum ist das Thema wichtig?

Rehm: Weil sich das Zeitfenster des nicht nachhaltigen Handelns schließt. Und weil Bildung die Kraft hat, Selbst- und Weltbilder zu verändern.

Dreier: Die meisten Menschen wissen, was man tun kann, um Ressourcen zu sparen, und sie wissen, wie soziale Gerechtigkeit aussieht. Aber sie setzen es nicht um. Warum? Eine Antwort könnte sein, dass unser bisheriges Bildungskonzept nicht innovativ genug ist. Es geht dort eher darum, Inhalte wiederzugeben, und weniger darum, sie zu erneuern oder zu hinterfragen. BNE hingegen beinhaltet innovative Bildung. Und das brauchen wir.

Rehm: Das Konzept dazu kennt man schon relativ lange: die transformative Bildung. Die Forschung weiß heute, dass es dafür Irritationen braucht. Nun geht es darum, diese zu nutzen, ohne die Leute zu verformen. Im Moment fehlt aber oft noch der Anreiz.

Was für Vorteile habe ich, mich in Richtung nachhaltiges Handeln zu bewegen?

Dreier: Es geht darum, etwas zu ermöglichen, nicht darum, etwas vorgesetzt zu bekommen, mit der Ansage: „Das musst Du so tun“. Die Schlussfolgerung, was kann ich tun, muss jeder und jede für sich selbst finden.

Rehm: Entscheidend ist zu merken, dass es mir mit nachhaltigem Handeln besser geht als ohne. Dann ist auch die Erkenntnis nachhaltig.

Wenn ich das richtig verstanden habe, dann ist das eine Haltung, die sich durchzieht, kein zusätzlicher Lernstoff?

Dreier: Genau. Es geht darum, Kindern zu ermöglichen, sich und andere zu motivieren. Sich zu beteiligen an Prozessen.

Rehm: Wir wissen aus vielen Studien, dass diese Bildungsprozesse über Irritationen ablaufen, die einschneidend sind. Nun kommt die spannende Frage, wie viel davon darf ich Kindern in der Kita oder Grundschule zumuten? Hier geht es um Widersprüche, die eine Fachkraft aufgreifen muss. Und am Ende gilt es, gemeinsam ins Handeln zu kommen. Der schützende Mantel, um diese Irritation verkraften zu können, ist vor allem bei kleinen Kindern die Neugier und das Staunen. Das könnten wir Großen uns öfter als Vorbild nehmen.

Markus Rehm, Sie haben mit Ihrer Forschungsgruppe einen „Donut mit Biss“ als Modell für die planetaren und sozialen Grenzen beschrieben. Was heißt das?

Rehm: Nachhaltigkeit vereint immer mehrere Aspekte in sich, Themen der Nachhaltigkeit, wie zum Beispiel der Klimawandel, Migration und Armut, Biodiversität, … sind immer gleichzeitig komplex und kontrovers, sowohl was die faktischen Inhalte als auch, was die ethischen Dimensionen dieser Themen anbelangt. Die 17 Ziele der UNESCO sind dafür das beste Beispiel. Wir wissen heute, dass es nicht möglich ist, diese bis zum Jahr 2030 alle zu erreichen. Dazu kam, dass unsere „Bezugswissenschaft“, die Nachhaltigkeitswissenschaft, bislang noch gar kein Modell der Grenzen hatte, in denen sich nachhaltiges Leben abspielt. Das Donut-Modell löst die Frage, wie sich Ökonomie, Ökologie und Soziales in ihren Widersprüchen arrangieren können. Unser „Donut mit Biss“ beschreibt im Ring des Donuts die planetaren und sozialen Grenzen als Ausgangspunkt für unser Handeln. Es geht also um den Bereich, in dem wir leben können. Die planetaren Grenzen wie fruchtbarer Boden oder Trinkwasser sind außerhalb des Donuts, die sozialen Grenzen wie Nahrung oder Gesundheit innerhalb. Der Biss zeigt auf, dass es bereits unwiederbringlich genutzte Ressourcen gibt. Für uns als Menschheit gilt es nun, innerhalb des Donuts den Handlungsspielraum auszuloten.

Dreier: Dabei wird klar: Bildung für Nachhaltige Entwicklung ist ein Prozess. Ich übersetze das für die praktische Arbeit immer so: Heute nicht auf Kosten von morgen leben und hier nicht auf Kosten von woanders. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg, zu verstehen und darauf aufbauend zu handeln.

Wie sieht das alles konkret in der Fortbildung für Fach- und Lehrkräfte aus?

Dreier: Da wir aus den Naturwissenschaften kommen, konzentrieren wir uns auf die Felder, in denen die ganz stark vertreten sind wie Energie, Boden, Wasser, Klima und Konsum.

Rehm: Und jedes dieser Felder ragt in unserem Donut-Modell sowohl in die planetaren wie auch in die sozialen Grenzen hinein.

Ein Beispiel?

Dreier: Die Kinder haben Kartoffeln in ihrem Hochbeet gepflanzt, und im Herbst ist Erntezeit. Das kann ich mir anschauen in der ökologischen Dimension: Was braucht die Pflanze zum Wachsen? Oder wo wächst die Kartoffel besonders gut? Die kulturelle Dimension sind Fragen wie: Wo kommt die Kartoffel her? Gab es die schon immer bei uns? Das ergibt einen Blick in andere Kulturen, und wir erfahren, dass es in Südamerika 2000 verschiedene Sorten davon gibt, oder wir lernen Mythen kennen, in denen die Knolle eine Rolle spielt. In der ökonomischen Dimension schauen wir uns an, welche Berufe es rund um die Kartoffel gibt und wer eigentlich wo wie viel Geld daran verdient. Die soziale Dimension wäre dann, ob sich eigentlich alle Menschen hier bei uns Kartoffeln leisten können. Es war mal ein Arme-Leute-Essen, ist das noch immer so? Und dann würden wir vielleicht erfahren, dass Kolumbus die Kartoffel als absolutes Luxusgut eingeführt hat und sich adlige Damen die Blüten als Schmuck ins Haar steckten. Wir betrachten das Thema also ganzheitlich, mit allen Sinnen.

Was ist denn anders in der Kita oder in der Grundschule, wenn BNE der rote Faden ist?

Dreier: Ich als Fachkraft fühle mich in meinem pädagogischen Handeln gestärkt. Da ich über meine Haltung zu Nachhaltigkeit reflektiere, erlebe ich Aha-Effekte und Perspektivwechsel, die ich mit vielen Ideen und neuer Motivation vermitteln kann.

Rehm: Wenn es ein Konzept gibt, das gelebt und den Kindern vorgelebt wird, bringt das viel Selbstsicherheit für den pädagogischen Alltag. Insbesondere wenn ein wissenschaftlich fundiertes Modell dahintersteht.

Warum wurde BNE zum Jahresthema der Forscherstation?

Rehm: BNE ist nicht nur ein Jahres- sondern ein Lebensthema. Das war in der Forscherstation ein fruchtbarer Prozess, der in verschiedene Weiterbildungen und Arbeitsgemeinschaften eingeflossen ist. Und wir bleiben dran.

Dreier: Wir sind zuversichtlich, dass sich mehr und mehr Einrichtungen damit beschäftigen, weil auch die Orientierungspläne und Bildungspläne das in Zukunft fordern. Wir unterstützen da also jetzt schon nachhaltig im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Interviewten:

Ingrid Dreier: In der Forscherstation zuständig für die Fortbildung „Heute das Morgen gestalten“ und für frühe naturwissenschaftliche Bildung. Hintergrund: Erzieherinnenausbildung und Masterabschluss in Erziehungswissenschaft sowie von Umwelt und Bildung.

Prof. Markus Rehm: Fachliche Leitung in der Forscherstation, Professor für Didaktik der Naturwissenschaften an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Er hat sich Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) als Leuchtturmthema auf die Fahne geschrieben.

Die Klaus Tschira Stiftung

Die Klaus Tschira Stiftung (KTS) fördert Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik und möchte zur Wertschätzung dieser Fächer beitragen. Sie wurde 1995 von dem Physiker und SAP-Mitgründer Klaus Tschira (1940–2015) mit privaten Mitteln ins Leben gerufen. Ihre drei Förderschwerpunkte sind: Bildung, Forschung und Wissenschaftskommunikation. Das bundesweite Engagement beginnt im Kindergarten und setzt sich in Schulen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen fort. Die Stiftung setzt sich für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ein. Weitere Informationen unter: www.klaus-tschira-stiftung.de

Die Forscherstation

Die Forscherstation, Klaus-Tschira-Kompetenzzentrum für frühe naturwissenschaftliche Bildung gGmbH mit Sitz in Heidelberg, wird von der Klaus Tschira Stiftung getragen. Ihr Ziel ist es, pädagogische Fachkräfte aus Krippe, Kita und Grundschule für Naturwissenschaften zu begeistern und zu befähigen, damit sie gemeinsam mit Kindern die Welt entdecken. Dafür setzt die Forscherstation auf berufsbegleitende Fortbildungen, die Bereitstellung geeigneter Experimentierideen, praxisbezogene Forschung sowie die Qualifizierung wissenschaftlichen Nachwuchses. Dabei arbeitet die Forscherstation eng mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg zusammen. Weitere Informationen unter: www.forscherstation.info

Kirsten Baumbusch, Klaus Tschira Stiftung gGmbH




So bleiben Zähne fit – bei Kindern und Jugendlichen

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70 Jahre Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit Baden-Württemberg

Wie lässt sich bei Kindern und Jugendlichen das Gebiss kariesfrei halten? Was genau ist zahngesunde Ernährung? Wie gelingt ein entspannter Zahnarztbesuch? Wie sieht eine Gesundheitserziehung durch Stärkung von Kompetenz und Selbstverantwortung aus? Und wie werden Erziehungsberechtigte rund um Mundhygiene, Fluoridierungsmaßnahmen und zahnärztliche Vorsorgeuntersuchungen informiert und sensibilisiert? Mit diesen und ähnlichen Fragestellungen befasst sich die Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit Baden-Württemberg (LAGZ). Die gemeinnützige Einrichtung feiert dieses Jahr ihr 70-jähriges Bestehen. „Die flächendeckende Mundgesundheit von Kindern und Jugendlichen ist unser Kernthema“, erklärt LAGZ-Vorstandsvorsitzender Dr. Torsten Tomppert.

Unter dem Dach der LAGZ sind heute 37 regionale Arbeitsgemeinschaften zusammengeschlossen

Tomppert: „Wir alle verfolgen ein gemeinsames Ziel: die Erhaltung und Förderung der Zahngesundheit und die Verhütung von Zahn- und Munderkrankungen bei Kindern und Jugendlichen.“

Ob Karies- oder Parodontalprophylaxe, ob Ernährungsaufklärung oder -beratung, ob Früherkennung oder Zahnschmelzhärtung: Die qualifizierten und professionellen Prophylaxe-Fachkräfte sind täglich im gesamten Bundesland unterwegs. Die Aufgabe besteht darin, Gruppenprophylaxe breitenwirksam und flächendeckend durchzuführen, insbesondere in Kindertagesstätten, Grund-, Haupt- und Förderschulen sowie an weiterführenden Schulen. 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche im Alter bis 16 Jahren in etwa 7.000 Kindertagesstätten und rund 4.100 Schulen werden in Baden-Württemberg betreut. Hinzu kommt die frühkindliche Betreuung der unter Dreijährigen in Kindertagesstätten sowie die Betreuung von Menschen mit Behinderung.

Dafür sind mehr als 200 Prophylaxe-Fachkräfte sowie Zahnärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes im Einsatz. Unterstützt werden sie von mehr als 700 niedergelassenen Zahnärzten, die als Patenzahnärzte die Regionalen Arbeitsgemeinschaften unterstützen sowie rund 50 Zahnärzte vom Land.

„Die regelmäßige Fortbildung der Mitarbeiter nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen ist eine zentrale Aufgabe der LAGZ“, unterstreicht Geschäftsführerin Möller-Scheib. Bereits seit 1977 werden Seminare in zahnmedizinischer Gruppenprophylaxe für Erzieher in Kindergärten, seit 1984 dann auch für Betreuungs- und Pflegepersonal in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung absolviert. 2018 fand erstmalig die Ausbildung von Dozenten aus den Landesarbeitsgemeinschaften für den Unterricht im Rahmen der Hebammenausbildung statt. Im Zuge der Coronapandemie wurden 2020 auch Online-Seminare eingeführt. „Dieses Format haben wir beibehalten und bieten in diesem Jahr rund 30 Fortbildungen an“, sagt Möller-Scheib.

Abenteuer mit dem Backenzahn

Fussels Abenteuer mit dem Backenzahn oder Zähneputzen mit KAI, dentaler Malspaß mit Emma und Ben oder ein 3D-Popup-Gebiss zum Selberbasteln: Dass viel Ideenreichtum auch bei der Mundhygiene gefragt ist, beweist die LAGZ mit ihren Aktionen und Aktivitäten immer wieder. So wurde beispielsweise das Projekt „Mäusezähnchen“ für Betreuungseinrichtungen mit Kindern von null bis drei Jahren erfolgreich etabliert. Ein digitaler Zahnkalender wurde vor zwei Jahren eingeführt, es folgten je ein Hörspiel für Kinder im Kindergarten und in der Grundschule. Die Produktion von drei Lehrfilmen gelang 2023, das Material steht sowohl Eltern, pädagogischen Fachkräften als auch Kindern zur Verfügung. Möller-Scheib: „Wir entwickeln uns ständig weiter und nutzen auch die Digitalisierung zu unseren Zwecken. Anfangs waren unsere unermüdlichen Fachkräfte noch mit Gebiss und Zahnbürste unterwegs. Inzwischen nutzen sie nicht nur die Maskottchen in Form von Handpuppen, um die jungen Generationen zu erreichen, sondern eben auch ansprechende und zeitgemäße Videos.“

Idee einer nachhaltigen Zahngesundheitsförderung in Politik und Gesellschaft verankern

„Die Dachorganisation trägt dazu bei, die Idee einer nachhaltigen Zahngesundheitsförderung fest in Politik und Gesellschaft zu verankern“, weiß die Geschäftsführerin. So gab es beispielsweise Ende der 1970-er Jahren Anregungen an verschiedene Ministerien, dafür Sorge zu tragen, dass an den Schulen des Landes der Verkauf von Süßigkeiten unterbunden wird. Anfang der 1990er-Jahre konnte durch eine Resolution eine noch stärkere Gruppenprophylaxe in den Klassen 1 bis 6 umgesetzt werden. Auch die Ausstattung für Zahnreinigung in Grundschulen und Kindergärten und die Bereitstellung von Informationsmaterial und Prophylaxemitteln zählt zum Einsatzgebiet der LAGZ – entsprechend gibt es Flyer über gesunde Kinderzähne und zur Zahngesundheitsförderung im Kleinkindbereich inzwischen in zehn Sprachen. Ob Dokumentation zur Kariesprophylaxe oder Modellversuche für die Intensivbetreuung für Kinder mit hohem Kariesrisiko, ob landesweite epidemiologische Begleituntersuchungen oder Förderungsmaßnahmen zur Verbreitung der Speisesalzfluoridierung: Die Aufgabenfelder der LAGZ sind und bleiben vielfältig.

So untersuchen alle Gesundheitsämter in Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit den „Regionalen Arbeitsgemeinschaften Zahngesundheit“ der Stadt- und Landkreise die Kinder und Jugendlichen in Kitas und Schulen. Alle Kinder eines Einschulungsjahrgangs werden grundsätzlich flächendeckend im Verlauf der ersten beiden Schuljahre untersucht, jährlich alle Kinder in Kindertageseinrichtungen und an sonderpädagogischen Einrichtungen sowie Klassen in Schulen und Gruppen in Kindertageseinrichtungen, in denen Hinweise auf ein erhöhtes Kariesprofil vorliegen.

Die LAGZ wird getragen von den ordentlichen Mitgliedern

Dazu gehören das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration, der Landkreis- und Städtetag, die Landeszahnärztekammer, die Kassenzahnärztliche Vereinigung und den gesetzlichen Krankenkassen wie die AOK BW, die IKK classic, die BKK Landesverband Süd, die Landwirtschaftliche Krankenkasse, die KNAPPSCHAFT und der Verband der Ersatzkassen e. V. (Landesvertretung Baden-Württemberg).

Weitere Informationen finden Sie hier: www.lagz-bw.de

Informationsmaterial für Fachkräfte und Sorgeberechtigte

Hier finden Sie hilfreiche Vorlagen, Formulare und Informationen zum Download. Dieses Material soll allen Fachkräften, die mit der Erhaltung, Förderung und Verbesserung der Mundgesundheit bei Kindern und Jugendlichen betraut sind, bei ihrer wichtigen Arbeit helfen.




Das Kinderhilfswerk ruft zum Weltspieltag 2024 auf

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Motto: Nachhaltigkeit spielerisch entdecken!

Das Deutsche Kinderhilfswerk ruft Kinder und Erwachsene, Schulen und Kindergärten, öffentliche Einrichtungen, Vereine und Nachbarschaftsinitiativen zur Beteiligung am Weltspieltag 2024 auf. Der Weltspieltag am 28. Mai steht in diesem Jahr unter dem Motto „Nachhaltigkeit spielerisch entdecken!“. Damit will die Kinderrechtsorganisation gemeinsam mit seinen Partnern im „Bündnis Recht auf Spiel“ auf die besondere Bedeutung der Themen gesunde Umwelt und Nachhaltigkeit aufmerksam machen. Botschafter des Weltspieltags 2024 ist der Fernsehmoderator und Autor Ralph Caspers. Die Schirmherrschaft über den Weltspieltag hat die Kinderkommission des Deutschen Bundestages übernommen.

Einfach mal das Auto stehen lassen und den Weg zum Sportverein mit einem Wettrennen oder Hindernisparcours starten?

Oder wie wäre es zum Bespiel damit, gemeinsam Samenkugeln zu basteln, um damit eine Wildblumenwiese für Bienen entstehen zu lassen? Oder ein Upcycling-Projekt zum Bau eines Insektenhotels? Auch die naturnahe Umgestaltung des eigenen Schulhofes oder der Bau eines Schulgartens mit Hochbeeten und Kräuterschnecken oder die Schaffung eines grünen Klassenzimmers können einen wichtigen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz bieten. Und sie können als Gemeinschaftswerk richtig Spaß machen.

Wir gehen mit unserer Umwelt schon viel zu lange nicht gut um

„Wir sind auf dem besten Weg, unseren Planeten für uns unbewohnbar zu machen. Als Erwachsene sind wir dabei an vielen Stellen schlechte Vorbilder. Das sollte sich ändern: Wir müssten auch bei den Themen Umwelt und Nachhaltigkeit ein Vorbild sein. Der Weltspieltag ist dafür ein wunderbarer Startpunkt. Alle können was tun. Denn unsere Erde für uns lebenswert zu erhalten, bedeutet nicht, dass wir auf jeden Spaß verzichten müssen. Im Gegenteil! Je spielerischer wir uns für Umweltschutz und nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen einsetzen, desto leichter wird es“, sagt Ralph Caspers, Botschafter des Weltspieltags 2024.

Spielend leicht erkunden Kinder in ihren ersten Lebensjahren die Schönheit unserer Welt

„Umso wichtiger ist es, dass wir uns als Eltern und Erwachsene tagtäglich dafür einsetzen, ihr Umfeld – die Natur, Spielplätze, Straßen und Bildungseinrichtungen – sauber und nachhaltig zu gestalten und unsere Vorbildfunktion zu erfüllen. Denn jeder Schritt auf unserem Spielbrett der Nachhaltigkeit ist ein Gewinn für die Zukunft unserer Kinder. Schließlich haben auch sie das Recht, in einer gesunden Umwelt aufzuwachsen. Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass ihr Spielraum immer geschützt und voller Möglichkeiten ist und bleibt“, erklärt Matthias Seestern-Pauly, Vorsitzender der Kinderkommission des Deutschen Bundestages.

Das DKHW setzt sich für ein gesundes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen ein

„Dabei kommt dem Thema Nachhaltigkeit herausragende Bedeutung zu, das zum einen die Arbeit von Politik, Wissenschaft und Forschung, daneben aber auch das tägliche Handeln der Menschen leiten sollte. Für Kinder und Jugendliche bietet sich gerade in sehr jungen Jahren ein spielerischer Zugang zu diesem komplexen und weitreichenden Thema an. Dabei sollte neben den nationalen und internationalen Themen beispielsweise einer umfassenden Klimaschutzpolitik, der notwendigen Reduktion von Treibhausgasen oder des Schutzes der natürlichen Lebensgrundlagen wie dem Regenwald aufgezeigt werden, was lokales Handeln und eine konsequent am Kinderrecht auf eine gesunde Umwelt ausgerichtete Politik in diesem Bereich bewirken kann.

Diese ist unerlässlich, um eine lebenswerte Umwelt zu erhalten bzw. zu schaffen, in der sich Kinder frei entfalten und ihrem natürlichen Spieldrang frei von Umweltgefahren nachkommen können. Hier kann Nachhaltigkeit zu einem Thema werden, dem sich auch Kinder und Jugendliche spielerisch nähern. So können sie sich wichtige Kompetenzen und Wissen aneignen, um sich für ihre Rechte einzusetzen. Denn eines ist ganz klar: Auch im Bereich des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit ist unbedingt sicherzustellen, dass Kinder und Jugendliche aktiv mitwirken und ihre Ansichten berücksichtigt werden“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes.

Die eigenen Ideen, Eindrücke und Erfahrungen zum Thema „Nachhaltigkeit spielerisch entdecken“ können bei der diesjährigen Mitmachaktion in den sozialen Medien unter den Hashtags #Weltspieltag sowie #NachhaltigkeitSpielerischEntdecken gepostet werden, um damit den Kindern eine Stimme zu geben.

Der Weltspieltag 2024 findet deutschlandweit zum 17. Mal statt

Zum Weltspieltag sind Schulen und Kindergärten, öffentliche Einrichtungen, Vereine und Nachbarschaftsinitiativen aufgerufen, in ihrer Stadt oder Gemeinde eine beispielgebende oder öffentlichkeitswirksame Aktion durchzuführen – egal ob Spiel-, Beteiligungs- oder Protestaktion. Denn der Aktionstag dient ebenso der Lobbyarbeit für das Recht auf Spiel, Freizeit und Erholung gemäß UN-Kinderrechtskonvention. Die Partner sind vor Ort für die Durchführung ihrer Veranstaltung selbst verantwortlich. Das Deutsche Kinderhilfswerk stellt umfangreiche Aktionsmaterialien zum Bewerben des Weltspieltages zur Verfügung. Weitere Informationen unter www.weltspieltag.de.

Quelle: Pressemiitteilung Deutsches Kinderhilfswerk e.V.




EGMR stärkt Kinderrecht auf gesunde Umwelt

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Der Europäische Gerichtshof wirft Deutschland die Missachtung des Menschenrechts auf genügenden Klimaschutz vor

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hat ein bedeutendes Urteil für den Klimaschutz gefällt. Die Richterinnen und Richter bestätigen, dass Staaten gegen Menschrechte verstoßen, wenn sie zu wenig für den Klimaschutz tun. Der Menschenrechtsbeschwerde der Schweizer Klimaseniorinnen wurde stattgegeben. Die Entscheidung des EGMR kann auch für Deutschland Konsequenzen haben. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) unterstützt derzeit neun Jugendliche und junge Erwachsene, die vor dem EGMR auf ähnliche Weise gegen die Bundesregierung und für ambitionierteren Klimaschutz klagen. Der Gerichtshof hatte die Entscheidung in diesem Verfahren so lange ruhend gestellt bis über das Verfahren der Schweizer Klimaseniorinnen entschieden ist.

Dazu sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch: „Der Erfolg der Schweizer Klimaseniorinnen ist ein wegweisender Durchbruch für den Klimaschutz. Und er zeigt, dass auch unsere im Oktober 2022 beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte eingereichte Klage gegen die Bundesregierung Aussicht auf Erfolg hat. Denn nach wie vor gefährdet das ungenügende Klimaschutzgesetz die Freiheit und Lebensgrundlagen der jungen Beschwerdeführenden und zukünftiger Generationen.

Stärkung des Kinderrechts auf eine gesunde Umwelt

Das Deutsche Kinderhilfswerk sieht im Urteil des EGMR eine Stärkung des Kinderrechts auf eine gesunde Umwelt. Auch wenn die Klage der sechs Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus Portugal gegen 32 Staaten des Europarats aus formalen Gründen als nicht zulässig betrachtet wurde. Trotzdem wird das Urteil des Gerichts hinsichtlich der Schweizer „Klimaseniorinnen“ aus Sicht der Kinderrechtsorganisation positive Auswirkungen auf die Umwelt- und Klimapolitik der deutschen Bundesregierung haben müssen.

Das DKHW setzt sich für ein gesundes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen ein

Dafür braucht es auch eine gesunde Umwelt. Dass die Klage der Jugendlichen und jungen Erwachsenen an die Große Kammer des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte verwiesen und dort verhandelt wurde, zeigt deutlich auf, dass die Richterinnen und Richter auch dieser Klage besondere Bedeutung beimaßen. Das unterstreicht noch einmal nachdrücklich, dass die deutsche Bundesregierung gemäß den Vorgaben der UN-Kinderrechtskonvention das Recht der Kinder auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt wesentlich umfangreicher als bisher in die nationale Gesetzgebung und das politische Handeln aufnehmen sollte.

Das Bundesverfassungsgericht hat bereits vor zwei Jahren einen neuen Maßstab für Klima- und Grundrechtsschutz gesetzt

Es stellte fest, dass die heute unzureichende Klimaschutzpolitik Freiheits- und Grundrechte von morgen beeinträchtigt. Die verfassungsrechtlich notwendige Reduktion von Treibhausgasen darf nicht länger in die Zukunft und damit einseitig zu Lasten junger Generationen hinausgezögert werden. Kinder sind verletzlicher als Erwachsene, wenn sie Umweltbelastungen ausgesetzt sind. Darauf muss die Politik insgesamt entschiedener als bisher reagieren. Und sie muss gemeinschaftlich agieren, trotz allem die Verantwortung in jedem Ressort anerkennen und den entsprechenden Beitrag zur Erreichung der nationalen Klimaziele leisten.

Ein Großteil der Bevölkerung spricht sich dafür aus, dass der Staat mehr Geld für einen stärkeren Schutz von Umwelt und Klima ausgeben sollte

Der Kinderreport 2022 zeigt auf, dass 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland und sogar 89 Prozent der Erwachsenen dieser Ansicht sind. Studien zeigen, dass Kinder aus armen Familien in Deutschland aufgrund ihrer Wohnverhältnisse beispielweise stärker von Umweltbelastungen betroffen sind als Kinder aus gut situierten Haushalten. Damit hat Umweltschutz auch eine starke armutspolitische Komponente, die in der Stadt-, Verkehrs- und Freiflächenplanung berücksichtigt werden muss.

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat ein bedeutendes Urteil für den Klimaschutz gefällt. Die RichterInnen bestätigen, dass Staaten gegen Menschrechte verstoßen, wenn sie zu wenig für den Klimaschutz tun. Das Deutsche Kinderhilfswerk sieht darin eine Stärkung des Kinderrechts auf eine gesunde Umwelt.

Der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes hatte im vergangenen Jahr mit dem General Comment Nr. 26 ein Dokument verfasst, das den Regierungen Orientierung über den Zusammenhang von Kinderrechten, Umwelt und Klimawandel gibt und konkrete Handlungsempfehlungen aufzeigt. Umweltzerstörung stellt demnach eine erhebliche Bedrohung der Kinderrechte dar. Deshalb ist es dem Deutschen Kinderhilfswerk ein besonderes Anliegen, junge Menschen in ihren Forderungen nach mehr Umweltschutz zu unterstützen.

(Eine Version für Kinder gibt es auf Englisch, Französisch und Spanisch)

Quelle: Pressemitteilung Deutsche Umwelthilfe, Pressemitteilung Deutsches Kinderhilfswerk e.V




Demokratiebildung gehört in Grundschulen und Kitas

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Neue Studie: Demokratiebildungsprozesse bei Kindern im Übergang von der Kita in die Grundschule

Das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW) fordert die stärkere Verankerung von Demokratiebildung als Bildungs- und Erziehungsauftrag in den Bildungs- und Rahmenplänen von Grundschulen und Kitas. Dafür müssen Kinderrechte und Partizipation in der organisationalen Entwicklung der Bildungseinrichtungen festgeschrieben werden. Diese dürfen nicht nur von der Initiative engagierter Lehr- und Fachkräfte abhängig sein. Zudem braucht es die Implementierung der Themen Demokratiebildung, Kinderrechte und gesellschaftliche Vielfalt als Aus- und Fortbildungsinhalte für das pädagogische Personal im Bildungsbereich. Die Forderungen basieren auf Ergebnissen einer Studie des DKHW zu Demokratiebildungsprozessen bei Kindern im Übergang von der Kita zur Grundschule.

Kinder müssen bereits in der Kita Partizipationserfahrungen machen können

„Kinder müssen bereits in der Kita und dann nachfolgend in der Grundschule ab der ersten Klasse Partizipationserfahrungen machen können und an Gremien beteiligt werden. Sie dürfen keinen Bruch in ihren Demokratiebildungserfahrungen beim Übergang von der Kita in die Grundschule erleben. Frühe Partizipationserfahrungen in der Kita werden in Schule und Hort viel zu wenig aufgegriffen und weiterentwickelt. So wie wir beim Kinderschutz in Präventionsketten denken, gilt es auch das Thema Demokratieerfahrungen in ineinandergreifenden Konzepten verschiedener Bildungseinrichtungen zu etablieren. Die qualitative Studie hat auch gezeigt, dass zwar an allen untersuchten Schulen formelle Beteiligungsformate wie Klassensprecherinnen und Klassensprecher und zum Teil Formate wie Klassenrat oder Essensausschuss etabliert sind, aber in fast allen Fällen waren Kinder der ersten Klassenstufen hiervon ausgeschlossen. Hier braucht es ein Umdenken, Kindern dürfen in den ersten Schuljahren keine Beteiligungskompetenzen abgesprochen und damit einhergehend Beteiligungsmöglichkeiten verwehrt werden“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes.

Schul-, Kita-, und Hortkonzepte müssen Demokratiebildung als wesentlichen Bestandteil ihrer alltäglichen pädagogischen Praxis begreifen

Zudem braucht es eine stärkere Verzahnung und Kooperation von Grundschule, Hort und Kita, um im multiprofessionellen Team ein gemeinsames Bildungsverständnis zu entwickeln und Partizipation von Kindern sowie die Umsetzung der Kinderrechte sicherzustellen.

„Die Ergebnisse der Studie zeigen auch, dass in Kitas und Schulen, in denen umfangreiche demokratiebildende Konzepte zum Einsatz kommen, die Kinder wichtige Kompetenzen wie Selbstständigkeit, Selbstbewusstsein, Kompromissfähigkeit sowie die Fähigkeit zur Aushandlung und Empathie stärken konnten. Das schließt an die Ergebnisse des Kinderreports 2012 des Deutschen Kinderhilfswerkes an, dass frühe Beteiligung von Kindern den Kreislauf der Vererbung von Armut durchbricht. Der Kinderreport hatte gezeigt, dass Kinder durch Mitbestimmung schon in jungem Alter soziale Kompetenzen entwickeln, die sie stark machen. Dadurch können die Kinder erfolgreich mit aversiven Reizen umgehen. Für Kinder aus benachteiligten sozialen Lagen ist es also von besonderer Bedeutung, schon im jungen Alter in der Kita und der Grundschule entsprechende Erfahrungen machen zu können“, so Holger Hofmann.

Zum Hintergrund der Studie:

Im Rahmen des Kompetenznetzwerkes Demokratiebildung im Kindesalter untersuchte die InterVal GmbH im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerkes, wie sich Demokratiebildungsprozesse von Kindern im Übergang von der Kita zur Grundschule entwickeln. Ein besonderes Augenmerk der Untersuchung lag dabei auf den Erfahrungen und dem Erleben der Kinder in den Bereichen Kinderrechte, Partizipation, Inklusion und Persönlichkeitsentfaltung sowie der Entwicklung von hiermit zusammenhängenden Kompetenzen. Zudem wurden die Einflüsse institutioneller Eigenschaften von Kita und Grundschule und die der pädagogischen Fachkräfte und Eltern bzw. Erziehungsberechtigten in den Blick genommen. Das mehrjährige qualitative Forschungsvorhaben (2020-2023) stellte die Perspektive der Kinder in den Mittelpunkt und war partizipativ angelegt.

Die Studie wurde im Rahmen des Projekts Kompetenznetzwerk Demokratiebildung im Kindesalter umgesetzt. Als Träger des Kompetenznetzwerkes erhält das Deutsche Kinderhilfswerk eine Förderung im Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Die Studie „Demokratiebildungsprozesse bei Kindern im Übergang von der Kita in die Grundschule“ kann unter www.dkhw.de/studie-demokratiebildungsprozesse heruntergeladen werden.

Der Grundschulverband sieht sich in seiner Position durch die vorliegende Studie bestätigt

Der Grundschulverband hat anlässlich seines Bundesgrundschulkongresses von 2019 das Papier ‚Anforderungen an eine zukunftsfähige Grundschule‘ veröffentlicht. Dabei sind sechs zentrale Punkte benannt und konkretisiert im Punkt ‚Die Grundschule der Zukunft ist eine demokratische Schule‘. Die da festgehaltenen Positionen finden sich allesamt wieder in der Studie „Demokratiebildungsprozesse bei Kindern im Übergang von der Kita in die Grundschule“ und bestätigen damit die entsprechende Position des Grundschulverbands. (Kostenlos zu bestellen oder zum Download als PDF)

„Wie diese Position in der Organisation Grundschule verwirklicht werden kann, zeigt der Grundschulverband in seinen Veröffentlichungen (so zum Beispiel in Heft 159 seiner Zeitschrift Grundschule aktuell „Demokratie lernen. Beteiligung erfahren) und auch in Veranstaltungen (wie zum Beispiel in einem gemeinsamen Fachtag für Grundschulen des Grundschulverbands BW mit dem Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung und der Landeszentrale für politische Bildung BW vom Februar 2024 zum Thema: Kinder beteiligen – Demokratie lernen“). Deutlich macht der Verband immer, dass die Umsetzung dieses Anliegens bereits schon in den ersten Klassen angegangen werden muss.

Der Grundschulverband sieht sich in seiner Position durch die vorliegende Studie bestätigt und wird das Thema weiter mit voranbringen“, so Edgar Bohn, 1. Vorsitzender des Grundschulverbandes. Weitere Informationen zum Grundschulverband e.V. finden Sie hier: grundschulverband.de

Quelle: Pressemitteilung Deutsches Kinderhilfswerk; Stellungnahme Grundschulverband e.V.




BNE-Weiterbildung geht an den Start

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Ob das Thema Klimawandel oder Demokratiebefähigung:

Auch Fachkräfte in der außerschulischen Bildung müssen gesellschaftliche Veränderungen in ihrer Arbeit aufgreifen. Die neue, kostenlose Online-Weiterbildung „BNEhoch3“ zeigt ihnen, wie sie das angehen können. Herausgeber sind der Wissenschaftsladen (WILA) Bonn und Zebralog. Gefördert wurde die Entwicklung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Mehr Grün im Stadtviertel, ein interkultureller Treff oder neue Radwege: Viele Menschen wollen sich für nachhaltige Projekte in ihrer Stadt, Schule oder Arbeit einsetzen. Doch wie können Fachkräfte Menschen in ihrer Bildungsarbeit dazu ermutigen und befähigen? Die kostenlose Online-Weiterbildung „BNEhoch3“ zeigt ReferentInnen, wie sie – gemäß einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) – diesen Kompetenzerwerb bei Lernenden fördern und Handlungsoptionen aufzeigen können.

Praktische Tipps und fundiertes Hintergrundwissen

Die Online-Weiterbildung richtet sich an Fachkräfte aus dem non-formalen und informellen Lernen (NIL) – also aus Einrichtungen wie Museen, Naturparks, Vereinen sowie an selbständige ReferentInnen. Wie funktioniert gesellschaftliche Veränderung? Was hat es mit dem Whole Institution Approach auf sich und wie lässt sich das auf meine Bildungseinrichtung übertragen? Zwölf Kursmodule geben fundiertes Hintergrundwissen, praktische Tipps und anpassbares Material in unterschiedlichen Themenbereichen. Jedes Modul nimmt dabei ca. zwei Stunden Zeit in Anspruch und schließt mit einer Bescheinigung ab. Ob eines oder alle zwölf Module – Fachkräfte im Bildungsbereich können alle Lerninhalte kostenlos zur eigenen Weiterbildung nutzen.

Von BildungsexpertInnen für BildungsexpertInnen

Die Weiterbildung haben Teams und Organisationen entwickelt, die selbst als Referent*innen im Bereich non-formales und informelles Lernen arbeiten. Dabei standen den EntwicklerInnen vier MentorInnen zur Seite, die seit Jahren und Jahrzehnten selbst Bildungsformate und -materialien im Bereich BNE entwickeln. Den gesamten Prozess gesteuert haben der Wissenschaftsladen (WILA) Bonn und Zebralog. Der WILA Bonn setzte hierbei seine Kompetenz als BNE-zertifizierte Bildungseinrichtung und Experte in der Prozessentwicklung ein, während Zebralog die technische Umsetzung übernahm.

Über BNEhoch3

Die Entwicklung von „BNEhoch3“ wurde gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Das Kurskonzept basiert auf dem von Germanwatch 2022/2023 erarbeiteten und vom BMBF geförderten Konzept „BNE-Online-Selbstlernkurs für NIL-Bildungsakteure“.

Anmeldung zur Online-Weiterbildung

Interessierte können sich ab sofort auf der Plattform anmelden unter https://bnehochdrei.de/

Quelle: Pressemitteilung Wissenschaftsladen Bonn e.V.




Deutschland summt! Der Pflanzwettbewerb 2024 ist gestartet

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Jetzt Bienenoase gestalten und Aktion dokumentieren

Wer gestaltet die schönsten Gärten für Wildbienen & Co. und veranstaltet dazu die spannendsten Aktionen? Der Wettbewerb der Stiftung für Mensch und Umweltläuft mittlerweile im neunten Jahr und motiviert bundesweit Kinder, Jugendliche und Erwachsene für die biologische Vielfalt aktiv zu werden.

Los geht’s: Bis zum 31. Juli mitmachen!

Egal ob Balkon, Terrasse, Garten oder kommunale Fläche, ob Kleinkind, Firmen­chefin, Ökospezialist oder Lokalpolitiker: Beim Deutschland summt!-Pflanzwettbewerb verwandeln alle Teilnehmerinnen öde Flächen in naturnahe Blühoasen. Zusätzlich machen die Teilnehmerinnen auf ihre Pflanz­aktion aufmerksam, denn die Jury bewertet ebenso das Engagement selbst sowie die Verbreitung von Infos rund um das Thema. Das Motto: Auf dass der „Funke der Begeisterung“ auf möglichst viele Menschen überfliegt und zum Mitmachen motiviert. Jede Fläche zählt!

Teilnehmen, so geht’s:

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Interessierte laden ihren Beitrag ab sofort (bis spätestens 31. Juli 2024) auf der Wettbe­werbsplattform hoch: www.wettbewerb.wir-tun-was-fuer-bienen.de Gefragt ist eine Kurz­beschreibung der Aktion mit Vorher-Nachher-Fotos der neu gestalteten Fläche mit heimischen Blühpflanzen und Gartenstrukturen. Egal, ob die Fläche 10 Quadratmeter oder 5.000 Quadratmeter groß, öffentlich oder privat ist – alle Interessierten finden eine passende Kategorie. „Wer mitmachen möchte, sich aber noch wenig mit der naturnahen Gestaltung auskennt, findet auf unserer Website viele Infos. Zum Beispiel Vorschläge für insektenfreundliche Pflanzen und Ideen für naturnahe Gartenstrukturen“, so Julia Sander, Leiterin des Deutschland summt!-Pflanzwettbewerbs.

Hintergrund

Mehr als die Hälfte der über 600 heimischen Wildbienenarten sind in ihrem Bestand bedroht. Die Ursachen für den Rückgang und die Gefährdung der Insekten liegen in der Zerstörung ihrer Lebensräume und in der Verminderung ihres Nahrungsangebots.

Jetzt registrieren und mitmachen!

Quelle: Pressemitteilung Stiftung für Mensch und Umwelt




Bevölkerungsentwicklung: passgenaue kommunale Strategien dringend gefragt

Die Bertelsmann Stiftung veröffentlicht Bevölkerungsvorausberechnung 2040 auf dem Datenportal „Wegweiser Kommune“

Der Blick auf die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland in den vergangenen 60 Jahren zeigt vor allem, dass diese überaltert. Das ist nicht das Ergebnis einer zunehmenden Lebenserwartung hierzulande, die aktuell sogar etwas rückläufig ist, sondern die zu geringe Geburtenrate. Diese liegt aktuell bei 1,36 Kindern pro Frau und geht weiterhin zurück. In Österreich (1,68) und der Schweiz (1,33) sieht die Situation nicht besser aus. Die Gründe für die niedrigen Geburtenraten sind bekannt. Ebenso sollte es mit den Folgen sein. Setzt sich die Forschung doch schon seit Jahrzehnten damit auseinander.

Statt Lamentos sind ernsthafte Strategien gefordert

Indem Politiker seit Jahrzehnten lamentieren, statt die Entwicklung zu akzeptieren und entsprechend zu agieren, verschärft sich die Situation zunehmend. Ebenso gilt es wohl in der Gesellschaft hinzunehmen, dass nach dem nun 75 Jahren andauernden Versuch eine gelungene Fertilitätspolitik wie etwa in Frankreich zu machen, das Familienpolitikexperiment in Deutschland dauerhaft gescheitert ist.

Umso mehr verwundert es, wenn dann vielerorts der Mangel an Auszubildenden und Fachkräften beklagt wird. Das helfen millionenschwere Werbekampagnen wie sie etwa die Bundeswehr mit Steuergeldern betreibt nur wenig. Die Kinder, die heute zur Waffe greifen sollen, wurden einfach niemals geboren. Und es werden immer weniger werden.

Das hat Folgen für alle Bereiche der Gesellschaft. Wer sich damit ehrlich auseinandersetzen will, bekommt mit der Bevölkerungsvorausberechnung 2040 des Datenportals „Wegweiser Kommune“ der Bertelsmann Stiftung eine wichtige Hilfestellung.

Ungleiche Entwicklung in den Bundesländern

Denn es sind gerade die Kommunen, die in den kommenden Jahrzehnten vor großen Herausforderungen stehen werden und deshalb dringend passgenaue Strategien benötigen. Dabei wird die Entwicklung bis 2040 sehr unterschiedlich verlaufen. Laut Prognose der Stiftung wird die Bevölkerungszahl von 2020 bis 2040 sogar um 0,6 Prozent wachsen. Dabei werden die östlichen Bundesländer und das Saarland Bevölkerungsrückgänge verzeichnen. Die anderen Bundesländer können mit Zuwächsen bei der Bevölkerungszahl bis 2040 rechnen. Vor allem die Alterung unserer Gesellschaft wird sich fortsetzen und den bereits bestehenden Fachkräftemangel verstärken. Zusammen mit wachsenden oder schrumpfenden Bevölkerungszahlen wird diese zunehmende Alterung die kommunalen Infrastrukturen weiter unter Druck setzen.

Demnach liegt die Bevölkerungsentwicklung in den 13 Flächenländern zwischen +4,6 Prozent (Baden-Württemberg) und -12,3 Prozent (Sachsen-Anhalt). Deutliche Bevölkerungszuwächse gibt es in den Stadtstaaten Berlin und Hamburg mit +5,8 Prozent beziehungsweise +3,5 Prozent; Bremen wächst moderater um +1,1 Prozent. Unter den kreisfreien Städten haben Leipzig, Potsdam und Bamberg Bevölkerungszuwächse von mehr als 10 Prozent zu erwarten. Bei den Landkreisen gilt dies für Biberach, Mühldorf am Inn und Kelheim. Am anderen Ende der Skala stehen nur Kreise und kreisfreie Städte aus den östlichen Bundesländern mit einem zu erwartenden Bevölkerungsrückgang von -17 Prozent und mehr. 

Mehr ältere Menschen

Die Zunahme des Anteils der Bevölkerung im potenziellen Rentenalter spielt in den kommen-den Jahrzehnten eine zentrale Rolle. Die zunehmende Alterung wird erhebliche Auswirkungen auf das sogenannte Erwerbspersonenpotenzial, auf die Alterssicherungssysteme und auf den Pflegebedarf haben. Der Anteil der Personen im Alter ab 65 Jahren an der Gesamtbevölke-rung betrug im Jahr 2020 knapp 22 Prozent, 20 Jahre später werden es fast 28 Prozent sein. „Bei allen regionalen Unterschieden zeigt sich die zunehmende Alterung unserer Gesellschaft in fast allen Kommunen. Es braucht jetzt gezielte Strategien, um eine geeignete Infrastruktur für die älteren Generationen aufzubauen und die dabei entstehenden wirtschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen“, sagt Ralph Heck, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung.

Deutlicher Anstieg der Rentner in Deutschland

Die geburtenstarken Jahrgänge rücken in den kommenden Jahren ins Rentenalter vor. Die Zahl der potenziell Erwerbstätigen nimmt ab und die Zahl der potenziellen Bezieher von Leistungen im Alter steigt deutlich an. Die Vorausberechnung zeigt, dass die Anzahl der Personen in den ersten Jahrgängen des Rentenbezugs bis zum Jahr 2035 auf rund 16,2 Millionen stark ansteigt (im Jahr 2020 waren es noch rund 12,3 Millionen 65- bis 79-Jährige). Damit steigt der Anteil der 65- bis 79-Jährigen an der Gesamtbevölkerung von 14,8 Prozent im Jahr 2020 auf 19,3 Prozent im Jahr 2035. Danach wachsen etwas schwächere Jahrgänge ins Rentenalter nach, sodass der Anteil der 65- bis 79-Jährigen in den weiteren fünf Jahren bis 2040 um knapp einen Prozentpunkt gegenüber 2035 zurückgeht. Die Anzahl der Senioren ab 80 Jahren nimmt ab dem Jahr 2027 deutlich zu. Die Zahl der über 80-Jährigen steigt von rund 5,8 Millionen im Jahr 2027 auf rund 7,7 Millionen im Jahr 2040. Somit liegt der Anteil der ab 80-Jährigen im Jahr 2040 in Deutschland bei 9,2 Prozent.

Die Alterung zeigt sich auch an der Entwicklung des Medianalters, also dem Alter, das die Bevölkerung in eine ältere und eine jüngere Hälfte teilt. Bundesweit nimmt das Medianalter bis zum Jahr 2040 um 1,2 Jahre zu. In allen Bundesländern (außer dem Saarland) wird das Medianalter bis 2040 ansteigen, in mehreren Bundesländern um etwa zwei Jahre. Die Spanne zwischen den Bundesländern liegt dann bei fast zehn Jahren, zwischen den Stadtstaaten Hamburg und Berlin einerseits (je etwa 43 Jahre) und vier der fünf östlichen Bundesländer andererseits (zwischen 52 und 53 Jahre). Auf der Kreisebene beträgt die Spanne beim Medianalter 18,5 Jahre zwischen dem ältesten Landkreis Greiz (Medianalter 57,3 Jahre) und dem jüngsten Stadtkreis Heidelberg (38,8 Jahre). 

Kommunale Entscheidungsträger können die Vorausberechnung nutzen, um die regionalen Infrastrukturen auf die demografischen Herausforderungen der nächsten Jahre vorzu-bereiten. Ohne finanzielle Unterstützung durch Förderprogramme von Bund und Ländern wird dies für viele Regionen nicht aus eigener Kraft zu schaffen sein.

Zusatzinformationen:

Die Bevölkerungsvorausberechnung 2040 der Bertelsmann Stiftung wurde für alle Kommunen in Deutschland mit mehr als 5.000 Einwohner durchgeführt. Das entspricht 3.063 Gemeinden (einschließlich der Stadtstaaten und kreisfreien Städte), in denen 89,6 Prozent der Einwohner in Deutschland leben. Die Daten liegen auf Ebene des Bundes, der Bundes-länder, der Landkreise und kreisfreien Städte und Gemeinden vor. Die einzelnen Ergebnisse für jede Region stehen im Datenportal Wegweiser Kommune www.wegweiser-kommune.de der Bertelsmann Stiftung zum Abruf bereit.

Quelle: Bertelsmann Stiftung