Bildung 2025: Schulen zwischen KI, Wandel und neuen Fächern
geschrieben von Redakteur | September 29, 2025
GoStudent-Studie zeigt: Veraltete Prüfungen, fehlende KI-Kenntnisse und der Ruf nach neuen Kompetenzen prägen Europas Bildungssystem
Die europäische Bildung steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Der aktuelle GoStudent-Bericht zur Zukunft der Bildung 2025, basierend auf Befragungen von über 5.800 Eltern und Kindern sowie 300 Lehrkräften in sechs Ländern, macht deutlich: Klassische Prüfungen stoßen an ihre Grenzen, digitale Kompetenzen und Soft Skills werden entscheidend.
Prüfungen im Wandel
62 Prozent der Eltern halten traditionelle Prüfungen für überholt. Viele Schüler:innen nutzen bereits KI-Tools für Aufsätze und Tests. Statt reiner Wissensabfrage fordern Lehrkräfte simulationsbasierte Bewertungen, die Problemlösefähigkeiten und kritisches Denken in realitätsnahen Szenarien messen.
Neue Fächer für eine digitale Zukunft
Mathematik und Informatik gelten in ihrer jetzigen Form als nicht mehr zeitgemäß. Gefordert werden neue Inhalte wie Künstliche Intelligenz, Cybersicherheit und Finanzbildung. Auch Stressbewältigung, Gesundheit und Fremdsprachen stehen bei Eltern und Pädagog:innen hoch im Kurs.
Obwohl viele Eltern die Bildschirmzeit kritisch sehen, betrachten sie digitale Geräte als unverzichtbar. 95 Prozent der Eltern und Lehrkräfte vermitteln bereits Strategien gegen Fake News. Dennoch warnt die Studie: Kinder können Fakten immer schwerer von Falschinformationen unterscheiden.
Fehlende KI-Ausbildung für Lehrkräfte
Während 63 Prozent der Schüler:innen sich mehr KI-Wissen ihrer Lehrkräfte wünschen, haben drei Viertel der Pädagog:innen keinerlei Schulungen erhalten. Die fehlende Weiterbildung gilt als größte Hürde, um Kinder fit für die digitale Zukunft zu machen.
Personalisierung als Schlüssel
Eltern und Lehrkräfte setzen Hoffnungen in KI-gestützte Lernformen. Sie können den Unterricht individualisieren, Schüler:innen mit Förderbedarf gezielt unterstützen und Lehrkräfte entlasten. Klar bleibt: Menschliche Lehrkräfte bleiben unersetzlich, um Kreativität, Empathie und kritisches Denken zu fördern.
Es geht um jedes Kind: Neue Initiative stärkt KiTas
geschrieben von Redakteur | September 29, 2025
Die Bertelsmann Stiftung startet eine bundesweite Initiative, die den Bildungs-, Betreuungs- und Schutzauftrag von KiTas in den Mittelpunkt stellt
Kindertageseinrichtungen übernehmen einen umfassenden gesellschaftlichen Auftrag: Sie sichern Kinderrechte, ermöglichen Beteiligung und stärken die Gemeinschaftsfähigkeit. Damit dies gelingt, müssen sich Politik und Gesellschaft auf die Stärken des bestehenden KiTa-Systems besinnen und Fachkräfte gezielt unterstützen. Genau hier setzt die neue Initiative „Es geht um jedes Kind!“ an, die im September 2025 von der Bertelsmann Stiftung gestartet wurde.
Die Initiative verfolgt drei übergeordnete Anliegen:
– Zugang für alle Kinder zu guter frühkindlicher Bildung – Ganzheitliche Förderung der Kompetenz- und Persönlichkeitsentwicklung durch KiTa-Teams – Qualifizierte Fachkräfte mit professionellen Arbeitsbedingungen
Damit will sie nicht nur Bewusstsein schaffen, sondern auch Impulse für eine bessere Qualitätssteuerung in der Praxis geben.
Formate & Mitwirkende
Um die Debatte zu bereichern, setzt die Initiative auf verschiedene Formate: – Wissenschaftliche Expert:innen beleuchten Widersprüche im aktuellen Diskurs und erinnern an zentrale pädagogische Erkenntnisse. – Botschafter:innen aus Gesellschaft, Kultur, Sport und Wirtschaft setzen sich öffentlich für starke KiTas und Kinder ein. – Im Discussion Paper „KiTa ist Bildung – und mehr“ wird deutlich, was den KiTa-Auftrag so besonders macht, wie individuelle Förderung gelingt und was professionelles Handeln im Alltag bedeutet.
An der Initiative wirken zahlreiche Fachleute mit, darunter Prof. Dr. Marjan Alemzadeh, Dr. Elke Alsago, Dr. Seyran Bostancı, Prof. Dr. Rahel Dreyer und Prof. Dr. Jens Kaiser-Kratzmann. Sie liefern Impulse zu Themen wie Vielfalt, Bedürfnisorientierung, Sprachförderung, Partizipation und Professionalisierung.
Online-Präsenz und Social Media
Neben der Website werden kontinuierlich Inhalte, Videos und Interviews veröffentlicht. Interessierte können die Initiative auch auf Social Media verfolgen:
– Instagram: @gute_kita – Facebook: „Frühkindliche Bildung“ – LinkedIn: Bertelsmann Stiftung – Projekt Frühkindliche Bildung – YouTube: Playlist „Es geht um jedes Kind!“
Einordnung im aktuellen Diskurs
Die Initiative ist Teil des Projekts „Frühkindliche Bildung“ der Bertelsmann Stiftung. Angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels, Finanzierungsfragen und struktureller Herausforderungen liefert sie wichtige Impulse: Sie zeigt auf, warum KiTas mehr als Betreuungseinrichtungen sind – und wie sie als Orte von Bildung, Schutz und Teilhabe gestärkt werden können.
Quelle: Bertelsmann Stiftung / Initiative „Es geht um jedes Kind!“
Mit Kindern über Gefühle sprechen – Bücher von Ravensburger zu gewinnen
geschrieben von Redakteur | September 29, 2025
Gefühle sind wichtig und Kinder müssen lernen, Emotionen zu benennen, einzuordnen und auszudrücken. Bücher können dabei helfen, über Gefühle zu sprechen und Empathie für Andere zu entwickeln.
Wir verlosen 3 Buchpakete, um mit dem Nachwuchs über Gefühle ins Gespräch zu kommen.
Gefühle altersgerecht erklärt in Kindersachbüchern von „Wieso? Weshalb? Warum?“
„Wieso? Weshalb? Warum?“,Band 58: Unsere Gefühle: Wie können uns Gefühle helfen? Wo spüren wir sie? Und wann fühlen wir uns überfordert? Dieses Buch, das in Zusammenarbeit mit einer Kinderpsychologin entstanden ist, hilft Kindern ab 4 Jahren, mit eigenen Gefühlen umzugehen.
Die Darstellung von Situationen aus dem Kinderalltag mit Wut, Freude, Ekel und Angst schult Empathie. Die drehbare Gefühlsuhr lädt dazu ein, über Emotionen zu sprechen. Entdeckerklappen verdeutlichen, wie schon die Jüngsten achtsam mit sich, anderen und ihren Gefühlen umgehen können.
„Wieso? Weshalb? Warum?“ junior, Band 32: Ängstlich, wütend, fröhlich sein: Gefühle wechseln bei kleinen Kindern besonders schnell. Anhand alltäglicher Situationen erkennen Kinder ab 2 Jahren: Worüber freuen wir uns? Wann sind wir ängstlich? Ein liebevoll gestaltetes Buch für erste emotionale Gespräche.
Aktuelle Ravensburger Pappbilderbücher rund um Gefühle für die Kleinsten
Krümel und die Gefühle:In dieser humorvollen Vorlesegeschichte wacht das Meerschweinchen Krümel mit einem komischen Gefühl im Bauch auf. Was kann das nur sein? Krümel fragt andere Tiere nach ihren Gefühlen. Der Hamster ist wütend, weil seine Schwester alle Kekse aufgegessen hat. Die Ratte ist verliebt, das Eichhörnchen hatte einen Albtraum und fühlt sich jetzt ängstlich. Alle Tiere fühlen anders. Und am Ende findet auch Krümel heraus, was für ein komisches Gefühl er im Bauch hat.
Wenn kleine Tiere wütend sind: Mit ausdrucksstarken Bildern und in kurzen, kindgerechten Reimen liefert dieses Pappbilderbuch Anlässe, um über Gefühle ins Gespräch zu kommen. Denn die kleinen Tiere machen vor, wie sich Wut auswirken kann.
Wir weinen und lachen, wir streiten und helfen:Kleine Geschichten zeigen, wie Kinder mit alltäglichen Gefühlen umgehen. Leicht bedienbare Verwandlungsschieber zeigen, wie Konfliktsituationen aufgelöst werden können.
Mein erstes Gefühle-Buch: Große Gefühle im Alltag: Dieses Schieberbuch hilft Zweijährigen, Emotionen zu erkennen und zu verarbeiten und es fördert dabei spielerisch die Empathie und soziale Kompetenz.
Gewinnspiel: Wir verlosen Pakete aus 3 x 6 Ravensburger Büchern rund um das Thema Gefühle
Gewinnprodukte:
• Wieso? Weshalb? Warum?, Band 58: Unsere Gefühle • Wieso? Weshalb? Warum? junior, Band 32: Ängstlich, wütend, fröhlich sein • Krümel und die Gefühle • Wenn kleine Tiere wütend sind • Wir weinen und lachen, wir streiten und helfen • Mein erstes Gefühle-Buch
Das Gewinnspiel endet am 8.10.2025
Stichwort: Gefühle
Ausgezeichnet von spiel gut: Die Brio Builder Box
geschrieben von Redakteur | September 29, 2025
Kreatives Schrauben, Hämmern und Konstruieren für Kinder ab drei Jahren
Schrauben, hämmern und mit Werkzeug arbeiten – das machen viele Kinder gerne. Empfehlenswertes Material dafür bietet die Builder Box von Brio. Sie enthält Holzteile verschiedener Größen, Schrauben, Räder, Muttern, Hammer, Zange, Schraubenschlüssel und Schraubenzieher. Das Schraub-Bausystem bietet vielfältige Möglichkeiten für das spielerische Bauen und Konstruieren für Kinder ab drei Jahren. Die Packung ist ein guter Einstieg in dieses Bausystem und eine Möglichkeit, die Augen-Hand-Koordination zu trainieren und kreativ zu sein.
Zunächst werden Kinder einfach Teile zusammenschrauben, um sich mit dem Material vertraut zu machen und den Umgang mit den Werkzeugen zu üben. In der nächsten Phase werden die Bauteile gezielt eingesetzt, um zum Beispiel ein Auto zu bauen. Für neue Ideen wird dann einfach alles wieder auseinandergeschraubt. Das Bausystem ist erweiterbar und alle Kästen können miteinander kombiniert werden.
Brio Builder wurde von spiel gut ausgezeichnet, weil sich damit das Bauen und Konstruieren weiterentwickeln kann und das hochwertige, erweiterbare Material langes Spielvergnügen garantiert.
Material: Holz (Buche) und Kunststoff (ABS, PP) Alter: ab 3 Jahren Preis: ca. 50 €
Wie Spielwaren Kindern helfen, gesunde Entscheidungen zu treffen
geschrieben von Redakteur | September 29, 2025
Die Gesundheit unserer Kinder ist eine Investition in die Zukunft. Mit den Spielwaren von beleduc werden Kinder angeregt, gesunde Entscheidungen zu treffen. Die Kombination aus Bewegung und Bildung ermöglicht es Kindern, spielerisch und mit Freude die Grundlagen für ein gesundes Leben zu erlernen. Ob durch bewegungsanregende Spiele im Freien oder lehrreiche Puzzles zu Ernährungsthemen: Die Lernspielwaren von beleduc sind darauf ausgerichtet, Spaß zu machen und Kindern spielerisch bei der Entwicklung gesunder Gewohnheiten zu helfen.
Aktiv in der Natur
Körperliche Aktivität ist essenziell für die Gesundheit von Kindern. Mit deninnovativen TopTrike-Fahrzeugen von beleducstehen Sport und Spiel im Alltag im Mittelpunkt. Wir bieten altersgerechte zwei-, drei- und vierrädrige Fortbewegungsmittel, mit denen Kinder ihren Bewegungsdrang sicher ausleben können. Gleichzeitig werden die motorischen Fähigkeiten und die Ausdauer der Kinder gefördert. Kinder werden ermutigt, gemeinsam mit Freunden die Natur zu erkunden, was zusätzlich soziale Interaktionen unterstützt.
Das Wheelie-Spielrad im 4er-Set ist perfekt für die Gruppe und regt die Fantasie jedes Kindes an: Pferdchen spielen, tolle Rennen oder Parcoursläufe.
Mit dem Sitzroller geht’s zur aufregenden Rollerfahrt! STEHEN ODER SITZEN – beides geht! Nach einer großen Tour über den Pausenhof kann man es sich auch mal auf dem Sitz gemütlich machen. Kinderroller gehören zu den Bestsellern im Kindergarten und in der Schule und trainieren neben der Balance die Flexibilität des Körpers.
Bewusstsein für gesunde Ernährung schaffen
Im Zuordnungspuzzle HUMANICO „Ernährung“ dreht sich alles um die gesunde Ernährung. Mit diesem Puzzle lernen Kinder die Grundlagen und Empfehlungen für eine gesunde Ernährung kennen. Die Ebenen können fertig gepuzzelt auch neben- oder übereinandergelegt werden und bilden somit eine Ernährungspyramide. So sehen Kinder direkt, wovon man mehr oder weniger essen sollte. Beim Puzzeln mit NAWITO „Was wächst wo“ werden die Feinmotorik und das logische Denken trainiert und der Wortschatz erweitert. Das Puzzle zeigt anschaulich, was über und unter der Erde, am Baum und Strauch, auf dem Feld oder im Wasser wächst, bevor es auf unseren Tellern landet. Dies fördert ein tiefgreifendes Verständnis für ausgewogene Ernährung und kann die Neugier auf gesunde Lebensmittel wecken.
Kitas brauchen eine radikale pädagogische Kehrtwendung zum KIND: BILDUNGSWENDE JETZT!
geschrieben von Redakteur | September 29, 2025
Eine Analyse der aktuellen Missstände in der frühkindlichen Bildung und Betreuung – warum Kinder, Eltern und Fachkräfte ohne eine grundlegende pädagogische Kehrtwende langfristig Schaden nehmen werden
Der Themenschwerpunkt hätte auch folgende Überschrift tragen können:
Mehr Kind! Mehr Persönlichkeit und weniger Formalismus/Dirigismus: BILDUNGSWENDE jetzt! Oder
Kinder müssen wieder Ausgangs- und Mittelpunkt der Pädagogik sein! BILDUNGSWENDE jetzt! Oder‘
Kinder brauchen Menschen, Spiel und Seelenproviant und keine didaktisierten Förderprogramme: BILDUNGSWENDE jetzt!
Wie schon in der Online-Zeitschrift „spielen + lernen“ (Ausgabe: 30.07.25) zu lesen war und wie alle Fachkräfte im Feld der Elementarpädagogik wissen – im Gegensatz zu vielen politischen Mandatsträger*innen, die sich lediglich nur mit wohlfeilen Worten und ohne persönlichen Praxisbezug zur überaus vielschichtigen Problemlage im Elementarbereich äußern –, hat sich die Realität in Kindertageseinrichtungen in den vergangenen Jahren weiter dramatisch verschärft – nicht nur für pädagogische Fachkräfte, sondern vor allem – neben den Eltern – für die Kinder selbst: und – wie wir wissen – dies mit dramatisch nachhaltigen Folgen für deren Entwicklung.
Wenn Kinderbedürfnisse im Bürokratiedschungel untergehen
Während der Ruf nach notwendigen, real vorhandenen Qualitätsstandards, einer Umsetzungsmöglichkeit für ein professionell tätiges Handeln im Erzieher*innenberuf und eine kindorientierte Konzeptionsumsetzung immer lauter wird, geraten die wirklich grundlegenden, lebensbedeutsamen und dringend notwendigen, entwicklungsunterstützenden Bedürfnisse von Kindern zunehmend ins Abseits einer gesetzlich geforderten Umsetzung des Erziehungs-, Bildungs- und Betreuungsauftrags (SGB). Was jedes Kind, gerade in den ersten Lebensjahren, für eine förderliche Persönlichkeitsbildung unwidersprochen braucht – Beziehungsnähe, Bindungssicherheit, eine zuverlässige Begleitung der kindorientierten Tätigkeiten, Raum für Spiel und vielfältige Welterkundungsmöglichkeiten, Zeit zur Stabilisierung ihres Selbstwertgefühls (statt erwachsenengesteuerte, wirtschaftlich geprägte und zukunftsdefinierte Belehrungsprogramme), Erfahrungswerte eigener Selbstwirksamkeit und eine sozial-emotional geprägte, werteorientierte, inklusiv gestaltete Entwicklungswelt/Entwicklungsatmosphäre –, werden diese im Alltag immer wieder aufs Neue durch Bürokratie, vielfältigste Stressfaktoren, eine häufig dramatische Personalnot, einen ständig zunehmenden Bedarf an individualunterstützenden Hilfsangeboten für Kinder mit Verhaltensirritationen, eine fehlende realexistierende Teamarbeit, die es zumeist nur auf dem Papier gibt, und unsinnige, institutionelle Routinen und tradierte Gewohnheiten verdrängt.
Viele Fachkräfte fühlen sich im Spannungsfeld zwischen einem fachlichen Anspruch, abgeleitet aus wissenschaftlichen Erkenntnissen, und strukturellen, institutionellen und personellen Mangelsituationen zerrieben. Teams sind überlastet, und Vieles zerfällt in ein Einzelkämpfertum bei einer deutlichen Zunahme von ungelösten Teamkonflikten. Viele Eltern sind – aus unterschiedlichen Gründen – zunehmend schwer erreichbar, Ausbildungsstandards in vielen Fachschulen wurden abgesenkt und haben ein Niveau in einem unteren Level erreicht, und manche Quereinsteiger*innen – oftmals nur, wenn überhaupt, mit einer Minimalfortbildung ausgestattet – bringen nicht selten zusätzliche Unruhe in das Kollegium und vor allem in die Aufenthaltswelt der Kinder. Ja, gerade qualifiziertes Personal denkt sogar immer häufiger über einen Ausstieg aus dem Beruf nach. Das Ergebnis: Wir finden eine Pädagogik vor, die Kindern in ihrer sensiblen Entwicklungsphase weder Stabilität noch verlässliche Begleitung bieten kann – mit allen bekannten nachhaltigen Folgen für das kindliche Verhalten und damit auch für die gesellschaftliche Zukunft.
Eine Pädagogik ohne Halt – Kinder verlieren ihre Entwicklungsräume
Nötig ist daher eine „radikale pädagogische Kehrtwende zurück zum Kind“ – weg von einer überakademisierten, praxisfremden und wirtschaftspolitisch verursachten Anspruchswelt, die ohne Unterlass auf Erzieher*innen einzuwirken versucht, weg von ideologisch gesetzten Ansprüchen und Einflüssen, die sich in Form von ständig erscheinenden Förderprogrammen zeigen und häufig von Personen entwickelt wurden, die nicht aus dem (heil-)pädagogischen/entwicklungspsychologischen Berufsfeld kommen, und weg von funktional sowie teilheitlich geprägten Konzepten, die das Kind als ein „defizitäres Objekt“ klassifizieren und zum „Förderprojekt“ degradieren. Was ist daher nötig? Die Elementarpädagogik muss einen Weg finden, der zurück zu einer beziehungsorientierten, kindzentrierten Praxis führt.
Spiel braucht Raum – Für eine kindgerechte Pädagogik
Das Spiel verliert in Kitas zunehmend an Bedeutung – durch Verhaltensauffälligkeiten, Inklusionsanforderungen, Bildungsdruck, Bürokratie und fachfremdes Personal. Dabei bleibt das Spiel zentral für die Selbstbildung und Entwicklung von Kindern. Diese Publikation fordert eine Rückbesinnung auf eine lebendige Spielpädagogik, die Kinder ins Zentrum stellt – gegen eine funktionalisierte Frühpädagogik.
176 Seiten, Softcover, DIN A5 ISBN: 978-3-96304-616-2 22 €
Zunächst sei erlaubt, ein paar FAKTEN wiederzugeben, die die Situation in der Elementarpädagogik auf den Punkt bringen: Diese Fakten ergeben sich sowohl aus unterschiedlichen Berichten von praktisch tätigen Erzieherinnen und pädagogisch tätigen Personen aus verwandten Berufen und Leitungskräften aus allen 16 Bundesländern als auch aus vielfältigen Veranstaltungen, Coachings, Supervisionen, Qualitätsevaluationen, Fortbildungsveranstaltungen und aus Gesprächen mit Wissenschaftskolleginnen und aus allseits bekannten Untersuchungen.
Fakten, die nicht länger ignoriert werden dürfen
Was eine entwicklungsförderliche/entwicklungsunterstützende Elementarpädagogik einschränkt und damit eine Qualität immer stärker ins Abseits führt:
Laut Bertelsmannstiftung vom August 2024 fehlen in Deutschland 97.000 vollbeschäftigte Fachkräfte (Kostenpunkt 5,8 Milliarden €), und in der aktuellen IW-Arbeitsmarktfortschreibung 2028 des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln ist im Feld des Erzieher*innenberufs mit dem stärksten Beschäftigungszuwachs aller untersuchten Berufsgruppen zu rechnen: plus 136.400 in 5 Jahren! Rechnerisch wird die Fachkräftelücke bis 2028 weiterhin auf rund 30.800 unbesetzte Stellen anwachsen. (Hier sei auf die Stellschraube Beruf der Elternteile/Mütter und Familie sowie auf die Vernetzung mit dem Arbeitsmarkt/der Wirtschaftsentwicklung in Deutschland besonders hingewiesen.)
Nach wie vor ist der Betreuungsschlüssel in Kitas vollkommen unbefriedigend. (EU-Empfehlung, schon seit Jahren: Krippe 1:3, Kita 1:7)
Aufgrund des Fachkräftemangels nimmt die Zahl der Gruppenschließungen bis hin zu Kita-Schließungen ständig zu.
Der vorgegebene Betreuungsschlüssel in der Gruppe muss eingehalten werden, ansonsten wird die Gruppe aktuell geschlossen. Dem hat zum Beispiel das Land NRW versucht entgegenzuwirken, indem vom Familienministerium eine mehr als berechtigt umstrittene Personalverordnung, die im Dezember 2024 in Kraft trat, Anwendung finden könnte: Laut dieser Personalverordnung ist es möglich, den Betreuungsschlüssel „zeitbegrenzt“ (Anmerkung: was das heißt, bleibt vollkommen offen) so zu senken, dass nur ein(e) Erzieherin (mit Unterstützung von vorhandenen Ergänzungskräften) für bis zu 60 Kinder anwesend ist (Anmerkung: Anwesenheit kann nur bedeuten, lediglich als „Dompteurin“ zu wirken! Eine Umsetzung des Erziehungs-, Bildungs- und Betreuungsauftrags ist hierbei vollkommen ausgeschlossen und realitätsfern in höchstem Maße.) Laut einer Kleinen Anfrage der SPD-Landtagsfraktion gingen bis 7/2025 23 Anträge bei den Landesjugendämtern ein, wovon 16 Anträge genehmigt wurden. Und: nur 16 von mehr als 10.700 Kitas in NRW haben überhaupt von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht.
Beschäftigte in der Kita-Pädagogik waren 2023 knapp 30 Tage/Jahr krankgeschrieben. Das entspricht einem Anstieg um 26 % zwischen den Jahren 2021 und 2023. Hauptursachen: 1. Atemwegserkrankungen, 2. psychische Erkrankungen (Bertelsmannstiftung). Dazu kommen Urlaubstage und Fortbildungstage.
Fortbildungen, die berufsbegleitend wichtig sind und den Mitarbeiter*innen auch auf Grundlage der länderspezifischen Bildungsgesetze zustehen (!), können aufgrund der Personalknappheit gar nicht wahrgenommen werden und werden, wenn überhaupt, entsprechend selten von Trägern genehmigt.
Aufgrund der häufig wechselnden Bezugserzieher*innen ist eine kontinuierliche, dringend notwendige und entwicklungsförderlich gegenwartsbezogene Bezugsperson nicht gegeben, und falls ja, wäre es für Kinder nahezu schon ein großer „Lottogewinn“.
Die Unzufriedenheit und Fluktuation von Mitarbeiter*innen ist in vielen Kindertagesstätten sehr hoch und rasant steigend. Entsprechend ist eine deutliche Zunahme von Kündigungen festzustellen.
Besonders bedenklich ist, dass vor allem auch langjährige, gut ausgebildete und besonders engagierte Fachkräfte immer häufiger kündigen und sich einer anderen Berufstätigkeit zuwenden oder ganz mit einer Berufstätigkeit aufhören!
Eine Umsetzung von projektbezogenen Vorhaben und von konzeptionellen Inhalten kann kaum oder gar nicht realisiert werden.
Statt einer nachhaltigen Bildungsarbeit, ausgerichtet auf die Selbstbildungspotenziale des Kindes, werden den Kindern fast ausschließlich funktionale, didaktisierte, zukunftsorientierte, von Erwachsenen ausgesuchte und den Kindern vorgelegte Bildungsangebote (eine sogenannte „Bildung aus II. Hand“ – siehe Prof. Dr. Gerd Schäfer –) vorgesetzt, in denen vor allem der „kognitive Bereich“ gefördert werden soll. Was für ein entwicklungspsychologisches und neurobiologisches Drama! Damit werden – das zeigen immer wieder neurobiologische und lernpsychologische Untersuchungen – Selbstlernprozesse und ein intrinsisches Neugierdeverhalten nicht nur behindert, sondern nachhaltig geschädigt. Erlaubt sei dazu ein Zitat von Heinrich von Kleist. Er schreibt: „Aber das Kind ist kein Wachs, das sich in Menschenhänden zu einer beliebigen Gestalt kneten lässt: Es lebt, es ist frei; es trägt ein unabhängiges und eigentümliches Vermögen der Entwicklung und das Muster aller innerlichen Gestaltung in sich.“ (in: Herbert Renz-Polster + Gerald Hüther: Wie Kinder heute wachsen. Weinheim 2013, S. 16) Kinder leben und lernen von Erfahrungen, die „unter die Haut gehen“, die sie aufgrund ihrer aktuellen Biografie emotional (!) berühren und die Kinder mit ihrer aktuellen, realen Lebenssituation verbinden können. Kinder sind auf der Suche nach Echtheit, Freiheitserlebnissen, Sinnlichkeit, Herausforderungen und erlebenswerten Abenteuern! Programme, von Erwachsenen vorgegeben, sind im Grunde genommen eine vorgegebene, wenn auch gut gemeinte Diktatur, die zur >Enteignung der Kindheit< führt. Wo Programme vorherrschen, sind Ziele festgesetzt, und schon geschieht eine Abkehr von der Gegenwart mit dem Ziel einer Vorbereitung auf die Zukunft. Die Psychologin und Pädagogin Anke Ballmann, Institutsgründerin von „Lernmeer – Institut für kindgerechte Pädagogik“, spricht von einem Würgegriff, dem sich Erzieher*innen durch die permanenten Programmanwendungen ebenso unterziehen wie die Kinder, an die dieser Würgegriff weitergegeben wird. Sie bezeichnet die Vielzahl der pädagogischen Programme als „adipöse Bildungspanikdrachen“, mit denen Kinder unaufhörlich gefüttert werden.
Fachkräfte stehen unter einem permanenten Zeitdruck, der sich in der Folge entwicklungshinderlich auf Kinder auswirkt – ganz besonders problematisch ist es für Kinder im Krippenalter (mit irreparablen Folgeschäden) für die psychosoziale Entwicklung, wie verschiedene Untersuchungen aus dem Feld der Entwicklungspsychologie zeigen.
Für wichtige, entspannte Elterngespräche „auf dem Flur“ („Tür- und Angelgespräche“) ist so gut wie keine Zeit (und müssten anschließend schriftlich dokumentiert werden, entweder als Prozess- oder Produktprotokoll!).
Es besteht die permanente, sehr zeitaufwendige Pflicht, vielfältigste Umstände/Ereignisse schriftlich festzuhalten, was tagtäglich zulasten der pädagogischen Arbeit mit den Kindern geht. Diese vielfältigen bürokratischen und sehr viel Zeit in Anspruch nehmenden „Aufschreibepflichten“ stehlen den Kindern ENTWICKLUNGSZEIT.
Und dann gibt es weiterhin ungezählte Aspekte, die nicht zu verstehen sind. So zum Beispiel:
Kühlschranktemperaturen müssten täglich geprüft, schriftlich festgehalten und Speiseproben aus Gründen der Gesundheitssicherung genommen/aufbewahrt werden. Anscheinend ist dies wichtiger, als ein trauriges Kind am Morgen emotional zu begleiten.
Das Klettern auf einen Baum wird Kindern aus möglichen Unfallgründen untersagt, und unübersichtliche Strauchflächen im Außengelände werden gerodet. WAS SOLL DAS? Kinder brauchen auch Rückzugsorte, Flächen zum Budenbau, Orte zum Verstecken sowie jede Menge Bewegungsräume im Freien usw. usf. Hierzu ist anzumerken: Wenn Kinder zunehmend an einer Leine geführt werden, Risikoerfahrungen unterbunden werden, die Welt mit Warnungen und vielen Verboten versehen wird, dann erfahren sich Kinder als beschützte Reakteure und nicht als lebenserfahrene Gestalter*innen der Welt. Wir müssen auch in der Pädagogik begreifen: Ein Schutz vor Risiken und das Erlernen einer damit verbundenen Risikovermeidung stellt selbst ein außergewöhnliches Risiko dar! Ein aktivierter Airbag schützt nicht nur das Kind – er behindert es auch ständig in seiner Selbstwirksamkeit und Lebenserfahrung. Johann Heinrich Pestalozzi hat einmal gesagt: „Lass das Kind gehen und hören, finden und fallen, aufstehen und irren.“
Bestimmte Pflanzen im Außengelände wie Brennnesseln (wichtig für die Eiablage vieler Schmetterlinge) oder Felsenbirnen werden wie Giftpflanzen eingestuft und vernichtet.
Apfelbäume, ebenso andere Obstbäume, werden abgeholzt aufgrund von Wespenbesuchen, die sich am herabgefallenen Obst stärken wollen und Kinder stechen könnten. WARUM wird das Fallobst nicht aufgesammelt und genutzt? Wann lernen wir Menschen in der Pädagogik endlich, Tätigkeiten mit Kindern und nicht für Kinder zu machen?!
Dann gibt es das Datenschutzgesetz: Es dürfen keine Fotos von Gesichtern der Kinder veröffentlicht werden. Ja, selbst auf Gruppenfotos werden Kindergesichter geschwärzt, sodass bei Fotobestellungen nur das Gesicht des eigenen Kindes zu erkennen ist! Eine Anmerkung sei dazu ohne Schnörkel ausgesprochen: Wie krank ist das, und wer hat sich einen solchen „Schwachsinn“ ausgedacht? Hier wurden und werden „Mücken zu Elefanten“ gemacht/aufgewertet und Einzelvorkommnisse zu Allgemeinregeln erhoben! Die Frage bleibt damit offen, warum nun nicht auch anhand der Unfallstatistik im Jahr 2024 (es gab pro Tag 6.883 polizeilich erfasste Unfälle in Deutschland) die Nutzung von Autos generell verboten wird.
Es gibt zunehmend Eltern, die sich ständig bei „Prof. Google“ bedienen und meinen, sie seien die Top-Pädagogen, und machen es nicht selten pädagogischen Fachkräften mit professionellem Entscheidungshintergrund sehr schwer. WICHTIG: Es heißt KINDERGARTEN und nicht ELTERNGARTEN!
Handyverbote stoßen bei pädagogischen Mitarbeiter*innen oftmals auf großes Unverständnis. WICHTIG: Handys haben während der Dienstzeit nichts in Kindergärten zu suchen. Die Zeit gehört den Kindern, nicht den eigenen Kommunikationswünschen.
Was Kinder wirklich brauchen – und was ihnen genommen wird
Es überrascht nicht, wenn Anette Stein, Kita-Expertin der Bertelsmannstiftung, zu folgendem Schluss kommt: (Zitat:) „An eine gute, frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung ist vielerorts gar nicht mehr zu denken!“
Und Prof. Dr. Rahel Dreyer (Alice Salomon Hochschule Berlin) kommt in einem Aufruf/Appell (gemeinsam mit 300 Wissenschaftler*innen) zu folgenden Aussagen: „Das System der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE) in Deutschland ist stark belastet und steht kurz vor dem Kollaps. /…/ Die aktuelle Situation widerspricht grundlegend kindlichen Grundbedürfnissen und Rechten von Kindern. Kinder brauchen stabile Bezugspersonen in verlässlichen Strukturen, die pädagogisch qualifiziert sind und passgenau auf die individuellen Bildungs- und Entwicklungsbedürfnisse und Bedarfe von Kindern eingehen können!“ (persönliche Anmerkung: Lassen Sie sich diese Aussage einer ausgewiesenen Expertin einmal auf der Zunge zergehen. Es ist ein Drama höchster Offenbarung.)
Ich frage mich: Wo bleiben die Freude, das Lachen und Strahlen in einer beziehungsgepflegten, professionellen Begleitung von Kindern im gemeinsamen Leben und Lernen im Rahmen einer so wichtigen, ganzheitlich orientierten Pädagogik und einer sozial-/gesellschaftspolitischen überaus wichtigen Aufgabenstellung?
Dr. Herbert Renz-Polster konstatiert dazu Folgendes mit einer Metapher: „Wir werden Menschen brauchen, die wie Bäume in echten Wäldern wachsen: mit dichtem Holz, guter Rinde, tiefen Wurzeln. Lebendige, widerstandsfähige, sozial kompetente, kreative Menschen. Menschen mit einem Fundament.“ (Wie Kinder heute wachsen. 2013, S. 103)
Programme statt Kindheit: Wenn Bildung zur Diktatur wird
Wie beschrieben, muss festgestellt werden: In der Elementarpädagogik brennt es an allen Ecken und Enden! So kann und darf es nicht weitergehen!!
In einer Studie von Prof. Dr. Johann Michael Gleich, Soziologieprofessor in Köln – befragt wurden 600 Erzieherinnen in Kindergärten und in Kindertagesstätten –, kam heraus, dass 60 % der Erzieherinnen mehr oder weniger mit dem Gedanken spielen, ihren Beruf aufzugeben. Häufiger Grund für die Frustration ist die psychische Belastung durch Verhaltensirritationen bei Kindern. Weitere Gründe sind die große Anzahl der zu betreuenden Kinder, der Erwartungsdruck der Eltern, die fehlenden Aufstiegsmöglichkeiten, die schlechte Bezahlung und das geringe Ansehen in der Öffentlichkeit. Fast 10 % der befragten Erzieherinnen sind fest entschlossen zu einem Berufswechsel, 16 % beschäftigen sich sehr oft mit der Frage, 38 % ab und zu. 62 % der Erzieherinnen fühlen sich stark durch die Verhaltensirritationen bei Kindern belastet. Originalaussage von Prof. Gleich: „Die Entwicklung ist bedrückend, denn der Bedarf an qualifiziertem Personal wird steigen.“ Weiter heißt es: „Der Beruf der Erzieherin ist eine Art Indikator für ungleiche Lebenschancen ganzer Bevölkerungsteile, nämlich der Kinder und ihrer Familien. Man dürfe diese Frauen mit ihrer verantwortungsvollen Aufgabe nicht alleine lassen.“
Meine Frage: Was glauben Sie, wann diese Studie publiziert wurde? /…/ Antwort: im Mai 1993. Meine 2. Frage: Und was hat sich in den nun folgenden 32 Jahren grundlegend geändert???
Dazu ein veröffentlichter Leserinnenbrief vom Februar 2025: „Der Hilfeschrei einer Erzieherin“ (Oberbayerisches Volksblatt vom 1./2.02.2025, S. 3)
Die 35-jährige Miriam Schultz aus Putzbrunn (Landkreis München) ist seit 18 Jahren Erzieherin. Sie schrieb einen Brief an Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU): „Heute erlebe ich keinen Kindergartentag mehr, sondern versuche ihn zu überleben.“ Sie beobachtet mit Sorge, dass mehr und mehr Kolleginnen und Kollegen den Beruf wegen der Arbeitsbedingungen wechseln. Sie kennt in ihrem Umfeld zehn Personen, die den Beruf erlernt haben, „aber wegen der Arbeitsbedingungen nun etwas anderes machen“.
Nach ihrer Wahrnehmung werden die Berufsanfänger nicht auf den Alltag vorbereitet. „In Fachakademien wird ihnen der Berufsalltag rosarot erklärt; sie kommen mit falschen Erwartungen. Man müsste schon in der Ausbildung viel stärker auf die Alltagsprobleme eingehen.
„Wir haben kaum noch Kinder ohne Förderbedarf. Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt viel mehr auf der Pflege als auf der Pädagogik. […] Wir haben in den Gruppen auch viele Migranten- und Flüchtlingskinder, die kaum Deutsch sprechen. […] Wir müssen zusätzlich beobachten und einen Fragebogen ausfüllen. Also wieder Formalitäten ohne Ende.“ […] Sie fordert in ihrem Brief auch eine Entlastung der Eltern: „Auf ihnen liegt ein wahnsinniger Druck.“ […] Auch der Medienkonsum der Kinder ist eine Katastrophe. „Sie können sich nicht lange konzentrieren, haben eine niedrige Frustrationstoleranz und keine Fantasie mehr. Wir als Kindergarten können mit der virtuellen Welt nicht mithalten. Das ist alles aufregend.“
Auf die Frage, wie lange sie ihren Alltag, so wie er ist, aushalten werde, antwortet Frau Schultz: „Das weiß ich nicht. Aber ich werde bestimmt nicht bis zur Rente in diesem Beruf bleiben.“
Starke Erzieher*innen für starke Kinder
Erzieherinnen prägen Kinder maßgeblich – neben Eltern sind sie zentrale Bezugspersonen im Entwicklungsprozess. Forschung zeigt: Auch familienfremde Beziehungen beeinflussen die Persönlichkeitsbildung. Dieses Buch beleuchtet das Berufsbild, betont Professionalität, Selbstreflexion und die Bedeutung der Erzieherinnen-Persönlichkeit für gelingende Bildungsprozesse.
Softcover, 176 Seiten, DIN A5 ISBN: 978-3-96304-615-5 22 €
Eine konsequente Umsetzung einer Pädagogik, die von den Entwicklungsnotwendigkeiten der kindlichen Entwicklung ausgeht, und eine Pädagogik, die darauf verzichtet, mit ungezählten Etikettierungszuschreibungen Kinder zu klassifizieren! Als ein Beispiel von Hunderten sei nur mit einem Satz auf das weitverbreitete sogenannte ADHS-Kind eingegangen. In vielen Fällen liegt die Wurzel für ADHS (neben genetisch bedingten Faktoren) in entwicklungshinderlichen Lebensbedingungen in der frühen Kindheit, sodass ADHS häufig ein Passungsproblem ist – hier wurden bzw. werden dem Kind Verhaltensweisen abverlangt, die es von seiner Persönlichkeit und seinem Entwicklungsstand noch gar nicht leisten kann und sich emotional, sozial, kognitiv oder motorisch massiv überfordert fühlt. Das Problem wird dann in der Regel mit der Verabreichung bestimmter Medikamente zu lösen versucht, anstatt zu begreifen, dass im Fall nichtgenetischer Ursachen das soziale Umfeld nicht kindgerecht gestaltet ist! (vgl. Armstrong, Thomas: Das Märchen vom ADHS-Kind. Paderborn, 22. Aufl. 2002) Ein Hauptproblem in der entwicklungshinderlichen Pädagogik besteht offensichtlich darin, dass pädagogische Fachkräfte nicht mehr fühlen, wie es Kindern geht. Viele Fachkräfte unterliegen dem „Einstein-Hype“ und meinen, eine Entwicklungsförderung bestehe hauptsächlich darin, Kinder mit jeder Menge Synapsenfutter zu versorgen. Wenn auf Initiative einer Stiftung der Unternehmensberatung McKinsey & Co (in einer Vernetzung mit Wirtschaftsunternehmen wie beispielsweise der Dietmar-Hopp-Stiftung, Siemens Stiftung, Dieter-Schwarz-Stiftung, der Autostadt GmbH, der Bertelsmann-Stiftung und der Deutschen Telekom Stiftung) immer mehr Kitas als „Haus der kleinen Forscher“ zertifiziert wurden und weiterhin zertifiziert werden, bei denen „mathematische, naturwissenschaftliche oder technische Projekte“ im Vordergrund stehen, die die „Begeisterung für naturwissenschaftliche Phänomene und technische Fragestellungen wecken und langfristig zur Nachwuchssicherung der entsprechenden Berufsfelder beitragen“, verwundert es nicht, wenn Prof. Dr. Jürgen Kluge sich wie folgt äußert: „Bildung und damit HUMANKAPITAL ist die Voraussetzung für Innovation, Wachstum und Wohlstand. /…/ Beginnen wir mit dem Lernen ab der Geburt und nicht erst in der Schule.“ (Ziele der Initiative „Haus der kleinen Forscher“: http://www.haus-der-kleinen-forscher.de/de/ueberuns/die-stiftung/; aktuell: www.stiftung-kinder-forschen.de / Zitat Prof. Dr. Jürgen Kluge. In: Kita aktuell NRW, Nr. 01/2006, S. 13 ff.) Die Zielsetzung sowie die Haltung/Sichtweise von Kindern offenbart sich in ihrer ganzen Tiefe dadurch, wenn statt von Kindern vom „HUMANKAPITAL“ gesprochen wird.
Mitarbeiterinnen in Krippen und Kitas müssen ihr unterwürfiges Verhalten aufgeben, ihre Arbeit nach den Wünschen von Eltern zu gestalten: Pädagogik ist kein Schaulaufen wie beim Eistanz und Aerobicturnen, in der es eine A- und eine B-Note gibt. (Anmerkung: Prof. Helga Fischer, Fakultät der angewandten Sozialwissenschaften an der FH in Köln, kam einmal zu zwei überlegenswerten Aussagen in einem Vortrag. Dort sagte sie: „Das berufliche Selbstverständnis von Erzieherinnen ist geprägt von einer überhöhten Bereitschaft, möglichst allen Erwartungen, die an sie gerichtet werden, gerecht zu werden.“ Und: „Das berufliche Selbstbewusstsein der Erzieher*innen bleibt weit hinter der Bedeutung der tatsächlich geleisteten bzw. zu leistenden Arbeit zurück.“)
Ebenso wenig geht es um eine direkte Vorbereitung für die Grundschule und auch nicht um ständig neue Förderprogramme! Es geht in erster Linie um eine achtsame Beziehungspflege in einer gegenwartsorientierten Pädagogik unter erster Berücksichtigung der Kinderwelten mit deren Ideen, Interessen und Unterstützungshilfen! Daher steht an erster Stelle die Frage, wie es zuvorderst und mit der Beobachtungs-, Spiel-, Engagement- und Beziehungskompetenz sowie der Lern- und Entwicklungsbereitschaft der Fachkräfte aussieht. Oscar Wilde, ein irischer Schriftsteller, hat einmal gesagt: „Persönlichkeiten, nicht Grundsätze, bewegen das Zeitalter.“
Eine bessere Fachkraft/Kind-Relation (eine Forderung, die schon seit drei Jahrzehnten im Raum steht und klipp und klar von der EU definiert wurde!)
Zusätzliche Mittel für weitere Qualitätsverbesserungen (z. B. Raum-/Ausstattungsqualität; Gelder für ein naturnahes und abenteuerorientiertes Außengelände …)
Einen deutlich höheren Fortbildungsetat (ich kenne Kitas mit 12 Angestellten, die einen Gesamtfortbildungsetat von 420 € haben!)
Regelmäßige Supervisionssitzungen für Mitarbeiter*innen und Coachingssitzungen für Leitungskräfte
Einen radikalen Abbau von bürokratischen Aufgaben, die Leitungskräfte und Erzieher*innen zu leisten haben
Mehr Zeit für eine qualitätsorientierte Vor- und Nachbereitungszeit
Eine trägerunabhängige (!) – wissenschaftlich fundierte Fachberatung für Kita-Mitarbeiterinnen und keine trägergeleiteten Vollzugsbeamtinnen
Ein Mitsprache- und Mitentscheidungsrecht bei der Einstellung neuer Mitarbeiter*innen
Ein Mitarbeits- und Mitentscheidungsrecht bei träger-, landes- und bundespolitischen Richtlinien/Gesetzen, wenn es um elementarpädagogische Grundsätze/Entscheidungen geht
Eine erhöhte Wachsamkeit seitens der Erzieherinnen gegenüber bildungspolitischen Strömungen, die immer wieder wie Pilze aus dem Boden schießen und zumeist bzw. zudem nur punktuelle Symptomaspekte in den Fokus nehmen (Beispiel: die von den Landesregierungen vorgesehenen Sprachstandserhebungen, bei denen es um ein Zusatzangebot an „Sprachförderung für Kinder“ geht, anstatt dass im Sinne einer ganzheitlichen Pädagogik auf eine gelebte, beziehungspflegende Sprach- und Umgangskultur Wert gelegt wird, die sich zuvorderst als ein Anspruch an Erzieherinnen richtet!)
Eine zunehmend und dringend notwendige Teamarbeit, bei der alle Mitarbeiter*innen an einer real vorhandenen Teamkultur mitarbeiten und Konflikte/Probleme offen angesprochen und nachhaltig gelöst werden
Ein sozial-politisches Interesse sowie ein berufspolitisches Engagement auf Seiten der Erzieherinnen, um damit auch an der öffentlich notwendigen Erhöhung der Wertigkeit des Erzieherinnenberufs mitzuwirken und auch der Politik klarzumachen: Wir lassen uns nicht wie eine Schafherde bestimmen, was wirtschaftlich und politische Mandatsträger uns vorgeben und von uns fordern, sondern wir sind eine starke Lobby, die sich für Kinder und deren Entwicklungsrechte einsetzt und damit auch für eine humane, demokratisch geprägte Gesellschaft eintritt.
Querverweis – auch für Folgeinstitutionen, von der Schule über die Berufsschule bis zur Universität
So wie die Entwicklung kein Selbstläufer ist, so entwickelt sich auch kein Kind alleine aus sich selbst heraus! Der Mensch entwickelt sich immer auf der Basis von Beziehungen. Also entscheidet die empathische, zuverlässige und entwicklungsbegleitende Beziehungswelt über die Grundlage für eine Entwicklung: körperlich, kognitiv, seelisch, sozial und immunologisch.
Das trifft für Menschen allen Alters zu, so auch in der Krippen-, Kita-, Schul-, Berufs- und Hochschul-/Universitätswelt.
Lernende müssen daher – neben der Familie – in allen Einrichtungen, von der Krippe über die Schule, ihre Berufsausbildung bis zum Universitätsstudium die Möglichkeit haben, ihre Lernmöglichkeiten von Anfang an aktiv mitgestalten zu können.
Die Lernfelder müssen Raum und Zeit zur Erforschung der Lernfelder bieten, verbunden mit der Freiheit, selbst Suchende und Mitgestalter*innen zu sein.
Lernende müssen ihren Lernort als einen Sicherheit bietenden Ort, einen sicheren Hafen erleben, in dem sie Verbindungen und emotional positive Bezüge zu den „Mitlernenden“ (damit sind die sogenannten „Lehrenden“ gemeint) spüren können.
Lernende brauchen auch basal strukturierte Lernorte, die auch unstrukturierte, offene Lernräume beinhalten, um kreative Erkundungsmöglichkeiten zu entdecken, Selbstorganisation vornehmen und damit Selbstwirksamkeit aufbauen zu können. Erwachsene „Lehrende“ müssen lernen, „Wildnis“ in ihren Köpfen zuzulassen.
Lernende haben das Recht, dass sie als Persönlichkeiten von den „Lehrenden“ wahrgenommen werden.
Lernende brauchen ein Partizipationsrecht, thematisch in Frage kommende Projekte von A–Z mitzuplanen und zu gestalten.
Lernende müssen die Erfahrung machen dürfen, dass ihnen zugehört wird und dass auf ihre Vorschläge/Anmerkungen/Kritik eingegangen wird.
Jeder „Lernstoff“ sollte sowohl mit praktischen Umsetzungsmöglichkeiten vertieft als auch durch theoretische Informationen belegt und verstanden werden können.
Ausschlaggebend für alle Innovationen sind offen gehaltene, nur mit basalen Richtlinien erstellte Lehrpläne, die dann durch personen- und berufsmotivierte, engagierte, leidenschaftliche „Lehrende“ mit Grob- und Feinzielen spezifiziert werden können.
Abschlussgedanken
Kinder brauchen Persönlichkeiten, die sich durch Selbstbewusstsein, Leistungsfreude, Arbeitsmotivation, Kommunikationsfreude, Mut, Selbstfürsorge, Freude am Leben, Geduld, Verlässlichkeit, Zutrauen, sprachliche Kompetenz, Humor, Optimismus, Lernmotivation, Anstrengungsbereitschaft, Selbstreflexion und Perspektivziele auszeichnen.
Diese Persönlichkeiten sorgen für ein wertschätzendes, emotional warmes Beziehungsklima, eine fehlerfreundliche, Sicherheit vermittelnde Atmosphäre, eine positive Verstärkung bei Leistungsansätzen, für Klärungsimpulse bei Konfliktsituationen, für eine aktive Selbststeuerung, um Ziele zu erreichen. Sie sind wahrnehmungsoffen für neue Handlungsimpulse, orientieren sich an den Merkmalen einer Bildung aus I. Hand, sorgen für eine Selbstannahme der Kinder, legen Wert auf eine Kommunikation auf gleicher Augenhöhe, sind bewegungsaktiv (im Kopf und auch motorisch), realisieren eine partizipatorische Pädagogik, sind werte- und nicht normorientiert, sehen Probleme als spannende Handlungsherausforderungen an, denken und handeln inklusiv und zeigen jedweder Form von Kindeswohlgefährdung die „Rote Karte“. Sie legen großen Wert auf eine gepflegte Kommunikations-, Spiel-, Sprach- und Naturerlebniskultur (u. v. m.).
Ganz zum Schluss zwei Zitate:
Für alle Kinder Möge ihnen die Liebe und Zuwendung zuteilwerden, die sie verdienen. In ihren Händen liegt die Zukunft dieser Welt. Und für alle Erwachsenen, auf dass sie die Kinder so behandeln, wie es ihnen gebührt, denn sie können sich nicht wehren. (Vorwort in: Franz, Andreas: Tod des Lehrers. München 2004, S. 5)
Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn Du ihn nicht gehst. Wege entstehen, indem wir sie gehen. Die vielen, zugewachsenen Wege von ungelebtem Leben überwuchert. Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn Du ihn nicht gehst. Es gibt einen Weg, einen Weg, der entsteht, wenn Du ihn gehst. (Werner Sprenger)
Zum Themenschwerpunkt passende Literaturangaben
Armin Krenz:
Psychologie für Erzieherinnen und Erzieher. Grundlagen für die Praxis. Cornelsen Verlag Scriptor, Berlin/Düsseldorf/Mannheim, 3., erw. u. überarb. Aufl. 2017
Grundlagen der Elementarpädagogik. Unverzichtbare Eckwerte für eine professionell gestaltete Elementarpädagogik. Burckhardthaus Verlag, Körner Medien UG, München 2014
Entwicklungsorientierte Elementarpädagogik. Kinder sehen, verstehen und entwicklungsunterstützend handeln. Burckhardthaus-Laetare Verlag, Körner Medien UG, München 2014
Der Situationsorientierte Ansatz – auf einen Blick. Konkrete Praxishinweise zur Umsetzung. Burckhardthaus Verlag, Körner UG, München 2014
Armin Krenz / Frank Klein: Bildung durch Bindung. Frühpädagogik: inklusiv und beziehungsorientiert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2. Aufl. 2013
Elementarpädagogik aktuell. Die Entwicklung des Kindes professionell begleiten. Burckhardthaus Verlag, Körner Medien UG, München 2013
Elementarpädagogik und Professionalität. Lebens- und Konfliktraum Kindergarten. Grundsätze zur Qualitätsverbesserung in Kindertagesstätten. Burckhardthaus Verlag, Körner Medien UG, München 2013
Was Kinder brauchen. Aktive Entwicklungsbegleitung im Kindergarten. Cornelsen Verlag Scriptor, Berlin, 9. Aufl. 2018
Elementarpädagogische Grundsätze auf den Punkt gebracht. 20 PowerPoint-Präsentationen als Grundlage für Teambesprechungen, Fortbildungsveranstaltungen, Fachberatungen. Burckhardthaus Verlag, Körner Medien UG, Freiburg, November 2022
Spiel und Selbstbildung. Kitas brauchen eine pädagogische Revolution. Burckhardthaus Verlag, Körner Medien UG, Freiburg 2024
Berufsbild Erzieherin. Grundsatzgedanken zum Selbstverständnis eines sehr anspruchsvollen Berufs, Burckhardthaus Verlag, Körner Medien UG, Freiburg 2024
Pädagogische Haltung entwickeln und leben. Werte und Professionalität für pädagogische Fachkräfte. 50 Bildkarten für Erzieher*innen und Teams. Don Bosco Verlag, München 2025
Autor
Armin Krenz (Jg. 1952), Prof. h.c. Dr. h.c. Er hat zuletzt viele Jahre als Honorarprofessor für Elementarpädagogik und Entwicklungspsychologie an europäischen und außereuropäischen Universitäten und Instituten gearbeitet, zugleich Leitungskräfte, Trägerverbände und Kita-Teams in Fragen zur Qualität beraten und supervidiert sowie Fachtagungen, Seminare und Vorträge mit Schwerpunktthemen zur pädagogischen Prozess- und professionellen Personqualität durchgeführt. Er ist Autor zahlreicher Buchpublikationen und Fachartikel sowie regelmäßiger Fachbuchrezensent.
Prof. Armin Krenz hat diesen Vortrag für eine Online-Veranstaltung von Bildungswende JETZT! und Kitafachkräfteverband NRW verfasst und gehalten. Weitere Informationen zur Arbeit von Bildungswende JETZT finden Sie hier: www.bildungswende-jetzt.de
KinderVan W6 von WonderFold: 6-Sitzer für den Kita-Alltag
geschrieben von Redakteur | September 29, 2025
Stabil, komfortabel und mit großem Stauraum – so bewährte sich der Kinderwagen im Würzburger Praxistest
In Kindertagesstätten gehört es zum Alltag, mehrere Kinder gleichzeitig sicher und komfortabel zu transportieren. Für diesen Zweck gibt es spezielle Mehrsitzer-Kinderwagen, die den Anforderungen von Erzieherinnen und Erziehern gerecht werden. Einer der neuesten Vertreter ist der WonderFold W6 KinderVan, ein moderner 6-Sitzer-Kinder- und Transportwagen mit viel Stauraum, stabiler Bauweise und cleveren Sicherheitsfeatures.
Wir haben den WonderFold W6 vier Wochen lang in einer Würzburger Kita getestet und dabei geprüft, wie er sich im täglichen Einsatz mit den Kindern bewährt.
Viel Platz für Kinder – und für alles, was dazugehört
Der WonderFold W6 bietet Platz für bis zu sechs Kinder. Die Sitze sind herausnehmbar, weich gepolstert und mit 5-Punkt-Sicherheitsgurten ausgestattet. Besonders im Vergleich zu herkömmlichen Modellen fiel auf, dass die Kinder bequemer sitzen und auch längere Fahrten entspannt meistern. Eine Erzieherin aus der Kita Würzburg berichtete nach einer Fahrt: „Die Kinder hatten richtig Spaß und saßen entspannt im Wagen. Niemand hat gemeckert, das spricht schon für den Komfort.“ Auch ist der Wagen etwas schmaler als andere, was ein leichtes Durchkommen – vor allem durch Türen – ermöglicht.
Der tiefe Innenraum und die erhöhte Sitzposition ermöglichen es den Kindern, nach draußen zu schauen – ein entscheidender Pluspunkt für neugierige Kita-Kinder, die ihre Umwelt aktiv wahrnehmen möchten.
Handhabung im Alltag: leichtgängig mit kleinen Einschränkungen
Im täglichen Einsatz wurde der W6 mehrere Male pro Woche genutzt, etwa für Spaziergänge, Ausflüge oder Wege über das Kitagelände. Insgesamt ließ sich der Wagen gut fahren. Geradeaus war das Schieben angenehm und kraftsparend, bei Kurven musste jedoch etwas mehr gesteuert werden.
Ein pädagogischer Mitarbeiter fasste es so zusammen: „Wenn es geradeaus geht, fährt er super. Bei Kurven merkt man, dass die Räder unterschiedlich arbeiten. Zieht man den Wagen, wird es leichter – beim Schieben ist der Wendekreis recht groß.“
Das gilt vor allem dann, wenn der Wagen mit sechs Kindern und dem üblichen Gepäck für Ausflüge voll besetzt ist. Bei geringerer Zuladung ist eben alles leichter.
Besonders hilfreich sind die beiden Griffe, die es ermöglichen, den Wagen nicht nur zu schieben, sondern auch flexibel zu ziehen. Damit eignet sich der KinderVan auch für längere Ausflüge oder wenn das Gelände uneben ist.
Sicherheit und Schutz: Stabilität überzeugt
Ein entscheidendes Kriterium im Kita-Alltag ist die Sicherheit. Hier zeigte sich der WonderFold W6 zuverlässig. Der Wagen steht stabil – selbst dann, wenn Kinder sich daran hochziehen oder abstützen. In einem Testversuch kletterten Kinder am Rahmen, ohne dass der Wagen ins Wanken geriet.
Das große Sonnendach sorgt für wirksamen Schutz vor starker Sonneneinstrahlung und Wind. Pädagogische Fachkräfte lobten die Lösung: „Das Dach ist super. Gerade bei Ausflügen im Sommer ist es wichtig, dass die Kinder nicht nur durch eine Mütze geschützt sind.“
Einziger Kritikpunkt war die Handhabung der Gurte, die in der Praxis etwas umständlich wirken. Hier wäre ein vereinfachtes System wünschenswert, damit Kinder schneller und stressfreier angeschnallt werden können. Andererseits sitzen die Kinder, nachdem sie mit den Fünfpunktguten angeschnallt wurden, supersicher.
Fahrkomfort auf unterschiedlichen Untergründen
Im Test fuhr der KinderVan nicht nur auf Asphalt, sondern auch über Kopfsteinpflaster, Schotterwege und sogar über Gartenschläuche. Das Ergebnis: Die Federung und die XL-Räder machten kleine Hindernisse problemlos mit.
Eine Erzieherin erklärte: „Wir sind auch über Kopfsteinpflaster gefahren – das war kein Problem. Der Wagen ist robust und federt Unebenheiten gut ab.“
Für steilere Strecken im vollbeladenen Zustand wäre eine zusätzliche Handbremse sinnvoll. Hier bietet der Hersteller mittlerweile eine Lösung an: sogenannte E-Wheels (elektrische Räder), die nicht nur beim Schieben unterstützen, sondern auch aktives Bremsen ermöglichen. Diese Option macht den W6 besonders interessant für Kitas, die Ausflüge in hügeliges oder unwegsames Gelände planen.
Praktische Details: Stauraum und Klappfunktion
Neben den Sitzen überzeugt der W6 auch durch durchdachte Extras. Ein großzügiger Stauraum mit Taschen und ein abnehmbarer Korb mit Kühlfach sorgen dafür, dass Snacks, Getränke und Wechselkleidung problemlos Platz finden. Für den Kita-Alltag, in dem viel Material mitgenommen werden muss, ist das ein großer Vorteil.
Außerdem lässt sich der Wagen mit wenigen Handgriffen zusammenklappen und erstaunlich platzsparend verstauen. Im Gegensatz zu vielen sperrigen Konkurrenzmodellen passt er so auch in kleinere Lagerräume oder Fahrzeuge.
Pro & Contra auf einen Blick
Vorteile:
Platz für bis zu sechs Kinder
Bequeme, gepolsterte Sitze
Sehr guter Sonnenschutz
Hohe Stabilität, auch bei Bewegung der Kinder
Viel Stauraum und praktisches Kühlfach
Klappbar und leicht zu verstauen
Geländegängig
Hoher Fahrkomfort auch auf unebenen Untergrund
Schmaler als andere, kommt deshalb durch Türen
Verbesserungspotenzial:
Wendekreis in Kurven relativ groß
Gurt-System etwas umständlich
Handbremse nur als Zubehör (E-Wheels) erhältlich
Fazit: Ein moderner Kinderwagen für den professionellen Einsatz
Der WonderFold W6 KinderVan hat sich im Würzburger Praxistest als stabiler, komfortabler und zuverlässiger 6-Sitzer Kinderwagen für Kitas erwiesen. Die Kinder fuhren sicher, bequem und mit sichtbarer Freude. Pädagogische Fachkräfte schätzten die hohe Stabilität, den Sonnenschutz und die gute Federung.
Kleinere Kritikpunkte wie das Gurt-System oder der Wendekreis schmälern den positiven Gesamteindruck kaum – zumal der Hersteller mit den optionalen E-Wheels bereits Lösungen anbietet. Damit ist der WonderFold W6 eine intelligente und moderne Transportlösung für Kindertagesstätten, die regelmäßig mit mehreren Kindern unterwegs sind und Wert auf Sicherheit, Komfort und Praxistauglichkeit legen.
Arme Kinder starten mit Nachteilen – reiche erben Erfolg und ein langes Leben
geschrieben von Redakteur | September 29, 2025
Neue Langzeitstudie zeigt: Wohlstand schafft Vorteile durch Selbstkontrolle, Wohlbefinden, Netzwerke – und wirkt bis in Gesundheit und Lebenserwartung hinein
Bundeskanzler Friedrich Merz forderte jüngst im Bundestag einen „neuen Konsens der Gerechtigkeit“. Es gehe, so Merz, „um nichts weniger als um Gerechtigkeit“ – und darum, was dieser Begriff in unserer Zeit bedeutet. Diese politische Forderung trifft auf aktuelle Forschung, die deutlich macht, wie stark Herkunft, Wohlstand und Netzwerke das Leben von Kindern und Jugendlichen prägen – von der Karriere bis hin zur Gesundheit und Lebenserwartung.
Das Märchen von der Leistungsgesellschaft
Die Ergebnisse einer neuen Untersuchung der Concordia University in Montreal stellen die Frage neu, ob in modernen Gesellschaften tatsächlich Leistung, Fleiß und Talent über Erfolg entscheiden – oder doch eher der Geldbeutel und die Kontakte der Eltern.
Die Forschenden haben Daten der British Cohort Study ausgewertet, einer Langzeiterhebung mit knapp 6.800 Kindern. Sie alle wurden 1970 geboren und bis ins Erwachsenenalter begleitet. Ergebnis: Kinder aus wohlhabenden Familien haben wesentlich bessere Chancen, schon mit Mitte zwanzig eine Führungsposition einzunehmen.
„Wohlstand bedeutet die Möglichkeit zu haben, Hobbys nachzugehen, zu reisen und eine gute Schule zu besuchen“, erklärt Studienautor Steve Granger. „Diese Möglichkeiten helfen, soziales Kapital aufzubauen – also Ressourcen und Chancen, die wir durch unsere Netzwerke erwerben.“
Vermögen wirkt – Geld öffnet Türen
Vermögen wirkt gleich mehrfach: Es sorgt für materielle Sicherheit, ermöglicht Zugang zu guter Bildung und eröffnet Erfahrungen, die wiederum Kontakte nach sich ziehen. Auch wenn die Studie Selbstkontrolle und psychisches Wohlbefinden als Vermittler herausstellt, spielt die finanzielle Ausgangslage eine kaum zu unterschätzende Rolle.
„Frühe Widrigkeiten – sei es eine dysfunktionale Familie, berufliche Unsicherheit, ständige Umzüge oder wirtschaftliche Belastungen – können Kindern wichtige Ressourcen vorenthalten“, so Granger. „Diese Erfahrungen behindern ihre Entwicklung und wirken bis ins Erwachsenenalter hinein.“
Netzwerke als Karriere-Sprungbrett
Neben dem Geld sind es die Netzwerke der Eltern, die entscheidend sind. In den Befragungen berichteten Jugendliche schon mit 16 Jahren, ob sie jemals durch familiäre Beziehungen an einen Arbeitsplatz gekommen waren. Die Daten zeigen: Wer gut vernetzte Eltern hat, profitiert oft direkt beim Einstieg in den Arbeitsmarkt.
Das widerspricht der liberalen Erzählung, dass jede und jeder „seines Glückes Schmied“ sei. Zwar spielen Talent und Anstrengung eine Rolle – doch der Zugang zu Gelegenheiten, Praktika oder ersten Jobs ist ungleich verteilt.
Gesundheit und Lebenserwartung – ein doppelter Vorteil
Die ungleichen Startbedingungen wirken sich nicht nur auf Karrierewege aus, sondern auch auf Gesundheit und Lebenszeit. Wer in einer wohlhabenden Familie aufwächst, hat besseren Zugang zu medizinischer Versorgung, gesunder Ernährung und sicheren Wohnumfeldern. Zahlreiche Studien zeigen, dass die Lebenserwartung zwischen einkommensstarken und einkommensschwachen Gruppen in westlichen Gesellschaften oft um zehn Jahre oder mehr auseinanderliegt.
Reichtum verschafft also nicht nur bessere Chancen auf Bildung und Karriere, sondern auch höhere Chancen auf ein langes und gesundes Leben. Wenn also derzeit so viele Reiche und Prominente ihren 90. oder gar 100. Geburtstag feiern, ist das kein Zufall, sondern schlicht das Ergebnis einer besseren medizinischen Versorgung. Damit stellt sich die Frage nach gesellschaftlicher Gerechtigkeit noch grundlegender: Wenn Herkunft über beruflichen Erfolg, Gesundheit und Lebensdauer entscheidet, kann von gleichen Chancen kaum die Rede sein.
Gesellschaftliche Gerechtigkeit auf dem Prüfstand
Die Befunde werfen Fragen nach Gleichheit der Chancen auf. Wenn Vermögen und soziale Netzwerke schon früh Weichen stellen, wird die Idee eines fairen Wettbewerbs fragwürdig. Kinder aus benachteiligten Familien müssen oft doppelt so hart arbeiten, ohne vergleichbare Chancen auf Förderung oder Protektion.
Gleichzeitig zeigt die Studie: Interventionen sind möglich. Selbstkontrolle und psychisches Wohlbefinden lassen sich durch stabile Umfelder, schulische Unterstützung und außerschulische Aktivitäten fördern. Die Forschenden regen an, diese Ressourcen gezielt zu stärken und zugleich Unternehmen stärker in die Verantwortung zu nehmen, Talente auch jenseits privilegierter Herkunft zu fördern.
„Sozialneid“ – ein Kampfbegriff gegen Gerechtigkeit
In gesellschaftlichen Debatten wird die Forderung nach gleichen Chancen häufig mit dem Schlagwort „Sozialneid“ abgetan. Doch diese Vokabel ist weniger eine sachliche Diagnose als eine rhetorische Abwehrstrategie: Sie verunglimpft berechtigte Anliegen nach fairen Startbedingungen als Neidreaktion.
Wer aber nüchtern auf die Daten blickt, erkennt: Es geht nicht um Neid, sondern um fundamentale Fragen der Gerechtigkeit. Kinder aus armen Familien leben kürzer, sind häufiger krank und haben geringere Chancen auf Bildung und beruflichen Aufstieg. Das zu kritisieren, bedeutet nicht Neid – sondern den Anspruch auf eine Gesellschaft, in der Herkunft nicht über Lebenschancen entscheidet.
Schlussfolgerung für die Politik
Für die Politik bedeutet dies: Ein „neuer Konsens der Gerechtigkeit“, wie ihn Bundeskanzler Merz einfordert, muss zwar auch über Steuerfragen oder Bildungspolitik geführt werden. Er muss zudem die tiefgreifenden Zusammenhänge zwischen Herkunft, Gesundheit und Lebenschancen berücksichtigen. Wenn die Bundesregierung den Anspruch auf mehr Gerechtigkeit ernst nimmt und nicht nur leere Worthülsen von sich geben will, muss sie Strukturen schaffen, die allen Kindern unabhängig vom Elternhaus faire Chancen ermöglichen – auf gute Bildung, stabile Gesundheit und eine Zukunft, in der Leistung nicht länger hinter Vermögen und Beziehungen zurückstehen muss.
Mag dies alles auch längst bekannt sein, steckt doch der Hauptgrund für die Radikalsierung vieler demokratischer Gesellschaften darin. Eine wirkliche faire soziale Gerechtigkeit böte deshalb viele Chancen auf ein friedliches Leben für alle in Wohlstand. Eine glückliche Kindheit, mehr Motivation und damit bessere Leistungen zählen dazu.