Hilfe bei sexuellem Missbrauch klappt bei den Jugendämtern nicht immer

Studie der Aufarbeitungskommission zur Arbeit der Jugendämter bei sexuellem Kindesmissbrauch

Bereits Ende des vergangenen Jahres hat die Aufarbeitungskommission eine Studie zur Arbeit der Jugendämter bei sexuellem Kindesmissbrauch veröffentlicht. Betroffene und Angehörige haben der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs immer wieder geschildert, wie sie das Handeln des Jugendamts erlebt haben. Die Kommission hat diese Berichte wissenschaftlich auswerten lassen. Ergänzend wurden dazugehörige Jugendamtsakten analysiert und mit langjährigen Expertinnen und Experten aus der Fachpraxis vertiefende Interviews geführt.

Schilderungen guter Fachpraxis, aber auch klare Defizite

„Uns liegen einerseits Schilderungen von guter Fachpraxis und positiven Hilfeverläufen vor, die ermutigen und bestärken, weil Kinder aus der Gewaltsituation befreit wurden. Andererseits werden klare Defizite deutlich, aus denen dringend gelernt werden muss“, appelliert Prof. Dr. Barbara Kavemann, Mitglied der Aufarbeitungskommission. „Kinder und Jugendliche können sich bei sexualisierter Gewalt nicht selbst schützen. Dies zu tun und ihnen zu helfen, ist eine zentrale Aufgabe von Jugendämtern. Wenn das nicht gelingt, sind die Betroffenen zum Teil jahrelang der gewaltvollen Situation ausgesetzt mit weitreichenden Folgen für ihr Leben.“

In einigen Fällen ist Hilfe einfach ausgeblieben

Eine zentrale Erkenntnis der Studie ist, dass in einigen Fällen Hilfe möglich gewesen wäre, aber ausgeblieben ist. Betroffene Kinder oder Jugendliche waren teilweise grundsätzlich bereit, sich einer Fachkraft des Jugendamtes anzuvertrauen. Es gelang aber nicht, das dafür notwenige Vertrauen aufzubauen: Dazu hätte es Einzelgespräche ohne die Eltern, einen geschützten Rahmen und mehr Zeit für Gespräche gebraucht. Zudem war für viele Betroffene das Jugendamt erst einmal mit Angst verbunden. Diese Ängste waren geprägt durch Medienberichte, durch das soziale Umfeld, aber auch durch Täter bzw. Täterinnen mit dem Ziel, bewusst eine Drohkulisse aufzubauen: Kinder würden aus den Familien genommen und sie kämen ins Heim, wenn sie mit dem Jugendamt sprechen.

Mangel an fachlichen Kenntnissen

Auch ein Mangel an fachlichen Kenntnissen war ausschlaggebend dafür, dass Fälle sexualisierter Gewalt nicht erkannt wurden und Kindern und Jugendlichen nicht geholfen wurde. Umfragen mit Fachkräften in Jugendämtern sowie aktuelle Fallanalysen deuten darauf hin, dass diese Probleme auch heute noch bestehen. Fachkräfte müssen kontinuierlich dazu befähigt werden, die Situation eines betroffenen Kindes zu erkennen und richtig einzuschätzen, um gegebenenfalls schützend eingreifen zu können.

Jugendämter sollten Betroffenen beim Schutzhandeln stärker einbeziehen

So sind nach Einschätzung von Dr. Thomas Meysen, Co-Autor der Studie, Jugendämter aufgefordert, Kinder und Jugendliche beim Schutzhandeln und in den Hilfeverläufen stärker einzubeziehen: „Der Geheimhaltungsdruck, unter dem von sexueller Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche stehen, ist regelmäßig besonders hoch. Wenn sich Kinder und Jugendliche selbst an Jugendämter oder an andere Fachkräfte in der Kinder- und Jugendhilfe wenden, brauchen Fachkräfte ein Bewusstsein, dass es in diesen Momenten nichts Wichtigeres gibt, als sich ihnen anzunehmen und ihnen Angebote zu machen. Nur dann und erst mit der Zeit gelingt es vielen von sexueller Gewalt betroffenen Kindern und Jugendlichen, sich anzuvertrauen. Wenn der Schutz gelingt, haben Kinder und Jugendliche ein feines Gespür dafür, ob sie in den Hilfeverläufen aktiv einbezogen werden oder ob sie in der Kinder- und Jugendhilfe einen erneuten Kontrollverlust erfahren.“

Erfahrungen von Betroffenen können Verbesserungen fördern

Um Abläufe und Strukturen bei der Hilfe und dem Schutz von Kindern und Jugendlichen zu verbessern und Fachkräfte weiterzubilden, das zeigt die Studie, können die Erfahrungen von erwachsenen Betroffenen äußerst wertvoll sein. Jugendämter sollten Betroffene bei der Wahrnehmung ihres Rechts auf Aufarbeitung unterstützen, ihnen Einsicht in ihre Jugendamtsakte gewähren und ihnen, wenn die Betroffenen dies wünschen, die Möglichkeit geben, Fragen zu stellen sowie ihr damaliges Erleben zu schildern. Die Betroffenen haben gegenüber der Aufarbeitungskommission immer wieder deutlich gemacht, wie wichtig für sie der spätere Einblick in ihre Akten ist. Akten sollten daher nach Ablauf von Aufbewahrungsfristen einem Archiv angeboten, die Betroffenen über ihre Akteneinsichtsrechte informiert und sie bei der Sichtung und Auswertung des Akteninhalts begleitet werden.

Es geht um das Verfügen über die eigene Lebensgeschichte

Ilka Kraugmann, Mitglied im Betroffenenrat bei der UBSKM und Kinder- und Jugendlichentherapeutin: „Betroffene setzen sich in ihrem Leben zu sehr unterschiedlichen Zeitpunkten und oft auch immer wieder mit ihrer gewaltgeprägten Lebensgeschichte auseinander. Der Wunsch nach Akteneinsicht kann dem Bedürfnis entsprechen, biografische Lücken zu schließen, Erinnerungen abzugleichen und gewichtige Fragen zu dieser bedeutsamen Lebensphase zu beantworten. Es geht um das Verfügen über die eigene Lebensgeschichte als Teil ihres Rechtes auf individuelle Aufarbeitung.“

Empfehlungen für Rahmenbedingungen

Die Studie wird ergänzt durch vielfältige Empfehlungen für Rahmenbedingungen, die es braucht, damit Jugendämter schützend und unterstützend tätig werden und Hilfeverläufe verbessern können.

Erstellt wurde die Studie von SOCLES International Centre for Socio-Legal Studies gGmbH (Dr. Thomas Meysen) in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Jugendinstitut e.V. (DJI) (Prof. Dr. Heinz Kindler, Mareike Paulus, Dr. Regine Derr).

Download Fallstudie „Sexueller Kindesmissbrauch und die Arbeit der Jugendämter“




Familien mit niedrigem Bildungsstand sind anfälliger für Übergewicht

Ulmer Studie belegt Zusammenhang von Elternhaus und kindlicher Adipositas

Kinder von Eltern mit niedrigem Bildungsstand sind anfälliger für Übergewicht. Auch ein geringes Haushaltseinkommen und Migrationshintergrund spielen eine Rolle. Zu diesem Ergebnis kamen Forschende um Professor Jürgen M. Steinacker und Dr. Susanne Kobel von der Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin des Ulmer Universitätsklinikums. Ihrer aktuellen Veröffentlichung in der Fachzeitschrift Archives of Public Health zufolge steigt das Risiko für Übergewicht ebenfalls bei Kindern, wenn Mütter und Väter zu viel auf die Waage bringen – auch weil das Gewicht der Kinder von den Eltern falsch eingeschätzt wird.

Gesundheitsgerechtigkeit für Kinder

„Gesundheitsgerechtigkeit ist ein wichtiges Ziel von Forschung und Politik“, erklärt Professor Jürgen M. Steinacker. Der Mediziner, der bis Ende September 2023 am Universitätsklinikum Ulm die Sektion für Sport- und Rehabilitationsmedizin geleitet hat, engagiert sich seit vielen Jahren für die Gesundheit von Kindern. „Denn globale Ungleichheiten, Kriege, die Globalisierung, erzwungene Migration und Klimawandel sind Probleme, die auch das Recht von Kindern auf optimale Gesundheit und Entwicklung verletzen.“ Da es solche Ungerechtigkeiten nicht nur auf globaler und nationaler, sondern auch auf lokaler Ebene gibt, nahm sein Team das Problem in Baden-Württemberg unter die Lupe.

„Komm mit in das gesunde Boot“

Die Untersuchung „Beyond correlates: the social gradient in childhood overweight“ basiert auf einer Evaluation des Gesundheitsförderprogramms „Komm mit in das gesunde Boot“ der Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin des Universitätsklinikums. Finanziert von der Baden-Württemberg Stiftung hat es zum Ziel, in Schulen und Kindergärten auf spielerische Art Freude an Bewegung und gesunder Ernährung zu wecken. Knapp 1 000 Drei- bis Sechsjährige in beteiligten Kindergärten in Baden-Württemberg waren für die Evaluation untersucht worden. Während Größe und Gewicht der Kinder direkt in den Kindergärten gemessen wurde, erfasste man Bildungsstand, Einkommen und etwa das Gewicht von Vätern und Müttern per Elternfragebogen.

Unterschiede zwischen Einschätzung und Realität

In der Studie wurde untersucht, inwieweit Eltern das Gewicht ihrer Kinder korrekt einschätzen und ob dies das Gewicht des Nachwuchses beeinflusst. Zudem wurde analysiert, in welcher Beziehung der Grad der Fehleinschätzung mit sozialen Faktoren wie Einkommen, Bildung, Migrationshintergrund sowie dem Körpergewicht der Eltern steht. Dazu wurden die Daten des Gesundheitsförderprogramms per Querschnittsanalyse untersucht und miteinander in Beziehung gesetzt. Mithilfe statistischer Methoden wurden Abweichungen zwischen dem objektiv gemessenen Gewicht von Kindern und der Einschätzung durch ihre Eltern, aber auch zwischen einzelnen soziodemographischen Gruppen aufgedeckt.

Der Bildungsstatus der Eltern ist entscheidend

Die Ergebnisse: „Zum einen sind Kinder häufiger übergewichtig, wenn sie in einer Familie mit geringem Haushaltseinkommen oder Migrationshintergrund aufwachsen oder ein Elternteil selbst Übergewicht hat“, so die Sportwissenschaftlerin Dr. Susanne Kobel. „Noch entscheidender scheint jedoch der Bildungsstatus der Eltern zu sein. Gesundheitsbezogene Risiken treten insbesondere in Familien mit niedrigem Bildungshintergrund auf, und das schon bei Kindern im Alter von drei bis fünf Jahren.“

Kinder von Eltern ohne Hochschulabschluss waren doppelt so oft übergewichtig wie diejenigen von Akademikerinnen und Akademikern. Dabei machte es keinen Unterschied, ob beide Elternteile über einen Hochschulabschluss verfügten oder nur einer. Wie die Erstautorin der Studie, Dr. Lina Hermeling, hinzufügt, scheint zudem die korrekte Einstufung des Gewichtsstatus der Kinder durch ihre Eltern von entscheidender Bedeutung für deren Gesundheit zu sein. „Wenn eine Mutter oder ein Vater selbst übergewichtig ist, ist die Wahrscheinlichkeit einer Fehleinschätzung besonders hoch“, so Hermeling, die zur Zeit der Studie der Präventionseinrichtung der Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin angehörte.

Gesundheitsgerechtigkeit durch Bildung

„Bildung – nicht in Bezug auf Gesundheit, sondern ganz allgemein – scheint bei der Prävention von Übergewicht eine enorme Rolle zu spielen“, so Jürgen M. Steinacker. „Dies sollte in politischen Leitlinien zur Gesundheitsgerechtigkeit unbedingt berücksichtigt werden.“ Das Programm „Komm in das gesunde Boot“ haben die Forschenden in Reaktion auf die Studie bereits angepasst: Während man bislang ausschließlich Lehrkräfte und Erziehende mit Materialien und Fortbildungen unterstützte, um das Bewegungs-, Ernährungs- und Freizeitverhalten von Kindern positiv zu beeinflussen, bietet das Programm nun auch Online-Elternabende (www.gesundes-boot.de) an. Mütter und Väter können sich dabei direkt beim Team des Universitätsklinikums darüber informieren, wie ihre Familien einen aktiven und gesunden Lebensstil führen können.

Originalpublikation:

Hermeling, L., Kobel, S., Steinacker, J.M. (2024). Beyond correlates: the social gradient in childhood overweight. Archives of Public Health. https://archpublichealth.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13690-023-01232-x

Anja Burkel




Bildungsmesse: Wir dürfen doch sehr gespannt sein

koelmesse

Die didacta in Köln will an alte Zeiten anknüpfen und braucht dafür neue Impulse

Immerhin ist jede Menge Spannung garantiert, wenn am 20. Februar die didacta in Köln ihre Tore öffnet. Nach Jahren des pandemiebedingten Rückschritts, soll es nun wieder vorangehen. Über 700 Aussteller haben sich bereits angemeldet. Nur ist die Bildungsmesse auf drei Hallen zusammengeschmolzen, was darauf schließen lässt, dass die Aussteller insgesamt kleinere Präsentationsflächen gebucht haben.

Größe ist allerdings nur in besonderen Fällen ein Gradmesser für die Qualität und den Erfolg einer Messe. Die Frage ist vielmehr, ob es ihr gelingt, die Interessen ihrer Zielgruppe anzusprechen. Und manchmal ist weniger eben mehr.

Auftaktveranstaltungen Frühpädagogik

Gleich auf ihrer Homepage lockt die didacta mit dem Konterfei von Dr. Ilse Wehrmann für deren Auftaktveranstaltung im Bereich frühkindliche Bildung zum Thema Der Kita Kollaps – Herausforderung für die Träger. Es bleibt zu hoffen, dass es der Diplom Sozialpädagogin gelingt, in ihrem Vortrag am Messefreitag praktikable Lösungswege aufzuzeigen, statt lediglich die Misere zu bejammern, wie dies allzu oft geschieht.

Bereits am Mittwoch spricht Prof. Dr. Helen Knauf von der Hochschule in Bielefeld zum Thema Räume bilden Menschen bilden Räume – den Raum als Ressource für Bildung nutzen. Der Vortrag beleuchtet die Stellschrauben der Raumgestaltung und Wege, wie der Raum verändert werden kann, damit Bildungsprozesse bereichert werden können. Dieses Thema, mit dem sich wohl neben allen Reformpädagogen auch jede pädagogische Fachkraft intensiv beschäftigt, verspricht doch einiges an neuen Erkenntnissen für die tägliche Praxis.

 Die pädagogische Fachkraft im Fokus: Ich bin – ich habe – ich kann – ich werde! – Gemeinsam Zukunft gestalten heißt der Vortrag von Ursula Günster Schöning. Leider lässt sich aus der Beschreibung der Veranstaltung nicht klar erkennen, wohin der Vortrag führen soll. Die Beschreibung der misslichen Lage vieler pädagogischer Fachkräfte sowie das Erspüren einer Aufbruchstimmung, wie der Wunsch nach Erneuerung und Veränderung, mit dem Ziel Zukunft aktiv mitgestalten zu wollen, ist vage. So bleibt es zumindest spannend herauszufinden, worauf die gelernte Erzieherin und Sozialwirtin hinaus will.

Zu seinem Leib- und Magenthema spricht Prof. Dr. Dr. Wassilios Emmanuel Fthenakis. Dialogische Pädagogik und Ko-Konstruktion: eine Allianz der Vernunft und der Zuneigung nennt sich der Vortrag des habilitierten Sozialanthropologen. Wobei es darum genau geht, lässt sich leider nicht feststellen. Eine Beschreibung fehlt im Programm völlig. Schließlich weiß aber jeder, der den emeritierten Professor kennt, dass dieser seit vielen Jahrzehnten ein großer Kenner der Ko-Konstruktion ist.

Achtung: Für all diese Vorträge ist eine Anmeldung nötig.

Über 1000 Veranstaltungen angemeldet

Immerhin können die Kölner bereits jetzt mit einem neuen Rekord aufwarten: Mittlerweile sind über 1000 Veranstaltungen angemeldet. Erfrischend dabei, dass es nicht nur um das gebetsmühlenhafte Bejammern der seit vielen Jahren anhaltenden Bildungsmisere geht. Stellvertretend für viele weitere Veranstaltungen sei hier auf zwei verweisen.

Hochaktuell ist etwa die Veranstaltung Konflikt ohne Ende? Der Nahostkonflikt als Thema der politischen Bildung. In der Veranstaltung, die vom Didacta Verband e.V. in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung durchgeführt wird, geht es um Möglichkeiten, wie das Thema im Unterricht behandelt werden kann und wie sich „Antisemitismus“ thematisieren lässt. Expertinnen und Experten der politischen Bildung wollen bei dieser Gelegenheit Materialien und konkrete Beispiele vorstellen. Termin für die Veranstaltung ist der 23. Februar 2024 von 10:30 bis 11:15 Uhr im Forum didacta aktuell (Halle 8, A40/B41).

Um Inklusion geht es am gleichen Tag von 11 bis 11.45 Uhr im Forum Bildungsperspektiven (Halle 7, C40/D41). Zwischen Anspruch und Realität: Inklusion in der Schule – Erfolge, Erfordernisse und Perspektiven heißt die Veranstaltung des didacta Verbands geht es um Erreichtes, Handlungsbedarfe und Perspektiven der Inklusionsarbeit an den Schulen.

Von Schrott bis Schmuckstück: Die Vielfalt machts

Über 700 Aussteller haben selbstverständlich auch einiges zu bieten. Fange wir diesmal beim Negativen an: Auch in diesem Jahr gibt es wieder zahlreiche Schulbücher und -Apps zu sehen, bei denen sich jeder normaldenkende Mensch stirnrunzelnd fragt, warum so viele davon so teuer und gleichzeitig so langweilig sein müssen. Eine Reihe von Spionage-Apps für Eltern von Kita-Kindern sowie zahlreiche digitale Angebote für Klein- und Kitakinder, von denen niemand weiß, wie und ob sie wirken, aber die meisten Studien darauf hinweisen, dass sie der Entwicklung wohl eher schaden, werden sicher auch diesmal angeboten.

Aber genau das macht eben eine Fachmesse aus, deren Besucherinnen und Besucher durchaus fähig sein müssten, die Spreu vom Weizen zu trennen. Und vom letzteren wird es eben auch eine Menge zu sehen geben. Wer sich das Ausstellerverzeichnis ansieht, findet eine enorme Zahl von interessanten Ausstellern mit tollen Informationen und Materialien, die das Bildungsleben leichter oder schöner machen können.

Damit meinen wir weniger die kostenlosen Plastikhocker und Schwimmnudeln, die es hoffentlich auch in diesem Jahr wieder gibt, weil sie mittlerweile einfach zur didacta gehören. Vielmehr geht es etwa um die Informationsstände wie des ADHS Deutschland e.V. (Halle 7.1. | Stand E015), des Bundesprogramms Demokratie leben! (Halle 7.1 | Stand: E029), des Bundesverbands Legasthenie und Dyskalkulie e.V. (Halle 7.1. | Stand: D001), der Bundeszentrale für politische Bildung (Halle 7.1 | Stand: A050), der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Halle 7.1 | Stand: A048), dem Bündnis für Bildung (Halle 6.1 | Stände: F010, F0), BZgA Kinder stark machen (Halle 7.1 | Stand: C038), dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat (Halle 8.1 | Stand: B010), von Amnesty International (Halle 7.1 | Stand: B044) und vielen, vielen anderen. Sie alle halten Informationen und Materialien bereit, die uns im Alltag weiterbringen.

Sichten, forschen und experimentieren

Daneben darf gesichtet, geforscht und experimentiert werden. Wir freuen uns, dass es entgegen der vor einigen Jahren verkündeten Prognose von Herrn Prof. Fthenakis noch immer ganz lebendige Bilderbücher gibt, die sich nach wie vor größter Beliebtheit erfreuen sowie schöne und wertvolle Vorlesestunden mit Kindern möglich machen. Und dass noch immer so viele Holzspielzeuge entwickelt werden, mit denen sich so sinnlich und wunderbar spielen lässt. Wir empfehlen allen, die Musikverlage, Musiker und Musikinstrumentenhersteller zu besuchen. Denn Musik ist zwar ungeheuer wichtig für die Entwicklung von Kindern, fristet aber in den meisten Einrichtungen ein Mauerblümchendasein.

Es gibt noch viele Argumente für den Besuch der Bildungsmesse. Vielleicht finden Sie es aber selbst heraus, befreien sich aus ihrem Alltag und gehen dorthin. Wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei. Und vielleicht sehen wir uns ja. Tickets gibt es hier.

Gernot Körner




Wozu Kinder einen Vormund brauchen

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Claudia Gliemann/Natascha Berger: Frau Frühling hat 30 Kinder

Vormund – hat das etwas mit „Mund“ zu tun? Das fragt Paul Frau Frühling. Die hat immerhin 30 Kinder und muss es ja wohl wissen. Also, die hat sie nicht geboren, sondern sie ist deren Vormundin. So wird sie jedenfalls in diesem Bilderbuch, das Claudia Gliemann mit einer Begleitgruppe aus Vormunden, Erzieherinnen, Jugendamtsmitarbeitern, Kinderdorfmüttern und anderen Fachleuten geschrieben hat, ganz sternchenfrei benannt.

Und die Antwort? Ein klares Nein.

Vormund sein bedeutet, dass Frau Frühling dazu da ist, Kinder zu beschützen. In mehreren kurzen Geschichten erklärt sie Kindern verschiedenen Alters ihre Arbeit. Dass sie eingesetzt wird, wenn die Eltern sich nicht ausreichend um ihr Kind kümmern können. Dass manche dieser Kinder in Pflegefamilien, andere in Wohngruppen leben. Dass sie nicht jeden Tag mit ihren Schützlingen zusammen ist. Dass sie aber dazu da ist, Probleme zu regeln, z.B. wenn ein Kind die Schule wechseln will. Dass sie in solchen Fällen Gespräche mit den Eltern oder Pflegeeltern führt. Dass sie all das entscheidet, was Mama und Papa sonst entscheiden.

Keine Angst vor der „Frau vom Amt

Allerdings wird sie nie am Schreibtisch beim Ausfüllen von Formularen oder beim Telefonat mit anderen Behörden gezeigt. Obwohl das sicher einen großen Teil ihrer praktischen Arbeit ausmacht. Den die Kinder allerdings selten direkt erleben. Die Bilder zeigen sie im Gespräch, beim Spielen, beim Sommerfest. Und das ist gut so, schließlich will dieses Buch Kindern die Angst vor der „Frau vom Amt“ nehmen.

Das gelingt, weil Frau Frühling ihre Schützlinge ernst nimmt. Sie nicht ausfragt, sondern Interesse zeigt. Und nachfragt, wenn sie etwas nicht versteht. Bei Emre zum Beispiel. Denn der wendet immer den Blick ab, wenn sie ihn anspricht. Er erklärt, dass in dem Land, aus dem er kommt, es als unhöflich gilt, wenn Kinder Erwachsenen in die Augen schauen. Und das Missverständnis, er würde sie vielleicht nicht mögen, ist damit ausgeräumt.

Vormundschaft wird hier einfach, knapp und vor allem in kindgerechter Sprache erklärt. Ein kurzer Anhang wendet sich an Eltern und andere Erwachsene, die mit Kindern zu tun haben, erläutert den Unterschied zwischen Vormundschaft und Ergänzungspflegschaft sowie die Zusammenarbeit mit den Eltern.

Ein gutes Buch für eine besondere Zielgruppe. Die aber gar nicht so klein ist. Und das gut geeignet ist, die Verwirrung über die Aufgaben der Erwachsenen, die mit einem Kind zu tun haben, aufzulösen.

Ralf Ruhl

Claudia Gliemann & Bundesforum Vormundschaft e.V. (Text), Natascha Berger (Ill.)
Frau Frühling hat 30 Kinder
Monterosa-Verlag
26 Seiten
ab 4 Jahre
ISBN 978-3-942640-18-3
19 Euro




Kinder richtig beteiligen, fördern und schützen!

Online-Live-Workshops der Deutschen Liga für das Kind

Die zweistündigen Live-Online-Workshops unter dem Motto „Kinder beteiligen, fördern schützen!“ bieten in unterschiedlicher Form Inputanteile, Selbstreflexions-Impulse, kleine Übungen und den fachlichen Austausch in Kleingruppen an. Die Seminare für die Bildungs- und Präventions-Programme START ab 2 und Kindergarten plus richten sich an PädagogInnen in Institutionen der Kindertagesbetreuung. Die Online-Live-Workshops sprechen darüber hinaus auch Kita-Fachberatungen, Fachpersonal in Jugendämtern sowie Dozierende in Aus-, Fort- und Weiterbildungskontexten an. Ebenfalls angesprochen sind Personen, die sich, unabhängig vom eigenen beruflichen Hintergrund, für die Belange und das Wohlbefinden junger Kinder einsetzten und eine Verbesserung ihrer Chancen und Rechte unterstützen. Die Workshops sind auch für Mitglieder und Förderer der Deutschen Liga für das Kind eine gute Möglichkeit, Eindrücke von der Arbeit der Liga zu gewinnen, aktuelle fachliche Informationen zu erhalten und mit Akteuren im Feld in den Austausch zu kommen.

Die Entwicklung der Selbstregulation und ihre Unterstützung durch pädagogische Fachkräfte

19.02.2024 19. Februar 2024, 16.00 – 18.00 Uhr mit Prof. Dr. Jeanette Roos

Gemeinsam spielen, abwarten, zuhören, allein einschlafen, sich nach Aufregung wieder beruhigen, etwas ausdauernd zu erledigen – die Situationen, in denen junge Kinder sich selbstständig regulieren müssen sind vielfältig. Im Laufe der Entwicklung lernen sie zunehmend ihr Denken, Fühlen und Handeln flexibel auf ein Ziel hin auszurichten, ihre Impulse zu steuern und ihre Emotionen zu regulieren. Die Veranstaltung bietet viel Hintergrundwissen und die Gelegenheit, sich darüber austauschen, wie die Selbstregulation von Kindern unterstützt und gestärkt werden kann.

  • Kosten ab 25 Euro pro Person (Teilnahme Einzelperson ermäßigt)
  • Einzelperson: 35 Euro
  • Institution 1 Person: 40 Euro
  • Institution max. 20 Personen: 150 Euro

Weitere Informationen und Anmeldung




Tiefkühl-Pommes: Fast alle sind empfehlenswert

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ÖKO-TEST hat 20-mal Tiefkühl-Pommes getestet, darunter sieben Bio-Marken

Goldgelb, knusprig – und empfehlenswert: Die meisten Tiefkühl-Pommes gehen ohne problematische Laborbefunde aus dem Test. Nur die Potato Master Pommes Frites von Norma müssen sich mit dem ÖKO-TEST-Urteil „mangelhaft“ ganz hinten anstellen.

Viele Probleme, die ÖKO-TEST vor zwei Jahren noch bei einigen Testprodukten bemängelte, haben die Hersteller nun im Griff:

Acrylamid und Fettschadstoffe, Pestizide, Mineralölkohlenwasserstoffe und ähnliche Verbindungen – alles ist bei den getesteten Pommes höchstens in Spuren nachweisbar. Entsprechend gut fallen die Ergebnisse aus. Einziger Ausreißer: die Potato Master Pommes Frites von Norma. Hier wies das von ÖKO-TEST beauftragte Labor Spuren von Chlorpropham nach, das als vermutlich krebserregend eingestuft ist. In der konventionellen Landwirtschaft galt es lange als Keimhemmungsmittel der Wahl, um Kartoffeln eine lange Lagerdauer zu ermöglichen. Obwohl der Einsatz des Stoffes nicht mehr zulässig ist, erlaubt die Gesetzgebung Rückstände von Chlorpropham in Kartoffeln, da Kartoffellager auch Jahre nach der letzten Verwendung noch mit dem Mittel kontaminiert sein können. ÖKO-TEST sieht jedoch auch kleine Spuren des bedenklichen Stoffes kritisch – zumal der Stoff in den anderen Produkten nicht gefunden wurde. Außerdem werten die Verbraucherschützer das Norma-Produkt wegen seiner nachgewiesenen Cadmiumgehalte ab. Cadmium kann aus dem Boden stammen, in dem die Kartoffeln gewachsen sind. Es reichert sich vor allem in Leber und Nieren an und kann die Organe langfristig schädigen.

In der Sensorikprüfung schneidet kein Produkt schlechter als „befriedigend“ ab

Um beim Backen von Pommes die Entstehung des Schadstoffes Acrylamid zu vermeiden, das sich in Tierversuchen als krebserregend und erbgutverändernd erwiesen hat, empfiehlt ÖKO-TEST die niedrigste angegebene Backtemperatur einzuhalten und eine möglichst kurze Backdauer.

Weitere Informationen und den aktuellen Test finden Sie in der Februarausgabe des ÖKO-TEST-Magazins und unter: oekotest.de/14374

Quelle: Pressemitteilung Öko-Test




Jedes sechste Schulkind von Mobbing betroffen

Präventionsprojekt der TK soll gegen Mobbing und Cybermobbing helfen

Dauerhaftes Ausgrenzen, Beschimpfen und Beleidigen: Mobbing und Cybermobbing sind auch nach der Coronapandemie ein großes Thema an den Schulen. Laut einer aktuellen Befragung von Schülerinnen und Schülern im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) ist fast jedes sechste Schulkind (15,7 Prozent) von Mobbing betroffen. Jede bzw. jeder Zehnte (10,1 Prozent) gibt an, schon mal selbst Andere gemobbt zu haben. Das ist ein Ergebnis des Evaluationsberichts zum bundesweiten Mobbing-Präventionsprojekt „Gemeinsam Klasse sein“, der heute von der Techniker Krankenkasse in Kooperation mit der Beratungsstelle Gewaltprävention der Behörde für Schule und Berufsbildung Hamburg veröffentlicht wurde.

Betroffene leiden noch Jahre später unter Mobbingerfahrungen

„Für die Betroffenen ist Mobbing eine sehr große Belastung. Die gesundheitlichen Auswirkungen reichen von Kopf- und Bauchschmerzen bis hin zu Angstzuständen und Depressionen. Viele Heranwachsende leiden noch Jahre später unter ihren Mobbingerfahrungen“, so Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. „Daher engagiert sich die TK bereits seit vielen Jahren im Rahmen der Gewaltprävention mit dem Schulprojekt ‚Gemeinsam Klasse sein‘.“ Bei diesem Projekt geht es darum, über Mobbing und Cybermobbing aufzuklären, die Klassengemeinschaft zu stärken und so dafür zu sorgen, dass Mobbing bestenfalls gar nicht erst entsteht.

Prävention hilft nachweislich gegen Mobbing

Das bundesweite und für Schulen kostenfreie Projekt wurde jetzt wissenschaftlich evaluiert. Die Evaluation zeigt, dass Mobbingprävention nachweislich Wissen und Kompetenzen im Umgang mit Mobbing stärkt. So geben 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler an, ihr Wissen zu Mobbing und Cybermobbing durch die Teilnahme an „Gemeinsam Klasse sein“ gesteigert zu haben. Rund 87 Prozent fühlten sich besser in der Lage, beginnendes Mobbing zu erkennen und rund 88 Prozent würden eher versuchen, einer von Mobbing betroffenen Person zu helfen. Die große Mehrheit der Befragten (74,4 Prozent) ging außerdem nach der Teilnahme am Projekt davon aus, dass Mobbing in Zukunft in der Klasse durch das Projekt verhindert würde. So wurden beispielsweise nach Angaben von mehr als neun von zehn Befragten (91,4 Prozent) nach dem Projekt klare Regeln zum sozialen Umgang miteinander festgelegt, zum Beispiel in Klassenchats.

Wissen was bei Mobbing und Cybermobbing zu tun ist

„Auch die Lehrkräfte fühlen sich durch das Programm deutlich gestärkt“, erklärt Kaj Buchhofer, von der Beratungsstelle Gewaltprävention der Behörde für Schule und Berufsbildung Hamburg. „Sie sehen sich besser in der Lage, Mobbingsituationen zu erkennen und entsprechend zu handeln. Das wiederum erkennen auch die Schülerinnen und Schüler und vertrauen sich im Mobbingfall eher den Lehrerinnen und Lehrern an.“ So würden sich mehr als 80 Prozent der Schülerinnen und Schüler, wenn sie Mobbing beobachten, Hilfe beim Schulpersonal holen. Bei eigener Betroffenheit würden sich mehr als 77 Prozent an einen Erwachsenen im Schulumfeld wenden. „Insgesamt fördert das Programm eine Kultur des Hinschauens und Eingreifens“, so Buchhofer.

Der vollständige Abschlussbericht  Evaluation Gemeinsam Klasse sein (lang) (PDF, 4.1 MB) liegt auf dem Lebensweltenportal der TK. Dort gibt es auch weitere Informationen für interessierte Schulen zu „Gemeinsam Klasse sein“.

Quelle: Pressemitteilung TK




Scharlach gehört zu den häufigsten bakteriellen Kinderkrankheiten

Der Kinderarzt Priv.-Doz. Dr. med. Patrick Hundsdörfer gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen

Was hat das Kratzen im Hals oder der Ausschlag am Bein zu bedeuten? Um solche und ähnliche Fragen zu beantworten, informieren sich viele Menschen zuerst im Internet, bevor sie beschließen, zum Arzt zu gehen. Das Helios Klinikum Berlin-Buch hat in einer Analyse untersucht, welche Krankheiten und Symptome in Deutschland besonders oft im Internet gesucht werden. Scharlach ist laut Ranking die am zweithäufigsten gesuchte Krankheit bei Google. Sie gilt als klassische Kinderkrankheit und gehört zu den häufigsten bakteriellen Infektionskrankheiten in dieser Altersgruppe.

Priv.-Doz. Dr. med. Patrick Hundsdörfer, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin im Helios Klinikum Berlin-Buch beantwortet die wichtigsten Fragen über Auslöser, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten.

Was ist Scharlach?

Scharlach ist eine hochansteckende Infektionskrankheit, die durch Streptokokken verursacht wird. Diese Krankheit betrifft oft Kinder im Alter zwischen 6 und 12 Jahren, aber auch Erwachsene können sich leicht mit den Streptokokken infizieren und Scharlach bekommen. Der Name „Scharlach“ leitet sich von der Farbe Scharlachrot ab, und dies ist auch das auffälligste Anzeichen für Eltern: ein geröteter Rachen und später eine rote Zunge sowie ein roter Hautausschlag.

Was sind die Anzeichen von Scharlach?

Scharlach beginnt plötzlich. Zu Beginn zeigt Ihr Kind allgemeine Erkältungssymptome wie Fieber, Unwohlsein und insbesondere Halsschmerzen. Oft sind auch die Mandeln bereits geschwollen und entzündet. Wenn Ihr Kind über Schluckbeschwerden klagt und Sie weißliche Beläge auf seiner Zunge bemerken, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Im weiteren Verlauf der Erkrankung lösen sich die Beläge, und darunter kommt eine tiefrote Zunge zum Vorschein – die sogenannte Himbeerzunge.

Zusätzlich entwickelt sich der charakteristische, fleckige, scharlachrote Hautausschlag, der in der Achsel- oder Leistenregion beginnt und dann den gesamten Körper mehr oder weniger bedeckt. Handinnenflächen und Fußsohlen sind ausgespart. Ein blasses Dreieck bildet sich rund um den Mund, was wie ein weißer Fleck oder „Milchbart“ aussieht. Nach wenigen Tagen geht das Fieber zurück, und der Ausschlag verschwindet nach etwa einer Woche. Später schuppt sich die Haut ekzemartig.

Wie entsteht Scharlach?

Scharlach wird durch Bakterien verursacht, eine bestimmte Form der Streptokokken, die meist durch Tröpfcheninfektion beim Niesen, Husten und Sprechen übertragen werden.

Wie wird Scharlach behandelt?

Scharlach wird in der Regel mit Antibiotika behandelt, auch weil dies die Zeit sehr stark vermindert, in der die Kinder ansteckend sind (1 Tag statt bis zu 3 Wochen). Schon nach dem ersten Tag der Antibiotikatherapie fühlt sich Ihr Kind meist besser. Es ist wichtig, die Einnahme von Antibiotika nicht vorzeitig abzubrechen, selbst wenn die Beschwerden bereits abgeklungen sind, damit es nicht zu Rückfällen kommt, wenn nicht alle Erreger abgetötet werden.

Zusätzlich können Beschwerden wie Halsschmerzen und Fieber durch schmerzlindernde und fiebersenkende Mittel wie Ibuprofen oder Paracetamol gelindert werden. Das Lutschen von Bonbons, das Trinken von Tee oder die Anwendung von Hausmitteln wie Halswickeln können ebenfalls erleichternd sein.

Welche Spätfolgen können durch Scharlach entstehen?

Wenn Ihr Kind kein Antibiotikum erhält, erhöht sich das Risiko von akuten Komplikationen wie Ohrentzündungen oder Mandelentzündungen sowie möglichen Spätfolgen. Wenige Wochen nach der Infektion kann sich das sogenannte rheumatische Fieber entwickeln, welches mit Entzündungen der Gelenke, der Nieren und sogar des Herzens (das sogenannte „Scharlachherz“) einhergehen kann. Selbst neuropsychiatrische Symptome wie seltsame Ticks (Tourette-Syndrom) können nach einer Scharlacherkrankung auftreten.

Können sich Erwachsene mit Scharlach anstecken?

Scharlach gehört wie Windpocken, Masern und Röteln zu den Kinderkrankheiten, jedoch können sich auch Babys und Erwachsene infizieren. Grundsätzlich verläuft Scharlach bei Erwachsenen nicht schlimmer als bei Kindern. Allerdings wird die Krankheit bei Erwachsenen oft nicht rechtzeitig erkannt, da die anfänglichen allgemeinen Symptome bei ihnen häufig nicht mit Scharlach in Verbindung gebracht werden. Insgesamt rate ich natürlich von Selbstdiagnostika ab und empfehle, für eine genaue Diagnose und eine angemessene Behandlung immer zum Arzt oder zur Ärztin des Vertrauens zu gehen.

Über die Recherche

Das Helios Klinikum Berlin-Buch hat untersucht, welche Krankheiten sowie Symptome in Deutschland innerhalb eines Jahres am häufigsten gegoogelt werden. Für den Zeitraum Mai 2022 bis Mai 2023 wurde per Google Ads das Suchvolumen von insgesamt 141 Krankheiten und Symptomen innerhalb Deutschlands analysiert.

Weitere Informationen zur Untersuchung hier.

Quelle: Presseinformation Helios Klinikum Berlin-Buch