Greenpeace-Analyse: Bio-Milch gesünder als konventionelle Milch

Mogelpackung: Bärenmarke und Discounterprodukt enthalten die gleiche Milch

Bio-Milch von Weidekühen enthält deutlich mehr gesunde Omega-3-Fettsäuren als solche von konventionell gehaltenen Kühen, die durch Kraftfutter unnatürlich viel Milch produzieren. Das zeigt eine neue Analyse, für die Greenpeace Milchproben verschiedener Marken untersucht hat (https://act.gp/3XmfUqY). Die mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren kann der menschliche Körper nicht selbst herstellen und muss über Nahrungsmittel zugeführt werden.

Untersuchungen schreiben ihnen verschiedene günstige Effekte im Körper zu. Alle Proben ökologisch hergestellter Milch weisen bis auf einen Ausreißer einen Omega-3-Fettsäuregehalt zwischen 1,1 und 1,3 g pro 100 g auf. Dagegen liegen die teuren Premiummarken Landliebe (0,7 g), Bärenmarke und Weihenstephan (je 0,6 g) nur knapp über dem niedrigsten Wert von 0,5 g/100 g bei konventionell hergestellter Milch. “Biomilch-Hersteller setzen stärker auf Grünfutter von der Weide. Das kommt durch mehr Omega-3-Fettsäuren auch der Gesundheit der Konsument:innen zugute, ebenso wie solche in pflanzlichen Ölen wie Leinsamen oder Raps”, sagt Lasse van Aken, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace. „Landliebe, Bärenmarke und Weihenstephan enttäuschen dagegen. Die Laboranalyse zeigt, dass die Kühe dieser Premiummarken kaum mit Gras gefüttert werden.”  

Masse statt Klasse bei Premiummarken

Die Erzeugung von Bio-Milch ist teurer, da die Kühe in der trockenen Jahreszeit auf der Weide stehen, sie im Stall deutlich mehr Platz haben und weniger Kraftfutter erhalten. Das führt zu einer geringeren Milchleistung. Die niedrigen Werte der Laboranalyse belegen, dass für Milch der Premiummarken die Kühe – mit wenigen Ausnahmen – das ganze Jahr im Stall stehen. Und sie werden mit übermäßig viel Kraftfutter und Maissilage gefüttert, um die Milchmenge zu steigern. Ursprünglich sind Rinder Steppentiere, die vor allem Gras fressen. Eine Auswertung von Greenpeace zeigt jedoch, dass in Deutschland nur noch rund 30 Prozent des Futters für Milchkühe aus Gras besteht (https://act.gp/3NnMJyW). Bei einer reinen Vollweide-Fütterung kann eine Kuh im Mai und Juni 18 bis 20 Liter Milch am Tag geben. Die Milchmenge der Hochleistungs-Kühe liegt durchschnittlich bei 30 bis 40 Litern. 

Auch ökologisch ist der hohe Einsatz von Kraftfutter und Maissilage problematisch

60 Prozent der Ackerfläche in Deutschland dient dem Futteranbau. Im Vergleich zum Maisacker bietet die Weide Nahrung und Lebensraum für Insekten und Vögel. Und sie bindet fast 19 Tonnen CO2 pro Hektar und Jahr.  „Die Molkereien müssen auf Milch aus Weidehaltung umstellen und das auch den Landwirt:innen bezahlen”, fordert van Aken. „Im Sinne von Umwelt und Klima können wir in Zukunft nur noch so viele Tiere halten, wie weidebasiert ernährt werden können. Doch für Verbraucher:innen gibt es schon jetzt gesunde und günstige pflanzliche Milchalternativen.”

Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung: Aus dem Werk, in dem die Bärenmarke-Milch hergestellt wird, stammt auch Milch für Eigenmarken der Supermärkte. Die Laboranalyse bestätigt, dass es sich bei der Bärenmarke-H-Milch der Molkerei Hochwald um dieselbe wie die von Milsani (Aldi) handelt. Bei Frischmilch aus einem anderen Bärenmarke-Werk um dieselbe wie die ja!-Discountmilch von Rewe. „Bärenmarke bietet weder für Mensch, Tier noch Umwelt irgendwelche Leistungen, die den hohen Preis rechtfertigen“, so van Aken. „Die gleiche Milch wird im Discounter billig verscherbelt – man kann hier von einer Mogelpackung sprechen.“

Quelle: Pressemitteilung Greenpeace




Kostenloses Unterrichtsmaterial zu Informatik für Grundschullehrkräfte

forschen

Mehr als Nullen und Einsen: Informatische Bildung im Klassenzimmer

Mit ihrem neuen Bildungsangebot „Abenteuer Informatik“ lädt die Stiftung Kinder forschen Grundschullehrkräfte dazu ein, mit ihren dritten und vierten Klassen die Welt der Daten und Algorithmen zu entdecken. Indem die Kinder im Unterricht Codes entschlüsseln und Pixelbilder malen, holen Lehrkräfte Informatikwissen didaktisch sinnvoll und unkompliziert in ihre Klassenzimmer – ohne Vorwissen und ohne Computer. Das Unterrichtsmaterial bietet eine fachliche Grundlage für die pädagogische Arbeit sowie praktische Werkzeuge für den Unterricht in Klassenstufe drei und vier. Interessierte finden das mehrteilige Angebot ab sofort online unter stkf.site/abenteuer-informatik!

Kann Papas Smartphone Gedanken lesen? Wie passt Oma ins Tablet? Weiß das Internet alles? Kinder stellen früh Fragen über unsere digitale Welt und beschäftigen sich mit ihr. Und unser Alltag steckt voller Informatik, die sich in Smartphones, Waschmaschinen oder Autos verbirgt.

Kinder begeistern sich schnell für digitale Themen. Wenn sie ihren Traumcomputer malen oder Computer auf einem Wimmelbild suchen, erforschen sie unsere moderne Welt. Dafür hat die Stiftung das Angebot ‚Abenteuer Informatik‘ ins Leben gerufen. Es bietet Lehrkräften Leitfäden zur Unterrichtsbegleitung, praktische Impulse sowie einfach umsetzbare Aufgaben für den Unterricht.

So geht’s: Pixel unter der Lupe

Unter stkf.site/abenteuer-informatik suchen Lehrkräfte sich ein Thema aus, das sie interessiert. Sie laden das entsprechende Materialpaket herunter, das unter anderem einen Leitfaden mit Vorschlägen zur Unterrichtsgestaltung enthält.

Beispielsweise beim Thema „Pixel“ erforschen Lehrkräfte anschließend gemeinsam mit den Kindern, was hinter digitalen Bildern steckt. In einer ersten Aufgabe nehmen die Kinder hier verpixelte Bildausschnitte unter die Lupe. Sie rätseln, was auf diesen zu sehen ist und ordnen die Ausschnitte einem Foto zu. In der Gruppe reflektieren sie. Die Lehrkräfte nutzen hierfür Impulse aus dem Leitfaden. Weitere Aufgaben vertiefen das Thema. Die Kinder malen Bilder nach Pixeln aus und erstellen eigene Pixelbilder. Innerhalb von zwei bis drei Schulstunden erarbeiten Lehrkräfte und Kinder gemeinsam ein Verständnis für digitale Bilder. Dabei lassen sich alle Aufgaben individuell an die Bedürfnisse der Kinder anpassen.

„Abenteuer Informatik“ verknüpft Bildung und Digitalisierung

Kinder wachsen in einer digitalisierten Welt auf. Mit dem Bildungsangebot „Abenteuer Informatik“ bietet die Stiftung Kinder forschen Grundschullehrkräften die Möglichkeit, digitale Themen einfach und ohne Vorwissen oder Computer in ihren Unterricht zu integrieren. Mit dem niedrigschwelligen Angebot wendet sich die Stiftung erstmals bundesweit direkt an Lehrkräfte. Finanziell unterstützt wird das Angebot von Amazon Future Engineer, einer Initiative, die Kindern und Jugendlichen den Zugang zur Informatikbildung erleichtert.

Die Stiftung Kinder forschen hieß bis 2023 Stiftung „Haus der kleinen Forscher“. Am 10. Mai 2023 gab sie ihre Umbenennung bekannt. Hier erfahren Sie mehr über die Stiftung Kinder forschen: www.stiftung-kinder-forschen.de

Quelle: Pressemitteilung Stiftung Kinder forschen




Erneuter Appell für einen Nationalen Bildungsgipfel

Ein unabhängiges Team aus Wissenschaft und Praxis sollte die Bildungsreform konzipieren und vorbereiten

Angesichts der seit vielen Jahrzehnten ungelösten, gravierenden Probleme im deutschen Bildungssystem haben 89 Organisationen einen gemeinsamen Aufruf an die Bundesländer und den Bund gestartet. Unter dem Hashtag #NeustartBildungJetzt appellieren sie an die Ministerpräsidentinnen, Ministerpräsidenten sowie den Bundeskanzler, einen Nationalen Bildungsgipfel einzuberufen. Unter www.neustart-bildung-jetzt.de wurde eine neue Website aufgesetzt, die weitere Informationen bereithält.

Nationaler Bildungsgipfel als Auftakt zu einem kontinuierlichen Reformprozess

„Dass großer Handlungsbedarf in der Bildung gesehen wird, zeigen weitere Initiativen, die sich nach der erstmaligen Veröffentlichung des Appells in den vergangenen Wochen gegründet haben und, die ähnliche bildungspolitische Forderungen stellen.“, heißt es in der Mitteilung des Appells. Und weiter: „Für die Unterstützer von #NeustartBildungJetzt steht fest, dass ein Nationaler Bildungsgipfel nur den Auftakt zu einem kontinuierlichen Dialog- und Reformprozess zwischen allen beteiligten Akteuren darstellen kann. Es gehe darum, Vertreter aus der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik, aus Wirtschaft, Wissenschaft, Bildungspraxis, Zivilgesellschaft sowie von Eltern, Schülerinnen und Schüler zusammenzubringen.“

Kommentar zum Bündnis

Richtig ist: Wir brauchen endlich einen Reformprozess. Aber so naheliegend es auch scheinen mag. Die wenigsten Vertreterinnen und Vertreter der Unterzeichner des Appells können diesen initiieren. Einerseits zeichnen hier viele Vereine und Organisationen, die das Gesamtinteresse im Blick haben, denen aber allzu oft die Kapazitäten und manchmal auch die Kompetenzen fehlen. Andererseits tummeln sich bei den Unterzeichnern auch zahlreiche Interessengruppen wie etwa der Verband der Bildungswirtschaft didacta, zahlreiche unternehmensnahe Stiftungen sowie Vertreter von Interessengruppen, die vornehmlich eigene und nicht gesamtgesellschaftliche Interessen im Fokus haben. Und diese sind organisatorisch und finanziell sicher die Potentesten.

Dabei kann ein Reformprozess nur dann gelingen, wenn diesen unabhängige ernsthafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und integre Praktikerinnen und Praktiker voranbringen, die einer Kontrollkommission aus Politik und Gesellschaft stetig Rechenschaft ablegen müssen. Nur so kann eine echte Reform gelingen, die gegen viele Widerstände, auch gegen die Interessen vieler Unterzeichner dieses Appells, durchgesetzt werden muss. Schließlich geht es um unser aller Zukunft.

Den Appell unterstützen:

  • AJA Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustausch 
  • Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. 
  • Allgemeiner Schulleitungsverband Deutschlands (ASD)  
  • Arbeitsgemeinschaft der deutschen Familienorganisationen (AGF) e.V.
  • Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ
  • AWO Bundesverband e.V.
  • Bertelsmann Stiftung
  • Berufsverband für Lerntherapeut:innen (BLT e.V.)
  • Bildungsrat von unten
  • Bildungswerk für Schülervertretung und Schülerbeteiligung e.V. (SV-Bildungswerk)
  • BöfAE e.V. (Bundesarbeitsgemeinschaft öffentlicher und freier Ausbildungsstätten für Erzieherinnen und Erzieher) 
  • Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V.
  • Bund der Freien Waldorfschulen e.V.
  • Bundesarbeitsgemeinschaft Katholischer Ausbildungsstätten für Erzieherinnen und Erzieher 
  • Bundeselternnetzwerk der Migrantenorganisationen für Bildung & Teilhabe (bbt) 
  • Bundeselternrat
  • Bundesverband der Kita- und Schulfördervereine e.V.   
  • Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung e.V. (BvLB) 
  • Bundesverband der Träger beruflicher Bildung (Bildungsverband) e.V.
  • Bündnis Ökonomische Bildung Deutschland e.V. (BÖB) 
  • dbb beamtenbund und tarifunion 
  • Der Kinderschutzbund Bundesverband e.V. 
  • Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik e.V. (DeGeDe) 
  • Deutsche Gesellschaft für Sprachheilpädagogik e.V. 
  • Deutsche Kinder- und Jugendstiftung
  • Deutsche Liga für das Kind e.V. 
  • Deutsche Telekom Stiftung
  • Deutscher Caritasverband
  • Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)
  • Deutscher Lehrerverband
  • Deutscher Städtetag
  • Deutscher Volkshochschul-Verband e.V.
  • Deutsches Kinderhilfswerk e.V. 
  • Deutsches Komitee für UNICEF e.V.  
  • Diakonie Deutschland  
  • Didacta Verband e.V.
  • Dieter Schwarz Stiftung
  • Dieter von Holtzbrinck Stiftung GmbH
  • Flossbach von Storch Stiftung
  • Ganztagsschulverband e.V.
  • Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
  • GGG – Gemeinnützige Gesellschaft Gesamtschule – Verband für Schulen des gemeinsamen Lernens e.V.
  • Grundschulverband e.V.
  • Helga Breuninger Stiftung
  • Heraeus Bildungsstiftung 
  • Internationaler Bund (IB) Freier Träger der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit e.V.
  • Joachim Herz Stiftung
  • Karg-Stiftung
  • Kita-Fachkräfte-Verband Hessen e.V. 
  • Kita-Fachkräfteverband Niedersachsen-Bremen e.V.
  • komba gewerkschaft
  • Körber-Stiftung
  • Landesverband Sozialpädagogischer Fachkräfte Berlin e.V. 
  • Montag Stiftungen
  • Montessori Bundesverband Deutschland e.V.
  • Montessori Landesverband Berlin-Brandenburg e.V.
  • National Coalition Deutschland – Netzwerk zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention e.V. 
  • Netzwerk Offene Arbeit Deutschland
  • Reinhard Mohn Stiftung
  • Robert Bosch Stiftung
  • Roland Berger Stiftung
  • Schöpflin Stiftung
  • Schule im Aufbruch
  • Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland e.V.
  • SOS-Kinderdorf e.V.  
  • Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V. 
  • Stiftung Bildung
  • Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels
  • Stiftung Kinder forschen
  • Stiftung Lernen durch Engagement
  • Stiftung Lesen
  • Teach First Deutschland
  • Unternehmerstiftung für Chancengerechtigkeit
  • Verband Bildung und Erziehung (VBE)
  • Verband deutscher Musikschulen e.V. (VdM)
  • Verband Deutscher Privatschulverbände e.V. – Bildungseinrichtungen in freier Trägerschaft    
  • Verband für Kitafachkräfte NRW e.V.  
  • Verband Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder (KTK) – Bundesverband e.V.
  • Verband Kita-Fachkräfte Baden-Württemberg  
  • Verband Kita-Fachkräfte Bayern e.V. 
  • Verband KiTa-Fachkräfte Rheinland-Pfalz
  • Verband Kitafachkräfte Saar 
  • Verband Sonderpädagogik e.V.
  • Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft – ver.di  
  • Vodafone Stiftung Deutschland
  • VPK – Bundesverband privater Träger der freien Kinder-, Jugend- und Sozialhilfe e.V. 
  • Wübben Stiftung Bildung
  • ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius  
  • Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland

Quelle: Pressemitteilung Stiftung Bertelsmann/Kommentar: Gernot Körner




Die meisten Schulleitungen sind mit ihrer Arbeit zufrieden

schulleitungsmonitor

Schulleitungsmonitor Deutschland: zentrale Ergebnisse der Studie

Eine aktuelle Studie betrachtet die Situation der Schuleiterinnen und Schulleiter an deutschen, allgemeinbildenden Schulen. Sie untersucht, was die Aufgabe der Schulleitung (un)attraktiv macht, welche Karrieremotive und Arbeitsplatzwechselabsichten Schulleitungen bewegen und welche Rolle Unterstützungsangebote sowie Qualifizierungsmaßnahmen spielen.

Die Mehrheit der befragten Schulleitungen ist mit ihrer beruflichen Karriere zufrieden. Der weitaus größte Teil stimmt den Aussagen eher oder voll zu, dass sie ausgesprochen froh sind, ausgerechnet an dieser Schule zu arbeiten (92%), mit ihrer derzeitigen Arbeit viele wertvolle Dinge erreicht (91%) und richtig Freude an ihrer Arbeit zu haben (82%). Die Mehrheit der Schulleitungen gibt an, dass sie sich bei der Arbeit fit und tatkräftig fühlt (73%). Die Arbeit nehmen die Schulleitungen als inspirierend wahr (76%) und können darin völlig aufgehen (75%).

Ein Viertel der Schulleitungen denkt darüber nach, die eigene Schule zu verlassen

Der eigenen Schule den Rücken kehren wollen 19% der Schulleitungen, sobald sich eine bessere Möglichkeit bietet. Ihre Schule so schnell wie möglich zu verlassen planen 6%. Im Vergleich dazu waren das in der Vorgängerstudie 15% und 4%. Somit beabsichtigte etwa jede fünfte Schulleitung (19%) in Deutschland, ihren Arbeitsplatz zu wechseln. 13% der Befragten haben keine Auskunft gegeben (Cramer et al 2021, S. 140).

Wechselmotive sind zu wenig Unterstützung (48%), eine nicht angemessene Bezahlung (41%) und der Wunsch nach beruflicher Entwicklung (40%) Etwa ein Drittel (34%) der Befragten gibt schlechte Arbeitsbedingungen als Wechselmotiv an. Überforderung durch die Arbeit (29%).

Fast ein Viertel der befragten Schulleitungen charakterisiert ihre Schule als Schule in einem sozialen Brennpunkt.

Verhältnis der Schulleitungen zu Mitarbeitenden und Schulaufsicht

Die große Mehrheit der Schulleitungen hat ein gutes Vertrauensverhältnis zu ihren Mitarbeitenden. Sie nehmen ihre Lehrkräfte als kompetent, ehrlich, zuverlässig und einsatzbereit wahr.

Das Vertrauen der Schulleitungen in Personen der Bildungsadministration ist im Vergleich zu repräsentativen Vorläuferstudien in den vergangenen drei Jahren gesunken. Mit Fokus auf die Schulaufsicht geben 40% der Befragten mangelndes Vertrauen an.

Empfehlungen für die Verbesserung von Schule:

Schulleitungen fordern mehr Unterstützung und Stärkung der eigenen Rolle. Sie hoffen auf mehr Unterstützung von Schulbehörde bzw. Ministerium (74%) sowie vom Schulträger (65%). Um Schule verbessern zu können, geben die Befragten vor allem an, zusätzliche Ressourcen zu benötigen, insbesondere mehr Personal.

Weitere Informationen zum Projekt: https://www.fhnw.ch/plattformen/slmd/ueber-das-projekt/

Quelle: Wübben Stiftung Bildung

Hintergrundinformationen zur Studie

Ziel des „Schulleitungsmonitor Deutschland“ ist es, die Arbeitssituation und das Handeln von Schulleitungen in Deutschland zu erfassen.

Grundlage des Schulleitungsmonitors ist eine für Deutschland repräsentative Befragung von Schulleiterinnen und Schulleitern an allgemeinbildenden Schulen. Das Projekt wurde als Längsschnittstudie angelegt, sodass die teilnehmenden Schulleitungen im Abstand von mehreren Jahren wiederholt befragt werden. Dadurch können langfristig auch Entwicklungsverläufe und Trends abgebildet werden.

Das Forschungsteam besteht aus MitarbeiterInnen der Pädagogische Hochschule FHNW, der Leuphana Universität Lüneburg, der Universität Tübingen und der Pädagogische Hochschule Vorarlberg,

Auftraggeber und Kooperationspartner ist die Wübben Stiftung Bildung. Ihre Vision ist es, dass alle Kinder und Jugendlichen unabhängig von ihrer Herkunft gerechte Bildungschancen erhalten. Sie berät, begleitet und unterstützt Akteure des Bildungssystems bei der Weiterentwicklung von Schulen im Brennpunkt.

Inhaltlich knüpft der Schulleitungsmonitor an das Forschungsprojekt „Leadership in German Schools“ (LineS2020) an, in deren Rahmen zwischen 2019 und 2021 bereits 405 Schulleitungen mit Blick auf ihre Karriereverläufe befragt wurden.

Die Grundgesamtheit der Studie (LineS2020) waren Schulleitungen an allgemeinbildenden Schulen in ganz Deutschland. Auswahl und Rekrutierung erfolgten telefonisch im Rahmen bevölkerungsrepräsentativer Mehrthemenumfragen. Im Rekrutierungsverfahren hatte jedes Mitglied der Grundgesamtheit die gleiche statistische Chance, in die Stichprobe aufgenommen zu werden. Grundlage hierfür waren Daten des Statistischen Bundesamtes für Lehrkräfte im Schuljahr 2018/2019 an allgemeinbildenden Schulen, die für die Ziel-Verteilung der Stichprobe die Merkmale Alter, Geschlecht, Region (Ost/West) und Schulform vorgaben. In Summe wurden 1.636 Lehrpersonen in vier in sich repräsentativen Rotationen (Zufallssplits) befragt. Hiervon bilden 405 Schulleitungen die hier analysierte Stichprobe. (Cramer et al, S. 135)

Insgesamt wurden für die aktuelle Studie 1.007 Schulleitungen an allgemeinbildenden Schulen aller Schulformen aus allen Bundesländern befragt. Etwas weniger als die Hälfte der befragten Schulleitungen (48%) arbeiten an Grundschulen, knapp 17 % an (beruflichen) Gymnasien sowie jeweils etwa 10 % an Förder- oder Sonderschulen, Realschulen sowie Schulen mit mehreren Bildungsgängen.

Anzahl der allgemeinbildenden Schulen in Deutschland im Schuljahr 2021/2022 nach Schulart

Im Schuljahr 2021/2022 gab es in Deutschland 32.206 allgemeinbildende Schulen. Davon 15.466 (48%) Grundschulen, 3.151 (10%) Gymnasien, 2.792 (8,7%) Förderschulen, 2.156 (6,7%) Integrierte Gesamtschulen, 1.500 (4,6%) Hauptschulen und 1727 (5,3%) Realschulen. 1.902 (5,9%) Schulen mit mehreren Bildungsgängen Quelle: statista.com

Literatur:

(Cramer et al 2021): Cramer, Colin; Groß Ophoff, Jana; Pietsch, Marcus; Tulowitzki, Pierre. Schulleitung in Deutschland. Repräsentative Befunde zur Attraktivität, zu Karrieremotiven und zu Arbeitsplatzwechselabsichten. Die deutsche Schule 113 (2021) 2, S. 132-148




Lesen und Schreiben lernen in der digitalisierten Gesellschaft

schreiben

Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache

Immer wieder wird diskutiert, wie sich der zunehmende Einsatz von digitalen Medien auf die Lese- und Schreibkompetenzen von Kindern und Jugendlichen auswirkt und ob sich diese Fähigkeiten mithilfe digitaler Medien fördern lassen. Der neu erschienene Faktencheck „Lesen und Schreiben lernen in der digitalisierten Gesellschaft“ des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache der Universität zu Köln so einiges zu diesen und weiteren Fragen zum Lesen- und Schreibenlernen in einer digitalisierten Gesellschaft.

Smartphones, Tablets und digitale Tools sind ständige Begleiter im Alltag von Kindern und Jugendlichen

Daher wird es immer wichtiger, Kinder und Jugendliche auch im Rahmen des Schulunterrichts an die Nutzung digitaler Medien heranzuführen. Kritikerinnen und Kritiker sehen darin eine Gefahr. Sie argumentieren, dass Schülerinnen und Schüler, die häufig digitale Medien nutzen, schlechter lesen und schreiben. Der neueste Faktencheck „Lesen und Schreiben lernen in der digitalisierten Gesellschaft“ zeigt, dass es darauf auf Basis der aktuellen Literatur keine eindeutige Antwort gibt. „Vorliegende Studien zeigen, dass der Einfluss der Mediennutzung auf die Lese- und Schreibleistungen vor allem von der Intensität und Art der Mediennutzung abhängt. Insbesondere die unterhaltende Mediennutzung scheint sich eher negativ auszuwirken“, sagt Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek, Direktor des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache. Ein informatives Fernsehprogramm könne hingegen zu verbesserten Lesegeschwindigkeits- und -verständnisleistungen führen.

Wenn Kinder grundlegende Fertigkeiten, wie etwa den Umgang mit der Tastatur oder dem Touchscreen erlernen, können digitale Medien das Schreiben wirksam unterstützen

Mehr noch, sie haben einen positiven Einfluss auf das Überarbeiten von Texten. Denn während das handschriftliche Überarbeiten oft umständlich ist, lassen sich beim Schreiben mit einer Textverarbeitungssoftware Sätze einfach verschieben, entfernen oder flexibel verändern. Digitale Medien bieten eine Vielzahl von Lernchancen. Es gilt dafür diejenigen digitalen Medien auszuwählen, die sich für die jeweilige Zielgruppe eignen. Kinder mit Schriftsprachschwierigkeiten können digitale Tools zum Beispiel durch die Nutzung der Sprachausgabe unterstützen: Hören sich Lernende ihre Texte wiederholt an, verbessern sich diese im Hinblick auf die Textlänge, die Rechtschreibung, die Struktur und den Inhalt.

Immer wieder wird auch kontrovers diskutiert, ob es einen Unterschied macht, wenn Schülerinnen und Schüler auf dem Papier oder am Bildschirm lesen. Während sich die Wortleseflüssigkeit der Kinder auf dem Papier kaum von der am Bildschirm unterscheidet, kommen Studien zu dem Schluss, dass Lesende analoge Texte besser verstehen als digitale. Dabei spielen die Textlänge, die Textsorte und die Lesezeit eine entscheidende Rolle. Ziel sollte es daher sein, Schülerinnen und Schüler darin zu unterstützen, sich zu kompetenten Lesenden in beiden Formaten zu entwickeln.

Der Faktencheck gibt auch konkrete Hinweise, wie Lehrkräfte digitale Medien im Unterricht für die Lese- und Schreibförderung einsetzen können

Mithilfe meist spielerischer Lernprogramme lassen sich bestimmte Inhalte festigen. Zentral ist dabei, dass die Lehrkräfte diese vorher im Unterricht eingeführt haben. Lehrkräfte könnten mit Lernprogrammen den Schülerinnen und Schülern ein Lernangebot bereitstellen, das an die Lernvoraussetzungen der Lernenden angepasst ist. Auch digitale Anwendungen ohne einen ausgewiesenen Sprachbildungsbezug können die Lese- und Schreibkompetenzen der Lernenden fördern: Interaktive, webbasierte Whiteboards und Pinnwände können helfen, Schreibideen zu sammeln und zu ordnen oder auch um Gelesenes zu veranschaulichen und zusammenzufassen.

Über das Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache

Das Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache ist ein durch die Stiftung Mercator initiiertes und gefördertes Institut der Universität zu Köln. Es will sprachliche Bildung verbessern. Um dieses Ziel zu erreichen, erforscht und entwickelt es innovative Konzepte, Maßnahmen und Instrumente für sprachliche Bildung. Es bildet regional Lehramtsstudierende aus sowie bundesweit Pädagoginnen und Pädagogen in Kitas, Schulen und der Erwachsenenbildung fort und bereitet wissenschaftliche Erkenntnisse gezielt für Entscheidungsträger in Bildungspolitik und -verwaltung sowie Bildungspraxis auf. Mit seiner Forschung und seinen wissenschaftlichen Serviceleistungen zu sprachlicher Bildung in einer mehrsprachigen Gesellschaft trägt das Mercator-Institut zu mehr Chancengleichheit im Bildungssystem bei.

Weitere Informationen unter www.mercator-institut-sprachfoerderung.de

Quelle: Pressemitteilung Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache




Hitzefalle Auto schon bei 20 Grad

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Kinder und Tiere sollten nicht allein im Auto gelassen werden

Nur mal kurz was erledigen und Kind oder Hund so lange im Auto zurücklassen – noch ist es ja nicht so heiß. Das ist ein gefährlicher Irrtum! Bereits ab 20 Grad kann das Auto zur Hitzefalle werden. Schonbei dieser Außentemperatur wird im Innenraum nach weniger als 30 Minuten die 35-Grad-Marke überschritten. Nach einer weiteren halben Stunde sind es dort bereits über 45 Grad.

Kinder und Tiere nicht alleine im Auto lassen

Lassen Sie Kinder und Tiere deshalb auch nicht allein im Auto, auch nicht für kurze Zeit. Die zunehmende Hitze im Fahrzeug kann für sie gefährlich werden, im Extremfall sogar lebensbedrohlich.

An heißen Sommertagen heizt sich das Fahrzeug in der prallen Sonne noch viel schneller auf. Pro Minute wird es im Innenraum bis zu einem Grad wärmer. Schon nach 10 Minuten kann es im Auto gefährlich heiß werden.

Außentemperatur und Temperatur im Fahrzeuginneren nach Minuten

Bei einer Außentemperatur von 20 Grad zeigt das Thermometer nach 5 Minuten im Auto bereits 24 Grad an, nach 10 Minuten 27 Grad, nach 36 Minuten wird es schon mit 36 Grad heiß und nach 60 Minuten ist ein lebensbedrohlicher Wert von 46 Grad erreicht.

Eine Außentemperatur von 30 Grad heizt den Innenraum des Fahrzeugs schon nach 30 Minuten auf gefährliche 46 Grad auf. Nach nur 5 Minuten wird aus einer Außentemperatur von 36 Grad eine Innenraumhitze von 40 Grad, nach 60 Minuten sind es extreme 62 Grad im Fahrzeuginneren.

Quelle: Pressemitteilung WetterOnline




Kinder mit Autismus: ihre Schwächen, ihre Stärken

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Die Stiftung Kindergesundheit informiert über Autismus-Spektrum-Störungen

Autismus ist eine durch genetische und umweltbedingte Faktoren verursachte Störung der Gehirnentwicklung im frühen Kindesalter. Experten registrieren weltweit übereinstimmend eine starke Zunahme der Störung in den letzten Jahren. Inzwischen wird davon ausgegangen, dass der Anteil autistischer Menschen an der Gesamtbevölkerung bei etwa einem Prozent liegt. Das betrifft in Deutschland ungefähr 800.000 Frauen und Männer, berichtet die in München beheimatete Stiftung Kindergesundheit in einer aktuellen Stellungnahme.

„Viele autistische Kinder haben große Schwierigkeiten, Kontakte zu anderen Menschen, manchmal sogar zu den eigenen Eltern aufzunehmen“, sagt die Münchner Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie Priv.-Doz. Dr. med. Katharina Bühren, ärztliche Direktorin des kbo-Heckscher-Klinikums und Vorstandsmitglied der Stiftung Kindergesundheit. „Diese Kinder sind nicht wie ihre Altersgenossen in der Lage, die Stimmungen oder Absichten anderer Menschen zu erfassen und weichen selbst von liebevollen Berührungen zurück, weil sie deren Absicht nicht erkennen können“.

Schon als Babys verhalten sie sich etwas seltsam

Eine autistische Störung kündigt sich meist bereits in den ersten 24 Lebensmonaten an, berichtet die Stiftung Kindergesundheit. So sind autistische Babys oft übermäßig ruhig und Liebkosungen gegenüber gleichgültig. Sie reagieren nicht oder nur verzögert auf Ansprache und sind zum Beispiel teilnahmslos oder sogar ablehnend, wenn man sie auf den Arm nimmt. Sie suchen keinen Blickkontakt, lächeln nicht zurück und reichen den Eltern nicht die Arme entgegen. Auch die Sprachentwicklung ist zum Teil verzögert oder sogar schwer gestört.

Mit zunehmendem Alter entwickelt sich dann meistens eine mehr oder weniger starke emotionale Beziehung zu den Eltern und anderen vertrauten Personen. Freundschaften mit Gleichaltrigen sind jedoch rar, auch gemeinsames Spielen findet nur selten statt. „Den Kindern mangelt es an Einfühlungsvermögen“, erläutert die Kinder- und Jugendpsychiaterin: „Sie können sich nicht in jemand anderen hineinversetzen und leben in ihrer eigenen Gedanken- und Vorstellungswelt.“

Autismus wurde von den Fachleuten lange in „Frühkindlicher Autismus“, „Asperger-Syndrom“ und „Atypischer Autismus“ eingeteilt. Da sich die Formen überschneiden und unterschiedliche Ausprägungsgrade auftreten können, wird heute der Oberbegriff Autismus-Spektrum-Störungen verwendet (englisch: Autism spectrum disorder, ASD).

Bei impfskeptischen Menschen hält sich hartnäckig die Annahme, Autismus könne durch Impfungen verursacht werden. Diese Behauptung ist durch mehrere Studien wissenschaftlich eindeutig widerlegt worden, unterstreicht die Stiftung Kindergesundheit.

Unvermittelte Wutausbrüche wegen Lappalien

Autistische Kinder „leiden“ nicht, zumindest nicht körperlich: Sie haben kein Fieber, müssen keine Schmerzen ertragen oder krank das Bett hüten. Dennoch können auch autistische Kinder Qualen empfinden und zwar oft aus Gründen, die kaum jemand versteht – meist nicht einmal ihre Eltern: Fremde Dinge, die sie hören, sehen, fühlen, schmecken oder riechen, lösen bei autistischen Kindern oft ungewöhnliche Reaktionen oder unberechenbare Wutausbrüche aus. Manche Betroffene können glitschige oder klebrige Dinge nicht anfassen, andere lehnen Mahlzeiten schon wegen ihrer ungewohnten Konsistenz, ihres (grünen) Aussehens oder ihres neuen, noch unvertrauten Geschmacks ab.

Betroffene haben ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Struktur und Vorhersehbarkeit, brauchen Routinen und vertraute Abläufe, die ihnen Sicherheit geben. Sie haben Angst vor Neuem und möchten am liebsten alles immer beim Alten behalten. Schon kleinste Veränderungen, wie zum Beispiel das Umstellen eines Möbelstücks, bringen sie zur schieren Verzweiflung und unvermittelt zum Ausrasten.

Zwanghafte Wiederholung von Bewegungen

Nicht selten zeigen autistische Kinder ritualisierte Handlungen, die oft automatenhaft wiederholt werden. Dazu gehören zum Beispiel das Berühren verschiedener Gegenstände in der stets gleichen Reihenfolge, das zwangartige Wiederholen bestimmter Bewegungsabläufe wie zusammenhangloses Händeklatschen oder Haareausreißen, rhythmisches Kopfanschlagen, Schaukeln, Drehen, Hochschnellen und Zucken oder statuenhaftes Ausharren in einer bestimmten Position. Eine häufige Angewohnheit ist auch die sogenannte „Echolalie“, die Neigung, Laute und Worte anderer Personen zu wiederholen. So antwortet ein autistisches Kind auf die Frage „Hast Du Hunger?“ vielleicht mit demselben Satz „Hast Du Hunger?“, weil es weiß, dass es nach diesem Satz meist etwas zu Essen gibt.

Bei manchen Kindern bilden sich starke Beziehungen heraus zu scheinbar wertlosen Gegenständen wie zum Beispiel Gummibändern oder Bindfäden, und sie sind unter Umständen heftig erregt, wenn man ihnen diese Dinge wegnimmt.

Spezialisten mit phänomenalen Fähigkeiten

Einige autistische Kinder sind überdurchschnittlich intelligent und entwickeln sich zu wahren Expert*innen auf einem bestimmten Gebiet. Betroffene mit so einer sogenannten Inselbegabung werden Savants genannt. Sie haben oft geradezu phänomenale Fähigkeiten zu abstraktem und logischem Denken und geben sich häufig sehr speziellen Interessen hin, in denen sie auch Großes zu leisten vermögen.

Zahlreiche bekannte Persönlichkeiten leben mit Autismus, zum Beispiel die Klima-Aktivistin Greta Thunberg, die Milliardäre Bill Gates und Elon Musk oder der Hollywood-Regisseur Steven Spielberg. Auch Einstein und Mozart und der Pop-Künstler Andy Warhol sollen Autisten sein bzw. gewesen sein.

Viele bekennen sich zu ihrer Störung. Ein von Autismus Betroffener schrieb vor einigen Jahren in der „New York Times“: „Wir haben keine Krankheit, und deswegen können wir nicht geheilt werden. Wir sind einfach so“.

ADHS – eine häufige Begleitstörung

Kinder mit Autismus neigen auch noch zu einer Reihe weiterer psychischer Begleitstörungen, wie zu übergroßen Befürchtungen, Phobien, Schlaf- und Essstörungen sowie zum herausfordernden Verhalten in Form von Wutausbrüchen und fremd -­ oder selbstverletzenden Verhaltensweisen.

Fast jede*r Zweite ist auch von einer Aufmerksamkeits-Defizit-Störung ADHS betroffen, Jungen häufiger als Mädchen.

Manche ihrer Kommunikationstörungen lassen mit der Zeit etwas nach, die meisten autistischen Kinder jedoch haben auch im Erwachsenenalter noch soziale und partnerschaftliche Probleme, weiß PD Dr. Katharina Bühren zu berichten.

Die Schuld liegt nicht bei den Eltern!

Die Ursache von Autismus ist immer noch ungeklärt. Fest steht jedoch, dass die Schuld an den Verhaltensstörungen nicht an Erziehungsfehlern der Eltern liegt, betont die Stiftung Kindergesundheit.

Vermehrter Konsum digitaler Medien ab dem frühen Kleinkindalter scheint mit der Entwicklung von autistischen Zügen in Verbindung zu stehen – durch die verminderte echte soziale Interaktion können diese Kinder Gefühle und Verhaltensweisen anderer Menschen schlechter einschätzen und adäquat auf sie eingehen.

Aufgrund von deutlichen Fortschritten in der Forschung können heute immer häufiger genetische Veränderungen als Ursache identifiziert werden.

Ist eine Behandlung möglich?

Zur Behandlung von autistischen Störungen steht in Deutschland eine Reihe von therapeutischen Verfahren zur Verfügung. Für die Kernsymptomatik der Autismus-Spektrum-Störung gibt es allerdings bis heute kein Verfahren und Medikament, das einen völligen Rückgang der autistischen Symptome erreichen könnte.

Die aktuellen Leitlinien zur Therapie empfehlen grundsätzlich verhaltenstherapeutisch-übende Verfahren, da für derartige Methoden die besten Wirksamkeitsnachweise vorliegen. Durch solche Therapien, die möglichst früh beginnen sollten, können insbesondere die soziale Interaktion und die Fähigkeiten der betroffenen Kinder (und Erwachsenen) zur Kommunikation verbessert und ihre herausfordernden und seltsam anmutenden Verhaltensweisen reduziert werden.

Doch die Kapazitäten der Therapiezentren geraten derzeit zunehmend an ihr Limit, beklagen Prof. Dr. Heidrun Thaiss und Prof. Dr. Volker Mall, Präsident*innen der Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin. Der wesentliche Grund hierfür ist der personelle Engpass in fast allen medizinischen, psychosozialen und therapeutischen Berufen, der sich auch in den Autismus-Therapiezentren zeigt.

Hier gibt es weitere Informationen

Selbsthilfe-Organisationen von Autist*innn und Eltern autistischer Kinder benutzen häufig die Bezeichnungen „Auties“ (für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen) und „Aspies“ (für Menschen mit Asperger-Syndrom), um zu verdeutlichen, dass der Autismus ein Teil ihrer Persönlichkeit ist. Viele haben sich zu Selbsthilfe-Organisationen zusammengeschlossen. Hier einige Beispiele:

Bundesverband autismus Deutschland e.V.
Rothenbaumchaussee 15, 20148 Hamburg
Telefon: 040/5 11 56 04, Fax: 040/5 11 08 13 E-mail: info@autismus.de, Internet: www.autismus.de

Verein „Autismus deutsche Schweiz“
Riedhofstrasse 354,
CH-8049 Zürich
Internet: www.autismus.ch
E-mail: anfrage@autismus.ch

Österreichische Autistenhilfe
Eßlinggasse 17
1010 Wien
Telefon: +43 (1) 533 96 66 – 0
E-Mail: office@autistenhilfe.at

Weitere Internet-Adressen:
www.autisten.enthinderung.de, www.autismus.ra.unen.de,
www.aspies.de

Giulia Roggenkamp, Stiftung Kindergesundheit




Bücher und DVDs zu gewinnen: Was man von hier aus sehen kann

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Aron Lehmanns Verfilmung des Bestsellers von Mariana Leky

Der Tod gehört zum Leben. Auch, wenn es sich um eine Binsenweisheit handelt, vergessen wir sie doch allzu oft. Während die einen das begrüßen, plädieren andere dafür im stetigen Bewusstsein daran ihr Dasein zu führen. Schließlich geht es doch vielen darum, ein würdiges Leben zu führen, um am Ende gelassen loslassen zu können.

Um Leben und Tod geht es auch in Aron Lehmanns Film nach dem Bestseller von Mariana Leky „Was man von hier aus sehen kann“. Diesen gibt es ab sofort als DVD. Was zu Anfang etwas kompliziert und schwer beginnt, entwickelt sich in eine vielseitige Geschichte um Menschliches und den Tod rund um ein abgelegenes Dorf in Westerwald. Hier lebt Luise bei ihrer Großmutter Selma. Diese hat eine besondere Gabe, denn sie kann den Tod voraussehen. Immer, wenn ihr im Traum ein Okapi erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Ort. Unklar ist allerdings, wen es treffen wird. Das ganze Dorf hält sich bereit: letzte Vorbereitungen werden getroffen, Geheimnisse enthüllt, Geständnisse gemacht, Liebe erklärt….

was man von hier aus sehen kann

Was prägt den Charakter eines Menschen? Warum verbergen viele so vieles? Was ist wirklich wichtig im Leben? Diese und viele andere Fragen drängen sich dem Zuschauer auf. Die Antworten darauf bleiben ihm selbst überlassen.

Mit Luna Wedler, Corina Harfouch, Rosalie Thomass und Karl Markovics greift Lehmann auf ein hochkarätiges Ensemble zurück. Erwartungsgemäß spielen ihre Rollen mit Leidenschaft und absolut glaubwürdig. Die dörfliche Kulisse vermittelt ein Erdverbundenes, zum Teil auch mystisch bis abergläubisch angehauchtes Milieu, in dem sich trotz der sehr überschaubaren Dorfgemeinschaft sehr unterschiedliche Weltanschauungen tummeln und… zweifeln.

So ist Lehmann ein liebevoller und gleichzeitig aufwühlender Film gelungen, der viele Fragen stellt, aber nur wenig offenbart. Schließlich können wir in unserem Dasein nicht allzu weit sehen. Mit dem Sammeln von Erkenntnissen weitet sich der Blick auf das Leben. Was aber danach kommen könnte, können wir von hier aus nicht sehen. Umso mehr kommt es wohl auf das Hier und Jetzt an.

Gernot Körner

Filmografie:

Was man von hier aus sehen kann
Regie: Aron Lehmann
Darsteller: Luna Wedler, Corina Harfouch, Rosalie Thomass, Karl Markovic u.v.a.
109 Minuten
FSK und JMK 12 Jahre

Wir verlosen drei DVDs und drei Bücher zum Film.
Das Stichwort lautet „Okapi“.
Das Gewinnpiel ist beendet

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