GEW: „Mehr Geld und Leseprogramme für Grundschulen“

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Bildungsgewerkschaft zur IGLU-Studie

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat mit Blick auf die ernüchternden Ergebnisse der IGLU-Studie angemahnt, deutlich mehr Geld in die Grundschulen und gezielte Leseförderprogramme zu investieren. Zudem seien die Ganztagsangebote auszubauen.

„Es ist alarmierend, wenn die Grundschule ihrem Anspruch, eine Schule für alle Kinder zu sein und Bildungsungerechtigkeiten abzubauen, immer weniger gerecht werden kann“, sagte Anja Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandsmitglied Schule.

Politik hat versäumt, insbesondere Kinder aus armen Haushalten zu unterstützen

Im Durchschnitt der Europäischen Union (EU) investiere Deutschland besonders wenig Mittel in die Leseförderung. Die Folge: Die Lesemotivation der Kinder sinke, damit würden die Leseleistungen immer schlechter.

„Wir brauchen dringend ausreichend mehr gut aus- und fortgebildete Lehrkräfte, die auf das Lehren unter schwierigen sozialen Bedingungen vorbereitet sind und mit heterogenen Lerngruppen arbeiten können. Konzepte der Leseförderung müssen einen festen Platz in der Ausbildung der Lehrkräfte bekommen“, unterstrich Bensinger-Stolze.

Leseförderprogramme müssten besonders auf benachteiligte Schülerinnen und Schüler zugeschnitten sein

Zudem seien gut ausgestattete Schulbibliotheken und eine bessere Beratung der Eltern notwendig. Um mehr Lehrkräfte zu gewinnen, habe die GEW ein „15 Punkte-Programm gegen den Lehrkräftemangel“ vorgelegt.

„Die Befunde zu den Leistungen der Kinder und der sozialen Schere an den Grundschulen sind skandalös“, stellte Anja Bensinger-Stolze fest. „Jetzt rächt sich, dass der Primarbereich in den vergangenen Jahren vernachlässigt wurde: Der immer größer werdende Lehrkräftemangel, die in einigen Bundesländern immer noch schlechtere Bezahlung an den Grundschulen im Vergleich zu anderen Schulformen, große Klassen, fehlende Unterstützungssysteme, eine unzureichende Ausbildung – so wird verhindert, dass die notwendigen Grundlagen für eine erfolgreiche Bildungsentwicklung und gute Lebenschancen der Kinder gelegt werden.“

Grundschulen brauchen jetzt Unterstützung, um soziale Ungleichheit abzubauen

Flankiert von Schulsozialarbeit und Schulpsychologischem Dienst. Sie brauchen dringend mehr gut ausgebildete und gut bezahlte Pädagoginnen und Pädagogen. In diesem Zusammenhang machte Bensinger-Stolze deutlich, dass es verantwortungslos sei, dass das „Startchancenprogramm“ für benachteiligte Schulen der Bundesregierung immer noch nicht in trockenen Tüchern sei. „Das Programm, das bereits auf das Schuljahr 2024/25 verschoben worden ist, steht immer noch unter Haushaltsvorbehalt. Dieser muss unbedingt ausgeräumt werden. Außerdem muss die geplante Summe von einer Milliarde Euro deutlich aufgestockt werden. Bund und Länder müssen sich endlich zusammenraufen. Die Zukunftschancen der Kinder dürfen nicht im Parteiengezänk zerrieben werden“, unterstrich die GEW-Schulexpertin.

Zudem müssten die Gelder nach Sozialindex verteilt werden. Der bisher zur Mittelverteilung genutzte „Königsteiner Schlüssel“ sei ungeeignet, weil er die Länder nach dem Matthäus-Prinzip bediene: Wer hat, dem wird gegeben. Auch müsse das Programm über eine Laufzeit von zehn Jahren hinaus verstetigt werden, wenn die Bundesregierung das „Jahrzehnt der Bildungschancen“, das sie ausgerufen hat, einlösen wolle.

„Das Bildungssystem in Deutschland ist seit Jahrzehnten dramatisch unterfinanziert. In allen Bildungsbereichen, insbesondere in Kitas und den Schulen, herrscht ein riesiger Fachkräftemangel“, sagte Bensinger-Stolze. Eine bessere Unterstützung der Grundschulen und Schulen in sozial schwierigen Lagen sei nur mit höheren staatlichen Bildungsausgaben zu erreichen. „Deshalb schlägt die GEW ein 100 Milliarden-Euro-Programm für Investitionen in die Bildung vor. Dieses soll über ein Sondervermögen finanziert werden“, hob Bensinger-Stolze hervor.

Quelle: Pressemitteilung GEW




Online-Lernplattform für naturnahes Grün derzeit noch kostenlos

https://treviwo.thinkific.com/collections

Naturnahe Gestaltung und Pflege von Wohnquartieren

Die (derzeit kostenfreie) Online-Lernplattform „Treffpunkt Vielfalt – Naturnahe Gestaltung und Pflege von Wohnquartieren“ bietet Präsentationsvideos, Quizeinheiten, Praxistipps, Arbeitsblätter, Pflanzlisten und einen Handlungsleitfaden zum Download. Um teilzunehmen, sind keine Grundkenntnisse erforderlich. Der Einstieg ist jederzeit möglich.

  • für naturinteressierte Jugendliche und Erwachsene
  • Thema: Flächen naturnah gestalten und pflegen
  • über 100 Lerneinheiten, insges. 5 Std. Videomaterial
  • bis August 2023 kostenlos

Referent(en):

  • Dr. Corinna Hölzer (Projektleitung)
  • Cornelis Hemmer (Stiftungsleitung)
  • Dominik Jentzsch (Biodiversitätsreferent)
  • Markus Schmidt (Gärtner)

Weitere Informationen finden Sie hier: https://www.treffpunkt-vielfalt.de/

Quelle. Pressemitteilung Stiftung für Mensch und Umwelt




Kinderleicht gärtnern lernen mit AckerRacker

acker

Das Gartenprojekt AckerRacker für Kitas

Es will schon die Kleinsten für gesunde Ernährung und Nachhaltigkeit begeistern. 2022 haben 350 Kitas im deutschsprachigen Raum mitgemacht. Projektträger ist der gemeinnützige Verein Acker, der auch in Schulen und Unternehmen ähnliche Bildungsangebote durchführt. Hauptsache, die Menschen kommen gemeinsam ans Gärtnern.

Am Anfang steht die Suche nach einer geeigneten Fläche: Die sollte am besten direkt auf dem Gelände des Kindergartens oder der Kita liegen oder höchstens fünf bis zehn Gehwegminuten entfernt sein. Als Minimum gelten 15 Quadratmeter. Je mehr Kinder mitmachen, desto größer muss das Beet sein. Findet sich keine geeignete Fläche, lässt sich auch ein Hochbeet anlegen. Das ist allerdings aufwändiger und teurer.

So geht ackern

Das Ackerjahr beginnt im Februar mit Planungen. Von Mai bis Oktober pflanzen, pflegen und ernten die Kinder ihr Gemüse. Dafür sollten die Erzieherinnen und Erzieher sich mindestens zwei Stunden pro Woche Zeit nehmen. Bei körperlich schwereren Aufgaben wie dem Anlegen der Beete oder beim Umgraben sollten einige Eltern helfen. Etwa drei Arbeitseinsätze im Jahr reichen erfahrungsgemäß. Zwischen November und Januar ruht der Acker.

Natürlich biologisch

Die AckerrRacker arbeiten nach den Grundsätzen der ökologischen Landwirtschaft. Die Bio-Leitlinien für Hobbygärten wie Fruchtfolgen, eine vielfältige Mischkultur aus über dreißig Arten und eine traditionelle Mulchwirtschaft werden praktisch angewandt. Das erhöht den Humusgehalt, fördert das Leben im Boden und stabilisiert den Wasserhaushalt im Gemüseacker.

Gut angeleitet gelingt das Gärtnern

Damit das Projekt gedeiht, müssen die Erzieherinnen und Erzieher sowie möglichst auch einige Eltern Lust aufs Gärtnern haben. Grünes Fachwissen oder Erfahrung brauchen sie dagegen nicht. Der Acker e.V. unterstützt mit Fortbildungen, Newsletter und vielfältigen Begleitmaterialien. Zum Saisonauftakt veranstalten die jeweiligen Regionalpartnerinnen und Regionalpartner von Acker e.V. einen Pflanzworkshop vor Ort. Diese bringen auch die Pflanzen mit und beraten die Einrichtungen das ganze Jahr über.

Pädagogisch wertvoll, aber nicht kostenlos

Die Kosten für das Saatgut, die Pflanzen und Materialien tragen weitgehend Sponsoren wie Ministerien oder Unternehmen. Der Ackeracker e.V. sucht passende Förderpartner für die jeweilige Einrichtung. Es bleibt jedoch immer ein Eigenanteil für die Kindergärten oder Kitas übrig.

Grundsätzlich kann sich jede Einrichtung das ganze Jahr über bewerben. Die aktive Bewerbungsphase und die Gespräche über Eigenanteil, Organisation, Flächen etc. beginnt nach den Sommerferien.

Quelle: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)

Weitere Informationen zum Projekt und Anmeldung: https://www.acker.co/ackerracker




Besinnung auf die eigene Aufgabe stärkt die Haltung von Lehrkräften

Je mehr Lehrkräfte an ihre eigentliche Aufgabe glauben, desto motivierter und erfolgreicher sind ihre Schüler

Je weniger Lehrkräfte glauben, dass für Lernerfolge eine angeborene Begabung notwendig ist, desto motivierter und erfolgreicher sind ihre Schülerinnen und Schüler. Ein internationales Forschungsteam um Prof. Dr. Anke Heyder aus der Psychologie der Ruhr-Universität Bochum hat eine einfache, kurze und wirkungsvolle Methode gefunden, wie man diese Haltung stärken kann: Sie baten Lehramtsstudierende, zu reflektieren und kurz aufzuschreiben, welche Mission sie mit dem Lehrerberuf verbinden, wie sie persönlich das Leben der Kinder in ihren Klassen positiv beeinflussen wollen. Noch eine Woche später waren die Teilnehmenden überzeugter davon, dass alle Kinder unabhängig von ihren individuellen Voraussetzungen lernen und schulisch erfolgreich sein können. Die Forschenden berichten in der Zeitschrift „Learning und Instruction“ vom 28. März 2023.

Alle Kinder können sich entwickeln

Spaß und Erfolg in der Schule hängen stark von der jeweiligen Lehrkraft ab. Ihre grundlegenden Überzeugungen können sich auf die Lernenden übertragen. „Wichtig ist dabei, ob die Lehrkraft überzeugt ist, dass alle Kinder sich entwickeln und lernen können“, erklärt Anke Heyder. Die Psychologie nennt diese Überzeugung Growth Mindset. „Die Überzeugung, dass für den Lernerfolg ein Talent oder eine Begabung erforderlich seien, ohne die es eben nicht klappen kann, ist eher hinderlich.“ Dieses sogenannte Fixed Mindset trägt dazu bei, dass die Motivation vor allem bei leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern sinkt.

Obwohl diese Zusammenhänge aus vielen Studien bekannt sind, gab es bisher keine kompakte Maßnahme, die zu einer Stärkung des Growth Mindset bei Lehrenden führt. „Unsere Intervention ist neu, und sie ist bestechend kurz und subtil“, erklärt Anke Heyder. „Kern ist eine kurze Besinnung auf die eigene Mission: Warum bin ich Lehrerin oder Lehrer? Was will ich durch meine Tätigkeit bei meinen Schülerinnen und Schülern bewirken?“

Fragebogen zur inneren Haltung

Um die Intervention zu testen, gewannen die Forschenden insgesamt 576 angehende Lehrerinnen und Lehrer für ihre Studie. Die Teilnehmenden wurden in Gruppen eingeteilt. In der Interventionsgruppe sollten sie kurz über ihre Mission nachdenken und diese aufschreiben und nahmen dann an einer Befragung zu ihrer Haltung teil. In den Kontrollgruppen reflektierten sie nicht ihre Mission, sondern eine andere Frage, und füllte dann den Fragebogen aus oder umgekehrt.

„Wir konnten zeigen, dass die Haltung derjenigen, die sich mit ihrer Mission beschäftigt hatten, deutlich mehr in Richtung Growth Mindset tendierte als die der anderen Teilnehmenden“, berichtet Anke Heyder. Dieses Ergebnis war unabhängig vom Unterrichtsfach der Lehramtsanwärterinnen und -anwärter. Eine Befragung eine Woche später zeigte dasselbe Ergebnis. „Das zeigt uns, dass der Effekt anhält – wenigstens eine Zeitlang“, so Heyder. Ob die Wirkung von Dauer ist, müssen weitere Arbeiten zeigen. „Ich kann Lehrkräften, aber auch Lehrenden an Universitäten und Führungskräften in der Wirtschaft, nur dazu raten, sich hin und wieder auf die eigene Mission zu besinnen“, sagt die Forscherin. „Davon profitieren nicht nur die Menschen, für die man verantwortlich ist, sondern es gibt auch Hinweise darauf, dass es die eigene Motivation und Berufszufriedenheit stärkt.“

Originalpublikation:

Anke Heyder, Ricarda Steinmayr, Andrei Cimpian: Reflecting on their mission increases preservice teachers’ growth mindsets, in: Learning and Instruction, 2023, DOI: 10.1016/j.learninstruc.2023.101770, https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0959475223000397?via%3Dihub

Meike Drießen, Ruhr-Universität Bochum




Schmetterlinge als Indikatoren für funktionierende Lebensräume

EU-„Verordnung zur Wiederherstellung der Natur“ legt verbindliche Ziele für die Renaturierung fest

Die Diagnose klingt besorgniserregend: Mehr als 80 Prozent der Lebensräume in der EU gelten derzeit als geschädigt – mit entsprechenden Folgen für ihre Funktionsfähigkeit und die Leistungen, die sie für den Menschen erbringen. Um dem etwas entgegenzusetzen, hat die Europäische Kommission ein neues Regelwerk vorgeschlagen. Diese „Verordnung zur Wiederherstellung der Natur“ ist eines der Schlüsselelemente der EU-Biodiversitätsstrategie für 2030, die im Mai veröffentlicht wurde. Sie sieht für die gesamte EU verbindliche Ziele für die Renaturierung verschiedener Ökosysteme und die Umkehr des Rückgangs von Bestäubern vor. Zwei Jahre nach Inkrafttreten der Verordnung müssen die Mitgliedsstaaten Pläne darüber vorlegen, wie sie diese Ziele erreichen wollen. Zudem müssen sie den Erfolg ihrer Maßnahmen dokumentieren.

Letzteres ist allerdings gar nicht so einfach. Denn es gibt bisher nur wenige Indikatoren, die den Zustand der Biodiversität zuverlässig anzeigen können. Für die meisten Tier- und Pflanzengruppen fehlt es an europaweit vergleichbaren Daten, an denen man die Entwicklung der Bestände ablesen könnte. Zu den wenigen Ausnahmen gehören Vögel, Fledermäuse und die Tagfalter unter den Schmetterlingen.

„Gerade Tagfalter sind ideale Bioindikatoren“, sagt der Agrarökologe Prof. Dr. Josef Settele vom UFZ. Denn diese Tiere kommen in einem breiten Spektrum von Lebensräumen vor und reagieren empfindlich auf Umweltveränderungen. Oft stehen sie mit ihren Ansprüchen zudem stellvertretend für viele andere Insekten. Und nicht zuletzt sind sie auffällig, attraktiv und populär. Entsprechend leicht lassen sich Freiwillige motivieren, bei wissenschaftlichen Schmetterlingszählungen mitzumachen.

Solche Aktionen werden immer beliebter. In Deutschland haben zum Beispiel das UFZ und die Gesellschaft für Schmetterlingsschutz (GfS) 2005 das Citizen-Science-Projekt „Tagfaltermonitoring Deutschland“ ins Leben gerufen. Bundesweit laufen Falter-Fans seither im Sommerhalbjahr regelmäßig festgelegte Strecken ab und zählen die dabei beobachteten Tiere. Ähnliche Monitoring-Programme gibt es inzwischen auch in den meisten anderen Ländern Europas. „Insgesamt machen jetzt rund 5.000 über ganz Europa verteilte Freiwillige mit, die alle nach der gleichen Methode arbeiten“, berichtet Josef Settele.

Die so erhobenen Daten werden in der zentralen Datenbank „European Butterfly Monitoring Scheme“ (eBMS) gesammelt und ausgewertet. Auf dieser Basis lässt sich dann zum Beispiel die Populationsentwicklung einzelner Arten verfolgen. Und es gibt die Möglichkeit, gemeinsame Trends für charakteristische Arten bestimmter Lebensräume zu erkennen.

Genau das ist die Idee hinter dem Tagfalter-Grünland-Indikator, der sich aus den Bestandsentwicklungen von 17 typischen Bewohnern von Wiesen und Weiden zusammensetzt. Wenn sich die positiven und negativen Trends bei diesen Arten etwa die Waage halten, bleibt der Indikator auf dem gleichen Niveau. Gehen mehr Arten zurück, als im gleichen Zeitraum zunehmen, sinkt der Wert – und umgekehrt. Niedrigere Werte deuten also auf größere Probleme bei den Grünlandbewohnern hin.

Die neusten Ergebnisse dieser Berechnungen, in die Daten aus den Jahren 1990 bis 2020 eingeflossen sind, lassen daher nichts Gutes befürchten. Die Analyse, die auch über das vom UFZ koordinierte EU-Projekt SPRING („Strengthening Pollinator Recovery through Indicators and monitoring”) mit-finanziert wurde, zeigt nur einen einzigen Gewinner: In den 27 Mitgliedsstaaten der EU kann lediglich der Aurorafalter (Anthocharis cardamines) eine Zunahme verzeichnen. Drei Arten sind stabil: der Rostfarbige Dickkopffalter Ochlodes sylvanus), der Kleine Feuerfalter (Lycaena phlaeas) und das Große Ochsenauge (Maniola jurtina). Fünf Arten – vom Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus) bis zum Mauerfuchs (Lasiommata megera) – aber weisen rückläufige Bestände auf. „Der größte Verlierer der letzten Jahre war dabei der Thymian-Ameisenbläuling (Phengaris arion), der in den Niederlanden zum Beispiel ganz verschwunden ist“, sagt Josef Settele. Für die übrigen der 17 untersuchten Grünlandbewohner gibt es entweder keinen klaren Trend oder zu wenig Daten.

Noch etwas ungünstiger wird das Bild, wenn man nicht nur die EU, sondern ganz Europa betrachtet. Dann findet sich gar keine Art im Aufwind, drei sind stabil. Sechs aber zeigen einen moderaten und eine sogar einen starken Rückgang.

Angesichts dieser Entwicklungen wundert es nicht, dass der Grünland-Indikator inzwischen auf deutlich niedrigerem Niveau liegt als früher. Allein in den letzten zehn Jahren ist der berechnete Wert für die EU um 32 Prozent, der für ganz Europa sogar um 36 Prozent zurückgegangen. Die Krise der Grünlandbewohner hat offenbar bereits den gesamten Kontinent erfasst. Das zeigt sich immer deutlicher, je mehr Informationen aus verschiedenen Ländern die freiwilligen Falterzählerinnen und -zähler liefern. „Die Rückgänge beschränken sich nicht auf den Nordwesten Europas“, betont Chris van Swaay von Butterfly Conservation Europe. „Allerdings schneiden einige Arten im Süden und Osten viel besser ab.“

Gründe für die schrumpfenden Faltervorkommen sehen er und seine Kolleginnen und Kollegen vor allem in der Landwirtschaft. So wirkt sich in Nordwesteuropa vor allem eine zu intensive Nutzung von Wiesen und Weiden ungünstig aus. Der starke Einsatz von Düngemitteln belastet dort oft auch angrenzende Schutzgebiete mit zu großen Stickstoff-Mengen. Im Rest des Kontinents ist dagegen die komplette Aufgabe der Bewirtschaftung das Hauptproblem. Denn auch damit kommen Grünland-Schmetterlinge schlecht zurecht.

Damit diese gerettet werden können, ist nach Einschätzung der Fachleute ein ganzes Bündel an Maßnahmen nötig. Es gelte, die nachhaltige Nutzung von Wiesen und Weiden zu fördern, neue wertvolle Lebensräume zu schaffen und die bestehenden besser miteinander zu vernetzen. Um dies zu erreichen ist eine Kooperation mit Landwirten wesentlich. Und auch von einer wirksamen Bekämpfung des Klimawandels würden die meisten Grünland-Schmetterlinge profitieren. „Trotz aller Bemühungen gehen diese Tiere in vielen Teilen Europas immer noch zurück“, sagt Chris van Swaay. „Wir hoffen, dass die kommende Verordnung zur Wiederherstellung der Natur und damit verbundene Maßnahmen diesen Rückgang stoppen können, damit sich auch unsere Kinder an Schmetterlingen auf blumenreichen Wiesen erfreuen können.“

Susanne Hufe, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Van Swaay, C.A.M. et al. (2022): European Grassland Butterfly Indicator 1990-2020 Technical report. Butterfly Conservation Europe & SPRING/eBMS (www.butterfly-monitoring.net) & Vlinderstichting report VS2022.039. https://assets.vlinderstichting.nl/docs/290cb16a-e90f-4c5b-a7df-9b954d511cfa.pdf




Kinder brauchen freie Spielflächen

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Projekt der Stadt Mannheim „Bra(u)chland“ fragt nach frei zugänglichen Flächen für Kinder

Mit wachsenden Städten verschwinden immer mehr freie Spielflächen für Kinder. Das Projekt Bra(u)chland der Stadt Mannheim leitet sich vom Begriff Brachland ab und fragt danach, wie sehr Kinder brachliegende und frei zugängliche Flächen in Städten als Freiraum brauchen und weitergedacht, als Lebensraum für Pflanzen und Tiere gebraucht werden. Mehr zum Projekt

buga-brauchland

Das „Bra(u)chland“ auf der Bundesgartenschau ist eine etwa 500 Quadratmeter große Fläche, auf der verschiedene Naturmaterialien wie Erde, Lehm, Holz, Steine usw. für das freie Spiel zur Verfügung stehen. Schon die ganz kleinen stapeln dort fleißig Stein auf Stein, graben in der Erde oder bauen mit Ästen kleine Hütten oder Kunstwerke. Es gibt keinen Bauplan, kein festgeschriebenes Bildungsziel. Kinder können ihrer Kreativität in der Natur und mit Naturmaterialien freien Lauf lassen, deren Konsistenz erfahren und erforschen. Sie können ungestört werkeln, das Werk im Anschluss wieder umbauen, abbauen oder dem Erdboden gleich machen. Das Projekt könnte Anregungen geben für eine zukünftige Stadtplanung, aber auch Ideen für die Gestaltung des Außengeländes einer Kita.

Entdecke das Spieleland

Direkt neben dem Brauchland liegt das Spieleland, dort können sich die Gäste auch Werkzeug für das Brauchland ausleihen. Ansonsten können im „Spieleland“, die kleine und große Gäste der BUGA 23 gemeinsam spielen. Es gibt ein vielfältiges und buntes Angebot aus Brett-, Karten- und Tischspielen, auch kleine Bastelangebote.

Diese beiden Angebote der Jugendförderung sind bis zum Ende der BUGA 23 montags, dienstags, donnerstags, freitags und samstags jeweils von 14 bis 18 Uhr nutzbar sowie sonntags zwischen 12 und 16 Uhr.

Unter dem Titel „Entdecke das Spieleland“ besteht die Möglichkeit für Kinder- und Jugendgruppen, über die zentrale Kartenhotline das von der Jugendförderung im Fachbereich Jugendamt und Gesundheitsamt betreute Gelände für eigene Aktivitäten zu buchen.

Am Samstag, den 8. Juli 2023, findet auf der Freizeitwiese der BUGA23 beim „Spieleland/Bra(u)chland“ von 14 bis 19 Uhr eine große Spielaktion statt. Diese Spielaktion bildet den Abschluss des Fachtages „Natürlich spielen!“ der Fachstellen Spiel- und Naturpädagogik der Jugendförderung und des Verbandes Spielmobile e.V. Durch die Angebote mehrerer Spielmobile aus Deutschland ist an diesem Tag ein spannender und ereignisreicher Besuch der BUGA garantiert. Spiel, Spaß, Bewegung sowie die Nutzung des Naturerfahrungsraumes „Bra(u)chland“ versprechen ein eindrucksvolles Erlebnis für alle Kinder.

BUGA  23: Campus – Lernort für einen Sommer

Das BUGA  23: Campus- Bildungsprogramm soll ein Bewusstsein für die Leitthemen Klima, Energie, Umwelt und Nahrungssicherung schaffen und so nachhaltiges Lernen mit viel Spaß für alle Altersgruppen ermöglichen. Besucher:innen sollen praxisnahe Impulse für den eigenen Alltag bekommen.

Ein wichtiger Fokus liegt auf den Angeboten für Schulen. Anliegen ist die Förderung und Beteiligung von Kindern und Jugendlichen mit dem Programm „BUGA macht Schule“ und dem „Feriencampus“ mit ein- bis mehrtägigen Ferienangeboten. Die Schulworkshops sind täglich von Montag bis Freitag.

Insgesamt bietet der Campus rund 2.000 Veranstaltungen während der Bundesgartenschau 2023 bis zum 8. Oktober 2023 an.

Das gesamte Campus Bildungsprogramm finden Sie hier

BUGA MACHT SCHULE

Die Angebote für Kindergartengruppen und Schulklassen finden täglich von Montag bis Freitag statt. Feiertage sind ausgenommen. In den Workshops, Führungen und Aktionen werden Kinder und Jugendliche selbst zu kreativ Forschenden.

Das Programm finden Sie hier.

Anja Lusch




Jeder vierte Viertklässler kann nicht richtig lesen

IGLU 2021: schwächere Lesekompetenz und keine Verbesserung der Bildungsungleichheit

Ist es Deutschland nach dem PISA-Schock 2000 gelungen, die gesteckten Ziele für die Weiterentwicklung der Bildung in Deutschland zu erreichen? Einen Eindruck davon kann die aktuelle Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung, kurz IGLU, geben: Seit nunmehr 20 Jahren eruiert sie seit 2001 alle fünf Jahre, wie sich die mittlere Lesekompetenz in Deutschland im internationalen Vergleich entwickelt.

Die Ergebnisse aus IGLU 2021 zeigen dabei ein ernüchterndes Bild: Die mittlere Lesekompetenz der Viertklässlerinnen und -klässler in Deutschland ist mit 524 Punkten im internationalen Vergleich zwar im Mittelfeld, verglichen mit der Ausgangserhebung 2001 (539 Punkte) und allen weiteren Erhebungen (2006: 548, 2011: 541, 2016: 537 Punkte) sind die mittleren Leistungen jedoch signifikant gesunken. Im Hinblick auf den Vergleich zwischen 2016 und 2021 liegt Deutschland nahe am Durchschnitt der teilnehmenden EU-Länder, die im Mittel in den vergangenen fünf Jahren ähnlich viel verloren haben.

Allerdings erreichen einige europäische Länder wie beispielsweise Italien (537 Punkte), Bulgarien (540 Punkte), Polen (549 Punkte), Finnland (549 Punkte) oder England (558 Punkte) auch deutlich höhere mittlere Leistungen. Spitzenreiter sind Singapur (587 Punkte) und Hongkong (573 Punkte).

Zentrale Befunde in der Übersicht

An IGLU 2021 haben in Deutschland 4 611 Schülerinnen und Schüler aus 252 vierten Klassen, ihre Eltern, Lehrkräfte und Schulleitungen teilgenommen. International beteiligten sich rund 400 000 Schülerinnen und Schüler aus 65 Staaten und Regionen.

  • Die Schülerinnen und Schüler in der vierten Jahrgangsstufe in Deutschland erreichen eine mittlere Lesekompetenz von 524 Punkten und liegen im Vergleich mit den weiteren Teilnehmerstaaten und -regionen im Mittelfeld. Die Streuung der Leistungen fällt mit 77 Punkten nach wie vor hoch aus.
  • 20-Jahre-Trend: Im Vergleich zum Beginn der IGLU-Studie 2001 ist die mittlere Lesekompetenz in Deutschland gesunken und die Leistungsstreuung angestiegen. Die Entwicklung sinkender Lesekompetenz zeichnete sich seit 2011 ab. Zwischen 2016 und 2021 sank die mittlere Lesekompetenz besonders deutlich.
  • Anteil schwacher Leserinnen und Leser: Ein Viertel der Viertklässlerinnen und Viertklässler in Deutschland erreicht nicht den international festgelegten Standard für eine Lesekompetenz, die für einen erfolgreichen Übergang vom Lesen lernen zum Lesen um zu lernen notwendig ist (mindestens Kompetenzstufe III). Dieser Anteil ist 2021 mit 25.4 % deutlich größer als 2016 (18.9 %) und als 2001 (17.0 %).
  • Die substanziellen sozialen und migrationsbedingten Disparitäten in Deutschland konnten seit 2001 nicht reduziert werden. In zwanzig Jahren hat sich im Hinblick auf die Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit in Deutschland praktisch nichts verändert.
  • Die mittlere Lesemotivation in Deutschland hat sich im 20-Jahre-Trend verringert, ist jedoch nach wie vor hoch. Es gibt systematische Unterschiede zugunsten von Mädchen im Vergleich zu Jungen bei der Lesemotivation, dem Leseselbstkonzept und dem Leseverhalten.
  • Grundschülerinnen und -schüler bewerten die Unterrichtsqualität insgesamt eher positiv. Die Lesezeit im Unterricht pro Woche ist in Deutschland mit durchschnittlich 141 Minuten gering im Vergleich zu den Werten der Vergleichsgruppen der EU (194 Minuten) und OECD (205 Minuten).
  • Viertklässlerinnen und Viertklässler sind im Mittel mit der Schule zufrieden, erleben Schule als einen mit positiven Emotionen besetzten Ort und berichten, selbstständig zu arbeiten und prosoziale Verhaltensweisen zu zeigen. Die Schulzufriedenheit fiel im Mittel zwischen 2011 und 2016 ab, nahm jedoch 2021 wieder zu.
  • Die Digitalisierung in den Grundschulen ist in Deutschland sowohl hinsichtlich der Ausstattung als auch bezüglich der Nutzung im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich.
  • Die Übergangspräferenzen der Lehrkräfte und Erziehungsberechtigten am Ende der Grundschulzeit für ein Gymnasium stehen auch bei gleicher Lesekompetenz und gleichen kognitiven Fähigkeiten in substanziellem Zusammenhang mit der sozialen Herkunft der Kinder.

Pandemiebedingte Beeinträchtigungen reichen zur Erklärung nicht aus

Nele McElvany, Geschäftsführende Direktorin des Instituts für Schulentwicklungsforschung an der TU Dortmund und Wissenschaftliche Leitung von IGLU 2021 erläutert: „Die pandemiebedingten Beeinträchtigungen und die sich verändernde Schülerschaft erklären nur einen Teil dieses Leistungsabfalls. Es muss klar festgehalten werden, dass der Trend absinkender Schülerleistungen bereits seit 2006 besteht und die problematische Entwicklung in unserem Bildungssystem in den letzten Jahren durch diese Aspekte nur verstärkt wurde.“

20-Jahre-Trend: Ergriffene Maßnahmen zeigen keine ausreichende Wirkung Neben dem Rückgang der mittleren Leistungen sind auch die Unterschiede zwischen guten und schwachen Lesenden in Deutschland im Vergleich zu 2001 größer geworden. Zudem sank der Anteil der guten bis sehr guten Lesenden von 47 Prozent in 2001 auf 39 Prozent in 2021, während gleichzeitig der Anteil derer, die nicht die mittlere Kompetenzstufe III erreichen, von 17 Prozent im Jahr 2001 auf 25 Prozent im Jahr 2021 anstieg.

„Die verschiedenen ergriffenen Maßnahmen in den vergangenen beiden Jahrzehnten haben kaum Wirkung im Hinblick darauf gezeigt, den Bildungserfolg sowie Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit in Deutschland zu verbessern“, so Nele McElvany. Es zeigen sich weiterhin substanzielle Unterschiede sowohl bei der Leistung als auch bei der Gymnasialempfehlung in Abhängigkeit vom familiären Hintergrund der Grundschulkinder. Um letztgenannte zu erhalten, müssen Kinder aus Arbeiterfamilien nach wie vor wesentlich mehr leisten als Kinder aus Akademikerfamilien.

Auch bei gleicher Lesekompetenz und gleichen kognitiven Grundfähigkeiten hat ein Kind aus einer (Fach)Arbeiterfamilie eine 2,5 Mal geringere Chance auf eine Gymnasialpräferenz seiner Lehrkraft als ein Kind mit Eltern in der Oberen Dienstklasse (z.B. führende Angestellte und höhere Beamte). Soziale Disparitäten, das macht IGLU 2021 deutlich, sind in Deutschland weiterhin stark ausgeprägt.

Ebenso sind die migrationsbezogenen Leistungsdisparitäten im Vergleich zu 2001 nicht geringer geworden. „Befunde anderer Teilnehmerstaaten, wie beispielsweise Finnland, Italien oder Slowenien (für geringere soziale Disparitäten) oder Dänemark, Niederlande oder Tschechien (für geringere migrationsbezogene Unterschiede), zeigen hingegen positivere Ergebnisse und implizieren damit, dass eine starke Verknüpfung von familiärer Herkunft und schulischem Erfolg, wie es in Deutschland der Fall ist, keinen unausweichlichen Automatismus darstellen müssen“, führt die Bildungswissenschaftlerin aus.

Lesekompetenz von Viertklässlerinnen und Viertklässlern im internationalen Vergleich

  • Die mittlere Lesekompetenz in IGLU 2021 liegt in Deutschland bei 524 Punkten. Im internationalen Vergleich ist Deutschland im Mittelfeld der Teilnehmerstaaten und -regionen verortet und unterscheidet sich nicht signifikant vom Mittelwert der Teilnehmer der EU (527 Punkte) oder OECD (527 Punkte). Verglichen mit dem Ergebnis für Deutschland bei IGLU 2016 (537 Punkte) und IGLU 2001 (539 Punkte) ist die mittlere Lesekompetenz in IGLU 2021 signifikant geringer.
  • Die Streuung (Standardabweichung) der Kompetenzwerte ist mit 77 Punkten in Deutschland groß und größer als 2001 (67 Punkte), aber nicht unterschiedlich zur Streuung in IGLU 2016 (78 Punkte). Damit kann in IGLU 2021 eine gleichbleibend hohe Heterogenität der Kompetenzen bei geringerer mittlerer Lesekompetenz festgestellt werden.
  • Ein Viertel der Viertklässlerinnen und Viertklässler in Deutschland erreicht nach internationalem Standard Kompetenzstufe III nicht – diese wird als relevante Voraussetzung erachtet, um die Anforderungen im weiteren Verlauf der Schulzeit bewältigen zu können. Dieser Anteil mit unzureichender Lesekompetenz ist im Vergleich zu IGLU 2016 (19 %) und zu IGLU 2001 (17 %) signifikant höher (Tabelle 3.1 und Abbildung 3.2). Der Anteil der guten und sehr guten Leserinnen und Leser ist in Deutschland im Trend von 47 % bei IGLU 2001 auf 39 % bei IGLU 2021 abgesunken.
  • Textsorten: Schülerinnen und Schüler in Deutschland erzielen bei Aufgaben zu erzählenden Texten im Mittel 8 Punkte mehr im Vergleich zu informierenden Texten.
  • Zwischen wissensbasierten und textimmanenten Verstehensleistungen werden keine substanziellen Stärken oder Schwächen in Deutschland ersichtlich. Für Mädchen ist in nahezu allen Teilnehmerstaaten und -regionen eine signifikant höhere durchschnittliche Lesekompetenz im Vergleich zu Jungen festzustellen. In Deutschland liegt der Kompetenzvorsprung der Mädchen bei 15 Punkten.

Trotz aller Bemühungen ist der Erfolg ausgeblieben

Was folgt aus der Studie? Angesichts des alarmierenden Rückgangs der mittleren Lesekompetenz und des hohen Anteils von einem Viertel der Schülerinnen und Schüler mit unzureichender Lesekompetenz ist es notwendig, gezielte Maßnahmen (weiter-) zu entwickeln.

„Es hat in den vergangenen 20 Jahren zwar schon zahlreiche Bemühungen gegeben, doch zeigt die neueste Studie, dass die gewünschten Wirkungen in weiten Teilen ausgeblieben sind“, konstatiert die Bildungsforscherin von der TU Dortmund. Dazu ist es erforderlich, die Sicherung der grundlegenden Kompetenzen wie der Lesekompetenz durch eine systematische Kompetenzförderung in den ersten Grundschuljahren zu priorisieren. Während einerseits die Lesekompetenz der schwachen Lesenden gestärkt werden muss, muss gleichzeitig die der starken Lesenden gefördert und ausgebaut werden.

Dabei ist auch die Quantität der lesebezogenen Aktivitäten in der wöchentlichen Unterrichtszeit zu bedenken: Während im internationalen Durchschnitt rund 200 Minuten pro Woche für Leseaktivitäten in der Unterrichtszeit aufgebracht werden, sind es in Deutschland gerade einmal 141 Minuten.

Leseunterricht in den Grundschulen in Deutschland

  • Deutschland liegt mit durchschnittlich 141 Minuten Lesezeit im Unterricht pro Woche unter dem Durchschnitt der OECD- (205 Minuten) und EU-Teilnehmer (194 Minuten).
  • Schülerinnen und Schüler nehmen die Unterrichtsqualität als insgesamt gut wahr und bewerten sie mit Blick auf die kognitive Aktivierung und konstruktive Unterstützung signifikant positiver als 2016.
  • Im Vergleich zu 2016 zeigt sich, dass die im Unterricht durchgeführten Fördermaßnahmen 2021 eher basale Kompetenzen fokussieren und Lesestrategien weniger häufig gefördert werden.
  • Die meisten Schülerinnen und Schüler werden von Lehrkräften unterrichtet, die zur Diagnostik überwiegend informelle Verfahren nutzen.
  • Die von den Lehrkräften verwendeten Klassenlektüren sind für die Jahrgangsstufe 4 relativ kurz und durchschnittlich über 20 Jahre alt. Sie decken sich zudem kaum mit den Vorlieben der Schülerinnen und Schüler.
  • Der Bedarf an Fortbildungen zur Leseförderung und Lesediagnostik wird durch die Lehrkräfte eher als gering wahrgenommen. Und nur die Lehrkräfte von knapp einem Drittel der Schülerinnen und Schüler haben in den zwei Jahren vor der Erhebung an Fortbildungen zur Förderung des Leseverstehens oder zur Lesestrategievermittlung teilgenommen.

Gesellschaftliche Verantwortung

Nele McElvany weist mit Blick auf die gesellschaftliche Verantwortung nachdrücklich auch darauf hin: „In Bezug auf die substanziellen Bildungsungleichheiten zeigt IGLU, dass sich in den letzten 20 Jahren in Deutschland praktisch nichts verändert hat. Das hat hohe Kosten für die betroffenen Individuen, für unsere Gesellschaft und unser Land und darf nicht weiter so bleiben.“

Deutschland muss mit seinem Bildungssystem zukünftig sicherstellen, dass alle Kinder über eine grundlegende Lesekompetenz am Ende der Grundschulzeit verfügen. Die ausführlichen Ergebnisse sind verfügbar unter: https://ifs.ep.tu-dortmund.de/iglu2021 Weiterführende Analysen zu zentralen Themen im Kontext der Grundschulen in Deutschland werden in der Reihe Tuesdays for Education ab dem 13. Juni 2023 monatlich unter https://ifs.ep.tu-dortmund.de/praxis-videoportal/praxisportal veröffentlicht.

Zur Studie

IGLU testet die Lesekompetenz und erfasst die Einstellung zum Lesen und die Lesegewohnheiten von Schülerinnen und Schülern in der vierten Klasse im internationalen Vergleich in einem 5- Jahres-Zyklus. In Deutschland, das bereits zum fünften Mal an der repräsentativen Erhebung partizipierte, haben bei IGLU 2021 insgesamt 4.611 Schüler*innen aus 252 vierten Klassen, ihre Eltern, Lehrkräfte und Schulleitungen teilgenommen. International beteiligten sich rund 400.000 Schülerinnen und Schüler aus 65 Staaten und Regionen. Durch die umfangreiche Befragung werden wichtige Hintergrundinformationen gewonnen.

Das zugrundeliegende Vorhaben wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) sowie der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) zu gleichen Anteilen gefördert. Institutsportrait: Das interdisziplinäre Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) an der TU Dortmund ist als Forschungseinrichtung an der Schnittstelle von Wissenschaft, schulischer Praxis und Bildungspolitik angesiedelt.

Die durch fünf Professuren und rund 50 Mitarbeiterinnen und mitarbeitern gestalteten Forschungsbereiche des Instituts arbeiten zu aktuellen Themen im Bereich der Empirischen Bildungsforschung mit dem Ziel, schulische Lern- und Entwicklungsprozesse, Schulentwicklung und Bildungsergebnisse im Kontext ihrer individuellen, sozialen und institutionellen Bedingungen zu erfassen, zu erklären und zu optimieren. Das IFS trägt mit seiner Arbeit wesentlich den Profilbereich „Bildungs- und Arbeitswelten von morgen“ der TU Dortmund mit.

Den vollständigen Bericht zu IGLU 2021 finden Sie hier

Quelle: TU Dortmund




Ein besonderer Schatz, der das Wesen der Tiere erfasst

waldtiere

Eindrucksvoll illustriertes Naturbuch für Kinder ab 3 mit wunderschönen Tierzeichnungen in Pastellkreide

Was sagen Größe, Gewicht, Aussehen, Nahrungsgewohnheiten oder Lebenserwartung über das Wesen eines Menschen oder Tieres aus?

Die einfache Antwort lautet: nichts! Dabei ist es das Wesen, die Persönlichkeit oder der Charakter, der die Beziehung zur Umwelt gestaltet. Das ist eben das Wesentliche. So ist die Idee zu „Von den Waldtieren“ entstanden. Ein Buch über Tiere, das ebene nicht mit dem Text beginnt, der anschließend illustriert wird. Sondern ein Buch, das vom Bild ausgeht und vom Text illustriert wird.

Die ideale Künstlerin dafür ist Loes Botman.

Die Niederländerin hat sich nach ihrem Studium auf das Zeichen mit Pastellkreiden spezialisiert. Sie ist von der Schlichtheit des Pastellmaterials fasziniert. Ihre große Leidenschaft ist es, Tiere dazustellen. „Für viele sind diese Geschöpfe und ihre Anwesenheit eine Selbstverständlichkeit, aber stellen Sie sie sich eine Welt ohne Tiere vor – die Menschen wären sehr einsam.“, schreibt sie auf ihrer Website. Und kaum jemandem gelingt es so gut wie ihr, das Wesen der Tiere in ihren Bildern festzuhalten.

Für ihr neues Buch hat sie 34 neue Pastellzeichnungen in einer Größe von 120 x 50 cm angefertigt.

Gerne hätte der Verlag diese auch in Originalgröße publiziert. Leider war keine Druckmaschine große genug. Nun hat das Buch die Maße von rund 30 x 25 cm. Im aufgeschlagenen Zustand gilt es ein 60 cm breites Panoramabild zu sehen, in das der Betrachter aufgrund seiner Schönheit, Farbintensität und Größe regelrecht eintauchen kann.

Die Texte beschreiben die Bilder und erzählen über die besonderen Eigenschaften des jeweiligen Tieres. So berichten sie viele ungewöhnliche Geschichten und Tatsachen zum Staunen aus der Welt der heimischen Wildtiere. Auf diese Weise vermitteln sie faszinierendes Tierwissen zum Vorlesen und erstem Selberlesen.

Dieses außergewöhnliche Sachbuch für Kinder im Kita- und Grundschulalter zeigt altbekannte Waldtiere in ihrer natürlichen Schönheit und Umgebung.

Es fördert die Wertschätzung für alle Tierarten von klein bis groß und die Natur direkt vor unserer Haustür: Wer das Wesen unserer heimischen Tiere versteht, der wird sich auch für ihren Schutz einsetzen. Ein besonderer Schatz, der in keinem Vorleseregal fehlen sollte, und ein nachhaltig beeindruckendes Tierbuch für Kinder und Erwachsene.

Loes Botman ist es mit „Von den Waldtieren“ gelungen, ein ganz besonderes Kinderbuch für junge Entdeckerinnen und Entdecker zu schaffen, das nicht nur jede Menge spannendes Wissen für Kinder ab 3 parat hält: Mit seinen naturgetreuen Tierzeichnungen erobert dieses Meisterwerk jedes kleine Herz im Sturm.

Die Autorin:

Nach dem Abschluss ihres Studiums an der „Königlichen Akademie für Bildende Künste“ in Den Haag hat Loes Botman sich auf das Zeichnen mit Pastellkreiden spezialisiert. Sie war von der Schlichtheit des Pastellmaterials fasziniert und ist seitdem eine leidenschaftliche Zeichnerin, der die Farben aus den Fingern zu fließen scheinen. Sie ist eine der führenden Künstlerinnen in diesem Bereich und gibt Kurse für Hobbykünstler und Profis in den Niederlanden und den USA.

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Bibliografie

Von den Waldtieren
Loes Botman
Oberstebrink
ISBN: 9783963040429
68 Seiten
25,00 €