Eltern als Gatekeeper zwischen Berufswünschen und Stereotypen

Eltern haben stereotype Vorstellungen ihrer Kinder bei technischen und kreativen Berufen 

Unter den vorstellbaren Tätigkeitsbereichen für die berufliche Zukunft der eigenen Kinder zeigen sich bei einer Elternbefragung zum Girls’Day und Boys’Day unterschiedliche und eher geschlechterstereotype Präferenzen für Töchter und Söhne. Selbst bei gleichen Schulleistungen können Eltern sich technische Berufe, IT und Informatik für ihre Töchter signifikant seltener vorstellen als für ihre Söhne. Im Fach Kunst können sich Eltern andersherum ihre Söhne schlechter als ihre Töchter in künstlerischen Berufen vorstellen, selbst bei ähnlichen Leistungen in diesem Fach. 

Eltern bevorzugen akademische Berufe 

Das Ergebnis eines Berufe-Rankings legt nahe, dass Eltern für ihre Kinder akademische Berufe gegenüber Ausbildungsberufen präferieren. Sehr schlecht schneiden Pflegeberufe in der Einschätzung der Eltern ab: Ausschlaggebend sind hier aus Sicht der Eltern vor allem die schwierigen Arbeitsbedingungen in Kombination mit unzureichender Bezahlung. 

Eltern können sich Informatik besser für Söhne vorstellen  

In der Informatik sind die Schulnoten bei Mädchen und Jungen gleich (Durchschnittsnote: 2,1). Zwei von drei Eltern orientieren sich in ihren Bewertungen der Fähigkeiten ihrer Kinder an den Schulnoten. Bei den Töchtern allerdings denkt jedes fünfte Elternteil (21 Prozent), dass die Tochter zu gut bewertet wurde und ihre eigentlichen Fähigkeiten schlechter sind als die Schulnote. Das sind mehr als doppelt so viele wie bei den Elternteilen von Söhnen (9 Prozent).  

Hier setzen der Girls’Day – Mädchen-Zukunftstag und der Boys’Day – Jungen-Zukunftstag an: „Auch Eltern sind für den Girls’Day und den Boys’Day eine ganz besonders wichtige Zielgruppe, da sie bei der Berufswahl ihrer Kinder oft die ersten Ansprechpartner*innen sind. Wenn wir es gemeinsam schaffen, mit stereotypen Rollenvorstellungen zu brechen, haben wir schon viel gewonnen“, sagt Tabea Schroer, Leiterin der Bundeskoordinierungsstellen Girls’Day und Boys’Day. 

Methodenskizze

Die Elternbefragung ist ein Forschungsvorhaben in Kooperation mit der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Institut für Erziehungswissenschaft. Es handelt sich um eine standardisierte Onlinebefragung von Eltern zum Thema der Beruflichen Orientierung ihrer Kinder. Die Rekrutierung der Eltern erfolgte im Anmeldeprozess zu den Aktionstagen Girls’Day und Boys’Day sowie über das Schneeballverfahren und eine Verbreitung des Links zur Befragung über die Netzwerke des Kompetenzzentrums und des Bundeselternrats. Befragungszeitraum: 28. März bis 13. Mai 2022, Anzahl erfolgreicher Interviews unter Eltern mit Kindern zwischen 10 und 20 Jahren: 1.599.

Hier finden Sie Materialien für Eltern zur Beruflichen Orientierung: 

Girls’Day für Eltern

Boys’Day für Eltern




Leitfaden: Wege zu einer nachhaltigen Kita

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Eine praktische Broschüre für Kita-LeiterInnen

Eine intakte Umwelt ist Grundlage für ein gutes Leben. Damit die Umwelt und die Lebensgrundlagen erhalten bleiben, ist es unabdingbar, unser Verhalten nachhaltig zu ändern. Kindertagesstätten spielen als Lernorte nachhaltiger Entwicklung im Bildungsprozess eine wesentliche Rolle. Sie sind integraler Bestandteil einer größeren Gemeinschaft von Individuen, Organisationen und Betrieben, die in der jeweiligen Region dazu beitragen, einen gesellschaftlichen Mehrwert zu erschaffen und Zusammenhalt zu gestalten. Diese Gemeinschaft nimmt auf unterschiedlichste Art Einfluss darauf, ob und wie die Lebensgrundlagen erhalten bleiben, ob und wie nachhaltig sie ist, was sie tun und was sie unterlassen.

Die Broschüre beschreibt Bausteine einer an Nachhaltigkeit orientierten Kita

Sie gibt konkrete Orientierungshilfen anhand von Praxisbeispielen, Literaturempfehlungen sowie Weiterbildungsangeboten. Sie macht deutlich, wie nachhaltige Entwicklung in der pädagogischen Arbeit und in der Institution berücksichtigt und aufgegriffen werden kann. Bildung für Nachhaltigkeit ist ein vielfältiges Konzept. Im Rahmen der Broschüre haben sich die Autorinnen und Autoren auf die Schwerpunkte soziale Nachhaltigkeit, Bau/ Energie und Verpflegung konzentriert.

Die Broschüre ist das Ergebnis einer Lernwerkstatt zum Thema „Klimaneutrale Kita“

Die Lernwerkstatt wurde an der Alice Salomon-Hochschule Berlin unter der Leitung von Pia Paust-Lassen und Heinz Stapf-Finé durchgeführt. Die Broschüre entstand im Rahmen des Masterstudienganges „Netzwerkmanagement Bildung für nachhaltige Entwicklung – Schwerpunkt Kindheitspädagogik“, um Kindertageseinrichtungen einen Wegweiser im Themenfeld Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) zu bieten.

Download der Broschüre als PDF

nachhaltige kita



100 kostenfreie Kräuterpakete für Kitas und Schulen

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Deutschland summt!-Pflanzwettbewerb startet Aktion „Kräuterkids“

Ab sofort können sich Kita-, Schul- und Jugendgruppen um kostenfreie Kräuterpakete im Wert von je 50,- Euro (inkl. Versand) bewerben. Es stehen insgesamt 100 Pakete mit je 10 bienenfreundlichen Kräutern zur Verfügung. Enthalten sind unter anderem Schnittlauch, Zitronenmelisse, Dost, Salbei und Thymian. So werden Kinder zu Bienenhelden!

An Kräutern lassen sich die harmlosen Bienen gut beobachten und Kinder lernen die Zusammenhänge zwischen Insekten, Nahrung und Menschen ganz praktisch kennen und schätzen. Alle Kindergruppen, die im Rahmen des Deutschland summt!-Pflanzwettbewerbs der Stiftung für Mensch und Umwelt einen naturnahen Garten anlegen, können an der Aktion teilnehmen. Sie können damit z. B. den eigenen Schul- oder Kitagarten bepflanzen. Auch kommunale Flächen wie Parks oder Baumscheiben, die von Kindern bienenfreundlich umgestaltet werden, sind qualifiziert (natürlich immer mit der entsprechenden Genehmigung). Für die schönsten naturnahen Gärten winken Geldpreise von bis zu 400,- Euro.

Details: www.wir-tun-was-fuer-bienen.de/kraeuterkids-aktion.html

So bewerben sich Gruppen um die Kräuterpakete:

  1. Fläche finden, die Sie mit den Kindern naturnah gestalten möchten.
  2. Beim Pflanzwettbewerb registrieren und einen Wettbewerbsbeitrag erstellen: www.wir-tun-was-fuer-bienen.de
  3. Den Link zum Wettbewerbsbeitrag per E-Mail schicken an: wettbewerb@deutschland-summt.de
  4. Eine E-Mail mit Zu- oder Absage abwarten. Bei einer Zusage wird ein Gutscheincode für den Online-Shop der Staudengärtnerei Gaißmayer mitgesendet.
  5. Den Gutschein für das „Kräuterpaket für Bienenfreunde“ online bei der Staudengärtnerei Gaißmayer einlösen (www.bit.ly/418Xgny).
  6. Beobachten, ernten, freuen! Im Wettbewerbsbeitrag soll mit Text und Bildern dokumentiert werden, wie die Pflanzen in das Beet gesetzt und Insekten beobachtet werden.

Warum bienenfreundliches Gärtnern so wichtig ist, zeigt folgender Film zum Deutschland summt!-Pflanzwettbewerb (2 min.):

www.wir-tun-was-fuer-bienen.de

Hintergrund:

Mehr als die Hälfte der circa 600 heimischen Wildbienen-Arten sind in ihrem Bestand bedroht. Die Ursachen für den Rückgang und die Gefährdung der Insekten liegen in der Zerstörung ihrer Nistplätze und in der Vernichtung oder Verminderung ihrer Nahrung. Dem wirkt die Initiative Deutschland summt! mit ihrem Pflanzwettbewerb seit 2016 entgegen.

Mehr zum Pflanzwettbewerb 2023 unter: www.wir-tun-was-fuer-bienen.de

Mehr über Deutschland summt! unter: www.deutschland-summt.de

Mehr über die Stiftung unter: www.stiftung-mensch-umwelt.de




Boris Zatko liest auf der Leipziger Buchmesse

Lesung aus: Der Vogel der Welten – Der zweite Band der preisgekrönten Fantasy-Jugendbuch-Trilogie!

„Anna Fink war das erste eigene Projekt, das aus reiner Leidenschaft geboren wurde. Daran werde ich meine zukünftigen Bücher messen, denn das ist es, was ich wirklich will: Geschichten aus Leidenschaft erzählen.“, sagt der bekannte Künstler und Illustrator Boris Zatko über den ersten Band der Kinderbuchreihe „Anna Fink“. Nun hat er einige Jahre am zweiten Band der Reihe gearbeitet. Im September nun soll endlich „Der Vogel der Welten“ erscheinen. Für alle, die schon mal reinschnuppern wollen, gibt er nun schon auf der Buchmesse in Leipzig einen ersten Einblick. Kurz zum Inhalt.

Nach einer holprigen Reise erreichen Anna und ihre Mutter Linda das Märchenreich Negasem. Bei einem geheimen Treffen mit dem jungen Herzog Akil Serafin auf einem Friedhof unterhalb des Schlosses finden sie das Ei der Seelenvögel“. In diesem sind die Seelen der Kriegstreiber zwischen den Menschen und den Bewohnern des Märchenreiches eingesperrt. Nach dem Bekanntwerden des Fundes entbrennt zwischen den Herzogtümern ein Streit um die Besitzrechte. Schließlich stiehlt jemand das Ei und wenig später wird Annas Mutter entführt. Auf ihrer Suche muss Anna vielen Gefahren begegnen….

  • Termin: am 28.04.2023 von 13:30 bis 14:00 Uhr
  • Ort: Buchmesse Leipzig: Phantastische Leseinsel 2 Halle 3, Stand D401

Zum Veranstaltungsprogramm der Buchmesse

Anna Fink
Der Vogel der Welten

Zatko, Boris
ISBN 978-3-934333-81-9
Oberstebrink
24,00 €
Erscheint im September 2023

Für alle, die nicht zur Lesung kommen können oder noch etwas über den ersten Band erfahren wollen, haben wir hier einen Link zu einer Lesung von Boris Zatko aus „Anna Fink – Die Fanfare des Königs“:

https://www.instagram.com/p/BagKiKnAhWC/?utm_source=ig_web_button_share_sheet

Hier der erste Band der Trilogie:

anna fink

Anna Fink
Die Fanfare des Königs

Zatko, Boris
400 Seiten
ISBN: 9783934333802
Lesealter: ab 10 Jahren
Oberstebrink
16,95 €

Mehr von Boris Zatko




Online Nachhaltigkeit und Klimaschutz für die Kita planen

kita paket

Kita Paket mit Handreichungen, Praxisbeispielen Links und Videos

Das Team der Umweltschutzstiftung „Save our future“ (S.O.F.) engagiert sich insbesondere in Projekten zur Förderung des Umweltbewusstseins. Auf der Website findet sich eine umfagreiche Zusammenstellung von Materialien zum Thema Nachhaltigkeit.

Im Kita Paket finden Sie Handreichungen und Praxisbeispiele, Links und Videos aus S.O.F.-Projekten. Mit ihrer Hilfe können Sie das Konzept von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und konkete Umsetzungsbeispiele kennenlernen und vertiefen.

https://www.saveourfuture.de/aktuelles/kita-paket/

Projekt KLIMAfuchs

Mit dem Projekt KLIMAfuchs unterstützt die S.O.F. Save Our Future – Umweltstiftung Hamburger Kindertageseinrichtungen dabei, Klimaschutz in ihrem Alltag zu etablieren. Dabei geht es darum, aktiv Energie zu sparen und über pädagogische Angebote Zusammenhänge rund um Klima und Klimaschutz erlebbar zu machen.

https://www.saveourfuture.de/klimafuchs/




Wer 10 Minuten länger am Tisch sitzt, isst einen Apfel mehr

Kinder essen mehr Obst und Gemüse, wenn sich Familien mehr Zeit für ihre Mahlzeiten lassen

Kinder verzehren deutlich mehr Obst und Gemüse, wenn sie durchschnittlich nur zehn Minuten länger am Tisch saßen als sonst – also insgesamt 30 Minuten. Das konnten Prof. Dr. Jutta Mata von der Universität Mannheim und Prof. Dr. Ralph Hertwig, Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungs­forschung in Berlin mit eienm Experiment nachweisen. Im Durchschnitt aßen die Kinder etwa 100 Gramm mehr Obst und Gemüse. Das entspricht etwa einer der fünf empfohlenen täglichen Portionen Obst und Gemüse und ist so viel wie ein kleiner Apfel oder eine kleine Paprika. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden in der US-Fachzeitschrift JAMA Network Open veröffentlicht.

Täglich eine zusätzliche Portion Obst, senkt das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen

„Diese Erkenntnis hat praktische Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit, da eine zusätzliche Portion Obst und Gemüse täglich das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen um sechs bis sieben Prozent verringert“, erklärt Professorin Mata. „Für einen solchen Effekt muss natürlich genügend Obst und Gemüse auf dem Tisch vorhanden sein – am liebsten mundgerecht“, fügt die Gesundheitspsychologin hinzu.

50 Eltern und 50 Kinder nahmen an der Studie teil. Das Durchschnittsalter der Kinder lag bei acht und das der Eltern bei 43 Jahren. Es nahmen gleich viele Jungen und Mädchen an der Studie teil. Den Teilnehmenden wurde ein typisch deutsches Abendbrot mit Brotscheiben, Aufschnitt und Käse sowie mundgerechten Obst- und Gemüsestücken serviert.

Dauer der Mahlzeit ist eine der zentralen Kompetenten der Familienmahlzeit

„Die Dauer der Mahlzeit ist eine der zentralen Kompetenten der Familienmahlzeit, die Eltern variieren können, um die Ernährungsgesundheit ihrer Kinder zu steigern. Auf diesen Zusammenhang hatten wir bereits Hinweise in einer Metaanalyse gefunden, die Studien zusammenfasste, die qualitative Komponenten von gesunden Familienmahlzeiten untersuchten. Jetzt konnten wir diesen damals nur korrelativen Zusammenhang in dieser neuen experimentellen Studie eindeutig nachweisen,“ sagt Ralph Hertwig, Direktor des Forschungsbereichs Adaptive Rationalität am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Die Studie belegt zudem, dass längere Familienmahlzeiten nicht dazu führten, dass Kinder auch mehr zu Brot oder Aufschnitt griffen, sie nahmen auch nicht mehr Dessert. Die Forschenden vermuten, dass das in mundgerechte Stücke geschnittene Obst und Gemüse bequemer zu essen und daher verlockender war.

Hier geht es zur Originalpublikation

Link zur Metaanalyse

Linda Schädler




Wozu soll eine eigene Handschrift heute noch gut sein?

Während früher viel mit der Hand geschrieben wurde, wird heute viel getippt – Wozu also noch zum Stift greifen?

Kennen Sie das? Kleine Kinder im Kinderwagen, die auf einem Tablet wischen, Sprachnachrichten auf dem Handy und Programme, die Sprache in geschriebenen Text umwandeln. All dies könnten Anzeichen sein, dass eine Handschrift in Zukunft überflüssig sein könnte. Dann lernen Kinder in der Schule nur noch lesen und tippen. Da die Unterrichtszeit immer dichter, der Lehrkräftemangel zu noch volleren Klassen führen wird und die Eltern kaum Zeit zum Unterstützen haben, ist es doch nur sinnvoll, jeden nutzlosen Inhalt in der Schule abzubauen.

„Unnütze“ Lerninhalte?

Also unterrichten wir kein Schreiben mehr mit der Hand. Ähnlich wie in einigen englischen Schulen, in denen analoge Uhren entfernt wurden[1], da die Schüler und Schülerinnen diese nicht mehr gut lesen konnten und es ja digitale gibt, die viel einfacher zu lesen sind.

Warum noch Plus und Minus rechnen lernen? Dafür gibt es doch Taschenrechner. Auch hier resignieren schon einige Lehrkräfte, da die meisten Grundschüler:innen ein Mobiltelefon mit Taschenrechnerfunktion in der Tasche haben. Warum also die lieben Kleinen mit „unnützem“ Üben beschäftigen?

Ist das so? Ist das unnütz? Ist es unnütz eine leserliche Handschrift zu entwickeln?

Schreiben als Hilfsmittel

Ein schönes Video dazu finden Sie auf www.hs-tutorials.eu[2].                                                   

Hier zeigt sich sehr schön, dass wir eine gute Handschrift brauchen, um unsere Gedanken und Ideen festzuhalten. Im Film sieht man junge Menschen, die Haftzettelchen mit handschriftlichen Notizen aufkleben und sich austauschen. Wir wissen nicht, ob es sich um Auszubildende oder Studierende handelt. Der Austausch ist entscheidend.

Dies ist keineswegs der einzige Grund für das Schreiben mit der Hand. In seinem Buch „Das Neue Lernen heißt Verstehen“[3] beschreibt der Hirnforscher und Neurologe Henning Beck wie Gelerntes im Gehirn angedockt wird. Auf S.55 beschreibt er, dass handschriftliche Zusammenfassungen gegenüber mitgetippten Inhalten im Vorteil sind. Der Lernende muss die Inhalte verstehen und für sich in die wichtigsten Daten unterteilen, eine Skizze oder unterstrichene Inhalte helfen dem Auge dabei sich zu orientieren und dem Gehirn die Verknüpfungen herzustellen. Aber auch die Form des Papiers und die räumliche Darstellung auf diesem hilft dabei. Kein Wunder also, dass ein Programm wie GoodNotes uns vorgaukelt, wir würden auf einem Blatt schreiben, obwohl es sich um ein Tablet handelt. Sie kennen das Programm noch nicht? Probieren Sie es mal aus.

Die Handschrift kann dort sogar in Text umgewandelt werden. Aber fleißige Schreiber von Lerninhalten werden zustimmen, dass Inhalte optisch viel besser wahrgenommen werden kann, wenn sie mit der eigenen Hand geschrieben sind. Die getippten Informationen sind zu einförmig und zeigen sich nicht individuell genug, um gut in unserem Kopf verankert zu werden.

Zeit für eine verbundene Schrift  

Doch kommen wir noch mal auf den zeitlichen Aspekt zurück. In der Grundschule wird meist ab der zweiten Klasse eine neue verbundene Handschrift erlernt. Die Idee dabei ist, aus der verbundenen Schrift später eine Handschrift zu entwickeln. Um also in der Sekundarstufe gut leserlich und vor allem schnell schreiben zu können, braucht es hier enorme Übungszeit, um aus der verbundenen Schrift die eigene Handschrift zu entwickeln. Wird die eigene Handschrift jedoch zu früh eingesetzt, wird sogar geahndet, wenn Kinder hier nicht der Ausgangsschrift entsprechend formgerecht schreiben. Dieser Umweg ist nicht zwingend nötig[4] und angesichts der vielen Aufgaben in der Grundschule äußerst fragwürdig.

Während wir früher noch die Lateinische Ausgangsschrift (LA) gelernt haben, in der heute wohl keiner mehr schreibt, hat man in den vergangenen Jahrzehnten auch im Zuge der Wiedervereinigung vereinfachtere Formen (VA= Vereinfachte Ausgangsschrift und SAS = Schulausgangsschrift) hinzugefügt. Hier scheiden sich die Geister, bis hin zum massiven Festhalten an der Schrift, die man selbst erlernt hat und als Kulturgut einschätzt.

Auch für mich gehört die LA zu einem sich mir fest ins Gehirn eingebrannten Teil meiner Grundschulzeit, zumal meine Grundschullehrerin in gestochener Schrift diese an die Tafel zaubern konnte. Aber ist sie deshalb ein zu bewahrendes Kulturgut?

Halten wir fest: Wir brauchen auch in der Zukunft eine Handschrift! Diese hilft uns Inhalte gut strukturiert auf Papier zu bringen. Dies ist dringend nötig, um Inhalte zu erlernen und zu verstehen. Es darf somit nicht passieren, dass die Handschrift in der Grundschule nicht den Stellenwert bekommt, den sie braucht und alle unpädagogischen Äußerungen müssen somit in ihre Schranken gewiesen werden. (Übrigens muss auch die analoge Uhr und das Plus- und Minusrechnen erlernt werden, denn es geht hier um das Verstehen und damit die Erweiterung von Strukturen. Diese Misere wäre dann ein anderes Mal Thema.)

Wie schreiben wir wirklich?

Die wissenschaftliche Expertise[5] zeigt, dass das Erlernen einer festgelegten verbundenen Schrift auch hinderlich sein kann. Kaum ein Schüler oder eine Schülerin schreibt nach der Grundschule noch in der erlernten Schulausgangsschrift. Viel eher ähnelt die Schrift der meisten Probanden der zuerst erlernten Druckschrift. Ein Umweg über eine extra Schreibschrift ist somit nicht zwingend nötig und müsste unter dem Blick auf den zeitlichen Aufwand eigentlich eingestellt werden. Zumal es mit der Grundschrift des Grundschulverbandes[6] eine hervorragende Alternative mit bestens vorbereitetem Material gibt. Der Fall, dass gleich die verbundene Schrift erlernt wird, scheint auch zu existieren, wie mir meine Kollegin erzählte. Sie sowie ihre SchülerInnen bemängeln allerdings die Flexibilität ihrer Handschrift. Mag dieser Fall eher selten sein, zeigt er aber, dass eine verbundene Schrift auch eine Einschränkung darstellen kann. Das sieht man auch immer wieder bei SchülerInnen, die noch in der Sekundarstufe I und II in einer eher unleserlich verbundenen Schrift schreiben.

Was schon in der Kita hilft!

Kommen wir noch mal auf die Entlastung der Lehrkräfte zu sprechen. Im Grundschulbereich helfen die Erfahrungen, die Kinder im vorschulischen Bereich gemacht haben, ohne dort schon „schulisch“ auf das Schreiben vorbereitet zu werden.

Dabei ist es mehr als wichtig, dass die Bewegungsmöglichkeiten äußerst vielfältig und regelmäßig sind und auch in der Natur stattfinden. Beim Schreiben ist nicht nur die Hand beteiligt, wie viele denken, sondern der ganze Körper ist gefragt. Das Zusammenspiel aller Muskeln ist von Bedeutung und so sind Erfahrungen im Balancieren, die die Körperspannung unterstützen, ebenso wichtig wie die Fähigkeit, konzentriert an einer Sache bleiben zu können. Diese Fähigkeit wird durch konzentriertes auch freies Spielen vorbereitet, das nicht permanent durch ein von außen aufgesetztes Programm unterbrochen wird.

Dies zeigt, dass wir immer ganzheitlich an die benötigten Kompetenzen herangehen müssen. Die immer wieder verkürzten Sichtweisen auf das Lernen und das Vorziehen von schulischen Inhalten in die Kitas ist auch bei der Handschrift äußerst kontraproduktiv. So kann durch massive Stifthalteübungen die Freude am Malen und Schreiben frühzeitig im Keim erstickt werden. Unwissenheit über Lernstrukturen führt dann leider zu voreiligem Handeln und oft zur Idee, schulische Inhalte „vorzuziehen“, ohne eine gute Basis geschaffen zu haben. Wer hier Unterstützung sucht, findet bei Charmen Liebertz „Spiele zum ganzheitlichen Lernen“[7] Anregungen, die sowohl in der Kita wie auch in der Grundschule gut unterstützen.

Sind Lern-Apps die Lösung?

Auch Lern-Apps können in einer zu frühen Phase eher hinderlich sein, weil sie künstlich Bewegung unterbinden und Kinder im grundlegenden Kompetenzerwerb einschränken. Da Kinder sich von Bildschirmen sehr angezogen fühlen, scheint es dann, als würden sie in Ruhe etwas erlernen, doch da zum einen damit die Bewegungszeit drastisch eingeschränkt wird und zum anderen die haptischen Erfahrungen fehlen, zeigt sich schon jetzt in den Grundschulen, dass die Apps nicht durchweg den gewünschten und versprochenen Effekt erbringen[8].

Das mag auch daran liegen, dass die Lösungen bei Apps oft eher mechanisch erlangt werden können. Gibt es zwei Antwortmöglichkeiten, hat man eben eine 50:50 Chance und auch bei vier Lösungen tippen die SchülerInnen eben einfach mal so lange auf die Lösungen bis dann z.B. „grün“ leuchtet. Exaktes Lesen und Überlegen wird damit nicht geschult. Der Lerneffekt ist schwer zu messen und in der Lernphase somit nicht immer hilfreich, sondern eher in der Festigungsphase, wenn zuvor schon gelernt wurde. Hier müssen Lehrkräfte und Eltern die Lernende gut im Blick behalten und begleiten, also Zeit investieren.

Zudem sind Tablets auch mit Stiften beim Schreiben nicht immer haptisch genug. Aus diesem Grund hat Lamy gerade ein Schreibgerät entwickelt, dass hier Abhilfe schaffen kann. Stellt sich nur die Frage, warum Papier und Stift oder Tafel und Griffel nicht gut genug sind. Die sind und bleiben nämlich ein wirklich haptisches Erlebnis.

Die Milieuunterschiede

Interessanterweise sind es meist Eltern einer gehobenen bildungsnahen Mittelschicht, die ihren Kindern hier viele Erfahrungen vermitteln und die Mobiltelefone und Tablets noch zurückhalten, wie meine Beobachtung zeigt. Leider wird sich dadurch die Schere vermutlich noch weiter auseinanderschieben und dann werden Kinder, deren Eltern es mit den Apps gut meinten, in großem Maße in den Grundschulen beim Schrifterwerb Probleme haben.

Dieses Missverständnis wird dann wieder zum Anlass genommen, die Handschrift in Frage zu stellen. Doch genau damit beißt sich die Katze in den Schwanz, denn die Schülerschaft, die eine Handschrift als Hilfsmittel für das Lernen erlernt hat, wird diese auch gut in der Sekundarstufe nutzen können, während die anderen nicht mithalten können, da die Handschrift zu langsam oder zu unleserlich und damit fehleranfälliger ist.

Rechtschreibung

Kommen wir auch noch kurz auf die Frage der Rechtschreibung zu sprechen, denn auch diese Fähigkeit gehört zur hilfreichen und benötigten Handschrift.

Wenn Handschrift noch nicht automatisiert ist, dann benötigt der Akt des Schreibens viel Konzentration und lässt nicht genug Raum für Überlegungen zur Rechtschreibung, zudem wenn es hier auch noch Schwierigkeiten im Erwerb gibt.

Somit würde der Verzicht auf eine künstlich verbundene Schrift auch hier mehr Raum schaffen, um mit gutem Rechtschreibunterricht genutzt zu werden. Allerdings sollte auch hier klar sein, dass eine Rechtschreibentwicklung weit über die Grundschulzeit hinaus erlernt wird und somit mit der Handschrift verbunden immer weiter verfeinert werden muss.

Fazit: Auf eine Handschrift dürfen wir nicht verzichten und auch die digitale Nutzung verschiedener Geräte, ist kein Argument dagegen. Auf die langwierig einzuübenden Verbundschriften kann man verzichten und mit den Schülern und Schülerinnen die Zeit besser nutzen. Die Vorbereitung für eine gelingende Handschrift ist im vorschulischen Bereich ganzheitlich und nicht mit vorgezogenen schulischen Inhalten erledigt. Daher sollten wir Zeit schaffen und durch sinnvolle Angebote wie z.B. Brieffreundschaften oder geschriebenen Botschaften an liebe Menschen Freude am Schreiben (und Lesen) vermitteln!


[1] https://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/grossbritannien-lehrer-diskutieren-ueber-die-abschaffung-analoger-uhren-a-1206027.html

[2] Im Schreibmotorik Institut finden Sie weitreichende Informationen und viele Filme zur Unterstützung. www.schreibmotorik-institut.com

[3] Beck, Henning (2021): Das Neue Lernen heißt Verstehen. Ullstein

[4] Marquardt, C. im Gespräch mit Erika Brinkmann: Aus der Forschung: Unzufrieden mit der Handschrift der Kinder – Ursachen und Abhilfen. In: Beiträge zur Reform der Grundschule (Bd.142), Grundschrift – Kinder entwickeln ihre Handschrift. S. 45ff

[5] Brügelmann, H.: Empirische Studien zum Schreiben mit der Hand. In: Beiträge zur Reform der Grundschule (Bd.142), Grundschrift – Kinder entwickeln ihre Handschrift. S. 66ff

[6] Siehe https://grundschulverband.de/grundschrift/

[7] Liebertz, Charmain (2014): Spiele zum ganzheitlichen Lernen. Bewegung, Wahrnehmung, Konzentration, Entspannung und Rhythmik in der Kindergruppe. BurckhardtHaus-Laetare

[8] https://spielen-und-lernen.online/praxis/ist-die-stiftung-lesen-fuer-die-schlechten-lesekompetenzen-mitverantwortlich/

Daniela Körner




Das Kinderhilfswerk ruft zum Weltspieltag 2023 auf

weltspieltag

Motto: Schluss mit der Einfalt – Es lebe die Vielfalt!

Das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW) ruft Kinder und Erwachsene, Schulen und Kindergärten, öffentliche Einrichtungen, Vereine und Nachbarschaftsinitiativen zur Beteiligung am Weltspieltag 2023 auf. Der Weltspieltag am 28. Mai steht in diesem Jahr unter dem Motto „Schluss mit der Einfalt – Es lebe die Vielfalt!“. Damit will das Deutsche Kinderhilfswerk gemeinsam mit seinen Partnern im „Bündnis Recht auf Spiel“ und in Zusammenarbeit mit der Aktion Mensch auf die besondere Bedeutung des Themas „Spiel und Inklusion“ aufmerksam machen. Botschafter des Weltspieltags 2023 ist der Fernsehmoderator und Autor Ralph Caspers. Die Schirmherrschaft über den Weltspieltag hat die Kinderkommission des Deutschen Bundestages übernommen.

Das DKHW ruft dazu auf eigene Erfahrungen zum Thema „Spiel und Inklusion“ zu teilen

Zum Weltspieltag ruft das Deutsche Kinderhilfswerk bundesweit Familien dazu auf, mit Berichten, Statements, Bildern oder Videos eigene Erfahrungen und Erlebnisse zum Thema „Spiel und Inklusion“ zu teilen, egal ob positiv oder negativ. Diese können sie in den sozialen Medien unter den Hashtags #Weltspieltag sowie #SpielUndInklusion gepostet oder direkt ans Deutsche Kinderhilfswerk schicken. So soll eine Plattform zum Thema „Spiel und Inklusion“ entstehen, auf der eigene Erfahrungen, Erlebnisse und Wünsche im Sinne des inklusiven Gedankens geteilt werden können. Gleichzeitig kann dadurch gezeigt werden, wo es gute Beispiele gibt, die zum Vorbild für eigene Projekte infrage kommen oder welche Hürden und Probleme es beim Thema inklusives Spiel zu überwinden gilt.

Jedes Kind ist einzigartig. Und hat eigentlich immer Lust zu spielen.

Dabei lässt sich nicht nur die Welt kennenlernen, sondern auch andere Menschen. Vielleicht sogar welche, die auf den ersten Blick etwas anders sind als man selbst. Dass die Gemeinsamkeiten überwiegen, merkt man sehr schnell beim zusammen Spielen – das macht Inklusion eigentlich kinderleicht. Man muss nur wollen. So wie die Kinder.

Jedes Kind will spielen, und jedes Kind soll mitspielen können.

Dafür steht das Thema ‚Spiel und Inklusion‘. Um allen Kindern die Chance zum Mitspielen zu geben, müssen dafür Räume und Gelegenheiten geschaffen werden. Kinder spielen ohne Vorurteile. Sie begegnen dabei anderen Menschen, machen wichtige Erfahrungen im sozialen Miteinander, entdecken ihre Kreativität und lernen Vielfalt spielerisch kennen. Von klein auf schaffen sie so die Grundlage für einen achtsamen und respektvollen Umgang miteinander. Trotz oder wegen aller Unterschiedlichkeiten, denen sie dabei begegnen. Das ist ein unschätzbarer Wert für alle Kinder und für unsere ganze Gesellschaft.

Inklusion gestalten

Das bedeutet Räume und Spielgelegenheiten zu schaffen, in denen die Teilhabe aller Kinder unabhängig von sozioökonomischer Herkunft, Nationalität, Kultur, Alter, Geschlecht oder individuellen körperlichen und geistigen Fähigkeiten möglich ist. Um inklusives Spiel zu ermöglichen, sollten wir Spielräume so gestalten, dass sie auf vielfältige Art und Weise von möglichst allen Kindern entsprechend ihrer Fähigkeiten und Bedürfnisse erreicht und genutzt werden können.

Insbesondere für Kinder mit körperlichen Behinderungen sind klassische Spielplätze häufig nicht nutzbar. Hier braucht es es generelles Umdenkens in der Planung. Und deutlich mehr Investitionen als bisher, sowohl bei Neubau als auch im Bestand. Und auch die Konzentration vieler ärmerer Kinder in einem Stadtteil ist für die Kommunen eine Herausforderung.

Kinder begegnen sich offen und ohne Vorbehalte, sie achten nicht auf etwaige Unterschiede.

Das macht inklusive und barrierefreie Spielplätze zu idealen Orten der Begegnung – und somit auch der Vielfalt. Da die Aktion Mensch um die Bedeutung von Inklusion von Anfang an weiß, realisiert sie als Teil der Initiative ‚Stück zum Glück‘ bereits seit 2018 inklusive Spielplätze überall in Deutschland.

Der Weltspieltag 2023 findet deutschlandweit zum 16. Mal statt

Zum Weltspieltag sind Schulen und Kindergärten, öffentliche Einrichtungen, Vereine und Nachbarschaftsinitiativen aufgerufen, in ihrer Stadt oder Gemeinde eine beispielgebende oder öffentlichkeitswirksame Aktion durchzuführen. Egal ob Spiel-, Beteiligungs- oder Protestaktion. Zudem sind sie aufgefordert, darüber hinaus für eine grundsätzliche Verbesserung der Rahmenbedingungen insbesondere für die gesellschaftliche Inklusion von Kindern einzutreten. Fast 15 Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland ist dies aus Sicht des Deutschen Kinderhilfswerkes mehr als überfällig. Die Partner sind vor Ort für die Durchführung ihrer Veranstaltung selbst verantwortlich. Das Deutsche Kinderhilfswerk stellt umfangreiche Aktionsmaterialien zum Bewerben des Weltspieltages zur Verfügung. Weitere Informationen unter www.weltspieltag.de.

Quelle: Pressemitteilung Deutsches Kinderhilfswerk e.V.