Jede Fünfte stellt Kinderwunsch wegen schlechter Betreuungsangebote zurück
geschrieben von Redakteur | Oktober 3, 2024
HDI Berufe-Studie 2024: 49 Prozent der berufstätigen Eltern halten die Angebote zur Kinderbetreuung für unzureichend, 41 Prozent würden bei längeren Betreuungszeiten gern mehr arbeiten
Der Personalmangel in Deutschland verschärft sich deutlich. Grund dafür: jetzt gehen auch die sogenannten Babyboomer millionenfach in Rente. Fast jeder zweite (42 %) Berufstätige sieht dadurch in seinem Unternehmen bereits Gefahren bzw. große Gefahren. Dennoch bleiben Potenziale auf dem Arbeitsmarkt ungenutzt. So würden vier von zehn (41 %) berufstätigen Eltern gerne mehr arbeiten, wenn die Möglichkeit von längeren Kinderbetreuungszeiten vorhanden wäre.
Jeder fünfte Berufstätige stellt Kinderwunsch zurück
Jeder Fünfte (20 %) unter berufstätigen Frauen und Männern gibt an, wegen mangelhafter Kinderbetreuungsangebote den Wunsch nach Kindern oder weiteren Kindern zurückgestellt zu haben. Zugleich steigt der Wunsch nach Teilzeit-Arbeit immer weiter, insbesondere bei jüngeren Arbeitnehmern.
Das sind zentrale Ergebnisse der HDI Berufe-Studie 2024, für die rund 4.000 Erwerbstätige ab 15 Jahren repräsentativ nach Alter und Geschlecht in allen Bundesländern im Juni und Juli 2024 befragt wurden.
Fachkräftemangel erreicht neue Dimension
Jens Warkentin, Vorstandsvorsitzender von HDI Deutschland: „Mit dem Ausscheiden der sogenannten Babyboomer bekommt der Fachkräftemangel in Deutschland eine neue Dimension. Gleichzeitig gelingt es nicht, mit bedarfsgerechten Kinderbetreuungsangeboten diejenigen zu unterstützen, die eigentlich gerne mehr arbeiten wollen. Dieses Spannungsfeld stellt die gesamte deutsche Gesellschaft vor große Herausforderungen, deren Lösung existenziell für Deutschland ist.“
Berufstätige Eltern fehlen dem Arbeitsmarkt
Die Hälfte (49 %) aller Berufstätigen mit Kindern unter 18 Jahren hält das Angebot an Kinderbetreuung für unzureichend und fast ebenso viele Befragte (44 %) finden, dass sich ihr Arbeitgeber nicht genug um das Thema kümmert. So würden vier von zehn berufstätigen Eltern “gern mehr Stunden in der Woche arbeiten, wenn die angebotenen Kinderbetreuungszeiten länger wären bzw. dies zulassen würden”. Ähnlich groß (43 %) ist der Anteil berufstätiger Eltern, die in ihren Unternehmen “grundsätzlich schlechtere Aufstiegschancen für Beschäftigte mit Kindern” beklagen. Ein weiteres Umfrageergebnis: Jeder Fünfte (20 %) unter berufstätigen Frauen und Männern gibt an, wegen mangelhafter Kinderbetreuungsangebote den Wunsch nach Kindern oder weiteren Kindern zurückgestellt zu haben. Unter den aktuell 30- bis 34-jährigen Erwerbstätigen stellt sogar mehr als jeder Dritte (35 %) seinen Kinderwunsch wegen des mangelhaften Betreuungsangebot zurück.
Mütter und Väter möchten gerne aus der Elternzeit an den Arbeitsplatz zurückkehren
Caroline Schlienkamp, Personalvorständin der HDI Group und Vorstandsmitglied der Talanx AG: „Mütter und Väter möchten gerne aus der Elternzeit an den Arbeitsplatz zurückkehren. Und auch Eltern von kleinen Kindern möchten Karriere machen. Arbeitgeber können Plätze in betriebseigenen Kitas und über Kooperationen bedarfsgerechte Kinderbetreuungsmöglichkeiten bieten, auch wir tun das. Aber das Thema müssen Bund, Länder und Kommunen weiter forcieren.“
Erstmals strebt die Hälfte aller Vollzeit-Beschäftigten nach Teilzeit
Die für viele berufstätige Eltern unzureichende Situation bei der Kinderbetreuung spielt offenbar auch eine Rolle beim wachsenden Wunsch nach Teilzeit-Angeboten. So ergibt die diesjährige HDI Berufe-Studie nicht nur, dass es 2024 erstmals mehr als die Hälfte aller Vollzeit-Beschäftigten zu Teilzeitangeboten hinzieht. Zudem ist der Teilzeit-Wunsch auch bei den unter 45-Jährigen mit 56 Prozent (Vorjahr 51 %) viel stärker ausgeprägt als bei älteren Beschäftigten (45 %, Vorjahr 47 %). Und das stärkste Interesse an Teilzeitarbeit zeigen dabei die Vollzeitbeschäftigten zwischen 25 und 34 Jahren (57 %).
Personalmangel wird immer größeres Problem
Über negative Folgen von Personalmangel in ihren Unternehmen berichten inzwischen 63 Prozent (Vorjahr: 59 %) aller Berufstätigen in Deutschland. “Gefahr” oder sogar “große Gefahr” sehen 42 Prozent insbesondere durch das zeitgleiche Ausscheiden der sogenannten „Babyboomer“ (Ende der 1950er bis Mitte der 1960er Jahre Geborene). So gibt etwa jeder dritte Arbeitnehmer (35 %) an, dass der Wissenstransfer im Unternehmen beim Ausscheiden der Babyboomer “gar nicht gut” oder “weniger gut” gelingt. Im Bereich Recht und Verwaltung sind es sogar mehr als die Hälfte.
Künstliche Intelligenz (KI) weckt Hoffnungen
Die künftige Bedeutung von Digitalisierung und vor allem Künstlicher Intelligenz (KI) in den Unternehmen wird unter den Berufstätigen differenziert beurteilt. Mit Ausnahme der Bereiche Touristik sowie Hauswirtschaft und Erziehung sehen die Beschäftigten in allen anderen Branchen deutlich häufiger mehr Chancen als Risiken durch den Einsatz von KI in ihren Unternehmen. Insgesamt ist jeder fünfte Berufstätige (19 %) der Meinung, dass sein Unternehmen durch den Einsatz von KI erfolgreicher wird. Allerdings lehnen immerhin 13 Prozent den Einzug von KI grundsätzlich ab. Und jeder vierte Beschäftigte ab 45 Jahren würde eine beruflich angezeigte Einarbeitung in das Themenfeld KI nicht mitmachen wollen (24 %).
In den Stadtstaaten gelingt die Regeneration nach der Arbeit am ehesten
Die HDI Berufe-Studie kann durch die hohe Zahl der Befragten auch repräsentative Ergebnisse in den einzelnen Bundesländern ermitteln und vergleichbar machen. So geben etwa im Bundesdurchschnitt nur 42 Prozent aller Erwerbstätigen an, sich ausreichend von ihrem Beruf regenerieren können.
Auffallend besser ist die Situation aber bei Beschäftigten in den Stadtstaaten. In Hamburg (55 %), Bremen (54 %) und Berlin (51 %) bekundet jeweils eine Mehrheit ausreichende Erholungschancen. Diese Bundesländer erreichen damit auch die drei absoluten Spitzenplätze. Am anderen Ende des Rankings stehen dagegen Thüringen (33 %) sowie Sachsen und Sachsen-Anhalt (jeweils 36 %).
3.748 erwerbstätige Personen befragt
Die HDI Berufe-Studie wird jährlich bundesweit durchgeführt in Zusammenarbeit mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov Deutschland. Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage im YouGov Panel, an der 3.748 erwerbstätige Personen zwischen dem 15. Juni und 4. Juli 2024 teilnahmen. Die Daten wurden mit den Quotenmerkmalen Alter und Geschlecht innerhalb der einzelnen Bundesländer erhoben. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die erwerbstätige Bevölkerung in jedem einzelnen Bundesland ab 15 Jahren nach Alter und Geschlecht sowie für die erwerbstätige Bevölkerung in Deutschland gesamt ab 15 Jahren nach Alter, Geschlecht und Region.
Geschlechterstereotypen sind schon bei kleinen Kindern vorhanden
geschrieben von Redakteur | Oktober 3, 2024
Mädchen zeigen sich mitfühlender, Konkurrenzverhalten bei Jungen ausgeprägter, aber Neid gegenüber Jungen allgemein größer
Das Szenario ist bekannt: Der siebenjährige Lukas beschwert sich lautstark, wenn sein Freund Henry eine Eiskugel mehr bekommt als er selbst. Obwohl – oder gerade weil (?) – er sich unfair behandelt fühlt, gibt er seinem Freund Leo, der gar kein Eis hat, keinen Happen ab. Lisa dagegen teilt ihr Eis mit Leo. Dann aber, am folgenden Tag, hat Lukas Schokolade dabei, von der er bereitwillig Lisa etwas abgibt.
Das erste Beispiel scheint stereotyp: Jungen erkennen zwar sehr genau Ungerechtigkeiten, die gegen sie wirken, behandeln aber im selben Moment andere Kinder genauso unfair. Mädchen sind dagegen eher dazu bereit zu teilen. Doch im Fall der Schokolade funktioniert das Stereotyp nicht.
Verhaltensexperimente mit 332 Kindern im Alter von drei bis acht Jahren
Wie sich der Sinn für Fairness und Unfairness bei Kindern entwickelt, untersuchten Prof. Dr. Tobias Kalenscher, Lehrstuhlinhaber für Vergleichende Psychologie in Düsseldorf, Dr. Lina Oberließen, Wolfsforschungszentrum der Veterinärmedizinischen Universität Wien und Prof. Dr. Marijn van Wingerden vom Department of Cognitive Science and Artificial Intelligence der Universität Tilburg. In Communications Psychology beschreiben sie Verhaltensexperimente, die sie dazu mit 332 Kindern im Alter von drei bis acht Jahren gemacht haben.
Prof. van Wingerden: „Bei uns gab es allerdings weder Eis noch Schokolade, sondern die Kinder sollten sich paarweise Smiley-Sticker zuschieben. Teilweise bauten wir auch für das Kind, dass die Verteilung vornimmt, zusätzliche Kosten ein, wenn es zum Beispiel die Sticker gleich verteilt. Und dann beobachteten wir, wie sich die Kinder in verschiedenen Geschlechterkonstellationen verhielten.“
Neid gegenüber Jungen offenbar allgemein größer
Dr. Oberließen zu den Ergebnissen: „Wir fanden tatsächlich geschlechtsspezifische Effekte. Mädchen zeigten sich mitfühlender als Jungen. Interessanterweise gab es aber bei beiden Geschlechtern den gleichen Unmut, wenn ein Junge der Empfänger einer größeren Portion war. Dies deutet darauf hin, dass Neid gegenüber Jungen allgemein größer ist.“ Ebenfalls scheinen Jungen ihrem eigenen Geschlecht gegenüber gehässiger zu sein: Sie wählten immer die größtmögliche Anzahl Sticker für sich selbst, auch wenn ihr Gegenüber dann leer ausging.
Die Fairnesseinstellung von Kindern ist also tatsächlich geschlechtsabhängig. Sie hängt aber nicht nur vom eigenen Geschlecht ab, sondern auch vom Geschlecht der Kinder, mit dem sie interagieren. Van Wingerden: „Wir haben die typischen Geschlechterstereotypen gefunden – Mädchen sind mitfühlender, das Konkurrenzverhalten von Jungen ist ausgeprägter.“ Oberließen ergänzt: „Die Geschichte ist aber doch komplizierter. So wird Neid etwa bei beiden Geschlechtern eher gegen Jungen ausgedrückt als gegen Mädchen. Und Jungs sind, wenn sie ihre Ressourcen mit Mädchen teilen, wesentlich mitfühlender als mit anderen Jungen.“
Geschlechterstereotypen sind allgegenwärtig
Prof. Kalenscher folgert aus den Ergebnissen: „Geschlechterstereotypen sind in der heutigen Gesellschaft allgegenwärtig. Unsere Studie unterstreicht, dass geschlechtsspezifische Unterschiede im Sozialverhalten tatsächlich empirisch beobachtbar sind, selbst bei kleinen Kindern. Dies trägt möglicherweise zu kulturellen, stereotypen Geschlechterrollen im Erwachsenenalter bei. Wir sehen aber auch, dass sich geschlechtsspezifische Unterschiede, zumindest im Bereich der Fairnesspräferenzen, über einen längeren Zeitraum verfestigen. Diese Beobachtung lässt Raum, um während der kritischen Phase der Kindheit nicht-geschlechtsstereotype Fairness-Einstellungen zu fördern.“
Originalpublikation:
Marijn van Wingerden, Lina Oberließen & Tobias Kalenscher. Egalitarian preferences in young children depend on the genders of the interacting partners. Communications Psychology 2, 89 (2024).
Dr. rer .nat. Arne Claussen, Heinricht-Heine-Universität Düsseldorf
RSV – die unterschätzte Gefahr für Babys und kleine Kinder
geschrieben von Redakteur | Oktober 3, 2024
Die Stiftung Kindergesundheit informiert über eine wenig bekannte Virusinfektion
Schnupfen, Husten und Atembeschwerden sind häufige Begleiter der ersten Lebensjahre. Doch nicht nur die allgegenwärtigen Erreger von Erkältungen oder einer Virusgrippe verursachen diese Symptome bei Kindern und Erwachsenen. Hinter der Infektion steckt öfter als bisher vermutet das „Respiratorische Synzytial-Virus“, abgekürzt RSV, berichtet die Stiftung Kindergesundheit in ihrer aktuellen Stellungnahme.
Obwohl nur wenige Menschen seinen Namen kennen, füllt der tückische Krankheitserreger in den kälteren Monaten des Jahres die Betten der Kinderkliniken: Das RS-Virus ist weltweit verbreitet und die häufigste Ursache von Atemwegsinfektionen bei Säuglingen und Kleinkindern. Jährlich gibt es etwa 95 RSV-bedingte Atemwegserkrankungen und 16 Krankenhausaufenthalte pro 1000 Kindern im ersten Lebensjahr. Ein schwerer Verlauf des RS-Virus lässt sich kaum vorhersagen und eine Infektion kann schlimmstenfalls sogar tödlich verlaufen.
„Das RS-Virus ist die Ursache einer besonders häufigen und belastenden Virusinfektion, die das Atmungssystem befällt. Schon bis zum zweiten Geburtstag machen nahezu alle Kinder Bekanntschaft mit dem Keim“, sagt Kinder- und Jugendarzt Prof. Dr. Johannes Liese, Leiter des Bereichs Pädiatrische Infektiologie und Immunologie an der Universitäts-Kinderklinik Würzburg und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Stiftung Kindergesundheit. Er stellt fest: „Dieses Virus ist der häufigste Grund weltweit für atemwegsbedingte Krankenhausaufenthalte von Kindern in den ersten fünf Lebensjahren.“
Altersabhängige Auswirkungen einer Ansteckung
Das RS-Virus löst akute Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege in jedem Alter aus. Besonders gefährdet sind Säuglinge. „Neugeborene sind deshalb stärker anfällig, weil ihr Immunsystem noch nicht ausgereift ist“, erläutert Prof. Dr. Johannes Liese. „Aber auch ältere Frauen und Männer ab 60 Jahren gehören zur Risikogruppe.“ Medikamente zur gezielten, antiviralen Behandlung von RSV-Infektionen gibt es nicht, es stehen jedoch verschiedene Vorsorgemaßnahmen zur Verfügung. Professor Liese: „So können sich zum Beispiel werdende Mütter schon während der Schwangerschaft aktiv impfen lassen, um ihr Kind von Anfang an vor dem RS-Virus zu schützen.“ Zur RSV-Immunisierung stehen mittlerweile vier durch die EU-Kommission zugelassene Präparate zur Verfügung: Zwei davon sind Impfstoffe, zwei sind so genannte monoklonale Antikörper.
Symptome wie bei einer Virusgrippe
Die weite Verbreitung der RSV-Viren in der Bevölkerung wurde lange Zeit unterschätzt. Dabei führen sie jedes Jahr in Herbst und Winter zu ausgedehnten Epidemien.
Eine Ansteckung mit dem RS-Virus verursacht bei Säuglingen und Kleinkindern, aber auch bei älteren Erwachsenen eine Reihe von Beschwerden, die von leichten erkältungsähnlichen Symptomen bis zu schweren Atemwegserkrankungen, wie Bronchiolitis, Bronchitis oder Lungenentzündung reichen, berichtet die Stiftung Kindergesundheit. In ihrem zeitlichen Auftreten ähneln RSV-Infektionen der Influenza. In Deutschland beginnt die RSV-Saison in der Regel im Oktober und dauert etwa drei bis fünf Monate, meist bis März.
Eine Infektion mit zwei Gesichtern
Gesunde, ältere Kinder überstehen eine RSV-Erkrankung meist ohne direkte Komplikationen. Drei bis sechs Tage nach der Ansteckung beginnt die Krankheit zunächst langsam als Schnupfen über zwei bis drei Tage. Fieber kann, muss aber nicht vorhanden sein. Nach einigen Tagen folgen dann Atembeschwerden, Schnaufen und keuchender Husten. Nach etwa vier bis sieben Tagen geht es dem Kind meist wieder besser.
Die Schwere der Erkrankung hängt allerdings stark vom Alter der betroffenen Person ab, betont die Stiftung Kindergesundheit. Bei jungen Säuglingen, Kleinkindern unter 2 Jahren, ehemaligen Frühgeborenen, immungeschwächten Patientinnen und Patienten, Kindern mit chronischen Herz- oder Lungenkrankheiten sowie bei genetischen Erkrankungen wie Trisomie 21 können die Infektionen schwerer verlaufen. Häufig treten auch asthmaähnliche Symptome, Mittelohrkomplikationen und Pseudokrupp als Begleiterscheinungen auf. Steigt die Infektion bis zu den Lungenbläschen hinab (Bronchiolitis), wird die Atmung deutlich beeinträchtigt. Das Kind stöhnt und gibt pfeifende Geräusche („Wheezing“) von sich, beim Einatmen wird die Haut zwischen den Rippen deutlich eingezogen und die Nasenflügel weit geöffnet („Nasenflügel-Atmung“).
„Eine lebenslange Immunität vor dem RS-Virus gibt es leider nicht“, bedauert Infektions-Experte Professor Liese. „Man kann wie bei der Grippe bis in das Erwachsenenalter immer wieder daran erkranken. Erneute Infektionen sind häufig, auch da es verschiedene RSV-Typen (RSV A und RSV B) gibt.“ Bei Kindern nimmt die Erkrankungsschwere jedoch mit der Zahl der wiederholten RSV-Infektionen und dem zunehmenden Alter ab.
Risiken bei Kindern und Erwachsenen
Durch RSV besonders gefährdet sind Babys, die zu früh – vor der 35. Schwangerschaftswoche – auf die Welt gekommen sind. Ihr Immunsystem ist noch nicht voll funktionstüchtig, manchmal haben sie auch durch die Beatmung in einem Inkubator (Brutkasten) eine vorgeschädigte Lunge, heute allerdings deutlich seltener als früher. Gefährlich werden kann eine RSV-Infektion aber auch für Säuglinge und Kleinkinder mit angeborenen Herzfehlern oder einem chronischen Lungenleiden, sowie für Kinder mit Immundefekten oder unter einer immunsuppressiven Therapie bei einer Krebskrankheit. Bei diesen Kindern liegt die Sterblichkeit nach ihrer Aufnahme in einem Krankenhaus selbst unter den heutigen intensivmedizinischen Möglichkeiten bei etwa einem Prozent. Die meisten der erkrankten Säuglinge, die stationär versorgt werden müssen, waren zuvor jedoch gesund und keine Frühgeburten.
Bei älteren Personen ist eine Unterscheidung von RSV von anderen Viruskrankheiten wie Influenza oder SARS-CoV-2 kaum möglich, da sich die Symptome ähneln: Sie leiden unter Beschwerden wie Husten, Halsschmerzen, Kurzatmigkeit und Fieber. Bei Kindern und Erwachsenen, die unter Asthma oder einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leiden, verläuft die RSV-Infektion oft besonders belastend. Patienten mit einem schweren Verlauf müssen häufig stationär aufgenommen und dort im Schnitt 12 Tage lang behandelt werden. Der Anteil von Patienten, die wegen einer RSV-Infektion auf die Intensivstation gebracht werden müssen, ist um 40 bis 60 Prozent höher als bei einer Influenza.
Impfungen für Schwangere, Babys und Senioren
Zum Schutz empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) seit Juni 2024 die passive Immunisierung für alle Neugeborenen und Säuglinge in ihrer ersten RSV-Saison unabhängig von Risikofaktoren. Das Mittel wird einmalig in den Oberschenkelmuskel des Babys gespritzt. Studien haben gezeigt, dass das Risiko eines RSV-bedingten Krankenhausaufenthaltes durch diese Passivimmunisierung deutlich reduziert werden konnte. Auch die Dauer des Krankenhausaufenthaltes wird gesenkt.
Eine weitere Schutzmöglichkeit vor RSV bietet die Impfung werdender Mütter. Sie können sich schon in der Schwangerschaft impfen lassen, um ihr ungeborenes Kind durch die Weitergabe ihrer eigenen Antikörper gegen RSV zu schützen. Die mütterliche Impfung wurde Ende August 2023 zugelassen, ist bisher aber in Deutschland von der STIKO noch nicht allgemein empfohlen. Die Impfung soll die Säuglinge bis zu ihrem 6. Lebensmonat vor RSV-Infektionen schützen. Für Personen ab 60 Jahre sind zwei RSV-Impfstoffe zugelassen. RSV-Erkrankungen sind meldepflichtig
Die Diagnose einer RSV-Infektion wird meist im Krankenhaus gestellt. Es kommen dabei Antigentests aus Nasen-Rachen-Abstrichen und Nasen-Rachen-Spülwasser zur Anwendung. Seit Juli 2023 wird eine Erkrankung an RSV dem Gesundheitsamt gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG) namentlich gemeldet.
Schimmelpilzgifte in Haferflocken – vor allem aus konventionellem Anbau
geschrieben von Redakteur | Oktober 3, 2024
Öko-Test hat zarte Haferflocken getestet und kritisiert Schimmelpilzgifte in fast allen konventionellen Testprodukten
Öko-Test hat 35-mal zarte Haferflocken getestet – darunter fast zwei Drittel mit Bio-Siegel. 21 Testprodukte erhalten im Test die Bestnote, nur zwei davon sind aus konventionellem Anbau.
Toxine können das Verdauungssystem angreifen und das Immunsystem schwächen
Öko-Test kritisiert im Test vor allem Belastungen mit den Schimmelpilzgiften T-2 und HT-2. Diese Toxine wirken zellgiftig. Sie können das Verdauungssystem angreifen und das Immunsystem schwächen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat deshalb eine Tagesdosis, die sie noch für gesundheitlich vertretbar hält – einen sogenannten TDI – empfohlen. Bei sechs konventionellen Produkten im Test stuft Öko-Test die Gehalte der Schimmelpilzgifte als „erhöht“ ein. Zwei Haferflocken überschreiten den TDI der EFSA sogar. Und sie sind aus Öko-Test-Sicht mit „stark erhöhten“ Gehalten belastet: Die Reformhaus Haferwunder Feine Haferflocken mit Bio-Siegel und die Globus Haferflocken Zart.
Pestizide bei konventionellen Haferflocken
Auch in Sachen Pestizide gibt es bei den konventionellen Haferflocken Luft nach oben: In jedem zweiten Produkt im Test wies das beauftragte Labor Mehrfachrückstände von Spritzmitteln nach – darunter auch Glyphosat. Zwar sind die Gehalte nur im Spurenbereich, dennoch erhalten betroffene Produkte für Mehrfachbelastungen Punktabzug, da mögliche Wechselwirkungen der Pestizide untereinander nach Ansicht der Verbraucherschützer nicht ausreichend erforscht sind.
Am Ende rasseln drei Produkte mit „mangelhaft“ durch den Test: Die Globus Haferflocken Zart, dieSchapfenmühle Haferflocken Zart und das teuerste Produkt im Test, die Reformhaus Haferwunder-Flocken.
Weitere Informationen zum Test finden Sie in der Oktoberausgabe des ÖKO-TEST-Magazins oder unter: oekotest.de/14890
Quelle: Pressemitteilung Öko-Test
Runter vom Gas 2 – Disziplin und Classroom Management
geschrieben von Redakteur | Oktober 3, 2024
Wie ein funktionierender Ordnungsrahmen gelingt und jede Menge Zeit spart
Die Zeit ist schlecht? Wohlan. Du bist da, sie besser zu machen. (Thomas Carlyle)
Während die Kinder Schule so hinnehmen müssen, wie sie nun einmal ist, hast du die Macht und die Möglichkeit, Schule so zu gestalten, dass sie zu einem guten Ort für dich und die Kinder wird.
Du hast ganz richtig gelesen: Für dich auch, eigentlich sogar an erster Stelle für dich.
Vor vielen Jahren gab es eine Werbung für Glücksklee-Dosenmilch: Nur glückliche Kühe geben gute Milch. Nun sind wir Lehrer zwar keine Kühe, aber unser Produkt „Unterricht und Klassenführung“ kann nur dann langfristig und nachhaltig „gut“ sein, wenn es uns selbst gut geht.
Und was brauchen wir Lehrer, damit es uns gut geht? Böse Stimmen werden sagen: Viel Ferien und wenig Arbeit. Aber das ist einfach nur dummes und bösartiges Geschwätz.
Engagierten Lehrern geht es dann gut,
wenn es ihnen gelingt, Kinder für das Lernen zu begeistern,
wenn sie mit ihren Schülern gut zurechtkommen,
wenn es ihnen gelingt, allen Schülern Lernerfolge zu ermöglichen,
und wenn sie mit ihrer Klasse immer wieder „schöne“ Vorhaben realisieren können, ganz egal, welche das sind.
Allerdings ist es auch bei Berufsanfängern oft nicht anders als bei unseren Erstklässlern, die voller Schwung, Vorfreude und positiver Aufgeregtheit in ihre Schullaufbahn starten und deren anfängliche Begeisterung dann – wie verschiedene Untersuchungen belegen – bereits nach einigen Wochen abnimmt und im Lauf der Schulzeit kontinuierlich weiter sinkt. Und genauso geht es vielen Lehrern: Aus Schwung und Motiviertheit werden – und das oft ziemlich schnell – Unlust und Resignation.
Der viel beschriebene Praxisschock der jungen Kolleginnen und Kollegen hat sicher damit zu tun, dass sie auf das, was sie täglich in den Klassenzimmern erwartet, nicht gut genug – oder, wie man manchmal hört, gar nicht – vorbereitet wurden.
Aber auch Lehrer mit einiger Unterrichtspraxis haben oft mit ihrem Alltag zu kämpfen. Viele von uns fühlen sich gehetzt und sehen dann den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Oder, anders ausgedrückt, sie verlieren den Blick für das große Ganze und das, was wirklich wichtig ist. Das betrifft sowohl die Inhalte als auch den äußeren Rahmen.
Diesem äußeren Rahmen möchte ich mich im vorliegenden Artikel widmen.
Der eigentliche Lehrplan: Disziplin und Classroom Management
Kennst du das auch?
Du hast für deine Klasse etwas Besonderes vorbereitet, präsentierst das in der Schule voller Freude und bist dann enttäuscht, weil die mangelnde Disziplin der Kinder dein Vorhaben längst nicht so gelingen lässt, wie du dir das ausgemalt hast.
Oder: An einem Unterrichtstag kannst du wieder einmal nicht annähernd das durchnehmen, was du geplant hast, weil einfach keine richtige Ruhe in die Klasse kommt. Und bei jedem Arbeitswechsel viel zu viel Zeit damit vertan wird zu warten, bis alle ihre Sachen hergerichtet haben und bis jeder ruhig und aufmerksam ist.
In vielen Klassen ist das die tägliche pädagogische Realität: Der Geräuschpegel ist zu hoch, wirklich still und konzentriert ist die Atmosphäre im Klassenzimmer, wenn überhaupt, immer nur für kurze Zeit.
Jeder Übergang, sei es das Herausnehmen oder Wegräumen von Material, das Ändern der Sozialform oder ein Themen- oder Aufgabenwechsel dauert „ewig“, stört den Unterrichtsfluss und verursacht unnötige und langweilige Wartezeiten.
Auf diese Weise können in einer einzigen Unterrichtsstunde leicht zwischen fünf und zehn Minuten verloren gehen. Das sind dann an einem ganzen Unterrichtsvormittag 30 bis 60 Minuten. In einer Woche zweieinhalb bis fünf Stunden, in einem Monat ca. zehn bis zwanzig Stunden. Diese kleine Hochrechnung ist doch beeindruckend, nicht wahr?
Bei Störungen und Trödeleien wird dann oft ermahnt, auch geschimpft und in manchen Klassen sogar gebrüllt und geschrien. Wenn wir uns dazu hinreißen lassen, tappen wir in die Ohnmachtsfalle. Denn bewirkt wird dadurch wenig bis gar nichts. Und uns tut das nicht gut, macht uns auf die Dauer nur krank.
Wie kann nun aber erreicht werden, dass ein Unterrichtsvormittag reibungslos verläuft, dass Störungen die große Ausnahme sind und damit auch die täglichen Zeitverluste wegfallen?
Jacob Kounin (Jacob Kounin, Techniken der Klassenführung, Münster, 2006 (Reprint der Originalausgabe von 1976)) hat schon in den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts darüber geschrieben, dass es nicht von Bedeutung ist, was nach einem Regelverstoß erfolgt. Vielmehr gilt es zu analysieren, was vorher geschieht und entsprechende Präventionsmaßnahmen zu treffen.
Wir Lehrer sind immer in einer schwächeren Position, wenn wir re-agieren. Gelingt es uns, vorausschauend zu agieren, tun wir das hingegen aus einer Position der Stärke heraus.
Es lohnt sich deshalb unbedingt, zuallererst und vor jeglicher Didaktik unsere Energie und Aufmerksamkeit auf das Installieren eines funktionierenden Ordnungsrahmens in der Klasse zu richten.
Sicher, das kostet Zeit, verlangt vom Lehrer die Mühe der Konsequenz. Und es erfordert die pädagogische Kompetenz, die Notwendigkeit und den Nutzen zu erkennen.
Aber dieser Preis ist keineswegs zu hoch, denn was du dafür bekommst, ist ein Vielfaches wert. Und letztendlich sparst du dadurch – siehe oben! – eine Menge Zeit. Denn je mehr nach der Devise „Dafür haben wir jetzt keine Zeit!“ gehetzt wird, desto langsamer geht alles. Kinder kann man nicht hetzen. Deshalb ist es – einmal ganz abgesehen von den ethischen Einwänden, die man hier anbringen könnte – schlicht unvernünftig, das überhaupt erst zu versuchen.
Also investiere dort Zeit, wo du einen Ertrag erzielen kannst: in das Installieren eines tragfähigen Ordnungsrahmens und in das Aufstellen funktionierender Regeln in deiner Klasse.
Was haben geordnete Abläufe mit dem Einmaleins zu tun?
Jeder Unterrichtstag hat einen Anfang, ein Ende und dazwischen liegen verschiedene Lerneinheiten. Damit so ein Vormittag geordnet und reibungslos abläuft, genügt es nicht, dass du das gerne hättest. Du musst vielmehr die gewünschten Abläufe analysieren, sie in deiner Klasse gut erklären und begründen und – hier kommt die Gemeinsamkeit mit dem Einmaleins – du musst diese Abläufe üben.
Du kannst nicht erwarten, dass eine bestimmte Aufforderung, wie z.B. das Wegräumen des Rechenmaterials und das Herausnehmen der Schreibsachen, in den Köpfen deiner Schüler den gleichen Kurzfilm erzeugt wie bei dir.
Für die Kinder ist das vielleicht eine kurzweilige Unterbrechung, bei der man sich nicht sonderlich beeilen muss und die man auch durchaus mit einem kleinen Schwätzchen verbinden kann.
Du allerdings hättest sicher die Wunschvorstellung, dass das Ganze flott und ruhig abläuft. Dann solltest du das zuallererst einmal transparent machen, also genau erklären, wie es „richtig“ geht, vielleicht auch von einer Gruppe vormachen lassen.
Danach solltest du die Vorteile eines solchen Ablaufs mit den Schülern besprechen, also die Frage klären: Was haben wir alle davon?
Und zum Schluss solltest du den Ablauf üben. Das kann durchaus auch spielerisch geschehen, z.B. mit der Stoppuhr in der Hand.
Dieser Dreierschritt ist das Grundgerüst für jeden Ablauf, der an einem Schultag vorkommt:
Anstellen zum Raumwechsel
Arbeitsmaterial her- oder wegräumen
In den Sitzkreis gehen oder zurück zum Platz
Am Platz aufstehen für Gymnastik oder zum Singen oder Tanzen
Freiarbeitsmaterial holen oder wegräumen
Ich nenne dieses Grundgerüst das goldene Dreieck:
Transparenz – Was genau soll ich tun, wie geht das genau? Relevanz – Was ist der Nutzen, was habe ich davon? Konsequenz – der Ablauf wird geübt, eingefordert und ggf. auch wiederholt.
Je gefestigter der Ordnungsrahmen ist, desto mehr Freiheit ist innerhalb dieses Rahmens möglich. Ich weiß zum Beispiel von einigen Kolleginnen, dass sie sehr ungern Bewegungssequenzen in den Vormittag einbinden, weil sie danach die größte Mühe haben, die Klasse wieder zum geordneten Arbeiten zu bringen.
Das gilt auch für viele andere „lockere“ Aktivitäten: Wenn du die Herrin des Verfahrens bist, dann kannst du tägliche Freiarbeitssequenzen, Bewegung, Spiele, Tanzen und Rhythmik, Theaterproben und Projektarbeit ohne Schwierigkeiten in einen Vormittag integrieren, weil der Übergang in den gebundenen Unterricht jederzeit möglich ist.
Soviel zum Einüben immer wiederkehrender Abläufe. Dann gehören zu einem funktionierenden Ordnungsrahmen auch noch einzelne Verhaltensregeln, die für ein gutes Miteinander in der Schule wichtig sind.
Über Wirksamkeit und Unwirksamkeit von Regeln
An vielen Klassenzimmerwänden hängen Regeln, wie zum Beispiel:
Ich melde mich.
Ich warte, bis ich aufgerufen werde.
Ich lasse andere ausreden.
Werden diese eingehalten? Die Antwort kennst du.
Und was passiert, wenn sie nicht eingehalten werden? Es wird vielleicht wie bereits erwähnt ermahnt und geschimpft, vielleicht aber auch, weil die Lehrerin irgendwann resigniert hat, einfach nur ignoriert.
Doch das ist verhängnisvoll. Wenn einerseits Regeln aufgestellt – und oft auch noch schriftlich fixiert – werden und diese Regeln andererseits völlig unverbindlich sind, weil es möglich ist, sie ohne Konsequenzen zu verletzen, dann ist damit eine für uns Lehrer sehr abträgliche nonverbale Botschaft verbunden: Regeln braucht man nicht zu halten!
Das aber wünschen wir uns doch alle nicht. Wie also können wir Regeln zur Durchsetzungskraft verhelfen? Dafür gibt es einige Grundsätze, sozusagen „Regel-Regeln“, die meiner Erfahrung nach unumgänglich sind.
Die Sache mit dem Priming
Im Vorfeld solltest du noch ein Forschungsergebnis aus der Verhaltensökonomie kennenlernen. Der Nobelpreisträger Daniel Kahnemann (Daniel Kahnemann, Schnelles Denken, langsames Denken, München, 2014, S. 72 ff.) berichtet von einigen faszinierenden Versuchen über das „Wunder des Priming“. Er konnte nachweisen, dass sprachliche Inputs (Welche Wörter höre oder lese ich?), optische oder sensorische Eindrücke, Bewegungsabfolgen, kurz, das, was als primärer Eindruck im Gehirn landete, eine nachfolgende Aktion beeinflusste.
Wähler, die in einer Schule abstimmten oder Bilder von Schulen und Klassenzimmern sahen, zeigten sich anschließend aufgeschlossener für Bildungsinitiativen als solche, bei denen das nicht der Fall war.
Wer eine Wörtersuchaufgabe mit alters- und krankheitsbezogenen Wörtern löste, legte hinterher eine bestimmte Wegstrecke langsamer zurück als Mitglieder einer Vergleichsgruppe, die mit neutralen Wörtern gearbeitet hatten.
Wer eine Minute lang einen Bleistift quer zwischen den Zähnen hielt – und damit automatisch eine Lächelmimik hatte – fand anschließend gezeigte Cartoons häufiger lustig als eine Vergleichsgruppe, die den Bleistift senkrecht zwischen den Zähnen hielt, denn die Mitglieder dieser Gruppe runzelten automatisch die Stirn.
Diese Erkenntnisse sind für unser Classroom Management von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit, wie du im nächsten Abschnitt gleich sehen wirst.
Regeln müssen einvernehmlich aufgestellt und transparent sein
Du wirst Kinder nicht dazu bringen, sich an Regeln zu halten, die ihnen einfach nur vorgesetzt werden. Deshalb ist der Deal mit den Schülern so wichtig, das einvernehmliche Aufstellen von Regeln.
Und dann müssen die Kinder auch noch wissen, welches Verhalten genau mit einer Regel gemeint ist, die Regel muss transparent sein. Das ist nicht immer der Fall und es kommt durchaus vor, dass Kinder für etwas getadelt werden, was ihnen als falsches Verhalten gar nicht bewusst war.
Was für gedeihliches Lernen in der Schule wichtig ist, gilt in allen Klassen, und die Kinder wissen das im Allgemeinen auch sehr gut. Unsere Aufgabe als Lehrer ist es, darauf hinzuwirken, dass dieses gedeihliche Verhalten auch wirklich an den Tag gelegt wird.
Eigenartigerweise sind es gerade die Schüler, die, wenn man sie einfach lässt, die größte Unruhe verursachen, die am dringendsten Ruhe beim Lernen brauchen und wollen. Sie profitieren am meisten von einem gut funktionierenden Ordnungsrahmen.
Das grundsätzliche Vorgehen beim Aufstellen von Regeln führe ich exemplarisch am Beispiel der Gesprächsregeln aus. Denn das Thema „Sprechen im Unterricht“ steht im Ranking der Verhaltensregeln ganz weit oben.
Es hat sich bei mir und bei vielen Kolleginnen bewährt, diesen Verhaltensbaustein mit den Schülern erst einmal gründlich zu besprechen. Das geht sehr gut anhand von einigen Leitfragen:
Wie geht es dir beim Lernen, wenn es in der Klasse sehr laut ist?
Wir sind 25 Kinder. Findest du es gerecht, wenn immer die gleichen Kinder reden?
Wie geht es dir, wenn du eine Antwort weißt und du meldest dich und ein anderer ruft die Antwort einfach heraus?
Und, ganz wichtig, auch eine Frage zum Lehrerverhalten:
Stell dir vor, du bist gerade konzentriert beim Rechnen oder Schreiben. Würde es dich stören, wenn ich (die Lehrerin) von meinem Platz an der Tafel aus ganz laut mit einem Schüler, der ganz hinten sitzt, reden würde?
Bei der Beantwortung dieser Fragen ergibt sich in jeder Klasse, dass die Schüler – und es sind so gut wie immer alle – …
sich bei der Arbeit durch Lärm in der Klasse gestört fühlen,
sich ärgern, wenn jemand herausruft,
wollen, dass alle eine Chance zum Reden bekommen,
sich auch durch die Lehrerin gestört fühlen würden, wenn diese bei der Stillarbeit laut redete.
Nach erfolgter Bestandsaufnahme wird dann beraten, wie man das alles zufriedenstellend regeln könnte und das ergibt sich ganz von selbst:
Nun geht es darum, diese Regel – im Sinne des Priming – immer so vor Augen zu haben, dass sie wirklich in den Köpfen präsent ist.
Da nützt es wenig, einen Merksatz an die Wand zu hängen. Bilder hingegen finden unmittelbar Eingang in unsere Wahrnehmung und damit in unser Gehirn, deshalb wurde bei mir diese Regel, die alle wichtig und einsehbar fanden, als Piktogramm an die Wand gehängt und zwar mit einem der beiden:
Das sollte natürlich nicht heißen: Bei uns darf nicht gesprochen werden, sondern die Bedeutung war: Für das Reden gibt es Regeln. Das war der „Regel-extrakt“ und welche Regeln das genau waren, musste nicht mehr aufgeführt werden. Das wusste jeder.
Aus dieser grundsätzlichen Regel für das Reden lässt sich auch mühelos ableiten, was für die freie Arbeit, für Partner- oder Gruppenarbeit, für Rechen- und Schreibkonferenzen oder für Projekte gilt: Wir verwenden Flüstersprache (Freiarbeit) oder manchmal auch Murmelsprache, aber wir stören andere nicht.
Wenig Regeln erleichtern das Einhalten und Durchsetzen
Genauso wie ein ganzes Bündel von Gesprächsregeln auf ein einziges Piktogramm reduziert werden kann, geht es auch mit den anderen Bereichen des schulischen Miteinander, für die gemeinsam Regeln gefunden werden.
Weniger ist mehr.
Was unter Kindern zum Beispiel immer wieder für Ärger sorgt, wenn es nicht in den Griff zu bekommen ist, das sind kleine Übergriffigkeiten wie diese:
Kinder nehmen ungefragt die Sachen anderer Kinder.
Kinder geben beim Gehen durch die Klasse anderen Kindern Klapse oder streichen ihnen über die Haare.
Auch diese Fälle wurden in meinen Klassen immer erst einmal besprochen. Dann waren wir uns einig, dass wir das nicht wollen. Und in einem letzten Schritt wurde auch hier wieder ein Piktogramm aufgehängt.
Seine Bedeutung: Hände weg von anderen Kindern und den Sachen anderer Kinder.
Du kannst mit vier bis fünf Piktogrammen durch den Schulalltag kommen, auf die alles Wichtige verdichtet wird.
Regeln auf wirkungsvolle Weise im Gespräch mit den Kindern aufstellen ist das eine. Das andere ist: Diese Regeln müssen eingefordert und durchgesetzt werden.
Es wird wahrscheinlich immer einzelne Kinder geben, denen es schwerfällt, Regeln einzuhalten, auch wenn sie diese grundsätzlich bejahen. Das ist normal und das sind deswegen keine schlechten oder unartigen Kinder. Es sind einfach Kinder.
Schimpfen und Strafen bringen keinen nachhaltigen Erfolg, das hatten wir schon.
Also was tun? Detailliert habe ich diese Problematik in meinem Buch „Disziplin“ abgehandelt. (Christina Buchner, Disziplin, Norderstedt, 2018)
Am Beispiel des Herausrufens in der Klasse möchte ich das wieder exemplarisch beschreiben.
Das Wunder des Priming
Die erste Herangehensweise nutzt das, was wir über das Priming wissen. Du kennst ja deine Pappenheimer und weißt also auch sehr genau, auf wen du dein pädagogisches Augenmerk richten musst. Du kannst nun diese „Kandidaten“ vor Beginn eines Schultages, vor einer Unterrichtsstunde oder einer Sequenz, in der Schülerbeiträge abgerufen werden sollen, fragen, ob sie wohl glauben, sie könnten sich heute (in der nächsten Stunde – in der folgenden Unterrichtssequenz) an die Gesprächsregel halten. Allein diese Frage setzt im Gehirn einen Impuls, der es erleichtert, eine Regel zu befolgen.
Allerdings gilt das für die Grundschule, in der Kinder noch andere Beweggründe für ihr Verhalten haben als Jugendliche, die nach vielen Misserfolgserlebnissen oft destruktiv seinwollen, während es meine feste Überzeugung ist, dass Grundschüler sich vielleicht destruktivverhalten, aber im Grunde „gut“ seinwollen.
Die Magie der Wattekugeln
Die zweite Herangehensweise macht Verhalten sichtbar und hat schon viele Kolleginnen durch ihre Wirksamkeit verblüfft. (Christina Buchner, a.a.O., S.135 ff.)
Wenn ein Schüler es nicht schafft abzuwarten, bis er aufgerufen wird oder auch sonst im Unterricht zur Unzeit redet, so ist in meinen Augen nicht seine „Schlechtigkeit“ der Grund dafür, sondern vielmehr seine Schwäche. Er möchte gerne „brav“ sein, aber es passiert ihm halt immer wieder das Missgeschick der Undiszipliniertheit.
Es macht einen sehr großen Unterschied, mit welcher inneren Haltung eine Lehrkraft mit einem „Übeltäter“ umgeht. Natürlich kann die wiederholte Störung nicht hingenommen werden, aber das „Delikt“ ist nicht identisch mit dem Kind. Dieses ist in Ordnung, die Störung aber nicht.
Ich halte sehr viel von einem sachlichen Gespräch, bei dem mit einem Kind ohne Abwertung darüber gesprochen wird, dass es ihm „blöderweise“ immer wieder passiert, einfach dazwischenzureden oder herauszurufen, obwohl es das eigentlich gar nicht will. Nach dieser Einleitung habe ich den Kindern immer meine Hilfe angeboten, aus diesem Dilemma herauszukommen:
„Weißt, Franzi, ich könnte dir da schon helfen, dass dir das nicht mehr passiert, aber das geht nur, wenn du auch selber magst. Magst du?“
Ich habe noch nie erlebt, dass ein Schüler zu mir „nein“ gesagt hätte. Dann spreche ich mit Franzi noch darüber, dass es ihm wahrscheinlich gar nicht bewusst ist, wie oft er stört und dass wir deshalb erst einmal zählen müssen, wie oft das vorkommt. Das hat nun aber gar nichts mit Strichlisten für Fehlverhalten zu tun, sondern folgt einer ganz anderen Absicht.
Wir starten mit dem Zählen der Störereignisse, indem wir für jedes einzelne Mal eine bunte Filzperle (ich nenne sie immer Wattekugeln) in ein schmales Olivenglas werfen. Das geschieht ohne Tadel, ohne strafenden Blick, ganz einfach nur sachlich zählend. Am Ende des Tages wird das Glas gemeinsam betrachtet. Besonders der Delinquent ist immer sehr erstaunt, wie oft er sich doch danebenbenommen hat, das hätte er nicht gedacht.
Danach kommt etwas unverzichtbar Wichtiges: Das Glas wird ausgeleert. Der nächste Tag beginnt mit neuen Chancen, ohne Schuldenkonto.
Im Regelfall – anders habe ich das noch nicht erlebt – ist die Kugelmenge am zweiten Tag wesentlich kleiner. Wenn etwa am ersten Tag zehn Kugeln im Glas waren und am zweiten Tag sind es nur noch fünf, dann hat das bei der gemeinsamen Betrachtung ein großes Hallo und viel Lob zur Folge. Das heißt also, dass der Schüler fünfmal gestört hat und dennoch gelobt wird – eine paradoxe Intervention.
Es dauerte nie sehr lange, dann blieb das Glas gänzlich leer.
In dieser Wattekugel-Intervention stecken einige sehr wirkungsvolle pädagogische und psychologische Prinzipien:
Priming – bereits das Vorhandensein des Kugelglases dient als Anker.
Verhalten wird sichtbar und objektivierbar gemacht.
Wertschätzender Umgang mit dem Delinquenten: Es wird deutlich unterschieden zwischen dem Verhalten und der Person.
Das Kind erhält eine Perspektive: Jede Verbesserung wird sichtbar und wird auch explizit gewürdigt.
Selbstwirksamkeit wird erlebt: Ich kann mich verbessern.
Dass das Wattekugelglas überhaupt nicht als negativ betrachtet wird, zeigen mir viele kleine Erlebnisse, die ich im Lauf der Jahre damit hatte.
So fragten – wenn die Methode wieder einmal zum Einsatz kam – regelmäßig auch andere Kinder bei mir an, ob sie denn nicht auch so ein Glas bekommen könnten, sie würden doch auch manchmal stören und das würden sie gerne ändern. Ich hatte allerdings nie mehr als drei Gläser parallel „am Laufen“ und versah die dann auch immer mit Namensschildern, um den Überblick zu behalten.
Meine Schülerin Denise hatte die Angewohnheit, beim Arbeiten immer das, was sie aufschrieb, leise vor sich hinzumurmeln und das störte die anderen Kinder an ihrer Sitzgruppe. Denise wollte nicht stören, schaffte es aber aus eigener Kraft nicht, das Gemurmel zu unterdrücken und bat mich darum, ein Kugelglas und ein Schüsselchen mit Filzperlen auf den Gruppentisch zu stellen und die anderen Kinder sollten immer dann, wenn sie störte, eine Filzperle einwerfen. Das Glas blieb von Anfang an leer, ein Paradebeispiel für das Priming.
Und ein besonders nettes Erlebnis hatte ich mittelbar mit Patrick. Seine Mutter erzählte mir davon, als sie in der Sprechstunde nachfragte, was es denn mit diesem Glas auf sich habe. Patrick hatte daheim berichtet, er habe jetzt ein Glas in der Schule, in das die Lehrerin so schöne bunte Kugeln für ihn einwerfe. Auf die Frage, ob das denn alle Kinder hätten, antwortete er stolz: „Nein, das hab nur ich!“ Die Mutter amüsierte sich sehr, als ich ihr den Zusammenhang erklärte.
Was aus diesen Begebenheiten klar wird, ist die Tatsache, dass diese Disziplinierungsmaßnahme weder als Tadel noch als Strafe empfunden wurde, sondern viel eher als Zuwendung und Hilfe.
Ich höre manchmal den Einwand, das sei doch eine Bloßstellung, wenn das Verhalten eines Schülers vor der Klasse thematisiert werde. Dem kann ich nur entgegenhalten, dass jedes Fehlverhalten für die ganze Klasse sichtbar ist. Und dass auch Tadel oder Schimpfen nicht unbemerkt bleiben. Da ist das sachliche Besprechen mit der Chance auf Lob und Würdigung alles andere als negativ. Sondern es dient im Gegenteil eher dem Integrieren eines Schülers in die Gemeinschaft und somit dem Stärken der Gruppenkohäsion. Nehmen doch alle Anteil an der Aktion und freuen sich über die Verbesserung und den Erfolg.
Fazit: Ein funktionierender Ordnungsrahmen ist äußerst nützlich
Er verhilft zu reibungslosen – oder zumindest sehr „reibungsarmen“ – Abläufen und du gewinnst jede Menge Zeit, die du dann für all das verwenden kannst, was Schule zum Lebensraum macht und für dich und deine Schüler den Alltag verschönert. Darum sei es abschließend nochmal betont: Die Zeit, die du für den Aufbau dieses Ordnungsrahmens verwendest, ist fruchtbare Zeit, sozusagen ein AAA-Investment. Lass dich nicht durch zahllose Arbeitsblätter und wenig zielführende Splitterthemen hetzen, arbeite lieber langsam und gründlich mit dem, was wesentlich und nachhaltig ist und verweigere – frei nach Michael Endes Momo – den Zeitdieben in Gestalt der grauen Herren die Gefolgschaft. Dann kannst du deine Zeit dort investieren, wo sie dir und den Kindern wirklich etwas bringt.
Christina Buchner arbeitete viele Jahre als Lehrerin an Grund- und Hauptschulen. Und sie war 16 Jahre Rektorin an Grundschulen im Landkreis München. Sie ist in Oberbayern auf dem Land aufgewachsen. Ihre Kindheit war geprägt durch große Freiheit, Nähe zur Natur, Freude an Büchern und die Möglichkeit, kreative Einfälle in die Tat umzusetzen. Vor diesem Hintergrund war es ihr von Anfang an ein zentrales Anliegen, für ihre Schüler eine bunte und anregende Lernwelt zu schaffen.
Sie ist nach wie vor fest davon überzeugt, dass in der Schule ohne Freude, Begeisterung und ohne Erfolgserlebnisse sehr wenig läuft. Die Mischung aus Pflicht und Freude, aus Begeisterung und konsequenter Übung, aus Disziplin und individueller Freiheit beim Lernen ist ihr Markenzeichen. Für diese Mischung wirbt sie in ihren Büchern und in Vorträgen und Lehrerfortbildungen in Deutschland, Österreich, Italien, der Schweiz und Luxemburg.
Christina Buchner entwickelte eigene Methoden für das Lesenlernen, für Rechtschreiben und Schreiberziehung, für den elementaren Mathematikunterricht und für das Theaterspielen mit einer Klasse. Ihr MatheBlog: www.die-rechentante.de Ihre Website: www.christina-buchner.de
Stress, Druck und Hetze bestimmen oft bereits in der Grundschule den Alltag von Lehrern, Schülern und Eltern. Doch es ist möglich, trotz starrer Rahmenbedingungen und zahlreicher Anforderungen den schulischen Alltag für alle Beteiligten angenehm zu gestalten – ohne Hektik und Stress. Der Fokus liegt auf der Autonomie der einzelnen Lehrer. Du findest erprobtes Handwerkszeug für eine alternative Umsetzung des Lehrplans. Methodenfreiheit neu gedacht, fächerübergreifendes Unterrichten und Projektarbeit ermöglichen einen entschleunigten Unterricht. Zusätzlich gibt es noch Online-Materialien.
Mit beleduc und zahlreichen Aktionen auf der Frankfurter Buchmesse
geschrieben von Redakteur | Oktober 3, 2024
Bücher, Spielzeuge, Autoren, Künstler und eine Überraschung
Die Stars einer Buchmesse sind natürlich immer die Bücher. Besuchen Sie uns und entdecken sie nagelneue faszinierende Kinderbücher, spannende Elternratgeber und hochaktuelle pädagogische Fachbücher. Gemeinsam mit unseren beleduc Lernspielwaren und unseren Schwesterverlagen Oberstebrink und Burckhardthaus begrüßen wir Sie in Halle 3 an den Ständen C154 bis 157.
Denn die Philosophien und die Sortimente der Kooperationspartnerinnen und-partner ergänzen sich perfekt. Als Buch- und Spieleverleger bieten wir viele Geschichten und Themenwelten zum gemeinsamen Erleben.
beleduc mit bunten Themenwelten, Handpuppen, Puzzles und vielem anderen
Wie wir sind auch die Kolleginnen und Kollegen von beleduc davon überzeugt, dass Kinder nicht spielen, um zu lernen, sondern lernen, weil sie spielen. Dementsprechend ergänzen etwa die naturalistischen Handpuppen von beleduc die Kinderbücher über die Wald- und Wiesentiere von Oberstebrink perfekt. Sie laden zum interaktiven Mitspielen und Kommunizieren ein.
Mit dabei hat beleduc einiges zu den Themen Umweltschutz & Nachhaltigkeit und Spiele sowie Puzzle mit einem multisensorischen Ansatz, um grundlegende Fähigkeiten im Kindergarten- und Grundschulalter zu vermitteln. Alle Puzzle und Spiele von beleduc verfolgen einen ganzheitlichen Bildungsansatz. Sie fördern bei Kindern die Fähigkeit, eigenständig Lösungen für eine Aufgabe zu finden. Die bunten Themenwelten von beleduc regen Kinder zum Erleben und Erfahren und vor allem zum Spielen an.
Armin Krenz lädt ein zum Vortrag und zu Gesprächen
Am Messemittwoch und -donnerstag ist auch der Begründer des situationsorientierten Ansatzes Prof. Armin Krenz bei uns. Am 16.10. um 16 Uhr hält er inHalle 4 H104 auf Bühne 4.0 einen Vortrag mit dem Titel Berufsbild Erzieher*in – Grundsatzgedanken zum Selbstverständnis eines anspruchsvollen Berufs.
In seinem Vortrag spricht Prof. Armin Krenz über die wichtigsten berufsspezifischen Grundlagen für eine professionelle Elementarpädagogik. Er macht auf bedeutsame, basale Herausforderungen aufmerksam, damit der gesetzlich verankerte Erziehungs-, Bildungs- und Betreuungsauftrag unter Beachtung der jeweils länderspezifischen Bildungsrichtlinien, der UN-Charta Rechte des Kindes sowie der grundlegenden Ausgangsdaten aus den Feldern der Bildungs-/Bindungsforschung und Entwicklungspädagogik auch tatsächlich erfüllt werden kann. Der Zutritt ist für Messebesucher kostenlos.
Anschließend treffen wir uns an unserem Stand inHalle 3 C 154, um mit ihm zu reden und zu diskutieren.
Gleich am nächsten Tag am gleichen Ort, um 10 Uhr laden wir ein, zum Gespräch mit Armin Krenz zum Thema Die Bedeutung des SPIELS für die SELBSTBILDUNG am Stand. Dabei stellt er auch sein neues Buch vor, mit dem wir zu einer praxisorientierten Revolution in der Kita aufrufen.
Boris Zatko stellt sein neues Fantasy-Abenteuer mit Anna Fink vor
Der bekannte Schweizer Autor und Künstler Boris Zatko liest bereits am Mittwoch, den 16.10. ab 10 Uhr am Stand in Halle 3.0 C 154aus seinem neuen Buch Anna Fink – Der Vogel der Welten vor. Im zweiten Band der preisgekrönten Fantasie-Reihe darf Anna ihre Ferien in Negasem verbringen und ihren besten Freund Alwin Fidelius besuchen, den König des Märchenreichs. Doch die Reise wird aufregender als Anna es sich hätte träumen lassen. Nicht nur ist Alwin als König völlig überfordert, auch zeigt ein junger Herzog, dessen Sippe eine offene Feindschaft gegen die Menschen und das Königshaus pflegt, ein zwielichtiges Interesse an ihr. Als dann auch noch ein uraltes Artefakt auftaucht, um das ein offener Streit entfacht, wird Anna in einen Machtkampf verwickelt, der ihr alles abverlangt.
Rund um Handy und Co mit dem Medienexperten Thomas Feibel
Ein weiteres Highlight am Stand sind die Gespräche mit dem bekanntesten Kindermedienexperten Thomas Feibel. Am 17.10. ab 15.30 Uhrund am18.10. um 15 Uhr am Stand in Halle 3.0 C154. Dabei geht es um die Mediennutzung von Kindern und damit um das Streitthema Nummer eins in Familien. Als Medienexperte begegnet Thomas Feibel auf seinen Reisen durch die Republik fast täglich Müttern und Vätern, die in der Erziehungsarbeit an ihre Grenzen stoßen und nach bewährten Methoden suchen, um die übermäßige Nutzung einzudämmen. In Gespräch und seinem aktuellen Buch zeigt Tom Feibel anhand der besten Lösungsvorschläge, wie die digitale Erziehung gelingen kann. Aus zahlreichen Gesprächen mit Kinderärzten, Psychologen, Suchtexperten, Hirnforschern, Lehrern und Eltern hat er einen individuellen Leitfaden für jede Familie geschaffen.
Kunst, Natur und die Schönheit der Welt mit Loes Botman
Mit Loes Botman besucht uns eine der renommiertesten Pastellkünstlerinnen am18.10. ab 12 Uhr und am19.10. ab 10 Uhr am Stand in Halle 3.0 C154. Im Laufe der Zeit hat sie eine ganze Reihe Kinderbücher bei Oberstebrink geschaffen hat. Der Niederländerin liegen die Tiere am Herzen und vermittelt mit ihren Zeichnungen die Nähe zum Wesen der Natur. Verbringen Sie mit der Künstlerin eine faszinierende Stunde bei uns am Stand, erleben Sie Kunst und die Schönheit der Welt.
Nach dem Abschluss ihres Studiums an der „Königlichen Akademie für Bildende Künste“ in Den Haag hat Loes Botman sich auf das Zeichnen mit Pastellkreiden spezialisiert. Sie war von der Schlichtheit des Pastellmaterials fasziniert. Und sie ist seitdem eine leidenschaftliche Zeichnerin, der die Farben aus den Fingern zu fließen scheinen. Loes Botman ist eine der führenden Künstlerinnen in diesem Bereich und gibt Kurse für Hobbykünstler und Profis in den Niederlanden und den USA.
Ihre große Leidenschaft ist es Tiere darzustellen
Für viele sind diese Geschöpfe und ihre Anwesenheit eine Selbstverständlichkeit. Aber in einer Welt ohne Tiere wären die Menschen sehr einsam. Mit ihren Zeichnungen macht Loes Botman den Betrachter auf die Schönheit der Welt um uns herum aufmerksam und teilt damit die Schönheit mit uns allen.
Mit ihren Pastellkreiden zeichnet Loes seit einigen Jahren Kinderbücher
Im Oberstebrink Verlag sind von ihr eine Reihe kleiner Pappbilderbücher für Kinder ab 10 Monaten und großformatige Kinderbücher für Kinder ab 3 Jahren erschienen. Diese faszinierenden Bilder lassen schon kleine Kinder viel mehr über das Wesen eines Tieres erfahren als es beim Lesen oder Vorlesen einer einfachen Beschreibung möglich wäre. So gelingt es Loes Botman eine Nähe zur Natur zu schaffen, die Begeisterung und Verantwortung für die Welt schafft.
Kindergesundheitsatlas bietet Einblick in das allgemeine Wohlbefinden in Kitas und Schulen
Die Gesundheit von Kindern spielt in Familien eine wichtige Rolle. Die AOK Rheinland/Hamburg hat Eltern zur Gesundheit und zum allgemeinen Wohlbefinden ihrer Kinder befragt. Im Mittelpunkt stehen dabei zehn häufige chronische Erkrankungen. Zudem blickt der Kindergesundheitsatlas auf Fragen des allgemeinen Wohlbefindens in Kitas und Schulen, aber auch auf den Medienkonsum oder den Gebrauch von Suchtmitteln.
Die Ergebnisse der repräsentativen Befragung zeigen: Viele Eltern sorgen sich um die Gesundheit ihrer Kinder, entweder weil bereits eine Erkrankung diagnostiziert wurde oder weil sie eine Erkrankung ihrer Kinder vermuten. Chronische Erkrankungen sind nicht nur für die betroffenen Kinder eine Belastung, auch die Eltern fühlen sich teilweise sehr belastet und mit der Situation überfordert. Eine frühzeitige Behandlung von chronischen Erkrankungen ist besonders wichtig, denn sie kann schweren Verläufen vorbeugen und das Risiko möglicher negativer Folgen verringern.
Kinder und Eltern sind durch Erkrankungen der Kinder belastet
Grundsätzlich schätzen 56 Prozent der befragten Eltern den Gesundheitszustand ihrer Kinder als sehr gut ein, jedoch sinkt dieser Wert deutlich, wenn bei den Kindern der Verdacht auf mindestens eine der abgefragten chronischen Erkrankungen besteht oder eine entsprechende Diagnose vorliegt (45 Prozent). Jedes dritte Elternteil, bei dessen Kind eine der abgefragten chronischen Erkrankungen diagnostiziert ist oder vermutet wird, schätzt die Belastung des Kindes (32 Prozent) sowie die eigene Belastung (34 Prozent) durch die Erkrankung des Kindes als sehr stark bzw. eher stark ein. Zudem sind Ängste und Sorgen vor der Verschlechterung einer Erkrankung (43 Prozent) oder der dauerhaften Beeinträchtigung (42 Prozent) durch eine Erkrankung sehr weit verbreitet. Fast ein Drittel der betroffenen Eltern (29 Prozent) haben Sorge, nicht ausreichend informiert zu sein oder sind nicht sicher, ob sie ihrem Kind bestmöglich helfen können. 16 Prozent der Eltern treibt die Frage um, ob sie eine Mitschuld an der Erkrankung der Kinder tragen.
„Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass wir die Gesundheitskompetenz in den Familien und besonders bei den Eltern stärken müssen. Sie brauchen einen verständlichen Überblick darüber, welche Vorsorgeuntersuchungen es gibt, wo sie gute, verlässliche Informationen über Krankheitsbilder finden und welche Verhaltensweisen gesundheitsfördernd sind“, sagt Sabine Deutscher, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg.
Für den Kindergesundheitsatlas wurden 20 Diagnosen abgefragt, zehn davon wurden näher betrachtet. Darunter waren sowohl körperliche Erkrankungen als auch psychische Erkrankungen bzw. Entwicklungsstörungen. Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine der häufigsten psychischen Störungen im Kinder- und Jugendalter. Typische Symptome sind Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität, die über einen längeren Zeitraum in unterschiedlichen Lebenssituationen auftreten und den Alltag stark beeinträchtigen. Im Alltag können diese Symptome insbesondere auch im schulischen und sozialen Bereich zu Herausforderungen führen.
Vier Prozent der drei- bis 17-jährigen Kinder aus dem Rheinland und aus Hamburg haben laut den Aussagen der befragten Eltern eine diagnostizierte ADHS. Bei weiteren sechs Prozent vermuten die befragten Eltern, dass ihr Kind an ADHS erkranken könnte oder bereits erkrankt ist.
Eltern sind stark belastet
Die Zahl der vermuteten Erkrankungen liegt hier über der der bestätigten Fälle. Zugleich fällt auf, dass die Belastung der Eltern laut Befragung über der Belastung der Kinder liegt. Laut Elternaussagen ist knapp die Hälfte (49 Prozent) der Kinder mit ADHS-Diagnose und fast ein Drittel (30 Prozent) der Kinder mit vermutetem ADHS eher bzw. sehr stark belastet. Der Anteil an eher bzw. sehr stark belasteten Eltern liegt bei einer diagnostizierten ADHS bei 58 Prozent und bei vermuteter ADHS bei 44 Prozent.
Sören Schiller, Geschäftsführer der IMK GmbH – Institut für angewandte Marketing- und Kommunikationsforschung, sagt: „Die hohe Zahl der ADHS-Vermutungen und die von den Eltern stark empfundene Belastung für sich und ihre Kinder lassen auf einen hohen Informations- und Unterstützungsbedarf schließen. Hierbei sehen die befragten Eltern neben den Kinder- und Fachärzten insbesondere auch die Krankenkassen in der Pflicht. Gesundheitskompetenz und verständliche Informationen helfen Familien dabei, verlässliche Informationen und Behandlungsangebote zu finden und dadurch besser mit der Erkrankung der Kinder umzugehen.“
Adipositas – hohe Dunkelziffer – Sorge um Mitschuld
Bei der Betrachtung von starkem Übergewicht/Adipositas wurde für den Kindergesundheitsatlas nicht nur die Einschätzung der Eltern abgefragt, sondern zusätzlich wurden Gewicht, Größe und Alter der Kinder erfasst. Das Vorgehen ermöglicht methodisch einen Vergleich der Einschätzung der Eltern mit dem Ist-Zustand des diagnoserelevanten Body-Mass-Index (BMI), der sich aus Gewicht, Größe und Alter der Kinder bestimmen lässt. Dabei zeigt sich, dass mehr Kinder laut BMI adipös sind (7 Prozent) als Diagnosen vorliegen bzw. vermutet werden:
Die Zahl der Diagnosen liegt bei zwei Prozent, die der Verdachtsfälle bei 3 Prozent
Die genauere Betrachtung dieser Fälle macht deutlich, dass die Dunkelziffer wohl noch größer ist als gedacht: Von den 7 Prozent der nach BMI adipösen Kinder hat nach Angaben der Eltern nur 1 Prozent aktuell eine Adipositas-Diagnose, bei ebenfalls 1 Prozent dieser Kinder vermuten die Eltern Adipositas.
Bei den restlichen fünf Prozent der nach BMI adipösen Kinder ist nach Angaben der Eltern Adipositas weder diagnostiziert noch vermutet
Im Vergleich mit anderen Erkrankungen sind bei Adipositas die Sorgen der Eltern um eine mögliche gesellschaftliche Benachteiligung der Kinder (63 Prozent bei Diagnose/45 Prozent bei Verdacht), dauerhafte Beeinträchtigung (83 Prozent/50 Prozent) und Verschlimmerung der Erkrankung (80 Prozent/53 Prozent) besonders stark ausgeprägt. Auffällig ist auch das hohe Maß an Sorgen vor der eigenen Mitschuld an der Erkrankung des Kindes (59 Prozent bei Diagnose/38 Prozent bei Verdacht) und die Überforderung der Elternhäuser im Umgang mit der Situation (44 Prozent/30 Prozent).
„Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass die Sorgen der Eltern um das Wohlergehen ihrer Kinder gerade beim Thema Adipositas sehr groß sind. Oftmals spielt auch Scham eine Rolle“, sagt Dr. Anne Neuhausen, Kinderärztin bei der AOK Rheinland/Hamburg. „Mit gesunder Ernährung, regelmäßiger körperlicher Aktivität, einer adäquaten medizinischen Begleitung und emotionaler Unterstützung stehen den Eltern adipöser Kinder eine Reihe wirksamer Mittel zur Verfügung, um die Erkrankung und ihre sozialen Folgen in den Griff zu bekommen. Es ist deshalb wichtig, Familien aufzuklären und ihnen nachhaltige und gangbare Wege aus der Situation aufzuzeigen.“
Prävention Schlüssel zur Gesundheit – Kooperation nötig
„Langfristig muss es uns gelingen, durch gezielte Gesundheitsförderung die Entstehung von Erkrankungen oder Anzeichen einer Krankheit frühzeitig abzuwenden: Prävention ist der Schlüssel zu einem gesunden Leben“, erklärt Sabine Deutscher, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg. „Kinder sind unsere Zukunft und wir haben die Chance, diese bestmöglich zu gestalten. Gesundheitsförderung ist aber eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Sie kann nur erfolgreich sein, wenn alle zusammenwirken: Politik und Kommunen, Kindertagesstätten, Schulen, Bildungs- und Freizeiteinrichtungen, Vereine, Ärztinnen und Ärzte und Krankenkassen. Wir müssen es endlich zusammen anpacken und nachhaltige Strukturen dafür schaffen.“
Einzelbetrachtung Hamburg
In Hamburg wurden 849 Elternhäuser befragt. Dort schätzen 57,8 Prozent der befragten Eltern den Gesundheitszustand ihres Kindes als ‚sehr gut‘ ein. In der Hansestadt gaben 3,2 Prozent der Eltern an, dass bei ihrem Kind eine ADHS-Diagnose vorliegt. 6,3 Prozent der Eltern vermuten ADHS ohne bisher vorliegende Diagnose (vgl. S. 73). Damit liegt Hamburg bei den ADHS-Diagnosen leicht unter und bei den Vermutungen leicht über dem Durchschnitt der Gesamtbefragung. Bei Adipositas gaben 2,3 Prozent der befragten Eltern an, dass ihr Kind adipös sei. Die Erkrankung vermuten 1,1 Prozent der Eltern in Hamburg.
Kindergesundheitsatlas
Der Kindergesundheitsatlas der AOK Rheinland/Hamburg beruht auf einer repräsentativen Befragung von 5.000 Eltern in Rheinland und Hamburg. Durchgeführt wurde die Befragung von der IMK GmbH – Institut für angewandte Marketing- und Kommunikationsforschung. Die wissenschaftliche Begleitung erfolgte durch Prof. Dr. Dr. Holger Muehlan von der HMU Health and Medical University Erfurt.
Quelle: Pressemitteilung AOK
Verlosung: 10 Bilderbücher von minedition
geschrieben von Redakteur | Oktober 3, 2024
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