Bildschirm aus, raus ins Licht: So bleiben Kinderaugen gesund
geschrieben von Redakteur | Mai 23, 2025
Warum zu viel Bildschirmzeit Kinder kurzsichtig macht – und was Professor Pfeiffer von der Stiftung Auge Eltern rät
Digitale Medien gehören längst zum Alltag – auch für Kinder. Doch die zunehmende Naharbeit am Smartphone, Tablet oder Laptop bleibt nicht ohne Folgen für die Augen. Das verdeutlichte Professor Dr. med. Norbert Pfeiffer, Direktor der Augenklinik der Universitätsmedizin Mainz und Vorstandsmitglied der Stiftung Auge, bei einer Pressekonferenz am 14. Mai 2025.
Das Auge will in die Ferne schauen
Unser Sehsystem, so Pfeiffer, sei evolutionär für das Leben in der Natur gemacht – mit besonderer Stärke beim Sehen in die Ferne. Beim Sehen in der Nähe muss das Auge hingegen arbeiten: Muskeln spannen sich an, um die Linse zu verformen und scharf zu stellen. Wird dieser Zustand dauerhaft durch Bildschirmnutzung gefordert, reagiert das Auge – es wächst. Die Folge: Kurzsichtigkeit (Myopie).
Kurzsichtigkeit ist keine Bagatelle
Während sich diese mit Brille oder Kontaktlinsen zwar ausgleichen lässt, warnt Pfeiffer vor den langfristigen Risiken: „Kurzsichtigkeit ist keine harmlose Befindlichkeit“, betont er. Sie erhöht das Risiko für schwerwiegende Augenerkrankungen wie Glaukom, Netzhautablösungen und altersbedingte Makuladegeneration – Erkrankungen, die bis zur Erblindung führen können.
Wie viel Bildschirmzeit ist noch unbedenklich?
Eine aktuelle Metaanalyse (JAMA Network Open, 2025) kommt zu dem Schluss, dass bis zu einer Stunde tägliche Bildschirmzeit weitgehend unbedenklich sei. Doch bereits bei zwei Stunden steigt das Risiko für Kurzsichtigkeit um über 20 Prozent – vor allem, wenn Displays in sehr geringem Abstand betrachtet werden, wie es bei Smartphones häufig der Fall ist. Auch die Gutenberg Health Study zeigt: Mit höherem Bildungsgrad – und damit mehr Naharbeit – nimmt auch die Kurzsichtigkeit signifikant zu.
Tageslicht als natürliche Schutzmaßnahme
Doch es gibt eine wirkungsvolle Gegenmaßnahme: Tageslicht. Studien deuten darauf hin, dass zwei Stunden Aufenthalt im Freien pro Tag das Risiko, kurzsichtig zu werden, deutlich senken können. Die Stiftung Auge empfiehlt deshalb, Bildschirmzeiten altersgerecht zu begrenzen und möglichst viel Zeit im Tageslicht zu verbringen – beim Spielen, Toben oder Sport draußen.
Ein gesundes Gleichgewicht ist möglich
So lässt sich die Balance finden zwischen digitalem Lernen und gesunder Sehentwicklung – und Kinderaugen werden nicht nur klüger, sondern auch langfristig gesünder.
Entdecken, Forschen, Mitgestalten: SommerKinderCollege in Karlsruhe
geschrieben von Redakteur | Mai 23, 2025
Ferienfreude mit Mehrwert: Zwei kreative Wochen für Kinder zwischen sieben und 14 Jahren
Auch in diesem Jahr öffnet die DHBW Karlsruhe ihre Türen für junge Entdeckerinnen und Entdecker: Vom 25. August bis 5. September 2025 findet erneut das beliebte SommerKinderCollege statt – ein spannendes Ferienangebot für Kinder zwischen sieben und 14 Jahren. In einem abwechslungsreichen Programm erwartet die Teilnehmenden ein kreativer Mix aus Wissen, Technik, Umwelt und Gesellschaft.
Das Creativ-LAB 2025 bietet täglich von 10:00 bis 13:00 Uhr interaktive Workshops, die nicht nur Spaß machen, sondern auch zum Nachdenken, Ausprobieren und Mitmachen einladen.
Highlights aus dem Programm:
Künstliche Intelligenz vs. Menschliches Lernen: Können Maschinen wirklich besser lernen als wir?
Vulkanausbruch im Hörsaal: Wie funktioniert ein Vulkan – und was passiert, bevor er ausbricht?
Recht & Gerechtigkeit: Was regelt unser Zusammenleben – und wie arbeiten Richter und Anwälte?
Krieg im Kleinen?: Eine Geschichte über zwei Nachbarinnen regt zum Nachdenken über Konflikt, Gewalt und Frieden an.
App-Entwicklung live erleben: Kinder schlüpfen in die Rolle von Start-up-Teams, entwickeln eine eigene App und stellen ihre Ideen vor.
Gesund bleiben mit Köpfchen: Was können wir selbst für unsere Gesundheit tun? Eine Apothekerin gibt spannende Einblicke.
Roboter in der Industrie: Sind Roboter die besseren Arbeiter – oder nur Helfer?
Journaling & Comiczeichnen: Erlebnisse kreativ aufs Papier bringen – mit Bild, Text und Fantasie.
Teilnahme & Anmeldung
Die Teilnahme ist kostenpflichtig:
18 € pro Tag und Person (inkl. Material)
80 € Wochenpauschale pro Person
Zielgruppe: Schülerinnen und Schüler ab sieben Jahren
Brennpunktschulen im Blick: große Hürden, große Pläne
geschrieben von Redakteur | Mai 23, 2025
Studie „Schule im Brennpunkt 2025“: Große Herausforderungen, vorsichtiger Optimismus bei Schulleitungen
Die Herausforderungen an Schulen mit hohem Anteil sozial benachteiligter Kinder und Jugendlicher sind groß – das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Befragung „Schule im Brennpunkt 2025“ der Wübben Stiftung Bildung, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. 226 Schulleitungen aus vier Bundesländern gaben dabei Einblick in ihre tägliche Arbeit. Die Erkenntnis: Mangelnde Sprachkenntnisse, fehlende Unterstützung im Elternhaus und unpassende Lehrmaterialien prägen den Schulalltag – und erschweren das Lernen erheblich.
Hoher Unterstützungsbedarf schon zu Schulbeginn
Besonders alarmierend: Rund 70 Prozent der befragten Schulleitungen berichten, dass viele Kinder bereits bei Schuleintritt über zu geringe Sprach-, Fach- und sozial-emotionale Kompetenzen verfügen. Fast ein Viertel der Schülerinnen und Schüler bleibt länger als vorgesehen in der Grundschule. Dazu kommen strukturelle Probleme: Lehrpläne und Lehrwerke passen nach Einschätzung von über 70 Prozent der Befragten nicht zur Lebenswelt ihrer Schülerschaft.
Die Rolle der Eltern ist ebenfalls ein kritischer Faktor. 96,5 Prozent der Schulleitungen sehen fehlende elterliche Unterstützung als gravierendes Hindernis für den Lernerfolg der Kinder – sei es durch sprachliche Barrieren, fehlende Zeit oder mangelnde Bildungserfahrung im Elternhaus.
Große Erwartungen an das Startchancen-Programm
Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen blicken viele Schulleitungen mit Hoffnung auf das neue Startchancen-Programm von Bund und Ländern. Ziel des Programms ist es, gezielt Schulen in schwieriger Lage mit finanziellen und personellen Ressourcen zu unterstützen. Laut Befragung sehen die Schulleitungen den größten Bedarf in der individuellen Förderung von Schülerinnen und Schülern (87,3 Prozent), in der Weiterentwicklung von Unterricht und Schule (88,8 Prozent) sowie in der Professionalisierung des pädagogischen Personals (73,5 Prozent).
Ermutigend: Eine Mehrheit der Befragten ist zuversichtlich, dass zentrale Ziele des Programms in den nächsten zehn Jahren erreicht werden können – etwa die Halbierung der Zahl jener Kinder, die die Mindeststandards in Deutsch und Mathematik verfehlen (64,9 Prozent), und eine spürbare Stärkung der sozial-emotionalen Kompetenzen (90,1 Prozent).
„Es kommt jetzt auf die Umsetzung an“
„Unsere Befragung verdeutlicht, dass die Schulleitungen große Hoffnungen mit dem Startchancen-Programm verbinden und mit Blick auf die Erreichung der Programmziele sehr zuversichtlich sind“, sagt Dr. Markus Warnke, Geschäftsführer der Wübben Stiftung Bildung. Entscheidend sei nun, dass die Länder das Programm so gestalten, „dass sich die Bildungschancen der Kinder und Jugendlichen dadurch tatsächlich verbessern und die Unterstützung für die Schulen nicht verpufft.“
Hintergrund: Wer wurde befragt?
Für die Studie wurden ausschließlich Schulen berücksichtigt, an denen mindestens die Hälfte der Schülerinnen und Schüler entweder eine andere Herkunftssprache als Deutsch spricht oder aus Familien stammt, die Leistungen nach dem zweiten Sozialgesetzbuch erhalten. Damit bildet die Befragung gezielt die Situation an sogenannten Brennpunktschulen ab. Über 90 Prozent der teilnehmenden Schulen sollen am Startchancen-Programm beteiligt sein. Die Studie wurde vom impaktlab, der wissenschaftlichen Einheit der Wübben Stiftung Bildung, durchgeführt.
Engagierte Schulleitungen vor strukturellen Herausforderungen
Die Ergebnisse der Befragung „Schule im Brennpunkt 2025“ liefern ein differenziertes Bild: Auf der einen Seite stehen massive strukturelle Herausforderungen – auf der anderen Seite zeigt sich eine engagierte Schulleitungslandschaft, die bereit ist, Veränderungen aktiv mitzugestalten. Jetzt kommt es darauf an, ob und wie das Startchancen-Programm tatsächlich als Hebel für mehr Bildungsgerechtigkeit genutzt werden kann.
Zur Studie: Schule im Brennpunkt 2025. Eine Befragung des impaktlab der Wübben Stiftung Bildung PDF-Link zur Studie
Quelle: Pressemitteilung von Marisa Klasen, Wübben Stiftung Bildung
Zuckerfalle im Glas: Warum süße Getränke für Kinder ein Risiko sind
geschrieben von Redakteur | Mai 23, 2025
Wie gezuckerte Limonaden, Tees und Säfte das Risiko für Übergewicht und Krankheiten bei Kindern erhöhen – und was Eltern dagegen tun können
Immer mehr Kinder in Deutschland kämpfen mit Übergewicht – eine Entwicklung, die nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch die langfristige Gesundheit bedroht. In einer aktuellen Pressemitteilung warnt die Stiftung Kindergesundheit eindringlich vor dem hohen Zuckerkonsum durch süße Getränke, der eine zentrale Rolle bei dieser Entwicklung spielt.
Jedes sechste Kind in Deutschland ist übergewichtig
Nach Angaben der Stiftung bringt fast jedes sechste Kind hierzulande zu viel auf die Waage. Rund 5,9 Prozent der Kinder und Jugendlichen gelten sogar als adipös – also krankhaft fettleibig. Eine der Hauptursachen: zuckerhaltige Getränke wie Limonade, Cola, gesüßter Tee, Fruchtsäfte und Schorlen.
Laut einer Marktstudie von Foodwatch, auf die sich die Stiftung bezieht, konsumiert in Deutschland fast jedes sechste Kind ein- bis dreimal täglich ein zuckerhaltiges Getränk. Vier Prozent trinken sogar viermal täglich Limo, Cola oder andere gezuckerte Flüssigkeiten.
Zucker in flüssiger Form – ein unterschätztes Risiko
Die Stiftung Kindergesundheit macht deutlich: Der Zusammenhang zwischen dem Konsum süßer Getränke und der Gewichtszunahme ist wissenschaftlich belegt. „Eine Analyse von elf internationalen Studien kommt zu dem Ergebnis, dass ein regelmäßiger Konsum zuckerhaltiger Getränke für etwa ein Fünftel des Risikos der Fettleibigkeit im Kindes– und Jugendalter verantwortlich ist“, betont Professor Dr. Dr. Berthold Koletzko, Kinder- und Jugendarzt sowie Vorsitzender der Stiftung.
Auch der durchschnittliche Zuckergehalt der Getränke spricht für sich: 7,3 Prozent Zucker pro 250 ml – das entspricht etwa sechs Würfeln Zucker pro Glas. Zucker wirkt dabei nicht nur auf das Gewicht, sondern erhöht auch das Risiko für Typ-2-Diabetes und Karies.
Appell an die Politik: Zuckersteuer auch in Deutschland?
Angesichts der hohen Gesundheitskosten – rund 1,8 Milliarden Euro jährlich für übergewichtige Kinder und Jugendliche in Deutschland – fordert die Stiftung ein stärkeres politisches Engagement. Eine Sonderabgabe auf gezuckerte Getränke, wie sie international bereits erprobt wird, könnte auch hierzulande Anreize für eine gesündere Getränkeauswahl schaffen.
„Wir hoffen sehr auf die Bereitschaft der Politik zu konsequenten Maßnahmen“, so Professor Koletzko. „Die Lasten des kindlichen Übergewichts sind enorm – medizinisch, sozial und wirtschaftlich.“
Was Eltern tun können: Wasser fördern, Regeln setzen
Neben politischen Maßnahmen sieht die Stiftung aber auch Eltern in der Verantwortung. In ihrer Mitteilung gibt sie praktische Tipps für den Alltag:
Kinder sollten regelmäßig Wasser trinken – fünf bis sechs Gläser täglich.
Wasser sollte jederzeit verfügbar sein, etwa in einer eigenen Flasche oder Karaffe.
Mit Zitronenscheiben, Minze oder gefrorenen Beeren lässt sich Wasser geschmacklich aufwerten.
Zu jeder Mahlzeit gehört ein zuckerfreies Getränk – idealerweise Wasser.
Gezuckerte Getränke hingegen sollten Ausnahmen bleiben. In Kitas und Schulen empfiehlt die Stiftung, komplett auf süße Getränke zu verzichten.
Umgang mit Süßem: Maß und Vorbildwirkung
Auch beim Thema Süßigkeiten empfiehlt die Stiftung klare Regeln: keine Belohnung mit Schokolade, keine Vorratshaltung und keine offenen Süßigkeiten im Haus. Kinder sollten früh erfahren, dass Zucker die Zähne angreift – und dass Zähneputzen nach dem Naschen Pflicht ist.
Eltern sollten dabei mit gutem Beispiel vorangehen: Wer selbst ständig nascht, sendet widersprüchliche Signale.
Die Pressemitteilung der Stiftung Kindergesundheit ist ein Weckruf: Zuckerhaltige Getränke sind keine harmlosen Durstlöscher, sondern ein ernstzunehmender Risikofaktor für Übergewicht und Folgeerkrankungen bei Kindern. Ein Umdenken in Familien, Bildungseinrichtungen und der Politik ist dringend erforderlich.
Wie Smartphones die frühkindliche Entwicklung stören können
geschrieben von Redakteur | Mai 23, 2025
Studie zeigt: Elterliche Handynutzung in Gegenwart von Kleinkindern kann deren Verhalten und Bindung beeinträchtigen
Eine aktuelle Metaanalyse zeigt: Wenn Eltern im Beisein ihres Kleinkindes regelmäßig digitale Medien nutzen, wirkt sich das negativ auf die Entwicklung des Kindes aus. Die sogenannte „Technoferenz“ – also die Ablenkung durch Smartphones oder Tablets – steht in Zusammenhang mit schwächeren kognitiven Fähigkeiten, häufigerem problematischem Verhalten, weniger prosozialem Handeln und einer geringeren emotionalen Bindung zwischen Eltern und Kind.
Digitale Ablenkung hat messbare Folgen
Analysiert wurden 21 Studien mit insgesamt fast 15.000 Familien aus zehn Ländern. Die Ergebnisse belegen, dass die elterliche Nutzung digitaler Geräte mit emotionalen und sozialen Auffälligkeiten bei Kindern unter fünf Jahren korreliert. Gleichzeitig verbringen diese Kinder selbst mehr Zeit vor Bildschirmen. Zwar sind die Effekte statistisch gesehen eher klein, doch angesichts der frühkindlichen Sensibilität können sie langfristig große Auswirkungen haben.
Handlungsbedarf in Familien und Kitas
Für pädagogische Fachkräfte ergibt sich daraus ein klarer Auftrag: Eltern sollten für die Auswirkungen ihrer eigenen Mediennutzung sensibilisiert werden. Frühkindliche Bildungsangebote können hier unterstützend wirken – durch Beratung, Aufklärung und praktische Anregungen für einen achtsamen Medienumgang im Familienalltag.
Kinder kommen heute früh mit digitalen Medien in Kontakt – zu Hause, im Kindergarten und in der Freizeit. Diese Alltagspräsenz weckt Interesse und Neugier, stellt aber auch pädagogische Fragen. Medienkompetenz zählt heute zu den Schlüsselkompetenzen und sollte altersgerecht entwickelt werden.
Dabei geht es nicht nur um das Ob, sondern um das Wie: Welche Inhalte sind geeignet, wie lange ist die Nutzung sinnvoll, und welche Rolle spielen Alter und Kontext? Diese Überlegungen betreffen bereits die Jüngsten – vom Krippen- bis ins Grundschulalter.
Wenn digitale Medien zum Thema in der frühen Bildung werden, ist eine sorgfältige Auseinandersetzung nötig. Diese Streitschrift fordert dazu auf, Nutzung und Wirkung differenziert zu betrachten.
Schnuller und Daumen: Wann Kinder sich entwöhnen sollten
geschrieben von Redakteur | Mai 23, 2025
Viele Eltern haben laut einer Umfrage das Gefühl, den richtigen Zeitpunkt zum Abgewöhnen verpasst zu haben
Schnuller und Daumenlutschen können Babys beruhigen und ihnen helfen, besser einzuschlafen – das wissen viele Eltern aus eigener Erfahrung. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt, sich von diesen Gewohnheiten zu verabschieden? Eine landesweite Umfrage des C.S. Mott Children’s Hospital an der University of Michigan (USA) gibt Einblicke in die Erfahrungen und Unsicherheiten vieler US-amerikanischer Familien.
Häufiger als gedacht – und manchmal länger als gut ist
Fast jedes zweite Elternteil berichtet, dass das eigene Kind einen Schnuller genutzt hat oder nutzt. Ein Viertel der Kinder lutscht oder lutschte am Daumen oder an den Fingern. Dabei war das Verhalten vor allem mit Einschlafsituationen, Mittagsschlaf oder emotionalem Stress verbunden – einige Kinder griffen aber auch beim Fernsehen oder in anderen Alltagssituationen regelmäßig darauf zurück. Etwa jedes fünfte Kind nutzte den Schnuller nahezu durchgängig.
Viele Eltern gaben an, im Nachhinein das Gefühl gehabt zu haben, den richtigen Zeitpunkt zum Abgewöhnen verpasst zu haben. Und das kann Folgen haben: Ein zu langes Beibehalten der Gewohnheit kann die Zahnentwicklung stören – und möglicherweise auch die Sprachentwicklung.
Kuscheltier oder Handschuhe? Wie Eltern versuchen, das Verhalten zu beenden
Über die Hälfte der befragten Eltern ist der Meinung, dass Kinder spätestens vor dem zweiten Geburtstag mit dem Schnuller oder Daumenlutschen aufhören sollten. Manche Kinder hören von selbst damit auf, doch nicht immer geht der Abschied reibungslos. Eltern berichten von verschiedenen Strategien: Einige schnitten ein Loch in den Sauger, um ihn unattraktiver zu machen, andere setzten auf Ersatz wie ein Kuscheltier. In seltenen Fällen kamen sogar abschreckende Mittel wie scharfe Sauce oder Vaseline zum Einsatz, was sicher nicht zur Nachahmung empfohlen werden sollte. Die Eltern sind jedenfalls gefragt, ihr Kind achtsam und liebevoll beim Loslassen dieser frühen Trostspender zu begleiten.
Laut Susan Woolford, Co-Direktorin des Mott Polls, sind Schnuller und Daumenlutschen in der frühen Kindheit ein normales Beruhigungsverhalten. Wenn es aber über die Kleinkindzeit hinaus bestehen bleibt oder das tägliche Leben beeinträchtigt, könne es ein Hinweis darauf sein, dass dem Kind alternative Strategien zur Stressbewältigung fehlen.
Realität wahrzunehmen ist etwas, das wir erst lernen müssen. Zugegeben, manch einem gelingt das ein Leben lang nicht, und andere mögen sich fragen, ob es überhaupt erstrebenswert ist. Die Wissenschaft ist sich jedoch weitgehend einig: Das Realitätsverständnis entwickelt sich im Grundschulalter. Zuvor lernen Kinder, zwischen Fiktion und Wirklichkeit zu unterscheiden – in jener Zeit durchleben sie die sogenannte „magische Phase“. Diese beginnt etwa mit drei Jahren und endet meist erst mit dem Schuleintritt. In dieser Phase ist in ihrer Vorstellungswelt alles möglich.
In genau dieser magischen Phase lebt die kleine Lilly. Mal ist ihre Schachtel ein riesiges Boot, viele ihrer Freunde wohnen zwischen den Seiten von Büchern. Sie war schon eine Meerjungfrau, ein Junge, der von Wölfen aufgezogen wurde, erlebte Abenteuer im Wunderland oder behauptete sich heldenhaft in der Märchenwelt. Langeweile kennt Lilly in ihrer Fantasiewelt nicht. Es gibt so viel zu machen, zu erleben – und zu sein.
Für das neue Bilderbuch „Das ist Lilly“ haben sich zwei erfahrene kanadische Künstlerinnen zusammengetan. Autorin Sara O’Leary, bekannt für zahlreiche Kindergeschichten, und Julie Morstad, deren Illustrationen ebenso zahlreich wie einfühlsam sind. O’Leary entwirft mit Lillys Fantasiewelt ein tiefes Porträt kindlicher Vorstellungskraft. Das ist oft witzig, manchmal spannend – und immer faszinierend. Kinder werden Lilly gut verstehen, weil sie ihrer eigenen inneren Welt sehr nahekommt. Das Buch lädt nicht nur zum Träumen, sondern auch zur Reflexion und zum gemeinsamen Austausch ein.
Eines ist dabei sicher: „Lillys Flügel tragen sie überallhin. Und bringen sie immer wieder nach Hause.“ Ein wunderschönes Bild – das wir uns doch alle für jedes Kind wünschen würden. Diesen poetischen Ton transportiert auch die äußerst gelungene Übersetzung von Diana Steinbrede hervorragend ins Deutsche.
Julie Morstad hat die Geschichte in hellen, freundlichen Farben illustriert. Jede Zeichnung bietet einen tiefen Einblick in Lillys Seelenlandschaft. Und es gibt viel zu entdecken: Ein Buch wird zum Pool, in den Lilly eintaucht; als kleine Meerjungfrau schwimmt sie durch eine geheimnisvolle Welt aus Meeresalgen oder sitzt versteckt in einem Baum, um mit den Vögeln zu plaudern.
O’Learys und Morstads neues Bilderbuch ist rundum gelungen. Vor allem aber bietet es Kindern die Möglichkeit, sich in ihrer eigenen Fantasiewelt wiederzuerkennen – und dadurch sich selbst ein Stück näherzukommen.
„Musik ist ein Geschenk“ – Marko Simsa über die Kraft der Klänge für Kinder
geschrieben von Redakteur | Mai 23, 2025
Wie der Wiener Künstler seit vier Jahrzehnten Kinder für Musik begeistert – und warum er pädagogischer Arbeit größten Respekt zollt
Seit vier Jahrzehnten bringt der Wiener Künstler Marko Simsa mit seinem kleinen Ensemble vorwiegend klassische Musik auf Kinderbühnen – lebendig, humorvoll und mit großem pädagogischem Feingefühl. Für SPIELEN UND LERNEN erzählt er, warum Musik für Kinder mehr ist als Unterhaltung, wie Konzerte zur Initialzündung fürs eigene Musizieren werden – und weshalb er der Bildungsarbeit mit Kindern großen Dank ausspricht.
„Ich bin eigentlich Siebdrucker“, sagt Marko mit einem Augenzwinkern, „kein ausgebildeter Musiker, kein Schauspieler.“ Und doch steht er seit 40 Jahren auf der Bühne – mit Begeisterung, die ansteckt. Er erzählt Geschichten, singt, moderiert, lässt Kinder mitmachen, sich bewegen und lachen. „Der Humor ist ein Schlüssel. Kinder haben oft schon einen feinen Schmäh, wie wir in Wien sagen. Wenn sie lachen, sind sie offen – auch für Mozart oder Strauß.“
Diese Offenheit greift Marko auf und führt sie weiter: „Ich will Kindern Gusto machen auf Musik – auf klassische, auf weltweite, auf jede Art von Musik. Wenn ich sehe, wie sie aufhorchen, mitmachen, begeistert sind, dann weiß ich: Es funktioniert.“
Gemeinsam für Mozart für Kinder: Marko Simsa (Mitte), Alfredo Garcia-Navas (links), Nora Samandjiev (rechts). (Foto von Beate Hofstadler). Und hier geht es zum Pocast mit Marko (unten). Einfach draufklicken und los geht es.
„Musik soll kein Fremdwort sein“
Musik ist für Marko weit mehr als ein kulturelles Angebot – sie gehört für ihn zum Menschsein. „Ich glaube, dass Musik für Kinder nicht viel anderes bedeutet als für Erwachsene. Sie kann uns trösten, aufheitern, durch den Tag begleiten.“ Und: Musik wirkt nachhaltig. „Wenn du als Kind mal Vivaldi oder Mussorgsky gehört hast, dann ist das später nichts Fremdes. Dann bleibt es ein Teil deines Lebens.“
Deshalb will er Kinder nicht nur aktiv musizieren lassen, sondern auch ihre Hörkompetenz stärken. „Meine Konzerte sollen in erster Linie unterhalten. Wenn dabei ein Aha-Erlebnis entsteht oder ein Kind plötzlich ein Instrument erkennt – wunderbar. Aber zuerst kommt die Freude.“
„Viele Kinder wollen danach selbst musizieren“
Immer wieder erhält Marko Rückmeldungen, dass seine Konzerte bleibende Spuren hinterlassen. „Eine Mutter hat mir erzählt: ‚Meine Tochter lernt jetzt seit drei Jahren Cello, weil sie das bei euch gesehen hat.‘ Oder ein Kind will Horn spielen, weil es das bei Peter und der Wolf gehört hat.“
Dabei sei das eigene Musizieren oft fordernd, aber umso wertvoller. „Es prägt, es verändert den Alltag. Und vor allem: Gemeinsames Musizieren – sei es im Chor oder Ensemble – ist etwas ganz Besonderes. Schon das gemeinsame Singen im Kindergarten bleibt im Gedächtnis.“
„Lasst die Musik im Kindergarten“
Auf die Rückläufigkeit von musikalischen Aktivitäten in den Kindertageseinrichtungen angesprochen, antwortet Marko. „Ich glaube, es liegt nicht an den Pädagog*innen – viele leisten unglaublich viel. Aber wenn der Rahmen enger wird, wenn alles dokumentiert werden muss, dann ist Musik oft das Erste, das gestrichen wird.“ Dabei sei sie ein „starker Motor für Entwicklung – emotional, sozial, sprachlich“.
Er beobachtet die Wirkung auch in seiner Familie: „Ich habe zwei Enkelkinder, vier und sechs Jahre alt. Wenn Musik läuft, passiert etwas. Da wird sich bewegt, da entstehen Stimmungen.“ Dabei gehe es nicht um formale Bewegungseinheiten: „Ich sage bewusst nicht tanzen, sondern sich zur Musik bewegen. Kinder machen das intuitiv – das ist wertvoll und sollte erhalten bleiben.“
„Wenn Schulklassen kommen, ist das ein Geschenk“
Ein zentrales Anliegen ist Marko die Zusammenarbeit mit Schulen. „Wenn eine Klasse ins Konzert kommt, dann habe ich wirklich alle Kinder im Publikum – nicht nur die, deren Eltern sowieso kulturell aktiv sind. Das ist mir besonders wichtig, weil Musik kein Elitenprogramm sein soll.“
Er zollt den Lehrkräften und Pädagog*innen besonderen Respekt: „Was die auf sich nehmen – mit Öffis oder Bus anreisen, Jacken organisieren, Gruppen begleiten – das ist eine große Leistung. Und viele bereiten die Kinder auch inhaltlich auf das Konzert vor. Wir stellen dafür Materialien zur Verfügung. Ich sag einfach: Danke – denn ohne euch wären diese Erlebnisse nicht möglich.“
Hier geht es zu einem YouTube-Video mit Marko Simsa. Der Künstler stellt hier sein Projekt „Das bunte Kamel, Reise durch den Orient“ vor. Viel Spaß!
„Die Eltern tanzen Walzer – und das Publikum strahlt“
Besonders lebendig wird es bei Simsas Johann-Strauß-Konzerten. „Da machen wir eine Polka-Einlage: zweimal links, zweimal rechts. Und ich lade auch die Erwachsenen ein, mitzumachen – einfach zum Spaß. Und die meisten stehen wirklich auf.“
Am Ende wird gemeinsam Walzer getanzt – Eltern mit ihren Kindern, mitten im Konzertsaal. „Da entsteht eine besondere Stimmung – leicht, herzlich, verbindend. Es ist einfach schön.“
Auch Erwachsene nehmen viel mit: „Viele sagen mir nach einem Konzert: ‚Ich habe das schon oft gehört, aber jetzt habe ich die Geschichte dahinter verstanden.‘ Zum Beispiel bei Smetanas Moldau. Wenn man die Quellen hört, das Jagdsignal, die Feen – dann wird Musik zur Erzählung.“
Aufführungstermine von Marko Simsa 2025 (chronologisch):
Sa., 24. Mai – 16:00 Uhr Tschiribim, Tschiribam – Klezmer für Kinder St. Pölten, Ehemalige Synagoge
So., 1. Juni – 11:00 & 15:00 Uhr Die Kinderlieder-Schatzkiste 2294 Schloss Hof, Schloss, Schloss Hof 1
So., 22. Juni – 11:00 & 14:00 Uhr J. Strauß für Kinder – Walzerschritt & Polkahit Oestrich-Winkel, Kelterhalle, Rheinallee 1, Rheingau Musik Festival
Mi., 6. August – 11:00 Uhr Tschiribim – Klezmermusik für Kinder St. Gilgen, Kindermusikfestival, Mozarthaus St. Gilgen, 5340 St. Gilgen
Fr., 15. August – 11:00 & 15:00 Uhr Das Zookonzert (Quintettfassung) 2294 Schloss Hof, Schloss, Schloss Hof 1
Fr., 29. August – 16:00 Uhr Die Kinderlieder-Schatzkiste Schloss Herzogenburg, Prandtauerring 2, 3130 Herzogenburg
So., 31. August – 11:00 & 15:00 Uhr Der kleine Bär und das Zirkusfest 2294 Schloss Hof, Schloss, Schloss Hof 1
So., 21. September – 11:00 Uhr Tschiribim – Klezmermusik für Kinder Wien, Theater am Spittelberg, 1070 Wien, Spittelberggasse 10
Mi., 8. Oktober – 16:00 Uhr Walzerschritt & Polkahit – Johann Strauß für Kinder Horn, Jeunesse Horn, Kunsthaus Horn, 3580 Horn
Fr., 10. Oktober – 16:00 Uhr Der kleine Bär und das Zirkusfest Wien, Kabarett Niedermair, Lenaugasse 1a, 1080 Wien
Sa., 11. Oktober – 17:00 Uhr Walzerschritt & Polkahit – Johann Strauß für Kinder Wörgl, Jeunesse Wörgl, KOMMA, Pichlerstr 21A, 6300 Wörgl
So., 12. Oktober – 14:00 Uhr Nachtmusik und Zauberflöte – Mozart für Kinder Wien, Haus der Musik, Seilerstätte 30a, 1010 Wien
So., 12. Oktober – 16:00 Uhr Walzerschritt & Polkahit – Johann Strauß für Kinder Wien, Haus der Musik, Seilerstätte 30a, 1010 Wien
Fr., 17. Oktober – 15:00 & 16:30 Uhr Die vier Jahreszeiten – Vivaldi für Kinder Klosterneuburg, Kulturamt, Kellertheater Wilheringerhof, 3400 Klosterneuburg
Sa., 25. Oktober – 11:00 Uhr Walzerschritt & Polkahit – Johann Strauß für Kinder Bamberg, Bamberger Symphoniker, Konzerthalle, Mußstraße 1, D-96047 Bamberg
Wer mehr über die Arbeit von Marko Simsa erfahren möchte, findet dazu einiges unter https://markosimsa.at/
Johann Strauß für Kinder
Aus Anlass des 200. Geburtstages des Weiner Walzerkönigs Johann Strauß hat Marko Simsa das Buch „Johann Strauß für Kinder – Walzerschritt und Polkahit“ herausgebracht. Mit seinem neuen Buch lädt Marko Simsa Kinder ab fünf Jahren zu einer musikalischen Zeitreise in die Welt der berühmten Wiener Familie Strauß ein. Zum 200. Geburtstag von Johann Strauß Sohn präsentiert er schwungvolle Walzer und Polkas und erzählt unterhaltsam aus dem Leben der Musikerfamilie. Die musikalischen Klassiker – darunter Werke von Johann, Josef und Eduard Strauß – werden durch die lebendigen Illustrationen von Silke Brix ergänzt. Die enthaltene CD (oder der digitale Download) lädt zum Mitsingen, Mittanzen und Mitfühlen ein – ein klangvolles Porträt für junge Musikentdeckerinnen und -entdecker im Strauß-Jahr 2025.