Eines von neun Kindern in den USA hat ADS

Laut großer Datenanalyse ist die Anzahl der Betroffenen seit 2016 um mehr als eine Million gestiegen

In den USA wurde 2022 bei rund einer Million Kindern zwischen drei und 17 Jahren ADHS diagnostiziert. Rund eines von neun Kindern hat eine entsprechende Diagnose erhalten. Das entspricht 11,4 Prozent oder 7,1 Mio. Kindern. Derzeit verfügen mit 10,5 Prozent etwa 6,5 Mio. Kinder über eine solche Diagnose. Von diesen Patienten leiden 58,1 Prozent an einer mittelschweren bis schweren und 77,9 Prozent zumindest an einer gleichzeitig auftretenden Erkrankung.

Mit 53,6 Prozent hat 2023 rund die Hälfte der Patienten mit einer bestehenden ADHS-Erkrankung eine Medikation erhalten. Mit 44,4 Prozent erhielt fast ein Drittel der Kinder in diesem Zeitraum eine Verhaltenstherapie. 30,1 Prozent erhielt keine für ADHS spezifische Behandlung, zeigt eine Analyse auf Basis von Zahlen der Centers for Disease Control and Prevention, dem Oak Ridge Institute for Science and Education sowie der Health Resources and Services Administration.

Beide Geschlechter betroffen

Die Daten der „National Survey of Children’s Health“ für das Jahr 2022 zeigen auch, dass die geschätzte Verbreitung von ADHS, basierend auf den Angaben der Eltern, in den USA größer ist als vergleichbare Daten aus anderen Ländern. Das Team geht davon aus, dass sich der Anstieg von ADHS teilweise soziodemografisch und durch die Charakteristika der Kinder erklären lässt. Zudem kann auch der gesellschaftliche Kontext zu diesem allgemeinen Trend bei der Diagnose dieser Krankheit beigetragen haben. Dazu gehört auch das Umfeld der psychischen Gesundheit des Kindes vor und nach der COVID-19-Pandemie.
Die Studienautoren betonen auch, dass sich die öffentliche Wahrnehmung von ADHS im Laufe der Zeit verändert hat. Historisch wurde diese Krankheit als externalisierende Störung mit einem Schwerpunkt auf leicht beobachtbare hyperaktive-impulsive Symptome angesehen, von der vor allem Jungen betroffen seien. Als mehr Aufmerksamkeit auf Symptome gelenkt wurde, die mit der Aufmerksamkeitsregulierung in Verbindung standen, wurde diese Krankheit zunehmend auch bei Mädchen, Heranwachsenden und Erwachsenen erkannt. Auch die Lücke der Diagnosen bei ethnischen Minderheiten hat sich, so die Studienautoren, mittlerweile verkleinert oder ist verschwunden.

COVID-19 verschlimmerte Lage

Die Begleitumstände der Pandemie dürften die Wahrscheinlichkeit erhöht haben, dass die ADHS-Symptome eines Kindes zur Beeinträchtigung geführt haben. Ist die gesamte Familie plötzlich längere Zeit zu Hause, können bisher handhabbare Symptome mehr Probleme verursachen oder bisher von den Eltern gar nicht wahrgenommene Symptome überhaupt erst bemerkt werden. Insgesamt wurden 45.483 Interviews sowie das Monitoring und Unterschiede bei den demografischen und klinischen Untergruppen analysiert. Die Eltern wurden dabei auch nach Details wie der Schwere der Erkrankung ihrer Kinder befragt.


Das ADS-Buch

Dr. Elisabeth Aust-Claus und Dr. Petra-Marina Hammer stellen mit Optimind ein Team-Konzept für die Betreuung von Kindern mit ADS vor: Wenn Eltern, Lehrer und Therapeuten zusammen arbeiten, kann die Lebensqualität der Kinder schnell ver-bessert werden!

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Die Studienergebnisse zeigen auch die Wirkung sozioökonomischer und geografischer Faktoren bei der Diagnose und dem Auftreten von ADHS. Bei Kindern mit asiatischen, hispanischen Vorfahren oder Vorfahren von Latinos wurde die Krankheit seltener diagnostiziert als bei weißen Kindern. Seltener trat sie auch in Familien mit einem höheren Bildungsgrad und einem besseren Einkommen auf. Kinder mit einer öffentlichen Krankenversicherung waren ebenfalls häufiger betroffen als Kinder mit einer privaten Krankenversicherung. Mehr Kinder erkrankten auch im Nordosten, im Mittleren Westen oder im Süden der USA.

ADHS trat zudem häufiger in Familien auf, die in ländlichen oder vorstädtischen Gebieten lebten als bei Familien in Städten. Weitere Unterschiede zeigen sich auch bei der Behandlung mit Medikamenten. Rein privat versicherte Kinder waren seltener davon betroffen. Patienten im Mittleren Westen und im Süden der USA nahmen häufiger entsprechende Medikamente ein als im Westen. Ähnliche Muster konnten beim Einsatz von auf das Verhalten abzielenden Therapien festgestellt werden. Diese Forschungsergebnisse wurden im Fachmagazin „Journal of Clinical Child & Adolescent Psychology“ veröffentlicht.

Moritz Bergmann, pressetext




Verlosung 10 x Buch & CD! „Komm mit zum Schwimmen“

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Planschen, tauchen, schwimmen – Spaß im Wasser!

Was gibt es Schöneres, als im Sommer im Freibad oder am Meer im kühlen Nass zu planschen? Frühzeitig schwimmen zu lernen gibt Kindern die dafür notwendige Sicherheit. Mit Buch & Hörspiel „Komm mit zum Schwimmen“ der Reihe „Wieso? Weshalb? Warum?“ werden kleine Wasserratten optimal auf den Spaß im kühlen Nass vorbereitet und bekommen Antworten auf alle drängenden Fragen:

  • Wieso ist es wichtig, schwimmen zu lernen?
  • Was nimmst du mit ins Schwimmbad?
  • Was übst du im Schwimmkurs?
  • Welche Baderegeln kennst du?
  • Was musst du fürs erste Abzeichen können?
  • Welche Schwimmsportarten gibt es?
  • Und was muss man beim Baden im Meer beachten?
  • Welche Tiere können schwimmen?

Schwimmverbände empfehlen, dass Kinder bereits im Vorschulalter schwimmen lernen und Wieso? Weshalb? Warum? Komm mit zum Schwimmen bietet die ideale Vorbereitung für den ersten Schwimmkurs und das Seepferdchen. Buch und Hörspiel für Kinder ab vier Jahren drehen sich um Schwimmtechniken, Baderegeln und Wettbewerbe. Klappen im Buch zeigen, wie ein Besuch im Hallenbad abläuft, was im ersten Schwimmkurs passiert und welche Aufgaben ein Bademeister hat. Auch die Baderegeln – ein wichtiger Bestandteil der Seepferdchen-Prüfung – werden im Buch anschaulich erklärt. Dazu gibt es alle Informationen rund um einen spannenden Ausflug ans Meer. Authentische Geräusche, viel Musik und das Eröffnungslied machen das JUMBO-Hörspiel zum spannenden HörErlebnis nach dem Motto „Ich bin ganz Ohr!“. Das Buch von Susanne Szesny und Andrea Erne erscheint im Ravensburger Verlag. Fachlich geprüft und empfohlen von der DLRG.

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Bewegung und Musik entwickeln Körper und Gehirn

Eine Skizze über die Bedeutung von zwei Grundbedürfnissen und deren Auswirkungen im Kindheitsalltag

Unser Gehirn ist entstanden, damit wir uns bewegen können. Es ist die Schaltzentrale unseres Körpers und bekommt von diesem Impulse für seine Entwicklung. Das gehört heute zu den Binsenweisheiten der Neurobiologie. Das Schöne an Binsenweisheiten ist, dass sie nicht nur simpel, sondern einfach wahr sind. Die Notwendigkeit der Bewegung ist offensichtlich auch der Grund für den natürlichen Bewegungsdrang des Menschen, speziell der Kinder. So entwickeln sich Körper und Geist weiter. Und weil Kinder ebenso einen natürlichen Spieltrieb haben, lernen sie.

Kulturtechniken wachsen nicht auf Bäumen

Der Haken dabei ist, dass sie auf diesem Weg nicht automatisch Mathematik, Lesen oder Schreiben lernen. Denn das war vor rund 200.000 Jahren, als sich die Menschheit zum Homo sapiens sapiens, also zum „verstehenden, verständigen Menschen“ entwickelte, einfach noch nicht vorgesehen. Und in der freien Wildbahn, dem ersten und wichtigsten Lernraum des Menschen, kamen keine Differentialgleichungen oder komplexe Traktate vor. Schrift und Mathematik sind erst vor 5000 bzw. 3000 Jahren entstanden. Zu kurz, als dass sich unser Gehirn darauf einstellen konnte.

Bildung als Spiel und in der Schule

Dieser Umstand hat vor allem zu Zeiten der Industrialisierung und des freien Bürgertums im 18. und 19. Jahrhundert dahin geführt, möglichst allen Kinder mithilfe von Schulen die so genannten Kulturtechniken näher zu bringen. Ab welchem Alter und in welcher Form das geschehen sollte, ist seit jeher umstritten. Die meisten Generationen haben die frühe Kindheit davon ausgenommen, um die Jüngsten spielen und toben zu lassen. Auch der Begründer des Kindergartens, Friedrich Wilhelm Fröbel, baute seine Kindergartenpädagogik auf der Erkenntnis auf, dass Bildung im frühen Kindesalter vorrangig im Spiel und nicht durch Belehrungen erfolgt.

Mangel an Möglichkeiten

Ob es jemals eine Zeit gab, in der sich Kinder auf natürliche Art und Weise entwickeln konnten, ist nicht bekannt. Ganz sicher gehören unsere modernen Zeiten nicht dazu. Im Gegenteil: Säuglinge und Kleinkinder brennen geradezu darauf, ständig Neues zu entdecken und auszuprobieren. Dabei fehlen ihnen aber allzu oft die Möglichkeiten und oftmals lassen wir sie auch nicht. In den vergangenen Jahren sei es zu einem regelrechten Boom von Angeboten zur Frühförderung gekommen, erklärt die Entwicklungspsychologin Prof. Dr. Maria Klatte. In einem Beitrag zum Thema „Gehirnentwicklung und frühkindliches Lernen“ schreibt sie: „Aus Verunsicherung, Sorge oder auch übertriebenem elterlichen Ehrgeiz sind die Terminkalender mancher Kinder so gefüllt, dass für spontane, selbst-initiierte Aktivitäten kaum noch Raum bleibt.“ In vielen Kinderbetreuungseinrichtungen sieht die Situation nicht viel besser aus. Die zahlreichen Förderprogramme unterdrücken allzu oft den natürlichen Bewegungsdrang der Kinder und halten sie auf den Stühlen fest.

Mangel an Freiflächen

Daneben fehlt es zunehmend an Freiflächen, auf denen freie sportliche Aktivitäten oder einfach nur Toben möglich sind. Selbst auf den eigentlich gesetzlich geschützten Gehsteigen und in Parks können Eltern ihre Kinder kaum mehr unbeschwert laufen lassen, da diese zunehmend von Fahrrad- und E-Scooter-Fahrern okkupiert werden.

Wie viel Bewegung ein Kind braucht

Kein Wunder also, dass sich unsere Kinder zunehmend schlechter motorisch und kognitiv entwickeln. Schließlich geht beides Hand in Hand. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt für Kinder im Alter zwischen fünf und 17 Jahren 60 Minuten moderate bis intensive Bewegung täglich. An drei Tagen in der Woche sollten die Kinder und Jugendlichen so richtig ins Schwitzen kommen, mit aerober Aktivität von hoher Intensität, aber auch Aktivitäten, die Muskeln und Knochen stärken. Die im Sitzen verbrachte Zeit müsse zudem durch ausreichend Aktivität kompensiert werden. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) empfiehlt sogar 90 Minuten tägliche Bewegung mit mittlerer bis hoher Beanspruchung.

Die Realität sieht anders aus. Laut der 2022 erschienenen internationalen Kinder- und Jugendgesundheitsstudie Health Behaviour in School-aged Children“ (HBSC), an der 51 Länder beteiligt sind, bewegt sich etwa nur jedes zehnte Mädchen, jeder fünfte Junge sowie jede:r achte der gender-diversen Heranwachsenden täglich mindestens 60 Minuten am Tag. Dieser Bewegungsmangel hat schlimme Folgen für die physische und psychische Gesundheit.

Alle Menschen brauchen Musik

Noch schlechter sieht es mit einem weiteren Grundbedürfnis des Menschen aus, der Musik. In ihrer Forschungsarbeit konnte Charlotte Großmann 2020 nachweisen, dass sich das Bedürfnis nach Musik bei allen Menschen wiederfinden und sich dieses auf unterschiedliche Weise befriedigen lässt.

Was Musik für Kinder bedeutet

Was Musik für Kinder bedeutet, ist unter anderem im Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan festgehalten. „Kinder handeln von Geburt an musikalisch. Mit Neugier und Faszination begegnen sie der Welt der Musik. Sie haben Freude daran, den Geräuschen, Tönen und Klängen in ihrer Umgebung zu lauschen, diese selbst zu produzieren sowie die Klangeigenschaften von Materialien aktiv zu erforschen. Gehörte Musik setzen Kinder in der Regel spontan in Tanz und Bewegung um.“, ist hier zu lesen. Weiter ist hier zu lesen: „Die Vielfalt der Sinneswahrnehmungen durch das ,Spiel mit Musik‘ bietet in den ersten Lebensjahren grundlegende Anregungen. Neben ihrem ästhetischen Selbstwert verfügt sie über weit reichende entwicklungspsychologische Effekte. Der aktive Umgang mit Musik fordert und fördert die gesamte Persönlichkeit des Kindes.“

Wie Musik die Entwicklung des Menschen untersützt  

Die Autorinnen und Autoren stellen anschließend die Bedeutung der Musik für das Wohlbefinden, für Ausdruck, Fantasie und Kreativität, Sozialkompetenzen, kulturelle Identität und interkulturelle Kompetenz, Sprachkompetenz, aufmerksames Zuhören, kognitive Kompetenzen, Körperbewusstsein und motorische Kompetenz heraus. Nach diesem beeindruckenden Bekenntnis zur Bedeutung von Musik sollten wir eigentlich nun getrost davon ausgehen können, dass die bayerischen Kinder stetig mit dem Musikzieren und Tanzen beschäftigt sind.

Musik und Alltag

Die Realität sieht jedoch genauso trist aus, wie in zahlreichen anderen Bundesländern. Schlimmer noch! Im südlichen Bundesland legt man derzeit den Musik-, Kunst- und Werkunterricht in der Grundschule zusammen und kürzt den Stundenanteil auf vier Stunden pro Woche. Lesen, Schreiben und Rechnen werden laut dem Beschluss des Bayerischen Kabinetts dagegen ausgebaut. Man will eben fördern, was der Wirtschaft nutzt. Der Grund ist in den schlechten Ergebnissen bei IQB und PISA zu finden. Dabei gälte es doch, diese Ergebnisse deutlich zu hinterfragen. Liegt es an der Digitalisierung, dem Gemeinschaftsschulsystem oder dem geringen Migrantenanteil, dass Estland so viel besser abgeschlossen hat? Möglich das Südkorea vor allem deshalb so gut abschneidet, weil dort nur ausgewählte, hochmotivierte Schüler am PISA-Test teilnehmen durften, während hierzulande unsere 15-Jährigen keine Wahl hatten. Vielleicht reagieren auch Länder wie Schweden, Frankreich oder Neuseeland richtig, die auf die schlechteren Ergebnisse mit dem Rückbau der Digitalisierung reagieren?

Solche Überlegungen sind dem Bayerischen Kabinett offenbar fremd und die Ministerinnen und Minister wissen offenbar auch nichts von der Bedeutung von Musik für Kinder. Einen jämmerlichen Trost gibt es: Sie stehen damit nicht allein. Für die Wirtschaft ist das dennoch ein Bärendienst. Schließlich unterdrückt die Bayerische Staatsregierung auf diesem Weg zunehmend die Entwicklung der sozialen Fähigkeitenu und der Kreativität.

Musik ist Seelenproviant für Kinder

In seinem „Plädoyer für mehr Musik und Tanz in Kindertagesstätten“ schreibt Prof. Armin Krenz „Musik ist Seelenproviant für Kinder“. „Musik ist weitaus mehr als nur eine bloße Aneinanderreihung von Noten, eingebettet in bestimmte Takte. Musik setzt Energien frei, die offensichtlich innere Impulse in Gang setzen, die das ,reine Hören‘ erweitern wollen, Emotionen ansprechen und vielfältige Ausdrucksformen aktivieren, die sich schließlich in sichtbare und rhythmische Bewegungsaktivitäten umsetzen.“ Mit Blick auf die Bedeutung der Musik ruft er jede Kita dazu auf, das aktive Musikerleben stärker als bisher zu unterstützen und ihre Alltagspraxis daraufhin überprüfen, inwieweit ihre Musikpraxis auch einen hohen Stellenwert einnimmt.

Die Entfernung von den Grundbedürfnissen bedeutet Entfremdung vom Menschsein

Das Ergebnis dürfte für viele ernüchternd ausfallen. Vor allem im Zuge der zunehmenden Verschulung des Kindergartens nimmt man den Kindern ihre Kindheit. Während die Orff-Instrumente auf den Regalen verstauben, gibt es nun Sprachförderung auf dem Tablet. Dabei ließe sich Sprachförderung mit Instrumenten doch viel sinnlicher und sinnvoller gestalten. Bewegung und Musik sind Urbedürfnisse des Menschen. Indem wir Kinder darin einschränken, entfernen wir sie von sich selbst und verwehren ihnen grundlegende Erfahrungen. Es bleibt also zu hoffen, dass die Entwicklungen und Studien im internationalen Bereich auch hierzulande Früchte tragen.

Quellen:

Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen/Staatsinstitut für Frühpädagogik München: Der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder in Tageseinrichtungen bis zu Einschulung, 5. Auflage, Cornelsen, 2012

Großmann, Charlotte: Die Bedeutung von Musik für den Menschen – Musizieren als Grundbedürfnis, Hochschule Darmstadt, 2020

Kinder- und Jugendgesundheitsstudie Health Behaviour in School-aged Children (HBSC) in Journal of Health Monitoring, Robert Koch Institut, 2024

Klatte, M. (2007). Gehirnentwicklung und frühkindliches Lernen. In: Brokmann-Nooren, Ch.; Gereke, I.; Kiper, H. & Renneberg, W. Bildung und Lernen für die Drei- bis Achtjährigen. S. 117-139. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

Körner, Gernot: Bewegung bringt das Gehirn erst in Schwung – Warum körperliche Aktivität das Lernen fördert, spielen-und-lernene.online, 2023

Krenz, Armin: Musik ist Seelenproviant für Kinder – Ein Plädoyer für mehr Musik und Tanz in Kindertagesstätten, spielen-und-lernen.online, 2022

Gernot Körner




Die Kunst des Erziehens achtet das rhythmische Prinzip

Rhythmus als Antwort auf Intellektualisierung und in Fächer zergliedertes Lernen nach Rudolf Steiner

Das Fundament der modernen Geisteswissenschaft ist die selbst zu verantwortende „Freiheit des Menschen“. Das gilt auch für Rudolf Steiners Ideen. Seiner Menschenkunde zufolge fühlt sich der freie Mensch aus seinem ursprünglichen Wesen heraus aufgerufen, das Gute zu suchen und für den anderen Menschen zu tun. Woher kommt aber das Gute? Entspringt es aus der Bindungs- und Beziehungsfähigkeit der Menschen untereinander? Oder findet der Mensch das Gute, indem er sich entschließt, es zu tun – soweit seine Fähigkeit reicht und seine Bereitschaft wächst, aus eigenen Fehlern zu lernen? In diesen selbstkritischen Fragen gründet die Kunst der Erzieherin (Glöckler 2002). Das hatte Steiner beim Hausunterricht erfahren.

Rhythmus in Geschichte und Gegenwart

Dem griechischen Philosophen Heraklit (um 500 v. Chr.) zufolge existiert in der Natur ein Grundprinzip des Lebens und der Welt: Alles fließt! (griechisch: panta rhei). Aus dem Fließen oder dem Rhythmischen entsteht die Urkraft des Lebendigen, die „Energie an sich“ (Heraklit). Auf dieser rhythmischen Urkraft beruhe die Existenz des Kosmos.

Das rhythmische Phänomen begegnet uns überall in der Natur und im Leben. Für den Menschen ist der Rhythmus lebensbedeutsam. Ohne Rhythmus ist das Leben nicht denkbar. Zwischen Rhythmen und Gewohnheiten besteht ein enger Wechselbezug: Rhythmen tragen Gewohnheiten und Gewohnheiten stabilisieren Rhythmen. Die Psychologie der frühen Kindheit weist eindringlich darauf hin, dass jedes Kind von Beginn an einen rhythmisch strukturierten Tagesablauf und damit stabile Gewohnheiten für seine Entwicklung benötigt. Und ein Kind, das von einer Entwicklungsauffälligkeit bedroht ist, verlangt besondere Aufmerksamkeit, denn es braucht ganz besonders stabile Gewohnheiten, die ihm Lebenssicherheit, Zuversicht und Vertrauen geben. Wenn ein Kind im Vorhinein weiß oder auch nur ahnt, was bald folgen wird, fühlt es sich sicher und kann sich in zeitlichen Strukturen frei bewegen (Neuhäuser/Klein 2019, S. 126 ff.).


Wir haben diesen Beitrag folgendem Buch entnommen:

Prof. Dr. Ferdinand Klein
Waldorfpädagogik in Krippe und Kita
Einblick in eine ganzheitliche Praxis, die jedem Kind seinen individuellen Lebensweg ermöglicht
Taschenbuch, 168 Seiten
ISBN: 978-3-96304-610-0
25 €

Mehr dazu unter: https://www.oberstebrink.de/shop/item/9783963046100/waldorfpadagogik-in-krippe-und-kita-von-ferdinand-klein-broschur


Die Rhythmusforschung hat u.a. die physiologische Bedeutung des Tagesrhythmus, des Wochenrhythmus und des Jahresrhythmus für Kinder und Erwachsene herausgearbeitet: Alle Gewohnheiten, die sich bei einem Kind gebildet haben, stärken oder schwächen seine Lebenskraft. Wenn heute Kinder und Erzieherinnen über Kraftlosigkeit und Müdigkeit klagen, so ist eine Ursache dafür in den fehlenden Lebensgewohnheiten zu suchen. Gerade für kleine Kinder verlangt das Leben Rhythmus und Gewohnheit, Kontinuität und wiederholendes Üben.

Rhythmus als Antwort auf Intellektualisierung und zergliedertes Lernen

Rhythmische Erziehung ist als Antwort auf das einseitig intellektuelle und in Fächer zergliederte Lernen zu verstehen. Damit verbunden sind chronischer Bewegungsmangel und die zu beobachtende instabile Gesundheit bei vielen Kindern. So wird es auch verständlich, dass verschiedene Bewegungssysteme und Körpertherapien wie Pilze aus dem Boden schießen und bei Kindern mit Lern- und Entwicklungsdefiziten Hilfe durch ein bewegungserfülltes Lernen versprechen. Gerade dieses therapeutische Bemühen weist darauf hin, dass eine (Rück)Besinnung auf ein ganzheitliches Lernen geboten ist, das die Beziehungen von

– Körper (Körperbewegungen),
– Geist (geistige Strukturen) und
– Seele (künstlerische und bildnerische Bildungsinhalte)

beachtet (Klein 2012, S. 106 ff.).

Rhythmus als Schicksals- und Lebensrhythmus

Allgemeine Gesichtspunkte

Nach Rudolf Steiners Menschenkunde ist jeder Mensch in einen Schicksals- und Lebensrhythmus eingebunden. Er lebt im Rhythmus des Wachens und Schlafens, des Einatmens und Ausatmens, des Erlebens und Gestaltens, des Aufnehmens und Ausführens. Gerade beim Kind hat der klangvolle musikalische Rhythmus, den wir in Liedern und Bewegungen wahrnehmen, eine organbildende Kraft. Rhythmus und Bewegung sensibilisieren und aktivieren die Sinne, insbesondere den Bewegungs- und Gleichgewichtssinn und damit das Denken in seinem schöpferischen und ordnenden Anspruch.

Das Kind ahmt hier die Bewegungen auf seine ganz individuelle Art und Weise nach. Es strebt danach, in diesen Bewegungen die Welt zu verinnerlichen und bringt dadurch seine Welt in die gemeinsame Welt, in die „gemeinsame Daseinsgestaltung“ (Kobi 2004; Klein 2019, S. 18) ein. Offenbar erlebt sich das Kind ganz unmittelbar im Rhythmus und in den Bewegungen. Rhythmus und Bewegungen ermöglichen es ihm, sein Denken, Fühlen und Wollen und damit sein bewusstes Ich zu entwickeln. In diesem Prozess der Selbstausformung entfaltet und gestaltet es in Freiheit und Gebundenheit seinen inneren Halt, der in den übergreifenden Schicksals- und Lebensrhythmus eingebunden ist.

Zur heilenden Bewegungskunst (Eurythmie)

Rudolf Steiner hat die Eurythmie eingeführt. Im Bild der Waage zeigt sich das Wesen des Rhythmischen, wie es uns im Leben begegnet. Im Hin- und Herbewegen zwischen den Polen wird das Gleichgewicht gesucht. Im Rhythmischen trägt sich das Leben. Im Wesen des Rhythmischen begegnet uns das Wesen des Menschen. Das Sein im Rhythmischen ist ein Leben in Gesundheit. Im Rhythmischen, in dem sich das Gegensätzliche vereinigt, kommt das Ungleichgewicht ins Gleichgewicht. Ist der Mensch nicht (mehr) fähig, gleichsam aus der Herzmitte heraus, sich in dieses Gleichgewicht einzuschwingen, dann kann er körperlich und seelisch erkranken, Probleme für sich und für andere erzeugen.

Als geradezu tänzerische Ausdrucksform von Sprache und Musik will die Eurythmie den Menschen sinnlich-ästhetisch mit den Gestalten und Geschehnissen der geistigen Welt verbinden.

Im (Nach)Erleben der Bewegungen im Tanz können die TänzerInnen aus der sinnlichen Welt in die übersinnliche Welt aufsteigen. Durch nachbildende Bewegungen der Arme, Hände und Füße in choreografischen Formen wird ihnen ermöglicht nichtsinnliche Bewegungen sichtbar zu machen. Durch diese geistige (spirituelle) Kunst wird das sichtbar, was dem Makrokosmos innenwohnt.

Es ist daher Aufgabe des Lebens wie der Erziehung, das Rhythmische, das Streben nach Gleichgewicht, nach Ausgleich und Zusammensein, das Suchen des Verbindenden und Zusammengehörenden zu pflegen.

Es geht um einen harmonischen Rhythmus, was auch die Silbe eu vor dem griechischen Begriff des Rhythmischen ausdrücken will: Eu meint soviel wie harmonisch, schön, wohl, gut. In den eurythmischen Bewegungen spiegeln sich Bewegungen wider, wie sie uns im Kosmos und im menschlichen Organismus begegnen. Der Mensch als Mikrokosmos macht in seinen eurythmisch schöpferischen und künstlerischen Bewegungen den Makrokosmos sichtbar. Der makrokosmische Rhythmus des Jahres- und Tageslaufes mit seinen Naturkräften offenbart sich beim Menschen im Rhythmus des Kreislaufgeschehens, im Puls und Atem.

Es geht der Eurythmie darum, dem sich unwohl oder krank fühlenden Menschen zu ermöglichen, sich aus dem Arhythmischen und Hektischen in den Einklang mit den kosmischen Rhythmen hineinzubewegen, in das Harmonische, Ausgleichende und Ganze einzufinden. Diese harmonischen Bewegungen sind dem Menschen ureigen. Ist er aber aus dem inneren Gleichgewicht geraten, so hat er ein ursprüngliches Bedürfnis wieder in sein Gleichgewicht zu kommen. Nach anthroposophischem Verständnis hat jeder Mensch einen tiefen ursprünglichen Willen in sich, eurythmisch das innere und äußere Gleichgewicht zu suchen, so sein Gemüt zu pflegen und seinen Handlungswillen zu üben, sein Denken und Wahrnehmen zu schulen.

Eurythmische Erziehung achtet auf folgende Inhalte und Ziele:

– Ausbilden der Phantasie
– Üben der Sinne, besonders des Hörsinnes und des Bewegungssinnes
– Koordination der grobmotorischen und feinmotorischen Bewegungen
– Übungen der Körpergeschicklichkeit
– Rhythmisieren und Harmonisieren der Bewegungen durch Musik und Sprachrhythmen
– Üben des schöpferischen Denkens und der räumlich-zeitlichen Vorstellungen
– Beleben der Gefühlskräfte und Fördern der sozialen Kräfte
– Erleben der anderen Menschen und der Gemeinschaft (Klein 2012, S. 110).

Zur Theorie des Rhythmus

Die naturwissenschaftlich und medizinisch orientierte Rhythmusforschung (Chronobiologie) achtet vor allem auf die Zeitstruktur von Lebensvorgängen. Sie kommt zum Ergebnis, dass überall, wo es um Leben in der Natur geht, Rhythmen auftreten. Die Wissenschaft ist überzeugt, dass man dem Leben der Organismen näherkommt, wenn man sich mit den Rhythmen befasst.

Die Chronobiologie konnte nachweisen, dass alle biologischen Funktionen rhythmisch-periodisch strukturiert verlaufen

Die Dauer einer Periode umfasst ein breites Spektrum von Millisekunden bis zu Jahren. Beim Menschen werden langsame, umweltbezogene Rhythmen (Tag-Nacht-Rhythmus, Wochen-, Monats- und Jahresrhythmus) und schnelle, autonome Rhythmen (Herzrhythmus, Atemrhythmus, Rhythmen im Bereich von Atmung und Puls, von Nervensystem und Sinnesorganen und Rhythmen der Stoffwechselorgane) unterschieden. Die für uns wahrnehmbaren Rhythmen setzen von Geburt an ein und haben eine unverwechselbare individuelle Struktur und Wirkung.

Bekannt ist die prägende Wirkung zeitlich verlässlicher Pflege in der Neugeborenen-Phase oder die Fähigkeit des Kindes beim Schlafen einen eigenen Rhythmus zu entwickeln. Beispielsweise kann von zwei Geschwistern das eine schon sehr bald fähig sein durchzuschlafen und das andere hat diese Fähigkeit auch im 2. oder 3. Lebensjahr noch nicht erlangt. Es handelt sich hier um die Entwicklung ganz elementarer individueller Lebensrhythmen.

Die Entwicklungspsychologie der frühen Kindheit konnte zeigen, dass bereits bei den ersten reflektorischen und sensomotorischen Aktivitäten des Neugeborenen die rhythmische Struktur eine große Rolle spielt. Aus diesen rhythmischen Gesamtbewegungen bilden sich erste sensomotorische Schemata. Es entwickeln sich weitere Schemata durch eine aktive Organisation früherer Erfahrungen. Aus Greifreflexen werden Greifakte. Die Bewegungen der Hände werden mit dem Sehen koordiniert und es bilden sich in Wechselwirkung mit der Umwelt erste stabile Gewohnheiten aus, die nun erste Nachahmungsaktivitäten ermöglichen. Die sensomotorischen Schemata und ersten Gewohnheiten erweitern sich und Handlungsstrukturen differenzieren sich weiter aus. Neue Handlungsstrukturen gehen lückenlos aus den bereits vorhandenen hervor.

Wir erkennen: Der Rhythmus ist ein spontaner individueller Ausdruck des leiblich-seelisch-geistigen Lebens

Er ist ein im Körperlichen wurzelnder Gestaltungswille, der auf die sich entwickelnden Handlungsstrukturen ordnend einwirkt. „Rhythmik ist aller Bildung Anfang“ (Neuhäuser/Klein 2019, S. 129 ff.; Klein 2012, S. 106).

Von pädagogischem und therapeutischem Interesse ist auch die Erkenntnis, dass beim autonomen Rhythmus verschiedene Qualitätsbereiche unterschieden werden, die beim individuellen Üben, Spielen und Lernen anzusprechen sind. Es wäre gegen die rhythmisch-periodische Struktur des Kindes gehandelt, wollte man es eine Stunde nur kognitiv oder nur sprachlich oder nur bewegungsmäßig ansprechen. Beachtet hingegen die Erzieherin die individuelle rhythmisch-periodische Struktur, dann erweitert und festigt das Kind seine zeitliche Orientierung. Wenn für das Kind bestimmte Ereignisse und Tätigkeiten, Übungen und Spiele zu bestimmten Zeiten wiederkehren, dann kann es feste Gewohnheiten entwickeln, die ihm äußere und innere Sicherheit geben. Untersuchungen konnten bestätigen, dass das Wiederkehren von basalen periodischen Zeitstrukturen die körperlich-seelisch-geistigen Selbstheilungskräfte des Kindes (Menschen) weckt und zur Entfaltung bringt.

Schon allein diese Erkenntnisse der Chronobiologie zeigen die fundamentale Bedeutung des Rhythmischen für das sich entwickelnde Kind. In der Erziehung sollte das rhythmische Prinzip als Sinnprinzip des Lebens, des Übens, Spielens und Lernens geachtet werden. Es strukturiert die Tages-, Wochen-, Monats- und Jahresgestaltung, erleichtert das Lernen und macht die Inhalte zugänglicher. Der Lebensalltag wird in den Rhythmen des Tages, des Monats und des Jahres bewältigbarer. Der Rhythmus gliedert Ereignisse in Zeit und Raum.

Zusammenfassung für die Praxis

Für das Wahrnehmen und Begleiten des Kindes im Alltag der Krippe und des Kindergartens ist bedeutsam, dass der Rhythmus drei wesentliche Eigenschaften hat:

  • Rhythmus ist ein Strukturelement von Verläufen in Zeit und Raum.
  • Rhythmus ist ein multisensorielles Medium, das mit unterschiedlichen Sinnen wahrgenommen wird: hören, bewegen, berühren, sehen.
  • Rhythmus ist ein intersensorielles Medium, das mit unterschiedlichen Sinnen gleichzeitig, d.h. ganzheitlich wahrgenommen wird.

Beim ganzheitlichen Ansprechen verschiedener Sinne üben die einzelnen Sinne eine sich gegenseitig korrigierende und unterstützende Funktion aus (Klein 2012, S. 110). Diese inneren Zusammenhänge hatte wohl auch Rudolf Steiner durch eigene Erfahrungen und Studien intuitiv erkannt.

Literaturhinweise:

  • Glöckler, M. (Hrsg.) (2002): Spirituelle Ethik. Situationsgerechtes, selbstverantwortliches Handeln. Dornach, am Goetheanum
  • Klein, F. (2012): Inklusion von Anfang an. Bewegung, Spiel und Rhythmik in der inklusiven Erziehung. Köln, Bildungsverlag EINS
  • Klein, F. (2018b): Inklusive Erziehung in Krippe, Kita und Grundschule. Heilpädagogische Grundlagen und praktische Tipps im Geiste Janusz Korczaks. München, BurckhardtHaus
  • Klein, F. (2019): Inklusive Erziehungs- und Bildungsarbeit in der Kita. Heilpädagogische Grundlagen und Praxishilfen. 3. Auflage. Köln, Bildungsverlag EINS
  • Kobi, E. (2004): Grundfragen der Heilpädagogik. Eine Einführung in heilpädagogisches Denken. 6. Auflage. Berlin, BHP
  • Neuhäuser, G./Klein, F. (2019): Therapeutische Erziehung. Gesunde Erziehung in Familie, Kripp, Kita und Grundschule. München, BurckhardtHaus



Online-Workshop: „Machtfragen im Alltag: Wer bestimmt wirklich in Schlüsselsituationen?“

Finale der Liga-Workshopreihe im Sommersemester am 5. Juni 2024 von 16:00 bis 18:00 Uhr mit Dörthe Scheffler

Die Workshopreihe der Liga für das Sommersemester endet am 5. Juni 2024 mit dem Thema „Machtfragen im Alltag: Wer bestimmt wirklich in Schlüsselsituationen?“.

Warum geht es? Eine gute Beziehungsqualität zwischen Kindern und Pädagog:innen gilt als entwicklungsförderlich. Beziehungen gedeihen, wenn gegenseitige Achtung und Anerkennung in Einrichtungen der Kindertagesbetreuung gelebt werden.

Im Alltag müssen immer wieder Entscheidungen getroffen werden. Wer darf wann ‚bestimmen‘? Wie gehen Pädagog:innen in Kitas, Krippen und Kindertagespflegestellen verantwortungsvoll mit ,Macht‘ um? Wie helfen Selbstreflexion und der Austausch im Team dabei, Partizipation im Alltag umzusetzen?

Im Workshop werden Schlüsselsituationen genauer angeschaut, beispielsweise die Gestaltung gemeinsamer Mahlzeiten oder der Kleidungswechsel in der Garderobe. Dozentin des Workshops ist Dörthe Scheffler (freie Dozentin, Fachberaterin, Kommunikationstrainerin, Prozessbegleiterin u. Coach)

Die Workshops des Wintersemesters starten am 9. Oktober 2024 mit Prof. Dr. Jörg Maywald als Referent und dem Thema „Eltern für Kinderrechte begeistern. Kinderrechtsbasierte Erziehungs- und Bildungspartnerschaft.“

Buchung der Liga-Workshops über den Link: https://fruehe-kindheit-online.de/?cat=c17_Workshops-Workshop.html

Quelle: Deutsche Liga für das Kind




Kinderkrebs: 87 Prozent erkranken später stark

KIND-TEDDY

Zu geringes Wissen führt laut kanadischer Studie zu Nachlässigkeit bei Folgeuntersuchungen

Das Überleben von Kinderkrebs bedeutet nicht immer einen Persilschein für die spätere Gesundheit. Die gegen den Krebs durchgeführten Behandlungen können die Erwachsenen dem Risiko von neuen Krebserkrankungen und anderen ersthaften Problemen mit der Gesundheit aussetzen. Trotz des Bestehens von Richtlinien, die ein Screening auf Krebs bei Erwachsenen und andere Spätfolgen der Behandlung empfehlen, sind Kinderkrebs-Überlebende nur selten bei den empfohlenen Tests wirklich auf dem Laufenden, zeigt eine Studie des Hospital for Sick Children (SickKids) und des Women’s College Hospital.

Richtlinien für Follow-up

80 Prozent der Patienten, die als Kinder Krebs überlebt haben, werden an einer ernsten oder lebensbedrohlichen Folge erkranken. Dazu gehören im Alter von 45 Jahren eine Kardiomyopathie, kolorektaler Krebs und Brustkrebs. Bei dem kolorektalen Krebs ist das Risiko zwei bis drei Mal höher als bei der Allgemeinbevölkerung. Das Risiko von Patientinnen, bei denen eine Bestrahlung des Brustkorbs durchgeführt wurde, besteht ein ähnliches Risiko wie bei Frauen mit einer BRCA-Mutation. Laut Studienautorin Jennifer Shuldiner werden so viele Überlebende einem zu vermeidenden Risiko ausgesetzt.

Für die Studie haben die Forscher Daten von 3.241 überlebenden Patienten ausgewertet, bei denen zwischen 1984 und 2014 Krebs diagnostiziert worden war. Analysiert wurden Überlebende mit einem erhöhten Risiko bei Brustkrebs, kolorektalem Krebs oder einer Kardiomyopathie, das durch Strahlenbehandlungen oder spezifische Chemotherapien ausgelöst wurde. Bei 2.807 Personen, 87 Prozent, bestand das Risiko zumindest einer dieser Spätfolgen. Elf Prozent der Studienteilnehmer verfügten über ein erhöhtes Risiko von zwei Spätfolgen und drei Prozent von drei Spätfolgen. Die Children’s Oncology Group hat Richtlinien für ein langfristiges Follow-up von Erwachsenen entwickelt, die als Kinder an Krebs erkrankt waren.

Das Alter entscheidet mit

Die Anzahl der Überlebenden, die den Screening-Empfehlungen gefolgt ist, war jedoch gering. Diese Werte lagen respektive bei 13 Prozent, sechs Prozent und 53 Prozent bei kolorektalem Krebs, Brustkrebs und einer Kardiomyopathie. Patienten, die zum Zeitpunkt der Diagnose bereits älter waren, befolgten die Richtlinien bei Krebs eher. Ein niedrigeres Alter bei der Diagnose stand nur bei der Kardiomyopathie mit einer höheren Wahrscheinlichkeit der Beachtung der Richtlinien in Zusammenhang.

Diese geringen Prozentsätze dürften auf einen Mangel an Kenntnis von den negativen Langzeitfolgen der Krebsbehandlung zurückzuführen sein. Auch bei Überlebenden, die von auf sie spezialisierten Kliniken behandelt wurden, war der Anteil der Screening-Teilnehmer gering. Die im „Canadian Medical Association Journal“ veröffentlichten Forschungsergebnisse zeigen daher die Notwendigkeit der Unterstützung von Patienten und Hausärzten.

Moritz Bergmann/pressetext




Wie Kinder das rhythmische Prinzip von Ruhe und Kraft erfahren

Tanzen

Drei Spielideen von Dr. Charmaine Liebertz für ein inneres Gleichgewicht

Ebenso wichtig wie Anspannung ist im Leben die Entspannung. Das rhythmische Prinzip von Ruhe und Kraft findet sich überall in unserem Alltag, sei es in der Musik, der Beobachtung von Naturphänomenen oder dem täglichen menschlichen Umgang. Kinder lernen hier spielend ein inneres Gleichgewicht kennen.

Chef-Vize

Die Kinder sitzen im Kreis, bestimmen einen Chef und einen Vize (Stellvertreter). Alle anderen Kinder zählen durch und merken sich ihre Zahl. Der Spielleiter erklärt nun die Firmenhierarchie: »Wir haben einen Chef, einen Vize und 20 Mitarbeiter. Die Mitarbeiter von 1 – 5 sind Topmanager, die Mitarbeiter von 6 – 15 gehören zum mittleren Management und die restlichen Mitarbeiter arbeiten im Versand oder als Putzkolonne. Aber keine Sorge, unser Unternehmen bietet große Aufstiegschancen: Von der Putzfrau zum Chef oder umgekehrt; das hängt nur von eurer Geschicklichkeit ab!« Nun führt der Spielleiter diesen Viererrhythmus vor:

  • Einmal mit beiden Handflächen auf die Oberschenkel schlagen,
  • einmal die Hände vor der Brust klatschen,
  • mit rechtem Daumen über die Schulter zeigen und dabei die
  • eigene Identität (Zahl, Chef oder Vize) nennen,
  • mit linkem Daumen über die Schulter zeigen und dabei die Person nennen (Zahl, Chef oder Vize), die das Spiel fortsetzen soll.

So geht es im rasanten Wechsel immer weiter: Jeder Genannte sagt erst seine Zahl (rechter Daumen über Schulter), nennt dann eine neue Zahl (linker Daumen über Schulter) und bestimmt somit den nächsten Mitspieler. Dabei sollten natürlich alle Mitspieler im Rhythmus bleiben. Wer einen Fehler (z. B. Stottern, Rhythmus nicht einhalten) macht, verlässt seinen Stuhl und setzt sich auf den letzten Platz der Firma. Alle anderen Mitspieler rücken bis zum frei gewordenen Stuhl nach und übernehmen die entsprechend neue Zahl. Und eh man sichs versieht, sitzt der Topmanager auf dem Putzfrauenstuhl!

  • Alter: 7 bis 99 Jahre
  • Zeit: 10 bis 20 Minuten
  • Sozialform: Gruppenspiel

Das Gewitter

Die Kinder sitzen im Stuhlkreis und schließen ihre Augen. Falls erforderlich, verbindet ihnen der Spielleiter die Augen. Nun erzählt er eine spannende Geschichte zum Wetterverlauf, der voller Sonne beginnt und mit einem heftigen Gewitter endet. Dabei werden seine Worte mit folgenden Geräuschen, die bei ihm starten und nacheinander von Kind zu Kind im Kreis weitergegeben werden, untermalt:

  1. Sonne ➟ Stille
  2. Nieselregen ➟ Hände fest aneinander reiben
  3. Kleine Regentropfen ➟ mit den Fingern schnippen
  4. Starker Regen ➟ fest in die Hände klatschen
  5. Prasselnder Regen ➟ mit den Händen auf die Oberschenkel schlagen
  6. Starkes Gewitter ➟ mit den Füßen trampeln

  • Alter: 4 bis 9 Jahre
  • Zeit: 10 Minuten
  • Sozialform: Gruppenspiel
  • Material: evtl. Augenbinde

Schiff ahoi!

Es ist nicht einfach, als großer Überseedampfer unbeschadet durch eine enge Einfahrt in den Hafen einzulaufen. Die Pfosten der Hafeneinfahrt spielen diesmal zwei Kinder, die sich ca. einen Meter entfernt gegenüberstehen. Viele solcher Paare stehen verteilt im Raum. Nun wird ein weiteres Kinderpaar für folgende Rollen ausgewählt: Ein Kind spielt mit verbundenen Augen den Überseedampfer, der jedoch, um unbeschadet in den Hafen einlaufen zu können, einen kleinen, erfahrenen Lotsen braucht.

Diesen spielt das zweite Kind, das den blinden Dampfer mit einem akustischen Signal (Klangschale, Klanghölzer, Triangel oder Pfeifzeichen) unbeschadet durch die Hafeneinfahrten, d. h. zwischen die Kinderpaare im Raum lotst.
Berührt der Dampfer dabei ein Kind, also die Kaimauer, so muss er ausscheiden. Nun versucht ein neues Dampfer-Lotse-Paar sein Glück.

  • Alter: 3 bis 8 Jahre
  • Zeit: 5 Minuten
  • Sozialform: Gruppenspiel
  • Material: 1 Augenbinde, 1 Klangsignal (z. B. zwei Klanghölzer oder Teelöffel, die sanft aneinander geschlagen werden)
kartei bewegung

Diese Spiele stammen aus folgender Spielekartei:

Die Spielekartei Bewegung und Rhythmus

Charmaine Liebertz
Burckhardthaus
ISBN: 9783944548203
14,95 €
Mehr unter: oberstebrink.de




Das Kind hat Fieber – was tun?

Die Stiftung Kindergesundheit informiert über Vor- und Nachteile von Hausmitteln und Medikamenten zur Behandlung erhöhter Temperaturen

Über die Bedeutung des Fiebers bei Kindern gehen die Ansichten von Ärzten, Ärztinnen und Eltern manchmal stark auseinander. Während Medizinerinnen und Mediziner in den vergangenen Jahrzehnten die heilsame Wirkung des Fiebers in der Bekämpfung von Bakterien und Viren schätzen gelernt haben, sind viele Eltern nach wie vor überzeugt, gestiegene Temperaturen bei ihrem Kind sofort und energisch bekämpfen zu müssen. Doch ein vorschneller Einsatz von fiebersenkenden Medikamenten kann dem Kind mehr schaden als nutzen, betont die Stiftung Kindergesundheit in ihrer aktuellen Stellungnahme: Fieber ist lediglich ein Symptom der beginnenden Erkrankung, ein Warnzeichen, das jedoch für sich allein genommen nicht gefährlich ist. Eine bewährte Faustregel von erfahrenen Kinder- und Jugendärzt*innen lautet deshalb: „Die Krankheit behandeln, nicht das Thermometer“.

Ab wann ein Kind Fieber hat

Deutlich erhöhte Temperaturen sind der häufigste Grund für die Vorstellung von Kindern in der Kinder- oder Hausarztpraxis.  Doch wann spricht man tatsächlich von Fieber? Je nach Tageszeit kann die Körpertemperatur schwanken, so ist diese z.B. abends meist etwas höher als morgens.

36,5°C bis 37,5°C: normale Körpertemperatur eines gesunden Kindes
37,6°C bis 38,4°C: erhöhte Temperatur
Ab 38,5°C: Fieber
Ab 39°C: hohes Fieber
Achtung: Bei Neugeborenen/jungen Säuglingen (0 bis 3 Monate) spricht man ab 38,0°C von Fieber!

Fühlt sich das Kind heiß an und erscheint es krank, so sollte die Körpertemperatur gemessen werden. Dies wird am besten im Po/After (rektal) mit einem digitalen Thermometer durchgeführt. Dabei sollten Eltern auf einen vorsichtigen Umgang mit dem Thermometer achten, damit die Messung schmerzfrei erfolgt. Eine Messung mit einem Infrarotthermometer im Ohr ist ebenfalls möglich, dies erfordert eine gewissenhafte Handhabung, um Fehlermeldungen oder Verfälschungen durch z.B. Ohrenschmalz zu verhindern. Auf eine Messung mit Stirnthermometern sollte verzichtet werden, da diese nicht sehr genau und zuverlässig sind.

Fieber steigert die Immunkräfte des Körpers

Die Notwendigkeit der Fieberbekämpfung mit Medikamenten wird von vielen Eltern als selbstverständlich vorausgesetzt. Diese weit verbreitete Annahme führt jedoch laut Stiftung Kindergesundheit häufig zu einer unverhältnismäßigen oder sogar schädlichen Anwendung von fiebersenkenden Medikamenten.

Fieber ist jedoch ein wichtiges Mittel des Organismus, sich selbst zu heilen, unterstreicht die Stiftung Kindergesundheit. Es treibt die Immunkräfte zu Hochleistungen an, um Krankheitserreger zu bekämpfen. Vor allem gegen Virus-Infektionen ist Fieber besonders wirksam. Die Ausbreitung zahlreicher Viren wird bei Temperaturen über 38,5 Grad deutlich gebremst. Da Kinder noch für viele Viren anfällig sind, gegen die Erwachsene längst eine Immunität entwickelt haben, setzt ihr Körper das Abwehrmittel Fieber häufig ein.

Eine Chance für die Selbstheilung

„Bei harmlosen Beschwerden wie leicht erhöhten Temperaturen sollten Eltern nicht sofort zu Fieberzäpfchen, Säften oder Tropfen greifen, sondern der Selbstheilung des kindlichen Organismus eine Chance geben und auch bewährte Hausmittel wie Wadenwickel oder ein Abkühlbad erwägen“, empfiehlt Kinder- und Jugendarzt Prof. Dr. Dr. Berthold Koletzko, Vorsitzender der in München ansässigen Stiftung Kindergesundheit.

Bei Kindern, die trotz erhöhter Temperatur munter sind und normal essen und trinken, müssen noch keine Maßnahmen ergriffen werden, betont der Stoffwechselexperte der Haunerschen Kinderklinik der Universität München. Steigt die Temperatur aber über 38,5 Grad an, kann der Allgemeinzustand eines Kindes beeinträchtigt werden: Es fühlt sich schlecht, hat Muskel- und Gliederschmerzen, ist appetitlos und quengelig. „Wenn ein Kind so offensichtlich leidet, ist es sinnvoll, das Fieber zu senken“, so Prof. Berthold Koletzko.

Solange sich ein Kind wohl fühlt, ist keine Fieberbehandlung nötig

Deshalb gilt: Solange sich das Kind nicht zu krank fühlt und auch sonst einen guten Allgemeineindruck macht, muss man gegen das Fieber nicht angehen. Nicht das Fieber macht das Kind krank, sondern der Erreger, der hinter der Infektion oder der Entzündung steckt. Die Suche nach der Ursache des Fiebers ist wichtiger als seine Senkung.

Kleine Kinder ertragen hohe Temperaturen oft besser

Kleine Kinder ertragen hohe Temperaturen überdies in aller Regel viel besser als Jugendliche oder Erwachsene. Selbst hohes Fieber über 40 Grad macht ihnen oft nichts aus. Nur dann, wenn das Kind durch das Fieber leidet, unruhig und quengelig ist, Trinken und Essen verweigert, nicht schlafen kann, verwirrt ist oder wenn es schon einmal einen Fieberkrampf hatte, sind Gegenmaßnahmen nötig. Für Neugeborene und Säuglinge gilt dies selbstverständlich nicht. Sie sollten immer von einer Kinderärztin oder einem Kinderarzt untersucht werden.

Ärztlichen Rat zum Einsatz von Fiebermedikamenten für Kinder einholen!

Obwohl Medikamente zur Fiebersenkung zu den am häufigsten angewandten Arzneimitteln der Welt gehören und auch in Deutschland schon lange ohne Rezept erhältlich sind, sollten Eltern sich wegen ihrer möglichen Nebenwirkungen zu ihrem Einsatz bei Kindern ärztlich beraten lassen, unterstreicht die Stiftung Kindergesundheit. Sie nennt die Gründe für eine vorsichtige und gezielte Verwendung:

Am häufigsten wurde bisher die Substanz Paracetamol eingesetzt, vorzugsweise in Form von Zäpfchen. Wird sie zu lange oder zu häufig mit insgesamt zu hoher Dosis angewendet, besteht die Gefahr von schweren Leberschäden. Aktuelle Studien weisen zudem auf die Möglichkeit nachteiliger Wirkungen auf Funktionen und Strukturen des Gehirns und die Entwicklung einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) hin.

In der Wirksamkeit gegen Fieber ist die Substanz Ibuprofen dem Paracetamol gleichwertig und zur gleichzeitigen Linderung von Schmerzen sogar besser geeignet. Sie hat sich so auch bei der Behandlung von Mittelohrentzündungen bewährt. Mögliche Nebenwirkungen sind jedoch Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung sowie Blutungen in Magen und Darm. Auch Störungen der Nierenfunktionen sind möglich.

Acetylsalizylsäure („Aspirin“), sollte wegen des sehr seltenen, aber gefährlichen Risikos eines „Reye-Syndroms“ (mit der Gefahr einer schweren Leber- und Gehirnschädigung) bei Kindern unter zwölf Jahren nicht verwendet werden.

Welche Hausmittel helfen am besten?

Kinder mit Fieber brauchen viel Flüssigkeit, um das durch Schwitzen verlorene Wasser zu ersetzen. Solange das Kind zu Beginn des Fieberanstiegs fröstelt, sollten die Eltern – am besten mit einer Wolldecke oder einer Wärmflasche – für Erwärmung sorgen. Abkühlungsmaßnahmen empfehlen sich erst dann, wenn sich nicht nur Gesicht und Stirn, sondern auch die Beine und der übrige Körper des Kindes warm anfühlen.

Die meisten Kinder baden gern, deshalb empfinden sie ein fiebersenkendes Abkühlungsbad als angenehm. Die ebenfalls bewährten Wadenwickel müssen nicht kalt sein: Es reicht völlig, wenn der Temperaturunterschied zehn Grad beträgt. Verwendet man zimmerwarmes (22 Grad) oder sogar bis zu 30 Grad warmes Wasser, vermeidet man überdies das Erschrecken des Kindes.

Auch das Abwaschen des nackten Körpers mit lauwarmem oder kühlem Wasser wird von vielen Kindern als angenehm empfunden. Eine „Erkältung“ ist dabei nicht zu befürchten: Die Ursachen des Fiebers sind nicht die Temperaturen, sondern die Krankheitserreger.

Wann soll im Zusammenhang mit Fieber ärztlicher Rat eingeholt werden?

  • Wenn ein Neugeborenes/junger Säugling (0 bis 3 Monate) eine Temperatur von 38°C und mehr hat bzw. bereits bei einer geringeren Körpertemperatur, wenn das Baby nicht trinkt, schlapp ist und/oder Hautveränderungen auftreten
  • Bei Kindern unter zwei Jahren: Wenn das Fieber länger als einen Tag andauert
  • Bei Kindern über zwei Jahren: Wenn das Fieber länger als drei Tage andauert 
  • Wenn das Fieber trotz fiebersenkender Mittel nicht sinkt
  • Wenn weitere Krankheitssymptome wie etwa Kopfschmerzen, Durchfall, Erbrechen, Berührungsempfindlichkeit, Hautausschlag, „Nackensteife“, Teilnahmslosigkeit o.ä. auftreten
  • Wenn ein Kind trotz fiebersenkender Maßnahmen immer noch deutlich beeinträchtigt ist
  • Wenn das Kind bei Fieber nicht trinken will
  • Wenn die Eltern unsicher sind und nicht genau wissen, was Ihrem Kind fehlt

Weitere Informationen zum Thema Kindergesundheit und zur Stiftung finden Sie hier: www.kindergesundheit.de

Quelle: Stiftung Kindergesundheit