GEW: Hochwertiger Ganztag nur mit massiven Investitionen möglich

Bildungsgewerkschaft und Kinderhilfswerk zum „Fachkräfte-Radar für Kita und Grundschule 2022“

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht sich mit Blick auf den „Fachkräfte-Radar für Kita und Grundschule 2022“ darin bestätigt, dass der ab 2026 geltende Rechtsanspruch auf Ganztag in der Grundschule ein gesellschaftspolitischer Kraftakt werden wird. „Die Zahlen der Bertelsmann-Studie zeigen deutlich, dass unser frühkindliches Bildungssystem vor dem Kollaps steht und wir jetzt unbedingt handeln müssen“, sagte Doreen Siebernik, GEW-Vorstandsmitglied für Jugendhilfe und Sozialarbeit. Einen hochwertigen Ganztag in der Grundschule könne es nicht ohne massive Investitionen in Fachkräfte, Qualität und Ausbau geben, so Siebernik.

Wichtiger Beitrag für eine demokratische und offene Gesellschaft

„Die Kolleginnen und Kollegen in den Kitas und Schulen leisten täglich trotz enormer Belastungen einen wichtigen Beitrag für eine demokratische und offene Gesellschaft, aber sie sind nach den kräftezehrenden Herausforderungen der letzten Jahre am Limit!“ Es fehle überall Personal und Nachwuchs, das bestätige die heute vorgelegte Prognose, so die GEW-Kita-Expertin. „Durch das fehlende Personal entsteht ein zweites Problem. Die Arbeitsbelastung ist vielfach zu hoch. Dieser Zustand ist nicht mehr akzeptabel und wird sich mit Blick auf die demographische Entwicklung und den Berechnungen zu Bedarfen und Personalressourcen, insbesondere im Westen der Republik, in den nächsten zehn Jahren dramatisch zuspitzen“, so Siebernik.

Langfristig angelegte Fachkräfteoffensive

„Wir brauchen jetzt eine langfristig angelegte Fachkräfteoffensive vom Bund und den Ländern“, ergänzte Anja Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandsmitglied für den Organisationsbereich Schule. Sie wies auf blinde Flecken in der Prognose hin: „Es ist unglaublich, dass wir bundesweit keinen empirischen Überblick haben, welche Berufsgruppen überhaupt derzeit im Ganztag beschäftigt und inwieweit diese prekär beschäftigt sind.“ Um der Entwicklung zum schulischen Ganztag an Grundschulen und dem Rechtsanspruch auf ganztägige Förderung gerecht zu werden, müsse der Bund jetzt die qualitativen Rahmenbedingungen setzen und im Zuge dessen eine qualitative Datengrundlage schaffen. „Das Problem lässt sich nicht aussitzen. Die Arbeitsbedingungen müssen zügig verbessert werden, um die Arbeitsfelder Kita und Schule wieder attraktiv zu machen. Des Weiteren braucht es besonders im Westen der Republik einen koordinierten und bedarfsgerechten Ausbau der Plätze“, kritisierte Bensinger-Stolze abschließend.

Qualitätssicherung

Auch das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW) fordert anlässlich des Fachkräfte-Radars von Bund, Ländern und Kommunen größere Kraftanstrengungen, damit bis zum Jahr 2030 jedem Grundschulkind ein qualitativ hochwertiger Platz in der Ganztagsbetreuung zur Verfügung stehe. Aus Sicht der DKHW muss sich der Ausbau der Ganztagsbetreuung an Grundschulen konsequent an den Prinzipien der UN-Kinderrechtskonvention ausrichten. Ein rein quantitativer Ausbau von Betreuungsplätzen ohne ausreichende Qualitätssicherung widerspräche der in der UN-Kinderrechtskonvention normierten Vorrangstellung des Kindeswohls. Alle Anstrengungen in der Qualitätsentwicklung für Kita und Hort müssten sich daher vorrangig am psychischen und physischen Wohlergehen der Kinder messen lassen und das Ganztagsangebot explizit an demokratischen Grundprinzipien ausrichten. Hierfür brauche es klare, deutschlandweit einheitliche Rahmenvorgaben durch den Bund, um die Qualität dieser Betreuungsplätze nachhaltig sicherzustellen, so das DKHW in einer Mitteilung.




Über 100.000 Fachkräfte fehlen bei der Ganztagsförderung an Grundschulen bis 2030

Qualitätsverbesserungen im Osten und Quantitätsverbesserungen im Westen dringend nötig

Die Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsförderung in der Grundschule und im Hort erfordert deutlich mehr Fachkräfte, als bis 2030 zur Verfügung stehen. Im Westen sind 76.000 Fachkräfte zusätzlich erforderlich, wenn bis Ende des Jahrzehnts für jedes Kind ein Platz mit einer Förderung von 40 Wochenstunden vorhanden sein soll. In den ostdeutschen Bundesländern steht zwar genügend Personal zur Verfügung, damit jedes Kind einen Platz erhalten kann. Die Bertelsmann Stiftung empfiehlt allerdings – über den Rechtsanspruch hin-aus – die ostdeutschen Schulen und Horte mit so viel Personal auszustatten, dass sie die bessere Personalausstattung im Westen erreichen. Dafür wären zusätzlich 26.000 Fachkräfte erforderlich. Für eine flächendeckende und personell gut ausgestattete Ganztagsförderung würden also bis 2030 insgesamt über 100.000 pädagogische Mitarbeiter:innen mehr benötigt werden, als voraussichtlich zur Verfügung stehen. Das zeigt der neue „Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschule 2022“ der Bertelsmann Stiftung.

Die westdeutschen Bundesländer müssen sich auf den Platzausbau konzentrieren

Die ostdeutschen Bundesländer erfüllen für die Mehrheit der Grundschulkinder bereits den Rechtsanspruch auf eine ganztägige Betreuung – durchschnittlich 83 Prozent nutzen ein Ganztagsangebot sowie 3,5 Prozent ein Übermittagsangebot, das bis ca.  14:30 Uhr zur Ver-fügung steht. In den westdeutschen Bundesländern liegt die Teilhabequote im Schnitt nur bei 47 Prozent. Zudem besuchen hier 18 Prozent der Kinder im Grundschulalter ein Übermittagsangebot. Wenn im Westen jedes Grundschulkind bis 2030 ein Ganztagsangebot erhalten soll, müssen über eine Million Plätze zusätzlich zu den bestehenden geschaffen werden. Dafür sind rund 76.000 Fachkräfte mehr erforderlich, als bis dahin zur Verfügung stehen.

Im Osten ist eine bessere Personalausstattung nötig

Die ostdeutschen Bundesländer können zwar bis Ende des Jahrzehnts jedem Kind einen Platz anbieten, ohne dass ein Personalmangel zu erwarten ist. Allerdings plädiert die Bertelsmann Stiftung dafür, die personelle Situation an den ostdeutschen Grundschulen und Horten zu verbessern. Für die Personalausstattung legt der Rechtsanspruch keine bundeseinheitlichen Standards fest, doch die Unterschiede sind gravierend: Während die Horte in West-deutschland einen Personalschlüssel von 1 zu 6 aufweisen, liegt dieser im Osten bei 1 zu 14. Eine Vollzeit-Fachkraft in Ostdeutschland muss also – rechnerisch – mehr als doppelt so viele Kinder betreuen, wie in einem westdeutschen Hort. Daten zur Personalausstattung in schulischen Ganztagsangeboten werden bislang nicht erhoben. Orientierung bietet hier die landesspezifische Relation einer Lehrkraft zu Schüler:innen, die in Westdeutschland bei 1 zu 14,7 und in Ostdeutschland bei 1 zu 16,2 liegt. Damit in den ostdeutschen Bundesländern für alle Grundschulkinder ein ganztägiges Angebot mit einer, gemessen an der Personalausstattung, vergleichbaren Qualität wie im Westen bereitsteht, werden laut Prognose des Radars 26.000 zusätzliche Fachkräfte bis 2030 benötigt. Lediglich in Berlin und Thüringen werden nach derzeitigem Stand genügend Fachkräfte zur Verfügung stehen, um die Personalausstattung bis Ende des Jahrzehnts an den Westen anzugleichen.

Der zusätzliche Fachkräftebedarf fällt in Ost und West niedriger aus, wenn 2030 nicht alle Kinder ein Ganztagsangebot nutzen, sondern die Teilhabequoten bis dahin den Stand der ostdeutschen Teilhabequote erreichen (im Durchschnitt 86 Prozent). Doch selbst dann fehlen in Ost statt 26.000 noch 18.000 Personen, in West statt 76.000 noch 55.000 Personen. Nähme ein Teil der Kinder in Westdeutschland weiterhin die kürzere Übermittagsbetreuung in Anspruch, wäre der Personalmangel niedriger, läge aber noch bei fast 34.000 Personen. Insgesamt stünden damit in Deutschland noch immer zwischen 52.000 und 73.000 Fachkräfte weniger zur Verfügung, als benötigt. Das sind rund anderthalbmal beziehungsweise doppelt so viele Personen, wie die fast 37.000 Fachkräfte, die laut Prognose bis 2030 als neue Mitarbeiter:innen hinzukommen werden.

Die Bundesländer sollten schon jetzt Maßnahmen ergreifen

Die im „Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschule 2022“ beschriebenen Szenarien stellen verschiedene Handlungsoptionen für die Politik dar. Eine lückenhafte und zudem uneinheitliche Datengrundlage erschwert eine umfassende Bestandsaufnahme. Für Anette Stein, Direktorin im Programm „Bildung und Next Generation“ der Bertelsmann Stiftung, zeigen die Szenarien allerdings deutlich: „Die Umsetzung des Rechtsanspruchs lässt sich nur mit einem deutlich erhöhten Angebot an Fachkräften bewältigen. Daher müssen die Bundesländer gemein-sam mit allen Verantwortlichen schon jetzt differenzierte Maßnahmen ergreifen, um dem steigenden Personalmangel in Grundschulen und Horten vorzubeugen.“

Die westdeutschen Bundesländer sollten bis 2030 alle Anstrengungen darauf konzentrieren, das Platz- und damit das Personalangebot so auszubauen, dass der Rechtsanspruch auf Ganztagsförderung flächendeckend erfüllt werden kann. Die ostdeutschen Länder wiederum könnten einen Teil der Bundesmittel aus dem Ganztagsförderungsgesetz dazu einsetzen, eine Personalausstattung wie im Westen zu erreichen. Nach Einschätzung der Bertelsmann Stiftung sind weniger die finanziellen Mittel, sondern die fehlenden Mitarbeiter:innen die zentrale Herausforderung. Die Dimensionen des Personalmangels werden mit Blick auf die Ergebnisse der ersten Ausgabe des Fachkräfte-Radars aus dem August 2021 noch größer: Dieser ermittelte, dass im Kita-Bereich bis 2030 rund 230.000 pädagogische Beschäftigte fehlen werden.

„Damit der Rechtanspruch auf ganztägige Förderung für alle Grundschulkinder die besten Bildungschancen ermöglicht, brauchen wir ausreichend und gut qualifiziertes pädagogisches Personal. Der Hebel dafür ist eine langfristig angelegte Fachkräfteoffensive von Bund und Ländern. Für eine bessere sowie bundeseinheitliche Personalausstattung in Horten und Grundschulen muss die Politik jetzt die gesetzlichen Rahmenbedingungen, genügend Ausbildungskapazitäten sowie Anreize für den Einstieg in das Berufsfeld schaffen“, betont Stein.

Zusatzinformationen

Für den „Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschule 2022“ wurden Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder aus der Kinder- und Jugendhilfe-Statistik (Stichtag 1. März 2021), der Kultusministerkonferenz, der KiBS Studie aus 2020 und weiteren amtlichen Statistiken genutzt. Die Berechnungen führte Economix Research & Consulting durch. Die Publikation ist hier zu finden. Der Rechtsanspruch auf ganztägige Förderung für Grundschulkinder ist im Ganztagsförderungsgesetz (GaFöG) von Oktober 2021 geregelt und umfasst 40 Wochenstunden inklusiven Unterricht. Er gilt für Kinder von der 1. bis zur 4. Schulklasse und wird gestaffelt nach der Klassenstufe eingeführt. Ab dem Schuljahr 2026/2027 greift er bei Schüler:innen der 1. Klasse, ab 2029/2030 bei allen Grundschulklassen.

Quelle: Bertelsmann-Stiftung




Mit freundlicher Aufforderung zur Selbstreflexion

Irina Pendorf: Einladung zum Dialog

Gerade in einer Zeit, in der die (Elementar)Pädagogik immer stärker auf ein kognitives Effizienzlernen, eine funktionale Belehrung ohne ein tiefgreifendes Bindungsgeschehen und auf konsumausgerichtete Leistungsangebote ausgerichtet ist, hebt sich die Veröffentlichung von Irina Pendorf mehr als wohltuend und sehr deutlich von diesen Gestaltungsmerkmalen ab.

Der erste Teil des Buches wendet sich „basalen Grundfragen mit ersten Antworten“ zu, indem unter anderem folgenden Fragen nachgegangen wird: Was ist Erziehung und wohin/wie wollen wir erziehen? Was ist eigentlich Bildung und wie hängen Bildung und Erziehung zusammen? Was bedeutet es, Mensch zu sein? Was ist ein gelingendes Leben/eine hilfreiche Wegbegleitung? Was sind Werte, was sind Normen? Welche Rolle spielt das Weltbild der Erziehenden für den Erziehungsprozess?

Teil zwei geht unter der Überschrift „Existenzielle Antworten – Konzepte einer Pädagogik des Vertrauens“ zunächst auf den Schwerpunkt „Dialogische Erziehung und Bildung“ ein und widmet sich, ausgehend vom Leben und Werk des österreichisch-israelisch jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber, den Fragen, wie eine Erziehung zum Leben mit Schicksal und Freiheit/zum Glauben aussehen kann und was eine umfassende/vertrauende/liebende Erziehung/eine dialogische Erzieher:in kennzeichnet.

Es folgt die weitere Betrachtung einer „existenziellen Erziehung und Bildung“ in Bezug zum Leben und Werk des Neurologen und Psychiaters Dr. Viktor Emil Frankl zur Geistigkeit, Freiheit, Verantwortlichkeit und Wertstrebigkeit des Menschen und endet mit der Anspruchs- und Antworthaltung in der existenziellen Pädagogik. Im dritten Teil des Buches finden interessierte Leser:innen kurze Hinweise zum Setting/Anspruch einer persönlichkeitsbildenden Aus-/Fort-/Weiterbildung, einer vertrauensgeprägten Teamarbeit, einer reflektierenden Supervision, eines selbstbildungsgeprägten Coachings, einer problemlösungsorientierten Beratung sowie einer gesundheitsförderlichen Therapie bei besonderen Problemstellungen. Und in einem Nachwort dreht sich alles um die Endlichkeit unseres Lebens und deren Bedeutungswert für die gegenwärtige Existenz.

Wer mit dem Lesen dieses Buches begonnen hat, taucht unweigerlich in einen tiefen Dialog mit sich selber ein, stößt auf Fragen und Aufgaben, die innere Bewegungen in Gang setzen, wird mit anthropologischen, existenziellen und pädagogischen Aussagen konfrontiert, befragt sich selbst, welche Haltung dem eigenen Leben zugrunde liegt und welche Auswirkungen unser haltungsgeprägtes Verhalten auf unser Gegenüber ausübt.

Dieses Buch sollte eine Pflichtlektüre für alle kindheitspädagogische Fachkräfte in der Ausbildung und in der Praxis sein, zumal die eigene Haltung der Ausgangspunkt für die Art und Weise sowie den Verlauf eines jeglichen Interaktionsgeschehens ist, das einen entwicklungsförderlichen oder -hinderlichen Einfluss auf den anderen hat.

Prof. h.c. Dr. h.c. Armin Krenz

Irina Pendorf
Einladung zum Dialog. Über eine Pädagogik des Vertrauens
288 Seiten
verlag modernes lernen, Dortmund 2021
ISBN: 978-3-8080-0900-0
22,95 €




Wildtieren durch die Hitze helfen 

Soforthilfe für Igel, Vögel, Insekten und Amphibien 

Sommerliche Temperaturen über 25 Grad bringen Menschen ins Schwitzen und für viele wird es unerträglich heiß. Tieren macht die Hitze genauso zu schaffen. Sie müssen wie wir bei Hitze besonders viel trinken und suchen wie wir nach Abkühlung. Wildtiere aber leiden während der heißen Tage unter Wassermangel. Die wenigen verbliebenen natürlichen Wasserstellen, die besonders in Städten ohnehin rar sind, trocknen zunehmend aus. Die wichtigste Maßnahme ist deshalb, Trinkquellen anzubieten.  

Aber auch das Nahrungsangebot wird für die Wildtiere durch die Trockenheit immer knapper. Igel beispielsweise finden kaum die für sie wichtigen Regenwürmer, da diese nicht an die trockene Bodenoberfläche kommen. In trockengefallenen Feuchtgebieten gibt es für Störche und andere Tiere keine Nahrung in Form von Amphibien, Fischen und Insekten mehr. Björn Goldhausen, Meteorologe von WetterOnline, erklärt: „Auch in den kommenden Tagen bleibt es sommerlich warm bis heiß. Gewitter und Regen können nur regional für eine Entspannung sorgen. “ 

Tränken auf dem Balkon und im Garten 

Beim Aufstellen von Tränken sind einige Dinge zu beachten. Der Aufstellplatz sollte ruhig, schattig und vor Katzen sicher sein. Ideal sind flache Wasserschalen mit einem rauen Untergrund, damit die Tiere nicht rutschen. Die Schalen sollten möglichst wackelfrei und eben aufgestellt werden, damit kein Wasser ausläuft oder die Tiere irritiert werden. Kleine Inseln aus Steinen in der Schale bieten zusätzliche Sicherheit und einen Landeplatz für Insekten, die so ebenfalls ihren Durst löschen können. Die Schalen können auf der Fensterbank, dem Balkon und im Garten gleichermaßen aufgestellt werden.  

Von einer Tränke im Garten profitieren nicht nur Vögel und Insekten, sondern auch Igel und andere Tiere, die nicht einfach zur nächsten Wasserstelle fliegen können.  Wenn eine größere Tränke oder ein Gartenteich vorhanden ist, ist es sehr wichtig eine Ausstiegshilfe anzubieten, damit Tiere, die hineinfallen, nicht ertrinken. Ideal ist dafür eine flache Uferzone im Gartenteich. In größeren Schalen kann ein raues Brett als Rettungsleiter fungieren. Zum Schutz vor Katzen sollte die Tränke nicht in der Nähe von Büschen, in denen sich die pelzigen Räuber gerne auf die Lauer legen, aufgestellt werden. Gerade Vögel nutzen die Wasserstellen und übrigens auch Sand zum ausgiebigen Bad und können dann leicht zum Opfer werden.

Um zu verhindern, dass sich Krankheitserreger im Wasser ausbreiten, sollte das Wasser in den Schalen täglich gewechselt und diese gründlich gereinigt werden.

Hilfe für Frosch & Co. 

Hitzewellen und Trockenperioden machen insbesondere auch den Amphibien extrem zu schaffen, die in Städten und stark bebauten Gegenden leben. Grünflächen, Feuchtbiotope und amphibienfreundliche Plätze sind hier rar und jede feuchte Ecke kann in langen trockenen Sommern ihr Überleben sichern. „Daher ist es besonders wichtig, im Garten, in öffentlichen Parkanlagen und in Grünflächen Laub, Gehölz und Totholz liegen zu lassen und heimischen Tieren wie Amphibien, Insekten und auch Igeln so ein kühles, feuchtes und dunkles Versteck zu bieten“, sagt Sandra Honigs, stellvertretende Direktorin und Kuratorin für den Landbereich im Aquazoo Löbbecke Museum Düsseldorf. „Ein amphibienfreundlicher Teich im eigenen Garten kann zudem die Fortpflanzung gefährdeter Arten unterstützen.“ 

Quelle: WetterOnline




Guten Appetit? Was so alles auf den Grill kommt!

Der Grillwurst-ÖKO-TEST ist jetzt gratis abrufbar

Sommerzeit ist Grillzeit. Für die Kinder gibt es dann gerne mal gegrillte Würstchen. Beim Lesen des aktuellen ÖKO-TESTs ist uns der Appetit vergangen. „Abgeschnittene Schwänze, kastrierte Ferkel und kaum Platz im Stall: Das ist traurige Realität in der konventionellen Schweinehaltung“, schreibt das Verbrauchermagazin in einer Mitteilung. Weiter heißt es „Wir haben 19 gebrühte Grillwürste aus Schweinefleisch untersucht – neben den oft miserablen Bedingungen im Stall vermiesen auch Mineralölbestandteile, Keime, Phosphate und zu viel Salz die Testergebnisse einiger Produkte.“ Die gute Nachricht ist laut ÖKO-TEST, dass wir viele Bio-Würste zumindest ab und zu mit gutem Gewissen auf den Grill legen könnten. Die schlechte Nachricht: „Die konventionelle BBQ Bratwurst Herzhaft von Aldi Nord/Aldi Süd schneidet am schlechtesten ab und in der Penny Rost Bratwurst stecken Clostridien – Keime, die auf mangelnde Hygiene hinweisen.“

Den Grillwurst-Test könnt ihr hier downloaden.

Quelle: Pressemitteilung ÖKO-TEST




IQB-Bildungstrend: Schüler:innen in der sozialen Entwicklung und im Lernerfolg erheblich zurückgefallen

Geringere Leistungen in Deutsch und Mathematik in schulisch herausfordernden Zeiten

Die Schülerinnen und Schüler in Deutschland sind in ihrer sozialen Entwicklung und in ihrem Lernerfolg erheblich zurückgefallen. Das zeigt jetzt auch eine Vorabauswertung des IQB-Bildungstrends 2021, der vor den Sommerferien im Jahr 2021 deutschlandweit in den vierten Klassen durchgeführt wurde. Bei der Präsentation der Ergebnisse hießt es, dass nicht davon ausgegangen werden könne, dass ausschließlich die Pandemiesituation für die Kompetenzrückgänge verantwortlich sei. Schon zwischen 2011 und 2016 sei die ungünstige Entwicklung zu beobachten gewesen.

Viele Viertklässler:innen erreichen die Bildungsstandards nicht

Demnach erreichen signifikant weniger Viertklässlerinnen und Viertklässlern in den Fächern Deutsch und Mathematik im Vergleich zu den letzten Erhebungen in den Jahren 2011 und 2016 die Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK). Der Anteil der Kinder, die die Mindeststandards verfehlen, ist teilweise deutlich gestiegen, und die sozialen und zuwanderungsbezogenen Disparitäten haben sich verstärkt. Weitere Befunde zeigen zudem auch ein etwas geringeres fachliches Interesse für Deutsch und Mathematik, aber eine nach wie vor hohe Schulzufriedenheit und positive Bewertung der sozialen Integration in der Schulklasse. Der Kompetenzrückgang entspricht der Lernzeit von ca. einem drittel Schuljahr im Lesen, einem halben Schuljahr im Zuhören, einem viertel Schuljahr im Bereich Orthografie und einem viertel Schuljahr im Fach Mathematik, hieß es bei der Vorstellung des Kurzberichts.

Deutliche soziale Unterschiede

Prof. Dr. Petra Stanat, wissenschaftliche Leiterin des IQB: „Die ungünstigen Veränderungen in den erreichten Kompetenzen sind deutlich und sicherlich nicht unwesentlich darauf zurückzuführen, dass diese Kohorte von Kindern von den pandemiebedingten Einschränkungen betroffen war. Allerdings haben auch schon in den früheren Kohorten zu viele Kinder nicht die Mindeststandards erreicht. Um diese Kinder muss sich das Bildungssystem systematischer kümmern.“

Karin Prien, Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Ministerin für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein: „Die Folgen der Corona-Pandemie bei den Viertklässlerinnen und Viertklässlern sind gravierend. Die Ergebnisse zeigen, dass besonders Kinder von den pandemiebedingten Schulschließungen betroffen waren, die zu Hause weniger Unterstützung erhalten können. Dies unterstreicht einmal mehr die Bedeutung von schulischem Lernen für die Bildungsgerechtigkeit. Die Schülerinnen und Schüler brauchen den Präsenzunterricht in der Schule und langfristig angelegte Maßnahmen, um die pandemiebedingten Lernrückstände aufzuholen. Um den Schülerinnen und Schülern weiterhin verstärkt gezielte Förderung zu ermöglichen, haben die Länder die Bundesregierung gebeten, das Bundesprogramm ,Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche‘ in Bezug auf Lernrückstände sowie psychosoziale Effekte im Schulbereich mit weiteren 500 Millionen Euro zunächst bis zum Ende des Schuljahres 2023/2024 zu verlängern. Die großen Schulleistungsstudien zeigen aber auch, dass schon vor der Pandemie seit 2011 negative Trends festzustellen sind. Wir müssen daher den eingeschlagenen Weg konsequent weiter gehen und die Basiskompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen stärken!“

„Viele haben den Anschluss verloren“

Ties Rabe, A-Länderkoordinator und Hamburgs Senator für Schule und Berufsbildung: „Erneut bestätigt eine wichtige Studie die schlimmen Folgen der Schulschließungen und Unterrichtseinschränkungen in der Corona-Zeit: Viele Schülerinnen und Schüler haben den Anschluss verloren und große Lernrückstände. Es schmerzt besonders, dass die Schulschließungen gerade bei Kindern mit Lernproblemen die schlimmsten Auswirkungen hatten. Die IQB-Studie bestätigt erneut die Zweifel vieler Kultusminister, dass der deutsche Corona-Sonderweg mit den meisten Schulschließungen aller westeuropäischen Länder wirklich richtig war. In jedem Fall ist jetzt eine gemeinsame Kraftanstrengung von Bund und Ländern notwendig, um den Schülerinnen und Schülern zu helfen. Wir erwarten, dass sich gerade der Bund jetzt nicht wegduckt, sondern das laufende Corona-Aufholprogramm aufstockt und verlängert sowie gemeinsam mit den Ländern zügig ein dauerhaftes Nachfolgeprogramm zur Verbesserung der Startchancen für benachteiligte Schülerinnen und Schüler entwickelt und umsetzt.“

Interessen der Schüler:innen in den Vordergrund stellen

Prof. Dr. R. Alexander Lorz, B-Länderkoordinator und Hessischer Kultusminister: „Die nun vorliegenden Ergebnisse sind eine Verpflichtung für uns als Politik, bei allen zukünftigen Pandemie-Entscheidungen noch mehr als zuvor die Interessen der jungen Schülerinnen und Schüler in den Vordergrund zu stellen und unsere umfassenden Aufhol-Bemühungen fortzusetzen – länger als bisher vom Bund vorgesehen. Dabei sind Mathe und Deutsch das Fundament für jede erfolgreiche Schullaufbahn. Hier müssen wir aktiv handeln.“

Trend des Rückgangs der Basiskompetenzen

„Auch wenn der IQB-Bildungstrends noch keine speziellen Ergebnisse für Baden-Württemberg ausweist, nehmen wir den Bildungstrend ernst. Die Ergebnisse sind nicht gut“, sagt baden-württembergische Kultusministerin Theresa Schopper. Sie fügt hinzu: „Zwei Entwicklungen halte ich für besonders bedeutend. Zum einen zeigen sich Kompetenzrückgänge bei den Schülerinnen und Schülern bei den besonders wichtigen Basiskompetenzen. Es spricht viel dafür, dass es sich hier nicht nur um einen kurzfristigen Effekt der Pandemie handelt, sondern dass sich hier eine längerfristige Entwicklung des Rückgangs der Basiskompetenzen fortsetzt, deren Entwicklung sich schon 2011 und 2016 angedeutet hat. Außerdem zeigt der Bildungstrend, dass es besonders diejenigen Schülerinnen und Schüler sind, deren Kompetenzen sich verschlechtert haben, die nicht das gut ausgestattete Elternhaus hinter sich haben. Auf diese Gruppe müssen wir besonders achtgeben. Mit beiden Entwicklungen können wir uns nicht zufrieden geben und werden uns auch nicht damit abfinden.“

VBE: Pandemie Zäsur in der Bildungsbiografie

Auch der Verband Bildung und Erziehung stellt in seiner Betrachtung die wachsende Bildungsungerechtigkeit in den Mittelpunkt. „Die IQB-Bildungstrends bestätigen, was bereits andere Umfragen und Studien aufgezeigt haben. Die Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen waren und sind eine Zäsur in der Bildungsbiografie vieler Schülerinnen und Schüler. Aber sie betreffen diejenigen, die bereits vorher schon zu den Benachteiligten zählten, in überdurchschnittlichem Maße. Bildungschancen sind nach wie vor in starkem Maße von der sozialen Herkunft abhängig und bisher erkämpfte Fortschritte sind durch die Pandemie wieder verloren gegangen“, kommentiert Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des VBE die Ergebnisse. Dabei ist er sich mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft einig.


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GEW: Bildung muss alleroberste Priorität eingeräumt werden

„Wie laut müssen die Alarmglocken noch läuten, damit der Bildung in diesem Land endlich alleroberste Priorität eingeräumt wird?“, fragt Anja Bensinger-Stolze, Vorstandsmitglied Schule der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). „Der sozioökonomische Status der Familie spielt eine immer größere Rolle beim Kompetenzerwerb der Kinder. Schulerfolg und Lebensperspektiven sind eng mit dem Elternhaus verknüpft, seit PISA 2001 die Achillesferse des Bildungssystems in Deutschland. Statt der gesellschaftlich notwendigen Entkopplung verschärft sich die Situation aber offenbar noch. Dieser Trend ist seit 2016 festzustellen und trifft alle Kinder, aber ganz besonders Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungshintergrund.“

Philogenverband fokussiert auf Mathe und Deutsch

Die Defizite in der sozialen Entwicklung der Schüler werden kaum kommentiert. So konzentriert sich auch die Vorstandsvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes auf die mangelnden Orthographie- und Mathematikkenntnisse vieler Kinder: „Die jetzigen Ergebnisse bestätigen den Eindruck vieler Gymnasiallehrkräfte, dass das Leistungsniveau der Grundschülerinnen und -schüler beim Übergang auf die weiterführende Schulart gesunken sei. An den Grundschulen muss mehr auf den Lernerfolg geachtet werden“, erklärt sie.

Hintergrundinformationen zur Studie

Im IQB-Bildungstrend 2021 hat das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) im Auftrag der Kultusministerkonferenz zum dritten Mal untersucht, inwieweit Viertklässlerinnen und Viertklässler die bundesweit geltenden Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK) in den Fächern Deutsch und Mathematik für den Primarbereich erreichen. Durch einen Vergleich mit den Ergebnissen des IQB-Ländervergleichs 2011 und des IQB-Bildungstrends 2016 ist es möglich, zu prüfen, inwieweit sich das Kompetenzniveau der Kinder in den letzten fünf beziehungsweise zehn Jahren verändert hat.

Am IQB-Bildungstrend 2021 haben 26.844 Schülerinnen und Schüler der 4. Jahrgangsstufe in 1.464 Grund- und Förderschulen aus allen 16 Ländern teilgenommen. Im Fach Deutsch wurden die Kompetenzbereiche „Lesen“, „Zuhören“ und „Orthografie“ geprüft, im Fach Mathematik fünf inhaltsbezogene Kompetenzbereiche (Leitideen), die sich in einer Globalskala mathematischer Kompetenz zusammenfassen lassen.    
Der vorgestellte Kurzbericht enthält erste Ergebnisse für Deutschland insgesamt und kann auf der Webseite des IQB heruntergeladen werden. Vertiefende Analysen und Ergebnisse zu den einzelnen Ländern werden im Oktober 2022 im Berichtsband zum IQB-Bildungstrend 2021 publiziert.

Quellen: Pressemitteilungen KMK, VBE, GEW, DPhV und des Kultusministeriums Baden-Württemberg




Mehr Kinder zu haben, wirkt sich wohl negativ auf geistige Leistung im Alter aus

Wesentliche Faktoren könnten Stress, Sorgen sowie eine geringere Teilhabe am kulturellen Leben sein

Heute bekommen Frauen durchschnittlich weniger Kinder. In der Schweiz sind das 1,46, in Österreich 1,48 und in Deutschland 1,53. Allerdings gibt es mittlerweile wieder Trends zu größeren Familien. In Deutschland etwa leben in rund eine Million Haushalte drei und mehr minderjährige Kinder. Das hat seine Vor- und Nachteile. Das Familienleben ist meist lebendiger. Die Kinder sind selten einsam. Vielleicht ist das Leben auch fröhlicher. Allerdings ist Kinder haben sehr kostspielig. Die Eltern bekommen weniger Schlaf und der Stress ist größer. Jüngste Forschungsergebnisse deuten zudem darauf hin, dass Eltern mit vielen Kindern im Alter einen stärkeren Verlust ihrer geistigen Leistungen erleiden.

Auswirkungen hoher Fruchtbarkeit auf die kognitiven Fähigkeiten

Eine aktuelle Studie der Mailman School of Public Health der Columbia University, des Robert Butler Columbia Aging Center und der Université Paris-Dauphine – PSL fand heraus, dass sich drei oder mehr Kinder im Vergleich zu zwei Kindern negativ auf die kognitiven Fähigkeiten im späteren Leben auswirken. Die Daten zeigen auch, dass dieser Effekt in Nordeuropa am größten ist, wo eine höhere Fruchtbarkeit zwar die finanziellen, nicht aber die sozialen Ressourcen verringert. Dies ist die erste Studie, die die Auswirkungen einer hohen Fruchtbarkeit auf die kognitiven Fähigkeiten im späteren Leben untersucht.

Bislang wurde der Fruchtbarkeit als möglichem Prädiktor für die kognitiven Fähigkeiten im späteren Lebensalter im Vergleich zu anderen Merkmalen wie Bildung oder Karriere wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Demography veröffentlicht.

Kognitive Gesundheit der älteren Bevölkerung von entscheidender Bedeutung

„Das Verständnis der Faktoren, die zu einer optimalen kognitiven Leistungsfähigkeit im Alter beitragen, ist für die Gewährleistung eines erfolgreichen Alterns auf individueller und gesellschaftlicher Ebene von entscheidender Bedeutung – insbesondere in Europa, wo die Familiengrößen geschrumpft sind und die Bevölkerung schnell altert“, so Dr. Vegard Skirbekk, Professor für Bevölkerungs- und Familiengesundheit an der Columbia Mailman School. „Für den Einzelnen ist die kognitive Gesundheit im fortgeschrittenen Alter von entscheidender Bedeutung, um seine Unabhängigkeit zu bewahren und im späteren Leben sozial aktiv und produktiv zu sein. Für die Gesellschaft ist die Sicherstellung der kognitiven Gesundheit der älteren Bevölkerung von entscheidender Bedeutung für die Verlängerung des Arbeitslebens und die Verringerung der Gesundheitskosten und des Pflegebedarfs“, sagte Dr. Eric Bonsang, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Université Paris-Dauphine – PSL.

Die Forscher untersuchten Daten aus dem Survey of Health, Aging, and Retirement in Europe (SHARE), um herauszufinden, wie sich das Vorhandensein von drei oder mehr Kindern im Vergleich zu zwei Kindern auf die Kognition im späteren Leben auswirkt. SHARE erhebt Daten von repräsentativen Stichproben älterer Menschen in 20 europäischen Ländern und Israel, darunter Österreich, Belgien, Kroatien, die Tschechische Republik, Dänemark, Estland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Ungarn, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Polen, Portugal, Slowenien, Spanien, Schweden und die Schweiz. Die Teilnehmer mussten mindestens 65 Jahre alt sein und mindestens zwei biologische Kinder haben.

Kosten, Stress, geringeres Familieneinkommen und geringere Teilhabe

Auf der Grundlage fortschrittlicher ökonometrischer Methoden, die in der Lage sind, Kausalität von einfachen Assoziationen zu trennen, deuten die Ergebnisse darauf hin, dass das Vorhandensein von drei oder mehr Kindern im Vergleich zu zwei Kindern mit schlechteren kognitiven Fähigkeiten im späteren Leben zusammenhängt. Sie fanden auch heraus, dass dieser Effekt bei Männern und Frauen ähnlich ist.

Die Fruchtbarkeit kann die kognitiven Fähigkeiten im späteren Leben über mehrere Wege beeinflussen. Erstens verursacht ein zusätzliches Kind oft erhebliche finanzielle Kosten, verringert das Familieneinkommen und erhöht die Wahrscheinlichkeit, unter die Armutsgrenze zu fallen, wodurch der Lebensstandard aller Familienmitglieder sinkt und möglicherweise finanzielle Sorgen und Unsicherheiten entstehen, die zu einer kognitiven Verschlechterung beitragen könnten.

Zweitens steht die Geburt eines weiteren Kindes in kausalem Zusammenhang mit einer geringeren Erwerbsbeteiligung der Frauen, weniger Arbeitsstunden und einem niedrigeren Verdienst. Im Gegenzug wirkt sich die Erwerbsbeteiligung – im Vergleich zum Ruhestand – positiv auf die kognitive Leistungsfähigkeit von Männern und Frauen aus.

Drittens verringert die Geburt von Kindern das Risiko der sozialen Isolation älterer Menschen, die ein wichtiger Risikofaktor für kognitive Beeinträchtigungen und Demenz ist, und erhöht häufig das Niveau sozialer Interaktion und Unterstützung, was vor einem kognitiven Abbau im Alter schützen kann.

Und schließlich kann es stressig sein, Kinder zu haben, das Gesundheitsverhalten zu beeinflussen und die kognitive Entwicklung von Erwachsenen zu beeinträchtigen. Eltern, die mehr Kinder haben, können mehr Stress empfinden, haben weniger Zeit zum Entspannen und können weniger in kognitiv anregende Freizeitaktivitäten investieren. Dies kann zu Schlafentzug bei den Eltern führen.

6,2 Jahre älter

„Der negative Effekt von drei oder mehr Kindern auf die kognitive Leistungsfähigkeit ist nicht zu vernachlässigen, er entspricht 6,2 Jahren Alterung“, so Bonsang. Die Studie legt nahe, dass der Rückgang des Anteils der Europäer, die drei oder mehr Kinder haben, positive Auswirkungen auf die kognitive Gesundheit der älteren Bevölkerung haben könnte.

„In Anbetracht des Ausmaßes des Effekts sollten künftige Studien zur kognitiven Leistungsfähigkeit im höheren Lebensalter auch die Fruchtbarkeit als Prognosefaktor neben allgemeineren Prädiktoren wie Bildung, Berufserfahrung, körperliche Bewegung sowie geistige und körperliche Gesundheit untersuchen“, so Skirbekk. „Darüber hinaus sollten künftige Studien die möglichen Auswirkungen von Kinderlosigkeit oder einem Kind auf die Kognition im späteren Leben untersuchen. Wir brauchen auch mehr Informationen über die Art der Interaktionen, Unterstützungen und Konflikte zwischen Eltern und Kindern, die die kognitiven Ergebnisse beeinflussen können“.

Die Studie wurde vom Lehrstuhl für Gesundheit unterstützt – einer gemeinsamen Initiative von PSL, der Université Paris-Dauphine, ENSAE, MGEN und ISTYA unter der Schirmherrschaft der Fondation du Risque (FDR).

Quelle: „Does Childbearing Affect Cognitive Health in Later Life? Evidence From an Instrumental Variable Approach” von Eric Bonsang und Vegard Skirbekk, 1. Juni 2022, Demography.




Armutsquote erreicht Allzeithoch: 13,8 Millionen von Armut betroffen

Laut Armutsbericht 2022 ist die Armutsquote mittlerweile auf 16,6 Prozent gestiegen

13,8 Millionen Menschen mussten hierzulande 2021 zu den Armen gerechnet werden, 600.000 mehr als vor der Pandemie. Das ist die Kernaussage des Armutsberichts des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. Damit ist die Armutsquote in unserem reichen Land auf 16,6 Prozent gestiegen. Mehr als jede:r Sechste lebt also derzeit in Armut.

Weitere Verschärfung erwartet

Der Verband rechnet angesichts der aktuellen Inflation mit einer weiteren Verschärfung der Lage und appelliert an die Bundesregierung, umgehend ein weiteres Entlastungspaket auf den Weg zu bringen, das bei den fürsorgerischen Maßnahmen ansetzt: Grundsicherung, Wohngeld und BAföG seien bedarfsgerecht anzuheben und deutlich auszuweiten, um zielgerichtet und wirksam Hilfe für einkommensarme Haushalte zu gewährleisten.

Historisch höchster Wert auf Basis des amtlichen Mikrozensus

„Die Befunde sind erschütternd, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie schlagen inzwischen voll durch. Noch nie wurde auf der Basis des amtlichen Mikrozensus ein höherer Wert gemessen und noch nie hat sich die Armut in jüngerer Zeit so rasant ausgebreitet wie während der Pandemie”, so Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands.

Während 2020 noch die verschiedenen Schutzschilde und Sofortmaßnahmen der Bundesregierung und der Länder dafür sorgten, dass die Armut trotz des wirtschaftlichen Einbruchs und des rapiden Anstiegs der Arbeitslosigkeit nur relativ moderat anstieg, seien die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie 2021 offenbar voll auf die Armutsentwicklung durchgeschlagen, so die Ergebnisse der Studie.

Starker Zuwachs der Armut unter den Erwerbstätigen

Auffallend sei ein ungewöhnlicher Zuwachs der Armut unter Erwerbstätigen, insbesondere Selbständiger (von neun auf 13,1 Prozent), die während der Pandemie in großer Zahl finanzielle Einbußen zu erleiden hatten. Armutshöchststände verzeichnen auch Rentner:innen (17,9 Prozent) sowie Kinder und Jugendliche (20,8 Prozent).

Brennpunkt Ruhrgebiet

Bezüglich der regionalen Armutsentwicklung zeigt sich Deutschland nach dem aktuellen Armutsbericht tief gespalten: Während sich Schleswig-Holstein, Brandenburg, Baden-Württemberg und vor allem Bayern positiv absetzen, weisen fünf Bundesländer überdurchschnittlich hohe Armutsquoten auf: Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Berlin und das Schlusslicht Bremen, weit abgeschlagen mit einer Armutsquote von 28 Prozent. Armutspolitische Problemregion Nr. 1 bleibt dabei das Ruhrgebiet, mit 5,8 Millionen Einwohner:innen der größte Ballungsraum Deutschlands. Mehr als jede:r Fünfte dort lebt in Armut. In einem Länderranking würde das Ruhrgebiet mit einer Armutsquote von 21,1 Prozent gerade noch vor Bremen auf dem vorletzten Platz liegen.

„Ungerecht und unzureichend“

Der Paritätische Wohlfahrtsverband kritisiert insbesondere das jüngste Entlastungspaket als ungerecht und unzureichend. Die seit Herbst 2021 steigenden Lebenshaltungskosten führten zu einer dramatischen Vertiefung der Armut und verlangten entschlossene Hilfsmaßnahmen. „Pandemie und Inflation treffen eben nicht alle gleich. Wir haben keinerlei Verständnis dafür, wenn die Bundesregierung wie mit der Gießkanne übers Land zieht, Unterstützung dort leistet, wo sie überhaupt nicht gebraucht wird und Hilfe dort nur völlig unzulänglich gestaltet, wo sie dringend erforderlich wäre”, so Schneider. Nur zwei Milliarden Euro des insgesamt 29 Milliarden-Euro-schweren Entlastungspaket seien als gezielte Hilfen ausschließlich einkommensarmen Menschen zugekommen, kritisiert der Verband. Dazu würden die Einmalzahlungen durch die Inflation „aufgefressen”, noch bevor sie überhaupt ausgezahlt sind.

Neues Maßnahmenpaket gefordert

Der Paritätische fordert umgehend ein neues Maßnahmenpaket, das bei den fürsorgerischen Leistungen ansetzen müsse, konkret den Regelsätzen in der Grundsicherung, bei Wohngeld und BAföG. “Wir brauchen dringend ein weiteres Entlastungspaket, eines das zielgerichtet ist, wirksam und nachhaltig”, fordert Ulrich Schneider. “Grundsicherung, Wohngeld und BAföG sind nach unserer Auffassung die wirksamsten Hebel um schnell zu einer Entlastung unterer Einkommen zu gelangen, die nachhaltig wirkt und nicht nach kurzer Zeit wieder verpufft. Es geht darum unsere letzten Netze sozialer Sicherung wieder höher zu hängen.”

Den Armutsbericht 2022 können Sie hier downloaden.

Quelle: Pressemitteilung Paritätischer Wohlfahrtsverband