Beteiligung von Anfang an: Warum frühe Mitbestimmung Kinder stärkt

Wie Kitas und Grundschulen demokratische Teilhabe fördern können – und warum soziale Ungleichheit frühe Beteiligung oft verhindert

Demokratische Kompetenzen entstehen nicht erst im Jugendalter. Schon in der frühen Kindheit lernen Kinder, ihre Meinung zu äußern, zuzuhören, Regeln auszuhandeln und Verantwortung zu übernehmen. Beteiligung in Kindertageseinrichtungen und Grundschulen ist deshalb eine zentrale Voraussetzung für eine lebendige Demokratie. Aktuelle Forschungsdaten des Deutschen Jugendinstituts (DJI) zeigen jedoch, dass gerade hier soziale Ungleichheiten frühe Mitbestimmung erheblich einschränken.

Ungleiche Startbedingungen für Mitbestimmung

Die Beiträge in der neuen Ausgabe des Forschungsmagazins DJI Impulse machen deutlich: Ob Kinder Beteiligung erfahren, hängt stark von den sozialen und bildungsbezogenen Ressourcen ihrer Familien ab. Zwar beziehen sich viele der ausgewerteten Daten auf ältere Kinder und Jugendliche, doch die Befunde verweisen auf strukturelle Benachteiligungen, die bereits im Kita- und Grundschulalter wirksam werden. Kinder aus bildungsbenachteiligten oder armutsgefährdeten Familien erhalten seltener Gelegenheiten, ihre Interessen einzubringen oder demokratische Prozesse aktiv mitzugestalten.

Beteiligung ist ein Kinderrecht – auch in Kita und Schule

Mit der UN-Kinderrechtskonvention und ihrer Verankerung im Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB VIII) ist Beteiligung rechtlich festgeschrieben. Dennoch klafft eine deutliche Lücke zwischen Anspruch und pädagogischer Realität. In vielen Kitas und Grundschulen fehlen Zeit, Ressourcen und verbindliche Konzepte, um Kinder altersgerecht an Entscheidungen zu beteiligen. Studien des DJI verweisen zudem auf erwachsenenzentrierte Strukturen, hierarchische Institutionenkulturen und Unsicherheiten bei Fachkräften im Umgang mit Partizipation.

Wenn Mitbestimmung nur symbolisch bleibt

Besonders problematisch ist eine Beteiligung, die Kinder zwar anhört, ihre Perspektiven aber nicht ernsthaft berücksichtigt. Der DJI-Experte Dr. Frank Greuel warnt davor, dass rein symbolische Mitbestimmung das Vertrauen in demokratische Prozesse untergräbt. Kinder, die früh erleben, dass ihre Stimme keine Wirkung hat, entwickeln weniger Selbstwirksamkeit und Beteiligungsmotivation. Gerade im Kita- und Grundschulbereich ist deshalb entscheidend, dass Rückmeldungen transparent sind und Kinder nachvollziehen können, wie ihre Beiträge in Entscheidungen einfließen.

Gute Praxis braucht Haltung und Ressourcen

Die Beiträge in DJI Impulse zeigen zugleich, dass gelingende Beteiligung möglich ist. Voraussetzung sind Fachkräfte, die bereit sind, Entscheidungsmacht zu teilen, sowie klare Strukturen für Mitbestimmung im pädagogischen Alltag – etwa bei der Gestaltung von Räumen, Regeln oder Projekten. Früh erlebte Partizipation stärkt nicht nur demokratische Kompetenzen, sondern auch Selbstvertrauen, Sprachentwicklung und soziale Fähigkeiten von Kindern.

Forschung liefert wichtige Impulse für die Praxis

Das Forschungsmagazin DJI Impulse gibt regelmäßig Einblicke in aktuelle Studien zu Kindheit, Jugend, Familie und Bildung. Die aktuelle Ausgabe unterstreicht, wie wichtig es ist, Beteiligung nicht erst bei Jugendlichen anzusetzen, sondern bereits im frühen Kindesalter verlässliche, inklusive Strukturen zu schaffen – in Kitas, Grundschulen und allen pädagogischen Angeboten, die Kinder in ihrem Alltag begleiten.

Originalpublikation:

Forschungsmagazin DJI Impulse. „Besser beteiligen. Warum die Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen wichtig ist – und wie sie gelingen kann“. Heft 3+4/2025 (Nr. 140+141), Deutsches Jugendinstitut, München

Weitere Informationen:

https://www.dji.de/impulse Ausgaben des Forschungsmagazins DJI Impulse inkl. digitale Angebote
https://www.dji.de/jugendbeteiligung Online-Schwerpunkt zur DJI-Impulse-Ausgabe 3+4/2025
https://www.dji.de/videocast-perspektiven-folge9 Videointerview zur DJI-Impulse-Ausgabe 3+4/2025




Kinderrechte-Index 2025: Große Lücken bei Umsetzung in Deutschland

Neue Analyse zeigt: Kinderrechte hängen stark vom Wohnort ab

Der „Kinderrechte-Index 2025“ des Deutschen Kinderhilfswerkes legt offen, wie unterschiedlich die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland ausfällt. Das Ergebnis: Viele Bundesländer haben erheblichen Nachholbedarf – und kein Land setzt die Kinderrechte umfassend um. Besonders deutlich wird, wie stark die Chancen von Kindern weiterhin vom Wohnort abhängen.

Wer liegt vorn – und wer nicht?

Im Gesamtranking schneiden Berlin, Brandenburg, Hamburg, Schleswig-Holstein und Thüringen überdurchschnittlich ab.
Im Mittelfeld liegen Baden-Württemberg, Bayern, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Sachsen.
Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Sachsen-Anhalt bilden das Schlusslicht und bleiben unter dem Durchschnitt.

Der Index basiert auf 101 Indikatoren, die zentrale Kinderrechte abbilden: Beteiligung, Schutz, Gesundheit, Lebensstandard, Bildung sowie Freizeit, Spiel und kulturelle Teilhabe.

Kinderbeteiligung: Große Unterschiede zwischen den Ländern

Beim Recht auf Beteiligung – etwa in Schule, Justiz oder Politik – liegen Bremen, Brandenburg, Hamburg, Schleswig-Holstein und Thüringen vorn.
Viele andere Länder haben ihre Beteiligungsrechte seit 2019 zwar verbessert, aber von flächendeckenden Mitbestimmungsstrukturen sind sie weit entfernt.

Schutz und Prävention: Fortschritte – aber nicht überall

Das Recht auf Schutz, das sowohl präventiven Kinderschutz als auch die Behandlung von Verdachtsfällen umfasst, wird besonders gut in Brandenburg, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein umgesetzt.
Trotz positiver Entwicklungen bleibt eine zentrale Erkenntnis: Ein wirksamer Kinderschutz darf nicht vom Bundesland abhängen.

Gesundheit: Zugang und Prävention weiter ungleich verteilt

Beim Recht auf Gesundheit gehören Bayern, Berlin, Bremen, Hamburg, Sachsen und Thüringen zur Spitze.
Der Index zeigt jedoch, dass flächendeckend vergleichbare Gesundheitsangebote – von der Vorsorge über Prävention bis hin zur Versorgung – weiterhin fehlen.

Lebensstandard: Armut bleibt ein Kernproblem

Für die Umsetzung eines angemessenen Lebensstandards, der entscheidend für die Entwicklung von Kindern ist, wurden Baden-Württemberg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Thüringen am besten bewertet.
Gleichzeitig fordert das Kinderhilfswerk: Landesstrategien zur Kinderarmutsprävention müssen Standard werden.

Bildung: Infrastruktur und Chancengleichheit

Beim Recht auf Bildung liegen Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen an der Spitze.
Trotzdem bleibt der Zugang zu guter Bildung regional sehr unterschiedlich – von Kita-Plätzen bis zu schulischer Förderung.

Freizeit, Erholung und Kultur: Ein oft unterschätztes Kinderrecht

Das Recht auf Ruhe, Freizeit und kulturelle Teilhabe wird vor allem in Baden-Württemberg, Berlin, Hamburg, Niedersachsen und Sachsen gut umgesetzt.
Gerade dieser Bereich entscheidet laut Studie maßgeblich über die Lebensqualität und Resilienz von Kindern.

Ein föderaler Flickenteppich – und politischer Handlungsbedarf

Anne Lütkes, Vizepräsidentin des Deutschen Kinderhilfswerkes, spricht von einem „föderalen Flickenteppich“:

Der Wohnort entscheidet vielfach darüber, wie gut Kinderrechte verwirklicht werden.

Sie betont: Die Umsetzung der Kinderrechte ist weniger eine Frage des Geldes als des politischen Willens.

Was nötig wäre

Der Kinderrechte-Index nennt zentrale Baustellen in allen Bundesländern:

  • ressortübergreifende Kinder- und Jugendpolitik
  • verbindliche Beteiligungsstrukturen
  • Ausbau psychosozialer Hilfen
  • Strategien zur Kinderarmutsprävention
  • eine kindgerechtere Justiz
  • bundesweites Monitoring mit besseren Daten

Gerade bei Gesundheit und Armut fehlen bislang ausreichend aufgeschlüsselte und kontinuierlich erhobene Informationen. Hier sei besonders der Bund gefordert, langfristige Forschung zu finanzieren.

So wurde der Index erstellt

Der Kinderrechte-Index 2025 kombiniert:

  • öffentliche Daten und eigene Erhebungen
  • eine Befragung von 3.218 Kindern und Jugendlichen
  • Rückmeldungen aller Landesministerien
  • Analysen zu Gesetzen, Institutionen, Programmen
  • Einschätzungen des Kinder- und Jugendbeirats des Deutschen Kinderhilfswerkes

Online verfügbar sind der Studienbericht, sechs Analysepapiere sowie Ländersteckbriefe unter: www.dkhw.de/kinderrechte-index




Mütterlicher Stress beschleunigt das biologische Altern von Babys

Neue Studie zeigt: Frühes Zahnen ist weniger ein Zahnphänomen – sondern ein Hinweis auf frühreife biologische Entwicklung

Lange galt: Wenn Babys früh Zähne bekommen, liegt das an Genetik, Ernährung oder geografischen Einflüssen. Doch neue Daten der School of Nursing der University of Rochester zeigen ein anderes Bild. Nicht die Zähne selbst sind entscheidend – sondern das biologische Alter der Kinder, das durch hohen Stress der Mutter bereits vor der Geburt beeinflusst wird.

Im Zentrum steht das Stresshormon Cortisol. Es verändert während der späten Schwangerschaft Prozesse im Knochenstoffwechsel und beschleunigt damit offensichtlich die Entwicklung des kindlichen Organismus. Das frühe Durchbrechen der Milchzähne ist damit eher ein Symptom beschleunigten biologischen Alterns als ein eigenständiges Phänomen.

Aufbau der Studie

Für die Untersuchung wurden 142 sozioökonomisch benachteiligte Schwangere zwischen 2017 und 2022 begleitet. Im späten zweiten und dritten Trimester wurden Speichelproben genommen und auf sechs Hormone untersucht – darunter Cortisol, Estradiol, Progesteron und Testosteron.

Nach der Geburt kamen Mutter und Kind regelmäßig zu Kontrollterminen ins Krankenhaus. Zahnärztinnen und Zahnärzte dokumentierten den Zahndurchbruch der Kinder im Alter von 1, 2, 4, 6, 12, 18 und 24 Monaten.

Die Daten zeigen:

  • Kinder von Müttern mit hohen Cortisolwerten hatten bereits mit sechs Monaten deutlich mehr Milchzähne.
  • Bei den höchsten Cortisolwerten besaßen die Babys im Schnitt vier Zähne mehr als Kinder von Müttern mit niedrigen Werten.
  • Auch andere Hormone – Estradiol, Progesteron und Testosteron – zeigten Zusammenhänge mit schnellerer Entwicklung.

Damit rückt die hormonelle Belastung der Mutter als zentraler Einflussfaktor in den Vordergrund.

Cortisol und die beschleunigte Entwicklung

Cortisol beeinflusst laut Studienautorin Ying Meng den Mineralstoffwechsel des Fötus sowie die Aktivität von Osteoblasten und Osteoklasten – jenen Zellen, die für die Knochen- und Zahnentwicklung zuständig sind. Wird der Organismus im Mutterleib hohen Stresshormonen ausgesetzt, beschleunigt dies offenbar biologische Wachstumsprozesse.

Meng weist darauf hin, dass diese Effekte als frühes Warnsignal verstanden werden sollten: Nicht wegen der Zähne – sondern weil ein beschleunigtes biologisches Altern langfristige Folgen für die gesamte Gesundheit haben könnte.

Biologisches Altern: ein neues Warnsignal für die Kindergesundheit

Das zentrale Ergebnis der Studie lautet daher:
Pränataler Stress wirkt wie ein Beschleuniger biologischer Reifungsprozesse.

Frühe Milchzähne sind nur die sichtbare Spitze des Eisbergs. Sie könnten künftig als Indikator dienen, um Risiken für körperliche oder entwicklungsbezogene Probleme frühzeitig zu erkennen.

Die Studie erschien im Fachmagazin Frontiers in Oral Health.

Einschränkungen & offene Fragen

  • Es wurde nur ein Zeitpunkt der Hormonsammlung verwendet (late pregnancy), was nicht die natürlichen Schwankungen von Hormonen im Tages- oder Wochenverlauf erfasst.
  • Die Assoziationen waren stärker zu bestimmten Zeitpunkten (z. B. bei 6 Monaten), bei anderen Altersstufen waren Effekte schwächer oder nicht signifikant.
  • Die Studie untersuchte eine spezifische Kohorte — sozioökonomisch benachteiligte Frauen — das heißt: Generalisierbarkeit auf alle Populationen ist unklar.
  • Es bleibt unklar, ob die beschleunigte Entwicklung langfristige gesundheitliche Konsequenzen hat — weitere Forschung ist nötig.

Quelle: pressetext.com




Früher Smartphone-Besitz erhöht Gesundheitsrisiken bei Kindern deutlich

Große US-Längsschnittstudie zeigt Zusammenhänge zwischen frühem Smartphone-Erwerb und Risiken für Schlaf, Psyche und Körper

Immer mehr pädagogische Fachkräfte und Grundschullehrkräfte beobachten, dass Smartphones im Alltag der Kinder längst eine zentrale Rolle spielen. Viele Eltern stehen unter Druck: Sie haben das Gefühl, ihren Kindern immer früher ein eigenes Smartphone kaufen zu müssen. Doch wie gesund ist dieser frühe Zugang wirklich?

Die jetzt ausgewerteten Daten der Adolescent Brain Cognitive Development Study (ABCD-Studie) geben darauf eine klare Antwort. Mit mehr als 10.500 teilnehmenden Kindern zeigt die Studie deutlich: Je früher Kinder ein Smartphone besitzen, desto größer sind die Risiken für depressive Symptome, Schlafmangel und Fettleibigkeit im frühen Jugendalter.

Die Studie wurde um zahlreiche Faktoren bereinigt, darunter sozioökonomischer Status, Besitz anderer digitaler Geräte, Pubertätsstatus und elterliche Kontrollstrategien. Dadurch gelten die Ergebnisse als besonders verlässlich. Das Forschungsteam schreibt: „Unsere Analysen legen nahe, dass der Besitz eines Smartphones nicht lediglich ein Marker für andere Risikofaktoren ist, sondern selbst einen eigenständigen Einfluss auf die Gesundheit hat.“

Höhreres Risiko für Depression, Fettleibigkeit und Schlafmangel

Schon im Alter von zwölf Jahren zeigen sich deutliche Unterschiede. Kinder, die zu diesem Zeitpunkt ein Smartphone besitzen, haben ein um 31 % höheres Risiko für depressive Symptome, ein um 40 % höheres Risiko für Fettleibigkeit und ein um 62 % höheres Risiko für Schlafmangel. Besonders die Schlafqualität spielt eine zentrale Rolle. Die Forschenden betonen: „Unzureichender Schlaf ist ein wiederkehrender Faktor, der viele der beobachteten Zusammenhänge erklären kann.“

Je früher das Smartphone, desto höher das Risiko

Eine der eindrücklichsten Erkenntnisse betrifft das Alter beim Erstbesitz. Für jedes Jahr, in dem ein Kind früher ein Smartphone bekommt, steigt sein Risiko für Adipositas um neun Prozent und für Schlafmangel um acht Prozent. Die Autorinnen und Autoren formulieren: „Das Erwerbsalter ist ein signifikanter Prädiktor gesundheitlicher Risiken.“

Besonders überzeugend sind die Längsschnittdaten. Kinder, die im Alter von zwölf noch kein Smartphone besaßen, aber eines im folgenden Jahr erhielten, zeigten mit 13 Jahren deutlich schlechtere Werte: eine 57 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit für klinisch relevante psychische Belastung sowie ein 50 Prozent höheres Risiko für Schlafmangel – selbst wenn ihr Ausgangsniveau zuvor berücksichtigt wurde.

Besitz eines Smartphones im Kindergarten- oder Grundschulalter nicht empfehlenswert

Aus pädagogischer Sicht sind diese Ergebnisse hoch relevant. Sie zeigen, dass ein eigenes Smartphone im Grundschulalter aus gesundheitlicher Perspektive nicht empfehlenswert ist. Fachkräfte können hier Orientierung geben und Eltern entlasten, die sich oft starkem Gruppendruck ausgesetzt fühlen. Ein zentraler Hinweis lautet: Ein späteres Smartphone ist ein gesundheitlicher Vorteil.

Der Schlaf sollte in der Kommunikation mit Eltern besonders betont werden. Smartphones dürfen nachts nicht ins Kinderzimmer. Bildschirmfreie Rituale vor dem Schlafengehen sind für Kinder essenziell. Medienkompetenz bleibt wichtig – aber sie setzt kein frühes eigenes Smartphone voraus. Jüngere Kinder können den verantwortungsvollen Umgang auch ohne eigenes Gerät gut erlernen.




Pressemeldung stellt neues Memorandum zur frühkindlichen Bildung vor

Alanus Hochschule verbreitet wissenschaftliche Empfehlungen für Qualitätsentwicklung, Zugang und Fachkräftesicherung

In einer aktuellen Pressemeldung informiert die Alanus Hochschule über die Veröffentlichung eines Memorandums zur frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung in Deutschland. Die Mitteilung verweist darauf, dass frühkindliche Bildung als unverzichtbarer Bestandteil des Bildungssystems betrachtet wird und eine zentrale Rolle für Bildungschancen, soziale Teilhabe und den gesellschaftlichen Zusammenhalt spiele.

Verfasst wurde das Memorandum laut Pressemeldung von den Professorinnen und Professoren Dr. Peter Cloos (Universität Hildesheim), Dr. Nina Hogrebe (Technische Universität Dortmund), Dr. Ina Kaul (Universität Kassel) und Dr. Rahel Dreyer (Alice Salomon Hochschule Berlin). Nach Angaben der Hochschule wird das Papier von mehr als 350 Akteurinnen und Akteuren aus Wissenschaft und Praxis mitgetragen.

Für individuelle Entwicklung, gesellschaftliche Zukunftsfähigkeit und demokratische Teilhabe

Die Pressemeldung fasst mehrere Kernaussagen der beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen. Frühkindliche Bildung wird darin als grundlegender Faktor für individuelle Entwicklung, gesellschaftliche Zukunftsfähigkeit und demokratische Teilhabe beschrieben. Die zitierten Autorinnen und Autoren betonen unter anderem die Bedeutung eines gelingenden Starts in der Kita, die Förderung von Selbstwirksamkeit und Empathie sowie die Notwendigkeit, Kinder und ihre Lebensbedingungen ernst zu nehmen.

Handlungsempfehlungen im Memorandum

Auf Basis der im Memorandum dargestellten Forschungsergebnisse werden in der Pressemeldung mehrere politische Empfehlungen wiedergegeben:

  • Bundesweit einheitliche Qualitätsstandards, orientiert an wissenschaftlicher Evidenz, inklusive verbesserter Personalschlüssel und gezielter Förderung benachteiligter Quartiere.
  • Abbau von Zugangshürden und Sicherstellung einer diskriminierungsfreien Platzvergabe.
  • Stärkung eines ganzheitlichen Bildungsverständnisses gemäß SGB VIII mit Fokus auf Partizipation, Inklusion, Nachhaltigkeit, Demokratiebildung sowie Familien- und Sozialraumorientierung.
  • Investitionen in Fachkräfte, etwa durch den Ausbau kindheitspädagogischer Studiengänge, verbindliche Fortbildungen und attraktivere Arbeitsbedingungen.
  • Nachhaltige Kooperationen zwischen Gesundheitssystem, Kinder- und Jugendhilfe und Grundschule zur besseren Verzahnung von Bildungs- und Unterstützungsstrukturen.

Frühkindliche Bildung als gesamtgesellschaftliche Zukunftsaufgabe

Die Pressemeldung beschreibt frühkindliche Bildung als gesamtgesellschaftliche Zukunftsaufgabe, die eng mit sozialer Integration, wirtschaftlicher Stabilität und positiven Lebensbedingungen für Kinder und Familien verknüpft sei. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler formulieren in diesem Rahmen ihre gemeinsamen Empfehlungen für Politik und Verwaltung.




Kinderschutz in Deutschland: Zahl der gefährdeten Kinder wächst weiter

Eine neue Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke-Studie offenbart alarmierende Wahrnehmungen und konkrete Zahlen – Zeit für mehr gesellschaftliches Engagement – wachsende Sorge um Kinderschutz in Deutschland

Kinderschutz in Deutschland ist für viele Menschen zu einem zentralen Sorgen-Thema geworden. Laut einer aktuellen, repräsentativen GfK-Umfrage im Auftrag der Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke sind 65,2 Prozent der Befragten überzeugt, dass die Zahl der Kinder, die in familiären Krisen leben und deren Wohl gefährdet ist, in den letzten fünf Jahren deutlich gestiegen ist. Diese Wahrnehmung verweist auf ein gesellschaftliches Klima, in dem Überforderung, psychische Belastungen, Armut, Gewalt und Vernachlässigung als zunehmende Risiken für Kinder wahrgenommen werden.

Die Studie zeigt außerdem sehr deutlich: Kinderschutz wird nicht mehr als Randthema betrachtet, sondern als dringende gemeinsame Aufgabe von Politik, Fachpraxis und Zivilgesellschaft. Gleichzeitig wächst das Unbehagen, ob die bestehenden Schutzsysteme tatsächlich stark genug sind, um allen gefährdeten Kindern verlässlich zur Seite zu stehen.

Kinderschutz in Zahlen: Inobhutnahmen 2024

Die subjektive Besorgnis wird durch offizielle Zahlen untermauert. Nach aktuellen Daten des Statistischen Bundesamts wurden im Jahr 2024 in Deutschland insgesamt 69.477 Kinder und Jugendliche von den Jugendämtern in Obhut genommen. Inobhutnahmen sind immer eine einschneidende Schutzmaßnahme und erfolgen in akuten Krisen, wenn das familiäre Umfeld nicht mehr in der Lage ist, Sicherheit und Stabilität zu gewährleisten.

Hinter diesen Zahlen stehen sehr unterschiedliche Problemlagen. Häufige Gründe sind die Überforderung von Eltern oder einem Elternteil, Vernachlässigung, Anzeichen für körperliche oder psychische Misshandlung oder Hinweise auf sexuelle Gewalt. Daneben spielt auch die unbegleitete Einreise von Minderjährigen eine große Rolle. Ein Teil der Kinder kehrt nach der Klärung der Situation in die Herkunftsfamilie zurück, doch ein erheblicher Anteil braucht langfristig andere Lebens- und Betreuungsformen, etwa in Kinderdorffamilien, Wohngruppen oder Pflegefamilien.

Auch wenn die Zahl der Inobhutnahmen 2024 im Vergleich zum Vorjahr um rund sieben Prozent zurückgegangen ist, bleiben die absoluten Zahlen hoch. Sie machen deutlich, dass der Kinderschutz in Deutschland täglich mit komplexen Lebenssituationen konfrontiert ist – und dass es nicht reicht, sich auf vermeintlich sinkende Fallzahlen zu verlassen.

Wer schützt die Kinder? Vertrauen in Staat und freie Träger

Ein zentrales Ergebnis der GfK-Studie betrifft die Frage, wem die Bevölkerung im Bereich Kinderschutz am meisten vertraut. Nur 46,1 Prozent der Befragten geben an, dass sie dem Staat – etwa in Form von Jugendämtern und öffentlichen Trägern – beim Kinderschutz und bei der Familienhilfe vertrauen. Deutlich höher fällt das Vertrauen in gemeinnützige Organisationen und Wohlfahrtsverbände aus: 72,9 Prozent der Befragten sehen freie Träger als verlässliche Partner, wenn es darum geht, Kinder in Not zu schützen und Familien zu unterstützen. Kirchliche oder religiöse Träger liegen mit 39,1 Prozent im Mittelfeld.

Gefragt nach der aus ihrer Sicht besten Unterbringungsform für Kinder, die aufgrund von Vernachlässigung, Missbrauch oder Gewalt nicht in ihren Herkunftsfamilien bleiben können, entscheiden sich 38,1 Prozent der Befragten für familienanaloge Kinderdorffamilien mit festen Hauseltern. Diese Form der Betreuung wird häufiger als besonders kindgerecht bewertet als stationäre Wohngruppen oder Pflegefamilien. Die Bevölkerung verbindet mit Kinderdorffamilien Stabilität, persönliche Bindung und ein möglichst „normales“ Familienleben – Faktoren, die gerade für Kinder mit belastenden Erfahrungen enorm wichtig sind.

Überblick über die GfK-Studie

Die vorliegenden Ergebnisse gehen auf eine repräsentative Online-Befragung der GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) zurück, die im Auftrag der Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke im Sommer 2025 durchgeführt wurde. Befragt wurden Männer und Frauen im Alter von 18 bis 74 Jahren in Deutschland; die Stichprobe umfasst etwa 1.000 Personen und bildet die deutschsprachige Bevölkerung dieser Altersgruppe ab.

Wesentliche Resultate sind: Ein deutlicher Teil der Bevölkerung sieht einen Anstieg familiärer Krisen mit möglicher Kindeswohlgefährdung. Das Vertrauen in gemeinnützige Träger ist ausgesprochen hoch, während das Vertrauen in staatliche Strukturen als vergleichsweise gering eingeschätzt wird. Kinderdorffamilien werden als besonders geeignete Unterbringungsform wahrgenommen, wenn Kinder nicht in ihren Herkunftsfamilien bleiben können.

Die Ergebnisse werden in der öffentlichen Kommunikation eng mit aktuellen amtlichen Daten zu Inobhutnahmen verknüpft, um die subjektive Wahrnehmung der Bevölkerung mit objektiven Zahlen zu unterfüttern.

Was die Studie leistet – und wo ihre Grenzen liegen

Die GfK-Studie hat mehrere Stärken. Sie bietet einen aktuellen Blick auf die Stimmungslage in der Bevölkerung, macht sichtbar, wie präsent das Thema Kinderschutz in Deutschland ist, und zeigt, welchen Stellenwert Vertrauen in verschiedene Akteure hat. Durch die Verknüpfung mit amtlichen Statistiken entsteht ein differenzierteres Bild aus subjektiver Wahrnehmung und objektiven Zahlen.

Gleichzeitig hat die Studie klare Grenzen. Sie misst Wahrnehmungen, nicht direkt die tatsächliche Häufigkeit von Kindeswohlgefährdungen. Dass 65 Prozent der Befragten einen Anstieg familiärer Krisen erleben, spiegelt vor allem gesellschaftliche Stimmung, mediale Debatten und persönliche Eindrücke wider. Ob und in welchem Umfang die tatsächlichen Gefährdungslagen zunehmen, lässt sich aus der Umfrage allein nicht belegen.

Hinzu kommt: Die Stichprobe von rund 1.000 Personen ist zwar für Meinungsumfragen üblich, aber für die komplexe Realität von Kindeswohlgefährdungen nur begrenzt aussagekräftig. Regionale Unterschiede, unterschiedliche soziale Milieus oder besondere Problemlagen lassen sich damit nur eingeschränkt abbilden.

Auch der Rückgriff auf Inobhutnahmedaten bleibt ohne tieferen Kontext. Die Zahl von 69.477 Inobhutnahmen im Jahr 2024 erklärt nicht, wie viele Kinder anschließend dauerhaft in Pflegefamilien, Kinderdörfern oder stationären Einrichtungen leben, wie viele zurückkehren konnten oder wie die Qualität der Betreuung konkret aussieht. Zur Reintegration, zur Stabilität der Hilfen und zur langfristigen Wirkung macht die Studie keine Aussagen.

Hinzu kommt ein möglicher Darstellungsdruck: Die Studie wurde von einer Organisation in Auftrag gegeben, die selbst als Träger im Kinderschutz und der Kinder- und Jugendhilfe aktiv ist. Es liegt nahe, dass die Ergebnisse und ihre Präsentation diejenigen Betreuungsformen besonders hervorheben, in denen eben diese Organisation stark engagiert ist – beispielsweise Kinderdorffamilien. Das ist legitim, erfordert aber bei der Interpretation eine kritische Distanz, um andere Formen wie Pflegefamilien oder ambulante Hilfen nicht aus dem Blick zu verlieren.

Schließlich bleibt der zentrale Begriff „familiäre Krisen“ recht unscharf. Er umfasst ein breites Spektrum von vorübergehender Überforderung bis zu schwerer Vernachlässigung oder Gewalt. Die Studie differenziert diese Dimensionen nicht nach Schweregrad, Dauer oder Art der Gefährdung. Damit bleibt offen, ob Menschen in erster Linie kleine Alltagssorgen, extreme Misshandlungssituationen oder alles dazwischen im Kopf haben, wenn sie von „mehr Krisen“ sprechen.

Was die Ergebnisse für den Kinderschutz bedeuten

Trotz ihrer Grenzen hat die Studie für die Praxis des Kinderschutzes eine wichtige Signalwirkung. Sie zeigt, dass Kinderschutz in Deutschland als dringliches Thema wahrgenommen wird, dass viele Menschen besorgt sind und dass sie von Politik, Jugendhilfe und freien Trägern entschlossenes Handeln erwarten.

Gleichzeitig macht sie offenkundig, dass das Vertrauen in staatliche Strukturen begrenzt ist und dass freie, gemeinnützige Träger als besonders glaubwürdige Partner gelten. Für Politik und Fachpraxis lässt sich daraus eine klare Botschaft ableiten: Kinderschutz braucht stabile, gut ausgestattete und transparente Kooperationsstrukturen zwischen öffentlichen und freien Trägern – und er braucht eine starke Stimme in der Öffentlichkeit.

Familien früh und präventiv unterstützen

Ein zentrales Ergebnis aus amtlichen Zahlen und praktischer Erfahrung ist, dass viele Kindeswohlgefährdungen im Kontext von Überforderung, psychischen Belastungen, Armut oder Konflikten entstehen, die sich über längere Zeit aufbauen. Hier setzt die Forderung nach präventiven Angeboten an:

Familien brauchen frühzeitige, gut erreichbare Unterstützung, bevor Krisen eskalieren. Dazu gehören niedrigschwellige Elternberatungen, Familienzentren, Familienhebammen, bindungsorientierte Angebote in der frühen Kindheit und verlässliche Hilfen schon vor dem Kita-Eintritt. Je früher solche Unterstützungsangebote greifen, desto häufiger können Inobhutnahmen vermieden oder zumindest die Dauer von Trennungen verkürzt werden.

Gemeinnützige Träger und Kinderdorffamilien als stabile Anker

Da die Bevölkerung gemeinnützigen Trägern ein hohes Maß an Vertrauen entgegenbringt, ist ihre Rolle im Kinderschutz besonders bedeutsam. Damit sie dieser Verantwortung gerecht werden können, brauchen sie verlässliche Rahmenbedingungen: langfristige Finanzierung statt kurzfristiger Projektlogik, weniger Bürokratie, um mehr Zeit direkt mit den Kindern verbringen zu können, und gute Arbeitsbedingungen für Fachkräfte, die täglich mit hoch belasteten Lebensgeschichten umgehen.

Kinderdorffamilien stehen in der Wahrnehmung vieler Menschen für Stabilität, Bindung und ein familienähnliches Umfeld. Wenn Kinder nicht in ihren Herkunftsfamilien bleiben können, sind solche familienanalogen Lebensformen oft ein wichtiger Gegenpol zu den Erfahrungen von Unsicherheit, Gewalt oder Vernachlässigung. Voraussetzung ist allerdings, dass diese Strukturen qualitativ hochwertig und gut abgesichert sind: mit qualifizierten Hauseltern, klaren Entlastungs- und Vertretungsmodellen, angemessener Vergütung und verlässlicher traumapädagogischer sowie psychologischer Begleitung. Wachstum um jeden Preis wäre hier fatal; entscheidend ist ein Ausbau, der sich an den realen Möglichkeiten der Fachkräfte und an der Qualität orientiert.

Mehr Forschung, mehr Monitoring, mehr Transparenz

Weil die GfK-Studie Wahrnehmungen abbildet und mit aggregierten Zahlen zu Inobhutnahmen arbeitet, bleibt sie in vielen Punkten an der Oberfläche. Für einen wirksamen Kinderschutz in Deutschland braucht es jedoch ein deutlich dichteres Netz an Forschung und Monitoring.

Nötig sind bundesweit einheitliche und vergleichbare Daten zum Kinderschutz, regelmäßige Dunkelfeldstudien, die auch nicht gemeldete Fälle sichtbar machen, sowie Längsschnittstudien, die untersuchen, welche Hilfen Kindern und Familien langfristig wirklich helfen. Nur auf Basis solcher evidenzbasierten Erkenntnisse lassen sich Angebote ausbauen, verbessern oder neu ausrichten. Forschung muss daher fester Bestandteil einer modernen Kinderschutzstrategie sein – nicht ein optionales Zusatzthema.

Öffentliche Aufmerksamkeit für Kinderrechte stärken

Kinderschutz beginnt nicht beim Jugendamt, sondern in Familien, Schulen, Kitas, Vereinen und Nachbarschaften. Eine starke Kultur der Kinderrechte bedeutet, dass Erwachsene aufmerksam sind, hinsehen, zuhören und handeln, wenn sie den Eindruck haben, dass ein Kind Schutz braucht. Dazu gehört, Kinderrechte im Bildungssystem zu verankern, Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte zu qualifizieren, aber auch die breite Öffentlichkeit zu sensibilisieren – etwa über Kampagnen, Aktionstage wie den Weltkindertag am 20. September und eine nachhaltige Berichterstattung in den Medien.

Je sichtbarer Kinderrechte und Kinderschutz im Alltag werden, desto größer ist die Chance, dass Gefährdungen früh erkannt und Kinder tatsächlich geschützt werden. Die GfK-Studie zeigt: Die gesellschaftliche Aufmerksamkeit ist da, die Sorgen sind real – nun kommt es darauf an, aus dieser Sensibilität konsequentes Handeln zu machen.

Weiterführender Link zur Studie

Die ausführliche Presseinformation mit den zentralen Ergebnissen der GfK-Umfrage und den aktuellen Inobhutnahmezahlen ist auf der Website des Albert-Schweitzer-Verbands abrufbar:
https://albert-schweitzer-verband.de/wp-content/uploads/2025/07/Presseinformation-Kindeswohlgefaehrdung_GfK-Umfrage.pdf

Gernot Körner




Kinderarmut in Deutschland 2024 – Wenn fehlendes Geld zur Gefahr wird

Wie finanzielle Not Familien destabilisiert, Chancen mindert und das Kindeswohl gefährdet – aktuelle Daten des Statistischen Bundesamts zeigen die wachsende Dringlichkeit

2024 waren in Deutschland 15,2 % aller Kinder und Jugendlichen armutsgefährdet. Das heißt: Rund 2,2 Millionen Minderjährige wuchsen unter Bedingungen auf, die ihre Entwicklung einschränken, ihre Gesundheit belasten und ihre Zukunftschancen mindern. Kinderarmut ist kein Randphänomen – jedes siebte Kind ist betroffen.

Die Daten stammen aus der europäischen Erhebung EU-SILC und wurden zum Internationalen Tag der Kinderrechte veröffentlicht. Zwar liegt Deutschland damit unter dem EU-Durchschnitt (19,3 %), doch die Quote steigt – und mit ihr das Risiko von Bildungsbenachteiligung, sozialem Rückzug und psychischer Belastung.

Armut bedeutet mehr als wenig Geld – sie bedroht das Kindeswohl

Wenn Familien unter der Armutsgrenze leben, fehlen nicht nur Euro und Cent. Es fehlen stabile Routinen, ein sicherer Lebensraum, Teilhabe und Möglichkeiten, Kindsein auszuleben. Studien zeigen: Kinderarmut kann zu Vernachlässigung, gesundheitlichen Problemen und Entwicklungsverzögerungen führen – nicht, weil Eltern nicht lieben, sondern weil Ressourcen fehlen.

2024 lag die Armutsgefährdungsschwelle bei:

·  1.381 € monatlich für Alleinlebende

·  1.795 € für Alleinerziehende mit einem Kind (unter 14 Jahren)

·  2.900 € für zwei Erwachsene mit zwei Kindern (unter 14 Jahren)

Wer darunter liegt, muss sparen – manchmal an Lebensnotwendigem.

Bildung der Eltern – ein entscheidender Schutzfaktor

Bildung wirkt wie ein Schutzschirm:

  • Kinder von Eltern mit niedrigem Bildungsabschluss sind zu 41,8 % armutsgefährdet
  • Mit mittlerem Abschluss sinkt das Risiko auf 15,2 %
  • Bei höherem Abschluss sind nur 7,2 % betroffen

Die soziale Schere zeigt sich hier gnadenlos. Wo Bildung fehlt, fehlen oft auch Zugang zu stabiler Arbeit, Perspektiven – und zugleich die Möglichkeiten, Kindern ein förderliches Umfeld zu bieten.

Kinder mit Einwanderungsgeschichte viermal häufiger armutsgefährdet

Besonders deutlich wird die Ungleichheit bei Familien mit Migrationsgeschichte. 31,9 % der unter 18-Jährigen mit Einwanderungsgeschichte leben in Armut – gegenüber 7,7 % ohne Zuwanderungshintergrund. Wer neu ankommt, kämpft häufiger mit unsicheren Jobs, niedrigen Einkommen und hohen Wohnkosten. Kinder tragen die Folgen – mit geringeren Chancen auf gute Bildung und auf gesellschaftliche Teilhabe.

Deprivation – Wenn Armut zur sozialen Isolation führt

11,3 % der unter 16-Jährigen in Deutschland erlebten 2024 sogenannte kinderspezifische Deprivation – sie konnten zentrale Bedürfnisse nicht erfüllen, weil Geld fehlte. Beispiele:

  • 19 % konnten kaputte Möbel nicht ersetzen
  • 12 % hatten nicht die Möglichkeit zu verreisen
  • 5 % mussten auf Sportverein oder Kino verzichten
  • 3 % hatten nicht einmal zwei gut erhaltene Paar Schuhe

Zwischen 1–2 % konnten weder Freund*innen einladen noch Geburtstage feiern oder täglich frisches Obst und Gemüse bekommen. Armut isoliert – leise, oft unsichtbar, aber folgenreich.

Kinderschutz und Gesellschaft?

Kinderarmut ist eine der häufigsten strukturellen Ursachen von Kindeswohlgefährdung. Wo finanzielle Ressourcen fehlen, steigt das Risiko für:

  • Vernachlässigung von Gesundheit und Hygiene
  • Entwicklungs- und Lernverzögerungen
  • psychischen Stress, familiäre Überforderung
  • fehlende soziale Teilhabe und Chancenungleichheit

Armut schafft keine Gewalt – aber sie schafft Risiken, Belastungen und Zukunftshürden. Wenn ein Land seine Kinder schützen will, muss es ihre Familien stärken.

Gernot Körner




Hänsel & Gretel – Märchenspiel mit Logik und Lesespaß

smartjunge-

Märchenzeit trifft Logiktraining

Gerade in der Winter- und Weihnachtszeit haben Märchen Hochsaison – sie schaffen Nähe, regen die Fantasie an und laden zum gemeinsamen Erzählen ein. Das neue Märchenspiel Hänsel & Gretel von SmartGames greift diesen Zauber auf und verbindet die bekannte Geschichte mit spielerischem Logiktraining für Kinder ab fünf Jahren.

Ziel des Spiels ist es, Hänsel und Gretel sicher aus dem verzauberten Garten der Hexe zu führen. Dabei müssen Hindernisse geschickt umgangen werden – denn scheinbar verlockende Lolli-Bäume können den Weg versperren. Die Kinder überlegen, welche Züge sinnvoll sind, und entwickeln dabei vorausschauendes Planen und Problemlösekompetenz. Da jede Spielaufgabe nur eine korrekte Lösung zulässt, trainiert das Spiel gleichzeitig Konzentration, Frustrationstoleranz und räumliches Vorstellungsvermögen. Wie bei allen SmartGames erfolgt das Lernen im Spielprozess selbst: Kinder probieren aus, überprüfen Hypothesen und entdecken durch eigenes Tun, welche Strategien zum Ziel führen.

Kleine Schritte, große Aha-Momente

hansgrete

Hänsel & Gretel ist als Einzelspiel konzipiert: Ein Kind knobelt sich selbstständig durch die Aufgaben und trainiert dabei vorausschauendes Planen und Problemlösekompetenz. Ebenso lässt sich das Spiel aber kooperativ gestalten – etwa indem gemeinsam überlegt wird, welcher Schritt der nächste sein könnte. Das fördert Kommunikation, Perspektivwechsel und gemeinsames Denken.

Im Aufgabenheft warten 60 Aufgaben in ansteigendem Schwierigkeitsgrad – von Junior bis Wizard. Jede Aufgabe hat genau eine Lösung, was gezieltes Nachdenken und Durchhaltevermögen erfordert. Wie bei allen Spielen von SmartGames erfolgt das Lernen im Spielprozess selbst: Kinder probieren aus, überprüfen Hypothesen und entwickeln eigene Strategien, um das Ziel zu erreichen.

Ergänzt wird das Spiel durch ein Comic-Bilderbuch, das das Märchen von Hänsel und Gretel in moderner, bildstarker Form erzählt. Die Verbindung von Geschichte und Knobelaufgabe spricht verschiedene Lernkanäle an: Kinder erleben die Handlung aktiv auf dem Spielbrett nach und trainieren dabei Konzentration, logisches Denken und räumliches Vorstellungsvermögen.

comicbuch

Mit jedem Level ein Stückchen schlauer

Für pädagogische Fachkräfte bietet Hänsel & Gretel vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Es eignet sich als ruhige Einzelbeschäftigung, als Impuls in Märchenprojekten oder als ergänzendes Material zur Förderung von Kognition und planerischem Handeln. Durch die unterschiedlichen Level kann das Spiel gut an individuelle Lernstände angepasst werden.

smart-hans-karton

So schafft Hänsel & Gretel eine Verbindung zwischen vertrauter Märchenwelt und kognitiver Förderung – ideal für die Vorweihnachtszeit, in der Geschichten, gemeinsames Spielen und Nachdenken besonders gut zusammenpassen.

Mehr unter www.smartgames.eu