Sechs-Punkte-Programm zur Stärkung der Bildung

Maike Finnen ist die neue GEW-Vorsitzende

„Bildung muss krisenfest gemacht werden“, dafür hat sich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) während des 29. Gewerkschaftstages stark gemacht. „Die Corona-Pandemie hat wie unter einem Brennglas die Schwächen des gesamten Bildungssystems in Deutschland gezeigt. Die mangelnde Chancengleichheit ist und bleibt die Achillesferse des Bildungswesens. Es ist absolut inakzeptabel, wenn die Postleitzahl über die Bildungschancen der Menschen entscheidet“, sagte die neue GEW-Vorsitzende Maike Finnern während der virtuellen Abschlusspressekonferenz zum Gewerkschaftstag in Leipzig. Sie stellte ein Sechs-Punkte-Programm zur Stärkung der Bildung vor.

Ende der Unterfinanzierung

„Die Unterfinanzierung des Bildungswesens muss endlich beendet werden. Dafür muss die Einnahmebasis der öffentlichen Hand verbessert werden und das Kooperationsverbot endlich komplett fallen“, betonte Finnern. Sie schlug eine Reform der Steuerpolitik vor, die einkommensschwache Schichten entlaste und einkommensstarke mehr in ihre gesellschaftliche Pflicht nehme. Dazu gehörten die Wiedereinführung der Vermögensteuer und eine Corona-Abgabe für Superreiche. Zudem müsse die Schuldenbremse ausgesetzt und die Rückzahlung der Corona-Kredite zeitlich erheblich gestreckt werden.

Mehr Fachkräfte

„Das Bildungssystem braucht dringend mehr Fachkräfte, damit den Lernenden qualitativ gute Bildung angeboten werden kann“, unterstrich die GEW-Vorsitzende. „Die Bildungsberufe müssen attraktiver werden.“ Dafür seien die Arbeitsbedingungen der Pädagoginnen und Pädagogen, aber auch die Bezahlung, beispielsweise für Erzieherinnen und Erzieher, deutlich zu verbessern. Gleichzeitig seien die Ausbildungskapazitäten zu erhöhen.

Investitionsstau beenden

„Drittens muss der Investitionsstau endlich aufgelöst werden“, sagte Finnern. Allein gut 50 Milliarden Euro beträgt der Sanierungsbedarf an den Hochschulen, rund 43 Milliarden Euro an den Schulen. „Wir brauchen ein auf zehn Jahre ausgelegtes Bundesprogramm zur Sanierung von Bildungsgebäuden“, hob die Gewerkschafterin hervor.

Ausbau der digitalen Infrastruktur

Gleichzeitig müsse der Ausbau der digitalen Infrastruktur in der Bildung vorangetrieben werden. Der Digitalpakt Schule sei finanziell deutlich aufzustocken, zu verstetigen und auf andere Bildungsbereiche auszuweiten. „Das darf aber nicht mit einer blinden Technikgläubigkeit geschehen. Es gilt das Primat der Pädagogik! Der Einsatz digitaler Medien hat nur dann einen Mehrwert für die Lernenden, wenn er in ein gutes pädagogisches Konzept eingebunden ist“, stellte Finnern fest.

Rechtsanspruch auf Ganztagsplatz

Sie setzte sich für einen Ausbau des Ganztags ein. „Die schrittweise Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Ganztagsplatz an Grundschulen kann nur gelingen, wenn der Bund Länder und Kommunen verlässlich finanziell unterstützt. Zeitgleich brauchen wir eine Qualitätsoffensive für die Ganztagsangebote“, sagte Finnern. Der Ganztag sei ein wichtiges Instrument, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern.

Mehr politische Bildung

„Demokratie braucht mehr politische Bildung. Gerade die Corona-Pandemie, in der rechtsextreme Parteien und Ideologen sowie Verschwörungstheorien Zulauf erhalten, zeigt die Versäumnisse der Vergangenheit. Wenn man sich anschaut, wie das Thema Demokratiebildung von der Schule bis zur Weiterbildung in den vergangenen Jahren von der Politik vernachlässigt worden ist, so sind deren Krokodilstränen wenig glaubhaft. Es ist höchste Zeit, das Ruder jetzt schnell umzulegen. Eine demokratische, antifaschistische Gesellschaft zu festigen, ist Aufgabe der Bildung und gehört zum Selbstverständnis der GEW“, betonte die Vorsitzende.




Neue Studie zu Kita-Qualität erschienen

Bei der Beteiligung von Kindern im Krippen-Alltag gibt es Verbesserungsbedarf

Die Essensituation in vielen Kinderkrippen scheint eine schwierige Situation zu sein, wenn es um Demokratie und die Partizipation geht. Laut der eben erschienenen Studie „Beteiligung von Kindern im Kita-Alltag“ (BiKA). Während etwa in drei Viertel der Fälle die Kinder beim Spielen den Ort selbst aussuchen dürfen, ist das bei Essen nur in jeder dritten Kita erlaubt. In lediglich 27 Prozent der Krippen haben alle Kinder die Wahl, was auf ihren Teller kommt. In 24 Prozent der beobachteten Mittagessen-Situationen entscheiden nicht alle Kinder, ob sie etwas essen oder nicht. Und in knapp der Hälfte der Essenssituationen können nicht alle Kinder entscheiden, wie viel sie essen und trinken möchten. In fast ebenso vielen Situationen wird einfach (zu-)gefüttert, obwohl zu beobachten ist, dass die Kinder in der Lage sind, Besteck zu handhaben.

Vom Recht auf Partizipation

Sicher weiß jeder, der schon einmal an einer Essenssituation in einer Kinderkrippe teilgenommen hat, dass dies einen der großen Herausforderungen in der täglichen pädagogischen Arbeit ist. Andererseits gibt es gerade hier, aber auch in einigen anderen Situationen viel Verbesserungsbedarf, wenn es um das Kinderrecht auf Partizipation geht. Bei der Studie BiKA ging es eben genau um dieses Recht und um die Qualität in der Kindertagesbetreuung mit dem Schwerpunkt auf die Beteiligung von Kleinkindern.

Durchführung der Studie

Mit Fokus auf die Jüngsten wurden im Krippenbereich per Video aufgezeichnete Situationen analysiert und die pädagogischen Fachkräfte und Eltern zu ihren Erlebnissen, Erfahrungen und Einschätzungen befragt. Die videografierten und näher untersuchten Szenen sind Schlüsselsituationen im Kita-Alltag: Spielsituationen, dialogische Buchbetrachtungen und das gemeinsame Essen. Die Studie wurde durch Prof. Dr. Frauke Hildebrandt (Fachhochschule Potsdam) und Prof. Dr. Catherine Walter-Laager (Universität Graz gemeinsam mit der PädQUIS gGmbH) geleitet und durch das BMFSFJ gefördert. 

„Die Partizipationsqualität ist unzureichend“

Bianka Pergande, neue Geschäftsführerin der Deutschen Liga für das Kind, hat die empirische Studie 2018 bis 2020 aufseiten der Fachhochschule Potsdam koordiniert: „Die BiKA-Studie mit videografiebasierten Untersuchungen in 89 Kindertagesstätten hat eine Forschungslücke für den U3-Bereich geschlossen. Die Untersuchungsergebnisse geben zu denken, denn die Möglichkeiten von Kindern zur Selbst- und Mitbestimmung sind insgesamt nicht zufriedenstellend, und die Partizipationsqualität insbesondere in der täglich wiederkehrenden Essenssituation ist unzureichend.“ 

Einige der zentralen Erkenntnisse der Studie sind:

  • Die Wahrung des Kinderrechts auf Partizipation geht einher mit der Wahrung des Kinderrechts auf Schutz.
  • Eigene Partizipationserfahrungen von Fachkräften und Eltern bezogen auf das Essen werden in die Erziehungsziele übernommen.
  • Eine pessimistische Einstellung zu Partizipation von Fachkräften spiegelt sich in nahezu allen Bereichen der Gestaltung der partizipativen Umgebung wider.
  • Weniger strukturierte Situationen bieten Kindern mehr Selbstbestimmung, Partizipationsmöglichkeiten und Selbstwirksamkeitsgelegenheiten als stärker strukturierte Situationen. In den Schlüsselsituationen Spielen und Buchbetrachtung können Kinder häufiger selbstbestimmt agieren oder mitbestimmen. Beim Essen dagegen dominieren durchorganisierte Abläufe, die die Partizipation der Kinder zum Teil stark limitieren. 
  • Assistenzhandlungen sind häufig mindestens teilweise unangemessen, insbesondere in der Essenssituation. 
  • Direktive Handlungsanweisungen und grenzüberschreitender Körperkontakt gehören für viele Kinder zum Kita-Alltag.
  • Fachkräfte halten sich an Regeln, die auch für die Kinder gelten, diskriminieren oder beschämen Kinder kaum selbst, dulden teilweise jedoch Ausgrenzung und Diskriminierung unter Kindern.
  • Der Fachkraft-Kind-Schlüssel steht in keinem Zusammenhang mit realisierten Partizipationsgelegenheiten sowie dem partizipationshemmenden Verhalten der Fachkräfte, jedoch mit der sprachlichen Interaktionsqualität.

Zu den Handlungsempfehlungen der Forschungsgruppe gehören: 

  • Die partizipative Fachkraft-Kind-Interaktion in alltäglichen Situationen von Krippen muss verbessert werden.
  • Partizipation einschränkendes Verhalten muss klar definiert werden, Gegenstand von ständiger Team- und Personalentwicklung sein und im Alltag von Kitas minimiert werden.
  • Die hochstrukturierte und täglich wiederholte Schlüsselsituation Essen muss unmittelbar qualitativ verbessert werden.
  • Partizipation muss bewusst inklusiv gestaltet werden.
  • Biografiearbeit und Reflexion der eigenen Haltung zu Partizipation bei pädagogischen Fachkräften sind zu stärken.
  • Die Mitbestimmung von Familien bei der Gestaltung des Alltags in der Krippe muss verbessert werden. 

Weiterführende Informationen sind auf dem Web-Portal des BMFSFJ Frühe Chancen veröffentlicht. Dort steht auch der Abschlussbericht der Forschungsstudie als Kurz- und Langfassung zum Download zur Verfügung: https://www.fruehe-chancen.de/aktuelles/beteiligung-ist-ein-kinderrecht/

Quelle: BiKA und Pressemitteilung Deutsche Liga für das Kind




Familiengründung ist Teamarbeit!

eaf fordert zur Geburt zehn Tage bezahlte Freistellung für den zweiten Elternteil

In diesen Tagen hat sich der Familienausschuss in einer öffentlichen Anhörung mit einem Antrag der Fraktion DIE LINKE zur Einführung eines zehntägigen Elternschutzes beschäftigt. Grundlage ist eine EU-Richtlinie, die einen Rechtsanspruch auf einen sogenannten „Vaterschaftsurlaub“ vorsieht. Deutschland hat ein im EU-Vergleich modernes Elterngeld, zu dem die bezahlte Freistellung eine sinnvolle Ergänzung wäre.

„Ein Kind kriegt man nicht mal eben so. Das Team Eltern muss schon zur Geburt gemeinsam an den Start gehen können“, betont eaf-Präsident Dr. Martin Bujard und stellt fest: „Ausschließlich den Müttern bei der Geburt eine bezahlte Freistellung einzuräumen, ist nicht mehr zeitgemäß. Eltern sehen die Familiengründung als gemeinsame Aufgabe und wollen sich von Anfang an gegenseitig partnerschaftlich unterstützen.“

Zwar ist es auch jetzt schon möglich, dass Väter bzw. Co-Mütter für kurze Zeit unbezahlte Elternzeit nehmen können. Die bezahlte Elternzeit beginnt aber erst ab einem Zeitraum von mindestens zwei Monaten. Mehr als die Hälfte der Väter nehmen gar keine Elternzeit, viele Familien geben an, dass die Väter aus finanziellen Gründen nicht so lange aussteigen können oder berufliche Nachteile fürchten.

„Hier ist noch ein Bewusstseinswandel in der Arbeitswelt notwendig“, so Bujard. „Das Signal einer bezahlten Freistellung für Väter zum Zeitpunkt der Geburt richtet sich an die Gesellschaft, aber insbesondere an Arbeitgeber und Kollegen: Mit der Geburt eines Kindes sind beide Eltern für den Familienalltag zuständig und das kann dann auch bei beiden dazu führen, dass die Erwerbsarbeit phasenweise zurückstehen muss.“ Eltern von Anfang an Zeit für ihr Familienleben zu ermöglichen, ist ein wichtiges Anliegen der eaf. 

Quelle: Pressemitteilung der evangelischen arbeitsgemeinschaft familie (eaf)




Wie sinnvoll ist „Digitale Bildung“ in Krippe und Kindergarten

selfie spielen lernen

Vom Sinn und dem Druck der Förderung „Digitaler Kompetenzen“ im frühpädagogischen Bereich:

Was haben Microsoft Gründer Bill Gates, der Amazon-Chef Jeff Bezos, die Google Erfinder Larry Page und Sergey Brin, Wikipedia Mitbegründer Jimmy Wales und der Facebook-Chef Mark Zuckerberg gemeinsam? Sie sind alle High-Tech-Spezialisten und haben die Welt mit ihren Fähigkeiten verändert. Neben einigen anderen Gemeinsamkeiten ist aber eines weniger bekannt: Sie alle sind Montessori-Schüler. Eine Pädagogik, die zu den Zukunftskompetenzen vor allem soziale Fähigkeiten, Forschergeist, Kreativität, Selbstbewusstsein, Selbstverantwortung, Konzentration, Arbeitsflow und unkonventionelles Denken rechnet, bisher aber weniger auf die Entwicklung Digitaler Kompetenzen.

Vom Montessorianer zum High-Tech-Spezialisten

Nun werden viele von Ihnen sicher einwenden, dass sich die Zeiten geändert hätten. Und zu der Zeit als Gates seinen Schulranzen geschnürt und auf die Grundschule in Seattle gegangen sei, hätte es ja schließlich auch noch gar keine PCs, Laptops oder Smartphones gegeben. Zum anderen muss dann aber auch die Frage erlaubt sein, welche Fähigkeiten Gates und viele andere Montessorianer gerade in diesem speziellen Bereich so erfolgreich gemacht haben. Schließlich ist Montessori keine Massenbewegung in den USA und die Dichte der High-Tech-Leute, die von diesen Schulen kommen, schon beeindruckend.

Keine iPads für die Kinder von Apple-Gründer Steve Jobs

Zum anderen ist es doch sehr bemerkenswert, dass gerade viele High-Tech-Eltern in den USA ihrem Nachwuchs eine Kindheit ohne Bildschirm bescheren wollen. Auch Gates und Steve Jobs, der Gründer von Apple, sahen die Nutzung der digitalen Geräte in Kinderhänden eher kritisch. Noch 2011 erklärte Jobs in einem Interview, dass er seinen Kindern die Nutzung des neu erschienenen iPads nicht erlaube. Gates beschränkte die Bildschirmzeiten zu Hause und erlaubte seinen Kindern erst mit 14 Jahren Mobiltelefone. In der High-Tech-Schmiede Silicon Valley geht der Trend zu Montessori- und Waldorfschulen.

„Die Reichen verbannen die Bildschirme“

In seinem Artikel über diese Entwicklung für das Magazin „Stern“ zitiert Gernot Kramper das Ergebnis einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), dass Bildungssysteme, die viel Geld in Computer investiert haben, in den PISA Tests „keine spürbare Verbesserung“ der Ergebnisse für Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften erzielt haben. Das ernüchternde Ergebnis sei gewesen: „Schüler, die sehr oft Tablets und Computer benutzen, schneiden in der Regel schlechter ab, als jene, die sie mäßig nutzen“. Und in der jüngsten PISA-Sonderauswertung stellten die Experten fest, dass Kinder, die analog lesen, ihren Altersgenossen voraus sind. Kramper weist in seinem Artikel auf eine große Reportage der New York Times hin, die zu dem Schluss kommt: „Amerikas öffentliche Schulen fördern immer noch Geräte mit Bildschirmen – und bieten sogar reine Digital-Kindergärten an. Die Reichen verbannen Bildschirme konsequent aus der Klasse.“

Keine Notwendigkeit und kein Druck

Ganz gleich, ob die beschriebenen Beispiele nun ein „richtiges“ oder „falsches“ Verhalten dokumentieren. Eines ist sicher: Eine gezielte Bildung mit digitalen Bildschirmgeräten ist weder in der Kinderkrippe noch im Kindergarten nötig, um die Kinder auf eine digitale Zukunft vorzubereiten. Dafür sind offensichtlich andere Kompetenzen relevant, deren Entwicklung viel besser ganz ohne die momentan aktuellen Geräte unterstützt werden können. „Die Kinder müssen“ also zunächst mal gar nichts mit digitalen Medien machen, wenn es um ihre und unsere Zukunft geht. Andererseits haben die Kinder ein natürliches Interesse daran, die Dinge kennen zu lernen, mit denen Menschen in der Umgebung umgehen. Deshalb wäre es unrealistisch und falsch, Kinder von Medien komplett fernzuhalten. Aber eben alles zu seiner Zeit.

Möglichst keine Bildschirme für Kleinkinder

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig, hält dafür eine Faustregel bereit: „Je kleiner die Kinder sind, desto größer sollte der bildschirmfreie Raum in ihrem Leben sein. Bei Säuglingen und Kleinkindern unter drei Jahren sollten Bildschirmmedien noch gar nicht zum Einsatz kommen. Bei den Grundschülern müssen Eltern dabei sein, ihre Kinder beim Entdecken der digitalen Möglichkeiten unterstützen, ihnen klare Regeln geben.“ Und sie ergänzt: „Wichtig ist, das Kinder lernen, dass digitale Medien ein Teil des Lebens und nicht das Leben sind.“

Warum sie bei dieser Erklärung ausgerechnet das Kindergartenalter ausspart, konnte bis Redaktionsschluss nicht geklärt werden. Um aber mehr Aufklärungsarbeit zu leisten, hat sie gemeinsam mit dem Berufsverband der Kinder und Jugendärzte die Initiative „Familie.Freunde.Follower“ gegründet. Leider wendet sich die Kampagne in der Hauptsache an Eltern mit älteren Schulkindern oder Jugendlichen.

Der Stand der Forschung

Auf die Frage, worauf sich die Drogenbeauftragte bezieht, wenn sie solche Empfehlungen ausspricht, lautet die Antwort: „Wir arbeiten… sehr eng mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte zusammen, unterstützen Forschungsprojekte an Kliniken, diverse Studien. Somit sind alle unsere Empfehlungen wissenschaftlich fundiert und von Expertinnen und Experten geprüft… Wir wissen, wie wichtig sachlich richtige und dennoch leicht verständliche Tipps sind, daher nehmen wir diese Aufklärungsarbeit – wie auch bei allen anderen Sucht- und Drogenthemen – sehr genau.“

Solche Äußerungen erzeugen bei vielen Befürwortern der Digital Kampagne heftige Kritik. Gerade in den sozialen Medien werden die wissenschaftlichen Studien, auf die sich unter anderem die Drogenbeauftragte, die Kinder- und Jugendärzte, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) oder die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beziehen, als „haltlos“ bezeichnet. Besonders an der Empfehlung, Kleinkinder nicht an den Bildschirm zu lassen, stören sich doch einige.

Die Methoden der Forschung

Der Vorwurf lautet unter anderem, dass die Studien Korrelation herstellen würden, aber keine Kausalitäten nachweisen würden. Tatsächlich verhält es sich so, dass die Forscher bei Ihren Studien zur Bildschirmnutzung seit Jahrzenten Kindergruppen, die nie oder selten vor Bildschirmen sitzen, mit Gruppen von Kindern vergleichen, die Bildschirme häufig nutzen. Eine der Schwächen: Alle Kinder werden natürlich auch von Ihrer Umgebung beeinflusst. Viele Studien sind auch nicht repräsentativ. Andererseits weisen alle Studien in die gleiche Richtung. Und es ist die Vielzahl und Empfehlung zahlreicher renommierter Wissenschaftler, die doch dringend anraten, die Empfehlungen ernst zu nehmen. Hinzu kommen die Untersuchungen der Hirnforschung, die zeigen, was die Bildschirmnutzung im Gehirn auslöst. Natürlich sind das alles keine endgültigen Belege für die Gefahren, die von Bildschirmmedien für Kinder ausgehen. Andererseits gibt es auch keine bekannte Studie, die das Gegenteil behauptet. Zudem sollten die Kritiker auch die Frage beantworten können, wie denn eine Studie aussehen sollte, die Wirkung und Ursache direkt nachweist.

Der „DigitalPakt Kita“

Tatsächlich existiert auch keine Studie, die die Sinnhaftigkeit der Förderung Digitaler Kompetenzen im Krippen- oder Kindergartenalter begründet. Insofern können sich auch die begeisterten Befürworter des geforderten DigitalPakts Kita nicht auf wissenschaftliche Ergebnisse stützen. Um hier mehr Licht ins Dunkel zu bringen, haben wir bei Prof. Dr. Julia Knopf um ein Interview gebeten, die den Vorsitz im Ausschuss Frühe Bildung des didacta Verbandes führt. Dieser hatte die Kampagne ins Rollen gebracht. Zwei Mal hatte sie zugesagt, zwei Mal am selben Tag wieder abgesagt.

In seinem Flyer fordert der Ausschuss des Verbandes der Bildungswirtschaft Didacta unter anderem medienpädagogische Konzepte, belastbare digitale IT-Infrastrukturen, eine entsprechende Ausstattung, technischer Support sowie qualifiziertes pädagogisches Personal. Angesichts der meist schlechten Ausstattung der Einrichtungen mit PCs, Laptops und Tablets für die Dokumentations- und Elternarbeit ist das sicher nötig. Und auch im Kindergarten gibt es viele gelungene Beispiele zur Erforschung der Umwelt etwa mit Digital-Kameras oder Endoskopen.

Zeit für die Wissenschaft

Aber alles eben in einem sehr eingeschränkten Rahmen und bitte nicht mit Kleinkindern. Es wäre vermutlich sehr sinnvoll, wenn hier, wie von Knopf angekündigt, mehr Informationen in die Öffentlichkeit gerieten und vor allem auch Wissenschaftler, die sich mit der Altersgruppe auskennen, ihre Forschung erst einmal durchführen können. Zudem wäre es sicher sinnvoll, die Sorgen von Eltern und vieler anderer ernst zu nehmen und diese nicht als Vorurteile abzutun, sondern diese als ernsthafte Kritik zu prüfen. Wer meint, dass dies zu lange dauere, der mag sich damit trösten, dass sein Kind noch immer zum besten High-Tech Experten ganz ohne Tablet werden kann.

Bilderbuch-Apps

Dafür sind sicher auch keine Bilderbuch-Apps notwendig. Hier mahnt die Drogenbeauftragte Ludwig dazu, an die Regel zu denken, dass weder Säuglinge noch Kleinkinder digitale Medien nutzen sollten. „Digitale Medienkompetenz ist wichtig und jeder braucht sie für die Zukunft – aber nicht im Säuglingsalter! Gerade kleinere Kinder sollten nach wie vor mit analogen Medien, sprich dem klassischen Buch, aufwachsen. Vorlesen, Seiten umblättern, die Bilder ohne Pixel, sondern haptisch anschauen, all das stärkt die Sinne und macht einfach Spaß!“ Ganz zu schweigen vom persönlichen Kuschelerlebnis, das sich in dieser Situation gerne ergibt. Die Initiative SCHAU HIN rät dazu, dass Kinder ab dem dritten Geburtstag erste Erfahrungen mit Apps machen können – allerdings nur zusammen mit Mama oder Papa und nicht länger als eine halbe Stunde am Tag. „Gerade zu Beginn brauchen Kinder die Begleitung der Eltern, enge Zeitfenster und gut ausgewählte Apps“, rät Iren Schulz, Mediencoach der Initiative.

Tatsächlich ist der Nutzen dieser Apps bisher aber auch nicht belegt. Und angesichts der vielen Produzenten von Bilderbuch-Apps, die gleichzeitig Mitglieder der Stiftung Lesen sind, scheint selbst deren Empfehlungen alles andere als unbefangen.

Bitte mehr Sorgfalt!

Angesichts der bisher nicht erforschten Wirkung der Förderung der Digitalen Kompetenzen mittels digitaler Bildschirmgeräte und der Risiken, die seitens der genannten Institutionen angegeben werden, scheinen die Kampagnen zur so genannten „Digitalen Bildung“ im frühpädagogischen Bereich doch recht fragwürdig. Ein Einsatz von Bildschirmgeräten im Krippenbereich, sogar als gefährlich. Wichtig ist, dass nun eine entsprechende Forschung stattfindet, die Basis für sorgfältige medienpädagogische Konzepte sein kann – statt vermeintlich hippe Konzepte einfach umzusetzen.




Kleinkinder nicht an den Bildschirm!

baby

Auf kindergesundheit-info.de finden sich viele wichtige Tipps für Eltern und pädagogische Fachkräfte

Wenn es um Digitalisierung geht, wurde der frühkindliche Bereich bisher ausgespart. Schließlich ist nicht nur der pädagogische Nutzen stark umstritten, sondern die gesundheitlichen Risiken für Kinder sind im Zusammenhang mit der Bildschirmnutzung groß. Seit vielen Jahren schon weisen die Weltgesundheitsorganisation (WHO), Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) oder der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVJK) darauf hin. Sie stützen sich dabei auf zahlreiche wissenschaftliche Studien. Auf ihrer Website hat die BZgA unter der Überschrift „Kinder und Medien“ Empfehlungen für Eltern zusammengefasst, damit diese Kinder in die Welt der digitalen Medien sinnvoll begleiten können. Da pädagogische Einrichtungen genauso zur Lebenswelt der Kinder zählen, gelten diese Empfehlungen ebenso für pädagogische Fachkräfte.

Grundsätzliches zum Thema Bildschirm

Ob Fernseher, Computerbildschirm, Tablet oder Smartphone. All diese Geräte haben Bildschirme. Kinder im Alter bis drei Jahren sollten laut Empfehlung der BZgA diese Geräte am besten gar nicht nutzen, Kinder von drei bis sechs Jahren höchstens 30 Minuten am Tag. Im Alter von sechs bis zehn Jahren höchstens 45 bis 60 Minuten. Und das auch nicht täglich. Dass dies angesichts der ständigen Präsenz der Bildschirmgeräte im Alltag nur schwer einzuhalten ist, wissen auch die Experten. Dennoch sollten sich alle Erziehenden möglichst darum bemühen, Bildschirme von den Kindern fernzuhalten, geschweige denn den Umgang mit Ihnen zu fördern. Das betrifft auch so genannte Bilderbuch-Apps, zu denen es bisher auch keine echten wissenschaftlichen Studien für den frühpädagogischen Bereich gibt. Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass eine stärkere Nutzung als die Empfohlene zu Konzentrations- bzw. Wahrnehmungsstörungen oder -veränderungen, ADHS, Schlafproblemen und anderen gesundheitlichen Einschränkungen und Entwicklungsstörungen führen kann.

„Tipps und Regeln für Fernsehen und Computer“ hat die BZgA in einem PDF zusammengefasst, das Sie hier downloaden können. Empfehlungen zum Umgang mit Medien speziell für Kinder bis zu einem Alter von drei Jahren finden Sie hier.

Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)/ https://www.kindergesundheit-info.de/themen/medien/alltagstipps/mediennutzung/hoechstdauer/ (Auszug) CC BY-NC-ND

Empfehlungen für Erwachsene

Die BZgA weist auch darauf hin, dass Babys und Kleinkinder schon sehr viel davon mitbekommen, wie in der Familie Medien genutzt werden. Das gilt auch für die pädagogische Einrichtung. Die Kinder merken dabei auch, wenn diesen Geräten mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird als ihnen. Dabei kann es sein, dass sich die Kinder für diese Medien begeistern und „mitspielen“ wollen. Es kann aber auch sein, dass sie auf die Medienumgebung nervös, wütend oder erschöpft reagieren. Beides ist bestimmt nicht im Sinne des Kindes. Bevor sie sich also mit den digitalen Medien beschäftigen, beschäftigen sie sich besser mit dem Kind.

Bilderbücher sind auch Medien

Kinder erforschen mit allen Sinnen die Welt. Und digitale Geräte können niemals reale Erfahrungen ersetzen. Wenn es aber um Medien geht, sollten Sie nie vergessen, dass auch Bilderbücher Medien sind, die Sie immer einsetzen können. Natürlich gibt es auch hier gute und schlechte. Aber das Erlebnis, zusammen zu sitzen oder gar zu kuscheln, etwas vorgelesen zu bekommen und gemeinsam die Bilder zu betrachten, lässt sich durch nichts ersetzen. Zudem unterstützen Sie damit die Begeisterung für Bücher und unterstützen die Sprachbildung. Und gerade die letzte Auswertung der so genannten PISA-Studie hat deutlich gezeigt, dass Kinder, die Gedrucktes Lesen, besser abschneiden.

„Gut hinsehen, gut zuhören, aktiv gestalten!“

Die BZgA hat unter dem Titel „Gut hinsehen, gut zuhören, aktiv gestalten!“ einen Ratgeber zum Thema „Mediennutzung in der Familie“ herausgebracht. Darin finden sich viele gute Tipps zum Umgang mit Medien innerhalb der Familie. Das PDF steht gratis zum Download bereit.




Die Kinderfreundlichkeit wächst

Hand

Geburtenrate innerhalb von zehn Jahren um fast 100.000 Neugeborene jährlich gewachsen

Die Geburtenrate steigt und der Staat hat in den vergangenen Jahren einiges in gute Rahmenbedingungen für Familien investiert, wie beispielsweise den Ausbau der Kinderbetreuung. Dieses staatliche Engagement ist auch bei den Bundesbürgern gut angekommen. Das hat die Hamburger Stiftung für Zukunftsfragen in einer repräsentativen Umfrage mit 3.000 Bundesbürgern im April 2021 festgestellt

Zustimmungswert verdoppelt – Mehrheit hat aber immer noch negatives Bild

Im Zehn-Jahres-Vergleich hat sich der Zustimmungswert sogar mehr als verdoppelt. Waren es 2011 noch 21 Prozent, die einen positiven Trend bei der Kinderfreundlichkeit erkannten, stimmten dem 2021 rund 47 Prozent zu. Mehr als die Hälfte der Befragten sind jedoch der Meinung, dass Deutschland kein kinderfreundliches Land ist. Obwohl mit 773.200 Neugeborenen in 2020 die Zahl der Geburtenrate gegenüber 2011 um fast 100.000 gestiegen ist, spricht für viele noch immer einiges gegen einen Familiengründung. Hauptgrund sind die hohen Kosten, die mit Kindern entstehen (52 Prozent).

Gefahren für Karriere und Existenz

Gefahren für ihre berufliche Karriere durch die Geburt eines Kindes fürchten (47 Prozent). 45 Prozent halten die staatlichen und gesellschaftlichen Voraussetzungen für ungünstig, während sich 43 Prozent Sorgen um eine sichere Zukunft ihres potenziellen Nachwuchses machen. 33 Prozent fehlt einfach der richtige Partner, 20 Prozent finden den richtigen Zeitpunkt nicht, 18 Prozent sehen keinen erfüllenden Lebensinhalt in Kindern und 17 Prozent fürchten, dass ihr Kind nur mit einem Elternteil aufwachsen würde. Im Vergleich zum Jahr 2011 sind aber die Vorbehalte gegen eine Familiengründung durchweg zurückgegangen. So nimmt auch die Zahl der Scheidungen (2010: 187.640; 2020: 149.010) kontinuierlich ab, während die Anzahl von Eheschließungen zunimmt (2010: 187.027; 2020: 373.300). Die Wahrscheinlichkeit sich scheiden zu lassen, sank demnach von 50 Prozent auf 36 Prozent. So überrascht es auch nicht, dass für 84 Prozent der Bundesbürger Kinder und Familie ein besonders wichtiger Bestandteil für die eigene Lebensqualität sind.
Quelle: Mehr dazu: http://www.zukunftserwartungen.de/…/deutschland-wird…




Erschreckende Zahlen zu Gewalt gegen Kinder

Die Deutsche Kinderhilfe fordert verstärkte Investitionen in die Kinder- und Jugendhilfe

Im Jahr 2020 sind 152 Kinder gewaltsam zu Tode gekommen. Davon waren 75,6 % der Kinder zum Zeitpunkt des Todes jünger als sechs Jahre. Im Vergleich zum Vorjahr handelt es sich um einen Anstieg von 35,7 %. Darüber hinaus kam es in 134 Fällen zu einem Tötungsversuch.

Bei den Zahlen der von Misshandlungen betroffenen Kinder ist ein Anstieg von 4.100 auf 4.542 zu verzeichnen. Im Bereich der sexuellen Gewalt ist die Zahl der von sexuellem Missbrauch betroffenen Kinder nach den §§ 176, 176a und 176b um 6,27 % gestiegen.

Insgesamt waren 16.921 Kinder von sexueller Gewalt betroffen. Das sind 46 Betroffene pro Tag, von denen wir Kenntnis erlangen. Die in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfassten Zahlen zur Herstellung, zum Besitz und zur Verbreitung sogenannten kinderpornografischen Materials sind von 12.262 auf 18.761 gestiegen. Das ist ein Anstieg von 53 % im Vergleich zum Vorjahr.

Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Die Corona-Krise ist auch eine Krise der Kinder. „Wir müssen den Schwerpunkt gezielt auf Prävention setzen, um Kinder vor Gewalt zu schützen“, fordert die Deutsche Kinderhilfe e.V. in ihrer Pressemitteilung.  „Wir müssen da ansetzen, wo Kinder betreut, unterstützt und gestärkt werden.“

„Das bedeutet eine verstärkte Investition in die Kinder- und Jugendhilfe: in den Ausbau von Hilfen, in die personelle und technische Ausstattung sowie in die Qualifizierung der Fachkräfte“, fordert Rainer Becker, Ehrenvorsitzender der Deutschen Kinderhilfe – Die ständige Kindervertretung e.V.

Kinder sind nicht nur von Gewalt betroffen, sie üben auch selbst Gewalt gegenüber anderen Kindern aus. Dazu gehören auch sexuelle Übergriffe auf andere Kinder. Kinder und Jugendliche machen fast ein Drittel der Tatverdächtigen im Deliktbereich „Sexueller Missbrauch von Kindern“ aus. Dies macht deutlich, dass frühzeitig gehandelt werden muss.

„Kinder müssen so früh wie möglich lernen, dass sie über ihren Körper selbst bestimmen können. Sie sollen ihre eigenen Grenzen und die anderer wahrnehmen und wahren. Zudem sind selbstbewusste Kinder, die gelernt haben, Nein sagen zu dürfen, eher in der Lage, sich selbst vor (sexuellen) Übergriffen zu schützen“, so Rainer Becker.

Die vollständige Stellungnahme mit den Forderungen der Deutschen Kinderhilfe e.V. sowie die Zahlen kindlicher Gewaltopfer nach der Polizeilichen Kriminalstatistik finden Sie hier.

Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Kinderhilfe – Die ständige Kindervertretung




Badegewässer in Deutschland sind in bestem Zustand

Die meisten deutschen Badegewässer erhielten laut Umweltbundesamt 2020 wieder Bestnoten

In der Saison 2020 wurden 90 Prozent aller deutschen Badegewässer von der EU-Kommission mit der Bestnote „ausgezeichnet“ bewertet. Die Qualitätsanforderungen der EU-Badegewässerrichtlinie erfüllten 96 Prozent der Badegewässer an Seen, Flüssen und Küsten in Deutschland. Dies zeigen die am 1. Juni von der EU-Kommission veröffentlichten Daten zur Wasserqualität der Badegewässer 2020. Somit bleibt die Qualität der deutschen Badegewässer wie auch in den Vorjahren auf einem hohen Niveau.

Elf der insgesamt 2.304 deutsche Badegewässer wurden nach den Kriterien der EU-Richtlinie im Jahr 2020 als mangelhaft bewertet. Zum Schutz der Badenden wurden 95 Mal Badegewässer während der Badesaison zeitweise aufgrund schlechter Wasserqualität (vorsorglich) geschlossen, darunter 66 Mal wegen ⁠ Cyanobakterien ⁠ (sogenannte „Blaualgen“) und 29 Mal aus anderen wasserhygienischen Gründen. In den meisten Fällen hatten dabei Starkregenereignisse Schmutzwasser in die Badegewässer gespült. Eine Übersicht der Messergebnisse finden Sie hier.

Die Covid-19-Pandemie führte zu einem durchwachsenen Betrieb der Badegewässer.

Aufgrund der Einschränkungen im Badebetrieb durch die Covid-19-Pandemie waren 69 Badegewässer für die Badenden zeitweise oder über die gesamte Saison nicht zugänglich. Weitere 15 Badegewässer waren geschlossenen, da u.a. BetreiberInnen fehlten oder Sanierungen durchgeführt wurden. An 27 Badegewässern konnten Pandemie-bedingt (teilweise) keine Proben genommen werden und diese Badegewässer erhielten somit keine Einstufung. Aufgrund noch nicht ausreichender Probenanzahl wurden weitere 38 Badegewässer nicht bewertet.

In der Badesaison 2020 wurden 2.304 deutsche Badegewässer untersucht, insgesamt wurden 11.156 Wasserproben ausgewertet. Von den Badegewässern lagen 363 an der Küste von Nord- und Ostsee und 1.941 an Binnengewässern.

Die aktuellen Messdaten können für jedes Badegewässer online auf den Internetseiten der Bundesländer eingesehen werden. Eine Übersicht gibt es unter Wasserqualität in Badegewässern . Auf einer interaktiven Karte ist die Qualität in allen europäischen Gewässern zu finden. Und hier finden sie den Report zur Wasserqualität.

Auch in der Badesaison 2021 mit Einschränkungen rechnen

Das Risiko einer Infektion mit dem SARS-Coronavirus-2 steigt bei geringem Abstand zwischen Menschen und wenn sich viele Menschen gleichzeitig an einem Ort aufhalten. Daher müssen auch für den Aufenthalt am und im Badegewässer Regeln zum Abstandshalten und zur Kontaktminimierung eingehalten werden. Da das Tragen von Mund/Nasenschutz beim Baden nicht praktikabel ist, kommt der Einhaltung der Sicherheitsabstände im Wasser und an Land eine maßgebliche Bedeutung für den Schutz von Infektionen zu. Für den Strandbereich und ggf. die Nutzung von spezieller Infrastruktur am Badegewässer gelten die länderspezifischen Abstands- und Hygieneregeln. Mehr dazu finden Sie hier.

Eine Übertragung des SARS-Coronavirus-2 über das Wasser beim Baden gilt als äußerst unwahrscheinlich. Bisher gibt es nach Angaben der WHO (Weltgesundheitsorganisation) keine Hinweise darauf, dass dieses Virus über den Wasserweg übertragen wird. Grundsätzlich sollten aber Personen, die an einem akuten Infekt der Atemwege oder an einer Durchfallerkrankung leiden, nicht baden gehen, um andere Badende nicht zu gefährden. Dies gilt völlig unabhängig davon, um welche potenziellen Krankheitserreger es sich im Einzelnen handelt.