GEW stellt Studie „Digitalisierung im Schulsystem“ vor

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Trotz Digitalisierungsschub eklatante Techniklücken, Ungleichheiten und starke Belastung der Lehrkräfte:

Die Digitalisierung in der Schule hat durch die Corona-Pandemie einen Schub bekommen. Trotzdem gibt es weiterhin eklatante Lücken bei der technischen Ausstattung. Gleichzeitig hat sich die Arbeitsbelastung der Lehrkräfte verändert und ist noch einmal gewachsen. Eine der größten Herausforderung stellt zudem die Kluft zwischen digitalen Nachzügler- und digitalen Vorreiter-Schulen dar. Das Lernen mit digitalen Medien und Tools wird an deutschen Schulen extrem ungleich umgesetzt. Es gibt gewaltige Unterschiede bei der digitalen Infrastruktur. Das sind die Ergebnisse der repräsentativen Studie „Digitalisierung im Schulsystem“, die die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) eben vorgestellt hat.

WLAN bisher häufig Fehlanzeige

„WLAN für alle ist bisher häufig Fehlanzeige. Nur 70 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer arbeiten an Schulen, an denen es WLAN für alle Lehrkräfte gibt. Die Hälfte der Schulen hat kein WLAN für die Schülerinnen und Schüler“, sagte Studienleiter Frank Mußmann von der Universität Göttingen. Lediglich 57 Prozent der Lehrkräfte arbeiteten an Schulen, an denen es für den Unterricht genügend digitale Geräte gibt. 58 Prozent nutzten regelmäßig Lernmanagementsysteme – vor der Pandemie waren dies lediglich 36 Prozent.

95 Prozent der Lehrkräfte nutzen private Geräte

„Eine Cloudanbindung ist jedoch noch nicht selbstverständlich: Ein Viertel der Schulen hat keine Schulcloud, nur 40 Prozent arbeiten mit einer schulübergreifenden Bildungscloud“, betonte Mußmann. Bis heute stünden nur in 18 Prozent der Fälle für alle Lehrkräfte digitale Endgeräte der Schule zur Verfügung, für weitere 30 Prozent teilweise. „Deshalb greifen 95 Prozent der Lehrkräfte zur Selbsthilfe und setzen ihre privaten elektronischen Geräte wie Handy, Computer oder Tablet häufiger als vor der Pandemie ein“, sagte der Studienleiter. „Nur in 50 Prozent der Fälle ist eine technische Unterstützung gewährleistet. Das führt zu Zusatzaufgaben, die Lehrkräfte on-top zu den pädagogischen und organisatorischen Aufgaben leisten müssen“, stellte Mußmann fest. Am Ende zeigten sich dann tatsächlich auch Unterschiede bei der pädagogischen Nutzung digitaler Techniken im Unterricht und den Chancen der Schülerinnen und Schüler, elementare digitale Kompetenzen zu erwerben. „Es ist nicht gut für eine Demokratie, wenn nur 34 Prozent der Schülerinnen und Schüler in digitalen Nachzügler-Schulen lernen, wie sie prüfen können, ob sie sich auf Informationen im Internet verlassen können“, betonte Mußmann.

Erhebliche Zusatzbelastungen für Lehrer

Die Corona-Krise habe zu erheblichen Zusatzbelastungen der Lehrkräfte geführt. „Neun von zehn Lehrkräften haben einen höheren Arbeitsaufwand durch Fernunterricht. Knapp zwei Drittel der Lehrkräfte benennen den Wechselunterricht als Grund für eine stärkere Arbeitsbelastung“, betonte Mußmann. Zudem sei die Arbeitsbelastung dadurch gestiegen, dass analoge in digitale Materialien überführt wurden, die digitalen Kompetenzen und die Ausstattung der Schülerinnen und Schülern sehr unterschiedlich sind sowie mehr Kommunikation notwendig ist.

Angespannte Situation verschärft

„Die Dynamik der Corona-Pandemie und die Digitalisierung verstärken die angespannte Arbeitssituation an den Schulen und die ohnehin schon bekannten hohen Belastungen und Entgrenzungserfahrungen der Lehrkräfte“, hob Mußmann hervor. Dennoch hätten Lehrkräfte und Schulen mit bemerkenswertem Engagement pragmatische Lösungen gefunden, um digitale Medien und Technik einzusetzen, sowie digitale Lehr- und Lernkonzepte entwickelt und umgesetzt.

Konzentration auf pädagogische Aufgaben

„Die Lehrkräfte müssen sich auf die pädagogischen Aufgaben konzentrieren können“, mahnte Ilka Hoffmann, GEW-Vorstandsmitglied Schule, an. „Wir brauchen endlich mehr IT-Fachleute für den technischen Support, die Gelder für die Einstellung etwa von Systemadministratoren stehen bereit. Diese Mittel müssen endlich abgerufen und verstetigt werden. Digitale Werkzeuge sollen die Lehrkräfte pädagogisch unterstützen – und nicht zu einer Dauerbaustelle werden.“

Bessere digitale Infrastruktur gefordert

Ansgar Klinger, GEW-Vorstandsmitglied Berufliche Bildung und Weiterbildung, unterstrich: „Die Bildungsgewerkschaft fordert schon lange eine bessere digitale Infrastruktur an den Schulen. Die eklatanten Lücken in der digitalen Ausstattung und die Mehrfachbelastung in der Pandemie führen zu einer nicht zu verantwortenden Arbeitsbelastung der Lehrkräfte an Schulen und einer zunehmenden digitalen Kluft. Diese Entwicklung müssen wir stoppen und nachhaltig umkehren, damit Schulen sowie Schülerinnen und Schüler nicht weiter abgehängt werden.“

Über die Studie

In der Studie „Digitalisierung im Schulsystem. Herausforderung für Arbeitszeit und Arbeitsbelastung von Lehrkräften“ wurden im Januar und Februar 2021 Lehrkräfte der Sekundarstufe I und II aus allen Bundesländern befragt. Die Studie erlaubt bundesweit repräsentative Befunde. Sie wurde an der Georg-August-Universität in Göttingen unter der Leitung von Frank Mußmann, Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften, in Zusammenarbeit mit dem Umfragezentrum Bonn durchgeführt. Das Konsortium hat untersucht, wie Schulen und Lehrkräfte auf die Herausforderungen der Digitalisierung in Pandemie-Zeiten reagieren, wie sich ihre Arbeit, ihre Arbeitszeit und ihre Belastungen verändert haben und welche Chancen und Risiken digitale Arbeitsformen für die Lehrkräfte bergen. Die Studie zeigt zudem zentrale Entwicklungs- und Gestaltungsbedarfe auf und gibt Empfehlungen für die Zukunft. Ein wissenschaftlicher Abschlussbericht mit weiteren Befunden und Analysen ist für September geplant.

Quelle: Pressemitteilung GEW




Kinderkommission zum „Weltspieltag“

UN-Kinderrechtskonvention sagt Kindern ein Recht auf Ruhe und Spiel zu

Schon seit über 20 Jahren gilt der 28. Mai als „Weltspieltag“. Und das hat einen ganz besonderen Grund: Der Aktionstag soll daran erinnern, dass die UN-Kinderrechtskonvention Kindern ein Recht auf Ruhe und Freizeit sowie auf Spiel und altersgemäße aktive Erholung zusagt.

Bewegungs- und Sportaktion des DKHW und der Sportjugend

In diesem Jahr rufen das Deutsche Kinderhilfswerk und die Deutsche Sportjugend anlässlich des „Weltspieltags“ Familien und Vereine zu einer großen Bewegungs- und Sportaktion auf. Dabei sollen in den sozialen Medien unter den Hashtags #Weltspieltag und #lasstunswasbewegen Fotos oder Videos gepostet werden, die Menschen entweder bei ihrer geliebten Sportart, beim Sport an ungewöhnlichen Orten oder bei einer für sie unbekannten Sportart zeigen. Damit soll auf die Bedeutung von Bewegung, Spiel und Sport für ein gesundes Aufwachsen von Kindern aufmerksam gemacht werden. Die Kinderkommission des Deutschen Bundestages hat auch in diesem Jahr wieder die Schirmherrschaft für die Aktion übernommen.

Kinder entdecken ihre Welt im Spiel

Die Vorsitzende der Kinderkommission, Charlotte Schneidewind-Hartnagel, MdB, erklärt hierzu: „Bewegung, Sport und Spiel liegen in der Natur von Kindern. Wer mit Kindern zu tun hat, kennt ihr Verlagen und ihre Freude, nach draußen zu gehen, zu klettern, zu laufen, aktiv zu sein. Kinder entdecken ihre Welt, ihre eigenen Stärken und Grenzen in Bewegung, Sport und Spiel. Auch soziales Miteinander, Teamgeist und ein gesunder Sinn dafür, seine Fähigkeiten mit anderen zu messen, können dabei gelernt und geübt werden. Kurzum: Bewegung gibt Kindern Kraft. Deshalb freue ich mich, dass das Deutsche Kinderhilfswerk und die Deutsche Sportjugend zur Bewegungs- und Sportaktion am Weltspieltag aufrufen. Gerade in der Corona-Pandemie, wo Vereinsangebote, Sport in Gruppen und Möglichkeiten, sich mit Gleichaltrigen zu treffen vielerorts eingeschränkt waren und sind, ist es wichtig, auf dieses Thema aufmerksam zu machen.“




Kinder vermissen Bewegung und Sport in der Corona-Pandemie

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Repräsentative Umfrage zum Weltspieltag am 28. Mai 2021

90 Prozent der Kinder in Deutschland haben während der Corona-Pandemie die Bewegung und den Sport vermisst. Einer großen Mehrheit (83 Prozent) der Kinder gefällt an Sport und Bewegung besonders, dabei mit anderen Kindern zusammen zu sein und Spaß zu haben. Fast zwei Drittel der Kinder (62 Prozent) mögen es besonders, bei Sport und Bewegung an der frischen Luft zu sein. Wenn nach der Corona-Pandemie jedes Kind ein Jahr lang kostenlos in einem Sportverein mitmachen könnte, würden 86 Prozent der Kinder dieses Angebot auf jeden Fall oder wahrscheinlich wahrnehmen. Vor diesem Hintergrund befürworten 86 Prozent der Erwachsenen die Forderung, dass die Bundesregierung nach der Corona-Pandemie deutlich mehr in den Kinder- und Jugendsport investieren und dafür unter anderem jedem Kind ein Jahr lang den kostenfreien Zugang zu einem Sportverein ermöglichen sollte.

Repräsentative Umfrageergebnisse

Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle repräsentative Umfrage des Politik- und Sozialforschungsinstituts Forsa unter Kindern im Alter von sechs bis 14 Jahren und Erwachsenen im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerkes und der Deutschen Sportjugend anlässlich des Weltspieltages am 28. Mai. Der Weltspieltag steht in diesem Jahr unter dem Motto „Lasst uns (was) bewegen!“.

„Die Ergebnisse der Umfrage zeigen sehr deutlich, wie wichtig Sport und bewegtes Spiel für ein gesundes Aufwachsen der Kinder sind und von welchen massiven Einschränkungen diese in den letzten Monaten betroffen waren. Damit sie nicht jahrelang unter den Folgen zu leiden haben, sind nun erhebliche Anstrengungen nötig. Die Bundesregierung muss jetzt deutlich mehr in den Kinder- und Jugendsport investieren. So sollte sie unter anderem jedem Kind ein Jahr lang den kostenfreien Zugang zu einem Sportverein ermöglichen“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes.

Gemeinsamkeit macht besonders Spaß

„Beim Sport geht es um einen Ausgleich vom Alltag, darum soziale Kontakte zu pflegen, Neues auszuprobieren und sich weiterzuentwickeln. Die vielfältigen Antworten der Kinder sind eindeutig. Sie zeigen uns mehr als deutlich, dass Sport weit mehr ist als nur Bewegung und welchen hohen Stellenwert er im Leben der Kinder hat. Wir müssen das Sporttreiben für Kinder und Jugendliche endlich wieder in vollem Umfang ermöglichen, um den physischen, psychischen und sozialen Folgen des Bewegungsmangels entgegenzuwirken“, so der 1. Vorsitzende der Deutschen Sportjugend, Stefan Raid.

Was sich die Kinder wünschen

  • Der großen Mehrheit der befragten Kinder (83 Prozent) gefällt an Sport und Bewegung besonders, dabei mit anderen Kindern zusammen zu sein und Spaß zu haben. Fast zwei Drittel der Kinder (62 Prozent) mögen es besonders, bei Sport und Bewegung an der frischen Luft zu sein.
  • Neue Sachen zu lernen und immer besser zu werden, mögen 42 Prozent der Kinder besonders gern an Sport und Bewegung.
  • 30 Prozent gefällt besonders, einen Ausgleich zum Schulalltag zu haben.
  • Dass sie es an Sport und Bewegung besonders mögen, sich körperlich anzustrengen und aus der Puste zu kommen (24 Prozent) oder sich mit anderen Kindern zu messen und zu wetteifern (23 Prozent), gibt jeweils jedes vierte Kind an.
  • Mädchen sagen häufiger als Jungen (46 zu 38 Prozent), dass es ihnen besonders gut gefällt, beim Sport neue Sachen zu lernen und immer besser zu werden, Jungen sagen häufiger als Mädchen (29 zu 17 Prozent), dass es ihnen besonders gut gefällt, sich beim Sport mit anderen Kindern zu messen und zu wetteifern.
  • Die jüngeren Kinder von sechs bis neun Jahren haben noch häufiger als die älteren Kinder Freude daran, beim Sport mit anderen Kindern zusammen zu sein und Spaß zu haben (89 zu 79 Prozent) sowie draußen an der frischen Luft zu sein (67 zu 59 Prozent).
  • Ältere Kinder von zehn bis 14 Jahren schätzen hingegen häufiger den Ausgleich zum Schulalltag (37 zu 20 Prozent).
  • Insgesamt geben neun von zehn Kindern (90 Prozent) an, dass sie in den letzten Monaten während der Corona-Pandemie die Bewegung und den Sport vermisst haben. 59 Prozent hat die Bewegung in den letzten Monaten im Sportverein, 54 Prozent in der Freizeit mit Freunden und 51 Prozent in der Schule gefehlt. Dass sie Bewegung und Sport mit der Familie vermisst haben, geben 11 Prozent der Kinder an.
  • Nur wenige Kinder (zehn Prozent) haben Sport und Bewegung in den letzten Monaten nicht vermisst.
  • Wenn nach der Corona-Pandemie jedes Kind ein Jahr lang kostenlos bei einem Sportverein mitmachen könnte, würden 61 Prozent der Kinder dieses Angebot auf jeden Fall wahrnehmen. Weitere 25 Prozent würden dies wahrscheinlich tun.
  • Zwölf Prozent der Kinder geben an, dass sie ein solches Angebot eher nicht nutzen würden, zwei Prozent würden dies auf keinen Fall tun.

Was sich Erwachsene wünschen

  • 86 Prozent der Erwachsenen befürworten voll und ganz oder eher die Forderung, dass die Bundesregierung nach der Corona-Pandemie deutlich mehr in den Kinder- und Jugendsport investieren und dafür unter anderem jedem Kind ein Jahr lang den kostenfreien Zugang zu einem Sportverein ermöglichen sollte (57 Prozent „voll und ganz“, weitere 29 Prozent befürworten diese Forderung „eher“).
  • Nur eine Minderheit lehnt die Forderung nach einem kostenlosen Zugang zu Sportvereinen für Kinder und Jugendliche eher (zehn Prozent) oder voll und ganz (zwei Prozent) ab.
  • In allen Befragtengruppen findet die Forderung eine breite Unterstützung: Bei Frauen etwas stärker als bei Männern (90 zu 83 Prozent), bei Erwachsenen mit Kindern im Haushalt etwas mehr als bei denen ohne Kinder (90 zu 86 Prozent), und parteiübergreifend auch entlang der Parteilager (Grüne 91 Prozent, FDP und Linke 90 Prozent, AfD und SPD 89 Prozent, CDU/CSU 79 Prozent).

Zur Studie

Für die repräsentative Umfrage zum Weltspieltag 2021 wurden vom Politik- und Sozialforschungsinstitut Forsa im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerkes und der Deutschen Sportjugend in diesem Monat deutschlandweit 1.001 Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren und 1.006 Erwachsene befragt. Die statistische Fehlertoleranz liegt bei ± drei Prozentpunkten.




Zu jung für Politik? Von wegen!

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Politische Bildung im Kindesalter ist Thema des DJI-Magazins Impulse

Die Demokratie steht vor großen Herausforderungen: Krisen wie die aktuelle Corona-Pandemie oder der Klimawandel, aber auch Globalisierung, Migration und Digitalisierung verlangen der demokratischen Lebens- und Gesellschaftsform vieles ab. „In diesem Kontext bekommt die politische Bildung, die jahrzehntelang ein Schattendasein führte, neue Relevanz“, betont Prof. Dr. Thomas Rauschenbach, Direktor des Deutschen Jugendinstituts (DJI), anlässlich der neu erschienenen Ausgabe des Forschungsmagazins DJI Impulse.

Demokratisches Handeln und kritische Urteilskraft fördern

Unter dem Titel „Politische Bildung von Anfang an: Wie Kinder und Jugendliche Demokratie lernen und erfahren können“ analysieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Herausforderungen in der politischen Bildung. Entscheidende Weichen für demokratisches Handeln und kritische Urteilskraft werden demnach in der Familie gestellt. Doch auch weil Kinder und Jugendliche immer mehr Zeit in schulischen und außerschulischen Bildungseinrichtungen verbringen, steigt deren Bedeutung in der politischen Bildung.

Der These des aktuellen 16. Kinder- und Jugendberichts folgend, dass politische Bildung auf ganz unterschiedliche Weise in der gesamten Kindheit und Jugend stattfindet, zeigen die Autorinnen und Autoren des Forschungsmagazins Potenziale auf, die in Kindertageseinrichtungen, Schulen und der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit bislang nicht ausreichend genutzt werden. So spielt die politische Bildung in Kitas und Grundschulen noch immer ein eher untergeordnetes Thema. Nachholbedarf identifizieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aber auch in weiterführenden Schulen und der Kinder- und Jugendarbeit.

bpb-Präsident Thomas Krüger im Interview über zeitgemäße politische Bildung

Durch den geplanten Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung im Grundschulalter sowie den generellen Ausbau der Ganztagsbetreuung in Kitas und Schulen entsteht nicht nur die Chance, sondern auch die Notwendigkeit politische Bildung in den Institutionen stärker zu verankern, lautet ein zentrales Fazit der Autorinnen und Autoren. Zudem fordert der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), Thomas Krüger, im Interview, politische Bildung zur „kritischen politischen Medienbildung“ weiterzuentwickeln, da demokratiegefährdende Inhalte durch soziale Medien früh auf Kinder zukommen.

Das Forschungsmagazin DJI Impulse berichtet allgemein verständlich über die wissenschaftliche Arbeit am DJI, einem der größten sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitute in Deutschland. Regelmäßig informieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über relevante Themen aus den Bereichen Kindheit, Jugend, Familie und Bildung.

Aktuelle Ausgabe (1/2021) „Politische Bildung von Anfang an: Wie Kinder und Jugendliche Demokratie lernen und erfahren können“ (Download PDF)Mehr Angebote zum aktuellen Impulse-Schwerpunkt
Das Forschungsmagazin DJI Impulse kann kostenlos bestellt und heruntergeladen werden, auch ein Abonnement ist möglich: www.dji.de/impulse




KIM-Studie: Sehr viel Zeit vor dem Bildschirm verbracht

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68 Minuten Fernsehen, 24 Minuten Streaming und 46 Minuten Internet

Das Thema Digitalisierung, Mediennutzung und Medienkonsum von Kindern ist im Jahr 2020 durch die Corona-Pandemie noch stärker in den Vordergrund gerückt. Zum Zeitpunkt der Befragung für die KIM-Studie im frühen Herbst 2020 waren die Kinder zum größten Teil wieder im Präsenzunterricht, drei Viertel der Schülerinnen hatten aber bereits Erfahrungen mit Homeschooling gemacht.

Fernsehen häufigste mediale Freizeitbeschäftigung

Das Fernsehen ist weiterhin die häufigste mediale Freizeitbeschäftigung der Kinder, 70 Prozent sehen täglich fern. 68 Minuten werden im Durchschnitt täglich für die klassische Fernsehnutzung verwendet. Dabei dient Fernsehen auch der Wissensvermittlung, die Hälfte der Sechs- bis 13-Jährigen sehen sich Wissensformate an, 27 Prozent Nachrichtensendungen.

Neben dem linearen Fernsehen spielt die Nutzung von Streaming-Diensten eine immer wichtigere Rolle: Die Verfügbarkeit von Streaming-Diensten in den Haushalten ist deutlich angestiegen. Inzwischen haben 44 % der Haushalte mit Kindern ein entsprechendes Abo. Die erstmals erhobene Nutzungsdauer zeigt mit durchschnittlich 24 Minuten, dass Netflix & Co. einen klaren Platz im Medienalltag von Kindern erobert haben.

Mit dem Alter nimmt die Internetnutzung zu

71 Prozent der Sechs- bis 13-Jährigen nutzen das Internet. Mit dem Alter der Kinder nimmt auch der Anteil an Internetnutzern zu. So sind es bei den Sechs- bis Siebenjährigen noch ein Drittel, die zumindest selten das Internet nutzen, während es bei den Zwölf- bis 13-Jährigen mit 97 Prozent nahezu alle sind. Im Hinblick auf die Tätigkeiten im Internet, werden ins- besondere WhatsApp, Suchmaschinen, Filme/Videos und YouTube am häufigsten genutzt. Die beliebteste Internetseite der Kinder ist YouTube, gefolgt von Google.

Trotz der besonderen Situation im Jahr 2020 hat sich zumindest während des Befragungszeitraumes im Herbst 2020 keine relevante Änderung der täglichen Internetnutzungszeit ergeben, sie liegt bei den Sechs- bis 13-Jährigen durchschnittlich bei einer Dreiviertelstunde (46 Minuten). Insgesamt zeigt die KIM-Studie 2020 eine hohe Stabilität im Mediennutzungsverhalten der Sechs- bis 13- Jährigen.

Die Studienreihe KIM

Die Studienreihe KIM (Kindheit, Internet, Medien) wird vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest seit 1999 in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) durchgeführt.

Die repräsentative Studie bildet das Medienverhalten der Sechs- bis 13-Jährigen in Deutschland ab. Für die KIM-Studie 2020 wurden rund 1.200 Kinder und deren Haupterzieherinnen vom 31. August bis zum 14. Oktober 2020 zu ihrem Mediennutzungsverhalten befragt. Alle Ausgaben der KIM-Studie von 1999 bis 2020 sind als PDF auf www.mpfs.de abrufbar.

Der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest ist eine Kooperation der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) und der Medienanstalt Rheinland-Pfalz. Die Durchführung der Studie erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR).




Fördermittel für Kinder-Kulturprojekte in den Sommerferien zu vergeben

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Jetzt kurzfristig für „Kultur macht stark“-Sommer bewerben

Ab sofort sind Bewerbungen für zusätzliche Kinder-Kulturprojekte im Rahmen des Förderprogrammes „It‘s your Party-cipation“ des Deutschen Kinderhilfswerkes möglich. Als Partner im Programm „Kultur macht stark“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung fördert die Kinderrechtsorganisation mit dem Zusatzformat „Sommer der Kinderrechte“ verstärkt Ferienangebote. Gefördert werden drei-, fünf- oder siebentägige außerschulische Projekte, die sich an Kinder und Jugendliche im Alter von drei bis 17 Jahren richten. Der Fokus liegt auf Kindern und Jugendlichen aus sozial oder finanziell benachteiligten Familien, deren Zugang zu kultureller Bildung aufgrund der Corona-Pandemie in den vergangenen Monaten zusätzlich erschwert wurde.

Kulturell-künstlerische Auseinandersetzung mit Kinderrechten

Die Fördersumme der Workshops richtet sich nach Anzahl der Teilnehmenden (mindestens fünf und maximal 15 Personen) sowie der Workshoptage und liegt zwischen 1.500 und 8.000 Euro. Die Bearbeitungszeit bis zum Projektstart liegt bei zwei bis drei Wochen.

Ziel des „Sommers der Kinderrechte“ ist es, dass sich Kinder und Jugendliche kulturell-künstlerisch mit ihren Rechten auseinandersetzen und sich aktiv an den Projekten beteiligen können. Die kulturellen Bildungsangebote sollen die Teilnehmenden befähigen, für ihre Interessen einzustehen und sie in ihrer Persönlichkeit stärken.

Auch überregionale Einrichtungen können teilnehmen

Die Workshops schließen mit einer Projektpräsentation, die sich an ein möglichst breites Publikum richtet, ab. Anders als bisher können überregionale Einrichtungen mit zwei lokalen Partnern ein Bündnis bilden. Darüber hinaus können bereits aktive Bündnisse erfolgreiche Projekte erneut umsetzen und diese einem größeren Teilnehmendenkreis zugänglich machen.

Weitere Informationen zur Antragstellung und zu den Förderbedingungen finden Sie unter https://www.kinderrechte.de/kinderrechtebildung/kultur-macht-stark/neues-format-sommer-der-kinderrechte/ und auf der Programmwebseite von „It`s your Party-cipation“ unter www.kinderrechte.de/kulturmachtstark.




Gegen Bewegungsarmut – für einen Schulweg zu Fuß oder mit dem Rad!

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Aktionstage „Zu Fuß zur Schule und zum Kindergarten“ haben begonnen

Heute startet die Anmeldephase für die Aktionstage „Zu Fuß zur Schule und zum Kindergarten“, die im September bundesweit stattfinden. Der ökologische Verkehrsclub VCD, das Deutsche Kinderhilfswerk und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) bekräftigen ihre Forderung nach besseren Bedingungen für eine kindgerechte Mobilität. Die Verbände setzen sich dafür ein, dass der Weg zur Schule oder zum Kindergarten zu Fuß, mit dem Rad oder Roller zurückgelegt wird. Gerade in der Corona-Pandemie ist es wichtig, Bewegungsarmut vorzubeugen. Studien zeigen aber, dass das nicht ausreichend gelingt.

Nur 61 Minuten Bewegung am Tag

Kinder und Jugendliche in Deutschland bewegen sich zu wenig. Zu diesem Schluss kommen entsprechende Studien seit Jahren. Verstärkt wird dies durch die aktuellen Infektionsschutzmaßnahmen. Da Sportunterricht und Freizeittraining pandemiebedingt nur eingeschränkt oder gar nicht stattfinden können, leiden viele Kinder noch stärker unter Bewegungsmangel. Für ihre körperliche und kognitive Entwicklung kann das verheerende Folgen haben, wie auch eine Langzeitstudie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) zeigt. Demnach haben sich Kinder und Jugendliche im zweiten Lockdown seit Dezember 2020 deutlich weniger bewegt als noch im ersten – durchschnittlich nur 61 Minuten am Tag. Nur noch 16 Prozent der Kinder und Jugendlichen bewegen sich entsprechend der WHO-Empfehlung ausreichend, vor der Pandemie lag der Anteil bei einem Viertel. Fast die Hälfte der Befragten gab an, ihre Fitness sei stark gesunken. Bei knapp 30 Prozent sei das Gewicht gestiegen.

Viele Wege aktiv bewältigen

Jetzt ist es umso wichtiger, dass Kinder viele Wege aktiv bewältigen: mit den eigenen Füßen, auf dem Rad oder mit dem Roller. Mit den Aktionstagen „Zu Fuß zur Schule und zum Kindergarten“ wollen die drei Organisationen Kinder, Eltern und Beschäftigte im Bildungsbereich dazu ermuntern, Projekte mit Mobilitätsbezug umzusetzen. Denn sie sehen mit Sorge, dass im Zuge des Wechselunterrichts sogar Anreize für Eltern gesetzt wurden, ihre Kinder mit dem Auto zu bringen. Dies sei der vollkommen falsche Ansatz, bemängeln die Kooperationspartner und verweisen dabei auch auf den Rahmenbeschluss der Kultusministerkonferenz für die Schulöffnungen. Dieser empfiehlt explizit „nach Möglichkeit verstärkt zu Fuß zu gehen oder mit dem Fahrrad zu fahren“.

Gemeinsamer Aufruf

Das Deutsche Kinderhilfswerk und der ökologische Verkehrsclub VCD rufen gemeinsam mit dem Verband Bildung und Erziehung (VBE) Grundschulen und Kindergärten in ganz Deutschland dazu auf, sich zu den Aktionstagen „Zu Fuß zur Schule und zum Kindergarten“ anzumelden. Los geht es dann im Herbst. Vom 20. September bis 1. Oktober können Kinder zwei Wochen lang ausprobieren, wie es ist, selbstständig mit Rad, Roller oder zu Fuß zur Schule oder in den Kindergarten zu kommen. Gemeinsam mit Lehrkräften und Erzieherinnen und Erziehern können eigene Projekte rund um das Thema Mobilität entwickelt werden.

Straßenverkehr rund um Schulen und Kindergärten begrenzen

Neben Tempo 30 auf allen als Schulweg genutzten Straßen fordern VCD, DKHW und VBE insbesondere, die Infrastruktur sicherer zu gestalten und dafür auch Kinder und Jugendliche bei Planungsprozessen einzubeziehen. Der Straßenverkehr rund um Schulen und Kindergärten müsse wirksam begrenzt werden. Eltern, die nicht auf das Elterntaxi verzichten können oder wollen, sollten Alternativparkplätze angeboten werden, damit durch Bring-Situationen vor den Bildungseinrichtungen niemand gefährdet wird. So gelingt es, den Weg für alle Kinder so sicher zu gestalten, dass Eltern sie sorgenfrei in ihrer eigenständigen Mobilität unterstützen können.

Weitere Informationen:

Alle Materialien, kostenlose Aktionsposter, Infoflyer und Projektideen gibt es unter: zu-fuss-zur-schule.de.
Das gemeinsame Forderungspapier finden Sie unter: vcd.org/forderungen-sicherer-schulweg

Quelle: Pressemitteilung VCD und DKHW




Schule der Zukunft: gerechter, inklusiver, demokratischer

Bündnis „Eine für alle – Die inklusive Schule für die Demokratie“ veröffentlicht Broschüre zu 100 Jahre Schulreform

Das Bündnis „Eine für alle – Die inklusive Schule für die Demokratie“ macht sich für einen Kurswechsel in der Politik stark und mahnt die inklusive Schule für alle Kinder an. „Die Corona-Schulpolitik ist kurzsichtig, betriebs- und geschichtsblind. Die Probleme, die den Umgang mit der Pandemie erschweren, lassen sich weit in die deutsche Vergangenheit zurückverfolgen“, sagte Ilka Hoffmann, Vorstandsmitglied Schule der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), mit Blick auf die Veröffentlichung einer Broschüre zu 100 Jahren Schulreform in Deutschland. „In der Corona-Krise haben wir die Erfahrung gemacht, dass Schulen, die das selbstständige und inklusive Lernen der Schülerinnen und Schüler fördern und Vielfalt wertschätzen, besser für die Herausforderungen der Pandemie gerüstet waren. Das zeigen auch die aktuellen Preisträger-Schulen des Deutschen Schulpreises.“

Selektive und benachteiligende Strukturen Abbauen

Die Broschüre des Bündnisses mache deutlich, dass das Schulsystem der Zukunft – vor allem angesichts der Pandemie-Erfahrungen – gerechter, inklusiver und demokratischer werden muss. „Über Fragen des Gesundheitsschutzes, der Digitalisierung oder des Aufholens von ‚Lernrückständen‘ hinaus müssen die Kultusministerien endlich auch die selektiven und benachteiligenden Strukturen und Routinen abbauen, um das Schulsystem krisenfest und gerechter zu machen“, betonte Hoffmann. 

Gründe für „steckengebliebene“ Schulreform

Die Veröffentlichung „1920 – 2020. Schulreform in Deutschland – Eine (un)endliche Geschichte?!“, die Marianne Demmer, ehemaliges langjähriges GEW-Vorstandsmitglied, im Rahmen der Schriftenreihe des Bündnisses verfasst hat, zeigt aus historischer Perspektive die Gründe für die „steckengebliebene“ Schulreform in Deutschland auf. Reichsschulkonferenz und die Schulkompromisse der Weimarer Republik jährten sich 2020 zum 100. Mal.

Endlich Konsequenzen ziehen

„100 Jahre sind Anlass genug, innezuhalten und endlich Konsequenzen zu ziehen. Die Probleme und Argumente gegen ein gerechteres Schulsystem und inklusivere Strukturen ähneln sich leider bis heute“, betonte Dieter Zielinski, Vorsitzender der Gemeinnützigen Gesellschaft Gesamtschule – Verband für Schulen des gemeinsamen Lernens (GGG). „Unsere Broschüre zeigt, wie tief das gegliederte Schulsystem mit dem zusätzlichen Sonderschulsystem noch im ständischen Denken des vorletzten Jahrhunderts verankert ist“, sagte Zielinski. „Die Gesamt- und Gemeinschaftsschulen sind weiterhin die Stiefkinder der deutschen Schulpolitik, obwohl sie nachweislich alle Lernenden gut fördern und es am ehesten schaffen, den Lernerfolg von der sozialen Herkunft zu entkoppeln“, stellte er fest.

Selektion kommt viel zu früh

„Noch immer werden Kinder in Deutschland zu früh selektiert“, kommentierte Edgar Bohn, Vorsitzender des Grundschulverbands, die Veröffentlichung. Deutschland hinke in Sachen Schulstruktur und Schulorganisation weiter anderen Ländern hinterher, in denen die Kinder viel länger gemeinsam lernen, ergänzte der Grundschul-Experte. „Das setzt die Grundschule, die vergleichsweise gut mit Vielfalt umgeht, unnötig unter Druck. Es kann nicht sein, dass bereits zehnjährigen Kindern signalisiert wird, welche Berufe für sie in Frage kommen. Zu den ‚blinden Flecken‘ der Corona-Politik gehört die Vererbung von Bildungsprivilegien und Bildungsarmut. Damit muss endlich Schluss sein“, so Bohn.

Aus Sicht des Bündnisses „Eine für alle – Die inklusive Schule für die Demokratie“ hätten die Kultusministerinnen und -minister mit ihrer „Ländervereinbarung“ vom Oktober vergangenen Jahres und ihrem Pandemie-Fokus auf Übergänge, Abschlüsse und Leistungen ein weiteres Mal signalisiert, dass sie die selektiven und benachteiligenden Strukturen im Schulwesen nicht in Frage stellen.

Quelle: Pressemitteilung GEW