Kostenloser Workshop: Kunterbuntes Gärtnern mit Kindern

Live-Online-Seminar mit Tipps und Wissen für das Gärtnern mit Kindern

Die Natur ist der beste Lernraum für Kinder. Der Garten gehört dazu. Jetzt, im Frühjahr, gibt es hier auch für kleine Hände jede Menge zu tun. Gemeinsam zu säen, zu pflanzen und später zu ernten ist für Kinder ein besonderes Erlebnis. Sie sammeln dabei sinnliche Erfahrungen und Erkenntnisse, entwickeln Gemeinschaftssinn und Verantwortungsbereitschaft.

Im kostenlosen Live-Online Seminar am 9. April von 18. Bis 20 Uhr gibt Michael Fink praktische Tipps und spannende Impulse für die Gartenarbeit mit Kindern. Hier können Sie sich kostenlos anmelden.




Die digitale KiTa steckt noch in den Kinderschuhen

Gute Software bietet große Chancen für Verwaltung und Dokumentation – nur wenige Anwendungen eignen sich für Kinder

Es könnte alles so schön sein! Seit einigen Jahren entlasten Kita-Software und-Apps pädagogische Fachkräfte in ihrer täglichen Arbeit merklich. So lassen sich KiTa und Personal deutlich einfacher verwalten als vormals mit Zetteln, Planern, Ordnern und schwarzem Brett. Auch digitale Portfolios und die Elternkommunikation erledigen sich so spürbar leichter. Und dank des technischen Fortschritts unter Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) vergeht kaum eine Woche, ohne, dass die eine oder andere Software mit neuen Innovationen aufwarten kann. Auch wenn sich die Umstellung auf die Verwaltung mit PC, Tablet und Smartphone oftmals als anstrengend und manchmal auch chaotisch erwiesen hat, sind am Ende wohl die meisten Nutzerinnen und Nutzer erleichtert und kaum jemand wünscht sich mehr in alte Zeiten zurück.

Schattenseiten, aber lösbare Herausforderungen

Wie jede Entwicklung hat auch diese ihre Schattenseiten. Nicht wenige pädagogische Fachkräfte klagen über unzureichende, ständig hakende Computersysteme, zusätzlichen Verwaltungsaufwand und schwindende Freiräume durch verbesserte Kontrollmechanismen seitens der Träger. Letzteres trifft allzu oft auch auf die Kinder zu, deren Eltern über die Apps über alles informiert sein sollen, was ihr Nachwuchs tut. Zudem tauchen immer wieder Verstöße gegen den Datenschutz auf. Der Mangel an Fachkräften und sonstigen Ressourcen verschärft die Herausforderungen vielerorts.

Dabei sind die Probleme durchaus lösbar. Oftmals mangelt es an Kompetenz, Austausch und Kooperationsbereitschaft. Statt sich praktischen bei Kollegen- und Expertenrat einzuholen, die Testversionen der verschiedenen Anbieter sorgfältig zu prüfen und gemeinsam im Team mit Unterstützung von Fachleuten bedürfnisorientiert zu planen, fallen zu viele einsame Entscheidungen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen sich mit aufgezwungenen Systemen arrangieren. Dabei verführt das enorm große und stetig wachsende Feld an Möglichkeiten gelegentlich zu übersteigerten Erwartungen und Anforderungen, die allzu leicht zur Überforderung führen.

Die Fehler liegen oftmals in der Planung statt in der Technik

Letztlich sollten jedoch Führungs- und Planungsfehler nicht zur Verteufelung eines wirklich nützlichen Fortschritts führen, der ein Schlüssel zu wichtigen Erleichterungen sein kann. Lauter einer Umfrage von Wolters Kluwer unter rund 700 Leiterinnen und Leitern von KiTas, sehen viele noch einen deutlichen Verbesserungsbedarf in der digitalen Ausstattung ihrer Einrichtung, aber auch noch enormes Potenzial in der Nutzung digitaler Angebote. Wir stecken hier an vielen Stellen noch in den Kinderschuhen einer Entwicklung, von der niemand weiß, wohin sie führt.

Kein Ersatz für sinnliche Erfahrungen

In diesem Sinne macht die Digitalisierung nicht vor der Kindergartentür halt. Es ist jedoch unsere Entscheidung, wie weit wir diese gehen lassen. Weder der Körper noch das Gehirn des Menschen passen sich an die Digitalisierung an. Im Grunde sind wir noch immer genauso gebaut wie unsere Urahnen vor 200.000 Jahren. Als eines der bei der Geburt hilflosesten Wesen benötigt der Mensch viele Jahre um zu seiner Entwicklung. Das gilt für das Gehirn genauso wie für die Augäpfel. Und die Nutzung von Bildschirmen ist für beide eine Gefahr.

Die Hoffnung, mithilfe von Apps, Smartphones, Tablets und PCs Kinder schneller und effizienter zu bilden, hat sich längst zerschlagen. Zwar wischen die Kinder mit Begeisterung auf den Tablets herum, hören und schauen sich gerne mal eine Geschichte an, betrachten Bilder und Videos und spielen kleine Spielchen. Einen echten Bezug zu angebotenen Lehrinhalten finden sie aber nicht. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Je jünger Kinder sind, desto mehr sind sie darauf angewiesen, die Welt mit allen Sinnen zu begreifen. Ganzheitliche Erfahrungen lassen sich mit Bildschirmen jedoch nicht vermitteln. Und es kommt noch schlimmer. Offensichtlich beeinträchtigen die Bildschirme sogar die Entwicklung der Kinder.

Beispiel Schweden

Eines der jüngsten bekannten Beispiele ist die Entscheidung der schwedischen Regierung. Diese hob die Verpflichtung auf, Vorschulen mit digitalen Geräten auszustatten. Letztlich hatte die Regierung des einstigen Vorreiters der digitalen Bildung die Sorge um den stetigen Leistungsabfall ihrer Schülerinnen und Schüler dazu bewogen, die Karolinksa Universität mit dem zugehörigen Institut um eine Stellungnahme zu bitten. In der Stellungnahme heißt es unter anderem:

„Es gibt eindeutige wissenschaftliche Belege dafür, dass digitale Werkzeuge das Lernen der Schüler eher beeinträchtigen als verbessern.“
„Wir sind der Meinung, dass der Schwerpunkt wieder auf den Wissenserwerb über gedruckte Schulbücher und das Fachwissen des Lehrers gelegt werden sollte, anstatt das Wissen in erster Linie aus frei zugänglichen digitalen Quellen zu erwerben, die nicht auf ihre Richtigkeit überprüft wurden.“
„Wichtige schulpolitische Entscheidungen sollten nicht getroffen werden, ohne dass man vorher weiß, was die Forschung sagt.“

Risiko Bildschirm

Ähnliche Entwicklungen lassen sich derzeit in Dänemark, Finnland, Großbritannien, Frankreich, Neuseeland und Italien beobachten. Weltweit existiert mittlerweile eine Fülle von Studien, die auf die negativen Auswirkungen der Nutzung von Bildschirmgeräten auf die körperliche und geistige Entwicklung von Kindern hinweisen. Dagegen gibt es noch immer keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, die deren Nutzen beim Lernen belegen. Statt aber der Wissenschaft zu folgen, fordern hierzulande wirtschaftsnahe Stiftungen und weite Teile der Bildungswirtschaft einen „Digitalpakt Kita“.

Nicht zuletzt das hat unlängst eine Gruppe von 41 Wissenschaftlern dazu bewogen, ein Moratorium der Digitalisierung in KiTas und Schulen zu fordern. Hier heißt es unter anderem: „Tatsächlich sind die Wirkungen und Nebenwirkungen digitaler Medien auf Entwicklungs-, Lern- und Bildungsprozesse wissenschaftlich oft ungeklärt. Vielmehr verdichten sich die wissenschaftlichen Hinweise auf enorme Nachteile und Schäden für die Entwicklungs- und Bildungsprozesse von Kindern und Jugendlichen durch digitale Medien. Im Sinne der Fürsorgepflicht öffentlicher Bildungseinrichtungen fordern wir daher ein Moratorium der Digitalisierung insbesondere der frühen Bildung bis zum Ende der Unterstufe (Kl. 6).“

Zuerst müssten die Folgen der digitalen Technologien abschätzbar sein, bevor weitere Versuche an schutzbefohlenen Kindern und Jugendlichen mit ungewissem Ausgang vorgenommen würden.

Was die Befürworter digitaler Lernwelten stört

Selbstverständlich hat diese Erklärung besonders bei den Befürwortern der Digitalisierung heftige Reaktionen hervorgerufen. So fordert etwa Prof. Dr. Thomas Irion für den Grundschulverband: „Digitale Technologien bieten enorme Chancen für das Aufwachsen und die Bildung von Kindern… Schulen und KITAs müssen diese Bildungspotenziale nutzen, um Kinder angemessen für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts vorzubereiten.“ Und Jasmin Block schreibt im „Handbuch digitale Kita“, das die Carlo & Friends GmbH herausgibt: „Und jene, die sich bereits fundiert mit früher Medienbildung auseinandergesetzt haben, schütteln fassungslos den Kopf. Denn längst reichte die Diskussion über das OB früher Medienbildung hinaus, indem Gestaltungsfragen, also das WIE, in den Mittelpunkt rückten.“

Zunächst sei Frau Block erst einmal mit einem Zitat aus Bertolt Brechts Dreigroschenoper geantwortet: „Wer a sagt, der muss nicht b sagen. Er kann auch erkennen, dass a falsch war.“

So viel dazu. Spannender wird es, sieht man sich die Argumente der Befürworter an:

  1. Wir dürfen die Augen nicht vor dem soziokulturellen Wandel verschließen. „Die Digitalisierung ist! Und um es einmal deutlich zu sagen: Auch in der frühen Bildung müssen wir lernen, sinnvoll und verantwortungsvoll damit umzugehen.“
  2. „Die Lebenswelt der Kinder und Familien ist durchdrungen von digitalen Medien. Die frühe Bildung, Erziehung und Betreuung hat aus gutem Grund den Anspruch, lebensweltrelevante Themen in der pädagogischen Arbeit aufzugreifen.“
  3. Die bekannten Studien, die auf negative Auswirkungen der Bildschirmmedien auf Kinder hinweisen, würden keine kausalen Zusammenhänge belegen.

Zum soziokulturellen Wandel

Soziokultureller Wandel oder sozialer Wandel sind großartige Wörter. Die Digitalisierung ist ein Teil davon, genauso wie die sozialen Verwerfungen, die Umweltverschmutzung, das Artensterben, die Verkehrswende, der Klimawandel, die Bildungsmisere, die Kirchenaustritte und vieles andere. Warum ausgerechnet 41 Wissenschaftler, die sich zum Großteil mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf unser Leben auseinandersetzen, die Augen vor der Digitalisierung verschließen würden, scheint absurd. Aber wer fordert, dass Kindergartenkinder nun lernen müssen, sinnvoll und verantwortungsvoll mit der Digitalisierung umzugehen, nimmt zum einen auf unverantwortliche Weise einen sehr hohen Preis bezüglich der Entwicklung von Kindern in Kauf und ignoriert die tatsächliche intellektuelle Reife von Kindern unter sechs Jahren. Damit Kinder eines Tages wirklich Verantwortung übernehmen zu können, wäre eine Entwicklungsbegleitung nötig, die sich an den notwendigen physischen und psychischen Bedürfnissen der Kinder orientiert.

Die Lebenswelt ist durchdrungen von digitalen Medien

Richtig. Die digitalen Medien sind wesentlicher Bestandteil unseres Daseins, wie die anderen Medien, die Mobilität oder die Arbeitswelt. Nur kommt eben niemand auf die Idee Kleinkinder den Führerschein machen zu lassen oder eine Berufsausbildung. Auch das Lesen und Schreiben bringen wir Kindern erst in der Schule bei, weil es ihrer Entwicklung entspricht. Dass Kleinkinder bereits Mobiltelefone nutzen, scheint sich fatal auszuwirken. Den verantwortungsvollen Umgang damit können wir ihnen aber in diesem Alter nicht beibringen. Um den Umgang zu reduzieren, wäre eine klare Haltung seitens der Pädagoginnen, Pädagogen und Eltern sinnvoll. Wer ein Kind unter sechs Jahren nicht davon abhalten kann, Smartphones oder Tablets ungehemmt zu nutzen, hat sollte dringend seine pädagogischen Fähigkeiten hinterfragen. Die Vermittlung von Medienkompetenz muss sein, aber sie sollte zu dem Zeitpunkt und in einem Umfang stattfinden, der aus medizinischer Sicht der Gesundheit der Kinder nicht schadet.

Mangel an Kausalität?

Bislang stützt sich die Forschung über digitale Medien bei Kindern vor allem auf sogenannte Querschnittserhebungen. Man erfasst dabei üblicherweise mittels Fragebogen verschiedene Aspekte wie die Smartphone-Nutzung und das Wohlbefinden zum selben Zeitpunkt. Auch wenn es sich dabei um eine Fülle von Studien handelt und die Gruppen der Probandinnen und Probanden gelegentlich sehr groß sind, weisen diese keinen kausalen Zusammenhang nach. So bleibt etwa die Frage offen, nutze ich das Mobiltelefon weil es mir schlecht geht oder geht es mir schlecht, weil ich das Mobiltelefon nutze?

Kausalität bedeutet eine direkte Beziehung zwischen Ursache und Wirkung herstellen zu können. Mit den bildgebenden Verfahren im Bereich der Neurobiologie meinen etwa Neurowissenschaftlerinnen und -wissenschaftler die negativen Wirkungen von Bildschirmmedien auf das Gehirn nachweisen zu können. Das reicht den Kritikerinnen und Kritikern jedoch nicht aus. Ein kausaler Zusammenhang könnte dann hergestellt werden, wenn man etwa zwei repräsentativ zusammengesetzte Gruppen von Kindern im gleichen Umfeld bildet und die eine Gruppe Bildschirmmedien aussetzt und die andere nicht. Solche Studien sind aus ethischen Gründen seit der Nazizeit verboten.

Tatsächlich gibt es mittlerweile Studien, deren Leiterinnen und Leiter meinen, einen kausalen Zusammenhang nachweisen zu können. Doch selbst wenn dies umstritten bleibt: Es gibt keine Studie, die eine positiven Effekt auf das Lernen von Kindern nachweist. Und die Ignoranz, mit der viele Pädagoginnen und Pädagogen die ernsthaften Bedenken der Medizinerinnen und Mediziner einfach beiseite schieben, mutet doch schon eher als grobe Fahrlässigkeit an.

Lassen wir den Kindern genug Zeit?

Wäre es deshalb nicht doch sinnvoll, erst einmal verlässliche Wissenschaftliche Ergebnisse abzuwarten? Rechtfertigt sich mit Blick auf die wachsende Zahl wissenschaftlicher Arbeiten, die negative Auswirkungen von Bildschirmmedien auf Kinder nahelegen, deren Einsatz in Krippen, Kindergärten und Schulen? Oder wäre es nicht doch besser, zumindest bis zum Eintritt der Kinder in die weiterführende Schule oder zumindest bis zum Eintritt in die Grundschule zu warten? Schließlich bleibt hier doch noch genügend Zeit, Medienkompetenz und technisches Know-how zu vermitteln.

Bedingter Einsatz mit Augenmaß

Zwar darf es eigentlich keine zwei Meinungen geben, wenn es um die Gesundheit von Kindern geht. Dennoch gibt es eine Fülle von Möglichkeiten, die den Einsatz von Bildschirmgeräten ab der Kindergartenzeit in einem begrenzten Zeitraum zulassen und sinnvoll erscheinen lassen. Selbst der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte sieht kein Problem darin, wenn Kinder ab drei Jahren maximal 30 Minuten pro Tag vor dem Bildschirm sitzen.

Für Kinder unter drei Jahren gilt das jedoch nicht und bei Kindern über drei Jahren sollte es nicht mehr sein. Dennoch reicht die Zeit, um sich Fotos oder ein Video auf einem Bildschirm anzusehen oder sich ein digitales Bilderbuch anzusehen und eventuell in der eigenen Muttersprache anzuhören. Möglichkeiten gibt es zuhauf. Und dann wird es wieder Zeit für die vielen sinnlichen Erlebnisse, die Kinder für ihr Leben benötigen und die durch digitale Geräte – zumindest bisher – nicht ersetzt werden können.

Alle Kompetenzen auch für die digitale Zukunft fördern

In der digitalen KiTa der Zukunft werden also hoffentlich keine Kinder mit Tablets durch die Gegend laufen. Die pädagogischen Fachkräfte aber vermutlich schon: vornehmlich um zu verwalten, die Entwicklung der Kinder zu dokumentieren und mit ihnen gelegentlich darauf etwas zu entdecken. In der Hauptsache wird sich aber auch die digitale KiTa der Zukunft darauf konzentrieren, Kinder ganzheitlich in ihrer Entwicklung zu begleiten und zu unterstützen, damit diese ihre eigenen Fertigkeiten und Fähigkeiten in ihrem persönlichen Tempo aufbauen, um dann eines Tages auch sinnvoll und verantwortungsvoll mit sich und ihrer Umwelt umgehen zu können, wozu auch die digitale Welt gehört.

Gernot Körner




Entdeckt digitale Vielfalt mit Polylino!

Polylino

In der heutigen digitalen Welt ist es unerlässlich, Kinder frühzeitig mit der Vielfalt der Sprachen vertraut zu machen

Genau hier setzt Polylino an, ein digitales Sprach- und Leseförderungstool, entwickelt von ILT Education. Mit Zugriff auf eine beeindruckende Bibliothek von mehr als 1.500 Kinderbüchern in über 70 Sprachen eröffnet Polylino Kindern in Kitas einen Zugang zu unendlichen Welten der Fantasie. Es dient als Brücke zur Welt der Literatur und fördert gleichzeitig die Sprachkenntnisse der Kinder durch mehrsprachige Bücher.

Der innovative Ansatz von Polylino zur Förderung der Sprachentwicklung ist besonders wertvoll im Kita-Alltag

Das gemeinsame Lesen und Entdecken digitaler Bücherwelten auf großen Bildschirmen oder dem Tablet bereichert nicht nur die sprachliche Entwicklung der Kinder, sondern fördert auch kulturelles Verständnis und soziale Integration. Besonders beeindruckend ist, wie Kinder durch Geschichten in ihrer Muttersprache oder in neuen Sprachen ein tieferes Verständnis für die Welt entwickeln.

Polylino unterstützt Pädagog:innen dabei, bildungsspezifische Anforderungen zu erfüllen und gleichzeitig ein inklusives Lernumfeld zu schaffen. Die Vielfalt der verfügbaren Bücher ermöglicht es jedem Kind, Inhalte zu finden, die seine individuellen Interessen und seine Sprachentwicklung fördern. Dies trägt nicht nur zum Lernerfolg bei, sondern stärkt auch das Selbstvertrauen und die Motivation der Kinder.

Die Bedeutung von Mehrsprachigkeit und kultureller Vielfalt in der frühkindlichen Bildung kann nicht genug betont werden

Polylino bietet eine Plattform, die Kinder auf eine Reise durch Geschichten aus aller Welt mitnimmt, dabei Sprachkenntnisse erweitert und ein Umfeld des Respekts und der Anerkennung für verschiedene Kulturen schafft.

In einer zunehmend globalisierten Welt ist die Fähigkeit, über Sprachgrenzen hinweg zu kommunizieren, wertvoller denn je. Polylino bereitet Kinder auf eine Zukunft vor, in der Offenheit, Neugier und ein tiefes Verständnis für die Vielfalt der Welt von zentraler Bedeutung sind. Es ist eine aufregende Zeit für die Bildung, und digitale Tools wie Polylino demonstrieren eindrucksvoll, wie effektiv digitale Lösungen eingesetzt werden können, um die Bildungsumgebungen von morgen zu gestalten und dabei jedes Kind in seiner Einzigartigkeit zu fördern und zu unterstützen.

Weitere Informationen finden Sie hier




Zukunftsstudie Kita-Management 2024 von Wolters Kluwer Deutschland

Die Ergebnisse der wissenschaftlich begleitenden Umfrage zur Digitalisierung im Kitaleitungsalltag: Kita-Leitungen sehen große Potenziale in der Digitalisierung – Ausstattung hinkt oft noch hinterher

Die digitale Ausstattung der Kitas in Deutschland ist durchschnittlich. In einer Umfrage zur digitalen Infrastruktur an ihren Kitas gaben die Kita-Leitungen eine glatte Drei (2,95). Das ist ein zentrales Ergebnis der wissenschaftlich begleiteten Zukunftsstudie Kita-Management 2024, die Wolters Kluwer, weltweit führender Anbieter von Fachinformationen, Software und Services, vorgelegt hat.

Die Kitas in Deutschland sind stark vom Fachkräftemangel betroffen. „In vielen Bereichen der Wirtschaft werden personalintensive Prozesse durch den Einsatz von digitaler Technik automatisiert. Selbstredend ist dies bei der pädagogischen Arbeit im Bereich der frühkindlichen Bildung, Erziehung und Betreuung keine Option. Pädagogische Fachkräfte und Leitungen sind nicht durch eine KI zu ersetzen“, sagt Thomas Henseler, Verlagsleiter Public Education Management von Wolters Kluwer Deutschland.

Aber: „Es gibt vor allem bei Leitungstätigkeiten z. B. in den Bereichen Verwaltung und Organisation sowie Qualitätsmanagement durchaus Aufgaben und Arbeitsabläufe, die durch Digitalisierung bzw. den Einsatz von Digitalen Tools effizienter gestaltet werden können. Auf diese Weise entsteht für Leitungen mehr Zeit um sich anderen, wichtigeren Aufgaben, z. B. der Personalentwicklung zu widmen.“ Voraussetzung ist allerdings, dass die Ausstattung den Bedürfnissen der Kitas und ihrer Leitungen entspricht – und das ist nur zum Teil der Fall, wie die Befragung von über 500 Kita-Leitungen aus ganz Deutschland im Rahmen der Zukunftsstudie Kita-Management 2024 ergeben hat.

„Insgesamt zeigen die Umfrageergebnisse trotz positiver Bewertungen in einigen Bereichen, dass es immer noch Herausforderungen gibt“, so fassen die drei begleitenden Wissenschaftlerinnen – Dr. Edeltraud Botzum, Professorin an der TH Rosenheim (Fakultät Sozialwissenschaft), Dr. Jana Heinz, Professorin für Methoden der empirischen Sozialforschung an der Hochschule München, sowie Dr. Eva Born-Rauchenecker von der Technischen Hochschule Rosenheim – die Ergebnisse zusammen.

Lesen Sie in unserer aktuellen Studie mehr über die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung im Kita-Management inkl. einem Kommentar aus Expertinnensicht.

Die komplette Studie können Sie hier kostenlos herunterladen.




Kulturelle Bildung beginnt im Elternhaus – oder im Jugendzentrum

Auswertung von Daten des Nationalen Bildungspanels durch das DIPF

Inwieweit Kinder und Jugendliche an Angeboten kultureller Bildung teilnehmen, hängt in erheblichem Maße vom Elternhaus ab. Das betrifft insbesondere Museums-, Konzert- und Theaterbesuche sowie Kurse außerhalb der Schule. Einzig kreative Angebote in Jugendzentren werden unabhängig vom familiären Hintergrund wahrgenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung von Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS), die am DIPF/Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation durchgeführt wurde. Die Ergebnisse der Studie sind in der Zeitschrift für Erziehungswissenschaft erschienen.

Breiter Begriff der kulturellen Bildung

Für ihre Studie wählten die Forscher einen besonders breiten Begriff der kulturellen Bildung, um möglichst umfassend die vielfältigen Sparten und Formen darzustellen. „Abseits vom Unterricht in der Schule findet kulturelle Bildung ja nicht nur in der Kunstausstellung oder beim Instrumentalunterricht statt, sondern auch in einem Verein, der Brauchtum pflegt, oder beim Streetdance-Workshop im Jugendzentrum“, erläutert Jannis Burkhard, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der DIPF-Abteilung „Struktur und Steuerung des Bildungswesens“ und Erstautor der jetzt vorliegenden Veröffentlichung. „Gerade die Teilnahme an kreativen Aktivitäten in kulturellen Vereinen und in Jugendzentren ist bislang nur wenig empirisch erforscht.“ Diese Lücke konnte das wissenschaftliche Team nun durch eine Sekundäranalyse von NEPS-Daten schließen, die das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe der Wissenschaft zur Verfügung stellt.

Befunde passen zum bisherigen Forschungsstand

Die dabei erschlossenen Befunde reihen sich gut in den bisherigen Forschungsstand ein. So stellten die Autoren fest, dass das Elternhaus einen starken Einfluss darauf hat, ob Kinder Museen, Theater, klassische Konzerte sowie Kurse in der Musikschule besuchen. Auch beim Besuch von Schulen mit einem künstlerischen Profil und kulturellen Angeboten in Vereinen zeigte sich ein zumindest moderater Effekt der Eltern. Lediglich bei der Teilnahme an künstlerischen Angeboten in Jugendzentren gab es keinen Zusammenhang mit dem Elternhaus, unterstreicht DIPF-Forscher Jannis Burkhard. „Jugendzentren bieten offenbar einen Zugang zu kultureller Bildung, der unabhängig vom familiären Hintergrund ist. Aus bildungspolitischer Sicht können Jugendzentren also als Orte betrachtet werden, die insbesondere den Jugendlichen kulturelle Teilhabe ermöglichen, denen diese nicht schon durch die Eltern mitgegeben wird“, so der Wissenschaftler.

NEPS-Daten von rund 6.000 Schüler*innen ausgewertet

Für die Studie werteten die DIPF-Mitarbeiter NEPS-Daten von rund 6.000 Schüler*innen der 7. bis 9. Klassen sowie von über 4.000 Eltern aus. In den Datensätzen sind rund 12.000 offene Antworten zu den außerschulischen Kursen der Schüler*innen enthalten, die für die aktuelle Studie kodiert und ausgewertet wurden. In insgesamt zehn Sparten kultureller Bildung wurden diese Aktivitäten erfasst, beispielsweise Tanz, Schauspiel, bildende Kunst und Mediengestaltung. Bei Weitem am häufigsten gaben die Jugendlichen musikalische Aktivitäten an.

Orientierung am Begriff des kulturellen Kapitals

Neben diesem breiten Verständnis von kultureller Bildung betrachteten die Autoren auch den familiären Hintergrund differenzierter und orientierten sich dabei am Begriff des kulturellen Kapitals, der durch den französischen Soziologen Pierre Bourdieu geprägt worden ist. Somit bezogen sie nicht nur die Bildungsabschlüsse der Eltern in die Untersuchung mit ein, sondern auch Daten zu hochkulturellen Aktivitäten wie Konzertbesuchen und zu kulturellen Besitztümern im Elternhaus, zum Beispiel Kunstgegenstände und die Anzahl der Bücher.

Ergebnisse nur bedingt vergleichbar

Durch die teilweise unterschiedlichen Messweisen bei den einzelnen Formen kultureller Bildung sind die jeweiligen Ergebnisse nur bedingt vergleichbar. So gingen die Museums-, Konzert- und Theaterbesuche als quantitative Messgrößen in die Studien ein (1 = „nie“, 2 = „einmal“, 3 = „2 bis 3 mal“, 4 = „4 bis 5 mal“ 5 = „mehr als 5 mal“ – jeweils bezogen auf die letzten 12 Monate). Die anderen Formen kultureller Bildung hingegen wurden lediglich binär (ja/nein) gemessen. Die geschätzten Effekte sind daher zwischen den einzelnen Formen kultureller Bildung nur bedingt miteinander vergleichbar. Die skizzierten Befunde zur Abhängigkeit vom Elternhaus lassen sich dennoch ableiten.

Über das DIPF:

Das DIPF ist das Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation mit Standorten in Frankfurt am Main und in Berlin. Es will dazu beitragen, Herausforderungen in der Bildung und für das Erforschen von Bildung zu bewältigen. Dafür unterstützt das Institut Schulen, Kindertagesstätten, Hochschulen, Wissenschaft, Verwaltung und Politik mit Forschung, digitaler Infrastruktur und Wissenstransfer. Übergreifendes Ziel seiner Aktivitäten ist eine qualitätsvolle, verantwortliche, international anschlussfähige und Gerechtigkeit fördernde Bildung, die zudem bestmöglich erforscht werden kann. www.dipf.de

Anke Wilde

Originalpublikation:

Burkhard, J., Kühne, S., Scharf, J., Maaz, K. (2024). Kulturelle Bildung – hausgemacht? Zum Effekt elterlichen kulturellen Kapitals auf die kulturellen Aktivitäten von Jugendlichen. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft. https://link.springer.com/article/10.1007/s11618-024-01219-6




Neues KI-Tool macht schwere Texte verständlich

frau am pc

Amtsdeutsch und Bankensprech: KI-Werkzeug fördert Transparenz für alle

Komplizierte Sprache schließt Menschen in Deutschland aus. 86 Prozent verstehen offizielle Texte nur schwer – darunter 81 Prozent mit höherer Bildung1. Das fand die Gesellschaft für deutsche Sprache heraus. Das kostenlose KI-Tool ‘Plain’ übersetzt komplexe Texte in verständliche Sprache. Der Hersteller WORTLIGA richtet sich dabei nach den Empfehlungen für “Einfache Sprache” gemäß ISO 24495-1. Die Informationsflut überfordert auch jüngere Menschen, laut einer Studie des VOCER-Instituts

Dem Team hinter WORTLIGA geht es dabei nicht um „Leichte Sprache“, sondern um Verständlichkeit für alle. Das kostenlose Online-Tool macht Informationen für die Mehrheit besser verständlich. Die KI sorgt bei der Überarbeitung dafür, dass alle Fakten und Informationen eines Textes erhalten bleiben. Das ist wichtig, wenn es zum Beispiel um rechtliche Texte oder politisches Geschehen geht. „Unter anderem in unserer Beratung für die Tagesschau wurde klar: Verständliche Sprache schafft in allen gesellschaftlichen Bereichen großen Nutzen“, sagt Wagner.

Gesundheitskompetenz: Menschen brauchen Verständlichkeit statt Vereinfachung

Studien wie von der Gesellschaft für deutsche Sprache zeigen: Die Mehrheit in Deutschland braucht Verständlichkeit, also klare und vollwertige Informationen statt nur Vereinfachung. Besonders deutlich wird das beim Beispiel der Gesundheitskompetenz.

Viele medizinische Informationen in Deutschland sind für Patienten zu kompliziert. Deshalb empfiehlt der AOK-Bundesverband die WORTLIGA-Technologie in seinem Handbuch „Gesundheitskompetenz im Fokus“. Einfache Sprache kann Patienten helfen, Diagnosen, Behandlungspläne und medizinische Anweisungen zu befolgen. ,Plain’ ersetzt dabei keinen Experten oder ärztlichen Rat, sondern hilft beim Verstehen. Auch Fachleute können mit der Software arbeiten, um Informationen für Verbraucher, Bürger und Patienten verständlich aufzubereiten.

Schneller Durchblick: Lange E-Mails und Dokumente leichter lesen

Auch im beruflichen Umfeld müssen Menschen immer mehr komplexe Informationen in weniger Zeit verstehen. Mit einfacher Sprache von ,Plain‘ erfassen Leser die Informationen schneller. Das spart Mitarbeitern Zeit und Arbeitgebern Geld. Studien der US-Regierung zeigen: Organisationen sparen Kosten in Millionenhöhe, wenn E-Mails in verständlicher Sprache verfasst sind.2

Spezialisiert: Einfacher zu bedienen als ChatGPT und Co.

Für ihren Übersetzer arbeitete das Team von WORTLIGA in Abstimmung mit Partnern, etwa aus der Forschung zu „Einfacher Sprache“ und der Finanzbranche. So entstand eine hoch spezialisierte Software, die Texte zuverlässig verständlich macht, ohne Fakten zu verlieren oder zu verfälschen.

Damit vermeiden Nutzer das Risiko, das bei Übersetzungen mit KI-Chatbots entsteht: „Die Ergebnisse von ChatGPT und Co. schwanken und sind stark abhängig von den Eingaben des Nutzers. Mit ‚Plain‘ haben wir eine einfache Oberfläche geschaffen, mit der auch Laien Texte schnell verständlicher machen können“, sagt Chef-Entwickler und Geschäftsführer Gabriel Morgenstern von WORTLIGA.

Wo ‚Plain‘ mit einfacher Sprache hilft

Menschen können ‚Plain‘ in vielen Situationen nutzen, um Informationen einfacher zu erfassen. Das hilft auch Unternehmen und Behörden, denn es gibt weniger Rückfragen und Missverständnisse und mehr Vertrauen. Einige Anwendungsmöglichkeiten von ‚Plain‘:

  • Texte von Behörden, Banken und Versicherungen leichter verstehen
  • Kundenfreundliche Kommunikation, optimierter Service und Support
  • Klare rechtliche Dokumente
  • Verständliche Wahlprogramme
  • Mehr Reichweite in Marketing und Kommunikation
  • Verbesserte, effiziente interne Kommunikation
  • Verständliche Dokumentation
  • Bessere Integration und Inklusion
  • Hilfe für Senioren
  • Erleichtertes Fremdsprachenlernen

„Unternehmen nutzen immer öfter KI, um Inhalte zu produzieren. Wir sollten die Technologie aber auch nutzen, um Barrieren abzubauen, damit alle aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. ‘Plain’ soll Brücken bauen zwischen Menschen, Behörden, Institutionen und Unternehmen.“, sagt Gidon Wagner.

Das kostenlose Tool finden Sie hier: https://wortliga.de/plain/

Über WORTLIGA

WORTLIGA ist bekannt für sein kostenloses Online-Tool zur Textanalyse und KI-Software für verständliches Schreiben. Die Gesellschaft für deutsche Sprache e.V., angesiedelt im Deutschen Bundestag, empfiehlt das Textanalyse-Tool von WORTLIGA für bürgerfreundliche Texte und eine verständliche Verwaltungssprache. WORTLIGA bietet zudem Schulungen und Online-Kurse für verständliche Sprache in Behörden und Unternehmen an.

Quelle Pressemitteilung: WORTLIGA Tools GmbH




Den Fachkräfte-Radar jetzt kostenlos bestellen

fachkrafteradarkita

Die gedruckte Version des Fachkräfte-Radars für KiTa und Grundschule ist eben erschienen

Nach wie vor gibt es nicht genügend Betreuungsplätze für Kinder, um den Rechtsanspruch auf eine Kindertagesbetreuung zu erfüllen, wenn Eltern diese wünschen. Zudem schwankt die Qualität der Kindertageseinrichtungen (KiTas) stark zwischen den Bundesländern und auch innerhalb der einzelnen Länder, so dass die Bildungs- und Teilhabechancen der Kinder wohnortabhängig sind. Inwieweit hier der aktuelle Mangel an Fachkräften  in den Sozial- und Erziehungsberufen kurz- wie auch langfristig ein Hindernis darstellt, muss pro Bundesland datenbasiert untersucht werden.

Der Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschule prognostiziert in sieben Szenarien bis 2025 und 2030 die Entwicklung des Fachkräftebedarfs und -angebots in KiTas. Betrachtet wird die Altersgruppe der Kinder bis zum Eintritt in die Schule.

Im Fokus steht die Frage, ob ein bedarfsgerechter Zugang zu KiTas sowie eine bessere Personalausstattung realisiert werden könnten. Ein zentrales Ergebnis: Bis 2030 können in Ostdeutschland und auch in den meisten westdeutschen Bundesländern sowohl die aktuellen Elternbedarfe erfüllt als auch die zum Teil günstige Personalausstattung gehalten oder auf das mittlere Westniveau verbessert werden. Ebenfalls in Ostdeutschland – und auch in Hamburg – besteht, neben der Erfüllung der Platzbedarfe, sogar zusätzlich die Möglichkeit, mit einiger Anstrengung eine kindgerechte Personalausstattung nach wissenschaftlichen Empfehlungen zu erreichen.

Bibliographie

Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschule
Broschur, 260 Seiten
kostenlos




Studie Kindergrundsicherung: weniger Armut und mehr Chancengleichheit

Wissenschaftler weisen langfristigen Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft nach

Die von der Bundesregierung beschlossene Kindergrundsicherung hat trotz erheblicher Schwächen deutliche positive Effekte sowohl für benachteiligte Kinder und ihre Familien als auch für Gesellschaft und Wirtschaft insgesamt. Das zeigt eine neue Studie der Wirtschaftswissenschaftler Prof Dr. Tom Krebs und Prof. Dr. Martin Scheffel, die von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert wird.

Kurzfristig sinkt die Armut im Land

Wenn laut Studie rund 1,5 Millionen Kinder mehr als bisher ihnen zustehende Leistungen auch wirklich erhalten und sich die finanzielle Lage ihrer Familien verbessert, sinkt die Kinderarmut nach Einführung der Kindergrundsicherung relativ rasch um knapp zwei Prozentpunkte. Das entspricht rund 282.000 Kindern, die nicht mehr unterhalb der Grenze der Armutsgefährdung (Haushaltseinkommen von höchstens 60 Prozent vom mittleren Nettoeinkommen in Deutschland) leben müssen.

Bedeutsame langfristige Effekte

Noch bedeutsamer sind demnach langfristige Effekte, die die Forscher aus gut gesicherten Erkenntnissen der Bildungsforschung ableiten: Ein erheblicher Teil der Kinder aus Familien, die durch die Grundsicherung finanziell bessergestellt werden, erreicht später höhere Bildungsabschlüsse. Im Jahr 2050, auf das die Ökonomen ihre Modellberechnungen beziehen, wäre die Zahl der Personen in Deutschland, die ein mittleres bis höheres statt einem niedrigen Bildungsniveau haben, dadurch um 840.000 höher als in einem Szenario ohne Grundsicherung.

Nach Abschluss der Ausbildung können viele dieser Personen höher qualifiziert, besser bezahlt und besser abgesichert arbeiten. Das verbessert die Situation der direkt betroffenen heutigen Kinder spürbar: Die so genannte „Chancenlücke“, die benachteiligte Kinder mit Blick auf ihr zu erwartendes Lebenseinkommen haben, wird durch die langfristige Wirkung der Kindergrundsicherung bis 2050 um 6,8 Prozentpunkte reduziert. Das entspricht einem Rückgang der Chancenungleichheit um gut 15 Prozent.

Gesellschaft und Wirtschaft profitieren

Auch Gesellschaft und Wirtschaft insgesamt profitieren. So steigt die Beschäftigung spürbar: 2050 liegt das gesamtwirtschaftliche Beschäftigungsvolumen, umgerechnet auf Vollzeitstellen („Vollzeitäquivalente“), um rund 155.000 Stellen höher als ohne Einführung einer Kindergrundsicherung.

Die gesamtwirtschaftliche Produktion wächst ebenfalls stärker: 2050 ist sie als Folge der Grundsicherung um 11,3 Milliarden Euro höher als in einem Szenario ohne deren Einführung. Die Zahl der Erwerbspersonen, die unter der Armutsgefährdungsgrenze leben müssen, liegt 2050 um gut 841.000 niedriger als in einem Szenario ohne Kindergrundsicherung, was einer Reduzierung der Armutsquote für Erwerbspersonen um gut 1,8 Prozentpunkte entspricht. Die Zahl der armutsgefährdeten Kinder ist 2050 mit Kindergrundsicherung um 440.000 niedriger als ohne, was einem Rückgang bei der Kinder-Armutsquote um knapp drei Prozentpunkte entspricht. 

Die Summe der Steuern und Sozialabgaben wächst

Durch diese positiven Effekte wächst auch das Aufkommen an Steuern und Sozialabgaben stärker als ohne die Reform. Daher übersteigen ab 18 Jahren nach Einführung die zusätzlichen Einnahmen der öffentlichen Hand die jährlichen Ausgaben für die Kindergrundsicherung. „Die Kindergrundsicherung ist nicht nur ein effektives Instrument zur Bekämpfung von Kinderarmut, sondern auch gut für die Wirtschaft und die öffentlichen Finanzen“, lautet das Fazit der Forscher.

Makroökonomisches Modell

Tom Krebs, Professor für Makroökonomie an der Universität Mannheim, und Martin Scheffel, VWL-Professor an der Hochschule für Finanzwirtschaft und Management in Bonn, nutzen ein makroökonomisches Modell, mit dem sie die gesamtwirtschaftlichen langfristigen Auswirkungen einer Kindergrundsicherung kalkulieren können. Dabei legen sie den Schwerpunkt bei den langfristigen Bildungseffekten, denn aus der Forschung ist gut belegt, dass im Durchschnitt mit größeren finanziellen Möglichkeiten eines Haushalts auch die Wahrscheinlichkeit wächst, dass die Kinder höhere Bildungsabschlüsse erwerben. Dieser Zusammenhang lässt sich auf Basis der bildungsökonomischen Forschung zu „Bildungsrenditen“ und des repräsentativen sozio-ökonomischen Panels (SOEP) für Deutschland abschätzen. Für ihre Kalkulationen setzen Krebs und Scheffel konservativ einen Wert an, der „am unteren Ende“ der dabei möglichen Spannweite liegt. Für die Berechnung der Effekte wählen die Wissenschaftler das Jahr 2050, weil sich dann auch für heute sehr junge Kinder prognostizieren lässt, wie ihre Arbeitsmarktsituation nach Abschluss der Ausbildung aussehen wird. 

Vorsichtig geschätzt

Bei der Modellierung der zukünftigen Wirkungen beziehen die Forscher auch den – insgesamt kleinen – Effekt ein, dass einige der heutigen Eltern ihre schlecht bezahlte Erwerbsarbeit reduzieren, wenn die Familie durch die Kindergrundsicherung etwas mehr Geld zur Verfügung hat. Die kurzfristige Steigerung des privaten Konsums in Deutschland durch erhöhte Haushaltseinkommen beziehen sie hingegen nicht ein. „In diesem Sinne bietet die Studie eine vorsichtige Abschätzung (untere Grenze) der positiven Effekte der Kindergrundsicherung“, schreiben Krebs und Scheffel daher. 

Die Wissenschaftler gehen in ihrer Modellrechnung von den aktuell im Gesetzentwurf der Bundesregierung enthaltenen finanziellen Größen für die Kindergrundsicherung aus: Für jedes Kind wird ein Garantiebetrag von 250 Euro im Monat gezahlt. Für Kinder aus einkommensschwachen Familien gibt es darüber hinaus einen Zusatzbetrag von maximal 247 bis 361 Euro monatlich, je nach Alter.

Neben einigen Fortschritten erhebliche Defizite

Dieser Zusatzbeitrag wurde im vergangenen Herbst in einer Bundestagsanhörung von verschiedenen Expert*innen als nicht „armutsfest“, da zu niedrig kritisiert. Auch Prof. Dr. Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung, konstatiert in ihrer Stellungnahme neben einigen Fortschritten erhebliche Defizite: „Es ist begrüßenswert, dass mit dem vorliegenden Gesetzentwurf ein Schritt in die Richtung einer Kindergrundsicherung gegangen wird, in der viele Leistungen für Kinder und Jugendliche in einem Instrument zusammengeführt werden. Die aktuell genannten Vorhaben entsprechen aber eher einer Verwaltungsreform als einer echten Kindergrundsicherung.“ 

Positive Effekte durch Verwaltungsvereinfachung

Dass selbst diese „Rumpfversion“ einer Grundsicherung in Krebs´ und Scheffels Modellrechnungen deutlich positive Effekte erzeugt, hat denn auch in erster Linie mit der prognostizierten Wirkung der Verwaltungsvereinfachung zu tun. Im aktuellen System scheitern viele Eltern daran, etwa den Kinderzuschlag zu beantragen als einkommensabhängige Leistung für Familien, die zwar ein niedriges Einkommen haben, aber kein Bürgergeld bekommen. Nach Schätzungen der Bundesregierung gibt es derzeit rund 2,3 Millionen Kindern, bei denen die Eltern Anspruch auf Kinderzuschlag haben. Aber Ende 2022 wurde nur für 800.000 von ihnen die Leistung auch wirklich bezahlt. Diese Zahl stieg bis Herbst 2023 um rund 200.000. Oft, weil die öffentliche Debatte um die Kindergrundsicherung Eltern mit Anspruch auf den Zuschlag dafür sensibilisierte, dass sie diesen aktiv beantragen müssen, schätzen die Forscher, die darin gewissermaßen eine positive Vorabwirkung der Reform sehen.

Durch die mit der Einführung der Grundsicherung avisierte Vereinfachung, durch die Digitalisierung des Antragsverfahrens und vor allem durch den „Kindergrundsicherungs-Check“, bei dem der zuständige Familienservice automatisch prüft, ob eine Familie Anspruch auf den Zusatzbeitrag der Kindergrundsicherung hat, werde sich das weiter fundamental verbessern, erwarten Krebs und Scheffel: Wenn so „aus der Holschuld der Bürger*innen eine Bringschuld des Staates“ werde, könnten fast alle Kinder das ihnen zustehende Geld bekommen – und daraus die berechneten individuellen und gesamtwirtschaftlichen Verbesserungen bei Bildung, Beschäftigung, Wirtschaftsleistung und Armutsbetroffenheit entstehen.

Kindergrundsicherung hat großes Potenzial

WSI-Direktorin Kohlrausch attestiert der Kindergrundsicherung ebenfalls ein großes Potenzial, die bislang enorme Lücke beim Abruf der Leistungen für Kinder zu schließen. „Wichtig ist, dass die konkrete Ausgestaltung des Gesetzes die Zugänge berechtigter Familien tatsächlich erleichtert und alle Familien tatsächlich das erhalten, was ihnen rechtlich zusteht. Die Kindergrundsicherung ist eine große Chance und die Studie zeigt, dass nicht nur die jeweiligen Empfänger*innen, sondern die Gesellschaft als Ganzes von angemessenen Sozialleistungen profitiert. Sie sind eine gute Investition in die Zukunft.“
Die Armut senken und die Chancengleichheit erhöhen

Das betonen auch die Studienautoren Krebs und Scheffel: „Konkret trägt die Reform dazu bei, die Armut zu senken und die Chancengleichheit zu erhöhen“, schreiben die Wissenschaftler im Fazit ihrer Untersuchung. Dabei heben sie auch die prognostizierte langfristige Reduzierung der „Chancenlücke“ hervor, die sie beziffern, indem sie das durchschnittliche Lebenseinkommen eines Kindes mit geringqualifizierten Eltern mit dem vergleichen, das ein Kind aus einer durchschnittlich qualifizierten Familie erzielen kann. Ohne Kindergrundsicherung ist eine Lücke von gut 44 Prozent zu erwarten, mit Kindergrundsicherung von gut 37 Prozent – ein Rückgang um knapp 7 Prozentpunkte oder gut 15 Prozent. 

„Neben diesen positiven Verteilungseffekten zahlt sich diese Reform in der langen Frist auch fiskalisch aus“, konstatieren die Wissenschaftler angesichts eines prognostizierten „fiskalischen Break Even“ 18 Jahre nach Einführung der Grundsicherung. Und das, obwohl sie für das aktuell vorliegende Konzept der Kindergrundsicherung mit etwas höheren Ausgaben rechnen als die Bundesregierung: 2,75 Milliarden Euro im Jahr, wovon 500 Millionen auf die Verwaltung entfallen.

Weitere Informationen

Tom Krebs, Martin Scheffel 

Auswirkungen der Kindergrundsicherung auf Armut, Beschäftigung und Wachstum., WSI Study Nr. 36, März 2024.