Was hinter dem Ampelsystem für Kitas steckt

Drei-Stufen-Modell für eine Öffnungsperspektive und schnelle Impfungen:

Was passiert nach dem 14. Februar? Damit Kitas dann offiziell wieder öffnen können, hat Bundesfamilienministerin Franziska Giffey die Idee eines „Ampelsystems für Kitas“ ins Spiel gebracht. 

„Echte Öffnungsperspektive für Kitas und Schulen“

Was dahinter steckt, hat uns eine Sprecherin des Bundesfamilienministeriums mitgeteilt. Danach habe die Ministerin erklärt: „Die aktuellen Corona-Maßnahmen gelten bis zum 14. Februar, danach muss es echte Öffnungsperspektiven bei Kitas und Schulen geben. Klar ist, dass wir nicht alles auf einmal öffnen können. Wir arbeiten bereits an Strategien für ein mögliches Szenario im Kitabereich. Unser Vorschlag ist eine „Kita-Ampel“, bei der erstmal die Situation in einzelnen Kitas den Ausschlag gibt. Die Kita wird nach drei Kriterien angeschaut: Anzahl der infizierten Personen, Anzahl der Kinder in Quarantäne und Anzahl der Erzieherinnen und Erzieher in Quarantäne. Es gibt die Phasen grün, gelb und rot.
Ist niemand infiziert und weniger als zehn Prozent der Kinder und des Personals in Quarantäne, steht die Ampel auf grün. Der Regelbetrieb findet statt. Auf gelb schaltet die Ampel, wenn eine Person infiziert und eine Kindergartengruppe oder maximal ein Viertel des Personals in Quarantäne sind. Dann gibt es eingeschränkten Regelbetrieb. Das heißt zum Beispiel, die Kita ist offen, aber für weniger Stunden. Auf rot schaltet die Ampel, wenn zwei oder mehr Personen an Corona erkrankt und mehr als 25 Prozent des Personals oder mehr als eine Kindergruppe in Quarantäne sind. Dann wird die Einrichtung geschlossen und nur noch Notbetreuung gewährt.“

Zügig Impfen!

Dabei behält Giffey nun auch den Schutz der Kita-Fachkräfte im Auge. So betont auch die Sprecherin, dass es wichtig sei, die „Kita-Ampel“ im Zusammenhang mit dem zügigen Impfen und regelmäßigen Testungen des Personals zu betrachten. Die Tests seien elementarer Bestandteil des Konzepts.

Familienministerium in NRW lehnt Ampel ab

Als praxisfremd und völlig naiv bezeichnet der Familienminister in Nordrhein-Westfalen, Joachim Stamp, das Ampelsystem des Bundesfamilienministeriums. Dies werde zu einem völligen Chaos für Personal, Eltern und Träger führen, da Einrichtungen nicht ständig zwischen Regelbetrieb, eingeschränktem Regelbetrieb und Notbetreuung hin und her wechseln könnten.




„Kita-Fachkräfte haben höheres Covid-Infektionsrisiko“

Nach Analyse durch Kita-Träger Fröbel dringend Impfungen und Aussetzung der Beiträge gefordert:

Dass Kita-Fachkräfte mit am stärksten von der Corona-Pandemie betroffen sind,  haben schon die AOK  und der Dachverband der Betriebskrankenkassen festgestellt. Dass auch die Corona-Tests bei dieser Berufsgruppe deutlich häufiger positiv ausfallen als beim Durchschnitt der Bevölkerung, teilt aktuell der Kita-Träger Fröbel mit. Das Sozialunternehmen fordert deshalb eine zügige Impfung der Fachkräfte und eine Aussetzung der Elternbeiträge. 

Höheres Infektions-Risiko

Kita-Fachkräfte haben ein deutlich höheres Risiko, sich mit Covid-19 zu infizieren als die bundesdeutsche Gesamtbevölkerung. Das belegt jetzt auch eine interne Analyse des bundesweit aktiven Trägers Fröbel. Nach Auskunft des Sozialunternehmens fallen die Covid-19-Tests bei den seinen rund 4.200 Mitarbeitenden in den Einrichtungen im Vergleich zum bundesdeutschen Durchschnitt wesentlich häufiger positiv aus.

Bis zu 20 Prozent der Mitarbeitenden haben sich in manchen Regionen im Verlauf der Pandemie bereits infiziert. Fast an allen FRÖBEL-Standorten liegt diese Rate deutlich über dem Wert für die bundesdeutsche Gesamtbevölkerung von rund 2,6 Prozent. Andere Träger berichten ähnliches.

 „Unsere Beschäftigten bezahlen gerade mit ihrer Gesundheit für die Notbetreuung – egal ob diese gerade über Berufslisten oder über dringende Appelle an die Eltern organisiert wird. Denn zu kleinen Kindern kann man im Betreuungsalltag keinen Mindestabstand einhalten. Wenn die Kita-Fachkräfte unsere Kinder auch weiterhin bestmöglich bilden, betreuen und Eltern entlasten sollen ohne dabei zu erkranken, dann brauchen sie schnell ein Impfangebot,“ sagt Stefan Spieker, Geschäftsführer Fröbel Bildung und Erziehung gGmbH.

Die FRÖBEL-Auswertung nach ausgewählten Regionen und Standorten:

Anteil der bereits erkrankten oder positiv auf Covid-19 getesteten Mitarbeiter in Fröbel-Einrichtungen im Bezug auf die Gesamtbelegschaft bei Fröbel vor Ort:

Fröbel geht davon aus, dass diese Auswertung in Regionen ab 300 Beschäftigten Werte liefert, die auch für andere Kitas in der jeweiligen Region repräsentativ sind.

Weitere Fakten aus der Fröbel-Auswertung

  • Insgesamt ist eine deutliche Zunahme der Fälle seit November erkennbar.
  • Nach Analyse der vorliegenden Zahlen und ihrer Entwicklung kann lässt sich momentan grob davon ausgehen, dass sich jede Woche im eingeschränkten bzw. offenen Betrieb bis zu 0,5 Prozent der Beschäftigten neu infizieren – das ist eine Inzidenz von bis zu 500 und im Monat.
  • Setzt sich dieser Trend fort, werden bis Ende Februar rund zehn Prozent und bis Ende April rund 15 Prozent der Fröbel- Mitarbeitenden ein positives Testergebnis erhalten haben – wenn sich die neue Covid-19-Variante nicht schneller verbreitet als das in Deutschland bisher dominante Virus.

„Impfungen und Streichung der Kita-Elternbeiträge“

Mit Blick auf diese Zahlen fordert Fröbel zwei Dinge:

  1. Weil Kita-Fachkräfte bei ihrer Arbeit keinen Abstand halten können und sich öfter infizieren als alle anderen Berufsgruppen müssen sie so schnell wie möglich ein Impfangebot erhalten.
  2. Damit Eltern ihre Kinder weiterhin nur im absoluten Notfall in Einrichtung bringen, müssen Kita-Elternbeiträge bundesweit ausgesetzt werden.

Tatsächlich sind in vielen Kinderbetreuungseinrichtungen die Gruppen aufgrund der so genannten „Notbetreuung“ gut gefüllt. Die Eltern benötigen dafür keinen gesonderten Nachweis.

Impfdruck steigt

Mit dieser Forderung ist Fröbel alles andere als allein. Auch Bundesfamilienministerin Franziska Giffey fordert ein zügiges Impfen der Kita-Fachkräfte und Lehrkräfte. In Brandenburg fordern etwa der Landeselternrat und der Landeskitaelternbeirat die dortige Landesregierung zu einer Änderung der Impfstrategie auf. Die Möglichkeit dazu ergäbe sich mit der Zulassung des Impfstoffes von AstraZeneca. Lehrer und Erzieher leisteten einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Krise. Für sie müsse es unverzüglich ein Impfangebot geben. Nur so könnten Schulen und Kitas möglichst schnell zum Regelbetrieb zurückkehren. Der Philologenverband fordert dies für die Lehrer.




Väter und Kinder beim Spielen auf gleicher Wellenlänge

Kinder erwerben wichtige soziale Kompetenzen durch Interaktionen mit ihren Eltern:

Die Entwicklungspsychologinnen Trinh Nguyen und Stefanie Höhl von der Universität Wien erforschen, was beim Spielen mit den Eltern im Gehirn passiert. Erst kürzlich zeigten sie, dass sich während sozialer Interaktion die rhythmische Gehirnaktivität von Müttern und Kindern gegenseitig anpasst. In einer aktuellen Studie gingen sie nun der Frage nach, ob dieser Effekt auch zwischen Vätern und Kindern eintritt. Die Studie erscheint aktuell im Fachjournal „Child Development“.

Was passiert im Gehirn?

In der neuen Studie haben fünf bis sechs Jahre alte Kinder mit ihren Vätern gemeinsam oder getrennt Puzzles gelöst, so wie sie das zu Hause auch machen würden. Während des Spiels wurde durch funktionelle Nah-Infrarotspektroskopie (fNIRS) gleichzeitig die Gehirnaktivität von Vater und Kind abgeleitet. Bei dieser Methode werden Änderungen der Sauerstoffsättigung in der äußersten Schicht des Gehirns erfasst – hier insbesondere im Schläfenlappen und Frontalhirn. Eine Aktivierung in diesen Regionen steht im Zusammenhang mit dem Fassen gemeinsamer Absichten, gegenseitiger Perspektivenübernahme sowie Selbstregulation. Diese Prozesse sind besonders relevant für soziale Interaktionen und entwickeln sich im Vorschulalter.

Anpassung der Gehirnaktivität

„Wir konnten beobachten, dass eine wechselseitige Anpassung der Gehirnaktivität von Vater und Kind nur dann stattfand, wenn beide miteinander das Puzzle lösten. Zudem war die Anpassung der Gehirnaktivität höher bei jenen Vater-Kind-Paaren, in welchen sich der Vater stärker mit seiner Rolle als fürsorglicher und involvierter Vater identifizierte“, erklärt Nguyen. Die neue Studie belegt daher, dass nicht nur die Anpassung der Gehirnaktivität zwischen Müttern und Kindern, sondern auch zwischen Vätern und Kindern eine grundlegende Rolle in sozialen Interaktionen spielt.

Anpassung der Gehirnaktivität anders als bei Müttern

Interessanterweise waren die beobachteten Verhaltensmuster bei den Vater-Kind-Paaren trotz der wechselseitigen Anpassung der Gehirnaktivität anders als in den Mutter-Kind-Paaren aus der letzten Studie. Während die Anpassung der Gehirnaktivität bei den Vater-Kind-Paaren von der Identifikation des Vaters mit der Vaterrolle abhing, war bei den Mutter-Kind-Paaren entscheidend, ob beide in der Spielsituation aufeinander eingingen. Was genau diese Unterschiede bedeuten und wie sich diese möglicherweise auf die Eltern-Kind-Beziehung auswirken, wollen die ForscherInnen in zukünftigen Studien weiterführend untersuchen.

Publikation in „Child Development“:
Interpersonal Neural Synchrony During Father–Child Problem Solving: An fNIRS Hyperscanning Study. Trinh Nguyen, Hanna Schleihauf, Melanie Kungl, Ezgi Kayhan, Stefanie Höhl, Pascal Vrticka. Child Development (2021). DOI: 10.1111/cdev.13510




ErzieherInnen stehen an der Spitze der Corona-Krankschreibungen

Schließungen haben Situation verbessert:

Beschäftigte in Kindergärten sind nach Auswertungen des Dachverbandes der Betriebskrankenkassen (BKK DV) die stärkste von Covid-19 betroffene Berufsgruppe. Das zeigen kumulierte Krankheitsdaten von rund vier Millionen BKK-Versicherten, die sich zwischen März und November 2020 krankgemeldet haben.

162 Krankmeldungen pro 100.000

Schon im Dezember hatte die AOK gemeldet, dass Berufe in der Kindererziehung am stärksten von Covid-19 betroffen seien. Das bestätigt nun auch der BKK DV in einer Mitteilung. „Mit 162 Krankmeldungen aufgrund einer Infektion mit dem Coronavirus je 10.000 Beschäftigte liegen Kitas und Vorschulen noch vor den Pflegekräften in Altenheimen und medizinischem Personal in Krankenhäusern“, teilt die politische Interessenvertretung der betrieblichen Krankenversicherungen mit. Dem Dachverband gehören aktuell 72 Betriebskrankenkassen (BKK) sowie vier BKK Landesverbände an.

Altenpflegeberufe im Dezember stärker betroffen

In der aktuellen Auswertung der Dezemberzahlen der Betriebskrankenkassen liegen nun jedoch die Altenpfleger und Altenpflegerinnen deutlich vor den Erzieherinnen und Erziehern. Sie führen die Statistik mit 408,7 Krankschreibungen je 10.000 Beschäftigte vor dem medizinischen Personal in Krankenhäusern (380,7) an.

Notbetrieb hat wohl geholfen

In den Zahlen für die Erzieherinnen und Erzieher bildet sich im Dezember wohl der durch den Lockdown bedingte Notbetrieb in Kindergärten und Vorschulen ab. „Die angespannte Situation in den Altenheimen während der ansteigenden zweiten Welle der Infektionen zum Jahresende spiegelt sich in unseren Zahlen. Die Beschäftigten in den Altenheimen arbeiten am Limit“, so Franz Knieps, Vorstand des BKK DV.

Warten auf die Impfung?

Diese Erkenntnisse ändern nichts an der aktuellen Situation. Viele Kindergärten sind zwar offiziell geschlossen, müssen jedoch eine Notbetreuung anbieten. Da dazu meist kein Nachweis notwendig ist, sind viele Kindergruppen weiterhin gut besucht. Da zudem Impfstoffe fehlen, wird auch das Personal in Kitas und Grundschulen noch lange nicht geimpft.




Akuter Personalmangel in westdeutschen Kitas – mindestens 20.400 Fachkräfte fehlen

Potenzial für Qualitätsverbesserungen in Ostdeutschland:

Für einen Kita-Ausbau, der den Rechtsanspruch auf einen Platz in der Kindertagesbetreuung ab dem vollendeten ersten Lebensjahr erfüllt und den Bedarf der Eltern deckt, fehlen in den westdeutschen Bundesländern in den kommenden fünf Jahren mindestens 20.400, gegebenenfalls sogar bis zu 72.500 Kita-Fachkräfte. Das entspricht vier bis 15 Prozent des Personalbestands in Kindertageseinrichtungen für Kinder bis zum Schuleintritt im Jahr 2019. In den ostdeutschen Ländern werden hingegen bald schon mehr Fachkräfte ausgebildet als benötigt werden. Zu diesem Ergebnis kommt die Autorengruppe einer Studie des Forschungsverbundes Deutsches Jugendinstitut/Technische Universität Dortmund.

Kurzfristige und schnell wirkende Lösungsansätze sind gefragt

Den Berechnungen zufolge reichen in Westdeutschland die gegenwärtig absehbaren Neuzugänge für das Arbeitsfeld Kita bei weitem nicht aus, um den Personalbedarf zu sichern: Die Spannbreite zwischen 20.400 und 72.500 fehlenden Fachkräften ergibt sich durch die Kombination wahrscheinlicher Szenarien: Angenommen, der Personalbedarf ist niedrig und eine hohe Anzahl an Erzieherinnen startet nach der Ausbildung tatsächlich in das Arbeitsfeld Kita, wächst die Personallücke bis zum Jahr 2023 auf einen Wert von 20.400 fehlenden Fachkräften. Geht man jedoch von einem höheren Bedarf aus bei gleichzeitig weniger neu ausgebildeten Erzieherinnen, die in die Kitas einmünden, würde die Personallücke 2025 mit 72.500 fehlenden Fachkräften den Höchststand erreichen. In beiden Fällen verringert sie sich danach zwar wieder leicht. Zumindest bis zum Jahr 2026 muss allerdings mit einem ungedeckten Personalbedarf gerechnet werden. Hinzu kommt, dass für die Kindertagespflege bis 2030 voraussichtlich weitere 13.000 bis 17.000 Personen benötigt werden.

„Da in den westdeutschen Ländern der Personalbedarf kurzfristig sehr hoch ist, sind vor allem schnell wirkende Lösungsansätze gefragt, um weiteres Personal zu gewinnen“, fordert Prof. Dr. Thomas Rauschenbach, DJI-Direktor und Mitglied der Autorengruppe: Geplante Qualitätsverbesserungen sind in diesen Szenarien noch nicht berücksichtigt, beispielsweise beim Personalschlüssel in den Kita-Gruppen, sodass sich der Personalbedarf unter diesen Gesichtspunkten weiter erhöhen dürfte. Die Vorausberechnungen beziehen sich allein auf die Bereitstellung eines bedarfsdeckenden Angebots für Kinder vor dem Schuleintritt – ein Versprechen, das seit Einführung der Rechtsansprüche seiner Umsetzung harrt.

Schere zwischen Platzangebot und Nachfrage ist in westdeutschen Ländern weiter auseinandergegangen

Der Personalbedarf ergibt sich unter anderem aus dem weiterhin bestehenden Bedarf an zusätzlichen Kita-Plätzen für Kinder bis zum Schuleintritt. Dieser wird maßgeblich durch zwei Größen beeinflusst: die demografische Entwicklung und den unerfüllten Elternbedarf. Um diesen bis zum Jahr 2025 zu decken, werden in Westdeutschland für Kinder bis zum Schuleintritt rund 462.000 bis 630.000 zusätzliche Plätze in der Kindertagesbetreuung benötigt. Das entspricht zwischen 18 und 24 Prozent der im Jahr 2019 vorhandenen Kita-Plätze. Bis zum Jahr 2030 dürfte der Bedarf allerdings wieder um 90.000 bis 95.900 Plätze zurückgehen.

„Es müssten demnach mehr als 500.000 Plätze zusätzlich geschaffen werden, von denen aber knapp jeder fünfte Platz nur vorübergehend benötigt wird“, erklärt Dr. Christiane Meiner-Teubner aus der Autorengruppe der Studie. Die Dynamik des Ausbaus muss deshalb noch einmal deutlich gesteigert werden.

Würde sich lediglich die bisherige Ausbaugeschwindigkeit fortsetzen, könnte der Platzbedarf für Kinder unter drei Jahren erst viele Jahre später, zwischen den Jahren 2028 und 2030, gedeckt werden und für Kinder zwischen drei Jahren und dem Schuleintritt erst in den Jahren 2023 bis 2026. Wichtig seien außerdem kluge Übergangslösungen für die zwischenzeitlichen Spitzen.

Ostdeutsche Bundesländer können Personalschlüssel verbessern

Deutlich anders stellt sich die Lage in Ostdeutschland dar: Sofern die Ausbildungszahlen weiterhin stabil und die aktuellen Personalschlüssel unverändert bleiben, werden dort deutlich mehr Fachkräfte ausgebildet, als für die Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern bis zum Schuleintritt benötigt werden. „In den ostdeutschen Ländern könnte daher eine Qualitätsoffensive gestartet werden, mit der die immer wieder kritisierten Personalschlüssel verbessert werden könnten“, schreibt die Autorengruppe in der Studie. Weiterhin könnten für künftige Berufseinsteigende Anreize geschaffen werden, dort zu arbeiten, wo Personal dringend gebraucht wird. Von einer Senkung der Ausbildungskapazitäten rät die Autorengruppe ab, nicht zuletzt, weil von den verfügbaren Fachkräften andere Arbeitsfelder profitieren könnten, beispielsweise die ganztägige Betreuung von Grundschulkindern.

Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung im Grundschulalter erhöht Platz- und Personalbedarf sowie Kosten

Der mit dem hier skizzierten Kitaplatz- und Personal-Ausbau verbundene Finanzbedarf wäre erheblich: Bis zum Jahr 2030 ist jährlich mit zusätzlichen Betriebskosten von deutschlandweit bis zu 9 Milliarden Euro und Investitionskosten in Höhe von jährlich maximal knapp 3 Milliarden Euro zu rechnen. Der Platz- und Personalbedarf und die damit verbundenen Kosten werden noch steigen, wenn die geplante Einführung eines Rechtsanspruchs auf einen Ganztagsplatz im Grundschulalter für West- und Ostdeutschland berücksichtigt wird.

Publikation:

Thomas Rauschenbach, Christiane Meiner-Teubner, Melanie Böwing-Schmalenbrock, Ninja Olszenka (2020): Plätze. Personal. Finanzen. Bedarfsorientierte Vorausberechnungen für die Kindertages- und Grundschulbetreuung bis 2030. Teil 1: Kinder vor dem Schuleintritt (PDF-Download)

Quelle: Pressemitteilung DJI




„Sendung mit der Maus“ – 50 Jahre Lach- und Sachgeschichten

Mitmach-Aktion „Deine Sendung #mitdermaus“ und Sonderprogrammierung bei KiKA:

Die Maus wird 50 – das feiert auch der Kinderkanal KiKA. Das Herzstück des KiKA-Programmschwerpunktes bildet eine Mitmach-Aktion, bei der Kinder Teil das Jubiläum aktiv mitgestalten. Noch bis zum 1. Februar sind „Maus“-Fans aufgerufen, auf kika.de für ihre liebsten Lach- und Sachgeschichten abzustimmen. Die populärsten Geschichten werden in der Geburtstagssendung „Deine Sendung #mitdermaus“ am 7. März gezeigt. Danach ist das Maus-Angebot im KiKA-Player abrufbar.

„Seit 50 Jahren lachen und erfahren Kinder Sachen bei ‚Die Sendung mit der Maus‘. Inzwischen vermittelt das Format auf allen Plattformen unterhaltsam Wissen, ist von Kindern geliebt, von Eltern und Pädagog*innen hochgeschätzt und seit Sendestart ein wichtiges Element bei KiKA“, so KiKA-Programmgeschäftsführerin Dr. Astrid Plenk. „Gemeinsam mit der Maus und dem Elefanten blicken wir in die Zukunft und gratulieren von Herzen.“

„Maus“-Sonderprogrammierung ab 1. März bei KiKA

Ab dem 1. März stimmt ein besonderes Angebot auf das Jubiläum ein. Mit dem Wochenstart ist täglich zur Mittagszeit um 12:25 Uhr eine Folge „Die Sendung mit der Maus“ (WDR) im KiKA-Programm zu finden. Der Vorabend ab 17:40 Uhr stimmt mit einem „Maus-Spezial:Auslandsmaus“ und „Elefantastisch“ (beide WDR) auf den Geburtstag ein.

Geburtstagssendung am 7. März um 11:30 Uhr bei KiKA 

Die „Geburtstagsendung mit der Maus – Hallo Zukunft“ (WDR?) am 7. März um 11:30 Uhr bei KiKA (Das Erste um 9:00 Uhr) blickt nach vorne. Das Maus-Team möchte herausfinden, was es in den kommenden 50 Jahren mit der Maus zu erleben gibt. Gute Ideen für zukünftige Sachgeschichten-Themen haben die Kinder im Vorfeld an das Maus-Team geschickt. Einige davon werden in der Sendung zu sehen sein. Verantwortlicher Redakteur beim WDR ist Joachim Lachmuth.

„Deine Sendung #mitdermaus“ am 7. März um 14:00 Uhr bei KiKA

Für „Deine Sendung #mitdermaus“ (WDR) am 7. März um 14:00 Uhr bei KiKA kann das Publikum aktuell auf kika.de aus 50 Maus-Filmen abstimmen. Aus den zur Wahl stehenden Wunschfilmen werden dann 15 Lach- und Sachgeschichten in einer einstündigen Show angespielt und besprochen. Neben den jungen „Maus“-Fans kommentieren auch Prominente, bekannt aus dem KiKA-Programm, die Filme. Clarissa Corrêa da Silva und Ralph Caspers führen durch die Sendung. Verantwortlicher Redakteur beim WDR ist Nils Wohlfahrt.

„Gestalte deine Geburtstagstorte für die Maus“

Ab 2. Februar sind Kinder aufgerufen, eine Geburtstagstorte für die Maus zu zeichnen, zu malen oder zu basteln. Einige originelle Kunstwerke werden in „Deine Sendung #mitdermaus“ zu sehen sein. Auf kika.de werden ausgewählte Bilder der jungen Künstler*innen in einer Bildergalerie präsentiert.

Quelle: Pressemitteilung des KiKA – Der Kinderkanal ARD/ZDF




Wie Eltern zusätzliche Kinderkrankentage beanspruchen können?

Homeoffice spielen und lernen Krankentage

Bundesfamilienministerium stellt Formblatt für Kitas und Schulen zur Verfügung:

Viele Eltern müssen trotz Berufstätigkeit ihre Kinder wieder zuhause betreuen. Damit dies leichter gelingt, hat die Bundesregierung die Zahl der möglichen Kinderkrankentage für gesetzlich Versicherte verdoppelt. Eine Attest ist nicht mehr nötig, aber eine Bescheinigung der Einrichtung. Hier finden Sie alle nötigen Infomationen und das Formblatt.

Beantragung auch rückwirkend möglich

Ab sofort müssen viele Eltern in Deutschland ihre Kinder wieder zuhause betreuen. Während in einigen Bundesländern Kitas und Schulen schon seit Wochen geschlossen sind, ziehen andere Bundesländer wie Hamburg nun nach und verschärfen die Regeln, wer die Notbetreuung nutzen darf.

Für viele Familien ist es kaum zu vereinbaren, Kinder zu betreuen und gleichzeitig der Erwerbsarbeit nachzugehen. Um in der Corona-Pandemie etwas Entlastung zu finden, dürfen (gesetzlich krankenversicherte) Eltern rückwirkend ab dem 05. Januar 2021 zusätzliche Kinderkrankentage nehmen – auch wenn das Kind eigentlich gesund ist.

Franziska Giffey

Wie die Statista-Grafik zeigt, standen Familien in Deutschland bisher zehn Arbeitstage im Jahr pro Elternteil zu, an denen sie für die Betreuung ihres kranken Kindes zuhause bleiben durften. Bei Alleinerziehenden waren es 20 Tage. In der Corona-Pandemie wird die Zahl der Kinderkrankentage nun verdoppelt, auf 20 Tage pro Elternteil bei Paaren und auf 40 Tage für Alleinerziehende im Jahr.

Kinderkrankentage

Kein Attest notwendig

Musste das Kind vorher krank sein und ein ärztliches Attest vom Kinderarzt vorliegen, so reicht es nun, wenn die Eltern eine Bescheinigung ihrer Kita oder Schule vorlegen können, dass die Kinderbetreuung pandemiebedingt nicht möglich ist. Sogar wenn die Eltern prinzipiell im Home Office arbeiten können, aber die Betreuung zuhause parallel für sie nicht möglich ist, haben sie Anspruch auf die Kinderkrankentage.

Nur für gesetzlich Versicherte

Einen Haken hat das Angebot jedoch: An den Kinderkrankentagen erhalten Eltern nur einen Teil ihres Nettolohns von der Krankenkasse ausgezahlt. Gerade für Alleinerziehende kann dies prekär werden und dazu führen, dass es ihnen finanziell nicht möglich ist, die Tage für die Kinderbetreuung in Anspruch zu nehmen. Auch privat Versicherte haben keinen Anspruch auf die Kinderkrankentage. Und den Selbstständigen dürfte ohnehin kaum etwas anderes übrig bleiben, als einfach weiter zu arbeiten. Auf viele Eltern kommen also weiterhin anstrengende Zeiten zu.

Formblatt zur Bescheinigung

Eine Formblatt zur Bescheinigung für Kinderkrankentage durch die Kindertageseinrichtungen oder Schulen stellt das Bundesfamilienministerium zur Verfügung. Hier der Link.

Quelle: Statista, Frauke Suhr und Bundesfamilienministerium




Ein Stück Erinnerungskultur für die Zukunft

Schulbank spielen und lernen

GEW stellt Studie „Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und das NS-Erbe“ vor:

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) stellt sich ihrer Vergangenheit. Während einer Video-Pressekonferenz präsentierte sie die Studie „Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und das NS-Erbe“. Anders als viele andere Studien zum NS-Erbe beleuchtet sie dabei das Mitläufertum der Masse der Mitglieder und die Täterschaft einzelner, und setzt sich auch kritisch mit der Rolle in der Nachkriegszeit auseinander.

Finger in der Wunde

„Mit dieser wissenschaftlichen Studie ist die Grundlage gelegt, die Geschichte der Vorläuferorganisationen der GEW in der Weimarer Republik und ihre Rolle während der NS-Zeit sowie die Reorganisation der Interessensvertretung der Lehrkräfte nach dem Zweiten Weltkrieg, die Gründung der GEW 1948 und deren Aufbau in den folgenden Jahren zu verstehen und den Diskurs in der Öffentlichkeit und der Bildungsgewerkschaft zu führen. Diesem Prozess stellen wir uns offen“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe in Frankfurt a.M. „Die Studie legt den Finger in die Wunden, ohne damals handelnde Personen von oben herab zu beurteilen. Sie erfasst die strukturellen Entwicklungen und bettet diese in den historischen Kontext ein. So wird die (Vor)Geschichte der GEW sichtbar als Teil der deutschen Geschichte, als Teil der Geschichte der Bundesrepublik und als Teil der Bildungspolitik.“

Komplexer, vielschichtiger und widersprüchlicher

„Die Studie vermittelt die Erkenntnis, dass das NS-Erbe der GEW komplexer, vielschichtiger und widersprüchlicher ist als bisher in der Alltagswahrnehmung angenommen“, betonte Jörn-Michael Goll, Autor der Untersuchung und Historiker am Historischen Seminar der Universität Leipzig. „Zentrales Anliegen nach 1945 ist der Aufbau der GEW, die 1949 Gründungsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) war, wobei ein stark ausgeprägter ‚Pragmatismus‘ zur Richtschnur des Handelns wurde. So stellte sich die GEW fast vorbehaltlos hinter ihre Mitglieder. Ohne diesen Ansatz, waren die GEW-Gründer überzeugt, wäre eine Reorganisation der Lehrkräfte in einer großen, einflussreichen Gewerkschaft nicht möglich gewesen. Diese Linie führte jedoch auch dazu, dass sich die Organisation in mehreren Fällen dafür einsetzte, teils schwer belastete Lehrkräfte wieder in den Schuldienst zu bekommen oder deren Pensionsansprüche zu sichern.

Pragmatismus statt kritischer Haltung in der Nachkriegszeit

Damit korrespondierte, dass weitgehend die Bereitschaft fehlte, sich mit dem NS-Erbe kritisch auseinander zu setzen. Andererseits gibt es jedoch auch Bespiele dafür, dass stramme Nationalsozialisten in der GEW keine Chance hatten – und die GEW auch damit zeigte, dass sie sich von Beginn an ausdrücklich als eine demokratische Organisation verstand. Erst Ende der 1970er-Jahre, Anfang der 1980er-Jahre begann mit einer neuen Mitgliedergeneration die Auseinandersetzung der GEW mit ihrer Vergangenheit.“

Goll machte aber auch deutlich, dass die GEW mit dieser Entwicklung in der Nachkriegsgesellschaft Deutschlands keine Sonderrolle gespielt habe. „Spannend ist, dass es der GEW nach ihrer Gründung sehr schnell gelungen ist, auf internationaler Ebene anerkannt und als demokratische Organisation wahrgenommen zu werden“, unterstrich der Historiker. Insbesondere mit der israelischen Lehrergewerkschaft Histadrut habe sie früh eine enge und kontinuierliche Zusammenarbeit gesucht.

Mutiger Schritt

„Die GEW hat sich weit vorgewagt und ist mit dieser Studie einen mutigen Schritt gegangen“, sagte Projektleiter Detlev Brunner, Historiker am Historischen Seminar der Universität Leipzig. „Sie hat es sich nicht einfach gemacht und versucht, historische Entwicklungen und das Handeln von Organisation und Menschen nachzuvollziehen und nicht nach heutigen Wertmaßstäben und Moralvorstellungen zu be- und verurteilen. Das ist ein richtiger Ansatz, denn einfache Antworten, die den zeitlichen Kontext zu wenig berücksichtigen, helfen nicht, Prozesse und Entwicklungen zu verstehen. Aber genau das ist notwendig, insbesondere bei einem so wichtigen, aber schwierigen, oft hoch emotional diskutiertem Thema wie dem ‚NS-Erbe‘ der GEW. Die Studie gibt viele Erklärungen, kann aber natürlich nicht alle Fragen beantworten und: Sie fällt kein finales Urteil.“

Auftakt für weitere Auseinandersetzung

Parallel zur Studie hat die GEW Veranstaltungen zur Auseinandersetzung geplant. Aufgrund der Situation in der Pandemie mussten die nun verschoben werden. Je nach Situation sollen diese nun Ende des Jahres stattfinden, so Jürgen Schmidt, Geschäftsführer der GEW. Foren, Workshops und weitere Veranstaltungen sind im Plan. Zudem sollen noch weitere Studien in Auftrag gegeben werden – etwa zur GEW im Einheits- und Transformationsprozess oder zur Berufsverbotspraxis.

Die Studie von Jörn Michael Goll ist unter dem Titel „Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und das NS-Erbe“ im Beltz-Verlag erschienen. Sie hat 420 Seiten und kostet 39,95 Euro, ISBN 978-3-7799-6485-8. Das Vorwort stammt von der GEW-Vorsitzenden Marlis Tepe. Alle, die der Umfang schreckt, beruhigt sie mit der Aussage: „Es liest sich flott“. Wir werden es prüfen und das Buch in den kommenden Tagen vorstellen.

Für alle, die sich jetzt schon mal ein Bild davon machen wollen ist dieser Tipp sicher nützlich: Der Leipziger Historiker Jörn-Michael Goll hat die wichtigsten Ergebnisse seiner Studie in dem Beitrag Keine Geschichte von Helden und Schurken zusammengefasst, der auf der GEW-Website veröffentlicht worden ist. Auch der Verlag hält einen Leseprobe auf der Website bereit.