Erste Schritte in der Sprachentwicklung des Babys

Im Verlauf des ersten Lebensjahres macht ein Kind bereits enorme Schritte in seiner sprachlichen Entwicklung

Babys möchten Sprache hören

Von Geburt an zeigt ein Kind bereits eine besondere Vorliebe für menschliche Stimmen und ist „ganz Ohr“, wenn Mutter oder Vater mit ihm sprechen: Kein Geräusch ist so interessant wie die menschliche Stimme. Dabei kommt es zunächst gar nicht so sehr darauf an, was sondern wie etwas gesagt wird. Ohne dass es Eltern bewusst ist, „verwöhnen“ sie meist bereits ihr Neugeborenes mit Sprache, liebkosen es durch Streicheln wie auch mit ihrer Stimme. Es erfährt auf diese Weise ihre Zuwendung, Nähe und Wärme und kann sich angenommen und willkommen fühlen. Damit ist die Sprache – lange bevor ein Kind selbst sprechen kann – von Geburt an ein wichtiges Bindeglied in der Beziehung zwischen Eltern und ihrem Kind.

Verständigung ist der „Motor“ der Sprachentwicklung

Ihr Kind möchte sich von Anfang an mit Ihnen verständigen, und es kann dies bereits auf vielfältige Weise: 

  • Schreien ist in den ersten Lebensmonaten das stärkste Ausdrucksmittel des Säuglings.
  • Aber auch durch Körpersprache, Gesichtsausdruck und vor allem im Blickkontakt teilt Ihnen Ihr Kind mit, ob es sich wohl oder unbehaglich fühlt, ob es spielen oder seine Ruhe haben möchte.

Als Mutter oder Vater deuten Sie die Äußerungen Ihres Babys vermutlich meist intuitiv richtig und „beantworten“ sie entsprechend:

  • Wenn es Ihren Blick sucht, spielen und sprechen Sie zum Beispiel mit Ihrem Baby.
  • Wenn es weint und unruhig ist, wiegen Sie Ihr Baby auf dem Arm und trösten es mit sanfter Stimme,
  • Wenn Ihr Baby interessiert nach seinem Spielzeug schaut, reichen Sie es ihm.

In diesem wechselseitigen Austausch macht Ihr Kind zunehmend die Erfahrung, dass es sich mitteilen und damit etwas bewirken kann; dass Verständigung Spaß macht und es sich wohl dabei fühlt.

Vertraut werden mit Sprache

Mit jeder „Unterhaltung“ wird Ihr Kind etwas mehr mit „seiner“ Sprache vertraut – wenn sie ihm beispielsweise beim Baden oder Wickeln erzählen, was sie gerade tun, ihm etwas vorsingen oder wenn Sie es mit dem Klang Ihrer Stimme zu beruhigen oder zu ermuntern versuchen. Ihr Kind bekommt hierbei ein immer besseres Ohr für die Laute seiner Muttersprache:

  • Bereits in den ersten Lebenswochen verfeinert es zunehmend seine Fähigkeit, Stimmen und Sprachmelodien – zum Beispiel beruhigend oder Aufmerksamkeit erregend – zu unterscheiden.
  • Mit etwa zwei Monaten weiß Ihr Kind, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen seinem Befinden und der Art und Weise, wie Sie es ansprechen: Wenn es unruhig ist und sich unwohl fühlt, hört es Ihre tröstende Stimme mit gedehnten Worten und einer eher tiefen, fallenden Sprachmelodie; wenn es wach und aufmerksam ist und Sie mit ihm spielen, nimmt es eine eher steigende Sprechmelodie wahr.
  • Wenig später, mit drei, vier Monaten lernt Ihr Kind allmählich, auch die Geschehnisse ringsum mit der gehörten Sprache in Verbindung zu bringen. Es erkennt nun vielleicht schon seinen Namen und versteht – etwa mit vier Monaten – einen freundlichen Gesichtsausdruck und Tonfall von einem ärgerlichen zu unterscheiden.
  • Kaum einen Monat später begreift es, dass ein ärgerlicher Gesichtsausdruck auch mit einer ärgerlichen Stimme, ein lächelndes und freundliches Gesicht dagegen mit einer freundlich klingenden Stimme verbunden ist.

Auf dem Weg zum ersten Wortverständnis

In den ersten sechs Monaten hat Ihr Kind somit schon jede Menge gelernt. Den Inhalt einzelner Wörter oder Sätze kann es zwar noch nicht verstehen, aber viele sind ihm inzwischen bereits ebenso vertraut geworden wie die damit verbundenen tagtäglichen Tätigkeiten.

Jetzt, da es immer beweglicher wird, interessiert sich Ihr Kind mehr und mehr für seine Umwelt, erkundet die Gegenstände mit den Händen, mit dem Mund, mit den Augen. Dabei hört es Ihre ermunternden Worte und wie Sie etwas bezeichnen, mit dem es sich so ausgiebig beschäftigt:

  • Nach und nach begreift Ihr Kind, dass bestimmte Personen mit einem bestimmten Namen, Gegenstände, Situationen und Handlungen mit bestimmten Worten verbunden sind.
  • Ab etwa acht Monaten beginnt Ihr Kind schließlich, erste Worte zu verstehen, auch wenn diese – ebenso wie Form oder Farbe – zunächst noch untrennbar mit einem bestimmten Gegenstand verbunden sind: Nur sein roter Ball ist ein Ball!

Gegen Ende des ersten Lebensjahres kann Ihr Kind wahrscheinlich bereits 50 bis 100 Wörter verstehen. Es versteht nun einfache Aufforderungen, wie zum Beispiel „Gib mir den Ball!“, und reagiert sinngemäß auf Fragen wie „Wo ist denn der Papa?“ Es winkt, wenn es „Auf Wiedersehen“ hört, schüttelt den Kopf bei „Nein“ und klatscht in die Hände, wenn es sich freut.

Über spielerisches Erproben der Stimme zum ersten Wort

So wie das Verständnis von Sprache zusehends zunimmt, so entwickelt ein Kind im Verlauf des ersten Lebensjahres auch enorme Fähigkeiten, Laute zu bilden und zu äußern:

  • Mit etwa zwei Monaten, vielleicht auch schon früher, beginnt Ihr Baby gurrend und schnalzend mit ersten, zunächst zufälligen „Stimmübungen“. Für Sie als Mutter oder Vater sind diese ersten Laute geradezu eine Einladung zu einem „wirklichen Gespräch“. Wahrscheinlich „antworten“ Sie Ihrem Kind, indem Sie seine Laute immer wieder nachahmen, variieren und abwandeln. Dabei beobachtet Ihr Kind mit zunehmender Aufmerksamkeit Ihren Mund und Ihre Lippenbewegungen. Es lernt nun, die anfangs zufälligen Muskelbewegungen in Mund, Hals und Kehlkopf immer besser zu kontrollieren.
  • Schon bald – ab etwa drei Monaten – antwortet Ihr Kind Ihnen quietschend, brummend und juchzend, wenn Sie es ansprechen oder mit ihm spielen. Es erprobt nun mit wachsender Begeisterung seine Stimme, lacht und brabbelt vergnügt vokalartige Laute wie „a“ und „i“ vor sich hin oder versucht, Sie damit zum Spielen aufzufordern.
  • Ab etwa fünf, sechs Monaten plappert Ihr Kind bereits erste Silben, indem es verschiedene Laute miteinander verbindet, sie zu Ketten aneinanderreiht und schließlich verdoppelt: „da-da-da-da“, „da-da“. Es hört sich dabei selbst zu und vermag seine Laute immer mehr der gehörten Sprache in seiner Umgebung anzupassen.
  • Im Rede- und Antwortspiel „antwortet“ Ihnen Ihr Kind nun mit verschiedenen Lauten und Tönen. Es lauscht, wenn Sie die Töne nachahmen und wiederholen, und ist begeistert, wenn es Ihnen erneut plappernd antworten kann.
  • Gegen Ende des ersten Lebensjahres oder etwas später – beginnt Ihr Kind schließlich die ersten Wörter zu plappern; meist sind dies „Mama“ und „Papa“ oder Wörter mit symbolischer Bedeutung, wie zum Beispiel „nam-nam“ für Essen.

Risiken für die sprachliche Entwicklung frühzeitig erkennen

Damit sich Ihr Kind sprachlich gut entwickeln kann, muss es gut hören können.

  • Auch wenn ein Hörtest keine auffälligen Befunde gezeigt hat, sollten Sie dem Hörvermögen Ihres Kindes besondere Aufmerksamkeit schenken und hin und wieder bewusst darauf achten, ob und wie Ihr Kind zum Beispiel auf Geräusche reagiert.
  • Wenden Sie sich unbedingt an Ihren Kinderarzt oder Ihre Kinderärztin, wenn Sie den Eindruck haben, Ihr Kind höre nicht gut oder plappere nach dem ersten Halbjahr für sein Alter zu wenig.
    (Stand: 4.9.2021)

Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, kindergesundheit-info.de, http://www.kindergesundheit-info.de/themen/ernaehrung/0-12-monate/beikosteinfuehrung/, CC BY-NC-ND




Veranstaltungsangebote zu „Kinder beteiligen, fördern, schützen“

Die Online-Live-Workshopreihe der Deutschen Liga für das Kind von November bis Januar

Die Online-Live-Workshopreihe der Deutschen Liga für das Kind geht weiter. Von Ende November bis Januar gibt es wieder einige Veranstaltungen. Die Referentinnen und Referenten der Workshops gehören dem interdisziplinären Vorstand der Liga an. Neben kinderärztlicher Expertise, einem entwicklungspsychologischen oder erziehungswissenschaftlichen Blick, bringen diese auch soziologische Sichtweisen ein sowie aktuelles fachliches Wissen in speziellen Bereichen, etwa der Arbeit mit traumatisierten Kindern sowie Ergebnisse neuer Forschungsvorhaben.

29.11.2023, 16.00 – 18.00 Uhr 

„Die Kita als sicherer Ort für Kinder. Grenzverletzendes Verhalten von Fachkräften verhindern.“ mit Bianka Pergande. Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung, selbstverständlich auch in der Kita. Dass das Wohl einzelner Kinder oder auch von Kindergruppen beeinträchtigt wird, kommt in Kindertageseinrichtungen aber gar nicht so selten vor. Thematisiert wird dies jedoch selten. Was aber genau ist grenzverletzendes Verhalten? Wie häufig kommt es im Alltag von Kitas vor? Wie kann solchen Situationen vorgebeugt werden und wie sieht eine wirksame Unterstützung im Team aus, um Grenzverletzungen zu verhindern?

13. Dezember 2023, 16.00 – 18.00 Uhr 

„Zwischen sexueller Bildung und Schutz vor Missbrauch. Sexualpädagogik in der Kita.“ mit Professor Dr. Jörg Maywald. Sinnesfreude und Körperneugier gehören zur gesunden Entwicklung jedes Kindes. Dennoch bestehen bei vielen Fachkräften große Unsicherheiten. Was ist „normal“ und wann muss ich mir Sorgen machen? Wie kann sexualisierter Gewalt wirksam vorgebeugt werden? Was tun, wenn „etwas“ passiert ist?

10. Januar 2024, 16.00 – 18.00 Uhr  

Aufwachsen unter schwierigen Bedingungen: langfristige Hypothek oder vorbereitendes Übungsfeld?
mit Professorin Dr. Sabine Walper, Direktorin des Deutschen Jugendinstituts

Weitere Infomationen

Die Online-Live-Workshops finden jeweils nachmittags zwischen 16.00 und 18.00 statt. Informationen und Buchung: https://fruehe-kindheit-online.de/?cat=c17_Workshops-Workshop.html

Auch Kontingentbuchungen für Kita-Teams oder durch Fachberatungen sind möglich.

Quelle: Information der Deutschen Liga für das Kind




GEW ruft den „Streiktag Bildung“ aus

Bildungsgewerkschaft zur Tarifrunde öffentlicher Dienst Länder

Für den 28. November ruft die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) den „Streiktag Bildung“ aus. Länderbeschäftigte, die an Bildungseinrichtungen arbeiten, sollen an vier zentralen Kundgebungsorten mit Streiks und Aktionen ihren Unmut über die laufende Tarifrunde laut artikulieren. Die Bildungsgewerkschaft rechnet in Hamburg, Berlin, Leipzig und Karlsruhe jeweils mit mehreren tausend Beschäftigten, die an diesem Tag die Arbeit niederlegen. Lehrkräfte, Erzieherinnen, Sozialarbeiter und -pädagogen, Hochschullehrende sowie studentische Beschäftigte sollen sich an den Aktivitäten beteiligen und den Forderungen der Gewerkschaften in der Länderrunde Nachdruck verleihen.

10,5 Prozent Gehaltserhöhung gefordert

Die Gewerkschaften wollen 10,5 Prozent Gehaltserhöhung, mindestens aber 500 Euro monatlich mehr, einen Tarifvertrag für alle studentischen Beschäftigten sowie ein Nachziehen der Verbesserungen im Sozial- und Erziehungsdienst bei den Kommunen auf Landesebene durchsetzen. Der Tarifvertrag soll ein Jahr laufen. Die Arbeitgeber hatten auch in der zweiten Verhandlungsrunde Anfang November kein Angebot vorgelegt. „Die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) hat in vielen Fragen ihren gesellschaftlichen und sozialen Kompass komplett verloren. Die Beschäftigten geben auf der Straße mit Streiks und Aktionen die richtige Antwort auf diesen Konfrontationskurs der Arbeitgeber“, betonte GEW-Vorsitzende Maike Finnern am Dienstag in Frankfurt a.M. Sie erinnerte daran, dass die Inflation noch nicht vorbei sei. Die Beschäftigten hätten aus den vergangenen beiden Jahren einen großen Nachholbedarf beim Gehalt.

Info:

Für die Tarifrunde im öffentlichen Dienst Länder sind drei Verhandlungsrunden geplant. Die dritte Runde findet am 7./8. Dezember in Potsdam statt.

Hier finden Sie die Ansprechpartnerinnen und -partner für die Kundgebungen sowie alle wichtigen Informationen:

Hamburg:
11:00 Uhr: Kundgebung am Dammtorbahnhof (Dag-Hammarskjöld-Platz) u.a. mit Anja Bensinger-Stolze (Leiterin des OB Schule beim GEW Hauptvorstand)
11:30 Uhr: Demo zur Finanzbehörde
13:20 Uhr: Abschlusskundgebung vor dem Curiohaus
13:30 Uhr: Musik und Kundgebung im Curiohaus
Rückfragen: Bodo Haß, stellvertretender Vorsitzender der GEW Hamburg, 0170/7076933, Birgit Rettmer, Tarifexpertin der GEW Hamburg, 0151/16128471

Berlin:
10 Uhr: Demo-Beginn am Schlossplatz (U Museumsinsel).
12 Uhr: Kundgebung vor dem Brandenburger Tor (Platz des 18. März).
Bei der Kundgebung wird u.a. die GEW-Vorsitzende Maike Finnern sprechen.
Rückfragen: Markus Hanisch, Pressesprecher der GEW Berlin, 030/219993-46

Leipzig:
10:30 Uhr: Auftaktkundgebung auf dem Simsonplatz (vor dem Bundesverwaltungsgericht) zusammen mit Kolleg*innen aus Sachsen-Anhalt und Thüringen
12:30 Uhr: Ende der Abschlusskundgebung auf dem Johannisplatz
Hauptrednerin ist Doreen Siebernik, GEW-Vorstandsmitglied Jugendhilfe und Sozialarbeit.
Rückfragen: Matthes Blank, Pressesprecher GEW Sachsen, 0173/3927918

Karlsruhe::
13 Uhr: Auftaktkundgebung auf dem Festplatz
13:30 Uhr: Demonstration
14:30 Uhr: Kundgebung auf dem Kronenplatz
Hauptredner: Daniel Merbitz, GEW-Vorstandsmitglied Tarif- und Beamtenpolitik
Rückfragen: Martin Schommer, Referent für Tarif-, Beamten- und Sozialpolitik der GEW Baden-Württemberg, 0711/21030-12, 0152/54084324, Matthias Schneider, Pressesprecher der GEW Baden-Württemberg, 0711/21030-14

Die Gewerkschaften verhandeln für rund 2,5 Millionen Beschäftigte. Im Organisationsbereich der GEW wird beispielsweise für Beschäftigte an Schulen wie Lehrkräfte, im Sozial- und Erziehungsdienst der Länder wie Erzieherinnen und Schulsozialarbeiter sowie für Hochschullehrende und studentische Beschäftigte verhandelt.

Ver.di hat die Verhandlungsführerschaft für die Gewerkschaften des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).

Quelle: Pressemitteilung GEW




Wie sich die Sprache eines Kindes entwickelt

Wann und wie schnell ein Kind sprechen lernt, hängt von vielen Faktoren ab

Kinder eignen sich Sprache und Sprechen nach eigenen Regeln und anders als Erwachsene an. Das Sprechenlernen ist ein langer Prozess über viele Etappen, zu denen ein Kind jeweils herangereift und bereit sein muss. Wichtige Voraussetzungen hierfür bringt schon das Neugeborene mit:

  • Die Sprachzentren im Gehirn sind bereits bei der Geburt vorhanden. Sie ermöglichen das Verarbeiten und Verstehen von Sprache sowie das Selbersprechen.
  • Auch die für das Sprechen wichtigen Organe und Muskeln sind bei einem gesunden Neugeborenen bereits ausgebildet. Hierzu gehören zum Beispiel das Zwerchfell, Lippen, Zunge und das Gehör.
  • Schon im Mutterleib hat das Kind zusammen mit den typischen Geräuschen, wie zum Beispiel den Herzschlag der Mutter, auch deren Stimme wahrgenommen und ist mit dem Klang und der Melodie der mütterlichen Stimme vertraut geworden.
  • Bereits das Neugeborene vermag es, Sprachlaute aus einer Fülle an Geräuschen herauszufiltern und zeigt eine besondere Vorliebe hierfür.

Neben diesen biologischen Voraussetzungen bringt ein Kind die angeborene Bereitschaft mit auf die Welt, eine Beziehung mit den Menschen einzugehen, die sich ihm zuwenden und es umsorgen. Es möchte sich mit ihnen verständigen und Sprache erlernen.

Mit einem bis anderthalb Jahren sprechen Kinder die ersten Worte

Kinder eignen sich ihre sprachlichen Fähigkeiten aus eigenem Antrieb an. Die einzelnen Phasen der Sprachentwicklung und ihre Abfolge sind dabei vermutlich bei allen Kindern gleich.
In welchem Alter aber ein Kind zu sprechen beginnt, wie schnell es seinen Wortschatz erweitert und wann es wie gut Sätze bilden und Wörter richtig aussprechen kann, ist von Kind zu Kind ganz verschieden:

  • Die Mehrheit der Kinder spricht zwischen ein- und anderthalb Jahren die ersten Wörter – meist „Mama“, „Papa“.
  • Manche Kinder sprechen bereits mit neun oder zwölf Monaten ihr erstes Wort. Einige wenige lassen sich aber auch bis zum Alter von etwa zweieinhalb Jahren Zeit. Mädchen sind dabei häufig schneller und tun sich leichter als Jungen.
  • Beim Wortschatz zeigen sich ebenfalls große Unterschiede: Der aktive Wortschatz, also das, was ein Kind bereits spricht, kann bei 20 Monate alten, sich normal entwickelnden Kindern in einer Spanne von fünfzig bis etwa 200 Wörtern liegen.

So lernen Kinder Sprechen und Sprache

Kinder lernen Sprache und Sprechen nach eigenen Regeln und anders als Erwachsene. Sie eignen sich nach und nach die Sprache an, die sie in ihrer nächsten Umgebung hören, ihre Mutter- oder Erstsprache. Und sie tun dies aus ihren täglichen Erfahrungen heraus, aus dem, was sie hören, sehen, fühlen und tun. Gleichzeitig ist die Entfaltung seiner sprachlichen Fähigkeiten von großer Bedeutung für die gesamte Entwicklung des Kindes.

Fachleute sprechen von „ungesteuertem Spracherwerb“, oder von „natürlichen Bedingungen“, wie sie vermutlich nur in den ersten Lebensjahren gegeben sind:

  • In den ersten Lebensmonaten entwickeln Kinder ein immer besseres Ohr für die Sprach- und Satzmelodie, die Laute der Muttersprache und die Betonung von Wörtern.
  • Gleichzeitig erproben sie auf spielerische Weise ihre eigene Stimme. Wenn sie die eher zufälligen Muskelbewegungen immer besser kontrollieren können, geben sie gezielt ihre ersten Laute von sich.
  • Schließlich beginnen Kinder, das, was sie sehen, hören oder tun, zu benennen. Dabei meinen sie zunächst meist mehr, als es das bloße Wort besagt: So kann das Wort „Ball“ je nach Situation bedeuten, dass Ihr Kind den Ball haben oder mit ihm spielen möchte. Ebenso gut kann es aber auch heißen, dass der Ball weg ist.
  • Aus der gehörten Sprache ihrer Umgebung erschließen sich Kinder selbstständig die innere Logik und Struktur der Sprache: Nach und nach leiten sie die Regeln über den Gebrauch der Wörter und über den Satzbau ab und wenden sie zunächst konsequent an. Dabei erschaffen sie für uns Erwachsene oft ungewöhnliche Wörter und Satzkonstruktionen, wie zum Beispiel „Mama ist fortgegeht“.

Über solche ganz normalen Phasen in der sprachlichen Entwicklung lernen Kinder selbstständig und auf ihre Weise allmählich die vielfältigen Regeln der Wortbildung und des Satzbaus samt deren Ausnahmen – und das, ohne sich die Regeln je bewusst gemacht zu haben!

Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, kindergesundheit-info.de, https://www.kindergesundheit-info.de/themen/entwicklung/entwicklungsschritte/sprachentwicklung/, CC BY-NC-ND




Welche Bücher Jungen Lust aufs Lesen machen

Jury des Leseförderprojekts boys & books hat 180 Bücher ausgewählt

Welche Bücher sind besonders geeignet, um Jungen Lust auf Lesen zu machen? Welche sind besonders empfehlenswert? Das bundesweite Leseförderprojekt boys & books, das an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe (PHKA) angesiedelt ist, hat die Neuerscheinungen des deutschsprachigen Büchermarkts – März bis September 2023 – gesichtet und diese Woche seine neuen Leseempfehlungen auf www.boysandbooks.de online gestellt. Insgesamt 20 Top-Titel samt Inhaltsangaben, Rezensionen und Ideen für die Unterrichtspraxis gibt es hier zu entdecken. Ausgewählt hat die Buchtipps (nicht nur) für Jungen zwischen 8 und 18 eine Fachjury aus Wissenschaftler:innen, Lehrer:innen, Bibliothekar:innen und Literaturpädagog:innen. Profitieren von den Leseempfehlungen können alle, die in der Leseförderung aktiv sind – sei es in der Schule, in Bibliotheken, im Buchhandel oder im privaten Umfeld.

Aktuelle gesellschaftliche Diskurse, Bandenliteratur und Heldenreisen

„Aktuelle gesellschaftliche Diskurse werden seit den 1970er Jahren in der Kinder- und Jugendliteratur verhandelt“, sagt Dominik Achtermeier, Projektkoordinator von boys & books und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für deutsche Sprache und Literatur der PHKA. Bedeutsame Themen der Gegenwart seien Robotik und Künstliche Intelligenz. Deshalb empfiehlt die Jury für Leserinnen und Leser ab acht Jahren unter anderem den Reihenauftakt „Die Robot Kids – Rettung von MOTO-5“. Auch sogenannte Bandenliteratur habe nach wie vor Konjunktur. In „Der Basilisk – Die sagenhaften Abenteuer des Bastian Zekoff“ beispielswiese verfolgen vier Kinder im Untergrund von Wien die Spur einer 2000 Jahre alten Sagengestalt. Geeignet ist das Buch für die Altersgruppe 10+. Achtermeier stellt weiter fest: „Die Mitglieder der literarischen Banden von heute zeichnen sich durch größere gesellschaftliche Vielfalt aus.“ Davon zeuge etwa „Ein Fall für die ForscherKids – Rettet die Wale!“, eine der Leseempfehlungen (nicht nur) für Jungen ab acht Jahren.

jungen buch

„Die Fantasyliteratur für Heranwachsende“, so Achtermeier, „setzt weiterhin auf ein charakteristisches Erzählprinzip, das bereits in der mittelalterlichen Heldenepik geprägt wurde: Die Figuren begeben sich auf Abenteuerfahrt, um zu beweisen, dass sie ‚richtige‘ Held:innen sind.“ Repräsentativ für eine visuell ansprechend gestaltete Heldenreise steht der Comicroman „Quest Kids – (K)ein Auftrag für Anfänger“, den boys & books für die Altersgruppe ab 10 Jahren empfiehlt. Für Jugendliche ab 14 Jahren geeignet ist beispielsweise „Über den Dächern von Jerusalem“. Der Roman schildert Erwartungen und Enttäuschungen auf beiden Seiten des Nahostkonflikts. In Jerusalem begegnen sich die Jüdin Tessa und der Palästinenser Mo. Und 70 Jahre später trifft die israelische Soldatin Anat auf den Palästinenser Karim. Vier Schicksale, geprägt von Terror, Wut und Verzweiflung – aber auch ein Stück Hoffnung.

Wie werden die Top-Titel ausgewählt?

Rund 20 Juror:innen haben ihre Expertise bei der Auswahl der Leseempfehlungen eingebracht. Sie lesen und bewerten die Bücher ehrenamtlich in ihrer Freizeit. Viele waren am 6. und 7. Oktober zur 14. Redaktionskonferenz an die PHKA gekommen, andere nahmen online teil. In vier Gruppen, die je ein spezifisches Lesealter in den Blick nahmen, tauschten sie sich bei der Redaktionskonferenz über ihre Bewertungen aus und bestimmten die Top-Titel. Insgesamt wurden rund 180 Neuerscheinungen berücksichtigt. Bei der Auswahl der Top-Titel ging es unter anderem darum, ob die Bücher spannend sind, ob Länge, Thematik und Komplexität für die jeweilige Altersgruppe (8+, 10+, 12+ oder 14+) passen oder ob die Figuren authentisch sind. In die Bewertung floss außerdem beispielsweise ein, wie die Cover gestaltet sind, wie hoch der Preis ist und ob es in den Büchern eine Verbindung zu den Interessen von Heranwachsenden gibt.

Weitere Informationen: http://www.boysandbooks.de

Regina Thelen, Pädagogische Hochschule Karlsruhe




Vertrauen: Die Basis liegt in der Kindheit

Erfahrungen in der Familie spielen eine zentrale Rolle für die lebenslange Bereitschaft zu vertrauen

Vertrauen ist ein elementarer Bestandteil des Lebens. Das Vertrauen in uns selbst ebenso wie das Vertrauen in andere. Ob Eltern, Partnerinnen und Partner, Kolleginnen und Kollegen – Vertrauen bildet häufig eine Grundlage für funktionierende zwischenmenschliche Beziehungen.

Ein wichtiger Grundstein für die Fähigkeit, anderen zu vertrauen, wird bereits in der Kindheit gelegt. Das hat nun ein Team von Forschenden unter der Leitung von Psychologin Andrea Reiter in einer mehrjährigen Studie herausgefunden. An der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) hat Reiter die Professur für Psychotherapie und Interventionspsychologie inne. Zusätzlich leitet sie am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) eine Arbeitsgruppe in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich im Fachjournal Nature Communications veröffentlicht.

Mit dem Alter wächst das Vertrauen

In der Studie wurden insgesamt 570 Teilnehmende zwischen 14 und 25 Jahren befragt. Bei einem Experiment wurde außerdem gemessen, wie sehr die Probandinnen und Probanden anderen vertrauen. Nach eineinhalb Jahren folgten Follow-ups, bei den Fragebögen noch ein weiteres nach mehr als zwei Jahren. Ein erstes spannendes Ergebnis: Mit dem Übergang ins Erwachsenenalter nahm die Fähigkeit zu vertrauen im Experiment zu. „Das deutet darauf hin, dass wir mit zunehmendem Alter tendenziell offener dafür werden, den Menschen um uns herum zu vertrauen“, so Reiter.

Noch faszinierender sei in den Augen der Psychologin die Erkenntnis, dass diese Veränderung auf eine geringere Abneigung gegenüber sozialen Risiken zurückzuführen sei. „Mit zunehmendem Alter wurden die Teilnehmenden weniger vorsichtig und waren so eher bereit, ihr Vertrauen in andere zu setzen“, erklärt Reiter.

Vertrauen als Resilienzfaktor

Die Studie zeigte weiterhin, dass das Maß an Vertrauen auch mit den familiären Umständen zusammenhänge. So entwickelten diejenigen, die angaben, mehr familiäre Widrigkeiten – wie etwa Gleichgültigkeit, wenig Wärme, Missbrauch oder übermäßige Kontrolle von Seiten der Eltern – erlebt zu haben, weniger Vertrauen. Sie zeigten im Experiment zudem eine Tendenz, ihr Gegenüber bei unkooperativem Verhalten zu bestrafen und versuchten seltener, Vertrauen zurückzugewinnen.

Für Reiter besonders interessant war hier der Umstand, dass im Laufe der Zeit gerade diejenigen, die zum ersten Messzeitpunkt bedingungsloses Vertrauen zeigten, obwohl sie gleichzeitig mit erheblichen Widrigkeiten in der Familie konfrontiert gewesen waren, allgemein bessere Beziehungen zu Gleichaltrigen entwickelten.

„Das deutet darauf hin, dass Vertrauen ein Resilienzfaktor sein kann, der Menschen hilft, trotz schwieriger familiärer Verhältnisse, stärkere Beziehungen aufzubauen“, erläutert die Forscherin.

Adoleszenz als sozial sensible Phase

Die Ergebnis untermauert eine alte Hypothese, dass frühere Erfahrungen mit den Eltern sehr wichtig sind, weil sie auch die Grundlage für die spätere Entwicklung von Vertrauen in andere Menschen legen könnten.

Die Adoleszenz bildet eine sozial besonders sensible Phase, weiß Reiter: „Das Jugendalter ist eine Zeit voller sozialer Umbauprozesse. Hier erfolgt die Ablösung von der Familie und das Etablieren eigener Kontakte und Freundschaften stellt eine wichtige Entwicklungsaufgabe dar. Die Fähigkeit, anderen zu vertrauen, scheint deshalb für Jugendliche hochrelevant zu sein.“

Die gewonnen Erkenntnisse verdankt das Team auch der Auswertung der Studie mithilfe eines mathematischen Modells, der computationalen Modellierung. So fanden die Forschenden heraus, welche Mechanismen der Entwicklung der Vertrauensbildung zugrunde liegen. Die nachgewiesen wegweisende Funktion der Eltern-Kind-Beziehung wirft dementsprechend beispielsweise die Frage auf, wie Eltern früh möglichst positiv Einfluss auf diese nehmen können.

In aktuellen Untersuchungen beschäftigt sich Reiter gezielt mit Jugendlichen, die an psychischen Problemen leiden, welche ihnen den Aufbau stabiler soziale Beziehungen erschweren: „In Zusammenarbeit mit der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Würzburg testen wir derzeit die Fähigkeit von Jugendlichen, die an einer psychischen Erkrankung leiden, Vertrauen in andere auszubilden.“ Auch hier kommt die mathematische Modellierung zum Einsatz.

Originalpublikation:

Andrea M. F. Reiter, Andreas Hula, Lucy Vanes, Tobias U. Hauser, Danae Kokorikou, Ian M. Goodyer, NSPN Consortium, Peter Fonagy, Michael Moutoussis & Raymond J. Dolan: Self-reported childhood family adversity is linked to an attenuated gain of trust during adolescence in Nature Communications. Oct. 30th 2023. DOI: 10.1038/s41467-023-41531-z

Lutz Ziegler, Julius-Maximilians-Universität Würzburg



Bundesweit fehlen über 500.000 Ganztagsplätze an Grundschulen

In Nordrhein-Westfalen und Bayern fehlen die meisten Ganztagsplätze für Grundschulkinder

529.000 Ganztagsplätze fehlten im Jahr 2022 an deutschen Grundschulen. Das zeigen neue IW-Berechnungen auf Basis von Zahlen des Bundesfamilienministeriums und der Kultusministerkonferenz. So hatten im vergangenen Jahr 73 Prozent der Eltern eines Kinds im Grundschulalter Bedarf für eine Ganztagsbetreuung. Auf diese etwa 2,2 Millionen Kinder kamen im gleichen Schuljahr allerdings nur rund 1,7 Millionen Ganztagsplätze – mehr als jedes sechste Kind ging leer aus.

Hamburg ist am besten aufgestellt

Besonders groß ist die Lücke mit 152.000 Plätzen in Nordrhein-Westfalen und mit 104.000 Plätzen in Bayern. Die größte relative Lücke gibt es in Schleswig-Holstein, hier müsste die Zahl der Plätze um 73 Prozent steigen. Am besten aufgestellt ist Hamburg: Hier bekommen alle Kinder einen Platz, den Anspruch auf Ganztag gibt es in der Hansestadt bereits.

Erst vor zwei Jahren haben Bundestag und Bundesrat einen deutschlandweiten Rechtsanspruch für Ganztagsplätze an Grundschulen beschlossen. Den dürfte die Politik kaum einhalten können. Weil die Geburtenzahlen in den 2010er-Jahren stark gestiegen sind, wächst die Zahl der Grundschüler. 2029 dürfte sie um 8 Prozent höher liegen als heute. Rein rechnerisch müssten am heutigen Bedarf gemessen bis dahin 700.000 zusätzliche Plätze geschaffen werden – eine Steigerung von 42 Prozent.

Bedarf dürfte noch steigen

Weil die Vereinbarkeit von Beruf und Familie immer wichtiger wird und die Nachfrage auch mit dem Stand des Ausbaus zusammenhängt, ist damit zu rechnen, dass der Bedarf bis dahin sogar steigt. Will man bundesweit nur eine Betreuungsquote von 75 Prozent erreichen, braucht es sogar 847.000 neue Plätze.

„Ein Rechtsanspruch allein bedeutet noch lange nicht, dass alle Familien mit Betreuungsbedarf auch tatsächlich einen Platz bekommen“, sagt IW-Ökonom und Studienautor Wido Geis-Thöne. Das habe die Erfahrung mit den Unter-Dreijährigen in den vergangenen Jahren schmerzlich gelehrt. „Dabei ist eine gute Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder unbedingt notwendig, damit Mütter und Väter nicht mit Schuleintritt der Kinder bei ihren Erwerbsmöglichkeiten zurückgeworfen werden.“

Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft (IW)




Gesundheitsbündnis wirft Ernährungsindustrie Falschaussagen vor

Kritik an Initiative von Branchenverbänden der Lebensmittel- und Werbewirtschaft gegen das geplante Kinder-Lebensmittel-Werbegesetz

Das Medizin- und Wissenschaftsbündnis Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) hat die aktuelle Initiative von Branchenverbänden der Lebensmittel- und Werbewirtschaft gegen das geplante Kinder-Lebensmittel-Werbegesetz (KLWG) scharf kritisiert. Mehr als 30 Branchenverbände hatten kürzlich in einem Brief an Bundesernährungsminister Cem Özdemir ihre Ablehnung gegen den Referentenentwurf des KLWG zum Ausdruck gebracht. Zeitgleich hatten sie eine Anzeige in Tageszeitungen platziert, laut der Werbebeschränkungen „unwirksam“ seien und eine Pressemitteilung dazu publiziert. Mit seinem Faktencheck meint DANK nun die zentralen Argumente der Verbände zu zerlegen und schlussfolgert, dass die Kampagne auf Falschaussagen basiere.

Bitzer: Beschränkung der Werbung fördert gesunde Ernährung

„In der wissenschaftlichen Literatur und unter Fachorganisationen herrscht einhelliger Konsens, dass Beschränkungen der Lebensmittelwerbung ein wichtiges Handlungsfeld zur Förderung gesunder Ernährung sind“, sagt Barbara Bitzer, Sprecherin der DANK und Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). „Dass die Werbe- und Lebensmittelbranche so vehement gegen die Pläne mobilisieren, zeigt vor allem eines: Die geplanten Regelungen könnten eine große Wirkung entfalten.“

Huizinga: Schreckensszenarien aus der Luft gegriffen

„Die Gegenkampagne hält einer fachlichen Überprüfung nicht stand“, ergänzt Oliver Huizinga, politischer Geschäftsführer der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG). „Anders als die Branchenverbände es darstellen, gibt es umfassende Evidenz, um die Einführung von Werbebeschränkungen zu begründen. Im Gegensatz dazu sind die postulierten Schreckensszenarien über angebliche negative Auswirkungen einer Werberegulierung aus der Luft gegriffen. Mit unserem neuen Faktencheck möchten wir zur Versachlichung beitragen“, so Huizinga.

Rodeck: wirtschaftliche Interessen vor Kindeswohl

„Es ist nicht nachvollziehbar, dass aus rein wirtschaftlichen Interessen das Wohl unserer Kinder nicht nur vernachlässigt, sondern eine klare Verletzung der Kindsinteressen bewusst in Kauf genommen wird“, bringt es Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), auf den Punkt.

Bundesernährungsminister Cem Özdemir hatte Ende Februar seine Pläne für mehr Kinderschutz in der Lebensmittelwerbung vorgestellt. Mehr als 60 Krankenkassen, Verbraucherschutzorganisationen, Elternverbände, Kinderrechtsorganisationen sowie medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaften unterstützen das Vorhaben. Innerhalb der Ampel-Koalition ist das Thema umstritten. Die FDP verhindert derzeit die Einleitung des parlamentarischen Verfahrens. Minister Özdemir hat den Entwurf zuletzt in mehrfacher Hinsicht abgeschwächt. Dennoch ist bislang keine Einigung absehbar. Branchenverbände der Lebensmittel- und Werbewirtschaft machen weiter gegen das Vorhaben mobil.

Quelle: Pressemitteilung DANK