Wie viel Bildschirmzeit ist für Kinder angemessen?

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Neue Leitlinie, unter Beteiligung der Uni Witten/Herdecke

Mit konkreten Tipps wollen Fachleute helfen, die Bildschirmzeit von Kindern zu begrenzen. Für Kinder und Jugendliche sei es umso besser, je weniger Zeit sie vor Bildschirmen verbringen, heißt es in einer Leitlinie die unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) und mit Beteiligung der Uni Witten/Herdecke entstanden ist. Darin geht es darum, einer Suchtentwicklung vorzubeugen.

Die empfohlene gesamte Bildschirmzeit vom Fernsehen über das Spielen am Computer bis zur Internetnutzung per Smartphone:

  • Unter 3 Jahren: Die Allerkleinsten sollten von jeglicher passiven und aktiven Nutzung von Bildschirmmedien ferngehalten werden, wie die Autoren schreiben. Das bedeutet, dass vor ihren Augen zum Beispiel möglichst auch die Eltern nicht ständig aufs Handy schauen sollten.
  • 3 bis 6 Jahre: Geraten wird zu höchstens 30 Minuten an einzelnen Tagen zum Heranführen an solche Medien. Lassen Sie das Kind dabei nicht allein. Die Nutzung einer Sand- oder Stoppuhr könne helfen zu begreifen, wie schnell die Zeit vor dem Bildschirm verfliegt.
  • 6 bis 9 Jahre: höchstens 30 bis 45 Minuten an einzelnen Tagen, außerhalb der Hausaufgaben am Bildschirm.
  • 9 bis 12 Jahre: höchstens 45 bis 60 Minuten in der Freizeit vor einem Bildschirm und nur beaufsichtigter Internetzugang.
  • 12 bis 16 Jahre: maximal ein bis zwei Stunden täglich in der Freizeit und spätestens bis 21.00 Uhr. Weiterhin mit inhaltlicher Begleitung und beschränktem Internetzugang.
  • 16 bis 18 Jahre: Die Zeit durch Regeln festlegen, als ein Orientierungswert werden zwei Stunden Nutzung in der Freizeit pro Tag angegeben.

Insgesamt umfasst die Leitlinie 55 verhaltenspräventive Empfehlungen zur Nutzung von Bildschirmmedien. Darüber hinaus beschreibt sie Möglichkeiten, wie Eltern und Ärzt:innen mit übermäßiger Nutzung umgehen können, und geht auf präventive Maßnahmen in Zeiten von digitalem Fernunterricht ein.

Prävention leistet einen wichtigen Beitrag für eine gesunde Entwicklung des Kindes

„Obwohl inzwischen viele gesundheitliche Risiken des übermäßigen Medienkonsums bei Kindern bekannt sind, wird noch viel zu wenig über Präventionsmaßnahmen gesprochen – sowohl in der Gesellschaft als auch in der Medizin“, sagt Prof. Dr. David Martin, Inhaber des Lehrstuhls für Medizintheorie, Integrative und Anthroposophische Medizin an der UW/H. „Wenn wir einem übermäßigen Medienkonsum in Kindheit und Jugend vorbeugen, können wir einen wichtigen Beitrag für eine gesunde seelische, geistige und körperliche Entwicklung leisten.“

Erarbeitet wurde die Handreichung unter der Leitung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. Die Universität Witten/Herdecke hat dazu eine Expert:innenkommission gebildet und koordiniert.

Die Leitlinie AWMF S2k richtet sich an Familien sowie an Mediziner:innen, Ärzt:innen und Psychiater:innen, die Kinder und Jugendliche behandeln. Zudem soll sie übergeordneten Organisationen wie Krankenkassen, Schulen, Kindergärten, Jugend-, Schul- und Versorgungsämtern, Erziehungsberatungsstellen oder anderen Personen und Einrichtungen, die sich mit Fragen zu Kindergesundheit und Kindeswohl auseinandersetzen, Orientierung geben. Neben der Langversion für das Fachpublikum fasst eine Kurzversion die wichtigsten Punkte für Erziehungsberechtigte zusammen. Beide Versionen stehen auf der Internetseite der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) zur Verfügung:

https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/027-075

Bis drei: Bildschirmfrei!

Hier können Sie die Kurzversion direkt downloaden

Keine kausalen Zusammenhänge

Die Rechtfertigung jener, die die Warnun der Mediziner:innen in den Wind schlagen und selbst Kleinkinder vor den Bildschirm bringen wollen, besteht zumeist darin, dass der Wirkungszusammenhang zwischen Bildschirmnutzung und psychischer wie physischer Schädigungen nicht eindeutig nachgewiesen wurde.

Das ist zwar einerseits richtig, andererseits ist ein solcher ist ein Versuchsaufbau, der einen kausalen Zusammenhang nachweist auch nicht möglich. Dies würde letztlich bedeuten eine repräsentative Gruppe von Säuglingen aus ihrer normalen Umgebung zu reißen, in zwei Gruppen aufzuteilen und die einen über Jahre hinweg von Bildschirmen auszusetzen, während die anderen dem vermeintlich schädigenden Einfluss ausgesetzt werden.

Insofern trägt die Forderung nach der Herstellung von kausalen Zusammenhängen auch etwas zutiefst Menschenverachtendes in sich. Wem die zahlreichen Studien, die auf die schwere Gesundheitsschädigung von Kindern hinweisen, nicht ausreicht, der sei in seinem Bestreben, Kinder und vor allem Kleinkinder vor den Bildschirm zu setzen mit dem Argument gebremst, dass doch alles zu seiner Zeit stattfinden sollte.

Etwas mehr Entspannung bitte!

Die Vehemenz und Verbissenheit, mit der so manche und so mancher darauf pocht, dass schon Kleinkinder im Krippenalter mit Bildschirmen konfrontiert werden sollten, ist völlig unangebracht. Einerseits ist das Risiko für eine gesundheitliche Schädigung der Kinder hoch, andererseits verpassen sie nichts. Denn schließlich bieten die Empfehlungen der Ärzteschaft genügend Raum dafür, wenn die Kinder etwas älter sind. Wer dagegen eine latente Körperverletzung von Schutzbefohlenen in Kauf nehmen will, dem seien die Worte von Prof. Norbert Neuß in Erinnerung gerufen, der vor einiger Zeit im Interview mit dem Kindergartenträger Fröbel erklärt hat, dass er von Schwarzmalerei und Dämonisierung der Medien zwar nichts halte. Die berechtigte Skepsis und pädagogische Sorge der Kritiker jedoch ernst zu nehmen ist. Schließlich war es der Namensgeber des Unternehmens, Friedrich Wilhelm Fröbel der bei der Gründung des ersten Kindergartens vor rund 180 Jahren auch den Zusammenhang von spielen und lernen erkannte. Der tatsächliche Nachweis konnte allerdings erst vor 25 Jahren mit den bildgebenden Verfahren der Hirnforschung geliefert werden.

Wer also lieber 150 Jahre auf neue Möglichkeiten der Wissenschaft warten möchte, kausale Zusammenhänge herzustellen, um dann festzustellen, dass sein Verhalten den Kindern wohl eher geschadet als genutzt hat, sollte vielleicht schon heute seine Verhaltens- und Denkweise dringend hinterfragen. Niemand verpasst etwas, wenn die Kinder erst ab einem Alter von drei Jahren die ersten vorsichtigen Schritte in die Welt der digitalen Medien machen.

Quelle: Pressemitteilung Universität Witten/Herdecke (UW/H), Mitteilung: Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V.

Unsere Artikel von 2021 zum Thema




Unterrichts-Module zur Prävention von exzessivem Medienkonsum

Module

Leitidee: Kinder früh für ihre digitale Mediennutzung sensibilisieren

Das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung in Hamburg bietet auf seiner Website Unterrichts-Module zum kostenlosen Download an. Zielgruppe: Jahrgänge 4 bis 6

Kinder sollen früh für ihre digitale Mediennutzung sensibilisiert werden durch:

  • Austausch über digitale Nutzung,
  • Nachdenken über Gefühle und Wünsche,
  • Handeln in Gruppendruck-Situationen (die Gruppe und ich),
  • spielerisches Nachdenken über Alternativen,
  • Reflexion der eigenen Bildschirmzeiten.

In den drei Modulen werden diese Themen behandelt.

Die vorliegenden Aufgaben sind als einzelne Bausteine einsetzbar, die unabhängig voneinander im fortgeschrittenen Grundschulalter und in der Orientierungsstufe der Jahrgänge 5 und 6 unterrichtet werden können. Eine Leitidee ist dabei, Kinder früh für ihre digitale Mediennutzung zu sensibilisieren, ihnen Refexionsangebote bereitzustellen und sie Alternativen zu Bildschirmmedien erarbeiten zu lassen. Insofern dienen die Aufgaben der Prävention einer möglichen exzessiven Mediennutzung und setzen am konkreten Verhalten der Schülerinnen und Schüler an.

Smart Kit

Module zur Prävention von exzessivem Medienkonsum

kostenfrei als Download

Weitere Informationen finden Sie hier auf li.hamburg.de

Quelle: LI Hamburg




Grundschulen so ausstatten, dass sie ihren Auftrag erfüllen können!

Grundschulverband weist auf schwaches Startchancenprogramms hin und fordert Richtungswechsel

Seit vielen Jahren schon weist der Grundschulverband darauf hin, dass die Grundschulen unterfinanziert und mit Aufgaben überfrachtet sind. Er fordert eine Änderung dieser Praxis. Das im Koalitionspapier groß angekündigte Startchancen-Programm der Bundesregierung kommt, so der Plan, erst zum Schuljahr 2024/2025 an den Start und zwar statt für die angekündigten 4.000 Schulen nur für 1.000. Ganz aktuell streicht das Land Nordrhein-Westfalen Mittel für den gemeinsamen Unterricht. Auch in anderen Bundesländern steht zu fürchten, dass am Bildungshaushalt gespart wird. Es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich vorzustellen, dass von diesen Sparmaßnahmen einmal mehr die Grundschulen besonders betroffen sein werden.

„Kein gutes Zeugnis für das deutsche Bildungssystem“

Im Abschnitt „Bildung: Kein gutes Zeugnis für das deutsche Bildungssystem“ benennt der UNICEF- Bericht aktuelle Mängel im Bildungsbereich unmissverständlich:

  • Knapp 47.000 junge Menschen verlassen jährlich ohne Abschluss die Schule.
  • Betroffen sind hierbei in besonderem Maße Kinder und Jugendliche, die im Ausland geboren sind und in Deutschland zur Schule gehen.
  • Der Anteil von Kindern und Jugendlichen, die die unterste Kompetenzstufe des Lesens nicht erreicht haben, liegt bei rund 21 Prozent.

Vor dem Hintergrund dieser wenig befriedigenden Ergebnisse zur aktuellen Lage beleuchtet der Bericht die Ausgaben für den Bildungsbereich und damit die öffentlichen Investitionen in Bildung und stellt fest: Die Ausgaben für Bildung sind im internationalen Vergleich für den Grundschulbereich sehr niedrig: „Deutschland investierte hier 2019 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und damit 1,2 Prozentpunkte weniger als Spitzenreiter Schweden. Von den betrachteten Ländern investiert nur Rumänien noch weniger in die Grundschulbildung (0,5 Prozent). Dabei sind gerade die Grundschulen für Kinder wichtig. Hier entscheidet sich, ob Kinder unabhängig von der sozio-ökonomischen Herkunft ihre Talente entfalten können.“

Die Situation von in Armut lebenden Kindern und Jugendlichen hat sich verschärft

Prekär sind sowohl die Aussagen des UNICEF-Berichts, als auch die des aktuellen Deutschen Schulbarometers zur Kinderarmut: Die Situation von in Armut lebenden Kindern und Jugendlichen hat sich in Deutschland in den vergangenen Jahren verschärft. Deutlich sichtbarer wird, dass immer häufiger das Geld für zentrale Dinge des Schulalltags fehlt und Schulmaterialien, Ausflüge oder das Mittagessen nicht finanziert werden können.

Der Grundschulverband stellt fest: Es ist höchste Zeit für Investitionen in Bildungschancen und fordert:

  • Die Grundschulbildung ist besonders in den Fokus zu nehmen. Es ist sicherzustellen, dass Grundschulen personell und sächlich so ausgestattet sind, dass sie ihrem Auftrag, allen Kindern eine grundlegende Bildung zu vermitteln, auch gerecht werden können! Dazu gehört auch, dass den Grundschulen künftig endlich angemessen digitale Medienausstattungen zur Verfügung stehen.
  • Anstehende Haushaltskürzungen dürfen nicht zu Lasten von Kindern in Armutslagen gehen!
  • Es ist Aufgabe der Politik, Familien und Schulen in sozial herausfordernder Lage schnell, unbürokratisch und wirksam zu unterstützen!
  • Wir fordern auf Bundes- und Landesebene politisch längst fällige Entscheidungen zur Verbesserung der Startchancen von allen Kindern!

Weitere Informationen und Rückfragen:
Dipl.-Päd. Edgar Bohn, Vorsitzender Grundschulverband e.V.
Mobil: 0151 67 20 28 35
Mail: edgar.bohn@grundschulverband.de
Internet: www.grundschulverband.de




Kartoffelchips voller Schadstoffe – vor allem die Bios

ÖKO-TEST hat 20 Kartoffelchips mit der Geschmacksrichtung Paprika getestet

ÖKO-TEST hat 20 Kartoffelchips mit der Geschmacksrichtung Paprika getestet – darunter sieben Bio-Produkte. Die Bio-Chips von Dennree sind laut ÖKO-TEST „sehr gut“, während die restlichen Bio-Chips wegen jeder Menge Schadstoffe mit „ungenügend“ durchfallen. Auch bei drei konventionellen Anbietern sieht ÖKO-TEST rot. Acrylamid, Mineralölverunreinigungen und Glycidol sind die großen Probleme im Test. Allerdings: Alle drei Schadstoffe kommen vor allem in den Bio-Produkten in Mengen vor, die ÖKO-TEST abwertet. 

Acrylamid und Mineralölkohlenwasserstoffe

Acrylamid ist als krebserzeugend eingestuft. Der Stoff, der beim Erhitzen stärkehaltiger Lebensmittel entstehen kann, ist zwar in allen Testprodukten nachweisbar, die gemessenen Gehalte sind jedoch in den Bio-Produkten im Schnitt höher als in den Chips konventioneller Anbieter. Auch Mineralbestandteile hat das Labor in allen Chips nachgewiesen. Dabei stecken ausgerechnet in drei Bio-Chips-Sorten aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH), unter denen krebserregende Verbindungen sein können.

Das Bio-Produkt Flor De Sal d’Es Trenc Kartoffel-Chips Paprika überschreitet sogar den MOAH-Richtwert, den die Europäische Kommission beschlossen hat, um die Verunreinigung von Lebensmitteln mit MOAH einzudämmen. In vier Bio-Produkten haben die Labore Glycidyl-Fettsäureester nachgewiesen, in den Trafo Paprika Potato Chipssogar in Gehalten, die ÖKO-TEST als „stark erhöht“ einordnet. Das Problem: Im Körper können sie in Glycidol umgewandelt werden. Dieses wiederum gilt als krebsverdächtig und erbgutschädigend.

Am besten die Finger davon lassen

„Wir wussten, dass Chips nicht gerade gesund sind, aber dass sie teilweise so voller Schadstoffe stecken, erschreckt auch uns – gerade bei den Bio-Produkten. Bis die Hersteller hier nicht nachbessern, sollten aus unserer Sicht Verbraucherinnen und Verbraucher von einigen Produkten die Finger lassen“, sagt Kerstin Scheidecker, ÖKO-TEST Chefredakteurin. 

Weitere Informationen und den aktuellen Test finden Sie in der Oktoberausgabe des ÖKO-TEST-Magazins und unter: oekotest.de/14106

Quelle: Pressemitteilung Öko-Test




GEW: Schulleitungen stehen unter Druck und sind motiviert

Bildungsgewerkschaft stellt Online-Befragung der Leitungskräfte an Schulen in Hamburg und Rheinland-Pfalz vor

Laut einer Online-Befragung die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) unter Schulleitungen in Hamburg und Rheinland-Pfalz stehen die Leitungskräfte „hochgradig unter Druck, sind aber sehr motiviert“. Dies sei eine „explosive Mischung“, so die GEW in einer mitteilung, die die Gesundheit gefährde. Dazu hat die GEW knapp 800 Schulleitungsmitglieder befragen lassen. „Deshalb schlagen wir ein Maßnahmenbündel gegen die starke Gesundheitsgefährdung und das hohe Burnout-Risiko vor, denen Schulleitungen ausgesetzt sind. In allererster Linie müssen sich die Arbeitgeber verpflichten, Schulleitungskräften regelmäßige Belastungsstudien und Präventionsmaßnahmen anzubieten. Denn was angesichts der Arbeitszufriedenheit nach Traumjob klingt, entpuppt sich wegen der hohen Arbeitsbelastung und der Entgrenzungswerte als gesundheitsgefährdend“, sagen die GEW-Vorstandsmitglieder Anja Bensinger-Stolze und Ralf Becker.

Erhöhte Anforderungen an Leitungskräfte im Vergleich zu anderen Berufsgruppen in der GEW-Datenbank

„Die Daten belegen, dass die Leitungskräfte an Schulen hochgradig belastet sind. Sie weisen im Vergleich zu anderen Berufsgruppen in unserer Datenbank deutlich erhöhte Anforderungen auf, aber nur wenige kompensierende günstige Faktoren“, sagte Matthias Nübling, Geschäftsführer der Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften GmbH (FFAW) und Studienleiter.

Laut Nübling erklärten 83,6 Prozent der Leitungskräfte, dass sie „oft“ oder „immer“ mit hohem Tempo arbeiteten. 71,8 Prozent gäben an, „selten“ oder „nie“ Pausenzeiten einhalten zu können. Die Gesamtskala „Quantitative Anforderungen“ liege mit 74 Punkten rund 20 Punkte über dem deutschen Durchschnitt aus allen Berufen (55) bzw. über den Berufen in der öffentlichen Verwaltung (54) und zehn Punkte über dem Durchschnitt an Schulen (64). Für 86,5 Prozent sei die Arbeit „in hohem Maß“ oder „in sehr hohem Maß“ emotional fordernd. Bei den leitungsspezifischen Fragen gäben 80,8 Prozent an, dass „ziemlich oder sehr“ zutreffe, dass die Leitungsaufgaben keinen Freiraum für eine gründliche Vor- und Nachbereitung des Unterrichts ließen. 54,1 Prozent hätten demnach gemeldet, dass sie „oft“ oder „immer“ körperlich erschöpft seien. 44,6 Prozent kämen „oft“ oder „immer“ in die Schule, obwohl sie krank seien, weitere 30,6 Prozent würden sagen, dass sie dies „manchmal“ täten. Trotzdem würden 55,8 Prozent erklären, dass sie „oft“ oder „immer“ von ihrer Arbeit begeistert seien.

Mehr finanzielle und personelle Ressourcen gefordert

„Viele Schulleitungsmitglieder können nicht abschalten. Deutlich über 40 Prozent überschreiten zudem oft bzw. immer die vorgegebene Arbeitszeit. Wir sind sehr besorgt darüber, dass so viele Leitungskräfte kurz vor dem Burnout stehen oder wegen der Belastungen an einen Stellenwechsel denken. Es müssen sofort Präventionsmaßnahmen ergriffen werden. Die angespannte Situation an den Schulen darf nicht länger ignoriert werden. Wir brauchen mehr finanzielle und personelle Ressourcen für Schulen – und zwar umgehend“, betont Bensinger-Stolze.

„Wir beobachten an vielen Schulen eine hohe Belastung der Leitungskräfte. Dies ist jetzt empirisch und anonymisiert durch die Befragung bestätigt worden. Die Ergebnisse sind alarmierend. Viele Leitungskräfte gehen ihrem Traumjob nach, müssen dafür tagtäglich jedoch so viele Hürden nehmen, dass nicht wenige resignieren. Viele Kolleginnen und Kollegen gefährden ihre Gesundheit durch die hohe Arbeitsbelastung. So kann es nicht weitergehen“, sagt Becker.

Das sind die Lösungsvorschläge der GEW:

–        Regelmäßige Belastungsstudien durch die Arbeitgeber.
–        Verpflichtende Präventionsmaßnahmen durch den Arbeitgeber.

Politische Maßnahmen:
–        Ressourcen für Bildung stärken.
–        Die schlechte Ausstattung der Schulen sorgt für eine wachsende Arbeitsbelastung der
         Schulleitungen. Deshalb ist eine gesicherte, nachhaltige Ausstattung der Schulen ein wichtiger Faktor, um Belastungsfaktoren zu verringern.
–        Entlastung durch zusätzliches Personal (auch IT-Administratoren und Verwaltungsfachkräfte).
–        Entlastungsstunden für Leitungskräfte und zusätzliche Funktionsstellen.
–        Bessere Bezahlung.
–        Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel (s. 15-Punkte-Programm der GEW).
–        Die mangelhafte Ausstattung der Schulen ist für die Leitungskräfte eine große Belastung. Deshalb müssen das Startchancenprogramm, der Digitalpakt 2.0 und der Pakt für die Berufsbildenden Schulen, aber auch die bauliche, energetische und pädagogische Sanierung der Schulen umgehend angegangen werden.

Hier finden Sie die Ergebnisse der Online-Befragung.

Hier finden Sie die den Gesamtbericht zur Online-Befragung.




Brain-Drain-Effekt: enorme Herausforderung für die Pädagogik

22 Studien und ein Ergebnis: Gedächtnisleistungen und Aufmerksamkeit sind stark negativ beeinflusst

Ein Blick in die Parlamente zeigt: viele Abgeordnete hören nicht zu, sondern wischen, was das Zeug hält. Selbst auf der Regierungsbank ist diese Haltung weit verbreitet, was Bundestagspräsidentin Bärbel Bas im Herbst 2022 dazu bewogen hat, eine „Handy-Enthaltsamkeit“ im Deutschen Bundestag anzumahnen. Solch ein Verhalten schade der Außenwirkung der Demokratie, so Bas.

Erste Studie von Adrian F. Ward

Viel schwerwiegender als der unkontrollierte Gebrauch ist jedoch ein Effekt, der in der Forschung als Brain-Drain-Effekt bezeichnet wird. Klaus Zierer, Lehrstuhlinhaber für Schulpädagogik, erläutert: „Der Brain-Drain-Effekt geht zurück auf die gleichnamige Studie von Adrian F. Ward und Kollegen aus dem Jahr 2017, die als erstes belegten, dass alleine die Anwesenheit des Smartphones sowohl die Aufmerksamkeit als auch die Gedächtnisleistung reduziert.“

Wie so oft in der psychologischen Forschung konnten diese Ergebnisse nicht Eins zu Eins repliziert werden, so dass sich die Frage stellt, ob es den Brain-Drain-Effekt nun wirklich gibt oder nicht. Dieser Forschungsfrage geht deshalb eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Zierer in einer kürzlich veröffentlichten Meta-Analyse „Does the Brain Drain Effect Really Exist?“ nach.

Gedächtnisleistungen und Aufmerksamkeit sind stärker betroffen

Hierfür suchten sie internationale Studien, die sich mit diesem Effekt befassten. Sie fanden 22 solcher Studien, die im Ergebnis bestätigen, was Ward und Kollegen bereits 2017 festgestellt hatten: Die bloße physische Präsenz des Smartphones beeinflusst die kognitive Leistungsfähigkeit ihrer Besitzerinnen und Besitzer, wenn auch unterschiedlich: Gedächtnisleistungen und Aufmerksamkeit sind stärker betroffen als das Erledigen einfacher Leistungstests, beispielsweise Buchstabieren. Interessant ist auch, dass kulturelle Unterschiede in den Studien festzustellen sind. In Asien beispielsweise sind die negativen Effekte noch stärker ausgeprägt als in Nordamerika und Europa. Ein Grund für divergierende Ergebnisse sieht Zierer in sich immer mehr anbahnenden und ausbreitenden Abhängigkeitsmechanismen: „Menschen, die bereits viel Zeit mit ihrem Smartphone verbringen, sind von der Abwesenheit des Smartphones mittlerweile sogar mehr gestresst als von der Anwesenheit.“

Der Gebrauch digitaler Medien muss reguliert, kontrolliert und begleitet werden

Dieses Ergebnis ist vor allem für Bildung und Erziehung hochrelevant, da Kinder und Jugendliche Smartphones besonders intensiv nutzen. Die Augsburger Forscher der Meta-Analyse, Tobias Böttger, Michael Poschik und Klaus Zierer, kommen in dieser Frage zu einer klaren Empfehlung: Der Gebrauch digitaler Medien muss aus pädagogischen Gründen reguliert, kontrolliert und begleitet werden. Medienerziehung müsse deshalb zwei Perspektiven umfassen: „Zum einen müssen insbesondere Kinder vor einer inhaltlich und zeitlich unkontrollierten Nutzung von Smartphones geschützt werden.“

Dafür seien auch generelle Verbote insbesondere in Schulen hilfreich, wie es zuletzt die UNESCO in ihrem Global Education Monitoring Report (2023) angesprochen habe. Hierbei sei vor allem an die Grundschule, aber auch an die Unterstufen der weiterführenden Schulen zu denken. „Zum anderen müssen schulische Konzepte entwickelt werden“, argumentiert die Augsburger Forschergruppe in ihrem Artikel, „die Jugendliche an die Nutzung von Smartphones mit Augenmaß heranführen und dabei ein hohes Maß an Selbstreflexion und Eigenverantwortung in den Mittelpunkt stellen.“ Dies erfordere auch seitens der Lehrpersonen nicht nur technische Kenntnisse, sondern vor allem auch Wissen über das Ablenkungspotenzial von Smartphones und deren Einfluss auf Gedächtnis, Aufmerksamkeit und allgemeine kognitive Leistungen. „Es wäre unverantwortlich, die naive Nutzung digitaler Medien unreflektiert in pädagogische Kontexte zu übertragen“, betont Zierer.

Originalpublikation:

Böttger, T.; Poschik, M.; Zierer, K. Does the Brain Drain Effect Really Exist? A Meta-Analysis. Behav. Sci. 2023, 13, 751. https://doi.org/10.3390/bs13090751

Michael Hallermeyer/Universität Augsburg




Für eine Bildungswende: Demonstrationen und Aktionen am 23. September

Über 180 Organisationen fordern im Bündnis „Bildungswende JETZT!“ zu bundesweiten Protesten auf

Das Bündnis „Bildungswende JETZT!“ ruft zum bundesweiten Bildungsprotest am 23. September 2023 auf. In 16 Bundesländern finden in insgesamt 29 Städten Demonstrationen und Aktionen am Bildungsprotesttag statt. Bereits mehr als 180 Organisationen wirken bei „Bildungswende JETZT“ mit.

Die Forderungen des Bildungsappells umfassen:

1. Schule und Kita zukunftsfähig und inklusiv zu gestalten
2. eine Ausbildungsoffensive für Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte
3. ein Sondervermögen für Bildung von 100 Mrd. € und jährlich 10 % vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) für Bildung und Forschung
4. Einen Bildungsgipfel mit Vertreterinnen und Vertretern aus Zivilgesellschaft und Bildungspraxis

Deutschland steckt in einer schweren Bildungskrise

Deutschland braucht ein zukunftsfähiges Bildungssystem. Das Land steckt in einer schweren innenpolitischen Krise. Jedes Jahr verlassen in Deutschland etwa so viele Menschen das Bildungssystem ohne Abschluss, wie in einer mittelgroßen Stadt wie Speyer leben.

Bis 2035 wird es bundesweit einen Lehrermangel geben, der sogar der Einwohnerzahl der Großstadt Heidelberg am Rhein entspricht (etwa 160.000 fehlende Lehrkräfte bis 2035). Zusätzlich fehlen jetzt schon über 300.000 pädagogische Fachkräfte und hunderttausende Kitaplätze für eine kindgerechte Bildung.

Deshalb fordert das Bündnis jetzt starke Investitionen in die Bildung und eine echte Bildungswende.

Wenn Deutschland trotz dieser Prognosen nicht mal halb so viel für die Grundschulbildung ausgebe wie Schweden und sich fast die Rote Laterne mit Schlusslicht Rumänien teile, wie der UNICEF-Bericht „Ein Versprechen an die Jugend“ von vergangener Woche zeige, wäre das so alarmierend wie unverständlich. Dass die Bundesregierung parallel bei den Bildungsausgaben über eine Milliarde Euro kürzen wolle, in Bundesländern wie Berlin bei der Schulsozialarbeit oder der politischen Bildung Kürzungen vorgesehen seien und im Kinder- und Jugendbereich auf Bundesebene massive Kürzungen geplant wären, komme organisierter Verantwortungslosigkeit gleich, so die Initiative in einer Mitteilung.

Eine Bildungswende – auf allen Ebenen!

„Die sich verschärfende Bildungskrise fällt dabei mit anderen Krisen zusammen: Die Schere zwischen Arm und Reich vergrößert sich, das Vertrauen in die Demokratie bröckelt. Globale Krisen, wie die Klimakrise, fordern unsere Gesellschaft und ihren Zusammenhalt stärker denn je heraus. Kita und Schule müssen diesen Herausforderungen begegnen, dafür muss die Antwort lauten: Bildung. Alle Kinder und Jugendliche müssen gute Bildungschancen bekommen und befähigt werden, auf Fragen für eine gerechte und nachhaltige Zukunft die richtigen Antworten zu finden“, heißt es weiter.

In folgenden Städten finden am kommenden Samstag, den 23. September, Proteste statt:

Baden-Württemberg

Freiburg: Europaplatz, 12:05 Uhr
Karlsruhe: Kirchplatz vor der Stephanskirche, 12:05 Uhr
Stuttgart: Schloßplatz an der Commerzbank, 12:05 Uhr
Konstanz: Hafen am Konzilvorplatz, 15:00 Uhr

Bayern

München: Königsplatz, 12:05 Uhr
Erlangen: Schlossplatz, 11:00 Uhr
Würzburg: am unteren Markt, 10:00 Uhr

Berlin

– Start: 11 Uhr, Brandenburger Tor
– Abschlusskundgebung: 12:05 Uhr, Rotes Rathaus

Brandenburg

Potsdam: Beginn: 12:05 Uhr Landtag, Alter Markt
Sternenläufe zum Landtag:10.30 Uhr: Die Platte (Potsdam-West)
11.00 Uhr: Hymboldtgymnasium (Heinrich-Mann-Allee)
11.00 Uhr: OSZ Technik (Jägerallee)

Bremen

– Auftakt 11:00 Uhr Bahnhofsvorplatz zum Theater am Goetheplatz; Ende 13:30 Uhr

Hamburg

– Jungfernstieg bis Dammtor 12:05 – 14 Uhr, Route Jungfernstieg (Nähe Reesendammbrücke), Neuer Jungfernstieg, Alsterglacis, Mittelweg, Bf. Dammtor, Shell Tankstelle Parkplatz

Hessen

– hier hat der Bildungsprotest bereits zum Weltkindertag am 20. September in fünf Städten stattgefunden

Mecklenburg-Vorpommern

Rostock: 11:50 Uhr Doberaner Platz
Neubrandenburg: 12:05 Uhr vor dem KHB,  Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg

Niedersachsen

Hannover: 12:05 Uhr am Lindener Berge 11 (vor der IGS Linden) ab 12:30 Uhr: Demonstrationszug zur Zwischenkundgebung am Platz der Göttinger Sieben zwischen 13:15 und 13:30 Uhr; Zwischenkundgebung in der Odeonstr. ca. 14:30 Uhr
Lüneburg: 11:00 Uhr Clamart-Park
– Oldenburg
: Demo 1: 12.05 Uhr Bahnhofsvorplatz
Demo  2: 12 – 14  Uhr Lefferseck Fußgängerzone – Innenstadt Oldenburg; Veranstalter: GEW KV Oldenburg Stadt
– Osnabrück
: 11 Uhr Stadttheater zum Nikolaiort, Demoroute: Krahnstraße zur Bierstraße, Platz vor dem Alten Rathaus (Kundgebung)
Salzgitter: Kundgebung ab 12 Uhr am Platz vor dem Stadtmonument
Wolfenbüttel 10-12 Uhr Mahnwache vor dem Löwentor
Braunschweig: 11.00 – 13.00 Uhr Kundgebung in der Braunschweig Kohlmarkt
Papenburg: 12.05 Uhr Bahnhof, Demoende auf dem Marktplatz beim Krankenhaus

Nordrhein-Westfalen

Köln: 13:00 Uhr Demo Start am Heumarkt, 15:00 Uhr Kundgebung auf dem Heumarkt

Rheinland-Pfalz

Mainz: 16:30 Uhr Markt am Dom

Sachsen

Leipzig: 12:05 Uhr Kundgebung Augustusplatz

Sachsen-Anhalt

Halle: 14-16 Uhr, Steintor – IGS – Hallmarkt – Universitätsplatz

Saarland

Saarbrücken: 11–12 Uhr, Landwehrplatz

Schleswig-Holstein

–  Kiel: 12:05 Start am Gewerkschaftshaus, Abschlusskundgebung am Bootshafen

Thüringen

Erfurt: 11:30 Uhr Eröffnung Willy-Brandt-Platz,
12:05 Uhr Start Protestmarsch,
Fischmarkt (Zwischenkundgebung),
Thüringer Staatskanzlei (Kundgebung und Abschluss)

Den Appell, die Demonstrationstermine für alle Orte und weitere Informationen zum Bündnis und den Forderungen finden Sie unter www.bildungswende-jetzt.de.

Quelle: Pressemitteilung Bildungswende JETZT!




Kinder vor dem Bundeskanzleramt: „Wir wünschen uns ein geiles Leben“

Weltkindertag 2023: UNICEF und Deutsches Kinderhilfswerk schaffen Kindern eine kreative Bühne für eine bessere Zukunft

Das Deutsche Kinderhilfswerk und UNICEF Deutschland rufen zum heutigen Weltkindertag Politik und Gesellschaft dazu auf, sich mit Unterstützung der jungen Generation lautstark für die Verwirklichung der Kinderrechte einzusetzen und ihre Bedeutung für eine gute und gerechte Zukunft für alle hervorzuheben! Heute jung zu sein bedeutet, täglich mit Krisen, Unsicherheit und Zukunftssorgen konfrontiert zu sein. Zur Halbzeit der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung ist es deshalb umso wichtiger, das globale Versprechen einzuhalten, kein Kind zurückzulassen.

Mehr politisches Engagement von Staat und Gesellschaft für Kinder!

Vor dem Bundeskanzleramt in Berlin forderten die beiden Organisationen heute in Anwesenheit von Bundesfamilienministerin Lisa Paus, zahlreichen Kindern und Jugendlichen sowie der Band Glasperlenspiel ein stärkeres politisches Engagement von Staat und Gesellschaft für eine bessere Zukunft junger Menschen.

Eine Schulklasse der Löcknitz-Grundschule aus Berlin präsentierte dabei einen Kinderrechte-Song, dessen Text sie gemeinsam mit Glasperlenspiel zur Melodie des Hits „Geiles Leben“ umgeschrieben hatten. Den Song nutzten die Kinder, um mit einer gemeinsamen Stimme auf ihre Anliegen und Forderungen aufmerksam zu machen. Zudem formulierten Kinder und Jugendliche des Kinder- und Jugendbeirats des Deutschen Kinderhilfswerkes und des UNICEF-JuniorBeirats ihre Gedanken zu Zukunftsthemen wie Bildung, Teilhabe und der Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz.

Paus: Alle Kinder verdienen besondere Aufmerksamkeit, Schutz und Förderung

Bundesjugendministerin Lisa Paus: „Kinder und Jugendliche wachsen heute in belastenden Zeiten auf. Umso wichtiger ist es, ihre Probleme zu lindern, ihnen eine Stimme zu geben und dass sie mitentscheiden – vor allem, wenn es um ihre Zukunft geht! Ich gratuliere allen Kindern und Jugendlichen herzlich zum Weltkindertag – mit der Botschaft: Mischt euch ein, pocht auf eure Rechte und gestaltet die Zukunft mit! Eure Perspektiven und Ideen sind in der alternden Gesellschaft unverzichtbar. Als Bundesfamilienministerin streite ich für die UN-Kinderrechte: Alle Kinder verdienen besondere Aufmerksamkeit, Schutz und Förderung auf dem Weg ins Erwachsenenleben. Ist ein Land kinderfreundlich, tut das der ganzen Gesellschaft gut. Deshalb bin überzeugt: Um hier voranzukommen, sollten die Kinderrechte auch in unserem Grundgesetz festgeschrieben werden. Und schon jetzt schaffen wir mit der Kindergrundsicherung einen Weg, endlich die vielfache Kinderarmut in Deutschland grundlegend zu bekämpfen. Armut hindert die Jüngsten daran, zuversichtlich ins Leben zu starten. Wir wollen ein Sicherheitsnetz für Familien aufspannen. Alle Leistungen, auf die junge Menschen ein Recht haben, sollen unkompliziert ankommen. Davon können in Deutschland Millionen Kinder und Jugendliche profitieren.“

Stimmen für eine gute Zukunft

Marisol Ferreira Lopes (18), Mitglied des UNICEF-JuniorBeirats: „Der Zugang zu Bildung ist für so viele Kinder weltweit noch immer ein unerfüllter Traum! Ich wünsche mir für die Zukunft, dass sich die globale Bildungssituation verbessert, indem die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass Kinder weltweit sicher lernen können.“

Gloria Dargatz (18), Mitglied des UNICEF-JuniorBeirats: „Wir, die junge Generation, sind die Zukunft dieses Landes. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren und brauchen starke Rechte – jetzt! Nur so können uns Schutz und Mitspracherecht garantiert werden. Wir fordern daher: Kinderrechte ins Grundgesetz!“

Ella Gottschling (18), Mitglied des UNICEF-JuniorBeirats: „Jedes Kind hat Rechte – egal mit welchen Voraussetzungen es auf die Welt kommt. Gemeinsam muss dafür gesorgt werden, dass eine bestmögliche Grundlage für Förderung und Teilhabe geschaffen wird, damit alle Kinder die Chance auf eine gute und gerechte Zukunft haben.“

Jonte Mai (16), Mitglied im Kinder- und Jugendbeirat des Deutschen Kinderhilfswerkes: „Damit alle Kinder in Deutschland eine gute Zukunft haben, muss unsere Mitbestimmung gestärkt werden. Wir sind aktive Mitglieder der Gesellschaft – warum also werden wir von Wahlen ausgeschlossen? Die Zukunft unseres Landes hängt von uns ab. Gebt uns eine Chance, diese mitzugestalten!“

Ella-Marie Hönemann (13), Mitglied im Kinder- und Jugendbeirat des Deutschen Kinderhilfswerkes: „Die Politik sollte Kinder und Jugendliche stärker in ihre Entscheidungsfindung integrieren, beispielsweise beim Thema Umweltschutz. Dazu braucht es eine gemeinsame Gesprächsebene, bei der wir uns auf Augenhöhe treffen müssen. Und zwar so schnell wie möglich, denn es geht um unsere Zukunft.“

Sophie Koxholt (16), Mitglied im Kinder- und Jugendbeirat des Deutschen Kinderhilfswerkes: „Gerechte Chancen sind die Grundlange dafür, dass jedes Kind eine gute Zukunft haben kann. Alle Kinder sollten die Möglichkeit haben, ihre Ziele zu erreichen – egal, wo sie herkommen oder in welcher Familie sie aufwachsen.“

Georg Graf Waldersee, Vorstandsvorsitzender UNICEF Deutschland: „Die Situation der Kinder im Blick gibt die Halbzeit der Agenda 2030 Anlass zur Sorge. Viele Fortschritte weltweit sind ins Stocken geraten. Immer noch gibt es in Deutschland zu viele Kinder, deren Rechte nicht ausreichend berücksichtigt werden. Gemeinsam mit Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und der jungen Generation selbst müssen wir dafür sorgen, dass die Kinderrechte stärker in den Mittelpunkt unseres Handelns rücken – mit dem Augenmerk auf besonders benachteiligte Kinder. Nur wenn alle Kinder angemessen geschützt, gefördert und beteiligt werden und Chancen auf ein gutes Aufwachsen haben, können die nachhaltigen Entwicklungsziele Realität werden. Es gibt viele gute Beispiele, die zeigen, dass Kinder und Jugendliche ihre Zukunft durch eigene Ideen gestalten können.“

Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes: „In Sonntagsreden werden der jungen Generation vielerlei Versprechungen gemacht, im Alltag müssen wir dann insbesondere in der politischen Debatte in Deutschland eine geradezu sträfliche Vernachlässigung ihrer Belange wahrnehmen. Kinderinteressen werden systematisch ausgeblendet, obwohl sie als ein vorrangiger Gesichtspunkt ins Zentrum politischer Überlegungen und praktischen Handelns gehören. Dafür braucht es dringend die Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz, eine konsequente Politik zur Überwindung der Kinderarmut in Deutschland sowie eine mehr als deutliche Stärkung der demokratischen Beteiligungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen.“

Bundesweite Aktionen zum Weltkindertag

Zum Weltkindertag am 20. September finden bundesweit zahlreiche Demonstrationen, Feste und andere Veranstaltungen statt, die auf die Situation der Kinder und Jugendlichen aufmerksam machen und ihre Anliegen und Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen.

UNICEF Deutschland lädt Kinder jeden Alters und ihre Familien in vielen Städten und Gemeinden dazu ein, an kreativen Mitmach-Aktionen teilzunehmen. Sie können ihren Teil zu einem Kinderrechte-Puzzle beitragen oder mit bunten Kreidebildern auf Straßen, auf Bürgersteigen und in Garageneinfahrten ihre Sorgen, Wünsche, Ideen und Vorstellungen für eine bessere Zukunft für Kinder zum Ausdruck bringen.

Um den Forderungen der jungen Generation Nachdruck zu verleihen, können Eltern, Nachbar*innen und Passant*innen Fotos der kreativen Erzeugnisse der Kinder unter dem Aktions-Hashtag #wiestarkwäredasdenn in den Sozialen Medien posten. Alle Beiträge der Kinder werden auch auf www.unicef.de/weltkindertag veröffentlicht. Dort gibt es weitere Informationen.

Das Deutsche Kinderhilfswerk feiert den Weltkindertag mit einem großen „Kinderrechte-Spezial“ für Kinder in ganz Deutschland. Und das einen ganzen Monat lang: Auf www.kindersache.de/weltkindertag können Kinder und Jugendliche seit Anfang September mehr über ihre Rechte erfahren, thematische Unterhaltungsangebote wahrnehmen oder selbst aktiv und kreativ werden. Der Fokus liegt dabei auf partizipativen Angeboten, die sich an der Lebenswelt von Kindern orientieren, um Kinderrechte nicht nur abstrakt zu erklären, sondern erlebbar zu machen.

Inhaltlicher Schwerpunkt dieses „Monats der Kinderrechte“ ist das Thema Zukunft, und dabei insbesondere das Erreichen der 17 nachhaltigen Entwicklungsziele („Sustainable Development Goals – SDGs“). Denn diese sind in Gefahr – und damit auch die Verwirklichung der Kinderrechte, da jedes der in der Agenda 2030 verankerten Ziele eine zentrale Bedeutung für Kinder und ihr Wohl hat.

Quelle: Pressemitteilung Deutsches Kinderhilfswerk