Rund um die 75. Frankfurter Buchmesse!

Alles zu Büchern, ihre Autorinnen und Autoren und das BOOKFEST in der ganzen Stadt

Die Frankfurter Buchmesse feiert in diesem Jahr ein Jubiläum. Wenn die Messe am 18. Oktober 2023 ihre Tore öffnet, dann geschieht dies zum 75. Mal. Bis zum Sonntag, den 22. Oktober dreht sich dann alles rund um Medien – vor allem natürlich um spannende Geschichten und ihre Autorinnen und Autoren dahinter.

Ehrengast Slowenien

Ehrengast in diesem Jahr ist Slowenien. Das touristisch attraktive Land im Süden Europas kann mit einer langen literarischen Tradition aufwarten. In dem für seine Architektur preisgekrönten Frankfurt Pavilion auf der Agora finden wieder kulturpolitische Debatten statt. Und über das Messegelände hinaus wird es im Rahmen des BOOKFEST zahlreiche Lesungen in ausgewählten Locations der Mainmetropole geben.

Forum Bildung

Neben zahlreichen Bildungs- und Kinderbuchverlagen finden viele Veranstaltungen in den jeweiligen Foren statt. Das Forum Bildung ist in Halle 3.1 D12 zu finden. Das Fachprogramm wendet sich an alle pädagogischen Fach- und Lehrkräfte, Studierende und Referendarinnen und Referendar, Eltern und Bildungsinteressierte. Während der gesamten fünf Messetage dreht sich alles um Lern-, Medien- und Schulkonzepte. Bei rund 35 Fachveranstaltungen mit über 50 renommierten Referentinnen und Referenten aus Politik, Kultur und Gesellschaft geht es um neue Zugänge zum Unterrichten und Lernen, Einblicke in aktuelle Fragen unseres Bildungssystems und Informationen zu den Grundwerten der Lernkultur. Das Programm finden Sie unter diesem Link.

Frankfurt Kids

Um die bunten Seiten des Kinderlebens geht es bei „Frankfurt Kids“. Auch wenn hier vorwiegend die Kinder im Mittelpunkt stehen, bietet das Programm auch etliches für pädagogische Fahckräfte, Grundschullehrkräfte und Eltern. Bei zahlreichen Veranstaltungen, Ständen und Stationen auf dem Messegelände und in der Frankfurter Innenstadt haben Buchfans die Möglichkeit, kreativ zu werden, unvergessliche Live-Momente zu erleben und die Stars der Kinder- und Jugendbuch-Literatur persönlich zu treffen. Cornelia Funke und Margit Auer werden im Saal Harmonie aus ihren Büchern vorlesen, Fantasy-Autorin Lexi Ryan und Illustrator Benjamin Lacombe die Open Stage betreten und Rufus Beck zum 25. Jubiläum von Harry Potter die Stimmen von Harry, Ron und Hermine zum Leben erwecken. Mehr zum Kinderbuchprogramm finden Sie hier.

spielen und lernen ist mit dabei

Selbstverständlich sind auch wir mit spielen und lernen und den Verlagen Oberstebrink und Burckhardthaus auf einem kleinen Stand in Halle 3.0 Stand 154 mit dabei. Der Schweizer Kinderbuchautor Boris Zatko wird vom 18. bis 20. Oktober und die niederländische Pastellkünstlerin Loes Botman am 20. und 21. Oktober am Stand sein. Jeder unserer Newsletterabonnenten, der uns besucht, erhält auch eine kleine Überraschung.

Mitmachen und gewinnen

Nachdem wir in diesem Jahr auch Medienpartner der Messe sind, dürfen wir 3 x 2 Fachbesucherkarten im Wert von je 84 € verlosen. Um teilzunehmen, füllen Sie einfach den Teilnahmebogen aus. Das Stichwort für diese Verlosung ist „Frankfurt“. Das Gewinnspiel ist abgelaufen




In Zeiten der Klimakrise psychisch gesund bleiben

Klimaschutz ist Kinderschutz: Stellungnahme und Einladung zum zweiten digitalen Fachforum Kinder- und Jugendpsychologie

Der Klimawandel schreitet voran, und insbesondere Kinder und Jugendliche sind mit der Bedrohung und den unumkehrbaren Folgen der vom Menschen mit verursachten Klimakrise konfrontiert. Viele Folgen sind bereits beobachtbar und werden mit hoher Wahrscheinlichkeit häufiger auftreten. Auch Kinder und Jugendliche reagieren mit Besorgnis und Angst beim Blick in die Zukunft. „Wir wollen mit unserer Stellungnahme und dem digitalen Fachforum die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit den Voraussetzungen für eine psychisch gesunde Entwicklung anstoßen“, erklärt Prof. Dr. Julia Asbrand, Professorin für Kinder- und Jugendpsychologie an der Universität Jena und Mitbegründerin des digitalen Fachforums Kinder- und Jugendpsychologie. „Dazu gehört auch, mögliche Ursachen der Belastung sowie konkrete Lösungen zu diskutieren, wie zum Beispiel auf individueller Ebene die Stärkung von belasteten Kindern und aus systemischer Perspektive die Neustrukturierung von Schulen.“

Forderungen an die Politik

Aus Sicht der Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs) und ihrer Interessengruppe Klinische Kinder- und Jugendpsychologie und -psychotherapie sind insbesondere diese unterstützenden Maßnahmen sinnvoll:

1. Transparente, öffentliche und konsistente Kommunikation der Krise
2. Anpassung an Klimafolgen auf allen Ebenen mit Blick auf Planetary Health: Die physische Infrastruktur (Gebäude, Stadtplanung etc.) sollte mit blick auf Extremwetterereignissen und längerfristigen Veränderungen ausgebaut werden, um deren somatische wie auch klinisch-psychologische Folgen einzudämmen.
3. Ausbau des Angebots der psychotherapeutischen und psychiatrischen Versorgung im lokalen Umfeld von Kindern, Jugendlichen und Familien (z. B. Schulen)
4. Stärkung der Forschung zu Auswirkungen der Klimakrise auf die psychische Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und Familien
5. Substantieller Ausbau des politischen Einbezugs von Kindern, Jugendlichen und Familien

Eine ausführliche Beschreibung der vorgeschlagenen Maßnahmen kann in der Stellungnahme abgerufen werden.

Einladung zum zweiten digitalen Fachforum Klinische Kinder- und Jugendpsychologie

Intensiven Austausch zum Thema soll auch das zweite digitale Fachforum „In Zeiten der Klimakrise psychisch gesund bleiben? Neue Ideen für Kindheit und Jugend wagen“ bieten. Das digitale Fachforum findet am Donnerstag, dem 28.09.2023 von 15:00 – 17:00 Uhr statt.

In kurzen Impulsvorträgen werden vier Vortragende zur Auswirkung von Klimawandel und Klimakrise auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sowie deren gesundes Aufwachsen sprechen. Für Bezugspersonen und Institutionen wie zum Beispiel die Schule sollen Handlungsimpulse vermittelt werden. Das Fachforum richtet sich damit explizit nicht nur an ein Fachpublikum, sondern an alle am Thema interessierten Menschen.

Weiterführende Informationen und Anmeldung zum Fachforum: https://www.dgps.de/schwerpunkte/fachforum-klinische-kinder-und-jugendpsychologie

Dr. Anne Klostermann, Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs)




Wie Schule und Lernen im Jahr 2050 aussehen könnten

GoStudent hat gemeinsam mit der Forscherin Tracey Follows eine Vision künftiger Lernwelten entwickelt

Wie könnte die Zukunft der Schule aussehen? Welche Unterrichtsmethoden kommen in 30 Jahren zu Anwendung? Wie sähe dann das Lernen aus? Gemeinsam mit der britischen Zukunftsforscherin Tracey Follows hat das Nachhilfeportal GoStudent dazu eine Vision entwickelt. Einen wesentlichen Beitrag leistet dabei eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Opinium, das im Auftrag von GoStudent über 12.000 Erziehungsberechtigte und deren Kinder in Österreich, Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Großbritannien befragt hat. In jedem Land hat das Institut etwa 1.000 Eltern oder Erziehungsberechtigte und 1.000 Kinder interviewt, um eine annähernd repräsentative Quote in Bezug auf Alter, Geschlecht und Region zu gewährleisten. Außerdem wurden in jedem Land zwei Fokusgruppen nur mit Kindern im Alter von 10 bis 16 Jahren durchgeführt, die eine Mischung aus Alter, Geschlecht, Klassenstufe und Schultyp abdeckten.

„Lernen durch Leben“: zeit- und ortsunabhängig dank KI

Das oft rigide System Schule, wie wir es kennen, werde sich durch den technologischen Fortschritt drastisch ändern, heißt es in einer Mitteilung von GoStudent. 2050 werde „Schule“ kein physischer Ort mehr sein, sondern vielmehr eine Aktivität, die in die unterschiedlichsten Facetten des Lebens integriert sei und somit „lebensnah“ werde. Schülerinnen und Schüler könnten jederzeit auf Lehreinheiten zugreifen, Pausen und Ferien würden nach individuellen Bedürfnissen eingelegt. Die Überprüfung des Lernerfolges erfolge KI-gestützt und kontinuierlich, wodurch punktueller Prüfungsstress wegfalle.

Aktuelle Umfragen zeigen Bildungsmängel auf

Laut dem GoStudent-Bericht zur Zukunft der Bildung denken 57% der deutschen und 53% der österreichischen Schüler:innen, dass sie die Schule alleine nicht optimal auf ihren Traumberuf vorbereite. 43% der Eltern in Deutschland und 51% in Österreich wären darüber hinaus der Meinung, dass Alltagskompetenzen für die Entwicklung ihrer Kinder wichtiger seien, als Schule allein. 

Persönliche Interessen und Talente bestimmen den Lehrplan

30% der deutschen und 34% der österreichischen Kinder gäben langweiligen Unterricht als Grund für Konzentrationsschwierigkeiten an. Flexibles, individualisiertes Lernen könnte darauf schon bald eine Antwort geben. 2050 könnten beispielsweise Gehirn-Computer-Schnittstellen in Form von Brillen oder Earbuds Lehrer:innen und Schüler:innen bei der Entwicklung von individuellen Lehrplänen unterstützen. Dank Neurotechnologie könnten dabei nicht nur die persönlichen Interessen und Talente, sondern auch kognitive Faktoren, wie die Aufnahmebereitschaft, miteinbezogen und somit optimale Lernbedingungen geschaffen werden.

Immersive Lernwelten werden Realität

57% der 14-16-Jährigen in Europa sind laut der Umfrage davon überzeugt, dass das Metaverse sie beim effektiven Lernen unterstützen könnte. Während GoStudent mit GoVR schon heute immersive Lernerlebnisse anbietet, werden laut Bericht 2050 virtuelle Lernumgebungen die Norm sein und neue Möglichkeiten eröffnen. Beispielsweise könnten historische Persönlichkeiten dank Virtual Reality den Schülerinnen und Schülern nie dagewesene, lebendige Einblicke in die Geschichte geben.

Felix Ohswald, Co-Founder und CEO von GoStudent, zu den Ergebnissen: „Die Bildung befindet sich an einem Wendepunkt. In der Vergangenheit war das Lernen exklusiv, sehr individuell und in hohem Maße unzugänglich. Später, als Bildung verpflichtend wurde, nahm die Zugänglichkeit zu, was aber zur Folge hatte, dass sie viel weniger personalisiert wurde. Mit dem Aufkommen neuer Technologien, insbesondere der Künstlichen Intelligenz, wird sich der Bildungsbereich noch einmal deutlich verändern. Endlich kommen nun Zugänglichkeit und Personalisierung zusammen! Um die Zukunft des Lernens aktiv mitzugestalten, müssen wir uns auf die Zukunft einlassen. Wir sind gespannt, wie sich die Bildung weiterentwickeln wird und was das für uns und unsere Mission, Bildung neu zu gestalten, bedeutet.”

Tracey Follows, Zukunftsforscherin, Autorin und Gastprofessorin für digitale Zukunft und Identität erklärt zu den Erkenntnissen: „Die Zukunft der Bildung ist unglaublich spannend und dynamisch. Mit den rasanten technologischen Fortschritten stehen wir am Anfang einer technologischen Explosion, die die gesamte Welt verändern wird. Die Bildung wird im Epizentrum dieses Wandels stehen. Der Übergang zu immersivem Lernen, KI-gesteuerter Personalisierung und kontinuierlichem Coaching wird die Art und Weise, wie wir lernen, revolutionieren. Die Bildungsreise wird auf die Interessen und Talente jedes und jeder Einzelnen zugeschnitten sein. Gleichzeitig wird das Klassenzimmer über seine physischen Grenzen hinauswachsen. Ein Blick auf das Jahr 2050 gibt uns einen Eindruck von dem, was kommen wird – und die Ergebnisse sind faszinierend.“

Sie finden hier den vollständigen Bericht „Das Ende der Schule, wie wir sie kennen: Bildung im Jahr 2050″.

Quelle: Pressemitteilung GoStudent




Bildung braucht Bewegung

Gesprächsrunde auf dem Forum Bildung der Frankfurter Buchmesse am 19. Oktober 2023

Bildung umfasst nicht nur mathematische, naturwissenschaftliche und sprachliche Kompetenzen, sondern sie zielt immer auf den ganzen Menschen. Bewegung ist somit ein wichtiger Teil der Bildung und unterstützt z. B. emotionale und soziale Fähigkeiten. Wie Bewegungsaktivitäten gezielt in der Schule eingesetzt werden können und weshalb sie so wichtig sind, wird in dieser Gesprächsrunde erklärt.

Mit dabei sind:

  • Prof. Dr. Rolf Schwarz, Professur für Kindliche Bewegungsentwicklung, ihre Diagnostik und Intervention an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe
  • Prof. Dr. Klaus Zierer, Ordinarius für Schulpädagogik an der Universität Augsburg
  • Moderation: Karin Plötz, Direktorin der LitCam gemeinnützige Gesellschaft mbH

Zur Veranstaltung:

Diskussion, 19. Oktober 2023

Zeit: 11 Uhr bis 12 Uhr

Ort: Forum Bildung (Halle 3.1 D12)
Ludwig-Erhard-Anlage 1
60327 Frankfurt am Main

Die Veranstaltung ist Teil der Messe und für Messebesucher frei zugänglich

spielen und lernen ist Medienpartner der Buchmesse 2023




Ein ganzer Monat „Kinderrechte-Spezial“ auf kindersache.de

Zum Weltkindertag am 20. September 2023

Das Deutsche Kinderhilfswerk feiert den Weltkindertag am 20. September digital mit einem großen „Kinderrechte-Spezial“ für Kinder in ganz Deutschland. Ab sofort dreht sich auf www.kindersache.de/weltkindertag im gesamten Monat September alles um die Themen Zukunft und Mitbestimmung. Dabei können die Kinder auf kindersache.de mehr über ihre Rechte erfahren, thematische Unterhaltungsangebote wahrnehmen oder selbst aktiv und kreativ werden. Der Fokus liegt dabei auf partizipativen Angeboten, die sich an der Lebenswelt von Kindern orientieren, um Kinderrechte nicht nur abstrakt zu erklären, sondern erlebbar zu machen.

Schwerpunktthema im September: Thema Zukunft

Inhaltlicher Schwerpunkt dieses „Monats der Kinderrechte“ ist das Thema Zukunft, und dabei insbesondere das Erreichen der 17 nachhaltigen Entwicklungsziele („Sustainable Development Goals – SDGs“). Denn diese sind in Gefahr – und damit auch die Verwirklichung der Kinderrechte. Denn jedes der in der Agenda 2030 verankerten Ziele hat eine zentrale Bedeutung für Kinder und ihr Wohl. Bereits vor der COVID-19-Pandemie zeichnete sich ab, dass die bisherigen Fortschritte nicht ausreichen, um die Agenda 2030 zu verwirklichen. Die Folgen von Konflikten – insbesondere die gravierenden Auswirkungen des Ukraine-Krieges –, von Klimawandel, Pandemie sowie der Wirtschafts- und Energiekrise gefährden das Erreichen der SDGs nun zusätzlich. Und sie bedrohen die Entwicklungschancen zahlreicher Kinder und Jugendlicher weltweit und in Deutschland.

Kinder in Deutschland erleben die Auswirkungen des Klimawandels

So erleben auch die Kinder in Deutschland die Auswirkungen des Klimawandels direkt in ihrem Lebensumfeld. Sie sehen, wie ihre Kinderrechte auf ein gesundes Aufwachsen und eine lebenswerte Zukunft missachtet werden, obwohl ihnen nach der UN-Kinderrechtskonvention ein besonderer Schutz zusteht. Das schürt Ängste und wirft viele Fragen bei Kindern auf: Sie wollen wissen, inwiefern der Klimawandel sie selbst und ihre Zukunft betrifft, wie sich Schule und Bildung verändern müssen, wie sie Geflüchteten helfen und wie sie sich für ihre Zukunft engagieren können.

Kinder können Neues über ihre Rechte lernen

In vielen interessanten Artikeln und spannenden Interviews mit Bildungsexpertinnen und -experten sowie Klimaaktivistinnen und -aktivisten können Kinder Neues über ihre Rechte lernen oder ihr Wissen vertiefen. In der Videoreihe „Kinder fragen – Expert*innen antworten“ erfahren sie, warum eigene Rechte für Kinder so wichtig sind und wie sie sich beschweren können. Dazu gibt es tolle Mitmach-Angebote wie eine Umfrage zur Schule der Zukunft, eine Postkartenaktion, mit der Kinder auf ihre Kinderrechte aufmerksam machen können sowie vielfältige und nachhaltige Basteltipps. Zudem können Kinder tolle Teilhabe-Projekte von anderen Kindern und Jugendlichen kennenlernen oder der kindersache-Community erzählen, was sie tun würden, wenn sie Chefin oder Chef von Deutschland wären.

Kinderrechtsorganisation nimmt Vernachlässigung der Belange junger Menschen wahr

„Als Kinderrechtsorganisation müssen wir insbesondere in der politischen Debatte in Deutschland eine geradezu sträfliche Vernachlässigung der Belange junger Menschen wahrnehmen. Kinderinteressen werden systematisch ausgeblendet, obwohl sie als ein vorrangiger Gesichtspunkt ins Zentrum politischen Handelns gehören. Die Interessen von Kindern und Jugendlichen müssen deswegen endlich konsequent aufgegriffen werden. Dazu möchten wir mit unserem ‚Kinderrechte-Spezial‘ auf kindersache.de beitragen. Alle Kinder und Jugendlichen können so beim Weltkindertag mitfeiern, egal, wo sie gerade sind, und das den ganzen September hindurch“, betont Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes.

DKHW und UNICEF Deutschland fordern stärkeres politisches Engagement für eine lebenswerte Zukunft

Mit dem Motto des diesjährigen Weltkindertags „Jedes Kind braucht eine Zukunft!“ fordern das Deutsche Kinderhilfswerk und UNICEF Deutschland ein stärkeres politisches Engagement für eine gerechte und lebenswerte Zukunft junger Menschen und ermutigen die Bundesregierung, sich weiter für die Umsetzung der SDGs stark zu machen. Zur Halbzeit bei der Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung appellieren die beiden Organisationen, das globale Versprechen einzuhalten, kein Kind zurückzulassen.

Aus Sicht der Organisationen muss die Politik Kinder sowie ihre Rechte dabei mehr als bisher in den Mittelpunkt stellen und vor allem Mädchen und Jungen stärken, die strukturell benachteiligt sind, wie Kinder in ärmeren Haushalten, geflüchtete und migrierte Kinder oder auch Kinder mit Behinderung. Einen wichtigen Beitrag dazu können unter anderem die Einführung der geplanten Kindergrundsicherung, der Aktionsplan „Neue Chancen für Kinder in Deutschland“ und die Umsetzung der feministischen Entwicklungs- und Außenpolitik leisten. Um langfristig stabile und zukunftsfähige Gesellschaften zu entwickeln, sollten zudem alle Kinder von klein auf beteiligt und darin bestärkt werden, ihre Meinung zu Gehör zu bringen.

Quelle: Pressemitteilung: Deutsches Kinderhilfswerk e.V.




Dramatische Verschlechterung des Bildungsniveaus in Deutschland

Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft präsentiert den „Bildungsmonitor 2023“

Das Bildungsniveau in Deutschland hat sich in den vergangenen zehn Jahren dramatisch verschlechtert. Vor allem in den Bereichen Schulqualität, Integration und Bildungsarmut gibt es negative Entwicklungen. Das ist das Ergebnis der Langzeitanalyse im Rahmen des Bildungsmonitors der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). Das Fazit der Studienautoren des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW): Auf zehn Jahre Fortschritt folgten zehn Jahre mit steigendem Handlungsdruck.

Bremen Schlusslicht – Bayern vorne

Im aktuellen Ländervergleich schneiden erneut Sachsen, Bayern und Thüringen am besten ab. Allerdings ist auch in Sachsen und Thüringen das Niveau in den letzten zehn Jahren gesunken, in Bayern nur minimal gestiegen. Besonders große Herausforderungen haben die drei Schlusslichter Brandenburg, Berlin und Bremen. Baden-Württemberg, aktuell auf Platz 5 im Ländervergleich, hat gegenüber 2013 am deutlichsten verloren (- 9,6 Punkte).

Kitas und Schulen fehlen die Antworten auf die neuen Herausforderungen

IW-Studienautor Prof. Dr. Axel Plünnecke: „Die Kitas und Schulen haben noch keine gute Antwort darauf gefunden, dass die Schülerschaft in den vergangenen Jahren deutlich heterogener wurde, ein steigender Anteil zu Hause nicht Deutsch spricht oder nur wenige Bücher im Haushalt besitzt. Die Folge: Die Ergebnisse von Kindern aus Haushalten mit Migrationshintergrund oder von bildungsfernen Haushalten sind besonders stark gesunken. Leichte Verbesserungen bei der Ganztagsinfrastruktur und den Betreuungsrelationen konnten diese Verschlechterungen der Bildungsergebnisse nicht umkehren. Es fehlt an Qualität beim Ganztag und an gezielter Förderung. Internationale Vergleiche zeigen, dass es anderen Ländern besser als Deutschland gelingt, den Bildungserfolg von der familiären Herkunft zu entkoppeln.“

Vom Ausbau der fühkindlichen Bildung bis zu besseren Verwaltungsstrukturen

Die Forscher des IW Köln fordern unter anderem einen Ausbau der frühkindlichen Bildung, mehr Schulautonomie, jährliche Vergleichsarbeiten in allen Klassenstufen, gezielte Förderung und bessere Verwaltungsstrukturen. Auch werden mehr hochwertige Ganztagsangebote gebraucht. Das Angebot an Lehrkräften müsse durch zielorientierte Zulagen gesichert werden. Es sollten die Chancen der Digitalisierung besser genutzt sowie demokratische Kompetenzen und Weltoffenheit vermittelt werden.

Wieder eine „Zeitenwende“ gefordert

INSM-Geschäftsführer Thorsten Alsleben fordert eine „Zeitenwende in der Bildungspolitik“. Deutschland verliere in vielen Bereichen den Anschluss an die Weltspitze, seit einigen Jahren auch in der Bildungspolitik, so Alsleben: „Bildung ist der Schlüssel, um Deutschland aus der Abwärtsspirale zu holen. Wann handeln Bund und Länder endlich?“ Alsleben sieht es sehr kritisch, dass immer mehr Kinder in der Grundschule nicht ausreichend Deutsch sprechen: „Die Herausforderungen durch massive Zuwanderung haben leider auch viele Schulen überfordert. Die Länder müssen umsteuern und viel mehr in frühkindliche Bildung investieren. Wir brauchen eine Vorschulpflicht für alle, die nicht oder schlecht Deutsch sprechen.“ Schulen mit hohem Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Sprachdefiziten müssten viel besser ausgestattet und die betroffenen Lehrkräfte mehr unterstützt werden, so die Forderung der INSM.

Die Lehren aus 20 Jahren INSM-Bildungsmonitor finden Sie auf www.insm.de.

Die vollständigen Ergebnisse des 20. INSM-Bildungsmonitors auf www.insm-bildungsmonitor.de.

Quelle: Pressemitteilung Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft




Studie zur MINT-Bildung: Mädchen fallen weiter zurück

mint-nachwuchsbarometer

„MINT-Bildung“ – bleibt ein Sorgenkind

Die Bildung in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – kurz: „MINT-Bildung“ – bleibt ein Sorgenkind: Wie das MINT Nachwuchsbarometer 2023 von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und der Joachim Herz Stiftung zeigt, haben Mädchen sowie neu zugewanderte Kinder große Leistungsrückstände. Bei ausländischen Studierenden sind deutsche Hochschulen und ihr MINT-Angebot sehr beliebt – ein Ergebnis, aus dem sich Motivation schöpfen lässt.

Geschlechterunterschiede bei den mathematischen Leistungen nahmen zu

Laut MINT Nachwuchsbarometer 2023 nahmen die Geschlechterunterschiede bei den mathematischen Leistungen während der vergangenen zehn Jahre erheblich zu: In der 4. Klasse haben Jungen gegenüber Mädchen heute einen Leistungsvorsprung von rund 15 Lernwochen. Hinzu kommt, dass Frauen in MINT-Ausbildungsberufen sowie dualen Studiengängen in MINT-Fächern weiterhin deutlich unterrepräsentiert sind. Immerhin: Unter den Absolvierenden eines klassischen MINT-Studiums stieg ihr Anteil leicht auf 31 Prozent.

Schülerinnen fühlen sich von MINT-Fächern weniger angesprochen

„Dass wir viele Mädchen früh für die MINT-Bildung verlieren, sollten wir – schon wegen des Fachkräftemangels – nicht hinnehmen. Der MINT-Bereich wird von vielen, häufig unbewusst und ungewollt, als eher männlich wahrgenommen. Das empfinden auch viele Mädchen so, weshalb Schülerinnen sich von MINT-Fächern oft weniger angesprochen fühlen als von anderen Fächern. Dieses Gefühl überträgt sich später auch auf die Wahl des Profilfachs in der Oberstufe und in der Folge auf die Studienfachwahl bzw. auf die Ausbildungswahl. Es sollten Anstrengungen unternommen werden, um diese wirkmächtigen Geschlechterstereotype zu überkommen. Es braucht sehr viel mehr positive weibliche Rollenvorbilder. Die Leistungslücke zwischen Jungen und Mädchen am Ende der Grundschule ist kaum aufzuholen.

Damit es erst gar nicht zu dieser Lücke kommt, sollten Lehrkräfte und Erziehende in der frühen Bildung und Grundschule stärker auf die Interessen der Mädchen eingehen und ihnen die gesellschaftliche Relevanz der MINT-Fächer aufzeigen“, so Olaf Köller, Direktor des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) und Studienleiter des MINT Nachwuchsbarometers.

Neu zugewanderte Kinder mit großen Leistungsdefiziten – Deutschland als Studienstandort beliebt

In Deutschland stiegen mit der Fluchtmigration im Jahr 2015 sowie 2022 die Zahlen der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund stark an. Es ist eine wichtige Aufgabe, sie erfolgreich ins Bildungssystem zu integrieren. Das MINT Nachwuchsbarometer 2023 zeigt aber, dass dies bisher nicht gelingt: Gegenüber Kindern ohne Migrationshintergrund haben neu zugewanderte Kinder am Ende der 4. Klasse in Mathematik einen Leistungsrückstand von rund eineinhalb Schuljahren.

Aufgrund des demografischen Wandels werden in den kommenden Jahren viele Beschäftigte in Deutschland aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden. Einwanderung ermöglicht es, entstehende Lücken zu schließen – was die gezielte MINT-Förderung von Kindern und Jugendlichen der ersten Einwanderergeneration noch wichtiger macht. Positiv stimmt, dass sich MINT-Studiengänge an deutschen Hochschulen bei ausländischen Studierenden großer Beliebtheit erfreuen: Die Zahl ausländischer MINT-Studienanfängerinnen und -anfänger ist laut MINT Nachwuchsbarometer 2023 um rund zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.

„Deutsche Ingenieurkunst – das ist nach wie vor ein bekanntes Label, von dem auch der Bildungsstandort Deutschland profitiert. Dass so viele Menschen aus der ganzen Welt hierherkommen, um MINT-Fächer zu studieren, sollte uns dazu motivieren, die MINT-Bildung weiter zu stärken: sie bildet das Fundament für den Innovationsstandort Deutschland. Mit MINT-Wissen werden hierzulande Ideen und Technologien entwickelt, mit denen wir den großen Herausforderungen unserer Zeit – Klimawandel, Energieversorgung, Ressourcenknappheit – begegnen können“, so acatech Präsident Jan Wörner.

Lehrkräftemangel: Sinkende Anzahl an MINT-Lehramtsstudierenden ist alarmierend

Lehrkräfte sind entscheidende Einflussgrößen, um die MINT-Bildung in Deutschland zu verbessern. Der bereits bestehende Lehrkräftemangel wird sich jedoch weiter zuspitzen: 2021 begannen bundesweit zwölf Prozent weniger Studierende ein MINT-Lehramtsstudium als im Vorjahr, in der Informatik beträgt der Rückgang sogar 23 Prozent. In den kommenden zehn Jahren werden laut Analysen des MINT Nachwuchsbarometers 40.000 bis 100.000 Lehrkräfte fehlen.

Hinzu kommt, dass auch in der Ausbildung von MINT-Lehrkräften neue Impulse benötigt werden. Darauf verweist Sabine Kunst, Vorstandsvorsitzende der Joachim Herz Stiftung: „Lehrkräfte und Lehramtsstudierende in MINT-Fächern müssen so aus- und fortgebildet werden, dass sie die fachlichen Inhalte auch mit innovativen digitalen Lehr- und Lernkonzepten zeitgemäß und spannend vermitteln können und so ein nachhaltiges Interesse junger Menschen an MINT-Themen entstehen kann. Die aktuellen Entwicklungen rund um den Einsatz Künstlicher Intelligenz erhöhen den Handlungsdruck zusätzlich.“

Weitere Informationen finden Sie hier auf www.acatech.de

Über das MINT Nachwuchsbarometer

Das MINT Nachwuchsbarometer ist ein bundesweiter Trendreport. Der Bericht sammelt und kommentiert die wichtigsten Zahlen, Daten und Fakten zur Nachwuchssituation im MINT-Bereich von der schulischen Bildung bis zur beruflichen Ausbildung und zum Studium. Durch das Monitoring zentraler Indikatoren liefert der Bericht empirisch fundierte Erkenntnisse zu aktuellen Entwicklungen und Handlungsfeldern in der MINT-Bildung sowie Hinweise auf Faktoren und Motive, die die Studien- und Berufswahl junger Erwachsener beeinflussen.Das MINT Nachwuchsbarometer wird von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und der Joachim Herz Stiftung gemeinsam herausgegeben und vom IPN – Leibniz Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik erstellt. Der kompakte Überblick liefert eine fundierte Entscheidungshilfe für die Verantwortlichen in Bildung, Politik und Wirtschaft und trägt so zu einer nachhaltigen Stärkung der MINT-Situation in Deutschland bei.




Die Kindergrundsicherung kommt – aber anders als geplant

Informationen, Eckpunkte und Reaktionen auf den Kompromiss der Regierungskoalition

Bundesfamilienministerin Elisabeth Paus hat mit Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) die Eckpunkte zur Kindergrundsicherung vorgestellt. Das Ziel: ab 2025 alle relevanten Leistungen für Kinder zu einer zentralen Unterstützung zusammenzufassen. Bis zu 5,6 Millionen von Armut bedrohte Familien und ihre Kinder sollen dadurch Leistungen schneller, einfacher und direkter erhalten. Laut Familienministerin Paus werden 1,9 Millionen Kinder mit der Kindergrundsicherung aus dem Bürgergeld geholt.

Kindergrundsicherung: Die Eckpunkte

  • Sämtliche bisherigen Leistungen werden zu einer Leistung zusammengefasst. Es gibt künftig den einkommensunabhängigen Kindergarantiebetrag (ehemals Kindergeld) und den Kinderzusatzbetrag (ehemals Kinderzuschlag). Er wird gestaffelt nach Alter des Kindes und Einkommen der Eltern. Dafür wird der bisherige Kinderzuschlag weiterentwickelt und auch die Kinder, deren Eltern Bürgergeld oder Sozialhilfe beziehen (SGB II und SGB XII-Leistungen), in diese neu ausgestaltete Leistung aufgenommen.
  • Die Kindergrundsicherung soll online und einfach zu beantragen sein. Künftig soll es nur eine Anlaufstelle für alle Kinderleistungen geben, den Familienservice der Bundesagentur für Arbeit. Damit werden alle Kinder unabhängig von dem Erwerbsstatus der Eltern gleichbehandelt. Zudem wird ein sogenannter Kindergrundsicherungs-Check entwickelt. Dabei wird automatisiert geprüft, ob eine Familie Anspruch auf den Kinderzusatzbetrag hat.
  • Für den Start der Kindergrundsicherung 2025 will die Bundesregierung 2,4 Milliarden Euro bereitstellen.
  • Das soziokulturelle Existenzminimum wird neu bemessen. Damit wird der Bedarf für Kinder an die aktuelle Lebenswirklichkeit angepasst. Es wird darüber hinaus sichergestellt, dass sich für kein Kind durch die Zusammenfassung der Leistungen die finanzielle Lage verschlechtert.
  • Alleinerziehende sind überdurchschnittlich oft von Armut betroffen. Daher sollen bei ihnen Unterhaltszahlungen künftig nur zu 45 Prozent als Einkommen in die Berechnung des Zusatzbetrages einfließen. Für Kinder ab Schuleintritt gibt es die Ermäßigung nur, wenn das Einkommen des Unterhaltsempfängers 600 Euro übersteigt. Das soll einen Anreiz zur Erwerbstätigkeit bieten.
  • Geplant ist, dass die Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket sowie das sogenannte Schulstarterpaket einfacher zu beantragen sind. Dazu wird in den nächsten Jahren ein „Kinderchancenportal“ aufgebaut. Es soll der zentrale Ort der Kommunikation und Organisation zu diesem Thema sein.

ver.di hält die Eckpunkte zur Kindergrundsicherung für nicht ausreichend

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) kritisiert die von der Regierung vereinbarten Eckpunkte zur Kindergrundsicherung als eindeutig nicht ausreichend. „Der in der Ampel ausgehandelte Kompromiss bündelt im Wesentlichen bestehende Leistungen. Eine verbesserte Unterstützung für armutsgefährdete Kinder bietet er nicht. Das ist kläglich“, sagte der ver.di-Vorsitzende Frank Werneke. Kinderarmut werde damit nicht wirksam bekämpft. Wenn von ursprünglich geforderten 12 Milliarden Euro mehr pro Jahr nun gerade mal 2,4 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt werden sollen, davon zum Teil für Verwaltungskosten, zeige dies deutlich, dass der Ampel-Kompromiss falsche Schwerpunkte setze. „Für Steuererleichterungen für obere Einkommensschichten und für die Wirtschaft ist Geld da, für Kinder offensichtlich nicht“, sagte Werneke weiter. Die Kindergrundsicherung verdiene ihren Namen nur, wenn sie finanziell substanziell mehr ausmache als nur eine Umwidmung bestehender Programme, so Werneke weiter. „Denn die bestehenden Programme führen dazu, dass jedes fünfte Kind armutsgefährdet ist. Das ist beschämend.“

DGB: Kindergrundsicherung – Finanzierung bleibt fraglich

Der Deutsche Gewerkschaftsbund begrüßt die Eckpunkte für die Kindergrundsicherung als substanzielle Verbesserung. Wenn die bereitgestellten Gelder allerdings nicht reichen, um Kinderarmut wirksam zu bekämpfen, muss nachgebessert und nachgelegt werden. DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel sagte am Montag in Berlin:

„Viele der geplanten Neuregelungen stellen substanzielle Verbesserungen zum Bürgergeld dar. Mit der Kindergrundsicherung wird endlich eine bürgerfreundlichere und leichter zugängliche Leistung geschaffen. Es ist ein echter Meilenstein, wenn künftig dafür gesorgt ist, dass das dringend benötigte Geld auch bei den Familien ankommt: Geringverdienende Eltern werden zukünftig proaktiv darauf hingewiesen, dass ihnen finanzielle Hilfen für ihre Kinder zustehen. Dass die Rentenkasse künftig Angaben zum Lohn automatisch vermittelt, erspart den Familien, ihre Nachweise individuell zuzuliefern. Das und weitere Maßnahmen machen die Antragstellung viel einfacher.

Auch profitieren Alleinerziehende deutlich, die heute Bürgergeld beziehen. Sie haben mehr Geld in der Haushaltskasse, da Unterhaltszahlungen nicht mehr so stark den Leistungsanspruch reduzieren. Auch für erwerbstätige Eltern, die aufstocken, gilt, dass sie von ihrem Lohn mehr behalten können. Erwerbsarbeit wird so stärker wertgeschätzt und eine langjährige Forderung des DGB erfüllt.

Fraglich bleibt, ob die vereinbarten Finanzmittel für wirksame Armutsbekämpfung ausreichen. Als DGB werden wir das Vorhaben eng begleiten und genau prüfen, für wen und was die 2,4 Milliarden Euro gedacht sind und wie die neue Leistungshöhe ausgestaltet wird. Wenn mit dieser Summe Kinderarmut nicht spürbar zurückgedrängt werden kann, muss das Parlament nachbessern.“

DKHW: Kindergrundsicherung bleibt hinter den Erwartungen zurück

Das Deutsche Kinderhilfswerk begrüßt die Einigung der Bundesregierung bei der geplanten Kindergrundsicherung, ist aber gleichzeitig enttäuscht vom erzielten Kompromiss. Wir freuen uns, dass es bei der Kindergrundsicherung jetzt endlich einen Schritt vorwärts geht. Die Leistungsbündelung und verbesserte Zugänge von Kindern sind wichtige Hebel. Die Kindergrundsicherung ist aber nach jetzigem Planungsstand nicht der erhoffte große Wurf, der die Kinderarmut in Deutschland umfassend und nachhaltig beseitigt. Dafür wurden im Laufe der regierungsinternen Beratungen zu viele Abstriche an den ursprünglichen Zielen der Kindergrundsicherung gemacht.

Die Kindergrundsicherung muss sich an den tatsächlichen Bedarfen der Kinder und Jugendlichen orientieren. Dafür braucht es mehr finanzielle Mittel in den Haushalten von Bund, Ländern und Kommunen, und vor allem eine zügige Neubemessung des kindlichen Existenzminimums. Dieses Existenzminimum darf nicht mit willkürlichen Abschlägen künstlich kleingerechnet werden, aber genau damit muss bei den veranschlagten Kosten für die Kindergrundsicherung in Höhe von 2,4 Milliarden Euro gerechnet werden“, betont Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes.

Zusammenfassung der bisherigen Unterstützungsleistungen genügt nicht

„Wir begrüßen den Grundansatz der Kindergrundsicherung, dass nämlich Kinder und Jugendliche nicht weiter als Bittsteller von Sozialleistungen gesehen werden. Denn es ist die Aufgabe des Staates, allen Kindern die für ihr gutes Aufwachsen notwendigen finanziellen Mittel zukommen zu lassen, wenn die Eltern das nicht aus eigener Kraft schaffen. Hier kann die angestrebte Digitalisierung bei der Kindergrundsicherung einen großen Schritt nach vorne bedeuten, der auch Vorbild für andere Bereiche der öffentlichen Verwaltung sein könnte. Allerdings kommen wir mit einer reinen Zusammenfassung der bisherigen Unterstützungsleistungen bei der Bekämpfung der Kinderarmut nicht den entscheidenden Schritt voran. Den Preis für diese Kompromisse zahlen die betroffenen Kinder und Familien. Wir setzen auf die parlamentarischen Beratungen, insbesondere auf die Verbändeanhörung, um doch noch zu einer Kindergrundsicherung zu kommen, die ihren Namen auch wirklich verdient“, so Krüger weiter.

Infrastrukturelle Bedingungen zur Unterstützung von Familien wichtig

Das Deutsche Kinderhilfswerk mahnt die Bundesregierung gleichzeitig an, auch ein starkes Augenmerk auf infrastrukturelle Bedingungen zur Unterstützung von Familien und ihren Kindern zu legen. Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik sind ebenso zu berücksichtigen, wie Familien- und Bildungspolitik, Gesundheits- und Sozialpolitik sowie Stadtentwicklungs- und Wohnungsbaupolitik. So wie die Ursachen und Folgen von Kinderarmut mehrdimensional sind, müssen alle politischen, staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteure armutssensibel bei der umfassenden Bekämpfung von Kinderarmut und sozialer Exklusion sowie beim Aufbrechen von klassistischen Strukturen zusammenarbeiten.

GEW: „Armutsfeste Kindergrundsicherung ist dringend notwendig“

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) macht sich dafür stark, dass die Eckpunkte für eine Kindergrundsicherung deutlich nachgebessert werden. „Eine armutsfeste Kindergrundsicherung sieht anders aus. Zusätzlich 2,4 Milliarden Euro für 2024 sind nicht mehr als ein erster Einstieg in die Kindergrundsicherung“, betonte GEW-Vorsitzende Maike Finnern. „Arme Kinder müssen uns mehr Wert sein! Ihre Chancen auf eine gute Lebens- und Berufsperspektive, müssen dringend substanziell verbessert werden. Für eine bessere Teilhabe an der Gesellschaft und mehr Chancengleichheit brauchen die Kinder die bestmögliche Bildung.“ Finnern wies darauf hin, dass allein die wichtige Zusammenführung des Kindergeldes und -zuschlags, der Leistungen aus dem Bürgergeld sowie der Sozialhilfe für Kinder und des Bildungs- und Teilhabepakets einen Großteil der Gelder auffressen werde.

Die ursprünglich von Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) geforderte Ausgabenhöhe wäre mindestens notwendig, um wirkliche Leistungsverbesserungen für Kinder – vor allem arme Kinder – umzusetzen. „Ein Viertel aller Kinder in Deutschland ist von Armut betroffen. Dies wollen wir nicht hinnehmen und werden im Verbändeverfahren mit Druck deutliche Leistungsverbesserungen und eine erheblich bessere Ausfinanzierung des Gesetzes einfordern“, sagte die GEW-Vorsitzende.

Quellen: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
Pressemitteilungen: Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di)
Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)
Deutsches Kinderhilfswerk e.V.
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)