Bildung von morgen begreifen und meistern

Leipziger Buchmesse mit zahlreichen Angeboten für Lehrer:innen, Erzieher:innen und Pädagog:innen

Bildung zahlt sich aus, mehr als je zuvor – dieses Fazit hat Andreas Schleicher, Direktor der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), gezogen, als er die weltweite Studie „Bildung auf einen Blick 2022“ vorstellte. Das Fazit: Gerade jetzt, in einer Zeit, in der die Gesellschaft mit zahlreichen Krisen konfrontiert ist, sei ein hohes Bildungsniveau notwendig, um diese zu meistern. Mit den Herausforderungen der Bildungswelt beschäftigt sich die Leipziger Buchmesse mit ihrem Schwerpunkt „Fokus Bildung“. Knapp 80 Bildungs-Aussteller:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik, ein umfangreiches Fortbildungsprogramm und Praxisworkshops sowie ein breites Angebot für Schulklassen laden dazu ein, die Bildung von morgen zu begreifen und zu meistern.

Fokus Bildung für Fachkräfte und Schüler:innen aus den Bereichen Pädagogik und Buch

Fokus Bildung richtet sich an Erzieher:innen, Lehrer:innen, Pädagog:innen aber auch Bibliothekar:innen, Buchhändler:innen sowie interessierte Schüler:innen und Eltern. Im zentralen Ausstellungsbereich in Halle 2 präsentieren sich knapp 80 Aussteller:innen. Neben klassischen Angeboten rund ums Schulbuch entdecken Besucher:innen auch digitale Lehr- und Lernmittel, Produkte für den Kita- und Schulbedarf, Spielgeräte und Möbel oder digitale Ideen fürs Homeschooling. So stellen unter anderem große Schulbuchverlage wie Cornelsen, Klett und Westermann, aber auch kleinere Verlage wie der Sprachverlag Assimil, der Kartenhersteller Stiefel Eurocart oder der Sternchenverlag mit kreativen Arbeitsblättern aus. Umfassende Einblicke in die Vielfalt des Lernens liefert der Gemeinschaftsstand Verband Bildungsmedien. Innovative Ausstattungsideen bieten unter anderem Gesosaver mit zahlreichen Produkten für Sport sowie Malen und Zeichnen oder community playthings mit hochwertigen Holzmöbeln und Spielgeräten für Kinder.

Auch politische Institutionen sind vor Ort. So präsentiert sich unter anderem die Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb) mit ihrem breiten Informationsprogramm. Das Sächsische Kultusminsterium sowie die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien stellt aktuelle Programme vor und das Europäische Parlament gibt Einblick in die politische Arbeit. Zum drängenden Tabuthema Analphabetismus berichtet die Koordinierungsstelle Dekade für Alphabetisierung sowie der Alfa-Selbsthilfe Dachverband.

Zwischen Theorie und Praxis: Spannendes Kongressprogramm für Pädagog:innen

Erstmals öffnet in Halle 2 das Trendforum Bildung. An allen Messetagen werden hier ausgewählte Themen der Bildungsbranche – von technischen Innovationen bis hin zu gesellschaftlichen Fragen – diskutiert. So stellt das Unternehmen „ABC Mathe Handels e.U. 4learning2gether“ ein Tool zum digitalen, sozialen Lernen anhand der KOR-Methode vor. Hören und Lesen verbindet die von der Universität Potsdam entwickelte App „Voculus – Lesen mit Hörbuch“ und die Promethean GmbH präsentiert das Activ Panel fürs digitale Klassenzimmer. Mit den Fragen von Diversität und Vielfalt beschäftigt sich unter anderem das Sächsische Staatsministerium für Kultus und diskutiert den Umgang mit gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in der Schule. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft stellt unter dem Titel „Mädchen? Junge? Kind!“ – geschlechtliche Vielfalt in der Kinderliteratur dar.

Praktische Ansätze bietet zudem das benachbarte Forum Unterrichtspraxis des Verbands der Bildungsmedien. Anhand alltäglicher Situationen werden Herausforderungen des Unterrichtsalltags im Detail vorgestellt und Lösungsansätze aufgezeigt. Zu den Themen zählen unter anderem Fakenews, Rassismus im Schulbuch oder Informationsflut. Nur wenige Meter entfernt dient das Congress Center Leipzig (CCL) wieder als Heimat für Veranstaltungen von Bildungsverlagen. Unter anderem präsentiert sich Klett mit einem eigenen Veranstaltungszentrum, um die Pädagog:innen auf die vielfältigen Angebote des Schulbuchverlags hinzuweisen. Zu den Themen gehören unter anderem Bewegtbild im Unterricht oder die Online-Diagnose als effektives Test- und Förderprogramm im Unterricht.


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Das Schatzbuch der Herzensbildung

Viele Jahre lang hat die Pädagogik die emotionale Entwicklung der Kinder dem Zufall überlassen. Das hat traurige Konsequenzen: Immer mehr Kinder und Jugendliche leiden unter psychischen Erkrankungen. Dr. Charmaine Liebertz fordert dazu auf, die Herzensbildung der Kinder zur wichtigsten Aufgabe von pädagogischen Fachkräften und Eltern zu machen. Dazu gibt sie neben gut verständlichen theoretischen Grundlagen über den aktuellen Stand der Hirnforschung auch viele praktische Tipps und stellt Spiele und Übungen zusammen.

Charmaine Liebertz
Grundlagen, Methoden und Spiele zur emotionalen Intelligenz
Kartoniert, 200 Seiten
ISBN: 978-3-96304-611-7
20 €


Erzieher:innen von Kindertagesstätten lädt das Symposium zur frühkindlichen Bildung ein. Es findet am 28. April statt und widmet sich dem Thema „Kinder schützen – Prävention hat viele Gesichter“. Als Expert:innen referieren Prof. Dr. Jörg Maywald (Fachhochschule Potsdam), Prof. Dr. Susanne Viernickel (Universität Leipzig), Prof. Dr. Regina Rehmsberger-Kehm (Hochschule Fulda) und Prof. Dr. Astrid Boll (Europäische Fachhochschule Rhein/Erft). Einen musikalischen Schwerpunkt setzt der Musiklehrer:innen-Tag am 28. April. Gemeinsam mit dem Bundesverband Musikunterricht und MDR Klassik erhalten Musiklehrer:innen exklusive Impulse für den Schulunterricht und können diese in praktischen Einheiten direkt ausprobieren.

Preisverleihungen: Ausgezeichnete Werke im Fokus

Wer einen Überblick über die Neuerscheinungen bekommen will, ist von der Vielfalt schnell überfordert. Abhilfe schaffen hier verschiedene Preisverleihungen, die ein Schlaglicht auf herausragende Bücher werfen. Seit 2012 zeichnet der Lesekompass herausragende Kinder- und Jugendbücher aus, in diesem Jahr setzt das Siegel der Stiftung Lesen und Leipziger Buchmesse erstmals einen thematischen Schwerpunkt. Gesucht werden die 10 besten Kinder- und Jugendbücher im Bereich Comic. Die Auswahl wird durch eine Fach- und Kinderjury getroffen. Die Preisverleihung findet am 27. April in Halle 3 statt.

Spitzenwerke im Bereich Belletristik und Sachbuch für Kinder und Jugendliche ehrt der Deutsche Jugendliteraturpreis. Schon im März werden die Preisträger:innen online bekannt gegeben, ihren großen Publikumsauftritt erhalten sie dann aber in Leipzig und werden den jungen Leser:innen präsentiert. Herausragende französische Werke stehen im Fokus des Prix des Lyceens allemand. Schüler:innen der Oberstufe haben im letzten Jahr drei Romane – Frère! von Jean Tevelis, Le secret de Mona von Patrick Bard oder Willy von Marie Sellier – zu ihren Lieblingswerken gewählt und diese im Unterricht gelesen. Zur Leipziger Buchmesse prämieren sie ihren Favoriten. Zur Preisverleihung wird der französischen Botschafter in Deutschland erwartet. Der Preis mündet aus einer Initiative des Institut français Deutschland und des Ernst Klett Sprachen Verlags mit der Unterstützung der Vereinigung der Französischlehrer:innen e.V. (VdF).

Nachwuchs-Autor:innen werden vielleicht beim 10. CARE-Schreibwettbewerb geboren. Unter dem Motto „WAS HÄLT DICH?“ sind Jugendliche aufgerufen, ihre Texte einzureichen. Die eindrücklichsten Texte werden erstmals auf der Leipziger Buchmesse prämiert.


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Gemeinsinn in der Klasse schaffen

Eine zukunftsfähige Welt braucht Menschen, die in erster Linie über soziale Fähigkeiten verfügen. Und eine Schule, die junge Menschen auf das Leben vorbereiten will, muss die Entwicklung dieser Fähigkeiten unterstützen. Dafür wurde das Programm von „Gemeinsam Leben lernen“ (GLL) geschaffen. Es zielt im Rahmen des Unterrichts darauf ab, allen Schüler:innen grundlegende Kompetenzen zu Lernstrategien zu vermitteln – von der Partnerarbeit über die Gruppenarbeit bis hin zum eigenständigen Lernen. um systematisch das Ausbilden und Bewahren einer guten und tragfähigen Klassengemeinschaft zu erreichen.

G. Hennig, E. Feige, B. Radimersky, M. Anacker
Soziales, Kooperatives und Demokratie lernen systematisch verknüpfen
Klappenbroschur, 272 Seiten, durchgehend vierfarbig
29,95 €
Mehr Infos und Material zum freien Download


Ein Schultag auf der Leipziger Buchmesse: JugendCampus UVERSE und hunderte Lesung

Den Schulunterricht mal auf die Messe verlegen? Die Leipziger Buchmesse bietet den optimalen Rahmen dazu. Bei hunderten Lesungen und Workshops können Schüler:innen nicht nur aktuelle Werke entdecken, sondern auch ihre:n Lieblingsautor:in treffen. Premiere feiert in diesem Jahr der JugendCampus UVERSE – eine Kreativwerkstatt für die junge Generation. Gemeinsam mit Verlagen, Initiativen, Kulturschaffenden und Künstler*innen setzen sich Kinder und Jugendliche mit wichtigen Kernthemen unseres (Zusammen-)Lebens über Kunstformen, wie z. B. Rap, Lyrik, Poetry Slam, Theater, Tanz oder Streetart auseinander. Und auch die nah gelegene Manga-Comic-Con lockt Kids und Jugendliche zu einem echten Literaturerlebnis.

Der Podcast Bücheralarm ist seit 3 Jahren in zahlreichen Kinderzimmern zu hören. Seit November letzten Jahres zieht er nun auch in Klassenzimmern ein. Dank der Initiative können Lehrer:innen die Schule zum Studio umbauen und einen eigenen Podcast produzieren. Know-how und Unterstützung fürs Equipment erhalten Pädagog:innen von den Machern hinter Bücheralarm. Zudem wird der erste Schul-Podcast Preis ausgelobt. Schulklassen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz können ihren Podcast einreichen. Das beste Hörerlebnis wird auf der kommenden Leipziger Buchmesse prämiert.

Zur Vorbereitung auf den Buchmesse-Tag hat die Leipziger Buchmesse in diesem Jahr erstmals umfangreiches Unterrichtsmaterial unter dem Titel „(M)ein Buch entsteht“ entwickelt. In Zusammenarbeit mit dem Jungen Literaturinstitut erfahren Schüler:innen den Werdegang eines Buches. Das Material richtet sich an die Mittelstufe und kann kostenlos im Bereich Fokus Bildung heruntergeladen werden. Und auch organisatorische Hinweise hat die Leipziger Buchmesse für Pädagog:innen zusammengefasst. Unter https://www.leipziger-buchmesse.de/klassenausflug gibt es umfangreiche Tipps, wie der perfekte Tag auf dem Leipziger Messegelände gelingt.

Öffnungszeiten und Preise – Fokus Bildung als Fortbildungsveranstaltung

Die Leipziger Buchmesse öffnet vom 27. April bis 30. April, Tickets gibt es ab 1. Februar unter www.leipziger-buchmesse.de/tickets. Die Teilnahme an allen Veranstaltungen ist mit gültiger Eintrittskarte kostenlos. Darüber hinaus erkennen zahlreiche Bundesländer Fokus Bildung – das pädagogische Programm der LBM – als Fortbildungsveranstaltung an. Weitere Infos dazu unter www.leipziger-buchmesse.de/fokusbildung.

Über die Leipziger Buchmesse

Die Leipziger Buchmesse ist der wichtigste Frühjahrstreff der Buch- und Medienbranche und versteht sich als Messe für Leser:innen, Autor:innen und Verlage. Sie präsentiert die Neuerscheinungen des Frühjahrs, aktuelle Themen und Trends und zeigt neben junger deutschsprachiger Literatur auch Neues aus Mittel- und Osteuropa. Gastland der Leipziger Buchmesse 2023 ist Österreich. Durch die einzigartige Verbindung von Messe und „Leipzig liest“ – dem größten europäischen Lesefest – hat sich die Buchmesse zu einem Publikumsmagneten entwickelt. Zur letzten Veranstaltung kamen 2.500 Aussteller:innen aus 46 Ländern und begeisterten auf dem Messegelände sowie in der gesamten Stadt 286.000 Besucher:innen. Die Leipziger Buchmesse wird durch NEUSTART KULTUR der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert. 

Quelle: Presseinformation Buchmesse Leipzig




Seniorinnen in Kitas einsetzen?

Mitteilung des Verbandes der Kita-Fachkräfte in Baden-Württemberg

Die Misere in der Kitalandschaft ist mittlerweile keine Neuigkeit mehr. Auch das ehemalige Musterland Baden-Württemberg schafft den Spagat zwischen Bildung und Betreuung, Realität und Wunsch schon lange nicht mehr. Was allerdings neu ist, sind die vielen Akteure und Lösungssucher, die sich aktuell mit diesem Thema beschäftigen. Als pädagogische Fachkraft könnte man sich wundern: „Warum erst jetzt? ”. Doch wenn man die aktuelle Entwicklung beobachtet, dann erkennt man, warum. Es hagelt Klagen von Eltern, der Aufschrei der Arbeitgeber ist groß, da ihnen aufgrund von Kitaschließungen das Personal fehlt. Die Medien berichten immer mehr von den Missständen. Doch nicht alle Ideen tragen zu guten Lösungen bei.

Kürzung von Betreuungszeiten und Einrichtung von Notgruppen

Mittlerweile werden immer häufiger Betreuungszeiten gekürzt oder Notgruppen eingerichtet, da pädagogisches Fachpersonal krank und erschöpft wegbricht oder ganze Stellen unbesetzt bleiben. „Die Lösung für dieses bundesweite Problem kann aber nicht sein, auf unqualifiziertes fachfremdes Personal zu setzen und diese dann auch noch auf den sowieso schon knapp bemessenen und nicht mehr zeitgemäßen Personalschlüssel anzurechnen“, führt Anja Braekow vom Verband Kita-Fachkräfte Baden-Württemberg aus. „Es würde allerdings schon eine Entlastung bringen zusätzliches Personal im Hauswirtschaftsbereich und der Verwaltung einzusetzen“, unterstützt Heide Pöschel, ebenfalls Vorstandsmitglied, Braekows Forderung.

Optimale Schulung als Voraussetzung

Mit einer optimalen Schulung könnten Zusatzkräfte eine gewinnbringende Bereicherung sein und in der Verwaltung sowie Hauswirtschaft entlasten. Auch bei alltäglichen Angeboten wie Vorlesen oder Brettspiele spielen können solche Kräfte eine Unterstützung darstellen, aber niemals dürfen sie aus entwicklungspsychologischer und neurobiologischer Sicht als Ersatz von pädagogischen Fachkräften eingesetzt werden.

„Kitas sind für viele Kinder oft die erste Einrichtung, in der sie außerfamiliär betreut werden. Hier wird der Grundstein der institutionellen Bildung gelegt. In Kitas werden individuelle Bildungsentwicklungen und das soziale Miteinander der Kinder begleitet, Eltern werden unterstützt und es wird mit weiteren Kooperationspartnern gearbeitet. Dies kann nur mit einer qualitativhochwertigen Ausbildung geleistet werden“, stellt Braekow die Situation dar. Um den Kindern den bestmöglichen Start zu ermöglichen, reicht es nicht aus, das kleinere Übel zu wählen und Kitas mit einer Experimentierklausel zu Experimentierstätten zu machen. „Es kommt nun darauf an, welche Maßnahmen wie und wann genau umgesetzt werden sollen. Wenn, wie vom Städtetag behauptet, tatsächlich immer das Kindeswohl und frühkindliche Bildung hohe Priorität haben, ist es nun an der Zeit, die Situation zu entlasten, statt zu verschärfen. Dies wiederum würde mehr Personal bedeuten, statt Personal zu ersetzen, durch engagierte Senior*innen. In den letzten Jahren haben wir zu oft erlebt, dass ein einmal gesenkter Standard nicht mehr angehoben wird“, führt Pöschel weiter aus und unterstreicht die Anliegen des Verbands.

Nicht qualifiziertes Fachpersonal durch unqualifiziertes Personal ersetzen!

„Qualifiziertes Fachpersonal durch unqualifiziertes Personal zu ersetzen, heißt nicht nur noch mehr Abstriche in der Bildung zu machen, sondern auch, sich auf rechtlich dünnes Eis zu begeben. Wer trägt die Konsequenzen, wenn ein Unfall passiert? Sind pädagogische Fachkräfte gewillt, unter diesen Umständen zu arbeiten oder wird die Fluktuation dadurch noch verstärkt? Wie soll in einer solchen Situation Bildungsgerechtigkeit realisiert werden? Kann Kinderschutz so überhaupt noch funktionieren? All dies sind Fragen und Ängste unserer Mitglieder“, schildert Braekow die Situation.

„Wie sich alles entwickelt, ist nun noch unklarer als bisher. Das laugt aus und erschöpft. Viele pädagogische Fachkräfte können bereits nicht mehr, also muss alles unternommen werden, um ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern, denn ohne gute Kitas fehlt den Kindern der Grundstein einer guten Bildungsbiografie und spätestens in der Schule und dem Berufsleben brauchen wir leistungsstarke, resiliente und lernbereite Charaktere für die Zukunft unseres Landes“, plädiert Anja Braekow vom Verband Kita-Fachkräfte Baden-Württemberg.

Anja Braekow/Verband Kitafachkräfte Baden-Württemberg




GEW: „Gewerkschaften erklären Scheitern der Verhandlungen“

Bildungsgewerkschaft zur Tarifrunde für die im öffentlichen Dienst bei Bund und Kommunen Beschäftigten

Die Gewerkschaften haben die Tarifverhandlungen für die im öffentlichen Dienst bei Bund und Kommunen Beschäftigten nach der dritten Runde einstimmig für gescheitert erklärt. „Obwohl es in den Verhandlungen Bewegung gegeben hat, gab es nicht-überbrückbare Gegensätze. Das wichtigste Ziel der Gewerkschaften, ein hoher Mindestbetrag für die Beschäftigten, der dafür sorgt, dass die Gehälter mit der Inflation Schritt halten, war nicht zu erreichen. Dafür lagen die Positionen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern zu weit auseinander. Die Arbeitgeber waren für eine sozial gerechte Lösung nicht bereit“, sagte Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), in Potsdam.

Die Gewerkschaften fordern 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro monatlich mehr Gehalt. In der zweiten Verhandlungsrunde hatten die Arbeitgeber ein völlig inakzeptables Angebot vorgelegt, das weitere deutliche Reallohnverluste der Beschäftigten zur Folge gehabt hätte. Ein weiteres Angebot legten sie in der dritten Verhandlungsrunde nicht vor.

Die Gewerkschaften verhandeln für rund 2,5 Millionen Beschäftigte. Im Organisationsbereich der GEW wird für Beschäftigte im Sozial- und Erziehungsbereich verhandelt, beispielsweise für Erzieherinnen und Erzieher sowie Sozialarbeiterinnen und -arbeiter. Das Ergebnis der Tarifrunde gilt aber auch für Beschäftige an bundesunmittelbaren Forschungseinrichtungen und Bundeswehrfachschulen sowie für die kommunalen Lehrkräfte in Bayern.

Ver.di hat die Verhandlungsführerschaft für die Gewerkschaften des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).

Quelle: GEW




Spielen auf der Straße schafft Freiräume für Kinder

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Temporäre Spielstraßen in Berlin

„Auf der Straße spielen“ – was jahrhundertelang selbstverständlich war, ruft heutzutage höchstens bei älteren Menschen noch Kindheitserinnerungen hervor. Die Straße als Aufenthalts- und Begegnungsort ist uns in den letzten Jahrzehnten verloren gegangen. Straßen sind stattdessen zu lebensgefährlichen Schluchten verkommen, die wir nur an den vorgesehenen Stellen auf direktem Weg überquert dürfen, und das auch noch so schnell wie möglich. Ein Kind, das unbedacht seinen Fuß auf die Straße setzt, wird von den zu Tode erschrockenen Eltern angeschrien. Gab es in Deutschland 1970 pro Kind „nur“ einen PKW, sind es heutzutage etwa vier.

Auch das echte Spielstraßenschild ist heute kaum noch bekannt, wurde es doch seit Anfang der 1980er Jahre vom Verkehrsberuhigten Bereich verdrängt, der das friedliche Miteinander von spielenden Kindern und fahrenden Autos möglich machen sollte.

Durch den allgegenwärtigen hohen Verkehrsdruck funktioniert dies jedoch allenfalls in Wohngebieten am Ortsrand, wo man sich untereinander kennt. In den meisten Verkehrsberuhigten Bereichen herrscht das Recht des Stärkeren – dort zu spielen wäre lebensgefährlich. Es ist der blanke Hohn, Verkehrsberuhigte Bereich umgangssprachlich als „Spielstraße“ zu bezeichnen.

Temporäre Spielstraßen – warum, wo und wie

Da es für das Spielen auf der Straße viele gute Gründe gibt, ist es wichtig die Straße zurück zu erobern:

  • Kinder haben ein Recht auf Spiel, immer und überall.
  • Kinder müssen jenseits institutioneller Betreuung und zugeteilter Orte (Spielplätze) im öffentlichen Raum wieder sichtbar und akzeptiert werden.
  • Die Straße ist ein offener Möglichkeitsraum. Ohne vorgegebene Spielgeräte werden Kreativität und Eigeninitiative gefördert.
  • Straßen bieten viel Platz für Bewegung und glatten Asphalt für Fahrgeräte aller Art.
  • Spielen vor der eigenen Haustür fördert die Selbständigkeit, Kinder müssen nicht von Erwachsenen irgendwohin begleitet werden.
  • Die Straße ist ein neutraler Begegnungsort ohne Konsumzwang. Diesen quer durch alle Alters- und Bevölkerungsschichten gemeinsam zu nutzen fördert die gute Nachbarschaft.
  • Die Möglichkeit, unabhängig vor der eigenen Haustür zu spielen, ist der erste Schritt hin zu selbständiger Mobilität: Freunde besuchen, in den Park gehen, zu Fuß zur Schule gehen.
  • Straßen nehmen in der Stadt die größte Fläche des öffentlichen Raums ein, und diesen gilt es gerecht zu verteilen.
  • Spielstraßen sind ein fröhlicher Beitrag zur Mobilitätswende – sie machen den Ort vor der eigenen Haustür zum Verweilen schön.

Bei einer temporären Spielstraße wird die Straße regelmäßig, aber nur für ein paar Stunden pro Woche für den Autoverkehr gesperrt und zum Spielen freigegeben.

Das mag auf den ersten Blick wenig erscheinen, hat aber viele Vorteile:

  • Da kein Umbau nötig ist und wenige Schilder genügen, entstehen kaum Kosten.
  • Die Spielstraße ist flexibel, kann jahreszeitlich differenziert werden. Bei Bedarf kann sie auch wieder rückgängig gemacht werden, somit spricht nichts dagegen, die Spielstraße einfach mal auszuprobieren.
  • Parkplätze fallen nur für wenige Stunden weg, das Aufregungspotential hält sich in Grenzen.
  • Es entsteht kein nächtlicher Vergnügungslärm, was sonst bei Maßnahmen, die attraktive Stadträume schaffen, oft die Gefahr ist.
  • Und das Wichtigste: Durch die zeitliche Fokussierung auf festgelegte Stunden entsteht ein echter Treffpunkt!

Temporäre Spielstraßen gibt es – vor allem in angelsächsischen Ländern – schon lange, in New York seit über 100 Jahren. In Bremen entstand 2011 die geniale Idee, das echte Spielstraßenschild mit einer zeitlichen Beschränkung zu kombinieren. Denn nur mit dem echten Spielstraßenschild ist es möglich, die Straße auch physisch abzusperren, und nur mit einer physischen Absperrung ist das sichere Spielen auf der Straße gewährleistet.

Seit August 2019 gibt es diese Schilderkombination auch in Berlin, zum ersten Mal wurde sie in der Kreuzberger Böckhstraße aufgestellt. Dort findet seitdem von April bis September jeden Mittwoch von 14 bis 18 Uhr eine überaus lebhafte und fröhliche Straßenbespielung statt.

Organisation

Die Initiative für eine temporäre Spielstraße kommt in Berlin bisher „von unten“, aus der Zivilgesellschaft, oft von ehrenamtlich engagierten Anwohnenden. Doch auch die institutionalisierte Organisation „von oben“ ist möglich und wird beispielsweise in Stuttgart und Trier praktiziert. Besonders sinnvoll ist das in sozial benachteiligten Stadtteilen. Im Idealfall ist eine temporäre Spielstraße ein Gemeinschaftsprojekt von Institutionen und Anwohnenden.

In Berlin schließt die Verwaltung mit der Spielstraßen-Initiative eine Kooperationsvereinbarung, die die Initiative dazu verpflichtet, zu gegebenen Zeiten die Absperrungen auf- und abzubauen und während des Spielstraßenbetriebs mit zwei Personen („Lots:innen“) pro Absperrung vor Ort zu sein: als Ansprechpersonen und um eventuell notwendige Durchfahrten von Einsatzfahrzeugen und Menschen mit eingeschränkter Mobilität im Schritttempo zu begleiten.

Wichtig zu wissen: Eine temporären Spielstraße ist keine Veranstaltung im Sinne eines Straßenfestes, die Straße ist weiterhin öffentlicher Raum, jede:r haftet für sich selbst und Eltern für ihre Kinder, wie zum Beispiel auch im Park oder auf dem Spielplatz.

Straßeneigenschaften

Bei der Wahl der Straße ist einiges zu beachten. Geeignet sind nur Nebenstraßen ohne öffentlichen Nahverkehr (Bus und Tram), und der Abschnitt muss so gewählt sein, dass während der Sperrung die anliegenden Straßen weiter funktionieren.

spielstrasse

Die Straße sollte keine Parkplatzanlagen, Gewerbehöfe, Tiefgaragen und ähnliches als Anlieger haben und darf nicht Teil einer wichtigen Fahrradroute sein. Zu einem großen Teil sollte die Straßendecke nicht aus Kopfsteinpflaster bestehen, da dieses für alle rollenden Fahrspiele ungeeignet ist. Außerdem muss die Straße so orientiert oder mit Bäumen ausgestattet sein, dass in den heißen Sommermonaten genügend Schatten vorhanden ist.

Parkende Pkw

Das Spielstraßenschild (Z250 „Verbot für Fahrzeuge aller Art“) beinhaltet ein absolutes Park- und Halteverbot, dennoch ist es zur besseren Verständlichkeit sinnvoll, zusätzlich Halteverbotsschilder aufzustellen. Dringend zu empfehlen ist es, rechtzeitig vor dem Termin die Halter:innen parkender Pkw durch Flyer zu informieren. Am Tag der Spielstraße unberechtigt parkende Pkw abschleppen zu lassen ist aufwändig, stört den Spielstraßenbetrieb und provoziert, daher ist davon abzuraten. Grundsätzlich hilft eine gute Kommunikation im Vorfeld eine breite Akzeptanz und freiwilliges Umparken zu erreichen.

Spielmobile und temporäre Spielstraßen

Bei einer temporären Spielstraße steht die Straße der Nachbarschaft als offener Möglichkeitsraum zur Verfügung, den es eigenständig zu erobern gilt: Tische & Stühle rausstellen und Fahrzeuge & Spielgeräte selber mitbringen, so die Idee. Das funktioniert nicht unbedingt automatisch, denn die Straße bespielen will erst wieder gelernt sein. Die Initiative sollte daher eine Grundausstattung an Material zur Verfügung stellen. Bereits wenige Utensilien reichen, um eine einladende Atmosphäre zu schaffen: Verkehrshütchen, Straßenmalkreide, Wimpelkette und Sitzgelegenheiten.

Ein besonderer Höhepunkt ist es, wenn ein Spielmobil auf die Spielstraße kommt und den gesamten Schatz an Fahr-Kuller-Roller-Hüpf-Balancier-Spaßspielzeugen ausbreitet! Spielstraßen und Spielmobile passen perfekt zusammen. Nicht nur wegen des glatten Asphalts und dem vielen Platz, sondern vor allem auch, weil Spiele auf der Straße niederschwellig alle Bevölkerungsschichten erreichen und zudem das Recht auf Spiel eindrücklich sichtbar machen.

Cornelia Dittrich


Bündnis Temporäre Spielstraßen

Das Bündnis Temporäre Spielstraßen unterstützt lokale Initiativen bei der Umsetzung im eigenen Kiez und möchte gleichzeitig zur deutschland­weiten Vernetzung beitragen. Es ist ein Zusammenschluss mehrerer Verbände, u. a. des DaKS (Dachverband Berliner Kinder- und Schülerläden), des Deutschen Kinderhilfswerks und des BUND Berlin (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland). Inspiriert von London und Bremen wurde das Bündnis im März 2019 mit dem Ziel gegründet, temporäre Spielstraßen als gängiges Instrument in Berlin zu etablieren. Dieses Ziel ist noch nicht erreicht, doch es hat sich schon viel getan: 2022 gab es berlinweit 235 Spielstraßenaktionen in insgesamt 54 verschiedenen Straßen und allen 12 Bezirken. 2021 gab 230 Spielstraßenaktionen.

Für alle Fragen zum Thema steht das Bündnis jederzeit gerne und kostenfrei zur Verfügung:
www.spielstraßen.de / info@spielstrassen.de / 0172-7483990 (Cornelia Dittrich)


Auch das DKHW berät, wenn es darum geht eine Spielstraße einzurichten.
Deutsches Kinderhilfswerk e. V., Leipziger Straße 116–118, 10117 Berlin.
https://www.dkhw.de/schwerpunkte/spiel-und-bewegung/politische-arbeit/temporaere-spielstrassen/




Arbeitslosigkeit der Eltern beeinträchtigt den Bildungserfolg der Kinder

Ganztagsschulausbau könnte ein wichtiger Schritt sein, kann den negativen Effekten in der Familie entgegenwirken

Sind die Eltern in der Grundschulzeit ihres Kindes arbeitslos, leidet dessen Bildungserfolg nachhaltig: Ihr Kind erreicht dann viele Jahre später niedrigere Bildungsabschlüsse. Das ist das Ergebnis einer Studie der Abteilung Bildung und Familie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), für die Celina Tippmann und Felix Weinhardt Daten den Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) ausgewertet haben. Das Besondere an der Untersuchung: Anders als bisherige Studien legt sie den Schwerpunkt auf die Arbeitslosigkeit der Eltern im Grundschulalter der Kinder, also im Alter von sechs bis neun Jahren. Trotz der langen Zeit zwischen der Arbeitslosigkeit der Eltern und den gemessenen Effekten erlaubt es das Studiendesign, die Ergebnisse kausal zu interpretieren – die Arbeitslosigkeit der Eltern ist also tatsächlich die Ursache für die schlechteren Bildungsergebnisse ihrer Kinder.

Bei einer Arbeitslosigkeit der Mutter sind die Effekte schwächer

„Die Studie zeigt ein weiteres Mal, wie stark der Bildungserfolg in Deutschland vom Elternhaus abhängt“, sagt Tippmann, Co-Autorin der Studie. Die Effekte treten demnach insbesondere dann auf, wenn der Vater arbeitslos war: Betroffene Kinder erreichen mit einer um gut 30 Prozentpunkte geringeren Wahrscheinlichkeit das Abitur oder Fachabitur. Ein Studium schließen Kinder mit einem in ihrer Grundschulzeit arbeitslosen Vater mit einer um fast neun Prozentpunkte geringeren Wahrscheinlichkeit ab.

Bei einer Arbeitslosigkeit der Mutter sind die Effekte schwächer oder gar nicht vorhanden. „Das bedeutet aber nicht, dass der Arbeitslosigkeit von Müttern eine geringere Bedeutung beigemessen werden sollte als der von Vätern“, erklärt Tippmann. Die Kinder in der untersuchten Stichprobe wurden zwischen 1979 und 2001 geboren – seitdem ist zum Beispiel die Erwerbstätigkeit von Müttern deutlich gestiegen. Entsprechend dürfte bei späteren Geburtsjahrgängen die Arbeitslosigkeit von Müttern eine größere Rolle spielen.

Ganztagsausbau kann ein wichtiger Schritt zu mehr Chancengleichheit sein

Arbeitslosigkeit verursacht also noch Jahre später hohe soziale Kosten – und zwar generationenübergreifend. Deshalb gilt es Tippmann und Weinhardt zufolge, Arbeitslosigkeit so weit wie möglich zu verhindern und besonders Kinder vor den Folgen zu schützen. Dafür müsse das Bildungssystem so gestaltet werden, dass der Bildungserfolg der Kinder weniger stark von den Eltern abhängt. „Ganztagsschulen und der beschlossene Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz im Grundschulalter ab 2026 sind ein wichtiger Schritt “, sagt Weinhardt, Co-Autor der Studie. „Nun kommt es darauf an, den Rechtsanspruch auch tatsächlich zu erfüllen und eine hohe Qualität der Betreuung sicherzustellen.“ Nur dann könne dieser dazu beitragen, Bildungsungleichheit zu reduzieren, so Weinhardt. „Nicht nur mit Blick auf die Chancengleichheit ist das dringend geboten, sondern aus gesamtwirtschaftlicher Sicht auch vor dem Hintergrund des schon heute bestehenden Fachkräftemangels, der sich noch deutlich verschärfen dürfte.“

Sebastian Kollmann (DIW)




Schulhoföffnungen erweitern die Spiel-, Lern- und Bewegungsräume für Kinder

Raum für Spiel, Begegnung, Bewegung und Erholung

Schulhöfe und Schulsportplätze bieten Kindern und Jugendlichen Raum für Spiel, Begegnung, Bewegung und Erholung. In einigen Städten gibt bereits Schulen, die ihre Schulhöfe und Schulsportanlagen außerhalb der Schulzeit für die Öffentlichkeit zur freien Verfügung stellen.

München: Projekt „Vom Schulhof zum Spielhof“

Seit 1993 gibt es in München das Projekt „Vom Schulhof zum Spielhof“ der Arbeitsgemeinschaft Spiellandschaft Stadt in Kooperation mit dem Referat für Bildung und Sport und dem Sozialreferat / Stadtjugendamt. Ziel ist es, Schulhöfe und Schulsportanlagen für Kinder und Jugendliche als Spiel-, Lern- und Bewegungsräume außerhalb der Schulzeit zugänglich zu machen.

Im Januar 2022 verabschiedete die Vollversammlung des Stadtrats einen neuen Beschluss zur Schulhoföffnung mit dem Ziel, Jahr für Jahr weitere Schulhöfe in den Stadtteilen zu öffnen.

Es sollen außerdem Schulhofflächen entsiegelt und naturnahe Schulhöfe mit mehr Grünflächen geschaffen werden. Dieses Vorhaben soll insbesondere im Innenstadtbereich vorangetrieben werden. Die Schulhoföffnung schafft damit nicht nur Raum für mehr Spielfreude. Sie leistet gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas.

Um die Schulhoföffnung bekannt zu machen und Stadtteilbewohnerinnen einzuladen die Flächen zu nutzen, um sich zu treffen, um gemeinsam mit anderen in einem sicheren Ort zu spielen ist es wichtig, die Flächen durch Angebote zu beleben und im Stadtteil bekannt zu machen. Dies setzen die Partner aus dem Arbeitskreis mit vielfältigen Projekten um. Von den Anregungen profitieren nicht nur Kinder und Familien, sondern auch die Fachkräfte aus Schule, Hort, Tagesheim und Ganztag.

Schulen, die ihre Schulhöfe öffnen wollen können sich bei organisatorischen Fragen beraten lassen und zu mobilen pädagogischen Angeboten. Weitere Informationen finden Sie hier:

Vom Schulhof zum Spielhof – München: https://stadt.muenchen.de/infos/schulhofoeffnung.html

Lahr: Schulhöfe als Teil des öffentlichen Raums

Auch in Lahr sollen die städtischen Schulhöfe künftig als öffentliche Plätze allen Bürger:innen – insbesondere Familien, Kinder und Jugendlichen – als Aufenthaltsflächen zur Verfügung stehen, wann immer dies möglich ist. Viele Lahrer Schulen in städtischer Trägerschaft haben die Öffnung ihrer Schulhöfe für die Bürgerinnen und Bürger bereits vollzogen. Eine einheitliche Satzung soll nun die Nutzungszeiten, das Hausrecht der Schule und die erlaubten Nutzungsarten für alle gleichermaßen regeln. Berücksichtigt werden darin die schutzwürdigen Belange der Schule, der Anwohnenden und der Stadt. Es wird insbesondere klargestellt, dass die Schulhöfe primär dem Schulbetrieb dienen. Schulische Nutzungen sollen daher stets Vorrang haben. Außerhalb des Schulbetriebs jedoch sollen die Schulhöfe auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen – an Schultagen jeweils von 16 bis 22 Uhr, an Wochenenden und in Ferienzeiten täglich von 8 bis 22 Uhr. Weitere informationen finden sie hier:

https://www.lahr.de/schulhoefe-als-teil-des-oeffentlichen-raums.167274.htm




Der Personalmangel gefährdet die frühkindliche Bildung

dlk-studie

DKLK-Studie 2023: Umfrage unter 5.387 Kitaleitungen

„Hochgerechnet etwa 10.000 Kitas haben im letzten Jahr in Deutschland in mehr als der Hälfte der Zeit in aufsichtspflichtrelevanter Personalunterdeckung gearbeitet. Das sind zweieinhalbmal so viele wie noch 2021 und 1.000 mehr als 2022. Anders ausgedrückt: Diese Kitas konnten den Betrieb im Durchschnitt an mehr als jedem zweiten Tag nur unter Gefährdung der Sicherheit der zu betreuenden Kinder aufrechterhalten. Mehr als 7 von 10 Kitaleitungen sagen: Der Personalmangel hat negative Auswirkungen auf den im Sozialgesetzbuch VIII § 22 festgeschriebenen Kernauftrag von Kita, die ‚Förderung der Entwicklung des Kindes zu einer selbstbestimmten, eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit durch die pädagogische Arbeit in Kitas‘. Das sind erschreckende Ergebnisse, die deutlich machen, dass die Politik ihrer gesetzlichen Verantwortung nicht gerecht wird. Sie sind ein eindringlicher Hilferuf und die Verpflichtung zum Handeln“, kommentiert Tomi Neckov, stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), anlässlich der Veröffentlichung der DKLK-Studie 2023 mit dem Schwerpunkt „Personalmangel in Kitas“ im Rahmen des Deutschen Kitaleitungskongresses in Düsseldorf.

Personalmangel hat sich verschärft

Fast 95 Prozent der Kitaleitungen geben laut DKLK-Studie 2023 an, dass sich der Personalmangel in den vergangenen 12 Monaten verschärft hat, es schwieriger geworden ist, passendes Personal zu gewinnen, oder Personal eingestellt wurde, welches vor Jahren wegen mangelnder Passgenauigkeit nicht eingestellt worden wäre.

Frage-18_DKLK-Studie

Die Auswirkungen des Personalmangels sind in vielfacher Hinsicht dramatisch:

  • Fast 9 von 10 Kitaleitungen geben negative Auswirkungen des Personalmangels auf die pädagogische Qualität an.
  • Fast 9 von 10 Kitaleitungen sagen, dass pädagogische Angebote in den letzten 12 Monaten entfallen mussten.
  • Fast alle Kitaleitungen sagen, dass die hohe Arbeitsbelastung der pädagogischen Fachkräfte zu höheren Fehlzeiten und Krankschreibungen führt.
  • Mehr als 8 von 10 Kitaleitungen geben an, dass Mitarbeitende unzufrieden mit der pädagogischen Arbeit sind und sich der Personalmangel negativ auf die Freude an der Arbeit auswirkt.
  • Ein Viertel der Kitaleitungen gibt Kündigungen von Mitarbeitenden als Konsequenz des Personalmangels in den letzten zwölf Monaten an.
  • Bei 64 % (U3-Bereich) und 78 % (Ü3-Bereich) der Kitaleitungen ist die angegebene tatsächliche Fachkraft-Kind-Relation schlechter als wissenschaftlich empfohlen (U3-Bereich: 1:3, Ü3-Bereich: 1:7,5), jeweils eine nochmalige Verschlechterung gegenüber 2022.
Frage-22_DKLK-Studie

„Das frühkindliche Bildungssystem weiter auf dem Rücken der Kinder und der Beschäftigten auszuhöhlen, wäre katastrophal. Die DKLK-Studie liefert bedrückende Ergebnisse in Bezug auf die Gesundheit und Zufriedenheit der Erzieherinnen und Erzieher. Die wahrgenommene Wertschätzung durch die Politik hat nochmals abgenommen. Das offenbart die Negativspirale, in der wir uns befinden. Wir können uns glücklich schätzen, dass 8 von 10 Kitaleitungen ihre Leitungstätigkeit laut Studie – trotzdem – gerne ausüben. Es ist, – vor dem Hintergrund der massiven Herausforderungen nochmals mehr, – wichtig und erfreulich, dass Kitaleitungen von allen anderen Akteurinnen und Akteuren außerhalb der Politik eine sehr hohe Wertschätzung erfahren. Von Kindern, Mitarbeitenden, Trägern, Fachberatung und Eltern. Das stärkt das System von innen. Das dürfen wir aber nicht weiter aufs Spiel setzen. Die frühkindliche Bildung braucht massive Investitionen – jetzt und dauerhaft“, so der stellvertretende Bundesvorsitzende.

Mögliche nützliche noch nicht ergriffene Maßnahmen

„Die größten Potenziale der aus Sicht der Kitaleitungen als nützlich bewerteten, aber noch nicht ergriffenen Maßnahmen zum Umgang mit Personalmangel, zeigen sich bei dem Einsatz von bereits im Ruhestand befindlichen Personals und der Aufstockung von Teilzeitkräften. Aber hier haben wir das Ende der Fahnenstange vielerorts schon erreicht! Nicht alles, was theoretisch machbar ist, sollte auch praktisch umgesetzt werden – zumal es viele pädagogische Fachkräfte gibt, die aufgrund der enormen Belastung und der Vereinbarkeit von Beruf und Familien freiwillig in Teilzeit arbeiten, weil sie sonst an oder über ihre psychischen und physischen Grenzen kämen“, so Neckov. Weiterhin gibt es Potenzial für die Gewinnung von Betreuungszeit aller Kinder, wenn die individuelle Betreuungszeit eingeschränkt wird. „Dies ist jedoch kontraproduktiv für das große Ziel, in einer inklusiven und integrativen Gesellschaft zu leben“, so Neckov.

Maßnahmen in der eigenen Einrichtung zur Personalgewinnung

Danach gefragt, welche Maßnahmen in der eigenen Einrichtung zur Personalgewinnung und -sicherung ergriffen werden, benennen die meisten Kitaleitungen (53 Prozent) das Angebot praxisintegrierter Ausbildung. „Fast 9 von 10 Kitaleitungen bewerten diese Maßnahme als nützlich, etwa, weil sie sich hiervon eine längerfristige Bindung der Auszubildenen versprechen. Das ist ein Erfolg“, so Neckov. Die größten Potenziale der als nützlich bewerteten, aber noch nicht ergriffenen Maßnahmen zur Personalsicherung und -gewinnung werden laut Kitaleitungen in einer besseren Bezahlung der Mitarbeitenden, der Schaffung neuer Stellen und der Entwicklung und Förderung der individuellen beruflichen Perspektive gesehen.

Qualität des frühkindlichen Bereichs hat unmittelbaren Einfluss auf die weitere Bildungsbiografie von Kindern

Florence Fischer, CSO und Mitglied der Geschäftsleitung FLEET Education Events GmbH, die die DKLK-Studie in Kooperation mit dem VBE durchführen, ergänzt mit Blick auf die Ergebnisse der Studie: „Ich glaube wir sind uns alle einig, dass niemand mehr bestreiten kann, dass die Qualität des frühkindlichen Bereichs unmittelbaren Einfluss auf die weitere Bildungsbiografie von Kindern hat. Umso wichtiger ist es doch, dass dem Personal in den Kitas und hier auch insbesondere den Kitaleitungen genügend Zeitressourcen eingeräumt werden, um sich umfassend fortbilden zu können. Wie sonst sollen sie ihrem Bildungsauftrag gerecht werden können? Es ist vor diesem Hintergrund mehr als bedenklich, dass jede vierte Kitaleitung von denjenigen, die keine vertragliche Leitungszeit zugesichert bekommen haben, keinen Tag in Fortbildung investieren konnte. Ich sage bewusst konnte, weil ganz klar ist, dass bereits der reguläre Leitungsalltag, insbesondere wenn man vertraglich keine Leitungszeit eingeräumt bekommt, nur zu bewältigen ist, wenn man sich selbst ausbeutet und ständig über die reguläre Wochenarbeitszeit hinausgeht, um die Kita am Laufen zu halten. Da ist dann keine Luft mehr für die Teilnahme an Fortbildung. Hier klafft erneut der gesellschaftliche Anspruch an die Bildungseinrichtung Kita und das dort beschäftigte Personal und das, was in der Realität trotz allem Engagement geleistet werden kann, weit auseinander. Und diese Schere wird sich weiter öffnen, wenn die Politik es nicht endlich schafft, den Kitas die Rahmenbedingungen zu geben und dazu gehört auch genügend Zeit für Fortbildung, die sie zur Erfüllung ihres Bildungsauftrags benötigen.

Neckov abschließend: „In den kommenden Jahren wird ein großer Teil der Leitungspositionen in Deutschland neu zu besetzen sein, der Ganztagsanspruch verstärkt den Personalbedarf zusätzlich, von der Wirkung aktueller Missstände auf den dringend benötigten Nachwuchs ganz zu schweigen. Es besteht akuter Handlungsbedarf.“

Der VBE fordert:

  •     Das KiTa-Qualitätsgesetz muss mit angemessenen finanziellen Ressourcen unterlegt sein. Aufgrund der massiven Finanzierungslücke im frühkindlichen Bereich ist es notwendig, dass der Bund in deutlich größerem Umfang und dauerhaft in das Kita-System finanziert und dies als nationale Aufgabe versteht.
  •     Eine verlässliche, aufeinander abgestimmte Finanzierungsgemeinschaft aus Bund, Ländern, Kommunen und Trägern, in deren Zentrum flächendeckende Investitionen im Rahmen einer bundesweit abgestimmten Fachkräfteoffensive stehen, ergänzt um regional angepasste Maßnahmen. Diese müssen die Ausweitung der Ausbildungskapazitäten an Fach- und Hochschulen, das Angebot adäquater Entwicklungsperspektiven für ausgebildete Fachkräfte und die leichtere Anerkennung ausländischer Abschlüsse einbeziehen. Die Ausbildung im frühpädagogischen Bereich darf dabei qualitativ nicht ausgedünnt werden, Abbruchquoten müssen minimiert werden.
  •     Unmittelbare Maßnahmen zur Beseitigung aufsichtspflichtrelevanter Personalunterdeckungen.
  •     Nachhaltige Investitionen in eine wahrnehmbare Verbesserung der Arbeitsbedingungen auf mehreren Ebenen, vor allem bei Personalausstattung, Bezahlung, einer grundsätzlich und angemessen vergüteten Ausbildung, Fort- und Weiterbildungen sowie räumlicher und sächlicher Ausstattung, um die Attraktivität des Berufsbildes dauerhaft zu stärken.
  •     Eine Anpassung der vertraglich fixierten Leitungszeit an den tatsächlichen Bedarf.
  •     Den unterstützenden Auf- und Ausbau multiprofessioneller Teams (Therapeutinnen und Therapeuten, Psycholo­ginnen und Psychologen, medizinisches Fachpersonal, Sozialpä­dagoginnen und Sozialpädagogen, Fachkräfte im Bereich der Sprachförderung), um In­klusion, Integration, Partizipation und insgesamt immer höhere Anforderungen an das System Kita bewältigen zu können. Zur Entlastung bei nicht-pädagogischen Ausgaben sind zudem Verwaltungs- und Hauswirtschaftskräfte einzubeziehen.
  •     Eine Entlastung von Kitaleitungen bei Verwaltungsaufgaben.
  •     Systematischer Aufbau und Zugang zu Angeboten der Gesundheitsprävention und -förderung.

Quelle: Pressemitteilung VBE


Kontext: Die DKLK-Studie 2023 ist eine Umfrage von FLEET Education Events in Kooperation mit dem VBE Bundesverband sowie den vier VBE Landesverbänden, dem Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV), dem VBE Baden-Württemberg, dem VBE Nordrhein-Westfalen und dem VBE Hessen unter wissenschaftlicher Leitung von Dr. Andy Schieler von der Hochschule Koblenz. An der Umfrage haben 5.387Kitaleitungen teilgenommen, so viele wie nie zuvor. Der Deutsche Kitaleitungskongress ist eine gemeinsame Veranstaltung von FLEET Education Events, dem VBE Bundesverband und den vier VBE Landesverbänden – Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV), VBE Baden-Württemberg, VBE Nordrhein-Westfalen und VBE Hessen.


Umfrage zum Lehrkräftemangel




Rheinland-Pfalz bekommt 15 grüne Schulhöfe

schulgarten

Wettbewerb für naturnahe, klimaangepasste und partizipativ gestaltete Schulhöfe startet.

Gesucht werden 15 Schulen, die Mut und Ideen haben, ihre Schulhöfe umzugestalten. Der Wettbewerb ist Teil der „Aktion Grün“ und wird mit bis zu 15.000 Euro je Schule gefördert. Ab sofort können sich rheinland-pfälzische Schulen für das Projekt „15 grüne Schulhöfe für Rheinland-Pfalz“ bewerben. Der Wettbewerb wird gemeinsam vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz (MKUEM) und der Deutschen Umwelthilfe (DUH) ausgerichtet. Ziel ist es, partizipativ mit Schülerinnen, Schülern und der gesamten Schulgemeinschaft den Schulhof in einen lebenswerten und klimaangepassten Lern- und Erholungsort zu verwandeln. Gesucht werden Schulen vom Westerwald bis zur Pfalz, die den Mut und Ideen haben, ihren Schulhof umzugestalten.

„Bildung für Nachhaltige Entwicklung an Schulen braucht ein grünes Lernumfeld für Schülerinnen und Schüler und keine Asphaltwüsten.

Grüne Schulhöfe zeigen, wie aktiver Klima- und Biodiversitätsschutz funktionieren kann. Die Klimakrise verstärkt sich, daher müssen Hitze und Starkregen auch bei der Gestaltung des Schulgeländes berücksichtigt werden. Ein Schulhof mit vielen Pflanzen kann hier beispielsweise für Kühlung im Sommer sorgen und gleichzeitig Regenwasser besser aufnehmen als eine versiegelte Fläche“, sagt Klimaschutzministerin Katrin Eder anlässlich des Bewerbungsstarts für den Wettbewerb „15 grüne Schulhöfe für Rheinland-Pfalz“.

Im Juni werden dann 15 Schulen von einer Fachjury nach verschiedenen Kriterien ausgewählt.

Der Fokus liegt dabei auf Schulen, die die Themen Klimaanpassung, Biodiversität und Naturnähe sowie Partizipation angehen wollen. Im Projekt werden die Schulen sowohl bei der Planung als auch bei ersten Umsetzungsschritten von der DUH begleitet. Dafür werden verschiedene Veranstaltungsformate, wie beispielsweise Workshops, persönliche Gespräche und Schulbesuche angeboten.

Naturerfahrungen im Kindes- und Jugendalter sind nicht nur ein wichtiger Baustein zur Erholung und zum Lernen, sondern bilden auch den Grundstein für einen wertschätzenden Umgang mit der Natur im späteren Leben. Ebenso verhält es sich mit dem Schulhof. Die Umgestaltung kann als Beispiel oder Inspiration für zukünftige Planungen in den Kommunen dienen.

Der Wettbewerb richtet sich an alle staatlich getragenen Schulen in Rheinland-Pfalz. Interessierte Schulen können sich ab sofort bis zum 30. April bewerben. Im Rahmen der „Aktion Grün“ können die ausgewählten Schulen mit der Unterstützung ihrer Schulträger eine Förderung von bis zu 15.000 Euro erhalten.

Hintergrund:

Mit Rheinland-Pfalz startet die DUH nun neben Nordrhein-Westfalen, Hessen, Thüringen und Brandenburg bereits in einem fünften Bundesland ein Projekt, das Schulen auf ihrem Weg zu grünen, klimagerechten und klimafreundlichen Schulhöfen unterstützt und begleitet. Die Verwaltungsvorschrift „Förderung von Maßnahmen des Stadt- und Dorfgrüns“ im Rahmen der „Aktion Grün“ bietet die Grundlage für die finanzielle Förderung der Schulen.

Mehr Informationen zu den Schulhof-Projekten: www.duh.de/schulhoefe