„Wir brauchen Spiel und Bewegung – draußen und gemeinsam“

Das Deutsche Kinderhilfswerk stellt das Motto des Weltspieltages 2022 vor

Unter dem Motto „Wir brauchen Spiel und Bewegung – draußen und gemeinsam“ will das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW) gemeinsam mit seinen Partnern im „Bündnis Recht auf Spiel“ und dem diesjährigen Kooperationspartner „Kinderfreundliche Kommunen e.V.“ darauf aufmerksam machen, dass vielfältige Outdoor-Bewegungs- und Spielgelegenheiten eine zentrale Rolle bei einer ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung und dem gesunden Aufwachsen von Kindern spielen.

Insbesondere angesichts der weiterhin vielerorts geltenden Einschränkungen für Kinder durch die Corona-Pandemie sei es wichtig, die Aufmerksamkeit für das Thema Spiel- und Bewegungsförderung zu erhöhen und die Bedingungen für das Draußenspiel von Kindern zu verbessern, so das DKHW in einer Mitteilung. Gleichzeitig sei das Motto ein Aufruf an die Eltern, ihren Kindern dafür den nötigen Freiraum zu geben und sie zum bewegten Draußenspiel zu ermuntern. Kommunen, Vereine, Initiativen und Bildungseinrichtungen sind aufgerufen, mit einer Aktion am Weltspieltag 2022 teilzunehmen und darüber hinaus für eine grundsätzliche Verbesserung der Rahmenbedingungen zu sorgen.

Plädoyer für das Draußenspiel

„Für Kinder ist gemeinsames Spielen draußen an der frischen Luft die natürlichste Sache der Welt. Doch vielfach konnten sie dem schon vor der Corona-Pandemie nur unzureichend nachkommen. Inzwischen besteht die Gefahr, dass sich das Spiel- und Bewegungsverhalten von Kindern grundsätzlich nachteilig verändert, die Kindheit hat sich zunehmend in Innenräume verlagert. Denn wenn sie selten gemeinsam draußen herumtollen und sich dadurch nur wenig bewegen, kann das bis ins Erwachsenenalter negativen Einfluss haben. Die Bedingungen für das gemeinsame Draußenspiel haben sich in den letzten Jahren drastisch verschlechtert, auch durch die zunehmende Verdichtung und Versiegelung unserer Städte, durch die immer mehr Freiflächen und Spielmöglichkeiten für Kinder verloren gehen“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des DKHW.

Kinderfreundliche Kommunen stellen Kinderrechte in den Mittelpunkt

„Kinderfreundliche Kommunen stellen die Rechte von Kindern und Jugendlichen in den Mittelpunkt. Dazu gehört es, Bewegungs- und Spielflächen für Kinder und Jugendliche zu erhalten und neu mit ihnen zu entwickeln. Mit unserer mittlerweile zehnjährigen Erfahrung haben die Kinderfreundlichen Kommunen in den Zeiten der Corona-Pandemie den Kindern und Jugendliche Angebote draußen geschaffen, um die Einschränkungen zu kompensieren und ihnen Spiel und Bewegung zu ermöglichen. Die Kinderrechte spielten in den Krisenstäben eine wichtige Rolle. Wir hoffen, dass diese Erfahrungen in anderen Kommunen Schule machen“, sagt Dominik Bär, Geschäftsführer des Vereins Kinderfreundliche Kommunen e.V.

Aufruf an Initiativen, Vereine und öffentliche Einrichtungen

Der Weltspieltag 2022 wird deutschlandweit zum 15. Mal ausgerichtet. Zum Weltspieltag sind Schulen und Kindergärten, öffentliche Einrichtungen, Vereine und Nachbarschaftsinitiativen aufgerufen, in ihrer Stadt oder Gemeinde eine beispielgebende oder öffentlichkeitswirksame Aktion durchzuführen – egal ob Spiel-, Beteiligungs- oder Protestaktion. Denn der Aktionstag dient ebenso der Lobbyarbeit für das Recht auf Spiel. Die Partner sind vor Ort für die Durchführung ihrer Veranstaltung selbst verantwortlich. Das Deutsche Kinderhilfswerk stellt umfangreiche Aktionsmaterialien zum Bewerben des Weltspieltages zur Verfügung. Weitere Informationen unter www.weltspieltag.de.




Sozialer Stress in der Schule wirkt sich negativ auf die Hirnentwicklung aus

Studie unterstreicht die Bedeutung eines integrativen Schulklimas, das durch ein geringes Maß an sozialer Ausgrenzung gekennzeichnet ist

Soziale Ausgrenzung in der Klasse hat schädliche und langfristige Auswirkungen auf die Entwicklung eines Kindes. Sie beeinflusst die strukturelle Entwicklung der grauen Substanz der linken Inselrinde (Teil der Großhirnrinde) von Schülerinnen und schülern. Dies ist eine der wesentlichen Erkenntnisse einer Studie zur Frage, inwieweit das Gefühl der sozialen Zugehörigkeit und Ausgrenzung in der Schule bei Jugendlichen mit ihrer strukturellen Gehirnentwicklung zusammenhängt. Die Studie wurde in der internationalen Fachzeitschrift „Child Development“ veröffentlicht (http://dx.doi.org/10.1111/cdev.13613).

Zusammenhang zwischen sozialem Stress und Gehirnentwicklung

Bislang haben nur wenige Längsschnittstudien den Zusammenhang zwischen sozialen Stressfaktoren (zum Beispiel Viktimisierung durch Gleichaltrige) und der strukturellen Gehirnentwicklung bei Jugendlichen untersucht. Dabei ist es möglich, mit Hilfe von strukturellen Magnetresonanztomographie-Daten (MRT) und -Analysen wichtige Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie sich soziale Faktoren auf die Gehirnentwicklung auswirken. Mehrere funktionelle Hirnentwicklungsstudien haben bereits gezeigt, dass schulische Zugehörigkeit und soziale Ausgrenzung mit der Hirnaktivität in Bereichen des sogenannten Social Brains zusammenhängen, das mit der Navigation in komplexen sozialen Umgebungen verbunden ist und die Interaktion und Kooperation mit anderen erleichtert. Erziehungswissenschaftler und Neurowissenschaftler der Universität Greifswald haben jetzt gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der Charité Berlin Gehirn- und Fragebogendaten von 71 Sekundarschülerinnen und -schülern untersucht.

Spezifische Hirnregionen des Scoial Brains

Dabei wurden spezifische Hirnregionen des Social Brains identifiziert. Diese sind für soziale Akzeptanz und Ausgrenzung relevant. Die Ergebnisse wurden mit Daten aus begleitenden Befragungen kombiniert. Im Einzelnen wurde der Einfluss von Schulzugehörigkeit, sozialer Ausgrenzung in der Schule unter Berücksichtigung des Pubertätsstatus im Hinblick auf Veränderungen in verschiedenen Hirnregionen analysiert. Es zeigte sich ein Zusammenhang zwischen sozialer Ausgrenzung (und nicht Zugehörigkeit) und dem Volumen der grauen Substanz in der linken Inselrinde.

Wie wichtig ein integratives Schulsystem wäre

Von Mitte der neunten. bis Mitte der zehnten. Klasse war die Abnahme der grauen Substanz umso geringer, je mehr soziale Ausgrenzung die Schülerinnen wahrnahmen. Die normale Hirnentwicklung bei Jugendlichen ist durch eine Abnahme der grauen Substanz und Ausdünnung charakterisiert, was zu einer effizienteren Funktion beiträgt. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass ungünstige soziale Faktoren die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigen können, und unterstreichen die Bedeutung eines integrativen Schulklimas, das durch qualitativ hochwertige Beziehungen und ein geringes Maß an sozialer Ausgrenzung gekennzeichnet ist.

Zusammenfassung

Zusammenfassend zeigt die vorliegende Studie, dass soziale Ausgrenzung in der Schule die strukturelle Entwicklung der grauen Substanz der linken Inselrinde von Schülerinnen und Schülern beeinflusst. Lehrkräfte und ErzieherInnen sollten sich bewusst sein, dass soziale Ausgrenzung in der Klasse schädliche und langfristige Auswirkungen auf die Entwicklung eines Kindes hat. Sie kann die Reifung des sozialen Gehirns so beeinträchtigen, dass sie die Interaktion und Kooperation eines Schülers mit anderen behindert. Diese Studie trägt somit zum Verständnis der Reifung des Gehirns in Bezug auf die sozialen Funktionen bei. Sie gibt Aufschluss darüber, wie die Entwicklung des sozialen Gehirns unterstützt werden und wie folglich die soziale Kompetenz in der Schule gefördert werden kann.

Die Studie wurde mit 800.000 Euro von der VolkswagenStiftung im Rahmen des Forschungsprojektes SELF (Sozio-Emotionale LernFaktoren) unter Leitung von Diana Raufelder finanziert.

Weitere Informationen

Die Studie wurde in der international hochrangigen Zeitschrift Child Development veröffentlicht:
http://dx.doi.org/10.1111/cdev.13613
Um Näheres über die Studie zu erfahren, können Interessierte direkt Prof. Dr. Dr. Diana Raufelder anschreiben.

Ansprechpartnerin an der Universität Greifswald

Prof. Dr. Dr. Diana Raufelder
Institut für Erziehungswissenschaft | LS Schulpädagogik
Ernst-Lohmeyer-Platz 3, 17489 Greifswald
Telefon +49 3834 420 3710
diana.raufelder@uni-greifswald.de

Quelle: Universität Greifswald




Zeit für ein kindgerechtes Deutschland

30 Jahre UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland – 50 Jahre Deutsches Kinderhilfswerk

Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert zum Jahresbeginn Bund, Länder und Kommunen auf, anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des Inkrafttretens der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland die Kinderrechte in diesem Jahr stärker in den Fokus zu nehmen. Dazu muss Kinderpolitik in Deutschland verstärkt als Querschnittsaufgabe verankert werden. Gerade in Fragen der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen werden Kinderrechte in Deutschland vielfach missachtet. Das gilt angesichts der anhaltend hohen Kinderarmutsquote auch für den Bereich der sozialen Sicherheit.

Gesetzliche Rahmenbedingungen schaffen

„Die praktische Durchsetzung von Kinderrechten ist eine Frage von gesetzlichen Rahmenbedingungen, aber ebenso abhängig von einer Grundhaltung unserer Gesellschaft Kindern gegenüber. Wir brauchen die gesamte Gesellschaft, damit Deutschland ein kinderfreundliches Land wird. Zwischen der Zielsetzung der UN-Kinderrechtskonvention und ihrer Verwirklichung klafft eine zu große Lücke. Der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung sieht eine Reihe von Maßnahmen vor, die die Situation von Kindern und ihren Familien verbessern können. Dazu zählen vor allem die Einführung einer Kindergrundsicherung, die Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz und die Absenkung des Wahlalters bei Bundestags- und Europawahlen auf 16 Jahre. Jetzt gilt es, diese Vorhaben möglichst schnell auf den Weg zu bringen“, betont Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes.

Kinder sind eigenständige Persönlichkeiten mit eigenen Rechten

Die Arbeit des Deutschen Kinderhilfswerkes zeigt, dass in der öffentlichen Wahrnehmung Kinder noch nicht durchgängig als eigenständige Persönlichkeiten mit eigenen Rechten wahrgenommen werden. Aber auch im Alltag von Familien sowie in der täglichen Praxis von Schulen, Verwaltungen und Politik muss der Bewusstseinswandel schneller voranschreiten. Schon die Diskussion in den letzten Jahren um eine Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz hat gezeigt, wie wichtig es ist, die allgemeine Öffentlichkeit mit den Kinderrechten vertrauter zu machen.

Aktiver Einsatz für die Belange der Kinder

„Wir sollten uns aktiv für die Belange und Bedürfnisse von Kindern einsetzen und so die Basis für eine gesellschaftliche Entwicklung Deutschlands schaffen, die dem demografischen Wandel Rechnung trägt und die Rechte von Kindern konsequent in den Blick nimmt. Denn Kinder sind nicht einfach nur unsere Zukunft, sondern vor allem sind sie ein existenzieller Bestandteil des Hier und Jetzt. Auch wenn seit Inkrafttreten der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland vor fast 30 Jahren eine Reihe von Verbesserungen erreicht werden konnten, müssen wir in der Gesamtschau der deutschen Gesellschaft eine anhaltende Ausblendung und Verdrängung von Kinderinteressen attestieren. Gerade die vergangenen Pandemie-Monate haben gezeigt, welch geringen Stellenwert die Belange junger Menschen an vielen Stellen hierzulande haben“, so Krüger weiter.

Zwei Jubiläen mit einem Ziel

„Umso wichtiger ist es nun den Blick auf die Kinderrechte zu richten. Und das mit zwei runden Jubiläen. Wir werden in diesem Jahr nicht nur den 30. Jahrestag des Inkrafttretens der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland feiern, sondern auch den 50. Geburtstag des Deutschen Kinderhilfswerkes. Dazu sind unter dem Motto „Für ein kindgerechtes Deutschland” zahlreiche Aktionen und Maßnahmen geplant, beispielsweise ein Kinder- und Jugendgipfel in Berlin, ein neues Gesprächsformat unter dem Titel „Jugend trifft Politik“, eine Studie zur Kinderfreundlichkeit in Deutschland oder der Kinderreport des Deutschen Kinderhilfswerkes zum Thema Generationengerechtigkeit. Aber natürlich werden auch der Weltspieltag, der Weltkindertag und der Internationale Tag der Kinderrechte wichtige Wegmarken in diesem Jahr setzen“, sagt Thomas Krüger.

Weitere Infos unter  www.dkhw.de.




Ein frohes und glückliches neues Jahr!

Vor allem viel Gesundheit und Glück

Es ist nun über ein Jahr her, dass wir mit spielen und lernen neu gestartet sind. Das erste volle Jahr liegt hinter uns. Wir hoffen, dass es uns gelungen ist, Sie mit wertvollen Informationen und Anregungen auf dem Laufenden zu halten.

Wir haben uns für die etwas schlichtere Aufmachung entschieden, weil wir darauf hinweisen möchten, dass die kommenden Herausforderungen sich vor allem auf die Erhaltung unserer Umwelt und damit auch auf einen solidarischeren Umgang in der Gesellschaft beziehen werden. Und auch am Silvesterfeuerwerk nehmen wir diesmal nicht teil.

Wir wünschen Ihnen ein phantastisches neues Jahr mit viel Glück und Gesundheit.




Weihnachtspostfilialen beantworteten 648.850 Kinderbriefe

Klassiker, wie Spielzeuge, Malstifte oder Schminkzeug, auf den Wunschzetteln

Auch in diesem Jahr standen wieder Klassiker, wie Spielzeuge, Malstifte oder Schminkzeug, auf den Wunschzetteln der Kinder. Manche Kinder hatten jedoch auch andere Wünsche, zum Beispiel, dass Spinat wie Schokolade schmecken solle. Viele der Briefe waren echte kleine Kunstwerke und zeigten zum Beispiel geschmückte Tannenbäume oder Rentiere aus Papier. 

Deutlich ging aus den Briefen hervor, dass die Corona-Krise viele Kinder weiterhin sehr beschäftigt. Häufig wünschten sie sich, dass Corona bald vorbei ist. Einige Kinder berichteten auch vom Zusammenhalt in der schweren Zeit. So schrieb zum Beispiel ein Kind, dass es seinen Bruder unterstützt und mit ihm gespielt habe, wenn ein Treffen mit anderen Kindern nicht erlaubt war. Auch kam die Frage auf, ob das Christkind mit Sternenstaub geimpft sei. Mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier konnte in diesem Jahr die Weihnachtspostfiliale im brandenburgischen Himmelpfort einen ganz besonderen Gast begrüßen.

Briefe aus der ganzen Welt

Seit vielen Jahren schreiben Kinder aus der ganzen Welt Briefe und Wunschzettel an Weihnachtsmann, Christkind und Nikolaus in den sieben Weihnachtspostfilialen, die von der Deutschen Post unterstützt und vielfach auch organisiert werden. Insgesamt rund 170 oftmals ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sorgen dafür, dass jeder einzelne Brief, der eine Absenderadresse trägt,   beantwortet wird. Die Briefe stammen dabei nicht nur aus Deutschland, sondern aus allen Teilen der Welt, zum Beispiel aus Argentinien, Taiwan oder Japan. Beantwortet werden die Kinderbriefe in verschiedenen Sprachen, darunter Englisch, Französisch, Russisch, Polnisch, Ungarisch, Chinesisch und sogar Blindenschrift. 

Eine Übersicht über die Zahl der Briefe in den einzelnen Weihnachtspostfilialen:

  • Himmelpfort (Brandenburg): 320.000
  • Engelskirchen (Nordrhein-Westfalen): 141.350
  • Himmelstadt (Bayern): 74.500
  • Himmelsthür (Niedersachsen): 50.000
  • Himmelpforten (Niedersachsen): 26.000
  • St. Nikolaus (Saarland): 31.000
  • Nikolausdorf (Niedersachsen): 6.000 

Weitere Informationen zu den Weihnachtspostfilialen: https://www.deutschepost.de/de/w/weihnachtspost/weihnachtsmann-christkind.html  




2 € monatlich mehr für Kinder im Hartz-IV-Bezug

Deutsches Kinderhilfswerk: Erhöhung völlig unzureichend und vermutlich auch verfassungswidrig

„Angesichts der derzeit hohen Inflationsrate wird das Problem der Kinderarmut in Deutschland sogar eher verschärft“, erklärt das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW) in einer Pressemitteilung. Zudem sind die Sätze für die Ausstattung mit persönlichem Schulbedarf weiterhin viel zu gering.

„Ein Hohn“

„Zwei Euro mehr für Kinder und drei Euro Regelsatzerhöhung für Jugendliche im Hartz-IV-Bezug sind ein Hohn und angesichts der Inflationsrate eine faktische Regelsatzkürzung. Es ist eine vordringliche Aufgabe der neuen Bundesregierung, bei den Hartz-IV-Regelsätzen eine komplette Neuberechnung vorzunehmen. Die geltenden Regelbedarfe halten den sozialrechtlichen Mindestbedarf von Kindern künstlich klein. Sie entsprechen insgesamt nicht dem notwendigen soziokulturellen Existenzminimum und sollten auf ein Niveau angehoben werden, das echte gesellschaftliche Teilhabe möglich macht. Der von der Bundesregierung angekündigte Sofortzuschlag für Kinder im Hartz-IV-Bezug könnte je nach Höhe hier zumindest teilweise helfen“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des DKHW.

Gutachten: Geringe Erhöhung ist verfassungswidrig

Nach einem Gutachten der Rechtswissenschaftlerin Professorin Anne Lenze ist die zum 1. Januar 2022 geplante sehr geringe Erhöhung der Regelsätze sogar verfassungswidrig. Angesichts der Entwicklung der Lebenshaltungskosten verpflichte das Grundgesetz den Gesetzgeber, die absehbare Kaufkraftminderung für Grundsicherungsbeziehende abzuwenden. In dem Rechtsgutachten wird unter anderem auf die zurückliegenden einschlägigen Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts Bezug genommen, das 2014 feststellte, dass die Regelbedarfe bereits an der untersten Grenze dessen liegen, was verfassungsrechtlich gefordert ist. Die niedrige Anpassung der Regelbedarfe in Verbindung mit der anziehenden Inflation läute nun eine „neue Stufe der Unterschreitung des menschenwürdigen Existenzminimums“ ein, so das Ergebnis der juristischen Prüfung, die der Paritätische Wohlfahrtsverband in Auftrag gegeben hatte. Sollte der Gesetzgeber nicht aktiv werden, um die absehbaren Kaufkraftverluste abzuwenden, verstoße er damit gegen die Verfassung, so das Fazit der Rechtswissenschaftlerin.

Appell an die Regierung

Das Deutsche Kinderhilfswerk appelliert an die Bundesregierung, mit höchster Priorität eine interministerielle Gesamtstrategie zur Bekämpfung der Kinderarmut in Deutschland auf den Weg zu bringen. „Eine solche Gesamtstrategie muss neben monetären Leistungen auch ein starkes Augenmerk auf infrastrukturelle Bedingungen zur Unterstützung von Familien und ihren Kindern legen. Hier gilt es an vielen Stellen dicke Bretter zu bohren. Kinderarmut kann nur effizient und nachhaltig bekämpft werden, wenn alle Maßnahmen zu diesem Zweck in einem Gesamtkonzept verknüpft und mit ausreichenden finanziellen Mitteln ausgestattet werden. Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik sind ebenso zu berücksichtigen, wie Familien- und Bildungspolitik, Gesundheits- und Sozialpolitik sowie Stadtentwicklungs- und Wohnungsbaupolitik. Kinder dürfen in Deutschland kein Armutsrisiko sein“, so Holger Hofmann.

Quelle: Pressemitteilung DKHW




Städtetag: „Dem Fachkräftemangel auch durch Zuwanderung begegnen!“

Städtetag Hauptgeschäftsführer fordert klare Strategie gegen den Fachkräftemangel in sozialen Berufen

Der Deutsche Städtetag fordert von der Ampel-Regierung eine klare Strategie gegen den Fachkräftemangel in sozialen Berufen. Die neue Koalition habe angekündigt, dass sie das Einwanderungsrecht modernisieren und die Arbeitskräfteeinwanderung erleichtern wolle. „Das ist gut und muss jetzt schnell gehen, ohne sich im Detail zu verhaken“, sagt Städtetag-Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Fachkräftemangel in Kitas und bei den Pflegekräften

Nach Angaben des kommunalen Spitzenverbandes droht in Krankenhäusern, bei der Pflege und in der Kinderbetreuung ein dramatischer Fachkräftemangel. „Wir rechnen mit 230.000 fehlenden Erzieherinnen und Erziehern in den Kitas sowie 300.000 fehlenden Pflegekräften in den kommenden Jahren“, sagt Dedy.

„Wenn die Großen fehlen, um die Kleinen durch den Tag zu begleiten, bleiben Kitas geschlossen. Alte, Pflegebedürftige und ihre Familien müssen ohne Hilfe auskommen, wenn niemand da ist, der sie professionell unterstützen kann. Wir brauchen die helfenden Hände aus dem Ausland“, mahnt er.

Zuwanderung notwendig

Die Bundesregierung müsse im neuen Jahr konkrete Schritte für viel mehr Zuwanderung von Fachkräften in soziale Berufe unternehmen. „Wir brauchen sehr viele Fachkräfte, die wir in Deutschland weder finden noch kurzfristig ausbilden könnten“, sagt Dedy.

Denn es gebe eine ganze Reihe von Herausforderungen. „Wenn die Babyboomer in Rente gehen, verschärft sich das Problem dramatisch. Wir müssen diese Menschen ja nicht nur durch Nachwuchskräfte ersetzen, sondern auch mitdenken, dass viele von ihnen selbst pflegebedürftig werden“, warnt er.

Ab 2026 greife zudem der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen. „Bis zu einer Millionen Kinder sollen dann zusätzlich betreut und gefördert werden. Auch dafür fehlt uns qualifiziertes Personal“, so Dedy.

Fachkräfte anwerben, Ausbildung unterstützen

Dazu gehöre, in anderen EU-Staaten und in Drittstaaten „gezielt und schnell“ Fachkräfte für soziale Berufe anzuwerben sowie die Ausbildung junger Menschen vor Ort konkret zu unterstützen. „Der Bund muss außerdem Hürden beseitigen, die den zugewanderten Arbeitskräften den Start bei uns in Deutschland schwer machen“, verlangte Dedy. „Bildungs- und Berufsabschlüsse und Berufserfahrungen müssen unbürokratisch anerkannt werden.“

Quelle: Pressemitteilung Deutscher Städtetag




Wenn vor Weihnachten ein lieber Mensch verstorben ist

Kinder trauern anders als Erwachsene

Kinder gehen anders mit dem Tod um als Erwachsene. Und Kinder trauern anders. Damit sie mit Ihrer Trauer umgehen können, brauchen auch sie Unterstützung. Der Kinderarzt Prof. Dr. Sven Gottschling rät, den Nachwuchs offen und vor allem altersgerecht anzusprechen – mit viel Einfühlungsvermögen und Geduld.

Was bedeutet Tod?

Denn je nach Alter nehmen Kinder den Tod unterschiedlich wahr. So können die Kleinen unter drei Jahren gar nicht begreifen, was Sterben und Tod bedeutet. Sie verstehen zwar, dass sich etwas verändert hat, dass der Verstorbene nicht mehr da ist. Doch sind sie häufig überzeugt, dass dieser weggegangen ist und daher auch wiederkommen könnte. Dass es sich um einen Abschied für immer handelt, können sie noch nicht erfassen.

Unabänderlich, endgültig

Auch Kinder zwischen drei und sechs Jahren, sagen Experten, nehmen den Tod noch als etwas Vorübergehendes wahr. Allerdings kann ihre Verwirrung über einen hautnah erlebten Verlust zum Teil sehr groß sein und sich auch auf ihr Verhalten auswirken.

Erst ältere Kinder beginnen zu verstehen, dass der Tod etwas Endgültiges und Unabänderliches ist. Manchmal reagieren sie darauf mit Verlust- und Trennungsängsten und zeigen sie körperliche Symptome wie zum Beispiel Schmerzen oder Magen-Darm-Probleme. 

Aufrichtig und ehrlich antworten

Was allen gemeinsam ist: Kinder möchten gern begreifen, was passiert ist, wenn sie mit Trauer, Sterben und Tod in Berührung kommen oder gekommen sind. „Und deshalb ist es wichtig, auf ihre Fragen in einfacher Sprache zu antworten – und nicht zu lügen“, rät Pastor Andreas Loeb aus Hamburg.

Auf Formulierungen wie „der Opa ist friedlich eingeschlafen“ sollte man daher besser verzichten. Der Großvater ist nicht eingeschlafen. Denn er wacht ja nicht mehr auf und kommt auch nicht mehr wieder. Solche Sätze können bei Kindern sogar Ängste vor dem eigenen Einschlafen wecken. „Es geht gar nicht darum, zu viel zu erklären, sondern mit kurzen, knappen Informationen auf die Fragen der Kinder einzugehen. Um den Kindern das Gefühl zu geben, dass sie immer wieder nachfragen können,“, sagt Loeb

Wie kommt man überhaupt ins Gespräch?

Ins Gespräch kommt man mit den Kindern am besten, indem man über ihre Gefühle oder über die eigenen spricht. Und das ist eine echte Herausforderung. „Denn wir haben den Kindern meist nicht beigebracht, über Gefühle zu sprechen“, so Loeb. „Und oft können wir es ja noch nicht einmal selber.“

Dabei sollten Erwachsene ihre eigene Trauer nicht vor den Kindern verstecken. Sondern sie offen zeigen. Denn das ist die Botschaft: Es ist in Ordnung, traurig zu sein. Es ist in Ordnung, Gefühle zu zeigen und zu weinen. Erwachsene sind auch Vorbilder.

Trauernde sehnen sich oft danach, sich mit Gleichgesinnten über solche Themen wie Kinder & Trauer auszutauschen.

Der Artikel wurde uns von TrostHelden zur Verfügung gestellt. TrostHelden ist eine Trauerhilfe, die online Trauerfreunde vermittelt. Das sind Menschen, die einen ähnlichen Schicksalsschlag erlebt haben. Möglich wird das durch ein spezielles Computerprogramm, das TrostHelden zusammen mit Experten aus Trauerhilfe, Hospizbewegung, Psychologie und digitalem Matching entwickelt hat. Der Algorithmus macht es möglich, dass sich Trauernde finden, die perfekt zueinander passen und tiefes Verständnis füreinander haben. Die persönlichen Trauerfreunde unterstützen, trösten und helfen sich gegenseitig.

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