Anteil der Jugendlichen ohne Schulabschluss auf hohem Niveau

Über sechs Prozent der Jugendlichen beenden ihre Schullaufbahn ohne Abschluss

Noch immer beenden in Deutschland Zehntausende Jugendliche die Schulzeit, ohne zumindest den Hauptschulabschluss zu erwerben. Im Jahr 2021 traf dies auf rund 47.500 junge Menschen zu, was einem Anteil von etwas mehr als sechs Prozent an allen gleichaltrigen Jugendlichen entspricht. Wie der Zehn-Jahres-Vergleich zeigt, stagniert die Quote der Jugendlichen ohne Schulabschluss seit 2011 auf diesem Niveau.

Das geht aus einer neuen Auswertung hervor, die der Bildungsforscher Klaus Klemm im Auftrag der Bertelsmann Stiftung vorgenommen hat. „Jeder junge Mensch ohne Schulabschluss ist einer zu viel. Denn das bedeutet deutlich schlechtere Zukunftsaussichten für die Betroffenen. Unsere Gesellschaft kann es sich angesichts des wachsenden Fachkräftemangels nicht leisten, diese Personen durchs Raster fallen zu lassen“, sagt Klaus Klemm.

Die Analyse umfasst alle Jugendlichen, die zum Ende ihrer Pflichtschulzeit keinen Schulabschluss erhalten. In dieser Gruppe befinden sich mit 60 Prozent mehr Jungen als Mädchen. Zudem sind junge Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft fast dreimal so oft vertreten wie Gleichaltrige mit deutscher Staatsangehörigkeit (13,4 zu 4,6 Prozent).

Jede:r zweite Jugendliche ohne Hauptschulabschluss war in einer Förderschule. Der Blick auf die Länderebene zeigt, dass sich der Anteil der Absolvent:innen ohne Abschluss zwischen den Bundesländern deutlich unterscheidet. Verlassen in Bayern lediglich 5,1 Prozent aller Abgänger:innen die Schule ohne Abschluss, sind es in Bremen mit zehn Prozent anteilig fast doppelt so viele. Größere Unterschiede lassen sich zudem im Zeitverlauf erkennen: Während die Quote in Bremen, Rheinland-Pfalz und im Saarland seit 2011 gestiegen ist, ist sie im selben Zeitraum in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und am deutlichsten in Mecklenburg-Vorpommern gesunken.

Ungelernte drohen in der modernen Arbeitswelt abgehängt zu werden

„Trotz positiver Entwicklungen in einzelnen Bundesländern ist es in den vergangenen zehn Jahren insgesamt nicht gelungen, den Anteil junger Menschen ohne Schulabschluss zu reduzieren“, sagt Nicole Hollenbach-Biele, Expertin für schulische Bildung bei der Bertelsmann Stiftung. Das sei insbesondere deshalb ein Problem, weil die moderne Arbeitswelt immer komplexere Anforderungen stelle. Wer ohne Abschluss die Schule verlasse, habe ein höheres Risiko, in prekären Beschäftigungsverhältnissen zu landen.

Dass Jugendliche ohne Schulabschluss kaum Chancen auf eine Ausbildung haben, belegen Daten aus dem jüngsten Berufsbildungsbericht. Demnach sind zwei Drittel der jungen Erwachsenen zwischen 20 und 34 Jahren, die keinen Schulabschluss erreicht haben, ohne Berufsausbildung. Das hat Folgen: Die Arbeitslosenquote ist bei ungelernten Personen fast sechsmal so hoch wie bei Personen mit Berufsausbildung.

Lernrückstände früher erkennen, erlernte Kompetenzen besser erfassen

Um Jugendlichen künftig bessere Perspektiven zu geben, empfiehlt die Bertelsmann Stiftung Maßnahmen auf zwei Ebenen: An den Schulen selbst sollten die besonders leistungsschwachen Schüler:innen im Unterricht bestmöglich gefördert werden. Hier können digitale Anwendungen helfen, Lernrückstände frühzeitig zu erkennen und Schüler:innen in ihrem Lernprozess individuell zu begleiten. Zudem ist es sinnvoll, erlernte Kompetenzen über das klassische Abschlusszeugnis hinaus zu dokumentieren.

„Alle Schüler:innen, auch Jugendliche ohne Abschluss, erwerben im Laufe ihrer Schulzeit eine Vielzahl von fachlichen und überfachlichen Kompetenzen, die überhaupt nicht sichtbar werden. Dabei wären genau diese Informationen wichtig, um auch ohne formalen Schulabschluss die Chancen auf eine Ausbildung zu verbessern“, betont Hollenbach-Biele. Außerdem sollten die Bundesländer mit Hochdruck an der Umsetzung der sogenannten Schülerdatennorm arbeiten: Dieses 2020 beschlossene Instrument ermöglicht es den Ländern, die Daten von Schüler:innen ohne berufliche Anschlussperspektive an die zuständigen Jobcenter zu übermitteln. Damit kann die Berufsberatung leichter mit den Jugendlichen in Kontakt treten, um Unterstützung für den Übergang in berufsbildende Maßnahmen anzubieten.

Bislang teilen nur die Stadtstaaten Hamburg und Bremen die entsprechenden Daten mit den Jobcentern. Ein weiterer Hebel ist die von der Bundesregierung geplante Ausbildungsgarantie. Diese sollte so ausgestaltet sein, dass auch Jugendliche ohne Hauptschulabschluss die Chance auf einen Ausbildungsplatz bekommen.

Zusatzinformationen

Die bildungsstatistische Analyse „Jugendliche ohne Hauptschulabschluss. Demographische Verknappung und qualifikatorische Vergeudung“ nimmt diejenigen Schüler:innen in den Blick, die in den Jahren zwischen 2011 und 2021 ihre Pflichtschulzeit ohne Abschluss beendet haben. Die aktuellsten absoluten und relativen Werte zu Schulabgänger:innen ohne Abschluss auf Bundesebene stammen aus dem Jahr 2021. Die Daten zu den Schulformen und zur regionalen Herkunft beziehen sich auf das Jahr 2020.




Deutschland summt! – Pflanzwettbewerb 2023 ist gestartet

bienen

Wer gestaltet die attraktivsten Blühflächen für Insekten?

Unter dem Motto „Wir tun was für Bienen!“ veranstaltet die Berliner Stiftung  für Mensch und Umwelt zum achten Mal ihren bundesweiten Wettbewerb. Prämiert werden insektenfreundliche Gärten und inspirierende Aktionen. Es gibt Preise im Gesamtwert von über 10.000,- €.

Mitmachen und gewinnen!

Nie war es wichtiger, eintönige Rasenflächen in summende Paradiese zu verwandeln. Gesucht sind nicht nur insektenfreundlich umgestaltete Privatgärten und Balkone, sondern auch Gärten von Firmen, Schulen, Kitas, Klein­gärtnern sowie kommunale Flächen. Warum?

Unsere heimischen Wildbienen sind an viele gezüchtete Blumen nicht angepasst. „Um die biologische Vielfalt vor Ort zu fördern, wählen Sie am besten heimische Pflanzen, Wildstauden, Kräuter und Gehölze. Auch Strukturen wie Sandlinsen, Totholz und Wasserstellen gehören zu einem Naturgarten. Davon profitieren Vögel, Igel, Kröten, Eidechsen, Insekten und viele mehr“, so Dr. Corinna Hölzer, Leiterin der Stiftung für Mensch und Umwelt und Initiatorin von Deutschland summt!

Selbst 4 m2 kleine Wildblumenoasen können bereits die Bestäubervielfalt erhöhen, wie eine britische Studie aus dem vergangenen Jahr zeigt: https://link.springer.com/article/10.1007/s10841-022-00387-2

Die Fackel der Begeisterung weitertragen

Engagierte Gruppen oder Einzelpersonen lassen im Pflanzwettbewerb gemeinsam ihre Umgebung aufblühen. Mit Info-Aktionen und auf Social-Media zeigen sie auch anderen, was Bienen und Menschen glücklich macht. So werden auch Mitbürger, Lokalpresse und Politik auf das wichtige Thema aufmerksam. Insbesondere Gruppen sind aufgerufen, teilzunehmen. Ob Sportverein, Doppelkopf-Runde, Kollegium, Nachbarn, Freunde oder Familie: Alle können zu Schaufel & Pflanze greifen und Vielfalt schaffen. Gemeinsam macht es besonders Laune, ist preiswert und geht schneller als allein.

Für die besten Beiträge winken Geldpreise bis 400,- €. In zehn Kategorien findet sich für jede Fläche eine Möglichkeit zur Teilnahme. Starten Sie Ihre Pflanzaktion ab sofort und dokumentieren Sie diese mit Fotos. Im Zeitraum vom 1. April bis 31. Juli 2023 können Sie Ihre Bilder und Berichte hier hochladen: www.wir-tun-was-fuer-bienen.de

Hintergrund zu Wildbienen und zur biologischen Vielfalt

Mittlerweile sind mehr als die Hälfte der über 560 heimischen Wildbienen-Arten in ihrem Bestand bedroht. Die Ursachen für den Rückgang und die Gefährdung der Insekten liegen in der Zerstörung ihrer Nistplätze und in der Vernichtung oder Verminderung ihrer Nahrung. Dem wirkt die Initiative Deutschland summt! mit ihrem Pflanzwettbewerb seit 2016 entgegen. Er heißt seit diesem Jahr übrigens „Deutschland summt!-Pflanzwettbewerb“.

Mehr zum Pflanzwettbewerb 2023 unter: www.wir-tun-was-fuer-bienen.de




Immerhin haben 22 Prozent der jungen Männer Interesse an sozialen Berufen

Studie: Mehr als die Hälfte der Jugendlichen hält die zu niedrigen Verdienstmöglichkeiten ab

Männliche Schüler in Deutschland interessieren sich zwar grundsätzlich für soziale und pädagogische Themen. Immerhin würden sich 21,8 Prozent für eine Ausbildung oder ein Studium im sozialen Bereich entscheiden. Das wäre mehr als jeder Fünfte. Dies bestätigt die Kurzstudie der IU Internationalen Hochschule (IU) „Soziale Berufe. Was junge Männer darüber denken“. Für 51,3 Prozent der Befragten käme dies eher nicht oder überhaupt nicht in Frage. Wenig überraschend: Mehr als die Hälfte der befragten Schüler (54,1 Prozent) könnten die zu niedrigen Verdienstmöglichkeiten von einer Ausbildung oder einem Studium im sozialen Bereich abhalten. 45,0 Prozent gefallen die Arbeitsbedingungen nicht.

Trotzdem sind für mehr als die Hälfte der Befragten (53,0 Prozent) die Herausforderungen in sozialen Berufen kein Grund, der gegen eine Ausbildung oder ein Studium im Sozialwesen spricht. Was andere wie Freund:innen oder Familie über diesen Berufswunsch denken, würde jeweils mehr als die Hälfte der Befragten nicht davon abhalten, eine Ausbildung oder ein Studium im sozialen Bereich zu beginnen.

Praxisorientierte Einblicke fehlen

Prof. Dr. Fabian van Essen, Professor für Heilpädagogik und Inklusionspädagogik an der IU Internationalen Hochschule ist Mitinitiator der Studie. Er meint dazu: „Obwohl das Potenzial grundsätzlich da ist und laut Studie weder die Meinung anderer noch das fordernde Berufsfeld einen Hinderungsgrund darstellen, kommt für viele männliche Schüler ein sozialer Beruf nicht infrage. Was können Gründe sein? Mehr Schulfächer zu sozialen Themen braucht es nicht, aber es fehlt vielen jungen Männern an praxisorientierten Einblicken wie zum Beispiel durch Praktika oder Hospitationen. Ein Kernproblem ist der Wegfall des Zivildienstes, der früher junge Männer für soziale und pädagogische Berufe sozialisierte. Heutzutage fehlt vielen Männern diese Kennenlernmöglichkeit.“

Kaum männliche Vorbilder

Laut Studienergebnissen sind auch kaum männliche Verwandte oder Bekannte vorhanden, die im Sozialwesen arbeiten und junge Männer für soziale Berufe begeistern oder sozialisieren könnten: Zwar geben 64,3 Prozent der Befragten an, eine oder mehrere Personen zu kennen, die im sozialen Bereich arbeiten. Allerdings sind 65,6 Prozent dieser Bekannten oder Verwandten weiblich. Gerade mal 13,1 Prozent der jungen Männer geben an, dass ihr Vater oder Opa in diesem Bereich arbeitet.

Den hohen Frauenanteil bestätigen auch Statistiken: Laut Zahlen der Bundesagentur für Arbeit(*) arbeiten im sozialen Bereich mehr als 70 Prozent Frauen. Laut IU-Studie wirkt sich dieser hohe Frauenanteil kaum auf das Bild aus, das sich männliche Schüler zu sozialen Berufen machen: Nur 24,4 Prozent der befragten Schüler stimmen der Aussage zu, dass „soziale Berufe eher was für Frauen als für Männer sind“.

„Wie der Klischee-Check der Studie zeigt, scheint die hohe Quote weiblicher Fachkräfte nicht zwangsläufig dazu zu führen, dass junge Männer denken, soziale Berufe seien typische Frauenberufe. Und trotzdem benötigen Kinder und Jugendliche sowohl männliche als auch weibliche Rollenbilder im Bildungs- und Sozialwesen. Das betrifft das Geschlecht, aber auch andere Dimensionen, wie beispielsweise Behinderung, den Migrationshintergrund oder die sexuelle Orientierung“, sagt Prof. Dr. Fabian van Essen.

Berufsbild Erzieher ist Favorit bei jungen Männern

In ganz Deutschland herrscht Personalmangel in Kindertagesstätten und der Männeranteil in Kitas ist verschwindend gering(**). Doch laut der IU-Studie ist gerade das Berufsbild Erzieher bei den befragten Schülern sehr beliebt: Unter den 21,8 Prozent derjenigen Befragten, für die eine Ausbildung oder ein Studium im sozialen Bereich in Frage käme, würden sich 26,2 Prozent am ehesten für den Beruf des Erziehers entscheiden. An zweiter Stelle folgt mit jeweils 25,4 Prozent das Berufsbild Pädagoge beziehungsweise Sozialpädagoge. Weniger interessant sind Berufe wie Medienpädagoge (14,6 Prozent) oder Schulbegleiter (13,1 Prozent).

Über die Studie

In der im Oktober 2022 durchgeführten IU-Kurzstudie wurden 620 männliche Schüler befragt. Unter den Befragten befanden sich Hauptschüler, Realschüler, Fachoberschüler und Gymnasiasten.

Erfahren Sie mehr über die Umfrage.

IU Internationale Hochschule




Kinderbetreuungsreport: Angebote der Kita-Betreuung weiter ausbauen

KiBS-Studie des DJI beschreibt hohen Betreuungsbedarf sowie die tatsächliche Nutzung eines Betreuungsplatzes

Wie viele Eltern haben Bedarf an Kinderbetreuung und welche Betreuungsform wünschen sie sich? Wie hat sich der Bedarf in den vergangenen Jahren entwickelt? Diese und weitere Fragen müssen geklärt werden, um den Status Quo und den Bedarf des quantitativen Ausbaus der Kindertagesbetreuung in Deutschland zu ermitteln und zu steuern.

Im Rahmen der DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS) des Deutschen Jugendinstituts (DJI) analysieren die Forschenden daher mittels einer jährlichen, länderrepräsentativen Elternbefragung Betreuungsbedarf und Betreuungssituation von Kindern ab der Geburt bis zum Ende der Grundschulzeit. Die Studie ermittelt seit mittlerweile elf Jahren auch Diskrepanzen zwischen dem Bedarf und der Verfügbarkeit von Kindertagesbetreuung.

Elterlicher Betreuungsbedarf bei U3-Kindern

Die jetzt vorliegende Studie 1 des DJI-Kinderbetreuungsreports 2022 befasst sich mit dem elterlichen Betreuungsbedarf bei unter dreijährigen Kindern (U3-Kinder) und Kindern zwischen drei Jahren und dem Schuleintritt (U6-Kinder). Die zweite und dritte Welle der Corona-Pandemie, die in den Zeitraum der Erhebung fielen, sorgten immer wieder für Kita-Schließungen und unsichere Betreuungssituationen.

Laut dem jährlich erscheinenden Bericht „Kindertagesbetreuung Kompakt – Ausbaustand und Bedarf 2021“ des Bundesfamilienministeriums (BMFSFJ), in welchen auch die KiBS-Daten miteinfließen, betrug die Betreuungsquote im Jahr 2021 trotz des unsteten und unsicheren Betreuungsalltags bei unter Dreijährigen 34,4 Prozent. Stellt man die Quote den elterlichen Bedarfen gegenüber, lag die Differenz zwischen Betreuungsquote und Bedarf bei Eltern von U3-Kindern dennoch bei 12,4 Prozent (siehe Kindertagesbetreuung Kompakt 2022). „Diese Differenz ist gerade bei Kindern unter drei Jahren groß. Jährlich melden uns deutlich mehr Eltern einen Betreuungsbedarf als tatsächlich einen Platz zur Verfügung hatten. Um dem elterlichen Bedarf gerecht werden zu können, müsste das Angebot an Kindertagesbetreuung weiter ausgebaut werden und auch die zeitliche Passgenauigkeit müsste sich stärker an den Bedürfnissen der Eltern orientieren“, empfiehlt die DJI-Wissenschaftlerin Theresia Kayed.

Jeder Zweite wünscht sich einen Betreuungsplatz

Fast die Hälfte der Eltern mit einem Kind unter drei Jahren wünschte sich einen Betreuungsplatz. Die Forschenden beobachteten mit zunehmendem Alter des Kindes steigende Bedarfe. Dabei haben Eltern in Westdeutschland einen etwas geringeren Bedarf als Eltern in Ostdeutschland.

Ein Großteil der Eltern von U3-Kindern in Westdeutschland bevorzugte Betreuungszeiten im Umfang von bis zu 35 Stunden wöchentlich. Eltern in Ostdeutschland wollten mehrheitlich eine Betreuung mit mehr als 35 Stunden wöchentlich. Ganztagsplätze mit mehr als 45 Stunden wöchentlich werden immer seltener gewünscht. Auch wenn ein Betreuungsplatz vorhanden war, war bei Eltern mit ein- oder zweijährigen Kindern eine Abdeckung der gewünschten Betreuungszeiten nicht immer möglich, in Westdeutschland dabei seltener als in Ostdeutschland.

In den Jahren 2020 und 2021 wünschten Eltern mit einem Kind unter drei Jahren etwas seltener eine Betreuung als noch vor der Corona-Pandemie. Dies ist vor allem bei Eltern von einjährigen Kindern der Fall. Wegen der nach wie vor bestehenden Lücke zwischen Betreuungsbedarf und -verfügbarkeit sollten die Plätze in der Kindertagesbetreuung trotzdem aufgestockt werden, empfehlen die Autorinnen und Autoren der Studie.

Fast alle Eltern eines Kindes zwischen drei Jahren und dem Schuleintritt wünschten sich im Jahr 2021 eine Betreuung für ihr Kind. Die Nachfrage nach kürzeren Betreuungsumfängen war bei Eltern in Westdeutschland größer als bei Eltern in Ostdeutschland. Bei einem Großteil der Eltern von U6-Kindern ist der Bedarf zeitlich gedeckt. Trotzdem nutzten acht Prozent der Eltern einen Betreuungsplatz in einem geringeren Umfang als eigentlich gewünscht.

Das KiBS-Team

Seit sechs Jahren erarbeitet das KiBS-Team jährlich eine Reihe von vertieften Analysen, die im Format des DJI-Kinderbetreuungsreports als Serie thematisch fokussierter Studien verfügbar sind. Die Auswertungen beschäftigen sich etwa mit den Kosten der Kindertagesbetreuung, den Gründen für eine Nichtinanspruchnahme von Kindertagesbetreuung oder der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Im Report 2022 werden die zentralen Indikatoren der Erhebung aus dem Jahr 2021 vorgestellt.

Seit dem Jahr 2016 werden auch die elterlichen Bedarfe für Grundschulkinder erhoben und ausgewertet. Detaillierte Ergebnisse zu den Betreuungsbedarfen der Kinder im Grundschulalter sind in Studie 2 des Reports 2022 zu finden. Vor dem Hintergrund eines ab dem Jahr 2026 geltenden Rechtsanspruchs auf ganztägige Betreuung für Grundschulkinder gibt sie Einblicke in die Betreuungssituation.

KiBS wird durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Die Forschungsergebnisse werden unter anderem in der Broschüre „Kindertagesbetreuung Kompakt“ des BMFSFJ publiziert, dort vor allem zu den Themen des Betreuungsbedarfs sowie zu Häufigkeit und Umfang der tatsächlichen Nutzung der Kindertagesbetreuung.

Hier geht es zur Studie

Sonja Waldschuk, Deutsches Jugendinstitut e.V.




Wie wir aus Fehlern lernen und warum Lob kaum Einfluss darauf hat

Wissenschaftler am Leibniz-Institut stellen fest, dass Feedback-Mechanismen auch ohne Belohnung funktionieren

Funktioniert Lernen auch ohne Belohnung? Das wollten Dr. André Brechmann und Dr. Susann Wolff vom Leibniz-Institut für Neurobiologie (LIN) Magdeburg mithilfe eines Experiments herausfinden. Das Ergebnis vorneweg: Auch ohne positives Feedback durch Belohnung können Versuchspersonen durchaus schnell Strategien erlernen, um richtige von falschen Tönen zu unterscheiden. Ihre Studie ist im Fachmagazin Cerebral Cortex erschienen.

Das Experiment

Es piepst. War das jetzt ein Zielton oder nicht? Bei der richtigen Kombination von Toneigenschaften die korrekte Taste zu drücken, ist die Aufgabe der Personen, die bei dem Experiment am LIN mitmachen. Dabei müssen sie bei den Tönen fünf Eigenschaften in zwei Ausprägungen voneinander unterscheiden: laut und leise, kurz und lang, auf und ab, hoch und tief sowie schnell und langsam. Studienleiter Brechmann erklärt: „Wir haben bei 55 Teilnehmenden untersucht, welche Strategien sie entwickeln, um die richtige Kombination zu finden, und ob sie ihre Strategie anpassen können, wenn wir die Tastenbelegung wechseln.“

Das hat nichts mit Belohnung zu tun

Die beiden Neurowissenschaftler haben dabei mit Feedback-Mechanismen gearbeitet, die nichts mit Belohnungen zu tun haben. „In einer Vorarbeit konnten wir bereits zeigen, dass eine akustische Information ,Taste wurde gedrückt´ schon ausreicht, um das Belohnungssystem zu aktivieren“, so Wolff. Im jetzigen Experiment mussten die Probandinnen und Probanden durch Versuch und Irrtum mit akustischem Feedback herausfinden, welche Tonkombination richtig ist und welche nicht. Zuerst mussten die Teilnehmenden raten und dann eine Strategie entwickeln, um die Zielkategorie herauszufinden.

Fehler helfen beim Lernen

Die Aufgabe war so schwer, dass es einige nicht geschafft haben, andere haben nur eine der Toneigenschaften herausgefunden, und wieder andere hatten spätestens beim Tausch der Tastenbelegung Schwierigkeiten, umzulernen. „Es kam also für alle darauf an, aus negativen Rückmeldungen zu lernen, um die richtige Strategie zu finden. Mit Hilfe der Magnetresonanztomographie konnten wir sehen, wo im Gehirn diese negative, aber hilfreiche Erfahrung für eine zusätzliche Aktivierung sorgte“, berichtet Wolff.

Brechmann fügt hinzu: „Fehler sind nicht alle gleichbedeutend: Beim initialen Lernen sind sie gar nicht zu vermeiden, wohingegen sie beim Wechsel der Tastenbelegung unerwartet sind – bis man herausfindet, dass sich die Spielregeln geändert haben. Es geht darum, aus den Fehlern zu lernen und flexibel eine Strategie zu entwickeln. Und um komplexe Zusammenhänge zu begreifen, braucht das Hirn zwar die sogenannten Belohnungszentren, aber nicht unbedingt eine Belohnung.“

In künftigen Studien wollen sich die Magdeburger auf die Teilnehmenden konzentrieren, die Probleme beim Umlernen hatten, und diese mit individuellem Feedback unterstützen. Außerdem wollen sie weitere Messwerte wie Puls, Hautleitwert, Atmung oder elektrische Hirnströme in die Auswertung einfließen lassen.

Hier geht es zur Originalpublikation

Sophie Ehrenberg, Leibniz-Institut für Neurobiologie




Kostenloser Online-Kurs zur Flüchtlings- und Integrationshilfe

kostenloser-fernkurs

Empfangen, begleiten, integrieren

Noch bis Ende März 2023 bietet die SRH Fernhochschule allen Interessierten den kostenfreien Zertifikatskurs „Flüchtlings- und Integrationshilfe“ an. Der Kurs beginnt immer mittwochs, der letzte Kurs startet am 29.3.2023

So vielfältig wie die Geschichten und Erlebnisse der Geflüchteten so umfangreich sind die Aufgaben und Herausforderungen, vor denen sie am Ende ihrer Flucht stehen. Viele engagierte Menschen unterstützen Flüchtlinge daher bei Themen wie Wohnraum- und Arbeitssuche, Sprachkursen bis hin zum Umgang mit Traumatisierung. Mit dem kostenlosen Zertifikatskurs „Flüchtlings- und Integrationshilfe“ vermittelt die SRH Fernhochschule – The Mobile University allen das notwendige Fachwissen, die Schutzsuchende bei ihrem Start in Deutschland unterstützen möchten. 

Der Kurs Flüchtlings und Integrationshilfe

Interessierte können sich direkt online auf der Seite der SRH Fernhochschule zu dem kostenfreien Kurs anmelden. Der Zertifikatskurs kann flexibel jederzeit gestartet werden und dank dem digitalen Lehrkonzept auch ortsunabhängig.

In drei Monaten lernen die Teilnehmenden die Handlungsfelder und Akteure der Flüchtlingsarbeit sowie die Lebenswelten und Erfahrungen von Menschen mit Migrationshintergrund kennen.

Die Anmeldung zu dem kostenlosen Zertifikatskurs „Flüchtlings- und Integrationshilfe“ ist online möglich unter:

www.mobile-university.de/fluechtlings-und-integrationshilfe




Ein Buch über Gefühle auf Deutsch, Ukrainisch und Russisch

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Der Papilio-Gefühleguide kostenlos als PDF zum Download

Unsere Wut, Traurigkeit oder Angst zu spüren und gut mit diesen Gefühlen umzugehen, ist gerade für Kinder eine Frage des Trainings, denn sie lernen ihre Gefühle erst kennen. Der Papilio – Gefühlsführer möchte Sie dabei unterstützen, mit dem Kind in seine und Ihre Gefühlswelt einzutauchen. Wertvolle Tipps und spannende Übungen in „Empathie“-Heften können Ihnen dabei helfen, Ihre eigene Gefühlswelt noch besser kennenzulernen und dem Kind spielerisch Wissen über Gefühle zu vermitteln. Das Motto ist, dass jedes Gefühl wichtig ist und gefühlt werden sollte!

Gehen Sie mit Kindern auf Gefühlsreise und entdecken Sie tolle Spiel- und Bastelvorlagen zum Umgang mit Angst, Wut, Traurigkeit und Freude. Entstanden ist der mehrsprachige Gefühleguide durch die Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention, gefördert durch das Bundesministerium der Justiz aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

Hier geht’s zum kostenfreien Gefühleguide:
(Ukrainisch, Russisch, Deutsch)




Materialien zur Integration von Flüchtlingskindern

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Materialsammlung für Kitas und Schulen aus der Ukraine

Zur Unterstützung von Schulen und Kitas bei der Integration geflüchteter Kinder und Jugendlicher aus der Ukraine hat Wolters Kluwer einen Content Hub für Kitas und Schulen veröffentlicht.

Hier finden Kita- und Schulleitungen Handlungsempfehlungen, Arbeits- und Organisationshilfen, Leitfäden, rechtliche Grundlagen und weitere praxisnahe Beiträge für die bedarfsgerechte Unterstützung.

Vor allem die geflüchteten Kinder und Jugendlichen sind in besonderem Maße auf Schutz und Unterstützung angewiesen. Hier kann eine möglichst rasche Aufnahme in Kitas und Schulen dazu beitragen, dass sie in der fremden Umgebung ankommen und das Erlebte besser verarbeiten können. Auch die „Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz“ (SWK) empfiehlt aktuell eine rasche Integration von ukrainischen Kindern und Jugendlichen in Kitas und Schulen und insbesondere eine gezielte Unterstützung bei der Verarbeitung traumatischer Erfahrungen während der Kriegswochen und der Flucht nach Deutschland.

Die Umsetzung stellt Kita- und Schulleitungen vor große Herausforderungen. Sie beschäftigen sich mit der Frage, welche Aufgaben mit der Aufnahme geflüchteter und möglicherweise durch Krieg und Flucht traumatisierter Kinder auf sie zukommen und welcher Umgang mit ihnen der richtige ist.

Beispielsweise kann eine traumasensible Haltung in dem für die Familien noch völlig neuen Lebensumfeld dazu beitragen, den Verarbeitungsprozess des erlebten Schreckens zu unterstützen und wieder ein Gefühl von Sicherheit zu erleben.

Hier ist der Content Hub für Kita- und Schulleitungen zu finden:

www.wolterskluwer.com/de-de/solutions/de/fluechtlingskinder-ukraine-in-kita-schule