Schüler, die Gedrucktes lesen, haben einen größeren Wortschatz

Mehr Sprachförderung für mehr Bildungsgerechtigkeit nötig

Sprache ist essenziell für den schulischen Erfolg, denn ohne Sprachkompetenz können Inhalte nicht richtig vermittelt und verstanden werden. Die Studie eines Forschungsteams am Institut für Schulentwicklungsforschung an der TU Dortmund hat sich daher intensiv mit einer der Säulen für Sprachkompetenz beschäftigt: dem Wortschatz am Beispiel von Viertklässler. „Dabei ist zum einen deutlich geworden, dass es schon in der Grundschule sehr große Unterschiede im Wortschatz gibt und dass diese Unterschiede zum anderen systematisch mit dem familiären Hintergrund zusammenhängen, konkret, welchen Bildungsabschluss die Eltern haben, ob es einen Zuwanderungshintergrund gibt oder wie die familiäre Leseumgebung aussieht“, erläutert Dr. Ulrich Ludewig, der die Auswertung der Daten von rund 4.600 Viertklässler in Deutschland durchführte.

Die durchschnittlichen Unterschiede im Wortschatz entsprechen zwischen manchen Schülergruppen dem Lernzuwachs von über einem Jahr. Diese Ergebnisse verdeutlichen einmal mehr, dass der Wortschatz in der Grundschule systematisch gefördert und spezifische Schülergruppen gezielt in den Blick genommen werden müssen.

Wortschatz, Bücherlesen und Lesen an digitalen Geräten

In der Erhebung gab die Hälfte der Grundschulkinder an, (fast) täglich Bücher zu lesen, während 22 Prozent nie oder maximal einmal im Monat ein Buch lesen. Schüler, die (fast) täglich Bücher lesen, zeigen dabei im Mittel einen deutlichen Wortschatzvorsprung gegenüber denjenigen, die seltener Bücher lesen. Dies gilt für die Gesamtgruppe und findet sich in unterschiedlich starker Ausprägung in nahezu allen betrachteten Schülergruppen aufgeteilt nach Geschlecht, Anzahl der Bücher im Haushalt, Zuwanderungshintergrund und Bildungsabschluss der Eltern. So haben beispielsweise viel lesende Jungen ebenso wie viel lesende Mädchen einen im Mittel deutlich höheren Wortschatz, wenn man sie mit seltener lesenden Jungen bzw. Mädchen vergleicht. Lediglich bei Kindern, die selber zugewandert sind, oder deren Eltern höchstens einen mittleren Schulabschluss (ohne Berufsausbildung) haben, zeigt sich trotz häufigen Bücherlesens kein signifikant größerer Wortschatz im Vergleich zu weniger lesenden Kindern aus ihrer Vergleichsgruppe. In beiden Fällen ist demnach eine Förderung im schulischen Kontext besonders wichtig.

In der Studie haben ein Viertel der Viertklässler angegeben, (fast) täglich an digitalen Geräten zu lesen. Häufiges Lesen an digitalen Geräten weist dabei einen negativen Zusammenhang mit dem Wortschatz der Kinder auf. Ulrich Ludewig führt aus: „Der Wortschatz ist am kleinsten, wenn Kinder oft an digitalen Geräten lesen und gleichzeitig selten bis nie ein Buch.“ Dies hängt möglicherweise mit der Art der Texte zusammen: Häufig werden digital eher Chatnachrichten, Anweisungen in Apps, kurze Teasertexte und ähnliches gelesen, die keine längeren, aufeinander aufbauenden Textpassagen und weniger vielfältigen Wortschatz beinhalten. Dieses trägt kaum zu einem Ausbau des Wortschatzes bei und gleichzeitig fehlt die Zeit für sprachförderlichere Aktivitäten. Möglich ist auch, dass sich Kinder mit geringem Wortschatz nicht an Bücher herantrauen und daher erst gezielt mit leichteren Büchern zum Lesen motiviert werden müssen.

Fazit

„Die Sonderauswertung verdeutlicht, dass Kinder beim Erwerb und Ausbau der sprachlichen Kompetenzen gezielte Unterstützung in ihren Grundschulen benötigen, besonders, wenn ihre familiäre Umgebung eher wenige Lerngelegenheiten für den Aufbau sprachlicher Kompetenzen im Deutschen bietet“, führt Bildungsforscherin Nele McElvany aus. Der Förderbedarf in Bezug auf den Wortschatz sei besonders groß bei Kindern, die nie oder nur selten Bücher lesen, selbst nicht in Deutschland geboren sind und deren Eltern einen eher niedrigen Bildungsabschluss haben. Daher müsse die systematische Förderung bestimmter Schülergruppen in den Schulen, besser noch bereits im Kindergarten, verstärkt werden. Das Forschungsteam betont: „Sämtliche Studien in den letzten Jahren machen deutlich, dass Sprachkompetenzen unabdingbar sind, um einen erfolgreichen weiteren Schul- und Lebensweg zu ermöglichen. Um mehr Bildungsgerechtigkeit in Deutschland zu erreichen, ist daher in den Schulen ab der ersten Klasse eine regelmäßige Diagnostik der Sprachkompetenzen mit daran anschließender gezielter Förderung unter Einbezug der Familien dringend angeraten.“ Die ausführlichen Ergebnisse sind verfügbar unter: https://ifs.ep.tu-dortmund.de/

Zur Studie

Für den Sonderbericht wurden Daten von 4.611 Viertklässlerinnen aus 252 Grundschulen in Deutschland ausgewertet, die an der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU 2021) im Frühjahr 2021 teilnahmen und zusätzlich einen national ergänzten Wortschatztest bearbeiteten, auf dem die berichteten Befunde beruhen. Zudem wurden ergänzende Angaben aus dem nationalen Schülerfragebogen herangezogen. Damit bestand die Möglichkeit, eine wichtige Voraussetzung der Lesekompetenz nach den pandemiebedingten Einschränkungen auf einer repräsentativen Datenbasis zu untersuchen. Das zugrundeliegende Vorhaben wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) sowie der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) zu gleichen Anteilen gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autoren. Institutsportrait: Das interdisziplinäre Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) an der TU Dortmund ist als Forschungseinrichtung an der Schnittstelle von Wissenschaft, schulischer Praxis und Politik angesiedelt. Die durch fünf Professuren und rund 40 Mitarbeiter gestalteten Forschungsbereiche des Instituts arbeiten zu aktuellen Themen im Bereich der Empirischen Bildungsforschung mit dem Ziel, schulische Lern- und Entwicklungsprozesse, Schulentwicklung und Bildungsergebnisse im Kontext ihrer individuellen, sozialen und institutionellen Bedingungen zu erfassen, zu erklären und zu optimieren. Das IFS trägt mit seiner Arbeit wesentlich den Profilbereich „Bildungs- und Arbeitswelten von morgen“ der TU Dortmund mit.

Quelle: Studie der TU Dortmund




Die Legende von den Heiligen drei Königen

Oder, warum die Sternsinger mit dem Stern an einem Stab von Haus zu Haus ziehen

Zwischen Weihnachten und dem 6. Januar ziehen die Sternsinger von Haus zu Haus. Sie bringen an der Türe den Sternsingersegen an und sammeln Geld für wohltätige Zwecke. Drei Sternsinger sind als die Heiligen Drei Könige verkleidet. Deren Geschichte steht nicht genau so in der Bibel, wie wir sie kennen. Sondern es handelt sich um eine Legende, die im Laufe vieler hundert Jahre entstanden ist.

Im Matthäusevangelium (2) steht die Geschichte von der Huldigung der Sterndeuter oder der Magier. Daraus ist wohl die Legende von den „Weisen aus dem Morgenland“ oder „Die Heiligen drei Könige“ entstanden. Bevor ich euch die Geschichte erzähle, sage ich euch noch schnell, warum wir das „Morgenland“ so nennen.

Wie ihr vielleicht schon wisst, geht die Sonne im Osten auf. Deshalb nennen viele Europäer die Länder im Osten das Morgenland. Welche Länder dazu gehören, ist eigentlich nie wirklich bestimmt worden. Wichtig war den meisten Leuten nur, dass diese sich deutlich von den europäischen Ländern, die sie Abendland nennen, deutlich unterscheiden. Im Allgemeinen sind die Länder ab dem östlichsten Teil des Mittelmeeres und darüber hinaus gemeint. Wo das Morgenland dann endet, weiß auch niemand genau. Manch einer meint sogar, dass zumindest Indien noch dazu gehören müsste.

In diesem Teil der Welt nun sollen vor rund 2000 Jahren drei Könige gelebt haben. Sie hießen Caspar, Melchior und Balthasar. Am Abend, als Jesus von Maria geboren wurde, sahen die drei einen Stern am Himmel aufgehen. Niemals zuvor hatten sie diesen entdeckt. Sie waren sich sicher, dass dieser neue, hellleuchtende Stern die Geburt eines großen Königs ankündigen musste.

Um den neuen König zu begrüßen, reisten sie in die Richtung, in der der Stern aufgegangen war. So kamen sie zunächst nach Jerusalem. Dort fragten sie die Menschen: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir sahen seinen Stern aufgehen und sind gekommen, ihm zu huldigen.“

In Jerusalem gab es zu dieser Zeit schon einen König, der Herodes hieß. Eilig rief dieser die Priester und Schriftgelehrten zusammen und fragte sie, wo denn dieser neue König geboren worden sei. „In Bethlehem, in Judäa“, antworteten sie ihm. Denn bei den Propheten im Alten Testament steht: „Du, Bethlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel (Mi 5,1-3; 2 Sam).

Da erschrak Herodes. Er war doch der König Israels und wollte es noch lange bleiben. Heimlich rief er deshalb die drei Könige zu sich, um sie zu fragen, wann denn der Stern erschienen sei. Schließlich schickte er sie schnell nach Bethlehem und bat sie noch, anschließend zu ihm zurück zu kehren, um ihm zu sagen, wo das Kind sei. Er selbst wolle dann dorthin, um dem neuen König zu huldigen.

Die drei Männer dankten Herodes und folgten dem Stern nach Bethlehem. Als sie diesen direkt über einer Hütte leuchten sahen, gingen sie hinein und fanden den kleinen Jesus in einer Futterkrippe in Windeln gewickelt und seine Mutter Maria. Sie jubelten und fielen auf die Knie. Dann holten sie ihre Schätze hervor und schenkten dem kleinen Jesus Gold, Weihrauch und Myrrhe.

In der Nacht träumten alle drei von einem Engel. Dieser befahl ihnen, nicht zu Herodes zurückzukehren. Deshalb zogen sie auf einem anderen Weg nach Hause.

Auch Josef, dem Vater von Jesus, erschien in dieser Nacht ein Engel. Der rief ihm zu: „Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten. Bleibt dort, bis ich euch wieder rufe. Denn Herodes sucht das Kind, um es zu töten.“

Schnell sammelten Maria und Josef ihre Sachen zusammen und flohen mit dem kleinen Jesus in das fremde Land. Dort blieben sie, bis Herodes gestorben war.

Daran erinnern die Sternsinger, wenn sie mit einem Stern an einem Stab von Haus zu Haus Den 6. Januar nennen viele auch den Dreikönigstag oder Epiphanias, was so viel wie „die Erscheinung des Herrn“ heißt.




In Deutschland fehlen rund 266.000 U3-Kitaplätze

Betreuungslücke hat sich mittlerweile ein Stück weit geschlossen

Wer 2019 nach einem Kitaplatz für sein Kleinkind gesucht hat, hatte besonders schlechte Karten: Damals lag die Betreuungslücke bei knapp 360.000 fehlenden Plätzen – ein Negativrekord. Nach einem moderaten Rückgang 2020 um rund 35.000 Plätze ist die Lücke bis zum Frühjahr 2022 auf 266.000 Betreuungsangebote gesunken. Das zeigt eine neue IW-Studie auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamtes. 

Bremen löst NRW als Schlusslicht ab

Besonders schlecht ist die Lage derzeit in Bremen: Zwar ist die Betreuungslücke seit 2019 prozentual von 19,7 Prozent auf 16 Prozent gesunken, doch mit diesem Wert löst Bremen das bisherige Schlusslicht NRW ab. Im bevölkerungsreichsten Bundesland liegt die Betreuungslücke bei 13,9 Prozent – vor drei Jahren waren es noch sechs Prozentpunkte mehr. Spitzenreiter ist Sachsen mit 3,3 Prozent, dicht gefolgt von Hamburg mit 3,7 Prozent. Insgesamt konnten alle Bundesländer die Betreuungslücke etwas schließen. Das liegt an drei Gründen: Erstens haben die Städte und Gemeinden den Kitaausbau vorangetrieben, zweitens ist die Zahl der Kinder unter drei Jahren gesunken, ebenso wie pandemiebedingt der Anteil der Eltern, die überhaupt einen Betreuungsplatz gesucht haben. 

Trend vermutlich nicht von Dauer

Sind die Ergebnisse nun ein Grund zur Entwarnung? „Nein“, meint IW-Studienautor Wido Geis-Thöne. „Aufgrund der Coronapandemie wurden weniger Betreuungsplätze benötigt. Außerdem suchen seit einigen Monaten viele Menschen aus der Ukraine Schutz vor dem russischen Angriffskrieg – auch Eltern mit ihren Kleinkindern.“ Wie sich die Bedarfssituation in den kommenden Jahren entwickeln werde, lasse sich daher nur schwer abschätzen. Es könne aber dazu kommen, dass sich die Lage wieder verschärfe. 

Geis-Thöne, Wido, 2022, Die Kitalücke schließt sich langsam, IW-Kurzbericht, Nr. 97, Köln




Wie Kinder aus verschiedenen Ländern den Krieg sehen

Studie zeigt auch, wie soziale Netzwerke und klassische Nachrichtensendungen über den Krieg berichten

Das Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) beim Bayerischen Rundfunk hat soeben den ersten zusammenfassenden Überblick von Studien zur Frage, wie Kinder und Jugendliche aus der Ukraine, in Russland und Deutschland die Ereignisse in der Ukraine verstehen, und wie soziale Netzwerke wie TikTok, Twitter und klassische Nachrichtensendungen über den Krieg berichten, veröffentlicht. Auf der Homepage des IZI www.izi.de steht jetzt die aktuelle TelevIZIon „Der Krieg in der Ukraine“ zum Download zur Verfügung.

Wie erleben Kinder und Jugendliche aus der Ukraine den Krieg und was stellen sich Kinder, die in Russland oder Deutschland aufwachsen vor, was dort passiert? In der aktuellen TelevIZIon, dem Fachmagazin des IZI für Qualität im Kinder-, Jugend- und Bildungsfernsehen, werden Studien zu diesen und anderen Fragen vorgestellt. Die Befragung von jeweils 21 Kindern aus der Ukraine, Russland und Deutschland zeigt, wie unterschiedlich der Krieg eingeschätzt werden kann. Eine Studie mit 101 Kindern aus Deutschland verdeutlicht, was Kinder von Qualitätsmedien erwarten. Ukrainische Jugendliche zeigen in Filmen, wie sie die Kriegssituation seit 2014 erleben. Diese und weitere Studien verdeutlichen: Kinder und Jugendliche haben eine eigene Perspektive auf die Ereignisse, die bisher zu wenig wahrgenommen wurde.

Berichten ukrainische Kinder, die nach Deutschland geflohen sind über ihre Erlebnisse während des Kriegs, beschreiben sie unter anderem das Gefühl einer allumfassenden Bedrohung ohne Sicherheit, die Zerstörung von allem was ihnen wichtig war und die Hilf- und Hoffnungslosigkeit. Verfilmen ukrainische Kinder und Jugendliche, die schon seit Beginn des russischen Expansionskriegs 2014 als Binnengeflüchtete leben, ihre Gefühlswelt, werden die Zerrissenheit und die psychischen Folgen eines Lebens unter ständigem Beschuss deutlich. Es sind Erfahrungen, die sie, so der Forschungsstand, ein Leben lang prägen und zumeist auch in ihrer Entwicklung einschränken werden.

Gleichzeitig erweisen sich ukrainische Jugendliche als durchaus kompetent in der Nutzung von Medien zur Kommunikation, zur Informationsbeschaffung oder Regulierung der eigenen Gefühle. Bei Kindern aus der Ukraine werden – bei allem Leid – auch die Hoffnung und das unerschütterliche Vertrauen in die ukrainische Armee deutlich, die russische Soldat*innen zurückdrängt, besiegt und damit eine Rückkehr und Vereinigung der Familien ermöglicht.

Wie zu erwarten, sehen die Vorstellungen von der aktuellen Situation in der Ukraine bei Kindern, die in Russland aufwachsen ganz anders aus. Sie haben ihre Informationen fast ausschließlich aus den russischen Staatsmedien und gehen davon aus, dass die ukrainische Bevölkerung froh über die „Befreiung“ von den Nazis ist. Das Leid der ukrainischen Zivilbevölkerung wird von den russischen Kindern und ihre Eltern erahnt, erscheint aus Perspektive der Kinder aber sozusagen als ein notwendiges Übel, damit die „schöne Ukraine“ und der „wehrhafte Russe“ wieder als „ein Volk“ zusammenleben können. Diese typischen russischen Propagandanarrative finden sich bei allen befragten Kindern, selbst bei jenen, die in Familien aufwachsen, die gegen den Invasionskrieg sind.

Der Angriffskrieg auf die Ukraine gilt schon jetzt als eine Zeitenwende, die in diversen Bereichen als historisch bezeichnet werden kann. Der Ukrainekonflikt ist dabei auch eine der ersten großen Krisen, bei denen soziale Netzwerke wie TikTok und Twitter eine Vorreiterrolle bei der Information und Desinformation übernahmen. Entsprechend wichtig sind Medienangebote wie die Kindernachrichtensendung logo!, die nicht nur altersangemessen in Wort und Bild berichtet, sondern auch Hintergrundinformationen zu den Ereignissen liefert. Wie sich Kindermedien in Deutschland und weltweit des Themas mit großer Sorgfalt annehmen und wie eine medienpädagogische Aufbereitung stattfinden kann, wird in der aktuellen Ausgabe der TelevIZIon zusammengefasst. Sie ist online abrufbar unter:

https://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/publikation/televizion/35_2022_2.htm

Dr. Maya Götz Pressestelle
Internationales Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI)




Worauf Eltern bei Smartem Spielzeug achten sollten

TÜV SÜD gibt Tipps zu Kauf und zur sicheren Nutzung von Smart Toys

Weihnachten steht vor der Tür und auf den Wunschzetteln vieler Kinder stehen nicht nur Bausteine und Brettspiele, sondern vermehrt auch smartes Spielzeug wie lernfähige Teddybären, ein mit dem Smartphone steuerbares Rennauto oder sprechende Puppen, die Fragen des Kindes beantworten können. Diese sogenannten Smart Toys sind mit dem Internet verbunden, können auf ihre Umgebung reagieren und lassen sich per App oder Sprachbefehl steuern. TÜV SÜD erklärt, worauf Eltern beim Kauf von intelligentem Spielzeug achten sollten.

Die Qualität muss stimmen

Ob neue Trends wie Smart Toys oder Klassiker wie Holzspielzeug – Artikel für Kinder müssen qualitativ hochwertig sein und dürfen keinerlei Gesundheitsrisiken bergen. TÜV SÜD prüft bei Produkten für die Kleinsten, ob alle relevanten Sicherheitsstandards eingehalten werden:

• Elektrische Sicherheit
• Mechanische Sicherheit
• Gebrauchstauglichkeits- und Dauertests
• Verpackungstests
• Chemische Prüfungen (Schadstoffprüfungen)
• Entflammbarkeitsprüfungen
• Spot-Tests
• Zertifizierung
• Spezielle Prüfungs-Setups für den chinesischen und amerikanischen Markt
• Cybersicherheit / IT- und Datensicherheit

Spielsachen, die über das Siegel „Sicherheit geprüft“ verfügen, sind auf Farbechtheit, Entflammbarkeit und Belastbarkeit geprüft. Als Grundlage werden produktspezifische Normen und Prüfprogramme herangezogen. Das Siegel „Schadstoffgeprüft“ gibt darüber Auskunft, ob die entsprechenden gesetzlichen Grenzwerte eingehalten beziehungsweise unterschritten werden. Das blaue TÜV SÜD-Oktagon steht für geprüfte Qualität.

Datenschutzrisiko im Kinderzimmer

Bei smartem Spielzeug müssen weitere Faktoren beachtet werden, die über die Produktsicherheit, die bei TÜV SÜD geprüft wird, hinausgehen. Eltern sollten vor allem auf den Datenschutz achten. Häufig dienen intelligente Spielzeuge nicht nur dem Spielspaß, sondern sollen Lernprozesse des Kindes gezielt fördern und es auf die digitale Welt vorbereiten. Darüber hinaus gibt es bereits Geräte, die diagnostisch tätig werden und Lernschwierigkeiten bei Kindern erkennen sollen. Einige Smart Toys können auf das Verhalten des Kindes reagieren, dank Spracherkennung und eingebauten Lautsprechern mit ihm kommunizieren und sogar dazulernen. Auf diese Weise kann smartes Spielzeug aber nicht nur positive Lerneffekte fördern, sondern auch wortwörtlich zum Spion im Kinderzimmer werden. Denn durch Sensoren, Kameras oder Mikrofone, die Gespräche aufzeichnen, lassen sich Rückschlüsse auf regelmäßige Aufenthaltsorte, Gewohnheiten und Interessen des Kindes und anderer Familienmitglieder ziehen. Über die Verbindung zum Internet oder anderen Geräten können so Sicherheitslücken entstehen.

Wie das Spielzeug Daten verarbeitet, hängt vor allem davon ab, ob es „offline“ betrieben wird oder für die Funktionalität mit dem Internet oder anderen Geräten verbunden sein muss: Bei nicht-vernetzten Smart Toys finden alle Prozesse innerhalb des Geräts statt und Daten werden nur lokal verarbeitet. Diese Spielzeuge führen in der Regel eine Reihe an vorprogrammierten Reaktionen aus, die beispielsweise durch einen Sprachbefehl des Kindes ausgelöst werden. Zwar ist es möglich, dass für Software-Updates eine Internetverbindung aufgebaut werden muss, diese Smart Toys sind jedoch auch ohne Internet voll funktionsfähig. Vernetztes Spielzeug hingegen baut bei der Nutzung eine Internet- oder Bluetooth-Verbindung auf. Viele Hersteller bieten zusätzlich eine App zur Steuerung an. Aus Datenschutzgründen sollten Eltern nicht-vernetzte Smart Toys bevorzugen, die Daten lokal verarbeiten und nicht mit einem externen Server verbunden sind.

Spielzeug vor dem Kauf kritisch prüfen

Vor dem Hintergrund von Datenspeicherung oder -missbrauch und dem Eingriff in die Privatsphäre des Kindes liegt die Verantwortung des sicheren Einsatzes von vernetztem Spielzeug vor allem bei den Eltern. Es ist möglich, sein Kind an Weihnachten mit einem Smart Toy zu beschenken, ohne Sicherheitsrisiken einzugehen. Doch grundsätzlich sollte sich jeder, der vernetztes Spielzeug kauft, darüber im Klaren sein, dass damit Gefahren verbunden sein können und man die Kontrolle über die Daten in vielen Fällen abgibt. Folgende Faktoren sollten Eltern vor dem Kauf deshalb prüfen:

• Welche Funktionen hat das Spielzeug, welche Daten werden darüber erhoben und wie werden diese weiterverarbeitet?
• Bietet das Spielzeug selbst sowie zugehörige Dienste angemessene Mechanismen wie Verschlüsselung zum Schutz anfallender Daten?
• Wie sehen die Datenschutzbestimmungen der dazugehörigen Apps aus?
• Welche Rechte werden dem Spielzeug und der dazugehörigen Applikation eingeräumt (z.B. der Zugriff auf Kontaktdaten)?
• Besteht eine ständige Verbindung ins Internet?
• Zeichnen Kameras und Mikrofone immer auf oder können sie ausgeschaltet werden?
• Wird über GPS-Daten der Standort aufgezeichnet?
• Haben internetfähige Spielzeuge eine passwortgeschützte Bluetooth-Schnittstelle?
• Garantiert der Hersteller das Bereitstellen von Updates über die zu erwartende Nutzungsdauer?

Es lohnt sich also, Smart Toys auf dem Wunschzettel kritisch unter die Lupe zu nehmen. Grundsätzlich sollten Verbraucher darauf achten, nie leichtfertig persönliche Daten ihres Kindes weiterzugeben und die Datenweitergabe auf das zur Nutzung erforderliche Minimum zu beschränken.

Sicherer Umgang mit Smart Toys

Um eine sichere und verantwortungsvolle Nutzung zu gewährleisten, sollten Eltern außerdem einige Tipps zum Umgang mit Smart Toys beherzigen: So sollte das Spielzeug nur in einer vertrauensvollen Umgebung, zum Beispiel zu Hause, in Betrieb genommen werden, um zu vermeiden, dass geheime Informationen wie Passwörter von unberechtigten Personen abgefangen werden. Ebenso sollte das Spielzeug nur mit einem passwortgeschützten WLAN verbunden werden. Schnittstellen, beispielsweise zu einem Smartphone, oder die Netzwerkverbindung sollten nur aktiviert werden, wenn sie zwingend zur Nutzung benötigt werden. Außerdem muss das Koppeln des Spielzeugs mit anderen Geräten zum Beispiel durch die Anzeige eines PIN-Codes gesichert sein. Falls das Spielzeug in fremde Hände fällt, ist es wichtig, dass zum Schutz der Daten immer ein Zugriffsschutz aktiviert ist. Und nicht zuletzt sollten Eltern regelmäßig prüfen, ob Updates für das Spielzeug vorhanden sind und diese installieren.

Weitere Informationen gibt es hier.

Quelle: TÜV SÜD




Verbände fordern Schutz vor Energiesperren und Wohnungsverlust

Offener Brief an den Kanzleramtsminister und die Ministerpräsidenten

Im Brief an den Bundesminister und die Ministerpräsidenten begrüßen die Unterzeichner die Maßnahmen der Bundesregierung zur Abfederung sozialer Härten. Gleichzeitig schreiben sie: „Allerdings haben wir Sorge, dass die verschiedenen auf den Weg gebrachten Maßnahmen nicht ausreichen oder administrativ zu spät kommen können, um Mieter*innen vielerorts vor einer Überlastung durch die Energiekosten zu schützen und ihnen Sicherheit zu geben.“

„Gerade in der kalten Jahreszeit, in der viele Menschen daheim bleiben, sind Energiesperren grausam“, gibt Rolf Rosenbrock, Vorsitzender des Paritätischen Gesamtverbandes zu bedenken. „Man stelle sich nur eine kalte Wohnung ohne Elektrizität vor, in der man sich nicht einmal einen Tee kochen kann. Das droht gerade mehr Bürgerinnen und Bürgern als jemals zuvor”, so Rosenbrock weiter. Man müsse der Expertenkommission Gas und Wärme folgen und ein Kündigungsmoratorium für die Wintermonate erlassen, meint der Vorsitzende.

Noch schlimmer ist nur der Wohnungsverlust, meint Rosenbrock: „Seit Jahren steigen die Mieten und die Zahl der Wohnungslosen. Die sowieso schon angespannte Situation wird sich weiter verschlechtern. Der Verlust der Wohnung muss auf jeden Fall verhindert werden!” Noch ist unklar, wann das im kommenden Jahr in Kraft tretende Wohngeld-Plus bei den Haushalten ankommt. Daher sei nach Ansicht der Verbände ein Kündigungsmoratorium für Wohnungen dringend nötig.

Neben dem Paritätischen Gesamtverband sind noch der Kinderschutzbund, die BAG Wohnungslosenhilfe, der Deutsche Mieterbund, der Deutsche Gewerkschaftsbund die Volkssolidarität, die Verbraucherzentrale Bundesverband, Das Deutsche Kinderhilfswerk, Tafel Deutschland, Sanktionsfrei, der SoVD und der VdK Unterzeichner*innen des offenen Briefes.

Weitere Zitate von Unterzeichnern

„Viele Familien und ihre Kinder haben Angst vor der nächsten Heizkosten- und Stromrechnung. Die Ampelkoalition hat hier einiges auf den Weg gebracht hat, aber das reicht einfach nicht. Es muss klar sein, dass kein Kind wegen der Inflation obdachlos werden darf oder im Dunkeln sitzen muss.“
Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes

„Wir erwarten, dass die Bundesregierung den Empfehlungen der Gaskommission folgt und zeitnah Moratorien zur Aussetzung von Kündigungen und Energiesperren mit entsprechenden Gesetzesentwürfen auf den Weg bringt. Bleibt die Ampel-Koalition hier untätig, treffen die Folgen der Energiepreiskrise viele Mieterinnen und Mieter im neuen Jahr mit voller Härte, denn sie müssen in kurzer Zeit hohe Nachzahlungen leisten, um nicht den Verlust ihrer Wohnung zu riskieren.“
Dr. Melanie Weber-Moritz, Bundesdirektorin des Deutschen Mieterbundes

„Viele verzweifelte Mitglieder, gerade Ältere mit kleinen Renten und pflegende Angehörige, wenden sich derzeit an uns. Sie wissen nicht mehr, wovon sie die hohen Heizkosten bezahlen sollen. Sie dürfen nicht allein gelassen werden und brauchen die Sicherheit, dass sie durch die Krise ihre Wohnung nicht verlieren.“
Verena Bentele, Präsidentin des VdK

„Wie groß die Angst vor gestiegenen Energiekosten ist, zeigen die jüngsten Umfrageergebnisse: Wenn sich jeder zehnte Deutsche bis Ende November nicht getraut hat, die Heizung anzumachen, dann müssen wir aktiv werden. Wir müssen allen Menschen die Sicherheit geben, ihre Wohnung beheizen zu können und wegen Mietschulden nicht aus ihrem Zuhause zu fliegen.”
Michaela Engelmeier, SoVD-Vorstandsvorsitzende

„Neben einem Moratorium für Energiesperren ist es wichtig, dass die Bundesregierung Menschen mit geringen Einkommen in die Lage versetzt, ihre Schulden gegenüber den Energieversorgern begleichen zu können. Dies sollte schnell und ohne kompliziertes Antragsverfahren für die betroffenen Verbraucher umgesetzt werden.“
Ramona Pop, Vorständin des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv)

„Niemand darf in der Krise seine Wohnung verlieren. Deshalb sollte die Bundesregierung endlich auf den Weg bringen, worauf sie sich in ihrem dritten Entlastungspaket verabredet hat – nämlich das Mietrecht dementsprechend zu verschärfen. Doch Bundesjustizminister Marco Buschmann weigert sich offensichtlich bislang ein Kündigungsmoratorium für Mietverträge auf den Weg zu bringen. Er lässt die Mieterinnen und Mieter im Regen stehen.“
Stefan Körzell, DGB-Vorstandsmitglied

„Vielen einkommensarmen Haushalten und Haushalten, die Transferleistungen beziehen, droht ein Verlust der Wohnung. Deshalb müssen kurzfristig alle Präventionsmaßnahmen hochgefahren werden, inkl. Mietschuldenübernahmen und eines Kündigungsmoratoriums. Jeder Wohnungsverlust ist einer zu viel.“
Werena Rosenke, Geschäftsführerin Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W)

„Zu den Tafeln kommen immer mehr Menschen, die existenzielle Ängste haben. Die Sorge davor, die Wohnung zu verlieren, im Kalten zu sitzen oder kein Geld mehr für Essen zu haben, geht an die Substanz. Der Staat muss seine Bürger:innen davor schützen.“
Jochen Brühl, Vorsitzender Tafel Deutschland e.V.

Der offene Brief zum Download 

Quelle: Pressemitteilung Paritätischer Wohlfahrtsverband




Schadstoffbelastungen bei Kindern in NRW festgestellt

Aktuelle Untersuchungsergebnisse zu Belastungen von Kindern in nordrhein-westfälischen Kitas mit Weichmachern vorgelegt

Bei der Langzeituntersuchung von Kindergarten-Kindern sind erneut umstrittene Weichmacher oberhalb der Schwelle gefunden worden, bei der gesundheitliche Wirkungen nicht mehr ausgeschlossen werden können. Dies betraf acht von 250 untersuchten Kindern. Insgesamt ist die Belastung über die letzten zehn Jahre in Nordrhein-Westfalen aber sichtbar weiter gesunken und verdeutlicht den Erfolg der verschärften regulatorischen Maßnahmen in der Vergangenheit. Bei der weit überwiegenden Anzahl der Kinder wurden gesundheitlich unbedenkliche Weichmacher-Belastungen gemessen. Dies belegen die aktuellen Untersuchungsergebnisse des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) im Rahmen der „Kita-Studie NRW“. Die insgesamt beobachtete Abnahme der Belastungen gilt insbesondere für die als gesundheitlich besonders bedenklich bewerteten Phthalat-Weichmacher.

Schadstoffbelastung weiter reduzieren

„Unsere Kinder sind täglich über Alltagsprodukte und Spielsachen unterschiedlichsten chemischen Stoffen ausgesetzt“, sagt Umweltminister Oliver Krischer. Gerade bei Kindern sei es deshalb wichtig, diese Schadstoff-Belastung zu reduzieren. Denn bestimmte Weichmacher wirken sich negativ auf das Hormonsystem des Körpers aus und es gibt Hinweise, dass sie die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen können. „Die Kita-Studie NRW ist ein wichtiges Frühwarnsystem für mögliche Belastungen von Kindern mit Stoffen aus Verbraucherprodukten.“ Das Umweltministerium unterstützt daher auch die EU-Initiative für nachhaltige Produktpolitik im Rahmen des EU-Aktionsplans „Schadstofffreiheit von Luft, Wasser und Boden“.

Von Ende August 2020 bis Anfang Juli 2021 hat das LANUV zum vierten Mal seit Beginn der Kita-Studie im Jahr 2010 den Urin von 250 Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren auf Weichmacher untersucht. Es war nach 2011/12, 2014/15 und 2017/18 der vierte Untersuchungszeitraum. Analysiert wurden unter anderem verschiedene Weichmacher, neben den Phthalaten auch die sogenannten „alternativen“ Weichmacher DINCH und Terephthalate.

Weichmacher in vielen Alltagsprodukten

„Die Belastung mit Schadstoffen vor allem bei Kindern muss jederzeit so gering wie möglich gehalten werden“, betonte Dr. Sibylle Pawlowski, Präsidentin des LANUV. „Unsere Daten und Zeitreihen aus der Kita-Studie belegen, dass klare gesetzliche Regelungen wirken und Belastungen dadurch wirksam gesenkt werden können. Seit über zehn Jahren führen wir diese Untersuchungen bereits durch. Die Ergebnisse zeigen, dass unser Ansatz der richtige war, die Belastungen an Kindern konkret nachvollziehbar zu machen.“

Weichmacher finden sich in vielen Alltagsprodukten, mit denen Kinder in Kontakt kommen. Sie werden Kunststoffen zugesetzt, um sie dehnbar und formbar zu machen. Mit der Zeit jedoch entweichen die Weichmacher aus den Produkten und können so von Kindern aufgenommen werden. Aufgrund ihrer breiten Verwendung werden die gesundheitlichen Auswirkungen von Phthalaten auf den Menschen intensiv untersucht. So gibt es Hinweise, dass bestimmte Phthalate störend auf das Hormonsystem des Körpers wirken und zum Beispiel die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen können. Daher wurde der Einsatz verschiedener Phthalate durch gesetzliche Regelungen stark eingeschränkt. Die EU hat die Verwendung von Phthalaten in allen Spielzeugen und Babyartikeln stark eingeschränkt oder sogar verboten.

Umweltmedizinische Beratung

Die Belastung mit dem alternativen Weichmacher DINCH reduzierte sich im vierten Untersuchungszeitraum ebenfalls im Vergleich zu den vorherigen Untersuchungsquerschnitten, während die Belastung mit dem Terephthalat DEHTP unverändert ist. Die Überschreitungen der in der Kita-Studie angesetzten gesundheitlichen Kriterien betreffen vor allem die beiden Phthalate DiBP und DnBP. Seit 2020 gelten nunmehr für diese Phthalate erweiterte Beschränkungen: sie dürfen in Verbraucherprodukten nicht mehr eingesetzt werden. In den nächsten Untersuchungszeiträumen der „Kita Studie NRW“ soll daher verfolgt werden, ob dies zu einem Rückgang der Überschreitungen führen wird.

Das LANUV bietet den Eltern dieser Kinder umweltmedizinische Beratung an, auch dazu, wie eine Belastung mit Phthalaten minimiert werden kann.

DnBP, DiBP, DINCH und DEHTP sind Abkürzungen für Phthalate, die alle das gleiche Molekül-Grundgerüst besitzen, sich aber chemisch leicht unterscheiden. Ihre variablen chemischen Eigenschaften finden in unterschiedlichen Materialien Anwendung.

Masterplan Umwelt und Gesundheit

Mit dem 2016 verabschiedeten Masterplan Umwelt und Gesundheit verfolgt die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen das Ziel, die umweltbedingten Gesundheitsrisiken für die Menschen mit einem breit angelegten und integrierten Handlungskonzept zu reduzieren. Ein Schwerpunkt des Masterplans ist das frühzeitige Erkennen der Belastung von Kindern mit Schadstoffen. Das Umweltministerium hat das Landesumweltamt (LANUV) mit Untersuchungen beauftragt, in denen in regelmäßigen zeitlichen Abständen von drei bis vier Jahren die Belastung von Kindern im Alter zwischen zwei und sechs Jahren auf ausgewählte Schadstoffe und deren Abbauprodukte im Urin ermittelt wird. Durch diese regelmäßigen Untersuchungen ist es möglich, die Belastung von Kindern dieser Altersgruppe mit alten und neuen Schadstoffen zu verfolgen (Human-Biomonitoring).

Weiterführende Informationen:

Der erste neue Bericht mit den aktuellen Ergebnissen des letzten Untersuchungsdurchgangs: https://url.nrw/KitaStudieNRW. Weitere Berichte zu anderen untersuchten Schadstoffen folgen.

Quelle: Pressemitteilung Umweltministerium NRW




Die Lernbedingungen müssen sich für alle verbessern!

Stellungnahme des Grundschulverbands zu den IQB-Bildungstrends 2021 der Bundesländer

Als Mitte Oktober die IQB-Bildungstrends der Bildungsländer erschienen, war die Aufregung groß. Die negativen Trends seien erheblich, hieß es hier. Der Anteil der Viertklässler, die nicht einmal die Mindeststandards erreichen, sei zu hoch. Während die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft klagte, dass die Politik die Grundschulen im Stich ließe, forderte der Philologenverband ein stärkeres Zusammenstehen von Eltern, Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern, um das aufzuholen, was die Grundschüler nicht gelernt hätten. Nun nimmt auch der Grundschulverband (GSV) Stellung.

Besonders benachteiligte Kinder besser fördern

Die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2021 zeigten bundesweit einen enorm hohen Prozentsatz an Kindern, die die anvisierten Mindeststandards nicht erreichen – und dies im Vergleich zu 2016 in einem zunehmenden Maße, erklärt der GSV in seinem Schreiben. So verfehlten mittlerweile in Deutsch je nach Kompetenzbereich zwischen 18 und 30 Prozent der Viertklässler den Mindeststandard, in Mathematik seien es rund 22 Prozent. Der Prozentsatz sei seit 2016 um sechs bis acht Prozent gestiegen. Diese Muster und diese doch dramatischen und ungünstigen Trends zeigten sich trotz unterschiedlicher Rahmenbedingungen (mit wenigen Ausnahmen) in allen Bundesländern. Dringend notwendig wären deshalb verbesserte Lernbedingungen insbesondere für benachteiligte Kinder.

Starker Zusammenhang zwischen häuslichem Umfeld und Lernerfolg

So offenbare der im Bildungstrend 2021 festgehaltene Negativtrend im Grundschulbereich weiterhin einen starken Zusammenhang zwischen häuslichem Umfeld, der Ausstattung mit Lernmitteln und den Leistungen der Kinder. Besonders betroffen wären Kinder mit Zuwanderungshintergrund. In dieser Gruppe seien Familien mit Migrationshintergrund mit ungünstigen sozio-ökonomischen Bedingungen deutlich überrepräsentiert.

„Auch wenn die aktuellen Daten durch die Erhebung während der Pandemie mit Einschränkung zu betrachten sind, so hat sich infolge des laufenden Wirtschaftskriegs die Situation insbesondere der bisher schon benachteiligten Kinder weiter verschlechtert. Die Zahl der von Armut betroffenen Familien wird weiter steigen.“, schreibt der GSV.

So erhielten die Kinder in den Bundesländern während der Pandemie unterschiedlich viel Präsenzunterricht. Der Anteil von Kindern aus Familien in prekären Verhältnissen stelle sich je nach Bundesland sehr unterschiedlich dar. Zudem sei der Anteil an Zuwandererkindern und Kindern mit traumatischen Erlebnissen nicht nur schulbezogen höchst unterschiedlich, sondern auch zwischen den Bundesländern.

Große Unterschiede zwischen den Grundschulen

Grundschulen unterschieden sich deutlich hinsichtlich der Personalausstattung und zwar sowohl bezogen auf die Qualifikation und Profession (Anteil der Quereinsteigern, Einsatz von Sozial- und Sonderpädagogen, Hilfspersonal) als auch bezüglich der Personaldichte. Hier gebe es nicht nur Unterschiede zwischen den Bundesländern, sondern auch regional. So existiere ein deutliches Stadt-Land-Gefälle. Der Personalmangel im pädagogischen Bereich führe nicht nur dazu, dass die Bundesländer untereinander um qualifizierte Mitarbeiter konkurrierten, sondern zudem auch mit schulfernen Berufsfeldern.

Auch die Inklusion verlangsamt sich

Die Entwicklung der inklusiven Grundschule sei in den Ländern sehr unterschiedlich und verlangsame sich mit Blick auf Kinder mit Sonderpädagogischem Förderbedarf (SPF): „Seit dem Schuljahr 2015/2016 ist der Anteil der Kinder mit SPF, die statt einer Förderschule eine allgemeine Schule besuchen, in einigen Ländern weiter gestiegen, in anderen stabil geblieben und in mehreren Ländern zurückgegangen.“, heißt es im IQB-Bildungstrend 2021 auf Seite 27.

Grundschulen erhalten noch immer die geringsten finanziellen und personellen Ressourcen

Obwohl die Grundschule den Einstieg in die schulische Bildungskarriere der Kinder leiste, stünden ihr noch immer die geringsten finanziellen und personellen Ressourcen im Vergleich zu den weiterführenden Schulen zur Verfügung und das, obwohl der Grundschulverband bereits im Jahr 2016 ein Gutachten des Bildungsforschers Dr. Klaus Klemm dazu veröffentlicht habe. Hamburg bilde hinsichtlich des allgemeinen Trends eine Ausnahme, konnte in den vergangenen Jahren mehr Ressourcen zur individuellen Förderung einsetzen und den Abwärtstrend in den Leistungsergebnissen umkehren. Investition in Grundschulen verspreche also Wirkung!

Der Grundschulverband (GSV) fordert deshalb:

  • Die Lernbedingungen aller Schülerinnen und Schüler in den Bundesländern sind zu verbessern, insbesondere für Schulen in kritischen Lagen sind Prioritäten zu setzen.
  • Die personelle und sächliche Ausstattung von Grundschulen muss dringend angehoben werden, insbesondere sind Ressourcen zur individuellen Förderung der benachteiligten Schülerinnen und Schüler verstärkt und langfristig einzuplanen und dürfen nicht als Vertretungsreserve „missbraucht“ werden.
  • Die Verantwortung für Zuwandererkinder und Kinder mit traumatischen Erlebnissen kann die Grundschule nicht alleine tragen. Sie braucht sofort Unterstützung durch externe speziell qualifizierte Fachkräfte. Wo die Klassenräume knapp werden, muss Zusatzraum zur Verfügung gestellt werden.
  • Die soziale Arbeit mit Familien in prekären Verhältnissen muss jetzt ausgebaut und in Kooperation mit der Grundschule im Ortsteil weiterentwickelt werden, ehe die Wirtschaftskrise noch größeren Schaden anrichtet. Die Kopplung von Bildungserfolg und sozialer Herkunft wird sich ohne zusätzliche Investition in der frühen Bildung und in der Grundschule tendenziell verschärfen und ausweiten.
  • Um Fachkräfte gewinnen zu können, müssen die gesellschaftliche Anerkennung und die Attraktivität pädagogischer Berufe, insbesondere der Lehrkräfte der Grundschule, deutlich verbessert werden.
  • Die Inklusion an Schulen muss gestärkt werden. Dem begonnenen Rückschritt muss mit allen Mitteln Einhalt geboten werden. Die personellen Ressourcen für die spezielle Förderung von Kindern mit anerkanntem Förderbedarf müssen aus den Förderzentren an die Grundschule verlagert werden.
  • Um den zunehmend durch Krisen verschärften Bedingungen schnell begegnen zu können, sind multiprofessionelle Teams in allen Grundschulen zu etablieren und durch geeignete Strukturen abzusichern. Teamarbeit statt Einzelprofilierung ist zu entwickeln.
  • Das Bildungswesen erzeugt besonders in der Grundschulzeit durch institutionelle Übergänge einen erhöhten Kooperationsbedarf zur Herstellung einer guten Anschlussfähigkeit zwischen den Einrichtungen. Daher muss die Kooperation zwischen Kindergärten und Grundschule, Grundschule und weiterführenden Schulen gestärkt und personell wie strukturell abgesichert werden. Das gilt insbesondere für eine durchgängig zu gestaltende Förderung von Kindern mit erhöhtem Förderbedarf.
  • Schul- und Unterrichtsentwicklung (einschließlich der Anschlussfähigkeit zwischen den Stufen) muss vor Ort geleistet werden. Hinderliche Papier- und Strategievorgaben sind zu vermeiden. Es muss aber strukturell, finanziell und personell möglich sein, dass sich die Einzelschule externe Moderation und Unterstützung für ihren Entwicklungsprozess sichert.
  • Dieser Forderung steht entgegen, dass erhebliche Mittel und Kapazitäten in eine Vielzahl einzelner Projekte fließen, die nach wenigen Jahren verblassen. Erforderlich ist eine langfristige, unterstützte und evaluierte Entwicklung an jeder Schule.
  • Untersuchungen zeigen, dass nur qualitativ hochwertiger Ganztagsunterricht einen Beitrag zur besseren Bildung der Kinder leisten kann. Mit Blick auf den Ganztagsanspruch ab 2026 sind zumindest die Potenziale einer durchgängigen sprachlichen Bildung bzw. Förderung als ein bedeutsames konzeptionelles Element einzubinden und als Ressource verlässlich für alle Kindertageseinrichtungen und Grundschulen abzusichern und anschlussfähig zu gestalten. Auch im Bereich des Mathematiklernens sind die fachdidaktischen Entwicklungen so weit fortgeschritten, dass die durchgängige Förderung aller Kinder gewährleistet werden muss. Die qualitativ hochwertige Ausbildung von zusätzlichen Fachkräften für den Ganztagsbereich ist sofort um ein Vielfaches zu steigern.
  • Die Förderung einer begrenzten Anzahl von Einrichtungen reicht nicht aus. Die Lage erfordert sofortiges flächendeckendes politisches Handeln!