Warum Hunde in westlichen Gesellschaften zunehmend Kinder ersetzen

Hunde übernehmen in vielen Haushalten Funktionen, die früher Kindern vorbehalten waren – mit weitreichenden Folgen für unser Zusammenleben

In vielen westlichen Gesellschaften zeichnen sich tiefgreifende Veränderungen ab: Die Geburtenraten sinken, klassische Familienmodelle lösen sich auf, soziale Netzwerke schrumpfen. Gleichzeitig wächst die Zahl der Menschen, die ihr Leben mit einem Hund teilen – oft mit großer emotionaler Nähe und einem tiefen Verantwortungsbewusstsein. Was auf den ersten Blick wie ein Trend erscheinen mag, verweist auf eine gesellschaftliche Umorientierung, die Fürsorge, Bindung und Familie neu denkt.

Die Sozialpsychologin Laura Gillet und die Ethologin Prof. Dr. Enikő Kubinyi von der Eötvös Loránd Universität (ELTE) in Budapest haben in einer umfassenden theoretischen Arbeit untersucht, warum Hunde in westlichen Gesellschaften zunehmend kindähnliche Rollen einnehmen – und was diese Entwicklung über unsere sozialen Bedürfnisse und kulturellen Leitbilder aussagt.

Wenn Fürsorge neue Wege geht

„Wir beobachten, dass Menschen auch ohne eigene Kinder starke elterliche Fürsorgemuster zeigen – und diese auf ihre Hunde übertragen“, schreiben Gillet und Kubinyi. Der Wunsch, sich um ein anderes Lebewesen zu kümmern, bleibe bestehen – auch in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und gesellschaftlicher Umbrüche.

Die Zahl der Hunde in Deutschland hat sich seit 2000 nahezu verdoppelt: von etwa fünf Millionen auf über zehn Millionen im Jahr 2020. Auch in Österreich stieg der Hundebestand zwischen 2020 und 2022 deutlich, von rund 629.000 auf über 837.000 Tiere. In der Schweiz wuchs die registrierte Hundepopulation von 445.000 im Jahr 2010 auf über 544.000 im Jahr 2022.

Gleichzeitig zeigen die Geburtenzahlen einen klar rückläufigen Trend:
– In Deutschland sank die Geburtenziffer 2024 auf 1,35 Kinder pro Frau. Mit rund 677.000 Geburten und über 1 Million Todesfällen ergibt sich ein negativer Bevölkerungssaldo (Destatis 2025)
– In Österreich lag die Geburtenrate 2022 bei 1,41 Kindern pro Frau – ein Tiefstand laut OECD.
– In der Schweiz wurden 2023 nur noch 80.024 Kinder geboren – über 10 % weniger als noch 2021. Die Fertilitätsrate lag 2022 bei 1,39 Kindern pro Frau.

Dabei geht es nicht darum, Hunde gegen Kinder auszuspielen, sondern gesellschaftliche Tendenzen aufzuzeigen.

Zwischen Kindersatz und bewusster Beziehung

„Viele Menschen sehen ihren Hund nicht als bloßen Begleiter, sondern als vollwertiges Familienmitglied – manche sogar als Kind“, so Gillet. In einer ungarischen Umfrage bezeichneten 70 % der Hundebesitzer ihr Tier als Familienmitglied, 16 % sogar ausdrücklich als Kind. In sozialen Netzwerken finden sich Begriffe wie „Hundemama“ oder „Hunde-Papa“, die inzwischen auch im Einzelhandel und in Marketingkampagnen alltäglich sind.

Doch die Studie macht auch deutlich: Nicht alle Hundebesitzer übertragen die Rolle des Kindes auf ihr Tier. „Die Beziehung zum Hund ist oft komplex, individuell und kulturell geprägt“, schreiben die Autorinnen. Für manche sei der Hund ein Kinderersatz, für andere ein Freund, ein Seelentröster oder schlicht ein Lebenspartner. Gillet betont: „Diese Vielfalt verdient gesellschaftliche Anerkennung – nicht Abwertung.“

Nähe, Verantwortung und gesellschaftliche Folgen

Die emotionale Bindung an Hunde ist stark – das zeigen auch neurowissenschaftliche Untersuchungen. So werden beim Anblick des eigenen Hundes im Gehirn von Müttern ähnliche Areale aktiviert wie beim Anblick des eigenen Kindes (Stoeckel et al., 2014). Umgekehrt reagieren Hunde mit eindeutiger Mimik und Körpersprache auf ihre Bezugspersonen. „Diese Gegenseitigkeit stärkt die emotionale Tiefe der Beziehung“, heißt es in der Studie.

Doch was bedeutet es, wenn sich Fürsorge vermehrt auf Tiere richtet, während die Geburtenzahlen sinken? Gillet und Kubinyi mahnen zur Auseinandersetzung mit den langfristigen Folgen: „Die Hundehaltung als Ausdruck emotionaler Kompetenz darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir vor erheblichen demografischen Herausforderungen stehen.“

Der Rückgang der Geburtenzahlen könne „die Stabilität sozialer Sicherungssysteme, das Rentenniveau sowie die Versorgung in Pflege und Gesundheitswesen gefährden“, so der gesellschaftliche Befund. Auch der Arbeitsmarkt ist betroffen: Weniger Kinder heute bedeuten weniger Erwerbstätige in Zukunft – mit weitreichenden Folgen für Steueraufkommen, Fachkräftesicherung und Innovation.

Die Hundeliebe ernst nehmen – und breiter denken

Gillet und Kubinyi plädieren für eine konstruktive Auseinandersetzung mit der zunehmenden Hundeliebe: „Sie ist Ausdruck eines tiefen menschlichen Bedürfnisses nach Nähe, Beziehung und Verantwortung – kein Zeichen gesellschaftlicher Dysfunktion.“ Es brauche keine Gegenüberstellung von Hund und Kind, sondern eine Politik, die beides ermöglicht: liebevolle Tierhaltung und tragfähige Strukturen für Elternschaft.

„Wir sollten uns fragen, warum so viele Menschen in einem Hund das finden, was sie sich von Familie oder Gesellschaft nicht (mehr) erwarten“, schreiben die Forscherinnen. Die Antwort auf diese Frage liege nicht im Verhalten der Menschen – sondern in den Rahmenbedingungen, die sie umgeben.

Quellen:

– Gillet, L. & Kubinyi, E. (2025). Neudefinition von Elternschaft und Familie – Die kindliche Rolle von Hunden in westlichen Gesellschaften. ELTE Eötvös Loránd Universität. Veröffentlicht bei Hogrefe: hogrefe.com
Statistisches Bundesamt Deutschland (2025)
OECD Social Indicators – Österreich (2024)
Social Change Switzerland (2023)
– [ZZF, Statistik Austria, VHN – Hundebestände D/A/CH]
Wüest Partner AG – Schweiz 2024

Gernot Körner




Einsamkeit junger Menschen – ein Warnsignal für Pädagogik und Demokratie

Neue Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt: Wer sich einsam fühlt, verliert Vertrauen in Gesellschaft und Mitgestaltung

Einsamkeit ist für viele junge Menschen in Deutschland Teil ihres Alltags. Doch was bedeutet das für ihre Haltung zur Demokratie, für ihr gesellschaftliches Engagement – und für ihr Vertrauen in die eigene Gestaltungsfähigkeit? Eine repräsentative Studie der Bertelsmann Stiftung hat 2.532 junge Menschen zwischen 16 und 30 Jahren befragt. Die Ergebnisse sind besorgniserregend – nicht nur für die Politik, sondern auch für pädagogische Fachkräfte, die junge Menschen in ihrer Entwicklung begleiten. Und weil diese Studie in der Öffentlichkeit nur wenig Beachtung findet, haben wir uns entschlossen, die wichtigsten Eckdaten zu publizieren, auch wenn die Zielgruppe nicht ganz unsere ist.

Fast die Hälfte der Befragten (46 Prozent) gab an, sich moderat oder stark einsam zu fühlen. Bei jenen, die unter starker Einsamkeit leiden, zeigt sich eine klare Tendenz: Sie sind unzufriedener mit demokratischen Strukturen, glauben seltener daran, etwas bewirken zu können, und fühlen sich deutlich weniger gehört. 60 Prozent der stark Einsamen glauben nicht, dass ihr Engagement etwas verändern kann. Bei jungen Menschen ohne Einsamkeitserfahrungen liegt dieser Anteil bei 42 Prozent.

Verlust von Vertrauen und politischer Wirksamkeit

Auch das Vertrauen in demokratische Institutionen ist bei den einsamen Befragten deutlich schwächer ausgeprägt. 63 Prozent von ihnen äußern Unzufriedenheit mit der Demokratie in Deutschland. Zum Vergleich: Bei den nicht einsamen jungen Menschen liegt dieser Wert bei 41 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigt sich auf lokaler Ebene: Über die Hälfte der stark Einsamen glaubt nicht daran, in ihrem direkten Umfeld – etwa in der Stadt oder Gemeinde – etwas verändern zu können.

Diese Daten werfen ein Schlaglicht auf die langfristigen Folgen von sozialer Isolation: Wer sich dauerhaft nicht zugehörig fühlt, zieht sich nicht nur sozial, sondern auch politisch zurück. In der Altersgruppe der 16- bis 30-Jährigen ist das besonders bedeutsam – denn sie befinden sich in einer entscheidenden Phase der Identitätsbildung und der Suche nach gesellschaftlicher Verortung.

Gefühl der Ausgrenzung trotz politischem Interesse

Die Studie zeigt deutlich, dass Einsamkeit nicht mit Desinteresse gleichzusetzen ist. Viele einsame junge Menschen interessieren sich sehr wohl für politische Themen – fühlen sich aber von politischen Entscheidungsträger:innen nicht repräsentiert. Rund die Hälfte der stark Einsamen gibt an, dass ihre Werte und Überzeugungen auf Bundesebene nicht vertreten werden. Zudem äußern 76 Prozent von ihnen das Gefühl, dass ihre Sorgen nicht ernst genommen werden – ein spürbarer Unterschied zu den 61 Prozent unter den nicht einsamen Befragten.

Für Fachkräfte in Schule und Pädagogik bedeutet das: Einsamkeit ist kein individuelles Randthema, sondern ein Indikator für gesellschaftliche Entfremdung. Sie kann jungen Menschen das Gefühl nehmen, Teil einer größeren Gemeinschaft zu sein – auch in Bildungs- und Lernkontexten.

Gemeinschaft erleben – Zugehörigkeit stärken

Gleichzeitig machen die Studienergebnisse Hoffnung: Das Gefühl von Anerkennung und sozialer Einbindung wirkt wie ein Schutzfaktor – und kann junge Menschen motivieren, sich aktiv einzubringen. Wer sich gesehen und wertgeschätzt fühlt, ist eher bereit, Verantwortung zu übernehmen. Politisches oder soziales Engagement wird so zur Brücke aus der Isolation – wenn es auf echte Beteiligung trifft.

Gerade im Kontext von Schule, Jugendarbeit und außerschulischer Bildung sind diese Erkenntnisse relevant: Wo junge Menschen Räume der Begegnung und des Austauschs erleben, wo sie sich ernst genommen fühlen und ihre Stimmen zählen, wächst auch ihr Vertrauen in das Gemeinsame – in Schule, Gesellschaft und Demokratie.

Hier geht es zum Einsamkeitsbarometer




Einsamkeit bei Kindern: Schon Fünfjährige fühlen sich häufig allein

Neue Daten des Deutschen Jugendinstituts weisen darauf hin, dass auch Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren Einsamkeit erleben

Einsamkeit beginnt oft früher, als viele denken. Laut aktuellen Auswertungen des Deutschen Jugendinstituts (DJI) fühlt sich mehr als jedes fünfte Kind im Kindergarten- oder Grundschulalter zumindest gelegentlich einsam. Die Daten stammen aus dem Survey „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“ (AID:A), der im Jahr 2023 über 2.100 Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren befragte.

In persönlichen, kindgerecht gestalteten Interviews berichteten 17 Prozent der Kinder, dass sie sich in der Woche vor der Befragung manchmal allein gefühlt hätten. Weitere fünf Prozent gaben an, dieses Gefühl häufig oder ganz oft zu haben. Damit zeigt sich: Einsamkeit ist nicht nur ein Thema für Jugendliche oder ältere Erwachsene, sondern betrifft bereits viele Kinder in der Grundschule.

Familiäre Veränderungen erhöhen das Risiko

Die Auswertungen zeigen deutliche Unterschiede je nach familiärer Lebensform. Kinder aus Trennungs- oder Stieffamilien berichten besonders häufig von Einsamkeit. Während 22 Prozent der Kinder aus sogenannten Kernfamilien von Einsamkeitserfahrungen berichten, steigt dieser Anteil bei Kindern, die bei nur einem Elternteil leben, auf 28 Prozent. In Stieffamilien liegt er sogar bei 34 Prozent.

„Eine elterliche Trennung bedeutet für Kinder eine tiefgreifende Veränderung ihrer Lebenswelt“, erklärt Dr. Alexandra Langmeyer, die gemeinsam mit Dr. Christine Entleitner-Phleps die Daten analysiert hat. „Das kann sich negativ auf ihr Wohlbefinden auswirken und Einsamkeit begünstigen.“

Materielle Belastung wirkt sich spürbar aus

Auch die wirtschaftliche Situation im Elternhaus spielt eine Rolle. Kinder, die in Haushalten mit materiellen Einschränkungen leben – also in jenen Familien, die sich notwendige und für den üblichen Lebensstandard charakteristische Ausgaben nicht oder kaum leisten können – berichten bis zu 29 Prozent über Einsamkeit. In Familien ohne solche Einschränkungen liegt der Anteil bei 21 Prozent.

„Wenn Teilhabechancen fehlen und die Stimmung in der Familie durch Geldsorgen belastet ist, kann sich das auf die soziale und emotionale Entwicklung von Kindern auswirken“, so die Studienautorinnen.

Auffälliges Verhalten und Einsamkeit: ein wechselseitiger Zusammenhang?

Die Auswertung zeigt außerdem einen Zusammenhang zwischen Einsamkeit und Verhaltensauffälligkeiten. Kinder, die von ihren Eltern im SDQ (Strengths and Difficulties Questionnaire) als auffällig eingeschätzt wurden, fühlen sich deutlich häufiger einsam als Kinder mit unauffälligem Verhalten. 25 Prozent der auffällig eingeschätzten Kinder berichten von gelegentlicher Einsamkeit, neun Prozent sogar von häufigem Alleinsein. Zum Vergleich: Bei Kindern mit unauffälligem Verhalten liegen die Werte bei 17 beziehungsweise fünf Prozent.

Ob Einsamkeit eher Folge oder Ursache von Verhaltensproblemen ist, bleibt offen. „Mit den vorliegenden Daten lassen sich keine eindeutigen Rückschlüsse ziehen“, erklärt Langmeyer. Sie und Entleitner-Phleps plädieren für längsschnittliche Studien, die den Lebensverlauf von Kindern über einen längeren Zeitraum begleiten, um solche Fragen klären zu können.

Hintergrund: AID:A-Survey und Aktionswoche gegen Einsamkeit

Die Daten stammen aus dem Survey „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“ (AID:A), den das DJI regelmäßig durchführt. Die Veröffentlichung der Ergebnisse erfolgte im Rahmen der Aktionswoche „Gemeinsam aus der Einsamkeit“, die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend initiiert wurde. Sie zielt darauf ab, Einsamkeit als gesamtgesellschaftliches Thema sichtbar zu machen – auch in frühen Lebensphasen.

Kontakt:
Dr. Alexandra Langmeyer
Leitung der DJI-Fachgruppe „Lebenslagen und Lebenswelten von Kindern“
E-Mail: langmeyer@dji.de

Gernot Körner




Elternschaft: Nicht mehr Lebenszufriedenheit, aber mehr Sinn im Leben

Kinder bringen nicht immer Glück – aber fast immer Bedeutung

Was bedeutet ein „gutes Leben“? Mehr Lebensfreude – oder mehr Lebenssinn? Diese Frage steht im Mittelpunkt einer großangelegten europäischen Studie von Ansgar Hudde und Marita Jacob. Die Soziolog:innen analysierten Daten von über 43.000 Personen aus 30 Ländern und verglichen das subjektive Wohlbefinden von Menschen mit und ohne Kinder. Das Ergebnis: Eltern sind nicht automatisch zufriedener, erleben ihr Leben aber oft als sinnvoller – unabhängig von Geschlecht, Bildung oder Herkunft.

Zwischen Glück und Bedeutung: zwei Seiten des Wohlbefindens

Die Studie unterscheidet zwei zentrale Dimensionen des Wohlbefindens: Lebenszufriedenheit und Lebenssinn. Lebenszufriedenheit beschreibt, wie glücklich oder zufrieden Menschen ihr Leben insgesamt einschätzen. Der Lebenssinn hingegen fragt nach dem Gefühl, dass das eigene Tun wertvoll und bedeutsam ist. Diese beiden Aspekte verlaufen nicht immer parallel – und genau das zeigt sich im Zusammenhang mit Elternschaft besonders deutlich.

Zentrale Ergebnisse

  • Eltern – sowohl Mütter als auch Väter – empfinden ihr Leben signifikant häufiger als sinnvoll im Vergleich zu Menschen ohne Kinder.
  • Gleichzeitig berichten insbesondere Mütter unter schwierigen sozialen Bedingungen (z. B. geringem Bildungsgrad oder fehlendem Partner) von geringerer Lebenszufriedenheit.
  • Nur in Ländern mit gut ausgebauter Familienpolitik, wie den nordischen Staaten, berichten Eltern insgesamt von mehr Zufriedenheit und mehr Sinn.

Warum gibt Elternschaft Sinn – auch wenn sie anstrengend ist?

Kinder zu erziehen bedeutet häufig weniger Freizeit, mehr Stress und zusätzliche Herausforderungen. Das kann die Lebenszufriedenheit mindern. Doch genau darin liegt oft auch eine Quelle von Sinn: Eltern erleben sich als gebraucht, verbunden, bedeutungsvoll – zentrale Elemente von Lebenssinn. Diese Wirkung ist in allen sozialen Gruppen und Ländern stabil zu beobachten, unabhängig von Bildung, Einkommen oder Partnerschaftsstatus.

Gesellschaftliche und pädagogische Relevanz

Die Studie gibt wichtige Hinweise für Bildung, Beratung und Sozialpolitik:

  • Familienfreundliche Rahmenbedingungen (z. B. Kita-Plätze, Elternzeit, finanzielle Sicherheit) können helfen, die Lebenszufriedenheit von Eltern zu erhöhen – ohne den Sinn zu verlieren.
  • Lebenssinn kann auch unter widrigen Bedingungen entstehen – ein Aspekt, der besonders für benachteiligte Familien von Bedeutung ist.
  • Für pädagogische Arbeit heißt das: Junge Menschen sollten ermutigt werden, unterschiedliche Vorstellungen eines gelungenen Lebens zu entwickeln – ob mit Kindern oder ohne.

Impuls für Schule und Bildungsarbeit

  • Unterschiedliche Lebensentwürfe (mit und ohne Kinder) sollten gleichwertig dargestellt und diskutiert werden.
  • Begriffe wie Glück, Sinn und Erfüllung verdienen differenzierte Betrachtung – z. B. im Ethik-, Sozialkunde- oder Deutschunterricht.
  • Jugendliche sollten unterstützt werden, ihre eigenen Wertvorstellungen zu entwickeln – und dabei soziale Erwartungen kritisch zu reflektieren.

Zwischen Anspruch und Anerkennung

Elternschaft ist kein Garant für Glück – aber oft eine Quelle für Sinn. Diese Erkenntnis ist unbequem für gängige Narrative, aber hilfreich für eine realistische und wertschätzende Familienpolitik. Denn wo Sinn entsteht, braucht es nicht zwangsläufig perfekte Bedingungen – aber Anerkennung, Unterstützung und gesellschaftlichen Rückhalt. Die Studie zeigt: Es geht nicht nur um mehr Kinder, sondern um ein gutes Leben für alle – mit oder ohne Nachwuchs. Bildungsarbeit, Beratung und Politik sind eingeladen, diese Vielfalt sichtbar zu machen – und jungen Menschen Räume zu öffnen, ihre eigenen Antworten auf die Frage nach dem Sinn zu finden.

Hier geht es zur Studie: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jomf.13116

Gernot Körner




Wege ohne Kinder – Was eine Studie über Nicht-Eltern verrät

Eine US-Längsschnittstudie zeigt, warum Menschen keine Kinder haben – und was das für Bildung, Betreuung und Gesellschaft bedeutet

Die demografischen Entwicklungen in den USA zeigen einen deutlichen Trend: Immer mehr Erwachsene leben ohne Kinder – freiwillig, unfreiwillig oder unentschlossen. Doch „keine Kinder zu haben“ ist nicht gleichbedeutend mit „kinderlos sein“. Eine neue Studie von Jennifer L. Neal und Zachary P. Neal, Soziolog:innen an der Michigan State University, zeigt: Es gibt ganz unterschiedliche Formen der Nicht-Elternschaft. Mit einem fein austarierten Klassifizierungsmodell haben sie sechs Typen von Erwachsenen ohne Kinder identifiziert. Ihre Forschung liefert wichtige Erkenntnisse über gesellschaftliche Entwicklungen und bietet Impulse für Bildung, Erziehung und Sozialpolitik.

Sechs Typen, ein neues Bild der Elternschaft

Die Forscher:innen haben mit Hilfe der National Survey of Family Growth (NSFG) über zwei Jahrzehnte hinweg mehr als 80.000 Erwachsene unter 45 Jahren befragt. Dabei haben sie das sogenannte ABC-Rahmenmodell (Attitudes, Behavior, Circumstances) angewendet, um sechs differenzierte Typen von Nicht-Eltern zu unterscheiden:

  1. Noch keine Eltern: Personen, die Kinder wollen und keine bekannten Hindernisse sehen.
  2. Kinderfrei: Personen, die bewusst keine Kinder wollen.
  3. Biologisch kinderlos: Personen, die Kinder wollen, aber unfruchtbar sind.
  4. Sozial kinderlos: Personen, die Kinder wollen, aber soziale oder wirtschaftliche Hindernisse erleben.
  5. Unentschlossen: Personen, die nicht wissen, ob sie Kinder wollen, aber keine Hindernisse sehen.
  6. Ambivalent: Personen, die unentschieden sind und zudem durch Umstände gehindert werden.

Relevanz für Bildung und Betreuung

Für Lehrkräfte, Erzieher:innen und Eltern ist es zentral, gesellschaftliche Entwicklungen zu verstehen, um Kinder und Jugendliche im Kontext aktueller Lebensentwürfe begleiten zu können. Die Vielfalt der Nicht-Elternschaft betrifft auch junge Menschen:

  • Berufsorientierung: Jugendliche planen zunehmend Lebensläufe ohne Familie im traditionellen Sinn.
  • Bild von Familie: Die Vorstellung, was „Familie“ bedeutet, wird breiter und individueller.
  • Soziale Erwartungen: Schule und Kita können junge Menschen darin stärken, eigene Vorstellungen zu entwickeln und gesellschaftliche Erwartungen zu reflektieren.

Dynamik in Zahlen

Zwischen 2002 und 2023 hat sich die Zusammensetzung der Nicht-Eltern in den USA deutlich verschoben:

  • Der Anteil derer, die noch keine Eltern sind, sank von 78,6 % auf 58,7 %.
  • Der Anteil der kinderfreien Erwachsenen verdoppelte sich nahezu von 13,8 % auf 29,4 %.
  • Unentschlossene und ambivalente Personen nahmen ebenfalls leicht zu.

Abbildung: Entwicklung der Nicht-Eltern-Typen (2002 vs. 2022–2023) (spielen und lernen 2025)

Pädagogische Impulse

Das ABC-Modell zeigt, dass Familienplanung heute nicht nur eine biologische, sondern auch eine soziale, wirtschaftliche und kulturelle Entscheidung ist. Für die Praxis bedeutet das:

  • In Bildungsplänen können alternative Lebensentwürfe berücksichtigt werden.
  • In Elterngesprächen kann die Vielfalt heutiger Lebensmodelle stärker thematisiert werden.
  • In der Sexual- und Lebensplanung können junge Menschen dazu ermutigt werden, ihren eigenen Weg zu finden.

Perspektive

Die Ergebnisse von Neal & Neal zeigen eindrücklich, wie sich unsere Gesellschaft differenziert – nicht in „Eltern“ und „Nicht-Eltern“, sondern in vielfältige Lebensrealitäten. Das ist eine Chance für mehr Selbstbestimmung, mehr Offenheit und mehr Anerkennung unterschiedlicher Lebensentwürfe. Wer Kinder hat, ist nicht automatisch erfüllter. Wer keine hat, lebt nicht automatisch unvollständig. Diese Erkenntnis kann helfen, junge Menschen auf ein Leben vorzubereiten, das zu ihnen passt – egal wie es aussieht.

Hier geht es zur Studie: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jomf.13097

Gernot Körner




VAIANA 2 Super Fan Bundle Gewinnspiel

viania

Wir möchten dir ein besonderes Fan-Paket zum beliebten Kinofilm Viana 2 vorstellen!

Hier können zwei von euch das Paket aus Soundtrack, Hörspiel, Pua und Activity Card gewinnen. Passend zum beliebten Animationshit von Disney, kommt von Universal Music der Original-Soundtrack zum Kinofilm VAIANA 2 und die Hörspiel CD. Dazu gibt es das kuschelige Pua Plüschtier. Die Activity Card sorgt für spannenden Rätselspaß.

Der Soundtrack zu Vaiana 2 umfasst 17 tolle Songs:

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Die Songs aus dem Soundtrack führen durch den Film und untermalen ihn perfekt. „Musik ist immer ein wichtiger Teil all unserer Geschichten, egal ob es sich um ein Musical handelt oder nicht“, so Produzentin Yvett Merino. VAIANA 2 ist ein atemberaubendes, mitreißendes Musical. Die Songs treiben die Geschichte auf besondere Weise voran und die Musik ist so dynamisch. Es war eine großartige Erfahrung.“ Den Titelsong „Ich wag den Schritt“ singt die deutsche Pop Sängerin Sophia.

Das Hörspiel erzählt die Geschichte aus dem Film:

Die eigensinnigen Heldinen Vaiana und Maui sind drei Jahre nach ihrer ersten großen Fahrt wieder zusammen. Sie starten gemeinsam eine neue, aufregende Reise an der Seite einer Crew ungewöhnlicher Seeleute. Nachdem Vaiana eine unerwartete Nachricht von ihren Vorfahren erhalten hat, muss sie auf die weiten Meere Ozeaniens hinaus und in gefährliche, längst vergessene Gewässer reisen, um ein Abenteuer zu bestehen, wie sie es noch nie zuvor erlebt hat. Spieldauer: ca. 64 Min. Empfohlen ab 3 Jahren.

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Kuschelweiches Plüsch-Schweinchen für Vaiana-Fans!

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Pua – das liebenswerte Hausschwein der Insel Motunui – steht der Disney Heldin Vaiana tapfer zur Seite. Dank der flauschigen Oberfläche und des knuffigen Innenmaterials ist das Pua Kuscheltier die perfekte Knuddel- und Schmuse-Begleitung.

Rätselspaß mit der Activity Card:

Hier könnt könnt ihr mit Spaß euer Wissen zu eurer Lieblingsheldin unter Beweis stellen! Für echte Vaiana Fans!

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Hier findest du noch mehr Informmationen und weitere Produkte auch zu anderen DisneyProduktionen.

Das Stichwort lautet: Vaina2. Das Gewinnspiel endete am 17.6.2025




Mehr als Trommeln: mit beleduc Kinder ganzheitlich fördern

beleduc

Die frühe Kindheit ist eine entscheidende Phase im Leben eines Kindes. In dieser Zeit werden die Grundlagen für kognitive, emotionale und soziale Fähigkeiten gelegt. Zwei besonders wichtige Elemente, die diese Entwicklung positiv beeinflussen können, sind Musik und Bewegung.

Instrumente

Mit den vielfältigen Lernspielen von beleduc aus dem Bereich Musik & Rhythmik werden die Kinder kreativ, indem sie selbst erste Melodien spielen oder Rhythmen klopfen, klatschen oder rasseln. Das unterstützt die motorische und emotionale Entwicklung von Kindern und fördert Konzentration und Geduld.

Mit diesem Rhythmus steigt das Selbstvertrauen

Rhythmische Spiele können die Sprachentwicklung unterstützen und gleichzeitig die motorischen Fähigkeiten fördern. Damit mehrere Kinder gleichzeitig ein Rhythmus-Instrument spielen können, bietet beleduc Rhythmus-Sets für Gruppen an.

Kinder-Cajons von baff by beleduc bieten feinmotorische Herausforderungen, an denen die Kinder wachsen. Sie nehmen sich auf neue Art und Weise als Teil einer Gruppe wahr, können sich einfügen oder bewusst entgegen dem Takt trommeln. Ganz einfach geht das bereits für die Kleinsten mit den von Musikpädagogen entwickelten Notensymbolen und Rhythmusübungen. Das stärkt das Selbstvertrauen und lässt die Kinder Selbstwirksamkeit spüren.

beleduc-musik

Gefühle regulieren mit Musik

Musik hat eine einzigartige Fähigkeit, das Gehirn zu stimulieren und die kognitive Entwicklung zu fördern. Studien haben gezeigt, dass Kinder, die regelmäßig Musik hören oder musizieren, eine bessere Sprachentwicklung und ein höheres Maß an Kreativität aufweisen.

Ganz ohne Noten erste Melodien zu spielen, geht mit dem Klangkoffer „Let‘s play“. Bekannte Kinderlieder können so gespielt, aber auch eigene Melodien erfunden werden. Darüber hinaus spielt Musik eine wichtige Rolle bei der emotionalen Entwicklung. Sie kann helfen, Gefühle auszudrücken und zu verarbeiten, und bietet Kindern eine Möglichkeit, ihre Emotionen auf eine gesunde Weise zu regulieren.

Rhythmus fühlen, nicht nur hören

Dass Rhythmus etwas mit dem Körper zu tun hat, zeigen uns schon Formulierungen wie „Rhythmus im Blut haben“ oder „sich von Musik bewegen lassen“. Mit Musik nehmen sich Kinder im Raum und in der Zeit wahr.

Spiele mit Instrumenten:

  • Kinder hören genau zu und verteilen die Instrumente im Raum (eine Trommelecke, eine Klingelecke etc.)
  • Die Bodentrommel vorsichtig mit Sand bestreuen und beobachten, was passiert, wenn man trommelt
  • Rassel selber bauen und gestalten mit dem Bastel-Set von beleduc

Wie beleduc Lernspielwaren die frühe Entwicklung von Kindern mit Musik und Bewegung unterstützt:

www.beleduc.de




Kinderwohl in Deutschland: Deutlicher Absturz im internationalen Vergleich

UNICEF-Studie zeigt: Lebenszufriedenheit und schulische Leistungen von Kindern in Deutschland rückläufig – Platz 25 im Vergleich von 43 wohlhabenden Ländern

In zahlreichen wohlhabenden Ländern, darunter auch Deutschland, haben sich die Rahmenbedingungen für ein gesundes und förderliches Aufwachsen von Kindern in den vergangenen fünf Jahren verschlechtert. Dies zeigt ein neuer Bericht des UNICEF-Forschungsinstituts Innocenti, der umfassende Daten aus den Jahren 2018 und 2022 aus 43 Mitgliedsstaaten der OECD und EU auswertet.

Besonders auffällig ist der Abwärtstrend in Deutschland: Während das Land 2020 noch Rang 14 belegte, liegt es inzwischen auf Platz 25. Gründe dafür sind unter anderem ein deutlicher Rückgang bei den schulischen Leistungen und der allgemeinen Lebenszufriedenheit junger Menschen. Die besten Bedingungen für Kinder bieten laut Bericht derzeit die Niederlande und Dänemark, gefolgt von Frankreich.

Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, betont: „Die Ergebnisse zeigen, wie dringend wir in Deutschland mehr für benachteiligte Kinder tun müssen. Die geplante Ausweitung des Startchancen-Programms sowie die angekündigte Strategie zur Förderung der psychischen Gesundheit von Kindern sind Schritte in die richtige Richtung.“

Der Bericht mit dem Titel „Report Card 19: Child Well-Being in an Unpredictable World“ analysiert aktuelle Entwicklungen in zentralen Bereichen des kindlichen Wohlbefindens: psychische und körperliche Gesundheit, schulische und soziale Fähigkeiten sowie digitale Kompetenzen. Gleichzeitig werden Ursachen für die teils negativen Trends benannt und politische Handlungsempfehlungen formuliert.

Leistungsabfall in Schule und steigender psychischer Druck

Besonders gravierend ist der Rückgang grundlegender Fähigkeiten wie Lesen und Rechnen. In 21 von 38 Ländern sank der Anteil der Kinder mit grundlegenden Kompetenzen in diesen Bereichen um mehr als fünf Prozent. Deutschland verzeichnete einen Rückgang von 73 Prozent (2018) auf 60 Prozent (2022) – lediglich die Niederlande und Zypern erlebten noch stärkere Einbußen.

Auch die psychische Gesundheit bereitet Sorgen: In 15 von 26 Ländern nahm die Lebenszufriedenheit junger Menschen deutlich ab. Während 2018 noch drei Viertel der deutschen Jugendlichen mit ihrem Leben zufrieden waren, sank dieser Wert 2022 auf 68 Prozent.

Übergewicht bleibt konstant – Mediennutzung nicht pauschal problematisch

Der Anteil übergewichtiger Kinder blieb in Deutschland bei rund 25 Prozent stabil. Auffällig ist, dass laut UNICEF-Bericht der Zusammenhang zwischen digitaler Mediennutzung und negativen Effekten auf das Wohlbefinden nicht so eindeutig ist, wie oft vermutet: Kinder bewegen sich heute nicht weniger als früher, und die Nutzung von Smartphones oder sozialen Medien führt nicht zwangsläufig zu schlechteren schulischen Leistungen oder Unzufriedenheit.

Eltern-Kind-Beziehungen als Schlüsselfaktor

Ein zentraler Einflussfaktor für das kindliche Wohlbefinden ist laut Studie die Beziehung zu den Eltern. Kinder, die regelmäßig mit ihren Eltern sprechen, berichten häufiger von hoher Lebenszufriedenheit.

UNICEF fordert gezielte Maßnahmen

Um die Situation von Kindern zu verbessern, spricht UNICEF Deutschland sich für folgende Schritte aus:

  • Ausbau der Prävention und Unterstützung im Bereich psychischer Gesundheit, insbesondere für besonders gefährdete Kinder;
  • Zugang zu gesunder Ernährung für alle Kinder, etwa durch tägliche Schulmahlzeiten;
  • Förderung von Basiskompetenzen und digitalen Fähigkeiten, insbesondere für Kinder aus benachteiligten Haushalten, durch Programme wie die Startchancen-Schulen und den Ausbau von Ganztagsangeboten;
  • Stärkere Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen, etwa durch eine Kinderbeauftragtenstelle auf Bundesebene und mehr kinderfreundliche Kommunen.

Hintergrund zur Report-Card-Serie

Die „Report Card“-Berichte des UNICEF-Forschungszentrums Innocenti analysieren regelmäßig die Lage von Kindern in einkommensstarken Ländern. Die aktuelle Ausgabe „Report Card 19“ ist direkt mit der vorherigen Untersuchung von 2020 („Report Card 16“) vergleichbar und basiert auf Indikatoren zu psychischem und physischem Wohlergehen sowie zu schulischen Kompetenzen. Dazu gehören etwa Daten zur Lebenszufriedenheit (OECD PISA), Kindersterblichkeit (UN IGME), Übergewicht (NCD-RisC) sowie schulische und soziale Fähigkeiten (PISA 2022).

Über UNICEF

UNICEF ist das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. Es arbeitet in über 190 Ländern daran, die Lebensbedingungen von Kindern zu verbessern – mit Entwicklungsprogrammen, humanitärer Hilfe und politischem Engagement. In Deutschland tragen rund 7.000 Ehrenamtliche dazu bei, Kinderrechte bekannter zu machen und deren Umsetzung voranzutreiben.

Laden Sie hier den neuesten UNICEF-Bericht Report Card 19 (2025) herunter (Englisch). Informationen zur vergleichbaren Report Card 16 von 2020 finden Sie hier.