Verbotene Weichmacher in Sonnencremes

Das Öko-Test-Ergebnis: In acht von 19 Produkten stecken die verbotenen Substanzen

Öko-Test hat 19 Sonnenschutzmittel auf Weichmacher getestet, darunter auch zwei Naturkosmetikprodukte. In acht Produkten ist Öko-Test auf die in Kosmetika als Inhaltsstoff verbotenen Weichmacher Di-n-hexylphthalat (DnHexP), DEHP oder DIBP gestoßen. 

Bei den Funden handelt es sich nicht um einen Inhaltsstoff, sondern um eine Verunreinigung. In Verdacht steht der chemische UV-Filter DHHB, der mit dem Weichmacher verunreinigt sein kann. Laut Öko-Test wurde der verbotene Weichmacher DnHexP nur in Sonnenschutzmitteln gefunden, die den UV-Filter DHHB enthalten – aber nicht in allen. Manche Hersteller geben allerdings an, dass diese Verunreinigungen „technisch unvermeidbar“ wären.

Wirklich „unvermeidbar“?

„Unsere Haltung dazu ist ganz klar: Wenn Verunreinigungen des UV-Filters DHHB mit einem verbotenen Weichmacher wirklich ‚unvermeidbar‘ sind, wie manche Hersteller sagen, dann müssen sie sich nach Alternativen zu dem Filter umschauen,“ sagt Katja Tölle, stellvertretende Öko-Test-Chefredakteurin.

Der höchste DnHexP-Gehalt steckt laut Laborbefund im Annemarie Börlind Sun Care Sonnen-Fluid SPF 30. Die Rückstände sind in einer Größenordnung, bei der Öko-Test noch von Spuren spricht. Aus Öko-Test-Sicht geben die Funde keinen Anlass für Panik. „UV-Strahlung ist und bleibt die Hauptursache für Hautkrebs, deshalb sollte man keinesfalls aus lauter Bedenken auf Sonnenschutz verzichten“, so Tölle.

Zertifizierte Naturkosmetik schließt chemischer UV-Filter aus

Verbraucherinnen und Verbraucher können auf der Inhaltsstoffliste nachlesen, ob das Produkt den UV-Filter DHHB enthält oder zu zertifizierter Naturkosmetik greifen, die die Anwendung chemischer UV-Filter ausschließt. Andere Weichmacher als DnHexP können allerdings auch hier als Verunreinigung auftauchen – etwa als Übergang aus der Verpackung.
Weitere Informationen und den aktuellen Test finden Sie in der Juli-Ausgabe des Öko-Test Magazins oder unter: oekotest.de/14647

Quelle: Pressemitteilung Öko-Test




Bio-Naturjoghurt: Nur zwei sind „sehr gut“  

Öko Test: In manchen Bio-Betrieben wird sogar die umstrittene Anbindehaltung praktiziert

Öko-Test hat 20 Bio-Naturjoghurts getestet. Schadstoffe haben die beauftragten Labore in keinem Produkt im Test nachgewiesen. Dennoch vergeben die Verbraucherschützer nur zwei Mal das Gesamturteil „sehr gut“ und sechs Mal „gut“.

„An den Inhaltsstoffen der Produkte gibt es nichts auszusetzen. Wir sehen es aber kritisch, dass sich die Tierhaltungsbedingungen stark unterscheiden können. Bei elf Anbietern kommt die Milch sogar teilweise aus Bio-Betrieben, die Anbindehaltung praktizieren,“ sagt Öko-Test-Redakteurin Marieke Mariani.

Manchmal ist „Kombinationshaltung“ erlaubt

Im Bio-Bereich ist die Anbindehaltung nicht erlaubt, doch es gibt Ausnahmen: Kleine Bestandsbetriebe mit unter 50 Tieren, die nicht genug Platz haben, um ihren Stall in einen tierfreundlicheren Laufstall umzubauen, dürfen ihre Kühe in der sogenannten Kombinationshaltung halten. Hier können die Tiere am Hals angebunden werden, sollen aber während der Vegetationsperiode auf der Weide und in der übrigen Zeit mindestens zweimal pro Woche auf einem Freigelände laufen dürfen.

Ausnahmen beim Weidegang

Auch in puncto Weidegang gibt es Ausnahmeregelungen: Nach den Kriterien der Bio-Verbände muss Weidegang zumindest während der Vegetationszeit für die Kühe möglich sein. Liegt ein Betrieb aber inmitten einer Ortschaft ohne Zugang zu Weideland, reicht es, Auslauf im Hof zu ermöglichen. Laut Öko-Test geben die Molkereien nur für knapp die Hälfte der Produkte im Test an, dass Weidegang für alle milchgebenden Kühe möglich war.

Tierhaltungsstandards bei Bio meist deutlich besser

Trotz der Kritik betont ÖKO-TEST, dass Verbraucherinnen und Verbraucher im Zweifel auf Bio-Produkte zurückgreifen sollen, da die Tierhaltungsstandards im Vergleich zu konventionellen Produkten höher liegen. In der konventionellen Haltung ist derzeit sogar noch die ganzjährige Anbindehaltung erlaubt – eine Haltungsform, bei der Kühe das ganze Jahr über angebunden im Stall stehen und sich nicht frei bewegen können.

Mit dem Gesamturteil „sehr gut“ überzeugen im Test der Bio Bio Cremiger Bio Joghurt Mild von Netto und der K- Bio Joghurt Mild von Kaufland.

Weitere Informationen und den aktuellen Test finden Sie in der Juli-Ausgabe des ÖKO-TEST Magazins oder unter: oekotest.de/14689




Rheuma ist eine unterschätzte Krankheit bei Kindern und Jugendlichen

Die Stiftung Kindergesundheit informiert über ein Leiden, das oft nur schwer zu erkennen ist, aber immer besser behandelt werden kann

Viele Menschen glauben, Rheuma sei eine typische Krankheit schmerzgeplagter alter Frauen und Männer. Das stimmt so aber nicht: In Deutschland leiden neben den rund zwei Millionen erwachsenen Rheumatikern etwa 40.000 Kinder und Jugendliche an einer rheumatischen Erkrankung, d.h. einer Entzündung von Gelenken und Organen. Rheuma tritt bei Kindern etwa genauso häufig auf wie Diabetes oder Krebs und zählt damit zu den häufigsten chronischen Leiden im Kindesalter, berichtet die in München beheimatete Stiftung Kindergesundheit in einer aktuellen Stellungnahme.

Rheuma tritt in allen Altersgruppen auf

„Es ist zu wenig bekannt, dass Rheuma-Erkrankungen in allen Altersgruppen auftreten können. Besonders Kleinkinder, Schulkinder und Jugendliche sind von ganz verschiedenen Erkrankungen betroffen, die nicht gleich als entzündlich-rheumatisch erkannt werden“, berichtet Kinder- und Jugendärztin Priv.-Doz. Dr. Annette Jansson, Leiterin der Rheumatologie des Dr. von Haunerschen Kinderspitals und des Fachbereiches Rheumatologie im integrierten Sozialpädiatrischen Zentrum der Universität München. „Besonders dann, wenn keine Gelenkentzündungen vorhanden sind, denkt man nicht auf Anhieb an Rheuma. Viele Mädchen und Jungen mit Rheuma-Erkrankungen haben deshalb einen zu langen Leidensweg, bis die richtige Diagnose gestellt und eine Behandlung eingeleitet wird“.

Bei Kindern besteht nicht jede rheumatische Erkrankung lebenslänglich, in manchen Fällen heilt sie spontan aus, ohne Folgeschäden zu hinterlassen, sagt PD Dr. Annette Jansson. Dennoch ist sie für die kleinen Patienten und ihre Familien sehr belastend. Durch gezielte Therapien lassen sich jedoch die Symptome oft gut behandeln, betont die Spezialistin der Münchner Universitätskinderklinik.

Kinderrheuma hat viele Gesichter

„Rheuma“ ist der Oberbegriff für mehr als 400 bekannte unterschiedliche Erkrankungen aufgrund von Entzündungen, die nicht durch Infektionen verursacht werden. Neben dem bekannten Gelenkrheuma werden auch Erkrankungen mit Entzündungen anderer Organe oder Systeme zu den rheumatischen Erkrankungen gezählt. Sie können in jedem Alter auftreten.

Gelenkrheuma gehört zu den Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem den eigenen Körper – in dem Fall die Gelenke – angreift und Entzündungen verursacht. Allerdings kann es auch im Rahmen von Infekten oder aufgrund anderer Ursachen zu Gelenkentzündungen kommen, die entweder spontan heilen oder mit Medikamenten heilbar sind. Sie machen 80 bis 90 Prozent aller Gelenkentzündungen aus und verlaufen häufig mild. Bei den übrigen 10 bis 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen entwickeln sich jedoch chronische Gelenkentzündungen. Bei diesen Kindern verläuft die Erkrankung oft schubweise. Es können auch Knochen, Muskeln und sogar die Augen betroffen sein. Diese Kinder benötigen eine spezielle Rheuma-Therapie.

Mädchen häufiger betroffen als Jungen

„Die bei Weitem häufigste Form der entzündlich-rheumatischen Erkrankungen im Kindesalter ist die ‚juvenile idiopathische Arthritis‘ JIA, also die chronische Gelenkentzündung“, erläutert Kinderrheumatologin PD Dr. Annette Jansson. Als Arthritis werden entzündliche Erkrankungen der Gelenke bezeichnet, „idiopathisch“ nennt die Medizin Krankheiten, deren Ursachen nicht genau geklärt sind.

„Die Erkrankung beginnt oft im Vorschulalter. Von ihr sind Mädchen häufiger betroffen als Jungen. Als erstes befällt die Entzündung meist die Knie- oder Sprunggelenke, es können aber auch einzelne Finger- oder Zehengelenke betroffen sein“.

Eine seltenere, aber durch wiederkehrende Fieberschübe ebenfalls sehr belastende rheumatische Krankheit ist das sogenannte „Still-Syndrom“. Sie betrifft den ganzen Körper, manchmal auch ganz ohne Gelenkentzündung. Der Organismus des Kindes reagiert mit ähnlichen Symptomen wie bei den ansteckenden Kinderkrankheiten: Das Kind fiebert oft über zwei Wochen und auf seiner Haut zeigt sich ein Ausschlag mit lachsfarbigen Flecken. Weitere mögliche Symptome sind Lymphknotenschwellungen, eine Herzbeutelentzündung, vergrößerte Leber und Milz und eine Störung der Blutbildung im Knochenmark.

Keine Lust auf Laufen und Bewegung

Anders als bei Erwachsenen äußert sich Gelenkrheuma bei Kindern oft nicht gleich mit Schmerzen, sondern durch Einschränkungen der Bewegungsfähigkeit und durch Schonhaltungen.

Der chronische Entzündungsprozess im Bindegewebe führt dann aber auch bei Kindern und Jugendlichen zu Gelenkbeschwerden mit Schmerzen und Schwellungen, zu Problemen, die das Kind und die gesamte Familieüber Monate bis Jahre oder sogar Jahrzehnte belasten können. Heute weiß man, dass Bewegung und Sport auch für Kinder mit Gelenkrheuma gut und wichtig sind. Aus diesem Grund zielt die Behandlung darauf ab, dies möglichst uneingeschränkt zu ermöglichen.

Die Familie leidet mit

Die Diagnose „rheumatische Erkrankung“ verändert abrupt das Leben der Betroffenen und ihrer Familien. Priv-Doz. Dr. Annette Jansson berichtet: „Es ist für die Familie und das Umfeld schwer zu verstehen, dass manche Kinder mit Gelenkrheuma wegen der typischen Morgensteifigkeit Mühe haben, einen sehr zeitig beginnenden Schulunterricht zu besuchen. Dass sie einen langen Schulweg oft nicht ohne Hilfsmittel bewältigen können. Dass sie nicht mehr Treppen steigen können. Dass sie keinen gelenkbelastenden Schulsport absolvieren können, auch wenn die Funktionen ihrer Gelenke scheinbar unbeeinträchtigt sind“.

Als besonders gravierend erweisen sich die Behinderungen der Bewegungsfähigkeiten. Die davon betroffenen Kinder sind auf die Hilfe der Familie angewiesen: Sie muss oft eine Vielzahl von Fahrten organisieren – zu Arztvorstellungen, physiotherapeutischen Behandlungen und zu Ergotherapien, zum Heilschwimmen und zum täglichen Besuch von Kita oder Schule. Sind beide Eltern berufstätig, dann lassen sich diese Aufgaben kaum bewältigen. In der Regel ist es die Mutter, die diese Pflichten erfüllen muss, zu Lasten der übrigen Familienmitglieder und damit auch der Geschwister.

Behandlung in spezialisierten Zentren

Wegen anhaltender oder erneut auftretender Beschwerden benötigen rheumakranke Kinder mitunter auch stationäre Therapien in spezialisierten Zentren. Dort muss eine komplexe Behandlung durchgeführt werden. Dabei wird unter anderem mit einer intensiven Krankengymnastik versucht, die bereits entstandenen Fehlhaltungen und Fehlstellungen zu lösen und die Beweglichkeit des erkrankten Kindes zu verbessern. Priv.-Doz. Dr. Annette Jansson: „Immer häufiger beobachten wir, dass Kinder und vor allem Jugendliche unter Schmerz-Syndromen leiden, die sie – ohne dass organische Ursachen gefunden werden können – erheblich an ihrer sozialen Teilhabe und Entwicklung hindern. Hierfür gibt es mittlerweile Zentren, die multimodale Therapie-Konzepte anbieten“.

Im Vergleich zu älteren Rheumatikern haben Kinder mit Rheuma heute deutlich bessere Heilungschancen, betont die Stiftung Kindergesundheit. Es sei jedoch entscheidend, dass das Kinderrheuma frühzeitig erkannt und angemessen behandelt wird. Bei fast der Hälfte der Patienten heilt Kinderrheuma bis zum Erwachsenenalter aus.

Hier finden Sie weitere Informationen :

www.rheuma-liga.de (Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V.)
https://dgrh.de/Patienten.html (Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie e.V.)
www.gkjr.de/fur-patienten-und-eltern/krankheitsbilder/ (Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie)
www.kinderrheuma.com/kinder-jugendrheuma/medizinische-aspekte/ (Bundesverband Kinderrheuma e.V.)
www.kinder-rheumastiftung.de/kinderrheuma-2/ (Deutsche Kinderrheuma-Stiftung)
www.jungundrheuma.nrw (Deutsche Rheuma-Liga Nordrhein-Westfalen e.V)

Quelle: Julia Roggencamp, Stiftung Kindergesundheit




Viele Kinder-Fruchtsnacks sind meist stark überzuckert

foodwatch-Marktcheck: Nur 14 von 77 Fruchtsnacks dürften nach WHO-Kriterien an Kinder beworben werden

An Kinder beworbene Fruchtsnacks enthalten meist hohe Mengen Zucker. Das hat ein Marktcheck von foodwatch ergeben. Die Verbraucherorganisation hat in den Drogeriemärkten dm und Rossmann 77 Frucht-Snacks identifiziert, die mit Comicfiguren, Tieren oder der Aufschrift „für Kinder“ gezielt an Kinder vermarktet werden. Die Riegel und Knabbereien enthalten zwar ausschließlich Zucker aus Früchten. Dieser sei jedoch nicht gesünder als anderer Zucker, kritisierte foodwatch. Aufgrund des hohen Zuckergehalts dürften nur 14 der 77 Fruchtsnacks nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation an Kinder beworben werden. Gerade einmal zwei Produkte erhielten einen grünen Nutri-Score. foodwatch forderte die Bundesregierung auf, Kinder besser vor ungesunden Lebensmitteln zu schützen. 

Aufgrund des hohen Zuckergehalts dürften nur 14 der 77 Fruchtsnacks nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation an Kinder beworben werden.

„Der süße Knabberkram ist kein gesunder Kindersnack”

„Fruchtsnacks mögen ein gesundes Image haben, doch in den meisten steckt sehr viel Zucker. Egal, ob es sich um Fruchtzucker oder eine andere Zuckerart handelt: Der süße Knabberkram ist kein gesunder Kindersnack”, sagte Dr. Rebekka Siegmann von foodwatch. „Ungesunde Ernährung im Kindesalter kann im späteren Leben zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes führen. Die Bundesregierung muss endlich wirksame Junkfood-Werbeschranken zum Kinderschutz einführen und diese auch auf die Verpackungsgestaltung ausweiten. Und: Wir brauchen endlich eine verpflichtende Kennzeichnung mit dem Nutri-Score – die verbraucherfreundliche Lebensmittelampel würde Zuckerbomben auf einen Blick entlarven!” 

Die große Mehrheit der Produkte ist viel zu zuckrig und damit alles andere als ein gesunder Snack für die Kleinsten. Die Produkte enthalten zwar ausschließlich Zucker aus Früchten, doch dieser ist nicht gesünder als „normaler“ Zucker.

Im Durchschnitt rund ein Drittel aus Zucker

Die Hersteller bewerben den Großteil der Produkte mit Claims wie „Süße nur aus Früchten“ oder „ohne Zuckerzusatz“ auf der Vorderseite der Verpackung. Dies erwecke den Eindruck eines vergleichsweise gesunden und zuckerarmen Produkts, kritisierte foodwatch. Tatsächlich bestehen die Fruchtsnacks im Schnitt zu rund einem Drittel aus Zucker. 

Spitzenreiter Obsties Erdbeere Banane mit Joghurt und Rosinchen

Die Verbraucherorganisation überprüfte für alle Produkte, ob sie nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) an Kinder beworben werden dürften und berechnete den Nutri-Score. Gemäß den WHO-Empfehlungen sollten nur solche Fruchtsnacks an Kinder beworben werden, die maximal 12,5 Prozent Zucker enthalten. Dies trifft auf nur 14 der 77 Fruchtsnacks zu. Die beiden Spitzenreiter, die Obsties Erdbeere Banane mit Joghurt von Alete bewusst sowie die Rosinchen von Freche Freunde, bestehen zu fast drei Vierteln aus Zucker. Die Obsties von Alete bewusst sind einer der fünf Kandidaten der diesjährigen Wahl zum Goldenen Windbeutel, bei der Verbraucher:innen auf www.goldener-windbeutel.de über die dreisteste Werbelüge des Jahres abstimmen können. 

Schlechte Werte beim Nutri-Score-Check

Auch beim Nutri-Score-Check schnitten die Fruchtsnacks alles andere als gut ab. Gerade einmal zwei von 77 Produkten erhielten einen grünen Nutri-Score A. Mehr als die Hälfte (43 Produkte) würde den zweitschlechtesten orangenen Nutri-Score D erhalten. Die vier Produkte mit dem schlechtesten Nutri-Score, dem roten E, sind Fruchtschnitten von dmBio. Bei diesem Ergebnis überrascht es nicht, dass kein einziges Produkt freiwillig mit der Lebensmittelampel gekennzeichnet sei, so foodwatch. 

Auch beim Nutri-Score-Check schneiden die Fruchtsnacks alles andere als gut ab. Gerade einmal zwei von 77 Produkten erhalten einen grünen Nutri-Score A. Mehr als die Hälfte (43 Produkte) würden den zweitschlechtesten orangenen Nutri-Score D erhalten. Wenig überraschend ist kein einziges Produkt freiwillig mit der Lebensmittelampel gekennzeichnet.

Fruchtzucker in verarbeiteten Produkten nicht gesünder als „normaler“ Haushaltszucker

Fruchtzucker in verarbeiteten Produkten ist nicht gesünder als „normaler“ Haushaltszucker. Es herrscht ein breiter wissenschaftlicher Konsens darüber, dass ein zu hoher Konsum von Zucker die Entstehung von Übergewicht fördert. Damit verbunden sind zahlreiche Krankheiten, dazu gehören Adipositas, Typ-2-Diabetes und Karies. 

Bundesernährungsminister Cem Özdemir hat einen Entwurf für ein Kinderschutzgesetz vorgelegt, das die Werbung für Lebensmittel mit zu viel Zucker, Fett oder Salz beschränken soll. Aufgrund des Widerstands der FDP steckt das Vorhaben seit Monaten in der Ressortabstimmung fest. Genau wie zahlreiche Gesundheits- und Verbraucherverbände begrüßt foodwatch die vorgeschlagenen Werbeschranken, spricht sich jedoch für eine Ausweitung auf die Verpackungsgestaltung aus. Bisher umfassen die Werbeschranken nur Medien wie Fernsehen oder Internet.

Quelle: Pressemitteilung Foodwatch/alle fotos Foodwatch




Die Ernährung werdender Väter beeinflusst die Gesundheit ihrer Kinder

Eine aktuelle Studie liefert neue Erkenntnisse darüber, wie Ernährung und Übergewicht von Vätern die Gesundheit ihrer Kinder schon vor der Zeugung beeinflussen können

Dr. Raffaele Teperino, Leiter der Forschungsgruppe „Umwelt-Epigenetik“ bei Helmholtz Munich, hat mit seinem Forschungsteam den Einfluss der väterlichen Ernährung und des Übergewichts auf die Gesundheit ihrer Kinder untersucht – und zwar den Einfluss der Ernährung vor dem Zeitpunkt der Zeugung. Die Wissenschaftler:innen konzentrierten sich dabei auf spezielle kleine RNA-Moleküle in Spermien, so genannte mitochondriale tRNA-Fragmente (mt-tsRNAs, siehe Hintergrund). Diese RNAs spielen eine Schlüsselrolle bei der Vererbung von Gesundheitsmerkmalen, indem sie die Genexpression regulieren.

Für ihre Studie verwendeten die Forschenden Daten von mehr als 3000 Familien der LIFE-Child-Studie der Universität Leipzig. Die Analysen zeigten, dass das Körpergewicht des Vaters das Gewicht der Kinder und ihre Anfälligkeit für Stoffwechselkrankheiten beeinflusst. Dieser Einfluss besteht unabhängig von anderen Faktoren wie dem Gewicht der Mutter, der elterlichen Genetik oder Umweltbedingungen.

Die Ernährung des Vaters hat Einfluss auf die Kinder

Um die Ergebnisse ihrer Analyse zu überprüfen, führte das Forschungsteam anschließend Experimente mit Mäusen durch. Diese erhielten eine Hochfettdiät, also Nahrung mit einem höheren Fettgehalt als eine normale Diät. Das hatte Auswirkungen auf die Geschlechtsorgane der Tiere, auch auf die Nebenhoden. Der Nebenhoden ist der Bereich im männlichen Fortpflanzungssystem, in dem frisch gebildete Spermien heranreifen. „Unsere Studie zeigt, dass Spermien, die im Nebenhoden der Mäuse einer Hochfettdiät ausgesetzt sind, zu Nachkommen mit erhöhter Neigung zu Stoffwechselerkrankungen führen“, sagt Raffaele Teperino.

Um die Erkenntnisse zu vertiefen, führte das Forschungsteam zusätzliche Untersuchungen im Labor durch. Dabei wurden Embryonen mit In-vitro-Fertilisation erzeugt (Befruchtung „im Reagenzglas“). Verwendete Teperinos Team Spermien von den Mäusen, die der Hochfettdiät ausgesetzt waren, fanden sie mt-tsRNAs dieser Spermien in frühen Embryonen, die Genexpression signifikant beeinflussten. Dies hat wiederum Auswirkungen auf die Entwicklung und Gesundheit der Nachkommen. „Dies ist das erste Mal, dass wir eine solche molekulare Verbindung über Generationen hinweg beobachten konnten“, sagt Raffaele Teperino. „Durch die Demonstration der Übertragung nicht-genetischer väterlicher Bestandteile in Embryonen zeigen wir einen bisher unbekannten Aspekt der Vererbung.“

„Unsere Hypothese, dass im Laufe des Lebens erworbene Eigenschaften wie Diabetes oder Adipositas über Generationen mittels epigenetischer Mechanismen weitergegeben werden, wird durch diese Studie bestärkt. Die Epigenetik dient hierbei als molekulare Schnittstelle zwischen Umwelt und Genom, auch über Generationengrenzen hinweg. Dies geschieht nicht nur über die mütterliche, sondern – wie unsere Forschungsergebnisse zeigen – auch über die väterliche Linie“, erklärt Prof. Martin Hrabě de Angelis, Ko-Autor der Studie und Forschungsdirektor Helmholtz Munich.

Gesundheitsvorsorge für Männer mit Kinderwunsch

Die Erkenntnisse der Forschenden bei Helmholtz Munich unterstreichen die Rolle der väterlichen Gesundheit vor der Zeugung – und bieten neue Ansätze für die Gesundheitsvorsorge: „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Gesundheitsvorsorge für Männer mit Kinderwunsch mehr Aufmerksamkeit erfahren und Programme dafür entwickelt werden sollten, beispielsweise mit Blick auf die Ernährung“, so Teperino. „Damit lässt sich das Risiko von Erkrankungen wie Adipositas und Diabetes bei Kindern verringern.“

Hintergrund: Der indirekte Einfluss der Väter

Mitochondrien werden oft als Kraftwerke der Zelle bezeichnet. Sie verfügen über ihre eigene, von der DNA im Zellkern unabhängige DNA. Diese mitochondriale DNA (mt-DNA) sorgt über das Zwischenprodukt mt-RNA für die Herstellung von Proteinen in den Mitochondrien und wird typischerweise von den Müttern an die Nachfahren vererbt. Bisher ging man davon aus, dass Väter keinen Anteil an der genetischen Veranlagung der Mitochondrien ihrer Nachkommen haben. Neuere Forschungen wie die vorliegende Studie zeigen nun aber, dass Spermien bei der Befruchtung Bruchstücke von mt-RNA („mt-tsRNA“) in die Eizelle tragen. Die mt-tsRNAs spielen eine Rolle bei der Epigenetik, der Regulation der Genexpression im frühen Embryo: Sie können die Entwicklung und Gesundheit des Nachwuchses indirekt beeinflussen, indem sie die Aktivität bestimmter Gene in den Mitochondrien modifizieren. So haben die Väter einen wichtigen, wenn auch indirekten Einfluss auf die genetische Prägung der Mitochondrien und damit auf den Energiestoffwechsel ihrer Kinder.

Über Helmholtz Munich

Helmholtz Munich ist ein biomedizinisches Spitzenforschungszentrum. Seine Mission ist, bahnbrechende Lösungen für eine gesündere Gesellschaft in einer sich schnell verändernden Welt zu entwickeln. Interdisziplinäre Forschungsteams fokussieren umweltbedingte Krankheiten, insbesondere die Therapie und die Prävention von Diabetes, Adipositas, Allergien und chronischen Lungenerkrankungen. Mittels künstlicher Intelligenz und Bioengineering transferieren die Forschenden ihre Erkenntnisse schneller zu den Patient:innen. Helmholtz Munich zählt mehr als 2.500 Mitarbeitende und hat seinen Sitz in München/Neuherberg. Es ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, mit mehr als 43.000 Mitarbeitenden und 18 Forschungszentren die größte Wissenschaftsorganisation in Deutschland. Mehr über Helmholtz Munich (Helmholtz Zentrum München Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt GmbH): www.helmholtz-munich.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Raffaele Teperino, Principal Investigator der Forschungsgruppe „Umwelt-Epigenetik“ bei Helmholtz Munich, DZD-Wissenschaftler: https://www.helmholtz-munich.de/en/pi-3-35

Originalpublikation:

Tomar, Gomez-Velazquez, Gerlini et al. (2024): Epigenetic inheritance of diet-induced and sperm-borne mitochondrial RNAs. Nature. DOI: 10.1038/s41586-024-07472-3

Verena Coscia, Helmholtz Zentrum München Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH)




Wie die Sensibilisierung für Zahngesundheit gelingt

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Die flächendeckende Mundgesundheit von Kindern und Jugendlichen – damit befasst sich die Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit Baden-Württemberg

Die flächendeckende Mundgesundheit von Kindern und Jugendlichen – damit befasst sich die Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit Baden-Württemberg (LAGZ). Die gemeinnützige Einrichtung feiert dieses Jahr ihr 70-jähriges. Doch wie genau wird diese Aufgabenstellung umgesetzt? Ein wesentlicher Bestandteil ist die Gruppenprophylaxe in Kindertagesstätten, Grund-, Haupt- und Förderschulen sowie an weiterführenden Schulen. Wie läuft das ab? Was passiert da eigentlich? Ein Blick hinter die Kulissen zeigt die tägliche Arbeit der Prophylaxe-Fachkräfte und den Umgang mit der jungen Generation.

Felix – der Hase – spickt durch die Türe. Das Kuscheltier will wissen, ob die Kinder schon bereit sind für seinen Auftritt. „Jaaaa!“, schallt es gemeinschaftlich aus dem Gruppenraum der Frösche. Später wird er auch noch das Team Tiger besuchen, um ihnen allerhand zur Mundhygiene zu erzählen. Mit im Schlepptau hat der kleine Geselle aus Fell einen riesigen Koffer. Was da wohl drin ist? Vesperbrötchen oder Gummistiefel? „Zahnsachen!“, behauptet der kleine Jonas ganz selbstbewusst.

Sowohl das Kuscheltier als auch der Koffer gehören zum Equipment von Petra Wulff. Die Prophylaxe-Fachkraft der LAGZ absolviert heute in einem Esslinger Kinderhaus ihre Termine. Bereits seit 1995 ist sie täglich im Dienst der Zahngesundheit unterwegs. Als Fachfrau für Zahngesundheit und Zahnmedizinische Fachangestellte arbeitete sie viele Jahre in einer Zahnarztpraxis, befasst sich mit der Individualprophylaxe der Patienten. Nach der Elternzeit entschied sie sich für die Tätigkeit bei der LAGZ.

Im Kindergarten hängen bunte Luftballons aus Papier an der Wand. Am Fenster kleben kreative Zeichnungen von Bäumen. Und an der Seite gluckert ein Aquarium. Die 15 Kinder sitzen im Stuhlkreis, freuen sich schon auf den angekündigten Besuch. Lukas im rot-weißen Ringelshirt ist total konzentriert, bohrt sich nervös in der Nase. Die Spannung ist groß, alle halten sich die Augen zu – dann zaubert Petra Wulff plötzlich eine große rote Zahnbürste aus dem Koffer.

Gruppenprophylaxe: breitenwirksam und flächendeckend

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Wer weiß etwas über Milchzähne? Die Kleinen sprudeln vor Begeisterung: „Bei Ben hat der Zahn schon mit vier gewackelt und mit fünf ist er dann rausgefallen“, weiß sein Nebensitzer zu berichten. „Ich habe hier einen Wackelzahn“, freut sich Mohammed und reißt den Mund weit auf, um mit dem Zeigefinger ganz tief hinein zu zeigen. „Hier hinten habe ich schon neue Zähne!“, sagt die sechsjährige Sana stolz. Und Jounes hat mitbekommen, dass die Leute im Altersheim nur noch zwei Zähne vorne unten haben.

Ob Karies- oder Parodontalprophylaxe, ob Ernährungsaufklärung oder -beratung, ob Früherkennung oder Zahnschmelzhärtung: Die qualifizierten Prophylaxe-Fachkräfte sind täglich im gesamten Bundesland unterwegs. Die Aufgabe besteht darin, Gruppenprophylaxe breitenwirksam und flächendeckend durchzuführen. Mehr als 200 Prophylaxe-Fachkräfte sowie Zahnärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes sind in Baden-Württemberg im Einsatz. Unterstützt werden sie von mehr als 700 niedergelassenen Zahnärzten, die als Patenzahnärzte agieren.

Valentino weiß, dass beim Hai die Zähne immer wieder nachwachsen. „Bei uns Menschen ist das nicht so, daher müssen wir auf unsere Zähne gut aufpassen und sie pflegen“, mahnt Petra Wulff. Jeder darf jetzt die XL-Zahnbürste in die Hand nehmen und hoch in die Luft strecken – aber nur, wer heute früh die Zähne auch geputzt hat. Das klappt bei allen gut – bis auf Jonas: „Meine Mama macht das auch nie, also ich auch nicht.“ Mohammed verrät, dass er morgens nur putzt, wenn er bei der Oma zu Besuch ist. Kira hingegen ist morgens und abends mit der Zahnbürste beschäftigt. Leticia hat manchmal keine Lust, vor allem wenn sie müde ist. „Ich putze nur morgens“, erwidert die kleine Mullai.

Fehlende Aufmerksamkeit im Elternhaus

Mit viel Einfühlungsvermögen, pädagogischem Fingerspitzengefühl und kindgerechter Ausdrucksweise erklärt Petra Wulff, dass Zähneputzen mindestens zwei Mal am Tag wichtig ist, völlig unabhängig von Herkunft oder Nationalität. Neben den gruppenprophylaktischen Maßnahmen geht es der LAGZ auch darum, Erziehungsberechtigte rund um Mundhygiene, Fluoridierungsmaßnahmen und gesunde Ernährung zu informieren. Wulff merkt an: „Die Kariesrisikogruppen werden immer größer, nicht in jedem Elternhaus ist Aufmerksamkeit für das Thema vorhanden. Was vor 20 Jahren noch wichtig war, verliert an Bedeutung, wird vielen Kindern nicht mehr vorgelebt.“ Dabei ist der Beitrag der Eltern ganz entscheidend für den langfristigen Erfolg, wie Wulff betont: „In der Kita wird geübt – Eltern putzen Kinderzähne sauber.“

Inzwischen hat sich Max, der blitzblank saubere und lächelnde Styroporzahn, zu den Kindern gesellt. Sein Bruder Moritz hingegen hat Zahnweh – kein Wunder, mit so einem großen schwarzen Loch. Sana zieht ihr Blümchenkleid zurecht und weiß sofort: das heißt Karies. Nikolas, der seinen Stoff-Dinosaurier nicht aus den Fingern lässt, ergänzt: „Der muss zum Zahnarzt!“ Wer isst Süßigkeiten zum Frühstück? Und wer hat gesunde Sachen dabei? Meryen mag den Apfel, wenn er hart ist und Ron die italienische Wurst. Benedikt zuckt erst die Schultern, dann fallen ihm die Reiswaffeln ein. Dass sich Zähne überhaupt nicht über Gummibärchen und andere Süßies freuen, da ist sich Ben sicher. Die anderen füllen die Liste auf mit Lollis, Zuckerwatte und Kakao.

Apropos Bakterien: „Die sind kleiner als Ameisen, kann man gar nicht sehen!“, stellt Jonas fest. Alle klatschen im Takt und sagen dabei im Chor die wichtigen Begriffe auf: Karies, Säure, Bakterien. Mit viel Interaktion, abwechslungsreicher Didaktik und Wiederholungen hält Wulff die Kinder bei der Stange. Immer wieder baut sie Bewegung ein, um die Aufmerksamkeit zurückzuerobern. Inzwischen ist auch Matteo im Sitzkreis auf dem Boden angekommen, anfangs wollte er weder seinen Namen nennen noch mitmachen. Dass viel Ideenreichtum bei der Mundhygiene gefragt ist, beweist die LAGZ mit ihren vielen Aktionen und Aktivitäten. So gibt es Hörspiele für Kindergarten und Grundschule, moderne Lehrfilme stehen seit 2023 als Material sowohl Eltern, pädagogischen Fachkräften als auch Kindern zur Verfügung. Während anfangs die unermüdlichen Fachkräfte noch mit Gebiss und Zahnbürste unterwegs waren, nutzen sie längst Maskottchen in Form von Handpuppen und zeitgemäße Videos.

Motorische Entwicklung bei Kindern

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„Habt ihr Lust auf Zähneputzen? Nehmen wir jetzt alle die große Zahnbürste nacheinander in den Mund?“, will Petra Wulff provokant wissen. Sie erntet ein lautstarkes „Neeeeee!“ in der Runde. Stattdessen trifft sich die Gruppe im Waschraum, jedes Kind darf sich aus der großen Tüte eine eigene neue Zahnbürste aussuchen.

Wo muss der Daumen hin? Wie viel Zahnpasta braucht es? Wie riecht die? Beim gemeinsamen Putzen geht es erst hin und her an den Backenzähnen, dann wird der Mund geschlossen, damit sich die Bürste rundherum im Kreis bewegt und anschließend in die Backenseite rutscht. Dass der dreijährige Benedikt das besonders gut kann, fällt Petra Wulff gleich auf. Und auch, welche Kinder in ihrer motorischen Entwicklung wie weit sind – erst recht, wenn daheim nur elektrisch geputzt wird.

1,5 Millionen Kinder und Jugendliche im Alter bis 16 Jahren in etwa 7.000 Kindertagesstätten und rund 4.100 Schulen werden in Baden-Württemberg von der LAGZ begleitet. Hinzu kommt die frühkindliche Betreuung der unter Dreijährigen in Kindertagesstätten sowie die Betreuung von Menschen mit Behinderung. Die Gesundheitserziehung durch Stärkung von Kompetenz und Selbstverantwortung ist ein wesentlicher Aspekt. „Die Arbeit gibt mir viel, ich betreue Kinder zwischen einem Jahr und 15 Jahren. Jeder Tag ist anders und ich weiß nie, was mich in einer Einrichtung so erwartet“, reflektiert Wulff. Was ihr auffällt: dass viele Kinder nicht regelmäßig zum Zahnarzt gehen. Für die zahnärztliche Vorsorgeuntersuchungen zu sensibilisieren, gehört ebenfalls zu den Aufgaben der LAGZ. Hinzu kommt die Reizüberflutung an Lebensmitteln: „Gerade Emigranteneltern sehen, was es hier alles zu kaufen gibt. Auch wenn es Eltern gut meinen: Zucker gehört zumindest nicht morgens auf den Speiseplan.“

Die Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit Baden-Württemberg (LAGZ)

Seit 1954 befasst sich die Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit Baden-Württemberg (LAGZ) als gemeinnützige Einrichtung mit der flächendeckende Mundgesundheit von Kindern und Jugendlichen. Die Dachorganisation trägt dazu bei, die Idee einer nachhaltigen Zahngesundheitsförderung fest in Politik und Gesellschaft zu verankern.

Quelle: Pressemitteilung der Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit Baden-Württemberg e.V. (LAGZ)




Viele Mineralwässer sind toll – einige aber problematisch

Öko-Test findet in einigen Mineralwässern erhöhte Gehalte von Pestizidabbauprodukten

Öko-Test hat 54 Classic-Mineralwässer getestet. Die meisten überzeugen im Test, aber in 14 Produkten hat das beauftragte Labor Substanzen nachgewiesen, die die Verbraucherschützer kritisieren: Neben Bor, Nickel und Uran waren auch Süßstoffe und Abbauprodukte von Pestiziden dabei.

Bor, Nickel und Uran

Das Problem: Bor, Nickel und Uran sind zwar natürlichen Ursprungs, können jedoch in bestimmten Mengen schädliche Effekte für die Gesundheit haben. Für diese Stoffe gibt es Grenz- beziehungsweise Anforderungswerte, die die betroffenen Mineralwässer zu mehr als 50 Prozent ausschöpfen. Öko-Test wertet hier ab.

Pestizidabbauprodukte und Süßstoffe

Punktabzug gibt es auch für nachgewiesene Pestizidabbauprodukte und Süßstoffe. Süßstoffe gelangen unter anderem über menschliche Ausscheidungen in den Wasserkreislauf. Pestizide trägt der Mensch in die Böden ein, durch die das Wasser sickert. Daraufhin können sie in tiefer gelegene Grundwasserschichten und schließlich auch in unseren Wasserflaschen landen.

„Zwar geht von den nachgewiesenen Pestizidmetaboliten keine unmittelbare Gesundheitsgefährdung aus, aber von ‚ursprünglicher Reinheit‘ kann aus unserer Sicht keine Rede mehr sein“, sagt Öko-Test-Redakteurin Marieke Mariani. Öko-Test bewertet keines dieser Produkte besser als „ausreichend“. „Die Nachweise in Mineralwasser zeigen auch, wie dringend der Einsatz von Pestiziden besser reguliert werden muss“, so Mariani.

Gute und auch umweltfreundliche Alternative

Eine gute und auch umweltfreundlichere Alternative zu Mineralwasser in Glas- oder PET-Flaschen sehen die Verbraucherschützer in Leitungswasser, dessen Qualität in Deutschland engmaschig kontrolliert wird.

Das günstigste mit „sehr gut“ bewertete Mineralwasser im Test ist das Nassauer Land Classic von Oberselters Mineralbrunnen für 0,43 Euro pro Liter.

Weitere Informationen und den aktuellen Test finden Sie in der Juniausgabe des ÖKO-TEST-Magazins und unter: oekotest.de/14615

Quelle: Pressemitteilung Öko-Test




Mädchen bis zu sechs Stunden im Social Web

Suchtähnliches Nutzungsverhalten wirkt sich negativ auf Gesundheit sowie Wohlbefinden aus

Manche weibliche Teens verbringen bis zu sechs Stunden am Tag mit ihren Smartphones. Ein wesentlicher Teil dieser Mädchen dürfte laut einer Studie der University of Helsinki süchtig nach sozialen Medien sein. Die Experten bringen eine derartige Abhängigkeit mit einer schlechteren Gesundheit und einem geringeren Wohlbefinden in Zusammenhang. Neuere Untersuchungen zeigen eine Zunahme der Angstgefühle bei diesen Mädchen mit der Nutzung der sozialen Medien. Details sind in den „Archives of Disease in Childhood“ nachzulesen.

Untersuchung in Finnland

Für die Studie haben die Forscher alle 49 Oberschulen der drei großen finnischen Städte Helsinki, Espoo und Vantaa kontaktiert. Insgesamt nahmen 21 geografisch und sozioökonomisch unterschiedliche Schulen teil. 1.164 Mädchen zwischen 15 und 16 Jahren entschlossen sich zur Teilnahme. Sie repräsentieren 59 Prozent der Schülerinnen der teilnehmenden Schulen und etwas über 29 Prozent der Schülerinnen im Untersuchungsgebiet. Alle Teenager wurden ersucht, Schätzungen über ihre tägliche Nutzung der Smartphones abzugeben.

Mit 656 Mädchen haben 56 Prozent der Teilnehmerinnen Infos zur Verfügung gestellt. 564, also 86 Prozent, lieferten Screenshot-Daten für einen Zeitraum von drei bis sieben Tagen sowie Daten zur Nutzung von durchschnittlich sieben Apps. Die verbleibenden 92 Mädchen leiteten nur Screenshot-Daten für einen bis zwei Tage weiter und keine Infos zu den benutzten Apps. Mit 508 Schülerinnen stellten 44 Prozent keine Screenshot-Daten zur Verfügung. Sie wurden jedoch in den Analysen in Hinblick auf eine mögliche Sucht und ihr Wohlbefinden berücksichtigt.

Umfangreiches Datenmaterial

Für eine mögliche Suchtdiagnose wurde die „Bergen Social Media Addiction Scale“ (BSMAS) genutzt. Die Gesamtzahlen können hier von sechs bis 30 Punkten reichen. Je höher der erzielte Wert ist, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit einer Sucht. Zudem wurden weitere validierte Skalen zur Feststellung von Angstgefühlen und der Körperwertschätzung eingesetzt. Die Teens selbst haben ihre Gesundheit, Stimmung, Müdigkeit und Einsamkeit mithilfe von visuellen Analogskalen bewertet.

Für 565 Teens konnte die durchschnittliche tägliche Handy-Nutzung, basierend auf den Daten für zumindest drei Tage, ermittelt werden. Mit 298 Mädchen standen für 28 Prozent der Teilnehmerinnen entsprechende Daten für einen Zeitraum von sieben Tagen zur Verfügung. Insgesamt ergaben sich daraus Werte von 350 Minuten oder 5,8 Stunden für die jeweilige Nutzung der Smartphones. Davon entfielen auf die sozialen Medien 231 Minuten oder 3,9 Stunden.

Die Teens selbst gingen davon aus, dass sie 5,2 Stunden pro Tag mit dem Handy verbrachten. Zwischen Wochentagen und dem Wochenende konnte dabei kein signifikanter Unterschied festgestellt werden. 205 Mädchen verbrachten weniger als drei Stunden pro Tag mit den sozialen Medien. Bei 77 Schülerinnen, also 14 Prozent, lag dieser Wert allerdings bei mehr als sechs Stunden. Basierend auf der Auswertung der BSMAS-Ergebnisse waren mit 183 Teilnehmerinnen 17 Prozent der Teens möglicherweise von den sozialen Medien abhängig.

Mit 37 Prozent schnitten 371 Mädchen über dem Grenzwert für eine mögliche Angststörung ab. Die täglich mit dem Handy verbrachte Zeit steht auch mit im Schnitt schlechteren Noten, einer stärkeren Sucht bei den sozialen Medien, mehr Angstgefühlen und einem schlechteren Körperbild in Zusammenhang. Eine Sucht wiederum steht mit mehr Angst, einem schlechteren Körperbild, einer schlechteren Gesundheit, mehr Müdigkeit und einem größeren Gefühl der Einsamkeit in Verbindung.

Moritz Bergman/pressetext