Gefüllte Berliner – Keine besser als „befriedigend“

Öko-Test hat elf Mal gefüllte Berliner getestet und jedes Produkt kommt mit Pestizidrückständen daher

Öko-Test hat elf Mal gefüllte Berliner getestet – vier davon aus deutschlandweit gelisteten Bäckereiketten und sieben aus Supermärkten und Discountern.

Kein Produkt kommt ohne Pestizidrückstände daher. Bei Mehrfachrückständen wertet Öko-Test ab, da nicht abschätzbar ist, welche Auswirkungen die Substanzen in Kombination auf den menschlichen Organismus haben können. Auch ein Abbauprodukt des als vermutlich krebserregend eingestuften Anti-Pilzmittels Captan ist darunter.

Insektizid im Edeka Berliner

In den „Gut & Günstig Leckeren Berlinern“ von Edeka wies das beauftragte Labor das bienengiftige Insektizid Pirimiphosmethyl nach. Dasselbe Produkt fällt laut Öko-Test wegen erhöhter Mengen an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH/ MOSH-Analoge) auf. Von MOSH ist bekannt, dass sie sich im menschlichen Fettgewebe, in Leber, Milz und den Lymphknoten anreichern. Im Körper stellen sie die wohl größte Verunreinigung dar – mit bisher ungeklärten Folgen.

Punktabzug für zugesetzte Aromen

Auch einige Zusatzstoffe kritisieren die Verbrauchschützer in mehreren Produkten: Punktabzug gibt es etwa für zugesetzte Aromen, da aus Öko-Test-Sicht Zucker und süße Füllung schon genug für den Geschmack der Berliner tun.

Phosphate als Backtriebmittel

Daneben wurden in einigen Berlinern Phosphate als Backtriebmittel eingesetzt. Diese können laut der Verbraucherschützer leicht ersetzt werden – etwa durch Weinstein oder eine Mischung aus Natron und Zitronensäure. Bis zu einem gewissen Maß sind Phosphate zwar wichtig für die Knochen – eine zu hohe Aufnahme kann jedoch den Nieren schaden.

Kamps Berliner mit Carboxymethylcellulose

Die „Kamps Backstube Berliner“ enthalten außerdem Carboxymethylcellulose, die hochdosiert in Tierversuchen zu entzündlichen Veränderungen der Darmflora geführt hat. Die Unbedenklichkeit für den Menschen wurde bislang nicht belegt. Öko-Test wertet auch hier ab.

Am Ende fallen vier Produkte durch – drei davon sogar mit „ungenügend“: die getesteten Berliner von Edeka, Kamps und der Bäckereikette Eifler.

Mehr Informationen zum Test finden Sie in der Märzausgabe des Öko-Test-Magazins, das am 27. Februar erscheint, oder online über: oekotest.de/15253

Quelle: Pressemitteilung Öko-Test




Kostenfreies Bildungsprogramm: Kita-Kinder entdecken Lebensmittel

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Pädagogische Fachkräfte erkunden mit Kita-Kindern, woher regionale Bio-Lebensmittel kommen und wie sie hergestellt werden

Essen entdecken! ist ein kostenfreies, interaktives Bildungsprogramm der Sarah Wiener Stiftung für Kitas deutschlandweit. Die Lernreise begleitet pädagogische Fachkräfte dabei, mit Kita-Kindern zu erkunden, woher regionale Bio-Lebensmittel kommen und wie sie hergestellt werden. Die Teilnahme ist ganzjährig möglich. Kita-Fachkräfte können sich der Webseite sw-stiftung.de/mitmachen/essen-entdecken anmelden.

Die Entstehung und Verarbeitung von Bio-Lebensmitteln wie Getreide, Milch, Eier, Honig, Obst- oder Gemüsesorten wird bei Essen entdecken! mit allen Sinnen erlebbar. Das Programm fördert einen Bezug zum Essen, weckt Neugier, Interesse und Wertschätzung für die ökologische Landwirtschaft, für Tiere und Pflanzen.

Interaktiver E-Mail-Kurs

Im Rahmen eines sechswöchigen E-Mail-Kurses erhalten die pädagogischen Fachkräfte Impulse und Materialien. Sie erfahren, wie sie gemeinsam mit ihrer Kita-Gruppe im Alltag, etwa beim Morgenkreis, den Mahlzeiten oder im Kitagarten, das jeweilige Lebensmittel näher kennenlernen können. Zu den Inhalten und Formaten des Programms gehören digitale Info-Module, Videos, Hörbeiträge, Praxisbeispiele, Rezepte, interaktive Ideenpinnwände und Austauschrunden.

Exkursion

Neben dem Erkunden des Bio-Lebensmittels in der Kita ist eine Exkursion Teil der Lernreise. Kitas können einen selbstorganisierten Erlebnisort oder einen Partnerbetrieb der Stiftung besuchen.

Die Sarah Wiener Stiftung bietet jährlich bis zu 150 qualitätsgesicherte Tagesexkursionen zu erzeugenden und verarbeitenden Bio-Betrieben in ganz Deutschland an und kooperiert mit rund 30 Betrieben. Termine für Kitagruppen zwischen 15 und 30 Kindern, die zwischen drei und sechs Jahre alt sind, finden sich auf der Essen entdecken!-Webseite.

Bei der Variante mit einer Exkursion zu einem selbstorganisierten Erlebnisort sind die Teilnehmenden freier in der Termin- und Ortsplanung. Alles entlang der Wertschöpfungskette des jeweiligen Lebensmittels ist möglich (z.B. eine Bio-Bäckerei, ein Bio-Markt oder eine Streuobstwiese). Die Sarah Wiener Stiftung unterstützt mit Tipps und Hilfestellungen, um die Organisation so einfach wie möglich zu halten. Eventuell entstehende Exkursionskosten müssen die Kitas selbst tragen.

Förderpartner

Essen entdecken! ist von IN FORM, Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung, ausgezeichnet. Es wird gefördert vom Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL), der Deutschen Postcode Lotterie (DPL), der Zukunftsstiftung Landwirtschaft und der Stiftung Berliner Sparkasse. Mit dem BÖL fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) den Ausbau der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft in Deutschland.

Quelle: Pressemitteilung Sarah Wiener Stiftung




Pflanzendrinks in der Kleinkindernährung

Das Netzwerk Gesund ins Leben empfiehlt Pflanzendrinks, denen die Nährstoffe Calcium, Jod, Vitamin B2 und Vitamin B12 zugesetzt sind

Pflanzendrinks aus Hafer, Soja oder Mandeln nutzen immer mehr Kleinkind-Eltern in der Alltagsküche. Die Milchalternativen liefern jedoch nicht die gleichen, für Kinder essenziellen Nährstoffe wie Kuhmilch. Was bezogen auf Nachhaltigkeit und Klima sinnvoll ist, kann, was die Nährstoffversorgung angeht, zum Problem werden. Nehmen 1- bis 3-Jährige keine oder nur wenig Kuhmilch und Milchprodukte zu sich, verringert das die Versorgung mit wichtigen Nährstoffen wie Calcium, Jod und den Vitaminen B2 und B12. Pflanzendrinks beinhalten diese natürlicherweise nur in geringen, oft kaum relevanten Mengen bzw. überhaupt nicht. Nicht angereicherte Sojadrinks enthalten zum Beispiel nur 13 mg Calcium pro 100 ml, während es bei Kuhmilch 120 mg pro 100 ml sind*. In Haferdrinks kommt Calcium ohne Anreicherung gar nicht vor.

Worauf Sie achten sollten

Eltern, die ihren Kindern Pflanzendrinks statt Kuhmilch anbieten möchten, sollten sich dessen bewusst sein und folgende Tipps befolgen (siehe auch Abbildung):

• Pflanzendrinks wählen, denen die Nährstoffe Calcium, Jod, Vitamin B2 und/oder Vitamin B12 zugesetzt sind – eine aktuelle Markübersicht bietet die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hier. https://www.verbraucherzentrale.nrw/pflanzendrinks
• Fehlen den Milchalternativen diese Nährstoffe ganz oder teilweise, gezielt Lebensmittel in die Ernährung einbauen, die diese enthalten. Eine professionelle Ernährungsberatung kann hier unterstützen.
• Nahrungsergänzungsmittel können bei unzureichender Nährstoffzufuhr ggf. eine Option sein. Sie sollen jedoch nur nach Rücksprache mit der Kinder- und Jugendärztin oder dem Kinder- und Jugendarzt eingenommen werden. Nur bei einer rein pflanzlichen Ernährung soll Vitamin B12 generell supplementiert werden.

Pflanzendrinks statt Kuhmilch

Ausführlichere Informationen zum Thema bietet der neue Nachgefragt-Beitrag „Pflanzendrinks statt Kuhmilch: Wie ist der Ersatz in der Ernährung von Kleinkindern zu bewerten?“ https://www.gesund-ins-leben.de/fuer-fachkreise/ernaehrung-und-bewegung-fuer-kle… des Netzwerks Gesund ins Leben. Neben praxisnahen Empfehlungen beinhaltet er wissenschaftliche Berechnungen zur Bedeutung von Kuhmilch in der Ernährung von Kindern zwischen einem und drei Jahren.

*Es handelt sich hier um Durchschnittswerte, einzelne Produkte können davon abweichen. Die Werte sind dem Bundeslebensmittelschlüssel entnommen und beziehen sich auf „Sojadrink/Sojadrinkprodukte“ und „Kuhmilch Trinkmilch 3,5 % Fett“.

Weitere Informationen:

https://www.verbraucherzentrale.nrw/pflanzendrinks Pflanzendrinks
https://www.ble-medienservice.de/3418-2-ernaehrung-und-bewegung-im-kleinkindalte… Handlungsempfehlungen
https://www.bzfe.de/ernaehrung/ernaehrungswissen/newsletter-fuer-ernaehrungsfach… Fachkräfte-Newsletter

Gudrun Kinzel, Geschäftsstelle Netzwerk Gesund ins Leben




Mineralöl in veganem Käse: Fünf Produkte sind „ungenügend“

Auch wenn alle Produkte sehr gut schmecken, erhält keines der bei Öko-Test die Bestnote

Öko-Test hat zwölf vegane Käse in Scheiben getestet. Im Geschmackstest bewerten die Verbraucherschützer die Mehrzahl der Produkte mit „sehr gut“– im Gesamtergebnis erhält allerdings keines der Testprodukte die Bestnote.

Meist zu viel Salz

Mit Ausnahme eines Produkts steckt in allen getesteten veganen Käsescheiben aus Öko-Test-Sicht zu viel Salz. Zudem hat das beauftragte Labor in sieben veganen Käsen gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH/MOSH-Analoge) in einem Gehalt nachgewiesen, den Öko-Test abwertet. Die Stoffe können sich im menschlichen Körper anreichern. Was sie dort anrichten, ist noch unklar.

Aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe in vier Produkten

Was noch schwerer wiegt: Auch aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) hat das Labor in vier Produkten gefunden. MOAH gelten als besonders problematisch, da sich unter ihnen auch krebserregende Verbindungen befinden können. Bei drei Produkten lag der gemessene Wert sogar über dem von der Europäischen Kommission vorgeschlagenen Höchstgehalt für Lebensmittel mit höherem Fettanteil.

Hersteller müssen Verunreinigungen in den Griff bekommen

„MOAH haben aus unserer Sicht in Lebensmitteln nichts zu suchen. Die Hersteller müssen diese Verunreinigungen in den Griff bekommen – insbesondere, wenn die Gehalte so hoch sind, wie wir sie teilweise vorgefunden haben“, sagt Öko-Test-Lebensmittelchemikerin Jil Eichhorn.

5 x ungenügend

Die Verbraucherschützer bewerten fünf Testprodukte mit „ungenügend“ – darunter auch das teuerste Produkt im Test: die Veggi Filata Naturmild Scheiben von Axel Brinkhaus für 3,29 Euro pro 150 Gramm.

Edeka, Rewe und Vemondo schneiden gut ab

Drei von fünf Produkten, die „gut“ abschneiden, gibt es schon für 1,19 Euro pro 150 Gramm: die My Veggie Milder Geschmack-Scheiben von Edeka, die Rewe Beste Wahl Milde Genießerscheiben und die Vemondo-Vegane Genießer-Scheiben Mild von Lidl.

Der Test ist online erhältlich und erscheint in der Januarausgabe des Öko-Test-Magazins: oekotest.de/15109

Quelle: Pressemitteilung Öko-Test




Maßnahmen gegen ungesunde Lebensmittel dringend gefordert

DEGAM: Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen nehmen zu

Großbritannien macht einen wichtigen Schritt, um insbesondere Kinder vor ungesunden Lebensmitteln zu schützen. Ab Oktober 2025 wird Werbung für bestimmte Lebensmittel im Fernsehen tagsüber und im Internet rund um die Uhr verboten. Die britische Regierung hat eine Liste der Lebensmittel mit hohem Fett-, Salz- und Zuckergehalt (zum Beispiel Muffins, Croissants, Waffeln, Kekse, Frühstücksflocken, Müsliriegel etc.) vorgelegt, die von dem Werbeverbot betroffen sind. Damit will Großbritannien jährlich 20.000 Fälle von Fettleibigkeit bei Kindern verhindern. Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V. (DEGAM) begrüßt diesen Schritt nicht nur, sondern fordert ein ähnliches Vorgehen in Deutschland.

Die Briten machen Nägel mit Köpfen

„Während in Deutschland seit Jahren ergebnislos über die Einführung einer Zuckersteuer oder Werbeverbote für Süßigkeiten oder andere ungesunde Lebensmittel diskutiert wird, machen die Briten Nägel mit Köpfen“, kommentiert Prof. Dr. Martin Scherer, Präsident der DEGAM. „Als wissenschaftliche Fachgesellschaft weist die DEGAM seit Jahren darauf hin, dass es für breit ansetzende Elemente der Verhältnisprävention wie Werbeverbote oder erhöhte Steuern eine gute Evidenz gibt, um einen gesunden Lebensstil zu erleichtern. Es ist höchste Zeit, dass Deutschland in der Verhältnisprävention endlich aufholt.“

Stärkung der Prävention in den Lebenswelten der Menschen

Für die Wirksamkeit der Verhältnisprävention – also die Stärkung der Prävention in den Lebenswelten der Menschen wie Kita, Schule, Nachbarschaft, Arbeitsplatz – liegen international gute wissenschaftliche Belege vor. Werbeverbote sind eine verhältnispräventive Maßnahme, von denen Kinder und Jugendliche auch über soziale Schranken hinweg profitieren können. „Die Evidenz ist in jedem Fall stark genug, um politische Reaktionen zu rechtfertigen. Es ist doch absurd, wirtschaftliche Interessen höher einzustufen als den Schutz vor gesundheitlichen Risiken bei Generationen von Kindern. Wir sollten Kindern und Jugendlichen Chancen eröffnen und nicht durch frühe Fehlernährung verschließen“, so Martin Scherer weiter.

Limonadensteuer senkt Konsum durch Norm

Laut einer aktuellen Studie der UC Berkeley wird das Warnen vor den Gefahren des Trinkens zuckerhaltiger Getränke zu radikalen Veränderungen bei sozialen Normen und beim Konsum führen. Eine Limonadensteuer wurde in der Stadt Berkeley bereits vor zehn Jahren eingeführt. Gemeinsam mit der später erfolgten Erhöhung der Limonadensteuer in der kalifornischen Bay Area ist es nicht nur zum Rückgang der Umsätze gekommen. Es gibt laut der Seniorautorin Kristine A. Madsen in Hinblick auf die Gesundheit der zuckerhältigen Getränke auch deutliche Veränderungen bei sozialen Normen und Haltungen.

Informelle Regeln wichtig

Binnen weniger Jahren haben Steuern gemeinsam mit einer großen medialen Aufmerksamkeit die allgemeine Wahrnehmung von Getränken mit Zucker deutlich verändert – insbesondere bei Limonaden, manchen Fruchtsäften und Sportgetränken. Madsen zufolge hat eine Veränderung der informellen Regeln, wie Menschen denken und handeln, erhebliche Folgen auf die Bemühungen im Bereich der öffentlichen Gesundheit. „Soziale Normen sind wirklich mächtig. Die deutliche Veränderung, die wir beim Denken über Limonaden gesehen haben, zeigt auch, was sonst noch möglich sein sollte.“ Details sind in „BMC Public Health“ nachzulesen.

Gemeinsam mit Kollegen von der UC San Francisco und der UC Davis hat die Forscherin Umfrage-Ergebnisse von 9.128 Personen aus einkommensschwächeren Vierteln in Berkeley, Oakland, San Francisco und Richmond analysiert. Diese Daten sind zwischen 2016 bis 2019 und 2021 erhoben worden und Jahr für Jahr untersucht. Gefragt worden ist, wie oft die Teilnehmer vermuten, dass ihre Nachbarn Limonaden, Fruchtsäfte oder Sportgetränke konsumieren. Zudem wurde bewertet, wie gesund mehrere Getränke sind und wie die Teilnehmer ihr eigenes Verhalten beim Konsum dieser Getränke erkennbar werden ließen. Die Akzeptanz gegenüber dem Konsum von mit Zucker gesüßten Getränken sank um 28 Prozent.

Umfeld entscheidet mit

In Oakland ging die positive Wahrnehmung des Konsums von Sportgetränken nach der Erhöhung der Steuern zurück. Auch in San Francisco haben die Forscher eine ähnliche Veränderung der Haltung bei gesüßten Fruchtgetränken festgestellt. Die Annahme, dass die Nachbarn nicht mehr so viele gesüßte Getränke konsumierten, beeinflusste auch das eigene Interesse am Konsum von Limonaden, Säften und Sportgetränken. Laut Madsen ist es damit zu einer erstaunlichen Veränderung in der Denkweise gekommen: „Wir trinken keine Limonaden, weder so viel noch die ganze Zeit. Die ,Penny-per-Ounce Tax‘ auf solche Getränke ist eine wichtige Möglichkeit der Kommunikation mit der Öffentlichkeit“, urteilt Madsen abschließend.

Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen nehmen zu

Die DEGAM hält fest: Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen nehmen zu. Gleichzeitig ist bekannt, dass wichtige Weichen zum gesunden Verhalten in den frühen Jahren gestellt werden. „Werbung, die die Kinder zu übermäßigem Konsum ungesunder Nahrungsmittel verleitet, schadet ihnen langfristig,“ ergänzt Dr. Wolfgang Schneider-Rathert, Sprecher der DEGAM-Sektion Prävention und niedergelassener Hausarzt in Niedersachsen. „Zielgenaue Werbung, die Kinder früh im Leben mehrfach jeden Tag in ihren Zeitschriften, auf ihren Handys und Bildschirmen erreicht, prägt so stark, dass das daraus resultierende Übergewicht später nur noch teilweise erfolgreich behandelt werden kann. Deshalb plädieren wir aus wissenschaftlicher Sicht dafür, mit dem Werbeverbot für Junk-Food die Verhältnisse zu ändern, da das Verhalten bereits übergewichtiger Kinder und Jugendlicher später kaum noch zu ändern ist.“

Neue Studie: Zuckerhaltige Getränke als Herz-Kreislauf-Risiko

Erst eine am 9. Dezember veröffentlichte Studie über den Zusammenhang von zugesetztem Zucker und dem Auftreten von sieben verschiedenen Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei 69.705 schwedischen Männern und Frauen bestätigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Barbara Bitzer, Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) und Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) fordert deshalb ebenfalls Maßnahmen wie eine Herstellerabgabe auf zuckerhaltige Getränke und strikte Beschränkungen für Werbung für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder richtet, den Konsum dieser gesundheitsschädlichen Produkte zu reduzieren bzw. die Hersteller zu animieren, die Rezepturen gesünder zu gestalten. Die Gesundheit der Bevölkerung müsse oberste Priorität haben.

Weitere Informationen:

Zum Umgang mit Übergewicht und Adipositas in der hausärztlichen Praxis hat die DEGAM letztes Jahr ein Positionspapier zu Prävention und Therapie von Adipositas vorgelegt: https://tinyurl.com/ycy9kxdz

Neue Studie: Frontiers | Added sugar intake and its associations with incidence of seven different cardiovascular diseases in 69,705 Swedish men and women: https://www.frontiersin.org/journals/public-health/articles/10.3389/fpubh.2024.1452085/full

Quellen: Pressemitteilung Natascha Hövener Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V., Moritz Bergmann, pressetext.redaktion, Christina Seddig, Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten




Bitterschokolade: Lindt und Penny fallen durch – Spekulatius mit ein wenig Acrylamid

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Öko-Test hat 21 Bitterschokoladen und 19 Gewürzspekulatius getestet

Das Ergebnis des Tests zur Bitterschokolade hat einen bitteren Beigeschmack: Öko-Test kann für keine Schokolade im Test Kinderarbeit sicher ausschließen. Ausgerechnet die Schokolade von Lindt fällt mit „ungenügend“ durch – ebenso wie die von Penny. Immerhin: Fünf sind „gut“.

Neben den Inhaltsstoffen wollten die Verbraucherschützer wissen, wie es um die Unternehmensverantwortung und die Lieferketten der Anbieter steht.

Das Ergebnis: Kinderarbeit kann Öko-Test für kein Testprodukt mit Sicherheit ausschließen

Bei vielen Anbietern gibt es in Sachen Transparenz Luft nach oben. Lindt & Sprüngli zeigt sich besonderes zugeknöpft – und das obwohl Lindt Anfang des Jahres wegen Kinderarbeit in Ghana Schlagzeilen machte. Der Anbieter teilte nicht einmal mit, aus welchen Ländern der Kakao der untersuchten Schokolade stammte. Nur ein allgemeiner Nachhaltigkeitsbericht erreichte Öko-Test, der aber keinen Bezug auf das getestete Produkt zuließ. Im Teilergebnis CSR sowie im Gesamtergebnis ist die Lindt Excellence Mild 70 % Cacao Edelbitter Mild nur „ungenügend“.

„Bei all den Diskussionen um faire Löhne und problematische Bedingungen im Kakaoanbau erwarten wir von Anbietern, dass sie ihre Lieferketten kennen und bereit sind, diese transparent zu belegen“, sagt Öko-Test Redakteurin Heike Baier.

Genauso schlecht wie Lindt schneidet die Best Moments Edelbitter-Schokolade, 74 % Kakao von Penny ab. Hier ziehen vor allem Mineralölbestandteile und Pestizidrückstände in der Schokolade das Ergebnis nach unten.

Bei fünf Schokoladen geben die Verbraucherschützer sowohl bei den Inhaltsstoffen als auch bei den Anbaubedingungen des Kakaos grünes Licht – vier davon mit Bio-Siegel.

Weitere Informationen finden Sie in der Dezemberausgabe des Öko-Test-Magazins oder unter: oekotest.de/15047

Acrylamid in Spekulatius

Gebäck ist häufig mit Acrylamid belastet. Deswegen hat Öko-Test 19 Gewürzspekulatius auf diesen Stoff prüfen lassen. In fast allen Spekulatius konnte Öko-Test Acrylamid nur in Spuren nachweisen. Nur wenige Produkte schwächeln. Bei den Testprodukten von Lidl und Aldi gibt es Luft nach oben.

Die Testergebnisse sind bis zum 27. Dezember gratis abrufbar.

Acrylamid ist eine Substanz, die beim Erhitzen von stärkehaltigen Lebensmitteln entstehen kann. In Tierversuchen hat sich der Stoff als krebserregend und erbgutschädigend erwiesen. Einen gesetzlichen Grenzwert für Acrylamid gibt es immer noch nicht, obwohl das Problem seit Jahrzehnten bekannt ist.

Aber es gibt einen sogenannten Richtwert der EU, an den sich die Hersteller halten sollten, aber nicht müssen. Der liegt für Kekse bei 350 μg pro Kilogramm.

Als „erhöht“ bewertet Ökö-Test Produkte, die mit ihren gemessenen Gehalten von Acrylamid mehr als die Hälfte dieses EU-Richtwerts ausschöpfen – und das sind in diesem Test die Wintertraum Gewürzspekulatius von Aldi und die Favorina Gewürzspekulatius von Lidl. Da sie den Richtwert aber noch einhalten, wertet Öko-Test sie nur um zwei Noten ab.

Weitere Informationen finden Sie in der Dezemberausgabe des Öko-Test-Magazins oder hier auf oekotest.de

Quelle: Pressemitteilung Öko-Test und oekotest.de




foodwatch kritisiert irreführende „Immun-Werbung“ von dm, Eckes Granini & Co.

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Die Verbraucherorganisation foodwatch hat mehrere Lebensmittelunternehmen wegen irreführender Gesundheitswerbung kritisiert

Unter den Herstellern sind die Drogeriekette dm und die Safthersteller Eckes Granini und Voelkel. Mit Schlagworten wie „Immune Plus“, „Immunkraft“ und „immunstark“ erweckten die Unternehmen den Eindruck, ihre Produkte seien gesundheitsfördernd und stärkten die Abwehrkräfte, so foodwatch. Dies verstoße jedoch gegen die Europäische Health Claims-Verordnung, die Verbraucher:innen vor täuschenden Gesundheitsversprechen schützen soll. Ein Großteil der Produkte sei vielmehr überzuckert, und damit alles andere als gesund, erklärte die Verbraucherorganisation. foodwatch forderte die Unternehmen auf, ihre „Immun-Werbung“ für ungesunde Lebensmittel zu stoppen.

„Die Lebensmittelindustrie bewirbt überzuckerte Müslis, süße Kinder-Quetschies und Bonbons als Immun-Kick und nutzt damit den Wunsch vieler Verbraucher:innen aus, besonders in der kalten Jahreszeit gesund zu bleiben. Doch mit zuckrigen Immun-Produkten machen die Hersteller die Menschen kein Stück gesünder, sondern ziehen ihnen lediglich das Geld aus den Taschen“, kritisierte Rauna Bindewald von foodwatch.

Sechs Beispiele für irreführende „Immun-Werbung“

foodwatch hat bei Supermarkt-Recherchen zahlreiche Fälle von irreführender „Immun-Werbung“ entdeckt. Sechs Produkte sind laut der Verbraucherorganisation besonders dreist:

  • Barnhouse Krunchy Immune Plus: Das Bio-Früchtemüsli des Unternehmens Barnhouse wirbt mit „Immune Plus“ und „reich an Vitamin C“. Das Produkt enthält zwar zu 1,6 Prozent getrocknete Schwarze Johannesbeere und kleinere Mengen Beerenpulver. Aber zugleich stecken in dem Müsli 18 Prozent Zucker, das sind mehr als 19 Zuckerwürfel in der 325-Gramm-Verpackung. Wäre die Lebensmittelampel Nutri-Score verpflichtend, dann müsste der Hersteller ein gelbes C auf die Verpackung drucken. Auch der Preis des Immun-Müslis ist im Vergleich zu vielen anderen Früchte-Müslis hoch: Es kostet 4,29 Euro und damit etwa drei Mal so viel wie ein Bio-Früchtemüsli von dm.
  • Klosterfrau Heißer Holunder Immun & Abwehrkraft: Klosterfrau verspricht mit verschiedenen pflanzlichen Produkten heilsame Wirkungen auf die Gesundheit. Das Instant-Pulver Heißer Holunder Immun & Abwehrkraft hat jedoch mit Pflanzen wenig zu tun: Darin enthalten sind nur 2,5 Prozent Holunderbeerpulver (bestehend aus Holundesaftkonzentrat und Traubenzucker) und ein Prozent Hibiskusextrakt. Die Hauptzutaten sind Zucker und Traubenzucker. Insgesamt stecken in dem Produkt 91 Prozent Zucker. Folgt man den Verzehrempfehlung des Herstellers, enthält eine 150-Milliliter-Tasse Klosterfrau Heißer Holunder 14 Gramm Zucker – und damit etwa so viel Zucker wie eine klassische Coca-Cola.
  • Mivolis Immun Smoothie für Kinder: Die Drogeriekette dm vermarktet über ihre Eigenmarke Mivolis einen Obst-Quetschie als „Immun Smoothie für Kinder“. Das Produkt besteht überwiegend aus Apfel-, Erdbeer- und Bananenpüree. Der Hinweis „ohne Zuckerzusatz“ täuscht: Tatsächlich stecken in dem Quetschie zehn Prozent Zucker. Zudem ist der in den Früchten enthaltene Fruchtzucker nicht gesünder als „normaler“ Haushaltszucker. Das Produkt bekäme den Nutri-Score D, die zweitschlechteste Bewertung. Der Mivolis Smoothie (90 Gramm) kostet obendrein 1,25 Euro und ist damit fast doppelt so teuer wie der dmBio Quetschie Apfel, Banane, Erdbeere mit Hafer (0,75 Euro für 100 Gramm).
  • Immunkraft von Voelkel: Der Bio-Safthersteller Voelkel vermarktet seinen Multifruchtsaft als Stärkung für das Immunsystem. Zwar enthält der Saft positive Bestandteile wie Vitamine, er enthält mit 7,8 Prozent Zucker aber auch etwa so viel Zucker wie eine Fanta. In einem 250-Milliliter-Glas stecken rund 20 Gramm Zucker. Zur Einordnung: Die WHO empfiehlt einer erwachsenen Frau, idealerweise maximal 25 Gramm Zucker pro Tag zu sich zu nehmen. Der Saft von Voelkl erhält wegen seines Zuckergehaltes lediglich den Nutri-Score C. Die Flasche Immunkraft von Voelkel kostet 3,99 Euro und ist damit mehr als ein Euro teurer als ein vergleichbarer Bio-Multifrucht-Saft von dm.
  • Hohes C Super Shots Immun: Safthersteller Eckes Granini verkauft fünf „Super Shots Immun“ in einer Flasche. In den Shots stecken hauptsächlich Fruchtsaftkonzentrate, größtenteils Apfelsaftkonzentrat. Nur zu 0,07 Prozent besteht der Shot aus Ingwer-Extrakt, zu 0,02 Prozent aus Kurkuma-Extrakt. Die Super Shots enthalten zwar positive Bestandteile wie Vitamine, aber auch 8,7 Prozent Zucker. Obendrein kostet die 330-Milliliter-Flasche 2,49 Euro. Zu dem gleichen Preis verkauft Eckes Granini einen ganzen Liter seines Hohes C Multivitaminsaftes 100%.
  • Em-Eukal Bonbon Manuka Honig: Das Unternehmen Dr. C. Soldan bewirbt seine Em-Eukal Bonbons mit Manuka Honig als „immunstark“ und verweist auf die in den Bonbons enthaltenen Vitamin C und B-Vitamine. Doch die Bonbons bestehen zu drei Vierteln aus Zucker – hauptsächlich Zucker und Glukosesirup. Zwar wird dem Manuka-Honig im Bonbon eine antibakterielle Wirkung nachgesagt, gleichzeitig nimmt man damit aber auch viel Zucker zu sich, der gesundheitsschädlich ist. Die Bonbons sind eine Süßigkeit und kein gesunder Snack für zwischendurch.

„Immun Water“: Urteil gegen Eckes Granini

Erst kürzlich hatte das Oberlandesgericht Koblenz dem Safthersteller Eckes Granini verboten, sein Erfrischungsgetränk als „Immun Water“ zu bewerben. Der Hersteller erwecke den Eindruck, das beworbene Getränk als Ganzes habe einen positiven Einfluss auf das Immunsystem. Damit handele es sich um eine spezifische gesundheitsbezogene Angabe, die von der Europäischen Union nicht zugelassen und deshalb verboten sei, urteilte das Gericht.

Die Health Claims-Verordnung der EU soll Verbraucher:innen vor irreführenden Gesundheitsaussagen schützen. Lebensmittelhersteller dürfen nur mit solchen Aussagen werben, die zuvor ein Zulassungsverfahren unter Beteiligung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) erfolgreich durchlaufen haben und in einer EU-weiten Liste aufgeführt sind. Zugelassen ist etwa die Aussage, dass die Vitamine C und D jeweils zu einer normalen Funktion des Immunsystems beitragen. Dies erlaube Herstellern aber nicht, ihre Produkte Immun-Müsli oder Immun-Wasser zu nennen, so foodwatch.

Gesundheitsversprechen nur für gesunde Lebensmittel!

foodwatch fordert: Nur ausgewogene Produkte sollten mit Health-Claims werben dürfen. Um Gesundheitswerbung auf ungesunden Lebensmitteln zu verhindern, ist in der Health-Claims-Verordnung der Einsatz von „Nährwertprofilen“ vorgesehen. Solche Profile stellen Mindestanforderungen an die Nährwertzusammensetzung von Lebensmitteln, welche mit gesundheits- und nährwertbezogenen Angaben beworben werden dürfen. Laut Verordnung sollten diese Nährwertprofile bis 2009 eingeführt werden. Heute – fünfzehn Jahre später – ist das immer noch nicht geschehen.

Quellen und weiterführende Informationen:

Quelle: Pressemitteilung foodwatch e. V.




Haselnüsse im Test: Schimmel und ein lebendes Insekt gefunden

haselnuss

Öko-Test kann fast alle Nüsse im Test empfehlen

Besonders in der Weihnachtszeit sind Haselnüsse aus der Küche kaum wegzudenken. Öko-Test kann fast alle Nüsse im Test empfehlen. Nur die Testprodukte von Lidl und Netto fallen mit „ungenügend“ durch. In den einen steckte Schimmel, in den anderen ein lebendes Insekt.

Öko-Test hat 20-mal Haselnusskerne getestet, darunter sieben mit Bio-Label

Laut den Verbraucherschützern sind fast alle Produkte „sehr gut“. Zwei Produkte fallen allerdings durch: In einer Packung der Backfee Haselnusskerne von Netto krabbelte ein lebendes Insekt, in gleich mehreren Tüten der Belbake Haselnusskerne von Lidl entdeckten die Labore sicht- und messbaren Schimmel. Eine umfassende Sensorikprüfung war deshalb nicht möglich.

„Ganz klar: Insekten und Schimmel haben in Nüssen und anderen Lebensmitteln nichts zu suchen. Das können wir nicht besser als „ungenügend“ bewerten“, sagt Öko-Test-Molekularbiologin Dr. Lisa Hitschler.

Andere Marken überzeugen die Verbraucherschützer im Test und zeigten in der Sensorikprüfung wenn überhaupt nur geringe Auffälligkeiten.

Der Test ist auf der Öko-Test-Website verfügbar und erscheint zusätzlich in der Dezemberausgabe des ÖKO-TEST-Magazins am 21. November 2024: oekotest.de/15038

Quelle: Pressemitteilung Öko-Test