Essen entdecken! Eine Lernreise für pädagogische Fachkräfte und Kita-Kinder

Essen entdecken! ist ein kostenfreies, interaktives Bildungsprogramm der Sarah Wiener Stiftung für Kitas deutschlandweit. Es begleitet pädagogische Fachkräfte dabei, mit Kita-Kindern zu erkunden, woher regionale Bio-Lebensmittel kommen und wie sie hergestellt werden.

Kostenfreies, interaktives Bildungsprogramm

Essen entdecken! ist ein kostenfreies, interaktives Bildungsprogramm der Sarah Wiener Stiftung für Kitas deutschlandweit. Es begleitet pädagogische Fachkräfte dabei, mit Kita-Kindern zu erkunden, woher regionale Bio-Lebensmittel kommen und wie sie hergestellt werden.

Die Entstehung und Verarbeitung von Bio-Lebensmitteln wie Getreide, Milch, Eier, Honig, Obst- oder Gemüsesorten wird bei Essen entdecken! mit allen Sinnen erlebbar. Das Programm fördert einen Bezug zum Essen, weckt Neugier, Interesse und Wertschätzung für die ökologische Landwirtschaft, für Tiere und Pflanzen.

Sechswöchiger E-Mail-Kurse mit Impulsen und Materialien

Im Rahmen eines sechswöchigen E-Mail-Kurses erhalten die pädagogischen Fachkräfte Impulse und Materialien. Sie erfahren, wie sie gemeinsam mit ihrer Kita-Gruppe im Alltag, etwa beim Morgenkreis, den Mahlzeiten oder im Kitagarten, das jeweilige Lebensmittel näher kennenlernen können.

Zu den Inhalten und Formaten des Programms gehören digitale Info-Module, Videos, Hörbeiträge, Praxisbeispiele, Rezepte, interaktive Ideenpinnwände und Austauschrunden.

Erkunden eines Bio-Lebensmittels in der Kita und eine Exkursion

Neben dem Erkunden eines Bio-Lebensmittels in der Kita ist eine Exkursion Teil der Lernreise. Kitas können einen selbstorganisierten Erlebnisort oder einen Partnerbetrieb der Stiftung besuchen.

Die Sarah Wiener Stiftung bietet jährlich bis zu 150 qualitätsgesicherte Tagesexkursionen zu erzeugenden und verarbeitenden Bio-Betrieben in ganz Deutschland an und kooperiert mit rund 30 Betrieben. Termine für Kitagruppen zwischen 15 und 30 Kindern, die zwischen drei und sechs Jahre alt sind, finden sich auf der Essen entdecken!-Webseite.

Bei der Variante mit einer Exkursion zu einem selbstorganisierten Erlebnisort sind die Teilnehmen- den freier in der Termin- und Ortsplanung. Alles entlang der Wertschöpfungskette des jeweiligen Lebensmittels ist möglich (z.B. eine Bio-Bäckerei, ein Bio-Markt oder eine Streuobstwiese). Die Sarah Wiener Stiftung unterstützt mit Tipps und Hilfestellungen, um die Organisation so einfach wie möglich zu halten. Eventuell entstehende Exkursionskosten müssen von der Kita selbst getragen werden.

Essen entdecken! ist ein IN FORM-Projekt der Bundesregierung.  
Weitere Informationen finden Sie hier: https://sw-stiftung.de/mitmachen/essen-entdecken




Klimafreundliche Gerichte für Kita und Schule

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30 Rezepte für ein klimafreundliches und leckeres Essen

Das Kochbuch ist in Zusammenarbeit mit Kindertagesstätten, Schulen und Jugendherbergen entstanden, die mit Unterstützung des MehrWert-Projekts der Verbraucherzentrale NRW erfolgreich eine klimafreundliche Verpflegung umsetzen.

Die Rezepte sind praxiserprobt und sollen bei Kindern und Jugendlichen gut ankommen.

Das Kochbuch „Klimafreundliche Rezepte. Einfach, gut und lecker“ wurde im Rahmen des Projektes MehrWertKonsum entwickelt. Das Projekt MehrWertKonsum wurde gefördert mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen.

Klimafreundliche Rezepte

Einfach, gut und lecker

Download als PDF

Weitere Informationen finden Sie hier: www.kita-schulverpflegung.nrw/klimafreundliche-rezepte

Quelle: Verbraucherzentrale NRW e. V.




Vegane Butter im Test – kein Produkt empfehlenswert

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ÖKO-TEST hat neun vegane Streichfette getestet

Aus dem Supermarktregal sind vegane Streichfette mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Aber ÖKO-TEST hat im Test gleich mehrere Kritikpunkte: Mineralölrückstände, ungünstige Fettzusammensetzungen und enttäuschende Ergebnisse in Sachen soziale und ökologische Verantwortung entlang der Lieferkette.

Bittere Bilanz: Sieben von neun Produkten fallen durch den Test

Die Verbraucherschützer haben sich sowohl die Inhaltsstoffe als auch die Lieferketten angesehen und die Ergebnisse sind ernüchternd: Kein Produkt schneidet besser als „ausreichend“ ab. „Da helfen auch hippe Namen und Verpackungen nicht weiter“, sagt Katja Tölle, stellvertretende ÖKO-TEST-Chefredakteurin.

In puncto Inhaltsstoffe stuft ÖKO-TEST die Fettzusammensetzungen, also die Anteile gesättigter Fettsäuren und wertvoller Omega-3-Fettsäuren, der meisten Testprodukte als ungünstig ein. Zudem kritisieren die Verbraucherschützer in vielen getesteten Produkten Mineralölverunreinigungen. Teilweise sind die Streichfette so stark belastet, dass ÖKO-TEST sie mit „ungenügend“ bewertet. In drei der festen Blöcke hat das beauftragte Labor aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) nachgewiesen – zwei davon überschreiten den rechtlich nicht bindenden Richtwert, den der Ständige Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebensmittel und Futtermittel der EU-Kommission 2022 vorgeschlagen hat: der Violife Vioblock und die Edeka My Veggie No B:)tter. MOAH gelten als besonders bedenklich, da sich darunter Verbindungen befinden können, die potenziell krebserregend sind. Edeka reagiert und stoppt den Verkauf des betroffenen Artikels.

Auch in Sachen Corporate Social Responsibility (CSR) kann keines der getesteten Produkte überzeugen

Während die meisten Anbieter nur sehr lückenhaft und unvollständig ihre Lieferketten offenlegen, macht die bekannte Marke Meggle gleich gar keine Angaben. „Natürlich interessiert uns bei Produkten, die aus tropischen Fetten wie Kokosöl, Sheabutter und Kakaobutter bestehen, wo und unter welchen Bedingungen diese angebaut wurden. Und: Wie die Bedingungen der Arbeiterinnen und Arbeiter vor Ort sind. Was die Hersteller hier abliefern, enttäuscht. Sie müssen dringend Verantwortung übernehmen“, sagt Lisa-Marie Karl, ÖKO-TEST-Projektleiterin.

Doch was können Verbraucherinnen und Verbraucher tun, die eine Alternative zur Butter aus Kuhmilch suchen?

„Auch unter Margarinen gibt es eine große Auswahl veganer Produkte – und diese sind in ihrer Fettzusammensetzung meist bessergestellt als die festen, veganen Blöcke“, so Katja Tölle. „Bei unserem letzten Test sind wir auch bei den Margarinen auf Mineralölverunreinigungen und offene Fragen in Sachen verantwortungsvoller Anbau von Palmöl gestoßen, aber unterm Strich waren die Ergebnisse besser.“

Weitere Informationen und den aktuellen Test vegane Butter finden Sie in der Aprilausgabe und unter: oekotest.de/14493. Informationen zum Test Margarine finden Sie hier: oekotest.de/14215




Die neuen Empfehlungen zur Ernährung sind für viele wenig sinnvoll

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Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Pauschale Mengen, weniger Fleisch und weniger Milchprodukte

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) hat die lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen für Deutschland überarbeitet. Neu an diesem Modell ist, dass sie neben der Empfehlung zu einer gesunden Ernährung gleichzeitig auch Aspekte wie Nachhaltigkeit, Umweltbelastung sowie die in Deutschland üblichen Verzehrgewohnheiten berücksichtigt.

Eine gesundheitsfördernde und ökologisch nachhaltigere Ernährung besteht nach Ansicht der DGE zu mehr als ¾ aus pflanzlichen Lebensmitteln und zu knapp ¼ aus tierischen Lebensmitteln. Der Anteil tierischer Lebensmittel fällt geringer aus als bisher. Die überarbeiteten Empfehlungen berücksichtigen beispielsweise täglich zwei Portionen Milch und Milchprodukte, eine Portion weniger als bei den vorherigen Empfehlungen. Zudem sei es ausreichend, wöchentlich maximal 300 g Fleisch und Wurst sowie ein Ei zu essen. Beim Fisch bleibt es bei ein bis zwei Portionen wöchentlich. Pflanzliche Lebensmittel werden nun in den DGE-Empfehlungen noch stärker als bisher betont: Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen, Linsen und Nüsse werden mit einer eigenen Empfehlung stärker hervorgehoben. Obst und Gemüse stellen auch weiterhin die mengenmäßig wichtigste Gruppe dar.

Die Empfehlungen gelten für gesunde Erwachsene im Alter von 18 bis 65 Jahren, die sich mit einer Mischkost, inkl. Fleisch und Fisch, ernähren. (DGE Empfehlungen)

Kritik der Deutschen Akademie für Präventivmedizin

Die Deutsche Akademie für Präventivmedizin e.V. (DAPM) kritisiert die neuen Ernährungsempfehlungen der DGE. Demnach könnten die Empfehlungen weitreichende Folgen für die Bevölkerung haben, da sie von der Verpflegung in Kitas, Schulen, Kantinen und Seniorenheimen bis hin zu den Programmen der Krankenkassen als Standard gelten.

Die DAPM sieht gravierende Fehler sowohl im Ansatz dieser Empfehlungen. Sie richteten sich explizit an ALLE („für Deutschland“). In etlichen inhaltlichen Aussagen seien sie überholt und nicht evidenzbasiert. Und zusätzlich würden sie den Aspekt des Klimaschutzes teilweise über die gesundheitlichen Belange der Bevölkerung zu stellen.

Es könne keine einheitlichen Empfehlungen für die Ernährung aller Menschen in Deutschland geben, da sich deren gesundheitliche Ausgangslage unterscheide. In einer Bevölkerung, in der der Anteil von Menschen mit Übergewicht und Adipositas, Prädiabetes und Diabetes stetig zunähme, und schlanke, sportliche Menschen mittlerweile eine Minderheit darstelleten, solle man nach Ansicht der DAPM nicht auf Basis theoretischer Überlegungen, welche Ernährungsweise besonders klimafreundlich sei, der Gesamtbevölkerung Empfehlungen geben.

Konkret kritisiert die DAPM folgende Aussagen:

  • Die Charakterisierung von Lebensmitteln in solche „pflanzlichen Ursprungs“ und solche „tierischen Ursprungs“ ist wissenschaftlich betrachtet nicht sinnvoll.
  • Die Empfehlung „an alle“, täglich 5 Portionen = 300 g Getreideprodukte zu verzehren, ist für viele Millionen Menschen in Deutschland nicht nur nicht hilfreich, sondern sogar gesundheitsgefährdend!
  • Die Reduzierung des Verzehrs von Milchprodukten im Vergleich zu früheren Empfehlungen um ein Drittel hat keine wissenschaftliche Grundlage. Milchprodukte haben nachgewiesenermaßen im Gegenteil positive Effekte auf die Gesundheit. Sie verringern das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.
  • Der allgemeine Verzicht auf tierische Lebensmittel kann bedenklich sein: Die ausreichende Versorgung relevanter Bevölkerungsteile (z. B. Kinder und Senioren) mit genügend und hochwertigem Eiweiß, essenziellen Aminosäuren und Fettsäuren sowie mit etlichen Spurenelementen und Vitaminen wird mit den DGE-Empfehlungen nicht gewährleistet.
  • Die empfohlene Beschränkung des Verzehrs von Eiern ist seit Jahrzehnten überholt und wurde von den führenden Fachgesellschaften weltweit längst aus den Empfehlungen entfernt.

300 g Getreideprodukte pro Tag sind zu viel

Wenn die DGE allen Menschen in Deutschland empfehle, 300 g Getreideprodukte pro Tag zu verzehren, was etwa  60 Prozent der durchschnittlichen Kalorienzufuhr eines Menschen bedeuten würde, dann hätten Millionen Menschen mit Übergewicht und Adipositas, Prädiabetes und Typ-2-Diabetes davon gesundheitliche Nachteile. Auch Vollkornmehle seien stark blutzuckerwirksam.

Die Menge von 300 g Getreideprodukten hat laut DAPM die Blutzuckerwirksamkeit von umgerechnet ca. 50 Teelöffeln Zucker. Die  hohe Kohlenhydratzufuhr erhöhe den Insulinspiegel im Blut, das steigere den Blutdruck, das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko, darüber hinaus das Risiko für verschiedene Krebserkrankungen und für Demenz.

Verzehr von Milchprodukten: Zählt die Gesundheit weniger als vermeintlicher Klimaschutz?

Ob durch die Verminderung des Verzehrs von Milchprodukten ein relevanter Beitrag zum Stopp des Klimawandels geleistet werden könne, sei völlig unklar.

Für die Gesundheit der Menschen hätten Milchprodukte jedoch eindeutig positive Effekte, wie etliche Studien der jüngsten Zeit klar belegen würden. So würde der regelmäßige Verzehr von Milchprodukten vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen. Aus Sicht der DAPM wäre eine Reduzierung des Verzehrs von Milchprodukten für die Gesundheit der Bevölkerung kontraproduktiv.

Verzicht auf tierische Lebensmittel kann zur Mangelversorgung führen

Die von der DGE empfohlene Verminderung „tierischer“ Lebensmittel entbehrt laut DAPM im Hinblick auf die Gesundheit der Menschen einer wissenschaftlichen Grundlage. Sie scheine überwiegend durch die vorgebrachten Argumente des Klimaschutzes motiviert. Das könne jedoch auf Bevölkerungsebene  für bestimmte Gruppen zu einer Mangelversorgung führen.

Die Aminosäurenqualität von pflanzlichem Eiweiß (etwa aus Hülsenfrüchten) sei im Vergleich zur Aminosäurenqualität von Milchprodukten, Eiern, Fleisch und Fisch deutlich geringer. Die nötigen Mengen wiederum, um über eine rein pflanzenbasierte Kost ausreichend Eiweiß aufzunehmen, wären im wirklichen Leben schwer zu erreichen.

Die Kalzium-, Eisen-, Zink-, und Vitamin B12-Versorgung werde durch eine überwiegend pflanzliche Ernährung im Sinne der von der DGE favorisierten „Planetary Health Diet“ nicht ausreichend gewährleistet. Denn nicht nur die Zufuhrmenge sei entscheidend, sondern auch die bei pflanzlicher Kost verminderte Bioverfügbarkeit (Fähigkeit des Darms, die Nährstoffe auch aufzunehmen).

Und eine ausreichende Versorgung des Gehirns mit der langlebbigen Omega-3-Fetsäure DHA, die eine demenzpräventive Wirkung habe, könne bei nur einer Portion Fisch pro Woche über die von der DGE empfohlenen pflanzlichen Omega-3-Quellen (alpha-Linolensäure aus Nüssen, Rapsöl, Leinöl) nicht gewährleistet werden. Denn es sei wissenschaftlich völlig unstrittig, dass im menschlichen Körper die alpha-Linolensäure nicht in relevanter Menge in DHA umgewandelt werden könne.

Die Eier-Phobie der DGE ist unbegründet

Im Jahr 2017 war die frühere Empfehlung zur Beschränkung des Verzehrs von Eiern auf zwei Eier pro Woche aus den „10 Regeln der DGE“ verschwunden. Nun taucht sie wieder auf.

Doch schon seit langem ist klar, dass die Cholesterinaufnahme aus dem Darm den Cholesterinspiegel im Blut kaum beeinflusst und das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall nicht steigert. Fachlich betrachtet wird bei höherer Cholesterinaufnahme aus dem Darm die Eigenproduktion von Cholesterin in der Leber gedrosselt und umgekehrt. Dieser Feedback-Mechanismus führt dazu, dass es für die meisten Menschen keinen relevanten Einfluss auf die Cholesterinwerte hat, ob sie zwei Eier am Tag oder nur ein Ei pro Woche verzehren.

Eier sind ein ernährungsphysiologisch wertvolles Lebensmittel und wichtig für die Versorgung mit hochwertigem Eiweiß, essenziellen Aminosäuren und Vitamin B12. Der Verzicht auf Eier ist aus ernährungsmedizinischer Sicht nicht sinnvoll!

Fazit aus Sicht der DAPM:

Die von der DGE „für alle“ ausgesprochenen Ernährungsempfehlungen sind nicht „für alle gesund“, sondern allenfalls für den kleineren Teil der Allgemeinbevölkerung praktikabel und hilfreich. Etliche Empfehlungen der DGE sind nicht wissenschaftlich begründet. Sie entspringen im Sinne der wissenschaftlich umstritenen „Planetary Health Diet“ einer klimapolitischen Motivation.

Doch vor allem: Aus Sicht der DAPM sind die Empfehlungen der DGE praxisfern und werden den gesundheitlichen Belangen der Bevölkerung nicht gerecht. In der aktuellen Form sind die DGE-Empfehlungen in Teilen kontraproduktiv und ein Rückschritt im Vergleich zu den DGE-Empfehlungen von 2017! (DAMP)

Zu viele Kohlenhydrate schon in den Empfehlungen der DGE von 2017

Das Ärzteblatt hatte schon an den vorherigen Empfehlungen der DGE Kritik geäußert.

Zwei Fachfrauen für Ernährung, Daniela Kluthe-Neis und Birgit Blumen­schein, appellierten in einem offenen Brief an die DGE-Präsidentin Ulrike Azevedo, die primärpräventiven Empfehlungen zur Nährwertrelation von 10 bis 15 % Protein, 30 % Fett und 55 bis 60 % Kohlenhydrate anhand aktueller Studien auszuweiten. Denn diese seien momentan ausschließlich für gesunde Menschen konzipiert, was nicht dem Groß­teil der Schulungsklientel entspreche.“

Johannes Scholl, Vorsitzender der Deutschen Akademie für Präventivmedizin (DAPM), bestätigte nicht nur die Erfahrungen von Kluthe-Neis aus seiner aus Präventivmedizin spezialisierten Praxis in Rüdesheim: „Wir stellen bei jedem dritten Mann ab 45 bereits eine Fettleber fest, hier ist eine kohlenhydratreiche Kost geradezu kontraindiziert.“ Seine Kritik reicht weiter: „Aber selbst für Gesunde sind diese Empfehlungen nicht nur durch keine Evidenz begründet, sie sind inzwischen auch widerlegt“, urteilt Scholl. (Ärzteblatt 2017)

Nährwertrechner ermittelt individuellenNährstoffbedarf

Je nach Gewicht, Alter, Geschlecht und Größe unterscheidet sich der persönliche Nährstoffbedarf. Grundlage der DGE Empfehlung ist der gesunde Durchschnittsmensch. Der Durchschnittsmann in Deutschland wiegt 85,8 Kilo (laut Statista). Nicht darauf eingegangen wird in den Empfehlungen der DGE auf die einzelnen Nährstoffe. Wie konkret z.B. der Bedarf gedeckt werden kann, wenn jetzt weniger Milch und Fleisch konsumiert werden. Mit dem Rechner lassen sich die Summen der Nährstoffe der einzelnen Lebensmittel, die wir pro Tag verzehren gut berechnen.

Eiweißbedarf als Beispiel:

Der Bedarf an Eiweiß liegt nach Angaben der DGE bei 0,8 g je Kilo Körpergewicht bei einem Alter zwischen 19 und 65, Menschen ab 65 brauchen 1g und Kinder bis zu 2,5g. Unser Mustermann braucht somit 68g Eiweiß pro Tag, das sind 479g Eiweiß in der Woche.

Laut Nährwertberechnung enthält die Wochenration Milch und Fleisch nach den neuen Regeln der DGE – 1.400g Milch (46g Eiweiß), 200g Lachs (40g Eiweiß) 1 Ei (9g Eiweiß), 300g Rindfleisch (66g Eiweiß) – gerade mal 161g Eiweiß. Dazu sollen wir noch mindestens einmal in der Woche Hülsenfrüchte essen, dazu aber keine genauen Mengenangabe. Wir rechnen mal mit 100g getrocknete Linsen, die enthalten 23g Eiweiß. Summe der Wocheneiweißration sind nun 184g, bei 2x Linsen in der Woche sind das 207g, aber immer noch keine 478g, es fehlen 271g Eiweiß. Sojaprodukte wie Tofu werden bei der DGE nicht auusdrücklich erwähnt, obwohl diese als Fleischersatz eine gute Alternative sind von der Zusammensetzung der Aminosäuren laut Bundeszentrum für Ernährung (BZfE)

1kg Linsen (getrocknet! Gegart sind das 2kg) haben 230g Eiweiß, 1kg Tofu 158g,
zum Vergleich: 1kg Hähnchenfleisch 230g, 1kgEmmentaler 300g

Es ist also theoretisch durchaus möglich seinen Eiweißbedarf nach den Empfehlungen zu decken, aber hier heißt es gut rechen und eine Portion Linsen (mit 100g) in der Woche genügt nicht für den Durchschnittsmann, Mann brauch dann schon einen großen Topf https://www.naehrwertrechner.de/

Quellen: Pressemitteilungen DGE, Deutsche Akademie für Präventivmedizin e.V., Ärzteblatt, BZfE, www.naehrwertrechner.de

Hintergrundinformationen zur Entstehung der DGE

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) ist ein gemeinnütziger Verein mit 4 000 Mitgliedern, Sitz in Bonn und Sektionen in sechs Bundesländern. Sie arbeitet seit ihrer Gründung 1953 unabhängig und der Wissenschaft verpflichtet. Es ist der satzungsgemäße Auftrag der DGE sich mit allen auf dem Gebiet der Ernährung auftretenden Fragen zu befassen, einschlägige Ergebnisse zu sammeln, auszuwerten und daraus unabhängig, transparent und auf Basis wissenschaftlicher Bewertung Empfehlungen abzuleiten. Die Finanzierung der DGE erfolgt durch Bundesmittel, Mitgliedsbeiträge und Eigeneinnahmen.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Ernährungswissenschaft durch die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsforschung (DGEF, 1935-1945) vertreten, die somit als Vorgängerorganisation der Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. anzusehen ist.

1935 wurde die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsforschung (DGEF) im Reichgesundheitsamt in Berlin durch Hans Reiter gegründet. Sie setzte sich im Wesentlichen aus der „Abteilung N“ (Ernährungsphysiologie) des Reichsgesundheitsamts, in der neben Mediziner*innen, Chemiker*innen und Landwirt*innen arbeiteten, zusammen. Die DGEF war als interdisziplinärer Zusammenschluss von Wissenschaftler*innen organisiert. Mediziner*innen, Chemiker*innen, Pharmakolog*innen, Landwirt*innen, Volkswirt*innen und Statistiker*innen verfolgten hier vor allem die Ziele der nationalsozialistischen Ernährungspolitik. Sie setzten alle Vorgaben der NS-Ideologie im Bereich der Ernährungswissenschaften um – die rassistischen und antisemitischen inbegriffen.

Die DGE wurde am 4. November 1953 nach dem Vorbild amerikanischer Gesellschaften als gemeinnütziger Verein gegründet, wobei ein Bezug zur nationalsozialistischen Vorgängerorganisation DGEF nicht thematisiert wurde.

https://www.dge.de/deutsche-gesellschaft-fuer-ernaehrung/




Nachhaltige Ernährung wird an Bedeutung gewinnen

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Prof. Dr. Juliane Heydenreich spricht über Ernährungstrends

Vegetarisch oder fleischlastig? Nachhaltig oder nicht? Der Ernährungsstil spielt in unserer Gesellschaft eine wachsende Rolle. Vor allem für junge Menschen ist eine gesunde Lebensweise heute wichtiger denn je. Dr. Juliane Heydenreich, Professorin für experimentelle Sporternährung an der Universität Leipzig, spricht über Ernährungstrends, die Gefahren von Nahrungsergänzungsmitteln und ihr Ziel, die Sporternährung als eigenständige wissenschaftliche Disziplin in Deutschland zu etablieren.

Frau Heydenreich, Sie sind deutschlandweit die erste Professorin für Experimentelle Sporternährung. Welche Ziele haben Sie sich für Ihr junges Forschungsgebiet gesetzt?

Die Sporternährung ist in der Sportwissenschaft international sehr etabliert, aber leider bisher im deutschsprachigen Raum unterrepräsentiert. Das möchte ich ändern. Ich forsche unter anderem zu gesunder Ernährung im Leistungssport, wie Sportlerinnen und Sportler unterstützt werden können, damit sie gesund bleiben und leistungsfähig sind. Ein anderer Forschungsbereich ist Public Health. Ich forsche daran, wie Bewegung und Ernährung mit bestimmten Gesundheitsparametern zusammenhängen.

Welche Rolle spielt gesunde Ernährung in unserer Gesellschaft?

Das erste Alarmsignal kam vor etwa 20 bis 30 Jahren. Damals wurde festgestellt, dass immer mehr Kinder und Jugendliche adipös sind, mit allen bekannten Folgeerkrankungen. Das wurde damals als gesellschaftliches Problem erkannt. Es gab erste Interventionen, aber mit den Gegenmaßnahmen wurde zunächst wenig erreicht. Die Zahlen sind nicht mehr weiter gestiegen. Allerdings befanden sie sich auf einem hohen Level. Erst in den vergangenen fünf Jahren gab es parlamentarische Signale, um diesem Trend zu begegnen. Gerade auf Social Media spielen heute Fitness und Ernährung eine große Rolle. Das beeinflusst vor allem Kinder und Jugendliche extrem.

Es ist aber unklar, ob diese Ernährungstipps immer gesund sind. Mein persönlicher Eindruck ist, dass insbesondere Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene heute mehr Interesse an gesunder Ernährung haben als noch vor einigen Jahren. Sie sind offener als Ältere, ihr Verhalten zu ändern. Auch der soziale Status, das Arm-Reich-Gefälle, der Bildungsgrad und die Tatsache, ob jemand in der Stadt oder auf dem Land wohnt, beeinflussen die Ernährungsweise. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat zehn evidenzbasierte Regeln für vollwertiges Essen und Trinken herausgebracht, die ich sehr empfehle. Das ist umso wichtiger, weil die Kompetenz, Lebensmittel zuzubereiten, in unserer Gesellschaft immer geringer wird und stattdessen häufiger Fertiggerichte gegessen werden.

Ist eine fleischlose Ernährung tatsächlich gesund oder fehlen dem Körper dadurch wichtige Substanzen?

Der Verzicht auf Fleisch und Fisch, also eine vegetarische Ernährungsweise, wird auch von der DGE für alle empfohlen. Es kommt allerdings immer darauf an, sich dabei ausgewogen zu ernähren.

Kindern, Jugendlichen, Schwangeren und Erkrankten rät die DGE dagegen von einer rein veganen Ernährung, also dem Verzicht auf tierische Produkte jeder Art, ab!

Sie wird nur für gesunde Erwachsene empfohlen. Egal, ob vegan oder vegetarisch – jeder sollte sich immer ausgewogen ernähren und sich mehr Gedanken darüber machen, was er isst. Klar sollte sein, dass es auch viel veganes Junk-Food gibt. Und jeder Verzicht auf einzelne Lebensmittel(gruppen) erhöht immer das Risiko, dass ich in ein Defizit komme.

Wie hat sich generell die Einstellung der Deutschen zum Thema Ernährung gewandelt?

Für Jüngere spielt die Nachhaltigkeit eine extreme Rolle. Dazu gehört auch eine nachhaltige Ernährung. Auch deshalb verzichten sie häufig auf tierische Produkte. Laut Planetary Health Diet sollte die Ernährung aus einem hohen Anteil pflanzlicher Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte sowie pflanzliche Öle bestehen. Die Zufuhr von tierischen Produkten wie Milch-Produkte, Eier, Fleisch und Fisch sollte ebenso stark eingeschränkt werden wie die Zufuhr von Zucker. Es sollte darauf geachtet werden, regionale, saisonale und ökologische Lebensmittel zu verwenden. Zudem müsste die Lebensmittelverschwendung halbiert werden.

Das Thema vegetarische und vegane Ernährung ist auf jeden Fall bei Jüngeren auf dem Vormarsch. Einer Umfrage zufolge ernähren sich 10,4 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen vegetarisch und 2,3 Prozent vegan. Es gibt in Supermärkten viel mehr vegetarische und vegane Lebensmittel als früher. Diese Produkte sind nicht immer gesünder, aber die Industrie erzielt damit große Gewinne. Für ältere Menschen ist die Ernährungsumstellung oft schwieriger. Meist geschieht das erst nach einschneidenden Ereignissen wie beispielsweise einer Erkrankung.

Stichwort Nahrungsergänzungsmittel – wie sinnvoll sind sie tatsächlich?

Es gibt einige Szenarien, in denen es durchaus angebracht ist, Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Menschen, die sich vegan ernähren, sollten zusätzlich das Vitamin B12 zu sich nehmen. Auch wenn im Blutbild ein Mangel festgestellt wurde, sollte man diesen durch Einnahme eines Zusatzstoffes beseitigen. Weiterhin empfiehlt die DGE eine Vitamin D Supplementierung in den Wintermonaten. Eine pauschale Einnahme aller anderen Nahrungsergänzungsmittel sehe ich skeptisch. Oftmals ist der Körper mit der Aufnahme der hochkonzentrierten Nährstoffe überfordert und scheidet sie gleich wieder aus. Es besteht auch das Risiko, dass bestimmte Nahrungsergänzungsmittel die Zusammensetzung der Darmmikroben verändern. Weiterhin ist das Risiko einer Überdosierung von Mikronährstoffen erhöht. Vielen ist gar nicht bewusst, dass bestimmte Vitamine in zu hoher Konzentration längerfristig beispielsweise zu Vergiftungen der Leber führen können. Nahrungsergänzungsmittel zählen nicht als Arznei-, sondern als Lebensmittel. Die Hürden für ihre Zulassung sind sehr niedrig. Manchmal enthalten sie Substanzen, die auf der Dopingliste stehen. Mein Tipp: Nur bei vertrauenswürdigen Herstellern kaufen und auch nur die Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, die ich wirklich brauche. Im Internet ist zudem die sogenannte Kölner Liste mit Produkten zu finden, die ein Dopinglabor auf Reinheit geprüft hat.

Wohin geht Ihrer Meinung nach der Ernährungstrend der Zukunft?

Eine nachhaltige Ernährungsweise wird an Bedeutung gewinnen. Die EAT-Lancet-Kommission hat 2019 den Report Planetary Health Diet veröffentlicht. Darin beschreiben Forschende ein theoretisches Modell, wie eine nachhaltige und gesunde Ernährung für alle Menschen weltweit möglich wäre. Es ist pflanzenbasiert, erlaubt aber auch in kleinen Mengen tierische Produkte. Allerdings müssten die Menschen in den westlichen Ländern dafür extrem ihre Ernährungsweise verändern, beispielsweise nur noch ein Siebtel der Menge an rotem Fleisch konsumieren. Ich denke, dass dieser Trend immer mehr ins Bewusstsein der Menschen kommt.

Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft (idw)




Ausgerechnet zwei Bio-Spaghetti fallen durch

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ÖKO-TEST hat 37 klassische Spaghetti aus Hartweizengrieß getestet.

Zwei Drittel der Spaghetti im Test überzeugen und schneiden „sehr gut“ ab. Die zwei Bio-Eigenmarken Bio Bio Spaghetti von Netto und die Edeka Bio Spaghetti fallen mit „mangelhaft“ durch. Sie sind damit die Schlusslichter im Test.

Die Probleme: In beiden wies das Labor gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH/MOSH-Analoge) in Gehalten nach, die ÖKO-TEST als „stark erhöht“ bewertet. Das sind Erdölbestandteile, die sich im menschlichen Körper anreichern. Was sie dort anrichten, ist noch völlig unklar. In den Edeka Bio Spaghetti ist der Wert so hoch, dass er den von der Länderarbeitsgemeinschaft Verbraucherschutz (LAV) festgelegten Orientierungswert um ein Vielfaches überschreitet. In sechs weiteren Produkten sind die Gehalte aus ÖKO-TEST-Sicht „erhöht“ – vier davon bio. „Für Spaghetti sind das ungewöhnlich hohe Werte“, sagt Birgit Hinsch, ÖKO-TEST-Projektleiterin und Ökotrophologin. „Auf hohe Mineralölrückstände sind wir bisher in unseren Tests vor allem bei fetthaltigen Produkten gestoßen, wozu Spaghetti nicht gehören. Wir appellieren an die Hersteller, herauszufinden, wie diese Verunreinigungen in den Produkten landen.“

Besser sieht es in Sachen Pestizidrückstände aus: Nur in acht der 37 getesteten Produkte wies das Labor Spuren eines Pestizids und/oder eines Wirkverstärkers nach – in drei Fällen handelt es sich um den Unkrautvernichter Glyphosat. Im Vergleich zum letzten Test vor drei Jahren ist das eine bessere Bilanz. Dennoch: Ausgerechnet in einem Bio-Produkt steckt der größte Rückstand an Glyphosat. Ein weiteres Bio-Produkt im Test wertet ÖKO-TEST wegen Schimmelpilzgiften ab.

„Auch wenn einige Ergebnisse dieses Tests besonders bei den Bio-Produkten enttäuschend sind, freuen wir uns, dass es viele Anbieter gibt, die die Schadstoffbelastungen bei Spaghetti im Griff haben“, so Hinsch. Insgesamt 25 Produkte empfiehlt ÖKO-TEST mit „sehr gut“ – knapp die Hälfte davon sind bio.

Weitere Informationen und den aktuellen Test finden Sie in der Märzausgabe des ÖKO-TEST-Magazins und unter: oekotest.de/14436

Quelle: Pressemitteilung Öko-Test




Familien mit niedrigem Bildungsstand sind anfälliger für Übergewicht

Ulmer Studie belegt Zusammenhang von Elternhaus und kindlicher Adipositas

Kinder von Eltern mit niedrigem Bildungsstand sind anfälliger für Übergewicht. Auch ein geringes Haushaltseinkommen und Migrationshintergrund spielen eine Rolle. Zu diesem Ergebnis kamen Forschende um Professor Jürgen M. Steinacker und Dr. Susanne Kobel von der Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin des Ulmer Universitätsklinikums. Ihrer aktuellen Veröffentlichung in der Fachzeitschrift Archives of Public Health zufolge steigt das Risiko für Übergewicht ebenfalls bei Kindern, wenn Mütter und Väter zu viel auf die Waage bringen – auch weil das Gewicht der Kinder von den Eltern falsch eingeschätzt wird.

Gesundheitsgerechtigkeit für Kinder

„Gesundheitsgerechtigkeit ist ein wichtiges Ziel von Forschung und Politik“, erklärt Professor Jürgen M. Steinacker. Der Mediziner, der bis Ende September 2023 am Universitätsklinikum Ulm die Sektion für Sport- und Rehabilitationsmedizin geleitet hat, engagiert sich seit vielen Jahren für die Gesundheit von Kindern. „Denn globale Ungleichheiten, Kriege, die Globalisierung, erzwungene Migration und Klimawandel sind Probleme, die auch das Recht von Kindern auf optimale Gesundheit und Entwicklung verletzen.“ Da es solche Ungerechtigkeiten nicht nur auf globaler und nationaler, sondern auch auf lokaler Ebene gibt, nahm sein Team das Problem in Baden-Württemberg unter die Lupe.

„Komm mit in das gesunde Boot“

Die Untersuchung „Beyond correlates: the social gradient in childhood overweight“ basiert auf einer Evaluation des Gesundheitsförderprogramms „Komm mit in das gesunde Boot“ der Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin des Universitätsklinikums. Finanziert von der Baden-Württemberg Stiftung hat es zum Ziel, in Schulen und Kindergärten auf spielerische Art Freude an Bewegung und gesunder Ernährung zu wecken. Knapp 1 000 Drei- bis Sechsjährige in beteiligten Kindergärten in Baden-Württemberg waren für die Evaluation untersucht worden. Während Größe und Gewicht der Kinder direkt in den Kindergärten gemessen wurde, erfasste man Bildungsstand, Einkommen und etwa das Gewicht von Vätern und Müttern per Elternfragebogen.

Unterschiede zwischen Einschätzung und Realität

In der Studie wurde untersucht, inwieweit Eltern das Gewicht ihrer Kinder korrekt einschätzen und ob dies das Gewicht des Nachwuchses beeinflusst. Zudem wurde analysiert, in welcher Beziehung der Grad der Fehleinschätzung mit sozialen Faktoren wie Einkommen, Bildung, Migrationshintergrund sowie dem Körpergewicht der Eltern steht. Dazu wurden die Daten des Gesundheitsförderprogramms per Querschnittsanalyse untersucht und miteinander in Beziehung gesetzt. Mithilfe statistischer Methoden wurden Abweichungen zwischen dem objektiv gemessenen Gewicht von Kindern und der Einschätzung durch ihre Eltern, aber auch zwischen einzelnen soziodemographischen Gruppen aufgedeckt.

Der Bildungsstatus der Eltern ist entscheidend

Die Ergebnisse: „Zum einen sind Kinder häufiger übergewichtig, wenn sie in einer Familie mit geringem Haushaltseinkommen oder Migrationshintergrund aufwachsen oder ein Elternteil selbst Übergewicht hat“, so die Sportwissenschaftlerin Dr. Susanne Kobel. „Noch entscheidender scheint jedoch der Bildungsstatus der Eltern zu sein. Gesundheitsbezogene Risiken treten insbesondere in Familien mit niedrigem Bildungshintergrund auf, und das schon bei Kindern im Alter von drei bis fünf Jahren.“

Kinder von Eltern ohne Hochschulabschluss waren doppelt so oft übergewichtig wie diejenigen von Akademikerinnen und Akademikern. Dabei machte es keinen Unterschied, ob beide Elternteile über einen Hochschulabschluss verfügten oder nur einer. Wie die Erstautorin der Studie, Dr. Lina Hermeling, hinzufügt, scheint zudem die korrekte Einstufung des Gewichtsstatus der Kinder durch ihre Eltern von entscheidender Bedeutung für deren Gesundheit zu sein. „Wenn eine Mutter oder ein Vater selbst übergewichtig ist, ist die Wahrscheinlichkeit einer Fehleinschätzung besonders hoch“, so Hermeling, die zur Zeit der Studie der Präventionseinrichtung der Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin angehörte.

Gesundheitsgerechtigkeit durch Bildung

„Bildung – nicht in Bezug auf Gesundheit, sondern ganz allgemein – scheint bei der Prävention von Übergewicht eine enorme Rolle zu spielen“, so Jürgen M. Steinacker. „Dies sollte in politischen Leitlinien zur Gesundheitsgerechtigkeit unbedingt berücksichtigt werden.“ Das Programm „Komm in das gesunde Boot“ haben die Forschenden in Reaktion auf die Studie bereits angepasst: Während man bislang ausschließlich Lehrkräfte und Erziehende mit Materialien und Fortbildungen unterstützte, um das Bewegungs-, Ernährungs- und Freizeitverhalten von Kindern positiv zu beeinflussen, bietet das Programm nun auch Online-Elternabende (www.gesundes-boot.de) an. Mütter und Väter können sich dabei direkt beim Team des Universitätsklinikums darüber informieren, wie ihre Familien einen aktiven und gesunden Lebensstil führen können.

Originalpublikation:

Hermeling, L., Kobel, S., Steinacker, J.M. (2024). Beyond correlates: the social gradient in childhood overweight. Archives of Public Health. https://archpublichealth.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13690-023-01232-x

Anja Burkel




Tiefkühl-Pommes: Fast alle sind empfehlenswert

pommes

ÖKO-TEST hat 20-mal Tiefkühl-Pommes getestet, darunter sieben Bio-Marken

Goldgelb, knusprig – und empfehlenswert: Die meisten Tiefkühl-Pommes gehen ohne problematische Laborbefunde aus dem Test. Nur die Potato Master Pommes Frites von Norma müssen sich mit dem ÖKO-TEST-Urteil „mangelhaft“ ganz hinten anstellen.

Viele Probleme, die ÖKO-TEST vor zwei Jahren noch bei einigen Testprodukten bemängelte, haben die Hersteller nun im Griff:

Acrylamid und Fettschadstoffe, Pestizide, Mineralölkohlenwasserstoffe und ähnliche Verbindungen – alles ist bei den getesteten Pommes höchstens in Spuren nachweisbar. Entsprechend gut fallen die Ergebnisse aus. Einziger Ausreißer: die Potato Master Pommes Frites von Norma. Hier wies das von ÖKO-TEST beauftragte Labor Spuren von Chlorpropham nach, das als vermutlich krebserregend eingestuft ist. In der konventionellen Landwirtschaft galt es lange als Keimhemmungsmittel der Wahl, um Kartoffeln eine lange Lagerdauer zu ermöglichen. Obwohl der Einsatz des Stoffes nicht mehr zulässig ist, erlaubt die Gesetzgebung Rückstände von Chlorpropham in Kartoffeln, da Kartoffellager auch Jahre nach der letzten Verwendung noch mit dem Mittel kontaminiert sein können. ÖKO-TEST sieht jedoch auch kleine Spuren des bedenklichen Stoffes kritisch – zumal der Stoff in den anderen Produkten nicht gefunden wurde. Außerdem werten die Verbraucherschützer das Norma-Produkt wegen seiner nachgewiesenen Cadmiumgehalte ab. Cadmium kann aus dem Boden stammen, in dem die Kartoffeln gewachsen sind. Es reichert sich vor allem in Leber und Nieren an und kann die Organe langfristig schädigen.

In der Sensorikprüfung schneidet kein Produkt schlechter als „befriedigend“ ab

Um beim Backen von Pommes die Entstehung des Schadstoffes Acrylamid zu vermeiden, das sich in Tierversuchen als krebserregend und erbgutverändernd erwiesen hat, empfiehlt ÖKO-TEST die niedrigste angegebene Backtemperatur einzuhalten und eine möglichst kurze Backdauer.

Weitere Informationen und den aktuellen Test finden Sie in der Februarausgabe des ÖKO-TEST-Magazins und unter: oekotest.de/14374

Quelle: Pressemitteilung Öko-Test