Nachhaltige Ernährung wird an Bedeutung gewinnen

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Prof. Dr. Juliane Heydenreich spricht über Ernährungstrends

Vegetarisch oder fleischlastig? Nachhaltig oder nicht? Der Ernährungsstil spielt in unserer Gesellschaft eine wachsende Rolle. Vor allem für junge Menschen ist eine gesunde Lebensweise heute wichtiger denn je. Dr. Juliane Heydenreich, Professorin für experimentelle Sporternährung an der Universität Leipzig, spricht über Ernährungstrends, die Gefahren von Nahrungsergänzungsmitteln und ihr Ziel, die Sporternährung als eigenständige wissenschaftliche Disziplin in Deutschland zu etablieren.

Frau Heydenreich, Sie sind deutschlandweit die erste Professorin für Experimentelle Sporternährung. Welche Ziele haben Sie sich für Ihr junges Forschungsgebiet gesetzt?

Die Sporternährung ist in der Sportwissenschaft international sehr etabliert, aber leider bisher im deutschsprachigen Raum unterrepräsentiert. Das möchte ich ändern. Ich forsche unter anderem zu gesunder Ernährung im Leistungssport, wie Sportlerinnen und Sportler unterstützt werden können, damit sie gesund bleiben und leistungsfähig sind. Ein anderer Forschungsbereich ist Public Health. Ich forsche daran, wie Bewegung und Ernährung mit bestimmten Gesundheitsparametern zusammenhängen.

Welche Rolle spielt gesunde Ernährung in unserer Gesellschaft?

Das erste Alarmsignal kam vor etwa 20 bis 30 Jahren. Damals wurde festgestellt, dass immer mehr Kinder und Jugendliche adipös sind, mit allen bekannten Folgeerkrankungen. Das wurde damals als gesellschaftliches Problem erkannt. Es gab erste Interventionen, aber mit den Gegenmaßnahmen wurde zunächst wenig erreicht. Die Zahlen sind nicht mehr weiter gestiegen. Allerdings befanden sie sich auf einem hohen Level. Erst in den vergangenen fünf Jahren gab es parlamentarische Signale, um diesem Trend zu begegnen. Gerade auf Social Media spielen heute Fitness und Ernährung eine große Rolle. Das beeinflusst vor allem Kinder und Jugendliche extrem.

Es ist aber unklar, ob diese Ernährungstipps immer gesund sind. Mein persönlicher Eindruck ist, dass insbesondere Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene heute mehr Interesse an gesunder Ernährung haben als noch vor einigen Jahren. Sie sind offener als Ältere, ihr Verhalten zu ändern. Auch der soziale Status, das Arm-Reich-Gefälle, der Bildungsgrad und die Tatsache, ob jemand in der Stadt oder auf dem Land wohnt, beeinflussen die Ernährungsweise. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat zehn evidenzbasierte Regeln für vollwertiges Essen und Trinken herausgebracht, die ich sehr empfehle. Das ist umso wichtiger, weil die Kompetenz, Lebensmittel zuzubereiten, in unserer Gesellschaft immer geringer wird und stattdessen häufiger Fertiggerichte gegessen werden.

Ist eine fleischlose Ernährung tatsächlich gesund oder fehlen dem Körper dadurch wichtige Substanzen?

Der Verzicht auf Fleisch und Fisch, also eine vegetarische Ernährungsweise, wird auch von der DGE für alle empfohlen. Es kommt allerdings immer darauf an, sich dabei ausgewogen zu ernähren.

Kindern, Jugendlichen, Schwangeren und Erkrankten rät die DGE dagegen von einer rein veganen Ernährung, also dem Verzicht auf tierische Produkte jeder Art, ab!

Sie wird nur für gesunde Erwachsene empfohlen. Egal, ob vegan oder vegetarisch – jeder sollte sich immer ausgewogen ernähren und sich mehr Gedanken darüber machen, was er isst. Klar sollte sein, dass es auch viel veganes Junk-Food gibt. Und jeder Verzicht auf einzelne Lebensmittel(gruppen) erhöht immer das Risiko, dass ich in ein Defizit komme.

Wie hat sich generell die Einstellung der Deutschen zum Thema Ernährung gewandelt?

Für Jüngere spielt die Nachhaltigkeit eine extreme Rolle. Dazu gehört auch eine nachhaltige Ernährung. Auch deshalb verzichten sie häufig auf tierische Produkte. Laut Planetary Health Diet sollte die Ernährung aus einem hohen Anteil pflanzlicher Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte sowie pflanzliche Öle bestehen. Die Zufuhr von tierischen Produkten wie Milch-Produkte, Eier, Fleisch und Fisch sollte ebenso stark eingeschränkt werden wie die Zufuhr von Zucker. Es sollte darauf geachtet werden, regionale, saisonale und ökologische Lebensmittel zu verwenden. Zudem müsste die Lebensmittelverschwendung halbiert werden.

Das Thema vegetarische und vegane Ernährung ist auf jeden Fall bei Jüngeren auf dem Vormarsch. Einer Umfrage zufolge ernähren sich 10,4 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen vegetarisch und 2,3 Prozent vegan. Es gibt in Supermärkten viel mehr vegetarische und vegane Lebensmittel als früher. Diese Produkte sind nicht immer gesünder, aber die Industrie erzielt damit große Gewinne. Für ältere Menschen ist die Ernährungsumstellung oft schwieriger. Meist geschieht das erst nach einschneidenden Ereignissen wie beispielsweise einer Erkrankung.

Stichwort Nahrungsergänzungsmittel – wie sinnvoll sind sie tatsächlich?

Es gibt einige Szenarien, in denen es durchaus angebracht ist, Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Menschen, die sich vegan ernähren, sollten zusätzlich das Vitamin B12 zu sich nehmen. Auch wenn im Blutbild ein Mangel festgestellt wurde, sollte man diesen durch Einnahme eines Zusatzstoffes beseitigen. Weiterhin empfiehlt die DGE eine Vitamin D Supplementierung in den Wintermonaten. Eine pauschale Einnahme aller anderen Nahrungsergänzungsmittel sehe ich skeptisch. Oftmals ist der Körper mit der Aufnahme der hochkonzentrierten Nährstoffe überfordert und scheidet sie gleich wieder aus. Es besteht auch das Risiko, dass bestimmte Nahrungsergänzungsmittel die Zusammensetzung der Darmmikroben verändern. Weiterhin ist das Risiko einer Überdosierung von Mikronährstoffen erhöht. Vielen ist gar nicht bewusst, dass bestimmte Vitamine in zu hoher Konzentration längerfristig beispielsweise zu Vergiftungen der Leber führen können. Nahrungsergänzungsmittel zählen nicht als Arznei-, sondern als Lebensmittel. Die Hürden für ihre Zulassung sind sehr niedrig. Manchmal enthalten sie Substanzen, die auf der Dopingliste stehen. Mein Tipp: Nur bei vertrauenswürdigen Herstellern kaufen und auch nur die Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, die ich wirklich brauche. Im Internet ist zudem die sogenannte Kölner Liste mit Produkten zu finden, die ein Dopinglabor auf Reinheit geprüft hat.

Wohin geht Ihrer Meinung nach der Ernährungstrend der Zukunft?

Eine nachhaltige Ernährungsweise wird an Bedeutung gewinnen. Die EAT-Lancet-Kommission hat 2019 den Report Planetary Health Diet veröffentlicht. Darin beschreiben Forschende ein theoretisches Modell, wie eine nachhaltige und gesunde Ernährung für alle Menschen weltweit möglich wäre. Es ist pflanzenbasiert, erlaubt aber auch in kleinen Mengen tierische Produkte. Allerdings müssten die Menschen in den westlichen Ländern dafür extrem ihre Ernährungsweise verändern, beispielsweise nur noch ein Siebtel der Menge an rotem Fleisch konsumieren. Ich denke, dass dieser Trend immer mehr ins Bewusstsein der Menschen kommt.

Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft (idw)




Ausgerechnet zwei Bio-Spaghetti fallen durch

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ÖKO-TEST hat 37 klassische Spaghetti aus Hartweizengrieß getestet.

Zwei Drittel der Spaghetti im Test überzeugen und schneiden „sehr gut“ ab. Die zwei Bio-Eigenmarken Bio Bio Spaghetti von Netto und die Edeka Bio Spaghetti fallen mit „mangelhaft“ durch. Sie sind damit die Schlusslichter im Test.

Die Probleme: In beiden wies das Labor gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH/MOSH-Analoge) in Gehalten nach, die ÖKO-TEST als „stark erhöht“ bewertet. Das sind Erdölbestandteile, die sich im menschlichen Körper anreichern. Was sie dort anrichten, ist noch völlig unklar. In den Edeka Bio Spaghetti ist der Wert so hoch, dass er den von der Länderarbeitsgemeinschaft Verbraucherschutz (LAV) festgelegten Orientierungswert um ein Vielfaches überschreitet. In sechs weiteren Produkten sind die Gehalte aus ÖKO-TEST-Sicht „erhöht“ – vier davon bio. „Für Spaghetti sind das ungewöhnlich hohe Werte“, sagt Birgit Hinsch, ÖKO-TEST-Projektleiterin und Ökotrophologin. „Auf hohe Mineralölrückstände sind wir bisher in unseren Tests vor allem bei fetthaltigen Produkten gestoßen, wozu Spaghetti nicht gehören. Wir appellieren an die Hersteller, herauszufinden, wie diese Verunreinigungen in den Produkten landen.“

Besser sieht es in Sachen Pestizidrückstände aus: Nur in acht der 37 getesteten Produkte wies das Labor Spuren eines Pestizids und/oder eines Wirkverstärkers nach – in drei Fällen handelt es sich um den Unkrautvernichter Glyphosat. Im Vergleich zum letzten Test vor drei Jahren ist das eine bessere Bilanz. Dennoch: Ausgerechnet in einem Bio-Produkt steckt der größte Rückstand an Glyphosat. Ein weiteres Bio-Produkt im Test wertet ÖKO-TEST wegen Schimmelpilzgiften ab.

„Auch wenn einige Ergebnisse dieses Tests besonders bei den Bio-Produkten enttäuschend sind, freuen wir uns, dass es viele Anbieter gibt, die die Schadstoffbelastungen bei Spaghetti im Griff haben“, so Hinsch. Insgesamt 25 Produkte empfiehlt ÖKO-TEST mit „sehr gut“ – knapp die Hälfte davon sind bio.

Weitere Informationen und den aktuellen Test finden Sie in der Märzausgabe des ÖKO-TEST-Magazins und unter: oekotest.de/14436

Quelle: Pressemitteilung Öko-Test




Familien mit niedrigem Bildungsstand sind anfälliger für Übergewicht

Ulmer Studie belegt Zusammenhang von Elternhaus und kindlicher Adipositas

Kinder von Eltern mit niedrigem Bildungsstand sind anfälliger für Übergewicht. Auch ein geringes Haushaltseinkommen und Migrationshintergrund spielen eine Rolle. Zu diesem Ergebnis kamen Forschende um Professor Jürgen M. Steinacker und Dr. Susanne Kobel von der Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin des Ulmer Universitätsklinikums. Ihrer aktuellen Veröffentlichung in der Fachzeitschrift Archives of Public Health zufolge steigt das Risiko für Übergewicht ebenfalls bei Kindern, wenn Mütter und Väter zu viel auf die Waage bringen – auch weil das Gewicht der Kinder von den Eltern falsch eingeschätzt wird.

Gesundheitsgerechtigkeit für Kinder

„Gesundheitsgerechtigkeit ist ein wichtiges Ziel von Forschung und Politik“, erklärt Professor Jürgen M. Steinacker. Der Mediziner, der bis Ende September 2023 am Universitätsklinikum Ulm die Sektion für Sport- und Rehabilitationsmedizin geleitet hat, engagiert sich seit vielen Jahren für die Gesundheit von Kindern. „Denn globale Ungleichheiten, Kriege, die Globalisierung, erzwungene Migration und Klimawandel sind Probleme, die auch das Recht von Kindern auf optimale Gesundheit und Entwicklung verletzen.“ Da es solche Ungerechtigkeiten nicht nur auf globaler und nationaler, sondern auch auf lokaler Ebene gibt, nahm sein Team das Problem in Baden-Württemberg unter die Lupe.

„Komm mit in das gesunde Boot“

Die Untersuchung „Beyond correlates: the social gradient in childhood overweight“ basiert auf einer Evaluation des Gesundheitsförderprogramms „Komm mit in das gesunde Boot“ der Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin des Universitätsklinikums. Finanziert von der Baden-Württemberg Stiftung hat es zum Ziel, in Schulen und Kindergärten auf spielerische Art Freude an Bewegung und gesunder Ernährung zu wecken. Knapp 1 000 Drei- bis Sechsjährige in beteiligten Kindergärten in Baden-Württemberg waren für die Evaluation untersucht worden. Während Größe und Gewicht der Kinder direkt in den Kindergärten gemessen wurde, erfasste man Bildungsstand, Einkommen und etwa das Gewicht von Vätern und Müttern per Elternfragebogen.

Unterschiede zwischen Einschätzung und Realität

In der Studie wurde untersucht, inwieweit Eltern das Gewicht ihrer Kinder korrekt einschätzen und ob dies das Gewicht des Nachwuchses beeinflusst. Zudem wurde analysiert, in welcher Beziehung der Grad der Fehleinschätzung mit sozialen Faktoren wie Einkommen, Bildung, Migrationshintergrund sowie dem Körpergewicht der Eltern steht. Dazu wurden die Daten des Gesundheitsförderprogramms per Querschnittsanalyse untersucht und miteinander in Beziehung gesetzt. Mithilfe statistischer Methoden wurden Abweichungen zwischen dem objektiv gemessenen Gewicht von Kindern und der Einschätzung durch ihre Eltern, aber auch zwischen einzelnen soziodemographischen Gruppen aufgedeckt.

Der Bildungsstatus der Eltern ist entscheidend

Die Ergebnisse: „Zum einen sind Kinder häufiger übergewichtig, wenn sie in einer Familie mit geringem Haushaltseinkommen oder Migrationshintergrund aufwachsen oder ein Elternteil selbst Übergewicht hat“, so die Sportwissenschaftlerin Dr. Susanne Kobel. „Noch entscheidender scheint jedoch der Bildungsstatus der Eltern zu sein. Gesundheitsbezogene Risiken treten insbesondere in Familien mit niedrigem Bildungshintergrund auf, und das schon bei Kindern im Alter von drei bis fünf Jahren.“

Kinder von Eltern ohne Hochschulabschluss waren doppelt so oft übergewichtig wie diejenigen von Akademikerinnen und Akademikern. Dabei machte es keinen Unterschied, ob beide Elternteile über einen Hochschulabschluss verfügten oder nur einer. Wie die Erstautorin der Studie, Dr. Lina Hermeling, hinzufügt, scheint zudem die korrekte Einstufung des Gewichtsstatus der Kinder durch ihre Eltern von entscheidender Bedeutung für deren Gesundheit zu sein. „Wenn eine Mutter oder ein Vater selbst übergewichtig ist, ist die Wahrscheinlichkeit einer Fehleinschätzung besonders hoch“, so Hermeling, die zur Zeit der Studie der Präventionseinrichtung der Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin angehörte.

Gesundheitsgerechtigkeit durch Bildung

„Bildung – nicht in Bezug auf Gesundheit, sondern ganz allgemein – scheint bei der Prävention von Übergewicht eine enorme Rolle zu spielen“, so Jürgen M. Steinacker. „Dies sollte in politischen Leitlinien zur Gesundheitsgerechtigkeit unbedingt berücksichtigt werden.“ Das Programm „Komm in das gesunde Boot“ haben die Forschenden in Reaktion auf die Studie bereits angepasst: Während man bislang ausschließlich Lehrkräfte und Erziehende mit Materialien und Fortbildungen unterstützte, um das Bewegungs-, Ernährungs- und Freizeitverhalten von Kindern positiv zu beeinflussen, bietet das Programm nun auch Online-Elternabende (www.gesundes-boot.de) an. Mütter und Väter können sich dabei direkt beim Team des Universitätsklinikums darüber informieren, wie ihre Familien einen aktiven und gesunden Lebensstil führen können.

Originalpublikation:

Hermeling, L., Kobel, S., Steinacker, J.M. (2024). Beyond correlates: the social gradient in childhood overweight. Archives of Public Health. https://archpublichealth.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13690-023-01232-x

Anja Burkel




Tiefkühl-Pommes: Fast alle sind empfehlenswert

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ÖKO-TEST hat 20-mal Tiefkühl-Pommes getestet, darunter sieben Bio-Marken

Goldgelb, knusprig – und empfehlenswert: Die meisten Tiefkühl-Pommes gehen ohne problematische Laborbefunde aus dem Test. Nur die Potato Master Pommes Frites von Norma müssen sich mit dem ÖKO-TEST-Urteil „mangelhaft“ ganz hinten anstellen.

Viele Probleme, die ÖKO-TEST vor zwei Jahren noch bei einigen Testprodukten bemängelte, haben die Hersteller nun im Griff:

Acrylamid und Fettschadstoffe, Pestizide, Mineralölkohlenwasserstoffe und ähnliche Verbindungen – alles ist bei den getesteten Pommes höchstens in Spuren nachweisbar. Entsprechend gut fallen die Ergebnisse aus. Einziger Ausreißer: die Potato Master Pommes Frites von Norma. Hier wies das von ÖKO-TEST beauftragte Labor Spuren von Chlorpropham nach, das als vermutlich krebserregend eingestuft ist. In der konventionellen Landwirtschaft galt es lange als Keimhemmungsmittel der Wahl, um Kartoffeln eine lange Lagerdauer zu ermöglichen. Obwohl der Einsatz des Stoffes nicht mehr zulässig ist, erlaubt die Gesetzgebung Rückstände von Chlorpropham in Kartoffeln, da Kartoffellager auch Jahre nach der letzten Verwendung noch mit dem Mittel kontaminiert sein können. ÖKO-TEST sieht jedoch auch kleine Spuren des bedenklichen Stoffes kritisch – zumal der Stoff in den anderen Produkten nicht gefunden wurde. Außerdem werten die Verbraucherschützer das Norma-Produkt wegen seiner nachgewiesenen Cadmiumgehalte ab. Cadmium kann aus dem Boden stammen, in dem die Kartoffeln gewachsen sind. Es reichert sich vor allem in Leber und Nieren an und kann die Organe langfristig schädigen.

In der Sensorikprüfung schneidet kein Produkt schlechter als „befriedigend“ ab

Um beim Backen von Pommes die Entstehung des Schadstoffes Acrylamid zu vermeiden, das sich in Tierversuchen als krebserregend und erbgutverändernd erwiesen hat, empfiehlt ÖKO-TEST die niedrigste angegebene Backtemperatur einzuhalten und eine möglichst kurze Backdauer.

Weitere Informationen und den aktuellen Test finden Sie in der Februarausgabe des ÖKO-TEST-Magazins und unter: oekotest.de/14374

Quelle: Pressemitteilung Öko-Test




Orangensaft: teuer wie nie und nur einer „sehr gut“

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ÖKO-TEST hat sich 19 Orangensäfte genauer angesehen

Orangensaft ist auf dem Vormarsch – was die Preise betrifft. Laut ÖKO-TEST stimmt die Qualität der Säfte zwar meist. In Sachen Arbeitsbedingungen auf den Orangenplantagen gibt es jedoch bei fast allen Anbietern Luft nach oben. Nur ein Produkt ist „sehr gut“: der Fairglobe Way To Go Orangensaft von Lidl.

Kosteten vor zwei Jahren einige Discounterprodukte noch 85 Cent, liegt im aktuellen Test kein Saft unter 1,99 Euro pro Liter. Die Auswirkungen der Klimakrise beeinflussen die Orangenernte massiv, was sich auf den Preis niederschlägt. Das teuerste Produkt im Test kostet 4,39 Euro pro Liter. Immerhin: Die Verbraucherschützer finden fast keine Pestizide, kaum Rückstände von Desinfektionsmitteln und die Vitamin-C-Gehalte stimmen in jedem Saft. Dennoch nimmt Norma nach dem Test seinen Bio Sonne Bio-Saft Orange aus Orangensaftkonzentrat aus dem Verkauf. Der Grund: Laut dem von ÖKO-TEST beauftragten Labor entspricht er hinsichtlich der Rearomatisierung nicht den gesetzlichen Vorgaben für einen Orangensaft aus Konzentrat. Insgesamt summieren sich die Mängel des Safts auf ein „ungenügend“.

Bei der Verantwortung in Sachen Lieferkette haben fast alle Anbieter im Test Nachholbedarf

Bekannt ist: In den Anbauländern werden die Arbeiterinnen und Arbeiter häufig nicht angemessen entlohnt und leben und arbeiten unter prekären Bedingungen. Ein Fairtrade-Siegel, einer der höchsten Standards in puncto soziale und faire Arbeitsbedingungen, tragen fünf Säfte im Test. So auch der Fairglobe Way To Go Orangensaft von Lidl, der „sehr gut“ abschneidet. Der Unterschied zu den anderen Produkten: Lidl gleicht für seine Abnahmemenge bei den Bauern die Lücke zwischen dem Fairtrade-Lohn und dem existenzsichernden Lohn aus. Das weist kein anderer Hersteller im Test ausreichend nach und wird von ÖKO-TEST als faire Bezahlung eingestuft.

In der Sensorikprüfung schneiden nur vier gekühlte Direktsaft-Produkte „sehr gut“ ab

Aber auch alle anderen Testprodukte sind im Geschmackstest nicht schlechter als „befriedigend“.

Weitere Informationen und dem aktuellen Test finden Sie in der Februarausgabe des ÖKO-TEST-Magazins und unter: oekotest.de/14369

Quelle: Pressemitteilung Öko-Test




Selbstbestimmtes Essen fördert die Gesundheitskompetenz

Jedes Kind hat ein Recht darauf, darüber zu bestimmen, wann und was es isst

Viele Eltern kennen das: Sie bemühen sich, frische und abwechslungsreiche Gerichte zu kochen, doch kaum steht das Essen auf dem Tisch, verzieht das Kind das Gesicht und ruft „Iih!“. Diese Reaktion ruhig hinzunehmen, erfordert eine Menge Gelassenheit.

Erwachsene haben klare Vorstellungen davon, wie Kinder essen sollen: sauber und ordentlich, gesund und in der richtigen Menge. Kinder hingegen haben eigene Bedürfnisse, die sie beim Essen ausleben und befriedigen wollen. Oft prallen die Vorstellungen der Erwachsenen und die Bedürfnisse jüngerer Kinder bei Tisch aufeinander. Die Entwicklung eines eigenständigen, gesunden und genussvollen Essverhaltens wird durch diesen Konflikt erschwert. Die Stiftung Kindergesundheit plädiert daher für einen zweigleisigen Weg zu einer gesundheitsfördernden Esskultur: Einen gelassenen Umgang mit den Nahrungsvorlieben des Nachwuchses, begleitet von einer frühzeitigen Ernährungsbildung. 

Eigenständigkeit statt Zwang am Esstisch

„Ich rate allen Eltern, Druck und Stress von den Familienmahlzeiten fernzuhalten. Essen ist nicht nur Nahrungsaufnahme, sondern eine umfassende Erfahrung, die auch Einfluss auf die körperliche und emotionale Gesundheit unserer Kinder hat“, so Professor Dr. Berthold Koletzko, Kinder- und Jugendarzt an der Universität München und Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. „Damit sich Kinder gesund ernähren, ist es zunächst einmal wichtig, dass Eltern für ein abwechslungsreiches und vollwertiges Angebot sorgen. Kinder sollten jedoch das Recht haben, selbst mitzuentscheiden und auszuwählen, was und wie viel davon sie essen möchten. Diese Autonomie hilft ihnen dabei, eine positive Beziehung zum Essen zu entwickeln und das Vertrauen in das eigene Sättigungsgefühl zu stärken“, betont Koletzko weiter. Dies bedeute, dass Kinder bei Mahlzeiten eine gewisse Entscheidungsfreiheit haben sollten, während Erwachsene die Rahmenbedingungen festlegten. 

Solange Kinder gesund sind und ihr Körpergewicht im Normbereich liegt, könnten Eltern darauf vertrauen, dass Kinder ihr Essverhalten eigenständig regulieren und die Menge an Nahrung aufnehmen, die sie benötigen. Das Angebot spiele hier eine wichtige Rolle. „Die Entscheidung darüber, ob ein Kind hungrig ist, welche Nahrung es auswählt und wie viel es davon isst, liegt in der individuellen Entscheidungsfreiheit jedes Kindes. So kann sich ein gesundes Gefühl für die eigenen Bedürfnisse und Vorlieben entwickeln. Dies kann auch zur Vermeidung eines gestörten Essverhaltens beitragen“, erläutert Koletzko.

Für die Eltern sei es wichtig, ein gesundes Essverhalten vorzuleben. Dazu gehöre auch die Reflexion der eigenen Biografie in Bezug auf das Essen: Welche Werte und Regeln wurden mir als Kind vermittelt? Welche emotionale Beziehung habe ich zum Essen? Womit belohne ich mich? Entsprechen meine Vorstellungen, wie und was mein Kind essen soll, dem Entwicklungsstand des Kindes? Wo kann ich Abstriche machen, was ist mir wichtig? Diese Fragen sollten sich Eltern stellen.

Wählerisches Essverhalten bei Kindern meist kein Grund zur Sorge

Wissenschaftliche Untersuchungen deuten zudem darauf hin, dass es nicht hilfreich ist, wenn Eltern das Essverhalten ihrer Kinder durch Druck und Verbote beeinflussen wollen. Eine US-amerikanische Forschungsgruppe von der Universität Michigan untersuchte den Einfluss eines wählerischen Essverhaltens (sogenanntes „picky eating“) im Kindesalter auf den Bodymaßindex (BMI) im Lebensverlauf. Dafür verfolgte sie 317 Kinder zwischen 4 und 9 Jahren über einen mehrjährigen Zeitraum. Das Ergebnis: Wählerisches Essverhalten in der Kindheit scheint eine feststehende Charaktereigenschaft zu sein, die unabhängig vom elterlichen Versuch gegenzusteuern über Jahre bestehen bleibt. Außerdem legten die Studienergebnisse nahe, dass das „picky eating“ vor einem höheren BMI schützen könnte. Weitere Studien haben gezeigt, dass selbst Kinder, die beim Essen sehr wählerisch sind, äußerst selten zu dünn sind oder Mangelerscheinungen aufweisen.

Kinderleicht gesund: Ein Podcast erklärt, wie es geht

Statt sich also zu sehr zu sorgen und deshalb Druck aufzubauen, sollten Eltern ihre Kinder darin unterstützen, frühzeitig Gesundheitskompetenz in Sachen Ernährung zu erlangen. Zu diesem Zweck hat die Stiftung Kindergesundheit den 10-teiligen Podcast „Hör dich fit“ entwickelt. Der Podcast richtet sich an Kinder im Vor- und Grundschulalter und vermittelt kindgerechte Informationen über gesunde Ernährung, gemeinsames Einkaufen und Kochen sowie einen ausgewogenen Lebensstil. Eingebettet in spannende Geschichten erhalten Kinder praktische Tipps und lernen, wie sie gesunde Entscheidungen treffen können. Der Podcast wurde jüngst mit dem „Wir sind IN FORM“-Logo der Bundesregierung ausgezeichnet und ist auf allen gängigen Podcast-Plattformen, darunter Spotify, Apple Podcasts und Google Podcasts, verfügbar. In der letzten Folge geht es um das Thema „selbstbestimmt Essen“ – ein Kinderrecht, wie Randi Benner, Projektleiterin und Verantwortliche für den Podcast, findet.

„Kinder sollten wissen und erfahren, dass sie sich auch am Esstisch selbstbestimmt und selbstwirksam beteiligen können. Leider gibt es aber noch immer Betreuungseinrichtungen oder Familien, in denen Kinder im Zusammenhang mit Essen ausgeschimpft werden, der Nachtisch als Druckmittel benutzt wird oder sie zum Probieren und Aufessen gezwungen werden. Das sehen wir sehr kritisch“, betont Benner. Artikel 24 der auch von Deutschland unterzeichneten UN-Kinderrechtskonvention sichere allen Kindern das Recht auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit zu. Essen sei ein zentrales Element von Gesundheit, positive Erfahrungen bei den Mahlzeiten legten den Grundstein für ein gesundheitsförderndes Ernährungsverhalten. Deshalb setze sich die Stiftung Kindergesundheit dafür ein, dass Kinder sich selbstbestimmt an Essenssituationen beteiligen können und dabei unterstützt werden, gesunde Ernährungsgewohnheiten zu entwickeln.

Giulia Roggenkamp, Stiftung Kindergesundheit




Fertiger Pizzateig im Test: Aldi macht das Rennen

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Kritik an Keimen, Phosphaten und zu viel Salz

Ökotest hat 19 fertige Pizzateige getestet, vier davon sind Bio-Produkte. Unter den Testprodukten befinden sich auch fünf Pizza-Sets, bestehend aus Fertigteig und Tomatensoße. Überprüft wurde nur der Teig.

Vier Pizzateige enttäuschen mit „mangelhaft“ im Test. Ökotest bemängeln unter anderem Keimbelastungen, Pestizidrückstände, umstrittene Phosphate und erhöhte Salzgehalte. Dem gegenüber steht ein klarer Gewinner: der Cucina Nobile Pizzateig von Aldi, den Ökotest mit mit „sehr gut“ bewerter hat.

Hersteller sollen für geringere Keimzahlen sorgen

Bei zwei Fertig-Pizzateigen im Test hat das Labor eine Gesamtkeimzahl festgestellt, die den empfohlenen Richtwert für feuchte, verpackte, gefüllte und ungefüllte Teigwaren der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) übersteigt, jedoch noch unter dem Warnwert – also dem Wert, ab dem die Behörden aufgrund von Hygienemängeln tätig werden – liegt. Obwohl die erhöhte Gesamtkeimzahl (noch) nicht im gesundheitsgefährdenden Bereich liegt, findet Ökotest, dass die betroffenen Hersteller für geringere Keimzahlen sorgen sollten und zieht eine Note ab.

Auch in anderen fertigen Pizzateigen im Test lag der ermittelte Gehalt an Enterobakterien über dem Richtwert. Einmal sind wir obendrein auf STEC gestoßen. STEC gehören zu den krankmachenden unter den E.coli-Bakterien und können beim Menschen schwere Darmentzündungen verursachen.

Fertig-Pizzateige nie roh essen

Was kann man also tun, um sich vor möglichen Keimen zu schützen? Um diese abzutöten, sollte fertiger Pizzateig vor dem Verzehr immer gut durchgebacken und niemals roh verzehrt werden. Immerhin: Viele, aber leider nicht alle betroffenen Teige tragen einen entsprechenden Warnhinweis auf der Verpackung. Zudem ist es besser, sich die Hände zu waschen, sobald der Teig im Ofen ist.

Hier geht es zum Testbericht

Quelle: Ökotest




Gesundheitsbündnis wirft Ernährungsindustrie Falschaussagen vor

Kritik an Initiative von Branchenverbänden der Lebensmittel- und Werbewirtschaft gegen das geplante Kinder-Lebensmittel-Werbegesetz

Das Medizin- und Wissenschaftsbündnis Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) hat die aktuelle Initiative von Branchenverbänden der Lebensmittel- und Werbewirtschaft gegen das geplante Kinder-Lebensmittel-Werbegesetz (KLWG) scharf kritisiert. Mehr als 30 Branchenverbände hatten kürzlich in einem Brief an Bundesernährungsminister Cem Özdemir ihre Ablehnung gegen den Referentenentwurf des KLWG zum Ausdruck gebracht. Zeitgleich hatten sie eine Anzeige in Tageszeitungen platziert, laut der Werbebeschränkungen „unwirksam“ seien und eine Pressemitteilung dazu publiziert. Mit seinem Faktencheck meint DANK nun die zentralen Argumente der Verbände zu zerlegen und schlussfolgert, dass die Kampagne auf Falschaussagen basiere.

Bitzer: Beschränkung der Werbung fördert gesunde Ernährung

„In der wissenschaftlichen Literatur und unter Fachorganisationen herrscht einhelliger Konsens, dass Beschränkungen der Lebensmittelwerbung ein wichtiges Handlungsfeld zur Förderung gesunder Ernährung sind“, sagt Barbara Bitzer, Sprecherin der DANK und Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). „Dass die Werbe- und Lebensmittelbranche so vehement gegen die Pläne mobilisieren, zeigt vor allem eines: Die geplanten Regelungen könnten eine große Wirkung entfalten.“

Huizinga: Schreckensszenarien aus der Luft gegriffen

„Die Gegenkampagne hält einer fachlichen Überprüfung nicht stand“, ergänzt Oliver Huizinga, politischer Geschäftsführer der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG). „Anders als die Branchenverbände es darstellen, gibt es umfassende Evidenz, um die Einführung von Werbebeschränkungen zu begründen. Im Gegensatz dazu sind die postulierten Schreckensszenarien über angebliche negative Auswirkungen einer Werberegulierung aus der Luft gegriffen. Mit unserem neuen Faktencheck möchten wir zur Versachlichung beitragen“, so Huizinga.

Rodeck: wirtschaftliche Interessen vor Kindeswohl

„Es ist nicht nachvollziehbar, dass aus rein wirtschaftlichen Interessen das Wohl unserer Kinder nicht nur vernachlässigt, sondern eine klare Verletzung der Kindsinteressen bewusst in Kauf genommen wird“, bringt es Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), auf den Punkt.

Bundesernährungsminister Cem Özdemir hatte Ende Februar seine Pläne für mehr Kinderschutz in der Lebensmittelwerbung vorgestellt. Mehr als 60 Krankenkassen, Verbraucherschutzorganisationen, Elternverbände, Kinderrechtsorganisationen sowie medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaften unterstützen das Vorhaben. Innerhalb der Ampel-Koalition ist das Thema umstritten. Die FDP verhindert derzeit die Einleitung des parlamentarischen Verfahrens. Minister Özdemir hat den Entwurf zuletzt in mehrfacher Hinsicht abgeschwächt. Dennoch ist bislang keine Einigung absehbar. Branchenverbände der Lebensmittel- und Werbewirtschaft machen weiter gegen das Vorhaben mobil.

Quelle: Pressemitteilung DANK