Deutschland soll stillfreundlicher werden

Bundeskabinett beschließt Nationale Stillstrategie – Broschüre zum Download

Es ist wissenschaftlich gut belegt, dass Muttermilch die optimale Ernährung für Säuglinge ist und Stillen die Gesundheit von Mutter und Kind fördert. Langfristig gesehen sind gestillte Kinder im späteren Kindes- oder Erwachsenenalter deutlich seltener übergewichtig als nicht gestillte Säuglinge. Auch leiden sie seltener an Diabetes Typ 2. Bei den Müttern sinkt das Risiko für Krebserkrankungen der Brust, der Eierstöcke und der Gebärmutterschleimhaut sowie das Erkrankungsrisiko für Diabetes Typ 2. Die Stillförderung leistet einen wichtigen Beitrag zum gesunden Aufwachsen.

Bessere und individuelle Unterstützung für stillende Mütter

Auf Initiative des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft wurde gemeinsam mit dem Bundesministerium für Gesundheit sowie dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend eine Nationale Strategie erarbeitet, die die Stillförderung in Deutschland nachhaltig verbessern soll. Die bestehenden und bewährten Angebote werden mit neuen Maßnahmen verzahnt sowie die relevanten Akteurinnen und Akteure vernetzt. Dabei werden insbesondere auch jene Frauen in den Blick genommen, die bislang seltener oder kürzer stillen. 

Ziel der Nationalen Strategie zur Stillförderung ist es

  • die Rahmenbedingungen für das Stillen zu verbessern,
  • die Akzeptanz der Öffentlichkeit für das Stillen zu erhöhen,
  • die Stillmotivation in Deutschland zu steigern und
  • Frauen nach ihrem individuellen Bedarf beim Stillen zu unterstützen.

Was Ministerinnen und Minister dazu sagen

Bundesernährungsministerin Julia Klöckner: „Mein Ziel ist es, eine ausgewogene Ernährung in allen Lebensphasen zu unterstützen. Dabei kommt dem Stillen eine besondere Bedeutung zu. Die ersten 1000 Tage im Leben sind daher ein Schwerpunkt meiner Ernährungspolitik. Denn gesunde Ernährung von Anfang an ist entscheidend, um Übergewicht und späteren Folgeerkrankungen vorzubeugen. Das Stillen leistet hier einen wichtigen Beitrag. Es fördert kurz- und auch langfristig die Gesundheit des Kindes und auch der Mutter. Mit der Nationalen Strategie verbessern wir die Rahmenbedingungen für das Stillen, unterstützen die Mütter und erleichtern den gesunden Start ins Leben. 

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn: „Für Mütter muss es selbstverständlich sein können, ihre Kinder zu stillen. Dafür wollen wir Verständnis und Räume schaffen. Stillen fördert die Gesundheit und das Wohlbefinden von Mutter und Kind. Mit der Nationalen Stillstrategie wollen wir gemeinsam dafür sorgen, dass Mütter die nötige Unterstützung dafür erhalten.“

Bundesfamilienministerin Christine Lambrecht: „Als Bundesfamilienministerin ist es mir ein besonderes Anliegen, Stillen zu unterstützen und zu fördern, auch im öffentlichen Leben. Wichtig ist, dabei keinen Druck auf Mütter auszuüben. Jede Mutter soll ihr Kind so versorgen können, wie es für sie und ihr Baby am besten ist. Natürlich muss das auch für erwerbstätige Mütter gelten. Genau hier setzt das Mutterschutzgesetz an, womit wir Müttern nicht nur das Stillen im Berufsalltag ermöglichen, sondern ihnen auch einen Anspruch auf eine stillfreundliche Umgebung geben. Die Nationale Stillstrategie soll unter anderem Arbeitgeber und Einrichtungen dabei unterstützen, entsprechende Veränderungen zu schaffen. Es geht darum, dass Stillrechte nicht nur theoretisch bestehen, sondern auch von jeder Mutter gelebt werden können.“


Nationale Strategie zur Stillförderung

Die Broschüre mit Informationen zum Stillen und zur Stillförderung mit vielen interessanten Informationen und Kontakten können Sie hier downloaden:


Hintergrund:

Die Nationale Strategie zur Stillförderung beruht auf Empfehlungen, die Vertreterinnen und Vertreter von Berufs- und Fachverbänden, öffentlichen Institutionen, der Länder, kommunaler Spitzenverbände, Krankenkassen, medizinischer Fakultäten und Kliniken sowie der Nationalen Stillkommission in einem partizipativen Prozess erarbeitet haben. Sie nimmt sieben Strategiefelder sowie die Kommunikation zum Stillen in den Blick. Bei der Umsetzung setzt die Bundesregierung auch auf die enge Kooperation mit den Akteurinnen und Akteuren, die sich im Rahmen des partizipativen Prozesses engagiert haben. 

Die sieben Strategiefelder wurden im Rahmen des partizipativen Prozesses von der eigens eingerichteten Koordinierungsstelle am Institut für Kinderernährung am Max Rubner-Institut (MRI), bei dem auch die Nationale Stillkommission (NSK) angesiedelt ist, betreut und begleitet. Von September 2020 bis 2021 haben die Experten intensiv diskutiert. Die entstandenen Arbeitspapiere bildeten die Basis dieser Nationalen Strategie zur Stillförderung und sind im Begleitbericht des MRI nachzulesen. Mit der Koordinierung des Schwerpunkts Kommunikation hat das BMEL das Netzwerk Gesund ins Leben im Bundeszentrum für Ernährung betraut.

Weitere Informationen rund um die Nationale Strategie zur Stillförderung sind unter dem folgenden Link abrufbar: www.bmel.de/stillstrategie

Quelle: Pressemitteilung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft




Alle getesteten Speisesalze sind empfehlenswert

Salz ist lebenswichtig – Öko-Test hat einige gängige Salzsorten untersuchen lassen

Wir sprechen vom „Salz des Lebens“, weil es für Gesundheit, Energie, Kraft und Glück steht. Einst haben es die Menschen mit Gold aufgewogen. Salz ist eben nicht nur eine Würze, ohne die fast nichts wirklich schmeckt, sondern es ist auch lebenswichtig. Das im Salz enthaltene Natriumchlorid ist vor allem für die Aktivierung der Nerven, der Muskeln und des Herzens wichtig. Zudem hilft es bei der Steuerung unseres Wasserhaushalts, ist als Mineralstoff für den Knochenaufbau von Bedeutung und fördert die Verdauung.

Jodmangel bei Kindern und Jugendlichen

Für unsere heutige Ernährung ist es ebenfalls wichtig, dass unser täglich genutztes Speisesalz auch Jod enthält. Erst vor kurzem hat der Berufsverband der Nuklearmediziner gewarnt, dass mehr als die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen nicht ausreichend mit Jod versorgt seien. Das hat nicht nur eine nachteilige Auswirkung auf die Gehirnentwicklung, sondern auch auf viele andere Körperfunktionen.

Stein und Meersalz

Hierzulande kennen wir größtenteils Meersalz und Steinsalz. Bei ersterem täuscht der Name manchmal. Es stimmt schon: der größte Teil des Meersalzes stammt aus Meersalz in sogenannten Salzgärten und entsteht bei der Verdunstung des Wassers. Manchmal entstammt es aber auch Salzseen oder anderen salzhaltigen Binnengewässern. Steinsalz dagegen entstammt dem Salzgestein. Es ist vor Urzeiten durch Ausfällung aus konzentriertem Meerwasser entstanden und lagert in sogenannten Salzstöcken.

Test, Test, Test

Öko-Test hat verschiedene Speisesalze getestet. Die gute Nachricht ist, dass alle unter die Lupe genommenen Salze empfehlenswert sind. Nur wenige enthalten geringe Verunreinigungen, die aber weit unter den Grenzwerten liegen. Allerdings hat das zuständige Labor das Salz nicht auf Mikroplastik untersucht. Diese dürfte vor allem aufgrund der zunehmenden Verschmutzung der Meere im Meersalz enthalten sein. Die Testergebnisse sind für jeden zugänglich auf der Website von Öko-Test.




Verschiedene Senfsorten im Test

Die Öko-Test Redaktion hat verschiedene Senfsorten untersuchen lassen:

Senf ist gesund. Er hilft bei der Linderung von Erkältungskrankheiten, fördert die Verdauung oder kann sogar zur Senkung des Krebsrisikos beitragen. Dabei sind es vor allem die Senföle, die antibakteriell wirken und das Wachstum von verschiedenen Bakterien, Viren und Pilzen hemmen.

In ihrer aktuellen Aufgabe hat nun die Redaktion von Öko-Test Senf unter die Lupe genommen. Acht Senfe hat sie mit „sehr gut“ bewertet. Gleichzeitig enthalten aber auch viele Rückstände von Glyphosat. Es dann doch fraglich, ob der Senf dann tatsächlich immer noch so gesund ist.

Senf in der Natur

Zusammenfassend lässt sich sagen:

  1. Alle getesteten Bio-Senf-Marken sind frei von Glyphosat
  2. In allen Senfen ist Bisphenol F enthalten. Erste Hinweise deuten laut Öko-Test darauf hin, dass dieser Stoff auf das Hormonsystem wirkt. Er entsteht wohl im Herstellungsprozess. Die Menge war in den meisten Produkten jedoch unproblematisch.
  3. Auffällig: Der Senfanteil von zwei getesteten Produkten liegt unter den Vorgaben der Branchenrichtlinie.

Leider hat die Öko-Test Redaktion keine scharfen Senfe getestet. Der gesamte Test ist kostenlos hier zu lesen.




Wie die Milch in die Flasche kommt

Neue kostenlose Bioland-Bildungsmaterialien zum Thema Milch

Viele Kinder konsumieren täglich Milch und Milchprodukte – die wenigsten wissen aber genau, woher die Milch kommt und welchen Weg sie schon hinter sich hat, wenn sie schließlich im Glas oder als Käse oder Joghurt auf dem Teller oder in der Schüssel landet. Dieses Wissen vermitteln die neuen kostenfreien Bioland-Bildungsmaterialien zum Thema Milch. Deutschlands führender Verband für ökologischen Landbau führt damit seine Reihe „Lerne mit Bioland“ fort. Die Arbeitsmappe Milch ergänzt die Themen Kartoffeln und Getreide und kann neben diesen hier eingesehen und heruntergeladen werden.

Für Kinder von sechs bis zwölf Jahren

Die Unterlagen richten sich an alle, die mit Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren einfach und verständlich landwirtschaftliche Themen des Biolandbaus entdecken möchten. Wie lebt eine Kuh auf dem Bioland-Hof? Was muss eine Kuh fressen, damit sie leckere Milch gibt? Wie wird aus Milch Käse gemacht? All diesen Fragen können Landwirt*innen und Lehrkräfte gemeinsam mit Kindern auf den Grund gehen. In kleinen Versuchen lernen die Kinder im wörtlichen Sinne, über den Tellerrand hinauszuschauen. Für Landwirtinnen und Landwirte ist das Material insofern besonders interessant, weil sie hier Ideen erhalten, wie sie das Thema im Rahmen bauernhofpädagogischer Angebote vermitteln können.

Schritt für Schritt: Der Weg der Milch von der Kuh bis ins Glas

Ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft, einem der sieben Bioland-Prinzipien, beginnt der Weg der Milch nicht im Euter, sondern auf dem Feld. „Lerne mit Bioland – Milch“ startet mit dem den Anbau des Futters, das die Milchkühe fressen. Die Lernmaterialien beschreiben das Leben einer Bio-Milchkuh – offen und aufklärend von der Weide bis zum Schlachthof. Fragen wie: „Woraus besteht Milch?“ und „Was kann man aus Milch alles machen?“ beantworten die Lernmaterialien ebenso wie: „Was macht die Produktion von Bio-Milchprodukten aus?“

Quelle: Pressemitteilung Bioland e.V.




Öko-Spätzle-Test gratis: Tierleid und Kükentöten sind große Probleme

Jetzt kostenlos Testergebnisse zu 20 Produkten abrufen!

Spätzle sind schnell zubereitet und viele Kinder lieben sie. Nun hat das Öko-Test Magazin 20 Produkte aus dem Kühlregal getestet. In 17 Produkten sind Eier von Hühnern aus wenig artgerechter Bodenhaltung enthalten. Auch Verunreinigungen durch Mineralöl und Pestizidrückstände haben die Tester entdeckt. Das Fazit von Öko-Test:

  • Wer Ansprüche ans Tierwohl stellt, sollte Spätzle derzeit besser selber machen. In der Hühnerzucht für die Eier aller getesteten Produkte wurden noch männliche Küken getötet. Außerdem landen meistens Eier aus Bodenhaltung in den Nudeln.
  • Wenn Freiland-Eier deklariert sind und bei Bio-Produkten, gelten immerhin vergleichsweise bessere Standards für die Haltung der Hennen.
  • Fünf mal hat das von Labor Verunreinigungen mit Mineralöl nachgewiesen. In drei Spätzle stecken bedenkliche Pestizide.

Hier geht es zum kompletten Test




Neuer Bio-Ernährungsratgeber für Familien

Rezepte und Tipps für einen guten Speiseplan kostenfrei bestellbar

Ob für Schwangerschaft, Stillzeit, im ersten Lebensjahr oder später in Kita, Schule und Ausbildung: Der neue Bio-Ernährungsratgeber für Familien gibt Tipps für einen guten Speiseplan, passend zu jedem Lebensabschnitt. Die Broschüre kann unter www.ble-medienservice.de kostenfrei heruntergeladen oder als Print-Variante bestellt werden.

Unterstützung für junge Familien

Die meisten werdenden Eltern machen sich viele Gedanken über die „richtige“ Ernährung ihres Kindes. Um Mütter und Väter dabei zu unterstützen und gleichzeitig für eine nachhaltige und klimafreundliche Ernährung zu sensibilisieren, gibt es nun den neuen Bio-Ernährungsratgeber für Familien. Er gibt Anregungen für verschiedene Lebensphasen – von Schwangerschaft bis hin zur Ausbildungszeit. Doch geht es nicht nur um Ernährung, sondern auch darum, wie Eltern den Dreiklang „Ernährung, Bewegung, Entspannung“ in den kindlichen Alltag integrieren können. Dabei lernen auch die Erwachsenen noch, wie sie ihren eigenen Lebensstil gesünder gestalten können.

Rezepte, Tipps zum Umgang mit Süßem oder Hinweise fürs Kochen in der Schule

Der Bio-Familienratgeber bietet Anregungen, wie Eltern die Ernährung und die Mahlzeiten ihrer Kinder gestalten können – inklusive wertvoller Tipps zu Süßigkeiten und Snacks. Außerdem enthält er Rezepte für jede Altersgruppe. Einige davon kommen von den BIO-Spitzenköchen und -köchinnen. Sie zeigen anschaulich, was Bio-Produkte in der Ernährung so wertvoll macht. Und mehr noch: Der Ratgeber gibt Tipps für ein optimales Speisen- und Getränkeangebot in Schulen und Hinweise, wie Schulen Kinder für gesundes Kochen begeistern können.

Praxistauglich mit Expertise anerkannter Ernährungsinstitutionen

In den praktischen Ratgeber ließ die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) ihr ganzes Fachwissen aus verschiedenen Ernährungsbereichen einfließen: Herausgegeben wird der Ratgeber vom Bundeprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN). Alle Empfehlungen basieren auf den neuesten Forschungsergebnissen anerkannter Ernährungsinstitutionen und sind unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk „Gesund ins Leben“ im Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) entstanden. Der Ratgeber ist außerdem Teil des nationalen Aktionsplans „IN FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung“.

Der Bio-Familienratgeber steht unter der Bestellnummer 3420 kostenfrei im BLE-Medienservice zum Download oder zur Bestellung bereit. Alternativ kann er auch per E-Mail an publikationen@bundesregierung.de angefordert werden.

Quelle: Pressemitteilung BLE




US-Forscher fürchten Gedächtnisstörungen durch zuckerhaltige Getränke

Laut einer Studie an Ratten beeinflusst ein verändertes Mikrobiom im Verdauungstrakt das Gehirn

Jugendliche, die regelmäßig gezuckerte Getränke zu sich nehmen, gehen ein erhöhtes Risiko ein, in späteren Jahren an einer Demenz zu erkranken. Darauf deutet eine Studie von Forschern der University of Southern California hin. Denn bei Versuchen mit zwei Gruppen von Ratten, die normales beziehungsweise gezuckertes Wasser tranken, hatten die Zuckerkonsumenten Schwierigkeiten, sich an Dinge zu erinnern, die mit dem Hippocampus in Verbindung stehen. Dieser ist die Schaltstelle zwischen dem Kurz- und dem Langzeitgedächtnis.

Speziell Hippocampus betroffen

Die jugendlichen Ratten hatten freien Zugang zu der jeweiligen Getränkeart. Als sie nach etwa einem Monat erwachsen waren, testeten die Forscher das Erinnerungsvermögen der Tiere. Dieses erwies sich bei Zuckertrinkern gestört, sofern der Hippocampus beteiligt war. Gedächtnisfunktionen des perirhinalen Kortex dagegen schienen unbeeinflusst. „Der Zuckerkonsum in jungen Jahren scheint das Lernen und Gedächtnis im Hippocampus selektiv zu beeinträchtigen“, sagt daher die Ernährungswissenschaftlerin Emily Noble, Assistenzprofessorin an der University of Georgia.

Die in der Fachzeitschrift „Translational Psychiatry“ veröffentlichte Studie dokumentiert auch einen Zusammenhang zwischen spezifischen Veränderungen der Darmbakterien bei Ratten, die zuckerhaltige Getränke tranken, und der beeinträchtigten Gehirnfunktion. Die Arbeit zeigt, wie eine spezifische Veränderung des Mikrobioms – der Gesamtheit der Mikroorganismen im Magen und Darm – die Funktion einer bestimmten Region des Gehirns verändern kann..

Potenziell große Bedeutung

Wenngleich die Studie Ratten untersucht hat, scheint wahrscheinlich, dass zuckerhaltige Getränke sich auch bei anderen Lebewesen auf das Mikrobiom auswirken und dieses wiederum einen Einfluss auf Gehirnfunktionen hat. Für den Menschen könnte das von großer Bedeutung sein.

Nach Zahlen der dem US-Gesundheitsministerium unterstehenden Centers for Disease Control and Prevention konsumieren fast zwei Drittel der jungen Menschen in den USA täglich mindestens ein zuckerhaltiges Getränk – und das beeinträchtigt womöglich ihr Gedächtnis.

Quelle: Wolfgang Kempkens / pressetext.redaktion




Kinder sehen täglich 15 Werbungen für ungesundes Essen

Kinderärzte, Wissenschaftler und AOK fordern Verbot von Kindermarketing für Junk-Food:

Schaut ein Kind TV oder nutzt es Internetmedien, sieht es in Deutschland durchschnittlich pro Tag 15,48 Werbespots oder -anzeigen für ungesunde Lebensmittel. Davon entfallen 5,14 auf das Internet und 10,34 auf das Fernsehen. Zugleich ist die Zahl der TV-Spots pro Stunde um 29 Prozent gestiegen. Das ist das Ergebnis einer Studie der Universität Hamburg, basierend auf Daten noch vor der Corona-Krise.

92 % der Lebensmittelwerbung für Kinder bezieht sich auf ungesundes Essen

Durchschnittlich 92 Prozent der Lebensmittelwerbung, die Kinder in Internet und TV wahrnehmen, bezogen sich auf ungesunde Produkte wie Fast Food, Snacks oder Süßigkeiten (Fernsehen 89 Prozent, Internet 98 Prozent). Ein Bündnis aus Wissenschaftlern, Kinderärzten und dem AOK-Bundesverband erneuert angesichts dieser Zahlen die Forderung, Kindermarketing für ungesunde Produkte in allen Medienarten zu untersagen – wie es in vielen Ländern bereits Standard ist. Auch Kinderzeitschriften sind seit vielen Jahren längst frei von dieser Art von Werbung.

Studie mit Kindern von drei bis 13 Jahren

Die Studie von Wirtschaftswissenschaftler Dr. Tobias Effertz analysiert die Werbekontakte von Kindern von drei bis 13 Jahren für den Zeitraum März 2019 bis Februar 2020 für Internet und von Juni bis September 2019 für TV. Grundlagen waren neben eigenen Erhebungen unter anderem Daten von Nielsen Media Research zum Internetsurfverhalten von Kindern und zur Reichweite von Webseiten sowie Daten über rezipierte Werbung. Die Bewertung der Produkte als gesund oder ungesund erfolgte nach dem Nutrition Profile Model der Weltgesundheitsorganisation (WHO), das eigens für den Bereich Kinder entwickelt wurde. Die Auswertung bezog sich auf die Kinder, die Internet bzw. TV nutzen.

„89 Prozent aller Werbespots werben für ungesunde Produkte“

70 Prozent der untersuchten Lebensmittelwerbespots im Fernsehen richten sich durch ihre Aufmachung oder Sendeumfeld speziell an Kinder. 89 Prozent aller TV-Spots werben für ungesunde Produkte. Die Zahl, der von Kindern gesehenen Spots pro Tag, ist zwar seit 2007 etwa gleichgeblieben, aber Kinder sehen heute 30 Minuten weniger fern. Pro Stunde werden also 29 Prozent mehr ungesunde Spots ausgestrahlt als früher. „Die Unternehmen haben den Werbedruck auf Kinder bewusst erhöht“, kritisiert Dr. med. Sigrid Peter, Kinderärztin in Berlin und stellvertretende Vorsitzende des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVJK). „Die schädlichen gesundheitlichen Folgen davon sehen wir täglich in unseren Praxen. Wir müssen endlich die Ursachen angehen für Übergewicht bei Kindern – und Werbung ist dabei ein wichtiger Faktor.“

Werbepostings im Netz meist über Facebook

Im Internet werden Kinder vor allem über Facebook mit Werbepostings zu ungesunden Produkten erreicht – über zehn Milliarden Mal pro Jahr in Deutschland. Zudem locken die Unternehmen Kinder gezielt auf ihre Webseiten zu ungesunden Produkten und versuchen sie dort durch Spiele oder ähnliches lange zu halten. Auf YouTube erfolgt die Werbung für Ungesundes mit Kindermarketing zu zwei Dritteln durch Influencer.

Animation zu mehr Zucker

„Über 15 mal am Tag werden unsere Kinder von der Industrie dazu animiert, mehr Zucker, Salz und Fett zu essen“, kritisiert Professor Dr. Hans Hauner, Leiter des Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin der TU München und Vorsitzender der Deutschen Diabetes Stiftung (DDS). „Das macht alle Bemühungen um eine Erziehung zur gesunden Ernährung zunichte und darf nicht weiter toleriert werden. Diese Werbeaktivitäten in den digitalen Medien nehmen rasch zu und sind besonders wirksam.“ Zumal es Nachweise gebe, dass Werbung sogar stärker wirken kann als ein gutes Vorbild der Eltern.

„Keine Übernahme von Verantwortung seitens der Industrie“

„Die Studie zeigt erneut, dass seitens der Lebensmittelindustrie offenkundig keine Übernahme von Verantwortung oder Unterstützung zu erwarten ist“, sagt Dr. Kai Kolpatzik, Leiter der Abteilung Prävention beim AOK-Bundesverband. „Es wird daher höchste Zeit, diese Branche in die Pflicht zu nehmen. Denn freiwillige Selbstverpflichtungen, ganz egal ob im Rahmen der Nationalen Reduktionsstrategie oder beim Werbeverbot für Kinderlebensmittel, liefen bisher ins Leere.“ Ein gesetzlich verankertes Werbeverbot fordert auch das Wissenschaftsbündnis Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK): „Ernährungsbedingte Krankheiten haben sich auch bei Covid-19 als verhängnisvolle Risikofaktoren für schwere Verläufe und Versterben gezeigt“, sagt DANK-Sprecherin Barbara Bitzer. „Viele Todesfälle hätten verhindert werden können, wenn die Politik früher Maßnahmen gegen Übergewicht ergriffen hätte. Deshalb ist ein Werbeverbot jetzt mehr als überfällig.“

Gemeinsame Studie von DANK und AOK

Die Studie wurde von der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK), dem AOK-Bundesverband sowie sechs medizinischen Fachgesellschaften und Organisationen finanziert.

Die Kurzfassung der Studie finden Sie auf der Website der DANK oder des AOK-Bundesverbandes: https://www.dank-allianz.de.

Die Langfassung finden Sie unter https://www.bwl.uni-hamburg.de/irdw/forschung.html.

Datengrundlage

Für die Internetanalyse wurden Paneldaten des Marktforschungsunternehmens Nielsen Media Research zum Internetsurfverhalten von Kindern und der Reichweite bestimmter Webseiten bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in Deutschland von 3 bis 13 Jahren für den Zeitraum 1. März 2019 bis 29. Februar 2020 genutzt. Zusätzlich lagen Daten über rezipierte Werbung aus demselben Zeitraum vor. Diese beinhalteten die Anzahl der wahrgenommenen Werbungen auf Internetseiten, so genannte Ad-Impressions. Der Zeitraum wurde bewusst gewählt, um Einflüsse der Coronakrise auf das Medien- nutzungsverhalten auszuschließen. In einem weiteren Datensatz wurden 1.585 einzelne Produkte samt ihrer Marketingkampagne erfasst. Für Youtube wurde eine Stichprobe von 315 Videos zu 33 Produkten prominenter Marken im Lebensmittelbereich analysiert.

7.804 Werbespots analysiert

Das Werbegeschehen im TV wurde wesentlich mit einem Datensatz der Universität Hamburg dokumentierter TV-Werbung aus dem Zeitraum Juni bis September 2019 analysiert. Dieser Datensatz beinhaltete 7.804 Werbespots auf den fünf wichtigsten Fernsehsendern für Kinder (Disney Channel, Nickelodeon, Pro7, RTL und Super RTL)1. Hinzu kamen weitere Datenquellen aus früheren Erhebungen zu Internet und Fernsehen für eine kurze zeitliche Skizzierung der Entwicklung des Kindermarketings so- wie weitere ergänzende Statistiken.

Die Bewertung der Lebensmittel als gesund oder ungesund erfolgte anhand des Nutrient Profile Model (NPM) der WHO, das eigens für den Bereich Kinder entwickelt wurde. Es legt für die einzelnen Inhaltsstoffe Grenzwerte für Kinderprodukte fest, bei deren überschreiten keine Vermarktung an Kinder erfolgen soll.

Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK)

Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) ist ein Zusammenschluss von 24 medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften, Verbänden und Forschungseinrichtungen, der sich für Maßnahmen zur Verhinderung von Krankheiten wie Adipositas, Diabetes, Krebs und Herz-Kreislaufkrankheiten einsetzt. www.dank-allianz.de.

Christina Seddig IDW Presse- und Öffentlichkeitsarbeit