Was ist „Legasthenie“ und wie wird sie festgestellt?

Kinder mit einer Lese- und Rechtschreibschwäche brauchen schnelle, professionelle Hilfe

Viele Fragen schießen Jans Mutter durch den Kopf, als die Kinderpsychologin ihr die Diagnose mitteilt: „Wir haben bei Ihrem Sohn eine Legasthenie festgestellt.“ Sicherlich wird sie beraten, denn jetzt gibt es viel zu tun: Die Schule muss informiert werden, damit die Lehrer bei der Benotung Rücksicht auf Jans Schwäche nehmen können. Die Eltern wollen sich einer Selbsthilfegruppe anschließen, um sich im Gespräch mit anderen Eltern Entlastung und Tipps zu holen. Jan soll eine Legasthenie-Therapie erhalten. Die muss beantragt und eine geeignete Stelle für die Therapie gefunden werden – und, und, und …

Was steckt hinter der Diagnose Legasthenie?

Unter Legasthenie versteht man eine spezifische Schwäche beim Erlernen des Lesens und/oder Rechtschreibens bei (mindestens) durchschnittlicher Intelligenz.

Das bedeutet: Legastheniker sind keinesfalls „dumm“, sie sind auch absolut nicht ungeeignet für die Regelschule oder weiterführende Schulen. Sie sind normal intelligente, manchmal sogar hoch intelligente Kinder. Sie haben einen Bereich, in dem sie schwach sind. (Wer hat den nicht?) Aber sie haben das Pech, dass dieser Bereich in unserer Gesellschaft, unserem Schulsystem sehr, sehr wichtig ist. Wären sie in einem anderen Kontinent geboren – vielleicht als kleine Chinesen – wohl niemand würde diese Schwäche überhaupt bemerken.

Versagen ohne erkennbaren Grund

Neben einer normalen Intelligenz ist für die Diagnose einer Legasthenie weiterhin wichtig, dass keine erkennbaren Gründe für das Versagen beim Lesen- und Schreibenlernen vorliegen – wie zum Beispiel ein Seh- oder Hörfehler oder eine „unzureichende Beschulung“ – wie sie etwa dann vorliegt, wenn ein Kind krankheitsbedingt nur selten am Unterricht teilnehmen kann. Natürlich darf auch eine psychiatrische Erkrankung (zum Beispiel Schizophrenie) oder eine große psychische Belastung (etwa Trennung der Eltern) nicht als Ursache für das Versagen des Kindes infrage kommen.

Einfach ausgedrückt handelt es sich also bei der Legasthenie um ein unerklärliches isoliertes Versagen im Erlernen des Lesens und/oder Rechtschreibens.

Und wenn sich doch eine Erklärung für das Versagen finden lässt?

Neben diesem unerklärlichen Versagen beim Lesen- oder Schreibenlernen ist auch ein „erklärliches“ Versagen denkbar – und das ist von einer Legasthenie abzugrenzen. Stellen wir uns einmal vor, ein Kind ist im ersten Schuljahr sehr lange krank – hier entstehen natürlich große Lücken im Schulstoff, und Lernprobleme sind oft unausweichlich. Ähnlich wird es einem Kind ergehen, das beispielsweise durch die Trennung seiner Eltern psychisch stark belastet ist. Dieses Kind ist sicherlich nicht aufnahmebereit für das Lernangebot in der Schule. Auch ein früher Schulwechsel – etwa durch einen Umzug der Familie – kann einen solchen Belastungsfaktor darstellen, der dem Kind einen reibungslosen Schriftspracherwerb erschwert.

Diese und noch viele weitere „besondere Lebensumstände“ können Ursachen für Probleme beim Lesen- und Schreibenlernen sein. In der Regel verschwinden diese Lernprobleme allmählich, wenn sich die Belastungssituation des Kindes entspannt. Wir sprechen darum in diesen Fällen von „vorübergehender Lese-Rechtschreib-Schwäche“ und nicht von einer echten Legasthenie. Eine solche „vorübergehende Lese-Rechtschreib-Schwäche“ kommt bei etwa 10 % unserer Kinder vor.

Was geschieht bei unterdurchschnittlicher Intelligenz?

Noch eine weitere Gruppe von Kindern hat Lese-Rechtschreib-Probleme – und auch die gehören nicht in die Kategorie der Legastheniker. Das sind Kinder mit einer „allgemeinen Minderbegabung“. Hier handelt es sich um Kinder, deren Intelligenz im Grenzbereich liegt. Ihre intellektuelle Grundausstattung reicht nicht aus, dass sie in der Regelschule problemlos mithalten können. Diese Kinder haben aber nicht nur beim Lesen und Schreiben Probleme. Ihnen fallen die meisten Bereiche des schulischen Lernens und Arbeitens enorm schwer – meist über die gesamte Schulzeit hinweg. Wir sprechen in diesem Fall von einer „allgemeinen Lese-Rechtschreib-Schwäche“. Diesen Kindern ist zu wünschen, dass sie in der Regelschule vermehrt sonderpädagogischen Beistand und Förderung erhalten, sodass sie von echter Inklusion profitieren können.

Die „echte“ Legasthenie

Von einer Legasthenie, die den eingangs genannten strengen Kriterien (mindestens durchschnittliche Intelligenz, überdauernde Probleme beim Schriftspracherwerb, für die keine äußeren Ursachen auffindbar sind) genügt, sind etwa 5 % unserer Schulkinder betroffen. Statistisch gesehen sitzt demnach in jeder Schulklasse mit durchschnittlich 25 Schülern ein legasthenes Kind. Die Tatsache, dass Jungen etwa doppelt so häufig betroffen sind wie Mädchen, mag an geschlechtstypischen Unterschieden liegen: Mädchen sind den Jungen generell in der sprachlichen Entwicklung überlegen (Jungen sind dafür in anderen Bereichen, zum Beispiel der räumlichen Vorstellung, den Mädchen voraus).

Wie die Diagnose erfolgt

Ein Wort vorweg: Kein Lehrer – auch nicht der erfahrenste und engagierteste – kann eine Legasthenie sozusagen auf den ersten oder zweiten Blick bei einem seiner Schüler diagnostizieren. Sicher kann ein wachsamer Lehrer aber Hinweise auf das Vorliegen einer Legasthenie finden und die Eltern ermutigen, diesen Hinweisen nachzugehen und ihr Kind fachärztlich untersuchen zu lassen. Vor allem: Kein Lehrer kann zweifelsfrei feststellen, dass ein Kind kein Legastheniker ist. Und doch hört man oft, dass Lehrer bestreiten, ein Kind könne Legastheniker sein („Denn er macht ja keine typischen Fehler“ oder „Ich habe noch viel schwächere Rechtschreiber in der Klasse“).

Tatsächlich glaubte man lange, dass Legastheniker immer ganz typische Fehler machen – etwa das Verwechseln von „b“ und „d“ oder „p“ und „q“ oder das Vertauschen der Reihenfolge von Buchstaben (etwa „Rabne“ statt „Raben“). Sicher unterlaufen legasthenen Schülern unter anderem auch solche Fehler. Aber bei der Vielzahl der Fehlertypen, mit denen sich Legastheniker plagen müssen, gibt es keine sogenannten „typischen Fehler“.

Legastheniker machen keine „typischen Rechtschreibfehler“. Sie machen nur wesentlich mehr Fehler als andere Kinder.

Legastheniker haben auch kein „stabiles Fehlerprofil“. Das heißt: Sie machen nicht immer die gleichen Fehler. Ein Wort, das heute falsch geschrieben wird, kann morgen auf ganz andere Weise falsch geschrieben werden. Und übermorgen kann das Wort sogar richtig geschrieben werden, wobei keinerlei Garantie besteht, dass mein Kind nicht am folgenden Tag einen ganz anderen Fehler in dieses Wort „einbaut“.

Für eine Mutter, die Tag für Tag übt und hofft, dass all diese Mühen endlich Früchte tragen, dass das Kind doch einmal behält, was man stundenlang gepaukt hat, ist eine solche Situation natürlich zum Verzweifeln. Und manchmal fragt sie sich wahrscheinlich insgeheim: „Ist mein Kind vielleicht tatsächlich zu dumm zum Schreiben?“

Wie wir schon gehört haben, ist mangelnde Intelligenz bei einem Legastheniker sicher nicht die Ursache der Lernprobleme. Denn es ist ja gerade der große Unterschied zwischen der guten Intelligenz des Kindes und seinen schwachen Leistungen im Lesen oder Schreiben, der diese Störung definiert.

Gleich vorweg: Die typischen Legasthenie-Ursachen gibt es nicht. Legasthenie ist nicht vergleichbar mit einer Krankheit aus dem Bereich der Medizin (zum Beispiel einem Herzinfarkt), die bei jedem Patienten immer die gleichen Ursachen hat und auch immer die gleichen Symptome hervorruft. Legasthenie zeigt keine typischen Symptome (also Rechtschreibfehler) – und sie hat auch keine einheitlichen Ursachen.

Die Ursachen der Legasthenie

Die wissenschaftliche Klärung der Faktoren, die an der Entstehung einer Legasthenie beteiligt sind oder sein können, ist noch im Fluss. Eines aber ist sicher: Bei jedem Kind gibt es für die Legasthenie ein ganzes Bündel individueller Ursachen. Diese Ursachen sind biologischer Natur und hängen mit der Reifung des zentralen Nervensystems (ZNS), also mit der Hirnentwicklung, zusammen. Durch Besonderheiten oder Anomalien in der Reifung des ZNS werden bestimmte Funktionen (etwa im Bereich der sprachlichen Verarbeitung) nur eingeschränkt ausgebildet. Erst das Zusammenfallen verschiedener solcher „Teilleistungsschwächen“ führt dann dazu, dass ein Kind für das Lesen- und Schreibenlernen unzureichend ausgestattet ist.

Doch worin liegen nun die eigentlichen Ursachen für diese biologischen Besonderheiten der Legastheniker? Hier gibt es zum einen den genetischen Faktor. Wir finden bei etwa 40 % unserer legasthenen Kinder im näheren familiären Umfeld weitere Personen, die ebenfalls gravierende Probleme mit dem Schriftspracherwerb haben oder hatten. Vererbt wird hier nicht die Legasthenie an sich, sondern die „Disposition“, also eine erhöhte „Anfälligkeit“ für Störungen im schriftsprachlichen Bereich.

Auch die Umwelt – in diesem Falle die Anregung der Sprachentwicklung durch das Elternhaus, die Förderung des Interesses, der Motivation und der Kompetenz im Umgang mit Sprache und Schriftsprache – spielt (wie immer in der menschlichen Entwicklung) eine Rolle. Jedoch sind diese Einflüsse lediglich von zusätzlicher Bedeutung. So kommt es nicht von ungefähr, dass auch Kinder, die in einem sprach- und lesebegeisterten Umfeld aufwachsen und hier optimale Anregung und Förderung erfahren, eine Legasthenie ausbilden können. Andererseits gelingt es Kindern, die in ihrer Entwicklung mit sehr wenig förderlicher Anregung von außen auskommen müssen, glücklicherweise vielfach, mit dem Lesen- und Schreibenlernen gut zurechtzukommen.

Wenn Ihr Kind eine Legasthenie ausbildet, ist das mit Sicherheit nicht in erster Linie darauf zurückzuführen, dass Sie zu wenig oder falsch geübt hätten.

So kann es für Ihr Kind fatal sein, wenn Sie – obwohl der Erfolg ausbleibt – weiter und weiter üben. Sollte der geringste Verdacht bestehen, dass Ihr Kind speziell mit dem Lesen und dem Schreibenlernen nicht zurechtkommt, führt kein Weg an einer gezielten Diagnostik beim Schulpsychologen bzw. beim Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie vorbei.

Was tun bei Legasthenie-Verdacht?

Legasthenie-Verdacht sollten Sie nicht erst dann schöpfen, wenn‘s im dritten oder vierten Schuljahr Fünfen und Sechsen im Diktat hagelt. Verlassen Sie sich schon in den ersten Schuljahren auf Ihren Eindruck: Lesen Sie das erste Jahreszeugnis genau – auch zwischen den Zeilen. Steht da, dass Ihr Kind auch weiterhin fleißig üben muss, um mit den Lernwörtern oder dem flüssigen Lesen zurechtzukommen? Steht unter den meisten geübten oder ungeübten Diktaten, Ihr Kind solle noch mehr üben? Haben Sie bei all dem das Gefühl „Mehr üben geht doch gar nicht mehr“?

Verlassen Sie sich nicht auf den „Knoten“, der irgendwann „platzen“ wird. Zwingen Sie Ihr Kind und sich selbst nicht zum täglichen (erfolglosen) Üben. Holen Sie sich Gewissheit. Je weniger Druck und Misserfolg Ihr Kind erleiden muss, umso weniger werden seine Persönlichkeit und sein Selbstwertgefühl angegriffen.

Natürlich werden Sie als Erstes untersuchen lassen, ob Ihr Kind richtig hört und sieht. Das Hören testet der HNO-Arzt, eine weiterführende Diagnostik ist in der Pädaudiologie möglich. Auch Störungen des Sehens müssen natürlich frühzeitig erkannt werden. Augenveränderungen verursachen zwar keine Legasthenie, aber es gibt Veränderungen der Augen, die eine Schwäche beim Lesen zur Folge haben und damit eine Legasthenie vortäuschen können. Deshalb sollte eine genaue augenärztliche Untersuchung erfolgen mit Überprüfung der Akkommodation.

Was testet der Kinder- und Jugendpsychiater?

Eine Untersuchung auf Legasthenie beinhaltet zwei Bereiche: den medizinischen und den psychologischen. Im Rahmen der medizinischen Diagnostik wird unter anderem die körperliche Entwicklung des Kindes begutachtet. Zum Beispiel wird die Hirnaktivität über ein EEG erfasst. Insgesamt soll über diesen medizinischen Teil der Untersuchung geklärt werden, ob sich bestimmte körperliche (neurologische, physiologische etc.) Ursachen für das Lernproblem erkennen lassen.

Die psychologische Diagnostik besteht im Wesentlichen aus der Durchführung psychologischer Tests. Hier wird zum einen die Intelligenz des Kindes überprüft, dann natürlich die Leistungen im Rechtschreiben und Lesen. Not- falls wird auch die Konzentrationsleistung noch gesondert überprüft. Solche Tests geben objektive Informationen über den Leistungsstand eines Kindes. Denn sie wurden an sehr großen, repräsentativen Stichproben „geeicht“ und erlauben es deshalb, die individuelle Leistung eines Kindes vor dem Hintergrund dieses Bezugsrahmens einzuordnen.

Testergebnisse werden in Prozenträngen (PR zwischen 0 und 100) angegeben. Der Rang gibt den Prozentsatz von Kindern gleicher Klassenstufe an, die in diesem Test gleich gut oder schwächer abschneiden. Erzielt ein Kind einen Prozentrang von PR = 10, bedeutet das, dass 90 % der Kinder dieser Klassenstufe besser abschneiden als das getestete Kind. Mit einem PR = 50 liegt ein Kind also genau im Mittelfeld und erbringt eine durchschnittliche Leistung. Der Normalbereich erstreckt sich von PR = 16 bis PR = 84. Daneben finden wir in kinder- und jugendpsychiatrischen Gutachten vielfach auch T-Werte; hier liegt der Normalbereich zwischen T = 40 und T = 60.

Was geschieht beim Intelligenztest?

Es gibt viele verschiedene Testverfahren zur Feststellung der Intelligenz und Ermittlung des Intelligenzquotienten eines Kindes. In den ausführlichen Verfahren, deren Durchführung deutlich mehr als eine Stunde dauert, werden.

Viele verschiedene Aspekte der Intelligenzleistung gründlich überprüft. So erfasst beispielsweise ein aktuelles Verfahren, die „Wechsler Intelligence Scale for Children (WISC-IV)“, die folgenden vier Bereiche: 1. Sprachverständnis, 2. wahrnehmungsgebundenes logisches Denken, 3. Arbeitsgedächtnis und 4. Verarbeitungsgeschwindigkeit. Damit ist eine umfassende Beschreibung der kognitiven Grundausstattung eines Kindes gewährleistet. Kürzere Testverfahren, z. B. der CFT 1-R oder CFT 20-R, messen hingegen nur spezielle Aspekte der Intelligenz, etwa das schlussfolgernde Denken.

Selbstverständlich ist bei der Überprüfung der Intelligenz den ausführlichen Verfahren der Vorzug zu geben, weil diese neben dem IQ (Intelligenzquotient) noch viele weitere Informationen über die intellektuelle Grundausstattung des Kindes liefern. Das Ausmaß an Intelligenz, über die eine Person verfügt, wird meist als IQ angegeben. Hier liegt der „Normalbereich“ zwischen 85 und 115, der genaue Mittelwert beträgt 100. Natürlich gibt es auch Intelligenzquotienten unter 85, hier sprechen wir von Minderbegabung. Bei einem IQ über 115 ist die Begabung überdurchschnittlich, ab IQ = 130 finden wir den Bereich der Hochbegabung.

Was geschieht beim Rechtschreibtest?

Die Rechtschreibkompetenz eines Kindes wird meist mit sogenannten Lückentexten überprüft. Hier soll das Kind diktierte Wörter eintragen. Die Wörter sind dabei nach Schwierigkeitsgrad, Fehlerträchtigkeit und sonstigen Kriterien ausgewählt, sodass die Auswertung nicht nur quantitative Ergebnisse liefert („Wie gut ist mein Kind im Rechtschreiben?“), sondern auch qualitative

Angaben („Wo liegen die Fehlerschwerpunkte meines Kindes?“). Relativ neu sind Testverfahren, die sich nicht eines Lückentextes bedienen, sondern die Rechtschreibung in einem Fließtext überprüfen. Einen solchen Fließtext können wir uns wie ein ganz normales Diktat vorstellen, dessen Besonderheit aber darin besteht, dass es „geeicht“ wurde. So haben Tausende von Kindern dieses Diktat geschrieben. Sie bilden den Bezugsrahmen, vor dem dann die Leistung unseres Testkindes eingeordnet werden kann. Der Vorteil eines Fließtextes besteht darin, dass hier wesentlich mehr Fehlerquellen erfasst werden können als im Lückentext. So fallen auch Kinder auf, die „Wortschlangen“ schreiben, also die Wortgrenzen nicht erfassen, aber auch Kinder, die schwierige Wörter richtig – dafür aber leichtere Wörter (wie etwa „nich“ statt „nicht“) falsch schreiben. Daneben erlaubt der Fließtext auch eine solidere Überprüfung der Rechtschreibleistung bei Kindern mit starken Aufmerksamkeitsschwankungen.

Was geschieht beim Lesetest?

Es gibt große Unterschiede zwischen den einzelnen Tests. Denn beim Lesen lassen sich verschiedenste Aspekte der Lesefertigkeit prüfen: lautes Vorlesen, leises Lesen, Lesegeschwindigkeit, Lesegenauigkeit etc. Hier gilt es zu bedenken, dass das leise Lesen der „natürlichen Lesesituation“ am ähnlichsten ist. Außerdem ist in der deutschen Sprache die Lesegeschwindigkeit eines Kindes wesentlich aussagekräftiger als die Lesegenauigkeit (also die Angaben über die Lesefehler, die ein Kind macht). Eine solide Testung der Leseleistung eines Kindes sollte sich wiederum an den Stufen der Entwicklung orientieren: So sollte die alphabetische Strategie erfasst werden, etwa über das Lesen von „Unsinnswörtern“ (z. B. „lomas“, „ruson“). Hier zeigt sich, ob das Kind hinreichend genau und sicher liest und ob auch die Buchstabe-Laut-Verbindungen gut verfügbar sind. Dann sollte über das möglichst schnelle Lesen echter Wörter („Haus“, „Baum“ etc.) die Geschwindigkeit im Sinne der orthographischen Strategie überprüft werden. Schließlich lässt sich auch das Leseverständnis differenziert überprüfen, einerseits in Bezug auf das Verständnis einzelner Sätze, andererseits auch mit Blick auf das sinnentnehmende Lesen ganzer Texte. Eine solche Testung ermöglicht die umfassende Beurteilung der Lesekompetenz eines Kindes und zeigt auch an, auf welchem Niveau sinnvolle Übungen ansetzen können.

Was wird aus Legasthenikern?

Wie wir schon gehört haben, verwachsen sich die Lese-Rechtschreib-Probleme eines Legasthenikers nicht. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die Leistungen im Lesen und Rechtschreiben sehr stabil sind. Das heißt: Die Kinder, die beispielsweise im zweiten Schuljahr die Schwächsten der Klasse sind, werden es auch in der achten Klasse sein. Die Kinder, die zu Beginn der Grundschulzeit die langsamsten Leser und Schreiber mit den meisten Fehlern sind, werden es mit großer Sicherheit auch noch zum Ende ihrer gesamten Schulzeit sein.

Sicherlich können Legastheniker, wenn sie die Schulzeit hinter sich gebracht haben, beruflich (und sicher auch privat) einer Beschäftigung mit Schriftsprache erfolgreich aus dem Weg gehen. Sie werden also nicht in Büros oder Ämtern zu finden sein. Trotzdem muss es uns zu denken geben, dass eine wissenschaftliche Untersuchung zu dem Ergebnis kam, dass 26 % der über viele Jahre beobachteten Legastheniker mit 26 Jahren arbeitslos waren. Außerdem finden wir bei Legasthenikern ein deutlich erhöhtes Risiko, in späteren Jahren depressiv oder straffällig zu werden. Dies liegt darin begründet, dass den betroffenen Kindern schon während der Grundschulzeit, also in einer sehr sensiblen Phase der Persönlichkeitsentwicklung, durch ständige Misserfolgserlebnisse der Aufbau eines gesunden Selbstwertgefühls massiv erschwert wird.

Legastheniker haben es schwer

Legastheniker sind von „Ausgliederung“ bedroht: In der Grundschule werden sie nicht selten gehänselt, zu Unrecht getadelt, mit Üben bestraft, bleiben trotzdem „sitzen“. Später bleibt ihnen unter Umständen trotz überdurchschnittlicher Intelligenz der Übertritt in eine höhere Schule verwehrt. Sicher wird niemand widersprechen, wenn gefordert wird, jedes Kind solle gemäß seiner Begabung (womit gemeinhin die Intelligenz gemeint ist) Zugang zu einer bestimmten Schulart finden. Wie lässt es sich jedoch begründen, wenn einem ausnehmend intelligenten Kind der Zugang zum Gymnasium verwehrt bleiben soll? Wenn es selbst in der Regelschule falsch zu sein scheint? Wenn es sich schließlich selbst für zu dumm hält, um in dieser Gesellschaft seinen Platz zu finden? Damit Legastheniker ihren Platz im Leben finden, benötigen sie unsere Hilfe – möglichst früh.

(Petra Küspert)

Legasthenie-2018

Textauszug aus:
Petra Küspert,
Neue Strategien gegen Legasthenie

Lese- und Rechtschreibschwäche: erkennen, vorbeugen, behandeln
Oberstebrink 2018
Broschur, 192 Seiten
4-fbg. Abb. und Illustrationen
ISBN: 9783963040122
19,90 €




Psychische Gesundheit und Resilienz fördern

Im Zentrum sollte die Vermittlung eines „gesunden Lebens“ stehen

Das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW), die Bundesarbeitsgemeinschaft der Leitenden Klinikärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, der Bundesverband für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie und der Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland fordern in einer gemeinsamen Stellungnahme eine stärkere Einbettung der Themen „Psychische Gesundheit“ und „Resilienzförderung“ in die Gesundheitsprävention im Bildungssystem. Im Zentrum sollte dabei die Vermittlung eines „gesunden Lebens“ stehen, für das Ernährung und Bewegung ebenso wichtig sind wie Psychohygiene und der Umgang mit Belastungen. Die Verbände stellen gleichzeitig fest, dass es Kindern, Jugendlichen und auch Fachkräften gerade im Nachgang von Schulschließungen und Distanzunterricht im Zuge der Corona-Pandemie helfen würde, wenn im schulischen System der Leistungsdruck minimiert sowie Zeit und Raum für den gemeinsamen Austausch ermöglicht werden.

Vorbereitung auf weitere Corona-Welle erforderlich

Durch die Covid-19-Pandemie wurde besonders deutlich, dass die Versorgung mit Jugendpsychotherapeutinnen und -therapeuten sowie Kinder- und Jugendpsychiaterinnen und -psychiatern nicht in allen Regionen Deutschlands im Verhältnis zum Beratungs- und Behandlungsbedarf junger Menschen steht. Dem könnte durch eine kleinräumlichere Betrachtung der Versorgungsgebiete und damit einhergehender zusätzlicher Praxen begegnet werden. Die Verbände mahnen zudem an, dass sich das vorschulische ebenso wie das schulische Bildungssystem effektiver als bisher auf eine weitere Corona-Welle im Herbst vorbereitet. Dazu müssen die Einrichtungen bzw. ihre Träger mit zusätzlichen Ressourcen ausgestattet werden. Mit diesen sollten vor allem zusätzliche Personalressourcen geschaffen, aber auch zusätzliche Räumlichkeiten angemietet und Luftfiltergeräte sowie notwendige Hygienematerialien beschafft werden.

Schnelle Hilfe ist gefragt

Laut Holger Hofmann, Geschäftsführer des DKHW, „…ist es dringend erforderlich, zum einen durch eine bessere Versorgung mit Kinder- und Jugendpsychotherapeutinnen und -therapeuten sowie Kinder- und Jugendpsychiaterinnen und -psychiatern diesen Kindern schnell zu helfen. Zum anderen ist es aber auch wichtig, Kitas und Schulen für die nächsten Corona-Wellen sicher zu machen, damit diese als Lern- und Lebensorte von Kindern offenbleiben können. Und es muss klar sein, dass es zukünftig keine Beschränkungen mehr bei den sozialen Kontakten von Kindern und Jugendlichen geben darf“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes.

Schwierige Versorgungslage im Bereich der Kinder- und Jugendpsychotherapie

„Die schon vor der Pandemie bestehende schwierige Versorgungslage im Bereich der Kinder- und Jugendpsychotherapie wurde durch die getroffenen Maßnahmen weiter erschwert. Dadurch haben sich Wartezeiten weiter verlängert. Das ist so nicht hinnehmbar und stellt für alle Beteiligten und Betroffenen eine hohe Belastung dar. Politik und Kassenärztliche Vereinigungen sind gefordert, hier schnell und unbürokratisch Abhilfe zu schaffen und die Versorgungslage zu verbessern“, sagt Dr. Inés Brock-Harder, Vorsitzende des Bundesverbandes für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie.

Schwierige Situation leider eher verstetigt

„Inzwischen haben weitere krisenhafte Entwicklungen die schwierige Situation leider eher verstetigt. Krieg in Europa und die zunehmende Deutlichkeit des Klimawandels verunsichern die gesamte Gesellschaft weiterhin. Gerade für Kinder und Jugendliche in der Entwicklung haben solche Erfahrungen eine oft lebenslange Bedeutung. Wir können dies kaum zu viel im Blick haben, es geht schlicht um unsere Zukunft, um unsere Verantwortung gegenüber den nächsten Generationen“, sagt Dr. Annegret Brauer, stellvertretende Vorsitzende des Berufsverbandes für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland.

Die gemeinsame Stellungnahme von Deutschem Kinderhilfswerk, der Bundesarbeitsgemeinschaft der Leitenden Klinikärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, dem Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland und dem Bundesverband für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie steht unter www.dkhw.de/kinder-psychisch-stark-machen zum Download bereit.




Bio kann jeder: Lecker vegetarisch kochen

Veranstaltung für Interessierte aus Kita und Schule in Karlsruhe

In diesem „Bio kann jeder“-Workshop erfahren Sie, wie Sie eine nachhaltige Bio-Verpflegung in Kitas und Schulen, auch vegetarisch, umsetzen können und werden gemeinsam vegetarisch kochen.

Anja Erhart von der FiBL Projekte GmbH veranschaulicht, wie eine nachhaltige Kita- und Schulverpflegung mit einem vermehrten Einsatz von Bio-Lebensmittel konkret gestaltet und umgesetzt werden kann. Denn jede Kita oder Schule kann einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und Nachhaltigkeit leisten.

Lisa Erdmann, Fachreferentin für Schulverpflegung beim Landeszentrum für Ernährung Baden-Württemberg an der Landesanstalt für Landwirtschaft, Ernährung und Ländlichen Raum (LEL) zeigt in ihrem Vortrag auf, wie eine vegetarische Kita- und Schulverpflegung, auch unter den Aspekten Regionalität und Saisonalität, erfolgreich umgesetzt werden kann.

Marcello Gallotti vom biozertifizierten Restaurant Erasmus in Karlsruhe erläutert die Hintergründe und Philosophie seines Betriebs. Der Koch ist Experte in der vegetarischen Bio-Küche und wird mit uns gemeinsam ein Gericht zubereiten, welches sich zum Nachkochen in Kita und Schule eignet.

Die Veranstaltung findet unter Einhaltung der aktuellen Pandemie-Vorgaben statt. Sollte die Veranstaltung kurzfristig auf Grund der Pandemielage nicht in Präsenz stattfinden können, wird sie stattdessen zur gleichen Zeit als online Äquivalent durchgeführt.

Teilnehmende

Eingeladen sind Einrichtungs- und Schulleitungen beziehungsweise Mitarbeitende von Einrichtungsträgern, Verantwortliche Personen für die Vergabe von Verpflegungsleistungen, Lehrkräfte, Erzieherinnen oder Erzieher beziehungsweise Tageseltern, Küchenleitungen, Teile des Küchenteams beziehungsweise Caterer.

Programm

  • 14:00 Uhr: Begrüßung und Einführung
    (Anja Erhart, FiBL Projekte GmbH)
  • 14:30 Uhr: Nachhaltige Ernährung in Kitas und Schulen
    Tipps und Tricks zum Einsatz von Bio-Produkten
    (Anja Erhart, FiBL Projekte GmbH)
  • 15:00 Uhr: Vegetarische Verpflegung
    Tipps zur Umsetzung in Kita und Schule
    (Lisa Erdmann, Landeszentrum für Ernährung)
  • 15:30 Uhr: Zeit für Fragen
  • 15:45 Uhr: Pause
  • 16:00 Uhr: Gemeinsames Kochen: modern und innovative bio-regionale Gerichte in der Kita- und Schulverpflegung
    (Marcello Gallotti, Restaurant Erasmus)
  • 17:45 Uhr: Gemeinsamer Abschluss
    Zeit für Fragen, Anregungen und ein Fazit
    (Anja Erhart, FiBL Projekte GmbH)
  • 18:00 Uhr: Ende der Veranstaltung

Termin

25. Oktober 2022 von 14:00 bis 18:00 Uhr.

Ort

Restaurant Erasmus
Nürnberger Straße 1
76199 Karlsruhe

Kontakt für Rückfragen

Insa Folkerts
Telefon: 069 / 71 37 69 9 – 225
E-Mail: biokannjeder@fibl.org

Regionalpartner

  • FiBL Projekte GmbH, Kasseler Straße 1a, 60486 Frankfurt
  • Landeszentrum für Ernährung Baden-Württemberg an der Landesanstalt für Landwirtschaft, Ernährung und Ländlichen Raum (LEL), Oberbettringer Straße 162,73525 Schwäbisch Gmünd

Anmeldung

Bitte melden Sie sich bis 18.10.2022 per Online-Anmeldung an.

Kosten

Für die Kochpraxis berechnen wir eine Gebühr in Höhe von acht Euro. Diese kann bar vor Ort entrichtet werden.

Bio kann jeder – Nachhaltig essen in Kita und Schule unterstützt mithilfe von Workshops Verantwortliche vor Ort dabei, das Verpflegungsangebot für Kinder und Jugendliche nachhaltiger zu gestalten. Die Teilnehmenden erhalten von Regionalpartnern praxisorientierte Tipps wie sie Lebensmittel aus ökologischer Erzeugung in ihren Einrichtungen einführen beziehungsweise das Angebot erweitern können. Die Bio kann jeder-Workshops werden im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen des Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) durchgeführt.

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Essen macht Schule! Bio, vielfältig und gesund

Bundesernährungsminister Cem Özdemir lädt zum Schulwettbewerb „Echt kuh-l!“ ein

Unter dem Motto „Essen macht Schule! Bio, vielfältig und gesund.“ sollen Kinder und Jugendliche die Zusammenhänge von ökologischer Landwirtschaft und umweltgerechter Ernährung entdecken und verstehen. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir ruft alle Schülerinnen und Schüler in Deutschland dazu auf, Veränderungen für ausgewogenes und nachhaltiges Essen in der Schule selbst anzustoßen:

„Jeder Bissen zählt – und zwar für unsere Gesundheit, das Klima, unsere Tiere und die Umwelt! Das kann man nicht früh genug lernen. Ich lade alle Schülerinnen und Schüler ein: Werdet selbst aktiv bei unserem Schulwettbewerb „Echt kuh-l!“. Gestaltet das Angebot in euren Mensen oder Kiosken mit! Lernt, woher eure Lebensmittel kommen, was bei Bio anders ist und wie wichtig es ist, wertschätzend mit Lebensmitteln umzugehen. Wie das alles zusammenhängt, könnt ihr mit „Echt Kuh-l!“ auch in eurer Schule entdecken.“

„Echt kuh-l!“ richtet sich an Kinder und Jugendliche der dritten bis zehnten Klassen aller Schulformen. Dieses Jahr steht das Schul- und Pausenessen unter dem Motto: „Essen macht Schule! Bio, vielfältig und gesund.“ im Fokus. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt – alles ist gewünscht: Songs, Filme, Spiele, Projekttage, Ausstellungsexponate und vieles mehr. Zu gewinnen gibt’s Berlin-Fahrten, Preisgelder bis zu 1.200 Euro und die Trophäe „Kuh-le Kuh“. Daneben werden Forschungspreise bis zu 1.200 Euro für besonders inhaltsstarke Beiträge und Schulpreise bis zu 2.000 Euro für herausragende Projekte von Großgruppen verliehen. Einsendeschluss ist der 1. April 2023. Die Gewinnerinnen und Gewinner werden Ende Mai 2023 gekürt: Die erstplatzierten Gewinnergruppen erhalten dann im Juni 2023 bei einer offiziellen Preisverleihung in Berlin die Trophäe „Kuh-le Kuh“.

„Echt kuh-l!“ ist eine Maßnahme des Bundesprogramms Ökologischer Landbau (BÖL). Weitere Informationen zum Schulwettbewerb des BMEL finden Sie hier: www.echtkuh-l.de




Deutsches Kinderhilfswerk fördert Anschaffung von Bewegungsbaustellen

Schulen können sich bis zum 30. November 2022 bewerben

Das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW) fördert bundesweit fünf Schulen bei der Anschaffung von Bewegungsbaustellen. Ein Antrag auf Förderung kann bis Ende November online unter https://www.dkhw.de/foerderung/foerderantrag-stellen/ eingereicht werden. Im Dezember werden die fünf Schulen mit dem überzeugendsten Konzept ausgewählt. Der Gesamtwert der Förderungen beträgt 10.000 Euro.

Was eine „Bewegungsbaustelle“ sein soll

Eine Bewegungsbaustelle ist ein von Wissenschaftlern unter pädagogischen, motorischen und gesundheitsfördernden Aspekten entwickeltes, vielseitig einsetzbares Spielgerät. In Kindergärten, Vorschulen und Grundschulen regt es Kinder zum gemeinsamen, intensiven und bewegten Spielen an. Sie machen dabei Bewegungs- und Körpererfahrungen, setzen sich mit verschiedenen Materialien, Formen und Situationen auseinander und erleben in Kooperation mit anderen Kindern Erfolge beim Konstruieren und Bauen. Eine Bewegungsbaustelle besteht aus einfachen Holzbauteilen, die wie überdimensionale Bauklötze zusammensetzbar sind. Sie ist für Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren geeignet. Die Kinder entwickeln, konstruieren und erproben damit Spiel- und Bewegungsräume, die immer wieder umgebaut werden können. Die einzelnen Bauteile kann man alleine nur schwer bewegen. Viel mehr Spaß macht es mit anderen zu bauen. Es entstehen dabei Bewegungslandschaften, die vielseitig beklettert und bespielt werden können.

Wer jetzt noch immer kein Bild (wir haben keines bekommen) vor sich hat, sollte den Begriff „Bewegungsbaustelle“ im Internet einfach mal über eine der gängigen Suchmaschinen suchen. Viele Kindergarten- und Schulausstatter bieten hier komplette System an. Diese sind aber nur in seltenen Fällen wikrlich notwendig, da die meisten Schulen schon etliche Gerätschaften im eigenen Fundus haben.

Spiel und Bewegung sind existenziell

„Spiel und Bewegung sind existenziell für ein gesundes Aufwachsen und grundlegende Lern- und Bildungsprozesse. Beim bewegten Spiel sammeln Kinder vielfältige Erfahrungen. Durch diese lernen sie, in bestimmten Situationen schnell und individuell reagieren zu können. Bewegung ist dabei weit mehr als Sport, sie ist ein Grundbedürfnis und Motor einer körperlichen und geistigen Entwicklung. Dabei fördert eine Bewegungsbaustelle nicht nur die Motorik, sondern ebenso die Kreativität und die geistigen Fähigkeiten der Kinder. Denn wer rückwärts balancieren kann, kann auch rückwärts rechnen. Damit werden also die Spielfreude von Kindern und ihre gesunde Entwicklung gleichermaßen unterstützt“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des DKHW.

Kinder bewegen sich zu wenig

Kinder bewegen sich in Deutschland viel zu wenig. So stellt die KiGGS-Studie des Robert Koch-Instituts fest, dass über 70 Prozent der Kinder nicht die von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlenen Mindestanforderungen von täglich einer Stunde mäßiger bis intensiver Bewegung erfüllen. Die nationalen Bewegungsempfehlungen von 2014 gehen sogar weit über diese Werte hinaus: Je nach Alter werden bis zu 180 Minuten Bewegung pro Tag empfohlen. Die Folgen des Bewegungsmangels sind vielfältig: Adipositas, Haltungsschäden, motorische Defizite, Verhaltensauffälligkeiten, Konzentrationsstörungen sowie körperliches und seelisches Unwohlsein. Die Corona-Pandemie hat den Bewegungsmangel noch verstärkt, insbesondere im 2. Lockdown haben sich die Kinder und Jugendlichen zu wenig bewegt. Eine der Folgen: 16 Prozent mehr übergewichtige Kinder.

Zur Sicherstellung einer ausreichenden Bewegungsförderung für Kinder sind hier neben den Familien und Sportvereinen insbesondere die Bildungseinrichtungen gefragt. Besonders sie können und sollten versuchen, den alltäglichen Bewegungsmangel durch das lange Sitzen in der Schule und vor dem Computer auszugleichen. Am besten mit der Förderung von spielerischen Bewegungsmaßnahmen im Freien, beispielsweise im Rahmen von Konzepten wie der bewegten Schule oder der bewegten Hofpause. Hier kann eine Bewegungsbaustelle unterstützend eingesetzt werden.

Weitere Informationen zu Bewegungsbaustellen finden sich unter https://www.dkhw.de/schwerpunkte/spiel-und-bewegung/bewegungsfoerderung/




Seminar in Dettingen: Bio-Ernährung in der Kita

Kostenfreier Workshop für Lehrkräfte, pädagogische Fachkräfte und Tageseltern

In diesem „Bio kann jeder“-Workshop können Sie sich über die Bedeutung von Bio für eine nachhaltige Ernährung von Kindern informieren und wie Sie diese in Kitas gestalten können.

Vanessa Meyer von der FiBL Projekte GmbH wird aufzeigen, was eine nachhaltige Ernährung ausmacht und wie vermehrt Bio-Lebensmittel in Kitas eingesetzt werden können. Zudem wird sie vermitteln, wie die Akzeptanz der Ernährung gesteigert wird. Mit Tipps und Tricks rund um die Themen Speisenauswahl und -planung sowie Kalkulation wird sie hier praktische Beispiele vorstellen.

Claudia Bonus-Müller, BeKi-Referentin, wird das Thema praxisnah aufbereiten und zeigen, dass Ernährungsbildung nachhaltig sein kann. Es werden Grundlagen zum ausgewogenen und nachhaltigen Ernährungsstil durch praktische Anleitungen, Übungen und Rezepte für den Alltag in der Kita vermittelt. Durch den Einbezug von Ernährungsbildung in den Kita-Alltag soll die Akzeptanz einer nachhaltigen Ernährungsgestaltung erhöht und gleichzeitig Lebensmittelverschwendung vermieden werden.

Die Veranstaltung findet unter Einhaltung der aktuellen Pandemie-Vorgaben statt. Sollte die Veranstaltung kurzfristig auf Grund der aktuellen Pandemielage nicht in Präsenz stattfinden können, wird sie stattdessen zur gleichen Zeit als online Äquivalent durchgeführt. Sie werden rechtzeitig darüber informiert.

Eingeladen sind

  • Einrichtungs- oder Schulleitung beziehungsweise Mitarbeitende von Einrichtungsträgern
  • Lehrkräfte, Erzieherin oder Erzieher beziehungsweise Tageseltern
  • Küchenleitung, Teil des Küchenteams beziehungsweise Caterer
  • Verantwortliche oder Verantwortlicher für die Vergabe von Verpflegungsleistungen
  • interessierte Akteurin oder Akteur (Zum Beispiel Mitglied eines Elternzusammenschlusses)

Programm

  • 14:00 Uhr: Begrüßung und Einführung (Vanessa Meyer, FiBL Projekte GmbH)
  • 14:30 Uhr: Bio in der Kita einsetzen – praktische Tipps zum Einsatz und der Akzeptanz bei Kindern (Vanessa Meyer, FiBL Projekte GmbH)
  • 15:30 Uhr: Zeit für Fragen
  • 15:45 Uhr: Pause
  • Freuen Sie sich auf eine leckere Bio-Verpflegung!
  • 16:00 Uhr: Nachhaltig essen und trinken in der Kita: einfach machbar! – praktische Anleitungen, Übungen, Rezepte für den Alltag in der Kita (Claudia Bonus-Müller, BeKi-Referentin)
  • 17:30 Uhr: Gemeinsamer Abschluss
  • Zeit für Fragen, Anregungen und ein Fazit (Vanessa Meyer, FiBL Projekte GmbH)
  • 18:00 Uhr: Ende der Veranstaltung

Termin

13. Oktober 2022 von 14:00 bis 18:00 Uhr.

Ort

Gemeinde- und CVJM-Haus
Karlstraße 75
72581 Dettingen

Kontakt für Rückfragen

Insa Folkerts
Telefon: 069 / 71 37 69 9 – 225
E-Mail: biokannjeder@fibl.org

Regionalpartner

  • FiBL Projekte GmbH, Kasseler Straße 1a, 60486 Frankfurt am Main
  • Landeszentrum für Ernährung Baden-Württemberg an der Landesanstalt für Landwirtschaft, Ernährung und Ländlichen Raum (LEL), Oberbettringer Straße 162, 73525 Schwäbisch Gmünd

Anmeldung

Bitte melden Sie sich bis zum 6. Oktober 2022 per Online-Anmeldung an.

Kosten

Dieses Angebot ist kostenfrei. Es entsteht keine Teilnahmegebühr.

Bio kann jeder – Nachhaltig essen in Kita und Schule unterstützt mithilfe von Workshops Verantwortliche vor Ort dabei, das Verpflegungsangebot für Kinder und Jugendliche nachhaltiger zu gestalten. Die Teilnehmenden erhalten von Regionalpartnern praxisorientierte Tipps wie sie Lebensmittel aus ökologischer Erzeugung in ihren Einrichtungen einführen beziehungsweise das Angebot erweitern können. Die Bio kann jeder-Workshops werden im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen des Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) durchgeführt.




Wie Kitas durch die nächste Corona-Welle kommen könnten

Kontinuierliche Testungen von asymptomatischen Kita-Kindern sind nur in Ausnahmefällen nötig

Die Auswertungen haben selbst das Studienteam von Universitätsklinikum und Universität Würzburg überrascht. Von den knapp 6800 Spucktests und mehr als 3900 Nasenabstrichen, die von Mai bis Juli 2021 von 452 Kindergartenkindern im Alter von zwei bis sechs Jahren und 139 Erzieherinnen und Erziehern zuhause durchgeführt wurden, war ein einziger Corona-Test positiv. „Diese niedrige Nachweisrate von SARS-CoV-2-Infektionen belegt eindrücklich die geringe Bedeutung von Kindertagesstätten und KiTa-Kindern für die Ausbreitung der Pandemie zum damaligen Zeitpunkt, also vor dem Auftauchen der höher ansteckenden Omikron-Variante“, kommentiert Prof. Dr. Johannes Liese. Der Oberarzt an der Kinderklinik und Poliklinik und Leiter des Bereichs Pädiatrische Infektiologie und Immunologie hat gemeinsam mit Prof. Dr. Oliver Kurzai vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie die WüKiTaCoV 2.0 Studie an neun Würzburger Kitas geleitet.

Tests nur bei sehr hoher Inzidenz oder gefährlicherer Variante nötig

Ihr Fazit: In Phasen mit niedriger Inzidenz sind kontinuierliche SARS-CoV-2 Teststrategien bei KiTa-Kindern zur Offenhaltung der Kitas zu aufwendig und daher nicht sinnvoll, auch unter dem Gesichtspunkt einer verminderten Pathogenität des Pandemie-Virus wie es bei der derzeit vorherrschenden Variante Omikron der Fall ist, die mit einer geringen Krankheitslast einhergeht. Derzeit habe sich das Virus so geändert, dass wir nicht mehr mit der Forderung nach Reihentestungen bei asymptomatischen Kindern in den Herbst hineingehen müssen. „Wenn wir jedoch hohe Inzidenzen haben oder wieder eine pathogenere Variante, also ein Virus, das schwerere Krankheitsverläufe verursacht, dann haben wir nun ein Instrument zur Verfügung, mit dem wir kontinuierlich in Kitas testen und somit rechtzeitig Fälle entdecken können, um das Feuer im Keim zu ersticken, bevor es einen großen Ausbruch gibt“, erklärt Oliver Kurzai. Zum einen haben sich die zuhause durchgeführten Teststrategien bewährt, wobei die Mundspülproben die größte Akzeptanz erfahren haben. Zum anderen lässt sich das Auftreten von Infektionen in KiTas mithilfe eines im Rahmen der Studie entwickelten Modells gut abschätzen.

Mathematisches Modell hilft bei der Einschätzung von Infektionen in KiTas

Mittels mathematischer Modellierung, die am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie, Hans-Knöll-Institut, in Jena erfolgte, konnte das Studienteam zeigen, ab welcher altersbezogenen Inzidenz in Kitas ein vermehrtes Auftreten von SARS-CoV-2-Infektionen zu erwarten ist und eine kontinuierliche Testung erwägt werden sollte. Konkret: Ab welcher Inzidenz können wir ein Kind aufspüren das keine Symptome aber Corona hat? Dr. Johannes Forster vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie erklärt das Rechenmodell: „Bei einer Siebentagesinzidenz von 143 liegt in einer KiTa mit 50 Kindern die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind mit Corona Infektion mittels Testung gefunden wird, bei 5 Prozent. Bei einer KiTa mit 100 Kindern liegt die Wahrscheinlichkeit schon bereits bei fast 10 Prozent.“ Johannes Forster ist gemeinsam mit Dr. Géraldine Engels von der Universitäts-Kinderklinik Würzburg Erstautor der Studie Wü-KiTa-CoV, die jetzt im Journal JAMA Network Open veröffentlicht wurde. Beide waren bereits an der ersten Kindergartenstudie Wü-KiTa-CoV 1.0 beteiligt, in der die kontinuierliche Durchführung und Akzeptanz von verschiedenen Methoden zur Probeentnahme bei Kindern und ihren Betreuerinnen und Betreuerin untersucht wurde.

„Im Gegensatz zur ersten Studie, bei der die Tests im Kindergarten durchgeführt wurden, haben wir in der 2.0-Studie die Testung zuhause untersucht. Und es hat wirklich gut funktioniert. Die Eltern konnten die Testung ganz unkompliziert in die Morgenroutine integrieren. Das zeigt uns: Die Tests zuhause sind sicher und machbar!“, freut sich Géraldine Engels und bedankt sich herzlich bei allen Beteiligten – Groß und Klein – für ihr reges Mitwirken.

Spül- und Spucktest, Nasenabstrich oder beides

Viele – 54 Prozent der Kinder und 73 Prozent der Erzieherinnen und Erzieher –wollten einen Beitrag leisten, haben an der Studie teilgenommen und drei Monate lang zweimal pro Woche zuhause getestet. Jeder hatte die Wahl zwischen einer Mundspülprobe, auch Spucktest genannt, oder einen Antigen-Schnelltests über Nasenabstrich oder beide Verfahren in paralleler Durchführung. Bei den Kindern haben sich 48 Prozent für die Kombination aus PCR-Spül- und Spuck-Test und Antigenschnelltest entschieden, 38 Prozent für den Spuck-Test und 14 Prozent für den Antigenschnelltest. In der Betreuungsgruppe haben 69 Prozent beide Tests daheim gemacht, 21 Prozent nur den Spül-Spuck-Test und 10 Prozent nur den Antigenschnelltest. Die langfristige Beteiligung war am höchsten in der Gruppe mit den alleinigen Spucktests, hier lag die wöchentliche Beteiligung bei den Kindern im Schnitt bei 64 Prozent, bei den Erwachsenen bei 62 Prozent.

Eine Infektion bei einem Kind – keine weitere Infektion übersehen

Von den 5306 untersuchten PCR-Tests der asymptomatischen Kinder fiel eine einzige Probe positiv aus, bei den 2896 Antigenschnelltests keine einzige. Nach zwölf Wochen wurden die Ergebnisse mittels Antikörpertests validiert: Bei sechs von 278 Kindern wurden Antikörper gefunden (2,2 Prozent). Fünf von diesen Kindern hatten bereits Antikörper in der ersten Woche. Bei den Betreuerinnen und Betreuern waren sämtliche 1491 PCR- Spuck-Tests und 1022 Antikörperschnelltests negativ. Drei von 105 (2,9 Prozent) hatten zu Beginn der Testphase Antikörper, und am Ende. Das heißt, sie hatten vor Studienbeginn irgendwann einmal Corona, aber nicht während der Studie, es wurde also keine Infektion übersehen.

Psychische Belastung und Sicherheitsempfinden der Eltern

Ein weiteres wichtiges Ergebnis sei, dass die Tests den Eltern ein sehr hohes Sicherheitsgefühl gegeben haben. In der Pandemie war die Unsicherheit extrem groß. Die Reihentestungen in beiden Studien haben gezeigt, dass während des gesamten Beobachtungszeitraums KiTa-Kinder nur sehr selten von Covid-19 betroffen waren und somit ein sicherer KiTa Betrieb möglich war. Bei steigenden Inzidenzen kann durch Tests eine kontinuierliche Betreuung und Offenhaltung von Kitas, die für die Entwicklung und Gesundheit von Kindern essentiell sind, gewährleistet werden.

In einem nächsten Schritt soll nun die aktuelle Immunität nach der Omikron-Welle und insbesondere die psychische Belastung und das Sicherheitsempfinden von Eltern, KiTa-Personal und Kindern im Verlauf der Pandemie ausgewertet werden. Hierzu werden die Daten aus Wü-KiTa-CoV 2.0 mit den Daten der Vorgängerstudie und einer nachfolgenden Erhebung in denselben Kitas miteinander verknüpft.

Hintergrund

Finanziert wurde „Wü-KiTa-CoV 2.0“ durch das Land Bayern über das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Die Studie ist eng verknüpft mit weiteren umfassenden Arbeiten zu COVID-19 in Kitas, die durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Programm InfectControl und den Freistaat Bayern gefördert wurden.

Neben der Kinderklinik und Poliklinik und dem Institut für Hygiene und Mikrobiologie waren das Institut für Allgemeinmedizin und die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Würzburg sowie das Institut für Virologie und das Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie der Universität Würzburg an der Studie beteiligt.

Wissenschaftliche Ansprechpartner

Johannes Liese, liese_j(at)ukw.de
Oliver Kurzai, kurzai_o(at)ukw.de

Originalpublikation

Publikation in JAMA Network Open:
Acceptance of Different Self-sampling Methods for Semiweekly SARS-CoV-2 Testing in Asymptomatic Children and Childcare Workers at German Day Care Centers – A Nonrandomized Controlled Trial (Doi:10.1001/jamanetworkopen.2022.31798)
https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2796275

Kirstin Linkamp/Universität Würzburg




„Kinder, die jünger als sechs Jahre sind, gehören nicht ins Etagenbett“

Unfälle mit Etagenbetten führen häufig zu Knochenbrüchen bei Kindern

Etagenbetten sind bei vielen Familien im Trend. Eine Studie der Universitätsmedizin Leipzig zeigt, dass Unfälle mit solchen Betten häufig zu Knochenbrüchen bei Kindern führen. „Eltern sollten insbesondere bei Kindern aufpassen, die jünger als zehn Jahre sind. Kinder unter sechs Jahren gehören gar nicht in Etagenbetten“, sagt Studienleiter Prof. Martin Lacher.

Vermeidbare Knochenbrüche

Vor dem Schulalter sollten Kinder keine Hochbetten nutzen. „50 Prozent der Frakturen im Zusammenhang mit Unfällen aus diesen Betten hätte es bei uns gar nicht gegeben, wenn die Nutzung den Kindern unter sechs Jahren verboten worden wäre“, sagt Prof. Martin Lacher, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Leipzig.

Prof. Lacher und sein Team behandeln immer häufiger Kinder, die vom Hochbett gestürzt sind und haben deshalb die konkreten Fallzahlen geprüft. Sie untersuchten, wie viele der Kinder nach einem Stürzen aus Hochbetten eine Fraktur erlitten und schlossen dabei alle ein, die jünger als 18 Jahre sind.

162 Patient:innen, die Verletzungen durch ein Etagenbett erlitten, wurden von Januar 2014 bis Dezember 2021 in der Universitätsmedizin Leipzig behandelt. „Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder jünger als sechs Jahre besonders gefährdet sind. Erst ab zehn Jahren werden Brüche unwahrscheinlicher“, sagt Prof. Lacher.

Umso jünger, umso größer die Risiken

Im Durchschnitt waren die behandelten Kinder fünf Jahre alt und 60 Prozent Jungen. Kleinkinder bis drei Jahre erlitten in 45 Prozent der Fälle Knochenbrüche. Im Alter zwischen drei und fünf Jahren waren es 50 Prozent Frakturen, bei den Sechs- bis Neunjährigen 60 Prozent. Erst ab dem Alter von zehn Jahren kam es bei Unfällen im Zusammenhang mit Etagenbetten nur noch in 30 Prozent der Fälle zu Knochenbrüchen.

Teppichboden zur Prävention

Die häufigsten Frakturen erlitten die Betroffenen am Unterarm, gefolgt von Schlüsselbein und Oberarm. In sechs Prozent der Fälle trugen die Kinder sogar Schädelfrakturen davon. 15 Prozent mussten operiert, 26 Prozent der Patient:innen stationär behandelt werden. Es gab keinen Todesfall. Der Leipziger Universitätsmediziner Prof. Lacher empfiehlt: „Wenn man solche Betten nutzt, sollten mindestens zwei Gitterstangen übereinander angebracht sein und Teppichboden im Kinderzimmer liegen.

Originalpublikation:

Originalveröffentlichung in medicina: Bunk-Bed-Related Fractures in Children: Are We Aware of the Risks. https://doi.org/10.3390/medicina58060749

Anne Grimm/Universität Leipzig