Softdrink-Zahlen der Universität Cambridge: Eine Limo-Steuer wirkt

Wegen der Hersteller-Abgabe haben Pepsi, Coca-Cola & Co den Zuckergehalt in ihren Getränken gesenkt

Zu den aktuellen Forschungsdaten der Universität Cambridge zu den Auswirkungen der Limo-Steuer in Großbritannien erklärt Luise Molling von der Verbraucherorganisation foodwatch:

„Eine Limo-Steuer wirkt: Das zeigen erneut die jüngsten Daten aus Großbritannien. Wegen der dort eingeführten Hersteller-Abgabe haben Pepsi, Coca-Cola & Co den Zuckergehalt in ihren Getränken gesenkt, mit dem Ergebnis: Sowohl Erwachsene als auch Kinder und Jugendliche nehmen deutlich weniger Zucker zu sich. Und in Deutschland? Dort enthält zum Beispiel eine Fanta mit 7,6 Prozent fast doppelt so viel Zucker wie in Großbritannien – trotz freiwilliger Selbstverpflichtung der Industrie zur Zuckerreduktion. Der Realitäts-Check zeigt: Das Prinzip ‚Freiwilligkeit‘ ist krachend gescheitert. Um den Zuckerrausch in Deutschland zu stoppen und die damit verbundenen Folgeerkrankungen wirksam zu bekämpfen, muss die Ampel-Regierung die Getränkeindustrie endlich in die Pflicht nehmen und eine Limo-Steuer nach britischem Vorbild einführen. So bekommen die Hersteller einen Anreiz, ihre Getränke ausgewogener zu machen, und der viel zu hohe Zuckerkonsum in der Bevölkerung wird effektiv gesenkt. Die Regelung sollte aber neben Zucker auch Süßstoffe umfassen, da gesundheitliche Risiken durch Aspartam, Sucralose & Co. nicht auszuschließen sind.“

11 Gramm weniger Zucker am Tag

Laut einer aktuellen Studie des Instituts für Stoffwechsel-Fragen der Universität Cambridge ist in dem Jahr nach Einführung der Limo-Steuer 2018 der Zuckerkonsum bei Kindern um rund fünf Gramm pro Tag, bei Erwachsenen sogar um elf Gramm pro Tag gesunken. Jeweils rund die Hälfte wurde demnach bei Zuckergetränken eingespart.

Folgekosten von mehr als 60 Milliarden Euro

Zuckrige Getränke gelten laut Weltgesundheitsorganisation als wesentliche Treiber für Adipositas und damit verbundene Krankheiten wie Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das Leid der Betroffenen ist groß – und die wirtschaftlichen Folgekosten allein für Adipositas belaufen sich jährlich auf mehr als 60 Milliarden Euro.

Limo-Steuer bereits in mehr als 100 Ländern

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt eine Sondersteuer von mindestens 20 Prozent auf zuckerhaltige Getränke, um den Zuckerkonsum der Bevölkerung mitsamt seiner gesundheitsschädlichen Folgen zu reduzieren. Neben Großbritannien haben weltweit bereits über 100 Länder eine Steuer auf Zuckergetränke eingeführt. Deutschland setzt indes ausschließlich auf eine freiwillige Selbstverpflichtung zur Reduktion des Zuckergehalts in den Getränken.

Freiwillige Reduktionsstrategie in Deutschland kaum wirksam

Während die Industrie die Reduktionsstrategie aus dem Jahr 2018 als Erfolg verbucht, sind die Zahlen mehr als ernüchternd. Eine Studie der TU München zeigt, dass der Zuckergehalt in deutschen Getränken zwischen 2015 und 2021 lediglich um zwei Prozent gesunken ist – während in Großbritannien dank der nach Zuckergehalt gestaffelten Abgabe im gleichen Zeitraum eine Reduktion um rund 30 Prozent erreicht werden konnte. Zuckergetränke mit Kinderoptik sind hierzulande laut Daten des Max-Rubner-Instituts teilweise sogar noch zuckriger geworden. Seit 2019 ist das obere Viertel der Zuckergehalte von 7,4 g/100ml auf 8,4 g/100ml gestiegen. Das entspricht umgerechnet fast sechs Zuckerwürfeln in einem üblichen 200ml-Trinkglas.

Quellen und weiterführende Informationen:

Pressemitteilung foodwatch




Öko-Test: Dosen-Mais stark mit BPA belastet  

Bisphenol A hat eine hormonelle Wirkung – Gefahren auch bezüglich Übergewicht oder Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern befürchtet

Öko-Test hat 26 Mal Mais getestet – davon fünf Produkte im Glas und 21 in der Dose. Das beauftragte Labor hat in jedem getesteten Mais, der in Dosen konserviert war, Mengen von Bisphenol A (BPA) gemessen, die die Verbraucherschützer als „stark erhöht“ einstufen. 

Die Massenchemikalie Bisphenol A (BPA)

Das Problem: BPA ist eine Massenchemikalie, von der man seit Langem weiß, dass sie eine hormonelle Wirkung hat und die in der EU offiziell als wahrscheinlich reproduktionstoxisch eingestuft ist. Diskutiert werden auch mögliche andere Gefahren wie ein Zusammenhang mit Übergewicht oder Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern. Nach einem Gutachten im vergangenen Jahr befand die Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) sogar, dass die Verbindung bereits in winzigen Mengen Auswirkungen auf unser Immunsystem haben könnte. Entsprechend senkte die EFSA die Tagesdosis an Bisphenol A, die sie noch für gesundheitlich vertretbar hält – den sogenannten TDI – drastisch ab. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hält diesen TDI für zu streng. Öko-Test orientiert sich aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes am TDI der EFSA. Das Ergebnis: Eine 60 Kilo schwere Person schöpft die tolerierbare Tagesdosis mit allen 21 Dosen-Maiskonserven im Test um ein Vielfaches aus, wenn sie davon nur 50 Gramm pro Tag isst.

BPA trotz „BPA-non-intent“-Dosen

Alle Anbieter der getesteten Dosen-Konserven geben an, dass sie so genannte „BPA-non-intent“-Dosen einsetzen, die innen ohne Verwendung von BPA beschichtet sind. Eine mögliche Erklärung für die gefundenen BPA-Mengen ist, dass BPA aus den äußeren Beschichtungen durch Kreuzkontamination auf die inneren BPAni-Beschichtungen übertragen wird. „Das Problem ist kein unbekanntes bei Produkten in der Dose. Die Hersteller müssen sich des Problems Bisphenol A annehmen und Wege finden, wie sie die Chemikalie vermeiden können“, sagt Heike Baier, Öko-Test-Redakteurin.
Die EU-Kommission treibt derzeit ein Verbot von BPA für die Verwendung in Lebensmittelkontaktmaterialien voran. Ein Entwurf für eine entsprechende Verordnung liegt den Mitgliedsstaaten zur Beratung vor. „Eine Entwicklung, die wir sehr begrüßen“, so Baier.

Fünf Bio-Produkte sind „sehr gut“

In puncto Pestizide, Schwermetalle und Schimmelpilzgifte gibt Öko-Test allen Testprodukten grünes Licht. Fünf Bio-Produkte schneiden im Gesamturteil sogar „sehr gut“ ab – allesamt BPA-freie Maiskonserven aus dem Glas.
Weitere Informationen und den aktuellen Test finden Sie unter: oekotest.de/14739
Der Test ist ab auf der ÖKO-TEST-Website verfügbar und erscheint zusätzlich in der Augustausgabe des ÖKO-TEST-Magazins am 25. Juli 2024.

Quelle: Öko-Test




Bundesrat fordert Mutterschutz auch bei Fehlgeburten

Ungleichbehandlung zwischen Totgeburt und Fehlgeburt soll ein Ende haben

Mit einer Entschließung fordert der Bundesrat die Bundesregierung auf, für Betroffene von Fehlgeburten Schutzfristen im Sinne des Mutterschutzgesetzes einzuführen. Die Entschließung geht auf eine Initiative des Saarlands, Niedersachsen und Hamburg zurück.

Gestaffelter Schutz

Der Bundesrat spricht sich für einen freiwilligen Anspruch aus, um den individuellen Umständen und Bedürfnissen der Betroffenen gerecht zu werden. Der Mutterschutz bei Fehlgeburten solle deutlich vor der 20. Schwangerschaftswoche beginnen und sich gestaffelt entsprechend der Schwangerschaftsdauer verlängern.

Bisherige Rechtslage

Bisher wird beim Mutterschutz zwischen Fehl- und Totgeburt unterschieden. Um eine Totgeburt handelt es sich, wenn das Gewicht des Kindes mindestens 500 Gramm beträgt oder die 24. Schwangerschaftswoche erreicht wurde. In diesem Fällen hat die Mutter ein Anrecht auf 18 Wochen Mutterschutz und Mutterschaftsgeld. Stirbt der Embryo hingegen vorher und wiegt unter 500 Gramm, wird von einer Fehlgeburt gesprochen. In diesen Fällen besteht bisher kein Anspruch auf Mutterschutz.


Wie Trauernde Eltern ihren Weg finden

Dieses Trauerbuch zeigt den Hinterbliebenen Wege aus der Lebenskrise und führt sie zu neuem Lebensmut. Zudem ist es eine perfekte Hilfe für Therapeuten und allen anderen im Umgang mit den Betroffenen Zwei bekannte und ausgewiesene Experten geben einen tiefen Einblick in die Situation der Trauernden und leicht verständliche Handlungsempfehlungen für die Trauer.

Andreas Schulze/Wolfram Schulze
Wenn ein Kind gestorben ist oder Die Farben der Trauer
Illustriert von Melanie Garanin
Hardcover, 144 Seiten
ISBN: 978-3-96304-034-4
22 €


Kritik an Ungleichbehandlung zwischen Totgeburt und Fehlgeburt

Die aktuelle Rechtslage führe zu einer nicht gerechtfertigten Ungleichbehandlung von Betroffenen einer Tot- und einer Fehlgeburt, heißt es in der Begründung des Bundesrates. Nach etwa der 20 Schwangerschaftswoche seien die Embryos bereits so weit entwickelt, dass entbunden werde müsse und Schwangere einen Geburtsvorgang erlebten. Für eine Reform des Mutterschutzes sprächen neben der Gleichbehandlung psychologische Aspekte, da eine Fehlgeburt oft eine traumatische Erfahrung darstelle.

Körperliche Regeneration

Ein angemessener Mutterschutz könne zudem sicherstellen, dass sich Betroffene erholen und so mögliche gesundheitliche Komplikationen vermieden werden. Bisher bliebe ihnen nur die ärztliche Krankschreibung. Durch eine Erweiterung des Mutterschutzes könne daher vermieden werden, dass sich Frauen nach einer Fehlgeburt unnötigen Belastungen am Arbeitsplatz aussetzten. Bei Mutterschutz, der zeitlich über eine Krankschreibung hinausginge, entfiele das Abrutschen in den Krankengeldbezug.

Wie es weitergeht

Die Entschließung wurde an die Bundesregierung weitergeleitet. Diese kann entscheiden, ob und wann sie sich der Forderung annimmt. Gesetzliche Fristen dafür gibt es nicht.

Quelle: Plenarsitzung des Bundesrates am 05.07.2024




Schwanger: Aspirin schützt Gefäße bei Grippe

Studie der RMIT University belegt bessere Blutversorgung der Plazenta

Eine geringe Dosis Aspirin kann bei einer grippebedingten Blutgefäßentzündung wirksam sein und so während der Schwangerschaft den Blutfluss zur Plazenta verbessern. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie unter der Leitung der RMIT University. Mit Tierversuchen haben die Forscher überprüft, ob sich die Behandlung gegen Präeklampsie auch bei Grippeinfektionen einsetzen lässt. Die Ergebnisse seien bislang sehr vielversprechend. Details sind in „Frontiers in Immunology“ nachzulesen.

Ähnlich einer Präeklampsie

Der leitenden Wissenschaftlerin Stella Liong nach können Grippeinfektionen während der Schwangerschaft einer Präeklampsie ähnlich sein. Bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine Komplikation, die zu Entzündungen der Aorta und der Blutgefäße führen kann. Geringe Mengen Aspirin werden üblicherweise eingenommen, um eine Präeklampsie zu verhindern. So wird der Körper an der Produktion von Chemikalien gehindert, die Entzündungen verursachen. Sind die Gefäße jedoch entzündet, führt das zu einem schlechten Blutfluss und beeinträchtigt die Funktion der Aorta.

„Das führt vor allem während der Schwangerschaft zu Problemen, wenn eine gute Blutversorgung der Plazenta für die Entwicklung des Fötus von entscheidender Bedeutung ist“, weiß Liong. Die erste Studie dieser Art hat gezeigt, dass Föten und Plazentas von Mäusen mit Influenza A kleiner waren als bei nicht infizierten Tieren. Marker für wenig Sauerstoff im Blut und eine schlechte Entwicklung der Blutgefäße konnten ebenfalls nachgewiesen werden. Mäuse, die jedoch täglich eine geringe Dosis Aspirin erhielten, litten weniger an Entzündungen und verfügten über eine verbesserte Entwicklung des Fötus.

Hyperaktive Immunantwort

Obwohl klinische Studien mit Menschen noch ausstehen, ist Liong nach die Einnahme von geringen Mengen Aspirin während der Schwangerschaft sicher. Und RMIT-Professor Stavros Selemidis ergänzt, dass eine Schwangerschaft die gesamte Art und Weise verändert, wie der Körper auf das Virus reagiert. Die beiden Wissenschaftler haben bereits nachgewiesen, dass das Grippevirus währen der Schwangerschaft eine schädigende hyperaktive Immunantwort auslösen kann und sich dadurch das Virus im ganzen Körper verbreitet.

Diese Infektion kann, so der Experte, später zu einer Herz-Kreislauf-Erkrankung beitragen und sich in diesem Bereich auch auf die spätere Gesundheit der Kinder auswirken. Obgleich eine Impfung immer noch als der beste Schutz vor einer Grippe während der Schwangerschaft gilt, sind die Impfungsraten bei Schwangeren laut Selemidis allgemein niedrig. Zudem könne es auch sein, dass die Impfung keine perfekte Immunreaktion mit sich bringt. Das sei vor allem bei einer Schwangerschaft oder einer Begleiterkrankung möglich.

Moritz Bergmann/pressetext.redaktion




Verbotene Weichmacher in Sonnencremes

Das Öko-Test-Ergebnis: In acht von 19 Produkten stecken die verbotenen Substanzen

Öko-Test hat 19 Sonnenschutzmittel auf Weichmacher getestet, darunter auch zwei Naturkosmetikprodukte. In acht Produkten ist Öko-Test auf die in Kosmetika als Inhaltsstoff verbotenen Weichmacher Di-n-hexylphthalat (DnHexP), DEHP oder DIBP gestoßen. 

Bei den Funden handelt es sich nicht um einen Inhaltsstoff, sondern um eine Verunreinigung. In Verdacht steht der chemische UV-Filter DHHB, der mit dem Weichmacher verunreinigt sein kann. Laut Öko-Test wurde der verbotene Weichmacher DnHexP nur in Sonnenschutzmitteln gefunden, die den UV-Filter DHHB enthalten – aber nicht in allen. Manche Hersteller geben allerdings an, dass diese Verunreinigungen „technisch unvermeidbar“ wären.

Wirklich „unvermeidbar“?

„Unsere Haltung dazu ist ganz klar: Wenn Verunreinigungen des UV-Filters DHHB mit einem verbotenen Weichmacher wirklich ‚unvermeidbar‘ sind, wie manche Hersteller sagen, dann müssen sie sich nach Alternativen zu dem Filter umschauen,“ sagt Katja Tölle, stellvertretende Öko-Test-Chefredakteurin.

Der höchste DnHexP-Gehalt steckt laut Laborbefund im Annemarie Börlind Sun Care Sonnen-Fluid SPF 30. Die Rückstände sind in einer Größenordnung, bei der Öko-Test noch von Spuren spricht. Aus Öko-Test-Sicht geben die Funde keinen Anlass für Panik. „UV-Strahlung ist und bleibt die Hauptursache für Hautkrebs, deshalb sollte man keinesfalls aus lauter Bedenken auf Sonnenschutz verzichten“, so Tölle.

Zertifizierte Naturkosmetik schließt chemischer UV-Filter aus

Verbraucherinnen und Verbraucher können auf der Inhaltsstoffliste nachlesen, ob das Produkt den UV-Filter DHHB enthält oder zu zertifizierter Naturkosmetik greifen, die die Anwendung chemischer UV-Filter ausschließt. Andere Weichmacher als DnHexP können allerdings auch hier als Verunreinigung auftauchen – etwa als Übergang aus der Verpackung.
Weitere Informationen und den aktuellen Test finden Sie in der Juli-Ausgabe des Öko-Test Magazins oder unter: oekotest.de/14647

Quelle: Pressemitteilung Öko-Test




Bio-Naturjoghurt: Nur zwei sind „sehr gut“  

Öko Test: In manchen Bio-Betrieben wird sogar die umstrittene Anbindehaltung praktiziert

Öko-Test hat 20 Bio-Naturjoghurts getestet. Schadstoffe haben die beauftragten Labore in keinem Produkt im Test nachgewiesen. Dennoch vergeben die Verbraucherschützer nur zwei Mal das Gesamturteil „sehr gut“ und sechs Mal „gut“.

„An den Inhaltsstoffen der Produkte gibt es nichts auszusetzen. Wir sehen es aber kritisch, dass sich die Tierhaltungsbedingungen stark unterscheiden können. Bei elf Anbietern kommt die Milch sogar teilweise aus Bio-Betrieben, die Anbindehaltung praktizieren,“ sagt Öko-Test-Redakteurin Marieke Mariani.

Manchmal ist „Kombinationshaltung“ erlaubt

Im Bio-Bereich ist die Anbindehaltung nicht erlaubt, doch es gibt Ausnahmen: Kleine Bestandsbetriebe mit unter 50 Tieren, die nicht genug Platz haben, um ihren Stall in einen tierfreundlicheren Laufstall umzubauen, dürfen ihre Kühe in der sogenannten Kombinationshaltung halten. Hier können die Tiere am Hals angebunden werden, sollen aber während der Vegetationsperiode auf der Weide und in der übrigen Zeit mindestens zweimal pro Woche auf einem Freigelände laufen dürfen.

Ausnahmen beim Weidegang

Auch in puncto Weidegang gibt es Ausnahmeregelungen: Nach den Kriterien der Bio-Verbände muss Weidegang zumindest während der Vegetationszeit für die Kühe möglich sein. Liegt ein Betrieb aber inmitten einer Ortschaft ohne Zugang zu Weideland, reicht es, Auslauf im Hof zu ermöglichen. Laut Öko-Test geben die Molkereien nur für knapp die Hälfte der Produkte im Test an, dass Weidegang für alle milchgebenden Kühe möglich war.

Tierhaltungsstandards bei Bio meist deutlich besser

Trotz der Kritik betont ÖKO-TEST, dass Verbraucherinnen und Verbraucher im Zweifel auf Bio-Produkte zurückgreifen sollen, da die Tierhaltungsstandards im Vergleich zu konventionellen Produkten höher liegen. In der konventionellen Haltung ist derzeit sogar noch die ganzjährige Anbindehaltung erlaubt – eine Haltungsform, bei der Kühe das ganze Jahr über angebunden im Stall stehen und sich nicht frei bewegen können.

Mit dem Gesamturteil „sehr gut“ überzeugen im Test der Bio Bio Cremiger Bio Joghurt Mild von Netto und der K- Bio Joghurt Mild von Kaufland.

Weitere Informationen und den aktuellen Test finden Sie in der Juli-Ausgabe des ÖKO-TEST Magazins oder unter: oekotest.de/14689




Rheuma ist eine unterschätzte Krankheit bei Kindern und Jugendlichen

Die Stiftung Kindergesundheit informiert über ein Leiden, das oft nur schwer zu erkennen ist, aber immer besser behandelt werden kann

Viele Menschen glauben, Rheuma sei eine typische Krankheit schmerzgeplagter alter Frauen und Männer. Das stimmt so aber nicht: In Deutschland leiden neben den rund zwei Millionen erwachsenen Rheumatikern etwa 40.000 Kinder und Jugendliche an einer rheumatischen Erkrankung, d.h. einer Entzündung von Gelenken und Organen. Rheuma tritt bei Kindern etwa genauso häufig auf wie Diabetes oder Krebs und zählt damit zu den häufigsten chronischen Leiden im Kindesalter, berichtet die in München beheimatete Stiftung Kindergesundheit in einer aktuellen Stellungnahme.

Rheuma tritt in allen Altersgruppen auf

„Es ist zu wenig bekannt, dass Rheuma-Erkrankungen in allen Altersgruppen auftreten können. Besonders Kleinkinder, Schulkinder und Jugendliche sind von ganz verschiedenen Erkrankungen betroffen, die nicht gleich als entzündlich-rheumatisch erkannt werden“, berichtet Kinder- und Jugendärztin Priv.-Doz. Dr. Annette Jansson, Leiterin der Rheumatologie des Dr. von Haunerschen Kinderspitals und des Fachbereiches Rheumatologie im integrierten Sozialpädiatrischen Zentrum der Universität München. „Besonders dann, wenn keine Gelenkentzündungen vorhanden sind, denkt man nicht auf Anhieb an Rheuma. Viele Mädchen und Jungen mit Rheuma-Erkrankungen haben deshalb einen zu langen Leidensweg, bis die richtige Diagnose gestellt und eine Behandlung eingeleitet wird“.

Bei Kindern besteht nicht jede rheumatische Erkrankung lebenslänglich, in manchen Fällen heilt sie spontan aus, ohne Folgeschäden zu hinterlassen, sagt PD Dr. Annette Jansson. Dennoch ist sie für die kleinen Patienten und ihre Familien sehr belastend. Durch gezielte Therapien lassen sich jedoch die Symptome oft gut behandeln, betont die Spezialistin der Münchner Universitätskinderklinik.

Kinderrheuma hat viele Gesichter

„Rheuma“ ist der Oberbegriff für mehr als 400 bekannte unterschiedliche Erkrankungen aufgrund von Entzündungen, die nicht durch Infektionen verursacht werden. Neben dem bekannten Gelenkrheuma werden auch Erkrankungen mit Entzündungen anderer Organe oder Systeme zu den rheumatischen Erkrankungen gezählt. Sie können in jedem Alter auftreten.

Gelenkrheuma gehört zu den Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem den eigenen Körper – in dem Fall die Gelenke – angreift und Entzündungen verursacht. Allerdings kann es auch im Rahmen von Infekten oder aufgrund anderer Ursachen zu Gelenkentzündungen kommen, die entweder spontan heilen oder mit Medikamenten heilbar sind. Sie machen 80 bis 90 Prozent aller Gelenkentzündungen aus und verlaufen häufig mild. Bei den übrigen 10 bis 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen entwickeln sich jedoch chronische Gelenkentzündungen. Bei diesen Kindern verläuft die Erkrankung oft schubweise. Es können auch Knochen, Muskeln und sogar die Augen betroffen sein. Diese Kinder benötigen eine spezielle Rheuma-Therapie.

Mädchen häufiger betroffen als Jungen

„Die bei Weitem häufigste Form der entzündlich-rheumatischen Erkrankungen im Kindesalter ist die ‚juvenile idiopathische Arthritis‘ JIA, also die chronische Gelenkentzündung“, erläutert Kinderrheumatologin PD Dr. Annette Jansson. Als Arthritis werden entzündliche Erkrankungen der Gelenke bezeichnet, „idiopathisch“ nennt die Medizin Krankheiten, deren Ursachen nicht genau geklärt sind.

„Die Erkrankung beginnt oft im Vorschulalter. Von ihr sind Mädchen häufiger betroffen als Jungen. Als erstes befällt die Entzündung meist die Knie- oder Sprunggelenke, es können aber auch einzelne Finger- oder Zehengelenke betroffen sein“.

Eine seltenere, aber durch wiederkehrende Fieberschübe ebenfalls sehr belastende rheumatische Krankheit ist das sogenannte „Still-Syndrom“. Sie betrifft den ganzen Körper, manchmal auch ganz ohne Gelenkentzündung. Der Organismus des Kindes reagiert mit ähnlichen Symptomen wie bei den ansteckenden Kinderkrankheiten: Das Kind fiebert oft über zwei Wochen und auf seiner Haut zeigt sich ein Ausschlag mit lachsfarbigen Flecken. Weitere mögliche Symptome sind Lymphknotenschwellungen, eine Herzbeutelentzündung, vergrößerte Leber und Milz und eine Störung der Blutbildung im Knochenmark.

Keine Lust auf Laufen und Bewegung

Anders als bei Erwachsenen äußert sich Gelenkrheuma bei Kindern oft nicht gleich mit Schmerzen, sondern durch Einschränkungen der Bewegungsfähigkeit und durch Schonhaltungen.

Der chronische Entzündungsprozess im Bindegewebe führt dann aber auch bei Kindern und Jugendlichen zu Gelenkbeschwerden mit Schmerzen und Schwellungen, zu Problemen, die das Kind und die gesamte Familieüber Monate bis Jahre oder sogar Jahrzehnte belasten können. Heute weiß man, dass Bewegung und Sport auch für Kinder mit Gelenkrheuma gut und wichtig sind. Aus diesem Grund zielt die Behandlung darauf ab, dies möglichst uneingeschränkt zu ermöglichen.

Die Familie leidet mit

Die Diagnose „rheumatische Erkrankung“ verändert abrupt das Leben der Betroffenen und ihrer Familien. Priv-Doz. Dr. Annette Jansson berichtet: „Es ist für die Familie und das Umfeld schwer zu verstehen, dass manche Kinder mit Gelenkrheuma wegen der typischen Morgensteifigkeit Mühe haben, einen sehr zeitig beginnenden Schulunterricht zu besuchen. Dass sie einen langen Schulweg oft nicht ohne Hilfsmittel bewältigen können. Dass sie nicht mehr Treppen steigen können. Dass sie keinen gelenkbelastenden Schulsport absolvieren können, auch wenn die Funktionen ihrer Gelenke scheinbar unbeeinträchtigt sind“.

Als besonders gravierend erweisen sich die Behinderungen der Bewegungsfähigkeiten. Die davon betroffenen Kinder sind auf die Hilfe der Familie angewiesen: Sie muss oft eine Vielzahl von Fahrten organisieren – zu Arztvorstellungen, physiotherapeutischen Behandlungen und zu Ergotherapien, zum Heilschwimmen und zum täglichen Besuch von Kita oder Schule. Sind beide Eltern berufstätig, dann lassen sich diese Aufgaben kaum bewältigen. In der Regel ist es die Mutter, die diese Pflichten erfüllen muss, zu Lasten der übrigen Familienmitglieder und damit auch der Geschwister.

Behandlung in spezialisierten Zentren

Wegen anhaltender oder erneut auftretender Beschwerden benötigen rheumakranke Kinder mitunter auch stationäre Therapien in spezialisierten Zentren. Dort muss eine komplexe Behandlung durchgeführt werden. Dabei wird unter anderem mit einer intensiven Krankengymnastik versucht, die bereits entstandenen Fehlhaltungen und Fehlstellungen zu lösen und die Beweglichkeit des erkrankten Kindes zu verbessern. Priv.-Doz. Dr. Annette Jansson: „Immer häufiger beobachten wir, dass Kinder und vor allem Jugendliche unter Schmerz-Syndromen leiden, die sie – ohne dass organische Ursachen gefunden werden können – erheblich an ihrer sozialen Teilhabe und Entwicklung hindern. Hierfür gibt es mittlerweile Zentren, die multimodale Therapie-Konzepte anbieten“.

Im Vergleich zu älteren Rheumatikern haben Kinder mit Rheuma heute deutlich bessere Heilungschancen, betont die Stiftung Kindergesundheit. Es sei jedoch entscheidend, dass das Kinderrheuma frühzeitig erkannt und angemessen behandelt wird. Bei fast der Hälfte der Patienten heilt Kinderrheuma bis zum Erwachsenenalter aus.

Hier finden Sie weitere Informationen :

www.rheuma-liga.de (Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V.)
https://dgrh.de/Patienten.html (Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie e.V.)
www.gkjr.de/fur-patienten-und-eltern/krankheitsbilder/ (Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie)
www.kinderrheuma.com/kinder-jugendrheuma/medizinische-aspekte/ (Bundesverband Kinderrheuma e.V.)
www.kinder-rheumastiftung.de/kinderrheuma-2/ (Deutsche Kinderrheuma-Stiftung)
www.jungundrheuma.nrw (Deutsche Rheuma-Liga Nordrhein-Westfalen e.V)

Quelle: Julia Roggencamp, Stiftung Kindergesundheit




Viele Kinder-Fruchtsnacks sind meist stark überzuckert

foodwatch-Marktcheck: Nur 14 von 77 Fruchtsnacks dürften nach WHO-Kriterien an Kinder beworben werden

An Kinder beworbene Fruchtsnacks enthalten meist hohe Mengen Zucker. Das hat ein Marktcheck von foodwatch ergeben. Die Verbraucherorganisation hat in den Drogeriemärkten dm und Rossmann 77 Frucht-Snacks identifiziert, die mit Comicfiguren, Tieren oder der Aufschrift „für Kinder“ gezielt an Kinder vermarktet werden. Die Riegel und Knabbereien enthalten zwar ausschließlich Zucker aus Früchten. Dieser sei jedoch nicht gesünder als anderer Zucker, kritisierte foodwatch. Aufgrund des hohen Zuckergehalts dürften nur 14 der 77 Fruchtsnacks nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation an Kinder beworben werden. Gerade einmal zwei Produkte erhielten einen grünen Nutri-Score. foodwatch forderte die Bundesregierung auf, Kinder besser vor ungesunden Lebensmitteln zu schützen. 

Aufgrund des hohen Zuckergehalts dürften nur 14 der 77 Fruchtsnacks nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation an Kinder beworben werden.

„Der süße Knabberkram ist kein gesunder Kindersnack”

„Fruchtsnacks mögen ein gesundes Image haben, doch in den meisten steckt sehr viel Zucker. Egal, ob es sich um Fruchtzucker oder eine andere Zuckerart handelt: Der süße Knabberkram ist kein gesunder Kindersnack”, sagte Dr. Rebekka Siegmann von foodwatch. „Ungesunde Ernährung im Kindesalter kann im späteren Leben zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes führen. Die Bundesregierung muss endlich wirksame Junkfood-Werbeschranken zum Kinderschutz einführen und diese auch auf die Verpackungsgestaltung ausweiten. Und: Wir brauchen endlich eine verpflichtende Kennzeichnung mit dem Nutri-Score – die verbraucherfreundliche Lebensmittelampel würde Zuckerbomben auf einen Blick entlarven!” 

Die große Mehrheit der Produkte ist viel zu zuckrig und damit alles andere als ein gesunder Snack für die Kleinsten. Die Produkte enthalten zwar ausschließlich Zucker aus Früchten, doch dieser ist nicht gesünder als „normaler“ Zucker.

Im Durchschnitt rund ein Drittel aus Zucker

Die Hersteller bewerben den Großteil der Produkte mit Claims wie „Süße nur aus Früchten“ oder „ohne Zuckerzusatz“ auf der Vorderseite der Verpackung. Dies erwecke den Eindruck eines vergleichsweise gesunden und zuckerarmen Produkts, kritisierte foodwatch. Tatsächlich bestehen die Fruchtsnacks im Schnitt zu rund einem Drittel aus Zucker. 

Spitzenreiter Obsties Erdbeere Banane mit Joghurt und Rosinchen

Die Verbraucherorganisation überprüfte für alle Produkte, ob sie nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) an Kinder beworben werden dürften und berechnete den Nutri-Score. Gemäß den WHO-Empfehlungen sollten nur solche Fruchtsnacks an Kinder beworben werden, die maximal 12,5 Prozent Zucker enthalten. Dies trifft auf nur 14 der 77 Fruchtsnacks zu. Die beiden Spitzenreiter, die Obsties Erdbeere Banane mit Joghurt von Alete bewusst sowie die Rosinchen von Freche Freunde, bestehen zu fast drei Vierteln aus Zucker. Die Obsties von Alete bewusst sind einer der fünf Kandidaten der diesjährigen Wahl zum Goldenen Windbeutel, bei der Verbraucher:innen auf www.goldener-windbeutel.de über die dreisteste Werbelüge des Jahres abstimmen können. 

Schlechte Werte beim Nutri-Score-Check

Auch beim Nutri-Score-Check schnitten die Fruchtsnacks alles andere als gut ab. Gerade einmal zwei von 77 Produkten erhielten einen grünen Nutri-Score A. Mehr als die Hälfte (43 Produkte) würde den zweitschlechtesten orangenen Nutri-Score D erhalten. Die vier Produkte mit dem schlechtesten Nutri-Score, dem roten E, sind Fruchtschnitten von dmBio. Bei diesem Ergebnis überrascht es nicht, dass kein einziges Produkt freiwillig mit der Lebensmittelampel gekennzeichnet sei, so foodwatch. 

Auch beim Nutri-Score-Check schneiden die Fruchtsnacks alles andere als gut ab. Gerade einmal zwei von 77 Produkten erhalten einen grünen Nutri-Score A. Mehr als die Hälfte (43 Produkte) würden den zweitschlechtesten orangenen Nutri-Score D erhalten. Wenig überraschend ist kein einziges Produkt freiwillig mit der Lebensmittelampel gekennzeichnet.

Fruchtzucker in verarbeiteten Produkten nicht gesünder als „normaler“ Haushaltszucker

Fruchtzucker in verarbeiteten Produkten ist nicht gesünder als „normaler“ Haushaltszucker. Es herrscht ein breiter wissenschaftlicher Konsens darüber, dass ein zu hoher Konsum von Zucker die Entstehung von Übergewicht fördert. Damit verbunden sind zahlreiche Krankheiten, dazu gehören Adipositas, Typ-2-Diabetes und Karies. 

Bundesernährungsminister Cem Özdemir hat einen Entwurf für ein Kinderschutzgesetz vorgelegt, das die Werbung für Lebensmittel mit zu viel Zucker, Fett oder Salz beschränken soll. Aufgrund des Widerstands der FDP steckt das Vorhaben seit Monaten in der Ressortabstimmung fest. Genau wie zahlreiche Gesundheits- und Verbraucherverbände begrüßt foodwatch die vorgeschlagenen Werbeschranken, spricht sich jedoch für eine Ausweitung auf die Verpackungsgestaltung aus. Bisher umfassen die Werbeschranken nur Medien wie Fernsehen oder Internet.

Quelle: Pressemitteilung Foodwatch/alle fotos Foodwatch