Haustiere senken Risiko für stressbedingte Störungen

Das Zusammenleben mit Tieren beeinflusst sowohl die immunregulatorische Kapazität als auch die Barrierefunktion des Darms positiv

Dass Landbewohner, die eng mit Nutztieren leben, Stresssituationen immunologisch besser bewältigen als Großstädter, die ohne Haustiere aufgewachsen sind, haben Forschende der Ulmer Universitätsmedizin bereits gezeigt. Nun haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersucht, ob es der Kontakt zu Tieren ist oder der Faktor „Stadt versus Land“, der das Risiko beeinflusst, im Erwachsenenleben stressbedingte Störungen zu entwickeln. Das Fazit: das Zusammenleben mit Tieren beeinflusst sowohl die immunregulatorische Kapazität als auch die Barrierefunktion des Darms positiv. So werden eine überschießende Immunaktivierung sowie eine chronische niedrig-gradige Entzündungsreaktion verhindert.

Kontakt zu Haustieren von Kindern verringert im Erwachsenenleben stressbedingte Störungen

Der Kontakt zu Haustieren verringert bei Großstadtkindern das Risiko, im Erwachsenenleben stressbedingte Störungen zu entwickeln. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Sektion für Molekulare Psychosomatik der Uniklinik Ulm zusammen mit weiteren Forschenden aus Deutschland und den USA. Das Zusammenleben mit Tieren soll entzündliche Stressreaktionen mildern. Erschienen ist die Arbeit unter dem Titel „Pawsitive impact“ in der Fachzeitschrift Brain, Behavior and Immunity.

Stadtleben sorgt für Stress

Viele Städte bieten lukrative Arbeitsplätze und zahlreiche Freizeitmöglichkeiten, sind aber auch geprägt von viel Verkehr, langen Fahrzeiten, wenig Grün und Erholung. Verschiedene stressbedingte körperliche und psychische Störungen treten bei Städterinnen und Städtern häufiger auf als auf dem Land. Ein überreaktives Immunsystem und chronische, niedrig-gradige Entzündungen gehen nicht nur mit vielen dieser stressbedingten Störungen einher, sondern spielen laut präklinischen Studien auch eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von entzündlichen immunreaktiven Prozessen. Eine weitere Gemeinsamkeit vieler stressassoziierter Erkrankungen ist eine gestörte Darmbarrierefunktion, was den Übertritt von Darmbakterien ins Körperinnere begünstigt. „Zusammen können diese beiden Faktoren dann eine übermäßig starke Aktivierung unserer evolutionär konservierten entzündlichen Stressreaktion bedingen“, so Dr. Dominik Langgartner, einer der Erstautoren der Studie aus der Sektion für Molekulare Psychosomatik an der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Uniklinik Ulm. „Genau dieses Zusammenspiel wollten wir für Männer, die mit und ohne Haustiere in einer städtischen Umgebung aufgewachsen sind, genauer untersuchen.“

Landbewohner leben gesünder

Die Studie der Forschenden schließt an eine Arbeit aus dem Jahr 2018 an, in der gezeigt werden konnte, dass Landbewohner mit engem Kontakt zu Nutztieren Stresssituationen immunologisch viel besser bewältigen als Großstädter, die ohne Haustiere aufgewachsen sind (Böbel et al., PNAS, 2018). „Allerdings ließ unsere Untersuchung damals die Frage unbeantwortet, ob dieser deutliche Unterschied in der stressassoziierten Immunreaktivität auf den Faktor ‚Stadt versus Land‘ oder auf den Faktor ‚regelmäßiger versus fehlender Tierkontakt‘ zurückzuführen ist“, erklärt Sektionsleiter Professor Stefan Reber, der neben der aktuellen auch die Vorgängerstudie koordiniert hat.

„Besonders interessant sind in diesem Zusammenhang Studien, die andeuten, dass vor allem der regelmäßige Kontakt zu Tieren und das damit verbundene erhöhte Zusammentreffen mit Umweltmikroorganismen, und nicht die ländliche Umgebung selbst, eine wichtige Rolle bei der Prävention von Allergien und Autoimmunkrankheiten zu spielen scheint.“ Ob regelmäßiger Tierkontakt auch die stressassoziierte Immunaktivierung von Städtern abmildern kann und so auf lange Sicht eine stressassoziierte chronische, niedrig-gradige Entzündung verhindern kann, sollte die Nachfolgestudie nun beantworten.

Stress-Test mit 40 Teilnehmern

Für die neue Studie wurden insgesamt 40 gesunde männliche Teilnehmer zwischen 18 und 40 Jahren rekrutiert, die in einer Stadt mit mehr als 40 000 Einwohnern aufgewachsen sind und bis zum Alter von 15 Jahren entweder keine Haustiere hatten oder mindestens fünf Jahre lang mit einem Hund oder einer Katze zusammengelebt haben. Die Teilnehmer wurden standardisiertem psychosozialen Stress nach dem „Trier Social Stress Test“ (TSST) ausgesetzt. Der mentale und physische Gesundheitsstatus, frühe Lebensbelastungen, aktuelle Tierkontakte und die subjektive Belastung wurden mithilfe eines Fragebogens erfasst. Davor und danach wurden den Probanden Blut- und Speichelproben entnommen, um unter anderem Blutzellzusammensetzungen, Entzündungsparameter, Darmbarriere-Marker, die Zusammensetzung des Speichelmikrobioms, Stresshormonspiegel und immunregulatorische Marker zu bestimmen. Außerdem wurden vor, während und nach dem TSST die Herzfrequenz und Herzfrequenzvariabilität kontinuierlich aufgezeichnet. Der Stress-Test führte bei Teilnehmern, die ohne Haustiere aufgewachsen sind – im Vergleich zu Probanden mit Tierkontakt – zu einer schnelleren Mobilisierung von insbesondere neutrophilen Granulozyten, also spezialisierten weißen Blutkörperchen, die der Immunabwehr dienen. Begleitet wurde dies von einer verstärkten pro-inflammatorischen systemischen Stressreaktion.

Gesteigerte Immunzellmobilisierung bei Stress

„Wir können zeigen, dass bei gesunden männlichen Städtern, die ohne Haustiere aufgewachsen sind, deren Immunsystem weniger immunregulatorische Fähigkeiten besitzt und die intestinale Barrierefunktion gestört ist. Unter normalen Bedingungen hat dies erst einmal keine Auswirkungen, jedoch kann es durch die gesteigerte Immunzellmobilisierung bei Stress unter diesen Bedingungen zu einer überschießenden akuten Entzündungsreaktion kommen“, erklärt Katja Weimer, die zweite Erstautorin der Studie aus der Ulmer Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.

Prophylaxe für stressbedingte Störungen

Insgesamt scheint der Kontakt zu Haustieren das Risiko zu verringern, später im Leben stressbedingte Störungen zu entwickeln. Einerseits beeinflusst er sowohl die immunregulatorische Kapazität als auch die Barrierefunktion positiv und verhindert so eine überschießende Immunaktivierung als Reaktion auf akuten Stress sowie eine chronische niedrig-gradige Entzündungsreaktion als Antwort auf wiederholte Stressoren. Die Ergebnisse könnten dazu beitragen, neue immunregulatorische Ansätze zur Förderung der Stress-Resilienz zu entwickeln und so die in den letzten Jahrzehnten vor allem in städtischen Gegenden ständig steigende Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit abzumildern oder zu verhindern, so die Hoffnung der Forschenden der Ulmer Universitätsmedizin, der Universität von Colorado, USA, der Universität Erlangen-Nürnberg, Boehringer Ingelheim Pharma aus Biberach und der Universität Heidelberg.

Die Studie wurde anteilig vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg im Rahmen der Startphase des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit (DZPG) gefördert.

Originalpublikation

D. Langgartner, K. Weimer, J. Brunner-Weisser, R. Winkler, M. Mannes, M. Huber-Lang, J. D. Sterrett, C. A. Lowry, N. Rohleder, B. Bajrami, A. H. Luippold, A. Groß, H. A. Kestler, H. Tost, A. Meyer-Lindenberg, H. Gündel, M. N. Jarczok, S. O. Reber, Pawsitive impact: How pet contact ameliorates adult inflammatory stress responses in individuals raised in an urban environment, Brain, Behavior, and Immunity, Volume 127, 2025, https://doi.org/10.1016/j.bbi.2025.03.013

Daniela Stang, Universität Ulm




Diabetes bei Müttern kann zu neurologischen Störungen bei Kindern führen

Eine systematische Überprüfung und Metaanalyse von 202 Beobachtungsstudien, die 56,1 Millionen Schwangerschaften umfassen, legt Zusammenhang nahe

Diabetes bei Müttern kann laut einer aktuellen Studie der Central South University die Entwicklung des Gehirns von Embryonen verändern. Es sind jedoch gut konzipierte systematische Analysen erforderlich, um den Zusammenhang zwischen Diabetes bei Müttern und neurologischen Entwicklungsstörungen bei Kindern umfassend zu bewerten und zu quantifizieren. Ziel der chinesischen Studie war es, die verfügbaren Erkenntnisse über die Auswirkungen von Diabetes bei Müttern auf die neurologische Entwicklung von Kindern zusammenzufassen und zu bewerten.

Laut den bisherigen Ergebnissen ist mütterlicher Diabetes ist mit einem erhöhten Risiko für neurologische Entwicklungsstörungen und einer beeinträchtigten neurologischen Entwicklungsleistung bei Kindern verbunden, was unter anderem zu ADS oder Autismus führen könnte. Es sind jedoch weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um die Kausalität zu ermitteln und die Zusammenhänge zwischen bestimmten Diabetesarten und dem gesamten Spektrum neurologischer Entwicklungsstörungen zu klären.

56,1 Millionen Schwangerschaften untersucht

202 Studien mit 56.082.462 Mutter-Kind-Paaren wurden in die Metaanalyse einbezogen. Davon untersuchten 110 (54 %) Schwangerschaftsdiabetes und 80 (40 %) prägestativen Diabetes. Von den insgesamt untersuchten Studien konzentrierten sich 169 (84 %) ausschließlich auf Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre. In Studien, die mindestens einen wichtigen Störfaktor berücksichtigten, wurde mütterlicher Diabetes mit einem erhöhten Risiko für alle Arten von neurologischen Entwicklungsstörungen sowie mit niedrigeren Intelligenz- und psychomotorischen Werten in Verbindung gebracht. In Studien, die mehrere Störfaktoren berücksichtigten (n=98, 49 %), hatten Kinder, die mütterlichem Diabetes ausgesetzt waren, ein erhöhtes Risiko für jegliche neurologische Entwicklungsstörung (Risikoquote 1,28; 95 % KI 1,24–1,31), Autismus-Spektrum-Störung (1,25; 1,20–1,31), Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (1,30; 1,24–1,37), Intelligenzminderung (1,32; 1,18–1,47), spezifischen Entwicklungsstörungen (1,27; 1,17–1,37), Kommunikationsstörung (1·20; 1·11–1·28), motorische Störung (1·17; 1·10–1·26) und Lernstörung (1·16; 1·06–1·26) im Vergleich zu nicht exponierten Kindern. Mütterlicher Diabetes vor der Schwangerschaft war stärker mit dem Risiko der meisten neurologischen Entwicklungsstörungen bei Kindern verbunden als Schwangerschaftsdiabetes (Risikoquote 1,39; [95 % KI 1,34–1,44] vs. 1,18 [1,14–1,23]; Subgruppenunterschied p<0,0001).

Die Studie ist im Journal The Lancet erschienen.




Sicher auf dem Lastenrad unterwegs

lastenrad mit kindern am strand

Wie sich das Unfallrisiko senken lässt und welche Regelungen gelten

Ob für den Familieneinkauf, den Transport von Kindern oder als umweltfreundliche Alternative zum Auto – Lastenräder liegen voll im Trend. Vielseitig, praktisch und kostengünstig erleichtern sie den Alltag. Doch welches Modell passt zu wem? Und wie fährt man sicher? Hier finden Sie einige Tipps und wichtige Verkehrsregeln.

Welche Lastenradmodelle gibt es?

Der größte Unterschied zwischen klassischen Drahteseln und Lastenrädern: Letztere verfügen über deutlich mehr Stauraum und Tragkraft. Modelle mit zwei Rädern sind häufig mit einer Transportbox oder einem Gepäckträger ausgestattet und eignen sich daher zum Beispiel für Einkäufe. Dreirädrige Lastenräder haben meist noch mehr Stauraum. Außerdem unterscheiden sich die beiden Varianten in Fahrgefühl und Lenkung. Zweirädrige Modelle sind wendiger und können auch durch engere Passagen manövrieren, während dreirädrige Lastenräder sperriger sind und in Engstellen zum Problem werden könnten.

Unfallgefahren nicht unterschätzen

Zwar gelten Lastenräder als relativ sicher, aber egal ob zwei oder drei Räder: Sie sind um einiges schwerer als normale Drahtesel und damit komplizierter zu manövrieren und kippanfälliger. Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) empfiehlt daher Modelle mit Neigetechnik, die mehr Stabilität schaffen.

Sicherheit geht vor

Wer zum ersten Mal mit einem beladenen Lastenrad unterwegs ist, sollte zunächst auf einer ruhigen Strecke üben, um sich an das Fahrverhalten in Kurven und beim Bremsen sowie das Hochfahren auf Bordsteine zu gewöhnen. Mitfahrer müssen mit einem Gurt gesichert sein und besonders bei Kindern darf ein Helm nicht fehlen. Noch mehr Sicherheit bieten Sitze mit integriertem Kopfschutz. Ebenfalls fest zu verstauen sind zu transportierende Gegenstände. Dafür eignen sich Gepäckgurte, Absperrnetze oder fest montierte Halterungen. Ragt die Ladung über die Boxen hinaus, kann ein Sicherungsnetz sinnvoll sein. Beim Fahrverhalten gilt: Vorsichtig und vorausschauend fahren. Vor allem wer vollbeladen unterwegs ist, sollte seine Fahrweise und Geschwindigkeit anpassen.

Verkehrsregeln für Lastenräder

Lastenräder unterliegen trotz ihrer Breite und ihres Gewichts denselben Verkehrsregeln wie normale Fahrräder. Das heißt: Sie müssen grundsätzlich auch Radwege nutzen, die als benutzungspflichtig ausgeschildert sind. Allerdings kann in manchen Fällen eine Ausnahme gelten: Ist eine Nutzung des Radwegs im Einzelfall nicht zumutbar, weil dieser zum Beispiel zu schmal ist, soll nach einer Verwaltungsvorschrift die Nutzung der Fahrbahn nicht geahndet werden. Dann können Lastenradler also auf die Straße ausweichen. Für das Abstellen und Parken gelten in den meisten Fällen dieselben Regeln wie für normale Fahrräder. Doch wer das Lastenrad in Bereichen abstellt, die Rettungswege blockieren oder Gehwege zu stark einengen, sodass Fußgänger behindert werden, riskiert ein Bußgeld. Manche Städte haben Sonderregeln für Lastenräder eingeführt. Es wird empfohlen, sich über solche lokalen Besonderheiten zu informieren.

Quelle: Pressemitteilung ERGO Group




Früchtemüsli im Test: 17 Pestizide in einem Produkt

müsli

Öko-Test hat 40 Früchtemüslis getestet, darunter 25 Bio-Marken

1985 hat Öko-Test erstmals Müsli getestet – 40 Jahre später untersuchen die Verbraucherschützer für ihre Jubiläumsausgabe erneut Müsli. Die Tabelle ist so durchmischt wie das Früchtemüsli selbst: Von Grün für „sehr gut“ bis Tiefrot für „ungenügend“ ist alles dabei. In einem konventionellen Produkt stecken 17 Pestizide in Spuren – aber viele Bios überzeugen.

40 Jahre Öko-Test, 40 Früchtemüslis im Test – darunter 25 Bio-Marken.

Ein Kritikpunkt: Pestizidrückstände, auch solche, die Öko-Test als besonders bedenklich einordnet oder deren Einsatz in der EU nicht erlaubt ist. Während die getesteten Bio-Produkte laut den Verbraucherschützern überwiegend unbelastet sind, steckt in den meisten konventionellen Müslis ein Cocktail an Pestizidrückständen. Im Alpen No Added Sugar Swiss Style Muesli wies das von Öko-Test beauftragte Labor 17 Einzelsubstanzen nach. Auffällig nach Meinung von Öko-Test: In mehrfach belasteten Produkten stammen die Rosinen häufig aus China.

Auch wenn sich die Mehrfachbelastungen durch Pestizidrückstände bei allen Müslis im Spurengehalt bewegen, sehen wir diese kritisch, da Wechselwirkungen der Pestizide untereinander noch zu wenig erforscht sind. Zudem belasten viele dieser Stoffe die Umwelt oder bedrohen die Artenvielfalt,

sagt Jil Eichhorn, Öko-Test Lebensmittelchemikerin und Projektleiterin.

Auch ein Bio-Produkt fällt im Test besonders negativ auf – allerdings wegen Mineralölrückständen: Im Bio Primo Beerenmüsli mit Rosinen stieß das Labor auf aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH). Das ist eine große Gruppe von Stoffen, zu der auch krebserregende Verbindungen gehören. Der in dem Bio-Müsli gemessene Wert liegt über dem Richtwert, der von der EU-Kommission als Höchstgehalt für MOAH vorgeschlagen wird. Das Öko-Test-Urteil lautet „ungenügend“.

Im Gesamturteil kann Öko-Test die Mehrzahl der Bio-Früchtemüslis sowie zwei konventionelle Testprodukte mit „gut“ oder „sehr gut“ empfehlen.

Mehr Informationen zum Test finden Sie in der Aprilausgabe des Öko-Test-Magazins oder online unter: oekotest.de/15348

40 Jahre Verbraucher- und Umweltschutz: Öko-Test feiert Geburtstag

Vier Jahrzehnte nach Erscheinen des ersten Öko-Test Magazins feiert Öko-Test mit seiner Jubiläumsausgabe das 40-jährige Bestehen des Verlags. Seit 1985 hat sich viel in Sachen Verbraucher- und Umweltschutz in Deutschland getan – nicht zuletzt durch das Mitwirken von Öko-Test.

Öko-Test nimmt Leserinnen und Leser in der Aprilausgabe auf eine Zeitreise mit: Neben Tests sind Rückblicke und Entwicklungen aus den letzten 40 Jahren in Sachen Verbraucher- und Umweltschutz in der Jubiläumsausgabe enthalten – und immer wieder wird deutlich: Öko-Test war von Beginn an vorne mit dabei.

Die Jubiläumsausgabe des Öko-Test-Magazins ist nun im Handel erhältlich oder online über: oekotest.de/hefte/Magazin-April-2025-Muesli_M2504.html

Für die Jubiläumsausgabe hat Öko-Test neben Müsli und vielen anderen Produkten auch Vegane Fruchtgummis und Fingermalfarben getestet.

Von 20 veganen Fruchtgummis konnte Öko-Test nur zwei Produkte mit Bestnote empfehlen. Öko-Test kritisierte vor allem unnötige Zusatzstoffe und Aromen.
Die Fingerfarben sind heute besser als früher. Wie die aktuelle Überprüfung zeigt, haben sich die Produkte inzwischen deutlich verbessert. Auffällig: Entweder sind die Testkandidaten empfehlenswert oder fallen durch. Es gibt kein Mittelfeld.

Quelle: Pressemitteilung Öko-Test/www.oekotest.de




Neuer Report: Red Bull, Monster & Co. vermarkten Energydrinks direkt an Kinder

energydrink

foodwatch fordert: Altersgrenze für die gefährlichen Wachmacher muss in Koalitionsvertrag!

Energydrink-Hersteller wie Red Bull, Monster und Rockstar werben systematisch bei Minderjährigen – mit Influencer-Marketing, Gaming-Kooperationen, Sportsponsoring und sogar Kinderclubs. Das zeigt ein neuer Report von foodwatch. Die Verbraucherorganisation fordert eine gesetzliche Altersgrenze von 18 Jahren für den Verkauf der koffeinhaltigen Getränke. Dies müsse klar in einem neuen Koalitionsvertrag vereinbart werden. Bisher haben sich SPD und Union nach Medienberichten zumindest darauf verständigt, eine Altersgrenze zu „prüfen“.

„Energydrink-Hersteller behaupten dreist, ihr Marketing richte sich nur an Erwachsene – doch der foodwatch-Report entlarvt das als glatte Lüge! Red Bull, Monster & Co. ködern gezielt Kinder und Jugendliche, indem sie ihre Produkte mit jungen Social-Media-Influencer:innen oder Sportsponsoring in Szene setzen”, sagte Dr. Rebekka Siegmann von foodwatch. „Andere EU-Länder haben den Verkauf der aufputschenden Getränke an Minderjährige aufgrund schwerwiegender Gesundheitsrisiken längst gestoppt. Die neue Bundesregierung muss handeln und junge Menschen vor den gefährlichen Wachmachern schützen!”

Systematische Ansprache von Minderjährigen

Der Lobbyverband Energy Drink Europe behauptet: Energydrinks seien sicher und außerdem ziele das Marketing nicht auf Kinder, sondern konzentriere sich „auf die erwachsene Bevölkerung“. Der foodwatch-Report „Erst Flügel, dann Herzrasen“ deckt dagegen auf, mit welchen perfiden Methoden Energydrink-Hersteller bereits Kinder für ihre Marken begeistern:

(1) Social Media & Influencer:innen:

TikTok-Stars und YouTuber:innen machen in Videos ihren Millionen junger Follower:innen Energydrinks schmackhaft. Ein Beispiel ist Lewin Ray Wester, bekannt als Lewinray. Der 22-jährige Influencer und Musiker hat alleine auf TikTok 2,7 Millionen Follower:innen. 2024 erhielt er – umjubelt von den Kindern im Publikum – den Preis als „Content Creator“ des Kinderkanals von ARD und ZDF. Im Rahmen einer Werbekooperation mit dem Enerydrinkhersteller Effect Energy postete er etwa Videos zum Energydrink-Konsum in der Schule. Ein weiteres Video zeigt ihn, wie er unbemerkt von seiner Mutter seine Tagesration von sieben leeren Dosen Effect Energy entsorgen will. Sieben Dosen enthalten 560 Milligramm Koffein – ein 50 Kilogramm schweres Kind sollte maximal 150 Milligramm am Tag zu sich nehmen. Die Message dieses „lustigen“ Videos sei daher gefährlich, kritisierte foodwatch.

Bildquelle: https://www.tiktok.com/@effectenergy/video/7389944035747679520

(2) Gaming & E-Sport:

Red Bull & Co. sponsern Gaming-Events, Teams und Streamer:innen, um sich als festen Bestandteil der Computerspiel-Jugendkultur zu etablieren. Teilweise bringen Spieler:innen sogar ihre eigenen Marken auf den Markt: So wurde der Energydrink Gönrgy vom Video-Streamer Montana Black gegründet, der 2023 bereits 20 Millionen Follower:innen in sozialen Netzwerken erreichte. Der Markenname Gönrgy wird dauerhaft in seinen Streams eingeblendet.

(3) Sportsponsoring:

Energydrink-Marken dominieren den Profi- und Jugendsport – von Fußballclubs über Eishockey bis hin zu Skirennen. Studien zeigen: Kinder bewerten Sponsoring im Sport oft positiv. Selbst minderjährige Athlet:innen werden von den Energydrink-Herstellern als Werbefiguren eingesetzt. Monster Energy unterstützt über die „Monster Army” beispielsweise Nachwuchstalente zwischen 13 und 21 Jahren aus Sportarten wie Motocross, BMX, Skateboarden und Snowboarden. Die prominentesten Beispiele für die Neugründung beziehungsweise Übernahme eines Vereins durch einen Energydrinkhersteller sind im deutschsprachigen Raum sicherlich die Fußballvereine RB Leipzig und der FC Red Bull Salzburg – bei beiden ziert das Red Bull Logo auch das Vereinslogo.

Das Sponsoring teils minderjähriger Extremsportler:innen verleiht den Energydrink-Marken ein cooles, sportliches Image. Monster Energy kooperiert mit der 17jährigen Motocross-Rennfahrerin Lotte van Drunen.
Bildquelle: https://www.monsterenergy.com/de-de/2-rad/interview-mit-mxgp-champion-lottie-van-drunen/

(4) Kinderclubs & Merchandise:

Red Bull betreibt eigene Fanclubs für Kinder, bietet mit dem Markenlogo versehene Kinder-Produkte wie Kuscheltiere oder Malbücher an und veranstaltet Freizeit-Events für junge Zielgruppen.

Mediziner:innen warnen vor Gesundheitsgefahren

Ärzt:innen und Verbraucherverbände warnen seit Jahren vor den gesundheitlichen Folgen der koffeinhaltigen Getränke für Kinder und Jugendliche. Bei hohem Konsum drohen Herzrhythmusstörungen, Angstzustände und Konzentrationsprobleme. Besondere Risiken bestehen, wenn die Getränke im Zusammenhang mit Sport oder Alkohol konsumiert werden. Eine aktuelle wissenschaftliche Untersuchung des Uniklinikums München („EDUCATE”) zeigte nun erstmals, dass bereits moderate Mengen den Blutdruck erhöhen und den Schlaf stören.

„Unsere „EDUCATE“-Studie ist weltweit die erste wissenschaftliche Untersuchung, die sich mit den Auswirkungen des Konsums einer geringen Menge von Energydrinks auf das Herz-Kreislaufsystem von Kindern und Jugendlichen widmet. Hierbei konnte eindeutig nachgewiesen werden, dass eine einzelne Dosis von Energydrink, die am Vormittag konsumiert wurde, einen Anstieg des Blutdrucks und der Herzfrequenz bewirkt, das Auftreten von Herzrhythmusstörungen begünstigt und zu einer um etwa eine Stunde verringerten Schlafdauer führt. Da in der Regel mehrere Energydrinks getrunken werden, erscheint uns klar, dass dieser Konsum für Kinder und Jugendliche aus gesundheitlichen Gründen eingeschränkt werden muss”, sagte Prof. Dr. Nikolaus Haas, Direktor der Kinderkardiologie des Uniklinikums München.

Laut vorläufigen Zahlen einer Erhebung des Uniklinikums München an Schulen („Hand aufs Herz”) beginnen Kinder bereits mit etwa neun Jahren mit dem Energydrink-Konsum, mehr als jeder vierter Minderjährige trinkt diese regelmäßig. Zehn Prozent der Jungs trinken sie gerne beim Sport. Zahlreiche europäische Länder haben längst eine Altersgrenze für den Verkauf von Energydrinks eingeführt, darunter Litauen, Lettland und Polen. Obwohl der Konsum stetig ansteigt, verhindere in Deutschland die Industrie mit geschicktem Lobbying bisher jede Regulierung, kritisierte foodwatch. Die neue Bundesregierung müsse Kindergesundheit deshalb an erste Stelle setzen.

Quelle: Pressemitteilung foodwatch e.V.

Weitere Informationen finden Sie auf: www.foodwatch.org




Infizierte Schwangere können ihren Nachwuchs schädigen

Forscher der Slovak Academy of Sciences weisen Veränderungen der Gehirnaktivitäten nach

Infektionen der Mütter während der Schwangerschaft können nachhaltige Auswirkungen auf die Gehirnfunktion des Kindes haben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Slovak Academy of Sciences. Die Forscher haben bei neugeborenen Ratten die Folgen der mütterlichen Immunaktivierung auf die Pyramidenzellen des Hippocampus untersucht.

Neuronale Erregbarkeit leidet

Den Experten nach beeinträchtigt eine pränatale Infektion die neuronale Erregbarkeit erheblich. Diesen Veränderungen der Gehirnfunktion dürfte das erhöhte Risiko von neurologischen Entwicklungsstörungen bei Infektionen der Mütter zugrunde liegen, glauben die Experten. Laut dem korrespondierenden Autor Eliyahu Dremencov gelten Infektionen der Mütter bereits als Risikofaktoren für Erkrankungen wie Autismus, Schizophrenie und Depressionen.

Während der Schwangerschaft lösen Infektionen eine Immunreaktion aus, die Zytokine freisetzt. Dabei handelt es sich um chemische Botenstoffe, die in die Plazenta gelangen können und sich auf die Hirnentwicklung des Fötus auswirken. Mittels eines gut etablierten Tiermodells haben die Forscher bei trächtigen Ratten mit Lipopolysacchariden (LPS) Infektionen ausgelöst. Danach wurden die Neuronen des Hippocampus der neugeborenen Tiere auf ihre Erregbarkeit hin untersucht.

Neurotransmission beeinträchtigt

Forschungsleiterin Lucia Moravcikova zufolge verfügt dieser Nachwuchs bei der Aktivierung der Neuronen über eine deutlich höhere Schwelle, langsamere Reaktionszeiten und verringerte Feuerungsraten. „Das weist auf eine Störung der glutamatergen Neurotransmission hin. Sie spielt eine entscheidende Rolle beim Lernen, dem Gedächtnis und der Regulation der Emotionen.“ Die Forschungsergebnisse sind im Fachmagazin „Brain Medicine“ veröffentlicht.

Moritz Bergmann/pressetext.redaktion




Millionen Kinder haben große Probleme durch Medienkonsum

Längsschnittuntersuchung des UKE Hamburg analysiert Gaming, Social Media und Streaming bei Zehn- bis 17-Jährigen

„Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen ist zu einem dauerhaften und ernsten Problem geworden. Wenn junge Menschen ohne Ende online sind, dann schadet das häufig der Gesundheit und führt zu sozialen Konflikten“, sagt Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. „Bei den zunehmenden Gesundheitsproblemen vieler Schüler ist Mediensucht nur die Spitze des Eisbergs. Um unsere Kinder zu stärken und zu schützen, ist Schule ein wichtiger Ort. Deutschland braucht ein neues Schulfach Gesundheit. Die Kultusminister der Länder sollten dieses Thema offen diskutieren.“ 

Mediensucht deutlich höher als vor fünf Jahren

Laut DAK-Studie hat sich die Problematik der Mediensucht auf hohem Niveau eingependelt und liegt deutlich höher als vor fünf Jahren: Ein Viertel der Zehn- bis 17-Jährigen nutzt soziale Medien problematisch, darunter gelten 4,7 Prozent als abhängig. Jungen sind dabei mit sechs Prozent fast doppelt so häufig betroffen wie Mädchen (3,2 Prozent). Im Vergleich: Im Jahr 2019 lag der Anteil der problematischen Social-Media-Nutzung nur bei 11,4 Prozent. Das bedeutet einen Anstieg von 126 Prozent. Weniger dramatisch sind die Ergebnisse beim Gebrauch digitaler Spiele. Demnach nutzten zwölf Prozent aller Kinder und Jugendlichen digitale Spiele problematisch, 3,4 Prozent pathologisch. 2019 waren es 12,7 Prozent problematische Nutzer mit einem Anteil von 2,7 Prozent pathologischer Gamerinnen und Gamern. Neue Entwicklungen zeichnen sich auch beim Streamingverhalten ab, das erst seit 2022 in der Studie erfasst wird. Hier sind die Zahlen konstant hoch: 16 Prozent problematische Nutzer im Jahr 2024 stehen 16,3 Prozent im Jahr 2022 gegenüber. 2,6 Prozent gelten heute als abhängig.

Zweieinhalb Stunden Social Media täglich

An einem typischen Wochentag nutzen die Befragten zweieinhalb Stunden (157 Minuten) Social Media und damit ähnlich lang wie in den beiden Jahren zuvor. Dennoch ist ein deutlicher Anstieg über die insgesamt sieben Messzeitpunkte der Studie sichtbar. So verbrachten Kinder und Jugendliche im Jahr 2019 täglich durchschnittlich eine halbe Stunde weniger mit der Nutzung von sozialen Medien. Beim Gaming liegt die tägliche Nutzungszeit werktags bei 105 Minuten im Vergleich zu 91 Minuten im Jahr 2019. Beim Streaming ist indes ein deutlicher Corona-Peak im Jahr 2021 zu sehen (170 Minuten täglich), während die Nutzungszeiten ansonsten konstant um die 100 Minuten täglich lagen und zuletzt sogar leicht zurückgingen (93 Minuten). 

Soziale Konflikte: Viele erleben „Phubbing“

Erstmalig wurde in der Erhebung des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) das Phänomen „Phubbing“ untersucht: Es setzt sich aus den Wörtern „Snubbing“ (Englisch für „jemanden brüskieren“) und „Phone“ (Telefon) zusammen und beschreibt die unangemessene Nutzung des Smartphones in sozialen Situationen, beispielsweise bei Gesprächen oder am Esstisch. Demnach erleben die befragten Menschen das Phänomen häufig: 35,2 Prozent der Kinder und Jugendlichen fühlen sich durch die Smartphone-Nutzung anderer Personen ignoriert. 25,2 Prozent haben Erfahrungen mit sozialen Konflikten im Kontext mit Phubbing gemacht. Ebenso die Eltern: 29,2 Prozent fühlten sich bereits ignoriert, 28,2 Prozent erlebten entsprechende Konflikte. Insgesamt zeigt sich in diesem Zusammenhang auch, dass Kinder und Jugendliche mit häufigen Phubbing-Erfahrungen nachweislich einsamer, depressiver, ängstlicher und gestresster sind als solche, die selten Phubbing erfahren.

UKE-Suchtexperte Prof. Thomasius sieht Depressionsrisiko

„Es gibt hier eine sichtbare Verbindung zu psychischen Belastungen wie Depressivität“, sagt Prof. Rainer Thomasius, Studienleiter und Ärztlicher Leiter des DZSKJ. „Wir erleben im klinischen Alltag, dass die digitale Welt zunehmend auch als störend empfunden wird. Gleichzeitig zeigt sich ein fehlender Effekt bei der elterlichen Regulation. Das Handeln der Eltern passt also häufig nicht zum eigentlichen Erziehungsanspruch.“ Laut Studie wird von etwa 40 Prozent der Eltern der zeitliche Umfang der Mediennutzung nicht hinreichend festgelegt. Ein Viertel moderiert die Inhalte nicht. Gleichzeitig wünschten sich Eltern häufig zusätzliche Informationen oder gar Hilfe. „Die in der Studie erhobenen Befunde bilden sich in einem klinischen Zusammenhang ebenfalls ab: Ein Drittel der in unserem Institut behandelten Jugendlichen leidet mittlerweile unter einer medienbezogenen Störung. Diese jungen Menschen tendieren dann auch zu anderen psychischen Problemen oder gar stoffgebundenen Süchten.“

DAK-Chef Storm: Schulen müssen Gesundheitskompetenz fördern

„Im Kampf gegen die Mediensucht brauchen wir den Schulterschluss mit den Schulen“, sagt DAK-Vorstandschef Andreas Storm. Er appelliert an die kommende Woche tagende Kultusministerkonferenz der Länder zum gemeinschaftlichen Handeln. „Uns hilft jetzt keine kontroverse Diskussion über ein Handy-Verbot für Schülerinnen und Schüler. Wir sollten offen über ein neues Schulfach Gesundheit diskutieren“, betont Storm. „Gesunde und fitte junge Menschen sind die Basis für die unsere Zukunft.“ Deshalb müsse an den Schulen über ein neues Fach die Gesundheitskompetenz von Lehrkräften, Kindern und Jugendlichen gestärkt werden, wobei dann auch die gesunde Mediennutzung ein zentrales Thema sei. Es gebe im Ausland zahlreiche Best-Practice-Beispiele zur Anpassung der Lehrpläne.

Dr. Hubmann: Immer häufiger medienbezogene Störungen

„Medien- und Gesundheitskompetenz sind nah beieinander, weshalb deren Vermittlung in der Schule einen viel höheren Stellenwert einnehmen muss“, erklärt Dr. Michael Hubmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen e.V. (BVKJ). „Wir sehen im Praxisalltag das Problem der psychischen Störungen sowie medienbezogener Störungen immer häufiger. Außerdem sehen wir, dass Eltern überfordert sind und Orientierung suchen. Die Ausweitung des Mediensuchtscreenings mit der DAK-Gesundheit ist hierfür ein wichtiger Schritt. Dadurch können wir Handlungsbedarf erkennen und eine weitere Steuerung vornehmen. Das kann aber nur ein Baustein sein. Wir müssen die Gesamtgesellschaft bei diesem Problem wieder mehr in die Verantwortung nehmen. Und das schließt den Lernort Schule explizit mit ein.“


Medienkompetenz beginnt bei den Erwachsenen

Kinder jeden Alters erleben die vielfältige digitale Mediennutzung überall in ihrem Lebensalltag. Da bleibt es nicht aus, dass sie sich der Faszination digitaler Medien nicht entziehen können. Gleichzeitig gehört es zu den >Lebenskompetenzen< eines Menschen, mit den unübersehbaren und besonders verlockenden Angeboten in einer stark konsumorientierten und digital durchsetzten Welt differenzieren zu können. So dreht sich aktuell vieles um die >digitale Mediennutzung< – und das auch schon für Kinder im Krippen- und in Fortsetzung im Kindergarten- und Grundschulalter. Wenn ‚neue Schwerpunkte‘ in die Elementarpädagogik implantiert werden, bedarf es stets einer sorgsamen Betrachtung, was dabei zu berücksichtigen ist. Darum geht es in dieser Streitschrift.

28 Seiten, ISBN: 9783963046193, 5 Euro


Neues DAK-Mediensuchtscreening für Jugendliche

Als Reaktion auf die Mediensucht-Studie baut die DAK-Gesundheit ihre Präventionsangebote aus. Seit 2020 bietet die Krankenkasse ihren Versicherten in fünf Bundesländern zusätzlich zu den bestehenden Vorsorgeuntersuchungen ein Mediensuchtscreening an. Dieses wird angesichts zunehmender Mediensucht zum 1. April bundesweit ausgeweitet. Im Rahmen der J1- und J2-Vorsorgeuntersuchungen kommt dabei erstmals der Fragenbogen breit in der Praxis zum Einsatz, der im Zuge der gemeinsamen Längsschnittstudie mit der DAK-Gesundheit von Dr. Kerstin Paschke und ihrem Team vom DZSKJ entwickelt wurde. Bei Auffälligkeiten werden gemeinsam mit den Eltern und den Betroffenen Möglichkeiten aufgezeigt, einer beginnenden Mediensucht entgegenzuwirken oder eine bestehende Sucht professionell zu behandeln. Das neue DAK-Angebot gilt für Jungen und Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren. Dabei werden die Diagnosekriterien für die Mediensucht nach ICD-11 abgefragt. Interessierte Eltern können sich direkt in ihrer teilnehmenden Kinder- und Jugendpraxis in das Programm einschreiben oder die Praxis-App „Meine pädiatrische Praxis“ des BVJK einschreiben. Das Angebot ist für DAK-Versicherte kostenlos. Um Betroffene und Angehörige weiter zu unterstützen, fördert die DAK-Gesundheit eine Online-Anlaufstelle Mediensucht am UKE auf 

www.mediensuchthilfe.info.  

Weltweit einmalige Längsschnittstudie

Die repräsentative Längsschnittstudie zur Mediennutzung im Verlauf der Corona-Pandemie untersucht an rund 1.200 Familien die Häufigkeiten pathologischer und riskanter Gaming- und Social-Media-Nutzung bei Kindern und Jugendlichen nach den neuen ICD-11-Kriterien der WHO und ist damit weltweit einmalig. Die DAK-Gesundheit führte dazu gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) in mehreren Wellen Befragungen durch das Meinungsforschungsinstitut Forsa durch. Dafür wurde eine repräsentative Gruppe von Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen zehn und 17 Jahren mit je einem Elternteil zu ihrem Umgang mit digitalen Medien befragt.

Quelle: Pressemitteilung DAK




Mental gesund in der Schule

Mithilfe einer neuen digitalen Plattform sollen Lehrkräfte bei mentalen Problemen ihrer Schülerinnen und Schüler unterstützt werden

Lehrkräfte nehmen oft wahr, wenn ein Kind mentale Probleme hat. Mithilfe einer neuen digitalen Plattform sollen sie dabei unterstützt werden, in solchen Fällen schnell und richtig zu handeln – und damit die mentale Gesundheit junger Menschen zu verbessern. Der Verein zur Förderung des Forschungs- und Behandlungszentrums für psychische Gesundheit (FBZ) der Ruhr-Universität Bochum will eine Intervention entwickeln, die später auch in anderen Regionen Deutschlands nutzbar ist. Die Brost-Stiftung fördert das Projekt „Mental gesund in der Schule: Digitale Hilfen für Lehrkräfte“ mit 150.000 Euro.

Innerhalb von zwei Jahren wird das Projektteam das digitale Angebot konzipieren. Dort sollen Lehrkräfte methodisch zugeschnittenes Wissen über psychische Störungen erhalten und ihre Handlungskompetenzen in diesem Bereich erweitern. „Wir möchten konkrete Hinweise geben, wie Lehrkräfte Schülerinnen und Schülern mit emotionalen oder Verhaltensauffälligkeiten im Schulalltag am besten begegnen können“, erklärt Projektkoordinatorin Dr. Kathrin Schopf aus dem FBZ. Über die digitale Plattform erfahren Lehrkräfte außerdem, wie sie ihre mentale Gesundheit stärken können – ebenso wie die ihrer Schülerinnen und Schüler. „Wir sind überzeugt, dass sich dieses Vorgehen mittel- und langfristig positiv auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen auswirkt“, betont Kathrin Schopf.

Deutschlandweites Angebot

An ausgewählten Schulen fragen die Psychologinnen und Psychologen zunächst ab, welche Faktoren Lehrkräfte in ihrem Alltag als besonders belastend empfinden. Diese Angaben fließen in die inhaltliche Gestaltung der digitalen Plattform ein. Das Angebot kann später deutschlandweit möglichst vielen Schulen zugutekommen – insbesondere in städtischen Ballungsräumen, die große Herausforderungen für die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen mit sich bringen. Schon seit knapp zwei Jahren führt das FBZ-Team im Bochumer Stadtteil Wattenscheid-Mitte das Projekt „Urban Mental Health“ durch, das dem Deutschen Zentrum für Psychische Gesundheit (DZPG) zugeordnet ist und von Dr. Lukka Popp koordiniert wird. Die hier entwickelten Interventionen und Erfahrungswerte fließen in die Entwicklung der digitalen Plattform ein.

Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist von höchster gesellschaftlicher Relevanz. 75 Prozent aller psychischen Störungen beginnen bis zum jungen Erwachsenenalter; mit 14 Jahren haben bereits 50 Prozent der Betroffenen die erste psychische Störung entwickelt. Im weiteren Verlauf entstehen daraus in vielen Fällen krankheitsbedingte Fehltage und spätere Frühverrentungen.

Verein zur Förderung des FBZ

Seit 2018 gibt es den gemeinnützigen Verein zur Förderung des Forschungs- und Behandlungszentrums für psychische Gesundheit (FBZ). Ziel ist es, die Arbeit des FBZ in Behandlung, Lehre und Wissenschaft zu unterstützen. Der Verein unterstützt Patientinnen und Patienten im Rahmen einer Behandlung ebenso wie Kontakte zu externen Organisationen und Forschenden. Darüber hinaus unterstützt er Konferenzen und Bildungsangebote im Arbeitsbereich des FBZ.

Webseite des FBZ: https://fbz-bochum.de/

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation, Ruhr-Universität Bochum