Maßnahmen gegen ungesunde Lebensmittel dringend gefordert

DEGAM: Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen nehmen zu

Großbritannien macht einen wichtigen Schritt, um insbesondere Kinder vor ungesunden Lebensmitteln zu schützen. Ab Oktober 2025 wird Werbung für bestimmte Lebensmittel im Fernsehen tagsüber und im Internet rund um die Uhr verboten. Die britische Regierung hat eine Liste der Lebensmittel mit hohem Fett-, Salz- und Zuckergehalt (zum Beispiel Muffins, Croissants, Waffeln, Kekse, Frühstücksflocken, Müsliriegel etc.) vorgelegt, die von dem Werbeverbot betroffen sind. Damit will Großbritannien jährlich 20.000 Fälle von Fettleibigkeit bei Kindern verhindern. Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V. (DEGAM) begrüßt diesen Schritt nicht nur, sondern fordert ein ähnliches Vorgehen in Deutschland.

Die Briten machen Nägel mit Köpfen

„Während in Deutschland seit Jahren ergebnislos über die Einführung einer Zuckersteuer oder Werbeverbote für Süßigkeiten oder andere ungesunde Lebensmittel diskutiert wird, machen die Briten Nägel mit Köpfen“, kommentiert Prof. Dr. Martin Scherer, Präsident der DEGAM. „Als wissenschaftliche Fachgesellschaft weist die DEGAM seit Jahren darauf hin, dass es für breit ansetzende Elemente der Verhältnisprävention wie Werbeverbote oder erhöhte Steuern eine gute Evidenz gibt, um einen gesunden Lebensstil zu erleichtern. Es ist höchste Zeit, dass Deutschland in der Verhältnisprävention endlich aufholt.“

Stärkung der Prävention in den Lebenswelten der Menschen

Für die Wirksamkeit der Verhältnisprävention – also die Stärkung der Prävention in den Lebenswelten der Menschen wie Kita, Schule, Nachbarschaft, Arbeitsplatz – liegen international gute wissenschaftliche Belege vor. Werbeverbote sind eine verhältnispräventive Maßnahme, von denen Kinder und Jugendliche auch über soziale Schranken hinweg profitieren können. „Die Evidenz ist in jedem Fall stark genug, um politische Reaktionen zu rechtfertigen. Es ist doch absurd, wirtschaftliche Interessen höher einzustufen als den Schutz vor gesundheitlichen Risiken bei Generationen von Kindern. Wir sollten Kindern und Jugendlichen Chancen eröffnen und nicht durch frühe Fehlernährung verschließen“, so Martin Scherer weiter.

Limonadensteuer senkt Konsum durch Norm

Laut einer aktuellen Studie der UC Berkeley wird das Warnen vor den Gefahren des Trinkens zuckerhaltiger Getränke zu radikalen Veränderungen bei sozialen Normen und beim Konsum führen. Eine Limonadensteuer wurde in der Stadt Berkeley bereits vor zehn Jahren eingeführt. Gemeinsam mit der später erfolgten Erhöhung der Limonadensteuer in der kalifornischen Bay Area ist es nicht nur zum Rückgang der Umsätze gekommen. Es gibt laut der Seniorautorin Kristine A. Madsen in Hinblick auf die Gesundheit der zuckerhältigen Getränke auch deutliche Veränderungen bei sozialen Normen und Haltungen.

Informelle Regeln wichtig

Binnen weniger Jahren haben Steuern gemeinsam mit einer großen medialen Aufmerksamkeit die allgemeine Wahrnehmung von Getränken mit Zucker deutlich verändert – insbesondere bei Limonaden, manchen Fruchtsäften und Sportgetränken. Madsen zufolge hat eine Veränderung der informellen Regeln, wie Menschen denken und handeln, erhebliche Folgen auf die Bemühungen im Bereich der öffentlichen Gesundheit. „Soziale Normen sind wirklich mächtig. Die deutliche Veränderung, die wir beim Denken über Limonaden gesehen haben, zeigt auch, was sonst noch möglich sein sollte.“ Details sind in „BMC Public Health“ nachzulesen.

Gemeinsam mit Kollegen von der UC San Francisco und der UC Davis hat die Forscherin Umfrage-Ergebnisse von 9.128 Personen aus einkommensschwächeren Vierteln in Berkeley, Oakland, San Francisco und Richmond analysiert. Diese Daten sind zwischen 2016 bis 2019 und 2021 erhoben worden und Jahr für Jahr untersucht. Gefragt worden ist, wie oft die Teilnehmer vermuten, dass ihre Nachbarn Limonaden, Fruchtsäfte oder Sportgetränke konsumieren. Zudem wurde bewertet, wie gesund mehrere Getränke sind und wie die Teilnehmer ihr eigenes Verhalten beim Konsum dieser Getränke erkennbar werden ließen. Die Akzeptanz gegenüber dem Konsum von mit Zucker gesüßten Getränken sank um 28 Prozent.

Umfeld entscheidet mit

In Oakland ging die positive Wahrnehmung des Konsums von Sportgetränken nach der Erhöhung der Steuern zurück. Auch in San Francisco haben die Forscher eine ähnliche Veränderung der Haltung bei gesüßten Fruchtgetränken festgestellt. Die Annahme, dass die Nachbarn nicht mehr so viele gesüßte Getränke konsumierten, beeinflusste auch das eigene Interesse am Konsum von Limonaden, Säften und Sportgetränken. Laut Madsen ist es damit zu einer erstaunlichen Veränderung in der Denkweise gekommen: „Wir trinken keine Limonaden, weder so viel noch die ganze Zeit. Die ,Penny-per-Ounce Tax‘ auf solche Getränke ist eine wichtige Möglichkeit der Kommunikation mit der Öffentlichkeit“, urteilt Madsen abschließend.

Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen nehmen zu

Die DEGAM hält fest: Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen nehmen zu. Gleichzeitig ist bekannt, dass wichtige Weichen zum gesunden Verhalten in den frühen Jahren gestellt werden. „Werbung, die die Kinder zu übermäßigem Konsum ungesunder Nahrungsmittel verleitet, schadet ihnen langfristig,“ ergänzt Dr. Wolfgang Schneider-Rathert, Sprecher der DEGAM-Sektion Prävention und niedergelassener Hausarzt in Niedersachsen. „Zielgenaue Werbung, die Kinder früh im Leben mehrfach jeden Tag in ihren Zeitschriften, auf ihren Handys und Bildschirmen erreicht, prägt so stark, dass das daraus resultierende Übergewicht später nur noch teilweise erfolgreich behandelt werden kann. Deshalb plädieren wir aus wissenschaftlicher Sicht dafür, mit dem Werbeverbot für Junk-Food die Verhältnisse zu ändern, da das Verhalten bereits übergewichtiger Kinder und Jugendlicher später kaum noch zu ändern ist.“

Neue Studie: Zuckerhaltige Getränke als Herz-Kreislauf-Risiko

Erst eine am 9. Dezember veröffentlichte Studie über den Zusammenhang von zugesetztem Zucker und dem Auftreten von sieben verschiedenen Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei 69.705 schwedischen Männern und Frauen bestätigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Barbara Bitzer, Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) und Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) fordert deshalb ebenfalls Maßnahmen wie eine Herstellerabgabe auf zuckerhaltige Getränke und strikte Beschränkungen für Werbung für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder richtet, den Konsum dieser gesundheitsschädlichen Produkte zu reduzieren bzw. die Hersteller zu animieren, die Rezepturen gesünder zu gestalten. Die Gesundheit der Bevölkerung müsse oberste Priorität haben.

Weitere Informationen:

Zum Umgang mit Übergewicht und Adipositas in der hausärztlichen Praxis hat die DEGAM letztes Jahr ein Positionspapier zu Prävention und Therapie von Adipositas vorgelegt: https://tinyurl.com/ycy9kxdz

Neue Studie: Frontiers | Added sugar intake and its associations with incidence of seven different cardiovascular diseases in 69,705 Swedish men and women: https://www.frontiersin.org/journals/public-health/articles/10.3389/fpubh.2024.1452085/full

Quellen: Pressemitteilung Natascha Hövener Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V., Moritz Bergmann, pressetext.redaktion, Christina Seddig, Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten




Lungenärzte fordern besseren Schutz vor Nikotin- und Feinstaubbelastung

Weil Passivrauchen überall gesundheitsschädlich ist, sollen Nichtraucher auch im Freien geschützt werden

„Nichtraucher und insbesondere Kinder müssen in Deutschland besser vor Nikotin- und Feinstaubbelastungen geschützt werden – vor allem im öffentlichen Raum, gerade auch im Freien!“ Das fordern führende Lungenärztinnen und -ärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), der Deutschen Atemwegsliga (DAL) sowie der Deutschen Lungenstiftung (DLS). Hintergrund: In Deutschland erkranken jährlich rund 57.000 Menschen neu an Lungenkrebs. Darüber hinaus versterben noch einmal rund 45.000 Menschen pro Jahr, da die Erkrankung meist erst im fortgeschrittenen Tumorstadium festgestellt wird.

Schlusslicht in Europa

„Gerade beim Schutz von vulnerablen Gruppen, wie Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen oder auch Schwangeren und Heranwachsenden, dürfen wir nicht länger das Schlusslicht Europas sein. Andere EU-Länder sind fortschrittlicher, hierzulande ist der Einfluss der Tabaklobby deutlich zu spüren“, heißt es von den Verbänden. Ihr Aufruf an die Politik: „Setzen Sie ein Zeichen und schreiben Sie jetzt konkrete Nichtraucher-Schutzmaßnahmen in die Parteiprogramme zur nächsten Bundestagswahl!“

An vielen Plätzen übersteigen die Feinstaubwerte zulässige Höchstgrenzen

Was seit Jahren für Innenräume akzeptiert werde, müsse auch für öffentliche Räume gelten: „Passivrauchen ist unbestritten überall gesundheitsschädlich. Nichtraucher müssen auch im Freien geschützt werden“, erklärt Professor Wolfram Windisch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin. „Immer wieder übersteigen an vielen Plätzen die Feinstaubwerte zulässige Höchstgrenzen um das Vielfache. Gefährlich hohe Konzentrationen an gesundheitsschädigenden Substanzen finden sich vor allem dort, wo mehreren Rauchenden zusammenkommen – insbesondere an Orten mit einer geringen Winddurchlässigkeit“, so der Chefarzt der Lungenklinik an den Kliniken der Stadt Köln und Inhaber des Lehrstuhls für Pneumologie an der Universität Witten/Herdecke. „Tabakqualm und E-Zigaretten-Dampf halten sich nicht an die Grenzen von gekennzeichneten Raucherbereichen.“

Passivrauchen: „Auch im Freien so weit wie möglich reduzieren“

„Rauchen an belebten öffentlichen Plätzen – zum Beispiel an Bahnhöfen, in Sportstätten oder Stadien sowie auf Open-Air-Konzert-Flächen – sollte verboten werden, um nichtrauchende Menschen vor Gesundheitsgefahren zu schützen“, erklärt Professor Marek Lommatzsch, Vorstandsmitglied der Deutschen Atemwegsliga. „Das Passivrauchen ist generell schädlich für die Gesundheit, daher muss Passivrauch-Exposition so weit wie möglich, auch im Freien, reduziert werden. Nur so können wir es schaffen, dass weniger Menschen unverschuldet einem vermeidbaren Gesundheitsrisiko ausgesetzt sind – beispielsweise durch das Einatmen von Feinstaub“, so der leitende Oberarzt der Abteilung Pneumologie an der Universitätsmedizin Rostock. Lommatzsch ist zudem Koordinator der deutschen fachärztlichen Asthma-Leitlinie. Seine Einschätzung: „Gerade Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen wie Asthma leiden unter Passivrauch-Exposition. Diese Patienten müssen geschützt werden.“

Schutz auf dem Spielplatz: „Echte Vorbilder rauchen nicht vor Kindern!“

„Die deutsche Gesetzgebung entspricht aktuell eher einem Raucher-Schutz“, kritisiert Dr. Barbara Weckler, Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Lungenstiftung. „Die aktuelle wissenschaftliche Evidenz zu den Gefahren des Passivrauchens sollte aber zum Vorteil der Bevölkerung eingesetzt werden. Auch wenn das politischen Willen und natürlich auch Rücksicht von Rauchern erfordert“, so die Oberärztin und Leiterin der Hochschulambulanz für Atemwegsinfektionen am Universitätsklinikum Marburg. Was Raucher trotz besseren Wissens mit ihrer Gesundheit machen, liegt in der Eigenverantwortung des Individuums. „Um aber Menschen im unmittelbaren Umfeld vor den Auswirkungen des Passivrauchens zu schützen, brauchen wir deutlich bessere Gesetze, die den Schutz der Menschen regeln.“ Barbara Weckler geht es dabei auch um den Schutz von Kindern, Jugendlichen und vom ungeborenen Leben in der Schwangerschaft. „Wir müssen zudem das generationenübergreifende Modelllernen verhindern. Schon den Kleinsten auf dem Spielplatz sollte nicht suggeriert werden, dass Rauchen zum Standardverhalten gehört. Echte Vorbilder rauchen nicht vor Kindern!“

Torben Brinkema, Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP)




Forschende fordern dringend mehr Sportunterricht

Laut einer Studie sind Kinder in den vergangenen Jahrzehnten immer unsportlicher geworden

Körperliche Aktivität und Fitness sind gerade im Kindesalter von großer Bedeutung. Kinder, die viel Sport treiben, sind im gesamten späteren Leben – auch im Erwachsenenalter – nicht nur aktiver als unsportliche Kinder, sie werden auch gesünder alt, weil sie einen sportlichen Lebensstil weiter behalten. Und wer regelmäßig Sport macht, lebt länger und gesünder, das Risiko vieler Zivilisationskrankheiten wie Krebs oder Diabetes ist reduziert.

Inaktivität und schlechte Fitness belasten somit nicht nur die eigene Gesundheit, sondern auch das Gesundheitssystem. Deshalb ist eine Analyse von Bewegungstrends bei Kindern für eine frühzeitige Intervention und für konkrete Handlungsempfehlungen notwendig.

3.500 Schülerinnen und Schülern an österreichischen Sportschulen untersucht

Forschende aus Klagenfurt haben zusammen mit Prof. Dr. Jan Wilke vom Lehrstuhl für Neuromotorik und Bewegung der Universität Bayreuth die körperliche Aktivität von über 3.500 Schülerinnen und Schülern an österreichischen Sportschulen untersucht – und das fast 20 Jahre lang. An den Sportschulen haben die Kinder mehr Sportunterricht pro Woche als an normalen Schulen. „Die Besonderheit unserer Studie ist, dass wir über achtzehn Jahre kontinuierlich Daten der neuen Schulanfänger gesammelt und analysiert haben, und so echte Trends erkennen. Vorangegangene Studien haben oft nur die Erhebungen einzelner Jahre miteinander verglichen, beispielsweise von 1990 und 2010“, so Wilke.

Die Leistungen haben über die Jahre kontinuierlich abgenommen

Für die Ermittlung der körperlichen Fitness haben die Kinder im Alter von etwa zehn Jahren an diversen Tests teilgenommen, darunter Sprints, Sprünge, Medizinballwürfe, Messungen von Reaktionszeit und Bewegungsschnelligkeit, ein Acht-Minuten-Ausdauerlauf sowie ein Agilitäts-Lauf durch einen Parcours. Die ernüchternde Erkenntnis: Die Leistungen haben über die Jahre kontinuierlich abgenommen, mit Ausnahme der Reaktionszeit und der Ausdauer. Besonders deutlich war der Rückgang der Leistung im Kraftbereich. Auch der Body Mass Index der Kinder hat zugenommen. Die Abnahme der Fitness waren jedoch auch nach Korrektur um diesen Faktor sowie um Alter und Geschlecht noch sichtbar.

Alarmierender Leistungsabfall

„Mögliche Erklärungen für die Reduktion der körperlichen Fitness sind die zunehmende Dominanz von sitzenden bzw. inaktiven Lebensstilen, die verstärkte Nutzung von digitalen Medien sowie zu wenige Bewegungsangebote“, sagt Wilke. Besonders erschreckend: „Wir haben unsere Studie mit Kindern an Sportschulen durchgeführt. Dass sogar diese Kinder, bei denen man ein grundlegend hohes Interesse an körperlicher Aktivität erwartet, Leistungsabfall zeigen, ist alarmierend. Es ist gut möglich, dass Kinder, die weniger an Sport und Bewegung interessiert sind, einen noch stärkeren Rückgang der Fitness aufweisen. Wir empfehlen deshalb nachdrücklich, Bewegungsangebote an Schulen und für Kinder auszuweiten, den Schulsport nicht nur als Beigabe zu betrachten und den Vereinssport attraktiver zu machen“, sagt Wilke.

Die Schule ist für eine Intervention einer der besten Orte, weil hier die Kinder über aktive Pausen oder ein bewegungsfreundliches schulisches Umfeld direkt erreicht werden können, unabhängig von Elternhaus, Freundeskreis oder Wohnsituation.

Die Studie entstand in Zusammenarbeit der Universitäten Klagenfurt und Bayreuth sowie der Arbeitsgemeinschaft für Sport und Körperkultur in Österreich (ASKÖ) und dem Olympiazentrum Kärnten.

Originalpublikation:

Secular trends of physical fitness in Austrian children attending sports schools: An analysis of repeated cross-sections from 2006 to 2023. Alexandra Unger, Walter Reichel, Katrin Röttig, Jan Wilke. Preventive Medicine (2024)

DOI: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0091743524003049?via%3Dihub

Anja-Maria Meister, Universität Bayreuth




Bitterschokolade: Lindt und Penny fallen durch – Spekulatius mit ein wenig Acrylamid

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Öko-Test hat 21 Bitterschokoladen und 19 Gewürzspekulatius getestet

Das Ergebnis des Tests zur Bitterschokolade hat einen bitteren Beigeschmack: Öko-Test kann für keine Schokolade im Test Kinderarbeit sicher ausschließen. Ausgerechnet die Schokolade von Lindt fällt mit „ungenügend“ durch – ebenso wie die von Penny. Immerhin: Fünf sind „gut“.

Neben den Inhaltsstoffen wollten die Verbraucherschützer wissen, wie es um die Unternehmensverantwortung und die Lieferketten der Anbieter steht.

Das Ergebnis: Kinderarbeit kann Öko-Test für kein Testprodukt mit Sicherheit ausschließen

Bei vielen Anbietern gibt es in Sachen Transparenz Luft nach oben. Lindt & Sprüngli zeigt sich besonderes zugeknöpft – und das obwohl Lindt Anfang des Jahres wegen Kinderarbeit in Ghana Schlagzeilen machte. Der Anbieter teilte nicht einmal mit, aus welchen Ländern der Kakao der untersuchten Schokolade stammte. Nur ein allgemeiner Nachhaltigkeitsbericht erreichte Öko-Test, der aber keinen Bezug auf das getestete Produkt zuließ. Im Teilergebnis CSR sowie im Gesamtergebnis ist die Lindt Excellence Mild 70 % Cacao Edelbitter Mild nur „ungenügend“.

„Bei all den Diskussionen um faire Löhne und problematische Bedingungen im Kakaoanbau erwarten wir von Anbietern, dass sie ihre Lieferketten kennen und bereit sind, diese transparent zu belegen“, sagt Öko-Test Redakteurin Heike Baier.

Genauso schlecht wie Lindt schneidet die Best Moments Edelbitter-Schokolade, 74 % Kakao von Penny ab. Hier ziehen vor allem Mineralölbestandteile und Pestizidrückstände in der Schokolade das Ergebnis nach unten.

Bei fünf Schokoladen geben die Verbraucherschützer sowohl bei den Inhaltsstoffen als auch bei den Anbaubedingungen des Kakaos grünes Licht – vier davon mit Bio-Siegel.

Weitere Informationen finden Sie in der Dezemberausgabe des Öko-Test-Magazins oder unter: oekotest.de/15047

Acrylamid in Spekulatius

Gebäck ist häufig mit Acrylamid belastet. Deswegen hat Öko-Test 19 Gewürzspekulatius auf diesen Stoff prüfen lassen. In fast allen Spekulatius konnte Öko-Test Acrylamid nur in Spuren nachweisen. Nur wenige Produkte schwächeln. Bei den Testprodukten von Lidl und Aldi gibt es Luft nach oben.

Die Testergebnisse sind bis zum 27. Dezember gratis abrufbar.

Acrylamid ist eine Substanz, die beim Erhitzen von stärkehaltigen Lebensmitteln entstehen kann. In Tierversuchen hat sich der Stoff als krebserregend und erbgutschädigend erwiesen. Einen gesetzlichen Grenzwert für Acrylamid gibt es immer noch nicht, obwohl das Problem seit Jahrzehnten bekannt ist.

Aber es gibt einen sogenannten Richtwert der EU, an den sich die Hersteller halten sollten, aber nicht müssen. Der liegt für Kekse bei 350 μg pro Kilogramm.

Als „erhöht“ bewertet Ökö-Test Produkte, die mit ihren gemessenen Gehalten von Acrylamid mehr als die Hälfte dieses EU-Richtwerts ausschöpfen – und das sind in diesem Test die Wintertraum Gewürzspekulatius von Aldi und die Favorina Gewürzspekulatius von Lidl. Da sie den Richtwert aber noch einhalten, wertet Öko-Test sie nur um zwei Noten ab.

Weitere Informationen finden Sie in der Dezemberausgabe des Öko-Test-Magazins oder hier auf oekotest.de

Quelle: Pressemitteilung Öko-Test und oekotest.de




foodwatch kritisiert irreführende „Immun-Werbung“ von dm, Eckes Granini & Co.

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Die Verbraucherorganisation foodwatch hat mehrere Lebensmittelunternehmen wegen irreführender Gesundheitswerbung kritisiert

Unter den Herstellern sind die Drogeriekette dm und die Safthersteller Eckes Granini und Voelkel. Mit Schlagworten wie „Immune Plus“, „Immunkraft“ und „immunstark“ erweckten die Unternehmen den Eindruck, ihre Produkte seien gesundheitsfördernd und stärkten die Abwehrkräfte, so foodwatch. Dies verstoße jedoch gegen die Europäische Health Claims-Verordnung, die Verbraucher:innen vor täuschenden Gesundheitsversprechen schützen soll. Ein Großteil der Produkte sei vielmehr überzuckert, und damit alles andere als gesund, erklärte die Verbraucherorganisation. foodwatch forderte die Unternehmen auf, ihre „Immun-Werbung“ für ungesunde Lebensmittel zu stoppen.

„Die Lebensmittelindustrie bewirbt überzuckerte Müslis, süße Kinder-Quetschies und Bonbons als Immun-Kick und nutzt damit den Wunsch vieler Verbraucher:innen aus, besonders in der kalten Jahreszeit gesund zu bleiben. Doch mit zuckrigen Immun-Produkten machen die Hersteller die Menschen kein Stück gesünder, sondern ziehen ihnen lediglich das Geld aus den Taschen“, kritisierte Rauna Bindewald von foodwatch.

Sechs Beispiele für irreführende „Immun-Werbung“

foodwatch hat bei Supermarkt-Recherchen zahlreiche Fälle von irreführender „Immun-Werbung“ entdeckt. Sechs Produkte sind laut der Verbraucherorganisation besonders dreist:

  • Barnhouse Krunchy Immune Plus: Das Bio-Früchtemüsli des Unternehmens Barnhouse wirbt mit „Immune Plus“ und „reich an Vitamin C“. Das Produkt enthält zwar zu 1,6 Prozent getrocknete Schwarze Johannesbeere und kleinere Mengen Beerenpulver. Aber zugleich stecken in dem Müsli 18 Prozent Zucker, das sind mehr als 19 Zuckerwürfel in der 325-Gramm-Verpackung. Wäre die Lebensmittelampel Nutri-Score verpflichtend, dann müsste der Hersteller ein gelbes C auf die Verpackung drucken. Auch der Preis des Immun-Müslis ist im Vergleich zu vielen anderen Früchte-Müslis hoch: Es kostet 4,29 Euro und damit etwa drei Mal so viel wie ein Bio-Früchtemüsli von dm.
  • Klosterfrau Heißer Holunder Immun & Abwehrkraft: Klosterfrau verspricht mit verschiedenen pflanzlichen Produkten heilsame Wirkungen auf die Gesundheit. Das Instant-Pulver Heißer Holunder Immun & Abwehrkraft hat jedoch mit Pflanzen wenig zu tun: Darin enthalten sind nur 2,5 Prozent Holunderbeerpulver (bestehend aus Holundesaftkonzentrat und Traubenzucker) und ein Prozent Hibiskusextrakt. Die Hauptzutaten sind Zucker und Traubenzucker. Insgesamt stecken in dem Produkt 91 Prozent Zucker. Folgt man den Verzehrempfehlung des Herstellers, enthält eine 150-Milliliter-Tasse Klosterfrau Heißer Holunder 14 Gramm Zucker – und damit etwa so viel Zucker wie eine klassische Coca-Cola.
  • Mivolis Immun Smoothie für Kinder: Die Drogeriekette dm vermarktet über ihre Eigenmarke Mivolis einen Obst-Quetschie als „Immun Smoothie für Kinder“. Das Produkt besteht überwiegend aus Apfel-, Erdbeer- und Bananenpüree. Der Hinweis „ohne Zuckerzusatz“ täuscht: Tatsächlich stecken in dem Quetschie zehn Prozent Zucker. Zudem ist der in den Früchten enthaltene Fruchtzucker nicht gesünder als „normaler“ Haushaltszucker. Das Produkt bekäme den Nutri-Score D, die zweitschlechteste Bewertung. Der Mivolis Smoothie (90 Gramm) kostet obendrein 1,25 Euro und ist damit fast doppelt so teuer wie der dmBio Quetschie Apfel, Banane, Erdbeere mit Hafer (0,75 Euro für 100 Gramm).
  • Immunkraft von Voelkel: Der Bio-Safthersteller Voelkel vermarktet seinen Multifruchtsaft als Stärkung für das Immunsystem. Zwar enthält der Saft positive Bestandteile wie Vitamine, er enthält mit 7,8 Prozent Zucker aber auch etwa so viel Zucker wie eine Fanta. In einem 250-Milliliter-Glas stecken rund 20 Gramm Zucker. Zur Einordnung: Die WHO empfiehlt einer erwachsenen Frau, idealerweise maximal 25 Gramm Zucker pro Tag zu sich zu nehmen. Der Saft von Voelkl erhält wegen seines Zuckergehaltes lediglich den Nutri-Score C. Die Flasche Immunkraft von Voelkel kostet 3,99 Euro und ist damit mehr als ein Euro teurer als ein vergleichbarer Bio-Multifrucht-Saft von dm.
  • Hohes C Super Shots Immun: Safthersteller Eckes Granini verkauft fünf „Super Shots Immun“ in einer Flasche. In den Shots stecken hauptsächlich Fruchtsaftkonzentrate, größtenteils Apfelsaftkonzentrat. Nur zu 0,07 Prozent besteht der Shot aus Ingwer-Extrakt, zu 0,02 Prozent aus Kurkuma-Extrakt. Die Super Shots enthalten zwar positive Bestandteile wie Vitamine, aber auch 8,7 Prozent Zucker. Obendrein kostet die 330-Milliliter-Flasche 2,49 Euro. Zu dem gleichen Preis verkauft Eckes Granini einen ganzen Liter seines Hohes C Multivitaminsaftes 100%.
  • Em-Eukal Bonbon Manuka Honig: Das Unternehmen Dr. C. Soldan bewirbt seine Em-Eukal Bonbons mit Manuka Honig als „immunstark“ und verweist auf die in den Bonbons enthaltenen Vitamin C und B-Vitamine. Doch die Bonbons bestehen zu drei Vierteln aus Zucker – hauptsächlich Zucker und Glukosesirup. Zwar wird dem Manuka-Honig im Bonbon eine antibakterielle Wirkung nachgesagt, gleichzeitig nimmt man damit aber auch viel Zucker zu sich, der gesundheitsschädlich ist. Die Bonbons sind eine Süßigkeit und kein gesunder Snack für zwischendurch.

„Immun Water“: Urteil gegen Eckes Granini

Erst kürzlich hatte das Oberlandesgericht Koblenz dem Safthersteller Eckes Granini verboten, sein Erfrischungsgetränk als „Immun Water“ zu bewerben. Der Hersteller erwecke den Eindruck, das beworbene Getränk als Ganzes habe einen positiven Einfluss auf das Immunsystem. Damit handele es sich um eine spezifische gesundheitsbezogene Angabe, die von der Europäischen Union nicht zugelassen und deshalb verboten sei, urteilte das Gericht.

Die Health Claims-Verordnung der EU soll Verbraucher:innen vor irreführenden Gesundheitsaussagen schützen. Lebensmittelhersteller dürfen nur mit solchen Aussagen werben, die zuvor ein Zulassungsverfahren unter Beteiligung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) erfolgreich durchlaufen haben und in einer EU-weiten Liste aufgeführt sind. Zugelassen ist etwa die Aussage, dass die Vitamine C und D jeweils zu einer normalen Funktion des Immunsystems beitragen. Dies erlaube Herstellern aber nicht, ihre Produkte Immun-Müsli oder Immun-Wasser zu nennen, so foodwatch.

Gesundheitsversprechen nur für gesunde Lebensmittel!

foodwatch fordert: Nur ausgewogene Produkte sollten mit Health-Claims werben dürfen. Um Gesundheitswerbung auf ungesunden Lebensmitteln zu verhindern, ist in der Health-Claims-Verordnung der Einsatz von „Nährwertprofilen“ vorgesehen. Solche Profile stellen Mindestanforderungen an die Nährwertzusammensetzung von Lebensmitteln, welche mit gesundheits- und nährwertbezogenen Angaben beworben werden dürfen. Laut Verordnung sollten diese Nährwertprofile bis 2009 eingeführt werden. Heute – fünfzehn Jahre später – ist das immer noch nicht geschehen.

Quellen und weiterführende Informationen:

Quelle: Pressemitteilung foodwatch e. V.




Haselnüsse im Test: Schimmel und ein lebendes Insekt gefunden

haselnuss

Öko-Test kann fast alle Nüsse im Test empfehlen

Besonders in der Weihnachtszeit sind Haselnüsse aus der Küche kaum wegzudenken. Öko-Test kann fast alle Nüsse im Test empfehlen. Nur die Testprodukte von Lidl und Netto fallen mit „ungenügend“ durch. In den einen steckte Schimmel, in den anderen ein lebendes Insekt.

Öko-Test hat 20-mal Haselnusskerne getestet, darunter sieben mit Bio-Label

Laut den Verbraucherschützern sind fast alle Produkte „sehr gut“. Zwei Produkte fallen allerdings durch: In einer Packung der Backfee Haselnusskerne von Netto krabbelte ein lebendes Insekt, in gleich mehreren Tüten der Belbake Haselnusskerne von Lidl entdeckten die Labore sicht- und messbaren Schimmel. Eine umfassende Sensorikprüfung war deshalb nicht möglich.

„Ganz klar: Insekten und Schimmel haben in Nüssen und anderen Lebensmitteln nichts zu suchen. Das können wir nicht besser als „ungenügend“ bewerten“, sagt Öko-Test-Molekularbiologin Dr. Lisa Hitschler.

Andere Marken überzeugen die Verbraucherschützer im Test und zeigten in der Sensorikprüfung wenn überhaupt nur geringe Auffälligkeiten.

Der Test ist auf der Öko-Test-Website verfügbar und erscheint zusätzlich in der Dezemberausgabe des ÖKO-TEST-Magazins am 21. November 2024: oekotest.de/15038

Quelle: Pressemitteilung Öko-Test




Gutes Essverhalten früh erlernen: kostenfreier Online-Kurs für Fachkräfte

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bietet den Kurs „Essalltag in Familien gestalten“ an

Die frühe Kindheit prägt unser Essverhalten für das ganze Leben. Eine entscheidende Rolle spielen dabei die Essgewohnheiten in der Familie. Auswahl und Zubereitung von Mahlzeiten sowie das gemeinsame Essen können für Familien mit kleinen Kindern jedoch herausfordernd sein.

Vom Einkauf bis zur Gestaltung des Essalltags

Fachkräften, die Familien mit Babys und Kleinkindern dabei unterstützen, steht jetzt der neue qualitätsgesicherte Online-Kurs „Essalltag in Familien gestalten“ auf der Lernplattform Frühe Hilfen des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH) in der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zur Verfügung. Er richtet sich an alle Fachkräfte im Umfeld junger Familien und insbesondere an diejenigen in den Frühen Hilfen. Fachkräfte erhalten praxisnahe und leicht umsetzbare Tipps und Methoden, um junge Familien bei Fragen vom Einkauf bis zur Gestaltung des Essalltags begleiten zu können.

Gefördert von der Bundesstiftung Frühe Hilfen

Der kostenfreie Online-Kurs wurde vom NZFH in Zusammenarbeit mit den Referaten Netzwerk Gesund ins Leben und Ernährungsbildung des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE) in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) entwickelt. Er ist in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) entstanden und wurde mit Mitteln der Bundesstiftung Frühe Hilfen des BMFSFJ gefördert.

Wertvolle Zeit für Gespräche

Ekin Deligöz, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: „Gemeinsames Essen in der Familie ist weit mehr als nur Nahrungsaufnahme – es ist eine wertvolle Zeit für Gespräche und schafft Momente, um Erlebnisse zu teilen. Gerade in unserer schnelllebigen Zeit ist es wichtig, solche Rituale zu pflegen, denn sie stärken das familiäre Miteinander und fördern die Bindung innerhalb der Familie. Fachkräfte erfahren durch den Online-Kurs, wie sie Eltern praxisnahe Unterstützung an die Hand geben können, damit gemeinsame Mahlzeiten bewusst gestaltet werden können.“

Familien wollen sich gesund und nachhaltig ernähren

Dr. Ophelia Nick, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft: „Die meisten Familien wollen sich gesund und nachhaltig ernähren. Gerade für Familien in belasteten Lebenslagen kann das jedoch eine Herausforderung sein. Wir wollen gutes Essen für alle leichter machen – gemeinsam mit den Fachkräften. Der Kurs vermittelt ihnen das notwendige Wissen und Methoden, um Familien auch in Ernährungsfragen kompetent und zugewandt beraten zu können. Damit zahlt diese Kooperation in hohem Maße auf die Ernährungsstrategie der Bundesregierung ein.“

Die ersten 1.000 Tage prägen entscheidend das Leben

Dr. Johannes Nießen, Errichtungsbeauftragter des Bundesinstituts für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM) und Kommissarischer Leiter der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): „Die ersten 1.000 Tage prägen entscheidend das Leben eines Menschen und somit auch sein lebenslanges Essverhalten. Mit dem Online-Kurs zur Ernährungsbildung auf der NZFH-Lernplattform können Fachkräfte von Anfang an dazu beitragen, dass Familien gesunde Essgewohnheiten entwickeln und damit auch die Eltern-Kind-Bindung stärken.“

Qualifizierungsangebot für Fachkräfte

Dr. Margareta Büning-Fesel, Präsidentin der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE): „Wir freuen uns, dass wir durch unsere fachliche Kompetenz in der Ernährungsbildung das Qualifizierungsangebot für Fachkräfte grundlegend mitgestalten konnten. Über unser großes Netzwerk tragen wir das Angebot nun in die Breite, damit möglichst viele junge Familien davon profitieren.“

Weiterführende Informationen zur Lernplattform Frühe Hilfen des NZFH finden Sie unter: https://www.fruehehilfen.de/lernplattform

Informationen und Materialien zum Thema Ernährung des Bundeszentrums für Ernährung sind verfügbar unter: https://www.bzfe.de

Zum Thema Kleinkinderernährung informiert das Netzwerk Gesund ins Leben unter: https://www.gesund-ins-leben.de

Diana Schulz, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung




Deutschland Spitzenreiter beim Zuckerverbrauch über Erfrischungsgetränke

foodwatch fordert erneut die Einführung der Limo-Steuer

In keinem anderen großen westeuropäischen Land nehmen die Menschen so viel Zucker über gesüßte Getränke auf wie in Deutschland. Das zeigen Zahlen des Marktforschungsinstituts Euromonitor zu den zehn bevölkerungsreichsten westeuropäischen Ländern, die die Verbraucherorganisation foodwatch ausgewertet hat.

Demnach lag der Pro-Kopf-Verbrauch von Zucker über Softdrinks hierzulande im Jahr 2023 bei durchschnittlich 23 Gramm pro Tag beziehungsweise etwa 8,5 Kilogramm pro Jahr – der höchste Wert in dem Ländervergleich. Die Deutschen konsumieren sogar mehr Zucker über Getränke als über Süßwaren: Über Schokolade, Bonbons & Co. nahmen sie knapp 22 Gramm pro Tag beziehungsweise rund 7,9 Kilogramm pro Jahr auf.

Flüssiger Zucker ist besonders schädlich

„Die Zahlen belegen: Limo, Cola & Co. sind die zentrale Quelle des zu hohen Zuckerkonsums. Der flüssige Zucker ist besonders schädlich und kostet unser Gesundheitssystem Milliarden. Während mehr als 100 Länder weltweit bereits Steuern auf gezuckerte Getränke eingeführt haben, ist Deutschland weiter Entwicklungsland bei der Prävention ernährungsbedingter Krankheiten”, kritisierte Luise Molling von foodwatch. 

Limo-Steuer nach britischem Vorbild

Die Verbraucherorganisation forderte erneut die Einführung einer Limo-Steuer nach britischem Vorbild. Der Vergleich mit Großbritannien zeige den Erfolg der dort 2018 eingeführten Abgabe: War der Zuckerkonsum über Süßgetränke in den beiden Ländern vorher etwa gleich hoch, sank er in Großbritannien bereits durch die Ankündigung der Steuer drastisch und liegt nun ganze fünf Gramm pro Tag und Kopf unter dem deutschen Niveau.

Hauptursachen für die Entstehung von Adipositas und Typ-2-Diabetes

Zuckergesüßte Getränke gelten laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als eine der Hauptursachen für die Entstehung von Adipositas und Typ-2-Diabetes. Aktuell sind schätzungsweise 8,5 Millionen Menschen in Deutschland an Typ-2-Diabetes erkrankt und etwa jeder vierte Erwachsene gilt als krankhaft übergewichtig. Allein durch Adipositas entstehen jährlich etwa 63 Milliarden Euro Folgekosten in Deutschland.

Getränkeindustrie erreicht selbstgesteckte Ziele nicht

Eine Studie der TU München belegte in diesem Jahr, dass die Getränkeindustrie ihren ohnehin wenig ambitionierten Zielen bei der Zuckerreduktion meilenweit hinterherhinkt. Zwischen 2015 und 2021 reduzierte sich der durchschnittliche Zuckergehalt in Erfrischungsgetränken lediglich um zwei Prozent, während in Großbritannien im gleichen Zeitraum durch die Limo-Steuer eine Reduktion um 29 Prozent erfolgt ist. Laut einer aktuellen Studie der Universität Cambridge sank damit auch der Zuckerkonsum bei Kindern und Erwachsenen deutlich. Wissenschaftler:innen der Universität Oxford und der TU München haben berechnet, dass eine Limo-Steuer in Deutschland hunderttausende Krankheitsfälle verhindern und bis zu 16 Milliarden Euro an Gesundheitskosten einsparen könnte.

Österreich knapp hinter Deutschland im Zuckerverbrauch

Beim Zuckerkonsum über Erfrischungsgetränke liegt Österreich mit fast 23 Gramm knapp hinter Deutschland. Dann folgen die Niederlande (22 Gramm), Belgien (18 Gramm), Großbritannien (18 Gramm), Schweden (17 Gramm), Frankreich (15 Gramm) und Spanien (13 Gramm). Die Italiener und Portugiesen nehmen am wenigsten Zucker über Softgetränke auf (9 Gramm).

Grundlage der foodwatch-Auswertung ist die Zutaten-Datenbank des Marktforschungsinstituts Euromonitor. Euromonitor berechnet Verbrauchszahlen für Inhaltsstoffe wie Zucker basierend auf Verkaufsdaten der Endprodukte und anhand der Rezepturen für die relevantesten Produkte.

Quellen und weiterführende Informationen: