Risikofaktoren für das Lesen, Schreiben und Rechnen frühzeitig erkennen

Seminar mit Dr. Petra Küspert zur präventiven Förderung von Lernproblematiken

Lernstörungen wie Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) oder Rechenschwäche beginnen nicht erst in der Schule, denn schon im Vorschulalter unterscheiden sich Kinder in beträchtlichem Ausmaß hinsichtlich sogenannter „Vorläufermerkmale“, die den Erfolg (oder Misserfolg) beim späteren Lesen-, Schreiben- oder Rechnenlernen recht zuverlässig vorhersagen. Das sind die Themen von Dr. Petra Küspert in einem Seminar am 3. September 2021 in Köln.

„Vorläuferfähigkeiten und -fertigkeiten“ identifizieren

Mittlerweile konnten sowohl für den Bereich des Schriftspracherwerbs als auch des Aufbaus mathematischer Kompetenz spezifische „Vorläuferfähigkeiten und -fertigkeiten“ identifiziert werden und es schloss sich konsequenterweise die Entwicklung entsprechender Tests und Förderprogramme an. Risikofaktoren beziehen sich u. a. auf Aspekte der Sprachentwicklung, auf phonologische Bewusstheit, phonologisches und visuelles Arbeitsgedächtnis. So erlauben Screenings die Risikoeinschätzung bereits im Vorschulalter und wissenschaftlich evaluierte Förderprogramme führen zur effizienten Prävention. Die vorliegenden wissenschaftlichen Untersuchungen belegen, dass durch diese spezifischen und spielerisch angelegten Fördermaßnahmen späteren Lernstörungen wirksam vorgebeugt werden kann.

Neu entwickelte Testverfahren und Förderprogramme

In diesem sehr praxisbezogenen Seminar werden neu entwickelte Testverfahren und Förderprogramme in engem Bezug zu ihren wissenschaftlichen Grundlagen vorgestellt und gemeinsam mit den Teilnehmern praktisch erprobt.

Aus Forschung und Praxis

Dr. Petra Küspert, Diplom-Psychologin, ist langjähriges Mitglied der Forschergruppe von Prof. Dr. Wolfgang Schneider und Lehrbeauftragte am Lehrstuhl für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie der Universität Würzburg. Hier entwickelte sie auch Test- und Fördermaterialien für den Vorschul- und Grundschulbereich. Daneben arbeitet sie am Würzburger Institut für Lernförderung im therapeutischen Bereich bei Legasthenie, Dyskalkulie und Aufmerksamkeitsstörungen, führt Fortbildungen für Lehrkräfte, Erzieherinnen und Kinderärzte durch und ist auch als Autorin von Ratgeberwerken zum Thema „Lern-Leistungsstörungen“ bekannt. Sie leitet seit 19 Jahren eine lerntherapeutische Praxis.

Weitere Informationen unter: https://www.prolog-shop.de/detail/index/sArticle/6805#

Dr. Petra Küspert

Neue Strategien gegen Legasthenie
Lese- und Rechtschreibschwäche: Erkennen, Vorbeugen, Behandeln

192 Seiten
ISBN: 978-3-934333-12-3
19,90 €

Ebenfalls bei Oberstebrink erschienen:
Dr. Petra Küspert: Wie Kinder besser rechnen lernen – Neue Strategien gegen Dyskalkulie, 192 Seiten, ISBN: 978-3934333-70-3, 25 €

Weitere Seminare von Dr. Petra Küspert

„Würzburger orthografisches Training (WorT)“ am 1. September 2021 in Köln. Mehr dazu

Förderung von Lesen und Leseverständnis am 2. September 2021 in Köln. Mehr dazu




Jetzt für den Kita-Preis bewerben!

Die Bewerbungsfrist für den Deutschen Kita-Preis 2022 endet am 31. Juli 2021

Bundesweit bewerben sich wieder Kitas und lokale Bündnisse für frühe Bildung um den Deutschen Kita-Preis. Interessierte können sich noch bis zum 31. Juli im Onlineportal unter www.deutscher-kita-preis.de/bewerbung registrieren und die Bewerbungsfragen beantworten. Allen Teilnehmenden winkt die Chance auf ein Preisgeld von 25.000 oder 10.000 Euro. Die Preisverleihung ist für den Frühsommer 2022 geplant. Die schönsten Momente und Highlights der diesjährigen Gala gibt es hier zu sehen:

Weitere Infos zum Deutschen Kita-Preis und zu den Bewerbungsmodalitäten gibt es unter www.deutscher-kita-preis.de.

Quelle: Meldung der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung




Was Kinder wirklich brauchen

Damit sich Kinder selbst erfahren und entwickeln können

In den vergangenen Jahrzehnten haben sich der Alltag, die Lebens­situation und der Lebensraum für die Kinder in unserer Gesellschaft stark verändert. Die Entwicklungsphase Kindheit droht verloren zu gehen. Gesucht sind Orte und Menschen, die vielfältige Erfahrungen und Entwicklung ermöglichen. Dem geht Prof. Dr. Armin Krenz aus seinem Beitrag nach. Wir haben diesen aus seinem Buch „Elementarpädagogik aktuell“.

Kinder müssen eine ständige Zunahme an Erfahrungsverlusten hinnehmen

Wer mit Kindern arbeitet, wird sich sicher manchmal fragen, ob es wünschenswert wäre, heute noch einmal Kind zu sein. Da ist es nahe­liegend, zunächst nachzuspüren, wie es einem in der eigenen Kindheit ergangen ist, was gute und was schlechte Erinnerungen ausmachen. An was erinnern wir uns? Ans Höhlen­bauen im Wald, an Versteckspiele in Kornfeldern, ans Bäumeklettern, an ausgelassene Spiele auf bun­ten Wiesen, an Fahrradtouren mit den Eltern, an die Wochenendfahrten zu Verwandten …

In der Erinnerung verklärt sich vieles, und schnell ist man ver­sucht, ein­schränkende, verletzende, zerstörende und belastende Erfahrungen außen vor zu lassen. War da nicht auch die Strenge mancher Lehrer in der Schule, das eingeschränkte Spielmaterial zu Hause, die klei­ne Woh­nung oder die leidige Gemüsesuppe, die trotz innerer Ablehnung ge­gessen werden musste?

Ungeachtet persönlicher Erfahrungen hat sich die Kindheit – das be­stätigt die Forschung – in den vergangenen beiden Jahrzehnten drastisch verändert. Das Leben in unserer Gesellschaft wird für Kinder (und nicht nur für diese) immer unübersichtlicher. Sie können das Leben in all sei­nen Facetten nicht mehr in Ruhe und mit ausreichend Zeit wahrnehmen oder bestimmte Verhal­tensmuster durchspielen und ausprobieren.

Die Entwicklungsphase Kindheit droht verloren zu gehen. Zu den ein­schneidendsten Veränderungen gehören:

  • Kinder sind als Konsumenten entdeckt worden. Konsum, so wird ihnen versprochen, bedeutet Glück, und der Besitz bestimmter Markenprodukte ist zu seinem Grad­messer geworden. Dies betrifft inzwischen bereits die Kinder im Kindergartenalter. Das Habenmüssen und diesbezügliche Vergleichen verdrängt zunehmend andere elementare Bedürfnisse.
  • Erfahrungen werden zunehmend aus zweiter Hand, aus dem übergroßen Angebot der Medien gewonnen. Für viele Kinder erschließt sich die Welt nur noch zum kleinen Teil über die eigene Aktivität. Fernsehen, Videospiele, Computer und Internet haben den Kinder­alltag mittlerweile fest im Griff. Nicht nur zeitlich, sondern auch inhaltlich hinterlassen diese Medien ihre Spuren im Erleben der Kinder.
  • Der Urlaub unterliegt zunehmend einem Anspruch, der sich nicht an den Bedürfnissen der Kinder orientiert. Für Kinder reicht es in der Regel völlig aus, gemeinsam mit den Eltern und anderen Kindern (Geschwistern) spielerisch ihre Umwelt zu entdecken. Die Reisever­anstalter und die Werbung suggerieren aber schon den Kindern, dass Urlaubsreisen in die entferntesten Winkel unserer Erde beson­ders attraktiv seien.
  • Die hohe Bevölkerungsdichte Deutschlands hat zur Folge, dass der Einzelne immer weniger Platz hat. Das Straßennetz wird enger gezogen. Brachliegende Grundstücke, auf denen es sich ins unserer Kindheit herrlich spielen ließ und die zum Treffpunkt aller Kinder der Wohngegend wurden, gibt es immer seltener. Gepflegte Grünanlagen sind mit Regeln belegt, und öffent­liche Spielplätze lassen wenig Raum für freies Spielen, da sie bestimmte Spielfunktionen vorgeben. Selbst dort, wo es noch Wald oder Wiesen gibt, ist es meist nicht mehr möglich, „mal eben“ rauszugehen und andere Kinder zu treffen. Bedenkt man, dass es immer mehr Einzelkinder gibt, ist diese Entwicklung umso problematischer.
  • Eltern versuchen, auf eingeschränkte Spielmöglichkeiten ihrer Kinder zu reagieren, indem sie deren Tagesrhyth­mus durch Kurse wie Judo-, Ballett- oder Klavier­unter­richt neben Kindergarten- oder Schulzeit strukturieren.
  • Die Angst vor Gefahren, allein durch den Straßenverkehr, verhindert, dass sich die Kinder in der ihnen verbleiben­den freien Zeit informell mit ihren Freunden treffen können. Wieder muss alles arrangiert und geregelt wer­­den. Das Mobiltelefon ist für viele Kinder zum ver­längerten Sprachrohr in einer anonymisierten Welt geworden. Spontane, lebendige Beziehungen der Kinder unter­einander werden immer seltener.

Soziale Kompetenz lässt sich nur dadurch erlernen, indem man sich auf andere Menschen und deren Erfahrungen einlässt

Kinder hatten früher viel größere Chancen, sich in selbst organisiertem Maße zu entwickeln, selbst gewählte Freundschaften in selbstbe­stimmter Art zu gestalten und räumliche sowie persönliche Schwer­punkte neben alltäglichen Verpflichtungen zu r­ealisieren. Auf den Punkt gebracht bedeutet diese Entwicklung, dass das ­Kinderleben heute immer zerrissener, Kindertagesabläufe in zunehmendem Maße zerteilt und Kinder­welten immer stärker eingeengt werden.


krenz-elementarpaed-aktuell

Diesen Artikel haben wir aus folgendem Buch entnommen:
Elementarpädagogik aktuell
Die Entwicklung des Kindes professionell begleiten
Krenz, Armin
Burckhardthaus-Laetare
ISBN: 9783944548012
208 Seiten, 24,95 €
Mehr auf oberstebrink.de


Dem mag man entgegenhalten, dass Kinder heutzutage mehr Spielmaterial, größere Bildungschancen, eine bessere Förderung und vielschichtigere Kommunikationswege nutzen können. Bei näherer Betrachtung zeigt sich aber, dass Kinder trotz dieser Chancen eine ständige Abnahme an Erfahrung hinnehmen müs­sen! Aus entwicklungspädagogischer Sicht muss diese Tatsache sowohl Eltern als auch pädagogische Fachkräfte aufrütteln, weil Kinder vor allem über das eigene Handeln lernen. Nicht um­sonst heißt es: „Aus Erfahrung wird man klug.“ Wenn Kinder zunehmend Erfahrungsverlusten ausgesetzt sind, können sie sich nicht gleichzeitig als Akteure ihrer ei­genen Entwicklung begreifen.

Viele Möglichkeiten haben die Kinder dann nicht mehr: Entweder sie resignieren, ziehen sich zurück und klagen darüber, dass ihnen „sooo langweilig“ sei, oder sie suchen sich Mittel und Wege, die Welt trotzdem zu entdecken, etwa durch Regel- und Grenzüberschreitungen oder den Versuch, auf sich aufmerksam zu machen, nach dem Motto „Seht her, hier bin ICH!“

Gesucht: Orte und Menschen, die vielfältige Erfahrungen und Entwicklung ermöglichen

Wenn Kinder in einer Weise aufwachsen, in der ihnen bedeut­same Er­fahrungen vorenthalten und Zeitstrukturierungen sowie organisatori­sche Vorgaben übergestülpt werden, sind sie mehr denn je darauf angewiesen, noch Handlungsschritte unternehmen zu können, die ihrer Entwicklung dienen. Wie aber müssen Orte sein, die Kindern das bieten, was sie brauchen?

  • Kinder brauchen einen Ort, an dem sie ihre eigene Iden­tität auf- und ausbauen, sich von Spannungen freispielen und erfahren können. Sie sind auf der Suche nach sich selbst: „Das bin ich, das kann ich, das schaffe ich, und das traue ich mir zu.“ Indem sie aktiv werden und Eigeninitiative zeigen, entwickeln sie eine Beziehung zu ihrem Können und erwerben das notwendige Selbst­bewusstsein. Warum klettern Kinder auf Bäume oder Dächer, lassen sich auf verschie­dene kleine und große Abenteuer ein, hüpfen von Mauern und laufen um die Wette? Weil Kinder ihre Kraft erfahren und erpro­ben möchten!
  • Kinder brauchen Gelegenheiten, ausgiebig und immer wieder mit anderen Kindern zusammenzutreffen und den Umgang mit ihnen zu erfahren und zu erleben. Soziale Kompetenz lässt sich nur durch ein Einlassen auf andere Menschen, durch Erfahrungen mit anderen erlernen. Kinder suchen das Miteinander, sie brauchen die Erfahrung, gemeinsam etwas auszuhecken und solidarisch zusammenzuhalten. In spielerischen Gefahrensituationen erleben sie, wie stark und stützend Gemeinschaft sein kann.
  • Sie brauchen die Erfahrung von der Verlässlichkeit menschl­i­cher Beziehungen, besonders dann, wenn es darum geht, Erlebnisse einzuordnen oder unverständ­liches Verhalten (zum Beispiel der Eltern/ErzieherInnen) auszuhalten.
  • Kinder brauchen Rückzugsmöglichkeiten, um dem allgegen­wärtigen Blick von Erwachsenen zu entrinnen und sich allein (oder mit anderen) Beschäftigungen hinzugeben, die nur ihnen bekannt sind.
  • Kinder brauchen Freiräume, um sich zu bewegen, zu laufen, zu toben, zu rollen, zu springen und zu hüpfen, kurz: um ganzheitliche Körper- und Sinneserfahrungen machen zu können.
  • Kinder brauchen genügend Zeit, in der sie mit Ausdauer und nach eigenem Zeitempfinden Dinge in Ruhe zu Ende führen können. Sie benötigen und suchen Orte, an denen sie ihr eigenes Zeitmaß leben können, wo wenig gedrängelt wird und ihre geistigen Fähigkeiten Entfaltungsmöglichkeiten erhalten.
  • Kinder brauchen einen Ort, an dem sie ein aktives Mit­sprache­­recht haben. Dies beginnt bei der täglichen Kommuni­­kation und endet bei fest eingeplanten Kinder­konferenzen. Sie haben zudem das Recht auf Versuch und Irrtum, ohne dafür bestraft oder ausgelacht zu werden.
  • Kinder brauchen eine Umgebung, in der sie sich in ihrer Individualität entwickeln können, und sie brauchen Menschen, die ihnen einen Freiraum zugestehen, in dem sie durch Auspro­bieren und auch Irrtümer die Vorgänge in ihrer Umgebung, ihrer Umwelt begreifen können.
  • Kinder brauchen Erwachsene (und ein entsprechendes Umfeld), die der Prozesshaftigkeit eine höhere Beachtung schenken als dem Herstellen von „ästhetischen Produkten“, und sie brauchen diese Erwachsenen als Bündnispartnerinnen ihrer ureigenen Interessen.

Aufgaben des Kindergartens

Wenn es Kindern nicht mehr möglich ist, grundsätzliche und entwick­lungsrelevante Erfahrungen zu Hause oder im häuslichen Umfeld zu machen, so muss es einmal mehr die Aufgabe des Kindergartens be­ziehungsweise der Kita sein, hier ausgleichend einzugreifen. Wer sich dieser Herausforderung bewusst stellt, kommt nicht darum herum, seine bisherigen Aufgaben hinsichtlich Schwerpunkten, Arbeitsweisen und Methoden neu zu überdenken. ErzieherInnen gestalten die Arbeit in Kindergarten und Kita vor allem vor dem Hintergrund von drei Erfah­rungshorizonten: ihrer eigenen Biografie (mit den erlebten Werten und Normen), ihrer Ausbildung (mit den teilweise immer noch herr­schenden traditionellen pädagogischen Vorstellungen) und ihrer kon­kreten individuellen Erfahrung, die sie während ihrer Arbeit als Erzie­herin bisher gemacht haben. Gespräche mit den Kolleginnen bieten die Chance, gesellschaftliche und lokale Veränderungen wahrzunehmen und in der Einrichtung entsprechend zu reagieren.

Kindergarten und Kita als pädagogische Institutionen unterliegen immer auch der Gefahr, sich von bildungspolitischen Strömungen beeinflus­sen zu lassen und die tatsächlichen Gegebenheiten nicht ausreichend zu berücksichtigen. Gegen eine vorbehaltlose Übernahme dieser Strö­mungen sollten sich die Fachkräfte vor Ort solidarisieren. Denn theore­tische oder politische Vorstellungen und Betrachtungen über die „Ge­staltung der Zukunft von Kindern“ haben nicht unbedingt etwas mit der Realität heutiger Kind­heit (und ihren entwicklungsbe­zogenen Folgen für die Kinder) zu tun. Gerade weil soziale Erfahrungen in der „natürlichen“ Lebenswelt der Kinder gegenwärtig nur noch ein­geschränkt möglich, zum Teil sogar unmöglich geworden sind, müssen Kindergarten und Kita diesen Aspekt in ihrer Einrichtung gezielt berücksichtigen: So dramatisch der Verlust sozialer Beziehun­gen der Kinder unter­einander in ihrem Lebensumfeld ist, desto bedeut­samer wird für viele Kinder ihre Zeit im Kindergarten/in der Kita.

Anregungen zur Reflexion im Team: Kindergarten – ein Garten für Kinder

Ein großer Garten mit altem Baumbestand und einer reichen Tier- und Pflanzenwelt entführt uns in ein wahres „Reich der Sinne“. Es gibt allerlei Farben, Formen und Düfte zu entdecken. Blumen und Sträucher entwickeln ihre Pracht zu unterschiedlichen Jahreszeiten, sodass eine Blütezeit die andere ablöst. Hecken dienen Kleintieren zum Schutz und bieten Nistgelegenheiten für verschiedene Vogelarten. Große Bäume spenden Schatten, sodass der Boden in regenarmen Zeiten nicht gänz­lich austrocknet. Ein solcher Garten zeichnet sich durch seine Vielfalt und Widerstandsfähigkeit aus, im Gegensatz zu Monokulturen mit ihrer besonderen Anfälligkeit für Krankheiten und gegenüber ungünstigen Witterungsbedingungen.

Die ErzieherInnen im Kindergarten beziehungsweise in der Kita können ihre Aufgaben entsprechend eines Gärtners/einer Gärtnerin nun auf dreierlei Arten verstehen: Es gäbe die Möglichkeit, alles einfach wach­sen zu lassen und darauf zu vertrauen, dass sich der Garten „irgend­wie“ von selbst entwickeln wird (Laisser-faire-Stil). Eine zweite Mög­lichkeit bestünde darin, das Gelände in einen gepflegten Vorstadtgarten verwandeln zu wollen, in dem die Beete „unkrautfrei“ gehalten werden und der Gärtner/die Gärtnerin nach eigenem Geschmack und Gutdün­ken entscheidet, was, wo, wie, neben wem und in welcher Höhe wächst (autoritärer Stil). Drittens könnten aber auch Gartenfachleute, die über ein profundes Wissen verfügen, dafür Sorge tragen, dass sich alle Pflanzenarten optimal entwickeln, wobei ihnen selbstverständlich auch ihre Ausbreitung und Ausweitung zugestanden wird. Solche GärtnerInnen sorgen vor allem für eine gute Bodenbeschaffenheit nach dem Motto: „Nicht die Pflanze ist krank, wenn sie nicht gedeiht, son­dern der Boden ist für ihr Wachstum ungeeignet.“ Diese Sichtweise entspricht einem demokratischen Stil, weil die elementaren Bedürfnis­se der einzelnen Pflanzen berücksichtigt und wertgeschätzt werden. Dieses Bild von einem Garten soll dazu anregen, allein oder im Team darüber zu reflektieren, ob die eigene Einrichtung einem solchen Garten für Kinder entspricht, in dem sie sich individuell entwickeln und entfal­ten können.

Armin Krenz




Kita-Platzvergabe funktioniert mit Algorithmus besser

Laut Studie der Bertelsmann Stiftung verbessert Software das Vergabeverfahren

Zu wenige Plätze, komplizierte Anmeldeverfahren, intransparente Vergabekriterien – die Suche nach einer Kita-Betreuung sorgt bei vielen Eltern in Deutschland für Frust. 54 Prozent der Eltern mit Kindern unter sechs Jahren berichten von Problemen bei der Vergabe von Betreuungsplätzen in Kitas – das ergab eine repräsentative Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Auch für die Kita-Leitungen ist die Situation unbefriedigend, denn sie müssen viel Zeit investieren, um die Anmeldungen zu verwalten. Wie ein aktuelles Impulspapier der Bertelsmann Stiftung beschreibt, lässt sich mithilfe von Algorithmen die Vergabe von Kita-Plätzen nicht nur effizienter, sondern unter bestimmten Voraussetzungen auch gerechter gestalten. „Die bisherigen Praxiserfahrungen einzelner deutscher Städte und Gemeinden zeigen, dass der verantwortungsvolle Einsatz von digitaler Technologie einen Beitrag dazu leisten kann, dieses gesellschaftlich relevante Problem zu lösen“, sagt Julia Gundlach, Autorin des Impulspapiers und Digitalexpertin bei der Bertelsmann Stiftung.

Transparenz bei Prozess und Kriterien entscheidend für faire Platzvergabe

„Kita-Plätze mit Hilfe von Algorithmen zu vergeben, spart sowohl Eltern als auch Kita-Leitungen viel Zeit und Mühe. Die Planungsunsicherheit und emotionale Belastung, die oft mit der Suche einhergehen, lassen sich auf diese Weise ebenfalls verringern“, führt Julia Gundlach aus. Denn auf Basis eines vorab definierten Katalogs von Vergabekriterien und der elterlichen Angaben zu Wunsch-Kitas unterstützt die Software bei der Abstimmung, welche Kita welchen Eltern einen Platz anbieten sollte. Mehr Chancengerechtigkeit entsteht, wenn ein Kind, das laut Vergabekriterien vorrangig einen Platz bekommen sollte, diesen auch erhält. Vor allem Kinder aus benachteiligten Familien könnten davon profitieren, da die Anmeldeverfahren für ihre Eltern oft eine große Hürde sind. Deshalb ist es wichtig, dass der Kriterienkatalog unter Beteiligung der Kitas, ihrer Träger, Jugendämter und Eltern ausgehandelt und offen kommuniziert wird. Das erhöht die Transparenz, Überprüfbarkeit und letztlich auch die Akzeptanz von Zu- oder Absagen. „Algorithmen sorgen nicht automatisch für mehr Fairness. Die Empfehlungen einer Software sind nur so gerecht, wie die Kriterien, nach denen diese programmiert ist“, erläutert Gundlach.

Der Stellenwert menschlicher Entscheidungen spielt auch für die Betroffenen eine große Rolle. So geben in der Befragung des Allensbach-Instituts nur fünf Prozent der Befragten an, dass Kita-Plätze allein durch Software vergeben werden sollten. Zugleich zeigt sich eine hohe Aufgeschlossenheit gegenüber dem Zusammenspiel von Mensch und Maschine: 43 Prozent der befragten Eltern mit Kindern unter sechs Jahren halten es demnach für eine gute Idee, Algorithmen als Unterstützung bei der Vergabe von Kita-Plätzen zu nutzen. Die Zustimmung zum Einsatz der Technologie in der Gesamtbevölkerung fällt umso größer aus, je jünger und formal gebildeter die Befragten sind. So halten 52 Prozent der 16- bis 29-Jährigen die Nutzung von Algorithmen für sinnvoll, in der Gruppe der über 60-Jährigen dagegen nur 38 Prozent. Während 53 Prozent der Befragten mit Abitur oder Studium dem Thema positiv gegenüberstehen, sind es bei denen mit Haupt- oder Volksschulabschluss nur 32 Prozent. 

Den Technologieeinsatz partizipativ gestalten

Der Einsatz von Algorithmen in gesellschaftlich relevanten Bereichen sowie seine Auswirkungen müssen umfassend und zielgruppengerecht kommuniziert werden, um Informationsunterschiede abzubauen, folgert die Stiftung. Vor allem Anwenderinnen und Anwendern in Kita-Leitungen und Jugendämtern brauchen ein Grundverständnis für die Funktionsweise algorithmischer Systeme. Das hilft ihnen auch bei der nötigen Aufklärungsarbeit. In der Allensbach-Umfrage geben fast zwei Drittel der befragten Eltern mit Kindern im Kita-Alter an, dass es für sie wichtig ist, zu wissen, wie die Software-gestützte Platzvergabe funktioniert. Deshalb sollten Behörden die Einführung eines algorithmischen Systems auch nicht von oben herab verordnen, sondern die partizipative Gestaltung der Technologie einfordern und ermöglichen. Entscheidend sei, die technischen Systeme immer an den jeweiligen sozialen Kontext und die Bedürfnisse der Betroffenen anzupassen. 

„Auch der beste Algorithmus kann keine neuen Betreuungsplätze schaffen“, sagt Gundlach. „Es ist und bleibt unsere menschliche Verantwortung, die Ursachen für komplexe soziale Probleme zu ergründen und dabei Technologie nicht als Allheilmittel, sondern als möglichen Teil einer gesamtheitlichen Lösung zu begreifen.” 

Die komplette Studie können Sie hier downloaden.

Zusatzinformationen

Die in den Kitas eingesetzte Software heißt „KitaMatch“ und wurde 2017 vom ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung entwickelt. Sie steht zwar kostenfrei als Open-Source-Angebot zur Verfügung, ist aber in ihrer aktuellen Darstellungsweise eher etwas für Nerds. Einen ausführlichen Artikel zur Software hat Prof. Thilo Klein in seinem Blog geschrieben. Wir recherchieren dazu noch.

An der repräsentativen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach nahmen 1.286 Personen teil. Die Befragung erfolgte mittels persönlicher Interviews im November 2020.




Macht Musik zusammen! Tanzt! Singt!

Wie die Kinderlieder zu Matthias Meyer-Göllner kamen

Zum Kinderliedermacher wird man nicht geboren. Matthias Meyer-Göllner lernte Gitarre bei einem Fernsehgitarrenkurs. Am Ende seines Sonderpädagogik-Studiums übernahm er einen Musikstudenten-Job an: Musikalische Früherziehung im Kinderladen. Das war die Geburtsstunde des Kinderliedermachers. Seit vielen Jahren zieht er nun schon mit seinen Liedern durch die Lande, komponiert, gibt Konzerte, nimmt CDs auf, schreibt Bücher und gibt Kurse. Er wünscht sich einen Platz für das gesungene Lied im Alltag und nach der Pandemie einen neuen Trend: „Macht Musik zusammen! Tanzt! Singt!“ Hier erzählt er uns einiges über sich und viel über Musik:

Daisy und Prokofjew

Als kleines Kind, im Alter meiner heutigen Zielgruppe, nutzte ich einen Plattenspieler meiner Mutter, bei dem der Deckel gleichzeitig der Lautsprecher war. Ich nannte ihn „Daisy“ nach dem Song „Daisy Bell“. Denn zu meinen bevorzugten Platten gehörten neben Glenn Miller und Sergej Prokofjews „Peter und der Wolf“ auch sogenannte „American Folksongs“, zu denen dieser britische Schlager vom Ende des 19. Jahrhunderts gezählt wurde.

Mit neun Jahren bekam ich meine erste Gitarre und lernte bei John Pearse im dritten Programm: „Akkord & Rhythmus“ nannte sich der Fernsehgitarrenkurs, mein Lehrer blieb immer freundlich und geduldig mit mir. Die cooleren Sachen habe ich mir dann als Teenager bei coolen Typen abgeschaut, die auf meiner Schule waren, aber auch schon in Neumünster im Fußgängertunnel Straßenmusik machten.

Mit Sauf- und Liebesliedern hat es begonnen

In dieser Zeit wurden Liedermacher meine Helden: Wecker, Wader, Hoffmann, van Veen und auch ein bisschen Degenhardt und Danzer. So entstanden erste eigene Songs und bald auch die erste Band: Mit Sauf- und Liebesliedern durch die Jahrhunderte begann es, mit Antikriegsliedern ging es weiter und um die Abiturzeit mit Kindertheaterstücken aus dem Grips-Theater: Bei „Doof bleibt doof“ war ich zuständig für die Lieder.

Sonderpädagoge und Musiker

Nach der Schule hatte ich nur eine vage Vorstellung von einem Beruf: Irgendetwas journalistisches schwebte mir vor, nichts, wofür es einen klar vorgezeichneten Ausbildungsweg gab. Volontär natürlich, aber da braucht man schon ein abgeschlossenes Studium, hieß es. Also probierte ich es ohne ganz großen Verve mit Germanistik und Geschichte, merkte aber schnell, dass mir dabei die Menschen fehlten. Im Zivildienst hatte ich viele Kontakte zu sonderpädagogischen Einrichtungen, mit denen ich auch im Anschluss immer wieder locker zusammenarbeitete. So landete ich schließlich an der Pädagogischen Hochschule und studierte Sonderpädagogik, mit den Fächern Musik und Deutsch.

Die kleine, dicke Hummel ist unterwegs, um ihre Larven zu füttern. Dafür muss sie den Apfelbaum, den Mohn, den Eisenhut und die Sonnenblume besuchen. Am Ende kommen dann…aber seht selbst. Das gesungene Bilderbuch von Matthias Meyer-Göllner.

Die Geburtsstunde des Kinderliedermachers Matthias

Zur Zivi- und Studienzeit gab es unterschiedliche musikalische Formationen mit wenigem bis gar keinem Erfolg, mal als Sänger, mal als Keyboarder, selten an der Gitarre. Aber immer schon mit eigenen Songs und eigenen Texten. Gegen Ende eines (langen) Sonderpädagogik-Studiums wurde ein Musikstudenten-Job an mich weitergegeben: Musikalische Früherziehung im Kinderladen. Das war die Geburtsstunde des Kinderliedermachers Matthias (damals noch) Meyer. Mit Songs von Frederik Vahle, Gerhard Schöne, Klaus W.Hoffmann, seltener Zuckowski, Jöcker und Rosin bestritt ich meine wöchentlichen Kurse. Da blieb es nicht aus, dass auch eigene Songs entstanden, was durch die Geburt meines Sohnes noch befeuert wurde.

Das Repertoire wuchs. 1992 erschien die erste Musikkassette im Selbstverlag, ohne dass ich damals schon im Hotel die Berufsbezeichnung „Kinderliedermacher“ eingetragen hätte. Was zum einen daran lag, dass ich noch selten in Hotels übernachtet habe. Zum anderen lernte ich diesen Beruf und die Tatsache, dass es ihn gibt, erst im Selbstversuch kennen.

Die ersten Alben

Erst 1998 – nach dem vierten selbstverlegten Album – lernte ich die ersten Kollegen und Kolleginnen kennen. Der erste Kinderliedkongress in Hamburg war eine Initialzündung, das Netzwerk Kindermusik entstand. Kurz darauf legte ich gemeinsam mit Jumbo Neue Medien die Grundlage für eine langjährige Zusammenarbeit. In dem Hamburger Verlag sind seitdem 25 Titel und ungezählte Compilations erschienen.

Gaaanz langsaaaam bewegt sich die „Schneckenpost“ und ist ein Super Fingerspiel für die ganz Kleinen von uns!!

Von den Kursen zur Projektarbeit

Im Laufe der Jahre hat sich meine Tätigkeit von den regelmäßigen Kursen immer mehr zur Projektarbeit verlagert. Konzerttourneen lassen sich schlecht mit wöchentlichen Terminen verbinden, deshalb gab ich die musikalische Früherziehung im klassischen Sinne Mitte der 2000er Jahre auf. Mit wissenschaftlichen Erkenntnissen wie der Bastian-Studie im Gepäck, war ich der Überzeugung, mit meiner musikalisch-pädagogischen Mission offene Türen einzurennen, musste aber im Laufe der Jahre erleben, wie „Musik in der KiTa“ und das Kinderlied weiterhin nur über einen schwachen gesellschaftlichen Status verfügen. Leider wird die universelle Kraft wie sie zum Beispiel Daniel Bahrenboim in seinem Projekt „Erziehung durch Musik“ beschworen hat der Musik meines Erachtens nicht ausreichend gewürdigt und genutzt.

Wo bleibt noch Platz für das gesungene Lied?

Das liegt zum einen am riesigen, allgegenwärtigen Angebot, dass jedes einzelne Lied zu jeder Sekunde des Tages medial verfügbar macht. Wo bleibt da noch Platz für das selbst gesungene Lied auf dem Klo, auf dem Weg, mit Mama, Papa und anderen Kindern?

Auf der anderen Seite wird Musik in den Einrichtungen immer mehr auf Spezialisten abgeschoben: „Du spielst ja Gitarre, dann machst du das mit dem Kindersingen, zum Sommerfest laden wir dann einen Kinderliedermacher oder eine Kinderliedermacherin ein.“ Das bedeutet aber auch: Musik ist nur ein Teilbereich, ein Sachgebiet unter vielen, ihre Universalität bleibt ungenutzt.

Ein Spiel für die Allerkleinsten – am Wickeltisch, beim Kniereiter oder im Morgenkreis. Aus „Kinder stark machen – mit Musik und Liedern“ von und mit Matthias Meyer-Göllner. Außerdem in erschienen in „Musik in der KiTa“ im Lugert-Verlag.

Dabei ist Musik viel mehr

Dabei ist Musik so viel mehr: Ihre Sprache ist zugleich rational und emotional, wir erfassen sie mit dem Verstand und mit dem Herzen. Musik gibt mir die Möglichkeit, Gefühle zu erleben, die ich sonst nicht hätte. Sie verbindet mich mit andren Menschen, mit denen ich sonst wenig gemeinsam hätte. In dieser Beziehung eröffnet sie mir neue Horizonte: Das spürte ich, als ich auf einer türkischen Hochzeit zum ersten Mal in einer großen Gruppe nur mit Männern tanzte.

Musik macht Türen in der Seele auf

Musik verbindet aber auch vieles in mir, macht Türen in meiner Seele auf, die neue emotionale Wege ermöglichen. Es gibt Lieder, bei denen ich ohne erkennbaren Grund weinen muss. Vor Rührung.

Plock, der Regentropfen 

Eine musikalische Wasserreise mit Spielen und Experimenten

Zu Hause in den Wolken wird es immer enger und schon macht sich die Regentropfenfamilie auf zur Erde. Dort gruselt sich Plock in den unterirdischen Gängen, rutscht eine turbulente Wasserachterbahn entlang und wird durch Sonne und Wind in die Wolken zurückgetragen. Experimente, Spiel- und Bastelideen machen den Wasserkreislauf für Kinder sinnlich erfahrbar. Abwechslungsreiche Lieder laden zum Musizieren und Bewegen ein und bieten sich für eine Musicalinszenierung im Kindergarten oder in der Grundschule an. 

Format: 215 x 280 mm • 56 Seiten • Buch mit CD
ISBN: 978-3-8337-4044-2
20 €

Mehr dazu finden Sie hier

Genau das macht die Musik unverzichtbar in der Arbeit mit Kindern: Ihre universelle Kraft fördert Entwicklung, Resilienz und soziale Kompetenz. Kinderlieder ermöglichen niederschwellig, was in anderen gesellschaftlichen Bereichen an unüberwindbaren Hürden scheitert: kulturelle Teilhabe.

Warum der Mitmachaspekt so wichtig ist

Wenn ich mit Kindern zusammensitze – unabhängig davon, ob es 500 Menschen im Konzert sind oder 15 in der Kindergartengruppe, freue ich mich über Dinge, die wir gemeinsam tun können. Ein andächtig lauschendes Publikum wäre mir in den meisten Fällen zu wenig, ich möchte erleben, dass Verbindung entsteht. Deshalb haben die allermeisten meiner Lieder einen Mitmachaspekt – zumindest einen kleinen.

Wenn ich im Konzert erlebe, dass wir – große und kleine Menschen des Publikums, Musikerinnen und Musiker und ich – gemeinsam an einer Sache Spaß haben, dann habe ich mein Ziel erreicht. Dieser „ideale“ Moment kommt nicht oft – aber wenn er dann da ist, ist es umso schöner.

Dieses Lied wurde in Zusammenarbeit mit Wiebke Gericke (www.babysignal.de) und Kinderliedermachern (www.kindermusik.de) mit Gebärden aus der Deutschen Gebärdensprache ergänzt. Das Lied kommt von der CD „Klitzekleine Krabbelkäfer“ http://irmimitderpauke.de/mmg/compone…

Kontakt, Interaktion und Resonanz

Der Kontakt, die Interaktion, die Resonanz – das sind für mich ganz wichtige Aspekte meiner Arbeit als Kinderliedermacher. Ja, inzwischen trage ich diese Berufsbezeichnung auch in Formulare ein, schon seit geraumer Zeit. Die habe ich in den vergangenen (Pandemie-)Monaten schmerzlich vermisst. Durch verschiedene Online-Formate konnte ich zwar inhaltlich und finanziell die Zeit überbrücken, aber nach zuletzt acht Monaten am Stück ohne Begegnung merkte ich, wie wichtig das für mich ist.

Online Formate und die Arbeit mit echten Menschen

Online-Formate ließen sich vor allem als Fortbildungen für pädagogisches Fachpersonal realisieren. Und so sehr ich mich auch jetzt wieder auf die Arbeit mit echten Menschen freue, hat mir das doch noch einmal geholfen, meine Ziele dieser Weiterbildungen deutlicher zu benennen. Es geht mir dabei um dreierlei:

1. Vermittlung von pädagogisch-musikalischen Inhalten etwa zu Themen wie Musik und Bewegung, Musik und Sprachentwicklung, Resilienz und Inklusion.

2. Praktische Anregungen für die praktische Arbeit in Krippe, KiTa und Grundschule.

3. Gemeinsam Spaß haben an Musik und Kinderliedern.

Ein körperlich-emotionales Gegengewicht gegen die notwendige Digitaliserung

Gerade vor dem großen Narrativ der dringend notwendigen Digitalisierung erscheint es mir wichtig, eine körperlich-emotionales Gegengewicht zu setzen. Menschen sind fühlende Körperwesen. Das sind Eindrucke, die ein Tablet nicht bieten kann, deshalb halte ich diese Arbeit für immer wichtiger.

Gerade die Pandemie hat meiner Meinung nach gezeigt, dass Homeoffice und Homeschooling auch eine Falle sein kann, aus der es irgendwann kein Entrinnen mehr gibt. Deswegen wäre ein neuer Trend geradezu zwingend notwendig: Macht Musik zusammen! Tanzt! Singt!

Löwenzahn und Pusteblume, Schmetterling und ich:

Mein Garten- und Wiesen-Erlebnis-Buch

Was gibt es im Garten und vor der Tür zu entdecken? Wofür sind Insekten gut? Der eigene Garten hält viele Möglichkeiten bereit, die Natur kennenzulernen und Kinder zum Entdecken anzuregen. Mit einer liebenswerten Geschichte, eingängigen Liedern, Spiel- und Bastelideen sowie ausführlichen Informationen lädt Matthias Meyer-Göllner dazu ein, die Natur vor der eigenen Haustür intensiv kennenzulernen. Martina Hoffmann unterstützt ihn dabei mit vielen bunten Illustrationen.

Hardcover, 56 Seiten, mit CD und Plakat, ab 5 Jahren
ISBN: 978-3-8337-4264-4
20 €

Mehr dazu finden Sie hier:

Und was kommt jetzt?

Derzeit arbeite ich an verschiedenen neuen Projekten. Nachdem im Frühjahr mein Buch „Löwenzahn und Pusteblume, Schmetterling und ich“ erschienen ist – eine Geschichte mit Liedern und vielen Ideen rund um das Thema Natur und Garten, arbeiten wir derzeit am Nachfolgeprojekt mit Jumbo (Einzelheiten dürfen leider noch nicht bekannt gegeben werden). Ein musikalisches Theaterstück zum Klimawandel („Pingugirl rettet die Welt“) werde ich mit dem „Theaterfimmel“ hoffentlich im Herbst endlich auf die Bühne bringen. Und in Zusammenarbeit mit meiner Band, der Zappelbande, und Faryna, einer Kinderliedermacherin aus Herford entsteht gerade eine neue Weihnachts-CD.

Mit dem Netzwerk Kindermusik planen wir einen neue Kinderliederkongress für 2023. In diesem Zusammenhang soll ein Podcast entstehen, der die „Szene“ im deutschsprachigen Raum abbildet.

Und – wie kann es anders sein – hier noch ein Lied und Noten zum Download




Für eine gesunde Entwicklung mit Musik

Drei Schritte zu Identität enthält Reinhard Horns Lied „Ich bin klasse, so wie ich bin!“ – zum Download mit Video

Musik und Lieder können viel bewegen: Sie können Kinder in ihrer motorischen Entwicklung fördern, als Bewegungs- und Spiellied. Sie können ein wichtiger Teil der Sprachentwicklung sein, und Lieder können Kinder in ihrer seelischen Entwicklung unterstützen und stärken.

Mein Lied „Ich bin klasse, so wie ich bin“ ist solch ein Lied, das die Kinder stärken und ihnen die Sicherheit einer gesunden, kraftvollen Entwicklung bieten kann:

aus Buch/CD „Lachen Singen Tanzen“ – www.kontakte-musikverlag.de

Singen Sie das Lied immer und immer wieder mit Ihren Kindern. Gerade durch das intensive Wiederholen entfaltet das Lied seine Wirkung.

Die einfachen Bewegungen zum Lied helfen dabei:

Ich bin klasse
So wie ich bin
Ja, ich schaff das
Ich kriege das hin
Ja, ich schaff das
Ich kriege das hin
Ich bin klasse
So wie ich bin 

beide Daumen hoch
auf sich selbst zeigen
mit beiden Armen zeigen, wie viel Kraft in einem steckt
zur Melodie klatschen
mit beiden Armen zeigen, wie viel Kraft in einem steckt
zur Melodie klatschen
beide Daumen hoch
auf sich selbst zeigen

Prof. Dr. Armin Krenz schreibt zum Lied:

Der Mensch baut seine gesamte Persönlichkeitsentwicklung von einer Grundlage her in den ersten zwei, drei Lebensjahren auf. Das heißt, Persönlichkeitsmerkmale wie neugierig sein, interessiert sein, lebendig sein, zugewandt sein, experimentierfreudig sein, fantasievoll sein ergeben sich aus Erlebnissen, Erfahrungen und Eindrücken aus der Kindheit.

Diese eigene Identität – wer bin ich und was kann ich – entwickelt sich tatsächlich in diesen drei Schritten, die auch im Lied angesprochen werden: Ich bin – ich kann – ich habe!

Zunächst einmal sucht das Kind einen Persönlichkeitsaufbau in sich – nach dem Motto wer ich bin: ich bin wichtig, ich bin einmalig, ich bin liebenswert, ich bin klasse! (Im Lied heißt es: „Ich bin klasse, so wie ich bin!“)

Aus diesem ich bin wer oder auch ich bin sehr viel wert, entwickelt sich dann dieser zweite große Entwicklungsschritt: ich kann.

Kinder wollen etwas leisten, Kinder wollen etwas können. Ich kann klettern, ich kann hüpfen, ich kann springen, ich kann einen Ball rollen lassen, ich kann mich von einem anderen fangen lassen, ich kann aber auch traurig sein, ich kann weinen, ich kann aber auch damit rechnen, dass jemand anders mich unterstützt, wenn es mir nicht so gut geht. Ich erlebe, dass ich weiß, dass ich wer bin und dass ich was kann. Im Lied heisst es dazu : „Ja, ich schaff das. Ich kriege das hin!“

So entwickelt sich dieser letzte große Entwicklungsschritt innerhalb dieser drei Phasen: ich habe. Ich habe Sicherheit in mir, ich habe Vertrauen, dass ich in dieser Welt etwas in Gang setzen kann. Ich habe ein Selbstwertgefühl, ich habe die feste Überzeugung, dass ich in dieser Welt ein Mit-Gestalter bin, jemand der einen Einfluss hat und für sein eigenes Leben auch in der Lage ist zu sorgen.

Sie können das Lied auch rhythmisch gestalten:

Ich bin klasse,
so wie ich bin
Ja, ich schaff das,
ich kriege das hin
Ja, ich schaff das, 
ich kriege das hin.
Ich bin klasse,
so wie ich bin.


dreimal in die Hände klatschen

dreimal auf die Beine patsche

dreimal mit beiden Händen auf die eigene Brust klatsche

dreimal in die Hände klatschen

Kinder wollen selbstwirksam sein – und das geschieht gerade und auch im gemeinsamen Singen, rhythmischen Klatschen und Bewegen.

Zum Lied gibt es ein Video, das ich auf YouTube gestellt habe. Kinder einer Kita singen und spielen dieses Lied. So ergeben sich wunderbare Bilder, die das Lied noch einmal anders erleben lassen:

Das Lied findet sich auf der CD „Lachen Singen Tanzen“. Dazu gibt es das Buch mit allen Noten und Texten und Spielideen. Beide Medien sind erschienen im KONTAKTE Musikverlag, 59557 Lippstadt (www.kontakte-musikverlag.de)


Reinhard Horn – Lachen, Singen, Tanzen

Neue Gute-Laune-Hits für Kinder ab ca. 4 Jahren
Texte: Susanne Brandt, Eckart Bücken, Taato Gomez, Reinhard Horn, Rita Mölders, Hans-Jürgen Netz, Dorothe Schröder und Andreas Strozyk
Musik: Reinhard Horn
Überarbeitete Auflage: Mit Bewegungsideen zu jedem Lied!

„Gemeinsam mit Kindern lachen, singen und tanzen – dazu gibt es jetzt viele lustig-freche Lieder, Ohrwürmer und ganz viel Musik zum Tanzen!“ Reinhard Horn

Was machen Kinder gern? Lachen, singen und tanzen! Und deshalb drehen sich auch die neuen Lieder des mit dem Deutschen Rock&Pop Preis 2011 ausgezeichneten Kinderliedermachers Reinhard Horn genau um diese Themen. Zur CD gibt es eine gleichnamige DVD mit Videoclips zu vielen Liedern, so dass die Kinder ganz einfach mitsingen, mitlachen und mittanzen können! Zum Mitsingen finden Sie alle Noten und Texte im Liederheft, und passend dazu die Bewegungsideen! mehr dazu finden Sie hier.
Zielgruppe: Kindergarten, Grundschule, Familie, Sportverein, Kindertanzschule


Und zum Schluss noch ein kleines Fingerspiel zu den fünf Fingern unserer Hand:
(Text: Ingrid Biermann und Reinhard Horn)

Schau, heut bist du nicht allein                 
Fünf Finger, die sind klitzeklein
Laufen mit dir hin und her
Sagen dir: ich mag dich sehr!

Der Daumen tippt die Nase an
Der Nachbarfinger ist nun dran
Er tippt ganz leicht an deinen Zeh
Er ist ganz sanft, es tut nicht weh!

Der lange Finger kann es auch

Und tippt ganz sacht auf deinen Bauch.
Der nächste Finger tippt hier und dort

Er steht nie still, an keinem Ort.

Der kleinste Finger dieser Wicht,
der mag das Tippen heute nicht.
Er streichelt langsam nun dein Bein
Und plötzlich ist er nicht allein.

Schau her, wer kommt da angerannt?
Es sind die Finger deiner Hand.
Sie sagen alle, hör gut hin:
Ich bin klasse, so wie ich bin!




Alle fünf Finger zappeln

mit dem Daumen auf die Nase tippen
mit dem Zeigefinger auf den Zeh tippen



mit dem Mittelfinger auf den Bauch tippen


mit dem Zeigefinger hier und da auf den Körper tippen



mit dem kleinen Finger das Bein streichen




Alle fünf Finger zappeln


Daumen hochhalten!

Viel Spaß mit dem Lied und dem gemeinsamen Singen und Bewegen!

Reinhard Horn

ist Kinderliederkünstler, Referent, Komponist und Autor. Zahlreiche seiner Projekte wurden ausgezeichnet, unter anderem von COMENIUS und UNESCO.

Mit über drei Millionen verkauften Tonträgern ist er einer der erfolgreichsten deutschen Kinderliedermacher. In rund 100 Fortbildungen pro Jahr schult er ErzieherInnen und LehrerInnen darin, mit Kindern zu singen und zu musizieren.

Reinhard Horn ist mehrfacher Gewinner des Deutschen Rock & Pop Preises in der Kategorie „Bestes Kinderliederalbum“. Er ist Botschafter des „Kindernothilfe e. V.“, Botschafter des „Singende Krankenhäuser e. V.“ und Namensgeber der „Reinhard-Horn-Grundschule“ in Rhumspringe, Niedersachsen.

Mehr Infos unter www.reinhardhorn.de




Geschichten mit Musik und Fantasie

Das große Potenzial an Fantasie – Wie aus Geschichten Musikstücke entstehen

Musik umgibt uns überall, ist Bestandteil unseres Lebens und wirkt auf uns von Kindesbeinen an. Lieder als Träger von Texten und Melodien spielen eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung von Kindern. Sie bieten Möglichkeiten der Identifikation, der Wahrnehmung und des Ausdrucks. Wenn es darum geht, Geschichten in Musik umzusetzen, haben wir viele Möglichkeiten Klänge und Geräusche mit einfachen Mitteln zu erzeugen.

Immer wieder wundern wir uns über Einfälle und Ideen von Kindern, die einfach da sind und uns Erwachsene überraschen. Kinder verfügen in der Regel über eine angeborene Kreativität, wenn sie nicht von Eltern oder Erziehern gebremst oder eingeschüchtert wird. Das große Potenzial an Fantasie zeigt sich oft in Kleinigkeiten, im Erfinden eigener Sprache, in selbst entwickelten Spielen, aber auch in manchen Fragestellungen, die uns sowohl verwundern als hin und wieder auch belasten können. Die kindliche Neugierde, die im dritten Lebensjahr noch vorrangig auf sich selbst bezogen ist, richtet sich durch den größeren Bewegungsradius und die erworbene Sprachbeherrschung spätestens zu Beginn des vierten Lebensjahrs nach außen. Neue Lebensbereiche können erobert werden, im Kindergarten, in der Freundesgruppe werden bisher unbekannte Erfahrungen möglich.

Die Übergänge zwischen Wirklichkeit und Vorstellung sind fließend

In der eigenen Welt des Kindes sind die Übergänge zwischen Wirklichkeit und eigener Vorstellung fließend. Das fantastische Erleben erstreckt sich auf das gesamte Umfeld, nicht nur die Puppen, sondern alle Dinge leben. In der Fantasie des Kindes können sie sprechen, laufen und alles tun. Die Gegenstände sind lebendig. Spielend lernt das Kind, die Dinge zu beherrschen.

Das geht nicht ab ohne Verwundungen und Narben. Gleichzeitig kommt dem Spiel eine besondere Bedeutung zu, denn es wird mit großer Ernsthaftigkeit betrieben. Wer einmal erlebt hat, mit welcher Wut oder Trauer ein Kind reagiert, wenn es aus seinem Spiel herausgerissen wurde, kann ein Lied davon singen. In diesem Alter braucht das Kind viele Anregungen und ebenso viel Zutrauen von den Erwachsenen. Es kommt in erster Linie darauf an, die kreativen und fantasievollen Möglichkeiten zu unterstützen und zu nutzen. Für die Erwachsenen ist diese Aufgabe nicht leicht zu lösen. Oft genug kann man erleben, dass eigenständiges schöpferisches Tun durch pädagogisch begründete Eingrenzungen eingeengt oder behindert werden. Wer aber die Fantasie von Kindern fördern will, muss loslassen können und Zutrauen haben.

Geschichten in Musik umsetzen

Alle Möglichkeiten der Klangerzeugung und Geräuscheentwicklung können genutzt werden, wenn es darum geht, Geschichten in Musik umzusetzen. Im Verlauf des gemeinsamen Erprobens wird sich herausstellen, welche Möglichkeiten genutzt werden. Eine Auswahl muss in jedem Fall erfolgen. Eventuell kommen auch ganz neue Ideen hinzu. Es können aber etwa auch Orff-Instrumente eingesetzt werden.

Zu Beginn wird die Geschichte langsam vorgelesen. Die Kinder werden aufgefordert, Einfälle und Gedanken zu äußern, die auf einer Tafel oder auf Wandplakaten festgehalten werden. Nach dem zweiten Lesen wird die Geschichte in Abschnitte aufgeteilt. Zu jedem Abschnitt werden Klang- oder Geräuschfolgen entwickelt und notiert.

Das können Körperklänge sein, wie Klatschen, Schmatzen, Schnalzen, lautes Keuchen oder Geräusche mit Gegenständen aus dem Alltag, wenn wir zum Beispiel auf einen Tisch klopfen, Topfdeckel aneinander schlagen, am Fenster mit den Fingern entlang quietschen oder in einer Schüssel mit Wasser planschen.

In einem dritten Durchgang geht es darum, die gefundenen Klänge und Geräusche mit den vorher genannten Ideen zu vergleichen und entsprechende Veränderungen vorzunehmen.

Endergebnis mit Symbolen dokumentieren

Das Endergebnis notieren wir mit eigenen Symbolen, sodass es für alle sichtbar ist. Die Geschichte selbst spielt nun keine Rolle mehr.

Nach mehrmaligem Proben mit den benötigten Instrumenten, Gegenständen, Klang- und Geräuscherzeugern oder Stimmen gelangt unsere Musikgeschichte zur Aufführung.

Um unsere „Komposition“ zu überprüfen, nehmen wir sie auf einem MP3-Player auf und hören uns gemeinsam an, was dabei herausgekommen ist. Möglicherweise sind noch kleine Änderungen nötig.

Wenn alle mit dem Ergebnis zufrieden sind, kann das Musikstück beim nächsten Fest oder zu irgendeinem besonderen Anlass aufgeführt werden.

Die Möglichkeiten, Geschichten in Musik umzusetzen, sind vielfältig aber mit einfachen Mitteln machbar.

Die beiden folgenden Erzählungen eignen sich gut, um aus ihnen kleine Musikgeschichten zu machen.

Seltsamer Spazierritt

Ein Mann reitet auf einem Esel nach Haus und lässt seinen Buben zu Fuß nebenherlaufen. Kommt ein Wanderer und sagt: „Das ist nicht recht, Vater, dass Ihr reitet und lasst Euren Sohn laufen; Ihr habt stärkere Glieder.“ Da stieg der Vater vom Esel herab und ließ den Sohn reiten. Kommt wieder ein Wandersmann und sagt: „Das ist nicht recht, Bursche, dass du reitest und lässest deinen Vater zu Fuß gehen. Du hast jüngere Beine.“ Da saßen beide auf und ritten eine Strecke. Kommt ein dritter Wandersmann und sagt: „Was ist das für ein Unverstand, zwei Kerle auf einem schwachen Tiere? Sollte man nicht einen Stock nehmen und euch beide hinab­jagen?“ Da stiegen beide ab und gingen selbdritt zu Fuß, rechts und links der Vater und Sohn und in der Mitte der Esel. Kommt ein vierter Wanders­mann und sagt: „Ihr seid drei kuriose Gesellen. Ist’s nicht genug, wenn zwei zu Fuß gehen? Geht’s nicht leichter, wenn einer von euch reitet?“ Da banden sie dem Esel erst die vorderen und dann die hinteren Beine zusammen, zogen einen starken Baumpfahl durch, der an der Straße stand, und trugen den Esel auf der Achsel heim.

Die kleine Schraube

Es gab einmal in einem riesigen Schiff eine ganz kleine Schraube, die mit vielen anderen ebenso klei­nen Schrau­ben zwei große Stahlplatten miteinander verband. Diese kleine Schraube fing an, bei der Fahrt mitten im Indischen Ozean etwas lockerer zu werden und drohte herauszufallen. Da sagten die nächsten Schrauben zu ihr: „Wenn du herausfällst, dann gehen wir auch.“ Und die Nägel unten am Schiffskörper sag­ten: „Uns wird es auch zu eng, wir lockern uns auch ein wenig.“ Als die großen eisernen Rippen das hörten, da riefen sie: „Um Gottes willen bleibt; denn wenn ihr nicht mehr haltet, dann ist es um uns geschehen!“ Und das Gerücht von dem Vorhaben der kleinen Schraube verbreitete sich blitzschnell durch den ganzen riesigen Körper des Schiffs. Es ächzte und erbebte in allen Fu­gen. Da beschlossen sämtliche Rippen und Platten und Schrauben und auch die kleinsten Nägel, eine gemein­same Botschaft an die kleine Schraube zu senden, sie möge doch bleiben; denn sonst würde das ganze Schiff bersten und keine von ihnen die Heimat erreichen. Das schmeichelte dem Stolz der kleinen Schraube, dass ihr solche ungeheuere Bedeutung beigemessen wurde, und sie ließ sagen, sie wollte sitzen bleiben.

Geschichten mit Musik

Während bei den vorher beschriebenen Geschichten einziges Ziel die Umsetzung in Musik gewesen ist, zeigen die nachfolgenden beiden Beispiele solche Möglichkeiten auf, wie zusätzlich zum Text, der ganz oder teilweise vorgelesen wird, Musik als Untermalung oder Dramatisierung hinzukommt.

Wind und Wolke

Den beiden Hauptpersonen wird je ein Melodieinstrument zugeordnet, z. B. Xylophon und Flöte, es können aber auch Stimmen sein. Die Technik wird durch verschiedene Schlagzeugrhythmen und die Gier durch einen heulenden Luftschlauch dargestellt. Hinzu kommen noch verschiedene Materialien, die als „Müll“ auf den Boden geschmissen werden.

Zunächst spielt die Flöte „ihre“ Melodie. Der Erzähler beginnt mit der Geschichte. Der Wind kommt hinzu. Mit den Kindern kann überlegt werden, wie es klingen soll, wenn der Wind heranbraust, lacht und wie sich ein Gespräch zwischen Wind und Wolke anhört, wie er schließlich die Wolke davonbläst.

Die schöne Melodie erklingt wieder, wenn die Wolke über das Land treibt, wird aber gestört durch die Technik (Schlagzeug). Während die heulende Gier da­zukommt, schmatzt und gurgelt es dazwischen. Einiges poltert auf den Boden. Die Wolke (Flöte) gerät in Not (hohe abgebrochene Töne) und wieder kommt der Wind, es folgt ein „zorniges“ Gespräch zwischen den beiden, während im Hintergrund Technik und Gier am Werk sind, dazwischen poltert und rumort es laut. Schließlich vermehrt sich das Gepolter, als Wind und Wolke den Müll zurückwerfen. Danach wird es still. Für den Schluss sind leicht Ideen zu finden.

Eine ganz andere Möglichkeit ist auch denkbar, dass Musikstücke ausgesucht, aufgenommen und zur Geschichte abgespielt werden. In diesem Fall aber sind die Kinder nur bei der Auswahl von Musik beteiligt. Aber auch das kann spannend sein. Eventuell entsteht dabei die Idee, diese Geschichte als kleine Theaterinszenierung einzustudieren.

Bei uns spielt die Musik

Diesen Artikel haben wir aus folgendem Buch entnommen:

Bei uns spielt die Musik
Klangspiele und Spiellieder
Eckart Bücken
Burckhardthaus-Laetare
ISBN 9783944548142
9,90 €
Mehr dazu auf www.oberstebrink.de




Neue Studie zu Kita-Qualität erschienen

Bei der Beteiligung von Kindern im Krippen-Alltag gibt es Verbesserungsbedarf

Die Essensituation in vielen Kinderkrippen scheint eine schwierige Situation zu sein, wenn es um Demokratie und die Partizipation geht. Laut der eben erschienenen Studie „Beteiligung von Kindern im Kita-Alltag“ (BiKA). Während etwa in drei Viertel der Fälle die Kinder beim Spielen den Ort selbst aussuchen dürfen, ist das bei Essen nur in jeder dritten Kita erlaubt. In lediglich 27 Prozent der Krippen haben alle Kinder die Wahl, was auf ihren Teller kommt. In 24 Prozent der beobachteten Mittagessen-Situationen entscheiden nicht alle Kinder, ob sie etwas essen oder nicht. Und in knapp der Hälfte der Essenssituationen können nicht alle Kinder entscheiden, wie viel sie essen und trinken möchten. In fast ebenso vielen Situationen wird einfach (zu-)gefüttert, obwohl zu beobachten ist, dass die Kinder in der Lage sind, Besteck zu handhaben.

Vom Recht auf Partizipation

Sicher weiß jeder, der schon einmal an einer Essenssituation in einer Kinderkrippe teilgenommen hat, dass dies einen der großen Herausforderungen in der täglichen pädagogischen Arbeit ist. Andererseits gibt es gerade hier, aber auch in einigen anderen Situationen viel Verbesserungsbedarf, wenn es um das Kinderrecht auf Partizipation geht. Bei der Studie BiKA ging es eben genau um dieses Recht und um die Qualität in der Kindertagesbetreuung mit dem Schwerpunkt auf die Beteiligung von Kleinkindern.

Durchführung der Studie

Mit Fokus auf die Jüngsten wurden im Krippenbereich per Video aufgezeichnete Situationen analysiert und die pädagogischen Fachkräfte und Eltern zu ihren Erlebnissen, Erfahrungen und Einschätzungen befragt. Die videografierten und näher untersuchten Szenen sind Schlüsselsituationen im Kita-Alltag: Spielsituationen, dialogische Buchbetrachtungen und das gemeinsame Essen. Die Studie wurde durch Prof. Dr. Frauke Hildebrandt (Fachhochschule Potsdam) und Prof. Dr. Catherine Walter-Laager (Universität Graz gemeinsam mit der PädQUIS gGmbH) geleitet und durch das BMFSFJ gefördert. 

„Die Partizipationsqualität ist unzureichend“

Bianka Pergande, neue Geschäftsführerin der Deutschen Liga für das Kind, hat die empirische Studie 2018 bis 2020 aufseiten der Fachhochschule Potsdam koordiniert: „Die BiKA-Studie mit videografiebasierten Untersuchungen in 89 Kindertagesstätten hat eine Forschungslücke für den U3-Bereich geschlossen. Die Untersuchungsergebnisse geben zu denken, denn die Möglichkeiten von Kindern zur Selbst- und Mitbestimmung sind insgesamt nicht zufriedenstellend, und die Partizipationsqualität insbesondere in der täglich wiederkehrenden Essenssituation ist unzureichend.“ 

Einige der zentralen Erkenntnisse der Studie sind:

  • Die Wahrung des Kinderrechts auf Partizipation geht einher mit der Wahrung des Kinderrechts auf Schutz.
  • Eigene Partizipationserfahrungen von Fachkräften und Eltern bezogen auf das Essen werden in die Erziehungsziele übernommen.
  • Eine pessimistische Einstellung zu Partizipation von Fachkräften spiegelt sich in nahezu allen Bereichen der Gestaltung der partizipativen Umgebung wider.
  • Weniger strukturierte Situationen bieten Kindern mehr Selbstbestimmung, Partizipationsmöglichkeiten und Selbstwirksamkeitsgelegenheiten als stärker strukturierte Situationen. In den Schlüsselsituationen Spielen und Buchbetrachtung können Kinder häufiger selbstbestimmt agieren oder mitbestimmen. Beim Essen dagegen dominieren durchorganisierte Abläufe, die die Partizipation der Kinder zum Teil stark limitieren. 
  • Assistenzhandlungen sind häufig mindestens teilweise unangemessen, insbesondere in der Essenssituation. 
  • Direktive Handlungsanweisungen und grenzüberschreitender Körperkontakt gehören für viele Kinder zum Kita-Alltag.
  • Fachkräfte halten sich an Regeln, die auch für die Kinder gelten, diskriminieren oder beschämen Kinder kaum selbst, dulden teilweise jedoch Ausgrenzung und Diskriminierung unter Kindern.
  • Der Fachkraft-Kind-Schlüssel steht in keinem Zusammenhang mit realisierten Partizipationsgelegenheiten sowie dem partizipationshemmenden Verhalten der Fachkräfte, jedoch mit der sprachlichen Interaktionsqualität.

Zu den Handlungsempfehlungen der Forschungsgruppe gehören: 

  • Die partizipative Fachkraft-Kind-Interaktion in alltäglichen Situationen von Krippen muss verbessert werden.
  • Partizipation einschränkendes Verhalten muss klar definiert werden, Gegenstand von ständiger Team- und Personalentwicklung sein und im Alltag von Kitas minimiert werden.
  • Die hochstrukturierte und täglich wiederholte Schlüsselsituation Essen muss unmittelbar qualitativ verbessert werden.
  • Partizipation muss bewusst inklusiv gestaltet werden.
  • Biografiearbeit und Reflexion der eigenen Haltung zu Partizipation bei pädagogischen Fachkräften sind zu stärken.
  • Die Mitbestimmung von Familien bei der Gestaltung des Alltags in der Krippe muss verbessert werden. 

Weiterführende Informationen sind auf dem Web-Portal des BMFSFJ Frühe Chancen veröffentlicht. Dort steht auch der Abschlussbericht der Forschungsstudie als Kurz- und Langfassung zum Download zur Verfügung: https://www.fruehe-chancen.de/aktuelles/beteiligung-ist-ein-kinderrecht/

Quelle: BiKA und Pressemitteilung Deutsche Liga für das Kind