Kita: Ampel muss an Inzidenzwert gekoppelt sein!

VBE fordert Stufenkonzept aus Basis der Inzidenzwerte und Prüfung der Impfrangfolge

„Der von Bundesfamilienministerin Giffey formulierte Apell, für Kitas und Schulen, ein auf klaren Kriterien basierendes Stufenkonzept zu fixieren, das regelt, wann welche Maßnahmen und Regelungen greifen, ist eine Forderung, die der Verband Bildung und Erziehung bereits seit Monaten stellt. Die Faktoren, die nun aber laut Vorschlag der Ministerin darüber entscheiden sollen, ob eine Ampel auf Grün, Gelb oder Rot schaltet, greifen deutlich zu kurz“, kommentiert der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann.

„Zum einen ist es für mich nicht ersichtlich, welche wissenschaftliche Basis den vorgeschlagenen Grenzwerten an Infizierten und in Quarantäne befindlichen Personen zugrunde liegt, die über die Farbe der Ampel entscheiden sollen. Noch entscheidender ist aber: Das vorgeschlagene Modell entkoppelt die zu treffenden Regelungen und Maßnahmen unterhalb einer Inzidenz von 200 vollständig vom tatsächlichen Infektionsgeschehen in einer Region. Wer es mit dem Schutz der Gesundheit ernst meint, darf dies aber nicht ausblenden“, fordert Beckmann. „Wir brauchen ein bundesweit transparentes und klar strukturiertes Stufenmodell, das auf Grundlage des regionalen Infektionsgeschehens die Betreuungsregelungen bzw. -möglichkeiten in verschiedenen Phasen definiert. Einheitliche Quarantäneregelungen, die von allen Gesundheitsämtern angewandt und konsequent eingehalten werden, sollten additiver Teil eines solchen Gesamtkonzeptes sein. Ich erwarte, dass diese Aspekte in den Beratungen mit den Ländern einbezogen werden“, so Beckmann weiter.  

„Darüber hinaus muss der Gesundheitsschutz für Kitas alle präventiven Möglichkeiten ausschöpfen. Eine Bereitstellung von FFP2 Schutzmasken und das Angebot regelmäßiger, freiwilliger und kostenfreier Corona-Tests durch medizinische Fachkräfte muss etwa obligatorisch sein. Angesichts der Datenlage, die zeigt, dass das fachpädagogische Personal in Kitas einem enormen Infektionsrisiko ausgesetzt ist, muss auch eine ehrliche Überprüfung der Impfrangfolgen stattfinden“, so Beckmann.

Quelle: Pressemitteilung VBE




Das Wesentliche ist für die kindliche Entwicklung das Beste

Zum 70. Geburtstag des Kinderbuchautors Helmut Spanner:

Helmut Spanner ist einer der erfolgreichsten Kinderbuchautoren. Der Mann, der wie kein anderer das Pappbilderbuch geprägt hat, feiert heute seinen 70. Geburtstag. Sein Erfolg lässt sich vor allem auch damit erklären, dass er ganz genau weiß, was er tut, wenn er seine Bilder für kleine Kinder zeichnet.

Im Gegensatz zu vielen anderen Kinderbuchautoren hat sich Helmut Spanner mit der Entwicklungspsychologie des Kindes intensiv auseinandergesetzt. 1977 fasste er diese Erkenntnisse erstmals in seiner Examensarbeit an der Kunstakademie München zusammen. Über 40 Jahre später erschien die Arbeit mit dem Titel „Rund ums Pappbilderbuch“ im Verlag Burckhardthaus-Laetare. Einer der zentralen Sätze, der zugleich auf die Problematik vieler aktueller Pappbilderbücher hinweist, darin ist: „Wichtig ist, woran ein Kind Spaß haben könnte und nicht, was ein Erwachsener unter Spaß versteht.“

Spanner untersuchte in seiner Abschlussarbeit, warum Kleinkinder viele Pappbilderbücher nicht verstehen. Dazu hatte er an 50 Kindergartenkindern die Zeichnungen von Dick Bruna getestet. Auf die Erkenntnisse dieser Arbeit baute er sein gesamtes Werk auf. Noch im gleichen Jahr erschien im Ravensburger Verlag sein erstes Buch „Meine ersten Sachen“.

Keiner hat das Genre des Pappbilderbuchs so sehr geprägt wie Helmut Spanner. Heute feiert er seinen 70. Geburtstag. Im foldengen Beitrag erklärt er seinen Arbeit.

In einem Interview mit dem Literaturmagazin Literatur Garage erklärte er seine Arbeit: „Ich glaube, dass meine Bücher die Kinder genau da abholen, wo sie stehen. Die Kinder kommen von der Greiferfahrung. Sie kommen über die Hände. Die visuelle Wahrnehmung ist am Ende des ersten Lebensjahres erst führend. Das heißt, die taktile Wahrnehmung, die Greiferfahrung, ist wichtig, ist eine Vorstufe der rein abstrakten visuellen Wahrnehmung. So lernen die Kinder durch Greifen Wahrnehmung – sie begreifen.

Was früher etwa eine Tasse war, in die das Kind reingreifen konnte, taucht jetzt im Buch auf. Hier kann es aber nicht mehr reingreifen. Es kann die Tasse auch nicht mehr umfassen. Es ist eine platte Welt. Die reale Tasse ist Natur und das Buch ist Kultur. Für einen Erwachsenen ist das alles völlig normal. Ein Kind steht aber vor einer völlig unbekannten Welt.

Die ganzen Kriterien, die sich das Kind durch Greifen und Fühlen erarbeitet hat, gelten plötzlich nicht mehr. Das heißt, es muss das Bildzeichen völlig neu lernen. Das versuche ich, den Kindern zu erleichtern, indem ich die Räumlichkeiten darstelle. Indem ich im Grunde möglichst nah am Sehbild bleibe und nicht am Gedankenbild.

Wenn ich den Gegenstand auf Linie und Fläche reduziere, dann weiß ein Erwachsener zwar, was das sein soll. Es ist aber letztlich ein Gedankenbild. Es hat wenig mit der Seherfahrung zu tun. Die Kinder sehen das Gleiche wie wir. Der Unterscheid ist, wir haben unser Sehbild durch millionenfache Erfahrungen ausgeprägt. Wir wissen genau, das ist ein Stuhl, das ist eine Heizung … Die Begriffe sind da. Beim Kind ist die Software noch weitgehend unbeleckt. Der Gehirncomputer ist hervorragend, saugt auf wie ein Schwamm. Aber alles muss zunächst erlernt werden.

Je weiter die Bilder aus dem Greifbereich hinausgehen, desto schwieriger sind sie zu erkennen, desto abstrakter sind sie. Deshalb müssen sich Pappbilderbücher für kleine Kinder möglichst nahe an die Realität halten. Meine Sachen sind nicht vom Erscheinungsbild her, sondern geistig reduziert. Das heißt etwa, dass ich eine Tasse ohne irgendwelche Muster zeichne. Weil ein Kind sonst die Muster mit der Tasse mitlernen würde. Das führt dann später im schlimmsten Fall zu Vorhängen mit Blumenmuster.

Allerdings muss alles, was funktional zur Tasse gehört, da sein – die Wandung, man muss sehen, dass es reingeht, also dass man etwas reintun kann und der Henkel ist wichtig von der Funktion her, dass man sich die Finger nicht verbrennt. Das ist geistig das Wichtige an der Tasse. Alles andere ist austauschbar.

So versuche ich das Wesentliche an den Gegenständen zu betonen und was nicht nötig ist und keine Funktion hat, lasse ich weg.“

Seit 1977 hat Spanner echte Klassiker geschaffen, die nach wie vor aktuell sind. Dazu zählen etwa „Ich bin die kleine Katze“, „Erste Bilder – Erste Wörter“ oder „Erste Wörter – Erste Sätze“. Uns seit es diese Bücher gibt, betonen ExpertInnen immer wieder, wie wichtig sie für die Entwicklung von die Geist, Sprache und das Lesen sind.

Das werden sie auch weiter sein. Wir wünschen Helmut Spanner, der sich mittlerweile mehr auf seine Musik konzentriert, einen schönen Geburtstag und alles erdenklich Gute.

Vor kurzem hat er seine Website neu aufgesetzt. Hier geht es zu https://www.helmut-spanner.de.




Wie Kinder und Erwachsene lernen, sich richtig zu verstehen

Ein Interview mit Joanna Faber über Konflikte und demokratische Erziehung:

Adele Faber und Elaine Mazlish haben das erfolgreichste Elternbuch aller Zeiten geschrieben. Ihre Methoden wurden oft kopiert. Jetzt hat Adeles Tochter Joanna einen eigenen Ratgeber verfasst. In den USA ist er längst ein Bestseller und nun ist er auch in Deutschland erschienen. Im Interview spricht sie über ihr Buch und gibt viele praktische Tipps.

Weil sie nie zuhören…

Sie hören nie zu – ist die häuftigste Klage, die wir von fast allen Eltern, ErzieherInnen und Lehrkräften über Kinder zu hören bekommen. Aber mit einigen cleveren Tools können wir diese Problematik angehen und uns Gehör verschaffen. Darüber haben wir mit Joanna Faber, der amerikanischen Pädagogin und Autorin von „Wie Sie sprechen sollten, damit Ihr Kind Sie versteht“ gesprochen.

Joanna hatte nicht vor, eine Fortsetzung des Bestsellers „So sag ich’s meinem Kind“ zu schreiben, den ihre Mutter, Adele Faber gemeinsam mit Elaine Mazlish verfasst hatte. Tatsächlich wehrt sie sich dagegen.

„Das sind große Fußstapfen, die es zu füllen gilt“, sagt Joanna, selbst Erziehungsexpertin und Pädagogin, die das „So sag ich’s meinem Kind“-Konzept in Erziehungsworkshops selbst praktiziert. Das Buch, das detaillierte Methoden der Eltern-Kind-Kommunikation beschreibt, verkaufte sich mehr als drei Millionen Mal und ist damit das erfolgreichste Elternbuch weltweit.

Aber Joanna wollte gemeinsam mit ihrer Freundin aus Kindertagen, Julie King, praktische Ratschläge anbieten, die sich speziell an kleine Kinder richten. „Wir hörten von so vielen Leuten, die sagten: ,Ich liebe diesen Ansatz, aber was mache ich, wenn mein Zweijähriger sich die Schuhe nicht anziehen will?’“ berichtet Faber. „Es ist schwer, die Theorie in die Tat umzusetzen, besonders wenn man mittendrin ist.“

(Foto: Joanna Faber und Julie King bei einer ersten Kooperation)

Das Ergebnis ist ihr neues Buch, Wie Sie sprechen sollten, damit Ihr Kind Sie versteht –  Ein Überlebenshandbuch für Eltern mit Kindern im Alter von 2 bis 7 Jahren“. Wir sprachen mit Joanna darüber, warum Kinder ihre Eltern manchmal ignorieren, über die Kraft des Spielens und darüber, warum Kommandos nach hinten losgehen können.

Ihre Mutter hat das weltweit meistverkaufte Erziehungsbuch geschrieben. Es ist in Deutschland unter dem Titel „So sag ich’s meinem Kind“ erschienen. Warum haben Sie „Wie Sie sprechen sollten, damit Ihr Kind Sie versteht“ geschrieben? Wie unterscheidet es sich von dem Buch deiner Mutter?

Joanna: Wir haben dieses Buch für all die Leute geschrieben, die sagen: „Ich liebe diesen So-sag-ich’s-meinem-Kind-Ansatz zur Kindererziehung, aber… was mache ich, wenn mein Zweieinhalbjähriger schreit, weil er das Hundefutter nicht essen darf… oder nicht auf die Kühlschrankregale klettern darf… oder sein batteriebetriebenes Feuerwehrauto nicht mit in die Badewanne nehmen darf…“

Joanna und Julie bei der Arbeit an ihrem Buch

Kleine Kinder leben nun mal in ihrem eigenen Reich. Sie sind voller großer Ideen und großer Gefühle. Aber sie haben noch nicht ganz begriffen, wie die Welt funktioniert. Es braucht eine besondere Mischung aus Geduld, Festigkeit und Humor, um das Leben mit Kleinkindern zu überleben. Julie und ich dachten, es wäre eine großartige Idee, ein Buch zu schreiben, das zeigt, wie Erwachsene diesen wunderbaren So-sag-ich’s meinem Kind-Ansatz in ganz konkreten Situationen anwenden können, die für kleinere Kinder typisch sind. Wir ordneten das Buch nach typischen Herausforderungen wie Essen, Schlafen, Geschwisterrivalität und so weiter. Wir haben 100 Prozent reale Geschichten von Eltern aus unseren Workshops und aus unserem eigenen Leben als Eltern und Lehrer verwendet, um die Methode zu illustrieren. Das Buch ist also nicht akademisch und belehrend. Es spiegelt die Verrücktheit des tatsächlichen Lebens mit kleinen Kindern wider.

Das Buch ist also nicht akademisch und belehrend. 
Es spiegelt die Verrücktheit des tatsächlichen 
Lebens mit kleinen Kindern wider.
Sie haben auch viel über Kinder mit Autismus geschrieben. Warum das?

Joanna: Die Eltern dieser Kinder sehen sich in den typischen Kindererziehungsbüchern oft nicht repräsentiert. Also haben wir alle Geschichten von Eltern mit nicht-neurotypischen Kindern gesammelt und gezeigt, wie sie diese Methoden an die Entwicklungsbedürfnisse ihres jeweiligen Kindes anpassen können.

Nun zur Kernfrage: Warum hören Kinder nicht auf ihre Eltern? Sollten wir uns in den letzten paar tausend Jahren nicht so entwickelt haben, dass wir kooperative Kinder haben?

Joanna: Ja, das wäre doch zu schön! Das Problem ist, dass wir Erwachsenen uns intensiv für eine ganze Reihe von Dingen interessieren, die unseren Kindern völlig egal sind. Zum Beispiel sind wir besessen von der Zeit. Wann haben Sie das letzte Mal gesagt: „Wir werden zu spät kommen!?“ Wahrscheinlich heute Morgen. Kinder kümmern sich nicht um die Zeit. Sie kümmern sich um das, was sie gerade tun. Und sie mögen es nicht, gehetzt zu werden. Wir Erwachsenen machen uns ständig Sorgen um die Sauberkeit – „Du musst dir die Hände waschen, ein Bad nehmen, deine Haare waschen…“
Die meisten Kinder wären vollkommen zufrieden damit, mit klebrigen Fingern, schmutzigen Knien, stinkenden Füßen und Haaren, die mit Haferflocken und Joghurt verklumpt sind, durchs Leben zu gehen. Wir möchten, dass sie ihre Spielsachen wegräumen und ihr Zimmer sauber halten. Sie würden gerne mit ihren Lastwagen und ihren Buntstiften im Bett schlafen. Und so weiter. Kinder können sich das vorstellen. Wir haben somit radikal unterschiedliche Vorstellungen.

Die meisten Kinder wären vollkommen zufrieden damit, 
mit klebrigen Fingern, schmutzigen Knien, stinkenden
Füßen und Haaren, die mit Haferflocken und Joghurt
verklumpt sind, durchs Leben zu gehen.
Warum sagen wir unseren Kindern nicht einfach, dass sie ihre Jacke aufhängen sollen oder, dass sie aufhören sollen zu quengeln?

Joanna: Stellen Sie sich mal vor, Sie kommen von der Arbeit nach Hause und Ihr Partner sagt: „Oh, gut, du bist zu Hause. Zieh deine Jacke aus, häng sie auf, setz dich hin und iss dein Essen. Beeil dich, hast du mich gehört, ich sagte, setz dich hin.‘ Selbst wenn das Essen gut riecht und Sie müde sind, gibt es etwas in Ihnen, das sich dagegen sträubt, weil niemand gerne gesagt bekommt, was er tun soll. Kinder bekommen den ganzen Tag lang gesagt, was sie tun sollen, und sie haben die gleichen nachtragenden Gefühle, die Erwachsene bekommen, wenn man uns sagt, was wir tun sollen.

Kinder bekommen den ganzen Tag lang gesagt, was sie tun
sollen, und sie haben die gleichen nachtragenden
Gefühle, die Erwachsene bekommen, wenn man uns sagt, was
wir tun sollen.
Wie sollen wir also unsere Kinder dazu bringen, zu kooperieren?

Joanna: Kinder werden tagsüber viel herumkommandiert. Es gibt so viele Dinge, die wir sie tun lassen müssen. Und natürlich mag niemand das Gefühl, herumkommandiert zu werden. Kein Kind und kein Erwachsener. Es gibt uns das Gefühl, trotzig zu sein. Befehle erzeugen automatisch Widerstand. Wenn wir also einen Befehl raushauen, arbeiten wir gegen unsere eigenen Interessen.
Um ein einfaches Beispiel zu geben, ist einer unserer Vorschläge, einen Befehl oder eine Drohung durch eine Wahlmöglichkeit zu ersetzen.
Anstelle von „Zieh jetzt deinen Schlafanzug an, sonst gibt es keine Gute-Nacht-Geschichte für dich!“ könnten wir sagen: „Willst du deinen Schlafanzug auf die normale Art und Weise anziehen… oder von innen nach außen?“ Oder: „Willst du ihn mit offenen Augen anziehen, oder willst du es mit geschlossenen Augen versuchen?“

Die dem Buch zugrunde liegenden Basisdaten, auf denen die praktischen Beispiele, Impulse und Sprachvorschläge aufgebaut sind, stimmen mit bedeutsamen Forschungsergebnissen aus den Feldern der Konfliktpsychologie sowie der Kommunikationswissenschaft überein und damit ist diese Publikation zugleich auch für elementarpädagogische Fachkräfte ein lesenswertes Praxislehrbuch zur weiteren Verbesserung der eigenen Sprachkompetenz.  

Prof. Dr. Armin Krenz auf kindergartenpaedagogik.de

Das hört sich danach an, als würden Sie dazu raten, dass Eltern ein bisschen albern sein sollten, wenn sie wollen, dass ihre Kinder etwas tun…

Es stimmt, dass dem eine humorvolle Grundhaltung zugrunde liegt. Viele der Vorschläge in unserem Buch haben spielerische Elemente. Kinder reagieren sehr stark auf Verspieltheit. Das kann fast magisch sein. Ein übler Konflikt lässt sich so in eine freudige Aktivität verwanden.
Ich hatte eine Mutter in meinem Workshop, die berichtete, dass sie mit ihrem Sohn erbitterte Kämpfe wegen des Aufräumens der Bauklötze hatte. Sie hatte mehrfach gedroht, sie wegzuwerfen, ohne erkennbaren Erfolg. Sie hatte ihn gezwungen, sie aufzuräumen, indem sie seine Hand über jeden einzelnen Klotz klemmte, seine Hand in die Klotztasche zwang und dann seine Finger von dem Klotz abzog. Du kannst dir wahrscheinlich vorstellen, wie unangenehm diese ganze Tortur war!
Nach unserer Workshop-Sitzung über Alternativen zu Befehlen und Drohungen beschloss sie, dass der Klotzsack mit einer schroffen, „klotzigen“ Stimme sprechen sollte. „Ich habe Hunger! FÜTTERE MICH MIT KLÖTZEN!“ Plötzlich rannte ihr Kind durch den Raum, um leckere Klötze aufzusammeln… Und auch sein älteres Geschwisterchen kam zur Hilfe. Der Klotzsack war vollgestopft mit Klötzchen, und er machte viele Kommentare über die verschiedenen Geschmacksrichtungen und den Zustand seines Verdauungstraktes. Eine neue Aufräumroutine war geboren.
Natürlich sind wir nicht immer in der Stimmung für Spiele, aber wenn wir die Energie aufbringen können, ist es ein mächtiges Werkzeug!

Bei unser Methode finden sich Wege, die Kinder dazu
bringen, sich kooperativ zu FÜHLEN, so dass das
Familienleben harmonischer verläuft, anstatt
Wege zu benutzen, die Kinder wütend und trotzig machen.
Manche Eltern vertreten schlicht die Meinung, ihre Kinder sollten einfach gehorchen, ohne sich immer Spiel und Spaß ausdenken zu müssen. Was können Sie diesen Eltern sagen?

Joanna: Es ist mehr als nur Spaß und Spiel. Es ist schon richtig. Wir wollen, dass unsere Kinder gut erzogen sind. Bei unser Methode finden sich Wege, die Kinder dazu bringen, sich kooperativ zu FÜHLEN, so dass das Familienleben harmonischer verläuft, anstatt Wege zu nutzen, die Kinder wütend und trotzig machen, während sich die Eltern frustriert fühlen. Letztlich schätzen wir alle den Geist der Kooperation und Fürsorge mehr als blinden Gehorsam, der meist nur auf Gewalt beruht.
Wir wollen, dass unsere Kinder auch noch kooperativ sind, wenn sie größer sind als wir. Und indem wir die Werkzeuge in diesem Buch verwenden, einschließlich der Problemlösung und das Erkennen und Anerkennen von Gefühlen, modellieren wir für unsere Kinder auch fürsorgliche und respektvolle Wege, um Konflikte mit anderen Menschen in ihrem Leben zu lösen.

Was anfangs nach mehr Arbeit aussieht, wird sich am Ende
als Erleichterung ihres Lebens herausstellen.
Die Eltern fühlen sich vielleicht zu müde und glauben nicht, dass sie das noch leisten können.

Joanna: Sie arbeiten für ein größeres Ziel. Und es ist nicht so schwer, wie es sich manchmal anhört. Sobald Eltern anfangen, solche Dinge zu tun, stellt sie fest, dass auch sie das Leben ein bisschen mehr genießen können, weil die Kinder kooperativer sind. Die Eltern und ErzieherInnen kommen mit weniger Kämpfen und mehr Spaß und mehr guten Gefühlen durch den Tag. Was anfangs nach mehr Arbeit aussieht, wird sich am Ende als Erleichterung ihres Lebens herausstellen.

Viele Eltern haben das Gefühl, dass alle anderen ihre Familiensituation besser im Griff haben. Kennen Sie das auch?

Joanna: Wir sitzen in unseren kleinen Kernfamilien fest und wissen nicht, was für Kämpfe es gibt. Jeder denkt, dass sein Kind das einzige ist, das zusammenbricht, wenn es vier Dinge malen muss, die mit einem B beginnen. Aber überall in der Stadt weinen Kinder hysterisch über ihren Hausaufgaben. In unserem Buch versuchen wir, dieses Gemeinschaftsgefühl wiederherzustellen, so dass man einen Blick auf all die Eltern werfen kann, die mit denselben Herausforderungen auf dieselbe menschliche, unvollkommene Weise umgehen.

In unserem Buch versuchen wir, dieses Gemeinschafts-
gefühl wiederherzustellen, so dass man einen Blick auf
all die Eltern werfen kann, die mit denselben Heraus-
forderungen auf dieselbe menschliche, unvollkommene
Weise umgehen.
Welchen Rat hast du für Eltern, die sich verzweifelt fühlen?

Joanna: Manchmal müssen sie sich eine Auszeit für sich selbst nehmen. Sagen sie sich: „Ich sehe, mein Kind will, dass ich mir sein Bild ansehe und es braucht das, aber ich kann das jetzt nicht. Ich brauche fünf Minuten, um mich hinzusetzen und meinen Tee zu trinken.‘ Ein Zweijähriger kann sie nicht verstehen. Aber ein Vierjähriger, der sich mit der Sprache der Gefühle beschäftigt hat, kann das schon. Sagen sie nicht: „Du bist böse, du belästigst mich, lass mich in Ruhe“. Sage sie: „Ich fühle mich mürrisch und müde und ich brauche ein wenig Zeit.“

Sei zu dir selbst so freundlich und nachsichtig wie zu
deinen Kindern und gib dir selbst genauso viele Chancen,
wie du sie deinen Kindern gibst.
Noch ein letzter Rat?

Joanna: Sei zu dir selbst so freundlich und nachsichtig wie zu deinen Kindern und gib dir selbst genauso viele Chancen, wie du sie deinen Kindern gibst. Behandle dich selbst liebevoll. Wenn dein Kind das sieht, bist Du ihm ein gutes Vorbild.

Das Buch von Joanna Faber und Julie King ist bei Oberstebrink unter dem Titel Wie Sie sprechen sollten, damit Ihr Kind Sie versteht – Ein Überlebenshandbuch für Eltern mit Kindern von 2 bis 7 Jahren“ erschienen, ISBN 978-3-96304-026-9, 24 €.




Was hinter dem Ampelsystem für Kitas steckt

Drei-Stufen-Modell für eine Öffnungsperspektive und schnelle Impfungen:

Was passiert nach dem 14. Februar? Damit Kitas dann offiziell wieder öffnen können, hat Bundesfamilienministerin Franziska Giffey die Idee eines „Ampelsystems für Kitas“ ins Spiel gebracht. 

„Echte Öffnungsperspektive für Kitas und Schulen“

Was dahinter steckt, hat uns eine Sprecherin des Bundesfamilienministeriums mitgeteilt. Danach habe die Ministerin erklärt: „Die aktuellen Corona-Maßnahmen gelten bis zum 14. Februar, danach muss es echte Öffnungsperspektiven bei Kitas und Schulen geben. Klar ist, dass wir nicht alles auf einmal öffnen können. Wir arbeiten bereits an Strategien für ein mögliches Szenario im Kitabereich. Unser Vorschlag ist eine „Kita-Ampel“, bei der erstmal die Situation in einzelnen Kitas den Ausschlag gibt. Die Kita wird nach drei Kriterien angeschaut: Anzahl der infizierten Personen, Anzahl der Kinder in Quarantäne und Anzahl der Erzieherinnen und Erzieher in Quarantäne. Es gibt die Phasen grün, gelb und rot.
Ist niemand infiziert und weniger als zehn Prozent der Kinder und des Personals in Quarantäne, steht die Ampel auf grün. Der Regelbetrieb findet statt. Auf gelb schaltet die Ampel, wenn eine Person infiziert und eine Kindergartengruppe oder maximal ein Viertel des Personals in Quarantäne sind. Dann gibt es eingeschränkten Regelbetrieb. Das heißt zum Beispiel, die Kita ist offen, aber für weniger Stunden. Auf rot schaltet die Ampel, wenn zwei oder mehr Personen an Corona erkrankt und mehr als 25 Prozent des Personals oder mehr als eine Kindergruppe in Quarantäne sind. Dann wird die Einrichtung geschlossen und nur noch Notbetreuung gewährt.“

Zügig Impfen!

Dabei behält Giffey nun auch den Schutz der Kita-Fachkräfte im Auge. So betont auch die Sprecherin, dass es wichtig sei, die „Kita-Ampel“ im Zusammenhang mit dem zügigen Impfen und regelmäßigen Testungen des Personals zu betrachten. Die Tests seien elementarer Bestandteil des Konzepts.

Familienministerium in NRW lehnt Ampel ab

Als praxisfremd und völlig naiv bezeichnet der Familienminister in Nordrhein-Westfalen, Joachim Stamp, das Ampelsystem des Bundesfamilienministeriums. Dies werde zu einem völligen Chaos für Personal, Eltern und Träger führen, da Einrichtungen nicht ständig zwischen Regelbetrieb, eingeschränktem Regelbetrieb und Notbetreuung hin und her wechseln könnten.




„Kita-Fachkräfte haben höheres Covid-Infektionsrisiko“

Nach Analyse durch Kita-Träger Fröbel dringend Impfungen und Aussetzung der Beiträge gefordert:

Dass Kita-Fachkräfte mit am stärksten von der Corona-Pandemie betroffen sind,  haben schon die AOK  und der Dachverband der Betriebskrankenkassen festgestellt. Dass auch die Corona-Tests bei dieser Berufsgruppe deutlich häufiger positiv ausfallen als beim Durchschnitt der Bevölkerung, teilt aktuell der Kita-Träger Fröbel mit. Das Sozialunternehmen fordert deshalb eine zügige Impfung der Fachkräfte und eine Aussetzung der Elternbeiträge. 

Höheres Infektions-Risiko

Kita-Fachkräfte haben ein deutlich höheres Risiko, sich mit Covid-19 zu infizieren als die bundesdeutsche Gesamtbevölkerung. Das belegt jetzt auch eine interne Analyse des bundesweit aktiven Trägers Fröbel. Nach Auskunft des Sozialunternehmens fallen die Covid-19-Tests bei den seinen rund 4.200 Mitarbeitenden in den Einrichtungen im Vergleich zum bundesdeutschen Durchschnitt wesentlich häufiger positiv aus.

Bis zu 20 Prozent der Mitarbeitenden haben sich in manchen Regionen im Verlauf der Pandemie bereits infiziert. Fast an allen FRÖBEL-Standorten liegt diese Rate deutlich über dem Wert für die bundesdeutsche Gesamtbevölkerung von rund 2,6 Prozent. Andere Träger berichten ähnliches.

 „Unsere Beschäftigten bezahlen gerade mit ihrer Gesundheit für die Notbetreuung – egal ob diese gerade über Berufslisten oder über dringende Appelle an die Eltern organisiert wird. Denn zu kleinen Kindern kann man im Betreuungsalltag keinen Mindestabstand einhalten. Wenn die Kita-Fachkräfte unsere Kinder auch weiterhin bestmöglich bilden, betreuen und Eltern entlasten sollen ohne dabei zu erkranken, dann brauchen sie schnell ein Impfangebot,“ sagt Stefan Spieker, Geschäftsführer Fröbel Bildung und Erziehung gGmbH.

Die FRÖBEL-Auswertung nach ausgewählten Regionen und Standorten:

Anteil der bereits erkrankten oder positiv auf Covid-19 getesteten Mitarbeiter in Fröbel-Einrichtungen im Bezug auf die Gesamtbelegschaft bei Fröbel vor Ort:

Fröbel geht davon aus, dass diese Auswertung in Regionen ab 300 Beschäftigten Werte liefert, die auch für andere Kitas in der jeweiligen Region repräsentativ sind.

Weitere Fakten aus der Fröbel-Auswertung

  • Insgesamt ist eine deutliche Zunahme der Fälle seit November erkennbar.
  • Nach Analyse der vorliegenden Zahlen und ihrer Entwicklung kann lässt sich momentan grob davon ausgehen, dass sich jede Woche im eingeschränkten bzw. offenen Betrieb bis zu 0,5 Prozent der Beschäftigten neu infizieren – das ist eine Inzidenz von bis zu 500 und im Monat.
  • Setzt sich dieser Trend fort, werden bis Ende Februar rund zehn Prozent und bis Ende April rund 15 Prozent der Fröbel- Mitarbeitenden ein positives Testergebnis erhalten haben – wenn sich die neue Covid-19-Variante nicht schneller verbreitet als das in Deutschland bisher dominante Virus.

„Impfungen und Streichung der Kita-Elternbeiträge“

Mit Blick auf diese Zahlen fordert Fröbel zwei Dinge:

  1. Weil Kita-Fachkräfte bei ihrer Arbeit keinen Abstand halten können und sich öfter infizieren als alle anderen Berufsgruppen müssen sie so schnell wie möglich ein Impfangebot erhalten.
  2. Damit Eltern ihre Kinder weiterhin nur im absoluten Notfall in Einrichtung bringen, müssen Kita-Elternbeiträge bundesweit ausgesetzt werden.

Tatsächlich sind in vielen Kinderbetreuungseinrichtungen die Gruppen aufgrund der so genannten „Notbetreuung“ gut gefüllt. Die Eltern benötigen dafür keinen gesonderten Nachweis.

Impfdruck steigt

Mit dieser Forderung ist Fröbel alles andere als allein. Auch Bundesfamilienministerin Franziska Giffey fordert ein zügiges Impfen der Kita-Fachkräfte und Lehrkräfte. In Brandenburg fordern etwa der Landeselternrat und der Landeskitaelternbeirat die dortige Landesregierung zu einer Änderung der Impfstrategie auf. Die Möglichkeit dazu ergäbe sich mit der Zulassung des Impfstoffes von AstraZeneca. Lehrer und Erzieher leisteten einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Krise. Für sie müsse es unverzüglich ein Impfangebot geben. Nur so könnten Schulen und Kitas möglichst schnell zum Regelbetrieb zurückkehren. Der Philologenverband fordert dies für die Lehrer.




Akuter Personalmangel in westdeutschen Kitas – mindestens 20.400 Fachkräfte fehlen

Potenzial für Qualitätsverbesserungen in Ostdeutschland:

Für einen Kita-Ausbau, der den Rechtsanspruch auf einen Platz in der Kindertagesbetreuung ab dem vollendeten ersten Lebensjahr erfüllt und den Bedarf der Eltern deckt, fehlen in den westdeutschen Bundesländern in den kommenden fünf Jahren mindestens 20.400, gegebenenfalls sogar bis zu 72.500 Kita-Fachkräfte. Das entspricht vier bis 15 Prozent des Personalbestands in Kindertageseinrichtungen für Kinder bis zum Schuleintritt im Jahr 2019. In den ostdeutschen Ländern werden hingegen bald schon mehr Fachkräfte ausgebildet als benötigt werden. Zu diesem Ergebnis kommt die Autorengruppe einer Studie des Forschungsverbundes Deutsches Jugendinstitut/Technische Universität Dortmund.

Kurzfristige und schnell wirkende Lösungsansätze sind gefragt

Den Berechnungen zufolge reichen in Westdeutschland die gegenwärtig absehbaren Neuzugänge für das Arbeitsfeld Kita bei weitem nicht aus, um den Personalbedarf zu sichern: Die Spannbreite zwischen 20.400 und 72.500 fehlenden Fachkräften ergibt sich durch die Kombination wahrscheinlicher Szenarien: Angenommen, der Personalbedarf ist niedrig und eine hohe Anzahl an Erzieherinnen startet nach der Ausbildung tatsächlich in das Arbeitsfeld Kita, wächst die Personallücke bis zum Jahr 2023 auf einen Wert von 20.400 fehlenden Fachkräften. Geht man jedoch von einem höheren Bedarf aus bei gleichzeitig weniger neu ausgebildeten Erzieherinnen, die in die Kitas einmünden, würde die Personallücke 2025 mit 72.500 fehlenden Fachkräften den Höchststand erreichen. In beiden Fällen verringert sie sich danach zwar wieder leicht. Zumindest bis zum Jahr 2026 muss allerdings mit einem ungedeckten Personalbedarf gerechnet werden. Hinzu kommt, dass für die Kindertagespflege bis 2030 voraussichtlich weitere 13.000 bis 17.000 Personen benötigt werden.

„Da in den westdeutschen Ländern der Personalbedarf kurzfristig sehr hoch ist, sind vor allem schnell wirkende Lösungsansätze gefragt, um weiteres Personal zu gewinnen“, fordert Prof. Dr. Thomas Rauschenbach, DJI-Direktor und Mitglied der Autorengruppe: Geplante Qualitätsverbesserungen sind in diesen Szenarien noch nicht berücksichtigt, beispielsweise beim Personalschlüssel in den Kita-Gruppen, sodass sich der Personalbedarf unter diesen Gesichtspunkten weiter erhöhen dürfte. Die Vorausberechnungen beziehen sich allein auf die Bereitstellung eines bedarfsdeckenden Angebots für Kinder vor dem Schuleintritt – ein Versprechen, das seit Einführung der Rechtsansprüche seiner Umsetzung harrt.

Schere zwischen Platzangebot und Nachfrage ist in westdeutschen Ländern weiter auseinandergegangen

Der Personalbedarf ergibt sich unter anderem aus dem weiterhin bestehenden Bedarf an zusätzlichen Kita-Plätzen für Kinder bis zum Schuleintritt. Dieser wird maßgeblich durch zwei Größen beeinflusst: die demografische Entwicklung und den unerfüllten Elternbedarf. Um diesen bis zum Jahr 2025 zu decken, werden in Westdeutschland für Kinder bis zum Schuleintritt rund 462.000 bis 630.000 zusätzliche Plätze in der Kindertagesbetreuung benötigt. Das entspricht zwischen 18 und 24 Prozent der im Jahr 2019 vorhandenen Kita-Plätze. Bis zum Jahr 2030 dürfte der Bedarf allerdings wieder um 90.000 bis 95.900 Plätze zurückgehen.

„Es müssten demnach mehr als 500.000 Plätze zusätzlich geschaffen werden, von denen aber knapp jeder fünfte Platz nur vorübergehend benötigt wird“, erklärt Dr. Christiane Meiner-Teubner aus der Autorengruppe der Studie. Die Dynamik des Ausbaus muss deshalb noch einmal deutlich gesteigert werden.

Würde sich lediglich die bisherige Ausbaugeschwindigkeit fortsetzen, könnte der Platzbedarf für Kinder unter drei Jahren erst viele Jahre später, zwischen den Jahren 2028 und 2030, gedeckt werden und für Kinder zwischen drei Jahren und dem Schuleintritt erst in den Jahren 2023 bis 2026. Wichtig seien außerdem kluge Übergangslösungen für die zwischenzeitlichen Spitzen.

Ostdeutsche Bundesländer können Personalschlüssel verbessern

Deutlich anders stellt sich die Lage in Ostdeutschland dar: Sofern die Ausbildungszahlen weiterhin stabil und die aktuellen Personalschlüssel unverändert bleiben, werden dort deutlich mehr Fachkräfte ausgebildet, als für die Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern bis zum Schuleintritt benötigt werden. „In den ostdeutschen Ländern könnte daher eine Qualitätsoffensive gestartet werden, mit der die immer wieder kritisierten Personalschlüssel verbessert werden könnten“, schreibt die Autorengruppe in der Studie. Weiterhin könnten für künftige Berufseinsteigende Anreize geschaffen werden, dort zu arbeiten, wo Personal dringend gebraucht wird. Von einer Senkung der Ausbildungskapazitäten rät die Autorengruppe ab, nicht zuletzt, weil von den verfügbaren Fachkräften andere Arbeitsfelder profitieren könnten, beispielsweise die ganztägige Betreuung von Grundschulkindern.

Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung im Grundschulalter erhöht Platz- und Personalbedarf sowie Kosten

Der mit dem hier skizzierten Kitaplatz- und Personal-Ausbau verbundene Finanzbedarf wäre erheblich: Bis zum Jahr 2030 ist jährlich mit zusätzlichen Betriebskosten von deutschlandweit bis zu 9 Milliarden Euro und Investitionskosten in Höhe von jährlich maximal knapp 3 Milliarden Euro zu rechnen. Der Platz- und Personalbedarf und die damit verbundenen Kosten werden noch steigen, wenn die geplante Einführung eines Rechtsanspruchs auf einen Ganztagsplatz im Grundschulalter für West- und Ostdeutschland berücksichtigt wird.

Publikation:

Thomas Rauschenbach, Christiane Meiner-Teubner, Melanie Böwing-Schmalenbrock, Ninja Olszenka (2020): Plätze. Personal. Finanzen. Bedarfsorientierte Vorausberechnungen für die Kindertages- und Grundschulbetreuung bis 2030. Teil 1: Kinder vor dem Schuleintritt (PDF-Download)

Quelle: Pressemitteilung DJI




Wie Eltern zusätzliche Kinderkrankentage beanspruchen können?

Homeoffice spielen und lernen Krankentage

Bundesfamilienministerium stellt Formblatt für Kitas und Schulen zur Verfügung:

Viele Eltern müssen trotz Berufstätigkeit ihre Kinder wieder zuhause betreuen. Damit dies leichter gelingt, hat die Bundesregierung die Zahl der möglichen Kinderkrankentage für gesetzlich Versicherte verdoppelt. Eine Attest ist nicht mehr nötig, aber eine Bescheinigung der Einrichtung. Hier finden Sie alle nötigen Infomationen und das Formblatt.

Beantragung auch rückwirkend möglich

Ab sofort müssen viele Eltern in Deutschland ihre Kinder wieder zuhause betreuen. Während in einigen Bundesländern Kitas und Schulen schon seit Wochen geschlossen sind, ziehen andere Bundesländer wie Hamburg nun nach und verschärfen die Regeln, wer die Notbetreuung nutzen darf.

Für viele Familien ist es kaum zu vereinbaren, Kinder zu betreuen und gleichzeitig der Erwerbsarbeit nachzugehen. Um in der Corona-Pandemie etwas Entlastung zu finden, dürfen (gesetzlich krankenversicherte) Eltern rückwirkend ab dem 05. Januar 2021 zusätzliche Kinderkrankentage nehmen – auch wenn das Kind eigentlich gesund ist.

Franziska Giffey

Wie die Statista-Grafik zeigt, standen Familien in Deutschland bisher zehn Arbeitstage im Jahr pro Elternteil zu, an denen sie für die Betreuung ihres kranken Kindes zuhause bleiben durften. Bei Alleinerziehenden waren es 20 Tage. In der Corona-Pandemie wird die Zahl der Kinderkrankentage nun verdoppelt, auf 20 Tage pro Elternteil bei Paaren und auf 40 Tage für Alleinerziehende im Jahr.

Kinderkrankentage

Kein Attest notwendig

Musste das Kind vorher krank sein und ein ärztliches Attest vom Kinderarzt vorliegen, so reicht es nun, wenn die Eltern eine Bescheinigung ihrer Kita oder Schule vorlegen können, dass die Kinderbetreuung pandemiebedingt nicht möglich ist. Sogar wenn die Eltern prinzipiell im Home Office arbeiten können, aber die Betreuung zuhause parallel für sie nicht möglich ist, haben sie Anspruch auf die Kinderkrankentage.

Nur für gesetzlich Versicherte

Einen Haken hat das Angebot jedoch: An den Kinderkrankentagen erhalten Eltern nur einen Teil ihres Nettolohns von der Krankenkasse ausgezahlt. Gerade für Alleinerziehende kann dies prekär werden und dazu führen, dass es ihnen finanziell nicht möglich ist, die Tage für die Kinderbetreuung in Anspruch zu nehmen. Auch privat Versicherte haben keinen Anspruch auf die Kinderkrankentage. Und den Selbstständigen dürfte ohnehin kaum etwas anderes übrig bleiben, als einfach weiter zu arbeiten. Auf viele Eltern kommen also weiterhin anstrengende Zeiten zu.

Formblatt zur Bescheinigung

Eine Formblatt zur Bescheinigung für Kinderkrankentage durch die Kindertageseinrichtungen oder Schulen stellt das Bundesfamilienministerium zur Verfügung. Hier der Link.

Quelle: Statista, Frauke Suhr und Bundesfamilienministerium




44.782 Kindertagespflegepersonen betreuen 174.000 Kinder

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Zahl der Kinder in Tagespflege ist um 55 Prozent gestiegen:

Im Jahr 2020 haben 44.782 Kindertagespflegepersonen ein oder mehrere Kinder betreut. Somit bewegt sich ihre Anzahl seit mehreren Jahren auf einem konstanten Niveau. Im Gegensatz dazu wächst die Zahl der betreuten Kinder beständig. Das berichtet die Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF)

Rund 174.000 Kinder wurden 2020 in den Räumen der Tagesmutter oder des Tagesvaters, in angemieteten Räumen oder in den Wohnräumen des Kindes betreut. In den letzten zehn Jahren hat sich die Anzahl der Kinder in Tagespflege demnach um 55 Prozent gesteigert. Im Gegensatz dazu hat sich in dem gleichen Zeitraum die Anzahl der Kindertagespflegepersonen lediglich um ungefähr zehn Prozent erhöht. Während eine in der Kindertagespflege tätige Person im Jahr 2010 noch durchschnittlich für 2,7 Kinder zuständig war, sind es im Jahr 2020 bereits durchschnittlich 3,9 Kinder pro Tagesmutter oder -vater.