nifbe mit neuem Fokus und vielen Infos

Institut schafft Schwerpunkt für Demokratiebildung und Partizipation:

Einen neuen Fokus setzt das Niedersächsische Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung (nifbe) im Bereich der Qualifizierungsinitiative „Vielfalt leben und erleben“. In drei kostenlosen Formaten können Fachkräfte und KiTa-Leitungen sich für den kompetenten Umgang mit Vielfalt in ihren zahlreichen Dimensionen weiter qualifizieren und ganz praxisnah Demokratiebildung und Partizipation in der KiTa voranbringen. Daneben werden auf Landesebene und in den Regionen flankierende Maßnahmen sowie auf dem nifbe-Portal ein stetig aktualisierter Themenschwerpunkt zu Vielfalt und Demokratiebildung angeboten. Dazu und zu anderen Themen informiert nifbe im folgenden Beitrag:

Der schwierige Gesundheits- und Arbeitsschutz gibt Anlass zu Sorge

Die Corona-Pandemie hält unsere Gesellschaft und das KiTa-System weiter in Atem. Die Fachkräfte in den KiTas müssen in ihrer Arbeit mit den Kindern einen täglichen Balanceakt zwischen Hygieneverordnungen, den Vorstellungen und Sorgen der Eltern sowie eigenen pädagogischen Ansprüchen und ihrem eigenen Gesundheitsschutz vollziehen. Und auch wenn das Infektionsrisiko für Kinder und die Ansteckungsgefahr durch sie nach der aktuellen Studienlage eher gering bis sehr gering ist, gibt der schwierige Gesundheits- und Arbeitsschutz für Fachkräfte doch Anlass zur Sorge (s. auch hier ( http://www.nifbe.de/infoservice/aktuelles/1795-corona-brandbriefe-fuer-besseren-gesundheitsschutz-in-kitas?acm=16806_191 )).

Das System KiTa ist auf Kante genäht

Grundsätzlich zeigt die Corona-Krise noch einmal wie unter einem Brennglas, dass das System KiTa auf Kante genäht ist und viele Fachkräfte an ihrer Belastungsgrenze oder schon darüber hinaus sind. Vielerorts kann der Betrieb nach Aussagen der Praxis nur aufrechterhalten werden, indem ständig gegen Gesetze oder Verordnungen verstoßen wird. In dieser Situation droht die Bildung auf der Strecke zu bleiben. Hier ist dringender Handlungsbedarf, damit in KiTas wieder Zukunft gestaltet und zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen begegnet werden kann. 

Qualifizierungsinitiative „Vielfalt leben und erleben!“

So befindet sich unsere Demokratie nicht erst seit Corona in einer Bewährungsprobe und sieht sich zunehmenden Angriffen von Populisten und Extremisten ausgesetzt. Aus diesem Grund wird das nifbe im Rahmen seiner landesweiten Qualifizierungsinitiative „Vielfalt leben und erleben!“ ( http://www.nifbe.de/das-institut/qualifizierungsinitiativen?acm=16806_191 ) ab dem nächsten Jahr einen besonderen Fokus auf die Demokratiebildung und Partizipation legen. Die KiTa kann als Mikrokosmos der Gesellschaft eine ideale Keimzelle für Demokratie sein und die Kinder auf ein verantwortungsbewusstes Leben in einer freien und toleranten Gesellschaft vorbereiten. Dafür müssen Kinder von Anfang an Demokratie leben und erleben können.

Grundlagenpapier für Demokratiebildung und Partzipation

Mit einem Grundlagenpapier zu diesem Thema und kostenlosen „Demokratie-Werkstätten“ möchte das nifbe niedersächsische KiTas daher bei der nachhaltigen Umsetzung von Demokratiebildung und Partizipation in der KiTa-Praxis unterstützen. Daneben werden im Rahmen der Qualifizierungsinitiative auch weiterhin kostenlose Inhouse-Maßnahmen sowie Leitungscoachings rund um das Thema Vielfalt angeboten.

Qualifizierungsangebote 2021

Unsere Themen:  Infos zur nifbe-Qualifizierungs-Initiative ab 2021 

Zu den Qualifizierungsangeboten ( http://www.nifbe.de/das-institut/qualifizierungsinitiativen?acm=16806_191 )

Zum Grundlagenpapier „Demokratiebildung und Partizipation in der KiTa“ ( http://www.nifbe.de/infoservice/online-bibliothek?acm=16806_191 ) Cartoons von Renate Alf zum Thema Demokratie und Partizipation ( http://www.nifbe.de/infoservice/aktuelles/1808-cartoons-zur-demokratie-und-partizipation-in-der-kita?acm=16806_191 ) „Erbsen ess ich nicht“ – Digitale Auftakttagung ( http://www.nifbe.de/das-institut/veranstaltungen?view=item&id=875:erbsen-esse-ich-nicht&catid=0&acm=16806_191 ) des nifbe zum Schwerpunkt Demokratiebildung und Partizipation in der KiTa am 18.02.2021

Infos und Angebote zu KiTas in Corona-Zeiten 

Seit September bietet das nifbe eine kostenlose und bisher auf große Resonanz gestoßene Vortragsreihe „KiTa in Corona-Zeiten“ an. Damit möchte das nifbe die KiTas bei ihrer pädagogischen Arbeit unter Corona-Bedingungen unterstützen. Die Reihe läuft noch bis Anfang März 2021.

Zur nifbe-Veranstaltungsreihe „KiTa in Corona-Zeiten“ ( http://www.nifbe.de/das-institut/veranstaltungen/veranstaltungsreihen?view=item&id=46:kita-in-corona-zeiten&catid=0&acm=16806_191 )

Zahlreiche Informationen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz und zur Pädagogik unter Corona-Bedingungen sowie Austauschmöglichkeit finden Sie in unserem nifbe-Forum ( http://www.nifbe.de/forume?acm=16806_191 )

Eine Übersicht zu aktuellen Studienergebnissen im Kontext KiTa und Corona finden Sie hier auf dem nifbe-Portal ( http://www.nifbe.de/infoservice/aktuelles/1804-studienuebersicht-zu-kita-in-corona-zeiten?acm=16806_191 )

Tipp: Aufschlussreiche Zahlen und Fakten zur aktuellen Corona-Lage in den KiTas und der Tagespflege liefern die Monatsberichte der von RKI und DJI durchgeführten Corona-KiTa-Studie ( http://www.nifbe.de/index.php?subid=16806&option=com_acymailing&ctrl=url&urlid=534&mailid=191 ).

Wöchentlich aktualisierte Zahlen zu Infektionsfällen in den KiTas sowie zum Einsatz des Personals finden Sie auf dem Dashboard ( http://www.nifbe.de/index.php?subid=16806&option=com_acymailing&ctrl=url&urlid=535&mailid=191 ) der Projektwebsite.

Folgende Studien sind gestartet und bitten noch um Teilnahme von Fachkräften:

Studie: Soziale Arbeit unter Corona-Bedingungen ( http://www.nifbe.de/infoservice/aktuelles/1797-studie-soziale-arbeit-unter-corona-bedingungen?acm=16806_191 ) (Hochschule Fulda und ver.di)

Studie: Corona und sprachliche Entwicklung ( http://www.nifbe.de/infoservice/aktuelles/1794-coronoa-und-sprachliche-entwicklung?acm=16806_191 )(Hochschule Emde/Leer und HAWK Hildesheim)  

Veranstaltungs-Tipp  „Potenziale von Zentren für Familien“

In einem kostenlosen Vortrag am 03.12. um 10:00 Uhr nimmt Prof. Dr. Katharina Spieß vom DIW Berlin die „Potenziale von Zentren für Familien“ aus familien- und bildungsökonomischer Perspektive in den Blick. Sie möchte hier auch konkrete Anhaltspunkte für die Weiterentwicklung von Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe in diese Richtung geben.

Zu den weiteren Infos und zur Online-Buchung ( http://www.nifbe.de/component/coursedatabase?view=item&id=874:potenziale-von-zentren-fuer-familien&acm=16806_191

Veranstaltungs-Rückblick

Ende September führte das nifbe unter dem Titel „Zwischen Akademisierung und Schnellbesohlung“ angesichts des akuten Fachkräftemangels eine digitale Tagung zur Fachkräftegewinnung und -bindung durch. Einen Bericht und eine Dokumentation sowie eine Aufzeichnung des Hauptvortrags von Prof. Dr. Anke König finden sie auf dem nifbe-Portal ( http://www.nifbe.de/infoservice/aktuelles/1771-strategien-der-fachkraeftegewinnung-und-bindung?acm=16806_191 )

Quelle: Newsletter nifbe




Selbstbild ErzieherInnen: Kompetent und stark im Fördern von Selbstvertrauen

OECD lässt in Deutschland über 3000 pädagogische Fachkräfte befragen: 

Die gute Nachricht: Fast alle Fachkräfte in der Kita sind mit ihrem Beruf und ihrer aktuellen Tätigkeit zufrieden.  Gesellschaftlich anerkannt fühlt sich aber nur jede Dritte. Das sind zwei Ergebnisse der OECD-Studie TALIS Starting Strong. Die groß angelegte Erhebung führt die Organisation in neun Ländern durch. An der Befragung haben hierzulande weit über 3.000 Fachkräfte im Bereich der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE) teilgenommen. Dabei unterteilt die Studie in Fachkräfte im Bereich Krippenkinder (U3) und Kindergartenkinder (Ü3).

Zu wenig Geld und Anerkennung

Rund 94 Prozent der Befragten sind demnach mit ihrer Arbeit zufrieden. Nur 36 Prozent fühlen sich dagegen gesellschaftlich anerkannt. Zudem ist wenig überraschend ein geringer Prozentsatz mit seinem Gehalt zufrieden. Im Ü3-Bereich sind es 26 Prozent, im U3-Bereich mit 29 Prozent etwas mehr.  

Wenn es schon mit dem Geld und der Anerkennung nicht so richtig klappt, sind doch die meisten mit der Leitung ihrer Einrichtung zufrieden. Nur 32 Prozent der Befragten im Ü3-Bereich und 26 Prozent im U3-Bereich wünschen sich mehr Unterstützung.

Stress bei der Arbeit entsteht aus dem Ungleichgewicht zwischen Anforderungen und den dafür vorhandenen Ressourcen.

Fehlen von Personal ist größter Belastungsfaktor

Als größte Belastungsfaktoren zählen hierzulande „Zusätzliche Pflichten aufgrund der Abwesenheit von pädagogischen Fachkräften“, „zu viele Kinder in der Gruppe“ und „mangelnde Ressourcen“. Dazu zählen etwa die finanzielle Unterstützung, materielle Ressourcen und Personal. Aus dem Mangel an letzterem kommt es auch zu Spannungen. So stellen für etwa 33 Prozent der MitarbeiterInnen im Ü3-Bereich und 27 Prozent im U3-Bereich zusätzliche Aufgaben aufgrund von Personalausfällen eine „sehr starke“ Belastung bei der Arbeit dar.

Personalmangel Gefahr für die Qualität des Angebots

In beiden Bildungsbereichen gibt jede fünfte Einrichtungsleitung an, dass der Personalmangel angesichts der Zahl der angemeldeten Kinder die Fähigkeit ihrer Einrichtungen, den Kindern ein qualitativ hochwertiges Umfeld zu bieten, stark beeinträchtigt.

Super Ausbildung und wenig Weiterbildung

Dabei sind die deutschen Fachkräfte prima geschult. Die Ausbildung gehört zu den besten in den Ländern, die an der Befragung teilnehmen. In Deutschland haben 97 Prozent des Personals im Kindergartenbereich und 96 Prozent des Personals im Krippenbereich ein Ausbildungsprogramm absolviert, in dem sie speziell für die Arbeit mit Kindern qualifiziert wurden. Zudem beinhaltete die Ausbildung bei rund 80 Prozent ein Praxismodul.

Anders sieht es im Bereich der Fort- und Weiterbildungen aus: Im Vergleich zu den anderen Ländern werden in Deutschland im Rahmen von Fort- und Weiterbildungen für Fachkräfte meist nur wenige Themenbereiche abgedeckt. Die Folge daraus ist, dass nur ein relativ kleiner Anteil des Personals die eigene Ausbildung in Bereichen wie der Arbeit mit Kindern mit unterschiedlichem Hintergrund (rund 35 Prozent) oder der Pädagogik (rund 25 Prozent) vertieft.

Bedenklich stimmt zudem die Situation bei den Leitungskräften. Nur 35 Prozent der LeiterInnen im Kindergarten- und 43 Prozent der Leitungen im Krippenbereich geben an, dass sie eine Schulung dafür erhielten, pädagogische Leitungsaufgaben wahrzunehmen. Das ist das niedrigste Niveau unter den teilnehmenden Ländern.

Stark bei der sozial-emotionalen Entwicklung

Am stärksten fühlen sich die Fachkräfte bezüglich ihrer Fähigkeiten, Kinder in ihrer sozial-emotionalen Entwicklung zu fördern. Bezüglich der Arbeit mit Kindern mit unterschiedlichen Hintergründen oder im Hinblick auf die Nutzung digitaler Medien zur Förderung des Lernens fühlen sie sich dagegen schwächer. Während etwa 95 Prozent der pädagogischen Fachkräfte in beiden Bildungsbereichen angeben, dass sie Kinder dabei helfen können, Selbstverstrauen aufzubauen, berichten weniger als 10 Prozent dasselbe für den Einsatz digitaler Medien.  Damit befinden sie sich in bester Gesellschaft mir ihren KollegInnen in den anderen Ländern.

Gute Kommunikation und Teilnahme

Am meisten lernen die Fachkräfte wohl von ihren Kolleginnen. In beiden Bildungsbereichen beteiligt sich das meiste pädagogische Personal wöchentlich oder sogar täglich an gemeinsamen Aktivitäten  über verschiedene (Alters-)Gruppen hinweg. Leider geben nur 40 Prozent ihren KollegInnen auch so häufig Feedback über ihre berufliche Praxis.

Sehr positiv ist das Bild bezüglich der Beteiligungsmöglichkeiten. 80 Prozent des pädagogischen Personals in Deutschland ist der Meinung, dass ihre Einrichtung ihnen die Möglichkeit bietet, sich an Entscheidungsprozessen zu beteiligen.

Gesundheitliche Probleme

Im Vergleich zu anderen Ländern ist der Anteil am pädagogischen Personal, das erwägt, die eigene Arbeitsstelle wegen gesundheitlicher Probleme aufzugeben in Deutschland hoch. Das könnte auch auf ein erhöhtes Burnout-Risiko hindeuten. 25 Prozent der Befragten im Kindergartenbereich und 22 Prozent im Bereich Krippe erwägt den Ausstieg.

Empfehlungen für die Politik

Aufgrund dieser Erkenntnisse empfiehlt die OECD für Deutschland folgendes:

  • Schaffen von Bedingungen zur Förderung informellen, kollaborativen Lernens unter pädagogischen Fachkräften und Ausrichtung des Fort- und Weiterbildungsangebots hin zu Teamfortbildungen.
  • Verbesserung der Ausrichtung von Fort- und Weiterbildung auf verschiedene Karrierestufen unter Berücksichtigung der Bedarfe der Fachkräfte und der Qualität der Fort- und Weiterbildungsaktivitäten.
  • Status und Anerkennung erhöhen, indem sichergestellt wird, dass die Gehälter der Fachkräfte mit ihren Verantwortlichkeiten im Einklang stehen und indem Wege für den beruflichen Aufstieg innerhalb des FBBE-Sektors besser definiert werden.
  • Unterstützung von Fort- und Weiterbildung für Leitungen, indem in neue Modelle von Leitungsfortbildung investiert wird und kontinuierliche berufliche Fort- und Weiterbildung erleichtert wird.

Die vollständige Studie auf englisch finden Sie hier:
https://www.oecd-ilibrary.org/education/building-a-high-quality-early-childhood-education-and-care-workforce_b90bba3d-en 

Eine Ländernotiz für Deutschland finden Sie unter:
http://www.oecd.org/education/school/TALIS-Starting-Strong-2018-Vol2-Germany-de.pdf




Weiterbildung zur „Fachkraft AD(H)S-Experte“

Seminar ab Januar in Elmshorn:

Die ADHS-Expertin und Lerntherapeutin Jeannine Hohmann bietet ab Januar 2021 ein Weiterbildungsseminar zur „Fachkraft AD(H)S-Experte“ am „Institut Lernen“, Kaltenhof 5 in Elmshorn an. An insgesamt neun Seminartagen lernen die TeilnehmerInnen im Rahmen von Gruppenarbeiten und ergänzenden Vorträgen alle neuen Erkenntnisse zur Zusammenarbeit mit den Betroffenen. Das Seminar ist zudem als eine Schnittstelle zwischen den pädagogischen Fachkräften, ihren dazugehörigen Trägern und den Eltern der betroffenen Kinder gedacht. Ausgearbeitet wurden die Inhalte über einen Zeitraum von zwei Jahren. Das intensive Seminar ist in der Branche einmalig und wurde aufgrund der steigenden Nachfrage entwickelt.

Mit dem Expertenteam zum Experten

„Es traut sich keiner so wirklich an das Thema ran, da es sehr vielschichtig ist. Ich selbst wollte eine komplexe Schulung zum Thema besuchen, fand aber keine Möglichkeit. Das ändere ich nun zusammen mit meinen weiteren Referenten und Referentinnen am Institut-Lernen“, so Hohmann. Für sie und ihr Team stellt die ADHS-Problematik ein Tabuthema dar, welches in den vergangenen Jahren durch die fortschreitende Inklusion an Schulen und Kindergärten intensiver in den Vordergrund rückte. Häufig fehle es hier jedoch an Expertise und entsprechender Wissensvermittlung vor Ort. Zwei Jahre lang arbeitete Hohmann die vier Module ihres Seminars aus, die sich auf das Krankheitsbild, die Diagnostik, die Therapie und die Praxismethoden beziehen. Wer anschließend die Professionalisierung absolviert, ist schlussendlich eine zertifizierte „Fachkraft AD(H)S-Experte“.

Weitere Infos und das Kontaktformular zur Anmeldung gibt es auf www.jeannine-hohmann.de

Über Jeannine Hohmann:

Nach ihrer Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin arbeitete Jeannine Hohmann in einem sozialen Brennpunkt im Saarland. Es folgten weitere pädagogische Projekte,

Fortbildungen und Coachings sowie die Arbeit als Kita-Leiterin, als Dyslexie- und Dyskalkulietherapeutin (BVL), ADHS/ADS-Trainerin und die Ausbildung zur Montessori-Diplom Pädagogin. Seit 2010 arbeitet Hohmann in ihrer eigenen, durch den Bundesverband für Legasthenie (BVL) zertifizierten, Praxis in Elmshorn. Im Jahr 2018 gründete sie mit dem „INSTITUT LERNEN“ die Möglichkeit zur rundum Betreuung für Eltern und allen pädagogischen Fachkräften. Die zweifache Mutter und ihr Team aus weiteren, spezialisierten Referentinnen und Referenten diagnostizieren, therapieren, beraten und vermitteln ihr Wissen in der Praxis für die Praxis und fokussieren sich besonders auf Menschen mit der Diagnose ADS/ADHS.




Kitas in Zeiten von Corona

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Broschüre mit Praxistipps zum Download:

Corona stellt Krippen und Kindergärten vor große Herausforderungen. Wie können Hygiene- und Schutzmaßnahmen in den Kita-Alltag integriert werden? Was muss passieren, wenn ein Kind erste Krankheitszeichen aufweist? Wie gelingt trotz Corona die weitere Zusammenarbeit mit der Familie?

Um Orientierung bei der Gestaltung des Regelbetriebs unter Pandemiebedingungen zu geben, stellt das Bundesfamilienministerium gemeinsam mit dem Bundesgesundheitsministerium eine interaktive Broschüre mit Praxistipps und Hintergrundwissen mit dem Titel „Kitas in Zeiten von Corona“ bereit.

Hier finden Sie die Druckversion. Der Schutzstandard (hier zum Download) bietet Informationen für den Arbeitsschutz in Kitas in Zeiten von Corona, zum Beispiel zur Gefährdungsbeurteilung. Diese sollte aufgrund der Corona-Pandemie in Kitas überprüft und gegebenenfalls aktualisiert werden.  




St. Martin mit Marcus und Luise – Eine Geschichte zum Vorlesen und Backen

Wenn schon der Martinsumzug in diesem Jahr ausfallen muss, können wir uns mit Laternen, Geschichten und schönen Liedern auch ein tolles Martinsfest machen. Die Geschichte von St. Martin gehört dazu … und auch die Geschichte von Marcus und Luise. Prima passen auch die Martinshörnchen. Das Rezept für 30 Hörnchen gibt es im Anhang unserer Geschichte. Geschrieben hat die Geschichte Thomas Reuter.

Nichts los im November. Kaum noch Sonne, noch kein Schnee. Na, wenigstens gab‘s das Martinsfest am 11. November. Marcus und Luise freuten sich schon riesig auf den Laternenumzug im Dunkeln, den reitenden Sankt Martin und natürlich auf die Martinshörnchen.

Das Martinsfest erinnerte daran, dass Sankt Martin vor vielen, vielen Jahren an einem kalten Wintertag seinen Mantel mit einem frierenden Bettler geteilt hatte.

Die Martinshörnchen sahen aus wie Hufeisen von Martins Ross, schmeckten aber viel besser. Bevor man ein Hörnchen anknabberte, musste man es zerbrechen und eine Hälfte verschenken. Halb so wild, denn meistens bekam man ja auch von jemandem eine Hälfte geschenkt.

Hmm – Martinshörnchen! Und was das Beste war: Die Hörnchen wurden zu Hause bei Marcus und Luise gebacken. Genau drei Tage vor dem Martinsfest. Und weil das ‚ne Menge Arbeit machte, kamen Freunde von Mama und Papa zum Helfen. In diesem Jahr sollten es über einhundert Martinshörnchen werden!

Also – zuerst wurden alle Backzutaten gemischt, dann musste daraus ein großer Teigklumpen geknetet werden. Das machte Grit, Mamas Freundin. Grit war nämlich Body-Builderin und ging fast jeden Tag zum Krafttraining ins Fitness-Center. Heute allerdings nicht, denn heute durfte sie ja Teig kneten.

Die anderen saßen drumherum, tranken Kaffee und bestaunten Grits Muskeln. Eins, zwei, drei war der Teig fertig. Nun wurde er ausgerollt. Da durften die Männer ran. Die Frauen schnitten Teig-Dreiecke heraus, klecksten Heidelbeermarmelade darauf, rollten die Hörnchen ein und legten sie aufs Backblech. Und dann ab damit in die Backröhre. Vom ersten fertigen Blech durften Marcus und Luise je ein Hörnchen naschen. Köstlich! Und Kater Max strich durch die Küche und futterte alle Teigstückchen auf, die zu Boden fielen. Später wurden die Hörnchen noch mit Zuckerguss bepinselt. Das alles dauerte bis spät in den Abend – und Grit fragte immer wieder, ob nicht noch ein bisschen Teig zum Kneten da sei.

Endlich – morgen war Martinsfest.

Der Wäschekorb voller Hörnchen stand im Schlafzimmer, denn da war es schön kühl. Es duftete in der ganzen Wohnung. Aber die Hörnchen waren nachgezählt. Doch morgen … Morgen kam Sankt Martin auf dem Pferd geritten und verteilte die Hörnchen. Sankt Martin war in Wirklichkeit auch Grit. Die hatte nicht nur Muskeln, sondern konnte auch toll reiten. Außerdem war sie die Einzige, die den Korb mit den Hörnchen vor den Kindern schützen konnte. Also – noch einmal schlafen!

Mama saß gerade gemütlich im Wohnzimmer und las, als sie plötzlich Marcus schreien hörte: „Raus da! Du spinnst wohl!! Mama!!!“ ,Aha’, dachte Mama, ,Luise wollte sicher naschen.’

Sie sauste ins Schlafzimmer. Marcus hockte an der einen Seite des Korbes, Luise an der anderen, mitten im Korb hockte Kater Max. Marcus zerrte an dessen Vorderpfoten, Luise am Schwanz, Max fauchte.

„Was macht ihr denn da?“, wunderte sich Mama. „Zum Mar­tinsfest sollen die Hörnchen geteilt werden, nicht die Katze. „Luise war furchtbar aufgeregt.“ Weißt du, was der Max gemacht hat? Er hat in die Hörnchen gepinkelt!“

Ach du liebe Zeit! – Mama jagte Kater Max unters Bett und besah sich die Bescherung. Max hatte mitten in die Hörnchen ein Loch gescharrt und hineingepullert. Die Hörnchen waren nass und klebrig, der Zuckerguss war aufgeweicht, es roch gar nicht mehr feierlich.

„Wer hat Max ins Schlafzimmer gelassen?“, fragte Mama ganz langsam.

„Papa war‘s!“, antwortete Luise ganz schnell und Marcus nickte heftig. Papa war arbeiten. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass er nicht auf Max aufgepasst hätte!

„Was machen wir denn jetzt?“, Mama war völlig ratlos.

„Die trocknen doch“, tröstete Marcus sie. „Das merkt schon keiner.“

„liih!“, rief Luise. „Ich esse kein Hörnchen, wo Max draufgepinkelt hat. Außerdem erzähl ich‘s allen!“

Marcus wollte schon ärgerlich werden, aber Mama beruhigte ihn. „Die Hörnchen sind hin. Wegen diesem blöden Kater!“ „Und weil Papa nicht aufgepasst hat“, nahm Luise Max in Schutz.

Dann saßen die drei in der Küche und überlegten. Wenn es morgen zum Martinsfest keine Hörnchen gäbe, wären die Kinder furchtbar enttäuscht. Und dann müssten sie auch zugeben, was passiert war. Außerdem hätte Grit nichts zu beschützen. „Wir müssen nochmal backen“, meinte Marcus. „Ich helf dir.“ „Ich auch“, sagte Luise.

Mama schaute auf die Uhr. Es war abends um acht. Die Geschäfte hatten gerade schon geschlossen. Aber glücklicherweise war Papa gestern einkaufen gewesen. Der hamsterte immer. „Damit sich‘s lohnt“, sagte er, wenn er angeschleppt kam.

Mama seufzte. Dann begann sie, Mehl, Milch, Backpulver, Zucker, Eier und Marmelade zusammenzusuchen. „Könnte gerade so reichen“, meinte sie. „Bloß die Heidelbeermarmelade muss ich mit Pflaumenmus strecken.“

Halb acht waren die Zutaten gemischt. Jetzt ging‘s ans Kneten. Grit war um diese Zeit im Fitness-Center, also musste Mama selbst ran. Sie kämpfte mit dem Teig. Luise guckte ihr mitleidig zu und Marcus feuerte sie an: „Da kriegst du Muskeln wie Grit!“

Um acht lag der fertige Teigklumpen auf dem Tisch. Mama rollte ihn aus. Marcus formte die Hörnchen. Luise kleckste die Marmelade darauf. Halb elf reihten sich einhundertzwanzig Hörnchen auf dem Tisch aneinander – nur gebacken und bestrichen werden mussten sie noch.

Marcus und Luise waren hundemüde. Sie wollten ganz freiwillig ins Bett. „Wo ist eigentlich Max?“, fragte Luise. Wo wohl? Marcus öffnete sacht die Tür zum Schlafzimmer. Max lag zusammengerollt mitten in den Hörnchen und schlief.

Marcus und Luise schliefen auch sofort ein und träumten von Martinshörnchen-Bergen. Und von Grit, die diese Berge bewachte. Mama stand in der Küche und backte und backte. Ihre Arme waren schwer, ihr Rücken schmerzte und sie konnte kaum noch stehen.

Kurz vor elf kam Papa von der Arbeit nach Hause. „Hmm“, schnupperte er schon an der Tür. „Du hast gebacken, Schatz?“ Er betrat die Küche und blieb staunend stehen: „Du kannst wohl gar nicht genug kriegen vom Hörnchenbacken?“ „Sehr lustig!“, fauchte Mama. „Du und dein Kater! Du kannst gleich mit im Hörnchenkorb schlafen! Aber pinkel nicht auch noch hinein!!“

„Was ist denn passiert?“, Papa begriff gar nichts. Und nun erzählte ihm Mama die ganze Kater-Geschichte. Am Schluss mussten sie beide drüber lachen – und Papa gab zu, dass Kater Max mit ihm ins Schlafzimmer gehuscht war. Dort verkroch er sich unterm Bett – und Papa hatte keine Lust gehabt, ihn zu fangen…

„Na toll!“, sagte Mama. „Dafür musst du mir jetzt helfen.“

Und schon drückte sie ihm den Topf mit dem Zuckerguss in die Hand: „Viel Spaß!“

Einsichtig setzte sich Papa an den Küchentisch, betrachtete seufzend die Reihen Martinshörnchen und begann, eins nach dem anderen mit Zuckerguss zu bepinseln…

Martinshörnchen (für ca. 30 Hörnchen)

Zutaten: 500 g Mehl, 250 g Zucker, 2 Eier, 150 g Margarine, 1 Päckchen Vanillinzucker, 1/2 Päckchen Backpulver, 1 kleine Prise Salz

Zubereitung:

Aus allen Zutaten einen festen Teig kneten und möglichst eine Stunde ruhen las­sen. Anschließend den Teig ca. 0,5 cm dick ausrollen, Teigdreiecke ausschneiden, aus diesen dann Hörnchen formen (dabei nach innen aufrollen) und in Hufeisenform biegen. Auf Backpapier goldgelb backen.

Tipp:

Es erleichtert die Arbeit, wenn man aus dem gerollten Teig zunächst mit Hilfe einer runden Form einen Kreis aussticht und diesen achtelt. Die Hörnchen werden auf diese Weise auch gleich groß und schön.

Diesen Artikel haben wir folgendem Buch entnommen:

Reuter Kichenjahr

Das Kirchenjahr mit Kindern feiern

Ein Vorlesebuch mit lustigen Geschichten , Backrezepten und Spielen.
Reuter, Thomas
Burckhardthaus-Laetare
ISBN: 9783944548906
96 Seiten, 14,95 €

Mehr dazu auf www.oberstebrink.de




IW: Mehr als 340.000 Krippenplätze fehlen

Der Ausbau neuer Betreuungsangebote für Kleinkinder geht in Deutschland offenbar zu langsam voran. Zwar wurden seit 2015 mehr als 135.000 zusätzliche Plätze in Kitas und bei Tageseltern geschaffen, allerdings wollen auch viel mehr Eltern als früher ihr Kind betreuen lassen. So fehlen 2020 in Deutschland mehr als 340.000 Plätze für Kinder unter drei Jahren, wie Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigen.

Viele Kommunen können dem in Deutschland geltenden Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz nicht nachkommen. Obwohl die Zahl der unter Dreijährigen, die in einer öffentlich geförderten Kita oder bei Tageseltern betreut werden, seit 2015 von 693.000 auf 829.000 gestiegen ist, fehlen dieses Jahr 342.000 Plätze – rund 60 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren. Das zeigt eine neue IW-Studie.

Immer mehr Eltern geben ihr Kind die Kita

Ein Grund für den steigenden Bedarf ist, dass immer mehr Eltern ihr Kleinkind institutionell betreuen lassen wollen. 2019 meldeten 81 Prozent der Eltern für ihre Zweijährigen und 64 Prozent der Eltern für ihre Einjährigen einen Betreuungsbedarf an – deutlich mehr als noch vor fünf Jahren. „Lange galt insbesondere in Westdeutschland ein Alter von drei Jahren als geeigneter Betreuungsbeginn. Das hat sich vollkommen geändert“, sagt IW-Familienexperte Wido Geis-Thöne. In den vergangenen Jahren stiegen außerdem die Geburtenzahlen, allerdings ist dieser Trend gestoppt.

Große regionale Unterschiede

Nicht in allen Bundesländern fehlen Kitaplätze im gleichen Ausmaß. Relativ zur Gesamtzahl der unter Dreijährigen ist die Betreuungslücke, also die Differenz aus den erforderlichen und tatsächlich bereitgestellten Betreuungsplätzen, im Saarland, in Bremen und in Nordrhein-Westfalen am größten. Knapp 20 Prozent aller Kinder unter drei Jahren hatten dort keinen Betreuungsplatz, obwohl sich die Eltern einen wünschen. Allein in Nordrhein-Westfalen fehlen somit knapp 100.000 Plätze. In NRW kommt hinzu, dass Eltern bei Engpässen in den Kitas oft an Tageseltern verwiesen werden, bei denen die Qualifikationsanforderungen deutlich geringer sind als beim Kita-Personal.

Gut stehen Bayern, Baden-Württemberg und Ostdeutschland mit Ausnahme Berlins dar. Allerdings wollen in Bayern und Baden-Württemberg nicht so viele Eltern ihr Kind in eine Kita geben wie in anderen Bundesländern. „Nähert sich der Betreuungsbedarf wie zu erwarten den anderen Bundesländern an, werden auch in Bayern und Baden-Württemberg sehr viel mehr Kitaplätze benötigt“, sagt Studienautor Geis-Thöne.

Im Osten ist die Betreuungslücke zwar kleiner als im Westen, allerdings haben die Kindertagesstätten zu wenig Personal, um die Kinder gut zu betreuen. So kamen im Osten im Schnitt auf eine Betreuungsperson knapp sechs Kinder – in Westdeutschland sind es vier. Dementsprechend gäbe es auch im Osten trotz des guten Kita-Angebots Handlungsbedarf, so Geis-Thöne.

IW-Kurzbericht 96/2020 als PDF zum Download



Quelle: Pressemitteilung Institut der Deutschen Wirtschaft




Leseschwäche schon in der Kita erkennen

Lina hatte sich riesig auf die Schule gefreut. Schon im Kindergarten galt sie als Rechenmeisterin. Für Buchstaben interessierte sie sich dagegen nie. Manchmal fragte sie nach einem, vergaß ihn aber schnell oder malte ihn gerne mal seitenverkehrt aufs Papier. Sprache schien ohnehin nie wirklich ihr Thema zu sein. Beim Krabbeln, Laufen oder Sauberwerden war sie früh dran. Nur beim Sprechen lernen schien sie sich unendlich viel Zeit zu lassen.

Das Selbstbewusstsein leidet

In der Schule zeigen sich zuerst beim Lesen erste Probleme. Einzelne Buchstaben kann sie gerade noch entziffern. Bei ganzen Wörtern scheitert sie. Beim Schreiben kommt sie mit den Schwüngen und der Form nicht zurecht. Sie gilt als die Langsamste und Unordentlichste. Die Lehrerin meint, Lina übe zu wenig. Aber die Eltern üben mit ihrem Kind jede freie Minute. Bald schon hat Lina die Lust verloren. Sie verweigert sich, hält sich für zu dumm.

Heute verstehen die Eltern von Lina nicht, warum sie nicht sofort reagierten. „Wir dachten, dass bei Lina der Knoten irgendwann schon platzen würde“, erzählt die Mutter. Stattdessen begann eine jahrelange Leidensgeschichte, die erst ihr Ende fand, als ein Facharzt für Kinderpsychiatrie bei Lina eine Lese- und Rechtschreibschwäche (LRS) diagnostizierte.

Lina erhält eine Legasthenie-Therapie, in der sie nicht nur das Lesen und Schreiben, sondern auch das Selbstbewusstsein trainiert. Mittlerweile kann sie auch wieder lachen.

Warum wir Schwächen erst spät erkennen

Hätte es überhaupt so weit kommen müssen? Konnten die Erzieher im Kindergarten nicht schon feststellen, dass Lina gefährdet ist? Aber sie war ja völlig unauffällig – oder?

Bei genauer Betrachtung war Lina eben nicht unauffällig. Ihr später Spracherwerb, ihr Desinteresse an Buchstaben und der Umgang damit, waren klare Zeichen dafür, dass Lina ein gefährdetes Kind ist. Bei näherem Hinsehen hätten dies Fachärzte feststellen können.

Ist ein Kind aufgeweckt und in den meisten Bereichen normal entwickelt, übersehen oft viele Eltern und Erzieherinnen die Warnsignale. Oder es heißt eben „die kleine Lina ist so aufgeweckt. Da platzt der Knoten sicher bald“. Das passiert jedoch nur in den seltensten Fällen.

Legasthenie-Risiko erkennen

Seit Jahrzehnten erforscht die Psychologin Dr. Petra Küspert an der Universität Würzburg in Zahlreichen Projekten die Voraussetzungen für Schulerfolg und die Prävention von Lernleistungsstörungen. „Engagierte Eltern und Erzieherinnen können eine Reihe von Hinweisen auf ein LRS- oder Legasthenie-Risiko bei einem Vorschuldkind entdecken“, schreibt Sie in ihrem Buch „Neue Strategien gegen Legasthenie“.

Um zu verstehen wie das geht, empfiehlt es sich, erst einmal die Fähigkeiten und Fertigkeiten anzusehen, die sich als bedeutendste Vorläufermerkmale des Schriftspacherwerbs erwiesen haben. Die pädagogisch-psychologische Forschung nennt dazu Intelligenz, frühe Schriftkenntnis, visuelle Aufmerksamkeit, Arbeits- und Langzeitgedächtnis und die phonologische Bewusstheit. Normale Intelligenz als Voraussetzung für den Schriftspracherwerb wird sicher niemand in Frage stellen.

Bei der frühen Schriftkenntnis geht es laut Küspert nicht um die Menge der Buchstaben, die ein Kind schon bei der Einschulung kennt. „Es geht um das Verständnis des alphabetischen Prinzips. Es genügt, dass die Kinder schon einige Buchstaben sicher kennen – und damit bereits einen Einblick in die Schriftsprache und den engen Zusammenhang zwischen Lauten und Buchstaben gewonnen haben.“

Visuelle Aufmerksamkeit bedeutet, die Genauigkeit und Sicherheit, mit der Kinder visuelles Material verarbeiten. Auf Symbolebene bedeutet das etwa, den „Unterscheid zwischen den Buchstaben ,l’ und ,b’ darin zu entdecken, dass das ,b’ auf der einen Seite noch einen Bauch hat“, so die Psychologin.

Was heißt „phonologische Bewusstheit“ 

Dass wiederum ein gutes Gedächtnis Voraussetzung fürs Lernen ist, dürfte auch jedem klar sein. Beim Schreiben lernen kommt es darauf an, im Arbeitsgedächnis den Buchstaben Laute zuzuordnen. Diese gilt es so lange zu behalten, bis aus allen Buchstaben ein Wort gebildet ist. Das Langzeitgedächtnis ist dazu da, um auf das bereits Erlernte dauerhaft sicher zurückgreifen zu können.

Große Bedeutung misst Küspert der phonologischen Bewusstheit zu. Dazu erläutert die Forscherin, dass „ein Kind phonologische Bewusstheit besitzt, wenn es ein Gespür für den Klang der gesprochenen Sprache entwickelt hat. So kann es beispielsweise reimen, Wörter in Silben zerlegen und schließlich sogar die einzelnen Laute innerhalb eines Wortes erkennen.“ Erste Vorstufen sind etwa, Reimwörter zu finden, Silben zu klatschen oder Sätze in Wörter zu zerlegen. Kann das ein Kindergartenkind mit etwa fünf Jahren noch nicht, heißt das zwar nicht, dass wir hier gleich einen Legastheniefall haben. Dennoch ist dies ein deutliches Warnsignal, dem Eltern und Erzieherinnen nachgehen sollten.

Eltern empfiehlt Küspert deshalb folgendes:

  • Achten Sie doch einmal ganz bewusst darauf, ob Ihr Vorschulkind mit dem Reimen klarkommt, ob es Silben klatschen kann.
  • Besprechen Sie mit der Erzieherin im Kindergarten, ob sich Ihr Kind mit entsprechenden Spielen (Gedichte lernen und aufsagen, Liedertexte einprägen, Mitklatschen) genauso freudig beschäftigt wie seine gleichaltrigen Kameraden in der Gruppe oder ob es solche Spiele zu meiden sucht, sich gern dabei ausklinkt.
  • Achten Sie darauf, ob Ihr Kind Farben oder Würfelbilder schnell benennen kann.
  • Wie steht es mit dem Gedächtnis Ihres Kindes? Kann es sich Sachen gut merken, auch wenn sie nicht hochinteressant für das Kind selbst sind? Kann es kurze Aufträge behalten – oder fordert es immer wieder Informationen nach, die Sie schon längst gegeben haben?

Wenn Sie feststellen, dass Ihr Kind sich im Vorschulalter in einem dieser Bereich schwertut, dann sollten Sie mit Ihrem Kind ein Frühdiagnosezentrum oder eine Frühförderstelle aufsuchen. Natürlich gibt es noch weitere Anzeichen wie Legastheniefälle in der Verwandtschaft oder Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung. Hätten Linas Eltern entsprechend reagiert, wäre ihr vermutlich ein langer Leidensweg erspart geblieben. Denn es gibt mittlerweile nicht nur eine Reihe spielerischer Tests, die eine LRS zuverlässig aufdecken, sondern auch Förderprogramme wie das „Würzburger Trainingsprogramm“, das von Petra Küspert und Wolfgang Schneider entwickelt wurde.

Ein Programm für alle Kinder zur Vorbereitung auf die Schule, aber vor allem für gefährdete Kinder, die damit entsprechend aufholen können. Zudem hätten auch die Eltern viel dazu beitragen können, dass Lina durch verschiedene Spiele einen Einblick in der klang der Sprache erhält. Der Knoten platzt eben nicht einfach. Aber mit sorgfältiger Beobachtung und liebevoller, spielerischer Förderung lässt er sich Stück für Stück auflösen. (Gernot Körner)

Neue Strategien gegen Legasthenie

Küspert, Petra
Oberstebrink
ISBN/EAN: 9783963040122
19,90 €

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MINT geht digital

„Haus der kleinen Forscher“ bringt digitales Know-how in Kitas und Grundschulen.

Kostenloses E-Book erhältlich.

Passen digitale Medien zum Entdecken und Forschen? Auf jeden Fall, sagt die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“. Im neuen Bildungsangebot „MINT geht digital – entdecken und forschen mit digitalen Medien“ erhalten ErzieherInnen sowie Grundschullehrkräfte Impulse, wie sie digitale Medien sinnvoll in ihrem pädagogischen Alltag einsetzen können. Das kostenfreie E-Book mit Hintergrundwissen und Praxisanregungen ist ab sofort online.

Den Ausflug in den Wald mit der Digitalkamera dokumentieren, Bodenproben unter einem digitalen Mikroskop betrachten oder per App die Forschungsergebnisse als Diagramm darstellen: „MINT geht digital“ setzt im Alltag der Kinder an und berührt alle MINT-Bereiche. Das sind Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Basierend auf aktuellen Erkenntnissen aus Wissenschaft und Praxis zeigt die Stiftung in einem E-Book sowie in einem Webinar und einem interaktiven Vortrag, warum digitale Medien und frühe MINT-Bildung gut zusammenpassen. Und sie zeigt auf was Pädagoginnen und Pädagogen als Lernbegleitung beim Entdecken und Forschen mit digitalen Medien achten können. In einem Online-Forum können Interessierte außerdem Erfahrungen austauschen, untereinander und mit Mitarbeitenden der Stiftung.

„Digitale Medien können Kindern und auch den PädagogInnen ganz neue Perspektiven auf die Welt eröffnen. Dabei sollen digitale Medien analoge Erfahrungen aber nicht ersetzen. Sie sollen sie ergänzen, erweitern und intensivere Lernprozesse innerhalb des MINT-Bildungsprozesses ermöglichen“, sagt Michael Fritz, Vorstandsvorsitzender der Stiftung ‚Haus der kleinen Forscher‘. „Ein wichtiger Schritt, um Kinder schon in Kita und Grundschule in der digitalen Welt zu unterstützen.“

Zum neuen Bildungsangebot „MINT geht digital – entdecken und forschen mit digitalen Medien“ gehören:

Alle Informationen gibt es auch online unter hdkf.de/mint-geht-digital.