Ein neuer Blick auf die Besonderheiten im Verhalten besonderer Kinder

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Hoppla und Juchhu – „Euch nervt’s – für mich ist es sinnvoll“

Viele von uns kennen das: Probleme beim Anziehen der Socken oder kratzende Etiketten im Pullover. Viele von uns ernteten für unser Unwohlsein ein genervtes Lächeln ihrer Eltern. Anders sieht es mit dem Verhalten aus, das als übergriffig oder auch gewalttätig empfunden wird, oder wenn sich Kinder ganz zurückziehen. Deren Eltern sind meist ziemlich verzweifelt und das betreffende Kind erfährt oft Ausgrenzung eventuell. Mit Glück landen die Kinder bei einer guten Ergotherapie und bekommen gute Tipps, die helfen und unterstützen.

Andreas Heimer ist Therapeut für Sensorische Integration. Er therapiert Kinder mit Wahrnehmungsbesonderheiten. Aus seiner jahrelangen Erfahrung und seinem vertieften Studium einschlägiger Literatur heraus hat er zwei Bücher geschrieben, die Eltern aber auch Mitarbeitenden in Einrichtungen einen neuen und öffnenden Blick auf diese Besonderheiten im Verhalten der Kinder vermitteln und Hilfen bieten.

Sein Blick, das Verhalten der Kinder als ein für sie sinnvolles Verhalten zu begreifen, ist eine äußerst wertvolle Herangehensweise. In seinem großformatigen, übersichtlichen und klar strukturierten Buch „Hoppla und Juchhu – Was mir passiert und euch nervt… für mich aber sinnvoll ist“ verdeutlicht er mit den passenden Bildern des Illustrators Patrick Schoden auf einer Doppelseite, woher das Bedürfnis für dieses Verhalten kommt und warum sich die Kinder damit zu helfen versuchen: Sie versuchen ihre Eindrücke und Wahrnehmung auf diese Weise zu verarbeiten.

Die Informationen, die das Gehirn benötigt, um sich „angemessen“ zu verhalten, gehen bei betroffenen Kindern entweder nicht oder nur ungenügend ein oder sie werden davon geflutet und können nicht selektieren. Um dieser Informationsunter- oder -überforderung gerecht zu werden, suchen oder vermeiden sie Reize und fallen dann in ihrem ungewöhnlichen Verhalten auf.

Mit dieser detaillierten Auflistung sind seine Bücher nicht nur eine gute Hilfe, um Kindern akut zu helfen, sondern auch ein guter Beleg dafür, dass wir alle besonders sind und auch mit uns gnädiger verfahren sollten. Diese Herangehensweise wird auch durch die Erklärung für das besondere Verhalten deutlich.

Sehr genau legt er in seinem zweiten Buch „Euch nervt’s – für mich ist es sinnvoll“ die Grundlage der Wahrnehmung dar und erklärt sein Basissinn Konzept®. Zu den Basissinnen gehören das Taktile System, der Gleichgewichtssinn und die Tiefensensibilität. Die aktuelle Forschung zur Bedeutung der Faszien bestätigt diese Auflistung der Sinne für die Wahrnehmung und eröffnet eine weitreichendere Bedeutung, um Verhalten zu verstehen. Nach der Darlegung dieser Basis bietet das Buch nach einem Fragenkatalog mit 111 Fragen im zweiten Buchteil Verhaltensbeispiele, bei denen man nach dem übereinstimmenden Verhalten bei einem vorliegenden Fall suchen kann. Hier beschreibt Heimer detailliert das Verhalten und erläutert die dahinter liegenden Wahrnehmungsbereiche. Mit Hilfe von Auswertungsschablonen für Beobachtungen zu jeweiligen Wahrnehmungsbesonderheiten im 7. Kapitel lässt sich dann eine systematische Einordnung vornehmen. Laien können so eine Eingangsdiagnose erstellen, sich das Verhalten bessere erklären und dann Fachleute hinzuziehen.

Die Erkenntnis, dass wir weit mehr Sinne haben als unsere bekannten fünf, und dass die Auswirkung dieser Basissinne auf die Körperwahrnehmung und die daraus resultierenden Verhaltensweisen in den Blick genommen werden müssen, um das Verhalten zu verstehen, ist enorm wichtig. Dieser Blick ermöglicht es, wirklich wertschätzend mit den Kindern und deren Familien umzugehen. Beide Bücher helfen dabei, schwierige Situationen anzugehen und Lösungen zu finden.

Dabei werden die Kinder immer mit einbezogen und somit auch mit sich selbst und ihrer Wahrnehmung konfrontiert. Diese Selbstreflexion ist in jedem Fall ein wichtiger Schritt, um sich nicht einfach ausgeliefert zu fühlen. Im Ganzen helfen die beiden Bücher, sich auf einen neuen Weg zu gehen und können damit auch den Eltern eine Form der Pädagogik nahebringen, die ein gesundes Familienleben wieder möglich macht, auch wenn die Kinder sich eben sehr besonders verhalten.

Daher sind die beiden Bücher eine hervorragende Handreichung für einen inklusiven Weg in den Einrichtungen und in unserer Gesellschaft. Sie sind ein Muss für jede Kindereinrichtung und auch für alle Grundschulen. Es sollten sich je nach Größe der Einrichtung zwei oder mehrere Mitarbeitende gut einarbeiten, damit sie ihren Kollegen und Kolleginnen zur Seite stehen können.

Ich hoffe sehr, dass sich dieser Blick weiterverbreitet, damit es Kindern mit besonderer Wahrnehmung, und das sind wir ja eigentlich alle mehr oder weniger, besser geht und sie sich mit ihrem Körper und ihrer Wahrnehmung auseinandersetzen können, denn diese Vorbereitung ist für die Lebensfreude und das Lernen immens wichtig und kann die ewigen Vorwürfe des unerzogenen, bösen, faulen oder uneinsichtigen Kindes durchbrechen und Lebensenergie fördern, anstelle von Selbstzweifeln und Selbskritik.

Daniela Körner

Andreas Heimer / Patrick Schoden

Euch nervt’s – für mich ist es sinnvoll“
Neue Blickwinkel für schwierige Verhaltensweisen von wahrnehmungsbesonderen Kindern
– Das Basissinn-Konzept®
2022, 352 S., farbige Abb., Beigabe: Checklisten als Download, Format 16x23cm, Klappenbroschur
Zielgruppen: Alter: 3-14 oder älter
ISBN: 978-3-8080-0916-1
22,95 Euro
verlag modernes lernen

Andreas Heimer / Patrick Schoden

Hoppla und Juchhu
Was mir passiert und euch nervt … für mich aber sinnvoll ist

  • Wie sich Wahrnehmungsbesonderheiten auf Verhalten auswirken
  • Das Basissinn-Konzept® für Kinder, ihre Eltern & Begleitende

2024, 96 S.
Zielgruppen: Alter: 3-14 oder älter
ISBN: 978-3-8080-0947-5
22,95 Euro
verlag modernes lernen




Die fröhliche Entdeckungsreise führt geradewegs zu den großen Fragen

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Olivier Tallec: Nichts für den König

Voller Verzweiflung lässt Georg Büchner in Dantons Tod seinen Titelhelden beklagen: „Die Schöpfung hat sich so breit gemacht, da ist nichts leer. Alles voll Gewimmels.“ So ergeht es auch dem kleinen König in Olivier Tallecs neuem Bilderbuch „Nichts für den König.“ Denn als dieser endlich alles hat, wünscht er sich auch das Nichts zu besitzen. Und das ist offenbar viel schwieriger als alles andere jemals zuvor. Aber anders als Danton setzt der kleine König alle Energie daran, das Nichts zu aufzuspüren.

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Über 60 Bücher hat der bretonische Illustrator und Kinderbuchautor Tallec bereits illustriert; einige davon selbst geschrieben. Seine Zeichnungen sind schon mit vielen Superlativen tituliert worden. Neben seiner Kreativität ist es vor allem sein sensibler und tiefsinniger Humor in jedem seiner Bilder, das kleine wie große Leser schmunzeln lässt und begeistert. Ebenso verhält es sich in seiner neuen Geschichte auf der Suche nach dem Nichts. Was zunächst absurd erscheint, erweist sich als eine tiefsinnige Entdeckungsreise, auf der sich der Weg als das Ziel erweist. Jede Doppelseite erweist sich als erfrischende, farbenfrohe Idee, die zum intensiven Betrachten und fröhlichen Philosophieren einlädt.

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Dabei geht es genauso um kleine wie ganz großen Fragen, die letztlich auch wieder die Schöpfung in den Fokus stellen. Diesmal aber eben nicht in Form von Büchners großen Historiendrama, sondern in einer kindgerechten Form, die bald ebenso viel Tiefsinn zu bieten hat, aber viel mehr Freude. Ob der König nun das Nichts findet oder nicht, ist zwar weniger wichtig. Letztlich ist es aber absolut lohnenswert ihn auf seiner Suche zu begleiten. Genau das Richtige für Jungphilosophen oder einfach fröhliche Kinder.

Gernot Körner

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Olivier Tallec
Nichts für den König

übersetzt von Ina Kronenberger
durchgehend farbig, ab 4 Jahren
40 Seiten, Hardcover
ISBN 978-3-8369-6238-4
15,00 €
Gerstenberg Verlag




Leider haben wir keinen Tiger, der Handys frisst

Mariesa Dulak/Rebecca Cobb: Ein Tiger im Zug

Der erste Mensch, der durch den Gebrauch eines Mobiltelefons gestorben ist, war ein Japaner. Er war so auf das Gerät fixiert, dass er aus Unachtsamkeit mit seinem Kopf gegen einen Briefkasten knallte, umfiel und starb. Anders als vor 30 Jahren wundert das heute wohl niemanden mehr. Abgewendet von der Welt marschieren etliche Menschen durch die Straßen, den Blick starr auf das Mobiltelefon fixiert, ohne etwas von ihrer Umgebung wahr zu nehmen.

So ergeht es auch dem Vater des kleinen Jungen auf ihrer Zugfahrt an den Strand. Erst ist es ein Tiger und schließlich ein ganzer Zoo, die ebenfalls in den Waggon einsteigen. Auch die bewegte Party der Tiere bemerkt er nicht. Erst als sich der Tiger das Mobiltelefon schnappt und verschlingt kehrt er in die Realität zurück.

Mariesa Dulak erzählt ihre phantastische Geschichte aus der Perspektive des kleinen Jungen. Sie ist spannend weil sehr überraschend. Auf jeder Doppelseite geschieht etwas Neues, Unglaubliches, Aufregendes. Der farbintensive Stil der Illustrationen von Rebecca Cobb unterstreicht diese Stimmung. Cobb gelingt es, mit wenigen Strichen die Dynamik des Geschehens auszudrücken, während „Vater“ unbeweglich auf sein Mobiltelefon starrt. Die Tiere sind witzig. Sie tragen Sonnenbrillen in Herzchenform, Schwimmreife und -flügel, Sandeimer und zwei Mopsdamen sogar schicke Kleider. Die Szene ist lebendig. Die Passagiere spielen miteinander und versorgen sich gegenseitig mit ihrem Proviant.

Die junge und ältere Zielgruppe dieses Buchs wird wohl ihre Freude beim Betrachten haben. Dabei ist Dulak in ihrem Erstlingswerk ein großes Kunststück gelungen. Ohne zu moralisieren weist sie auf ein großes Problem unserer Zeit hin. Wir erleben die fröhliche Gemeinschaft der tierischen Fahrgäste einerseits und den von seinem Smartphone hypnotisierten Vater auf der anderen Seite. Dazwischen der kleine Junge, der die Anwesenheit der Tiere genießt, sich gleichzeitig nach der Aufmerksamkeit seines Vaters sehnt. Schön, dass der Tiger das Smartphone frisst, statt daß das Kind mit einem zweiten Bildschirmgerät ruhiggestellt wird, wie wir das tagtäglich erleben.

So ist „Ein Tiger im Zug“ nicht nur ein tolles witziges Bilderbuch für Kinder, sondern auch eine fröhliche Geschichte, die alle auf humorvolle Weise daran erinnert, dass wir nicht in der digitalen sondern in der wirklichen Welt das echte Leben finden, in der wir Gemeinschaft erleben können. Das gilt selbstverständlich besonders für Eltern mit ihren Kindern.

Gernot Körner

Bibliographie

Mariesa Dulak/Rebecca Cobb
Ein Tiger im Zug
Hardcover, 40 Seiten
ISBN 978-3-8337-4747-2
16,00 €




Den Fachkräfte-Radar jetzt kostenlos bestellen

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Die gedruckte Version des Fachkräfte-Radars für KiTa und Grundschule ist eben erschienen

Nach wie vor gibt es nicht genügend Betreuungsplätze für Kinder, um den Rechtsanspruch auf eine Kindertagesbetreuung zu erfüllen, wenn Eltern diese wünschen. Zudem schwankt die Qualität der Kindertageseinrichtungen (KiTas) stark zwischen den Bundesländern und auch innerhalb der einzelnen Länder, so dass die Bildungs- und Teilhabechancen der Kinder wohnortabhängig sind. Inwieweit hier der aktuelle Mangel an Fachkräften  in den Sozial- und Erziehungsberufen kurz- wie auch langfristig ein Hindernis darstellt, muss pro Bundesland datenbasiert untersucht werden.

Der Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschule prognostiziert in sieben Szenarien bis 2025 und 2030 die Entwicklung des Fachkräftebedarfs und -angebots in KiTas. Betrachtet wird die Altersgruppe der Kinder bis zum Eintritt in die Schule.

Im Fokus steht die Frage, ob ein bedarfsgerechter Zugang zu KiTas sowie eine bessere Personalausstattung realisiert werden könnten. Ein zentrales Ergebnis: Bis 2030 können in Ostdeutschland und auch in den meisten westdeutschen Bundesländern sowohl die aktuellen Elternbedarfe erfüllt als auch die zum Teil günstige Personalausstattung gehalten oder auf das mittlere Westniveau verbessert werden. Ebenfalls in Ostdeutschland – und auch in Hamburg – besteht, neben der Erfüllung der Platzbedarfe, sogar zusätzlich die Möglichkeit, mit einiger Anstrengung eine kindgerechte Personalausstattung nach wissenschaftlichen Empfehlungen zu erreichen.

Bibliographie

Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschule
Broschur, 260 Seiten
kostenlos




Fünf kleine Vögel suchen ihren Platz auf dem Baum

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„Vogelversammlung“: Ein neues Spiel von SmartGames zum Knobeln

Der Frühling naht. Schon sprießen die ersten Frühlingsboten aus dem Boden und die Blüten und Knospen zeigen sich an Sträuchern und Bäumen. Passend dazu hat SmartGames nun ein hübsches Spiel herausgebracht. Bei „Vogelversammlung“ können Kinder und Erwachsene allein oder gemeinsam tüfteln. Die Vögel in den Farben Blau, Rot, Pink, Gelb und Orange müssen so platziert werden, wie in der Aufgabe vorgegeben.

Mit über 60 Aufgaben, von Starter bis Wizard, bietet das Spiel immer wieder neue Herausforderungen. In den Wizard-Aufgaben müssen die Spieler die Position der Vögel per Ausschlussprinzip erraten. Mit einem Clip werden diese in den Löchern am bunten Holzbaum befestigt. Die Aufgaben erfordern logisches Denken, räumliches Vorstellungsvermögen und strategisches Planen, um alle Vögel richtig zu verteilen. Besonders knifflig: Die Vögel schauen in unterschiedliche Richtungen. Das erfordert Umdenken!

Der kleine Baum ist aus stabilem Holz gefertigt, die fünf kleinen Vögel sind aus Kunststoff. Bei Vogelversammlung handelt es sich um ein sehr ästhetisches und wertiges Spiel.

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Inhalt: 1 Holzbaum, 5 Vögel, 1 Aufgabenheft mit 60 Herausforderungen und Lösungen
Alter: 5+, Aufgaben: 60, Spieler: 1
Ab sofort im Fachhandel und ab März online unter gamesbysmart.com erhältlich.
UVP „Vogelversammlung“ ca. 25 Euro;




Kinder & Jugend Filmfestival in München

Vom 14. bis zum 16. März 2024 findet das Nachwuchsfilmfestival flimmern&rauschen statt

Vom 14. bis zum 16. März 2024 wird München erneut zum Schauplatz des Nachwuchsfestivals flimmern&rauschen. Im Saal X des Gasteig HP8 in der Hans-Preißinger-Straße 8 präsentieren junge Münchner Filmschaffende unter 26 Jahren ihre Kurzfilme, die mit technischer Brillanz und erzählerischer Kreativität überzeugen wollen.

Junge Filmemacher*innen zeigen, dass man kein riesiges Budget, die teuersten Kameras oder eine große Crew braucht, um eine tolle Geschichte zu erzählen. Über 90 Filme, ein beeindruckendes Spektrum von Spiel-, Dokumentar-, Animations- und Experimentalfilmen, versprechen ein abwechslungsreiches Erlebnis für Filmfans jeden Alters.

Vielseitiges Programm & Festivalmediathek

Das Festivalprogramm erstreckt sich über drei Tage und bietet mit zwölf Filmblöcken eine fesselnde Vielfalt an Themen und Genres. Die Filmemacher*innen nehmen nicht nur das Publikum, sondern auch ihre Figuren auf eine Reise. Wie in dem Animationsfilm „Dreams – overcome your fear“, der von einer einzigen Person gemacht wurde. Tim studiert eigentlich Informatik und zeigt beim flimmern&rauschen seine Liebe zu Animation und den Mut, den ein kleiner lebender Pappkarton haben muss, um seine scheinbar perfekte Heimat zu verlassen und die Welt zu entdecken.

Auch in den anderen Filmen des Festivals müssen die Charaktere Mut haben. Ein kleiner Junge in „Sprünge“, der sich im Schullandheim vor seinen Freunden und vor allem sich selbst mutig zeigen will. Ein junges Mädchen in „Schattenspiele“, die gegen ein gruseliges Schattenmonster kämpfen muss, sobald sie nachts allein zuhause ist.

Die Filme sind nicht nur im Saal X erlebbar, sondern ab Festivalbeginn auch online in der Festivalmediathek abrufbar.

Kinderprogramm für Schulklassen und Kindergärten

Das flimmern&rauschen-Schulprogramm bietet am 15. März von 9.00 Uhr bis 11.00 Uhr eine einzigartige Gelegenheit für Schulklassen und Kindergärten, das kreative Schaffen junger Münchner Talente zu erleben. Neben den beeindruckenden Filmen erwartet die jungen Besucher ein buntes Rahmenprogramm, das dazu einlädt, die Filmemacher*innen persönlich kennenzulernen. Interessierte Schulen können sich unter kinderfilm@jff.de oder telefonisch unter 0176 30885046 anmelden.

Sonderthema Held*innen

Auch in diesem Jahr steht das Festival unter dem Sonderthema „Held*innen”. Eine eigene Kategorie in der Preisverleihung wird den stillen, persönlichen Held*innen gewidmet, die inspiriert sind von großen und kleinen Vorbildern wie Odysseus, Captain America, Greta Thunberg oder Rosa Parks. Das Publikum darf sich auf eine facettenreiche Reise durch reale, erfundene, verstorbene oder lebende Held*innen freuen.

Junior Festivalleitung

Das Festival wird aktiv von der Junior-Festivalleitung mitgestaltet. In diesem Jahr besteht das Team aus Karo, Noah und Johnny, junge Münchner Filminteressierte, die die Vernetzung und den Austausch der jungen Filmszene in den Fokus rücken möchten.

Diskutieren, vernetzen und vertiefen

Neben dem fesselnden Filmprogramm bietet das Festival zahlreiche Möglichkeiten für Filmgruppen, sich zu vernetzen und in verschiedenen Formaten zu diskutieren und vertiefen. So wird es am Samstagvormittag ein Festivalfrühstück mit Workshops rund um das Thema Film für alle Interessierten geben.

Das Festival im Überblick

14.03.24 | 18.00 Uhr | Eröffnung des Festivals
14.03.24 | bis 23.00 Uhr | Filmblock
15.03.24 | 09.00 bis 11.00 Uhr | Schulblock
15.03.24 | 14.00 Uhr bis 23.00 Uhr | Filmblock
16.03.24 | 13.00 Uhr bis 19 Uhr | Filmblock
16.03.24 |20.00 Uhr | Feierliche Preisverleihung
16.03.24 | 21.30 Uhr | Filmprogramm Preisträgerfilme
Ab dem 14.03.24 Festivalmediathek auf flimmernundrauschen.de

Das Festivalticket ist kostenfrei und kann vor Ort während des Festivals erworben werden. Um eine Spende von 5€ wird gebeten.

Mitglieder der Jury 2024

Katharina Henrichs (Stadtjugendamt München), Monika Haas (Filmstadt München), Lukas März (Drehbuchautor), Vincent Wild (Filmemacher), Hanna Hochenbleicher (Medienfachberatung), Manon Vander Elst (Filmfest München)

Partner und Förderer

Durchgeführt wird das Festival jedes Jahr vom Medienzentrum München des JFF in Zusammenarbeit mit dem Stadtjugendamt der Landeshauptstadt München , der Filmstadt München e.V. und dem Kulturreferat der LandeshauptstadtMünchen .

Kontakt für das Kinderprogramm: Ilona Herbert: 0176 30885046, kinderfilm@jff.de 

Quelle: JFF




„Was ist Was Demokratie“ kostenlos, aber mit großen Schwächen

Unter dem Motto „Gemeinsam für alle“ stellt der Tessloff-Verlag eine Broschüre zur Demokratie zur Verfügung

„Gemeinsam für alle“ – unter diesem Motto hat der Tessloff Verlag jetzt seine Broschüre WAS IST WAS Demokratie veröffentlicht, die kostenlos zum Download bereitsteht. Die 16-seitige Broschüre gibt viele Informationen über Demokratie und ist gut strukturiert. In die Tiefe geht sie aufgrund ihrer Kürze nicht. Bevor die Broschüre zum Einsatz kommt, empfiehlt es sich, genau hinzusehen. Denn entgegen der landläufigen Meinung, einem geschenkten Gaul nicht ins Maul zu schauen, ist das in solchen Fällen ein besonders empfehlenswert.

Idealbild mit Tatsachenbehautpungen mit bedingtem Wahrheitsgehalt

In der Broschüre wird ein Idealbild der Demokratie skizziert. Da diese voller Tatsachenbehauptungen steckt, die sich schon mit der bundesdeutschen Wirklichkeit brechen, wirkt sie recht naiv. An erster Stelle steht der Satz „Alle dürfen also frei sagen, was sie denken“. Kinder begreifen schnell, dass dem nicht so ist. Und gerade vor den Gefahren, die von Verschwörungstheroretikern und Populisten ausgeht, sollte den Kindern klar gesagt werden, warum das auch Grenzen hat. Hass, Hetze, Diskriminierung, Verherrlichung des Nationalsozialismus und vieles andere liegen außerhalb dieser Grenzen.

Pflichten und Rechte sind nicht gleich

Auch Pflichten und Rechte sind hierzulande nicht für alle gleich. Das und auch, dass die Macht ungleich verteilt, bekommen die Kinder früh mit. Vor diesem Hintergrund wäre es dann vielleicht doch sinnvoll gewesen, auf die Grundgedanken des „Erfinders“ der Demokratie einzugehen, der schon vor 2500 Jahren auf das Risiko sozialer Verwerfungen mit der dazugehörigen Ungleichverteilung der Macht hingewiesen hat. Für den antiken Denker Aristoteles waren etwa Armut und Demokratie nicht miteinander vereinbar.

Bedingte Anwendung des Rechts

Auch dass das Recht in einer Demokratie nicht immer Anwendung findet, sollten Kinder wissen. Wer etwa in der dritten Klasse den Fahrradführerschein macht, kann kaum verstehen, warum es heute üblich ist, dass viele Radfahrer mit nicht verkehrssicheren Rädern sogar auf Gehwegen unterwegs sind, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Nicht nur aus pädagogischer und soziologischer Sicht ein verheerender Zustand. Und wer sich zum Klassensprecher wählen lässt, stößt sehr schnell an die Grenzen der Demokratie seiner Schule.

Handwerkliche Fehler

Hinzu kommt der ein oder andere handwerkliche Fehler. So suchen wir die Zahl der Menschen, die in einer Demokratie leben, noch immer vergeblich. Auch stimmt die Behauptung einfach nicht, dass Wir unsere Vertreter und Vertreterinnen direkt, also „unmittelbar“ wählen. Oder ist sind Bundespräsident, bundeskanzler und Minister nicht Vertreter des deutschen Volkes? Und so ist eben die Wahl über Wahlfrauen und -männer nicht die einzige Variante der indirekten Wahl, wenn wir uns etwa die Bundesversammlung und zahlreiche andere Modi vor Augen führen. Und letztlich stimmt eben auch die Behauptung nicht, dass die Mehrheit immer entscheidet. Ein ordentlicher Teil von Entscheidungen wird durch Fachleute und Fachgremien herbeigeführt.

Bewusstsein gefragt

Eigentlich darf so etwas einem Verlag wie dem Tessloff Verlag nicht passieren. Auch wenn für die junge Zielgruppe vieles vereinfacht sein muss, darf es in keinem Fall falsch oder mangelhaft sein. Schließlich lässt sich auch falsch Erlerntes nur noch schwer aus dem Kopf verbannen.

Wer die Broschüre dennoch herunterlädt oder bestellt, sollte sich solcher Defizite bewusst sein und sie im Unterricht mit den Schülerinnen und Schülern kritisch betrachten. Zur Demokratiebildung ist sie so nicht besonders gut geeignet, aber vielleicht zur Diskussion. Die Broschüre steht auf https://www.tessloff.com/Demokratie.html kostenlos zum Download bereit. Das Heftchen kann auch die gedruckte Version in Verpackungseinheiten von je 30 Stück über vertrieb@tessloff.com bestellt werden.

Gernot Körner




Wozu Kinder einen Vormund brauchen

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Claudia Gliemann/Natascha Berger: Frau Frühling hat 30 Kinder

Vormund – hat das etwas mit „Mund“ zu tun? Das fragt Paul Frau Frühling. Die hat immerhin 30 Kinder und muss es ja wohl wissen. Also, die hat sie nicht geboren, sondern sie ist deren Vormundin. So wird sie jedenfalls in diesem Bilderbuch, das Claudia Gliemann mit einer Begleitgruppe aus Vormunden, Erzieherinnen, Jugendamtsmitarbeitern, Kinderdorfmüttern und anderen Fachleuten geschrieben hat, ganz sternchenfrei benannt.

Und die Antwort? Ein klares Nein.

Vormund sein bedeutet, dass Frau Frühling dazu da ist, Kinder zu beschützen. In mehreren kurzen Geschichten erklärt sie Kindern verschiedenen Alters ihre Arbeit. Dass sie eingesetzt wird, wenn die Eltern sich nicht ausreichend um ihr Kind kümmern können. Dass manche dieser Kinder in Pflegefamilien, andere in Wohngruppen leben. Dass sie nicht jeden Tag mit ihren Schützlingen zusammen ist. Dass sie aber dazu da ist, Probleme zu regeln, z.B. wenn ein Kind die Schule wechseln will. Dass sie in solchen Fällen Gespräche mit den Eltern oder Pflegeeltern führt. Dass sie all das entscheidet, was Mama und Papa sonst entscheiden.

Keine Angst vor der „Frau vom Amt

Allerdings wird sie nie am Schreibtisch beim Ausfüllen von Formularen oder beim Telefonat mit anderen Behörden gezeigt. Obwohl das sicher einen großen Teil ihrer praktischen Arbeit ausmacht. Den die Kinder allerdings selten direkt erleben. Die Bilder zeigen sie im Gespräch, beim Spielen, beim Sommerfest. Und das ist gut so, schließlich will dieses Buch Kindern die Angst vor der „Frau vom Amt“ nehmen.

Das gelingt, weil Frau Frühling ihre Schützlinge ernst nimmt. Sie nicht ausfragt, sondern Interesse zeigt. Und nachfragt, wenn sie etwas nicht versteht. Bei Emre zum Beispiel. Denn der wendet immer den Blick ab, wenn sie ihn anspricht. Er erklärt, dass in dem Land, aus dem er kommt, es als unhöflich gilt, wenn Kinder Erwachsenen in die Augen schauen. Und das Missverständnis, er würde sie vielleicht nicht mögen, ist damit ausgeräumt.

Vormundschaft wird hier einfach, knapp und vor allem in kindgerechter Sprache erklärt. Ein kurzer Anhang wendet sich an Eltern und andere Erwachsene, die mit Kindern zu tun haben, erläutert den Unterschied zwischen Vormundschaft und Ergänzungspflegschaft sowie die Zusammenarbeit mit den Eltern.

Ein gutes Buch für eine besondere Zielgruppe. Die aber gar nicht so klein ist. Und das gut geeignet ist, die Verwirrung über die Aufgaben der Erwachsenen, die mit einem Kind zu tun haben, aufzulösen.

Ralf Ruhl

Claudia Gliemann & Bundesforum Vormundschaft e.V. (Text), Natascha Berger (Ill.)
Frau Frühling hat 30 Kinder
Monterosa-Verlag
26 Seiten
ab 4 Jahre
ISBN 978-3-942640-18-3
19 Euro