Wie Smartphones die frühkindliche Entwicklung stören können
geschrieben von Redakteur | Mai 22, 2025
Studie zeigt: Elterliche Handynutzung in Gegenwart von Kleinkindern kann deren Verhalten und Bindung beeinträchtigen
Eine aktuelle Metaanalyse zeigt: Wenn Eltern im Beisein ihres Kleinkindes regelmäßig digitale Medien nutzen, wirkt sich das negativ auf die Entwicklung des Kindes aus. Die sogenannte „Technoferenz“ – also die Ablenkung durch Smartphones oder Tablets – steht in Zusammenhang mit schwächeren kognitiven Fähigkeiten, häufigerem problematischem Verhalten, weniger prosozialem Handeln und einer geringeren emotionalen Bindung zwischen Eltern und Kind.
Digitale Ablenkung hat messbare Folgen
Analysiert wurden 21 Studien mit insgesamt fast 15.000 Familien aus zehn Ländern. Die Ergebnisse belegen, dass die elterliche Nutzung digitaler Geräte mit emotionalen und sozialen Auffälligkeiten bei Kindern unter fünf Jahren korreliert. Gleichzeitig verbringen diese Kinder selbst mehr Zeit vor Bildschirmen. Zwar sind die Effekte statistisch gesehen eher klein, doch angesichts der frühkindlichen Sensibilität können sie langfristig große Auswirkungen haben.
Handlungsbedarf in Familien und Kitas
Für pädagogische Fachkräfte ergibt sich daraus ein klarer Auftrag: Eltern sollten für die Auswirkungen ihrer eigenen Mediennutzung sensibilisiert werden. Frühkindliche Bildungsangebote können hier unterstützend wirken – durch Beratung, Aufklärung und praktische Anregungen für einen achtsamen Medienumgang im Familienalltag.
Kinder kommen heute früh mit digitalen Medien in Kontakt – zu Hause, im Kindergarten und in der Freizeit. Diese Alltagspräsenz weckt Interesse und Neugier, stellt aber auch pädagogische Fragen. Medienkompetenz zählt heute zu den Schlüsselkompetenzen und sollte altersgerecht entwickelt werden.
Dabei geht es nicht nur um das Ob, sondern um das Wie: Welche Inhalte sind geeignet, wie lange ist die Nutzung sinnvoll, und welche Rolle spielen Alter und Kontext? Diese Überlegungen betreffen bereits die Jüngsten – vom Krippen- bis ins Grundschulalter.
Wenn digitale Medien zum Thema in der frühen Bildung werden, ist eine sorgfältige Auseinandersetzung nötig. Diese Streitschrift fordert dazu auf, Nutzung und Wirkung differenziert zu betrachten.
Realität wahrzunehmen ist etwas, das wir erst lernen müssen. Zugegeben, manch einem gelingt das ein Leben lang nicht, und andere mögen sich fragen, ob es überhaupt erstrebenswert ist. Die Wissenschaft ist sich jedoch weitgehend einig: Das Realitätsverständnis entwickelt sich im Grundschulalter. Zuvor lernen Kinder, zwischen Fiktion und Wirklichkeit zu unterscheiden – in jener Zeit durchleben sie die sogenannte „magische Phase“. Diese beginnt etwa mit drei Jahren und endet meist erst mit dem Schuleintritt. In dieser Phase ist in ihrer Vorstellungswelt alles möglich.
In genau dieser magischen Phase lebt die kleine Lilly. Mal ist ihre Schachtel ein riesiges Boot, viele ihrer Freunde wohnen zwischen den Seiten von Büchern. Sie war schon eine Meerjungfrau, ein Junge, der von Wölfen aufgezogen wurde, erlebte Abenteuer im Wunderland oder behauptete sich heldenhaft in der Märchenwelt. Langeweile kennt Lilly in ihrer Fantasiewelt nicht. Es gibt so viel zu machen, zu erleben – und zu sein.
Für das neue Bilderbuch „Das ist Lilly“ haben sich zwei erfahrene kanadische Künstlerinnen zusammengetan. Autorin Sara O’Leary, bekannt für zahlreiche Kindergeschichten, und Julie Morstad, deren Illustrationen ebenso zahlreich wie einfühlsam sind. O’Leary entwirft mit Lillys Fantasiewelt ein tiefes Porträt kindlicher Vorstellungskraft. Das ist oft witzig, manchmal spannend – und immer faszinierend. Kinder werden Lilly gut verstehen, weil sie ihrer eigenen inneren Welt sehr nahekommt. Das Buch lädt nicht nur zum Träumen, sondern auch zur Reflexion und zum gemeinsamen Austausch ein.
Eines ist dabei sicher: „Lillys Flügel tragen sie überallhin. Und bringen sie immer wieder nach Hause.“ Ein wunderschönes Bild – das wir uns doch alle für jedes Kind wünschen würden. Diesen poetischen Ton transportiert auch die äußerst gelungene Übersetzung von Diana Steinbrede hervorragend ins Deutsche.
Julie Morstad hat die Geschichte in hellen, freundlichen Farben illustriert. Jede Zeichnung bietet einen tiefen Einblick in Lillys Seelenlandschaft. Und es gibt viel zu entdecken: Ein Buch wird zum Pool, in den Lilly eintaucht; als kleine Meerjungfrau schwimmt sie durch eine geheimnisvolle Welt aus Meeresalgen oder sitzt versteckt in einem Baum, um mit den Vögeln zu plaudern.
O’Learys und Morstads neues Bilderbuch ist rundum gelungen. Vor allem aber bietet es Kindern die Möglichkeit, sich in ihrer eigenen Fantasiewelt wiederzuerkennen – und dadurch sich selbst ein Stück näherzukommen.
„Musik ist ein Geschenk“ – Marko Simsa über die Kraft der Klänge für Kinder
geschrieben von Redakteur | Mai 22, 2025
Wie der Wiener Künstler seit vier Jahrzehnten Kinder für Musik begeistert – und warum er pädagogischer Arbeit größten Respekt zollt
Seit vier Jahrzehnten bringt der Wiener Künstler Marko Simsa mit seinem kleinen Ensemble vorwiegend klassische Musik auf Kinderbühnen – lebendig, humorvoll und mit großem pädagogischem Feingefühl. Für SPIELEN UND LERNEN erzählt er, warum Musik für Kinder mehr ist als Unterhaltung, wie Konzerte zur Initialzündung fürs eigene Musizieren werden – und weshalb er der Bildungsarbeit mit Kindern großen Dank ausspricht.
„Ich bin eigentlich Siebdrucker“, sagt Marko mit einem Augenzwinkern, „kein ausgebildeter Musiker, kein Schauspieler.“ Und doch steht er seit 40 Jahren auf der Bühne – mit Begeisterung, die ansteckt. Er erzählt Geschichten, singt, moderiert, lässt Kinder mitmachen, sich bewegen und lachen. „Der Humor ist ein Schlüssel. Kinder haben oft schon einen feinen Schmäh, wie wir in Wien sagen. Wenn sie lachen, sind sie offen – auch für Mozart oder Strauß.“
Diese Offenheit greift Marko auf und führt sie weiter: „Ich will Kindern Gusto machen auf Musik – auf klassische, auf weltweite, auf jede Art von Musik. Wenn ich sehe, wie sie aufhorchen, mitmachen, begeistert sind, dann weiß ich: Es funktioniert.“
Gemeinsam für Mozart für Kinder: Marko Simsa (Mitte), Alfredo Garcia-Navas (links), Nora Samandjiev (rechts). (Foto von Beate Hofstadler). Und hier geht es zum Pocast mit Marko (unten). Einfach draufklicken und los geht es.
„Musik soll kein Fremdwort sein“
Musik ist für Marko weit mehr als ein kulturelles Angebot – sie gehört für ihn zum Menschsein. „Ich glaube, dass Musik für Kinder nicht viel anderes bedeutet als für Erwachsene. Sie kann uns trösten, aufheitern, durch den Tag begleiten.“ Und: Musik wirkt nachhaltig. „Wenn du als Kind mal Vivaldi oder Mussorgsky gehört hast, dann ist das später nichts Fremdes. Dann bleibt es ein Teil deines Lebens.“
Deshalb will er Kinder nicht nur aktiv musizieren lassen, sondern auch ihre Hörkompetenz stärken. „Meine Konzerte sollen in erster Linie unterhalten. Wenn dabei ein Aha-Erlebnis entsteht oder ein Kind plötzlich ein Instrument erkennt – wunderbar. Aber zuerst kommt die Freude.“
„Viele Kinder wollen danach selbst musizieren“
Immer wieder erhält Marko Rückmeldungen, dass seine Konzerte bleibende Spuren hinterlassen. „Eine Mutter hat mir erzählt: ‚Meine Tochter lernt jetzt seit drei Jahren Cello, weil sie das bei euch gesehen hat.‘ Oder ein Kind will Horn spielen, weil es das bei Peter und der Wolf gehört hat.“
Dabei sei das eigene Musizieren oft fordernd, aber umso wertvoller. „Es prägt, es verändert den Alltag. Und vor allem: Gemeinsames Musizieren – sei es im Chor oder Ensemble – ist etwas ganz Besonderes. Schon das gemeinsame Singen im Kindergarten bleibt im Gedächtnis.“
„Lasst die Musik im Kindergarten“
Auf die Rückläufigkeit von musikalischen Aktivitäten in den Kindertageseinrichtungen angesprochen, antwortet Marko. „Ich glaube, es liegt nicht an den Pädagog*innen – viele leisten unglaublich viel. Aber wenn der Rahmen enger wird, wenn alles dokumentiert werden muss, dann ist Musik oft das Erste, das gestrichen wird.“ Dabei sei sie ein „starker Motor für Entwicklung – emotional, sozial, sprachlich“.
Er beobachtet die Wirkung auch in seiner Familie: „Ich habe zwei Enkelkinder, vier und sechs Jahre alt. Wenn Musik läuft, passiert etwas. Da wird sich bewegt, da entstehen Stimmungen.“ Dabei gehe es nicht um formale Bewegungseinheiten: „Ich sage bewusst nicht tanzen, sondern sich zur Musik bewegen. Kinder machen das intuitiv – das ist wertvoll und sollte erhalten bleiben.“
„Wenn Schulklassen kommen, ist das ein Geschenk“
Ein zentrales Anliegen ist Marko die Zusammenarbeit mit Schulen. „Wenn eine Klasse ins Konzert kommt, dann habe ich wirklich alle Kinder im Publikum – nicht nur die, deren Eltern sowieso kulturell aktiv sind. Das ist mir besonders wichtig, weil Musik kein Elitenprogramm sein soll.“
Er zollt den Lehrkräften und Pädagog*innen besonderen Respekt: „Was die auf sich nehmen – mit Öffis oder Bus anreisen, Jacken organisieren, Gruppen begleiten – das ist eine große Leistung. Und viele bereiten die Kinder auch inhaltlich auf das Konzert vor. Wir stellen dafür Materialien zur Verfügung. Ich sag einfach: Danke – denn ohne euch wären diese Erlebnisse nicht möglich.“
Hier geht es zu einem YouTube-Video mit Marko Simsa. Der Künstler stellt hier sein Projekt „Das bunte Kamel, Reise durch den Orient“ vor. Viel Spaß!
„Die Eltern tanzen Walzer – und das Publikum strahlt“
Besonders lebendig wird es bei Simsas Johann-Strauß-Konzerten. „Da machen wir eine Polka-Einlage: zweimal links, zweimal rechts. Und ich lade auch die Erwachsenen ein, mitzumachen – einfach zum Spaß. Und die meisten stehen wirklich auf.“
Am Ende wird gemeinsam Walzer getanzt – Eltern mit ihren Kindern, mitten im Konzertsaal. „Da entsteht eine besondere Stimmung – leicht, herzlich, verbindend. Es ist einfach schön.“
Auch Erwachsene nehmen viel mit: „Viele sagen mir nach einem Konzert: ‚Ich habe das schon oft gehört, aber jetzt habe ich die Geschichte dahinter verstanden.‘ Zum Beispiel bei Smetanas Moldau. Wenn man die Quellen hört, das Jagdsignal, die Feen – dann wird Musik zur Erzählung.“
Aufführungstermine von Marko Simsa 2025 (chronologisch):
Sa., 24. Mai – 16:00 Uhr Tschiribim, Tschiribam – Klezmer für Kinder St. Pölten, Ehemalige Synagoge
So., 1. Juni – 11:00 & 15:00 Uhr Die Kinderlieder-Schatzkiste 2294 Schloss Hof, Schloss, Schloss Hof 1
So., 22. Juni – 11:00 & 14:00 Uhr J. Strauß für Kinder – Walzerschritt & Polkahit Oestrich-Winkel, Kelterhalle, Rheinallee 1, Rheingau Musik Festival
Mi., 6. August – 11:00 Uhr Tschiribim – Klezmermusik für Kinder St. Gilgen, Kindermusikfestival, Mozarthaus St. Gilgen, 5340 St. Gilgen
Fr., 15. August – 11:00 & 15:00 Uhr Das Zookonzert (Quintettfassung) 2294 Schloss Hof, Schloss, Schloss Hof 1
Fr., 29. August – 16:00 Uhr Die Kinderlieder-Schatzkiste Schloss Herzogenburg, Prandtauerring 2, 3130 Herzogenburg
So., 31. August – 11:00 & 15:00 Uhr Der kleine Bär und das Zirkusfest 2294 Schloss Hof, Schloss, Schloss Hof 1
So., 21. September – 11:00 Uhr Tschiribim – Klezmermusik für Kinder Wien, Theater am Spittelberg, 1070 Wien, Spittelberggasse 10
Mi., 8. Oktober – 16:00 Uhr Walzerschritt & Polkahit – Johann Strauß für Kinder Horn, Jeunesse Horn, Kunsthaus Horn, 3580 Horn
Fr., 10. Oktober – 16:00 Uhr Der kleine Bär und das Zirkusfest Wien, Kabarett Niedermair, Lenaugasse 1a, 1080 Wien
Sa., 11. Oktober – 17:00 Uhr Walzerschritt & Polkahit – Johann Strauß für Kinder Wörgl, Jeunesse Wörgl, KOMMA, Pichlerstr 21A, 6300 Wörgl
So., 12. Oktober – 14:00 Uhr Nachtmusik und Zauberflöte – Mozart für Kinder Wien, Haus der Musik, Seilerstätte 30a, 1010 Wien
So., 12. Oktober – 16:00 Uhr Walzerschritt & Polkahit – Johann Strauß für Kinder Wien, Haus der Musik, Seilerstätte 30a, 1010 Wien
Fr., 17. Oktober – 15:00 & 16:30 Uhr Die vier Jahreszeiten – Vivaldi für Kinder Klosterneuburg, Kulturamt, Kellertheater Wilheringerhof, 3400 Klosterneuburg
Sa., 25. Oktober – 11:00 Uhr Walzerschritt & Polkahit – Johann Strauß für Kinder Bamberg, Bamberger Symphoniker, Konzerthalle, Mußstraße 1, D-96047 Bamberg
Wer mehr über die Arbeit von Marko Simsa erfahren möchte, findet dazu einiges unter https://markosimsa.at/
Johann Strauß für Kinder
Aus Anlass des 200. Geburtstages des Weiner Walzerkönigs Johann Strauß hat Marko Simsa das Buch „Johann Strauß für Kinder – Walzerschritt und Polkahit“ herausgebracht. Mit seinem neuen Buch lädt Marko Simsa Kinder ab fünf Jahren zu einer musikalischen Zeitreise in die Welt der berühmten Wiener Familie Strauß ein. Zum 200. Geburtstag von Johann Strauß Sohn präsentiert er schwungvolle Walzer und Polkas und erzählt unterhaltsam aus dem Leben der Musikerfamilie. Die musikalischen Klassiker – darunter Werke von Johann, Josef und Eduard Strauß – werden durch die lebendigen Illustrationen von Silke Brix ergänzt. Die enthaltene CD (oder der digitale Download) lädt zum Mitsingen, Mittanzen und Mitfühlen ein – ein klangvolles Porträt für junge Musikentdeckerinnen und -entdecker im Strauß-Jahr 2025.
Buch mit CD Illustrationen: Silke Brix Empfohlen für Kinder ab 5 Jahren Hardcover: 230 x 300 mm, 32 Seiten Jumbo Verlag ISBN: 978-3-8337-4800-4 24 €
Gernot Körner
Spurensuche im Hyänenkot: Wie das Wollnashorn an den Bodensee kam
geschrieben von Redakteur | Mai 22, 2025
Ein neues Erklärvideo zeigt, wie Umweltgenomik faszinierende Einblicke in die Eiszeit liefert – und macht komplexe Forschung für Kinder verständlich
Wo heute Spaziergängerinnen und Radfahrer am Bodenseeufer unterwegs sind, stapften vor Jahrtausenden Mammuts, Höhlenlöwen – und Wollnashörner. Dass diese längst ausgestorbenen Tiere einst in der Region lebten, belegen heute keine Knochenfunde, sondern weitaus unscheinbarere Spuren: fossiler Kot, Bodensediment – und moderne DNA-Analysen.
Junge Zuschauerinnen und Zuschauer im Fokus
Das neue Erklärvideo „Ein Häufchen Detektivarbeit – Wie das Wollnashorn an den Bodensee kam“, produziert von der Universität Konstanz in Zusammenarbeit mit dem Animationsstudio Midnight Motion, macht Umweltforschung greifbar – wortwörtlich. Es richtet sich besonders an junge Zuschauerinnen und Zuschauer, die erfahren, wie Wissenschaftlerinnen wie Umweltgenomikerin Dr. Laura Epp mithilfe genetischer Untersuchungen die Vergangenheit rekonstruieren.
Archäologische Spurensuche mit Hightech
Im Mittelpunkt des Films stehen Proben, die Tausende Jahre alt sind – darunter sogenannte Koprolithen, versteinerter Kot aus Hyänenhöhlen in Süddeutschland. Was für Laien unspektakulär klingt, ist für die Forschung eine Goldgrube: Die darin enthaltene Umwelt-DNA erlaubt Rückschlüsse auf ausgestorbene Tiere und frühere Lebensräume. So konnte das Team um Laura Epp unter anderem das Vorkommen des europäischen Wollnashorns in der Bodenseeregion belegen.
Doch das Video zeigt nicht nur spektakuläre Ergebnisse, sondern auch, wie Wissenschaft funktioniert: mit Geduld, viel Analysearbeit – und manchmal auch einer Prise Humor.
Wissenschaft zum Weitergeben
Das Erklärvideo ist unter einer Creative-Commons-Lizenz (CC BY-ND 4.0) erschienen und darf frei verwendet, aber nicht verändert oder neu vertont werden. Es eignet sich besonders für den Einsatz im Schulunterricht, in Museen, bei Bildungsveranstaltungen oder im Familienprogramm.
Quelle: Pressemitteilung Helena Dietz, Stabsstelle Kommunikation und Marketing, Universität Konstanz
Für einen notwendigen Perspektivwechsel auf das „schwierige Kind“
geschrieben von Redakteur | Mai 22, 2025
Tures, Andrea (Hrsg.): Das schwierige Kind? Herausforderndem Verhalten professionell begegnen
Schon das Fragezeichen hinter dem Buchtitel lässt aufhorchen und die Fragen aufkommen: ja, geht es um ein schwieriges Kind (als Etikettierung des ganzen Menschen) oder handelt es sich um ein Kind mit Schwierigkeiten in bestimmten Handlungsfeldern? Oder sind die Lebensbedingungen/ biographischen Einflüsse, denen das Kind ausgesetzt ist, schwierig? Sind es vielleicht die schwierigen, entwicklungshinderlichen Konzepte/ pädagogischen Strukturen in einer Einrichtung, die dem Kind Schwierigkeiten bereiten? … So macht schon der Titel mehr als neugierig und problematisiert die Formulierung >Das schwierige Kind<, wie es in den Köpfen und Sichtweisen sicherlich vieler pädagogischer Fachkräfte schnell bei einem Kind mit problembehafteten Ausdrucksformen herumgeistert.
Damit hat schon alleine der Titel des Buches für eine bedeutsame und wichtige Problematisierung der Zuordnung, es handele sich aufgrund eines bestimmten kindlichen Verhaltens um ein >schwieriges Kind<.
In 17 Fachartikeln, die diese Veröffentlichung beinhaltet, geht es um folgende Schwerpunkte, die gleichzeitig als Zielsetzung dienlich sind:
1.) Nur mit einem konkreten, wissenschaftlich fundierten Hintergrundwissen können Fachkräfte eine professionelle Sichtweise entwickeln, durch die so genannte aggressive, desinteressierte, unsoziale, überdrehte, unkooperativ handelnde, systemsprengende Kinder nicht von vornherein als ‚verhaltensgestört‘ oder ‚therapie-/ veränderungsresistent‘ abgestempelt werden. Das führt zu einem Perspektivwechsel auf die Aspekte, was einem Kind fehlt, was es an ‚Seelenproviant‘ braucht und wo der tatsächliche Problemkern vorhanden ist.
2.) Durch konkrete Hilfs-/Handlungsstrategien erfahren Leserinnen, was getan werden kann/ muss, um aus einer salutogenetischen Haltung heraus kritische Situationen in entwicklungsförderliche Veränderungsprozesse zu wandeln.
3.) Nur durch das authentische Verstehen der Ursachen von herausforderndem Verhalten geschieht ein Perspektivwechsel auf das Kind – vom Negativ-Blick zum Konzept einer Arbeit, die sich auf das Kindeswohl und eine bedürfnisbefriedigende Pädagogik richtet.
Im ersten Teil des Fachbuches finden Leserinnen Grundlagen im Umgang mit herausforderndem Verhalten des Kindes (z.B. systematisches Handeln/ ethische Ausrichtung der Pädagogik/ Professionalität als unabdingbare Voraussetzung für eine bedürfnisorientierte Pädagogik).
Der zweite und umfangreichste Teil des Buches geht auf unterschiedliche Phänomene eines herausfordernden Verhaltens von Kindern ein (z.B. Verhaltensweisen, die so genannte >überdrehte, unkooperative und destruktiv handelnde, beißende, aggressive, theatralische, wilde, heikle, unsympathische, sprachlose< Kinder), wobei alle Beiträge ein festes Strukturmuster haben:
(a) Vermittlung von Wissensbausteinen, um das Kind zu verstehen und das gezeigte Verhalten des Kindes fachkompetent einordnen zu können;
(b) Vorstellung von konkreten Handlungsstrategien, Vorgehensweisen und Konzepten, um das Kind bei entwicklungsförderlichen Prozessen angemessen zu begleiten;
(c) Es folgt ein konkretes Beispiel aus der Praxis;
(d) Jedes Kapitel endet dann mit Hinweisen für Leitungskräfte/ Träger, welche Rahmenbedingungen und Strukturen die Praxisarbeit stabilisieren.
Außerdem werden Literaturhinweise, Podcasts/ Filme/ Videos und Weiterbildungshinweise gegeben. Merksätze, Reflexionsfragen, Kernbotschaften und Tipps werden in so genannten ‚Merkkästen‘ aufgeführt.
Fachkräfte in Krippen/ Kitas und Grundschulen werden dieses Fachbuch als einen großen Schatz entdecken, auch wenn es anstrengend ist, sich auf einen vollkommen neuen, aber notwendigen Perspektivwechsel einzulassen, sind es doch vor allem die Erwachsenen oder bestimmte, eingefahrene Arbeitsstrukturen, die die Kinder zu Symptomträgern werden lassen.
Cornelsen/ Verlag an der Ruhr, Mülheim 2025. ISBN: 978-3-8346-5294-2. 288 Seiten, 34,99 €.
Klatschspiele und Sprechzeichnen für 4- bis 8-Jährige
geschrieben von Redakteur | Mai 22, 2025
Doering, Sabine: Klatschspiele und Sprechzeichnen für 4- bis 8-Jährige. Spaßgedichte für Sprachförderung, Rhythmus
Fingerspiele, Klatschspiele und Reime gehören zu den ersten Spielformen, die mit Kindern gemeinsam erlebt werden können. Diese Spielform zeichnet in erster Linie >Bewegung im Rhythmus< aus und damit erfüllen diese Spielaktivitäten neben der Freude am Reimen, an der Sprache, am Sprechen, an der Interaktionsnähe zum Erwachsenen und der motorischen Aktivität vor allem das Gefühl der Sicherheit und Annahme. Beide Aspekte bilden unter anderem die Grundlage für eine beziehungsorientierte Kommunikation und bindungssichere Selbstbildungsimpulse im Kind. Gleichzeitig ergibt sich – das zeigen wissenschaftliche Untersuchungen – aus einem intensiven Erleben von Finger- und Klatschspielen sowie aus motorisch umgesetzten Reimen (Reimspielen) bei Kindern der Wunsch, weiterhin neugierig sich selbst und die Welt um sie herum entdecken zu wollen. Damit ist auch der Grundstein für den Aufbau einer entstehenden Spielfähigkeit gewährleistet. Praxisbeobachtungen in Krippen und Kindertagesstätten offenbaren allerdings recht häufig, dass dieser übergreifenden Spielform zu wenig Beachtung geschenkt wird.
Insofern ist es sehr zu begrüßen, dass die Autorin – Logopädin und Legasthenie-Therapeutin – ein Buch veröffentlicht hat, das 66 Spielverse zum Klatschen, Bewegen und Sprechzeichnen herausgebracht hat. Diese Veröffentlichung ist so aufgebaut, dass nach einem kurz gehaltenen Vorwort ein paar wenige Erläuterungen zu den Themen ‚Sprechsilben und Spracherwerb‘, ‚Klatschspiele‘ ‚Sprechzeichnen‘ sowie ‚Reimwörter und Gegensätze‘ vorgenommen werden und die theoretischen Aspekte mit einer Erklärung der Klatschmuster enden.
Der Praxisteil besteht dann aus:
vielerlei Klatschspielen (Teil 1),
Klatschspielen mit einem Jahreszeitenbezug (Teil 2),
Silben-Klatschspielen (Teil 3),
dem rhythmischen Sprechzeichnen (Teil 4)
sowie den ‚Reimwörtern und Gegensätzen‘ (Teil 5).
Gerade der letzte Schwerpunkt bietet sich für >Deutsch als Zweitsprache< (DaZ) sehr gut an. Als Zusatzmaterial können interessierte Leser*innen einige Reime und Verse mit Bildern downloaden.
Wie aus wissenschaftlichen Untersuchungen (aus dem Feld der Spiel{e]forschung) bekannt ist, erleben Kinder Reim- und Klatschspiele, die sowohl den motorischen, emotionalen, kognitiven und sozialen Kompetenzbereich von Kindern ansprechen, als ein überaus motivierendes Element, auch weitere Spielformen entdecken, erkunden und umsetzen zu wollen. Wird hingegen dieser ersten Spielform zu wenig Beachtung geschenkt, ist damit auch in vielen Fällen das Spielinteresse nicht mehr so überaus stark ausgeprägt, dann das Bauspiel, das Konstruktionsspiel, das Gestaltungsspiel mit Fundmaterialen, Musik- und Tanzspiele sowie das Rollenspiel in ganzer Erfahrungstiefe zu entdecken.
Insofern ist diese Veröffentlichung sehr zu begrüßen. Sie sollte daher in Krippen, Kindertagesstätten, bei Tagesmüttern und -vätern sowie in den ersten zwei Klassen einer Grundschule eine große Beachtung finden.
Spaßgedichte für Sprachförderung, Rhythmus, Motorik und DaZ.
Verlag an der Ruhr, Mülheim 2024. ISBN: 978-3-8346-6706-9. 96 Seiten, 18,99 €
Mathematisches Verständnis aus dem Alltag heraus entwickeln
geschrieben von Redakteur | Mai 22, 2025
A. Eberle, G. Friedrich, S. Haller, L. Minck, M. Oehlcke: 1 – 2 – 3 Mathe ist immer dabei: Alltagsorientierte Bildung in der Kita
Man muss kein Nerd sein, um zu begreifen, dass Mathematik überall im Alltag steckt. Auf Basis dieser Erkenntnis haben vier Fachkräfte des evangelischen Kindergartens Burgheim in Lahr gemeinsam mit dem Erziehungswissenschaftler Dr. Gerhard Friedrich das Buch „Mathe ist immer dabei – Alltagsorientierte Bildung in der Kita“ verfasst.
Über viele Monate hinweg haben Anna-Maria Eberle, Sarah Haller, Leonie Minck und Melanie Oehlcke die Kinder ihrer Betreuungseinrichtung beobachtet und haben dabei entdeckt, wo Mathematik im Kindergartenalltag bereits zu finden ist. Gemeinsam mit Friedrich haben sie diese Erkenntnisse analysiert und systematisiert, woraus ein Konzept entstanden ist, das im Gegensatz zu vielen anderen Methoden mathematisches Wissen nicht in den pädagogischen Alltag hineinträgt, sondern Alltagssituationen mit den Kindern nutzt, um die Entwicklung mathematischen Denkens zu unterstützen.
Auf diese Weise ist den Autor*innen etwas völlig Neues gelungen, das sich tatsächlich an den natürlichen Bedürfnissen der Kinder orientiert. So sollte es sein. Die Kinder sammeln mathematische Erfahrungen, die ihr Verständnis verbessern. Das dürfte ihnen eines Tages den Schulalltag erleichtern. Die zahlreichen Beispiele, erleichtern den Leserinnen und Lesern die praktische Übersetzung in den eigenen pädagogischen Alltag. Die zahlreichen Fotos illustrieren diesen Prozess sehr anschaulich.
„Mathe ist immer dabei – Alltagsorientierte Bildung in der Kita“ ist eine ausgezeichnet gelungene Handreichung für alle, die das mathematische Verständnis von Kindern im Elementarbereich unterstützen wollen. Sie sollte in keiner Einrichtung fehlen.
Gernot Körner
Anna-Maria Eberle · Gerhard Friedrich · Sarah Haller Leonie Minck · Melanie Oehlcke 1 – 2 – 3 Mathe ist immer dabei Alltagsorientierte Bildung in der Kita 120 Seiten verlag das netz, weimar 2024 ISBN 978-3-86892-186-1
26,90 €
Beziehungsorientiert und einfühlsam Gespräche führen
geschrieben von Redakteur | Mai 22, 2025
Schirmer, Uwe Bernd: Einfühlsam Gespräche führen. Wertschätzende und empathische Gesprächsführung in der Praxis der Gesundheits-, Erziehungs-, Pflege- und Sozialberufe
Sicher wird jede Fachkraft in einem (sozial)pädagogischen oder pflegerischen Berufsfeld sofort der Aussage zustimmen, dass >Kommunikation< das A&O einer erfolgreichen, für beide Seiten entwicklungsförderliche Arbeit ist, zumal nur eine wertschätzende, respektvolle Kommunikation Beziehungsangebote schafft und nur mithilfe dieser Merkmale Konflikte lösbar sind. Gleichzeitig offenbaren aber Gesprächsanalysen, dass Behauptungen und Realitäten häufig nicht deckungsgleich sind. Um diesem Umstand Abhilfe zu schaffen, hat Dr. Uwe Bernd Schirmer ein wichtiges Buch herausgebracht, in dem Grundlagen für eine empathisch geprägte Kommunikation aufgeführt sind. Empathisch deswegen, weil die Entwicklung des Menschen von Beginn an auf Beziehungsangebote und Bindungswünsche ausgerichtet ist. Der Wunsch jedes Menschen, verstanden zu werden und sich vom Gegenüber angenommen zu fühlen, ist evolutionär angelegt und bedarf daher stets einer gewichtigen Beachtung.
Die Publikation besitzt folgende Schwerpunkte. Zunächst wird auf die Bedeutung von Beziehungen eingegangen und dann werden die zwei Formen der Empathie, deren Grenzen und Risiken näher beleuchtet. Im Folgekapitel geht der Autor auf Grundlagen sowie Perspektiven einer einfühlsamen Gesprächsführung ein und beschreibt, was in einem empathischen Prozess vor sich geht. Das nächste Kapitel wendet sich der Anwendung einer einfühlsamen Gesprächsführung mit en drei Komponenten >Beobachtung, Gefühle und Bedürfnisse< zu, um dann auf die Perspektive der Bewältigung unter Berücksichtigung der Aspekte >Vom Bedürfnis zur Strategie< und >Strategien zur Bedürfnisbefriedigung< überzuleiten. Ein Fazit, Ausblick und ein Anhang mit zwei Praxisbeispielen sowie Übungsblättern schließen das Buch ab.
Was gefällt an dieser Veröffentlichung ganz besonders?
1.) In jedem Kapitel finden Leserinnen sehr viele Beispiele, um sich selbst als Akteur mit der vorgestellten Situation identifizieren zu können.
2.) Zudem gibt es immer wieder Übungsvorschläge, um einerseits sich selbst und das mögliche Vorgehen zu reflektieren und andererseits ein Gefühl zu spüren/ entwickeln zu können, wie eine wertschätzende und einfühlsame Gesprächsführung gelingen kann.
3.) In grau unterlegten Kästen finden Leserinnen kurze Zusammenfassungen und bedeutsame Merksätze.
4.) Übersichtliche Tabellen und halb-/ bzw. ganzseitige Abbildungen sorgen für einen fokussierten Blick auf wesentliche Kommunikationsaspekte, ein umfangreiches Literaturverzeichnis bietet zudem die Möglichkeit, bestimmte Schwerpunkte zu vertiefen und ein Sachwortverzeichnis hilft, bei einer gezielten Begriffssuche schnell fündig zu werden.
Da das Buch sehr strukturiert und mit einem klaren Aufbau konzipiert ist und die Inhalte miteinander vernetzt sind, ergibt sich die Notwendigkeit, diese Veröffentlichung von Anfang an zu lesen und nicht einzelne Kapitel auszuwählen. Der Autor vergleicht dieses notwendige Vorgehen mit dem Schwimmen oder Tanzen lernen, bei dem es auch darauf ankommt, von Anfang an dabei zu sein, ohne eigene Erlebnis- und Erfahrungsschritte auszulassen.
Auch wenn es auf dem Literaturmarkt viele Publikationen zum Schwerpunkt einer beziehungsorientierten, einfühlsamen Gesprächsführung gibt, gehört diese Veröffentlichung zu den Glanzlichtern und sollte daher unbedingt zur Standardliteratur für Personen in helfenden Berufen gehören.