BNE digital – Von klein auf für Nachhaltigkeit begeistern
geschrieben von Redakteur | Oktober 10, 2022
Aufzeichnung der Online-Konferenz „BNE digital – Von klein auf für Nachhaltigkeit begeistern“
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) hat zum Ziel, dass Kinder und Jugendliche erkennen, welche Konsequenzen das eigene Handeln hat und soll zugleich befähigen, Lebenswelten nachhaltiger zu gestalten. Die Medienpädagogik steht hier vor der Aufgabe, die Interessen der heranwachsenden Generation aufzugreifen, der das Thema Klima- und Umweltschutz ein wichtiges Anliegen ist.
Das Initiativbüro „Gutes Aufwachsen mit Medien“ hatte zur Online-Konferenz „BNE digital – Von klein auf für Nachhaltigkeit begeistern“ am Donnerstag, 23. Juni 2022 eingeladen.
Im einführenden Vortrag befasst sich Gerda Sieben vom jfc Medienzentrum, Köln mit folgenden Fragen: Welche Rolle spielen Medien beim Thema Nachhaltigkeit und wie nachhaltig sind sie? Mit welchen Konzepten und Methoden kann die Jugendmedienarbeit dazu beitragen, dass die Digitalisierung zum Schutz der Biosphäre und zur Verbesserung sozialer Gerechtigkeit beiträgt und junge Menschen darin unterstützt, unsere (Medien-)Welt lebenswert und lebendig zu gestalten? Und was könnten Themen einer nachhaltigen Medienbildung sein?
Im Anschluss berichtet Martin Hagler von SINN MEDIA von medienpädagogischen Projekten mit Kindern und Jugendlichen im Bereich BNE, bei welchen die Förderung von Selbstwirksamkeit und Integrität eine zentrale Rolle spielt. Im Vortrag werden die beiden Projekte Nature Media Walk und Cook For Climate vorgestellt, bei denen der Fokus auf Klima- und Umweltschutz sowie auf nachhaltiger und gesunder Ernährung (Planetary Health Diet) lag.
Abschließend gibt Felix Rudolph-von Niebelschütz von filmreflex, einem Lokalen Netzwerk für ein „Gutes Aufwachsen mit Medien“, Tipps zu aktiver Medienarbeit mit Stopptrick, Fotostory und Video. In dem Vortrag werden Beispiele gezeigt, wie mit einfacher Technik und wenig Aufwand Projekte umgesetzt und Themen im Sinne von BNE mit Kindern und Jugendlichen bearbeitet werden können.
Infos und Tipps für Eltern und pädagogische Fachkräfte zur Medienerziehung
Internet, Smartphone und digitale Geräte verändern die Alltagswelt von Kindern und Jugendlichen. Sie sollen von den Chancen der Digitalisierung profitieren. Schutz, Befähigung und Teilhabe sind ihr Recht. Eltern und pädagogische Fachkräfte bekommen Tipps von Experten, wie sie Heranwachsende im digitalen Raum schützen und Medienkompetenz vermitteln.
Die Broschüre „Gutes Aufwachsen mit Medien. Kinderrechte im Netz“ erklärt die Kinderrechte. In der Broschüre finden sich auch Hinweise auf Kinderportale und Suchmaschinen wie blinde-kuh.de, fragfinn.de und klick-tipps.net. Für den Umgang mit problematischen Situationen verweist die Broschüre auf Beratungsangebote.
Weitere Informationen finden sie hier auf www.bmfsfj.de
Kostenloses Aktionsheft für Kinder: „Dem Öko-Landbau auf der Spur“
geschrieben von Redakteur | Oktober 10, 2022
Broschüre der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung soll Kinder über die Öko-Landwirtschaft aufklären
Die Broschüre „Dem Öko-Landbau auf der Spur“ kann im Medienservice der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) unter www.ble-medienservice.de kostenlos bestellt oder heruntergeladen werden.
Jeder siebte Bauernhof in Deutschland ist ein Bio-Hof. Um mehr für die Umwelt und Artenvielfalt in der Landwirtschaft zu tun, will die Bundesregierung den Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche in Deutschland bis zum Jahr 2030 auf 30 Prozent steigern. Das Aktionsheft „Dem Öko-Landbau auf der Spur“ zeigt, was die ökologische Landwirtschaft besonders macht und lädt zum Nachmachen ein.
Mit der Anleitung zum Bau eines Regenwurmkastens oder zum Tomaten anpflanzen, können die jungen Leserinnen und Leser direkt mit ihrem eigenen Öko-Landbau loslegen. Ergänzend liefert das Aktionsheft einfache Rezepte, angefangen von Hirsesalat, einem Eisdrink mit Beeren, Halloweensuppe oder Bratäpfeln. Durch die jahreszeitlichen Rezepte und einem ansprechend gestalteten Saisonkalender werden Kinder dafür sensibilisiert, dass nicht alle Pflanzen zu jeder Zeit wachsen, und erfahren, welche Obst- und Gemüsearten wann Saison haben.
Hintergrund:
Die Broschüre „Dem Öko-Landbau auf der Spur“ wurde im Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) des BMEL erstellt und ergänzt die weiteren Maßnahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau für die Zielgruppe. Dazu gehört unter anderem der bundesweite Schulwettbewerb „Echt kuh-l!“, der Kinder und Jugendliche aller Schularten von der 3. bis zur 10. Jahrgangsstufe jedes Jahr neu auf Entdeckungsreise in die Welt der ökologischen Landwirtschaft und Ernährung einlädt (www.echtkuh-l.de ). Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) setzt das Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) um.
Tiergeschichten zum Weiter- und Umdichten von Armin Krenz
geschrieben von Redakteur | Oktober 10, 2022
Jede Geschichte lädt Kindergarten- und Grundschulkinder zum Erzählen und Philosophieren ein
In diesem Mitmachbuch gibt es nicht nur Tiere zu entdecken: Jede Geschichte lädt Kindergarten- und Grundschulkinder zum Erzählen und Philosophieren ein. Marienkäfer streiten sich um eine Laus, Warzenschwein und Fisch diskutieren über Vor- und Nachteile von Warzen und die Mücke labt sich heimlich an der Hummel. Aber können Tiere wirklich miteinander sprechen? Und falls ja, worüber würden sie sich nach Meinung der kleinen Zuhörer unterhalten?
Von Ameise bis Warzenschwein, jedes Tier hat eine Geschichte zu erzählen!
Lustige Kindergeschichten in Reimen, die die Fantasie anregen
Geeignet zum Vorlesen zu Hause oder für pädagogische Angebote im Kindergarten
Mit Illustrationen von Christian Kämpf, die noch auf die Farbstifte kleiner Künstler warten
Ein Vorlesebuch, das viel Raum für Kreativität und eigene Erzählungen lässt
Philosophieren mit Kindern: (fast) wahre Gespräche von Tieren
Ein Biber sinniert über die Vorteile des Lebens im See, das Nilpferd fühlt sich vom Hund beleidigt und der Frosch trickst erfolgreich den Storch aus: Wenn Tiere über Grundwerte im Leben nachdenken, lädt das Kinder zu eigenen Überlegungen ein.
Während die Illustrationen mit Farben verziert werden, ergeben sich so ganz ungezwungen Gesprächsanlässe über individuelle Wertvorstellungen. So laden die Reimgeschichten zu weiterführenden Gesprächen über die Tierwelt ein – ein großer Spaß für Kinder ab 4 Jahren!
Der Autor ist Prof. Dr. Armin Krenz. Armin meint, dass sein erstes Kinderbuch zunächst mal allen ein Lächeln ins Gesicht zaubern soll. Vielleicht regt es aber auch dazu an, nachzudenken und die „Tiergeschichten“ zu verändern. Denn der in den Texten zum Ausdruck gebrachte „Humor in Verbindung mit einer kindgemäßen Moral“ sollte nicht unwidersprochen hingenommen werden. In der Hoffnung, dass auch die Bilder eigene Fantasien hervorbringen und zum Am- und Ausmalen anregen, wünscht er sich, dass sein „Bilder- und Geschichtenbuch“ die notwendige FARBE bekommt, damit es zum eigenen Buch wird.
Spielen und lernen
Es ist unser erstes Kinderbuch bei spielen und lernen. Weitere werden folgen. Hier publizieren wir Bücher, die Kinder ganzheitlich in ihrer Entwicklung unterstützen und sie in ihrer Ästhetik und Kreativität fördern.
Armin Krenz/Christian Kämpf Vom Warzenschwein und anderen Tieren – Vorlesen, Malen, Philosophieren: ein Bilder- und Geschichtenbuch. Reime und Tierbilder zum Ausmalen für Kinder ab 4 Jahren Hardcover, DIN A 4, 36 Seiten ISBN: 978-3-910295-00-1 15 €
Zwei Malvorlagen für die Jüngsten
geschrieben von Redakteur | Oktober 10, 2022
Aus dem Malbuch von Helmut Spanner mit Motiven aus „Erste Bilder – Erste Wörter“
Über 250 Gegenstände aus Küche, Bad und Kinderzimmer, Keller und Garten sowie rund um den Spielplatz und am Wasser gibt es in diesem Malbuch zu entdecken. Beim Ausmalen erleben die Kinder die Gegenstände und Situationen viel intensiver als beim reinen Betrachten. Das fördert Sprache und Beobachtungsgabe.
Studie sieht Zusammenhang mit negativen Erziehungspraktiken wie Nörgeln und Schreien
Eltern, die sich verstärkt digitalen Medien zuwenden, um zu entspannen, versagen öfter bei der Kindererziehung. Wenn sie viel Zeit vor dem Bildschirm verbringen, vernachlässigen sie nicht nur ihre Familien, sondern greifen auch zunehmend zu negativen Erziehungspraktiken wie Nörgeln oder Schreien. Zu dem Ergebnis kommt eine multinationale Studie der University of Waterloo http://uwaterloo.ca , die den Zusammenhang zwischen digitalem Medienkonsum von Eltern, ihren Erziehungsmethoden und das mentale Wohlbefinden ihrer Sprösslinge analysiert.
Technologie dominiert alles
„Wenn wir in einer Gesellschaft, die voll von Technologie ist, die Familien verstehen wollen, kommt es auf jedes Familienmitglied an“, so Jasmine Zhang, Doktorandin im Fach Klinische Psychologie an der University of Waterloo. Es seien eben nicht immer nur Kinder und Jugendliche, die zu viel Zeit mit digitalen Geräten verbringen würden. „Auch die Eltern greifen aus den verschiedensten Gründen auf diese Medien zurück. Dieses Verhalten kann das Leben ihrer Kinder dramatisch beeinflussen“, erklärt die Wissenschafterin.
Im Alter zwischen zwei und sieben Jahren stellen Kinder besondere Anforderungen an die Kommunikationsfähigkeit ihrer Eltern. Hier lernen Sie, wie Sie: die Gefühle ihrer Kinder verstehen und situationsgerecht reagieren. Ihre Kinder so loben, dass es diese unterstützt und nicht hemmt, gemeinsam mit Ihren Kindern Lösungen finden, die Kinder in Konflikten zur Kooperation motivieren, auf die besonderen Bedürfnisse von Kindern mit Autismus und anderen Wahrnehmungsstörungen eingehen.
Für ihre Studie hat sie 549 Teilnehmer aus unterschiedlichen Ländern befragt, die alle mindestens zwei Kinder im Alter zwischen fünf und 18 Jahren haben. Diese mussten unter anderem genau angeben, wie viel Zeit sie mit digitalen Medien verbringen, wie sie ihre und die geistige Gesundheit ihres Nachwuchses einschätzen und welche Erziehungspraktiken sie einsetzen. Das Ergebnis zeigt, dass Eltern mit höherem Stresslevel sich öfter vor dem Bildschirm entspannen und dabei nicht selten die Erziehung vernachlässigen. „Sie ziehen sich dann oft zurück, sind nicht für ihre Kinder präsent und setzen negative Erziehungspraktiken ein“, fasst Zhang zusammen.
Nicht nur negative Effekte
Die Forscherin betont allerdings auch, dass nicht gleich der gesamte Medienkonsum in einem negativen Zusammenhang mit den angewandten Erziehungsmethoden gestellt werden kann. Eine Ausnahme sei zum Beispiel die Möglichkeit, über digitale Kanäle soziale Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. In einem solchen Fall könnten manchmal auch positive Effekte wie eine Reduktion der Angstlevel und eine geringere Anfälligkeit für Depressionen auftreten, heißt es in der Studie.
„Die Medienlandschaft, die einer Familie zur Verfügung steht, wird immer größer“, meint Dillon Browne, Co-Studienautor an der University of Waterloo. „Da diese Entwicklung immer weiter voranschreitet, ist es umso wichtiger, dass wir uns im Klaren darüber sind, welche Auswirkungen dieses Verhalten auf unser eigenes Wohlbefinden und das unserer Kinder haben kann.“
Markus Steiner/pressetext.redaktion
Bei Ranji werden Träume wahr
geschrieben von Redakteur | Oktober 10, 2022
Der Familienfilm „Träume sind wie wilde Tiger“ von Lars Montag
Toll, wenn Träume auch mal irgendwo wahr werden. Denn, was hilft die Beschwörung, seinen Träumen zu folgen, wenn sie grundsätzlich verpuffen. Für den zwölfjährigen Ranji aus Mumbai wird sein Traum wahr. Und was dann passiert ist einfach noch viel besser: Das Leben geht ganz normal weiter und ist offen für neue Träume. Aber jetzt noch mal von vorne:
Für den zwölfjährigen Ranji aus dem bereits erwähnten indischen Mumbai ist Bollywood das Größte. Filme, Songs und Tanz machen ihn glücklich. Zu seinem Unglück entscheiden sich seine Eltern, nach Deutschland auszuwandern. Hier begegnet er erst einmal Ausgrenzung, Ausländerfeindlichkeit und Mobbing. Nur lässt sich Ranji davon nicht unterkriegen.
Eine Culture-Clash-Komödie für die ganze Familie nennt Lars Montag seinen neuen Film. Und tatsächlich ist ihm mit „Träume sind wie weiße Tiger“ eine absolut schwungvolle Komödie gelungen. Dabei glänzen Shan Robitzky als Ranji und Annlis Krischke als Toni in ihren Hauptrollen. Neben ihnen spielen Murali Perumal, Sushila Sara Mai, Anne Ratte-Polle, Simon Schwarz, Irshad Panjatan, Herbert Knaup, Nina Petri alle so liebevoll gezeichnete Charaktere. Ein besonders großes Kompliment gilt jedoch Prumal. Er spielt einen so wundervoll vielschichtigen und in innere Kämpfe verwickelten Vater, den man einfach liebhaben muss.
Der Film hält viel Spannendes und Überraschendes parat, so dass die Zeit schnell vergeht. Hier tanzen und singen sogar die Jungs. Sie glänzen mit Einfallsreichtum und Kreativität. Dabei spricht die Geschichte viele Familien- und grundlegende Daseinsthemen an. Etwas sehr oberflächlich gehen die Filmemacher mit dem Thema „Mobbing“ um. Für viele Kinder ist das ein sehr ernstes Thema. Dem wird die Handlung des Films, die das Thema einfach irgendwann aufgibt, nicht gerecht. In allen anderen Bereichen glänzt der Film und ist bestimmt eine schöne Bereicherung für einen Familiennachmittag mit jeder Menge Gesprächsstoff.
Gernot Körner
Filmografie
Träume sind wie wilde Tiger
Regie: Lars Montag 96 Minuten FSK 6
Der Film ist digital und auf Youtube erhältlich
Eine Pilgerreise ist eine Entwicklungsreise zu sich selbst
geschrieben von Redakteur | Oktober 10, 2022
Ein Interview mit Brigitte Falkenhain zur ihrem Buch und ihren Erfahrungen auf dem Pilgerweg
Brigitte Falkenhain schenkte sich nach ihrer Zeit als Erzieherin und Heilpädagogin eine längere Pilgerreise auf dem Jakobsweg. Daraus ist das Buch „Auf dem Jakobsweg – Ein persönlicher Erlebnisbericht und zugleich eine Reise zu sich selbst“ entstanden. Wir haben uns dafür interessiert, welche Rolle dabei ihre Erfahrungen als pädagogische Fachkraft gespielt haben.
Sie haben sich während Ihrer Zeit im Kindergarten dafür entschieden, sich eines Tages auf den Jakobsweg zu machen. Was waren ihre Motive dafür?
Brigitte Falkenhain: Meine Pilgerreise war die Erfüllung eines lang gehegten Traumes und zugleich ein persönliches Geschenk an mich. Damit läutete ich für mich ein neues, überaus spannendes Lebenskapitel ein. Mit einem zuvor absolvierten Spanisch-Kurs an der Volkshochschule war ich bereit, neue, mir völlig unbekannte Wege zu gehen, bisher verschlossene Türen zu öffnen und in unbekannte Welten einzutauchen.
Ich wollte mich erleben: ohne einen festgelegten geregelten / geplanten Tagesablauf, wollte mich treiben lassen und von unbekannten äußeren und inneren Wegen leiten lassen. Darauf freute ich mich. Ja, und auch einmal zu erleben, wie ich alleine, in der für mich noch unbekannten Welt so ticke; das machte mich sehr neugierig auf mich selbst.
Welche Rolle hat dabei Ihre Tätigkeit als Erzieherin gespielt?
Für Kinder Bündnispartnerin, Entwicklungsbegleiterin und auch so manches Mal Anwältin zu sein, macht den pädagogischen Beruf zur Berufung, behaftet mit Pflichten, die verpflichten. Diese gilt es mit Professionalität und Emphatie jeden Tag auf’s Neue zu leisten. Der Beruf fordert, gibt aber auch unglaublich viel, doch dabei darf man sich selbst nicht aus den Augen verlieren, um nicht zu einem ‚hilflosen Helfer’ zu werden, in Routinen zu verharren oder irgendwann einmal kraft- und motivationslos im ‚Außen’ dahinzuleben. Eine Selbstbeobachtung des eigenen Gesundheits- und Seelenzustandes ist notwendig: nicht immer habe ich diese im Auge behalten. So manches Mal stand die Pflicht, also die Arbeit im Vordergrund und ich habe mich übersehen. Mein Leitsatz: „Du kannst nur jemanden lieben, wenn du dich selbst liebst“ hat mich begleitet und mich des Öfteren wieder auf den für mich richtigen und damit stimmigen Lebenspfad geführt.
Nach meinem langjährigen beruflichen Weg als Erzieherin, Heilpädagogin und Leiterin einer Kindertagesstätte schenkte ich mir eben den Weg mit mir in Form einer Pilgerreise.
Sie haben auf der Reise nicht nur viel gesehen, sondern auch viel über sich erfahren. Was waren für Sie die wesentlichen Erkenntnisse der Reise?
Als bedeutendstes Erkenntnis- und Erfahrungsbündel kann ich Folgendes beschreiben: Mit freudvoller, spannungsgeladener, ungebändigter Abenteuerlust, kaum zu bremsender Neugier und gleichzeitig tiefer Zuversicht habe ich mich auf den Jakobsweg begeben, und dies mit einem anfangs unglaublich schweren Pilgerrucksack. Recht bald schaffte ich es, mein Gepäck auf ein Minimum zu reduzieren, äußerlich anscheinend Überflüssiges loszulassen, Ballast sprichwörtlich abzuwerfen, um eine bessere Beweglichkeit zu spüren. Es war ein Gefühl der Freiheit und Freude zu erfahren, wie wenig es braucht, um gelassen und zufrieden zu leben, indem man sich selbst auf das Wesentliche konzentriert. Und ich erlebte auf meiner Pilgerreise eine ganz besondere Zeit mit mir. Sie war von unglaublicher Vielfalt mit einem kulturellen, spirituellen und legendären Zauber überzogen: Stunde für Stunde, Tag für Tag. Über die vielen gegangenen Kilometer habe ich durch äußere Wahrnehmungen und innere Auseinandersetzungen, reflexive Gedanken und innere Klärungen eine zunehmende Stimmigkeit in mir erfahren, die mich stetig ein Stück näher zu mir selbst geführt hat. Die äußere Fußreise setzte sich immer wieder aufs Neue in meinem Inneren fort und verhalf mir zu einer nach innen gerichteten Beobachtung, die im aktiven Berufsleben zu kurz gekommen ist. Unzählige Fügungen haben mir emotionalen Reichtum geschenkt. So manches Mal suchte ich Gründe, warum etwas so gelaufen ist, ob es ein Zufall oder eine Fügung war und endete damit stets bei mir, verbunden mit philosophischen und auch religiösen Gedankengängen.
Von den Pyrenäen zum Atlantik
Als Einleitung zu ihrem neuen Lebensabschnitt nach ihrer Zeit als Erzieherin und Heilpädagogin wählt Brigitte Falkenhain eine Pilgerreise auf dem Jakobsweg. Aus dieser nimmt sie ihre Leser mit und lässt si an ihren Erlebnissen auch mit zahlreichen Bildern teilhaben. Startpunkt ist das am Fuße der Pyrenäen gelegene französische Städtchen Saint-Jean-Pied-de-Port. Der Weg führt sie westwärts durch Nordspanien auf dem Camino Francés zum Wallfahrtsort Santiago de Compostela und weiter bis an den Atlantik zum Fischerdorf Fisterra.
Brigitte Falkenhain Auf dem Jakobsweg – Ein persönlicher Erlebnisbericht und zugleich eine Reise zu sich selbst Ölsner Verlag Hardcover, 320 Seiten, viele Fotos ISBN 978-3-9823790-4-3 www.oelsner-verlag.de 24,90
Die Pilgerreise auf dem Jakobsweg hat mein Leben verändert, wie ich es im Vorwege nicht für möglich gehalten hätte. Für mich ist es ein Bündel einzigartiger Erlebnisse und ein einzigartiger Weg, der voller Geheimnisse und vielfältiger Überraschungen steckt. Das gewonnene Alleinsein und die Einfachheit haben mich unterstützt, den Jakobsweg besinnlich abschließen zu können und ihn zugleich feinfühlig in meinem neuen Lebensabschnitt fortzusetzen. Ich gehe ihn gefühlt mit Sorgfalt und Achtsamkeit weiter. Das chinesische Sprichwort „Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt“ macht auf eine oft vergessene Selbstverständlichkeit aufmerksam und zugleich immer wieder nachdenklich. Den einen Fuß von der Erde lösen und sich trauen, neue Orte zu suchen, unbekannte Türen zu entdecken und mutig zu öffnen, in unbekannte Welten einzutauchen, loszugehen und das Neue aufmerksam und sensibel als Türöffner für „Ent-Wicklungen“ zu begrüßen: das sorgt für einen mit Nichts auf der Welt zu bezahlbaren Schatz. Jeder Schritt ist ein Abenteuer auf einem Weg, gleich wo er vollzogen wird. So kann man seine Pilgerreise auch gut etappenweise gehen. Sie als eine mögliche Auszeit von zwei oder drei Wochen wahrnehmen, vielleicht einmal jährlich. Beim Pilgern gibt es keine Regeln. Die Entscheidung, ihn zu gehen, trifft am Ende jeder für sich selbst.
Nur wenn wir uns selbst kennen, können wir Kinder in ihrer Entwicklung unterstützen. Welche Rolle spielt die Selbsterkenntnis auf einer solchen Reise?
Die Selbsterkenntnis ist für mich ein überaus wichtiger Bestandteil in meinem Leben, das eigene Sein zu verstehen, den Sinn meines Lebens zu finden und mit gleicher Intensität die gefundenen Erkenntnisse auf den Beruf zu übertragen, um aus der eigenen Entwicklungsbegleitung eine authentische und hilfreiche Entwicklungsbegleiterin für Kinder sein zu können. Die regelmäßige Teilnahme an Seminaren zur Selbsterfahrung hat mich für diese Bereitschaft und Sichtweise geöffnet und dabei sehr unterstützt. So gaben mir die Seminare Gelegenheit, aktuelle und wiederkehrende Themen und Fragestellungen meiner eigenen Entwicklung und Lebensgestaltung zur Sprache zu bringen und in einer achtsamen, wenn auch nicht immer leichten Weise zu klären. Ein Selbsterfahrungsseminar ist für mich ebenso bedeutsam wie eine Pilgerreise; sie haben Vieles gemeinsam und sind dennoch mit sehr unterschiedlichen Merkmalen ausgestattet.
Würden Sie die Reise auch ihren Kolleginnen empfehlen?
Ich kann nicht nur allen pädagogischen Fachkräften sondern jedem empfehlen, sich auf einen solchen Entwicklungsweg zu machen. Eine Auszeit, gleich welcher Form, würde ich heute auch schon früher für mich in Erwägung ziehen, denn Dinge aufschieben, heißt oft, man findet Ausreden, halbherzige Begründungen, lässt sich von fantasierten Ängsten leiten, von Bequemlichkeiten abholen und tut sie nie. Folgende Impulse kann ich heute allen entwicklungsmotivierten Kolleg:innen dazu mit auf den Weg geben: – Jeder kann den eigenen Wunsch verspüren, auf alles, was einen umgibt, neugierig zu sein. – Indem sich stets jeder selbst sein bester Freund ist, kann er sein persönliches Wachsen fördern, seine eigene Grenzen hinterfragen und mutig überschreiten. Dabei die eigene Lebensgeschichte einzubeziehen, bringt immer wieder auf’s Neue spannende Herausforderungen für sich selbst sowie in den Alltag, lässt Verkrustungen aufweichen und eine neue Lebendigkeit in sich selbst und in Beziehungen spüren. – Im Konjunktiv stehende Worte wie „sollte, hätte, könnte, würde“ aus dem eigenen Wortschatz streichen. Diese „be-wegen“ nichts und lassen mögliche Entwicklungen mit der Zeit absterben. Stattdessen ein klares „Auf geht’s!“ bevorzugen. – Jeder darf sich etwas wagen. Ist das Wagnis gelungen, entwickelt es die Freude und den Wunsch auf ein nächstes Abenteuer.
Mit dieser Einstellung wirkt man selbst entwicklungsförderlich in Bezug auf Kinder. So ist dieses Verhalten ansteckend und entwickelt ein unglaubliches Band zwischen Kindern und Erzieher:innen. Ungeahnte Potenziale entfalten sich und bringen ein neugierig machendes Umfeld mit sich. Es entsteht eine lebendige und lebensfrohe Pädagogik, die Kinder brauchen. Und eine solche Pädagogik wird heutzutage in dieser funktional gestalteten, primär kognitiv ausgerichteten, lernzielgeleiteten Pädagogik immer mehr zur Ausnahme, was sehr bedauerlich ist. Es muss ein ‚innerer Ruck’ durch die Pädagog:innen gehen, um äußerlich an hinderlichen Merkmalen zu rücken: und dabei ist eine Pilgerreise mehr als hilfreich.
Was sind ihre nächsten Ziele?
Die wunderbare Erfahrung des Gehens auf kürzeren und längeren (Pilger)Wegen werde ich so oft wie möglich beibehalten. Auch das Schreiben werde ich in mein weiteres Leben mit Begeisterung integrieren. Gern werde ich mein Buch auf Lesungen vorstellen, von meinen persönlichen Pilgererlebnissen erzählen und auf Fragen dazu antworten. Ich möchte mit meinen tief verwurzelten Erfahrungen Menschen ansprechen und anregen, selber neue Entwicklungswege zu gehen und sich als Mitgestalter:in der Welt, in der wir leben, zu erleben.
Ich hoffe, dass ich viele Menschen dazu inspirieren kann, sich selbst auf die faszinierenden Spuren des Jakobsweges zu begeben. Ich möchte die Sehnsucht wecken, sich im Allgemeinen auf den inneren Weg zu machen und im Besonderen auf den Jakobsweg im Äußeren aufzubrechen.