Echte Freundschaft gibt es manchmal gleich nebenan

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Petr Horácek: Ein bester Freund für Bär

Warum sehen wir die Dinge nicht, die wir suchen? Eine Möglichkeit wäre, dass wir zwar eine konkrete Vorstellung von dem haben, was wir suchen, aber nicht verstehen, wie wir es finden können. Dabei scheidet oftmals das Offensichtliche aus.

So ergeht es den Bären in Petr Horáček Geschichte. Sehnsüchtig sucht Schwarzer Bär einen Freund. Dabei trifft er Brauner Bär und beide beschließen gemeinsam die Suche fortzusetzen. Dabei erleben sie die Freude der Gemeinsamkeit und der gegenseitigen Unterstützung.

Horáček nutzt in seinem Bilderbuch „Ein bester Freund für Bär“ ein altbekanntes Muster der Dramaturgie. Während der Zuschauer das Offensichtliche längst entdeckt hat, sucht der Protagonist lange Zeit verzweifelt danach. Man möchte brüllen, hinlaufen und das begehrte Stück dem hilflos Suchenden in die Hand drücken. Leider geht das aber nicht. So entsteht Spannung, die den Betrachter fast platzen lässt, bis das Objekt der Begierde endlich den Suchenden erreicht.

Im Fall der beiden Bären geht es ganz offensichtlich um den passenden Freund. Beide sind davon überzeugt, dass er nur schwer zu finden ist. Und so begleitet der Betrachter die beiden von Seite zu Seite auf ihrer Suche und darf sich an den schönen Wachs- und Buntstiftzeichnungen von Horáček freuen. Typisch für den tschechischen Künstler sind die farbenprächtigen, kräftigen Zeichnungen, in denen es ihm gelingt Stimmungen und Beziehungen auszudrücken.

Und so entwickelt sich das Nachdenken über die Bedeutung von Freunden und von Freundschaft bei der Beschäftigung mit der bunten Geschichte, die nur ein fröhlicher Anlass ist, ohne Antworten zu bieten. Vielleicht möchte Horáček uns sagen, dass wir das Angebotene einfach annehmen und wertschätzen sollten, statt es auf komplizierten, langen Wegen erreichen zu wollen. Und dass Freundschaft eine einfache Entscheidung für Gemeinsamkeit, Vertrauen und gegenseitiges füreinander da sein ist, ohne komplizierte Qualifikationsprozesse. Ein wunderbarer Auftakt für lange Gespräche.  

Gernot Körner

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Ein bester Freund für Bär
Petr Horácek

Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 32 Seiten
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3968260419
Lesealter ‏ : ‎ 4–8 Jahre
16,00 €
Von Hacht Verlag GmbH; 1. Auflage 2024




Viel Komik und ein bisschen Grusel auf Burg Geroldseck

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Der Kinderkinofilm „Max und die wilde 7 – Die Geister-Oma“

Der zehnjährige Max hat es schwer. Er lebt in einem Seniorenheim, in dem es offenbar spukt. Seine Mitschüler mobben ihn und sein Sportlehrer wirft ihn aus der Fußballmannschaft. Hilfe bekommt er von der Seniorengruppe von Tisch sieben. Mit ihnen geht er auf Geisterjagd und versucht auch seine anderen Probleme zu lösen.

Vier Jahre nach dem ersten Kinofilm aus der Kinderkrimitrilogie „Max und die wilde 7“ ist nun der zweite mit dem Untertitel „Die Geister Oma“ angelaufen. Die Buchreihe des Ehepaars Lisa-Marie Dickmeier und Winfried Oelsner ist im Oetinger Verlag erschienen. Und weil Oelsner nicht nur Schriftsteller, sondern praktischerweise auch Regisseur ist, hat er auch Regie geführt.

Diesmal spielt Lucas Herzog den Max. Uschi Glas, Thomas Thieme und Günther Maria Halmer sind die drei wilden Alten. Es ist vor allem dieses Seniorentrio, das dem Film Witz und Charme verleiht. Die drei Vollblutschauspieler spielen ihre Rollen locker und mit jeder Menge Komik und Selbstironie. Dabei sticht vor allem Uschi Glas heraus, die eine gealterte Filmdiva spielt und mit ihrer ersten Hauptrolle als Apanatschi in einem Winnetou-Streifen kokettiert.

Grusel gibt es dafür nur weniger. Zum einen liegt die Lösung des Rätsels relativ schnell auf der Hand, zum anderen wendet sich der Film politisch korrekt und entwicklungsgerecht an Kinder ab sechs Jahren. Im Kern ist es die generationenübergreifende Freundschaft der Kinder mit den Senioren, die das Herz rührt.

Insofern sind vor allem Großeltern aufgefordert mit ihren Enkeln ins Kino zu gehen. Die drei Altstars dürften bei so manchem schöne Erinnerungen wecken.  


MAX UND DIE WILDE 7: DIE GEISTER-OMA

Ein Film von Winfried Oelsner
Regie: Winfried Oelsner
Drehbuch/Buchvorlage: Lisa-Marie Dickreiter und Winfried Oelsner
Deutschland 2024 | 94 Minuten
FSK: ab 6 Jahren


Band 2 des originellen Kinderkrimis mit dem liebenswerten Helden und der urkomischen Rentner-Gang! | ab 8 Jahren

Dickreiter, Lisa-Marie/Oelsner, Winfried
Max und die wilde 7

2. Die Geister-Oma


Wir verlosen 3 x das Buch zum Film. Das Stichwort ist : Max. Das Gewinnspiel endet am 22.5.2024.


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Kreativ, fasziniert und begeistert beim Spiel mit den Steckbausteinen

Das Steckspiel von Sonos überzeugt im Kindergartentest

Staunend schauen die Kinder auf die Steckbausteine, die ihre Erzieherin auf den Teppich zwischen ihnen gekippt hat. „Oh, wie cool! Ein Rad! Ich bau mir einen coolen Jeep“, ruft eines der Kinder begeistert. Schon beginnen die ersten zu bauen, während andere die blauen, grauen, gelben und roten Elemente erst einmal sortieren.

An diesem Tag dürfen die Kinder zum ersten Mal die Sonos-Steckbausteine ausprobieren. Die Gruppe des Kindergartens besteht aus vier- bis siebenjährigen Mädchen und Jungen.

Da klopft der sechsjährige Elias (alle Namen von der Redaktion geändert) aufgeregt an die Scheibe. Nachdem er zuerst nicht mitspielen wollte, hat er beim Anblick der bunten Bausteine auf dem Teppich seine Meinung geändert.

„Also, das ist nichts für Dreijährige“, meint Emilia. „Das ist echt schwierig“. Die fünfjährige probiert eben, ein Rad zu befestigen. Da legt die Erzieherin Karten mit Bauideen auf den Boden. Beim Durchblättern steigt die Begeisterung. „Ui, ein Tieflader“, ereifert sich Matteo. „Cool“, ruft ein anderer. „Ich mache lieber etwas aus der Fantasie“, meint ein anderes Kind.

Obwohl es das Sonos Steckspielzeug schon seit über 45 Jahren gibt, kannten es weder Kinder noch Erzieherin vorher. Am Anfang scheint es gar nicht so leicht, die blauen Stäbchen mit den grauen Würfeln zu verbinden. Doch schon nach rund 15 bis 20 Minuten sind alle vollauf mit dem Tüfteln und Bauen beschäftigt. In entspannter und konzentrierter Atmosphäre entstehen verschiedene Fahrzeuge und ein hübsches kleines Haus. Dabei ist es auffällig ruhig in der Gruppe.

Im Jahr 1976 haben der Schweizer Erfinder Hermann Eduard Müller und zwei weitere Entwickler Sonos erfunden. Die Bausteine bestehen aus ABS-Kunststoff und werden seit 2003 ausschließlich im schweizerischen Ibach produziert. Das Prinzip besteht darin, kurze, mittlere und längere Balken auf Würfelverbinder zu stecken. Sie halten durch die spezielle, patentierte Form exakt zusammen und lassen sich genauso leicht wieder voneinander trennen. Dabei ist neben Kreativität auch einiges an Auge-Hand-Koordination gefordert. Deshalb empfiehlt der Hersteller Sonos für Kinder ab vier Jahren.

Die Vierjährigen und auch die älteren Kindergartenkinder sind mit Feuereifer bei der Sache. Erst nach gut einer Stunde möchte der vierjährige Leon aufhören und verlässt den Raum. Nach über zwei Stunden beginnen dann auch die anderen Kinder der Gruppe gemeinsam mit der Erzieherin aufzuräumen. Auch das macht Spaß, wenn die Bausteine in die Kiste zurückklackern. Gerne würden sie später weiter damit spielen. Aber jetzt geht es erst mal zum Mittagessen…

Erzieherin und Leitung zeigten sich vor allem davon angetan , wie lange die Kinder mit den Steckbausteinen gespielt haben und wie groß ihre Anstrengungsbereitschaft dabei war. Eine Beobachtung, die etwa auch Dr. Esther Henschen teilt. Nach ihrer Auseinandersetzung mit verschiedenen Konstruktionspielzeugen am Institut für Mathematik und Informatik an der PH Ludwigsburg stellt die Pädagogin bezüglich Sonos fest: „Ich war sehr beeindruckt, wie lange und ausdauernd die Kinder sich mit diesem Material beschäftigten und wie sie sich dabei ausgetauscht haben.“

In den beiden Stunden in unserem Test konnten die Mädchen und Jungen entweder völlig frei oder nach mitgelieferten Baubeispielen vorgehen. Der Hersteller wirbt mit dem Spruch: Sonos – ein zeitloses Steckspiel mit 1000 Möglichkeiten. Tatsächlich ist der Variantenreichtum enorm groß. So sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt.

Je nach Entwicklungsstand und Erfahrung mit dem Spielzeug, lässt sich von ganz einfachen Dingen bis zu hochkomplexen Gebilden alles Mögliche gestalten. So wächst Sonos mit den Ansprüchen und den Kindern einfach mit.

Die Steckbausteine sind robust und überdauern sicher viele Jahre. Da es nicht ganz einfach ist, die verschiedenen Elemente miteinander zu verbinden, unterstützt das Spiel die Auge-Hand-Koordination. Planerisches Vorgehen und räumliches Vorstellungsvermögen sind ebenso gefragt.

Ein großes Plus gibt es für Sonos, weil der Hersteller auch Einzelteile schnell nachliefert. Ein weiteres gibt es dafür, dass er keine detaillierten Bauanleitungen liefert, sondern lediglich Beispiele. So bleibt genügend Raum für Kreativität. Dabei hätten sich die Erzieherinnen auch ein paar einfachere Konstruktionen für die kleineren Kinder gewünscht. Diese will Sonos nun in ein paar Wochen nachliefern. Das Wichtigste ist jedoch, dass das Spiel den Kindern viel Freude gemacht hat und sie es auch gerne kaufen würden, wenn sie es nicht schon hätten. Erweiterungen gibt es jedoch viele.

Aus den Erfahrungen heraus, die wir mit dem Spielzeug gesammelt haben, können wir es uneingeschränkt zur Anschaffung empfehlen.

Gernot Körner

Kontakt zu Sonos

Sonos Vertrieb Redel arbeitet seit vielen Jahren sehr eng und vertrauensvoll mit dem Hersteller in Ibach, Schweiz zusammen (https://sonos-kids.com/ueber-sonos/). Von Deutschland aus werden die Kindergarten-Produkte von Sonos nach ganz Europa versendet. Sonos gibt es ausschließlich im Online-Shop. Dabei hat sich viel Wissen angesammelt und die Freude für Sonos Steckbausteine arbeiten zu dürfen wächst immer noch jedes Jahr.  Die Mitarbeiter aus den Kitas und Nachschulbetreuungen werden bei Bedarf gerne am Telefon beraten. Auch wenn Sie Fragen, Ideen oder Verbesserungsvorschläge haben, freut sich Sonos über Ihre Kontaktaufnahme:

Telefon: 040 5267 7988
Fax: 040 556 043 46
E-Mail: kundendienst@sonos-kids.com
Weitere Infos unter: https://sonos-kids.com/kita-hort-grundschule/




Ein charmantes Bilderbuch über das Glück der Freundschaft

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Roel Seidell: Der Glücksstab

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Bär hat schlechte Laune, aber Maus kann ihn aufheitern: Sie leiht ihm einen Stab, der glücklich macht. Klar, dass die anderen Tiere in der Stadt auch solche Glücksstäbe haben wollen. Aber die Stöckchen, die der schlaue Fuchs ihnen verkauft, scheinen nicht zu wirken. Also wird beschlossen, dass der Glücksstab für die Allgemeinheit ins Museum kommt. Bär ist wieder traurig – was soll er jetzt zu Maus sagen?

Ob listiger Fuchs, mürrischer Ziegenbock oder das Schaf als steife Bürgermeisterin – die Tiere in diesem Bilderbuch sind sehr charakterstark gezeichnet. Besonders die Hauptfiguren, die sorglose Maus und der brummige Bär haben großen Charme. Leicht lassen sich in allen Tieren menschliche Persönlichkeiten erkennen. Sie gehen aufrecht auf zwei Beinen und tragen Kleidungsstücke. Roel Seidell gelingt es ausgezeichnet, auf den Tiergesichtern Entrüstung, Begeisterung, schlechte Laune oder Zufriedenheit auszudrücken. Und wenn der große Bär und die klitzekleine Maus am Ende auf einer ganzen Doppelseite Tränen lachen, müssen wir einfach mitlachen. Hier wird der bisher weiß-grau bis braun gehaltene Hintergrund nun auch ein fröhliches Gelb.

„Der Glücksstab“ ist ein Buch über die Kraft der Gedanken und die Macht von freundlichen Gesten. Die Psychologie würde vom Placeboeffekt sprechen. Dabei regt die Geschichte große philosophische und ethische Fragen an: (Wann) ist es in Ordnung, jemanden anzuschwindeln? Was ist Betrug? Wem gehört das Glück? Kann man es besitzen oder teilen? Ist Glück käuflich?

So legt Seidell der Bürgermeisterin der Tiere folgende Worte in den Mund:

„Fuchs hat Recht. Glück sollte man nicht für sich behalten. Man muss es teilen. Darum nehme ich diesen Stab im Namen der Stadt an mich. Wir stellen ihn im Museum für Besondere Dinge aus. Dann können alle, die Eintritt zahlen, etwas von dem Glück abbekommen, das dieser Stab bringt.“

Am Ende schließt sich die Geschichte zu einem Kreis. Mit einer freundlichen Geste kann nun der Bär selbst jemanden aufheitern: Den mürrischen Esel, der dann auf dem Nachsatz mit dem vermeintlichen Lachsteinchen glücklich aus dem Buch herausspaziert…

Insgesamt ein sehr schönes Bilderbuch, das zum Nachdenken anregt und gute Laune macht!

Lena Schwarz

Roel Seidell
Der Glücksstab
aus dem Niederländischen übersetzt von: Inga Reuters
Hardcover, 32 Seiten, 215 x 280 mm
ISBN: 978-3-8337-4772-4, Preis: 17,00€




Ein neuer Blick auf die Besonderheiten im Verhalten besonderer Kinder

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Hoppla und Juchhu – „Euch nervt’s – für mich ist es sinnvoll“

Viele von uns kennen das: Probleme beim Anziehen der Socken oder kratzende Etiketten im Pullover. Viele von uns ernteten für unser Unwohlsein ein genervtes Lächeln ihrer Eltern. Anders sieht es mit dem Verhalten aus, das als übergriffig oder auch gewalttätig empfunden wird, oder wenn sich Kinder ganz zurückziehen. Deren Eltern sind meist ziemlich verzweifelt und das betreffende Kind erfährt oft Ausgrenzung eventuell. Mit Glück landen die Kinder bei einer guten Ergotherapie und bekommen gute Tipps, die helfen und unterstützen.

Andreas Heimer ist Therapeut für Sensorische Integration. Er therapiert Kinder mit Wahrnehmungsbesonderheiten. Aus seiner jahrelangen Erfahrung und seinem vertieften Studium einschlägiger Literatur heraus hat er zwei Bücher geschrieben, die Eltern aber auch Mitarbeitenden in Einrichtungen einen neuen und öffnenden Blick auf diese Besonderheiten im Verhalten der Kinder vermitteln und Hilfen bieten.

Sein Blick, das Verhalten der Kinder als ein für sie sinnvolles Verhalten zu begreifen, ist eine äußerst wertvolle Herangehensweise. In seinem großformatigen, übersichtlichen und klar strukturierten Buch „Hoppla und Juchhu – Was mir passiert und euch nervt… für mich aber sinnvoll ist“ verdeutlicht er mit den passenden Bildern des Illustrators Patrick Schoden auf einer Doppelseite, woher das Bedürfnis für dieses Verhalten kommt und warum sich die Kinder damit zu helfen versuchen: Sie versuchen ihre Eindrücke und Wahrnehmung auf diese Weise zu verarbeiten.

Die Informationen, die das Gehirn benötigt, um sich „angemessen“ zu verhalten, gehen bei betroffenen Kindern entweder nicht oder nur ungenügend ein oder sie werden davon geflutet und können nicht selektieren. Um dieser Informationsunter- oder -überforderung gerecht zu werden, suchen oder vermeiden sie Reize und fallen dann in ihrem ungewöhnlichen Verhalten auf.

Mit dieser detaillierten Auflistung sind seine Bücher nicht nur eine gute Hilfe, um Kindern akut zu helfen, sondern auch ein guter Beleg dafür, dass wir alle besonders sind und auch mit uns gnädiger verfahren sollten. Diese Herangehensweise wird auch durch die Erklärung für das besondere Verhalten deutlich.

Sehr genau legt er in seinem zweiten Buch „Euch nervt’s – für mich ist es sinnvoll“ die Grundlage der Wahrnehmung dar und erklärt sein Basissinn Konzept®. Zu den Basissinnen gehören das Taktile System, der Gleichgewichtssinn und die Tiefensensibilität. Die aktuelle Forschung zur Bedeutung der Faszien bestätigt diese Auflistung der Sinne für die Wahrnehmung und eröffnet eine weitreichendere Bedeutung, um Verhalten zu verstehen. Nach der Darlegung dieser Basis bietet das Buch nach einem Fragenkatalog mit 111 Fragen im zweiten Buchteil Verhaltensbeispiele, bei denen man nach dem übereinstimmenden Verhalten bei einem vorliegenden Fall suchen kann. Hier beschreibt Heimer detailliert das Verhalten und erläutert die dahinter liegenden Wahrnehmungsbereiche. Mit Hilfe von Auswertungsschablonen für Beobachtungen zu jeweiligen Wahrnehmungsbesonderheiten im 7. Kapitel lässt sich dann eine systematische Einordnung vornehmen. Laien können so eine Eingangsdiagnose erstellen, sich das Verhalten bessere erklären und dann Fachleute hinzuziehen.

Die Erkenntnis, dass wir weit mehr Sinne haben als unsere bekannten fünf, und dass die Auswirkung dieser Basissinne auf die Körperwahrnehmung und die daraus resultierenden Verhaltensweisen in den Blick genommen werden müssen, um das Verhalten zu verstehen, ist enorm wichtig. Dieser Blick ermöglicht es, wirklich wertschätzend mit den Kindern und deren Familien umzugehen. Beide Bücher helfen dabei, schwierige Situationen anzugehen und Lösungen zu finden.

Dabei werden die Kinder immer mit einbezogen und somit auch mit sich selbst und ihrer Wahrnehmung konfrontiert. Diese Selbstreflexion ist in jedem Fall ein wichtiger Schritt, um sich nicht einfach ausgeliefert zu fühlen. Im Ganzen helfen die beiden Bücher, sich auf einen neuen Weg zu gehen und können damit auch den Eltern eine Form der Pädagogik nahebringen, die ein gesundes Familienleben wieder möglich macht, auch wenn die Kinder sich eben sehr besonders verhalten.

Daher sind die beiden Bücher eine hervorragende Handreichung für einen inklusiven Weg in den Einrichtungen und in unserer Gesellschaft. Sie sind ein Muss für jede Kindereinrichtung und auch für alle Grundschulen. Es sollten sich je nach Größe der Einrichtung zwei oder mehrere Mitarbeitende gut einarbeiten, damit sie ihren Kollegen und Kolleginnen zur Seite stehen können.

Ich hoffe sehr, dass sich dieser Blick weiterverbreitet, damit es Kindern mit besonderer Wahrnehmung, und das sind wir ja eigentlich alle mehr oder weniger, besser geht und sie sich mit ihrem Körper und ihrer Wahrnehmung auseinandersetzen können, denn diese Vorbereitung ist für die Lebensfreude und das Lernen immens wichtig und kann die ewigen Vorwürfe des unerzogenen, bösen, faulen oder uneinsichtigen Kindes durchbrechen und Lebensenergie fördern, anstelle von Selbstzweifeln und Selbskritik.

Daniela Körner

Andreas Heimer / Patrick Schoden

Euch nervt’s – für mich ist es sinnvoll“
Neue Blickwinkel für schwierige Verhaltensweisen von wahrnehmungsbesonderen Kindern
– Das Basissinn-Konzept®
2022, 352 S., farbige Abb., Beigabe: Checklisten als Download, Format 16x23cm, Klappenbroschur
Zielgruppen: Alter: 3-14 oder älter
ISBN: 978-3-8080-0916-1
22,95 Euro
verlag modernes lernen

Andreas Heimer / Patrick Schoden

Hoppla und Juchhu
Was mir passiert und euch nervt … für mich aber sinnvoll ist

  • Wie sich Wahrnehmungsbesonderheiten auf Verhalten auswirken
  • Das Basissinn-Konzept® für Kinder, ihre Eltern & Begleitende

2024, 96 S.
Zielgruppen: Alter: 3-14 oder älter
ISBN: 978-3-8080-0947-5
24,80 Euro
verlag modernes lernen




Die fröhliche Entdeckungsreise führt geradewegs zu den großen Fragen

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Olivier Tallec: Nichts für den König

Voller Verzweiflung lässt Georg Büchner in Dantons Tod seinen Titelhelden beklagen: „Die Schöpfung hat sich so breit gemacht, da ist nichts leer. Alles voll Gewimmels.“ So ergeht es auch dem kleinen König in Olivier Tallecs neuem Bilderbuch „Nichts für den König.“ Denn als dieser endlich alles hat, wünscht er sich auch das Nichts zu besitzen. Und das ist offenbar viel schwieriger als alles andere jemals zuvor. Aber anders als Danton setzt der kleine König alle Energie daran, das Nichts zu aufzuspüren.

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Über 60 Bücher hat der bretonische Illustrator und Kinderbuchautor Tallec bereits illustriert; einige davon selbst geschrieben. Seine Zeichnungen sind schon mit vielen Superlativen tituliert worden. Neben seiner Kreativität ist es vor allem sein sensibler und tiefsinniger Humor in jedem seiner Bilder, das kleine wie große Leser schmunzeln lässt und begeistert. Ebenso verhält es sich in seiner neuen Geschichte auf der Suche nach dem Nichts. Was zunächst absurd erscheint, erweist sich als eine tiefsinnige Entdeckungsreise, auf der sich der Weg als das Ziel erweist. Jede Doppelseite erweist sich als erfrischende, farbenfrohe Idee, die zum intensiven Betrachten und fröhlichen Philosophieren einlädt.

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Dabei geht es genauso um kleine wie ganz großen Fragen, die letztlich auch wieder die Schöpfung in den Fokus stellen. Diesmal aber eben nicht in Form von Büchners großen Historiendrama, sondern in einer kindgerechten Form, die bald ebenso viel Tiefsinn zu bieten hat, aber viel mehr Freude. Ob der König nun das Nichts findet oder nicht, ist zwar weniger wichtig. Letztlich ist es aber absolut lohnenswert ihn auf seiner Suche zu begleiten. Genau das Richtige für Jungphilosophen oder einfach fröhliche Kinder.

Gernot Körner

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Olivier Tallec
Nichts für den König

übersetzt von Ina Kronenberger
durchgehend farbig, ab 4 Jahren
40 Seiten, Hardcover
ISBN 978-3-8369-6238-4
15,00 €
Gerstenberg Verlag




Leider haben wir keinen Tiger, der Handys frisst

Mariesa Dulak/Rebecca Cobb: Ein Tiger im Zug

Der erste Mensch, der durch den Gebrauch eines Mobiltelefons gestorben ist, war ein Japaner. Er war so auf das Gerät fixiert, dass er aus Unachtsamkeit mit seinem Kopf gegen einen Briefkasten knallte, umfiel und starb. Anders als vor 30 Jahren wundert das heute wohl niemanden mehr. Abgewendet von der Welt marschieren etliche Menschen durch die Straßen, den Blick starr auf das Mobiltelefon fixiert, ohne etwas von ihrer Umgebung wahr zu nehmen.

So ergeht es auch dem Vater des kleinen Jungen auf ihrer Zugfahrt an den Strand. Erst ist es ein Tiger und schließlich ein ganzer Zoo, die ebenfalls in den Waggon einsteigen. Auch die bewegte Party der Tiere bemerkt er nicht. Erst als sich der Tiger das Mobiltelefon schnappt und verschlingt kehrt er in die Realität zurück.

Mariesa Dulak erzählt ihre phantastische Geschichte aus der Perspektive des kleinen Jungen. Sie ist spannend weil sehr überraschend. Auf jeder Doppelseite geschieht etwas Neues, Unglaubliches, Aufregendes. Der farbintensive Stil der Illustrationen von Rebecca Cobb unterstreicht diese Stimmung. Cobb gelingt es, mit wenigen Strichen die Dynamik des Geschehens auszudrücken, während „Vater“ unbeweglich auf sein Mobiltelefon starrt. Die Tiere sind witzig. Sie tragen Sonnenbrillen in Herzchenform, Schwimmreife und -flügel, Sandeimer und zwei Mopsdamen sogar schicke Kleider. Die Szene ist lebendig. Die Passagiere spielen miteinander und versorgen sich gegenseitig mit ihrem Proviant.

Die junge und ältere Zielgruppe dieses Buchs wird wohl ihre Freude beim Betrachten haben. Dabei ist Dulak in ihrem Erstlingswerk ein großes Kunststück gelungen. Ohne zu moralisieren weist sie auf ein großes Problem unserer Zeit hin. Wir erleben die fröhliche Gemeinschaft der tierischen Fahrgäste einerseits und den von seinem Smartphone hypnotisierten Vater auf der anderen Seite. Dazwischen der kleine Junge, der die Anwesenheit der Tiere genießt, sich gleichzeitig nach der Aufmerksamkeit seines Vaters sehnt. Schön, dass der Tiger das Smartphone frisst, statt daß das Kind mit einem zweiten Bildschirmgerät ruhiggestellt wird, wie wir das tagtäglich erleben.

So ist „Ein Tiger im Zug“ nicht nur ein tolles witziges Bilderbuch für Kinder, sondern auch eine fröhliche Geschichte, die alle auf humorvolle Weise daran erinnert, dass wir nicht in der digitalen sondern in der wirklichen Welt das echte Leben finden, in der wir Gemeinschaft erleben können. Das gilt selbstverständlich besonders für Eltern mit ihren Kindern.

Gernot Körner

Bibliographie

Mariesa Dulak/Rebecca Cobb
Ein Tiger im Zug
Hardcover, 40 Seiten
ISBN 978-3-8337-4747-2
16,00 €




Den Fachkräfte-Radar jetzt kostenlos bestellen

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Die gedruckte Version des Fachkräfte-Radars für KiTa und Grundschule ist eben erschienen

Nach wie vor gibt es nicht genügend Betreuungsplätze für Kinder, um den Rechtsanspruch auf eine Kindertagesbetreuung zu erfüllen, wenn Eltern diese wünschen. Zudem schwankt die Qualität der Kindertageseinrichtungen (KiTas) stark zwischen den Bundesländern und auch innerhalb der einzelnen Länder, so dass die Bildungs- und Teilhabechancen der Kinder wohnortabhängig sind. Inwieweit hier der aktuelle Mangel an Fachkräften  in den Sozial- und Erziehungsberufen kurz- wie auch langfristig ein Hindernis darstellt, muss pro Bundesland datenbasiert untersucht werden.

Der Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschule prognostiziert in sieben Szenarien bis 2025 und 2030 die Entwicklung des Fachkräftebedarfs und -angebots in KiTas. Betrachtet wird die Altersgruppe der Kinder bis zum Eintritt in die Schule.

Im Fokus steht die Frage, ob ein bedarfsgerechter Zugang zu KiTas sowie eine bessere Personalausstattung realisiert werden könnten. Ein zentrales Ergebnis: Bis 2030 können in Ostdeutschland und auch in den meisten westdeutschen Bundesländern sowohl die aktuellen Elternbedarfe erfüllt als auch die zum Teil günstige Personalausstattung gehalten oder auf das mittlere Westniveau verbessert werden. Ebenfalls in Ostdeutschland – und auch in Hamburg – besteht, neben der Erfüllung der Platzbedarfe, sogar zusätzlich die Möglichkeit, mit einiger Anstrengung eine kindgerechte Personalausstattung nach wissenschaftlichen Empfehlungen zu erreichen.

Bibliographie

Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschule
Broschur, 260 Seiten
kostenlos