Weil Lernfreude einfach so wichtig ist!

Hans Berner, Rudolf Isler und Wiltrud Weidinger: Einfach gut lernen

Wie gelingt es Schülerinnen und Schüler für die Aufgaben im Unterricht zu interessieren? Denn Interesse und Neugierde sind ein Motor fürs Lernen. Die Frage nach der Aufgabenstellungstellung ist in der Didaktik schon länger ein Thema. Das nicht erst seit PISA und nicht nur bei Textaufgaben in der Mathematik so. Deshalb beleuchten Hans Berner, Rudolf Isler und Wiltrud Weidinger in Kapitel drei „Aufmerksamkeit und Konzentration“ in „Einfach gut lernen“ diesen zentralen Anker des Unterrichts näher.

Vier Schritte bis zur Praxis

Dabei stellen die Autoren und die Autorin in immer gleicher Abfolge in ihren Kapiteln vier Schritte vor. Zunächst holen sie uns bei unserem Vorwissen und unseren schon gewonnenen Erkenntnissen mit Einstiegsübungen ab, zeigen uns dann, was es Wissenswertes zu diesem Bereich gibt und stellen uns hier eine gute Auswahl an fundierten Erkenntnissen und Wissenswertem samt Literaturangaben zur Verfügung, die zum Nachforschen einladen ohne auszuufern. Sicher könnte das eine oder andere noch aufgenommen werden, so fehlt zum Arbeiten mit digitalen Medien wohl auch noch vertiefende Forschung, aber die Nachweise sind umfangreich und treffen den Kern. Im dritten Schritt stellen sie dann Anwendungsvorschläge vor, die an Breite und Tiefe nichts zu wünschen offenlassen. Der vierte Schritt rundet mit Übungen und Praxisbeispielen ab und ist so auch ein Beleg für die Machbarkeit. Es gibt hilfreiche Kopiervorlagen und Anregungen, die zeigen, wo Lehrende noch weiteres Material finden können. Durch ein strukturiertes Layout zeigen die Macher des Buches, dass es uns allen hilft, wenn Inhalte nicht langweilig präsentiert werden.

Facetten des Lernens

Die Facetten des Lernens haben Autorin und Autoren anschaulich zusammengefügt. Das Buch nähert sich dem Phänomen somit logisch an und bleibt ihm sorgfältig auf der Spur. In insgesamt neun Kapiteln werden die Bedingungen für gutes Lernen abgeklopft und es wird auch erklärt, warum der Ruf nach den guten alten Zeiten nicht hilfreich, ja sogar schädlich ist. Das zehnte Kapitel bietet dann ganz im Sinne der Themenzentrierte Interaktion (TZI) die Einbettung der neun zuvor bearbeiteten Bereiche in das große Ganze.

Ein solides Fundament im Bereich der Machbarkeit

Kritisch und akribisch, was sich in den vielen Literaturangaben am Ende jedes Kapitels zeigt, bündeln Berner, Isler und Weidinger die Erkenntnisse der vergangenen Jahre und sogar Jahrzehnte. Sie bleiben dabei nicht in einfachen Mustern stecken. Sie erklären auch, warum die Forderung nach mehr Lehrkräften und digitalem Equipment ohne solides Fundament nur wenig taugt. Dieses ist aber machbar. Und gerade weil ihnen die Lernfreude der Kinder und Jugendlichen am Herzen liegt, plädieren sie dafür, dass alle Lehrkräfte fragen: „Welchen Sinn- und Sachzusammenhang vermag ein bestimmter Inhalt zu vertreten oder zu erschließen?“

Unterrichten ist nun mal eine hochkomplexe Angelegenheit

Bei der Lektüre zeigt sich deutlich, dass das Unterrichten eine hochkomplexe Angelegenheit ist, die gut strukturiert und organisiert sein will. Dies ist dann auch nicht als Einzelkämpfer umsetzbar, dazu braucht es Teams, die erst einmal gefunden werden wollen. Und diese Teams müssen lernen eine Atmosphäre zu schaffen und die weit über den netten Umgang miteinander hinaus gehen muss. In Kapitel sieben wird diese Atmosphäre unter die Lupe genommen. Gleich danach könnten dann wohl einige Schulen erstmal ihre Tore schließen. Im achten Kapitel, das sich um die Lernräume kümmert, zeigt sich dann, dass auch aus den alten Strukturen Neues entstehen kann. Wie das ganze Buch überhaupt eine Anregung ist, sich das System um sich herum gut anzuschauen und mit den gewonnenen Erkenntnissen eine Lernumgebung zu schaffen, die auch die Unmotivierten anziehen und aktivieren kann. Nach der Lektüre möchte man dann gleich mal alle Kollegen zusammenholen und einiges in die Tat umsetzen. Das ist doch ein gelungener Ansatz.

Daniela Körner

Bibliographie

Hans Berner, Rudolf Isler und Wiltrud Weidinger
Einfach gut lernen
Softcover, 280 Seiten
hep verlag, 1. Auflage 2021
ISBN 978-3-0355-1888-7
32 €




(Digitale) Medien: Kein Ersatz für Sinneswahrnehmung, Bewegungslernen und Spielerfahung

Marion Lepold/Monika Ullmann: Digitale Medien in der Kita

Diese Veröffentlichung greift informativ und zugleich praxisrelevant in eine weit verbreitete, oftmals sehr dogmatisch und emotional geführte Diskussion ein, inwieweit digitale Medien in der Elementarpädagogik ihren Platz haben dürfen/ sollen/ müssen, zumal sich einerseits Kindheit nicht mehr in einem medienfreien Raum abspielt (vgl. S. 12) und andererseits „vor allem Kinder ihre Alltagsstruktur mehr oder weniger von Medien bestimmt erleben“ (S. 30).

Tatsächlich „wirken Medien auf die (Umgangs-/ Kommunikations-/ Interaktions-/ Spiel- und Gestaltungs)Kultur, sie verändern und sie wandeln Kultur (vgl. S. 13). So geht es – laut beider Autorinnen – „nun darum, diese neuen Medien in den pädagogischen Alltag zu integrieren und sie zum Teil des kulturellen Angebotes für Kinder werden zu lassen.“ (S.20)

Der Inhalt setzt sich aus zehn Kapiteln zusammen und zunächst gehen die beiden Autorinnen der Frage nach, wie die Lebensrealität vieler Kinder bezüglich ihrer Erfahrungen mit digitalen Medien und ihrem Medienumgang aussieht und ob und was digitale Medien mit Kultur verbindet. Zudem werden Auszüge aus vier Bildungsplänen zitiert, die Medien als einen besonderen Bildungsbereich ausweisen (Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz).

Im zweiten Kapitel erfahren Leser*innen, in welcher Form sich die Medienaneignung im Kindesalter abspielt, welche Verbindung zwischen den Entwicklungsfeldern ‚Schlüssel- und Medienkompetenz’ besteht sowie welche Hintergründe dazu beitragen, dass sich durch eine aktive Medienbildung eine Medienkompetenz entwickelt. Kapitel drei erteilt Auskunft über den Unterschied zwischen analogen und digitalen Medien sowie Kita-bewährte digitale Medien wie beispielweise das Tablet (mit ihrer Fülle an Apps), den Beamer, den WLAN-Drucker, digitale Bilderbücher, digitale Mikroskope und diverse Programmier-Werkzeuge.

Das vierte Kapitel richtet sich direkt an die elementarpädagogischen Fachkräfte und stellt dabei die hohe Bedeutung der eigenen Medienbiographie im Hinblick auf die Arbeit mit digitalen Medien im Kita-Bereich, diverse Methoden als Reflexionshilfe für die eigene Medienbiographie, die fortbildungsunterstützende Funktion digitaler Medien und deren sinnvollen Einsatz in der Teamkommunikation in den Mittelpunkt. Das fünfte Kapitel konzentriert sich demgegenüber auf die Nutzung digitaler Medien im Einsatz mit Eltern (unter Berücksichtigung des ‚Risikos WhatsApp’).

Erst jetzt, im sechsten Kapitel, gehen die beiden Autorinnen gezielt auf spezifische Möglichkeiten des Einsatzes von digitalen Medien in der Kita ein (z.B. Internet-Recherche, Wissens-Apps, kurze Wissensfilme, Fotos aufnehmen und bearbeiten, Fotos für eine Dokumentation, selbsthergestellte Foto-Memorys, digitale Bilderbücher, digitale Buchgestaltung, Filme aufnehmen und schneiden, digitale Dokumentation). Das ist sicherlich sehr zu begrüßen, zumal die umfangreichen Vorinformationen deutlich werden lassen, dass ein aktionistischer, funktional geplanter oder als ein weiteres Stundenplanangebot im Sinne einer dramatisch zunehmenden Verschulung der Elementarpädagogik keinen Platz in einer digitalen Mediennutzung findet (finden darf) und auch keinerlei Sinnbedeutung hätte. Das siebente Kapitel mit dem Schwerpunkt „Einführungskonzept für Neueinsteiger“ gibt bei den folgenden Fragen eine deutliche Hilfestellung: wie können Mitarbeiter*innen praxisbegleitende, digitale Medien in ihre Arbeit einbeziehen, welche Handlungsschritte bei ihrer Einführung notwendig sind, in welchem zeitlichen Ablauf das Ganze geschehen kann und wie das Kollegium, der Träger und die Eltern an der Implementierung beteiligt werden können.

Die folgenden Kapitel „Sicherheit rund um die Medienbildung“, „Wichtige Begriffe rund um digitale Medien“, weiterführende Links+ Tipps für pädagogische Fachkräfte, für Eltern und für einen kreativen Medienumgang mit Kindern sowie umfangreiche Literaturhinweise schließen das hilfreiche und interessante Buch ab.

Der „Rote Faden“ dieser Veröffentlichung lässt sich am besten mit einigen zutreffenden Zitaten der beiden Autorinnen verdeutlichen. So heißt es beispielsweise: „(Digitale) Medien ersetzen keine Sinneswahrnehmung, kein Bewegungslernen und keine Spielerfahrung. (…) Folglich kann es nicht darum gehen, dass Kinder in der Kita möglichst viel und möglichst oft in Kontakt mit digitalen Medien kommen. (Sie) können keinesfalls die bestehenden Angebote der Einrichtungen ersetzen, aber sie können Erfahrungen verändern, erweitern …. (…) Es gibt kein Standardkonzept und kein einheitliches Vorgehen. Wie die Arbeit in den anderen Bildungsbereichen auch, verlangt die digitale Medienbildung eine höchst individuelle Anpassung.“ (S. 79)/ „Medienbildung hat einen alltagsintegrierten Ansatz. Digitale Medien sollten nicht als besonderes Element einmal in der Woche für eine Stunde einer Projektgruppe zur Verfügung gestellt werden.“ (S. 115)/ „Medien bereichern die Kinderwelt dort, wo sie gezielt und kritisch reflektiert kreativ zum Einsatz kommen. (S.114)/ „.. digitale Bilderbücher (sind) als Ergänzung und Erweiterung (von gedruckten Büchern) zu sehen. (S. 87). 

Es kann des Weiteren der Aussage der beiden Autorinnen uneingeschränkt zugestimmt werden, wenn sie die Ausgangsthese vertreten, dass eine „Medienerziehung in der Kita immer auch die Fachkompetenz aller Mitarbeiter*innen erforderlich macht“ (S. 58), und darum beginnt die Arbeit damit, die eigene Medienbiographie / -kompetenz zu erkunden und an den Stellen zu erweitern, wo dieses notwendig erscheint.

Aus Sicht des Rezensenten gibt es lediglich nur einen einzigen inhaltlichen Stolperstein. Wie weithin in der ‚pädagogischen Szene’ verbreitet heißt es im Kapitel 5 (Digitale Medien im Einsatz mit Eltern) auf der Seite 59: „Die Eltern sind Experten für ihr Kind und dessen Lebenssituation.“

Nun: Experten können nur zu solchen werden, wenn sie eine qualifizierte Fachausbildung besitzen und sich kontinuierlich fort- und weiterbilden. Das trifft als generalisierte Behauptung für Eltern in keinerlei Weise zu! Eltern können und sollten es werden und insofern ist eine Gegenwartsbehauptung unangebracht und kann sich nur als eine Zukunftsorientierung, in einer damit veränderten Aussageformulierung verstehen.

Zusammenfassung: Diese empfehlenswerte Veröffentlichung der beiden Montessori-Pädagoginnen und Fortbildnerinnen ist rundum sehr leser*innenfreundlich gestaltet, strukturiert aufgebaut, leicht verständlich und von einer hohen Praxisrelevanz geprägt. Sie sollte in keiner Kita-Bibliothek fehlen.

Prof. h.c. Dr. h.c. Armin Krenz

Marion Lepold/Monika Ullmann
Digitale Medien in der Kita
Alltagsintegrierte Medienbildung in der pädagogischen Praxis
Verlag Herder, Freiburg i. Br. 2018.
156 Seiten
ISBN: 978-3-451-37935-2
20,00 €




Mein kleines Insektenbuch zu gewinnen

insekten

Wir verlosen drei kleine Pappbilder aus der Feder der bekannten Künstlerin Loes Botman

Das Ausmaß des Insektenrückgangs ist dramatisch. Dabei sind sie auch für uns Menschen überlebenswichtig. Sie bestäuben Pflanzen, dienen anderen Tieren als Nahrung und sind ein wesentlicher Bestandteil im Gleichgewicht Natur.

Deshalb ist es so wichtig, dass Kinder möglichst früh einen Bezug zu den kleinen Wesen finden. Und da der Mensch das am besten schützt, was er liebt, ist ein positiver Zugang entscheidend. Da passt es sehr gut, dass sich die weltbekannte Pastellkünstlerin Loes Botman seit Jahren diesem Thema widmet. Sie weiß wie keine andere, wie sie den Charakter der Tiere in ihren faszinierenden Pastellzeichnungen zum Ausdruck bringen kann. Dies ist einer der Gründe, warum ihre Bücher von kleinen Kindern so geliebt werden. Ihnen erschließt sich hier eine faszinierende neue Welt, in der die kleinen Tiere in einem natürlichen Hintergrund wunderschön zum Leben erweckt werden. Ihr habt noch nie so schöne Insekten gesehen.

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Loes Botman

Nach dem Abschluss ihres Studiums an der „Königlichen Akademie für Bildende Künste“ in Den Haag hat sich Loes Botman auf das Zeichnen mit Pastellkreiden spezialisiert. Sie war von der Schlichtheit des Pastellmaterials fasziniert. Sie ist eine der führenden Künstlerinnen in diesem Bereich und gibt Kurse für Hobbykünstler und Profis in den Niederlanden und den USA.

Wir verlosen dreimal das kleine Insektenbuch von Loes Botman.

insekten

Mein kleines Insektenbuch
Botman, Loes
Oberstebrink
ISBN: 9783963040351
14 Seiten, 7,95 Euro

Die Verlosung ist bendet.

Stichwort: Insekten




Kinder brauchen in Krisensituationen Raum für Spiel und Kreativität

kultur

Michael Dietrich, Viktorija Zalcbergaite (Hrsg.): Kultur. Spiel. Resilienz. Vom Wert der Kulturellen Bildung in Krisen

Derzeit leider wieder hochaktuell: Kinder in Krisensituationen brauchen Räume zum Spielen und für kulturelle Aktivitäten, um gut anzukommen. Gerade aus der Ukraine geflohen, direkt am Bahnhof oder in den Flüchtlingsunterkünften kommen sie im Spiel oder beim Malen zur Ruhe und wieder zu sich. Kultur und Spiel hilft ihnen dabei, die traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten. Kinder haben laut UN-Kinderrechtskonvention das Recht auf Ruhe und Freizeit, auf Spiel und altersgemäße aktive Erholung sowie auf freie Teilnahme am kulturellen und künstlerischen Leben (UN-KRK Art. 31). Oft fehlt die Gelegenheit dazu.

Die AutorInnen haben in ihren Beiträgen zum Buch zunächst die Coronakrise beispielhaft als Anlass genommen Handlungsempfehlungen für PädagogInnen aufzuzeigen, die aber in jeder Krise anwendbar sind. ExpertInnen erklären wie und warum Spiel und Kultur dazu beitragen die Resilienz und damit die Gesundheit von Kindern (und Erwachsenen zu fördern). Das Spiel stärkt die Fähigkeit flexibel eine nachhaltige Lösung zu finden und vermindert das Risiko an Krisen zu scheitern. AutorInnen aus Deutschland, Indien, Japan und Australien teilen die Erfahrungen aus eigenen regionalen Krisenereignissen, aus weltweiten Netzwerken sowie aus der Entwicklungszusammenarbeit und Aktivitäten in anderen Ländern.

Dabei wird schnell deutlich: Je früher Kinder und Jugendliche ihren rechtlich begründeten und barrierefreien Zugang zu Kultureller Bildung erhalten und in kulturell-kreativen Tätigkeiten Selbstwirksamkeit erfahren, umso mehr sorgt die dabei entstehende persönliche und gesellschaftliche Resilienz für einen selbstbewussten und bereichernden Umgang mit Krisen.

Die AutorInnen stellen Projekte vor, die Anregungen für die eigene pädagogische Arbeit geben können. Neben den Beiträgen aus Theorie und Praxis finden sich einige Geschichten im Buch für das „Spielen im Kopf“. Außerdem werden die LeserInnen eingeladen, auf Glücksreise zu gehen, die für persönliche Glücksmomente sorgt und die Möglichkeit gibt, gleich ganz praktisch und spielerisch anleitend mit Übungen zur Resilienzbildung zu experimentieren. „Kultur. Spiel. Resilienz.“ kann und soll Mut machen und inspirieren, eigene Projekte (weiter) zu entwickeln.

(Anja Lusch)

Bibliografie:

Michael Dietrich, Viktorija Zalcbergaite (Hrsg.)
Kultur. Spiel. Resilienz. Vom Wert der Kulturellen Bildung in Krisen
Taschenbuch, 327 Seiten,
ISBN 978-3-96848-045-9
20 Euro




Broschüre der EKD: Kinder schützen und stark machen

Kostenlose Publikation bietet auch Hintergrundinformationen und Tipps für Eltern zu Kinderrechten und deren Umsetzung

Kinder sind Menschen mit eigenen Bedürfnissen und Interessen, die Beachtung und Schutz verdienen. Ihre Rechte wurden 1989 in der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen festgeschrieben. Dennoch stellte der UN-Kinderrechtsauschuss wiederholt fest, dass diese Rechte auch in Deutschland nicht ernsthaft genug umgesetzt werden. Durch die Corona-Krise haben sich Kinderarmut, mangelnde Teilhabemöglichkeiten und Bildungsungerechtigkeit sogar noch zugespitzt. Mit einer eben veröffentlichten Broschüre will die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) auf die Umsetzung von Kinderrechten aufmerksam machen und gibt Tipps für eine gelingende Umsetzung. Dabei geht es vor allem darum, Kinder besser zu schützen und zu stärken.

Kindern zu ihrem Recht verhelfen

„In der Corona-Pandemie haben sich viele bereits vorhandene Probleme drastisch verschärft“, so die für Menschenrechtsfragen zuständige EKD-Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber. „Deshalb gilt mehr denn je, Kindern und Jugendlichen zu ihrem Recht zu verhelfen, sie zu schützen und stark zu machen. Denn es ist ihre Zukunft, die von Erwachsenen allzu oft aufs Spiel gesetzt oder preisgegeben wird“.

Umso mehr seien Erwachsene zu verantwortungsvollem Handeln aufgerufen: „Als Christinnen und Christen sind wir überzeugt, dass die Menschenwürde, die Gott uns allen schenkt, uns in den Gesichtern, den Bedürfnissen und Fragen der Kleinsten unverstellt begegnet“, so Bosse-Huber.

Selbstverständlich auch passende Bibelzitate und liturgische Impulse

Die Broschüre der EKD fasst verständlich und übersichtlich zusammen, welche Rechte Kinder haben. Unter anderem werden Themen wie Bildungsgerechtigkeit, Freizeit oder Mitspracherecht von Kindern behandelt. Die Texte machen auf die entsprechenden Kinderrechte aufmerksam und geben Hintergrundinformationen und Tipps für Eltern. Passende Bibelzitate und liturgische Impulse regen an, das Thema Kinderrechte auch im Gottesdienst oder in der Gemeindearbeit zu thematisieren.

Die Broschüre steht unter www.ekd.de/MenschenrechteKinderrechte zum Download zur Verfügung und kann kostenlos bestellt werden unter versand@ekd.de.




Christiane F. trifft die Jugend heute

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„Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ in der restaurierten Fassung zu gewinnen

Drogenmilieu, Kinderstrich und die Musik von David Bowie. Diese Stichwörter dürften ausreichend dafür sein, dass zumindest unsere komplette Leserschaft im Alter 50 + weiß, dass es hier nun um Christiane F. „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ geht. Das Buch erschien bereits 1978. Kai Hermann und Host Rieck hatten es auf Basis ihrer Tonbandprotokolle mit der drogenabhängigen Jugendlichen Christiane Felscherinow verfasst. 1981 lief die Premiere des Films.

Interview mit Nadja Brunckhorst

Warum wir uns nun mit einem 41 Jahre alten Film befassen, hat zahlreiche Gründe. Der offenkundigste und naheliegende ist, dass eben eine restaurierte Fassung mit neu produziertem Bonusmaterial erschienen ist. Mit dabei: ein Audiokommentar mit Regisseur Uli Edel und ein aktuelles Interview mit der Hauptdarstellerin Nadja Brunckhorst. Letzteres lohnt sich schon deshalb, weil Brunckhorst mit der jahrzehntelangen Distanz zu ihrer ersten Filmrolle über ihre Erlebnisse erzählt. Das ist eben nicht nur Filmgeschichte, sondern auch die Geschichte eines Mädchens, das von einem Moment auf den nächsten plötzlich im Scheinwerferlicht steht. Zudem weiß Brunckhorst zu erzählen.

Einfach gut

Zudem sind die bedrückenden Themen des Films „Drogensucht“ und „Kinderstrich“ leider aktueller denn je. Dass Jugendliche sich ausprobieren wollen und müssen, Sinn, Freundschaft und Partner suchen und dabei möglichst Rückhalt in einem funktionierenden Elternhaus finden sollten, gehört zu den zentralen Herausforderungen des Heranwachsens.

Dass der Film dabei noch immer kaum etwas von seiner Qualität verloren hat, lässt sich vor allem beim Blick auf die Jugendlichen feststellen, die den Film heute sehen. Am Ende bleibt wohl ein nachdenkliches, betretenes Gefühl zurück, das jedoch allzu oft mit einem hohen Maß an Faszination verbunden ist. Denn der Film ist einfach gut. Die Mischung aus packender Story, den größtenteils sympathischen und authentisch wirkenden Darstellern und der Musik von David Bowie trifft nach wie vor das Lebensgefühl vieler Heranwachsender.

Das Dilemma

Genau darin besteht das Dilemma des Films. Denn zum einen hat gerade dies zu dem Kult um Christiane F. in den achtziger Jahren geführt, zum anderen ist es aber nun mal notwendig, den Film so zu schaffen, dass er Jugendlichen auch zumutbar ist und diese ein Interesse daran haben, ihn zu sehen. Deshalb ist hier auch nicht die ungeschminkte, hässliche, brutale und meist hoffnungslose Realität zu sehen, sondern lediglich eine sehr softe Variante davon. Das vordergründige Zeichen dafür, ist die Sauberkeit der öffentlichen Toiletten, in denen sich die Darsteller herumtreiben. Wer heute die stillen öffentlichen Örtchen in Berlin besucht, weiß wie die Realität dort aussieht.

Basis für Auseinandersetzung

So bietet der Film eine gelungene, geschützte Umgebung wie in einem Labor, in dem die Basis für die Auseinandersetzung mit teilweise schwierigen Jugendthemen geschaffen ist. So ist er noch immer Ausdruck und Projektionsfläche für viele Jugendliche, die auf der Suche nach sich und ihrem Leben sind. Insofern ist der Film, besonders in der mit Bonusmaterial restaurierten Fassung noch immer so empfehlenswert, wie vor 40 Jahren.

Wir verlosen 3 DVDS.
Die Verlosung wurde am 3. Mai 2022 beendet




Krokodile, Zahnschmerzen und die Weltherrschaft

Matthias Kröner/Mina Braun: Der Billabongkönig

Eigentlich ganz klasse, so ein Leben als König. Da liegt man den ganzen Tag am Pool und lässt sich mit Drinks und Snacks bedienen. Als Krokodilkönig in Australien liegt man natürlich im Billabong, einem Wasserloch, das in der Hitze leider zum Austrocknen neigt. Ab und an kommt jemand vorbei, will einen Rat haben oder eine Erlaubnis. Und ab und zu verspeist man einen Fisch. Also alles cool, wenn nicht die Fische Gräten hätten, die sich gern mal zwischen die Zähne setzen. Womit die Geschichte richtig losgeht.

Weil zum Zähneputzen kommen die Zahnputzvögel, picken die Fischreste aus dem Maul und haben keine Angst, selbst verspeist zu werden. Denn das ist tabu. Weil ohne Zahnputzvögel drohen selbst Königen Zahnschmerzen. Genau das passiert. Also das mit den Zahnschmerzen. Und die Gräte ist nicht zu ziehen. Weswegen sich Ben, der Billabongkönig, aufmacht zu Kaukasius, dem Super-Zahnarzt. Der ist natürlich weit weit weg, gefährliche Abenteuer, lange Reise und so weiter.

Allein das wäre schon eine coole Geschichte, aber Kaukasius, den Ben endlich in seiner Sprechstunde erwischt, ist ein ziemlich machthungriger und manipulativer Vogel. Er befreit Ben von seinen Schmerzen, wenn der verspricht, seinen größten Konkurrenten unter den Zahnputzvögeln zu verspeisen. In seiner Not sagt Ben ja. Und schon steckt er im übelsten Dilemma: Zahnputzvogel fressen geht nicht, weil Tabu, weil Symbiose, gutes Zusammenleben und so weiter. Versprechen brechen geht auch nicht, weil Tabu, gutes Zusammenleben und so weiter.

Machtmissbrauch und Versöhnung

Ein Dilemma lässt sich nicht lösen. Und weil Ben sein Versprechen nicht erfüllt, lässt ihn Kaukasius ins Gefängnis werfen. Ganz nebenbei beginnt der Bösewicht eine Schreckensherrschaft. Zum eigenen Nutzen, für die eigenen Größenfantasien. Wie Ben es schafft, eine Revolte auszulösen, vor Gericht sein Dilemma zu schildern und die Machenschaften des Bösewichts aufzudecken, das ist einfach nur großartig geschrieben. Toll, spannend, bildhaft. Und leider ziemlich aktuell. Denn das Buch lässt sich auch als Parabel lesen auf die momentane politische Lage und den Krieg Russlands gegen die Ukraine, was der Autor zu der Zeit, als er die Geschichte schrieb, nicht ahnen konnte. Wer sich also fragt, wie er mit seinen Kindern über die aktuelle Lage und den Krieg sprechen kann, findet hier jede Menge Anknüpfungspunkte. Insbesondere über die Frage, wie es gelingen kann, wieder miteinander zu leben, obwohl Einigen viel Schreckliches angetan wurde.

Dabei geht es nicht um erdrückende Moral. Denn es gibt ein versöhnliches Ende, der Bösewicht hat die Chance, wieder in die Gemeinschaft zurückzukehren. Und Ben ist ebenfalls nicht gerade ein Hort des Gutkrokodiltums. Nicht ganz ohne Grund wird er von seinen Kollegen als faul und selbstsüchtig beschimpft. Und auch den Autor bringt er – wunderbares Stilmittel – mit seinen Einwürfen und seinem Dazwischengequatsche immer wieder durcheinander. Denn Ben will natürlich als klasse Krokodilkönig dastehen, stark, klug, eben würdevoll. Womit sich beim Vorlesen auch das Thema „Scham“ leicht und ohne Beschämung ansprechen lässt.

Ein vielschichtiges Buch, das auch den vor- und mitlesenden Eltern viel Stoff zum Nachdenken, Schmunzeln und Sich-selbst-erkennen liefert.

Ralf Ruhl

Bibliographie:

Matthias Kröner (Text), Mina Braun (Ill.)
Der Billabongkönig
Beltz 2022
162 Seiten
ab 7 Jahre
www.beltz.de
ISBN 978-3-407-75641-1
15 Euro




Polylino steht Ukraine-Flüchtlingen kostenlos zur Verfügung

Im Bilder- und Kinderbuchservice gibt es auch Titel in ukrainischer Sprache

Um in der humanitären Krise in der Ukraine zu helfen hat Polylino entschieden, seinen digitalen und mehrsprachigen Bilder- und Kinderbuchservice für ukrainische Familien, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz ankommen, auch außerhalb einer offiziellen Bildungseinrichtung kostenlos anzubieten. Ukraine-Flüchtlinge können auf die digitale Bibliothek kostenfrei zugreifen, in der auch Titel mit ukrainischer Audio- und Textsprache enthalten sind.

Bücher und Literatur können hilfreiche Werkzeuge sein, um mit Kindern über schwierige Themen und Gefühle zu sprechen, mit denen sie noch nicht umzugehen wissen. Mit Polylino haben Familien Zugriff auf hunderte Bücher, von denen viele in mehreren Sprachen einschließlich Ukrainisch gelesen und angehört werden können. Polylino kann als App (iOS & Android) über Smartphones und Tablets oder als Browserversion genutzt werden.

Um Polylino kostenlos zu nutzen, folgen Sie den untenstehenden Links und geben folgende Zugangsdaten ein:

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Polylino hat auch ein Handout mit allen wichtigen Infos auf Ukrainisch vorbereitet.

Passende Inhalte in Polylino finden

Um die Titel mit ukrainischer Audioversion zu finden, wählen Sie die ,Sprachregal’-Übersicht oben im Menü und scrollen Sie bis zum Buchstaben „U“ für Ukrainisch.

In seiner Bibliothek hat Polylino ein Bücherregal zum Thema „Krieg und Flucht“ erstellt mit Titeln, die Sie im Gespräch mit Kindern bei diesem Thema unterstützen können.

Sollten Sie nach weiteren Ratschlägen suchen, um mit Kindern behutsam das Thema Krieg aufzugreifen, hat Polylino hier eine Linksammlung für Sie zusammengestellt: Mit Kindern über Krieg und Flucht sprechen.

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Quelle: Pressemitteilung Polylino