Liebe aus der Zahnpastatube

liebe

Lisa Weisbrod/Nini Alaska: Weißt du, wo die Liebe wohnt?

„Weißt Du, wo die Liebe wohnt?“, fragt Tom. Ein Junge fragt das. Sehr ungewöhnlich, vor allem im Bilderbuch. Und er fragt auch noch einen männlichen Experten! Noch viel ungewöhnlicher: seinen Opa! Der geht mit ihm auf die Suche nach der Adresse der Liebe. Denn die wohnt überall.

In den kleinen Dingen steckt sie. Im Shampoo, mit dem Papa dir vorsichtig die Haare wäscht. Also eigentlich ja nicht im Shampoo. Sondern in der Zuwendung vom Vater, seiner Vorsicht und Zärtlichkeit. Muss man aber zwischen den Zeilen lesen, sonst erkennt man das nicht. Gut aber, dass immer wieder der Vater als Liebender gezeigt und angesprochen wird. Da hat sich wirklich was getan. Denn das war zu Großvaters Zeiten sicher nicht so.

Die Liebe steckt auch in der Zahnpasta. Im Bild kommt da ein Schwall weißes Zeug aus der Tube mit Herzchen drauf. Weil ja die Zahnpasta die Karies verhindert. Das ist also Liebe. Nun ja, ich vermute, in der Tube steckt eher das kapitalistische Verwertungsinteresse des Herstellers. Und das ist eher das Gegenteil von Liebe.

Jetzt könnte es ja toll weitergehen. Dass der Opa fragt, wie sich die Liebe anfühlt. Von innen. Oder dass der Enkel das fragt und der Opa seine Geschichte erzählt. Passiert aber nicht. Es geht weiter damit, dass Tom das Objekt der Liebe ist. Die wird sozusagen überall auf ihn abgefeuert. Von der vorlesenden Erzieherin. Der quillen Herzchen aus dem Mund. Dem kochenden Vater. Dem quillen Herzchen aus der Ketchup-Flasche.

Es ist wunderbar, wenn Kindern, insbesondere Jungen, gezeigt wird, dass sie geliebt werden. Und wo. Und wie. Den Zugang zu ihren Gefühlen, Worte für das, was in ihnen steckt, die finden sie so allerdings nicht. Sondern sollen – so ist zu vermuten – Dankbarkeit zeigen für das, was ihnen entgegengebracht wird, die Liebe der Erwachsenen. Aber sollte die nicht eigentlich selbstverständlich sein? Und vor allem kostenlos?

Ralf Ruhl

Bibliographie:

Lisa Weisbrod/Nini Alaska
Weißt du, wo die Liebe wohnt?
dtv Junior 2022
www.dtv.de
ISBN 978-3-423-76363-9
32 Seiten, ab 4 Jahre
14 Euro




Baby Paul ist ein kleiner Schreihals

Maja Gerke, Wiltrud Wagner: Wein doch nicht, Paul!

Die kleinformatige und äußerst kostengünstige Buchreihe hat Greta, ihren Vater und ihre Mutter bereits durch die Schwangerschaft begleitet. Und dabei gut erklärt, was da alles passiert; freundlich, altersgerecht, praktisch ausgerichtet. Was Eltern und Großeltern, die mit „Wieso-Weshalb-Warum“-Fragen konfrontiert sind, besonders freut.

Jetzt ist Paul da – und er schreit. Nicht nur oft, sondern auch laut. Greta hält sich die Ohren zu. Und fragt „habe ich auch so viel geschrien?“ Die Antwort ist ein klares „nein“, gefolgt von „jedes Kind ist anders“. Das bleibt jedoch nicht nur Phrase. Denn es wird gezeigt, was Paul aufregt: Veränderung, Lautstärke, Bewegung im Zimmer, starke Helligkeit. Das ist einer der unangenehmsten, aber wichtigsten Jobs der Eltern in der ersten Zeit nach der Geburt: Herausfinden, was das Baby braucht.

Und so ist es auch sehr unterschiedlich, was hilft. Manchmal will Paul getragen werden – oft ein Job für Papa. Manchmal hilft der Zufall: Papa kommt mit dem Staubsauger – und dem Kleinen fallen die Augen zu. Manchmal hilft ein Bad, manchmal festes Einwickeln.

Sehr schön: Es ist ganz selbstverständlich, dass Papa sich genauso mit Paul beschäftigt wie Mama. Und genauso Greta erklärt, was gerade los ist. Nicht ganz realistisch ist jedoch, dass von Oma bis Hebamme, von Schwester bis Eltern alle immer ganz gelassen und freundlich bleiben. So wird die Chance vertan, dem großen Geschwister auch Ärger und Wut zu erlauben. Denn solche Gefühle sind da, die lassen sich nicht weglächeln. Und gleichzeitig kann gezeigt werden, dass es überhaupt nicht geht, diese Gefühle nicht am Baby auszulassen.

Eine schöne, kleinformatige Buchreihe, die auch zum Mitbringen beim ersten Besuch beim neuen Erdenbewohner geeignet ist.

Ralf Ruhl

Bibliographie

Maja Gerke, Wiltrud Wagner:
Wein doch nicht, Paul!
Mabuse 2021
Minibuch, Paperback, 27 Seiten
ab 4 Jahre
www.mabuse-verlag.de
ISBN: 978-3-86321-552-1
1,40 Euro




Auf gute Nachbarschaft!

Rocio Bonilla: Das Glück wohnt gegenüber – Wie ich meine Nachbarn kennenlernte

Einsamkeit und Vereinzelung gehören zu den großen Problemen unserer Zeit. Um es ein wenig zu überspitzen: Der ein oder andere lernt seinen Nachbarn erst dann kennen, wenn es unangenehm aus der Wohnung riecht und die Feuerwehr die Tür aufbrechen muss. Dass das nicht wünschenswert sein kann, dürfte doch jedem klar sein.

Aber, was ist, wenn die Nachbarn scheinbar unangenehme Eigenschaften haben? Oftmals weiß man doch gar nichts über sie. Rocio Bonilla nimmt sich in ihrem neuen Bilderbuch „Das Glück wohnt gegenüber – Wie ich meine Nachbarn kennenlernte“ des Themas an. In ihrem mittlerweile gewohnt witzig-charmanten Illustrationsstil erzählt sie die Geschichte von den Tieren, die in einer Straße leben, aber jeder eben für sich. Sie erzählt von den haltlosen Vorurteilen, die die Einwohner mangels Wissen voreinander haben. Sie berichtet von den begründeten Ängsten, die etwa die Maus Felix vor dem Nachbarskater Rolf hat oder Henne Frieda vor dem Fuchs Herr von Lang.

Als aber das Internet bei Frau Eule Morgengrau ausfällt, ändert sich alles, und irgendwie lernt nun jeder jeden kennen.

Bonillas Buch ist eine liebe Geschichte mit sehr ansprechenden Illustrationen. Sie ist aber auch ein klares, eindrückliches Plädoyer für mehr Gemeinsamkeit und den Sinn von Nachbarschaft. Buch und Illustrationen sind für Kinder im Alter ab vier Jahren gut verständlich, da Bonilla bekannte Tierarten und einen Riesen in den Mittelpunkt ihrer Geschichte rückt. Und die Probleme mit dem Internet sind nun wohl allen Kindern allzu gut bekannt. Im Buch findet sich noch ein Spielebogen mit Spielfiguren zum Ausschneiden, der mit einem Klebepunkt befestigt ist. Und nicht zuletzt überzeugt auch die schöne Ausstattung mit gutem, schweren Papier, das auch einen etwas gröberen Umgang gut verkraftet. Ein wunderschönes Buch zum Vorlesen und ein tolles Bilderbuch zum Anschauen.

Gernot Körner

Bibliographie:

Rocio Bonilla
Das Glück wohnt gegenüber – Wie ich meine Nachbarn kennenlernte
Jumbo
Hardcover, 40 Seiten
Ab 4 Jahren
ISBN: 978-3-8337-4373-3
15 €




Wie ich meine Partnerschaft nachhaltig schädigen kann

AWO-Männerberatung des Werra-Meißner-Kreises und Institut NoMos klären mit einem neuen Video über Beziehungskiller auf

Vorwürfe, „Immer“- und „Nie“-Phrasen sowie negative „Du“ Botschaften sind bestens dafür geeignet, die Partnerschaft nachhaltig zu schädigen. Leider fällt das vielen Paaren in ihrer persönlichen, emotionalen Betroffenheit zu spät und manchmal niemals auf. Deshalb hat das Team vom Institut NoMos um Robert Moos mit der AWO-Männerberatung des Werra-Meißner-Kreises einen kleinen Film darüber gedreht. Er steht auf Youtube allen zur Verfügung und dauert nur rund 8,5 Minuten.

Natürlich ist der Film kein Ratgeber dafür, wie Paare ihre Beziehung am besten zerstören können. Dennoch stellt das Team in einzelnen Szenen die jeweiligen prekären Situationen eindrücklich dar. Aber es zeigt eben auch, wie es anders geht. Dabei wird deutlich, wie sich streiten und diskutieren lässt und gleichzeitig ein gutes Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt werden kann. Das Video ist Teil einer Filmreihe zum Thema Häusliche Gewalt. Diese soll Männern die Möglichkeit bieten, sich mit dem auseinanderzusetzen, was sie „auf 180 bringt“ und gewaltfreie Verhaltensweisen zu entwickeln.




Was heißt da eigentlich „Familie“?

Dan Yaccarinos Bilderbuch „Der längste Sturm“

Als Lagerkoller lässt sich das bezeichnen, was die drei Kinder mit ihrem Vater in Dan Yaccarios Bilderbuch „Der längste Sturm“ erleben. Die Situation ist auch richtig schlimm. Ein Sturm hält die ganze Familie im Haus fest und schränkt das Leben auf relativ engen Raum ein. Nichts ist mehr, wie es war. Jetzt müssen alle ständig miteinander auskommen. Und dann passiert, was kommen muss. Keiner kann den anderen mehr ausstehen. Klasse, dass die Familie über ein ganzes Haus verfügt. Immerhin können sich alle gegenseitig aus dem Weg gehen.

Aber ist das die Lösung? Schließlich geht es um Familie. Letztlich kommt der Zufall zur Hilfe.

Klarer, moderner und ansprechender Stil

Der amerikanische Künstler Dan Yaccarino ist hierzulande nur wenig bekannt, während er in den Vereinigten Staaten zu den wirklich Großen der Kinderbuchszene und -animation zählt. Sein Illustrationsstil ist reduziert, beschränkt sich auf das Wesentliche in warmen Tönen. Im Gegensatz zu vielen anderen so genannten „Künstlern“ gestaltet er diese jedoch klar verständlich auch für kleinere Kinder. Und er schätzt kleine, aber wichtige Details. Mit wenigen Strichen gelingt es ihm, Dynamik in seine Bilder zu bringen und klare Stimmungen in seinen Figuren zum Ausdruck zu bringen. Alle Protagonisten stehen durch ihre Körperhaltung und den Gesichtsausdruck immer zueinander in Beziehung, so dass neben den Texten eine weitere klare nonverbale Kommunikation zwischen den Figuren vorhanden ist. Selbst der Familienhund leidet mit.

Ein Bilderbuch für kleinere Kinder

Yaccarinos „Der längste Sturm“ ist eine liebevoll erzählte Familiengeschichte um zahlreiche emotionale Themen wie Zusammengehörigkeit, Streiten, Vertragen, Verständnis, Schutz, Liebe und eben Familie. Durch den klaren Ausdruck und die geringe Textmenge ist das Bilderbuch auch sehr gut für die gemeinsame Lektüre mit kleineren Kindern geeignet, für die die Geschichte richtig spannend ist. Dabei lässt sich viel entdecken und jede Menge Gesprächsanlass erzeugen. Besonders die Frage, was Familie eigentlich bedeutet, dürfte hier vielfach Thema sein. Hoffentlich gibt es bald noch weitere Bücher von Yaccarino hierzulande zu sehen.

Gernot Körner

Bibliographie

Dan Yaccarino
Der längste Sturm
minedition AG
Cellophanierter Pappband, 48 Seiten
Ab 4 Jahren
ISBN: 978-3-03934-010-1
Preis: 20 € / 20,60 [A]




Die Schattenseiten der digitalen Weihnachtswerbung

Dr. Ljupka Naumovska fordert in ihrer Analyse einen besseren Schutz für Kinder

Einer der Hauptgründe, warum Weihnachten eine Zeit zum Schenken ist, hängt mit dem Bild von Jesuskind zusammen, das von den Heiligen Drei Königen Weihrauch, Gold und Myrrhe geschenkt bekommen hat. Aber in einer Gesellschaft, in der das Konsumverhalten die Oberhand gewonnen hat, scheint das religiöse Element kaum noch in Erinnerung zu sein. 

Hauptschwerpunkt: Geschenke für Kinder

Geschenke für Kinder sind einer der Hauptschwerpunkte in der Weihnachtszeit, und diese sind seit langem die Hauptzielgruppe der Werbetreibenden. Die zunehmende Digitalisierung im Alltag selbst bei den Jüngsten hat für viele Unternehmen das Blatt gewendet. Die Weihnachtszeit und die soziale Kultur, die sie umgibt, schaffen das ideale Umfeld für Werbetreibende, um Kinder anzusprechen. 

100 % mehr Zeit vor den Bildschirmmedien als vor 10 Jahren

Mit Snapchat, YouTube, TikTok, Instagram und natürlich Videospielen verbringen Kinder heute doppelt so viel Zeit online wie noch vor einem Jahrzehnt. Das sind durchschnittlich etwa zwei Stunden pro Tag an Wochentagen und drei Stunden am Wochenende. Und während der jüngsten Lockdowns sind diese Zahlen noch weiter gestiegen. Mehr als die Hälfte der Kinder hat ein Profil in einem sozialen Netzwerk, und die Online-Werber geben Millionen aus, um jede Gelegenheit zu nutzen, diese Jugendlichen anzusprechen.  

Werbung für Kinder im Web innerhalb von 10 Jahren um 1000 Prozent gestiegen

In den vergangenen zehn Jahren ist die auf Kinder ausgerichtete digitale Werbung um unglaubliche 1.000 Prozent gestiegen, während die Ausgaben für traditionelle Medien wie Fernsehen, Radio und Presse unverändert geblieben sind. Viele Unternehmen halten dies für eine gute Investition, da die Konsumgewohnheiten bereits in der Kindheit geprägt werden. Untersuchungen zeigen auch eine unmittelbare und signifikante Auswirkung auf den Familienkauf, wo der Einfluss der Kinder auf den Kaufentscheidungsprozess ebenfalls deutlich zunimmt.

Das Ausmaß des Problems

Laut dem Bericht EU-Kids Online 2020  der London School of Economics, in dem die Nutzung digitaler Medien durch Kinder in 19 europäischen Ländern untersucht wurde, unterscheiden sich die digitale Nutzung und die Kenntnisse der Kinder von Land zu Land stark. 84 % der italienischen Kinder im Alter von 9 bis 17 Jahren gehen täglich ins Internet, vor allem über ihr Smartphone. Obwohl das Internet ein fester Bestandteil des täglichen Lebens der Kinder ist, bestehen weiterhin Unterschiede bei den Online-Aktivitäten und, was noch wichtiger ist, bei den Online-Kenntnissen. Angesichts der Tatsache, dass Fehlinformationen zu den größten Sorgen auf der öffentlichen Tagesordnung gehören, fällt auf, dass es Berichten zufolge nur 42 % der italienischen Kinder leicht finden, zu überprüfen, ob die Informationen, die sie online finden, der Wahrheit entsprechen. Italienische Eltern bevorzugen den Dialog gegenüber Einschränkungen, wenn es um die digitale Nutzung geht. 

In Deutschland ist Youtube bei Kindern die Nummer 1

In Deutschland ist YouTube die beliebteste Internetseite bei Kindern. Im Jahr 2020 gaben 38 Prozent der im Rahmen der KIM-Studie befragten internetnutzenden Kinder die Videoplattform als ihre Lieblingsseite an. Die Suchmaschine Google folgt mit rund elf Prozent der Nennungen, während gut ein Zehntel der Befragten angibt, die Seite TOGGO am liebsten zu nutzen. Die Nutzungshäufigkeit stieg mit zunehmendem Alter stark an. Während nur 32 Prozent der befragten 6- bis 7-Jährigen in Deutschland angaben, mindestens einmal pro Woche Musikvideos anzuschauen, waren es bei den befragten 12- bis 13-Jährigen mehr als zwei Drittel. Mit zunehmendem Alter der befragten Kinder steigt auch die Nutzungsdauer des Internets: Während die Erziehungsberechtigten der befragten 6- bis 7-Jährigen angaben, dass ihre Kinder nur etwa 14 Minuten pro Tag im Internet verbrachten, lag diese Dauer bei den 12- bis 13-Jährigen bei etwa 84 Minuten – länger als die TV-Nutzung. Rund sieben Prozent der Kinder sind bereits auf Dinge gestoßen, die nicht für ihr Alter geeignet sind.

In Großbritannien besitzt jeder zweite Zehnjährige ein Smartphone

Laut dem Ofcom-Bericht 2019 wissen im Vereinigten Königreich weniger als die Hälfte der Eltern, deren Kinder ein Smartphone oder Tablet benutzen, wie sie die Kindersicherungseinstellungen verwenden können. Eine überwältigende Anzahl britischer Eltern gewährt ihren Kindern bereits in der Grundschule uneingeschränkten Zugang zu digitalen Geräten. Die Hälfte der Zehnährigen besitzt ein eigenes Smartphone, und viele von ihnen nutzen Social-Media-Plattformen. 

YouTube ist bei Kindern im Vereinigten Königreich nach wie vor sehr beliebt. Neben hochkarätigen oder „prominenten“ Influencern erfreuen sich auch leicht zugängliche Vlogger mit einem gemeinsamen Interesse zunehmender Beliebtheit. Die Mehrheit der Kinder versteht jedoch immer noch nicht, wie Suchmaschinen funktionieren, oder ist nicht in der Lage, Werbung auf diesen Websites zu erkennen.   

Anfällige Zielgruppe

Engagement, Gamification und Content sind die wichtigsten Waffen, um Kinder anzusprechen. Unternehmen entwickeln Spiele in sozialen Netzwerken eher, um Kinder in eine Beziehung zu ihren Marken zu bringen, als um sie zu unterhalten, so dass die Grenze zwischen Unterhaltung und Werbung zunehmend verschwimmt. Influencer mit einer großen Fangemeinde von Kindern werden dafür bezahlt, für Produkte zu werben, ohne dass die Kinder das unbedingt merken. Ein besonders besorgniserregender Trend ist die wachsende Nachfrage nach hypersexualisiertem Make-up und Kleidung bei vorpubertären Mädchen, die ihren oft ein paar Jahre älteren Idolen nacheifern wollen.

Kinder können Werbung nicht von sonstigen Programminhalten unterscheiden

Das zentrale Problem im unkontrollierten Medienraum sind die Inhalte, denen Kinder direkt und indirekt ausgesetzt sind, was besonders für Kinder unter neun Jahren besorgniserregend ist. Studien zeigen, dass Kinder bis zum Alter von zehn Jahren nicht über die kognitiven Fähigkeiten verfügen, Programminhalte von kommerziellen Inhalten zu unterscheiden, selbst wenn Trennvorrichtungen eingesetzt werden. Mit anderen Worten: Kreative, interaktive und werbliche Inhalte werden von Kindern unter neun Jahren als ein und dasselbe angesehen, da sie keinen Unterschied zwischen ihnen erkennen können. Ihre naive Glaubwürdigkeit und ihre Reaktion auf diese Botschaften können letztlich negative Folgen haben, darunter obsessiven Materialismus und Probleme mit Selbstvertrauen und Angstzuständen. Es kommt auch zu Konflikten in der Familie, da sich die Eltern zu Käufen gezwungen fühlen, die sie nicht wollen. Der Druck der Werbung hat auch zur aktuellen Epidemie der Fettleibigkeit bei Kindern beigetragen. So ergab eine kanadische Studie, dass 90 % der Lebensmittel, für die auf den 10 wichtigsten kanadischen Websites geworben wurde, ungesund waren. 

Kinder aus unterprivilegierten Familien stärker gefährdet

Unsere Untersuchungen zeigen, dass Kinder aus Arbeiterfamilien, deren Eltern es sich nicht leisten können, Aktivitäten wie Sport, Ausflüge, bezahlte Freizeitaktivitäten usw. anzubieten, einem überdurchschnittlich hohen Werbedruck ausgesetzt sind. Auch Einzelkinder sind stärker von Online-Werbung betroffen als Kinder, die Geschwister haben, mit denen sie spielen können. Die Forschung legt auch nahe, dass Kinder, die von ihren Eltern als Belohnung für gutes Verhalten Zugang zu Bildschirmen erhalten, besonders anfällig sind.

Daraus ergibt sich die Frage: Sollten wir die Manipulation von Kindern durch die Werbung in einer Zeit hinnehmen, in der die Risiken des übermäßigen Konsums zunehmend erkannt werden? Sollten wir ein Phänomen tolerieren, das Spannungen zwischen Eltern und Kindern, insbesondere in hilfsbedürftigen Familien, erzeugt?

Lösungen

Weltweit gibt es zahlreiche Initiativen und Kampagnen, die darauf abzielen, die Werbeindustrie zu kontrollieren. So ist beispielsweise in Großbritannien, Griechenland, Belgien und Dänemark die Werbung für Kinder eingeschränkt, während in Norwegen, Schweden und Quebec die Werbung für Kinder unter 12 Jahren verboten ist. In Kanada gibt es eine Hotline, bei der unerlaubte Werbung für Kinder gemeldet werden kann, während Griechenland Werbung für Spielzeug verboten hat und in Irland Kindersendungen werbefrei sein müssen. Doch trotz staatlicher Eingriffe bleibt die Frage der fairen und verantwortungsvollen Werbung für Kinder der Selbstregulierung der Industrie überlassen. 

Was kann denn getan werden, um Kinder zu schützen? Erstens müssen Eltern ihre digitale Kompetenz verbessern, um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der Kontrolle der Inhalte zu finden, auf die ihre Kinder zugreifen, und der digitalen Unabhängigkeit, die sie in einer sich schnell verändernden Welt benötigen. Zweitens müssen die Kinder schon früh lernen, zwischen Inhalten und Werbung zu unterscheiden und vor allem zu verstehen, wie die Werbeindustrie funktioniert. Drittens muss die Branche sowohl von den Medien als auch von der Regierung besser reguliert werden. Und schließlich sind internationale Standards zur Begrenzung der Auswirkungen von Werbung auf Kinder dringend erforderlich.  

Dr. Ljupka Naumovska, Rennes School of Business




Ein Onlineweihnachtskonzert für Kinder

„Die Planeten“ von Gustav Holst für Kinder erzählt von Marko Simsa

Marko Simsa lädt in Zusammenarbeit mit dem Musikverein für Steiermark zu einer musikalischen Reise durch unser Sonnensystem ein! Gemeinsam mit dem Wiener Künstler entdecken die Kinder die große Vielfalt der Planeten in Gustav Holsts Orchestersuite. Sie klingen sanft wie die Friedensbringerin Venus, wild und ungestüm wie Mars oder schelmisch wie Uranus, der Magier.

Nebenbei tauchen die Kinder ein in die weite Welt der Orchesterinstrumente und erleben das Baryton, die Röhrenglocken, die Celesta und viele andere mehr.

Nehmen Sie sich also ein wenig Zeit und lassen Sie sich in die unendlichen Weiten der Musik und des Weltalls entführen. Jeden Freitag um 15.30 Uhr kommt ein neuer Planet dazu – abrufbar in der Mediathek des Musikvereins für Steiermark oder über unseren youtube-Kanal. Die „Einleitung“ und der „Mars“ sind bereits veröffentlicht. Es musiziert das Landesjugendsinfonieorchester Steiermark unter der Leitung von Thomas Platzgummer.

Mehr von Marko Simsa finden Sie hier.




Sprachförderung von Kindern ohne Deutschkenntnisse

multicultural kindergarten

Vom Umgang mit Sprachproblemen – Spiele für die Sprachbildung

Viele Menschen, mit denen ich mich über die Aktivitäten mit den Flüchtlingskindern unterhalten habe, fragen mich, wie wir mit den Sprachproblemen zurechtkommen. Natürlich gibt es Probleme bei der Verständigung. Allerdings führt dies mitunter auch zu kuriosen und lustigen Situationen.

Wir machen uns durch Mimik und Gestik verständlich. Dadurch kommt es oft zu lustigen Situationen, in denen wir viel miteinander lachen. Außerdem lernen die Kinder sehr schnell die deutsche Sprache. Auch die Erwachsenen wollen so schnell wie möglich Deutsch lernen.

So entwickeln sich die Möglichkeiten der Verständigung. Auf Ausflügen wollten die Kinder wichtige Worte, die wir ihnen unterwegs vermittelt haben, gleich auf mein Mobiltelefon sprechen. Ein Junge aus Syrien, der sich erst seit zwei Wochen in Deutschland aufhielt, sprach die Worte „Nicht rumlaufen … hinsetzen! Sonst gefährlich!“ in mein Handy. Ich habe sie bis heute nicht gelöscht.

Die Sprachprobleme sind nicht wirklich das größte Hindernis. Wir können sie durch viel Fantasie, pantomimische Kreativität, Humor, situative Flexibilität und Beziehungsaufbau überwinden. Außerdem ist die Entwicklung der Sprachkompetenz der Kinder und Erwachsenen in Bezug auf das Erlernen der deutschen Sprache ein Prozess, der Zeit braucht. Wenn wir bei den vorgeschlagenen Sprachförderspielen auch die Eltern einbeziehen, kann das viel Freude bringen und wir haben alle etwas davon.


hallo hallo

Diesen Artikel haben wir aus folgendem Buch entnommen:
Grabbet, Regina
Ideen für Bildungsaktivitäten mit Kindern aus Flüchtlingsunterkünften
Burckhardthaus-Laetare
ISBN: 978-3-944548-25-8
112 Seiten, 12,95 €
Mehr auf oberstebrink.de


Sprache als Motor für die Identitätsentwicklung des Kindes

Die Sprache ist der Schlüssel zur Welt. Kinder sind empfänglich für Signale, für Klangfarben, Laute, und Sprechmelodien. Gerade Kinder aus Syrien, Eritrea, Albanien, Afghanistan, Russland, denen die deutsche Sprache fremd ist, erahnen, durch die Art, wie wir unsere Information vermitteln, oft, was wir ihnen mitteilen möchten.

Die Sprachmelodie, die Art der Betonung, der Klang unserer Stimme, Mimik und Gestik spielen hierbei eine Rolle. Es ist erstaunlich, wie viel die Kinder so verstehen können, obwohl wir mit ihnen in deutscher Sprache sprechen, die sie noch nicht verstehen.

Die nonverbale Sprache ist Kommunikation in Handlungsprozessen. Auch bei der verbalen Kommunikation sollte Sprache in Handlungsprozesse eingebunden sein. Erst dann begreift das Kind die Bedeutung der Worte. Deshalb ist in der Sprachentwicklung von Kindern auch das begleitende Sprechen bei Handlungen so wichtig.

Ein sprachliches Trainingsprogramm sollte in kulturelle und soziale Kontexte eingebunden sein. Wichtig ist, dass Kinder spüren, dass Erwachsene sich dafür interessieren, was sie denken. Oft habe ich mir bei Spielen mit Kindern aus den Unterkünften gewünscht, ihre Sprache sprechen zu können, denn ich möchte ihre Gefühle verstehen und ihre Gedanken teilen.

Meist haben die Kinder einen großen Wunsch danach, sich zu verständigen. Wichtig ist, dass wir ihnen bei ihren Bemühungen Aufmerksamkeit schenken und ihre Versuche, sich in deutscher Sprache auszudrücken, mit Wertschätzung begleiten.

Die Kinder lernen die deutsche Sprache am Besten über Sinneserfahrungen. Wenn sie etwa einen Apfel anfassen, riechen und schmecken und dabei immer wieder das Wort „Apfel“ hören, werden sie das Wort für dieses runde, leckere Nahrungsmittel eher in ihren Gehirnzellen abspeichern, als wenn sie vor einem abstrakten Arbeitsblatt eines Sprachförderprogramms sitzen.

Bei der Sprachentwicklung brauchen Kinder persönliche Aktivität. Sie sollten die Möglichkeit der aktiven Teilnahme haben und nicht nur passiv partizipieren.

Begriffe ermöglichen dem Kind „Denkoperationen“ – Sprache leitet Denken ein, verknüpft Erinnerungen mit der Gegenwart. Sprache ermöglicht es, Gefühle auszudrücken. In Kitas und auch in der Kinderbetreuung in den Flüchtlingsunterkünften ist die Sprachförderung, die Unterstützung sprachlicher Bildungsprozesse, ein ganz wichtiger Schwerpunkt.

In der Kita kann die Sprachvielfalt noch besser genutzt werden als in den Unterkünften. Denn in letzteren fehlen die Kinder, die Deutsch als Muttersprache sprechen. Deshalb ist es so wichtig, auch den Kindern in den Unterkünften, die keinen Kitaplatz haben, den Kontakt zu deutschen Kindern zu ermöglichen. Wir sollten sprachlicher Vielfalt mit Respekt begegnen. Nur so erfahren Kinder mit Migrationshintergrund, dass sie mit ihrer Familiensprache auch dazu gehören.

Die Sprache ist Motor für die Identitätsentwicklung des Kindes. Auch außerhalb der Familie sollte das Kind die Möglichkeit haben, sich verständigen zu können.

Das Wechselspiel von kognitiver und interaktiver Entwicklung ist wichtig für die Sprachkompetenz. Wenn die Flüchtlingskinder die Erfahrung machen, dass ihre Sprache nicht ausreicht, um sich auszudrücken und zu verständigen, bemühen sie sich, alles zu tun, um die deutsche Sprache zu lernen.

Mit der ersten Sprache hat das Kind wichtige Schritte beim Aufbau seiner Identität bewältigt. Viele Erzieherinnen und Erzieher in Kitas fordern, dass Eltern mit Migrationshintergrund mit ihren Kindern Deutsch sprechen sollten. In den Flüchtlingsfamilien bemühen sich Eltern um die deutsche Sprache. Das ist für sie jedoch nicht einfach, da wenige Deutschkurse angeboten werden. Daher ist es wichtig, die Eltern wenn möglich bei den Aktivitäten zur Sprachförderung der Kinder mit einzubeziehen.

Aus der Sprachforschung ist bekannt, dass Kinder, die ihre Erstsprache beherrschen, weniger Schwierigkeiten beim Erwerb der Zweitsprache haben. Das Erlernen einer Zweitsprache ist ein kreativer Prozess. Zu Beginn ist zu beobachten, dass die Kinder, die Deutsch als Zweitsprache lernen, im Satz Wörter auslassen, die wenig Informationen enthalten. Das Kind reduziert oft die Vielfalt in den Wortformen auf einige wenige und erleichtert sich auf diese Weise den Einstieg in die neue Sprache.

Natürlich ist die Basis des Konzeptes der situativen Sprachförderung, die Verknüpfung der Erfahrungen im Alltag mit den sprachlichen Übungen der Kinder, ihre Erlebnisse durch Sprache auszudrücken. Dieses sprachliche „Situationslernen“ der Kinder ist schon für Mitarbeiter in der Kita nicht einfach. Für die ehrenamtlichen Mitarbeiter in der Kinderbetreuung ist der Ansatz noch schwieriger umzusetzen.

Da dieser Ansatz jedoch sehr sinnvoll ist, finden Sie hier einige Ideen für gezielte Aktivitäten zur Sprachförderung, die Ihnen die Vermittlung erleichtern sollen:

Sprachspiele zur Sprachförderung

Das Spiel mit der Phantasiesprache

Es ist ein schönes Gefühl für Kinder, die unterschiedliche Sprachen sprechen, sich auf eine gemeinsame Ebene zu begeben. Für ein Spielerlebnis dieser Art, schaffen wir einfach eine Phantasiesprache.
Der Spielleiter zeigt, wie es geht: Er drückt ein Bedürfnis aus. So hat er etwa Durst und möchte, dass ihm jemand etwas zu Trinken gibt. Er wählt nun erfundene Laute und sagt zum Beispiel: „Makasabadu-mokilu-dobade-schomilu!“, oder Ähnliches und zeigt dabei mit Mimik und Gestik, was er möchte.
Auch mit der Betonung seiner Stimme unterstreicht er sein Bedürfnis. Wer glaubt, herausgefunden zu haben, was der Mitspieler mit der lustigen Sprache möchte, bringt es ihm. Vielleicht unterhalten sich die beiden noch ein wenig in der Phantasiesprache. Auf jeden Fall bedankt sich der Spieler, dessen Wunsch erfüllt wurde, überschwänglich. Wer möchte, äußert dann ein anderes Bedürfnis in seiner individuellen Phantasiesprache.
Kinder mit Migrationshintergrund, ohne Kenntnisse der deutschen Sprache, sind häufig in der Situation, dass sie ihre Bedürfnisse zunächst in ihrer eigenen Sprache äußern und froh sind, wenn sie verstanden werden.
In einer Kita mit deutschen Kindern und Kindern mit Migrationshintergrund, können sich die deutschen Kinder durch das Spiel besser in die anderen Kinder hineinversetzen.

Das Spiel mit Gegenständen aus Kartons

In Kartons oder Koffer haben wir verschiedene Gegenstände, darunter auch Lebensmittel, gepackt, die im täglichen Leben wichtig sind. Geheimnisvoll nehmen wir nun, vielleicht nachdem wir ein Lied gesungen haben, einen Gegenstand aus dem Karton, zum Beispiel eine Tasse. Wir benennen den Gegenstand und alle wiederholen das Wort.
Wir wiederholen das so oft, bis wir das Gefühl haben, dass jedes Kind den Gegenstand kennt. Dann kommt der nächste Gegenstand dran, etwa ein Teller, ein Löffel, eine Zahnbürste, … Wenn alles wieder im Karton ist, holen wir einen der Gegenstände heraus und tun so, als wüssten wir nicht, wie er heißt. Die Kinder helfen uns weiter und wir freuen uns darüber.
Dann folgen drei weitere Gegenstände, die wir nacheinander aus dem Karton holen. Je nach Alter sind zehn bis zwanzig Gegenstände im Karton. Wir sollten dieses Spiel öfter wiederholen. Die Kinder können die Gegenstände auch auf ein Blatt Papier malen. Sie können auch ein Blatt vorbereiten, auf dem die Gegenstände abgebildet sind. Nach dem Spiel gehen wir dann alle Wörter noch einmal durch. Die Kinder sind stolz auf jedes Wort, das sie können und sprechen die Worte auch oft mit dem Zettel in der Hand ihren Eltern vor.
Wenn die Kinder die Wörter kennen, erzählen wir eine Geschichte, in der die Wörter vorkommen. Dazu holt immer eines der Kinder den passenden Gegenstand zum Wort heraus.
Wenn wir das Gefühl haben, dass die Worte den Kindern bekannt sind, tauschen wir die Gegenstände im Karton gegen andere aus. Wichtig ist, dass wir uns dabei Zeit lassen und wirklich immer nur einen Gegenstand herausnehmen, damit wir die Kinder nicht überfordern. Auch die Wiederholung ist sehr wichtig. Wir können das Spiel mit Lebensmitteln, Kleidungsstücken, Gebrauchsgegenständen und vielen anderen Dingen spielen. Auch eine Handpuppe kann zum Einsatz kommen. Sie stellt die Dinge lustig und spielerisch vor und tut dann vielleicht so, als habe sie die Worte vergessen.

Wir lernen Deutsch mit unserer Sockenpuppe

Einzelne Socken können wir im Freundes- und Bekanntenkreis sammeln oder in günstigen Geschäften kaufen. Nun gestalten die Kinder die einzelnen Socken bunt, mit Wollresten, Knöpfen, Pappe, Glitzerfäden, Filzstiften und anderem.
Jedes Kind hat somit seine besondere Socke und gibt ihr einen Namen. Die Socke „wohnt“ in einem kleinen Karton, der ebenfalls beklebt oder bemalt wird. Darauf steht dann auch der Name des Kindes, dem er gehört. Die Sockenhandpuppe hilft dem Kind Deutsch zu lernen. Sie kann „Guten Tag!“ oder „Auf Wiedersehen!“ sagen, „Ich habe Hunger“ oder „Ich habe Durst.“, „Ich muss zur Toilette“ oder „Ich möchte mit dir spielen.“ Mit Hilfe der Handpuppe macht Deutschlernen Spaß.
Wenn die Socken dann schon etwas Deutsch können, unterhalten sie sich miteinander. Lustig ist auch ein Sockentheater. Wir schneiden in eine alte Decke oder ein Bettlaken Löcher. Durch diese Öffnungen können wir die Sockenpuppen stecken. Zwei Personen halten das Laken, die Kinder stehen dahinter.
Witzig ist auch, am Anfang Musik abzuspielen, zu der alle Sockenpuppen dann aus den Löchern schauen und tanzen. Danach sollten nur noch vereinzelte Sockenpuppen ihren Auftritt haben, um sich mit deutschen Worten zu unterhalten.

Das Spiel mit dem Aufnahmegerät und der Stimme

Die Kinder finden es lustig, wenn ihre Stimme aufgenommen wird und sie die Stimme dann anhören können. Dazu können Sie moderne Mobiltelefone mit Aufnahmefunktion benutzen, aber auch alte Kassettenrekorder, die es im Secondhandladen oder auf dem Flohmarkt gibt.
Wir können Kinder mithilfe von Bilderbüchern oder Bildkarten, Bilder benennen lassen. Sie sprechen dann die Worte in das Mobiltelefon. Wenn wir die Audioaufnahme abspielen, zeigen die Kinder auf das Bild zum Wort. Lassen Sie sich Zeit und stoppen Sie zwischendurch. Später können die Kinder auch Sätze sprechen.

Kinder drehen Sprachlernvideos für Kinder

Kinder hören nicht nur gerne ihre Stimme, sie sehen sich auch gern selbst in einem Video. Sehr viel Spaß hatten wir mit den Kindern, als sie sich verkleiden durften. Ein Kind verkleidete sich als Marktfrau und hatte einen Gemüsestand. Diesen hatten wir aus Kartons, einem Tisch und Körben angefertigt. Nun pries die Marktfrau einzeln das Obst und Gemüse an, hob jedes Stück hoch und benannte es.
So kann es dann auch beim Bäcker laufen, beim Maler, im Supermarkt an der Kasse, als Polizistin verkleidet, die die Verkehrsregeln erklärt, bei einem Lehrer, der Zahlen an die Tafel schreibt und benennt … Die Kinder finden es lustig, Videos zu drehen. Außerdem lässt sich die Filmarbeit nutzen, um aus der Unterkunft herauszukommen, wenn die Kinder etwa im Zoo die Tiere benennen und filmen, am Hafen Spannendes entdecken oder im Park die Pflanzen oder Bäume identifizieren.
Kinder machen gern Spaß, deshalb können wir beim Drehen der Videos auch lustige Sachen einbauen. Ein integratives Projekt wird daraus, wenn deutsche Kitakinder diese Videos für Kinder drehen, die Deutsch lernen. Die Videos sollten wir so aufnehmen, dass sie später über einen Beamer, einen Fernseher oder Computerbildschirm den Kindern zum Lernen gezeigt werden können.

Auf den Tisch des Hauses

Die Kinder sitzen vor einem Tisch. Ein Spieler fängt an und sagt: „Auf den Tisch des Hauses bitte.“ Und dann nennt er einen Gegenstand, der im Raum ist und geholt werden muss, etwa ein Glas, ein Papier, eine Puppe. Wer zuerst den Gegenstand auf den Tisch gelegt hat, darf sich als Nächster einen Gegenstand auf den Tisch wünschen.

Geräusche-Memo

Die Kinder bilden Paare. Wir teilen jedem Paar ein Geräusch zu (etwa Tiergeräusche). Die Kinder verteilen sich im Raum. Zwei Kinder warten vor der Tür. Wenn sie wieder im Raum sind, hören sie sich das Geräusch von jedem Kind an und ordnen die Paare zu.

Funkerspiel

Jedes Kind bekommt eine Zahl. Der Funker beginnt. Er hält sich die Daumen beider Hände an die Stir nseiten und wedelt mit den Händen. Dabei sagt er: „Der Funker funkt (eine Zahl)“, zum Beispiel 3. Die „3“ muss nun ebenfalls mit den Händen an der Stirn wedeln und einer anderen Zahl zufunken. Wer nicht aufpasst, muss ausscheiden.
Wer die falsche Zahl sagt oder eine Zahl sagt, die schon ausgeschieden ist, ist auch raus. Wer bleibt übrig? Das Spiel wird nach einiger Übung immer schneller gespielt.

Reifen und Bänder

Aus Draht biegen wir einen Kreis, umwickeln ihn und befestigen Bänder daran. Alle halten sich daran fest und bewegen sich rechts und links herum zur Musik.

Ja und Nein

Die Kinder malen sich eine Ja- und eine Nein-Karte. Wir stellen nun einzelnen Kindern Fragen, etwa: „Bist du ein Junge?“ Das Kind zeigt darauf seine Ja- oder Nein-Karte. Wir überprüfen, ob das Kind richtig geantwortet hat. Wenn es falsch liegt, geben wir eine Erklärung durch Bilder, Mimik und Gestik.
Wir können etwa auch fragen: „Ist das eine Banane?“, und dem Kind einen Apfel zeigen. Das Kind entscheidet nun, ob es die Bezeichnung für richtig hält.
So lernen die Kinder Worte zuzuordnen und wir bekommen einen Eindruck davon, welchen Wortschatz sie bereits haben.

Lachen verboten

Alle stehen in einer Reihe. Ein Spieler steht vor der Reihe und sagt laut: „Lachen verboten!“ Sofort sind alle ernst.
Alle, die sich das Lachen nicht ganz verkneifen können, werden „aussortiert“. Die „aussortierten“ Spieler helfen mit, lachende Mitspieler zu entdecken. Wer bleibt übrig?

Regina Grabbet