Programme Kita-Einstieg und Sprach-Kitas sind wichtige Schlüssel für Integration

Bundesfamilienministerium stellt 420 Millionen Euro zur Verfügung:

420 Millionen Euro stellt das Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) für die Bundesprogramme „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ und „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ bis Ende 2022 zur Verfügung. Das Programm richtet sich an Familien, die nicht oder nur unzureichend von der institutionellen Kinderbetreuung

Das Programm „Kita-Einstieg“

Das Bundesprogramm „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ richtet sich an Kinder und Familien, die bisher nicht oder nur unzureichend von der institutionellen Kindertagesbetreuung erreicht werden. Zum Programm gehören niedrigschwellige Angebote, die den Einstieg von Kindern in das System der frühkindlichen Bildung vorbereiten und begleiten.

Das sind etwa Informationsangebote für Eltern, Spielgruppen für Kinder und Kennlernprojekte mit Kitas. Auch in 2021 und 2022 finden dazu an 126 Standorten vielfältige Anregungen, Aktionen und Wege statt. Sie vermitteln erste Einblicke in das System der Kindertagesbetreuung und informieren die Familien zum Beispiel über die Möglichkeiten der frühen Bildung in Deutschland.

Das Programm „Sprach-Kitas“

Mit dem Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ fördert das BMFSFJ seit 2016 die sprachliche Bildung als Teil der Qualitätsentwicklung in der Kindertagesbetreuung. Das Bundesprogramm richtet sich vorwiegend an Kitas, die überdurchschnittlich viele Kinder mit sprachlichem Förderbedarf besuchten.

Es verbindet drei inhaltliche Schwerpunkte: alltagsintegrierte sprachliche Bildung, inklusive Pädagogik und die Zusammenarbeit mit Familien. Für jede Sprach-Kita stellt das Programm eine zusätzliche Fachkraft zur Verfügung. Einer externe Fachberatung begleitet die zusätzlichen Fachkräfte. In 2020 wurden aus Mitteln des Bundesprogramms 6.360 zusätzliche Fachkräfte in Sprach-Kitas und 503 begleitende Fachberatungen jeweils im Umfang von einer halben Stelle gefördert. Damit ist bundesweit etwa jede zehnte Kita eine Sprach-Kita. Davon profitieren fast 500.000 Kinder und ihre Familien.

Neuer Fokus

Ab 2021 legt das Bundesprogramm Sprach-Kitas einen neuen Fokus auf den Einsatz digitaler Medien und die Integration medienpädagogischer Fragestellungen in die sprachliche Bildung. Digitale Medien gehören heute in vielen Familien zum Alltag und damit zum Sprachumfeld von Kindern aller Altersgruppen. Deshalb greift das Programm digitale Medien bei der sprachlichen Bildung auf.

Der neue Schwerpunkt Digitalisierung dient dazu, medienpädagogische Ansätze in der sprachlichen Bildung zu stärken sowie digitale Bildungs- und Austauschformate für die Fachkräftequalifizierung und die Programmabläufe besser nutzbar zu machen.

Weitere Informationen

Über das Bundesprogramm „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“

Über das Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“

Quelle: Bundesfamilienministerium




Das Wesentliche ist für die kindliche Entwicklung das Beste

Zum 70. Geburtstag des Kinderbuchautors Helmut Spanner:

Helmut Spanner ist einer der erfolgreichsten Kinderbuchautoren. Der Mann, der wie kein anderer das Pappbilderbuch geprägt hat, feiert heute seinen 70. Geburtstag. Sein Erfolg lässt sich vor allem auch damit erklären, dass er ganz genau weiß, was er tut, wenn er seine Bilder für kleine Kinder zeichnet.

Im Gegensatz zu vielen anderen Kinderbuchautoren hat sich Helmut Spanner mit der Entwicklungspsychologie des Kindes intensiv auseinandergesetzt. 1977 fasste er diese Erkenntnisse erstmals in seiner Examensarbeit an der Kunstakademie München zusammen. Über 40 Jahre später erschien die Arbeit mit dem Titel „Rund ums Pappbilderbuch“ im Verlag Burckhardthaus-Laetare. Einer der zentralen Sätze, der zugleich auf die Problematik vieler aktueller Pappbilderbücher hinweist, darin ist: „Wichtig ist, woran ein Kind Spaß haben könnte und nicht, was ein Erwachsener unter Spaß versteht.“

Spanner untersuchte in seiner Abschlussarbeit, warum Kleinkinder viele Pappbilderbücher nicht verstehen. Dazu hatte er an 50 Kindergartenkindern die Zeichnungen von Dick Bruna getestet. Auf die Erkenntnisse dieser Arbeit baute er sein gesamtes Werk auf. Noch im gleichen Jahr erschien im Ravensburger Verlag sein erstes Buch „Meine ersten Sachen“.

Keiner hat das Genre des Pappbilderbuchs so sehr geprägt wie Helmut Spanner. Heute feiert er seinen 70. Geburtstag. Im foldengen Beitrag erklärt er seinen Arbeit.

In einem Interview mit dem Literaturmagazin Literatur Garage erklärte er seine Arbeit: „Ich glaube, dass meine Bücher die Kinder genau da abholen, wo sie stehen. Die Kinder kommen von der Greiferfahrung. Sie kommen über die Hände. Die visuelle Wahrnehmung ist am Ende des ersten Lebensjahres erst führend. Das heißt, die taktile Wahrnehmung, die Greiferfahrung, ist wichtig, ist eine Vorstufe der rein abstrakten visuellen Wahrnehmung. So lernen die Kinder durch Greifen Wahrnehmung – sie begreifen.

Was früher etwa eine Tasse war, in die das Kind reingreifen konnte, taucht jetzt im Buch auf. Hier kann es aber nicht mehr reingreifen. Es kann die Tasse auch nicht mehr umfassen. Es ist eine platte Welt. Die reale Tasse ist Natur und das Buch ist Kultur. Für einen Erwachsenen ist das alles völlig normal. Ein Kind steht aber vor einer völlig unbekannten Welt.

Die ganzen Kriterien, die sich das Kind durch Greifen und Fühlen erarbeitet hat, gelten plötzlich nicht mehr. Das heißt, es muss das Bildzeichen völlig neu lernen. Das versuche ich, den Kindern zu erleichtern, indem ich die Räumlichkeiten darstelle. Indem ich im Grunde möglichst nah am Sehbild bleibe und nicht am Gedankenbild.

Wenn ich den Gegenstand auf Linie und Fläche reduziere, dann weiß ein Erwachsener zwar, was das sein soll. Es ist aber letztlich ein Gedankenbild. Es hat wenig mit der Seherfahrung zu tun. Die Kinder sehen das Gleiche wie wir. Der Unterscheid ist, wir haben unser Sehbild durch millionenfache Erfahrungen ausgeprägt. Wir wissen genau, das ist ein Stuhl, das ist eine Heizung … Die Begriffe sind da. Beim Kind ist die Software noch weitgehend unbeleckt. Der Gehirncomputer ist hervorragend, saugt auf wie ein Schwamm. Aber alles muss zunächst erlernt werden.

Je weiter die Bilder aus dem Greifbereich hinausgehen, desto schwieriger sind sie zu erkennen, desto abstrakter sind sie. Deshalb müssen sich Pappbilderbücher für kleine Kinder möglichst nahe an die Realität halten. Meine Sachen sind nicht vom Erscheinungsbild her, sondern geistig reduziert. Das heißt etwa, dass ich eine Tasse ohne irgendwelche Muster zeichne. Weil ein Kind sonst die Muster mit der Tasse mitlernen würde. Das führt dann später im schlimmsten Fall zu Vorhängen mit Blumenmuster.

Allerdings muss alles, was funktional zur Tasse gehört, da sein – die Wandung, man muss sehen, dass es reingeht, also dass man etwas reintun kann und der Henkel ist wichtig von der Funktion her, dass man sich die Finger nicht verbrennt. Das ist geistig das Wichtige an der Tasse. Alles andere ist austauschbar.

So versuche ich das Wesentliche an den Gegenständen zu betonen und was nicht nötig ist und keine Funktion hat, lasse ich weg.“

Seit 1977 hat Spanner echte Klassiker geschaffen, die nach wie vor aktuell sind. Dazu zählen etwa „Ich bin die kleine Katze“, „Erste Bilder – Erste Wörter“ oder „Erste Wörter – Erste Sätze“. Uns seit es diese Bücher gibt, betonen ExpertInnen immer wieder, wie wichtig sie für die Entwicklung von die Geist, Sprache und das Lesen sind.

Das werden sie auch weiter sein. Wir wünschen Helmut Spanner, der sich mittlerweile mehr auf seine Musik konzentriert, einen schönen Geburtstag und alles erdenklich Gute.

Vor kurzem hat er seine Website neu aufgesetzt. Hier geht es zu https://www.helmut-spanner.de.




Wie Kinder und Erwachsene lernen, sich richtig zu verstehen

Ein Interview mit Joanna Faber über Konflikte und demokratische Erziehung:

Adele Faber und Elaine Mazlish haben das erfolgreichste Elternbuch aller Zeiten geschrieben. Ihre Methoden wurden oft kopiert. Jetzt hat Adeles Tochter Joanna einen eigenen Ratgeber verfasst. In den USA ist er längst ein Bestseller und nun ist er auch in Deutschland erschienen. Im Interview spricht sie über ihr Buch und gibt viele praktische Tipps.

Weil sie nie zuhören…

Sie hören nie zu – ist die häuftigste Klage, die wir von fast allen Eltern, ErzieherInnen und Lehrkräften über Kinder zu hören bekommen. Aber mit einigen cleveren Tools können wir diese Problematik angehen und uns Gehör verschaffen. Darüber haben wir mit Joanna Faber, der amerikanischen Pädagogin und Autorin von „Wie Sie sprechen sollten, damit Ihr Kind Sie versteht“ gesprochen.

Joanna hatte nicht vor, eine Fortsetzung des Bestsellers „So sag ich’s meinem Kind“ zu schreiben, den ihre Mutter, Adele Faber gemeinsam mit Elaine Mazlish verfasst hatte. Tatsächlich wehrt sie sich dagegen.

„Das sind große Fußstapfen, die es zu füllen gilt“, sagt Joanna, selbst Erziehungsexpertin und Pädagogin, die das „So sag ich’s meinem Kind“-Konzept in Erziehungsworkshops selbst praktiziert. Das Buch, das detaillierte Methoden der Eltern-Kind-Kommunikation beschreibt, verkaufte sich mehr als drei Millionen Mal und ist damit das erfolgreichste Elternbuch weltweit.

Aber Joanna wollte gemeinsam mit ihrer Freundin aus Kindertagen, Julie King, praktische Ratschläge anbieten, die sich speziell an kleine Kinder richten. „Wir hörten von so vielen Leuten, die sagten: ,Ich liebe diesen Ansatz, aber was mache ich, wenn mein Zweijähriger sich die Schuhe nicht anziehen will?’“ berichtet Faber. „Es ist schwer, die Theorie in die Tat umzusetzen, besonders wenn man mittendrin ist.“

(Foto: Joanna Faber und Julie King bei einer ersten Kooperation)

Das Ergebnis ist ihr neues Buch, Wie Sie sprechen sollten, damit Ihr Kind Sie versteht –  Ein Überlebenshandbuch für Eltern mit Kindern im Alter von 2 bis 7 Jahren“. Wir sprachen mit Joanna darüber, warum Kinder ihre Eltern manchmal ignorieren, über die Kraft des Spielens und darüber, warum Kommandos nach hinten losgehen können.

Ihre Mutter hat das weltweit meistverkaufte Erziehungsbuch geschrieben. Es ist in Deutschland unter dem Titel „So sag ich’s meinem Kind“ erschienen. Warum haben Sie „Wie Sie sprechen sollten, damit Ihr Kind Sie versteht“ geschrieben? Wie unterscheidet es sich von dem Buch deiner Mutter?

Joanna: Wir haben dieses Buch für all die Leute geschrieben, die sagen: „Ich liebe diesen So-sag-ich’s-meinem-Kind-Ansatz zur Kindererziehung, aber… was mache ich, wenn mein Zweieinhalbjähriger schreit, weil er das Hundefutter nicht essen darf… oder nicht auf die Kühlschrankregale klettern darf… oder sein batteriebetriebenes Feuerwehrauto nicht mit in die Badewanne nehmen darf…“

Joanna und Julie bei der Arbeit an ihrem Buch

Kleine Kinder leben nun mal in ihrem eigenen Reich. Sie sind voller großer Ideen und großer Gefühle. Aber sie haben noch nicht ganz begriffen, wie die Welt funktioniert. Es braucht eine besondere Mischung aus Geduld, Festigkeit und Humor, um das Leben mit Kleinkindern zu überleben. Julie und ich dachten, es wäre eine großartige Idee, ein Buch zu schreiben, das zeigt, wie Erwachsene diesen wunderbaren So-sag-ich’s meinem Kind-Ansatz in ganz konkreten Situationen anwenden können, die für kleinere Kinder typisch sind. Wir ordneten das Buch nach typischen Herausforderungen wie Essen, Schlafen, Geschwisterrivalität und so weiter. Wir haben 100 Prozent reale Geschichten von Eltern aus unseren Workshops und aus unserem eigenen Leben als Eltern und Lehrer verwendet, um die Methode zu illustrieren. Das Buch ist also nicht akademisch und belehrend. Es spiegelt die Verrücktheit des tatsächlichen Lebens mit kleinen Kindern wider.

Das Buch ist also nicht akademisch und belehrend. 
Es spiegelt die Verrücktheit des tatsächlichen 
Lebens mit kleinen Kindern wider.
Sie haben auch viel über Kinder mit Autismus geschrieben. Warum das?

Joanna: Die Eltern dieser Kinder sehen sich in den typischen Kindererziehungsbüchern oft nicht repräsentiert. Also haben wir alle Geschichten von Eltern mit nicht-neurotypischen Kindern gesammelt und gezeigt, wie sie diese Methoden an die Entwicklungsbedürfnisse ihres jeweiligen Kindes anpassen können.

Nun zur Kernfrage: Warum hören Kinder nicht auf ihre Eltern? Sollten wir uns in den letzten paar tausend Jahren nicht so entwickelt haben, dass wir kooperative Kinder haben?

Joanna: Ja, das wäre doch zu schön! Das Problem ist, dass wir Erwachsenen uns intensiv für eine ganze Reihe von Dingen interessieren, die unseren Kindern völlig egal sind. Zum Beispiel sind wir besessen von der Zeit. Wann haben Sie das letzte Mal gesagt: „Wir werden zu spät kommen!?“ Wahrscheinlich heute Morgen. Kinder kümmern sich nicht um die Zeit. Sie kümmern sich um das, was sie gerade tun. Und sie mögen es nicht, gehetzt zu werden. Wir Erwachsenen machen uns ständig Sorgen um die Sauberkeit – „Du musst dir die Hände waschen, ein Bad nehmen, deine Haare waschen…“
Die meisten Kinder wären vollkommen zufrieden damit, mit klebrigen Fingern, schmutzigen Knien, stinkenden Füßen und Haaren, die mit Haferflocken und Joghurt verklumpt sind, durchs Leben zu gehen. Wir möchten, dass sie ihre Spielsachen wegräumen und ihr Zimmer sauber halten. Sie würden gerne mit ihren Lastwagen und ihren Buntstiften im Bett schlafen. Und so weiter. Kinder können sich das vorstellen. Wir haben somit radikal unterschiedliche Vorstellungen.

Die meisten Kinder wären vollkommen zufrieden damit, 
mit klebrigen Fingern, schmutzigen Knien, stinkenden
Füßen und Haaren, die mit Haferflocken und Joghurt
verklumpt sind, durchs Leben zu gehen.
Warum sagen wir unseren Kindern nicht einfach, dass sie ihre Jacke aufhängen sollen oder, dass sie aufhören sollen zu quengeln?

Joanna: Stellen Sie sich mal vor, Sie kommen von der Arbeit nach Hause und Ihr Partner sagt: „Oh, gut, du bist zu Hause. Zieh deine Jacke aus, häng sie auf, setz dich hin und iss dein Essen. Beeil dich, hast du mich gehört, ich sagte, setz dich hin.‘ Selbst wenn das Essen gut riecht und Sie müde sind, gibt es etwas in Ihnen, das sich dagegen sträubt, weil niemand gerne gesagt bekommt, was er tun soll. Kinder bekommen den ganzen Tag lang gesagt, was sie tun sollen, und sie haben die gleichen nachtragenden Gefühle, die Erwachsene bekommen, wenn man uns sagt, was wir tun sollen.

Kinder bekommen den ganzen Tag lang gesagt, was sie tun
sollen, und sie haben die gleichen nachtragenden
Gefühle, die Erwachsene bekommen, wenn man uns sagt, was
wir tun sollen.
Wie sollen wir also unsere Kinder dazu bringen, zu kooperieren?

Joanna: Kinder werden tagsüber viel herumkommandiert. Es gibt so viele Dinge, die wir sie tun lassen müssen. Und natürlich mag niemand das Gefühl, herumkommandiert zu werden. Kein Kind und kein Erwachsener. Es gibt uns das Gefühl, trotzig zu sein. Befehle erzeugen automatisch Widerstand. Wenn wir also einen Befehl raushauen, arbeiten wir gegen unsere eigenen Interessen.
Um ein einfaches Beispiel zu geben, ist einer unserer Vorschläge, einen Befehl oder eine Drohung durch eine Wahlmöglichkeit zu ersetzen.
Anstelle von „Zieh jetzt deinen Schlafanzug an, sonst gibt es keine Gute-Nacht-Geschichte für dich!“ könnten wir sagen: „Willst du deinen Schlafanzug auf die normale Art und Weise anziehen… oder von innen nach außen?“ Oder: „Willst du ihn mit offenen Augen anziehen, oder willst du es mit geschlossenen Augen versuchen?“

Die dem Buch zugrunde liegenden Basisdaten, auf denen die praktischen Beispiele, Impulse und Sprachvorschläge aufgebaut sind, stimmen mit bedeutsamen Forschungsergebnissen aus den Feldern der Konfliktpsychologie sowie der Kommunikationswissenschaft überein und damit ist diese Publikation zugleich auch für elementarpädagogische Fachkräfte ein lesenswertes Praxislehrbuch zur weiteren Verbesserung der eigenen Sprachkompetenz.  

Prof. Dr. Armin Krenz auf kindergartenpaedagogik.de

Das hört sich danach an, als würden Sie dazu raten, dass Eltern ein bisschen albern sein sollten, wenn sie wollen, dass ihre Kinder etwas tun…

Es stimmt, dass dem eine humorvolle Grundhaltung zugrunde liegt. Viele der Vorschläge in unserem Buch haben spielerische Elemente. Kinder reagieren sehr stark auf Verspieltheit. Das kann fast magisch sein. Ein übler Konflikt lässt sich so in eine freudige Aktivität verwanden.
Ich hatte eine Mutter in meinem Workshop, die berichtete, dass sie mit ihrem Sohn erbitterte Kämpfe wegen des Aufräumens der Bauklötze hatte. Sie hatte mehrfach gedroht, sie wegzuwerfen, ohne erkennbaren Erfolg. Sie hatte ihn gezwungen, sie aufzuräumen, indem sie seine Hand über jeden einzelnen Klotz klemmte, seine Hand in die Klotztasche zwang und dann seine Finger von dem Klotz abzog. Du kannst dir wahrscheinlich vorstellen, wie unangenehm diese ganze Tortur war!
Nach unserer Workshop-Sitzung über Alternativen zu Befehlen und Drohungen beschloss sie, dass der Klotzsack mit einer schroffen, „klotzigen“ Stimme sprechen sollte. „Ich habe Hunger! FÜTTERE MICH MIT KLÖTZEN!“ Plötzlich rannte ihr Kind durch den Raum, um leckere Klötze aufzusammeln… Und auch sein älteres Geschwisterchen kam zur Hilfe. Der Klotzsack war vollgestopft mit Klötzchen, und er machte viele Kommentare über die verschiedenen Geschmacksrichtungen und den Zustand seines Verdauungstraktes. Eine neue Aufräumroutine war geboren.
Natürlich sind wir nicht immer in der Stimmung für Spiele, aber wenn wir die Energie aufbringen können, ist es ein mächtiges Werkzeug!

Bei unser Methode finden sich Wege, die Kinder dazu
bringen, sich kooperativ zu FÜHLEN, so dass das
Familienleben harmonischer verläuft, anstatt
Wege zu benutzen, die Kinder wütend und trotzig machen.
Manche Eltern vertreten schlicht die Meinung, ihre Kinder sollten einfach gehorchen, ohne sich immer Spiel und Spaß ausdenken zu müssen. Was können Sie diesen Eltern sagen?

Joanna: Es ist mehr als nur Spaß und Spiel. Es ist schon richtig. Wir wollen, dass unsere Kinder gut erzogen sind. Bei unser Methode finden sich Wege, die Kinder dazu bringen, sich kooperativ zu FÜHLEN, so dass das Familienleben harmonischer verläuft, anstatt Wege zu nutzen, die Kinder wütend und trotzig machen, während sich die Eltern frustriert fühlen. Letztlich schätzen wir alle den Geist der Kooperation und Fürsorge mehr als blinden Gehorsam, der meist nur auf Gewalt beruht.
Wir wollen, dass unsere Kinder auch noch kooperativ sind, wenn sie größer sind als wir. Und indem wir die Werkzeuge in diesem Buch verwenden, einschließlich der Problemlösung und das Erkennen und Anerkennen von Gefühlen, modellieren wir für unsere Kinder auch fürsorgliche und respektvolle Wege, um Konflikte mit anderen Menschen in ihrem Leben zu lösen.

Was anfangs nach mehr Arbeit aussieht, wird sich am Ende
als Erleichterung ihres Lebens herausstellen.
Die Eltern fühlen sich vielleicht zu müde und glauben nicht, dass sie das noch leisten können.

Joanna: Sie arbeiten für ein größeres Ziel. Und es ist nicht so schwer, wie es sich manchmal anhört. Sobald Eltern anfangen, solche Dinge zu tun, stellt sie fest, dass auch sie das Leben ein bisschen mehr genießen können, weil die Kinder kooperativer sind. Die Eltern und ErzieherInnen kommen mit weniger Kämpfen und mehr Spaß und mehr guten Gefühlen durch den Tag. Was anfangs nach mehr Arbeit aussieht, wird sich am Ende als Erleichterung ihres Lebens herausstellen.

Viele Eltern haben das Gefühl, dass alle anderen ihre Familiensituation besser im Griff haben. Kennen Sie das auch?

Joanna: Wir sitzen in unseren kleinen Kernfamilien fest und wissen nicht, was für Kämpfe es gibt. Jeder denkt, dass sein Kind das einzige ist, das zusammenbricht, wenn es vier Dinge malen muss, die mit einem B beginnen. Aber überall in der Stadt weinen Kinder hysterisch über ihren Hausaufgaben. In unserem Buch versuchen wir, dieses Gemeinschaftsgefühl wiederherzustellen, so dass man einen Blick auf all die Eltern werfen kann, die mit denselben Herausforderungen auf dieselbe menschliche, unvollkommene Weise umgehen.

In unserem Buch versuchen wir, dieses Gemeinschafts-
gefühl wiederherzustellen, so dass man einen Blick auf
all die Eltern werfen kann, die mit denselben Heraus-
forderungen auf dieselbe menschliche, unvollkommene
Weise umgehen.
Welchen Rat hast du für Eltern, die sich verzweifelt fühlen?

Joanna: Manchmal müssen sie sich eine Auszeit für sich selbst nehmen. Sagen sie sich: „Ich sehe, mein Kind will, dass ich mir sein Bild ansehe und es braucht das, aber ich kann das jetzt nicht. Ich brauche fünf Minuten, um mich hinzusetzen und meinen Tee zu trinken.‘ Ein Zweijähriger kann sie nicht verstehen. Aber ein Vierjähriger, der sich mit der Sprache der Gefühle beschäftigt hat, kann das schon. Sagen sie nicht: „Du bist böse, du belästigst mich, lass mich in Ruhe“. Sage sie: „Ich fühle mich mürrisch und müde und ich brauche ein wenig Zeit.“

Sei zu dir selbst so freundlich und nachsichtig wie zu
deinen Kindern und gib dir selbst genauso viele Chancen,
wie du sie deinen Kindern gibst.
Noch ein letzter Rat?

Joanna: Sei zu dir selbst so freundlich und nachsichtig wie zu deinen Kindern und gib dir selbst genauso viele Chancen, wie du sie deinen Kindern gibst. Behandle dich selbst liebevoll. Wenn dein Kind das sieht, bist Du ihm ein gutes Vorbild.

Das Buch von Joanna Faber und Julie King ist bei Oberstebrink unter dem Titel Wie Sie sprechen sollten, damit Ihr Kind Sie versteht – Ein Überlebenshandbuch für Eltern mit Kindern von 2 bis 7 Jahren“ erschienen, ISBN 978-3-96304-026-9, 24 €.




Fasching mit Marcus und Luise

Eine Vorlesegeschichte mit einer Prinzessin, einem Gespenst und Kater Max

Zu Fasching oder Karneval gehört jede Menge Kreativität. In diesem Jahr enfällt wohl die Dekoration für die Party. Aber Kostüme und Masken bieten dennoch viel Raum für die Fantasie. Unsere Faschingsgeschichte stammt von Thomas Reuter aus seinem Buch „Das Kirchenjahr mit Kindern feiern“ und macht sicher allen großen und kleinen Zuhörern viel Freude.

Dies ist die Geschichte von der Waschmaschine, die eine Marzipanwurst aufgefuttert hat. Und das kam so:

Marcus und Luise wollten mit ihren Eltern Familienfasching feiern. Jeder musste sich ein Faschingskostüm ausdenken und ein Spiel überlegen.

Luise verkleidete sich als Prinzessin. Sie kramte ihre Schulanfänger-Zuckertüte aus dem Schrank, setzte sie sich auf den Kopf und schmückte sich mit bunten Tüchern. Dann ließ sie sich von Mama schminken. Fertig.

Marcus ging als Gespenst. Er schnitt in ein altes Bettlaken zwei kleine Löcher zum Durchgucken und zwei große Löcher für die Arme. Dann malte er eine Fratze auf den Stoff. Auch fertig. Der Familienfasching konnte beginnen.

Marcus und Luise waren ziemlich gespannt, was wohl Mama und Papa eingefallen war. Papa kam im dunkelblauen Anzug, mit weißem Hemd, geblümter Krawatte und frischgeputzten Halbschuhen. In der Hand trug er eine Aktentasche. „Ich bin ein Minister“, sagte er.

„Ich weiß, was eine Prinzessin tut und ein Gespenst“, erwiderte Luise. „Aber was macht ein Minister?“

„Ein Minister“, erläuterte Papa, „hat was zu sagen, zum Bei­ spiel wie viel Geld ein Staat ausgeben darf. Oder er fährt von Land zu Land und trifft sich mit anderen Ministern.“ „Aha“, sagte Luise.

Plötzlich knirschte es gewaltig, denn Mama passte kaum durch die Tür. Sie kam – als Waschmaschine. Nur Kopf, Arme und Beine schauten aus einem riesigen Karton hervor, den sie wie eine Waschmaschine gestaltet hatte: mit aufgemaltem Bullauge, Schaltern, Knöpfen und bunter Wäsche.

Kirchenjahr Fasching Reuter Waschmaschine

Marcus und Luise prusteten los, Papa strich sich schmunzelnd die Krawatte glatt. Mama konnte sich nicht mal hinsetzen in ihrem großen Karton. Also lehnte sie sich an den Schrank.

Kater Max kam als Kater: im schwarzen Fell mit weißem Latz. Er legte sich in die Sofaecke und beobachtete das Treiben. „Jetzt die Spiele“, sagte Marcus. „Papa, fängst du an?“ „Gut. Es folgt das ,Nachmach-Spiel‘. „

Papa kletterte auf einen Stuhl – die anderen taten es ihm nach. Papa hüpfte durchs Zimmer – die anderen auch. Plötzlich stoppte Papa – und wer nun noch wackelte, schied aus. Fünfmal spielten sie und fünfmal verlor Mama Waschmaschine, denn sie konnte sich ja kaum bewegen. Papa lachte sich schief dabei.

Nun war Mama an der Reihe. „Wir spielen: ,Ich sehe was, was du nicht siehst‘.“ Das kannten zwar alle schon, aber es macht halt immer wieder Spaß.

„Jetzt wäre ich gern dran“, sagte Marcus. „Jeder muss einen Pfannkuchen essen. Wer danach zuerst pfeifen kann, hat gewonnen.“ Jeder griff sich einen Pfannkuchen – und los ging‘s.

Papa stopfte sich sofort den ganzen Pfannkuchen in den Mund. Es machte „rrrtschsch“, der Pfannkuchen platzte und die Marmelade tropfte Papa übers Kinn aufs weiße Hemd und die geblümte Krawatte. „So wirst du nie Minister“, lachte Mama und Papa musste dreimal kräftig schlucken. Marcus nutzte die Lachpause und gewann das Spiel überlegen. „Luise, du bist dran.“ „Weiß ich selber. Wir spielen ,Wer hat das schönste Faschingskostüm?“‘ – Papa holte Zettel und Stifte. „Jeder darf nur einen Namen aufschreiben.“ Mama und Papa zwinkerten sich zu. Luise sammelte die Blätter ein.

Auf Mamas Zettel stand MARCUS, auf Papas Zettel LUISE. Marcus hatte MAMA geschrieben. Luises Zettel musste entscheiden. Als sie ihn umdrehte, war LUISE zu lesen.

„Ich hab zwei Punkte!“, jubelte sie.

„Das zählt nicht!“ rief Marcus. „Ich habe auch nicht meinen eigenen Namen aufgeschrieben!“

„Klar zählt das! Stimmt‘s, Papa?“

Papa, der mit seinem bekleckerten Hemd überhaupt keinen Punkt bekommen hatte, zögerte. „Na ja, Luise“, sagte er dann. „Wenn sich jeder selber wählt, kann überhaupt keiner gewinnen. Dann hat jeder einen Punkt.“

„Siehst du!“, ergänzte Marcus.

„Ich kann aber nur meinen eigenen Namen schreiben!“ Oh, daran hatte vorher niemand gedacht.

„Wen hättest du denn gewählt?“, fragte Papa, der hoffte, doch noch zu einem Punkt zu kommen.

„Die Waschmaschine“, sagte Luise sofort.

„Ich bin deine Mutter!“, meldete sich die Waschmaschine. „Wir haben eine Waschmaschine zur Mutter“, feixte Marcus.

„Und wo ist mein Preis?“, fragte Mama. Luise stocherte in der Spielecke herum und angelte eine Marzipanwurst hervor, die noch von ihrem Weihnachtsteller übrig war. Diesen Preis überreichte sie Mama Waschmaschine: „Für dich. Mir schmeckt das sowieso nicht besonders.“

Jetzt ärgerte sich Marcus, dass er nicht gewonnen hatte, denn hinter Luises Marzipanwurst war er schon lange her. Glücklicherweise ließ Mama alle abbeißen, die Appetit hatten.

Übrigens: Mama „Waschmaschine“ futtert nicht nur Marzipanwürste gern, sondern auch Erdnussflips, Lakritzschnecken, Fondantringe, Geleebananen, Salzstangen, Schaumzucker, Nussschokolade, Sahnetoffees, Pfefferminztaler und Fruchtbonbons. Aber das wären zehn andere Geschichten.

Reuter Kichenjahr

Diesen Artikel haben wir aus folgendem Buch entnommen:
Das Kirchenjahr mit Kindern feiern
Ein Vorlesebuch mit lustigen Geschichten, Backrezepten und Spielen.
Reuter, Thomas
Burckhardthaus-Laetare
ISBN: 9783944548906
96 Seiten, 14,95 €
Mehr dazu auf www.oberstebrink.de




Väter und Kinder beim Spielen auf gleicher Wellenlänge

Kinder erwerben wichtige soziale Kompetenzen durch Interaktionen mit ihren Eltern:

Die Entwicklungspsychologinnen Trinh Nguyen und Stefanie Höhl von der Universität Wien erforschen, was beim Spielen mit den Eltern im Gehirn passiert. Erst kürzlich zeigten sie, dass sich während sozialer Interaktion die rhythmische Gehirnaktivität von Müttern und Kindern gegenseitig anpasst. In einer aktuellen Studie gingen sie nun der Frage nach, ob dieser Effekt auch zwischen Vätern und Kindern eintritt. Die Studie erscheint aktuell im Fachjournal „Child Development“.

Was passiert im Gehirn?

In der neuen Studie haben fünf bis sechs Jahre alte Kinder mit ihren Vätern gemeinsam oder getrennt Puzzles gelöst, so wie sie das zu Hause auch machen würden. Während des Spiels wurde durch funktionelle Nah-Infrarotspektroskopie (fNIRS) gleichzeitig die Gehirnaktivität von Vater und Kind abgeleitet. Bei dieser Methode werden Änderungen der Sauerstoffsättigung in der äußersten Schicht des Gehirns erfasst – hier insbesondere im Schläfenlappen und Frontalhirn. Eine Aktivierung in diesen Regionen steht im Zusammenhang mit dem Fassen gemeinsamer Absichten, gegenseitiger Perspektivenübernahme sowie Selbstregulation. Diese Prozesse sind besonders relevant für soziale Interaktionen und entwickeln sich im Vorschulalter.

Anpassung der Gehirnaktivität

„Wir konnten beobachten, dass eine wechselseitige Anpassung der Gehirnaktivität von Vater und Kind nur dann stattfand, wenn beide miteinander das Puzzle lösten. Zudem war die Anpassung der Gehirnaktivität höher bei jenen Vater-Kind-Paaren, in welchen sich der Vater stärker mit seiner Rolle als fürsorglicher und involvierter Vater identifizierte“, erklärt Nguyen. Die neue Studie belegt daher, dass nicht nur die Anpassung der Gehirnaktivität zwischen Müttern und Kindern, sondern auch zwischen Vätern und Kindern eine grundlegende Rolle in sozialen Interaktionen spielt.

Anpassung der Gehirnaktivität anders als bei Müttern

Interessanterweise waren die beobachteten Verhaltensmuster bei den Vater-Kind-Paaren trotz der wechselseitigen Anpassung der Gehirnaktivität anders als in den Mutter-Kind-Paaren aus der letzten Studie. Während die Anpassung der Gehirnaktivität bei den Vater-Kind-Paaren von der Identifikation des Vaters mit der Vaterrolle abhing, war bei den Mutter-Kind-Paaren entscheidend, ob beide in der Spielsituation aufeinander eingingen. Was genau diese Unterschiede bedeuten und wie sich diese möglicherweise auf die Eltern-Kind-Beziehung auswirken, wollen die ForscherInnen in zukünftigen Studien weiterführend untersuchen.

Publikation in „Child Development“:
Interpersonal Neural Synchrony During Father–Child Problem Solving: An fNIRS Hyperscanning Study. Trinh Nguyen, Hanna Schleihauf, Melanie Kungl, Ezgi Kayhan, Stefanie Höhl, Pascal Vrticka. Child Development (2021). DOI: 10.1111/cdev.13510




Podcast und Wegweiser gratis: Gesundheitsförderung in Kitas

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Grundlagen für die kompetenzorientierte Weiterbildung von WiFF :

WiFF ist die Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten erarbeitet WiFF Fachwissen zu aktuellen Themen der Frühpädagogik. Alle Materialien können kostenfrei abgerufen werden. Neu ist der Wegweiser Gesundheitsförderung.

Integraler Bestandteil des frühpädagogischen Bildungsauftrags

Gesundheitsförderung ist integraler Bestandteil des frühpädagogischen Bildungsauftrags. Fachkräfte und Leitungen können im Alltag auf vielfältige Weise die Gesundheit und das Wohlbefinden der Kinder fördern. Zugleich sind Fachkräfte und Leitungen selbst wichtige Zielgruppen von Gesundheitsförderung und in einem Arbeitsbereich tätig, der gesundheitliche Risiken mit sich bringt.

Gesundheitsförderung in Kitas – was bedeutet das?

Wie kann in Kitas die Gesundheit von Kindern, Eltern und Fachkräften gefördert werden? Was versteht die WiFF unter Gesundheitsförderung und wie unterscheidet sich diese von Gesundheitsbildung? Und welchen Beitrag kann der neue Wegweiser Weiterbildung leisten? Das erläutern die WiFF-Referentinnen Nicole Spiekermann und Hilke Lipowski im Gespräch mit Verena Kögel anhand praktischer Beispiele im Podcast.

Wegweiser Weiterbildung jetzt gratis

Zentrale Handlungsanforderungen an frühpädagogische Fach- und Leitungskräfte für die Gestaltung von Gesundheitsförderung und -bildung beschreibt der Band 14 der Reihe Wegweiser Weiterbildung. Exemplarisch wird aufgezeigt, wie Kompetenzen durch (Online-)Weiterbildungen vertieft werden können.

Quelle: WiFF




Erziehung in schwierigen Zeiten braucht viel Humor und Gelassenheit

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Drei Haltungs-Momente, um eigene und fremde Ressourcen zu fördern:

Ferdinand Klein ist Professor für Heil- und Sonderpädagogik. Er blickt auf eine langjährige Erfahrung zurück. In seinem kurzen Artikel schreibt er, wie PädagogInnen und Eltern ihren Kindern in schwierigen Zeiten begegnen sollten.

Jede Theorie muss vom Menschen ausgehen

Bei der Erziehung der Kinder aller Altersstufen wurde mir ein Satz des englischen Arztes und Sozialpsychiaters Ronald D. Laing bedeutsam. Für Laing ist jede Theorie, die nicht vom Menschen ausgeht, „Lüge und Betrug am Menschen“. Seinem Standpunkt folge ich.

Mein Denken geht vom Kind aus, von seinem Bedürfnis, Können und Wollen. Gerade wenn das Lernen im Elternhaus und in der Schule durch äußere Umstände eingeschränkt ist und nicht wie gewohnt erfolgt, ist das Bemühen der Erwachsenen um einen dreifachen Kontakt geboten: Um Kontakt mit sich selbst, mit dem Lernenden und mit dem Inhalt. Wie das gemeint ist, das zeigt die Abbildung, die auf den amerikanischen Psychotherapeuten Carl Rogers zurückgeht.

Rogers erkannte drei Haltungs-Momente, die für gute Beziehungen charakteristisch sind und die eigenen Ressourcen sowie die Ressourcen des anderen Menschen fördern:

  • Achtung des Anderen,
  • Einfühlung in die seelische Welt des Anderen und
  • Aufrichtigkeit, Klärung eigener Gedanken und Gefühle und Selbstöffnung gegenüber dem Anderen.

Die drei Haltungs-Momente sind grundlegend für jede Situation, in der Menschen einander begegnen und sich miteinander austauschen.

Für eine Erziehung mit Humor und heiterer Gelassenheit

Humorvoll und heiter zu handeln ist ein Grundsatz für das Erziehen des Kindes in der Schule und im Elternhaus, das ihm seine persönliche Entwicklung zu ermöglichen hat. Dieser Grundsatz verhindert das Abrichten des Kindes für fremde Zwecke, die von außen gesetzt werden.

Was Humor nun wirklich ist, kann nicht klar definiert werden. Er lässt sich aber beschreiben und an Beispielen erläutern: Humor kann als Gabe eines Menschen verstanden werden, der die Unzulänglichkeiten der Welt und der Menschen, den Schwierigkeiten und Missgeschicken des Alltags mit heiterer Gelassenheit begegnet. Dieser Mensch hat einen unverwüstlichen, ja einen goldenen Humor. Er ist heiter und glücklich. Seine innere Heiterkeit ist sein eigentliches Glück. Dieses Glück ist ein Geschenk des Friedens, den die Welt nicht geben kann.

Unzulänglichkeiten mit heiterer Gelassenheit begegnen

Der gute Erzieher im Elternhaus und in der Schule nimmt die gegebene schwierige Situation wahr und spürt den in ihr verborgenen Sinn auf. Sein Handeln wird nicht von den angetroffenen Bedingungen bestimmt, sondern von Entscheidungen, die er trifft. Wenn er sich von der schwierigen Situation distanziert und sich in innerer Schau dem Erleben des Kindes zuwendet, kann er aus dem Störenden das Positive herausfiltern und zum Guten wandeln. Mit dieser guten Haltung hat er gar keine Chance mehr sich über Schwierigkeiten zu ärgern.

Ein Beispiel aus der Praxis

Mit Kindern des Saarländischen Pflegeheimes „Seid Getrost“, die wegen ihrer schweren Behinderung als bildungsunfähig galten, traurig herumsaßen, sehr wenig oder nicht sprachen und kaum kommunizierten, mit stereotypen und monotonen Bewegungen sich äußerten, mit Medikamenten ruhig gehalten und wegen ihrer Aggressionen oft fixiert wurden, starteten wir einen Bildungsversuch. Schon nach einem Jahr wurde aus dem Versuch eine anerkannte Schule.

Über die Einweihungsfeier der Schule schrieb der Erzieher Manfred Sandner: „Wir musizieren in der Gruppe. Klaus schlägt den Reihenrhythmus auf den Klangstäben, Diana, Karin und Carmen spielen die hohen Töne auf dem Metallophon und Glockenspiel, Sascha bedient Pauke und Becken und ich spiele die Melodie auf dem Glockenspiel. Mit sechs Personen „fahren“ wir einen „Top-Sound“. Kinder, die etwas sprechen können und Lust haben, singen das Lied mit. Manche Töne und Wörter sind zwar nicht immer richtig, aber wer ist schon unfehlbar? Hauptsache, wir sind zusammen und haben Freude beim Spielen und Singen. Und den Gästen hat es auch gefallen, sie lachten und freuten sich“.

Ihr Lachen erinnert mich an Charlie Chaplin, der einmal sagte: „Auf dem Grund des Lachens schwimmt eine Träne“. Humor ist offenbar eine ernste Angelegenheit und deshalb frage ich: Gibt es einen besseren Unterricht in Schule und Universität, als etwas selbst zu tun, selbst zu forschen und sich bei dieser Arbeit zu freuen?

Freude erleben“ ist der ursprüngliche Sinn aller Bildung

In meiner langen Praxis erkannte ich, dass es für Kinder kein besseres Lernziel gibt als „Freude erleben“. Freude am Erleben, Tun und Zusammensein war der ursprüngliche Sinn der Bildung. Und heute sprechen Psychiater vom „Lernziel: Neurose“ vor allem auch deshalb, weil viele Erzieher verlernt haben, das lebensbejahende und fröhliche Lernen des Kindes zu achten und zu fördern. Ihre Ängste stören die Entwicklung des Erlebens der Freude des Kindes. Deshalb haben die Erzieher darauf zu achten, was der Kabarettist Joachim Ringelnatz sagte: „Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt“.

In Elternhäusern und Schulen, in denen die Kinder mit Lust und Freude lernen, fühlt sich jedes Kind angenommen und geborgen. Es erlebt die aufschließende und ordnende Kraft des Vertrauens in die eigene Person und in das eigene Tun, in die Person des Anderen und in dessen Tun. Wer mit Freude lernt, trotzt den Widerständen.

Prof. Dr. Ferdinand Klein




Motto des Weltspieltages 2021: Lasst uns (was) bewegen

Deutsche Sportjungend erstmals Partner des DKHW:

„Lasst uns (was) bewegen!“ ist das Motto des Deutschen Kinderhilfswerkes(DKHW) für den Weltspieltag am 28. Mai 2021. Denn Bewegungsförderung spielt eine zentrale Rolle bei einer ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung. Zudem ist Bewegungsförderung zentrales Mittel der Bildungsarbeit im Sportverein.

Fokus auf Bewegung

Die Deutsche Sportjugend unterstützt deshalb in diesem Jahr den Weltspieltag mit dem Fokus auf Bewegung. Als langjähriger Partner des DKHW ist es das Anliegen der Sportjugend, insbesondere angesichts der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, gemeinsam mit dem „Bündnis Recht auf Spiel“, die Aufmerksamkeit für das Thema Bewegungsförderung zu erhöhen. 

Mehr Bewegungsmöglichkeiten für Kinder!

Der gemeinsame Aufruf soll Politik und Gesellschaft den Handlungsbedarf verdeutlichen und aufzeigen, dass die Rahmenbedingungen für die Bewegung von Kindern verbessert werden müssen. Dazu sollten es beispielsweise in den Kommunen mehr altersgerechte, eigenständig erreichbare und frei zugängliche Spiel- und Grünflächen geben, mehr Bewegungsmöglichkeiten in den Schul- und Kita-Alltag integriert werden und zudem der Vereinssport stärkere Unterstützung erhalten als bisher.

Aufruf zur Teilnahme

Kommunen, Vereine und Bildungseinrichtungen, aber auch Familien und Elterninitiativen sind aufgerufen, mit einer Aktion am Weltspieltag 2021 teilzunehmen und den Aktionstag zu nutzen, verbesserte Rahmenbedingungen für die Bewegungsförderung von Kindern einzufordern.

„Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang, dem sie vielfach schon vor der Corona-Pandemie nur unzureichend nachkommen konnten. Wir müssen aufpassen, dass sich in der Pandemie das Bewegungsverhalten von Kindern und Jugendlichen nicht grundsätzlich nachteilig verändert. Denn wenn Kinder selten herumtollen und sich nur wenig bewegen, kann das bis ins Erwachsenenalter negativen Einfluss haben“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes.

„Zentraler Baustein der Entwicklung“

„Lasst uns was bewegen! Den Wunsch nach Bewegung kann man kaum treffender ausdrücken. Gerade für Kinder ist Bewegung ein zentraler Baustein einer ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung und des gesunden Aufwachsens. Jetzt liegt es an uns als Gesellschaft zu entscheiden, wie wichtig uns diese ganzheitliche Entwicklung ist. Lasst uns daher gemeinsam stärker denn je das Kinderrecht auf Bewegung und Spiel einfordern. Wir als Deutsche Sportjugend unterstützen als Jugendorganisation des gemeinnützig organisierten Sports den Weltspieltag 2021 und wollen gemeinsam mit dem Deutschen Kinderhilfswerk und dessen Bündnis Recht auf Spiel unseren Beitrag zu einer bewegungsfreundlichen Lebenswelt für Kinder leisten!“, so der Vorsitzende der Deutschen Sportjugend, Michael Leyendecker.

Zum 14. Mal Weltspieltag

Der Weltspieltag 2021 wird deutschlandweit zum 14. Mal ausgerichtet. Zum Weltspieltag sind Schulen und Kindergärten, öffentliche Einrichtungen, Vereine und Nachbarschaftsinitiativen aufgerufen, in ihrer Stadt oder Gemeinde eine beispielgebende oder öffentlichkeitswirksame Aktion durchzuführen – egal ob Spiel-, Beteiligungs- oder Protestaktion. Denn der Aktionstag dient ebenso der Lobbyarbeit für das Recht auf Spiel. Die Partner sind vor Ort für die Durchführung ihrer Veranstaltung selbst verantwortlich. Das Deutsche Kinderhilfswerk stellt umfangreiche Aktionsmaterialien zum Weltspieltag zur Verfügung. Weitere Informationen unter www.weltspieltag.de.