Podcast und Wegweiser gratis: Gesundheitsförderung in Kitas
geschrieben von Redakteur | Januar 20, 2021
Grundlagen für die kompetenzorientierte Weiterbildung von WiFF :
WiFF ist die Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten erarbeitet WiFF Fachwissen zu aktuellen Themen der Frühpädagogik. Alle Materialien können kostenfrei abgerufen werden. Neu ist der Wegweiser Gesundheitsförderung.
Integraler Bestandteil des frühpädagogischen Bildungsauftrags
Gesundheitsförderung ist integraler Bestandteil des frühpädagogischen Bildungsauftrags. Fachkräfte und Leitungen können im Alltag auf vielfältige Weise die Gesundheit und das Wohlbefinden der Kinder fördern. Zugleich sind Fachkräfte und Leitungen selbst wichtige Zielgruppen von Gesundheitsförderung und in einem Arbeitsbereich tätig, der gesundheitliche Risiken mit sich bringt.
Gesundheitsförderung in Kitas – was bedeutet das?
Wie kann in Kitas die Gesundheit von Kindern, Eltern und Fachkräften gefördert werden? Was versteht die WiFF unter Gesundheitsförderung und wie unterscheidet sich diese von Gesundheitsbildung? Und welchen Beitrag kann der neue Wegweiser Weiterbildung leisten? Das erläutern die WiFF-Referentinnen Nicole Spiekermann und Hilke Lipowski im Gespräch mit Verena Kögel anhand praktischer Beispiele im Podcast.
Wegweiser Weiterbildung jetzt gratis
Zentrale Handlungsanforderungen an frühpädagogische Fach- und Leitungskräfte für die Gestaltung von Gesundheitsförderung und -bildung beschreibt der Band 14 der Reihe Wegweiser Weiterbildung. Exemplarisch wird aufgezeigt, wie Kompetenzen durch (Online-)Weiterbildungen vertieft werden können.
Erziehung in schwierigen Zeiten braucht viel Humor und Gelassenheit
geschrieben von Redakteur | Januar 20, 2021
Drei Haltungs-Momente, um eigene und fremde Ressourcen zu fördern:
Ferdinand Klein ist Professor für Heil- und Sonderpädagogik. Er blickt auf eine langjährige Erfahrung zurück. In seinem kurzen Artikel schreibt er, wie PädagogInnen und Eltern ihren Kindern in schwierigen Zeiten begegnen sollten.
Jede Theorie muss vom Menschen ausgehen
Bei der Erziehung der Kinder aller Altersstufen wurde mir ein Satz des englischen Arztes und Sozialpsychiaters Ronald D. Laing bedeutsam. Für Laing ist jede Theorie, die nicht vom Menschen ausgeht, „Lüge und Betrug am Menschen“. Seinem Standpunkt folge ich.
Mein Denken geht vom Kind aus, von seinem Bedürfnis, Können und Wollen. Gerade wenn das Lernen im Elternhaus und in der Schule durch äußere Umstände eingeschränkt ist und nicht wie gewohnt erfolgt, ist das Bemühen der Erwachsenen um einen dreifachen Kontakt geboten: Um Kontakt mit sich selbst, mit dem Lernenden und mit dem Inhalt. Wie das gemeint ist, das zeigt die Abbildung, die auf den amerikanischen Psychotherapeuten Carl Rogers zurückgeht.
Rogers erkannte drei Haltungs-Momente, die für gute Beziehungen charakteristisch sind und die eigenen Ressourcen sowie die Ressourcen des anderen Menschen fördern:
Achtung des Anderen,
Einfühlung in die seelische Welt des Anderen und
Aufrichtigkeit, Klärung eigener Gedanken und Gefühle und Selbstöffnung gegenüber dem Anderen.
Die drei Haltungs-Momente sind grundlegend für jede Situation, in der Menschen einander begegnen und sich miteinander austauschen.
Für eine Erziehung mit Humor und heiterer Gelassenheit
Humorvoll und heiter zu handeln ist ein Grundsatz für das Erziehen des Kindes in der Schule und im Elternhaus, das ihm seine persönliche Entwicklung zu ermöglichen hat. Dieser Grundsatz verhindert das Abrichten des Kindes für fremde Zwecke, die von außen gesetzt werden.
Was Humor nun wirklich ist, kann nicht klar definiert werden. Er lässt sich aber beschreiben und an Beispielen erläutern: Humor kann als Gabe eines Menschen verstanden werden, der die Unzulänglichkeiten der Welt und der Menschen, den Schwierigkeiten und Missgeschicken des Alltags mit heiterer Gelassenheit begegnet. Dieser Mensch hat einen unverwüstlichen, ja einen goldenen Humor. Er ist heiter und glücklich. Seine innere Heiterkeit ist sein eigentliches Glück. Dieses Glück ist ein Geschenk des Friedens, den die Welt nicht geben kann.
Unzulänglichkeiten mit heiterer Gelassenheit begegnen
Der gute Erzieher im Elternhaus und in der Schule nimmt die gegebene schwierige Situation wahr und spürt den in ihr verborgenen Sinn auf. Sein Handeln wird nicht von den angetroffenen Bedingungen bestimmt, sondern von Entscheidungen, die er trifft. Wenn er sich von der schwierigen Situation distanziert und sich in innerer Schau dem Erleben des Kindes zuwendet, kann er aus dem Störenden das Positive herausfiltern und zum Guten wandeln. Mit dieser guten Haltung hat er gar keine Chance mehr sich über Schwierigkeiten zu ärgern.
Ein Beispiel aus der Praxis
Mit Kindern des Saarländischen Pflegeheimes „Seid Getrost“, die wegen ihrer schweren Behinderung als bildungsunfähig galten, traurig herumsaßen, sehr wenig oder nicht sprachen und kaum kommunizierten, mit stereotypen und monotonen Bewegungen sich äußerten, mit Medikamenten ruhig gehalten und wegen ihrer Aggressionen oft fixiert wurden, starteten wir einen Bildungsversuch. Schon nach einem Jahr wurde aus dem Versuch eine anerkannte Schule.
Über die Einweihungsfeier der Schule schrieb der Erzieher Manfred Sandner: „Wir musizieren in der Gruppe. Klaus schlägt den Reihenrhythmus auf den Klangstäben, Diana, Karin und Carmen spielen die hohen Töne auf dem Metallophon und Glockenspiel, Sascha bedient Pauke und Becken und ich spiele die Melodie auf dem Glockenspiel. Mit sechs Personen „fahren“ wir einen „Top-Sound“. Kinder, die etwas sprechen können und Lust haben, singen das Lied mit. Manche Töne und Wörter sind zwar nicht immer richtig, aber wer ist schon unfehlbar? Hauptsache, wir sind zusammen und haben Freude beim Spielen und Singen. Und den Gästen hat es auch gefallen, sie lachten und freuten sich“.
Ihr Lachen erinnert mich an Charlie Chaplin, der einmal sagte: „Auf dem Grund des Lachens schwimmt eine Träne“. Humor ist offenbar eine ernste Angelegenheit und deshalb frage ich: Gibt es einen besseren Unterricht in Schule und Universität, als etwas selbst zu tun, selbst zu forschen und sich bei dieser Arbeit zu freuen?
„Freude erleben“ ist der ursprüngliche Sinn aller Bildung
In meiner langen Praxis erkannte ich, dass es für Kinder kein besseres Lernziel gibt als „Freude erleben“. Freude am Erleben, Tun und Zusammensein war der ursprüngliche Sinn der Bildung. Und heute sprechen Psychiater vom „Lernziel: Neurose“ vor allem auch deshalb, weil viele Erzieher verlernt haben, das lebensbejahende und fröhliche Lernen des Kindes zu achten und zu fördern. Ihre Ängste stören die Entwicklung des Erlebens der Freude des Kindes. Deshalb haben die Erzieher darauf zu achten, was der Kabarettist Joachim Ringelnatz sagte: „Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt“.
In Elternhäusern und Schulen, in denen die Kinder mit Lust und Freude lernen, fühlt sich jedes Kind angenommen und geborgen. Es erlebt die aufschließende und ordnende Kraft des Vertrauens in die eigene Person und in das eigene Tun, in die Person des Anderen und in dessen Tun. Wer mit Freude lernt, trotzt den Widerständen.
Prof. Dr. Ferdinand Klein
Motto des Weltspieltages 2021: Lasst uns (was) bewegen
geschrieben von Redakteur | Januar 20, 2021
Deutsche Sportjungend erstmals Partner des DKHW:
„Lasst uns (was) bewegen!“ ist das Motto des Deutschen Kinderhilfswerkes(DKHW) für den Weltspieltag am 28. Mai 2021. Denn Bewegungsförderung spielt eine zentrale Rolle bei einer ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung. Zudem ist Bewegungsförderung zentrales Mittel der Bildungsarbeit im Sportverein.
Fokus auf Bewegung
Die Deutsche Sportjugend unterstützt deshalb in diesem Jahr den Weltspieltag mit dem Fokus auf Bewegung. Als langjähriger Partner des DKHW ist es das Anliegen der Sportjugend, insbesondere angesichts der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, gemeinsam mit dem „Bündnis Recht auf Spiel“, die Aufmerksamkeit für das Thema Bewegungsförderung zu erhöhen.
Mehr Bewegungsmöglichkeiten für Kinder!
Der gemeinsame Aufruf soll Politik und Gesellschaft den Handlungsbedarf verdeutlichen und aufzeigen, dass die Rahmenbedingungen für die Bewegung von Kindern verbessert werden müssen. Dazu sollten es beispielsweise in den Kommunen mehr altersgerechte, eigenständig erreichbare und frei zugängliche Spiel- und Grünflächen geben, mehr Bewegungsmöglichkeiten in den Schul- und Kita-Alltag integriert werden und zudem der Vereinssport stärkere Unterstützung erhalten als bisher.
Aufruf zur Teilnahme
Kommunen, Vereine und Bildungseinrichtungen, aber auch Familien und Elterninitiativen sind aufgerufen, mit einer Aktion am Weltspieltag 2021 teilzunehmen und den Aktionstag zu nutzen, verbesserte Rahmenbedingungen für die Bewegungsförderung von Kindern einzufordern.
„Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang, dem sie vielfach schon vor der Corona-Pandemie nur unzureichend nachkommen konnten. Wir müssen aufpassen, dass sich in der Pandemie das Bewegungsverhalten von Kindern und Jugendlichen nicht grundsätzlich nachteilig verändert. Denn wenn Kinder selten herumtollen und sich nur wenig bewegen, kann das bis ins Erwachsenenalter negativen Einfluss haben“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes.
„Zentraler Baustein der Entwicklung“
„Lasst uns was bewegen! Den Wunsch nach Bewegung kann man kaum treffender ausdrücken. Gerade für Kinder ist Bewegung ein zentraler Baustein einer ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung und des gesunden Aufwachsens. Jetzt liegt es an uns als Gesellschaft zu entscheiden, wie wichtig uns diese ganzheitliche Entwicklung ist. Lasst uns daher gemeinsam stärker denn je das Kinderrecht auf Bewegung und Spiel einfordern. Wir als Deutsche Sportjugend unterstützen als Jugendorganisation des gemeinnützig organisierten Sports den Weltspieltag 2021 und wollen gemeinsam mit dem Deutschen Kinderhilfswerk und dessen Bündnis Recht auf Spiel unseren Beitrag zu einer bewegungsfreundlichen Lebenswelt für Kinder leisten!“, so der Vorsitzende der Deutschen Sportjugend, Michael Leyendecker.
Zum 14. Mal Weltspieltag
Der Weltspieltag 2021 wird deutschlandweit zum 14. Mal ausgerichtet. Zum Weltspieltag sind Schulen und Kindergärten, öffentliche Einrichtungen, Vereine und Nachbarschaftsinitiativen aufgerufen, in ihrer Stadt oder Gemeinde eine beispielgebende oder öffentlichkeitswirksame Aktion durchzuführen – egal ob Spiel-, Beteiligungs- oder Protestaktion. Denn der Aktionstag dient ebenso der Lobbyarbeit für das Recht auf Spiel. Die Partner sind vor Ort für die Durchführung ihrer Veranstaltung selbst verantwortlich. Das Deutsche Kinderhilfswerk stellt umfangreiche Aktionsmaterialien zum Weltspieltag zur Verfügung. Weitere Informationen unter www.weltspieltag.de.
Fortbildung als Persönlichkeitsbildung
geschrieben von Redakteur | Januar 20, 2021
Ein berechtigter Anspruch, der nur schwer einzulösen ist:
Bei den meisten Fortbildungsseminaren ist zu lesen, dass auch eine Verbesserung der Professionalität und eine Stärkung der Identität beabsichtigt sind. Das ist nur schwer einzulösen. Wie dies wirklich gelingen kann, beschreibt Prof. Dr. Armin Krenz in seinem Artikel.
Einleitung
Die Forderung, dass Fort- und Weiterbildung sowohl zum unverzichtbaren Bestandteil der beruflichen Arbeit gehört als auch ein notwendiges Element für qualifizierte Tätigkeit ist, trifft bei Erzieherinnen und Trägern weitgehend auf Zustimmung. Viele lösen diesen Anspruch auch ein und suchen sich Fortbildungsveranstaltungen aus, die sie besuchen möchten: kurz-, mittel- und langfristige Angebote, ausgerichtet auf annehmbare Bedingungen und ausgewählt hinsichtlich spezifischer Fragestellungen, von denen angenommen wird, dass sie für die Arbeit nutzbar gebraucht werden können, um den Anforderungen besser gerecht zu werden und den Bildungs- und Erziehungsauftrag der Einrichtung noch besser erfüllen zu können.
Bei vielen Anbietern von Fortbildungsseminaren ist – entweder direkt oder indirekt – zu lesen, dass es einerseits um die Verbesserung der Professionalität, andererseits um die Stärkung der Identität geht. Beide Begriffe – Professionalität und Identität – werden zu Kernaussagen erklärt, die unbestritten ihren Stellenwert und ihre Bedeutung in der Pädagogik besitzen. Allerdings ist es notwendig, sie in Beziehung zu Anforderungen zu setzen, die sich auf die Fortbildungseinrichtung, auf die Fortbilder und Teilnehmerinnen beziehen. Und hier wird schon eines deutlich: Identität und Professionalität können sich bei den Teilnehmerinnen nur dort entwickeln, wo gleichzeitig alle drei Bereiche stimmig sind bzw. aktiv in Richtung einer Stimmigkeit entwickelt werden, weil sie sich gegenseitig bedingen:
Anspruch und Voraussetzungen
Fortbildung als eine effektive Möglichkeit, Persönlichkeitsbildung und Arbeitsfeldorientierung in Zusammenhang zu bringen und in Einklang miteinander zu verbinden, ist eine gute Chance dafür, dass einerseits Teilnehmerinnen für sich als Person profitieren und andererseits erfahrene Erkenntnisse und erlebte Erfahrungen nun in ihr Arbeitsfeld übertragen (können). Sicherlich wird jede Person, die das liest, zustimmend nicken, weil dies einleuchtend erscheint und stimmig ist. Doch leider liegt in den „einfachen Aussagen “ oftmals das Problem der realen Umsetzung. So einfach wie das hier aufgestellte dialektische Verhältnis von Person und Arbeit theoretisch ist, so schwer ist es, dies in der Fortbildung herzustellen, weil Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um dies während der Fortbildungsarbeit als „Übungsfeld der Realität“ zu erleben.
Wenn Fortbildung damit den Anspruch erfüllt, Realität in die entsprechende Veranstaltung hineinzuholen, dann bedeutet dies zunächst, dass Fortbildung immer Arbeit und Bemühen, aktive Beschäftigung und Suche ist, sowohl auf Seiten der Referenten als auch auf Seiten der Teilnehmerinnen. Fortbildung als Persönlichkeitsbildung auf beiden Seiten heißt, die eigene professionelle Rolle in Frage zu stellen und sich auf den Weg einer Verunsicherung zu begeben, auf Grenzen zu stoßen, sich mit diesen Grenzen konstruktiv auseinander zu setzen und sie produktiv zu nutzen.
Gruppenpädagogische Forschungsergebnisse zeigen allerdings, dass gerade hierbei immer die Gefahr besteht, dass einzelne Teilnehmerinnen bzw. starre Referenten den eigenen Schmerz erlebter Grenzen nicht aushalten können und in Rollen verfallen, die eine vermeintliche Sicherheit vermitteln. Wenn dies geschieht, sind Machtkämpfe und Rollenkonflikte vorprogrammiert und führen dazu, dass alte Verhaltensmuster begonnene Lernprozesse unterbrechen, behindern, zerstören oder gänzlich vernichten.
Der Anspruch von Persönlichkeitsbildung in der Fortbildung kann nur dort eingelöst werden, wo sich gerade auch der Anspruch an eine „ganzheitliche Pädagogik“ in den vielen Begegnungen von Seminarteilnehmerinnen und Referenten real zeigt und dabei weder bestimmte Inhalte, noch bestimmte Fragen ausgeklammert noch gezeigte Verhaltensweisen von einzelnen Personen negiert, verworfen oder gar bestimmte Personen ausgegrenzt werden. Wäre dies der Fall, so hätte beispielsweise der Anspruch „ganzheitlichen Lernens” seine Berechtigung verloren. Persönlichkeitsbildung kann nur dort geschehen, wo Teilnehmerinnen/Referenten auch
Fehler machen dürfen,
Suchende sind,
für andere unannehmbare Äußerungen von sich geben,
ungewohnte Verhaltensweisen, die vielleicht der eigenen Wertewelt entgegenstehen, zeigen,
Fortbildung als „von außen nach innen geholte Realität“ schafft damit die Möglichkeit, am konkreten Beispiel – hier und jetzt – zu arbeiten. Dies gelingt allerdings nur, wenn die Teilnehmerinnen ebenso aktiv an der Lösung eines Problems mitarbeiten wie die Referenten bereit sind, sich als Suchende auf das Problem einzulassen. Dies wird zusätzlich um so besser gelingen, je annehmbarer die Bedingungen der Fortbildungseinrichtung sind.
Erzieherinnen wollen Methoden, wollen Medien, wollen
Wegbeschreibungen und Rezepte. Ist denn das
Naturgegebene, Eingegebene, so fremd, das Einfachste,
das Schwerste und das Naheliegende so fern?
M. Vera Fischer
Das oben genannte Zitat verlangt eine Antwort und sie muss lauten: ja! Weil ungünstige Arbeitsbedingungen, eine entpolitisierte Sicht von Pädagogik, unaufgearbeitete Erfahrungen aus der Fachschulzeit und in vielen Fällen ein eingeschränktes Selbstwertgefühl das Naheliegende in weite Ferne rücken lassen: die Auseinandersetzung mit sich selbst. Nur so kann Fortbildung den Anspruch realisieren, bei den Teilnehmerinnen auch eine Persönlichkeitsbildung zu initiieren bzw. zu unterstützen. Welch ein Drama wäre es, einerseits selbst den Anspruch an Persönlichkeitsbildung zu benennen, andererseits sich so zu verhalten, dass in Situationen von Auseinandersetzung und Konfrontation alte Verhaltensmuster zum Tragen kommen, nach dem Motto:
hier das Recht (bei mir), dort das Unrecht (beim anderen); hier das Gute, dort das Schlechte; hier das Richtige, dort das Falsche; hier das Opfer, dort der Täter; hier die schuldlose Person, dort der Schuldige.
Persönlichkeitsbildung in der Fortbildung kann nur dort geschehen, wo gerade diese Muster thematisiert und aktiv aufgegriffen werden, wo sie nicht negiert, sondern bewusst angesprochen werden, um neue Möglichkeiten des Umgangs zu erleben und damit den Anspruch von Ganzheitlichkeit einzulösen.
Das bedeutet aber weiterhin, sich mit den eigenen lebensbiographischen Daten auseinander zu setzen, mit den eigenen Werten und Normen, den eigenen Kriterien von Richtigkeit und den eigenen Ansprüchen an sich und andere Menschen, ohne mit dem Finger auf andere zu zeigen, ohne vermeintlich Schuldige ins Abseits zu drängen und vor allem ohne Menschen mit anderen Haltungen zu etikettieren.
Ganz im Sinne von Martin Buber, der dazu Folgendes schreibt:
Werde unmittelbar!
Du, eingetan in die Schalen, in die dich Gesellschaft,
Staat, Kirche, Schule, Wirtschaft öffentliche Meinung
und dein eigener Hochmut gesteckt haben, Mittelbarer
unter Mittelbaren, durchbrich die Schalen, werde
unmittelbar!
Identität als Meilenstein in der Persönlichkeitsbildung kann also nur dort erfahren werden, wo die Teilnehmerinnen und Referenten mit ihren unterschiedlichen Sozialisationserfahrungen bereit sind, sich auf einen langen und anstrengenden Lernprozess einzulassen (und nicht verfrüht auf Lernergebnisse ausgerichtet sind), Schmerzen und Unsicherheiten ertragen (und nicht die Schuld für erlebte Schmerzen anderen zuweisen), persönliche Erfahrungen ins Seminargeschehen einbringen (und nicht durch Schweigen glänzen), krisenhafte Ereignisse als Lernchance ansehen (und sich nicht durch Trennung davonstehlen), Persönlichkeitsstrukturen bezüglich der eigenen Person ansehen (und nicht über andere Menschen Bewertungen aussprechen), Übertragungen aus der eigenen Lebensbiographie als solche identifizieren (und nicht an der Aufrechterhaltung des so genannten blinden Flecks arbeiten), eigene Werte als Individualwerte anerkennen (und sie nicht zum allgemeingültigen Wert, verbindlich für alle anderen, erklären) sowie sich und anderen immer wieder die Möglichkeit geben, ins Gespräch zu kommen (mit den entsprechenden Personen zu reden, anstatt über sie herzuziehen).
Ein Wachstumsprozess im Feld der Persönlichkeitsbildung wird immer mit „Haken und Ösen“ versehen sein – er ist schwer zu gehen und kompliziert zu entdecken. Aber wie ist es anders möglich, Kinder in ihrer Einmaligkeit zu unterstützen, ihre Andersartigkeit zu akzeptieren, ihre Selbstständigkeit zu fördern und ihre Selbstbestimmung zu bejahen, wenn es den Teilnehmerinnen in Fortbildungsveranstaltungen nicht gelingt, diese Ziele zunächst für sich selbst zu realisieren?
Fortbildung als Persönlichkeitsbildung provoziert Widerstände, gerade bei Fragen von „Macht und Ohnmacht“, „Sexualität“, „Nähe und Distanz“, „Offenheit und Grenzen “. Weil dies so ist, wird sich zeigen, inwieweit die offene Diskussion mit allen Beteiligten in der Fortbildung und die grundsätzliche Auseinandersetzung wirklich mit Achtung vor dem anderen, Wertschätzung der Person, Toleranz zu anderen Haltungen und Respekt vor dem Menschen geführt wird; gerade dann, wenn unterschiedliche Meinungen aufeinandertreffen und dadurch eigene Werte ins Wanken kommen.
„Das Leben jedes Menschen ist ein Weg zu sich selber hin, der Versuch eines Weges, die Andeutung eines Pfades. Kein Mensch ist jemals ganz und gar er selbst gewesen; jeder strebt dennoch, es zu werden, einer dumpf, einer lichter (…). Mancher wird niemals Mensch, bleibt Frosch, bleibt Eidechse, bleibt Ameise. Mancher ist oben Mensch und unten Fisch. Aber jeder ist ein Wurf der Natur nach dem Menschen hin“ (Hermann Hesse, Demian, 1965, S. 10f.).
Hesse spricht hier klare Worte, nicht um zu beleidigen, sondern um deutlich zu machen, was war und ist. Dinge werden beim Namen genannt, ohne zu beschönigen, ohne zu verwässern. Persönlichkeitsbildung umfasst damit auch Selbsterfahrung, in der es darum geht, sensibler für eigene Denkmuster und Handlungsschienen zu werden, Konflikte als Wachstumspotentiale zu begreifen und Geschehnisse vor allem in Sinnzusammenhängen zu sehen.
Persönlichkeitsbildung kann nur dort geschehen, wo eine systemische Sicht Einzug halten kann. Dies ist gerade bei Konflikten in der Fortbildung in höchstem Maße notwendig. Konflikte haben immer vielschichtige Gründe, wobei ein benannter Konfliktgrund in fast allen Fällen nicht nur einsichtig (also völlig verkürzt) und damit falsch gesehen wird, sondern es werden auch Gründe und Auslöser für Konflikte vertauscht. Dabei hat die Praxis gezeigt, dass gerade Referenten mit starren Verhaltensmustern, die unbeirrt (und blind) an unreflektierten Wegen festhalten, die Dynamik emotionalisierter Machtkämpfe forcieren, Teilnehmerinnen (unbewusst) massiv manipulieren und aus der Erklärung eines pseudo-solidarischen Verhaltens heraus Fronten schaffen, die destruktive Auswirkungen auf den Seminarverlauf haben. Persönlichkeitsbildung in der Fortbildung geschieht dann nur noch in Abhängigkeit von den Referenten, wobei diese Interaktionsstruktur weder eingesehen noch verändert werden kann/wird.
Hier gilt es, sich langsam ganz dezidierten Situationsanalysen zu nähern, mit Offenheit für alle und in ständiger Besinnung auf die eigene Person. Schließlich ist Persönlichkeitsbildung die Voraussetzung für soziale und fachliche Kompetenz, die dann in einer wirklich identischen und professionalisierten Handlungskompetenz mündet. Nur: Solange es Referenten in der Fortbildung gibt, die gesprochene und geforderte Werte nicht selbst leben, und solange es Teilnehmerinnen gibt, die glauben, sich selbst dadurch zu erhöhen, indem sie erfahrene Dinge in der Fortbildung zum Schaden anderer einsetzen, solange bleibt Persönlichkeitsbildung auf der Strecke. Fortbildung unter dem Aspekt von Persönlichkeitsbildung ist notwendiger denn je; und dabei „brauchen wir keine neue Theorie, sondern ein neues Umgehen mit den bisherigen Ergebnissen” (R. D. Laing).
Berufseid für Erzieherinnen?
Kinder leben in einer Welt der Konsumausrichtung, in einer Zeit der Eile und Hektik, in einem Geflecht zunehmender Erwartungen und in einer Welt der Erwachsenen, die zahlreiche Unternehmungen starten, eine „Kinderkultur“ einzurichten. Dies mit dem Ergebnis, dass Kinder als Konsumenten umworben, als angehende Schüler schon in der Kindergartenzeit gefördert und als zukünftige Erwachsene gezielt geprägt werden. Dabei bleibt das Kind-Sein immer häufiger auf der Strecke.
Die Zahl der seelischen und körperlichen Misshandlungen ist gleichbleibend hoch und immer wird nur die Spitze des Eisbergs sichtbar, wenn Kinder unter Erwachsenen zu leiden haben. Welch eine Welt, in der viele Kinder groß werden! Auf der anderen Seite werden Kinder aber auch übersorgt, mit Liebe erdrückt und von den Erwachsenen unselbständig gehalten, sodass es schmerzt zu beobachten, wie aktive Autonomiebestrebungen von Kindern im Keim erstickt werden. Kindesmisshandlungen also auf ganzer Breite!
Doch wohin ich schaue, sehe ich das Gebot,
die Eltern zu respektieren.
Nirgends aber ein Gebot,
das Respekt für das Kind verlangt.
A. Miller
Da erstaunt es nicht, wenn ernstzunehmende Berichte verdeutlichen, dass viele Erwachsene, die nach Thailand fliegen und sich aktiv an der Kinderprostitution beteiligen, sich offensichtlich auch aus den Berufszweigen der Pädagogen, Lehrer und Ärzte rekrutieren. Da erstaunt es nicht, wenn viele Beispiele aus deutschen Kindergärten leider belegen, dass auch innerhalb elementarpädagogischer Einrichtungen Kinderseelen nicht selten durch Wortmisshandlungen Erwachsener Wunden zugefügt werden. Da erstaunt es nicht, wenn Kinder in ihrer Entwicklung, ihrem magischen Denken und ihrer Welt der Fantasie nicht ernstgenommen werden, sodass sie ihre Welt mit Zeit und in Ruhe nicht erleben dürfen.
Da erstaunt es nicht, wenn es Erzieherinnen und andere pädagogische Fachkräfte gibt, die einer Frühförderung im Kindergartenalter – sei es durch einen regelmäßig stattfindenden, wöchentlichen Englischunterricht – neben einer ganzen Reihe anderer Fördermaßnahmen zustimmen und den Leistungsaspekt schon vor der Schule hoch bewerten. Ja, da erstaunt es nicht, wenn ein Kindergartenkind laut weinend im Flur der Einrichtung sitzt und eine Erzieherin, die darauf angesprochen wird, ob sie wisse, warum der kleine Junge so traurig sei, lapidar antwortet, das könne sie nicht sagen, weil das Kind nicht zu ihrer Gruppe gehört.
Vor fast 200 Jahren hat es Jean Paul einmal so formuliert, als er sich mit der frühen Überforderung der Kinder auseinander gesetzt hat:
Wenn man Kinder mit Wissen voll stopft
Was heißt das anderes, als in einem fort einen Acker mit Samen auf Samen voll säen?
Daraus kann wohl ein toter Kornspeicher, aber kein lebendiges Erntefeld werden.
Oder – in einer anderen Gleichung – eure Uhr geht so lange, als ihr sie aufzieht
Und ihr zieht die Kinder ewig auf und lasst sie nicht gehen.
Kinder brauchen gesunde Luft zum Atmen, sie brauchen Platz, um ihren Bewegungsmöglichkeiten Ausdruck zu geben, und sie brauchen Zeit, um sich ganz und gar zu entwickeln. Ihre Impulsivität und Lebensfreude, ihre ungebremste Neugierde und der Wunsch, sich zu verwirklichen, verlangen geradezu danach, dass Erwachsene – auch gerade in Kindergärten – sich verantwortlich fühlen, den Kindern zu helfen, die Welt zu erobern, sodass Kinder sich wohl und aufgehoben fühlen.
Die Freiheit ist dann erlangt,
wenn das Kind sich seinen inneren
Gesetzen nach, den Bedürfnissen seiner
Entwicklung entsprechend, entfalten kann.
Das Kind ist frei,
wenn es von der erdrückenden Energie der Erwachsenen
unabhängig geworden ist.
Ich schlage daher vor, dass Erzieherinnen und andere in der Pädagogik verantwortliche Personen – ähnlich wie Ärzte und Ärztinnen – einen Eid mit Beginn ihrer Berufstätigkeit ablegen, um vor sich, den Kindern und Eltern, den Kolleginnen und der Öffentlichkeit zu dokumentieren, dass sie sich deutlich, klar und kompromisslos als konsequente „Vertreterinnen von Kindern“ verstehen. Dieser Eid würde dann ein fester Bestandteil des Anstellungsvertrages werden und bei Nichtbeachtung arbeitsrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Mitarbeiterinnen, die diesen Eid verweigern, könnten und dürften nicht im Bereich der Elementarpädagogik tätig werden, denn:
Wer nach der Wahrheit, die er bekennt, nicht lebt, ist
der größte Feind der Wahrheit selbst.
Julius Rupp
Gleichzeitig würde ein Berufseid – und dieser Aspekt ist meines Erachtens nicht zu unterschätzen – den politisch Verantwortlichen deutlich machen, dass mit dieser berufsethischen Erklärung unangemessene und unverantwortliche Ansprüche an die Elementarpädagogik hinfällig sind.
ln einer Welt, in der Kinder immer mehr zum Spielball von Erwachsenen, zum Konsumgut einer Erwachsenenweit erklärt und zu medienbeeinflussten Objekten werden, wo Kinder und engagierte Erzieherinnen sich vielleicht in der Verbalakrobatik von Politikern wiederfinden, aber nicht zur real wahrgenommenen Persönlichkeit im Netz der Politik gehören, dort, wo Kinder von Institutionen und Verbänden teilweise zur eigenen Profilierung benutzt und in ihrer Individualentwicklung gehandicapt werden, dort ist es mehr denn je nötig, dass Erzieherinnen und andere pädagogische Mitarbeiterinnen endlich ernst machen mit der Forderung, dass Kinder eine reale Lobby erhalten – jeden Tag, praktisch vor Ort, in den Kindergärten, der Politik und Gesellschaft.
Lasst uns die Erde den Kindern übergeben, wenigstens für
e i n e n Tag, wie ein bunt geschmückter Luftballon zum
Spielen, Lieder singend zwischen den Sternen. Lasst uns
die Erde den Kleinen übergeben, wie einen riesigen
Apfel, wie ein warmes Brot, wenigstens für einen Tag
sollen sie satt werden. Lasst uns die Erde den Kindern
übergeben, wenn auch nur für einen Tag soll die Welt die
Freundschaft kennen lernen. Die Kinder werden uns die
Erde wegnehmen, werden unsterbliche Bäume pflanzen.
Nazim Hikmet
Eid der Erzieherinnen und anderer Mitarbeiterinnen in Kindergärten
Ich schwöre, in Verantwortung vor Kindern und ihren Eltern, in Verantwortung vor mir und der Öffentlichkeit, dass ich auf der Grundlage meines Wissens um entwicklungspsychologische Gesetzmäßigkeiten, in Kenntnis heutiger Kindheitsdaten und unter Berücksichtigung der schwersten Arbeit von Kindern, ihrem individuellen Wachsen, jeden Tag
die Wertschätzung und Achtung vor Kindern leben möchte,
den Kindern mit Verständnis und Respekt begegnen möchte,
ihr individuelles Wachstum im Sinne ihrer Individualentwicklung unterstütze,
jedwede Form körperlicher, seelischer oder geistiger Misshandlung ablehne,
Machtausnutzung oder Machtmissbrauch in meinem Erwachsenensein vermeide,
Kinder in ihrer besonderen Einmaligkeit schätzen und
Kinder in ihrer Würde weder direkt noch indirekt verletzen werde.
Dort, wo ich ein Unrecht – innerhalb oder außerhalb des Kindergartens – an Kindern beobachte, werde ich mutig, direkt und offen dafür eintreten, dass Unrecht an Kindern sich zum Recht wandelt. Ich werde Tag für Tag versuchen, Kindern ein „Recht auf diesen Tag” zu gewährleisten, mit ihnen – statt gegen sie – zu fühlen und zu spüren. Ich werde den „eigenen Entwicklungszeitraum Kindheit“ jedem Kind zugestehen und mich mit Erwachsenenratschlägen, moralisierenden Äußerungen oder Lenkungen zurückhalten, um meine eigenen Vorstellungen nicht zu denen der Kinder zu machen.
Ich verpflichte mich daher, kontinuierliche Selbsterfahrung und Supervision der Arbeit wahrzunehmen und mich als eine ständig lernende Person zu begreifen, in der Starrheit zum Fremdwort wird und stattdessen Offenheit, Sensibilität und persönliche, pädagogische und politische Wachheit zum wesentlichen Merkmal meiner Persönlichkeit werden.
Kaum ist der erste Schnee gefallen, wird er draußen fleißig zu Kugeln gerollt und ein Schneemann gebaut. Die meist freundlich dreinschauenden Gesellen gehören zum Schneespaß einfach dazu. Aber warum sind solche Gebilde überhaupt möglich? Das erklärt Björn Goldhausen Meteorologe von WetterOnline.
Wasser als Klebstoff
Um einen Schneemann zu bauen, bedarf es neben einer ausreichenden Schneedecke auch Wasser. Jeder, der einmal einen Schneemann gebaut hat, weiß, wie die Schneekugel beim Rollen über eine Wiese immer größer wird. Manchmal hinterlässt die Kugel auch eine grüne Spur, weil einfach der gesamte Schnee an der Kugel haften bleibt. Die idealen Bedingungen für diese Haftung sind Temperaturen um den Gefrierpunkt und feuchte Luft. „Frisch gefallene Schneekristalle sind zunächst locker miteinander verbunden.
Bei idealen Bedingungen lässt sich Schnee zu riesigen Kugeln rollen.
Durch Wasser, wie es zum Beispiel bei Temperaturen um 0 Grad noch vorhanden ist, wird die Luft aus den Hohlräumen zwischen dem Kristallgeäst verdrängt und die Kristalle werden enger miteinander verbunden“, erklärt Goldhausen. „Das Wasser klebt sozusagen die Schnee- bzw. Eiskristalle aneinander. Durch das Rollen und Drücken des Schnees wird die Luft immer weiter aus dem Wirrwarr an Schneekristallen verdrängt. Die Wassermoleküle können sich immer fester binden, da sie immer mehr Kontakt zu der Eisfläche bekommen. Eine feste Kugel kann entstehen.“ Für ein langes und standhaftes Leben des Schneemanns ist es günstig, wenn es nach dem Bau ordentlich friert. So wird die Schneekunst regelrecht einzementiert.
Geschichte des Schneemanns
Skulpturen aus Schnee finden schon in der Literatur des 16. Jahrhunderts Erwähnung. In einem Kinderliederbuch von Christian Felix Weiße taucht 1770 der Begriff „Schneemann“ zum ersten Mal belegt auf. Mit einer veränderten Einstellung zum Winter, der nun nicht mehr vor allem entbehrungsreich war, wird auch die Abbildung von Wintermotiven in der Kunst immer freundlicher und heiterer. In Darstellungen des 19. Jahrhunderts findet man neben Schlittenfahrten und fröhlichen Schlittschuhläufern auch den freundlich blickenden Schneemann – so wie wir ihn bis heute kennen.
Wann die Bedingungen für einen Schneemann oder eine Schneefrau ideal sind, erfährt man unter anderem auf www.wetteronline.de, mit der WetterOnline App oder durch einen Blick auf die neue Wetterstation wetteronline home.
Quelle: WetterOnline
Epiphanias – oder: ein Brief von Oma Helene und Opa Hans
geschrieben von Redakteur | Januar 20, 2021
Eine Vorlesegeschichte für Kinder am Dreikönigstag:
Dreikönigstag oder Epiphanias (Erscheinung) nennen die meisten Christen den 6. Januar. Die orthodoxen Kirchen feiern dieses Fest am 7. Januar. Es ist der Tag, an dem man den Heiligen drei Königen oder auch den Weisen aus dem Morgenland gedenkt, die der Stern von Bethlehem zu Jesus geführt haben soll, um ihm zu huldigen und ihm Geschenke zu bringen. Thomas Reuter hat in seinem Buch „Das Kirchenjahr mit Kindern feiern“ eine lustige Vorlesegeschichte geschrieben.
Bevor wir aber in die Geschichte einsteigen, hier noch ein paar Worte zum Dreikönigstag. Von Heiligen drei Königen steht eigentlich nichts in der Bibel. Wohl aber ist im Evangelium von Matthäus 2,1 bis 12 von Sterndeutern oder auch Magiern aus dem Morgenland die Rede, die der Stern zu Jesus geführt haben soll. Die Geschichte, wie wir sie meist kennen, stammt aus einer Vielzahl von Legenden. Die Gebeine der drei sollen im zwölften Jahrhundert von Erzbischof Rainald von Dassel nach Köln gebracht worden sein. 1903 wurde ein Teil der Reliquien wieder nach Mailand gebracht, wo sie einst Friedrich Barbarossa in seinen Besitz gebracht hatte.
Der Brauch, sich erst zu Epiphanias zu beschenken, existiert heute noch in einigen Ländern Europas. Mehr dazu finden Sie etwa bei Wikipedia. Wir haben hier die Geschichte zum Vorlesen:
Oma und Opa haben eine Überraschung
Oma Marianne und Opa Roland – die Eltern von Papa – kamen öfter mal zu Besuch. Klar, denn sie wohnten nur ein paar Häuser weiter. Mamas Eltern – Oma Helene und Opa Hans – kamen höchstens zweimal im Jahr, denn sie lebten über 300 Kilometer entfernt in einem Dörfchen. Mit dem Auto brauchte man einen halben Tag bis zu ihnen hin. In ihrem Dörfchen gab es zwar kein Schwimmbad, kein Kino und nicht einmal einen Fußballplatz, aber dafür Omas und Opas Bauernhof mit Kühen, Schafen, Enten, Hühnern, frischer Milch, selbstangebauten Kartoffeln und vielem anderem mehr.
Wegen der großen Entfernung konnten Marcus und Luise nur selten bei Oma Helene und Opa Hans zu Gast sein – und dabei gab es dort sooo viel zu erleben: auf dem Traktor mittuckern, Kühe melken, Heu einfahren, Schafe umpflocken, Kartoffeln ausbuddeln… Papa sagte manchmal: „Das ist schwere Arbeit, glaubt mir. Oma und Opa können nicht mal in Urlaub fahren, weil sie sich jeden Tag um die Tiere kümmern müssen.“ Sicher hatte Papa recht, aber für Marcus und Luise blieb der Bauernhof dennoch eine Abenteuer-Welt.
Zu Weihnachten schickten Oma Helene und Opa Hans ihren beiden Enkeln stets ein großes Paket – bis obenhin gefüllt mit Spielsachen und Süßigkeiten. „Viel zu viel“, meinte Mama.
Aber Marcus und Luise waren da anderer Meinung. Auch dieses Weihnachten hatten sie sich schon riesig auf das Paket gefreut – und dann diese Enttäuschung. Regelrecht winzig war es gewesen, das Paket, gefüllt mit selbstgebackenen Pfefferkuchen und verschiedenen Nüssen. Klar, die Pfefferkuchen schmeckten toll, aber… Dazu ein Brief mit der Aufschrift „Erst am 6. Januar öffnen.“
Was war mit den Großeltern los? Hatten sie sich über irgendetwas geärgert? Drückten sie Geldsorgen? Und dann der Brief mit der seltsamen Aufschrift. Wenn Mama sie nicht daran erinnert hätte, hätten sie ihn sogar vergessen. „Marcus, hier ist der Brief von Oma und Opa. Du kannst ihn ja durchlesen und dann Luise vorlesen, ja?“ Marcus riss den Umschlag auf, faltete das Papier auseinander und las:
„Lieber Marcus, liebe Luise! Hoffentlich wart ihr nicht allzu traurig, dass ihr von uns nur so ein kleines Weihnachtspaket erhalten habt.“ – Doch, er war enttäuscht gewesen. – „Wisst ihr, wie man den heutigen Tag – den 6. Januar – nennt?“ Klar, Dreikönigstag. „Es ist der Dreikönigstag oder auch Epiphanias (das heißt Erscheinung). Oma nennt ihn immer ,Hohes Neues Jahr‘.“ – Sollte das eine Belehrung werden? – „Es ist der Tag, der den Weisen aus dem Morgenland gewidmet ist, die Jesus mit Gold, Weihrauch und Myrrhe beschenkt haben.“ – Das weiß doch jedes Kind. Nun komm zur Sache, Opa! – „In vielen Familien in Europa, zum Beispiel in Russland oder in Spanien, bekommen die Kinder deshalb auch erst am 6. Januar die Weihnachtsgeschenke.“ – Aha, das klang schon besser. – „Aber dazu später. Sicher habt ihr – wie jedes Jahr – wieder viele Weihnachtsgeschenke bekommen.“ Da hatte Opa natürlich recht. Marcus zählte in Gedanken auf: die Lego-Ritterburg, einen ferngesteuerten Bagger, ein Kartenspiel, äh… eine Armbanduhr und… Was gab‘s da noch? Heh! Es waren doch bestimmt zehn Dinge! Ach ja, das Malbuch. Und weiter? Das gibt‘s doch nicht! Sollte er das alles schon vergessen haben? Fix las er weiter: „Und ihr werdet auch noch täglich damit spielen.“ Klar. Die Ritterburg hatte Marcus gleich am ersten Weihnachtsfeiertag zusammengebaut und seitdem schon dreimal umgebaut. Die Uhr hatte er am Arm. Das Malbuch lag auf dem Stapel anderer Malbücher – bis jetzt hatte er noch nichts darin ausgemalt. Das Quartett hatte er ein paarmal mit Luise gespielt. Und der ferngesteuerte Bagger? Den hatte Marcus eine Stunde lang vor- und zurückfahren lassen, aber so richtig tollen Spaß machte das nicht. Auf dem Fußboden im Kinderzimmer lagen eigentlich nur die Sachen, mit denen er schon immer gern gespielt hatte. Aber was wollte Opa Hans nun eigentlich? Marcus las weiter:
„Ihr beiden Lieben – wir haben euch kein größeres Paket geschickt, weil wir uns in diesem Jahr mal ein anderes Geschenk als Spielsachen überlegt haben. Und weil ihr am Heiligabend bestimmt mit euren anderen Geschenken beschäftigt wart, bekommt ihr unseres erst heute. Aber wie schon geschrieben : Viele Kinder müssen sowieso bis zum 6. Januar warten, ehe sie ihre Weihnachtsgeschenke erhalten. Also, hier ist unser Geschenk: Wir laden euch zwei und eure beiden besten Freunde (sicher Benjamin und Claudia, stimmt‘s?)“ – Stimmt! – „für die gesamten Osterferien zu uns auf den Bauernhof ein. Ich hole euch zu Hause ab und bringe euch auch wieder heim. Und auf dem Bauernhof könnt ihr all das tun, was euch Spaß macht (außer Unsinn natürlich). Wir hoffen, ihr freut euch über unser verspätetes Weihnachtsgeschenk.
Bis bald! Eure Oma Helene, euer Opa Hans“
Marcus rief laut „Juhu!“ und „Luise! Wir haben noch ein tolles Geschenk von Oma und Opa bekommen!“ „Wo denn? In dem Brief?“ „Klar. Also, setz dich hin. Ich lese ihn dir vor. Du wirst staunen!“ Der Weihnachtsmann würde in diesem Jahr zwar erst in den Osterferien kommen, aber bei diesem Geschenk war ihm das zu verzeihen!
Dieses Buch erklärt auf unterhaltsame Art in lustigen Geschichten alle wichtigen Feste des Kirchenjahres, wobei sowohl katholische als auch evangelische Feste berücksichtigt werden. Zahlreiche Illustrationen, Koch- und Backrezepte und Bastelvorschläge regen die Kinder zum Mitmachen an und sorgen für ein kreatives Spielen und Lernen. Beginnend mit der Adventszeit führt das Buch durch das ganze Kirchenjahr. Es eignet sich als Vorlesebuch für die Familie, für Kindergruppen, den Kindergottesdienst und die Gemeindearbeit.
Bibliographie:
Thomas Reuter Das Kirchenjahr mit Kindern feiern Ein Vorlesebuch mit lustigen Geschichten, Backrezepten ind Spielen Kartoniertes Buch, 96 Seiten Burckhardthaus-Laetare ISBN: 978-3-944548-90-6 14,95 €
Bewegung: Voraussetzung für Entwicklung und Wachstum
geschrieben von Redakteur | Januar 20, 2021
Was wir tun müssen, damit sich Kinder gut entwickeln:
Wir alle wissen, dass Bewegung wichtig für die Entwicklung und das Wohlbefinden ist. Aber warum ist das so? Dr. Gabriela Falkenberg-Gurges ist promovierte Diplom-Sportlehrerin. Sie geht dieser Frage nach und zeigt, wie einzelne Fähigkeiten zu einem harmonischen Ganzen führen.
Lernen über die Sinne
Wir lernen über unsere Sinne. Sie ermöglichen es, die für alle Erfahrungen nötigen Eindrücke von Umwelt und eigenem Körper wahrzunehmen und zu verarbeiten. Schon im Mutterleib reagiert der Fötus auf Außenreize, vor allem durch den taktilen Hautreiz und durch das vestibuläre System, das über Lage und Druckverhältnisse Auskunft gibt. Diesen Sinnesempfindungen in der ersten Lebensphase wird eine entscheidende Bedeutung, nicht nur für den sensorischen, sondern auch für den kognitiven und sozial-emotionalen Bereich, zugeschrieben.
Bewegung ist Erfahrung – Geleitet von Wahrnehmungen
Um die Sinnesreize aufzunehmen und ohne Störungen zu speichern, sind motorische Aktivitäten unersetzliche Bedingung. Ein Kind ist von Anfang an bewegungsfreudig. Es untersucht ganzheitlich, mit all seinen Sinnen und körperlichen Möglichkeiten die Umwelt, differenziert sie und erschließt sie sich im Laufe seiner Entwicklung. Kindliche Bewegungen sind am Anfang ungenau und unkoordiniert. Sie werden erst im Zuge der Entwicklung und durch ständiges Üben sparsam und genau, also ökonomisch und präzise.
Im Vorschulbereich lässt sich die Bedeutung für die Entwicklung an vier Faktoren deutlich machen:
aus biologischer Sicht, also für den Muskel- und Skelettapparat, liegen im Alter von 3 bis 6 Jahren wichtige Wachstums- und Entwicklungsabschnitte, die durch Bewegungsschulung entscheidend beeinflusst werden können.
auf psychologischer Ebene sind die Wechselwirkungen des Körperlich-Motorischen mit dem Geistig-Seelischen sicherlich unzweifelhaft. Bewegungsgeschickte Kinder können sich besser in ihrer Umwelt zurechtfinden, was sich wiederum positiv auf das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein auswirkt.
die kognitive oder intellektuell geistige Entwicklung wird entscheidend über frühere Bewegungserfahrungen gesteuert. Nur in der motorischen Auseinandersetzung mit der Umwelt können sich geistige, also Denkentwicklungen vollziehen.
auch die soziale Entwicklung ist nicht unabhängig von der motorischen. Motorisch ungeschickte Kinder haben in der Kinder- und Erwachsenenwelt mehr Schwierigkeiten, sie stoßen eher auf Ablehnung und dies wiederum wirkt sich negativ auf die motorische Entwicklung aus, da das Kind wichtige neue Bewegungsanregungen, zum Beispiel durch das Gruppenspiel und die aktive Auseinandersetzung mit seiner Umwelt nur schwerlich und unzureichend erfährt.
Selbstwert durch Bewegung
Wir brauchen also grundsätzlich Wahrnehmungsfähigkeiten und koordinative Leistungen für das Erlernen von Bewegungen. Für beide Teile sind Wachstum und Reifung wesentlich, jedoch ebenso wichtig ist das Einüben und beständige Wiederholen und Ausprobieren dieser Fähigkeiten. Das Vorschulalter nimmt hier als frühes Lernalter eine wichtige Stellung ein, damit solche Bewegungserfahrungen gemacht werden können.
Vorschule als Erfahrungsfeld
„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!“
Gelingt es in dieser frühen Phase vielfältige Anreize zu geben und so eine ganzheitliche, sinnvolle und sinnenvolle Basis zu schaffen, ist dies eine gute Voraussetzung für jedes Kind, sich den zukünftigen Aufgaben und Anforderungen, nicht nur für das Bewegungslernen, gewachsen zu fühlen.
Dies gilt zunächst für den Schritt ins Schulleben. Die ungewohnt vielen kognitiven Leistungen, die Konzentration und Kooperation sind deutlich leichter zu bewältigen, wenn man sich in seinem und mit seinem Körper wohl fühlt und Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und das Können oder die Bereitschaft hat, gerne diese vielen neuen Herausforderungen zu meistern.
Die Sinne
Welche Reize führen eigentlich zu den Reaktionen des Körpers?
Welche Wahrnehmungsfähigkeiten werden nun für die Bewegungserfahrungen eingesetzt?
Es lassen sich hierfür fünf Analysatoren unterscheiden.
Der visuelle Analysator oder der Gesichtssinn.
Damit wird alles registriert, was wir mit unseren Augen erfassen können. Dadurch wird das zentrale, räumliche, farbliche und periphere Sehen ermöglicht. Durch so genannte Fotoreize werden zum Beispiel Bewegungen und Konturen fixiert.
Der akustische Analysator oder Gehörsinn
Er registriert Schallwellen und Frequenzen. Dadurch werden Töne und Geräusche für uns unterscheidbar und wahrnehmbar.
Der taktile Analysator oder Tastsinn
Er vermittelt uns Informationen darüber, wie sich etwas anfühlt, aber auch über Oberflächenbeschaffenheiten, Temperatur, Schmerz, Druck und Berührungen aller Art. Systeme dieser gerade beschriebenen Wahrnehmungen sind die Exterozeptoren (äußere Reizaufnehmer) im Gegensatz zu den Intro- oder Propriozeptoren (innere Reizaufnehmer), welche die körperinneren Wahrnehmungen aufzeigen. Hierzu gehören:
Der vestibuläre Analysator oder Gleichgewichtssinn
Damit wird die Lageveränderung des Körpers im Raum ausgeglichen, so dass es möglich ist, auch in sehr schwierigen Positionen (etwa auf einem Bein stehend) und Situationen (etwa in einer fahrenden Bahn stehend) eine aufrechte Position einzuhalten.
Der kinästhetische Analysator oder Muskel- und Bewegungssinn
Er registriert Muskelveränderungen und gibt uns dadurch das Gefühl von Spannung und Entspannung. Er vermittelt uns Ausdehnungen und Positionen unseres Körpers im Raum, die für motorische Aktivitäten und für das Bewegungsempfinden notwendig sind.
Einzelne Fähigkeiten führen zu einem harmonischen Ganzen
Die Wahrnehmungsfähigkeiten sind Voraussetzung und Bedingungsfaktoren für die koordinativen Fähigkeiten.
Koordination lässt sich mit „Zusammenordnen“ übersetzen. Gemeint ist damit das Zusammenspielen und Anpassen von Muskeltätigkeiten, die durch das zentrale Nervensystem gesteuert werden.
Koordinative Fähigkeiten sind ein Sammelbegriff für verschiedene Einzelfähigkeiten. Sie sind ein „theoretisches Konstrukt“ in dem Versuch die einzelnen Leistungen dieses komplexen Gefüges zu systematisieren. In der älteren Fachliteratur findet man hierfür häufig die Begriffe Gewandtheit oder Geschicklichkeit. Beide reichen aber nicht aus, um die vielfältigen Vorgänge der Koordination zu beschreiben. Die koordinative Fähigkeiten sind an allen motorischen Aktionen beteiligt und werden deshalb „leistungsbestimmende Faktoren“ genannt. Je präziser das System der Koordination arbeitet, desto besser gelingen die unterschiedlichen Bewegungen. Daher lassen sich koordinative Fähigkeiten definieren als das harmonische und möglichst ökonomische Zusammenwirken von Muskeln, Nerven und Sinnen zu zielgenauen, gleichgewichtssicheren Bewegungsaktionen und schnellen, situationsangepassten Reaktionen.
Die Voraussetzungen hierfür sind
das rechte Kraftmaß, das den Bewegungsumfang und die Bewegungsgeschwindigkeit bestimmt
die richtige Muskelwahl, die die Bewegungsführung und -richtung beeinflusst
die Fähigkeit zu schnellem Wechsel von Muskelspannung und -entspannung als Voraussetzung für die motorische Anpassung. (vgl. Kiphard 1983).
Bessere Fähigkeiten, bessere Lösungen
Die koordinativen Fähigkeiten werden als sensomotorische Prozesse verstanden (das heißt auf Sinnen und Bewegungen basierend), die jedoch eng an geistige und psychische Faktoren gebunden sind. Hierzu gehören differenzierte Wahrnehmungsleistungen, Konzentration, Aufmerksamkeit und Entscheidungsvermögen (Bewegungsvorausnahme) sowie Willenseigenschaften und die Motivation.
Die Fähigkeiten zur optimalen Steuerung und Regelung von Haltungen und Bewegungen ermöglichen also die schnelle, genaue und zweckmäßige Lösung motorischer Aufgaben und begrenzen diese gleichzeitig auch. Mangelnde koordinative Fähigkeiten beeinflussen Tempo, Qualität und Dauerhaftigkeit motorischer Bewegungen. Sie sehen dann ungezielt, langsam und wenig schön aus und das Erlernen neuer Bewegungen ist eingeschränkt.
Wesentlich ist insgesamt die genaue Abgestimmtheit der Bewegung, die auch als „Bewegungsgefühl“ bezeichnet werden kann. Erst wenn das „Gefühl bis in die Fingerspitzen“ erfahren ist, werden die Bewegungen diese Harmonie ausstrahlen und sie tragen dann zur Entwicklung aller motorischen und geistigen Fähigkeiten bei.
In der Fachliteratur gibt es eine Menge unterschiedlicher Definitionsversuche der so vielschichtigen oder komplexen Fähigkeiten. Hierbei ist die Anzahl der Einzelfähigkeiten nicht einheitlich angegeben. Als gebräuchlich und allgemein anerkannt lassen sich fünf grundlegende koordinative Fähigkeiten unterscheiden. Es sind die
Gleichgewichtsfähigkeit: das Einhalten oder Wiederherstellen des Gleichgewichts während oder nach Bewegungshandlungen. Dies spielt eine führende Rolle, ohne Gleichgewicht keine Bewegung (Gehen, Laufen oder Stehen). Reaktionsfähigkeit: das zweckmäßige, situationsangemessene Bewegungshandeln auf ein Signal hin (wobei das Signal erwartet oder unbekannt sein kann).
Reaktionsfähigkeit: das zweckmäßige, situationsangemessene Bewegungshandeln auf ein Signal hin (wobei das Signal erwartet oder unbekannt sein kann).
Rhythmusfähigkeit: das Erkennen und Umsetzen der Wechsel in der Dynamik einer Bewegung; sowohl visuell als auch vor allem akustisch sollen die Bewegungsrhythmen erfasst werden. Räumliche, zeitliche und Kraft-Parameter von Bewegungsabläufen, wie: hoch – tief, lang – kurz, Spannung – Entspannung, schnell – langsam.
Räumliche Orientierungsfähigkeit: die Wahrnehmung der eigenen Körperposition in Relation zur Erdoberfläche, das richtige Einschätzen der Bewegung im Verhältnis zu Raum, Zeit und gegebenenfalls auch zum Gerät oder zu anderen Personen
Kinästhetische Differenzierungsfähigkeit: das erreichen von Genauigkeit und Ökonomie der Bewegungen, die Feinabstimmung von Einzelbewegungen etwa des Kopfes, der Hand oder des Fußes, die Einschätzung von Körperhaltungen sowie die Muskelspannungsempfindung.
Erst einzeln, dann zusammen
Wichtig ist, dass diese koordinativen Fähigkeiten nicht unabhängig voneinander zu betrachten sind, sondern immer in vielfältiger Weise untereinander in Beziehung stehen.
Gefühl bis in die Fingerspitzen
Der Artikel stammt von Dr. Gabriela Falkenberg-Gurges aus dem Buch Gefühl bis in die Fingerspitzen – Körpererfahrung in Kindergruppen. Die Diplom-Sportlehrerin möchte mit Ihrem Buch unserer bewegungsarmen und reizüberfluteten Welt etwas gegenüberstellen: sinnvolles und sinnenvolles bewegtes Spiel. Neben den fachlichen Grundlagen finden sich in dem Buch auch zahlreiche praktische Beispiele und Anleitungen. Kein freise Spiel im eigentlichen Sinne, aber viele spielerische Ansätze zum Spielen und Lernen.
Bibliographie:
Dr. Gabriela Falkenberg-Gurges Gefühl bis in die Fingerspitzen Körpererfahrung in Kindergruppen Burckhardthaus-Laetare ISBN: 978-3-944548-10-4 Taschenbuch, 96 Seiten 14,95 € Mehr auf www.oberstebrink.de
Silvester mit Marcus und Luise
geschrieben von Redakteur | Januar 20, 2021
Eine Vorlesegeschichte samt Rezept für eine Kinderbowle:
Silvester ist doch eine faszinierende Angelegenheit für uns alle. Weniger weil der Name auf einen Bischof von Rom im vierten Jahrhundert zurückgeht. Sondern in der Hauptsache deshalb, weil das Jahr zu Ende und ein neues Jahr vor uns steht. Auch in unserer Silvestergeschichte von Thomas Reuter zeigt sich ein Stück dieser Faszination.
Am Silvestermorgen sagte Marcus zu Luise: „Heute bleibe ich bis Mitternacht wach!“
„Ich auch“, erwiderte Luise. „Ich bin ja nun alt genug dazu.“ „Haha“, prustete Marcus los, „alt genug! Du gehst in die erste Klasse und kannst noch nicht mal ordentlich rechnen!“ „Klar kann ich rechnen“, behauptete Luise. „Vier plus vier ist acht. Was sagst du nun?“
„Toll“, sagte Marcus – aber so richtig ehrlich klang das nicht. „Ich jedenfalls bleibe wach. Um zwölf zerplatzen nämlich mindestens tausend bunte Raketen am Himmel, und dann wird Sekt getrunken und die Glocken läuten und ein neues Jahr fängt an.“
„Um zwölf werde ich noch wach sein.“ Luise war sich da völlig sicher.
Beim Mittagessen sagte Mama: „Hoffentlich habt ihr euch alle was Gutes vorgenommen fürs neue Jahr. Wie siehts denn da bei dir aus, Thomas?“
Papa guckte unschuldig. „Was soll ich mir vornehmen? Ich mache doch sowieso alles richtig.“
„Ich hätte einen Vorschlag für dich“, mischte sich nun Marcus ein. „Du darfst beim Fernsehgucken nicht mehr an den Fingernägeln knabbern.“ Hui! Das. saß! Papas Gesicht wurde knallrot. „Und du?“, fragte er schnell zurück.
„Ich… ?“ Marcus überlegte. „Ich vergesse meinen Schal nicht mehr, wenn ich aus der Schule heimkomme.“ Gute Idee, denn in diesem Winter hatte er ihn schon fünfmal vergessen. Luise fiel auch etwas ein: „Rechnen kann ich schon. Aber ein paar Buchstaben werde ich im nächsten Jahr noch lernen. Und du, Mama?“
„Also – ich werde Kater Max nicht mehr so oft ärgern.“ Kater Max lag ausgestreckt auf dem Teppich. Luise sprang vom Esstisch auf, legte sich neben ihn und fragte: „Und was hast du dir vorgenommen, Maxe?“ Kater Max schnurrte und Luise übersetzte aus der Katzensprache: „Maxe hat versprochen, nicht mehr zu beißen. – Au!!“ Kater Max hat soeben versucht, sie in den Finger zu beißen. Das war wohl ein Übersetzungsfehler!
Nachmittags kamen auch Oma Marianne und Opa Roland zu Besuch. „Oma“, schnatterte Luise sofort los. „Ich bleibe heute bis zum neuen Jahr wach. Da zerplatzen die Glocken und es werden tausend Sekt getrunken. Hat Marcus erzählt.“
Oma lachte. „Aber um Mitternacht wird ’s laut draußen, es knallt und zischt überall“, warnte sie ihre Enkelin. „Na und?“, antwortete Luise, „denkst du etwa, ich hab Angst?“
Am Abend wurde es so richtig gemütlich. Zum Essen gab es gekochte Klöße mit Semmelbröseln mittendrin, dazu Sauerkraut und lange Bratwürste in Buttersoße. Hinterher Pfirsichstücke mit Schlagsahne. Marcus futterte zwei Würste und dreimal Kompott – kein Problem! Danach tat ihm der Bauch so weh, dass er sich erstmal eine halbe Stunde ganz ruhig auf den Teppich legen musste. Luise und Kater Max strichen um ihn herum.
Später schauten sich alle im Fernsehen die Geschichte vom Butler James an, der auf einer Geburtstagsfeier alle Gäste spielen muss und dauernd über ein Eisbärfell stolpert. Gleich nach der Sendung spielten Marcus und Luise Butler James. Luise sollte das Eisbärfell sein und plötzlich fand sie den Film gar nicht mehr sooo lustig.
Gegen zehn Uhr setzten sich die vier Erwachsenen an den runden Tisch und spielten Doppelkopf. Das ist ein Kartenspiel, wo ständig jemand sagt: „Du hast doch bestimmt wieder die zwei Dollen?“ oder: „Ist eigentlich die Alte schon raus?“ Marcus und Luise hockten auf dem Sofa und sahen sich Bücher an. Luise gähnte. „Na, müde?“, fragte Marcus.
„Du vielleicht“, erwiderte Luise.
Papa rief vom Tisch herüber: „Wenn ihr möchtet, könnt ihr ins Bett gehen.“ Marcus wollte keinesfalls, Luise ebenso wenig. „Komm, wir spielen Flohhüpfen“, schlug Marcus vor. Luise traf kaum einen Chip in den Becher und gähnte immer häufiger. „Wie spät ist es denn, Marcus?“
„Noch eine Stunde“, antwortete der. Und er biss die Zähne aufeinander, weil er eigentlich auch gähnen musste.
„Ich leg mich ein bisschen aufs Sofa“, sagte Luise und tat es. „Willst wohl schlafen?“, fragte Marcus.
„Nee, bloß den Adventsstern angucken.“
Luise sang leise, um wach zu bleiben. Marcus ging auf und ab – dabei konnte man keinesfalls einschlafen. Ab und zu zischte schon eine Rakete in den dunklen Himmel.
Halb zwölf hörte Luise auf zu singen. Marcus rieb sich öfter die Augen. Kater Max schlief längst schon im Sessel. Der hatte es gut!
„Noch zehn Minuten“, sagte Marcus zu Luise. Die antwortete nicht. Sie lag da wie ein Engelchen, ihre Augen waren fest geschlossen. „Luise schläft!“, feixte Marcus. „Papa, es ist gleich Mitternacht!“
„Bloß noch dieses Spiel“, erwiderte Papa. „Ich habe grade ein König-Solo.“
Eine Minute vor Mitternacht schauten sie sich im Fernsehen die Uhr an. Marcus zählte die Sekunden rückwärts mit. Punkt zwölf Uhr gab’s Umarmungen und viele gute Wünsche fürs neue Jahr. Marcus rüttelte an der Schulter seiner Schwester: „Luise, es ist soweit!“
Luise klappte die Augen auf und sagte: „Guten Appetit. Türe zu, es zieht!“ Dann klappte sie die Augen wieder zu.
„Kommt, wir gehen nach draußen“, sagte Mama. Marcus war mächtig aufgeregt. Überall zischte und knallte, pfiff und krachte es. Manche Raketen waren dunkelrot, andere knallbunt, wieder andere regneten golden. Ein bisschen flau war ihm schon, aber andererseits war es wirklich beeindruckend. Hin und wieder guckte er von draußen durchs Fenster ins Wohnzimmer. Luise lag auf dem Sofa und schlief wie ein Murmeltier. Opa hatte eine Packung Wunderkerzen mitgebracht. Er zündete zwei davon an und gab sie Marcus. Dann zeigte er ihm, wie man damit Wellen und Kreise und Achten in die Luft zeichnet. „So, jetzt stoßen wir an“, schlug Mama vor. „Außerdem ist’s kalt hier draußen.“ Alle gingen wieder rein.
Opa öffnete die Sektflasche. Der Korken schoss los, prallte von der Wand zurück und traf genau das Hinterteil von Kater Max. Der sprang sofort auf und fauchte. „Du wolltest nicht mehr beißen“, warnte ihn Mama.
Marcus bekam ein Glas mit seinem Lieblingsgetränk Ginger Ale. (Ingwer-Limonade klingt bei weitem nicht so toll.) Und dann konnte er endlich ins Bett gehen. Kaum fünf Minuten später war er eingeschlafen und merkte bereits nicht mehr, wie Papa Luise ins Kinderzimmer trug.
Als Marcus am nächsten Morgen aufwachte, rieb auch Luise sich soeben die Augen.
„Na Luise, wie war’s heute Nacht um zwölf?“
„Ich hatte überhaupt keine Angst“, sagte Luise sofort. „Du hast geschlafen!“, rief Marcus.
„Na und? Ich kann schlafen, wann ich will!“ Luise bockte und drehte sich zur Wand. Aber sie war doch zu neugierig.
„Na“, fragte sie, „wie war’s denn nun?“
Marcus ließ sich Zeit mit der Antwort. „Du hast was verpasst“, sagte er dann. „Der Himmel war ganz bunt von den Raketen. Ich habe Wunderkerzen abgebrannt. Und…“ – er machte eine lange Pause, in der Luise fast vor Neugier platzte – „ich habe jede Menge Ginger Ale getrunken.“
Luise drehte sich mit großen Augen zu ihm um. „Das hätte ich auch gerne getrunken…“
„Na ja“, erwiderte Marcus, „ich habe genug in der Flasche gelassen, dass es für jeden von uns noch ein Glas voll gibt.“ Hmm – Ginger Ale. „Alle Achtung“, dachte Luise, „was für ein Bruder!“
Kinder-Bowle
Zutaten: 2 Liter kalter Früchtetee, 1 große Dose Mandarinenstückchen, 2 EL Zucker, Saft einer halben Zitrone, 1 Flasche Mineralwasser
Zubereitung: ln den kalten Tee werden die Mandarinenstückehen samt Saft gegeben. Mit Zucker und Zitrone abschmecken, vor dem Servieren mit Mineralwasser auffüllen – gegebenenfalls Eiswürfel zufügen.
PS: Natürlich kann man diese Bowle auch mit anderen Früchten zubereiten. Für Marcus und Luise allerdings ist das Mandarinen Rezept das allein gültige.
Das Kirchenjahr mit Kindern feiern
Die Geschichte stammt aus dem Buch von Thomas Reuter „Das Kirchenjahr mit Kindern feiern – Ein Vorlesebuch mit lustigen Geschichten, Backrezepten und Spielen“. Die beiden Illustrationen hat Kathrin Gehres-Kobe gezeichnet. In dem Buch finden sich viele lustige und spannende Geschichten. die Luise, Markus, ihre eltern und ihr Kater erleben. Es erklärt auf unterhaltsame Artalle wichtigen Festes des Kirchenjahres. Zahlreiche Illustrationen, Koch- und Backrezepte und Bastelvorschläge regen zum Mitmachen an und sorgen für ein kreatives Spielen und Lernen.
Bibliographie:
Bibliographie
Thomas Reuter Das Kirchenjahr mit Kindern feiern Ein Vorlesebuch mit lustigen Geschichten, Backrezepten und Spielen Softcover, 96 Seiten Verlag Burckhardthaus-Laetare 14,95 €